PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Probleme mit Überinformation



Muhrray
19.05.2003, 05:24
Hallo Sumpfler

Mal ein Thema, das schon in einigen Threads angeschnitten wurde und mit dem ich persönlich auch einige Schwierigkeiten habe, zu dem ich sehr gerne eure Meinung hören würde:
Wie der Titel sagt geht es um Überinformation, d.h. zuviel Informationen und Wissen zu einem Fakt.

Ich hole aus (und bin mir jetzt schon der Ironie bewusst ;)):
Überinformation ist schädlich.
Vielen ist das Problem gar nicht klar, aber am Ende einer langen Kette von Faktoren ist Überinformation ein wichtiger Grund für Stress, innerliche Unruhe, Minderwertigkeitskomplexe oder auch Depressionen.
Heutzutage ist es nämlich nicht mehr das Hauptproblem eine Information zu finden, sondern die vielen Informationen zu verarbeiten, sortieren, differenzieren. Und das strengt ungeheuer an.

Mich kotzt das, ehrlich gesagt, sogar tierisch an.
Von allen seiten wird man mit Informationen zugeschüttet, jeder scheint wieder etwas anderes wichtiges zu einunddemselben Thema zu sagen zu haben, den Kern der Sache verliert man aus den Augen und am Ende steht man da, verwirrt und überinformiert, hat die Hälfte vergessen.
Man fühlt sich wie auf Speed, man kann all die Eindrücke gar nicht verarbeiten - und man hat das Gefühl immer einen Schritt zurückzuliegen.
Soll ich z.B. einen Schlüssel abholen, geht die Überinformation schon los. Eigentlich bräuchte ich nur die Adresse, eine Uhrzeit und mir den Weg raussuchen, aber mir wird auch noch gesagt wofür der Schlüssel gut ist, das ich ihn nicht verlieren darf, weil (bitte 4 Gründe einsetzen), das ja schonmal ein Schlüssel verloren wurde ... und das hört nicht auf. Man stresst einen so derbe.
Und irgendwie findet man auch nur schwer Ruhe, weil man trotzdem, wie bei einer Sucht, auch mehr wissen will, sich also selbst überinformieren will.
Das Internet ist übrigens meiner Meinung nach auch eine Quelle an Überinformation, mit der man erstmal klar kommen muss.

Genug von mir, möchte eure Meinung zu dem Thema wissen.
Kennt ihr das Problem und stresst es euch auch? Was macht ihr dagegen, könnt ihr einfach mal abschalten oder fühlt ihr euch auch verwirrt von all den Informationesfluten?
Mal schauen ob hier jemand das Problem noch kennt ...

Skar
19.05.2003, 05:44
Das Problem mit dem Schlüssel ist jetzt etwas abgefahren... aber generell zum Thema Überinformation:

Das Stichwort heisst Medienkompetenz: Suchen, Sammeln & Verarbeiten von Informationen, damit es eben nicht zu dem Information Overload kommt - Zeitung lesen kann jeder, im Netz surfen auch, die Kunst besteht darin, das für dich Relevante rauszufiltern, und im Idealfall auf den ersten Blick zu erkennen, was jetzt belanglos und was essentiell ist.

Manchen ist das angeboren, manche lernen es während der Schulzeit, während des Studiums ist es lebensnotwendig, und für gutbezahlte Jobs Voraussetzung - da wird dann davon ausgegangen, daß du dir selbst alles an Infos zusammenklaubst, was du brauchst, und das dann selbständig verarbeitest & anwendest.

Medienkompetenz wird sicherlich zu einem Problem in nicht allzu ferner Zukunft werden (IMO & in the opinion of most Medien-Theoretikern): Nicht nur digital divide, das heisst ein Graben zwischen Menschen, die Zugang zu Informationen haben und denen, die dies nicht haben, sondern auch ein Graben zwischen Menschen, die die Informationen dann auch sinnvoll verarbeiten können/wollen, und denen, die das nicht schaffen.

Gestresst davon bin ich eigentlich nicht, ich filtere eigentlich ganz gut für mich selbst... wenn's mir mal echt zuviel wird, schalt ich ein Wochenende komplett ab und hör nur CDs oder les was... Netz hat mein Verhalten eigentlich nur insofern verändert, daß die Informationen schneller kommen - was ich früher in Zeitschriften gelesen hab, hol ich mir jetzt aus dem Netz as it happens, und statt Teletext les ich jetzt online-Zeitung... different Media, same function.

Whitey
19.05.2003, 16:29
Original geschrieben von Skar
Das Problem mit dem Schlüssel ist jetzt etwas abgefahren... aber generell zum Thema Überinformation:

Das Stichwort heisst Medienkompetenz: Suchen, Sammeln & Verarbeiten von Informationen, damit es eben nicht zu dem Information Overload kommt - Zeitung lesen kann jeder, im Netz surfen auch, die Kunst besteht darin, das für dich Relevante rauszufiltern, und im Idealfall auf den ersten Blick zu erkennen, was jetzt belanglos und was essentiell ist.



http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_048.gif
Dem kann ich nur zustimmen.

RPG-Süchtling
19.05.2003, 21:39
Im Prinzip ist der Mensch permanent unendlich vielen Reizen ausgesetzt. Töne, Bilder, sensorische Inputs über den Tastsinn. Damit wir überleben können, hat die Natur schon dafür gesorgt, dass man irgendwann fähig ist, die Dinge zu isolieren, die zum Überleben befähigen und den Rest mehr oder weniger auszublenden.
In unserer heutigen Zeit muss man unterscheiden, was einem als wichtig verkauft wird und was wirklich wichtig ist. Da nen klaren Strich zu ziehen halte ich für schwierig, aber auch notwendig.

@Muhrray
Ich weiß nicht, ob man das Beispiel mit dem Schlüssel wirklich mit Überinformation in Verbindung bringen kann. Liest sich für mich eher so, als wärest du sauer, dass man dir nicht zugetraut hat, dass du mit dem Schlüssel verantwortungsvoll umgehst.

Muhrray
20.05.2003, 00:50
Original geschrieben von RPG-Süchtling
Ich weiß nicht, ob man das Beispiel mit dem Schlüssel wirklich mit Überinformation in Verbindung bringen kann. Liest sich für mich eher so, als wärest du sauer, dass man dir nicht zugetraut hat, dass du mit dem Schlüssel verantwortungsvoll umgehst.

Natürlich bin ich auch deswegen sauer, das spielt natürlich alles mit rein.
Und zugegeben ist das schlüssel Beispiel auch ziemlich blöde und missverständlich (es gibt sicher tausend passendere Beispiele), aber es war das aktuellste und deswegen hab ich es gebracht ;).
Was ich hauptsächlich damit sagen wollte ist ja auch, dass zuviel Informationen zu einem Fakt mich wahnsinnig machen, eben diese Unruhe, es kostet so viel Kraft das alles zu peilen und sortieren. Vielleicht bin ich echt zu blöd nur das wichtige herauszufiltern und zu isolieren, vielleicht denke ich auch einfach zuviel über Belanglosigkeiten nach und sollte öfter mal die Ohren auf Durchzug schalten, um den Kern der Sache nicht aus den Augen zu verlieren.

Aber auf der anderen Seite möcht ich nochmal sagen, dass es da diese gewisse Art von "Sucht" gibt mehr wissen zu wollen, überinformiert sein zu wollen, weil man Angst hat man würde etwas verpassen, nicht wissen etc. - das mag jetzt krank klingen, aber ich denke das haben wir alle irgendwo und ist Resultat unserer Erfolgsgesellschaft.
Und jetzt kann der eine besser damit umgehen, mal abschalten und das Wichtige für sich selbst herausfiltern, der andere kann es aber nicht. Es gibt sicher auch diejenigen, die es mal können, mal auch wieder nicht: deswegen hab ich ja (unter anderen) das Thema hier mal angesprochen, wollte wissen wie ihr auf Überinformation reagiert und wie ihr damit umgeht.
Wollte es auch mal bewusst machen, manche merken vielleicht gar nicht diese ganzen informationsfluten, sondern nur die Auswirkungen: besagte Depression, Unruhe (siehe oben).

Freezy
01.06.2003, 20:27
http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_048.gif

Seitdem mir das klar ist lautet mein Motto "Unwissenheit ist ein Segen"

Ich weis jetzt nicht ob das ganz das thema ist was hier angeschnitten wurde und ich möchte auch nicht das das jetzt selbstgeil klingt...

Beispiel 1:
Ich kann sehr gut mit dem rechner umgehen (Programmierung, Webdesign, Grafikdesign)... alles was mir das bis jetzt gebracht hat sind leute die nur immer nur was von mir wollen!!

Beispiel 2:
Mein mittbewohner ist leicht zurückgeblieben. Er ist 20 und auf dem Geistigen Nivou eines 13 Jährigen... aber er hat weitaus weniger Probleme als ich! Er hat nen Job beidem er sich nicht anstrengen muss (körperlich wie geistig) und macht sich wegen seiner Naivität keinerlei sorgen um Geld oder Ähnliches! Er lebt dadurch viel Sorgenfreier und Selbstbewuster was ihm einen vorteil bei den Mädchen bringt (Zumindest bei denen unter 15 die auf demselben Geistigen stand sind).

Beispiel 3:
Wenn ich ein Problem habe (zb. Softwaretechnisch [Programmierung]) bekomme ich das nicht mehr aus dem Kopf bis ich es nicht gelöst habe. Dadurch schlafe ich sehr schlecht und verfalle leicht dem Stress...

Alles in allem wünsche ich mir manchmal das alles NICHT zu können und einfach mein kleines leben zu leben wie mein Mitbewohner.

Nochmal: Das sollte jetzt nicht selbstgeil klingen... ich hoffe nur das das hier jemand nachvollziehen kann.

Laguna
01.06.2003, 22:22
Ich denke das menschliche Gehirn nimmt nur soviel Informationen auf, wie es benötigt, oder wieviel wir uns einbilden wissen zu müssen.

Überinformation stört mich bestimmt nicht, solange es sich nur um kleinere Sachen handelt, die ich auch wirklich im Alltag brauche. Ansonsten wären es "Überdrüssige Informationen" Natürlich informiere ich mich auch selber gerne, vorallem was meine Hobbys angeht, um einfach mal auf dem neuesten Stand zu sein :D

Es ist doch ganz normal das uns zuviele Sachen stressen, denn ein jeder von uns hat doch auch seine ganz persönliche Grenze. Ob und wie schnell du Informationen aufnimmst und verarbeitest ist oft eine Frage der Situation und deines Umfeldes.

Etwas anderes wäre da für mich schon, wenn ich Regelmässig in den Ländern der dritten Welt Urlaub machen würde und das Elend der Leute hautnah mitkriegen täte. Das wäre wirklich mal eine Information, auf die ich eigentlich gerne verzichten würde, weil ich weiß das sie mich mein ganzes Leben verfolgen täte.

Das hängt übrigens auch mit einer Art der Kriegsführung zusammen. Wenn die großen Staatsmänner einen Krieg anzetteln, fällt es ja soviel leichter einen Angriff zu befehlen wenn man sich nicht die Auswirkungen Aug in Aug ansehen muss. So war es z.B einmal im ersten Weltkrieg, bei der Schlacht von Verdun. Ein wirklich fatales Ereignis. Dagegen sind mir zuviele Alltagsinfos noch immer lieber^^

Aber mit der Zeit gewöhnst du dich wirklich an den Schwall von Informationen^^ Das ist ein wirklich interessantes Thema- über sowas hab ich selbst noch nie nachgedacht. Geschweige denn das mich so etwas je belastet hätte, oder ich sonst jemanden kenne der dieses Problem hat :)

invincible Lilly
01.06.2003, 23:21
Es gibt auch einen Begriff, der einigen schon mal begegnet sein müsste, und das ist selektive Wahrnehmung. Denn genau das ist der Kniff, der einem hilft, sich vor der Informationsflut selbst zu schützen. Man muss nicht alles annehmen, was einem abgeboten wird, und man muss nicht alles lesen, was einem nahegelegt wird, man hat das eigene Recht der Bestimmung zu sagen: das interessiert mich und das nicht.