PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : FF 6 Romanfassung (von Sesshoumarusama)



pute703
05.02.2003, 06:49
Nun ja wie soll ich sagen? Diese FF6 RF wurde vor jetzt schon bald 6 Monaten und länger mal ins FF Forum gepostet(gehört somit zu SN) aber da nach dem 4 Kap. damals der Autor dessen Namen ich vergessen habe nicht mehr aufgetaucht ist und es somit keine neuen Kaps mehr gab ging dieser Thread damals schnell in den weiten des Forums verloren, da ich mir damals aber eine Kopie gemacht habe und ich sie heute mal wieder angeklickt habe dachte ich das ich einfach mal die Kapitel hier her kopiere.

Final Fantasy VI - Einleitung

Vor langer Zeit verwandelte der Krieg der Magi die Welt in ein verbranntes Ödland, und die Magie hörte einfach auf zu existieren.
Eintausend Jahre sind seitdem vergangen... Eisen, Schießpulver und Dampfmaschinen sind wieder erfunden worden und weitentwickelte Technologie regiert die Welt...
Aber es gibt einige Leute, die die Welt unter ihre Herrschaft zu bringen gedenken, indem sie die gefürchtete zerstörerische, als „Magie“ bekannte Kraft, wiedererwecken wollen.
Kann es wirklich sein, daß die Machthabenden nahe daran sind, einen unsinnigen und tödlichen Fehler zu wiederholen?


Final Fantasy VI
Kapitel 1 – Das Mädchen mit der Magitek Armor

Die Nacht, in der sie in Narshe eindrangen, war eine Nacht wie jede andere in dieser ruhigen Stadt.

An diesem Abend war Narshe von einer leichten Schneedecke bedeckt und ein sanfter Wind trug die Stimmen von Müttern und Vätern von überall mit sich, die nach ihren Kindern riefen, um sie für die Nacht in ihre Häuser zu holen. Die Lampen in den Schaufenstern der Läden wurden ausgemacht und durch elektrische Laternen auf den Straßen ersetzt. Die Stadtwächter von Narshe, alte wie junge Männer, kleideten sich in ihre warmen Uniformen und Mützen und küßten ihre Geliebten zum Abschied, als sie ihre Häuser für die angehende Nachtwache verließen. Als sie gingen, hinterließen sie Spuren im Schnee, die nur durch noch mehr Schnee bis zum nächsten Morgen verdeckt werden würden. So war es immer in Narshe. Auftretende Veränderungen wurden einfach durch Vertrautes ersetzt. Der Stadtvorsitzende sah das so. Narshe war unsichtbar für Veränderungen und vom Rest der Welt unabhängig. Oder zumindest dachte er das.
Narshe war in der nördlichsten Bergregion der Welt gelegen. Es war eine Kohle fördernde Stadt, in der die meisten Bewohner entweder tagsüber als Minenarbeiter oder nachts als Wächter arbeiteten - oder beides taten. Ein gewöhnliches Tier aus der Umgebung von Narshe waren die Lobos, wolfsähnliche Kreaturen, die die Soldaten trainierten, um Eindringlinge zu jagen. Doch zu den Klippen und Bergen außerhalb von Narshe wurden weder Soldaten noch Lobos gesandt, denn diese galten als äußerst gefährliche Gebiete. Der Stadtvorsitzende hatte dieses Gesetz festgesetzt, um die Bewohner zu schützen.
Aber auch dieses Gesetz wurde nur bis zu jener Nacht eingehalten... denn in der Nacht, als sie in Narshe eindrangen, waren Fußspuren bei diesen Klippen und Bergen zu sehen. Große, metallene, heiß brennende Fußspuren.
Oben, am Ende einer Klippe, standen drei Leute in riesigen Rüstungen und blickten hinab auf Narshe. Dampf und Funken einer magischen Substanz traten alle paar Sekunden aus den Rüstungen hervor, aber sie erschienen dennoch stabil. Man konnte das leise Summen der Motoren hören. Zwei der Leute, die in den Rüstungen saßen, waren Männer. Sie trugen braune Rüstungen und auf ihren Häuptern versteckte ein Helm ihre Gesichter. Die dritte Person war eine unscheinbare Frau mit smaragdgrünem Haar und matten, grünen Augen. Aber es war nicht die Farbe ihrer Augen, die den matten Eindruck erzeugte. Vielmehr schienen sie von einem Nebel bedeckt zu sein. Manchmal schien es, als versuchten ihre Lippen, einen Satz zu formen, doch dann hörten ihre Lippen plötzlich auf, sich zu bewegen und sie fiel zurück in ihren gefühllosen Zustand.
„Hey, Wedge, dort ist die Stadt“, sagte einer der beiden männlichen Soldaten mit fester und tiefer Stimme. Er wandte seinen Blick vom Anblick der friedlichen Stadt ab und sah seinen Gefährten an. Wedge nieste und rieb seine Nase. „Kaum zu glauben, daß ein vollständiger Esper hier gefunden worden ist, 1000 Jahre nach dem Krieg der Magi...“ Seine Stimme versagte, als hätte er Angst. Er sah Vicks, seinen Partner, an und seufzte ängstlich. Wedge war schon immer der furchtsamere der beiden gewesen, aber dafür war er als Informationsoffizier der elegantere.
Vicks grinste. „Glaubst du, er ist noch am Leben?“
„Möglich“, meinte Wedge nickend. „Wenn du dir die Dringlichkeit unserer Befehle ansiehst...“
Der Wind wurde stärker und die Kälte durchdrang ihre Rüstungen. Vicks und Wedge schrien beinahe vor Kälte, aber das Mädchen blieb stumm, obwohl es viel weniger vor Kälte schützende Kleidung trug als die anderen beiden. Vicks konnte es nicht glauben.
„Und diese Frau, diese...“, er zögerte, „...Zauberin. Warum ist sie hier? Ich habe gehört, sie hätte 50 unser Magitek-Soldaten in weniger als drei Minuten geröstet.“ Vicks sah Wedge an, doch dieser zuckte nur mit den Achseln.
„Nur keine Angst“, meinte Wedge. „Die Slave Crown auf ihrem Kopf raubt ihr ihren Willen. Sie wird unseren Befehlen folgen.“ Er starrte das Mädchen an. Die Slave Crown war für einen Unwissenden ein einfaches braunes Kopfband, aber für Vicks und Wedge war es eine erinnerungsraubende Maschine, die das Gehirn eines Menschen verwüstete und jeden einzelnen Gedanken ausfindig machte und zerstörte. Keiner der beiden Soldaten konnte sich vorstellen, was das arme Mädchen durchmachen mußte, während es dieses unscheinbare Ding trug. Aber sie kümmerten sich auch nicht darum.
Nach einigen Augenblicken des Schweigens, in denen der Wind noch stärker und noch kälter geworden war, räusperte sich Wedge und steuerte seine Magitek Armor von der Klippe weg.
„Wir nähern uns der Stadt von Osten“, befahl er. „Auf geht’s!“
Das laute Klirren der Magitek Armors wurde nur von den drei Piloten gehört, als sie sich von der Klippe entfernten und tiefer in das Herz des Gebirges eindrangen. Laserstrahler und andere Waffen, die auf den Armors angebracht waren, machten kurzen Prozeß mit jedem Tier oder Ungeheuer, das ihnen in den Weg kam. Bald schon hatte die Gruppe die Berge hinter sich gelassen und sie betrat ein ebenes und leeres Schneefeld. Es begann zu schneien.
Den Navigationseinrichtungen ihrer Magitek Armors folgend näherten sie sich Narshe aus einem Winkel, von dem aus die Späher der Stadt sie nicht frühzeitig entdecken konnten. Als sie die Stadttore erreichten, sahen sie, daß sich alle Wachen zurückgezogen hatten. Dies entsprach genau dem vorherberechneten Plan, und so waren die drei auf alles kommende gefaßt.
„Bringen wir sie an den Punkt. Es hat keinen Sinn, unnötige Risiken einzugehen“, sagte Wedge und justierte sein Navigationssystem so, daß es eine Karte von Narshe auf den kleinen Monitor seiner Magitek Armor brachte. Vicks folgte seinem Beispiel, das Mädchen ebenso. Steif wie ein Roboter ergriff sie die Kontrollen ihrer Armor und bewegte diese vor die anderen beiden, so daß sie nun die Gruppe anführte. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die anderen und erwartete weitere Befehle. Vicks nickte zustimmend und Wedge rief: „Vorwärts!“
Sobald das Team Narshe betreten hatte, kamen zwei bewaffnete Wachen und ein Lobo auf sie zu. Vicks und Wedge versuchten vergeblich, nicht zu lachen.
„Ihr maschinensteuernden, arroganten Schweine! Nehmt das!“ riefen die beiden Wächter gleichzeitig, als der Lobo die Magiteks ansprang. Ohne einen Moment zu zögern drückte das Mädchen einen blauen Knopf auf der Kontrollplatte ihrer Magitek Armor. Dies bewirkte ein lautes quietschendes Geräusch und eine Linse an der Vorderseite der Armor öffnete sich. Mit einem kurzen Funken der ausgelösten Energie wurde ein blauer Strahl aus der Linse geschossen, traf den Lobo mitten im Sprung und verwandelte ihn sofort in einen Eisblock. Der Lobo fiel auf die schneebedeckte Straße, während das Mädchen längst wieder ihre Aufmerksamkeit auf die Wachen richtete.
„Rückzug!“ schrie einer von diesen und die beiden Wächter begannen zu laufen, bevor irgendjemand etwas anderes hätte tun können. Das Mädchen sah auf seine Kontrollen hinab und führte die Gruppe weiter die Straße entlang. Als sie das Gasthaus erreicht hatten, wurden sie plötzlich von zwei weiteren Wachen mit blitzenden Speeren in der Hand angegriffen.
„Imperiale Magitek Armors?“ rief der eine erschrocken aus.
„Nicht einmal mehr Narshe ist sicher!“ schrie der andere entsetzt und schlug mit seinem Speer gegen Vicks’ Armor.
Empört schlug Vicks seine Faust auf einen gelben Knopf, was einen Blitzstrahl auslöste, der den Partner der Wache traf. Mit einem lauten Schrei flog der Getroffene zurück und brach durch die Tür des Gasthauses in dessen Empfangsraum. Er war schon tot, als er zu Boden fiel. Der andere Wächter war geschockt und drehte sich um, um fortzulaufen, doch Wedge traf ihn von hinten mit einem gleißenden Feuerstrahl. Laut aufschreiend stürzte der Soldat in den Schnee und rollte sich dort hin und her, um sich selbst zu löschen. Als das Mädchen weiterging, kam sie mit einem ihrer metallenen Füße genau über dem Kopf des armen Mannes auf und erlöste ihn so auf der Stelle von seinem Leiden.
Der Zug durch Narshe erwies sich noch als sehr ereignisreich, denn immer wieder kreuzten Soldaten und Lobos ihren Weg und riefen ihre Kampfschreie aus, nur um fünf Sekunden später ihrem eigenen Tod ins Auge zu blicken. Obwohl das Mädchen dies nur spärlich registrierte, erkannte es doch, daß diese Leute etwas sehr wichtiges beschützen mußten. Aber was war das nur...?
Sie wich zurück, als ein stechender Schmerz durch ihren Kopf fuhr und sie alles vergessen ließ, worüber sie gerade nachgedacht hatte.
„Narshes Freiheit hängt von uns ab!“
„Jetzt sitzen sie in der Falle!“
„Wir müssen die Minen verteidigen!“
Die Rufe der Wächter hallten im Nachthimmel wider, und jedem von ihnen folgte ein Schrei voll Schrecken oder Agonie, als die Soldaten eingefroren, von Stromschlägen oder Feuerstrahlen verbrannt oder auch durch Gas vergiftet wurden durch eine der äußerst modernen Waffen der Magitek Armor des Mädchens. Schließlich erreichte das Team seinen Zielort: Die Minen von Narshe.
Wedge richtete sein Navigationssystem neu aus. „Laut unserer Quelle wurde der eingefrorene Esper in einem neuangelegten Minenschacht gefunden. Vielleicht ist es ja dieser hier...“
Die Armor des Mädchens bewegte sich ruckweise nach vorne und bald war die Gruppe in den eiskalten Minen von Narshe. Das Minensystem war klein, und schon nach kurzer Zeit hatte das Team eine größere Höhle erreicht, das durch eine Tür aus zusammengenägelten Holzbrettern beschützt wurde.
„Ich kümmere mich darum“, meinte Vicks. „Bleibt zurück!“
Er begab sich an die Spitze der kleinen Gruppe und stürmte kurzerhand durch die Tür, begleitet von dem Geräusch von zerborstenem Holz, das gegen die Wände und auf den Boden schlug. Doch Vicks blieb überrascht stehen, als aus der Dunkelheit ein großer Mann erschien. Dieser war gekleidet wie all die anderen Wachen, doch war seine Uniform bunter und mit einigen Orden geschmückt. Dies mußte der Captain der Narshe-Wächter sein.
„Wir werden den Esper nicht übergeben!“ rief er den Eindringlingen zu und ging einen Schritt zur Seite. „Whelk, schnapp sie dir!“
„Gruuuuuuuuuu!“ Ein tiefes Knurren ging durch die Minengänge, als ein weiterer Schatten der Dunkelheit vor der kleinen Gruppe entstieg. Doch dieser Schatten wirkte viel bedrohlicher als der Captain. Es handelte sich um ein riesiges Ungeheuer, das einer gigantischen Schnecke mit rot glühenden Augen und einem dornenbesetzten Schneckenhaus auf seinem Rücken ähnelte. Es stieß ein weiteres Knurren aus und seine Fühler schossen plötzlich vor und schlugen gegen eine der Magitek Armors. Jeder schrie auf, sogar das Mädchen, als sich herausstellte, daß die Magitek Armor den Aufprall nicht absorbieren konnte. Der Captain der Narshe-Garde brach in lautes Gelächter aus, zog sich schnell zurück und ließ die anderen zum Sterben zurück. Das Team versuchte, verschiedene Waffen auf das Monster abzuschießen, doch wurden sie alle von dem Schneckenhaus absorbiert. Der einzige Effekt der Angriffe war, daß die Fühlerschläge des Ungeheuers immer stärker wurden.
Vicks stöhnte auf und überlegte verzweifelt, wie man dieses elende Ding wohl besiegen könnte. Ein Whelk war naturgemäß eine bösartige Kreatur, und es war schwer zu zähmen und zu trainieren. Dies mußte Narshes ultimative Waffe sein... Plötzlich hatte er die Lösung!
„Wartet!“ schrie er seinen Gefährten zu. „Denkt an unsere Missionseinweisung....“
„...Was ist damit?“ antwortete Wedge und versuchte, sich zu Vicks umzudrehen.
„Erinnerst du dich an das Monster, das Blitze essen soll...“, begann Vicks.
Wedge begann zu verstehen und beendete den Satz fröhlich: „Oh!! Und speichert die Energie in seiner Muschel!!“
„Genau!“ rief Vicks. „Also, was auch immer ihr tut, greift nicht das Schneckenhaus an! Sein Schwachpunkt ist der Kopf!“
„Schon kapiert!“ meinte Wedge und zog seine Armor etwas zurück. „Mädchen! Erledige das Ding mit einer Tek-Missile!“ Die Tek-Missile war die stärkste Waffe eines Magitek Systems, und das Mädchen war die einzige, die diese Waffe mit sich trug.
Die Angesprochene nickte kurz und betätigte einen unscheinbaren weißen Knopf auf ihrem Kontrollpult. Der Schaft auf der Brustpanzerung der Maschine öffnete sich erneut und schoß eine Menge Raketen, eine nach der anderen, heraus, was zwar die Magitek Armor ziemlich durchschüttelte, aber eben auch den Whelk trafen. Als die letzte abgeschossene Rakete in ihrem Ziel, dem rechten Auge den Monsters, einschlug, ließ das Ungeheuer einen lauten Schrei los und zog sich langsam in sein Schneckenhaus zurück. Ein leises Piepen war zu hören, was darauf hinwies, daß die Bombe, die in der letzten Tek Missile war, aktiviert worden war. Mit einer schrecklichen Explosion zerfetzte es das Schneckenhaus. Die Bruchteile schlugen gegen die Wände der Höhle und gegen die Magitek Armors.
„Bedeckt eure Augen!“ befahl Vicks und alle drei Magitek-Piloten suchten Deckung in ihren Armors, bis die Gefahr vorüber war. Vicks grinste und wies nach vorn. Das Mädchen stapfte weiter, bis schließlich die sie umgebende Dunkelheit von einem wunderschönen, gleißenden Licht durchbrochen wurde.
Die Gruppe stand nun vor einem riesigen Eisblock. In diesem eingeschlossen war ein großes, vogelähnliches Wesen, die Flügel gespreizt und den gelben Schnabel geöffnet, als sei es inmitten einer Rede eingefroren worden. Seine Federn hatten jede Farbe des Regenbogens und seine Krallen waren lang und sehr scharf. Das Eis, in dem dieses Wesen gefangen war, begann zu schimmern und zu scheinen, und bald leuchtete es in einem hellen Blau.
„Dies ist der eingefrorene Esper“, erklärte Vicks, als das Mädchen plötzlich, obwohl es keine derartigen Befehle bekommen hatte, sich der Kreatur näherte. Ihre Augen weiteten sich, als sie näher herankam, und das blasse blaue Licht schien sie sanft zu umarmen. Die Lippen des Mädchens formten ein friedliches Lächeln.
„Hey, was ist los?“ schrie Wedge sie an. „Weißt du etwas, das wir nicht wissen?“
Sie antwortete nicht. Es schien, als hätte sie ihn nicht gehört.
„Unmöglich“, spottete Vicks. „Sie ist eine einfache...“
Auf einmal wurde das von dem Eisblock ausgestrahlte Licht heller, beinahe blendete es. Es erfüllte jetzt die ganze Höhle und verschluckte die Magitek-Piloten.
„Woher kommt dieses Licht?“ schrie Wedge und plötzlich löste sich sein Körper in Nichts auf. Vicks’ Augen wurden größer und er hatte das Gefühl, als verbrenne sein eigenes Fleisch in diesen blauen Flammen.
„Wedge?“ rief er mit schwacher Stimme. „Wo bist du? Was... Was passiert da?!“ Auf einmal fiel Vicks, zu schwach zum Schreien, zu Boden und verschwand genauso wie sein Partner.
Nur das Mädchen war nun übrig, unberührt und unbewegt von den Geschehnissen, die sich um sie herum abspielten. Sie sagte nichts, als sie sich dem Esper noch weiter näherte. Das Licht war warm und ruhig. Es gab nichts, wovor sie hätte Angst haben müssen. Die Slave Crown versagte, sie konnte diese Gefühle und Gedanken nicht auslöschen. Irgendetwas hinderte sie daran. Das Mädchen streckte die Hand aus, um den Esper berühren und das Licht selbst spüren.
Auf einmal schoß mit einem lauten Knall ein heller Lichtstrahl vom Esper zum Mädchen und umgab dieses. Sie schloß die Augen und schlang ihre Arme um sich selbst, als das Licht ihren ganzen Körper bedeckte und sie so leuchten ließ wie der Esper es tat. Ihre Magitek Armor explodierte in einem großen Feuerball, aber weder die Flammen noch das geschmolzene Metall berührten ihren Körper. Das Mädchen seufzte leise und senkte den Kopf. Ihr Herz begann aufgrund einer Sehnsucht zu schmerzen... einer Sehnsucht nach etwas, das sie niemals erreichen würde...
Ganz plötzlich hörte das Licht auf zu scheinen und auch die Wärme in ihr verschwand. Das Mädchen stürzte zu Boden und blieb dort liegen. Die Kälte der Narshe-Minen fraß sich ein weiteres Mal in ihre Glieder.
Die eiligen Schritte, die sich ihrem Körper näherten, bekam sie nicht mehr mit, denn sie fiel in eine wohltuende Bewußtlosigkeit...

pute703
05.02.2003, 06:51
Final Fantasy VI
Zweites Kapitel – Locke, der Treasure Hunter

Sanftes Mondlicht schien durch das Fenster des kleinen Hauses und tauchte die polierten Holzböden in ein silbernes Licht. Es war kurz nach Mitternacht, doch ganz Narshe war auf den Beinen. Es hatte Schreie und Explosionen vor sogut wie jedem Haus gegeben und einige leblose Körper, die der Frost bereits für sich beansprucht hatte, waren inzwischen vom Schnee weggetragen worden. Trauernde Frauen, weinende Kinder und auch einige Lobos, denen bewußt war, daß ihre Herrchen fort waren, prägten das Bild auf den Straßen.
Aber durch diese gesamte Szenerie bahnte sich ein älterer Mann seinen Weg durch die Minen, auf den Armen seine eigene Entdeckung tragend. Sein dunkelblondes Haar war durchnäßt vom eisigen Wasser in den Minen, aber das schien ihn nicht zu kümmern. Er hatte den Einmarsch der Magitek Armors in Narshe von seinem eigenen Haus im nördlichen Teil der Stadt mitangesehen und gedacht, daß heute sein Glückstag sei. Er benötigte zumindest ein Teil einer Magitek Armor für die Studien eines Freudes.
Aber er hatte nicht zu finden erwartet, was er tatsächlich auf dem kalten Boden entdeckt hatte... eine der Soldaten, die er vorher gesehen hatte, ohne ihre Rüstung, ohne Bewußtsein. Er hatte kurz die Umgebung abgesucht, um zu sehen, ob einer ihrer beiden Kameraden in der Nähe war, doch hier war niemand außer ihr und dem gruseligen eingefrorenen Esper, von dem jeder sprach. Bei näherer Betrachtung des Mädchens war ihm das braune Kopfband aufgefallen, das das Mädchen aufhatte, und er hatte vor Erstaunen gekeucht. Sie mußte von hier fort in Sicherheit gebracht werden!

Und nun war er zuhause, nachdem er die junge Frau von den Minen weggetragen hatte. Er legte sie in ein freies Bett in seinem Haus. Bevor er sie allein ließ, griff er vorsichtig um ihren Kopf herum, entfernte langsam die Slave Crown und legte sie auf einen Tisch auf der anderen Seite des Zimmers. Er wollte dieses Ding soweit wie möglich von ihr entfernt aufbewahren. Dann verließ er den Raum, setzte sich auf einen Stuhl und begann, in einem Buch zu lesen.
Auf einmal hörte er ein leises Stöhnen im Schlafzimmer und sofort setzte er sich auf und ließ vor Überraschung das Buch fallen. War die junge Frau endlich aufgewacht? Er seufzte, als er aufstand, denn er wußte, was nun auf ihn zukam. Sie würde ihm Fragen stellen, und er würde ihr all die traurigen Antworten geben müssen. Langsam betrat er das Schlafzimmer und sah zum Bett. Da saß sie und rieb ihre Schläfen. Ihr grünes Haar fiel in langen Locken über ihre Schultern und ihre grünen Augen waren mit einem Licht erfüllt, das vorher nicht dagewesen war. Ihre Kleider waren noch von Schnee und Wasser durchnäßt, aber sie zitterte nicht.
„Geht er dir besser?“ fragte der alte Mann und das Mädchen keuchte und starrte zu ihm hinauf. Als sie anfing zu sprechen, war er überrascht, daß ihre Stimme so hoch und weich war, beinahe schon kindlich. Eigentlich war er aber überrascht, daß sie nach all dem, was sie durchgemacht hatte, bereits wieder sprechen konnte. Was die Slave Crown ihr angetan hatte, Stummheit und Gedächtnisschwund, hatte vielleicht keine langzeitlichen Auswirkungen!
„Wo bin ich?“ fragte sie sanft.
„Wow!“ Er lächelte, als er näher kam. „Und ich habe nur das Band entfernt!“
Das Mädchen sah mit einem gequälten Ausdruck auf ihrem zierlichen Gesicht zu ihm auf.
„...Kopf ... schmerzt...“
„Keine Sorge...“ sagte der Mann und nahm die Slave Crown vom Tisch. Er hielt sie vor das Gesicht des Mädchens und sie blinzelte, doch erkannte dieses Ding nicht.
„Dies ist eine Slave Crown“, erklärte er ihr und legte das Band auf den Nachttisch neben ihrem Bett. „Die anderen hatten vollständige Kontrolle über dich, während du das hier getragen hast.“
Das Mädchen bekam große Augen und massierte ihre Schläfen.
„Ich... ich kann mich an nichts erinnern!“ schrie sie gequält. Ihr Herz raste. So sehr sie auch in ihrem Gedächtnis suchte, sie konnte nichts außer einem Nebel, der sich durch ihre Erinnerung zog, entdecken... Ihr wurde plötzlich kalt und sie machte ihre Augen fest zu, um ihre heißen Tränen davon abzuhalten, über ihre Wangen zu laufen. Der alte Mann seufzte und legte eine Hand auf ihre knochige Schulter.
„Keine Angst. Du wirst dich schon wieder erinnern... alles braucht seine Zeit...“ Er hielt kurz inne. „Die Zeit heilt alle Wunden...“
Außer sich vor Verzweiflung schüttelte das Mädchen ihren Kopf. Sie rief all ihre innere Kraft zusammen, um die Angst in ihrem Herzen zu vertreiben. Ein warmes Gefühl begann sie zu durchfluten, ein Gefühl, von dem sie schwören könnte, daß sie es vor sehr kurzer Zeit schon einmal gefühlt hatte...
„Mein Name... ist Terra!“ rief sie aus und öffnete ihre Augen.
Der alte Mann blinzelte und lächelte. „Das ist ein Wunder... Ich habe noch nie gehört, daß sich jemand so schnell erholt hätte!“ Er erkannte, daß trotz ihres schwächlichen Aussehens irgendetwas in ihr sehr stark war und der schrecklichen Wirkung, die die Slave Crown im Körper des Mädchens hinterlassen hatte, nicht nachgab.Es war auf jeden Fall etwas, was er bisher noch nicht gesehen hatte...

Plötzlich kamen draußen ein lautes Bellen von einigen Lobos und die Schreie von einigen Menschen auf.
„Aufmachen! Gib uns das Mädchen und die Magitek Armor des Imperiums zurück!!“
„Öffne die Tür! Wir wollen das Mädchen! Sie ist ein Offizier des Imperiums!“
Der alte Mann seufzte und blickte zur Haustür. Terra stieg alarmiert aus dem Bett und stand nun neben ihm. Ihr Herz schlug so laut, daß die Soldaten draußen es sicherlich hören konnten. Was hatte sie getan?
„Imperium...?“ fragte sie. „Magitek Armor...?“
Der alte Mann sah sie an und schüttelte den Kopf. Jetzt war nicht die Zeit dafür. Sie war eindeutig unschuldig... nicht wie die anderen imperialen Offiziere, die er getroffen hatte. Sie war überhaupt nicht wie sie.
„Hör zu, ich muss dich hier rausbringen!“ schrie er und schob sie zu einer Hintertür im Schlafzimmer. „Ich habe keine Zeit für Erklärungen!“
Das Mädchen blinzelte und starrte ihn an.
„Mach dich auf den Weg durch die Minen! Ich werde diese Kerle aufhalten!“ rief er ihr zu.
Terra wollte gerade protestieren, als er die Tür öffnete und sie sanft hindurchschob. Sie stolperte auf ihren langen, noch schwerfälligen Beinen hinaus und hörte, wie sich hinter ihr die Tür schloß.
„...Ach du lieber Himmel...“, murmelte sie und zitterte, als sie ein kalter Windzug traf. Sie fühlte sich noch nicht gut genug auf den Beinen, um jetzt loszugehen, aber sie entschied sich dafür, den Anweisungen des Mannes zu folgen und zu den Minen zu laufen. Sie hatte die Furcht in ihrer Stimme bemerkt, sogar dann, als er ihre Schulter berührte... aber er hatte sich wirklich Sorgen um sie gemacht und er HATTE sie gerettet. Also beschloß sie, sich bei ihm zu revanchieren, indem sie floh, so wie er es gesagt hatte.
Und so rannte Terra los, weg von der Hintertür vom Haus des alten Mannes über eine lange hölzerne Brücke, die gebaut wurde, um zu den Minen zu kommen. Als sie die Mitte der Brücke erreicht hatte, konnte sie unter sich auf der Hauptstraße von Narshe zwei Wächter entdecken und blieb erschrocken stehen. Langsam begann sie, auf das andere Ende der Brücke zu zugehen, und versuchte, kein Geräusch zu machen, doch die Absätze ihrer Schuhe waren zu laut und verrieten sie. Sie schluckte, als die Wachen grinsend zu ihr hinaufblickten.
„Da oben ist sie!“
Terra starrte sie einen weiteren Augenblick an, bevor sie bemerkte, daß sie nun schnell verschwinden mußte...
Bald betrat sie eine dunkle Mine und sah sich gehetzt um.
‚Wo kann ich mich verstecken?’ dachte sie. ‚Was soll ich nur tun? Ich habe Angst...’
Terra rannte weiter durch die Minen, obwohl ihr ganzer Körper sich anfühlte, als breche er bei jedem Schritt zusammen. Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich und war nahe daran, vor Verzweiflung zu schreien, als sie hinter sich Stimmen hörte.
„Ich kann sie dort vorne hören!“
„Ok, die kleine Dame kann schnell rennen, was?“
‚Oh Gott, was werden sie mit mir anstellen?!’ Terras Gedanken rasten, als sie sich blind um eine Ecke tastete. Dann sah sie einen Ausgang und sie lächelte vor Freude. Sie war frei! Sie wollte gerade durch den Ausgang rennen, als sie von zwei plötzlich vor ihr auftauchenden Narshe-Wachen aufgehalten wurde. Terra schrie und ging einen Schritt nach hinten, als sich die beiden ihr lachend näherten.
Doch hinter ihr tauchten zwei weitere Wachen auf, die von dort kamen, woher auch Terra gekommen war. Jetzt fand sie sich selbst eingeschlossen und in die Ecke gedrängt. Sie drückte sich an die kalte Wand hinter ihr und dachte darüber nach, wie sie aus dieser Situation entkommen könnte.
„Wir haben sie!“ schrien die Wachen wie aus einem Munde. Terra seufzte und schloß die Augen.
‚Was soll ich tun? Was soll ich tun?’
Plötzlich fühlte Terra eine gewaltige Erschütterung und sie sah hinunter zu ihren Füßen. Zu ihrem Schrecken erkannte sie, daß der Boden unter ihr zusammenbrach! Aber bevor sie sich in Sicherheit bringen konnte, gab das Gestein unter ihr nach und Terra fand sich selbst in die kalte Dunkelheit eintauchen. Die überraschten Schreie der Wachen über ihr wurden ziemlich schnell leiser. Terra schlug unten mit einem kräftigen Schlag auf den Boden auf und sie stöhnte, als sie versuchte, sich auf allen Vieren zu erheben. Sie kroch ein paar Schritte vorwärts, brach jedoch dann zusammen und erkannte, daß sie nun Ruhe brauchte.
Diese Männer... wer waren sie? Wächter von Narshe? Imperiale Soldaten? Was ging da vor...?
Terra versuchte, weiterzukriechen, aber ihr Körper weigerte sich hartnäckig und schickte Schmerzimpulse durch jedes ihrer Glieder. Terra schrie auf und fiel erneut zu Boden, und diesmal begrüßte sie die Dunkelheit und das Gefühl der Wärme, das sie überkam.

Sie fand sich in einer seltsamen, in gelb getauchten Welt wieder, und sie sah sich um. Sie konnte den Raum eines Schlosses erkennen. Dieser Raum war gefüllt mit vielen Maschinen und an den Wänden prangten rote Banner mit einem seltsamen schwarzen Symbol darauf. Ebenfalls konnte sie einen seltsam gekleideten Mann sehen, der mit seinem grell geschminkten Gesicht einem Clown nicht unähnlich sah. Dieser Mann hielt etwas vertrautes in den Händen. Die Slave Crown! Er näherte sich einer anderen Person, und diese stand einfach nur wie benommen da, als wäre sie mit Drogen beruhigt worden. Terra keuchte, als sie sich selbst in dieser Person erkannte!
„Wach auf!“ versuchte Terra zu rufen, aber niemand achtete auf sie. Terra schrie erneut, doch wiederum bekam sie keine Antwort. Der Clown legte die Slave Crown um den Kopf des Mädchens und sofort verlosch das Licht in ihren Augen.
„Meine süße kleine magisch Begabte...! Uweee, he, he! Mit dieser Slave Crown BESITZE ich dich praktisch!“ Er begann verrückt zu lachen und Terra keuchte erneut.
„Wer bist du!?“ schrie sie das Bild an. „Hast du mir das angetan!?“
Das Bild verschwand und Terra fand sich in einer neuen Szene wieder. Hier sah sie sich selbst, wie sie gerade eine riesige Maschinerie steuerte, die rote, blaue und weiße Strahlen rechts und links verschoß. Sie wurde von Soldaten angegriffen, doch alles, was sie tun mußte, um diese zu vernichten, war, einen Knopf zu drücken. Ein feuriger Hintergrund erschien und Terra erkannte, daß sie in einer brennenden Stadt waren! Der Clown erschien nun und stolzierte über das Schlachtfeld, nachdem Terra jeden in Sichtweite getötet hatte.
„Uwee, hee, hee! Gut! Brenn alles nieder!“ rief er aus und lachte erneut. Sein Lachen war so schrecklich, so furchteinflößend, daß Terra wußte, sie würde es nie wieder vergessen können.
„War das wirklich ich...?“ fragte sie leise. „Habe ich wirklich all diese Leute getötet...? Oder ist das nur ein böser Traum?“
Die Szene wechselte erneut. Nun waren sie wieder im Palast, bei einer Art Versammlung. Terra sah sich selbst, den Clown, einen jungen Mann mit hellblondem Haar und blauer Rüstung und eine junge Frau mit ebenfalls blondem Haar und in einer engen Kampfrüstung. Sie alle standen hinter einem viel älteren Mann mit einem langen Bart, und Terra konnte sehen, wie er vor einer großen Menge von braun uniformierten Soldaten stand, die ihm zuwinkte und zujubelte.
Als der alte Mann zu sprechen begann, wurden die Schreie und die Jubelrufe lauter.
„Wir stehen am Rand des großen Durchbruchs! In den kommenden Tagen werden wir Zeugen der völligen Wiederkehr der Magie werden. Es ist unser Schicksal, und unseres allein, diese mystische Kraft anzunehmen und uns zu holen, was rechtmäßig uns gehört!“
Terra blinzelte und sah genau zu, als die drei Leute, die mit ihr dastanden, sie allein ließen und zu dem alten Mann gingen.
„Mit unserer neuentdeckten Macht kann uns nichts im Wege stehen!“ rief er aus und die drei Menschen hinter ihm salutierten. Terra versuchte genau zu überlegen, ob sie die drei kannte oder nicht, aber es gelang ihr nicht. War dies Wirklichkeit oder ein Traum?
Auf einmal schrien alle Soldaten aus:
„Hurra!!! Lang lebe Imperator Gestahl!!!“
Terra schluckte, als die Szene zu verschwinden begann.
„Nein, warte!“ rief sie und ihre Stimme hallte in der Dunkelheit wider. „Warte...!“
„...Warte....“
„..................Warte...“

*********

Indessen ging in seinem Haus Terras Retter nervös in seinem Wohnzimmer auf und ab und sah alle paar Minuten auf die Uhr. Dies geschah immer. Immer war er zu spät... Seine Gedanken begannen, um das Mädchen zu kreisen, das er gerettet hatte... Wie war ihr Name? Terra. War sie schon in Sicherheit? Hatte sie es geschafft, sich zu verstecken?
Plötzlich öffnete sich die Haustür und der alte Mann drehte sich um. Als er erkannte, daß es sich bei dem Neuankömmling nicht um einen Narshe-Wächter handelte, lief er rot an und begann zu schimpfen: „Du hast ziemlich lang gebraucht!“
„Hey, sorry....“ Der Neue schloß die Haustür und sperrte sie zu. Er war ein großer Mann, mit breiter Brust und überall gebräunt von seinen Reisen. Sein hellbraunes Haar war durchzogen von einigen blonden Strähnen und es hing ihm in einer zottligen Art über die Augen, bis er es mit einer Handbewegung zur Seite warf. Dies entblößte ein schöngestaltetes Gesicht mit braunen, leuchtenden Augen und einem süßen Lächeln, das so aussah, als könnte es niemals verschwinden. Er war warm angezogen: Eine warme blaue Jacke, darunter seine gewöhnliche Kleidung, ein weißes T-Shirt, und eine Baumwollhose. Weiterhin trug er braune Lederschuhe und ebenfalls braune Handschuhe. Schließlich war noch ein blaues Bandana um seinen Kopf gewickelt.
Der alte Mann grinste. „Nun gut... Was macht dein Raub- und Plünder-Beruf?“
Dem jungen Mann verschlug es die Sprache und er wurde rot. Er war wirklich tief beleidigt und schockiert.
„Ich bevorzuge den Ausdruck ‚Treasure Hunting’!“ protestierte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
Der alte Mann brach in Lachen aus und schüttelte den Kopf.
„Ha! Semantischer Unsinn!“ rief er aus und der junge Mann schüttelte seinen Finger.
„Wie auch immer, du warst der, der nach mir gerufen hat, richtig?“ fragte er.
Auf einmal wurde der Alte ernst und nickte.
„Locke, es gibt da ein Mädchen, von dem ich möchte, daß du es kennenlernst.“
Locke blinzelte und schüttelte sofort den Kopf. Arvis, der ernsthafte alte Mann, den er gut zu kennen geglaubt hatte, versuchte ihn zu einer Verabredung zu überreden?! Nicht daß es ihn berührt hätte. Locke hatte kein Interesse mehr an diesen Dingen...
„Locke!“ schrie Arvis und Locke wurde aus seinen Gedanken gerissen.
„Ja! Ein Mädchen?“ fragte er.
„Du hast doch nicht geglaubt, ich würde versuchen, euch beide zusammenzubringen, oder?“ grinste Arvis und Locke verlor beinahe das Gleichgewicht.
„Nein, natürlich nicht!“ Locke seufzte erleichtert und schluckte dann, als er darüber nachdachte, worum es gehen könnte. Es war bereits in ganz Narshe die Rede davon und... Locke rannte auf Arvis zu und packte fest dessen Schultern.
„Hm? Dies hat besser nichts zu tun mit dieser Magitek steuernden ... Hexe!!!“ schrie Locke.
Arvis nickte traurig und Locke blinzelte erneut. Was war ihn ihn gefahren?!
„Imperiale Truppen verfolgen hier ihr Ziel, jetzt, während wir sprechen“, meinte Arvis. „Diese Stadt hat nichts zu tun mit dem Imperium!“
„Ich weiß, Arvis, aber...“
„Unsere Unabhängikeit kann nur gesichert werden, wenn wir uns mit den Returners verbünden...“ Arvis verstummte und Locke ging einige Schritte zurück.
„Narshe soll sich mit den Returners verbünden? Mit der Widerstandsbewegung gegen das Imperium?“
Locke schüttelte den Kopf. „Sehr fraglich! Narshe würde niemals...“
„Nun, das ist jetzt nicht so wichtig“, unterbrach ihn Arvis. „Dieses Mädchen war für ihre Handlungen nicht verantwortlich. Wir müssen sie finden, damit sie unsere Lage versteht. Locke, du mußt mir glauben... wir brauchen ihre Hilfe, und zwar bald. Wir brauchen sie, um anderen zu zeigen, was das Imperium den Leuten antun kann, und...“
„Nun gut... Ich denke, wir helfen ihr lieber mal...“ gab Locke seinen Widerstand auf und seufzte. Er wollte das nicht tun, aber er sagte sich, daß er es für die Returners tat. Und für Arvis.
„Einverstanden. Begib dich dann zuerst nach Figaro und sprich dort mit dem König!“ erklärte Arvis und wies dann auf die Hintertür, durch die Terra einige Zeit vorher das Haus verlassen hatte. „Sie ist durch diese Tür entkommen. Finde sie schnell, und dann verlaß Narshe so bald wie möglich! Sie hat grünes Haar und trägt rote Kleidung.“
Locke nickte und verschwand einige Augenblicke später durch die Tür.
„Ich wußte, ich kann mich auf dich verlassen, Locke!“ sagte Arvis fröhlich zu sich selbst. „Paß auf dich auf...!“
Locke rannte los, den kleinen Fußspuren im Schnee folgend, überquerte die hölzerne Brücke und betrat die Minen. Er konnte nicht glauben, daß er wegen so etwas mitten in der Nacht geweckt worden war. Arvis mußte verrückt geworden sein, ihm zu erzählen, er solle einen imperialen Soldaten retten und dann sicher aus Narshe eskortieren. Er haßte das Imperium, er haßte es einfach. Was war denn so anders an diesem Mädchen? Und wenn sie wirklich in Schwierigkeiten war, warum kam nicht einfach das Imperium und nahm sie mit sich? Sie mußte mit einigen anderen Soldaten in die Stadt gekommen sein, um den Esper zu stehlen... Das war jedenfalls, worüber jeder redete. Inzwischen wußte das Imperium sicherlich, daß etwas schiefgelaufen war...
‚Nun gut’,dachte Locke, als er die Minen betrat und begann, sich umzusehen. Man sollte eine Situation nicht nach dem äußeren Schein beurteilen und sich nicht in irgendwelche Schlüsse verstricken. Dies hatte ihm seine Großmutter immer gesagt, und er war sicher, daß ihm dieser Rat nun nützen würde.
„Hallo?“ rief Locke in die Dunkelheit. Er ging um eine Ecke und blieb erschrocken stehen. Vor ihm war ein Loch im Boden, groß genug, daß eine Person hinunterfallen konnte. Locke legte sich auf den Boden und schob sich langsam und vorsichtig mit Händen und Knien auf das Loch zu, blickte hinunter und lächelte.
Da unten lag sie! Ein grünhaariges, rotgekleidetes Mädchen lag unten bewußtlos auf dem Boden. Das mußte sie sein. Locke sprang durch das Loch und landete neben ihr. Er kniete sich hin und strich ihre Haare von den Augen weg. Er wurde von einem kindlichen Gesicht überrascht, doch er hatte andere Sorgen, denn ihre Lippen war schon ganz blau gefroren und sie selbst war ziemlich blaß.
„Sie is’ doch noch’n Kind...“ sagte er zu sich selbst. „Und sie wird bald zu Tode erfroren sein, wenn ich sie nicht schnellstens hier rausbringe...!“
Locke stand auf und sah sich nach einem Ausweg um, als er Stimmen hörte:
„Ja, die Wachen sagten, sie wäre da unten!“
„Endlich! Dann können wir sie einfangen und hier rausbringen! Es ist schon fast Morgen, und ich bin fürchterlich hungrig!“
„Was glaubst du, daß der Älteste befehlen wird?“
„Wahrscheinlich Tod. Sie hat in dieser Nacht die Hälfte unserer Einheit geschlachtet!“
Locke sah überrascht auf das Mädchen hinab. SIE hatte das getan? Aber wie...?
„Nein, das ist jetzt nicht wichtig!“ sagte Locke zu sich selbst und schluckte. „Aber ich muss immer noch einen Ausgang finden...“
„HEY!“ schrie einer der Wächter und Locke sprang vor Schreck in die Luft.
„Jetzt haben wir sie!“ rief ein anderer aus. Locke schüttelte seinen Kopf. Vor ihm mußten mindestens ein Dutzend ziemlich wütender Narshe-Wächter sein, und sie hatten ihre Lobos dabei. Locke stöhnte und ging ein paar Schritte zu dem Mädchen zurück.
Wie sollte er diese Menge nur bekämpfen?

pute703
05.02.2003, 06:54
Drittes Kapitel – Edgar, König von Figaro und Verbündeter des Imperiums

„Na toll... das ist ja eine ziemlich große Menge von denen...“
Locke überschaute die Schar und zog langsam sein Messer. Vielleicht könnte er, falls er schnell genug war, genug von ihnen verwunden, um sie zum Rückzug zu bewegen...
„Kupo...“
„Hä?“ machte Locke und die Wachen begannen zu rufen:
„Was war das?“
„Ein Geist?“
„Nun gut, Rückzug!“ sagte Locke zu sich selbst. „Falls es ein Monster ist, soll es sie zuerst schnappen!“
Die Wachen kletterten zurück nach oben in die Mine, während Locke sich wieder Terra zuwandte.
Neben ihrem Körper hockte ein kleines, weißes Wesen mit großen Ohren und kleinen rosa Flügeln. Der Rosa Bommel auf seinem Kopf wackelte hin und her, wohl wegen der harten Landung auf dem Boden, und seine niedliche Nase schnupperte, als es zuerst auf Terra und dann zu Locke sah.
„Kupo!“ machte es, und plötzlich erschienen mehr solche Wesen von dem Loch in der Decke. Sie alle flogen herunter und landeten neben Terra. Insgesamt standen nun elf von ihnen vor Locke und schauten ihn an.
„Moogles!“ erkannte Locke und grinste. „Wollt ihr mir sagen, daß ihr mir helfen wollt?“
„Kupo!“ riefen alle aus und begannen, sich in Vierer-Gruppen zu sammeln. Drei Moogles gingen zu Locke und zerrten an seiner Hose, während sie wild in Richtung der Wachen deuteten, die einfach nur fassungslos dastanden.
„Oh, ich verstehe! Und wir vier kämpfen als Gruppe zusammen“, sagte Locke und die drei Moogles nickten ihm zu. „Na gut, auf geht’s!“ Mit diesem Signal rannten Locke und seine Moogles auf die Wachen zu, gefolgt von den anderen Mooglegruppen.
Lockes Gewandheit war unglaublich. Er flog geradezu von links nach rechts, schaltete die Lobomonster mit einzelnen Schnitten seines Messers aus, während die Moogles umherflogen und die Wachen blendeten, indem sie direkt vor deren Gesichtern mit den Flügeln flatterten, oder sie einfach im Flug rammten. Die Moogles in Lockes Gruppe stürzten sich tapfer in den Kampf und bissen ihre Gegner, und schon bald folgten auch die anderen Moogles diesem Beispiel. Nur ein einziger Moogle benutzte eine Waffe... einen schimmernden Speer, den er einer der Wachen abgenommen haben mußte. Als Locke kurz innehielt, um wieder Atem zu holen, sah er, wie der Moogle einen Lobo einhändig mit seiner Waffe erledigte. Als dieser sich zu Locke umdrehte, lächelte er und gab ihm einen Wink.
Es dauerte nicht lange, bis alle Lobos getötet worden waren und die Wachen aus Angst um ihr Leben davonliefen. Sobald in der Höhle keiner der Narshesoldaten mehr war, begannen die Moogles, auf und ab zu hüpfen und laute und aufgeregte Siegesrufe loszulassen. Der Moogle mit dem Speer ging zu Locke und machte einen kleinen Bogen.
„Danke, ihr Moogles!“ rief Locke aus und steckte sein Messer in die Scheide. „Wir stehen in eurer Schuld!“
Nun verschwanden die Moogles wieder, einer nach dem anderen, durch das Loch in der Decke, durch das sie auch gekommen waren. Locke rannte zu Terra und hob sie in seinen Armen hoch. Er fand keine schwere Verletzung an ihr und rannte zu dem Ausgang, der vorher von den Wachen blockiert gewesen war. Schließlich erreichte er das Ende des Tunnels und fand sich in einer Sackgasse. Er runzelte die Stirn, legte Terra vorsichtig auf den Boden und ging zu einem versteckten Schalter an der Wand.
„Hm... ich glaube, dieser Schalter wird...“
Er drückte ihn herunter, und wie erwartet erschien plötzlich eine Tür hinter ihm und öffnete sich. Draußen konnte er die Markierungen erkennen, die Narshes Grenzen ankündigten, und daneben die kleine Hütte, die an der Grenze selbst stand. Diese Hütte war für müde Reisende gedacht, die einen sicheren und kostenlosen Platz zum Ausruhen benötigten. Locke beschloß, das Mädchen dorthin zu bringen und wollte sie gerade wieder aufheben, als sie ein leises Stöhnen von sich gab und ihre Augen öffnete. Locke blinzelte sie an und lächelte.
„Ah, du bist wieder bei uns?“ fragte er und Terra gab sich einen leichten Ruck, sodaß sie nun saß. Sie blickte Locke an und sprach:
„Hast du... mich gerettet?“ fragte sie leise. Sie stand langsam auf und klopfte den Staub und den Schnee von ihrer Kleidung. „Danke sehr...“
„Spar dir die Dankesrede für die Moogles auf“, sagte Locke und betrachtete sie genauer. Sie schien nicht verletzt zu sein, nur sehr müde und äußerst erschöpft. Terra taumelte plötzlich und lehnte sich gegen die Wand, um nicht hinzufallen, während sie ihren Kopf mit der Hand massierte.
„Uhh... ich kann mich an nichts erinnern... egal, ob Vergangenheit oder Gegenwart!“ schrie Terra mit erschöpfter Stimme und stöhnte ein weiteres Mal.
Locke seufzte.
„Hast du Amnesie?“ fragte er, wobei sein Herz einen Schlag übersprang. Sein Geist begann überzulaufen mit seinen eigenen schrecklichen Erinnerungen, und er fühlte auf einmal ein großes Gefühl der Sympathie für dieses Mädchen. Das Imperium hatte ein weiteres Opfer ihrer Habgier...
„Ein Mann hat mir erzählt, meine Erinnerungen kämen bald wieder“, sagte Terra und sah ihn verwirrt an. Er schien ihr völlig entsetzt zu sein.
Locke betrachtete sie und setzte ein leichtes Lächeln auf. „Hab Geduld. Bis du deine Erinnerung zurückerlangt hast, bist du bei mir sicher. Dafür gebe ich dir mein Wort!“
Terra blinzelte und hob die Augenbrauen. Sie wußte nicht, was sie sagen sollte.
„Ich werde dich nicht allein lassen, bis deine Erinnerung zurückgekehrt ist!“ versprach Locke und legte die Hand auf seine Brust. „Das verspreche ich dir...“
„Habt Dank... Herr...“ Terra brach den Satz ab. Sie hatte immer noch Angst, aber dieser Mann sah aus, als wolle er ihr wirklich helfen. Sie hatte niemanden, zu dem sie gehen konnte, und auch keinen Ort, den sie aufsuchen konnte, und keine anderen Ideen... Terra streckte ihre Hand aus.
„Ich bin Terra.“
Locke nahm ihr Hand und schüttelte sie. „Locke Cole, Treasure Hunter! Freut mich, dich kennenzulernen, Terra. Und nun laß uns abhauen!“
Sie verließen die Minen und Locke betätigte einen anderen Schalter, um die geheime Tür wieder zu verschließen. Dann drehte er sich zu ihr um.
„Ach ja, dieser geheime Eingang könnte eines Tages nützlich werden. Vergiß ihn nicht!“ Er lächelte und winkte.
Terra nickte und gemeinsam machten sie sich auf den Weg, die Minen im speziellen und Narshe allgemein hinter sich zu lassen. Terra blickte zurück zu der kleinen Stadt, und Traurigkeit überkam sie.
Locke sah sie an.
„Ist was?“ fragte er.
Terra drehte sich um und blickte zu ihm.
„Nein...“ sagte sie leise. „Gar nichts...“
„Hab keine Angst, ich bringe dich an einen sicheren Ort“, sagte Locke. „Wir gehen nach Burg Figaro! Der König wird interessiert sein, dich kennenzulernen.“ Locke machte für einen Augenblick die Augen zu und erinnerte sich an etwas. „Ach ja, wie alt bist du eigentlich... falls du dich daran erinnerst...?“
„...“ Terra sagte nichts und wandte den Blick zu Boden. Dies war eine leichte Frage. Jeder normale Mensch konnte sie beantworten...
„Achtzehn“, erwiderte Terra schließlich und Lockes Gesicht wurde lang.
„Was ist?“ fragte Terra verwirrt.
„Ähm, nun.... hör mal, widme dem König nicht ZU viel Aufmerksamkeit, ok?“ Und er fügte hinzu: „Er könnte sonst... mehr an dir interessiert sein als uns lieb ist.“
Terra sah ihn belustigt an. Sie verstand nicht, was er meinte, aber später würde sie es sicherlich verstehen.
Während die beiden so dahinwanderten und sich über alles mögliche unterhielten, änderte sich die Landschaft drastisch. Kaum hatten sie die gebirgige Region um Narshe hinter sich gelassen, fanden sie sich in einer warmen und grasigen Ebene. Der ganze Schnee war verschwunden und schließlich fühlte sich die Luft so warm an, wie es sich für eine Sommernacht gehörte. Bald durchquerten sie eine kleinere Wüstenregion und Burg Figaro konnte schon am Horizont gesehen werden. Die aufgehende Sonne der frühen Morgendämmerung beleuchtete den Rest ihres Marsches.


Es war eine große und majestätische Burg, aber sie war auch äußerst modernisiert. Das war schon von weitem erkennbar. Das Fundament der Burg und die Außenmauern waren in ein metallisches Material gehüllt, das dem der Magitek Armors ähnelte. Riesige Ventilatoren mit speziellen Vorrichtungen drehten sich in den Türmen, um die Energie der Sonne für die Burg nutzbar zu machen. Als die beiden Reisenden näher kamen, konnten sie Chocobos erkennen, auf denen grün uniformierte Soldaten saßen. Terra sah sich fasziniert um, aber Locke schien nicht davon beeindruckt zu sein. Sie erreichten die Haupttore dieses Palastes und wurden auf einmal von einer uniformierten Wache aufgehalten, die ihnen in friedlichem Respekt salutierte und dann sprach:
„Bleiben Sie bitte stehen, Herr!“
Locke lächelte und winkte ab, und auf einmal lächelte die Wache zurück und schielte ein bißchen.
„Oh, Ihr seid es, Locke!“ rief der Wächter aus. „Bitte, geht weiter!“
„Danke!“ sagte Locke und ließ Terra den Vortritt. Diese war verwirrt wie nie zuvor. Sie starrte genüßlich die ganzen hübschen Gemälde und teuren Dekorationen an, während Locke sie durch eine lange Halle mit rotem Teppich und schließlich durch ein riesiges Paar von Doppeltüren geleitete. Terra fand sich selbst in einer verzierten Halle mit zwei Thronen am anderen Ende und reichen, schweren Vorhängen, die von den Fenstern zurückgezogen worden waren, um Licht in den Raum zu lassen. Die Soldaten, die vor jedem Fenster postiert waren, nickten alle Locke zu, als dieser seinen Weg zum anderen Ende des Raumes fortsetzte, auf die beiden Throne zu.
Auf einem dieser Throne saß gelangweilt ein gutaussehender Mann, der eine Locke seines langen, blonden Haares um einen Finger zwirbelte. Er war in ein reich verziertes Gewand gekleidet, in Schichten von königsblauen und grünen Umhängen, die aussahen wie aus Seide, und sogar der Brustpanzer, den er trug, paßte elegant zu seiner Kleidung. Seine blauen Augen schienen beinahe zu leuchten, als sie Terra fixierten. Es gab keinen Zweifel, daß dies einfach ein wunderschöner Mann war. Er stand auf, schüttelte sein langes Haar hinter seine Schultern und ging langsam auf die beiden Neuankömmlinge zu. Dann unterhielt er sich mit Locke kurz im Flüsterton.
„Du meinst... DIESE junge Frau?“ rief er aus. Locke nickte und der Mann starrte Terra weiterhin an. Der erste Gedanke, der dem Mann in den Sinn gekommen war, als er sie sah, war, wie wunderschön dieses Mädchen doch sei, doch dieser Gedanke wurde nun langsam von der Realität der Situation verdrängt, in der er sich befand. Schließlich seufzte er und drehte sich für einen Augenblick von ihr weg, um darüber nachzudenken, wie er das sagen sollte, was er ihr zu sagen hatte.
Terra jedoch hatte nicht die Absicht, zu warten.
„Was denken Sie eigentlich, wer Sie sind?“ fragte sie, ein bißchen im Flüsterton.
Der Mann drehte sich zu ihr um und lächelte sie anmutig an.
„Es tut mir so leid! Wie unhöflich von mir, meinen Rücken einer Dame zuzukehren“, entschuldigte er sich.
Terra blinzelte und Locke mußte sich zusammenreißen, um wegen des dramatischen Auftritts nicht zu lachen.
„Ich bin Edgar Roni Figaro, natürlich der König von Figaro“, sagte der Mann und Terra wurde ganz weiß im Gesicht. Sie sah zu Locke, der ihr zuwinkte.
„Überrascht, daß jemand wie ich einen König kenne?“ fragte er und sowohl er als auch Edgar brachen in Gelächter aus.
Terra sah zu, wie sich Edgar Locke näherte und die beiden begannen, miteinander zu flüstern.
„War deine Reise hierher ok?“
„Ja, wir hatten kaum Probleme. Sie wird einige Zeit nicht nach Narshe zurückkehren können. Die Wächter dort wollen sie in Gewahrsam nehmen. Ich habe sie gerade noch rechtzeitig retten können...“
„Nun gut. Laß sie hier etwas ausruhen, während wir unseren nächsten Schritt planen..“ Edgar wandte sich plötzlich wieder Terra zu und sah, daß sie ihn mit leerem Blick anstarrte. Locke winkte ihr zu und war im Begriff, wegzugehen.
„Locke...!“ protestierte Terra, aber er lächelte einfach nur.
„Ich seh dich später!“ sagte er zu ihr und verließ den Thronsaal. Terra seufzte und stemmte die Arme in die Hüften. Ja, sie war zu der Einsicht gelangt, daß sie so verwirrt war wie immer. Edgar kam zu ihr und nahm ihre Hand, küßte diese leicht und erreichte damit, daß sie ihn mit noch seltsamerem Blick ansah. Er lachte.
„Dies ist eine gewöhnliche Geste, meine liebe“, erklärte er ihr und ließ ihre Hand los. „Also... Du bist also eine imperiale Soldatin! Kein Problem. Figaro und das Imperium sind Verbündete. Bitte entspanne dich, solange du hier bist. Es liegt mir nicht im Blut, einer Dame wehzutun.“
„Imperiale Soldatin?“ fragte Terra unwissend und gab auf. Sie würde keine Antworten von ihm bekommen. Also entschied sie sich, sich ihrem Schicksal zu ergeben, wie Locke und dieser Edgar es gesagt hatten.
„Ähm, warum helfen Sie mir eigentlich?“ fragte Terra. „Liegt dies an... meinen Fähigkeiten?“ Sie fragte sich, jetzt, da sie es erwähnte, ob dies etwas damit zu tun hatte, warum sie imperiale Soldatin sein sollte. Aber was immer es war, es klang äußerst wichtig. Sie konnte sich nicht denken, daß sie etwas anderes besaß, was für ihn von Interesse sein könnte, außer vielleicht... Sie brach den Gedankengang ab, als er zu sprechen anfing.
„Ich gebe dir drei Gründe“, erklärte Edgar und hob den Zeigefinger. „Als erstes: Deine Schönheit hat mich ergriffen!“ Er hob den Mittelfinger: „Zweitens... ich würde sterben, um zu erfahren, ob ich dein Typ bin.“
Terras Kiefer klappte beinahe nach unten. Dieser Mann war nicht ungehobelt! Edgar begann, zum großen Tor, das aus dem Thronsaal führte, zu schlendern und blieb kurz davor stehen, um sich zu ihr umzudrehen. Er hielt einen dritten Finger hoch.
„Ich glaube, deine ... Fähigkeiten könnten ... ein dritter Grund sein.“
Auf Terras Stirn entstand eine Falte.
„Und was ist jetzt mit Ihnen?“ fragte Terra und brachte Edgar so zum seufzen.
„Ich fürchte, meine Technik rostet ein bißchen...“ murmelte er und verließ den Raum.
Terra stand einfach nur da und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Hm... ich glaube, ein normales Mädchen hätte ihn aufregend gefunden. Aber ich bin kaum... normal...“ Sie seufzte und sah sich um. Er hatte ihr die Erlaubnis gegeben, das Schloß zu erkunden, und so beschloß sie, davon Gebrauch zu machen.
Als Terra von Raum zu Raum wanderte und all die wunderbaren Gegenstände bewunderte und sich mit den Leuten in der Burg unterhielt, wurden ihr zwei Dinge schlagartig klar. Zum einen war Edgar Roni Figaro höchst wahrscheinlich ein selbsternannter Frauenschwarm. Sie hörte Geschichten von den Dienstmädchen, wie er bei einem wichtigen Ereignis einen Treffer bei der Hohepriesterin von Figaro gelandet hatte, wie er immer wieder seine Aufmerksamkeit den Frauen widmete und wie er einem sehr hoffnungsvollen Mädchen, das mit einer Puppe durch den Palast gelaufen war, sogar versprochen hatte, sie zu heiraten. Terra lernte auch, daß Figaro technologisch hoch entwickelt war und daß sogar der gesamte Palast selbst ein unglaubliches Geheimnis barg, das nur dessen Bewohner kannten. Natürlich lehnte Edgar es ab, ihr davon zu erzählen.
Terra lernte auch mehr über das Imperium... Als sie einen Aussichtsturm bestieg, hörte sie, wie sich zwei Soldaten darüber unterhielten, wie das Imperium vor kurzem alle drei Städte auf dem südlichen Kontinent zerschmettert hatte. All diese Angriffe wurden von einer achtzehnjährigen Generälin angeführt, die wie eine Art Wunderkind erschien. Terra schluckte und stieg schnell wieder von dem Turm hinab. Sie konnte nur beten, daß sie nicht von ihr gesprochen hatten.
Am Ende ihrer Erkundungstour fand sich Terra in Edgars Gemächern wieder. Doch dieser war hier nicht aufzufinden. Anstelle dessen saß eine ältere Frau in einem Stuhl und flickte etwas, das Terra für einen von Edgars Umhängen hielt. Die Frau sah auf und lächelte Terra an.
„Guten Tag, junge Dame“, sagte sie zur Begrüßung. „Wenn Ihr nach Edgar sucht, werdet Ihr ihn hier nicht finden. Er trifft gerade einen seiner Freunde, Herrn Cole. Ich bin übrigens Matron. Wenn Ihr etwas benötigt, so laßt es mich wissen!“
„Oh, Locke...“ sagte Terra zu sich selbst, die fast schon vergessen hatte, wer „Herr Cole“ war. „Nun, ich entschuldige mich für mein Eindringen... Habt Dank, Matron!“
Als Terra nach draußen ging, bemerkte sie ein altes Gemälde an der Wand, auf dem zwei sich umarmende Knaben mit blonden Haaren abgebildet waren. Sie erkannte in dem einen mit den längeren Haaren Edgar, ... der andere sah ihm auch ziemlich ähnlich. Der älteren Dame fiel auf, was Terra so betrachtete und ließ einen leisen Seufzer los.
„Habt Ihr es gewußt, junge Dame? Edgar hat einen Zwillingsbruder.“
Terra schluckte. Darum sahen sich die beiden auf dem Bild so ähnlich!
„Er war so ein netter Junge...“
Terra drehte sich um und sah der Älteren genau in die Augen. „Was... ist passiert?“
Die Frau räusperte sich und blickte zur Decke hoch. Sie schien in ihre eigene Welt zu gehen, als sie sich erinnerte...

************

Ein junger Edgar saß in der Bibliothek und war in seine Studien für das kommende Examen vertieft. Er fand es schwer, sich zu konzentrieren, besonders, weil er immer an die Geschehnisse außerhalb dieser Mauern dachte...
„Bruder!“
Eine Stimme erklang und kurz darauf kam ein anderer junger Mann die Stufen heruntergerannt und stürmte in die Bibliothek. Edgar sah auf und runzelte die Stirn.
„Bruder, was ist mit Vater los? Was soll all das Gerede um seinen Nachfolger?“
Der junge Mann schluckte, als Edgar aufstand und sein Buch wütend schloß.
„Bist du blind?“ schrie Edgar. „Sieh dir doch mal sein Gesicht an!“
„Was?“ Der Neuankömmling versuchte, die Hand seines Bruders zu greifen. „Edgar, was bedeutet das...?“
Edgar schüttelte den Kopf und rannte weg und lief die Treppe hinunter in den Keller der Bibliothek. Der Andere senkte seine Hand und ließ sich schockiert in einen Stuhl fallen.
„Tränen...?“ flüsterte er, während sein Herz laut pochte.

************

„Edgar!“
„Was, hä?“ fragte Edgar und schreckte aus seinem Tagtraum auf. Locke starrte ihn von der anderen Seite des Tisches aus an, während er mit den Fingern auf der Tischplatte trommelte.
„Hast du bei irgendetwas aufgepaßt, was ich dir erzählt habe?“ fragte Locke, und Edgar schüttelte den Kopf.
„Es tut mir Leid, Locke. Ich habe gerade wieder... an Sabin gedacht.“
Locke öffnete die Augen zur Gänze und lehnte sich langsam zurück.
„Nein, mir tut es Leid“, entschuldigte sich Locke. „Ich habe das nicht bemerkt...“
„Vergessen wir das“, meinte Edgar und setzte ein Lächeln auf. „Also, was hast du mir gerade erzählt?“

**********

„Ja... sein Name ist Sabin“, erzählte Matron und seufzte. „Oh, er ähnelte seinem Vater sehr! Als er fortlief, war er ein süßes kleines Kind. Ich frage mich... wie sieht er wohl heute aus?“
Terra schüttelte den Kopf.
„Es... tut mir leid“, stammelte sie und verließ den Raum. Als sie sich auf den Weg zurück zum Thronsaal machte, lauschte sie noch mehreren interessanten Unterhaltungen. Eine von ihnen wurde von zwei Gelehrten in der Bibliothek geführt.
„Vor langer Zeit existierte eine Macht mit dem Namen „Magie“. Leute, die Magie benutzten, wurden „Mage Knights“ genannt.“
Einer von ihnen las in einem Buch, um einen Beweis für eine These zu finden, die er aufgestellt hatte, als Terra nicht im Raum war.
„Magie...“ murmelte sie und sah auf ihre Hände.
„Gelehrte auf der ganzen Welt erforschen die Magie. Dumme Leute, Gelehrte...“ schimpfte ein anderer und diskutierte weiter.
Vor dem Tor zum Thronsaal traf Terra auf den Kanzler, der gerade mit einer jungen Frau sprach.
„Der ganze Erfolgsdruck lastete so sehr auf Sabin, des Königs Bruder, ... war so abstoßend für ihn, daß er... für immer aus der Burg floh. Die Entscheidung wurde mithilfe einer Münze gefällt...“
„Oh mein Gott!“ rief die Frau aus, als Terra den Thronsaal betrat und die Türen hinter sich leise schloß. Was für eine traurige Geschichte, dachte sie.
„Nun, wie gefällt dir meine Burg?“ erklang eine Stimme. Terra sah zitternd auf. Aber sie sah, daß es nur Edgar war, und entspannte sich wieder. Noch ehe sie eine Antwort hervorbringen konnte, stürmte ein Soldat herein, der sie beinahe umrannte.
„König Edgar!“ rief er atemlos aus. „Jemand vom Imperium will Euch sprechen!“
Terra blinzelte.
„Imperium!“ sagte sie und blickte Edgar an. Dieser seufzte und kletterte von seinem Thron herunter. Er sah alles andere als erfreut aus.
„Wahrscheinlich Kefka!“ sagte er und ging zu dem Soldaten. „Entschuldige mich, Terra...“
„Wartet! Wenn die vom Imperium sind, sollte ich dann nicht...?“ Terra hielt inne, als Edgar den Kopf schüttelte.
„Du wirst hier drin sicherer sein“, erklärte Edgar und verließ den Raum. Terra machte einen Schritt zurück. Sie fühlte sich, als flösse Eis durch ihre Adern.
Der kalte Ton in seiner Stimme hatte ihr Angst gemacht.

pute703
05.02.2003, 06:56
Viertes Kapitel – Kefka, General des Imperiums

Währenddessen hatte sich außerhalb von Burg Figaro die Morgensonne hoch in den Himmel erhoben. Der Sand der Figarowüste war bereits sehr heiß geworden, jedoch mußte dies nicht unbedingt an der Sonne liegen, sondern vielleicht an dem Hitzkopf, der gerade auf dem Weg nach Figaro war...
„Verdammt! Diese dummen Befehle von Imperator Gestahl! Edgar, du Dummkopf! Warum mußt du im Zentrum vom Nirgendwo leben? Diese Botenaufträge kotzen mich an!“
Eine verrückte, sehr hohe Stimme durchschnitt den Frieden und die Stille dieses frischen Morgens. Der Mann, der so geschrien hatte wie ein Witzbold, unterbrach plötzlich seine Schritte und blickte mit seinen perlblauen Augen, die nicht zum Rest der Farben seines Gesichts paßten, nach unten auf seine braunen Stiefel. Die beiden Trooper, die ihn beigleiteten, blieben ebenfalls stehen und sahen sich gegenseitig an. Sie wußten, was jetzt kommen würde.
„Ähem...“ sagte der Clownartige und blickte die beiden Begleiter auf eine Weise an, daß es ihnen kalt den Rücken hinunterlief. „Da ist SAND auf meinen Schuhen!“
Die beiden Trooper gingen sofort auf die Knie und begannen, die Stiefel des Mannes schnell aber effizient abzubürsten. Als sie damit fertig waren, erhoben sich beide und riefen wie eine einzige Person: „Ja, Herr, alles ist erledigt, Herr!“
„Idioten!“ rief der Clown aus und lachte laut. Das lachen war derart hoch und störend; es fühlte sich beinahe an, als würde der Himmel über ihnen selbst zerschmettert und fiele nun herunter, um sie unter sich zu begraben. Eigentlich war es ja etwas derartiges, was die Trooper hofften. Es war nicht die Mission, die so schrecklich war... Es war SEINE Gegenwart.
Schließlich kamen der Clown und seine beiden Trooper an den Toren zu Figaro an. Der Soldat, der vor einiger Zeit Locke und Terra willkommen geheißen hatte, sah nun völlig verängstigt auf und schluckte.
„Herr Kefka?!“ schrie er. „Was in aller Welt machen...“
„Geh mir aus dem Weg!“ kreischte Kefka und schubste den Soldaten zur Seite. Er öffnete die Tore von Figaro selbst und stampfte durch die kleine Halle und hinaus in einen offenen Hof innerhalb der Burg. Dort blieb er stehen. Seine Trooper blieben genau hinter ihm stehen und salutierten.
Nach einigen Augenblicken erschien Edgar und ging langsam und ruhig auf Kefka zu, der alles andere als ruhig erschien. Dieser klopfte mit dem Fuß auf dem Boden und richtete den kraftvollen Federschmuck in seinem Haar zurecht. Nur um Kefka zu ärgern, ging Edgar zuerst zu dessen beiden Troopern. Er war ein bißchen besorgt und benötigte Informationen, die ihm Kefka sicherlich nicht geben würde.
„Ich dachte... wir wären Alliierte!“ sagte Edgar in ruhigem Flüsterton zu einem der beiden. „Was macht ihr in meinem Gebiet?“ Er wandte sich dem anderen Trooper zu. „Nach weiteren Städten suchen, die ihr zerstören könnt?“
„Das geht nur uns etwas an!“ erwiderten die beiden gleichzeitig. Edgar seufzte. Es schien so, als wäre der Alliiertenstatus mit dem Imperium keine Garantie für irgendetwas. Edgar sah zu Kefka und versuchte, nicht zu schaudern. Kefkas Bemühungen, möglichst grauenhaft und furchterregend auszusehen, hatten Erfolg. Er erinnerte Edgar an ein Ding ind seinen Kinderalpträumen. Doch Edgar ließ sich nichts anmerken, setzte ein nettes Lächeln auf und schob diese Gedanken schließlich hinfort.
„Was bringt Kefka, den treuen Diener von Imperator Gestahl, zu Unserer minderwärtigen Anwesenheit?“ fragte Edgar ruhig.
„Ein unwichtiges Mädchen entkam uns vor kurzem“, antwortete Kefka trocken. „Wir hörten, sie könnte hier ihren Unterschlupf gefunden haben...“
Edgar stellte sich dumm und setzte ein nachdenkliches Gesicht auf, wobei er seine Arme vor der Brust verschränkte.
„Hm... dies hat nicht zufällig etwas zu tun mit dieser „Hexe“, von der jeder spricht, oder?“ fragte er.
„Lügen!“ brüllte Kefka und erreichte damit, daß seine beiden Trooper einen Luftsprung machten. „Sie hat nur... etwas von geringem Wert gestohlen. Ist sie hier?“
‚Wenn sie nicht wichtig ist und etwas von geringem Wert gestohlen hat, warum kümmerst dann DU dich darum, du törichter Clown?’ dachte Edgar. ‚Deine eigenen Lügen machen genauso viel Sinn wie diese schreckliche Kleidung, die du trägst...’ Edgar wollte all dies aussprechen, behielt dann aber doch alles für sich, um sich später mit Locke darüber lustig zu machen.
„Nun... das ist eine schwierige Frage!“ rief Edgar aus.
Kefka verzog das Gesicht und schrie: „Was?!“
Edgar grinste. „Versteht doch... es gibt mehr Mädchen hier als Sandkörner da draußen!“ erklärte Edgar stolz und breitete seine Arme aus, um über die Figarowüste zu zeigen. „Ich kann sie nicht alle im Augen behalten.“
Anstelle zu lachen, grinste Kefka blöd und stemmte die Hände in die Hüften.
„Ich würde es hassen, du zu sein... falls wir herausfinden sollten, daß du lügst!“ sagte Kefka in einem leisen Tonfall und drehte sich um, um mit seinen Troopern die Burg zu verlassen. Aber bevor er das Tor erreichte, um den Hof zu verlassen, drehte er sich noch einmal zu Edgar um und sprach zu ihm in einem lauteren Ton, so daß jeder im Hof es hören konnte:
„Ich hoffe wirklich, daß eurem ... wundervollen Figaro nichts passiert! Mwa-Ha!“
Mit diesen Worten verschwand Kefka. Edgar atmete erleichtert aus. Er drehte sich um und ging zurück zu den Stufen zum Eingang, von wo er gekommen war. Dort stand Locke, an die Torflügel gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt.
„Ich würde sagen, der Typ hat einige Knöpfe vermißt“, kommentierte Locke, doch Edgar schüttelte den Kopf.
„Wo ist Terra?“ fragte er besorgt.
Locke trat zur Seite und die Tür öffnete sich, wodurch eine äußerst verängstigte Terra sichtbar wurde. Ihr Gesicht war blaß, und ihre Hände waren so aneinander gepreßt, daß ihre Knöchel weiß hervortraten. Sie hatte alles gehört. Die Stimme und das Gelächter dieses Mannes hatten sich in ihr Gehirn eingeprägt, und sie ersann sich des Traumes, den sie hatte, als sie in die Narshe-Minen gefallen war. War dieser Mann derjenige gewesen, der ihr die Slave Crown aufgesetzt hatte?
Edgar erkannte, daß sie nicht in der Verfassung war, irgendwelche Erklärungen von ihm oder Locke anzuhören. Locke und sie waren die ganze Nacht hindurch marschiert, und nun war es später Morgen. Sie benötigte unbedingt Ruhe.
„Bring sie zu ihrem Raum“, sagte Edgar zu Locke, und dieser nickte nur. Terra warf Edgar einen verdächtigen flüchtigen Blick zu, aber dieser lachte und klopfte ihr auf die Schulter.
„Ich wäre sehr erfreut, mich mit Dir unterhalten zu können, aber der Kanzler und ich müssen unsere Strategie planen. Manchmal hasse ich es, ein König zu sein!“ Edgar erwartete, daß Terra kichern würde, aber stattdessen starrte sie ihn einfach nur unverwandt an. Er seufzte. „Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet...“
Mit diesen Worten schob Edgar Locke und Terra zur Seite und ging zurück in seinen Thronsaal. Dann schloß er die Tür direkt vor Terras Gesicht. Diese blickte Locke an, doch der seufzte und deutete mit dem Daumen nach rechts.
„Folge mir“, sagte er und begann zu gehen. Terra tat, was ihr gesagt wurde, und bald fand sie sich in einem bequemen Schlafraum, den sie bei ihrer kleinen Erkundungstour bereits betreten hatte. Sie ließ sich in das Bett fallen und erkannte erst jetzt, wie erschöpft sie eigentlich war. Als sie zu Locke sah, lächelte dieser nur und fuhr sich mit der Hand durch sein Haar.
‚Immer lächelt er’, dachte Terra. ‚Es ist als ob ihm nichts auf der Welt etwas kümmern würde. Wäre ich doch nur Locke Cole anstelle von Terra... dann könnte ich mir sicherlich selbst helfen.’
„Mach dir keine Sorgen!“ meinte Locke. „Ich werde...“ Terra unterbrach ihn, indem sie mit einem Finger nach oben zeigte.
„Locke...“, sagte sie. „Edgar hat mir einiges von dir erzählt. Stimmt es, daß du ein Dieb bist?“ Edgar hatte nicht wirklich solche Dinge erzählt, aber sie hatte etwas in der Art bei einer Unterhaltung in der Burg gehört. Locke lief rot an und vergrub seine Hände in den Hosentaschen.
„Das heißt TREASURE HUNTER!“ schrie er. Terra brachte ein kleines Lächeln zustande, das Locke sofort wieder beruhigte. Es setzte sich neben Terra auf das Bett und begann leise zu sprechen:
„Oberflächlich gibt Edgar vor, das Imperium zu unterstützen. Die Wahrheit ist aber, daß er mit den Returners zusammenarbeitet, einer Organisation, die gegen das Imperium ist. Ich bin sein Kontaktmann zu dieser Gruppe... Der alte Mann, den du in Narshe getroffen hast, ist einer von uns.
Terra blinzelte. Jetzt machte alles einen Sinn. Edgar schien wirklich degegn gewesen zu sein, Terra mit seinen „Alliierten“ zusammentreffen zu lassen. Jetzt erkannte sie, daß das einTrick gewesen war. Das bedeutete, daß Locke, Edgar und der Mann in Narshe Feinde des Imperiums waren, aber dennoch beschützten sie einen imperialen Soldaten... sie!
„Imperium...“ Terra schwieg einige Momente und schloß die Augen. „Aber ich bin eine Soldatin des Imperiums...!“
Locke schüttelte den Kopf. „Das ist nicht wahr! Sie hatten dich nur benutzt. Jetzt liegen die Dinge anders.“
Terra öffnete ihre Augen. „Das verstehe ich nicht. Was soll ich tun?“
„Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst“, antwortete Locke. „Aber du mußt jetzt noch keine Entscheidung fällen. Du wirst deinen Weg bald finden.“
Mit diesen Worten stand Locke auf, verließ das Gemach und schloß die Tür hinter sich. Terra starrte ihm hinterher und fiel dann mit rasendem Herzen zurück in ihr Bett.
„Aber woher soll ich wissen... welcher Weg richtig ist...?“
Terra schlief für den Rest des Tages. Ihre Abenteuer hatten letztlich doch ihre Spuren an ihrem Körper hinterlassen.

Nach einem weiteren kurzen Treffen zwischen Locke, Edgar und dem Kanzler, ging Locke in sein eigenes Bett, und Edgar machte sich wieder an seine normalen Geschäfte. Er konnte die Sorgen wegen Kefka nicht bezwingen, auch wenn der Plan, den er mit Locke und dem Kanzler ausgearbeitet hatte, sicherlich funktionieren würde, sollte es zu einem unvorhergesehen Zwischenfall kommen.
Locke hatte wie gewöhnlich einen schlechten Schlaf. Oft wälzte er sich von Alpträumen verfolgt hin und her. Er träumte das, was er immer träumte... es ging immer um SIE... ihren Schrei, den Ausdruck auf ihrem Gesicht, ehe und nachdem alles passiert war...
Locke schnappte nach Luft und wachte auf. Schweiß tropfte von seiner Stirn. Als er aus dem Fenster blickte, konnte er sehen, daß sich der Himmel bereits verdunkelt hatte. Hatte er den ganzen Tag geschlafen? Ja, das mußte er wohl. Locke seufzte und ließ sich wieder in sein Kopfkissen fallen. Dann wischte er sich die herabhängenden Haare aus dem Gesicht und schloß die Augen.
Terra erinnerte ihn mit fast allem, auf fast jede erdenkliche Weise an sie, nur vom Aussehen her nicht. Er wußte, daß das daran lag, daß er ihr so sehr helfen wollte. Sie war allein und mitleiderregend... wegen ihrer Amnesie. Es hatte nichts mit den Returnern zu tun, es hatte zu tun mit ... ihr...
Locke begann sich zu fragen, ob er sein Versprechen Terra gegenüber einhalten konnte. Er würde es nicht können, falls sie zum Imperium zurückkehren wollte.

Währenddessen dachte auch Edgar an Terra, während er im Bett lag. Er versuchte immer noch, herauszufinden, warum das Imperium sie so wertvoll fand. Er wußte, daß Kefka gesagt hatte, sie sei nicht wirklich wichtig, was hieß, daß sie sehr wohl äußerst wichtig war. Warum war das Imperium so erpicht darauf, sie wiederzufinden? Sie erschien ihm wie eine normale imperiale Soldatin. Ob sie selbst wußte, warum? Hatte sie vielleicht irgendeine Ahnung, warum sie verfolgt wurde? Ihre Amnesie hatte alles nur noch verkompliziert...
Auf einmal stürmte der Kanzler in seinen Nachtkleidern herein. Edgar setzt sich auf und keuchte.
„Was ist los?“ schrie Edgar.
„Herr, Ihr müßt Euch ankleiden und sofort mit nach draußen kommen“, sagte der Kanzler ohne viel Atem in seiner Stimme. Er verließ den Raum und Edgar krabbelte aus seinem Bett.
„Was zum...?“
Wenige Augenblicke später kam Edgar aus seinem Schlafgemach, nur um herauszufinden, daß Burg Figaro in Flammen stand! Obgleich die Brände noch nicht sehr groß waren, wurden die kleinen Flammen, die langsam die Schutzverkleidung der Burg verschlangen, immer größer, und viele Soldaten waren bereits durcheinander.
„FEUER!“ schrien alle und liefen umher, um alle zu warnen.
„Was ist passier?“ rief Edgar und wirbelte herum. Ein Soldat rannte zu ihm.
„Es ist das Imperium! Es ist KEFKA!“ Der Soldat rannte weiter und bald kam Kefka mit seinen beiden Troopern auf ihn zu.
„Feuer! Feuer! He, he, he...“ Die Trooper kicherten sich gegenseitig an, als Kefka bösartig lächelte.
„Bring mir sofort das Mädchen!“ verlangte Kefka.
„Ich weiß überhaupt nicht, wovon Ihr sprecht!“ schrie Edgar nervös, obwohl er wußte, daß es bereits zu spät war. Am Ende fand Kefka immer alles heraus und bekam, was er wollte, egal, welches Opfer dafür notwendig war.
Kefka zuckte mit den Schultern. „Dann... Willkommen bei meinem Grillfest! Uwa,ha,ha!“
Edgar seufzte.Er wußte, was er nun zu tun hatte. Es drehte sich um und rannte zurück zum Thronsaal. Dort sprach er zu einem Soldaten, der hier postiert war.
„Bereitet Euch vor!“ flüsterte er.
„Jawohl, Herr!“ sagte der Soldat und ging in den Thronsaal.
„Hast du deine Meinung geändert?“ fragte Kefka, der ihm gefolgt war, als er Edgar erreicht hatte. Der König schaute ihn traurig an.
„Ich fürchte, ich habe keine andere Wahl...“ sagte er und ging zu einer der Außenmauern der Burg. Dann blies er plötzlich in eine Pfeife und gleich darauf erschienen drei Chocobos unter ihm. Edgar sprang hinunter und landete sicher im Sattel des einen Vogels. Als der Chocobo seine Füße in den Sand grub, wandte sich Edgar zu Kefka, der immer noch auf der Mauer stand, und schrie ihm zu: „Oder vielleicht habe ich doch eine!“
Kefka kicherte. „Argh, ein König sollte sich schämen, sein Volk zurückzulassen und zu fliehen! Wie außerordentlich entzückend!“
Edgar ritt mit den drei Chocobos schnell auf die andere Seite der Burg, wo Locke und Terra bereits auf der Mauer warteten.
„Springt!“ rief ihnen Edgar zu und ohne eine weitere Aufforderung abzuwarten sprangen die beiden die Mauer hinunter und landeten auf den anderen beiden Chocobos, die dem von Edgar folgten. Als sie sich weiter und weiter von der Burg entfernten, schrie Edgar zurück: „Ok!! Taucht JETZT!“
„Yahooooo!“ brüllte Locke in den nächtlichen Himmel.

Als sich die drei von Burg Figaro entfernten, drückte ein Soldat in der Burg einen Hebel nach unten.
„Figaro Tauchmodus aktiviert!“
Alle Soldaten in Burg Figaro liefen in die Gebäude hinein, als der Palast begann, sich zusammenzuklappen, und langsam unter dem Sand der Figarowüste versank. Der Kanzler, der von einem Aussichtsturm aus zusah, wie sich Edgar und seine Kameraden von der Gefahrenzone entfernten, gab das Siegeszeichen.
„Niemand kann das Volk von Figaro fassen!“ rief er aus und verschwand in der Falltür auf dem Turm. Eine Minute später war die Burg vollständig unter den Sand getaucht und ließ einen völlig durchgedrehten Kefka in der kühlen nächtlichen Figarowüste zurück, der seine Augen nicht von dem Ort lösen konnte, an dem bis vor kurzem noch ein stolzes Schloß gestanden hatte. Er klopfte wütend den Sand von seiner Kleidung und begann zu fluchen.
„Looos!“ schrie er. „Schnappt sie!“
Seine beiden Trooper stiegen in ihre Magitek Armors und begannen die Verfolgung von Edgar, Locke und Terra. Locke sah sich um, als er den Lärm hörte, und bekam große Augen.
„Edgar!“ rief er. „Da sind Magitek Armors knapp hinter uns!“
Edgar blickte kurz nach hinten und fiel beinahe von seinem Chocobo.
„Wie sollen wir denen nur jemals entkommen?“ kreischte er.
Einer der Armors schoß plötzlich eine Tek Missile auf den Boden, was eine Explosion verursachte, die die Chocobos verrückt machte. Sie begannen zu Quieken und mit ihren Flügel unkontrolliert zu flattern. Aber das schlimmste von allem war, daß sie stehen geblieben waren.
„Sie werden uns umrennen!“ schrie Locke, als Terra auf einmal ihren Chocobo herumriß. Sie hatte einen ängstlichen Blick in ihren Augen. Langsam zog sie ihre gefalteten Hände auseinander, und nun konnten Locke und Edgar erkennen, daß dort eine rötliche Kugel zwischen Terras Handflächen leuchtete.
„FEUER!“ brüllte Terra. Die brennende Kugel verließ ihre Hände und flog mit rasender Geschwindigkeit auf die beiden Magitek Armors zu, die beim Auftreffen der Kugel sofort in Flammen standen. Die Schreie der beiden Piloten wurden mit Leichtigkeit von der schrecklichen Explosion übertönt, die als nächstes kam und die beiden Armors in Stücke zerriß, die glühend in den Sand krachten. Terra nahm langsam die Hände herunter und merkte, daß sie von Locke und Edgar auf eine sehr eigentümliche Weise angestarrt wurde. Locke blinzelte und sah zu Edgar.
„Edgar, was ist los? Du siehst aus, als... hätte man dir einen Schreck eingejagt!“
Edgar schluckte und sah zu Locke. „Ha-ha-hast du gerade gesehen, was ich sah?“ fragte er nervös.
Locke nickte und wandte sich wieder Terra zu.
„Jepp... dieses Kind scheint mir ziemlich geladen zu sein...“
„Sie ist wunderbar, Locke! Das war MAGIE! M-A-G-I-E!“
Auf einmal wurde das auch Locke bewußt, und er fiel vor Überraschung von seinem Chocobo.
„M-Magie...! Sie hat Magie benutzt?!“ schrie er uns sein Hezr raste. Edgar sprang von seinem Chocobo und ging zu Locke, um ihm aufzuhelfen. Sie begannen miteinander zu flüstern, und Terra beobachtete sie einfach. Sie war sehr verwirrt. Sie verstand nicht, warum die beiden wegen ihr so aufgeregt waren. Was war denn schon passiert? Sie hatte ihre Kraft benutzt und...
Sie blinzelte erschrocken und legte eine Hand über die Brust.
Wie hatten sie es genannt? Magie?
Edgar und Locke wandten sich beide wieder Terra zu und gingen zu ihrem Chocobo.
„Terra, wo auf dieser Welt hast du das gelernt?“ fragte Edgar. Terra schluckte. Sie sahen ärgerlich aus.
„......... Es tut mir leid.... ich ... äh....“ begann sie stotternd.
„Schau, ich wollte nicht so großes Aufsehen darum machen...“ entschuldigte sich Locke schnell.
„Ich auch nicht... Es ist nur... ich habe noch nie vorher Magie gesehen. Wo hast du...?“ fügte Edgar hinzu, ohne eine Antwort von Terra zu bekommen. Sie stand einfach nur da und sah die beiden mit weit geöffneten Augen an.
„Edgar, Terra kann Magie benutzen und wir nicht“, sagte Locke. „Das ist der einzige Unterschied zwischen uns. Tatsache ist... Wir könnten ihre Hilfe gebrauchen!“
Auf einmal lächelte Terra. Also waren sie nicht verängstigt oder verärgert! Sie war sehr erleichtert.
„Danke, Locke, danke auch dir, Edgar!“ meinte sie. „Ich verspreche, daß ich helfen werde, wenn noch jemand hinter uns her kommt...“ Sie winkte leicht und Locke und Edgar waren erleichtert. Sie würde ihnen helfen! Nun wußten sie endlich, warum dieses Soldatenmädchen so berühmt war! Und nun würde sie den Returnern beistehen! Terra sah sie an und grinste.
„Hört auf damit!“ bat sie und ihre beiden Begleiter schüttelten diese Gedanken ab. Sie sprangen auf ihre Chocobos und setzten ihre Reise von Figaro fort ohne weitere Unterbrechungen fort.
Edgar blickte zurück auf die Stelle, wo einst Burg Figaro gestanden hatte.
„Bravo, Figaro!“ sagte Edgar noch und klatschte, als sie sich noch weiter von der Burg entfernten.

*******************

„Sohn eines U-Bootfahrers!“ schimpfte Kefka. Er war völlig allein, seine Trooper waren getötet worden und er fühlte sich total blamiert. Diese kleine Hexe hatte sich die ganze Zeit hier versteckt! Edgars unglaubliche Loyalität dem Imperium gegenüber war komplett vorgetäuscht, und es sah fast so aus, als wäre Edgar ein Returner! Sollte sich dies bewahrheiten, würde das bedeuten, daß die Returner eine Menge der größten Geheimnisse des Imperiums wissen. Und dieser andere Kerl... dieser braunhaarige Typ... wer war er? Auch ein Returner? Nun hatte er einen weiteren Gegner, und einen ärgerlichen noch dazu. Kefka grummelte und ballte die Fäuste.
„Dafür werden sie bezahlen....“



So das waren alle.:)

Virginie
05.02.2003, 19:18
Puh! War gar nicht so einfach den Autor zu finden (yeah! Dennoch hab ich es geschafft!).

Schade dass Sesshoumarusama auch im alten Forum schon sich seit Oktober nicht mehr blicken ließ - hätte gerne mehr davon gelesen ^^

Aber danke, dass Du die Romanfassung wieder hergeholt hast!