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James Bond
20.01.2006, 20:43
Ja, der Titel ist ein wenig eigentümlich gewählt.

Gestern Abend war ich an eine Vorführung des Films "Que Sera" (Arbeitstitel ist derselbe wie der Threadtitel). Das ist ein Dokumentarfilm über das erste Generationenhaus in der Schweiz (Schönegg, Bern). Ein Generationenhaus ist ein Gebäude, welches Altersheim und Kindertagesstätte beinhaltet. Ziel einer solchen Kombination ist es, die Generationen zusammen zu führen.

In dem Film standen 5 Bewohner des Altersheims im Vordergrund. Man sieht das alltägliche Leben in einem solchen Heim, genau so, wie es ist.

Am Abendesstisch: Alle sitzen mit der gleichen, desinteressierten Miene am Tisch, niemand spricht etwas.
Den ganzen Tag lang vegetieren die Leute vor sich hin und scheinen nur auf ihren Tod zu warten.
Die Konversationen zwischen den Bewohnern beschränken sich auf ein Minimum, und wenn mal etwas gesagt wird, sind das entweder Streitereien oder nichtssagende, beinahe komische, Dialoge.

Drei Beispiele, welche die Lage dieser Bewohner zeigt.
Eine alte Frau (90 Jahre alt) meinte "Während dem ganzen Leben gibt man Sorge, dass man alt wird. Jetzt da ich alt bin, wäre es vielleicht besser gewesen, nicht ganz so viel Sorge zu geben".

Eine andere Frau ist neu ins Heim gezogen, weil sie zu Hause umgefallen ist und deshalb nicht mehr alleine wohnen kann. Sie war kontaktfreudig. "Aber mit wem?" fragt sie im Heim.

Eine andere Frau meinte "Das ist nicht mein Daheim. Wir sind hier in einem Altersheim".

Ich habe diese Erfahrungen nicht nur im Film gemacht, sondern auch in dem 2-Wöchigen Praktikum, welches ich vor 1.5 Jahren in einem Altersheim gemacht habe. Es ist so. Ein schlichtes Dahinvegetieren.
Der Film hat mich tief berührt. Ich habe mich schon mehrfach mit dem Gedanken des Alt werdens befasst (klar, mit meinem 18, knapp 19 Jahren ist es noch ein langer Weg). Der Gedanke, dass ich im Alter nur noch vor mich hin vegetiere und auf den Tod warten muss, macht mir Angst.
Ebenso die Vorstellung, bereits dement zu sein und nicht mehr zu wissen, was ich tu. Nicht mehr zu wissen, was ich tun soll und was ich vor zwei Minuten getan habe.

Habt ihr euch auch mal mit dem Gedanken befasst, bzw. wie denkt ihr darüber?

Resdayn
20.01.2006, 20:57
Ich hab auch nicht so die richtige Lust so alt zu werden und dann ein beschränktes Leben zu haben. In einem Altersheim wäre es mir dann viiieeelll zu ruhig und langweilig. Ich gib auch zu, das mir das alt werden schon etwas Angst bereitet. Aber bis ich alt werde, vergehen ja noch seeehr viele Jahre hab mein leben mit 15 noch vor mir.^^

imported_Lakos
20.01.2006, 21:04
Ich denke, du ,und alle anderen, die Angst davor haben alt zu werden, stellst dir die Frage nach dem Sinn deines Lebens erst am Ende deines Lebens. Das ist falsch. Wenn man sich schon in der Zeit, in der man keinen psychologischen Halt braucht - sprich in seiner Jugend -, Gedanken über den Sinn des Lebens macht, dann macht man sich bestimmt nicht mehr soviele Sorgen um den Tod, oder darum, was man tut, wenn man alt ist.

Wenn Leute sich dem Sinn des Lebens stellen, ihn finden, und danach leben; dann wissen sie, dass sie nicht umsonst fast ein ganzes Jahrhundert in ihrem Körper verbracht haben. Sie haben etwas erreicht auf das SIE stolz sein können, was andere davon denken, ist doch irrelevant. Deswegen kann der Sinn des Lebens meiner Meinung nach nicht von Philosophen oder Wissenschaftlern gefunden werden, sondern nur von einem selbst. Der Sinn des Lebens ist das Leben, und das Leben gehört jedem Menschen alleine.

Resdayn
20.01.2006, 21:25
Naja, ich denke den Sinn des lebens, nimmt jeder anders auf. Manche meinen den Sinn zu finden, wenn sie etwas großartiges erreicht haben, andere sehen daruas andere sachen.

Ich denke auch ab und an mal über das Leben nach. Manchmal denke ich, das nicht sein kann, das das...wie soll ich sagen...etwas komisches ist. Und andere Male denke ich dann, das es das Leben ist, mit all seiner Härte.

Oder wie heißt es:



Manchmal ist das Leben zu schön um wahr zu sein, und manchmal ist es zu wahr um schön zu sein.^^

James Bond
20.01.2006, 21:29
@Lakos: Du hast mich falsch verstanden. Ich habe keine Angst vor dem Tod und auch keinen speziellen Drang, den Sinn des Lebens zu verstehen.
Ich habe keine Angst, dass ich am Ende meines Lebens etwas verpasst haben könnte, oder keinen Grund für meine Existenz gefunden zu haben (Ich bin ja nicht Faust^^).

Vor was ich Angst habe, ist, mit vielen anderen alten Leuten in einem Heim zu sitzen, von Morgens bis Abends nichts zu tun - schlicht einer meiner Meinung nach menschenunwürdigen Situation ausgesetzt zu sein. Wenn das einzige Ziel des Lebens da (ich habe damals mit einer solchen Person gesprochen) noch der Tod ist.
Wenn ich dement bin, den ganzen Tag lang nichts zu tun habe und vor mich hinvegetiere. Das kann ich mir nicht vorstellen. Da zöge ich eine aktive Sterbebegleitung vor.

imported_Lakos
20.01.2006, 21:30
Glauben ist alles. Damit meine ich nicht Religion, sondern, dass man einfach daran glaubt den Sinn gefunden zu haben. Denn niemand wird dir beweisen können, dass der Sinn an den du glaubst, falsch ist.

Das allerdings habe ich nicht verstanden.

Ich denke auch ab und an mal über das Leben nach. Manchmal denke ich, das nicht sein kann, das das...wie soll ich sagen...etwas komisches ist. Und andere Male denke ich dann, das es das Leben ist, mit all seiner Härte.

/edit:


@Lakos: Du hast mich falsch verstanden. Ich habe keine Angst vor dem Tod und auch keinen speziellen Drang, den Sinn des Lebens zu verstehen.
Ich habe keine Angst, dass ich am Ende meines Lebens etwas verpasst haben könnte, oder keinen Grund für meine Existenz gefunden zu haben (Ich bin ja nicht Faust^^).

Vor was ich Angst habe, ist, mit vielen anderen alten Leuten in einem Heim zu sitzen, von Morgens bis Abends nichts zu tun - schlicht einer meiner Meinung nach menschenunwürdigen Situation ausgesetzt zu sein. Wenn das einzige Ziel des Lebens da (ich habe damals mit einer solchen Person gesprochen) noch der Tod ist.
Wenn ich dement bin, den ganzen Tag lang nichts zu tun habe und vor mich hinvegetiere. Das kann ich mir nicht vorstellen. Da zöge ich eine aktive Sterbebegleitung vor.

Bist du sicher? Die Person, mit der du gesprochen hast, hat sie auch so gedacht wie Du? Viele junge Leute sagen zu dieser Zeit, dass sie lieber den Tod vorzögen, als im Alter künstlich am Leben gehalten werden.

James Bond
20.01.2006, 21:51
Ja, ich denke schon.

Wenn ich morgens um 7:00 gekommen bin, wurden die alten Leute geweckt. Dort, wo ich gearbeitet habe, waren die meisten Senioren nicht mehr ganz 100% im Kopf. Wir haben diese Leute also geweckt und bis zum Esstisch geschafft.
Eine Frau hat die ganze Zeit ihren Löffel an den Teller gehauen, eine hat andauernd geschlafen. Nur etwas haben alle gemeinsam gemacht: Geschwiegen.
Ausser wenn eine mal durch den Saal gerufen hat "Hören Sie doch mit dem Geklepper auf, Herrgott nochmal!" und dann kam irgendeine giftige Antwort zurück.

Nach dem Essen legten sich einige der Pensionäre hin (mit Hilfe des Pflegepersonals, versteht sich) und einige blieben im Aufenthaltsraum. Dort wurde geschwiegen. Eine Frau hat immer gestrickt. Wenn sie eingeschlafen war, wurde alles, was sie gestrickt hatte, wieder aufgelöst und zu einem Wollballen zusammengelegt, damit sie später wieder anfangen konnte. Das ist doch einfach nur noch traurig!


Die Person, mit der du gesprochen hast, hat sie auch so gedacht wie Du?Aussagen wie "Eigentlich will ich nur noch sterben" oder "In meinem Alter gibt es keine Freuden mehr" oder "Im Alter kann man alles nicht mehr, was früher ging. Ich konnte schön singen. Jetzt nicht mehr" sprechen für sich.

Ich habe den trostlosen Alltag dort miterlebt. Ich will NIE in derselben Situation sein. Nie.

imported_Lakos
20.01.2006, 21:56
Es ist ja nicht so, dass man nichts dagegen tun kann. Hört sich vielleicht jetzt gemein/komisch an, aber die Menschen, die du getroffen hast, haben längst aufgegeben und warten nur darauf, dass der Tod sie holt.

Wenn Du nicht willst, dass Du auch so "endest", dann wirst du es auch nicht. Angenommen, die Senioren dort hätten dort freundlich miteinander geredet. Hätte dass die Stimmung nicht gehoben, und das Leben sogar vielleicht ein kleinwenig lebenswerter gemacht? Vielleicht kennst du es selbst: Wenn Du z.B. verletzt bist (ok, ein wenig weit hergeholt) und mit einem Freund eine gute Unterhaltung führst, dann gehts Dir gleich besser, obwohl dein Körper immer noch zerschunden ist und schmerzt. Verstehst du?

Resdayn
20.01.2006, 22:02
@ lakos: manchmal kommt mir das Leben einfach zu unecht vor, andere male aber wieder nicht. Mir fällt einfach gerade nicht ein, was ich sagen könnte, oder wie ich es richtig ausdrücken könnte....weiß auch nicht.

James Bond
20.01.2006, 22:03
Es ist ja nicht so, dass man nichts dagegen tun kann
Wenn jemand an Demenz leidet, hat er/sie sich das mit Sicherheit nicht ausgesucht.
Gerade das Beispiel aus dem Film:

Eine kontaktfreudige Frau kommt ins Heim, freut sich noch über ihr eingerichtetes Zimmer... Später erkennt sie, dass ihr einfach nichts mehr gehört. Als sie zum Abendessen kommt, sagt niemand ein Wort. Sie sagt "Ich bin ein sehr kontaktfreudiger Mensch. Aber mit wem?"

Wenn Du nicht willst, dass Du auch so "endest", dann wirst du es auch nicht.
So einfach ist es leider nicht. Wie am obigen Beispiel gezeigt, kann man als gesunder Mensch eben auch nicht so viel machen.
Klar kannst du versuchen, eine freundliche Konversation zu beginnen. Es wird niemand antworten (ja, habe ich auch erlebt). Und wenn jemand antwortet, kommt irgendetwas belangloses heraus, das auch nur im Raum stehen bleibt und nur gesagt wurde, damit es eine Antwort gab.

imported_Lakos
20.01.2006, 22:03
Zu unecht? Könntest du das bitte genauer erklären? Was meinst du mit unecht?

/edit: @James Vielleicht fehlt mir einfach die Erfahrung zu diesem Thema. Ich hatte es bisher schon aus vielen Standpunkten betrachtet, aber immer aus solchen, die auch verständlich für mich waren. Der eines Senioren liegt für mich noch in weiter Ferne...

Resdayn
20.01.2006, 22:08
Ich sagte doch'' Weiß auch nicht wie man das richtig erklären könnte''

Für die einen ist das Leben echt also normal und für andere erscheint das Leben zu unecht, als könnte das gar nicht wirklich sein. Mir fehlt wohl auch einfach noch die Lebenserfahrung, denn mit meinen 15 Jahren kann ich nicht gerade den Sinn des lebens erklären, wenn es für mich naja, erst richtig begonnen hat

Boah ist das schwer zu erklären......eins weiß ich, ich werde KEIN Philosoph^^

imported_Lakos
21.01.2006, 08:29
^^

Auch ohne Philosoph zu sein kann man seinen eigenen Sinn des Lebens erkennen. Von erklären hat keiner etwas gesagt; selbst die Kirche mit all ihrem Wissen über Gott und das Christentum können das nicht, da kann man auch nur schwerlich von einem erwarten, den Sinn zu erklären. Nur den Sinn finden, das sollte man in seinem Leben tun.
Ist jetzt so meine Meinung...

Katan
21.01.2006, 09:38
In Sachen "unecht"
Ich habe Menschen erlebt, denen ihre Umwelt im wahrsten Sinne des Wortes unecht vorkam. Das nennt man Depersonalisations- und Derealisationssyndrom (Diagnose: F 48.1, wer's nachschlagen möchte) und ist in jedem Fall krankhaft, gründet sich allerdings in fast allen Fällen auf eine andere geistige Störung. Die Menschen, die ich kenne und bei denen dieses Syndrom auftrat, hatten meist irgendeine Art der Angststörung, bevorzugt leider Generalisierte Angstzustände (Diagnose: F 41.1, wenn wer auch das nachschlagen möchte). Ob das generell so ist, kann ich nicht sagen. Ich spreche nur aus Erfahrung. Ach, und... äh. Thormantor, das ist nicht auf dich bezogen sondern allgemein dargestellt, so viel sei dazu gesagt, ich denke nämlich ehrlich gesagt nicht, dass du unter einer psychischen Störung diesen Ausmaßes leidest. ;)

In Sachen "Sinn des Lebens"
Früher haben die Menschen an Gott geglaubt, das war ihr Sinn des Lebens. Sie kannten zwar den Sinn ihres Daseins nicht, aber Gott hatte sie auf diese Welt gebracht und ihnen einen Zweck verschafft. Durch dieses System war es leichter, die kleineren Leuten wie Bauern etc. davon zu überzeugen, dass der Sinn ihres Lebens die Ausführung ihres Daseins in der ihnen von Gott zugeschriebenen Lebensweise ist. Du wirst in die Welt geboren, in die du gehörst. Des Bauers Sohn wird Bauer. Des Geistlichen Sohn wird Geistlicher. Obwohl die oberen Schichten hierbei natürlich größere Freiheiten genossen als die Unterschicht, denn sie hatten ja Mittel und Wege zu variieren. Eigentlich hat es in so gut wie jeder Epoche irgendetwas gegeben, was den Menschen als "Sinn des Lebens" gereicht hat. Eine meiner früheren Lehrerinnen sagte immer zu meiner Klasse, dass die Jugend einfach keinen Zweck mehr sieht, nichts zu tun hat und völlig ohne Daseinsberechtigung dem Ende entgegen vegetiert. Ich hätte es zwar nicht so ausgedrückt, aber im Grunde genommen hatte diese Frau sogar recht. Die Jugend hat nichts mehr zu tun, was ihnen einen Sinn verschaffen würde. Statt also einen solchen zu finden, einen wirklichen Grund zum Leben zu haben, denken wir darüber nach, ob es überhaupt einen Sinn im Leben gibt. Und überdies denken wir ohnehin viel zu viel nach, was so gut wie alle geistigen Störungen überhaupt erst hervorruft. ABER meiner Ansicht nach braucht man nicht unbedingt einen Sinn, wenn es einem reicht, einfach da zu sein. Wir leben nun mal auf dieser Welt. Im Endeffekt sind wir nichts anderes als die Tiere, die sind auch auf dieser Erde ohne einen tieferen Sinn zu haben. Das allerdings unterscheidet uns Menschen von dem Tier: Tiere denken nicht nach, sie leben einfach wie es ihnen ihr Instinkt gebietet. Der Mensch ist ein weitaus komplizierteres Lebewesen. Aber ich schweife ab und da ich gerade eh nicht so viel Zeit habe, komme ich gleich zum Hauptpunkt dieses Themas:

In Sachen "alt werden"
Ich kann ganz ehrlich sagen: Ich fürchte mich vor dem Altwerden. Nicht, weil ich Angst vor dem Sterben habe oder davor, eines morgens aufzuwachen und zu merken, dass ich in meinem Leben eigentlich gar nichts geschafft habe. Ich teile James Meinung in dieser Hinsicht voll und ganz. Der Gedanke, in einem Altersheim zu sitzen und nur noch auf den Tod zu warten, ist mir unerträglich. Auch machen mir die ganzen Krankheiten Angst, die bei steigendem Alter immer mehr zunehmen, da der Körper den Kampf gegen die Erreger der Umwelt langsam aber sicher aufgibt und einfach schwach ist.
Ein gutes und trauriges Beispiel ist ein Mann, den ich vor drei Jahren kennengelernt habe. Die Umstände unseres Kennenlernens waren etwas, was mich tief berührt und auch schockiert hat. Er hat geweint, weil er sich nicht mehr an den Namen seiner eigenen Tochter erinnern konnte. Und mit aller Wahrscheinlichkeit wird das noch schlimmer geworden sein, bis zu dem Punkt, an dem er keinen seiner Lieben, niemanden, mehr erkannt hat, und den oft noch dazukommenden Wahnvorstellungen.

Viele schreckliche Krankheiten, viele schreckliche Arten vor sich hin zu vegetieren, viele schreckliche Arten nach diesen Torturen den erlösenden Tod zu finden. Es muss nicht sein, dass man so endet. Krank wird man in den meisten Fällen, davon kann man einfach ausgehen, aber es muss nicht sein, dass man eine der besonders grausigen Krankheiten bekommt. Es muss auch nicht sein, dass man Schmerzen hat. Immerhin ist es durchaus möglich, dass man friedlich alt wird und ebenso friedlich aus dieser Welt scheidet.

Eines ist aber sicher: Der menschliche Körper ist sehr zerbrechlich. Und der menschliche Geist noch weitaus mehr.

Resdayn
21.01.2006, 17:30
Öhm...sagte ich unecht.....ich meinte ZUecht^^



Nein, ich meinte damit, das ich mir denke das manche dinge einfach nicht wahr oder nicht echt sein können. Dasmit dem ''Unecht'' war vll ein wenig komisch gesagt^^