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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Globalisierung des Sports?



Hyperion
04.06.2003, 18:03
Besonders dieses Jahr fallen mir vermehrt Sportresultate auf, die etwas kurios sind:

- Nach dem Gewinn des America's Cup durch das Binnenlandschweiz (OK, viele Teammitglieder waren keine Schweizer) geht eine weitere Hochsegel-Regatta an die Schweiz; den "alone around the world". :eek:

- Der diesjährige Weltmeistertitel im Tischtennis geht nicht an China oder ein anderes asiatisches Land sondern an Österreich. :eek:

Zufälle? Oder globalisiert sich nun neben der Wirtschaft auch der Sport?

Kann man heute Spitzensportler werden, obwohl die Sportart im eigenen Land bei weitem nicht die Infrastruktur aufweist wie andere Nationen? Oder ist nur das Talent wichtig, da man heute viel mobiler ist und die Struktur des anderen Landes "einkaufen" kann?

Glaubt ihr, die Sportveranstaltungen werden internationaler und deshalb für ein breiteres Publikum interessant? Beispiel (http://www.leckerchen.de/sport/ab45.jpg)
Werden die Talente aus "exotischen" Ländern künftig mehr Erfolg haben, während andere Sportler trotz regional besserer Infrastruktur verdrängt werden und eine andere Erwerbstätigkeit finden müssen? Beispiel (http://www.leckerchen.de/sport/wm1.jpg)
Die Bilder sind nur zur Aufheiterung gedacht, die den Geist etwas erfrischen sollen. Ich will keine Person angreifen oder kritisieren.

btw. Kennt ihr weitere kuriose Sportergebnisse aus der letzten Zeit?

Cactrot
04.06.2003, 18:22
:hehe: The lawnmowerman! Hihi...

Aber du hast schon recht. Das Phänomen Cool-Runnings ist ja schon lange kein Einzelfall mehr. Gerade im Wintersport finden sich ja immer mehr Leute aus doch eher "untraditionellen" Skinationen. Gut, die sind meist nicht bei den schnellsten. Und über die Alinghi-Geschichte haben wir Schweizer uns ja ganz speziell gefreut.
Ich denke, dass dadurch, dass die Welt immer näher zusammenrückt (eben durch die allgemeine Globalisierung) junge Talente viel früher von Profis entdeckt und entsprechend gefördert werden können. Unter anderem eben auch dadurch, dass man sie in ein Land "importiert" (böses Wort, so abschätzig...bitte nicht falsch verstehen...), wo die Infrastruktur vorhanden ist.
Ganz extrem erscheint es mir bei König Fussball. Wenn man so durch die Reihen der Nationalmannschaften schaut, dann fällt doch auf, wieviele "National"-Spieler sooo national gar nicht sind, und die ihren Pass im Schnellwaschgang erhalten haben...
Und wer weiss, vielleicht werden australische Skifahrer eines Tages die zweitgrösste Skination hinter uns Schweizern sein...8) 8) 8)

PS: §ironie Der Neid, der Neid...;)

Skar
04.06.2003, 18:25
Interessantes Thema, wie immer von dir :)


Original geschrieben von Hyperion
Kann man heute Spitzensportler werden, obwohl die Sportart im eigenen Land bei weitem nicht die Infrastruktur aufweist wie andere Nationen?
Kann man, solange die Infrastruktur zumindest gut genug ist, um einem Sportler das Überleben zu sichern - bzw kann das sogar zusätzliche Motivation sein, Sportler zu werden, Extremfall: die ganzen schwarzafrikanischen Langstreckenläufer.

Grundsätzlich gehe ich davon aus, daß Spitzensportler meist Einzelgänger sind, die sowieso ihren eigenen Weg finden wollen und auch müssen, unabhängig von irgendwelchen Verbänden im eigenen Land - siehe Österreichs Schwimmer, die in die USA an die Colleges gehen, um dort eben die Infrastruktur zu haben, die sie brauchen... siehe Thomas Muster, der eben den unbedingten Willen hatte, im Tennis die Nummer 1 zu werden, und das auch geschafft hat... Jahrhunderttalente gibt es immer wieder, und die werden in absolut jedem Land grosse Sportler werden.

Anders sieht es natürlich mit Mannschaftssportarten aus, hier ist wohl gezielte Nachwuchsarbeit nötig... siehe Hollands Fussballschulen, die am laufenden Band Weltkicker hervorbringen, siehe Spaniens Tennisspieler, von den US-Colleges gar nicht zu reden.

Also pro Talent für Einzelsportler mit riesigem Talent, die Infrastrukur des Heimatlandes ist hier sekundär... pro Infrastruktur für Mannschaftssportarten und "durchschnittliche" Einzelsportler, die gefördert werden müssen.

@Internationalisierung der Sportarten
Nun ja, teils teils - Formel 1 wird man sicherlich in alle Welt exportieren können (Männer und Autos, ein ewiges Klischee), wohingegen ich bezweifle, daß Skifahren in Asien jemals die Popularität wie in Europa erreichen wird... wobei, Skispringen und Japan ist ja auch wieder eine Story für sich...

Hyperion
05.06.2003, 15:31
Original geschrieben von Skar
Interessantes Thema, wie immer von dir :)


THX! :)

Leider haben IMHO seit einiger Zeit "Was ist euer Lieblings...."-Threads den grösseren Anklang.

Offensichtlich ist Sport für viele ein reines Konsumgut. Egal, wer gewinnt und wie er/sie es schaffte, Hauptsache er/sie kommt aus dem eigenen Land. (über den IMO übertriebenen Nationalitätenwahn könnte man auch einen Thread füllen. Kommt vielleicht noch später. ;) )

Aber vielleicht melden sich ja noch einige, die hier dazu noch etwas sagen wollen. Schliesslich ist es eine längere Streitfrage, was wichtiger ist: Talent (Mensch) oder Infrastruktur (Maschine).

Soul Griever
09.06.2003, 06:25
Das der Sport von sozialen Veränderungen, die heute nun mal global stattfinden, nicht unverschont bleibt ist logisch.

Früher war es undenkbar dass sich das Wissen über den Aufbau einer Infrastruktur zur Förderung bestimmter Sportarten in der ganzen Welt ausbreiten konnte. Das hat sich durch die sozialen und politischen Veränderungen in den letzten 20 Jahren ziemlich gewandelt.

Heute versuchen selbst die kleinsten Länder ihr Ansehen durch sportliche Erfolge zu steigern. So werden auch viel mehr Geldmittel hineingesteckt.

Ob das noch dem Sinn sportlicher Betätigung entspricht ist zu bezweifeln.

Squall_Leonhart
10.06.2003, 14:10
[i]Original geschrieben von Hyperion
Aber vielleicht melden sich ja noch einige, die hier dazu noch etwas sagen wollen. Schliesslich ist es eine längere Streitfrage, was wichtiger ist: Talent (Mensch) oder Infrastruktur (Maschine). [/B]

Ich denke nicht, dass dies unbedingt eine Streitfrage ist.
Denn eins ist klar!! NUR Talent alleine genügt nicht.
Meiner Meinung nach ist die Förderung noch viel wichtiger. Und die ist nur mit der entsprechenden Infrastrucktur möglich.
Beispiel: ein Talentierter Tennisspieler aus einem 1500 Einwohner Dorf
wird mit Sicherheit nie ein Spitzensportler werden, wenn er nicht entdeckt und gefördert wird.

Hyperion
11.06.2003, 19:00
Original geschrieben von Squall_Leonhart
Ich denke nicht, dass dies unbedingt eine Streitfrage ist.
Denn eins ist klar!! NUR Talent alleine genügt nicht.
Meiner Meinung nach ist die Förderung noch viel wichtiger. Und die ist nur mit der entsprechenden Infrastrucktur möglich.
Beispiel: ein Talentierter Tennisspieler aus einem 1500 Einwohner Dorf
wird mit Sicherheit nie ein Spitzensportler werden, wenn er nicht entdeckt und gefördert wird.
Doch! Gerade dies ist ja die Streitfrage. ;)

Ist das Talent wichtiger geworden oder nicht? Du bist der Meinung: nein.

Hingegen haben jetzt einige Ergebnisse stattgefunden, wo Sportler aus "Exoten-Staaten" (Österreich ist historisch gesehen kein Tischtennisland und die Schweiz hat kein Meeranschluss für Hochsee-Segelsport) gewonnen haben.

Wenn ich jetzt mit der These komme, dass durch die Globaliserung des Sportes die regionale Förderung nicht mehr wichtig ist, da jedes Talent überall die nötige Infrastruktur bekommt, ist nun das Talent wichtiger geworden.

Dies würde ebenfalls erklären, dass die Favoriten sich von Aussenseitern aus Exoten-Staaten geschlagen geben müssen, da sie sich nur auf ihre Infrastruktur verlassen haben, aber eigentlich gar keine Talente in den eigenen Reihen haben.

Das Entdecken von Talenten ist eine andere Sache. Schliesslich könnte ja in Afrika ein Ski-As leben, aber er weiss es selbst nicht.

Aber für die Zukunft des Sports ist dies eine interessante Streitfrage, wie man Juniorenförderung betreiben soll.
Um gleich bei den beiden Beispielen zu bleiben:
Tischtennis (China):
- Ist ein eigenes Schulfach, Junior-Spieler werden "gezüchtet".
Segeln (Neuseeland):
- Fast jedes Kind ist dort bereits gesegelt.

Sollte die Förderung so geschehen? Vielleicht lebt DAS Talent dieser Sportart gar nicht in ihrem Land, aber wenn Talent nicht so wichtig ist, kann dies ja egal sein.
Oder soll man auf eine bestimmte Sportart gar nicht fixiert sein? Wenn man alle Sportarten im Land gleich fördert, findet man vielleicht eher ein grosses Talent (sofern erfolglose Junioren die Sportart wechseln, bis sie eine finden, die ihnen besser liegt). Die beste Infrastruktur für die Sportart kauft man ja eh dann ein.

Oh, beinahe ein TVO gepostet. Bin gespannt, ob jemand ein so langes Post überhaupt noch liest. ;) :D

Squall_Leonhart
11.06.2003, 19:49
Doch! Gerade dies ist ja die Streitfrage.

Streitfrage ist so ein böses Wort:)


Hingegen haben jetzt einige Ergebnisse stattgefunden, wo Sportler aus "Exoten-Staaten" (Österreich ist historisch gesehen kein Tischtennisland und die Schweiz hat kein Meeranschluss für Hochsee-Segelsport) gewonnen haben.

Wenn ich jetzt mit der These komme, dass durch die Globaliserung des Sportes die regionale Förderung nicht mehr wichtig ist, da jedes Talent überall die nötige Infrastruktur bekommt, ist nun das Talent wichtiger geworden.

Ich drehe Deine These jetzt mal rum:

Die o.a. Ereignisse , die sicherlich förderlich für den Sport sind, sind nur aus einem Grund zustande gekommen:
Gerade aufgrund der Globalisierung des Sports wurde die regionale Förderung verstärkt und somit konnten entsprechende Talente, in einer für das Jeweilige Land exotischen Sportart, oder auch mehrerer, Sportart gefördert werden. ( Schwieriger Satz).

Fakt ist:

Talent ohne Förderung: keine Weltspitze

Talent mit Förderung: wird es nach oben schaffen.

Kein Talent: Förderung sinnlos.

Was ich sagen will,
Ein Afrikanisches Ausnahmetalent kann, mit der richtigen Förderung,
sicherlich die etablierte Weltspitze im Wintersport zum schwitzen bringen.

deshalb bleibe ich dabei: TALENT ohne FÖRDERUNG nützt nichts!!
bis auf ein paar Ausnahmen natürlich!!

Vio
12.06.2003, 03:29
Zufälle? Oder globalisiert sich nun neben der Wirtschaft auch der Sport?

Kann man heute Spitzensportler werden, obwohl die Sportart im eigenen Land bei weitem nicht die Infrastruktur aufweist wie andere Nationen? Oder ist nur das Talent wichtig, da man heute viel mobiler ist und die Struktur des anderen Landes "einkaufen" kann?
JA. Schweizer Rennfahrer sind ja nicht soooo zahlreich, Joel Camathias hat in Amerika Fuß gefasst, was selten genug ist :eek:
Allgemein wird es im Motorsport zur Regel, die besten Fahrer zu nehmen, die in der Fremde ihr Können gelernt haben. Z.b. Roger Yasukawa, ein Japaner von Geburt her aber sonst ein Amerikanischer Rennfahrer, hat mit japanischen Motorsport wenig am Hut ^^



Glaubt ihr, die Sportveranstaltungen werden internationaler und deshalb für ein breiteres Publikum interessant?
Ich hab die Erfahrung gemacht: JA!
In der CART-Serie hat bisher Brasilien den Amerikanern die Plätze streitig gemacht, siehe Gil de Ferran, Helio Castro-Neves, Tony Kanaan usw., in der Nascar-Serie, der UR-Serie schlechthin und 100% "American" bricht ebenfalls die Schranke und Japaner und Brasilianer strömen herein, 2004/5 wird Toyota in der Truck-Serie im Rahmen des NASCAR-Programms antreten. Vor 2 Jahren noch undenkbar...

Und jetzt kommen die Mexikaner in Fahrt (CART z.b.).
Jourdain Jr. und Gonzales sind in ihrer Heimat nur mit Zielankünften schon wie Helden verehrt worden, Jourdain als Zweiter wie ein WM-Gewinner gefeiert geworden.
Mexiko ist groß im Kommen, und Amerikanische Fahrer gehen langsam unter...



Werden die Talente aus "exotischen" Ländern künftig mehr Erfolg haben, während andere Sportler trotz regional besserer Infrastruktur verdrängt werden und eine andere Erwerbstätigkeit finden müssen?
Wenn sie gefördert werden, können Talente alles erreichen, ein leider trauriges Beispiel muss man sagen ist Alex Yoong. In der F1 hat man ihn reingehievt, aber in einem Ultraschlechten Material reißt man eben nix, auch Webber nicht. In der CART-Serie hat er einen viel besseren Eindruck und Einstand hinterlassen, aber man hat ihm das Geld abgedreht...
Was ich sagen will; Yoong ist kein Paydriver, er kann durchaus fahren, nur hat er durch Sponsor-Abhängigkeit keine Chance sich zu beweisen. Dagegen hat es ein Europäer noch leichter, auch wenn der Sport kaum bekannt ist oder gerade am Wachsen (wiederum CART)

naja, morgen schau ich den schwachsinn den ich verzapft habe nochmal durch, für heut schaff ich keinen klaren gedanken mehr -_^*

Squall_Leonhart
12.06.2003, 15:46
Original geschrieben von vio81
Wenn sie gefördert werden, können Talente alles erreichen, ein leider trauriges Beispiel muss man sagen ist Alex Yoong. In der F1 hat man ihn reingehievt, aber in einem Ultraschlechten Material reißt man eben nix, auch Webber nicht. In der CART-Serie hat er einen viel besseren Eindruck und Einstand hinterlassen, aber man hat ihm das Geld abgedreht... [/B]

Und schwups, stehe ich nicht mehr alleine da mit meiner Meinung.
Danke Vio:D

Aber ich weiss nicht ob das Beispiel Yoong-Webber unbedingt so zutreffend ist. Ich finde der Webber hat sich sehr wohl hervorgehoben.
Ich habe Ihn in Hockenheim fahren sehen und muss sagen "Hut ab".
Der hat einen Jaguar ziemlich alt aussehen lassen, und war einem Jordan dicht auf den Fersen.( Oder war es umgekehrt??) egal.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich den Yoong seit seinem Weggang nicht mehr beobachtet habe, bzw ich wusste garnicht dass Er in der CART-Serie fährt.
Vielleicht lag es daran dass er einfach mit der wohl doch höheren Technologie des F1-Autos nicht zurechtgekommen ist.

aber zurück zum Thema:
Wie jetzt schon mehrfach gesagt:

Talent: Sehr wichtig. ein Aufstieg zu Spitzensportler aber nur durch Förderung möglich!!!
Da war Vio´s Beispiel eigentlich sehr gut. Denn ich glaube , in keiner anderen Sportart ist Geld und Förderung so wichtig wie im Motorsport!!