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Skorp
07.09.2006, 10:50
Hey, ich hab auch vor einiger Zeit schon eine Geschichte geschrieben. Ich dachte mir einfach mal, ich poste sie hier.
Sie spielt zu unserer Zeit...und ist wirklich passiert...


DIE GEHEIME GESCHICHTE

Kapitel 1- Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat sich noch nie an etwas Neuem versucht.
(Albert Einstein)

Steve Wood

Ich war jung. Ich war ein Kind.
Ich war meist ein ziemlicher Einzelgänger und Außenseiter in der Schule. Es kam eines Tages dass ich in die Fußstapfen meines Großvaters treten wollte und mich für den Golf- Sport angemeldet hatte.
Ich kam bei meinem ersten Training am Übungsplatz an und musste feststellen, dass ein Schulkamerad, Ben Neumüller ebenfalls Golf spielte.
Er erschreckte förmlich bei dem Gedanken, dass ich in diesem Verein, in dem er bereits längst beigetreten war, spielen wollte und lies den Schläger fallen, allerdings war es schön festzustellen, dass es ihn insgeheim freute. Seine Mutter, meine zukünftige Trainerin und Vereinschefin, war wenig erfreut über den am Boden liegenden Golfschläger.
Ich sah ihm ein wenig zu. Ich musste respektvoll feststellen, dass er das Spiel wirklich ziemlich gut beherrschte.
„Du spielst ja wirklich verdammt gut“, sagte ich.
„Ja. Ich spiele ja auch schon länger. Komm, ich zeige es dir.“
Ich war wirklich erfreut über dieses Angebot. Die ersten Male hab ich mich ziemlich lächerlich gemacht, aber mit der Zeit hab ich doch schon ein paar akzeptable Schläge hingelegt.
„Nichts überstürzen, ich hab auch lange gebraucht“, sagte er zu mir und grinste mich an.
Ich erwiderte das Grinsen und versuchte es weiter.
Mein erstes Training war vorüber, und Ben kam auf mich zu.
„Es freut mich dass du hier mitmachen willst, wenigstens mal jemand in meinem Alter.“
„Du bist ein paar Monate älter als ich“
„Aber wir sind vom selben Jahrgang. Edle Tropfen….“, sagte Ben und lächelte mich erneut an.
„Bis morgen in der Schule“, entgegnete ich.
„Okay.“
„Du wirst doch nicht schwänzen oder?“
„Ich doch nicht.“
„Du kannst Mathe ja auch gut.“
„Stimmt morgen Schulaufgabe. Muss ich auch noch für lernen.“
„Also bis morgen dann.“

Von diesem Tag an sollte alles beginnen. Ein Leben, welches ich niemandem wünsche, hob sich hervor. Nach all den Jahren, kann ich mich immer noch an diesem Tag erinnern. Der Tag, an dem ich das Startsignal überhört haben musste. Der Tag, an dem das Pendel des Schicksals sich zu bewegen begann.

Aus der Schulzeit gibt es nicht sehr viel zu erzählen. Wir hatten mehr als sonst miteinander zu tun, haben uns Nachmittags getroffen, Videospiele gespielt, Hausaufgaben zusammen gemacht, uns in der 5. und 6. Klasse sogar nebeneinander gesetzt. Wir waren im Unterricht stets ein eingespieltes Team. Wie eine Gleichung, die sich selbst ausgleicht. Er wusste was ich nicht wusste und umgekehrt.
Es gab nur mal so eine Zeit da hat er sich bei den „besseren“ Leuten der Klasse heimisch gefühlt und ich war das niedere Volk, dass sich von ihm bis aufs Leib mobben lassen musste. Doch auch dies hatte ich ihm später verziehen.

„Wir haben morgen ein Spiel, und du bist ein wichtiger Mann, Steve“, sagte Ben einst zu mir.
„Ich werde kommen und diesen Flietzpiepen zeigen, wo der Frosch die Locken hat.“
„Meine Mutter zählt auf dich.“
„Das machen wir schon, mein guter Freund“
Wir gewannen sehr viele Spiele und bekamen Erfahrung und wurden teamfähig.
Es vergingen 2 Jahre, bis ich aufgrund privaten Zeitdrucks mit dem Golf spielen aufgehört hatte. Ben Neumüller hingegen ist aufgestiegen, er repräsentierte nun seine Stadt, nicht nur sein Dorf. Er hat wirklich gut gespielt und war bei meinen letzten Spielen auch noch mit mir in einer Mannschaft, bevor er in einer höheren Liga spielte.
Das nächste, was ich erzählen möchte, spielt an einem anderen Ort, zu einer späteren Zeit:

Das 7. Schuljahr hatte begonnen. Wir kamen in diesem Jahr an eine andere, weiterführende Schule, und dazu kamen ein paar neue Schüler.
Karsten, David, Kail und Jason.
Die ersten beiden Namen müssen sie sich nicht merken, sie werden keine große Rolle mehr in dieser Geschichte spielen.
Die Hauptperson nennt sich ab dieser Zeile wohl Kail.
Er hatte kurzgeschnittenes, schwarzes Haar, grüne Augen, eine kreischend schrille Stimme, die ihn an den Synchronisationsjob für die Kindersendung „Pumuckl“ hätte bringen können und seltsam geschwungene, lange Ohren, die ihn leicht an Dumbo, den Albtraum eines jeden Ohrenarztes, erinnerte. Und hier spricht nicht der Zorn aus mir, einem jeden ist dies so erschienen.
Er war alles andere als beliebt in der Klasse oder der Schule gewesen. Im Sportunterricht war er, obwohl er sehr schlank gebaut war, eine absolute Niete. Er schmeichelte sich bei den Pädagogen für Fachwissen, sprich Lehrer, ein und war immer recht egoistisch gewesen.
Im selben Jahr hatte ich sogar recht viel Kontakt zu ihm. Ich war selbst lange ein grosser Außenseiter, und freundete mich dann vorzugsweise eher mit diesen Leuten an, auch wenn ich inzwischen schon von den „Höheren“ akzeptiert und respektiert wurde. Er schien ja auch ein sehr sympathischer und vorbildlicher Kerl zu sein:
Er kümmerte sich immer um seinen kleinen Bruder, half älteren Damen über die Straße und konnte wie ein Erwachsener Unterhaltungen führen. Außerdem hatte er eine vernünftige Weltanschauung und Ausdrucksweise. Viele Leute beneideten ihn, einige nahmen sich ihn als Vorbild, und viele Mütter wollten einen Sohn wie ihn.
Wir hatten so einiges zusammen erlebt, sind Rad gefahren, haben viel Unterhalten geführt, Videospiele durchgeschafft und recht viel Blödsinn getrieben.
Diese imaginäre „Freundschaft“ war aber auch schnell wieder vorbei. Wir hatten uns zwar nie gestritten, aber Kail wollte wohl auch nicht mehr so viel mit mir zu tun haben, nachdem ich ihn an einem winterlichen Morgen nicht die Hand zur Begrüßung gab.
Im Mittelpunkt wollte er immer schon stehen.
In dieser ganzen Zeit hatte ich mit Ben nicht einmal soviel außerschulischen Kontakt, wir waren aber die ganze Zeit über gute Kumpel gewesen.
Gute Kumpel- nicht mehr und nicht weniger zu dieser Zeit.
Gelegentlich haben wir uns getroffen. Nicht mehr so oft wie letztes Jahr oder die beiden Jahre davor, an denen wir uns meist 3 oder 4 mal die Woche sahen, aber das sollte in Ordnung sein.



Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen der Mitmenschen .
(Albert Schweitzer)

Pia Frey


Kail war ein wirklich beeindruckender junger Mann, der durch seine Ausstrahlung fast attraktiv wirkte. Er marschierte stets gut gekleidet, mit nicht einem Fussel an seiner dunklen Hose aus dem Haus. Im Grunde hatte ich nicht viel mit ihm zu tun. Es reichte immerhin von einem einfachen „Guten Morgen“ bis hin zu einem „Wo gehen wir denn Heute wieder hin, Herr Nachbar?“.
Dies sollte jedoch auch nicht auf Ewigkeit so bleiben auch wenn ich es mir inzwischen fast wünschen würde. Doch auf dieser Welt gibt es nur noch bereits polierte, goldene Lampen.
Eines Tages, es war ein schöner Nachmittag gewesen, wollte ich mit einer Freundin meine letzten Lucky Strike ´s aufrauchen, als Kail für mich nicht einfach nur ein Nachbar mehr sein wollte.
Er bat uns Feuer an und begann mit uns zu reden.
„Was habt ihr heute vor?“, fragte er uns.
„Wissen wir noch nicht, aber momentan Lunge teeren….“, sagte ich.
„….damit der Krebs nicht stolpert“, fügte meine Freundin schlagartig hinzu.
„Ich wollte mal schnell zum Bäcker. Wollt ihr vielleicht mal mitkommen?“
Bis heute ist mir nicht klar, warum wir da mitgelaufen sind. Es hat uns wohl stolz gemacht, mit einem beliebten, freundlichen Jungen herumzulaufen.
Wir unterhielten und noch ein wenig mit Kail, und bekamen eine Runde Zigaretten ausgegeben. Er war uns wirklich von der ersten Sekunde an verdammt sympathisch.
Schon bald wurde eine intensivere Freundschaft daraus…

Von nun an trafen wir uns jeden Tag, lachten, erzählten uns den neuesten Tratsch übers Dorf, und hatten viel miteinander erlebt. Ich hatte Kail meine engsten Geheimnisse anvertraut und konnte mit ihm darüber reden. Ich wusste schon sehr früh das ein solcher Freund ein Geschenk des Himmels und wirklich einzigartig im Leben sein würde.
Doch Kail wollte immer mehr. Er wurde regelrecht immer Besitzergreifender, wollte das ich mir nur noch Zeit für ihn nehme und musste ihm immer alles erzählen. Schon beinahe so als wäre ich mit ihm verheiratet gewesen. Ich hatte mir schon regelrecht Gedanken gemacht, wie ich ihm eines Tages erklären wollte, dass er für mich nicht mehr als ein sehr guter Freund ist…
Doch er hatte andere Gründe...


Bis hierhin erstmal. Postet ruhig wie ihr die Geschichte bisher findet...

La Cipolla
11.09.2006, 16:18
Hm...
Naja, ist noch nicht viel, aber der Aufbau ist gut, vll schon ein wenig zu gut, also zu geheimnisvoll. Das ist aber kein Problem, wenn der Typ am Ende nciht nur ein normaler Spanner ist. ;)

Stiltechnisch durchaus anenehm zu lesen, wenn auch keine Revolution. Lies nochmal drüber und suche nach folgenden Sachen, die fallen nicht nüchtern, sondern rein emotional auf:
- zwei oder drei misslungene Scherze. Das merkt man, wenn man nur gezwungen lächelt, nicht ehrlich, man merkt halt, dass es witzig sien soll, ist es aber nicht.
- Unauthentische Gespräche. Jugendsprache hin oder her, irgendwann denkt man "Das würde sicher niemand sagen.." Ich meine dmait nicht die "extremeren" Sachen wie Lunge teeren, sowas geht ja in Ordnung, eher ganz triviale Sachen. Nimm auch mal ein bisschen künsterlische Freiheit raus, wenige Leute würden sagen "Das machen wir schon, mein guter Freund“. Klingt einfach lächerlich.

Hat aber wie gesagt Lesefluss.

Skorp
12.09.2006, 14:53
Danke für deine Kritik und deinen Verbesserungsvorschlägen, ich werde sie mir zu Herzen nehmen. Ich finde es fast schade, dass noch nicht mehr Leute hier gepostet haben.
Und keine Sorge, der Typ ist nicht nur ein Spanner. Und wenn dir der Aufbau zu gut ist- Nunja, das ist eine Geschichte, die das Leben schreibt. wie gesagt, das hier ist wirlich passiert. Hier nun Kapitel 2 der Geschichte. Ich erhoffe mir mehr Feedback :) :

Kapitel 2 - Wenn Gott mich anders gewollt hätte, dann hätte er mich anders gemacht
(Johann Wolfgang von Goethe)
Steve Wood
In der 8. Klasse wurde die Freundschaft zwischen Ben und mir allmählich wieder intensiver. Wir hielten unsere Freundschaft durch beidseitiges Interesse an japanischen Animes und trafen uns immer öfter unter der Woche und an den Wochenenden.
„Hast du Hausaufgaben gemacht?“
„Ja.“
„Darf ich sie abschreiben?“
Wir hielten stets zusammen, jedenfalls glaubte ich das zu jener Zeit.
Irgendwann im Sommer hatte Ben die Idee, sich eine Softair zuzulegen:
„Wozu brauchst du ne Waffe?“, fragte ich ihn mal.
„Ich hab das Gefühl, ich brauche sie irgendwann einmal.“
Und so kam er durch einige Bekanntschaften irgendwann an eine solche Waffe.

Kail spielte zu jener Zeit eine nebensächliche Rolle. Er fand bei den „größeren“ Gruppen keinen Anhang und hat sich mit den beiden Außenseitern Ross und Stefan angefreundet, mit denen er seine eigenen kleinen Geheimnisse hegte und versuchte, sich einer höheren Autorität zu bedienen. Dennoch nutzte es ihm nicht allzu viel, denn Kail war niemals wirklich von den anderen Mitschülern beachtet worden. Man hatte ihn als „Freak“, oder als „Idioten“ abgestempelt.

„Eiersalat!“, hörte ich Kail eines Tages mal rufen und musste mit ansehen, wie er Ross äusserst gewaltsam an seinen Mannesstolz griff, und somit unterschied sich mein Urteil nicht unbedingt von dem der anderen.
Kail war in meinen Augen ein sehr seltsamer Kerl, den man besser zu vermeiden wusste, als ihn zu verstehen.
Wie in so vielen Schulklassen hatte auch unsere einen „Klassendepp“, der gemobbt und verprügelt wurde, und das seit der 5. Klasse. Und das geschah niemals zu knapp, es wurde fast zum Alltag, deswegen versuchte auch keiner mehr wirklich, etwas dagegen zu tun, so traurig es auch ist. Dieser arme Kerl war Jim. Kail hatte sich damals ein wenig mit ihm angefreundet und ihn unterstützt. Er hatte daher natürlich etwas heldenhaftes, und wusste durch diese Gutmütigkeit bei den Mädchen und den Lehrern zu punkten.
Eines Tages hielt er sogar so sehr zu Jim, dass Karsten und drei weitere ihm seinen Hochmut heimzahlen wollten. Auch Ben war durch den „Gruppenzwang“ daran beteiligt.
Kail und ich saßen ganz vorne im Bus.
„Den Penner verprügeln wir“, hörten wir Karsten zu seinen Freunden über Kail sagen.
„Fahr mit zu mir wenn du willst. Da wärst du erstmal sicher“, flüsterte ich ihm zu.
„Danke.“
„Hey, Kail- Wo willst du denn hin?“, rief Karsten ihm zu als er bemerkte, dass er sich wieder hinsetzte.
„Ach, ich fahr mit zu Steve“, erwiderte er ihnen.
„Pokémonkarten austauschen oder was?“

Als wir einen halben Kilometer später an der nächsten Bushaltestelle ankamen, stiegen wir beide aus und liefen los.
„Also tschüss Steve. Und danke…“, sagte er zu mir.
„Ähm…Moment…“, erwiderte ich. „Willst du nicht lieber noch für ´ne halbe Stunde zu mir kommen? Die könnten dich sehen wie du unten vorbeiläufst.“
„Ach ne, die werden nach Hause laufen. Die denken doch ich wäre bei dir.“
„Na dann, machs gut…“, winkte ich ihm zu. Ich sah Kail noch kurze Zeit hinterher.

Zuhause angekommen dachte ich darüber nach.
´Hätte ich doch lieber darauf bestehen sollen, dass er mit mir kommt?´
Diese Frage raste mir wie ein Blitz durch meinen Kopf. Als ich vor der Mattscheibe saß, um mir das Neueste über Avril Lavigne´s neuestem Lied erzählen lies, kam ich zu dem Entschluß ihn anzurufen.
Ich nahm den Hörer und wählte seine Nummer, die ich aus den alten Zeiten noch auswendig wusste.
„Hallo?“, meldete sich eine Frauenstimme.
„Ja, hallo. Ich bin ein Freund von Kail und…“
Plötzlich legte die Person am anderen Ende den Hörer auf.
´Da muss was passiert sein´, dachte ich mir.
Ich holte mir eine Flache Cola und schenkte die klebrige Flüssigkeit in ein glänzend poliertes Glas, als mich das Sprudeln der Kohlensäure dazu aufforderte, es noch einmal zu versuchen.
Ich nahm den Hörer und drückte die Wahlwiederholungstaste.
„Ja?“
Das war Kail´s Stimme.
„Kail?“
„Ja, Steve?“
„Ja, ich bins. Und wie geht’s dir? Ist alles in Ordnung bei dir?“
„Nein“, erwiderte er mit zitternder Stimme. „Ich hätte auf dich hören sollen, die haben mich abgefangen.“
„Okay erstmal ganz ruhig“, sagte ich schockiert. „Haben sie dir was getan?“
„Nein, mir geht’s gut. Sie haben mir nur auf die Nase gehauen, sie blutet jetzt. Und ´nen blauen Fleck habe ich, weil ich hingestürzt bin.“
„Da bin ich ja beruhigt.“ Ich atmete auf. „Was gedenkst du, jetzt zu tun?“
„Meine Mutter hat in der Schule angerufen. Unser Lehrer weiß Bescheid. Er sagte das habe morgen Konsequenzen. Außerdem wird mich meine Mutter zur Schule fahren.“
Ansonsten war ich am restlichen Tag mit meinen Hausaufgaben beschäftigt und mit der Frage, ob ich am nächsten Morgen auch etwas abkriegen werde, da ich immerhin Kail helfen wollte.
Eine wie sich herausstellte unberechtigte Frage, die mir dennoch den restlichen Tag Angst machte.
„Und war Kail gestern bei dir?“, war das Einzige, was Karsten mich grinsend fragte.
„Nein. Aber ich denke, das wisst ihr ja besser als ich, oder?“, grinste ich zurück.
„Der Feigling schwänzt heute anscheinend. Ist nämlich noch nicht hier.“
„Er lässt sich von seiner Mutter hochfahren“, erwiderte ich und versuchte, so geistesabwesend wie möglich rüberzukommen.
Allerdings sagten sie auch nichts mehr, sie schienen zu ahnen was sie erwartete:
Ein Schulverweis und eine unangenehme Standpauke vom Klassenleiter.
Bis zum Ende der Schule wurden Ben und ich immer dickere Freunde, und wir erweiterten auch unseren Freundeskreis. Kail hatte in der Schulzeit viel zu Jim gehalten, was ihn noch hilfsbereiter darstellen ließ. Mit ihm aber hatten wir eigentlich keinen Kontakt mehr nach dem Abschluss. Wir hatten nur gehört, er soll ein starker Raucher geworden sein. Doch auch das sollte sich ändern.

Inzwischen bin ich auch ein paar Dörfer weitergezogen. Ben und ich hatten eine Ausbildung begonnen. Er lernte Gärtner, und ich wollte ein paar Monate später meine Ausbildung als Koch beginnen, was dann auch klappte. Das heißt ich konnte nicht mehr zu oft zu Ben wie ich es manchmal gewollt hätte. Allerdings war ich dabei, meinen Mopedführerschein zu machen.
Es war ein regnerischer Tag, an dem Ben und ich an einen See gelaufen sind und dort ein wenig über unsere Zukunft geredet hatten.
„Meinst du, das wir in Zukunft auch noch so gute Freunde sein werden?“, hatte ich ihn gefragt.
„Weiß ich doch nicht“
„Was meinst du…damit?“, fragte ich erschrocken.
„Naja, dass ich nicht weiß was die Zukunft bringt. In 2 Jahren bin ich schon achtzehn wenn ich überlege… Vielleicht hab ich da schon fast eine Familie. In zwei Jahren kann viel passieren, Steve. In 2 Jahren kann sich eine Person komplett verändern, weißt du?“
Damals war ich darüber erschrocken und enttäuscht, heute weiß ich wie recht er damit hatte…
Als wir zurückliefen kamen wir am Kinderspielplatz vorbei, wo eine altbekannte Person saß:
„Hey Ben; Hey Steve! Hast abgenommen, oder?“
Es war Kail, und bei ihm war noch Pia Frey. Sie sah verdammt gut aus, jedoch hatte man schon sehr viele Gerüchte über sie gehört. Sie war aber ganz nett, nur wirkte sie einem Gespräch mit mir doch recht abgeneigt. Ben hatte sich unglaublich gut mit Kail verstanden- zu gut wie ich fand. Wäre das ein Videospiel, würde ich sagen das Intro ist ab hier vorbei. Jetzt kommt der eigentliche Inhalt dieser Geschichte… das Alpha des Omegas, der Anfang einer geheimen, grausamen Geschichte.

Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern eher dass man nie
beginnen wird, zu leben
(Marcus Aurelius)

Pia Frey

Ich weiß bis heute noch nicht wieso ich so blind auf Kail´s Masche reingefallen bin, aber es war eine ganz bestimme Art an ihm gewesen, der man nicht widerstehen konnte.
Eines schönen Tages stellte Kail uns seinen ehemaligen Schulkollegen Ben Neumüller vor, den wir auf dem Spielplatz trafen. Ein dunkelhaariger, sehr attraktiver Kerl mit geheimnisvollen und zugleich tiefgängige Augen.
Bei ihm war Steve Wood, dem ich schon in Chatrooms begegnet bin und den ich nur recht flüchtig kannte. Er war sehr groß, hatte dunkelblonde Haare und war kräftiger gebaut. Er war aber nicht dick, vielmehr sah man ihm an, dass er Kraft hatte. Ansonsten war er rein äusserlich Durchschnitt gewesen.
Ben war der lustigste Mensch dem ich jemals begegnet war. In seiner Gesellschaft wurde es niemals langweilig, man hatte immer etwas zu lachen. Der Vergleich mit dem „Lustigen Taschenbuch“ schien passend, wenn er dabei gewesen war. Stets imitierte er den Comedian
Michael Mittermeier, was er nicht nur sehr gut konnte, sondern auch genauso rüberbrachte wie sein Vorbild. Ben kannte massenweise Leute und war bei ihnen allen sehr beliebt, da verständlicherweise niemand auf seine Art verzichten wollte. In Gesellschaft von Frauen war er jedoch immer leicht schüchtern. Dies legte sich aber, nachdem wir ein paar Worte miteinander gewechselt hatten. Wir verstanden uns prächtig und mit ihm hatte ich über Dinge geredet, über die ich sonst mit niemand anderem je reden würde.
Doch dies konnte Kail absolut nicht ertragen. Er war der Überzeugung, in Ben einen besten Freund erkannt zu haben.
„Wir werden niemals getrennt sein. Er wird immer mein bester Freund sein, das verspreche ich euch!“, sagte Kail einmal. Ich bezweifle, ob er überhaupt weiß, was ein Freund ist…
Nur war eigentlich Steve Wood sein bester Freund, sie kannten sich schon sehr lange.
Also musste Kail erstmal ihn aus dem Weg räumen.
Ich kannte ihn ja auch nicht weiter, also vertraute ich dem, dem ich schon so lange Zeit davor immer bedenkenlos vertrauen konnte- Kail. Steve war nach seinen Erzählungen ein wirklich mieser Typ, er würde immer irgendwelche Gerüchte in die Welt setzen, dumm wie Brot sein, und außerdem sollte er eine leichte Neigung zur Perversion und Homosexualität haben. Ich hatte mich wirklich nur vor diesem abartigen Typen geekelt, und fand Kail´s Eingriff sehr Heldenhaft. Schliesslich versuchte er nur, einem guten Freund vor diesem schlechten Umgang zu befreien.

Kail, Ben, meine beste Freundin Sandra und ich trafen uns regelmäßig und oft im Park. Da es langsam auf die kalte Jahreszeit zuging bekamen wir die Genehmigung von Ben´s Eltern, ihren kleinen Dachboden zu unserem Partyraum auszustatten.
„Ein reichlich runtergekommenes Verlies“, hielt Kail seinem besten Freund schroff vor.
„Es ist eigentlich nur ein Lagerraum“, gab Ben ihm zu verstehen.
„So siehts auch aus. Euer ganzes Haus ist ein Lagerraum“.
„Ach komm, den Raum stauben wir mal richtig ab, das wird ein gemütliches Örtchen werden“, warf ich ein und fing an zu planen.
„Wenn es mit Abstauben halt schon getan wäre“, seufzte Kail und warf Ben einen bösen Blick zu.
Wir räumten da drin ordentlich auf, nahmen Schrubber und Putzmittel in die Hand und säuberten den Raum wie das Büro des Bundespräsidenten.
Wir stellten 2 große Tische und Bänke aneinander und richteten die alte Bar wieder zu einer richtigen, mit Alkohol dezent aufgefüllten Bar. Wir trafen uns dort fast Tag für Tag und führten viel Unterhaltungen, lachten, tanzten, und drehten die Musik auf vollste Lautstärke, was niemanden zu stören schien.
Doch all dies sollte nicht auf ewig so sein…
Kail hielt sich bisher mit seinen eigenen Zielen verdeckt, doch dann wurde es immer offensichtlicher, was er wollte: Macht!
Ben´s Dachboden war nicht mehr unser Partyraum- es war auch nicht mehr Ben´s Dachboden- es war Kail´s Regierungssitz. Von hier aus übte er seine Macht über viele Menschen aus. Uns war es absolut verboten worden, uns in Kail´s Abwesenheit zu treffen oder mit anderen Freunden oder Kumpel. Haben wir es dennoch getan, hatte er uns in die Hölle heiß gemacht und erpresste uns, er würde sich die tiefsten Geheimnisse, die wir ihm einst voller Vertrauen und Fürsorge übermittelt haben, zunutze machen und sie an die richtigen Leute weitererzählen. Etwas, was durch das ganze Dorf gewandert wäre.
Dies war wohl auch der Grund gewesen, warum nie jemand etwas gegen ihn sagte oder die Hand gegen ihn erhob, geschweige denn die „Freundschaft zu kündigen“.
Kail wollte seinen guten Ruf im Dorf natürlich nicht verlieren, daher wusste er es zu vermeiden, dass wir den Mund aufmachten. Natürlich hatten wir im Heimlichen genug zu lästern gehabt, doch er bekam es immer raus. Ich weiß bis heute noch nicht, wie er das immer gemacht hat. Es war einfach ein Teufelskreis und er war der Punkt in der Mitte, von dem an der Zirkel seinen Kreis aufmalte…

Ben liebte das Golf spielen über alles. Seit Generationen wird dieser Sport in seiner Familie betrieben. Er ging zwei bis drei mal in der Woche zum Training und hatte ab und zu ein Vereinsspiel am Wochenende.
Ben war Gärtner; Ein, wie er meinte, knochenharter Beruf. Er kam nachmittags oft heim und legte sich vor Erschöpfung ein Weilchen hin. Dann hatte er manchmal noch Training und dann musste er auch noch sein Bestes geben, Kail zufrieden zu stellen. Das heisst, der Ärmste hatte so gut wie keine Zeit mehr für sich. Doch für Kail war das alles noch zu wenig.
Er wollte dass Ben sein Hobby, den Golf- Sport, für ihn opfert, damit sie mehr Zeit miteinander verbringen können. Was, wie Kail meinte, für eine wahre Freundschaft eine Selbstverständlichkeit wäre. Jedoch wäre dies eine Welt für Ben gewesen, die zu Bruch gegangen wäre. Abgesehen davon, dass er seine Eltern furchtbar enttäuscht hätte und sie es wohl auch niemals so weit hätten kommen lassen.
Zwischen Ben und Kail war dieses Hobby einer der häufigsten Gründe warum sie sich gestritten hatten.

Bis zu Kapitel 3 wird es ein wenig dauern...