bg2408
17.07.2006, 10:13
Oder, wie sie heute nett umformuliert genannt werden, Studienbeiträge.
Da meine Uni letzten Mittwoch welche beschlossen haben, schreibe ich einfach mal auf, wie sozial gerecht sie sind und wohin mein Geld fließt.
Oft wurde von CDU/FDP argumentiert, Studienbeiträge seien gerecht, weil sonst die Krankenschwester das Studium des Chefarztsohnes finanziert. Im deutschen Steuersystem ist es so, daß wer mehr verdient, mehr zahlt. Heißt, vom Chefarzt gehen auch mehr Abgaben in das Bildungswesen als von der Krankenschwester, da diese weniger bezahlt. Zudem ermöglichte es der barrierefreie Zugang zur Hochschule auch dem Krankenschwestersohn, ein Studium aufzunehmen.
Mit Gebühren sieht das schon anders aus. Während sich ein Chefarzt noch 500€ jedes halbe Jahr wird leisten können, ist das für eine Krankenschwester schon eine ungleich höhere Belastung. Und stellt euch mal vor, sie hat mehr als ein Kind, das studieren will.
Also, um das auszugleichen, sollen die Studiengebühren nachlaufend bezahlt werden können, also nach dem Studium, wenn man dann besser verdient. Mal ganz davon abgesehen, daß das ein Mythos ist (Uniabgänger verdienen im Schnitt in den ersten Jahren weniger, als wenn sie im Vergleich nach dem Abitur eine Berufsausbildung angefangen hätten), stimmt daran ein kleines Detail nicht: Die Gebühren sind nicht nachlaufend, man muß sie mit Krediten finanzieren.
Dieser wird ohne Bonitätsprüfung von der Landesbank angeboten, heißt, jeder bekommt ihn. Also doch sozial gerecht für den Krankenschwestersohn? Da, anders als vorher, keine Koppelung an das Einkommen vorliegt, ist das schonmal zweifelhaft. Nun kommt aber das Wort Kredit ins Spiel, und damit *Zinsen*. Es ist so: Man muß mehr Geld zurückzahlen, als man bekommt, denn so funktionieren Kredite. Das ist auch der Unterschied zum Bafög, wo der "Kredit" zinslos ist. Erst war der Zinssatz für unter 5% angekündigt. Heute steht er zwischen 7-8%, und er wird wohl final bei knapp 9% liegen.
Ein ehemaliger Schulkollege von mir hat eine Ausbildung als Bänker gemacht. Ich habe ihn durchrechnen lassen, wie viel mehr der Krankenschwestersohn durch Zinsen bezahlen muß, beim aktuellen Zinssatz, 10 Semester Studium, ideale Rückzahlbedingungen (also Berufseinstieg direkt nach dem Studienabschluß und so weiter). Gleichzeitig rechnete ich es selbst einmal durch.
Wir kamen auf recht unterschiedliche Ergebnisse. Grund: Er wußte nichts von der in NRW eingeführten Kappungsgrenze bei 10.000€, kam deshalb noch höher, während ich bei 10.000€ aufhörte.
Durch Zinsen, Zinseszinsen, Zinseszinseszinsen und so weiter, bedingt durch die lange Kreditlaufbahn in der nichts zurückgezahlt wird (eben das Studium), wachsen die Schulden immer und unvermeidlich auf 10.000€ an. In Bundesländern, wo die Kappungsgrenze höher liegt werden es also noch mehr.
Heißt:
Chefarztsohn bezahlt 500€ Studiengebühren pro Semester.
Krankenschwestersohn bezahlt 1.000€ Studiengebühren pro Semester.
Sozial gerecht. Alles klar. Die weniger begüteten müssen doppelt soviel zahlen.
Und wohin fließt das Geld? Wohin gehen die 1.000€ jedes Semester?
500€ -> Zinsen, ab ins Bankwesen
125€ -> Ausfallfond
200€ -> Verwaltung
175€ -> Uni, zur Verbesserung der Lehre
Der Haushalt der Unis wurde zwar, wie versprochen, diesmal nicht gekürzt, aber nicht an die Inflation angeglichen. Und bei den Studentenwerken wurde massiv gespart. Effektiv hat die Uni über 250€ weniger Geld pro Student zur Verfügung. "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen."
Ich könnte kotzen. Und mußte das einfach mal loswerden.
Da meine Uni letzten Mittwoch welche beschlossen haben, schreibe ich einfach mal auf, wie sozial gerecht sie sind und wohin mein Geld fließt.
Oft wurde von CDU/FDP argumentiert, Studienbeiträge seien gerecht, weil sonst die Krankenschwester das Studium des Chefarztsohnes finanziert. Im deutschen Steuersystem ist es so, daß wer mehr verdient, mehr zahlt. Heißt, vom Chefarzt gehen auch mehr Abgaben in das Bildungswesen als von der Krankenschwester, da diese weniger bezahlt. Zudem ermöglichte es der barrierefreie Zugang zur Hochschule auch dem Krankenschwestersohn, ein Studium aufzunehmen.
Mit Gebühren sieht das schon anders aus. Während sich ein Chefarzt noch 500€ jedes halbe Jahr wird leisten können, ist das für eine Krankenschwester schon eine ungleich höhere Belastung. Und stellt euch mal vor, sie hat mehr als ein Kind, das studieren will.
Also, um das auszugleichen, sollen die Studiengebühren nachlaufend bezahlt werden können, also nach dem Studium, wenn man dann besser verdient. Mal ganz davon abgesehen, daß das ein Mythos ist (Uniabgänger verdienen im Schnitt in den ersten Jahren weniger, als wenn sie im Vergleich nach dem Abitur eine Berufsausbildung angefangen hätten), stimmt daran ein kleines Detail nicht: Die Gebühren sind nicht nachlaufend, man muß sie mit Krediten finanzieren.
Dieser wird ohne Bonitätsprüfung von der Landesbank angeboten, heißt, jeder bekommt ihn. Also doch sozial gerecht für den Krankenschwestersohn? Da, anders als vorher, keine Koppelung an das Einkommen vorliegt, ist das schonmal zweifelhaft. Nun kommt aber das Wort Kredit ins Spiel, und damit *Zinsen*. Es ist so: Man muß mehr Geld zurückzahlen, als man bekommt, denn so funktionieren Kredite. Das ist auch der Unterschied zum Bafög, wo der "Kredit" zinslos ist. Erst war der Zinssatz für unter 5% angekündigt. Heute steht er zwischen 7-8%, und er wird wohl final bei knapp 9% liegen.
Ein ehemaliger Schulkollege von mir hat eine Ausbildung als Bänker gemacht. Ich habe ihn durchrechnen lassen, wie viel mehr der Krankenschwestersohn durch Zinsen bezahlen muß, beim aktuellen Zinssatz, 10 Semester Studium, ideale Rückzahlbedingungen (also Berufseinstieg direkt nach dem Studienabschluß und so weiter). Gleichzeitig rechnete ich es selbst einmal durch.
Wir kamen auf recht unterschiedliche Ergebnisse. Grund: Er wußte nichts von der in NRW eingeführten Kappungsgrenze bei 10.000€, kam deshalb noch höher, während ich bei 10.000€ aufhörte.
Durch Zinsen, Zinseszinsen, Zinseszinseszinsen und so weiter, bedingt durch die lange Kreditlaufbahn in der nichts zurückgezahlt wird (eben das Studium), wachsen die Schulden immer und unvermeidlich auf 10.000€ an. In Bundesländern, wo die Kappungsgrenze höher liegt werden es also noch mehr.
Heißt:
Chefarztsohn bezahlt 500€ Studiengebühren pro Semester.
Krankenschwestersohn bezahlt 1.000€ Studiengebühren pro Semester.
Sozial gerecht. Alles klar. Die weniger begüteten müssen doppelt soviel zahlen.
Und wohin fließt das Geld? Wohin gehen die 1.000€ jedes Semester?
500€ -> Zinsen, ab ins Bankwesen
125€ -> Ausfallfond
200€ -> Verwaltung
175€ -> Uni, zur Verbesserung der Lehre
Der Haushalt der Unis wurde zwar, wie versprochen, diesmal nicht gekürzt, aber nicht an die Inflation angeglichen. Und bei den Studentenwerken wurde massiv gespart. Effektiv hat die Uni über 250€ weniger Geld pro Student zur Verfügung. "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen."
Ich könnte kotzen. Und mußte das einfach mal loswerden.