bg2408
04.06.2005, 21:59
Am 4 Juni, an einem Samstag Abend, fast genau 5 Wochen nach der Sonntagsüberraschung (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?t=62568) namens Kabelschwelbrand, schreibe ich auf, was ich die letzten Wochen erlebt habe. In erster Linie für mich, da die Erinnerungen an die weniger schlimmen Sachen nachlassen, und sonst irgendwann vergessen wären. Und die schlimmsten Erlebnisse verdrängt werden.
Andererseits aber denke ich auch, daß sich vielleicht manch einer gefragt hat, wohin dieser faule Björn verschwunden ist. Hier die Antworten!
Der Brand
Am Morgen des ersten Mai weckte mich ziemlich panisch meine Mutter (als armer Student wohne ich noch zuhause), weil die Küche voller weißer Rauch war, der zudem sehr stechend roch. Ich sah den Qualm aufsteigen, hinter der Holzverkleidung hervor, direkt an der Gasleitung. Mein Kommentar war schlicht »Ruf sofort die Feuerwehr!«
Die Feuerwehr kam, haute die Sicherung heraus und wartete, bis sie sicher sein konnte, daß kein Kabel mehr schmorrt. Wir haben geradenoch rechtzeitig reagiert - hätte das Kabel nur ein paar Minuten länger Saft gehabt, vielleicht würde ich das hier nicht mehr schreiben.
Zuerst versucht, den Vermieter zu erreichen. Klappte nicht, aber Nummer des elektrischen Notdienstes wurde durchgegeben. Da angerufen. Elektriker kam und suchte erstmal 3 Stunden nach der Verteilerdose, die geschmorrt hat. Erfolglos. Er telefonierte mit dem Vermieter (ist ein großes Unternehmen), und verbleibt dabei, daß die Wohnung ohne Strom bleibt. Nur eine Notstromleitung legte er uns vom Badezimmer aus - das war erst vor etwa 10 Jahren neu gemacht worden, und mit einem extra Sicherungskreislauf abgesichert.
Übrigens zur Ursache des Brandes: Die ungute Kombination aus extrem alter Elektrik (+50 Jahre) und Pfusch. Das ganze Haus ist eine einzige Pfuschstelle - bei der Ursachensuche des Elektrikers sprang zum Beispiel die Waschmaschine an, obwohl alle Sicherungen aus waren. Ebenso funktionierte das Eßzimmerlicht (liegt genau hinter der Küche) noch. Warum? Das weiß wohl niemand.
An dieser Stelle weise ich darauf hin, daß in den letzten 5 Jahren 3 Häuser in unmittelbarer Nachbarschaft abgebrannt sind.
Die Suche nach der Brandquelle
So saßen wir da, und wußten nicht, wie es weitergeht. Zuerst hoffte der Vermieter, nur Küche und Korridor müßten saniert werden - das konnte aber erst beurteilt werden, wenn die Leitungen freilägen. In dem Fall hätte ich die Sanierungsarbeiten ausgesessen. Tja... die Suche begann. Und wie? Indem die Holzvertäfelung abgerissen wurde. Von Leuten, die jedem Klischee entsprachen. Ein paar Folgen vom Werken dieser fleischgewordenen Abrißbirnen kann man auf den nachfolgenden Bildern sehen:
Das weiße Dingsi ist die Wohnungsklingel - nicht mehr funktionstüchtig
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/klingel.jpg
Das schwarze Dingen war mal eine Lampe. Und die Wand war mal heile...
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/durchgang1.jpg
Die Wohnungstür. Das weiße Dingen ist übrigens der Sicherungskasten. Und in einem von den Drähten fließt noch Strom.
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/wohnungstuer.jpg
Meine geradenoch funktionierende Telefonbuchse
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/lebenskabel.jpg
Und schließlich wurde die Brandquelle entdeckt. Da hing früher mal ein Schrank vor, und davor Holz und... übrigens ist die helle Linie links das Gasrohr.
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/brandquellentdeckt.JPG
Ein Zitat, welches ich nie vergessen werde: »Warum du nehmen Schrauber? Nimm Hammer, geht schneller!«
Wohin sollte es weitergehen?
Am Dienstag nach dem Brand kam der Elektriker wieder. Die Hoffnung, in der Wohnung bleiben zu können, machte "plopp" - alle Räume mußten kernsaniert werden.
Unsere erste Hoffnung war, nur hochziehen zu müssen. Dort war auch noch ne Wohnung frei. Tja, am Mittwoch kam ein Vertreter der Vermietungsgesellschaft und, nun ja, die Wohnung oben müßte auch erst saniert werden. Uns wurde eine Ersatzwohnung angeboten. Angeguckt. Verschimmelt. Super.
Bis zum nächsten Montag wußten wir nicht, wohin es geht - obwohl wir 24/7 nach einer neuen Bleibe gesucht haben. Erst da bekamen wir durch Zufall von einer Wohnung mit, die gerade so halb einzugsfertig war (Elektrik war in Ordnung, alles andere nicht - und die Wohnung war noch voller Gift wg den Vormietern. Die waren auf die glorreiche Idee gekommen, rohes Fleisch ungekühlt monatelang zu lagern. Ohne weiteren Kommentar). Die Zeit bis dahin war schlimm, sehr schlimm, und ich, wie ich zugeben muß, nicht gut verträglich (wenn mir jemand vorjammert, wie schlimm doch ein nicht regelmäßig geputzter Flur sei, bei meiner damaligen Lage... HASS!). Andererseits empfinde ich auch heute noch manches als absolut unkorrekt, was sich einige Leute geleistet haben. Aber das gehört nicht hierher. Nur so eine mentale Notiz für mich selbst.
In dieser Zeit kam es mir wirklich so vor, als würde ich jeden Tag immer wieder aufs neue eine in die Fresse geschlagen bekommen. Und was ich am Ende nicht mehr hören konnte, waren gute Ratschläge. Die haben sich nämlich samt und sonders als unbrauchbar erwiesen. Aber das mit den Ratschlägen wurde noch schlimmer...
Ratschläge und andere Schläge.
Manchmal glaube ich, es gibt als Mann keine Chance, der Heimwerkerei zu entgehen. Da kann man noch so eine gestörte Motorik haben, völlig egal. Ergo: Jeder will einem Ratschläge geben, Werkzeuge leihen (natürlich nur das billigste vom billigen) und zeigen wie das geht - aber selber helfen? Nö. Natürlich, Heimwerken ist Arbeit, keine Frage. Nur für jemanden, der das kann, ist es vielleicht ein Tag richtig reinklotzen - während ich so oder so über Wochen ohne Unterlaß geschuftet habe, und das für mich dazukam. Ich konnte am Ende des Tages nicht nachhause gehen, die Füße hochlegen und fernsehgucken, froh sein, morgen nichts dergleichen machen zu müssen. Dennoch war die Zahl der Helfer exakt 0.
Oh, am Ende habe ich alles hinbekommen - die Frage ist nur wie. Von Regalleisten, die von 3 statt 9 Schrauben gehalten werden bis hin zu krummen und schiefen Schränken ist alles dabei.
Zugebenermaßen, ich habe eine Menge gelernt. Früher sprach es für einen ausgeprägten Todeswunsch, mir eine Bohrmaschine in die Hand zu drücken - weil ich eventuell Wasauchimmer damit anrichten könnte. Heute würde ich die Schenkung einer Bohrmaschine als Wunsch nach aktiver Sterbehilfe interpretieren. Ohne näher ins Detail gehen zu wollen, ich hasse es zu bohren. Schränke zusammenbauen - okay. Den ganzen Tag Kisten schleppen - okay. Herumrennen, bis die Schuhe durchgelaufen sind - okay. Aber bohren? Nicht okay.
Apropos zuviel herumgerenne:
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/folgenzuvielerwanderungen.jpg
Das Kellertrauma
Unser alter Keller war schön groß... und voll. Da in ihm so alle 2 Jahre eingebrochen wurde (fragt mich nicht warum, es war nie etwas wertvolles da unten), und, ach was solls. Er war total vermüllt und mußte entmistet werden. Also haben wir uns direkt am Freitag nach dem Brand einen Müllcontainer kommen lassen, und los gings! Ich sage es mal so, am Ende des Sonntags (eine Woche nach dem Brand) ging es morgens früh los, ging bis in den späten Abend, und am Ende... war nicht der Keller leer, sondern der Container voll! Highlight war Kaffee, der seit 1989 abgelaufen war. Und der Schwur, niemals wieder einen so vollgemüllten Keller zu haben.
Sehr toll war auch, daß während der Ausmistung die Kühltruhe kaputtging. Ein riesiges Ding, bis oben hin voll... was dann auch wegmußte. Bei Nachbarn konnten wir so 10% unterbringen, der Rest mußte aber auch weggeschmissen werden. Ganz ehrlich, ich war froh drüber. Nicht wegen dem Verlust, sondern weil das alte Dingen mir immer wieder Alpträume beschert hatte. Ich bin mir fast sicher, wenn die Sache mit der Küche nicht passiert wäre, hätte das Dingen irgendwann geschmorrt.
Am Ende des Tages jedenfalls stank ich nach diversesten Sachen, und hatte ein Trauma überwunden. Was macht man da also, als krönenden Abschluß? Man packt alle seine Videokassetten in gelbe Säcke und stellt sie vor die Tür, da sie am kommenden Tag abgeholt werden würden. Tja, eine Stunde später waren die Säcke verschwunden. Ohne weiteren Kommentar.
Was nicht verschwand, war am nächsten Freitag der Container - die Müllabfuhr hatte uns vergessen. Nach Pfingsten riefen wir da an, damit das Teil endlich verschwand. Die wußten nicht mal, daß bei uns einer steht.
Die verlorene Vergangenheit
An vielen Dingen vermag sich unser Herz zu hängen, verbinden wir doch mit ihnen Erinnerungen an unsere eigene, ganz persönliche Geschichte. Ich habe sie fast alle weggeworfen, alleine eine winzige Schublade voller Krimskrams verblieb. Unser Gedächtnis ist kein Fluß, sondern eine Kette von Inseln, von denen im Laufe der Jahre mehr und mehr Küste überspült wird. An vieles habe ich mich erst beim Ausmisten wieder erinnert, noch hält mein Geist es fest, doch wird es schon jetzt fortgespült um niemals mehr aufzutauchen. Es ist alles fort und belastet mich nicht mehr, noch aber wird es mich je wieder melancholisch zurückblicken und lächeln lassen. Alles hat seinen Preis.
Operation Möbelhaus
Persönlich würde ich gerne den Namen dieser Handelskette nennen. Offen werde ich das aber nicht tun, denn an Beweisen fehlt es mir. Chaotische Zeugen, ja, die habe ich. Ob denen jedoch vor Gericht, Stichwort Verleumdungsklage, geglaubt würde, ist ein ganz anderes Thema.
Jedenfalls, nachdem wir eine Wohnung in Aussicht hatten, fuhren wir los, um Möbel, Teppiche und so weiter zu kaufen. Meiner Erinnerung nach wurden die Möbel an einem Mittwoch ausgesucht und zurückgelegt, am Donnerstag dann sind wir mit Stefan hingefahren. Warum jener Stefan? Weil er einen Führerschein hat, wir nicht. Wir wollten uns bei jenem Haus dann eins der Mietvans mieten, was sie anbieten. Bevor wir ein Teil kauften, fragten wir nach, ob das noch ginge, Stichwort ob noch eins frei sei, wieviel es kosten würde, wegen der Zeit (es war schon später Nachmittag) et cetera.
Wir kauften ein, die Teppiche und den PVC und weiteren, wichtigen Kram wie z.B. Gardinen. Bezahlten. Für alles brauchten wir keine Viertelstunde. Bekamen wir einen Wagen? Nein! Angeblich schon zu spät. Ja ja, klar. Ok, wir fragten nach, ob sie die Sachen bis Samstag ins Lager stellen könnten? Nö, nur, wenn wir nur angezahlt hätten. So aber nicht! Mitten in den Laden stellen, das haben sie uns ›angeboten‹.
Am Ende riefen wir uns ein Combitaxi. War letztendlich zwar auch billiger, trotzdem habe ich dem Möbelhaus gegenüber deutlich negative Gefühle. So springt man nicht mit Kunden um, erst recht nicht mit guten! Wenn einer erfährt, wie viel Geld wir zwangsweise da gelassen haben... WUT http://forum.worldofplayers.de/forum/images/smilies/s_001.gif!
Ach und Stefan mußte alleine mit dem Combitaxi mitfahren, da nur einer reinpaßte - und er von uns allen immernoch der stärkste war.
Umzug auf Raten
Jeden Tag kam ab dem zweiten Samstag nach dem Brand, dem 14.5.2005, rüber. Erst so Sachen wie Tische und Stühle, auch schenkte uns Stefan seine alte Küche und es mußten die neuen Möbel geholt werden (unsere Küche war ruiniert, und mehrere Schränke konnten einen Umzug nicht überleben, da zu alt).
Am darauffolgenden Montag, dem 16.5., verbrachte ich meine erste Nacht in der neuen Wohnung. Es stank noch sehr nach Farbe, und es war saukalt. Am darauffolgenden Tag mußte ich übrigens, unibedingt, um 3:30 aufstehen.
Mal ein paar Impressionen:
Mein erster Schlafplatz, Kisten standen noch herum, und das Bett war ne Matratze auf dem Boden.
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/ersterschlafplatz.jpg
Das erste selbstgekochte Essen seit 3 Wochen, Ravioli Diavoli aus der Dose. Früher mußte ich immer nachwürzen (Curry ^.^), diesmal waren sie mir schon so fast zu scharf.
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/ersteswarmesessen.jpg
Bruch gab es natürlich auch zu beklagen. Vieles wurde weggeschmissen. Ein Teil wurde geklebt.
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/umzugsopfer.jpg
Dieses Bild ist übrigens wesentlich neuer und aus einer Zeit, wo ich die Kartons schon auspackte.
Erst am Freitag danach, dem 20.5., hatte ich wieder INet, und die restlichen Möbel kamen rüber. Naja, fast. Nein, wir sind immernoch nicht fertig. Heute kam erstmal die kaputte Truhe, der Gasherd, der Radiator und die Spülmaschine weg zur Müllabnahme. Und immernoch sind Sachen von uns drüben. Aber damals kam das wichtigste rüber. Die folgenden Tage waren genauso schlimm wie die davor. Es mußte extrem viel gebohrt werden, viel repariert, viel rübergeschleppt, viel aufgebaut...
Das Kellertrauma II
Tatsächlich war letzte Woche Freitag (30.5.05) der erste Tag, an dem ich nicht völlig erschöpft ins Bett fiel, weil ich den ganzen Tag durchgeschuftet habe. Grund war wiedereinmal ein Keller, aber am Tag zuvor. Zu den Nachteilen der neuen Wohnung gehört, daß alles im Haus für kleinere Menschen gebaut ist. Wer 1.75m groß ist, wird wohl kein Problem haben. Aber 1.80? Ich war fünfmal durch die Hetze unaufmerksam, Ergebnis war ne Gehirnerschütterung.
Bis zum darauffolgenden Montag habe ich mich dann ausgeruht, Dienstag ging es in die Uni, und die letzten Tage war ich dann am Einrichten diverser Zimmer. Mit meinem werde ich voraussichtlich morgen fertig. Dann werde ich wohl auch ein paar Photos schießen.
Bald fertig?
Hoffentlich. Es muß noch der alte Keller, was da noch an Vorräten ist, rübergeholt werden, der Teppich in der alten Wohnung ausgerissen und der Müll (etwa 40 große Müllsäcke + 3 alte Küchenhängeschränke) fortgeschafft werden. Und ein Tisch rübergetragen werden... und, da ich dummerweise die Uni vernachlässigt habe, eine Menge nachgeholt werden müssen. Aber so langsam normalisiert sich alles. Hoffe ich.
Danksagung
Insbesondere drei Leuten verdanke ich, daß dieser Umzug so geklappt hat:
- Sebastian
- Sebastian
- Stefan
Weiterer Dank an:
- Christian
- Hartmut
- Wolfgang
Andererseits aber denke ich auch, daß sich vielleicht manch einer gefragt hat, wohin dieser faule Björn verschwunden ist. Hier die Antworten!
Der Brand
Am Morgen des ersten Mai weckte mich ziemlich panisch meine Mutter (als armer Student wohne ich noch zuhause), weil die Küche voller weißer Rauch war, der zudem sehr stechend roch. Ich sah den Qualm aufsteigen, hinter der Holzverkleidung hervor, direkt an der Gasleitung. Mein Kommentar war schlicht »Ruf sofort die Feuerwehr!«
Die Feuerwehr kam, haute die Sicherung heraus und wartete, bis sie sicher sein konnte, daß kein Kabel mehr schmorrt. Wir haben geradenoch rechtzeitig reagiert - hätte das Kabel nur ein paar Minuten länger Saft gehabt, vielleicht würde ich das hier nicht mehr schreiben.
Zuerst versucht, den Vermieter zu erreichen. Klappte nicht, aber Nummer des elektrischen Notdienstes wurde durchgegeben. Da angerufen. Elektriker kam und suchte erstmal 3 Stunden nach der Verteilerdose, die geschmorrt hat. Erfolglos. Er telefonierte mit dem Vermieter (ist ein großes Unternehmen), und verbleibt dabei, daß die Wohnung ohne Strom bleibt. Nur eine Notstromleitung legte er uns vom Badezimmer aus - das war erst vor etwa 10 Jahren neu gemacht worden, und mit einem extra Sicherungskreislauf abgesichert.
Übrigens zur Ursache des Brandes: Die ungute Kombination aus extrem alter Elektrik (+50 Jahre) und Pfusch. Das ganze Haus ist eine einzige Pfuschstelle - bei der Ursachensuche des Elektrikers sprang zum Beispiel die Waschmaschine an, obwohl alle Sicherungen aus waren. Ebenso funktionierte das Eßzimmerlicht (liegt genau hinter der Küche) noch. Warum? Das weiß wohl niemand.
An dieser Stelle weise ich darauf hin, daß in den letzten 5 Jahren 3 Häuser in unmittelbarer Nachbarschaft abgebrannt sind.
Die Suche nach der Brandquelle
So saßen wir da, und wußten nicht, wie es weitergeht. Zuerst hoffte der Vermieter, nur Küche und Korridor müßten saniert werden - das konnte aber erst beurteilt werden, wenn die Leitungen freilägen. In dem Fall hätte ich die Sanierungsarbeiten ausgesessen. Tja... die Suche begann. Und wie? Indem die Holzvertäfelung abgerissen wurde. Von Leuten, die jedem Klischee entsprachen. Ein paar Folgen vom Werken dieser fleischgewordenen Abrißbirnen kann man auf den nachfolgenden Bildern sehen:
Das weiße Dingsi ist die Wohnungsklingel - nicht mehr funktionstüchtig
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/klingel.jpg
Das schwarze Dingen war mal eine Lampe. Und die Wand war mal heile...
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/durchgang1.jpg
Die Wohnungstür. Das weiße Dingen ist übrigens der Sicherungskasten. Und in einem von den Drähten fließt noch Strom.
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/wohnungstuer.jpg
Meine geradenoch funktionierende Telefonbuchse
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/lebenskabel.jpg
Und schließlich wurde die Brandquelle entdeckt. Da hing früher mal ein Schrank vor, und davor Holz und... übrigens ist die helle Linie links das Gasrohr.
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/brandquellentdeckt.JPG
Ein Zitat, welches ich nie vergessen werde: »Warum du nehmen Schrauber? Nimm Hammer, geht schneller!«
Wohin sollte es weitergehen?
Am Dienstag nach dem Brand kam der Elektriker wieder. Die Hoffnung, in der Wohnung bleiben zu können, machte "plopp" - alle Räume mußten kernsaniert werden.
Unsere erste Hoffnung war, nur hochziehen zu müssen. Dort war auch noch ne Wohnung frei. Tja, am Mittwoch kam ein Vertreter der Vermietungsgesellschaft und, nun ja, die Wohnung oben müßte auch erst saniert werden. Uns wurde eine Ersatzwohnung angeboten. Angeguckt. Verschimmelt. Super.
Bis zum nächsten Montag wußten wir nicht, wohin es geht - obwohl wir 24/7 nach einer neuen Bleibe gesucht haben. Erst da bekamen wir durch Zufall von einer Wohnung mit, die gerade so halb einzugsfertig war (Elektrik war in Ordnung, alles andere nicht - und die Wohnung war noch voller Gift wg den Vormietern. Die waren auf die glorreiche Idee gekommen, rohes Fleisch ungekühlt monatelang zu lagern. Ohne weiteren Kommentar). Die Zeit bis dahin war schlimm, sehr schlimm, und ich, wie ich zugeben muß, nicht gut verträglich (wenn mir jemand vorjammert, wie schlimm doch ein nicht regelmäßig geputzter Flur sei, bei meiner damaligen Lage... HASS!). Andererseits empfinde ich auch heute noch manches als absolut unkorrekt, was sich einige Leute geleistet haben. Aber das gehört nicht hierher. Nur so eine mentale Notiz für mich selbst.
In dieser Zeit kam es mir wirklich so vor, als würde ich jeden Tag immer wieder aufs neue eine in die Fresse geschlagen bekommen. Und was ich am Ende nicht mehr hören konnte, waren gute Ratschläge. Die haben sich nämlich samt und sonders als unbrauchbar erwiesen. Aber das mit den Ratschlägen wurde noch schlimmer...
Ratschläge und andere Schläge.
Manchmal glaube ich, es gibt als Mann keine Chance, der Heimwerkerei zu entgehen. Da kann man noch so eine gestörte Motorik haben, völlig egal. Ergo: Jeder will einem Ratschläge geben, Werkzeuge leihen (natürlich nur das billigste vom billigen) und zeigen wie das geht - aber selber helfen? Nö. Natürlich, Heimwerken ist Arbeit, keine Frage. Nur für jemanden, der das kann, ist es vielleicht ein Tag richtig reinklotzen - während ich so oder so über Wochen ohne Unterlaß geschuftet habe, und das für mich dazukam. Ich konnte am Ende des Tages nicht nachhause gehen, die Füße hochlegen und fernsehgucken, froh sein, morgen nichts dergleichen machen zu müssen. Dennoch war die Zahl der Helfer exakt 0.
Oh, am Ende habe ich alles hinbekommen - die Frage ist nur wie. Von Regalleisten, die von 3 statt 9 Schrauben gehalten werden bis hin zu krummen und schiefen Schränken ist alles dabei.
Zugebenermaßen, ich habe eine Menge gelernt. Früher sprach es für einen ausgeprägten Todeswunsch, mir eine Bohrmaschine in die Hand zu drücken - weil ich eventuell Wasauchimmer damit anrichten könnte. Heute würde ich die Schenkung einer Bohrmaschine als Wunsch nach aktiver Sterbehilfe interpretieren. Ohne näher ins Detail gehen zu wollen, ich hasse es zu bohren. Schränke zusammenbauen - okay. Den ganzen Tag Kisten schleppen - okay. Herumrennen, bis die Schuhe durchgelaufen sind - okay. Aber bohren? Nicht okay.
Apropos zuviel herumgerenne:
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/folgenzuvielerwanderungen.jpg
Das Kellertrauma
Unser alter Keller war schön groß... und voll. Da in ihm so alle 2 Jahre eingebrochen wurde (fragt mich nicht warum, es war nie etwas wertvolles da unten), und, ach was solls. Er war total vermüllt und mußte entmistet werden. Also haben wir uns direkt am Freitag nach dem Brand einen Müllcontainer kommen lassen, und los gings! Ich sage es mal so, am Ende des Sonntags (eine Woche nach dem Brand) ging es morgens früh los, ging bis in den späten Abend, und am Ende... war nicht der Keller leer, sondern der Container voll! Highlight war Kaffee, der seit 1989 abgelaufen war. Und der Schwur, niemals wieder einen so vollgemüllten Keller zu haben.
Sehr toll war auch, daß während der Ausmistung die Kühltruhe kaputtging. Ein riesiges Ding, bis oben hin voll... was dann auch wegmußte. Bei Nachbarn konnten wir so 10% unterbringen, der Rest mußte aber auch weggeschmissen werden. Ganz ehrlich, ich war froh drüber. Nicht wegen dem Verlust, sondern weil das alte Dingen mir immer wieder Alpträume beschert hatte. Ich bin mir fast sicher, wenn die Sache mit der Küche nicht passiert wäre, hätte das Dingen irgendwann geschmorrt.
Am Ende des Tages jedenfalls stank ich nach diversesten Sachen, und hatte ein Trauma überwunden. Was macht man da also, als krönenden Abschluß? Man packt alle seine Videokassetten in gelbe Säcke und stellt sie vor die Tür, da sie am kommenden Tag abgeholt werden würden. Tja, eine Stunde später waren die Säcke verschwunden. Ohne weiteren Kommentar.
Was nicht verschwand, war am nächsten Freitag der Container - die Müllabfuhr hatte uns vergessen. Nach Pfingsten riefen wir da an, damit das Teil endlich verschwand. Die wußten nicht mal, daß bei uns einer steht.
Die verlorene Vergangenheit
An vielen Dingen vermag sich unser Herz zu hängen, verbinden wir doch mit ihnen Erinnerungen an unsere eigene, ganz persönliche Geschichte. Ich habe sie fast alle weggeworfen, alleine eine winzige Schublade voller Krimskrams verblieb. Unser Gedächtnis ist kein Fluß, sondern eine Kette von Inseln, von denen im Laufe der Jahre mehr und mehr Küste überspült wird. An vieles habe ich mich erst beim Ausmisten wieder erinnert, noch hält mein Geist es fest, doch wird es schon jetzt fortgespült um niemals mehr aufzutauchen. Es ist alles fort und belastet mich nicht mehr, noch aber wird es mich je wieder melancholisch zurückblicken und lächeln lassen. Alles hat seinen Preis.
Operation Möbelhaus
Persönlich würde ich gerne den Namen dieser Handelskette nennen. Offen werde ich das aber nicht tun, denn an Beweisen fehlt es mir. Chaotische Zeugen, ja, die habe ich. Ob denen jedoch vor Gericht, Stichwort Verleumdungsklage, geglaubt würde, ist ein ganz anderes Thema.
Jedenfalls, nachdem wir eine Wohnung in Aussicht hatten, fuhren wir los, um Möbel, Teppiche und so weiter zu kaufen. Meiner Erinnerung nach wurden die Möbel an einem Mittwoch ausgesucht und zurückgelegt, am Donnerstag dann sind wir mit Stefan hingefahren. Warum jener Stefan? Weil er einen Führerschein hat, wir nicht. Wir wollten uns bei jenem Haus dann eins der Mietvans mieten, was sie anbieten. Bevor wir ein Teil kauften, fragten wir nach, ob das noch ginge, Stichwort ob noch eins frei sei, wieviel es kosten würde, wegen der Zeit (es war schon später Nachmittag) et cetera.
Wir kauften ein, die Teppiche und den PVC und weiteren, wichtigen Kram wie z.B. Gardinen. Bezahlten. Für alles brauchten wir keine Viertelstunde. Bekamen wir einen Wagen? Nein! Angeblich schon zu spät. Ja ja, klar. Ok, wir fragten nach, ob sie die Sachen bis Samstag ins Lager stellen könnten? Nö, nur, wenn wir nur angezahlt hätten. So aber nicht! Mitten in den Laden stellen, das haben sie uns ›angeboten‹.
Am Ende riefen wir uns ein Combitaxi. War letztendlich zwar auch billiger, trotzdem habe ich dem Möbelhaus gegenüber deutlich negative Gefühle. So springt man nicht mit Kunden um, erst recht nicht mit guten! Wenn einer erfährt, wie viel Geld wir zwangsweise da gelassen haben... WUT http://forum.worldofplayers.de/forum/images/smilies/s_001.gif!
Ach und Stefan mußte alleine mit dem Combitaxi mitfahren, da nur einer reinpaßte - und er von uns allen immernoch der stärkste war.
Umzug auf Raten
Jeden Tag kam ab dem zweiten Samstag nach dem Brand, dem 14.5.2005, rüber. Erst so Sachen wie Tische und Stühle, auch schenkte uns Stefan seine alte Küche und es mußten die neuen Möbel geholt werden (unsere Küche war ruiniert, und mehrere Schränke konnten einen Umzug nicht überleben, da zu alt).
Am darauffolgenden Montag, dem 16.5., verbrachte ich meine erste Nacht in der neuen Wohnung. Es stank noch sehr nach Farbe, und es war saukalt. Am darauffolgenden Tag mußte ich übrigens, unibedingt, um 3:30 aufstehen.
Mal ein paar Impressionen:
Mein erster Schlafplatz, Kisten standen noch herum, und das Bett war ne Matratze auf dem Boden.
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/ersterschlafplatz.jpg
Das erste selbstgekochte Essen seit 3 Wochen, Ravioli Diavoli aus der Dose. Früher mußte ich immer nachwürzen (Curry ^.^), diesmal waren sie mir schon so fast zu scharf.
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/ersteswarmesessen.jpg
Bruch gab es natürlich auch zu beklagen. Vieles wurde weggeschmissen. Ein Teil wurde geklebt.
http://www.tikanderoga.net/bg2408/brand/umzugsopfer.jpg
Dieses Bild ist übrigens wesentlich neuer und aus einer Zeit, wo ich die Kartons schon auspackte.
Erst am Freitag danach, dem 20.5., hatte ich wieder INet, und die restlichen Möbel kamen rüber. Naja, fast. Nein, wir sind immernoch nicht fertig. Heute kam erstmal die kaputte Truhe, der Gasherd, der Radiator und die Spülmaschine weg zur Müllabnahme. Und immernoch sind Sachen von uns drüben. Aber damals kam das wichtigste rüber. Die folgenden Tage waren genauso schlimm wie die davor. Es mußte extrem viel gebohrt werden, viel repariert, viel rübergeschleppt, viel aufgebaut...
Das Kellertrauma II
Tatsächlich war letzte Woche Freitag (30.5.05) der erste Tag, an dem ich nicht völlig erschöpft ins Bett fiel, weil ich den ganzen Tag durchgeschuftet habe. Grund war wiedereinmal ein Keller, aber am Tag zuvor. Zu den Nachteilen der neuen Wohnung gehört, daß alles im Haus für kleinere Menschen gebaut ist. Wer 1.75m groß ist, wird wohl kein Problem haben. Aber 1.80? Ich war fünfmal durch die Hetze unaufmerksam, Ergebnis war ne Gehirnerschütterung.
Bis zum darauffolgenden Montag habe ich mich dann ausgeruht, Dienstag ging es in die Uni, und die letzten Tage war ich dann am Einrichten diverser Zimmer. Mit meinem werde ich voraussichtlich morgen fertig. Dann werde ich wohl auch ein paar Photos schießen.
Bald fertig?
Hoffentlich. Es muß noch der alte Keller, was da noch an Vorräten ist, rübergeholt werden, der Teppich in der alten Wohnung ausgerissen und der Müll (etwa 40 große Müllsäcke + 3 alte Küchenhängeschränke) fortgeschafft werden. Und ein Tisch rübergetragen werden... und, da ich dummerweise die Uni vernachlässigt habe, eine Menge nachgeholt werden müssen. Aber so langsam normalisiert sich alles. Hoffe ich.
Danksagung
Insbesondere drei Leuten verdanke ich, daß dieser Umzug so geklappt hat:
- Sebastian
- Sebastian
- Stefan
Weiterer Dank an:
- Christian
- Hartmut
- Wolfgang