Katii
05.08.2006, 23:44
Hier mal eine kleine Geschichte zu einen D & D Charakter von mir, die Geschichte ist in mehreren Abschnitten und nicht zusammenhängend, einige Dinge die ich im Rollenspiel ausgespielt habe sind nicht niedergeschrieben also kann es sein, dass ihr manchmal denkt da fehlt etwas, aber lest es wie eine Art Tagebuch es sind Gedanken meines Chars und teilweise auch Geschehnisse.
1. Rivin
Bild von Rhynja (http://mitglied.lycos.de/katiikaetzchen/Bilder/Rynja_h.jpg)
So ließ sie den Wind durch ihre Haare streichen, ein sachtes Gefühl der Frische am kühlen, ruhigen Morgen. Sie war letztendlich zurück von ihrer Reise auf der sie so vieles gelernt hatte. Vor ein bis zwei Jahren, sie wusste es gar nicht mehr genau, war sie aufgebrochen aus Rivin, gemeinsam mit ihrem Mentor Richtung Zenthilfeste. Sie fand in ihm den besten Lehrer und sie lernte schnell die beinahe Perfektion im Kampf mit den Zweihänder, dennoch war sie nie zufrieden mit sich selbst. Das war einer der Gründe weshalb sie nach Rivin zurück kehrte, sie wollte lernen ihre Kunst wirklich zu beherrschen, so talentiert zu werden, dass man sie mit ihrem Mentor vergleichen konnte.
Äußerlich hatte sich die Stadt kaum verändert, es gab immernoch die selben Gebäude, die selben Plätze und die selben Menschen. Doch im Inneren waren die Grundfesten der Stadt umgestürzt worden, es war alles neu und befremdlich. Alte Freunde nur noch Geister, Schemen der Vergangenheit, längst von der Zeit getilgt, das Band, was diese Bekanntschaften einst ausmachte zerissen, dachte sie zumindest. Sie war nun einen Tag wieder in Rivin und sie hatte kein ihr vertrautes Gesicht gesehen, selbst in dem Haus, wo sie einst mit ihren Eltern gelebt hatte, fand sie nur noch gähnende Leere. Doch eigentlich war das Haus schon lange leer. Seit dem Tode ihrer Eltern hatte sie dort allein gelebt, kehrte auch nur zum Schlafen dort ein.
So stand sie auf der Brücke und der Wind strich weiter durch ihr Haar, das nach hinten wehte, bis sie ihre Kapuze wieder aufsetzte und danach zurück in die Stadt ging.
2.
Was für ein Gefühl war es das sie verspürte? Sie wusste es nicht genau, doch sie wusste, dass sie das Gefühl verdrängen wollte, sie hasste es, ein Gefühl aus Ekel und Scham. Eigentlich war ihr gar nicht bewusst gewesen was sie tat bis es soweit war. Hatte sie sich wirklich verkauft um dieses Mittelchen zu erhalten, dass sie nicht einmal für sich selber brauchte? Bei dem Gedanken wurde ihr übel, sie blickte in den Fluss hinab, beherrschte sich, übergab sich nicht. Doch sie hasste das was sie getan hatte, sie hasste diesen Kerl, ja sie übertrug ihren Hass auf ihn. Eigentlich hasste sie sich ja selber für die Tat, doch dass würde sie sich nicht eingestehen, es wäre eine Schwäche sich selber zu hassen. Andere allerdings zu hassen brachte Kraft, sie brauchte Kraft, sie war noch immer nicht mit sich zufrieden. Sie würde ihn nichts antun, nein dazu schämte sie sich zu sehr, unbewusst aber sie tat es, sie würde ihn meiden, dass war es was sie tun würde.
So saß sie lange auf der Brücke und ließ ihre Beine hinab baumeln, bis sie aufstand, beruhigt und entschlossen, voller Hass auf jenen Mann.
3.
Ein Schmunzeln lag auf ihren Gesicht, als sie Schluck für Schluck das kühle Wasser trank, dass sie so liebte. Vor ihr öffnete sich eine Welt voll von Möglichkeiten und sie webte alle Fäden in ihren Gedanken, das entstehende Bild auf sich wirken lassend. Welche Wege würden offen stehen, welchen würde sie wählen? All' das waren Fragen, die ihr im Geist herum schwirrten. Dann dachte sie an die Wege, die sie gewählt hatte alle samt waren sie richtig gewesen, zumindest ab dem Zeitpunkt wo sie ihre Ausbildung begonnen hatte. Vorher fehlten ihr die Perspektiven, sie war haltlos, ihre Eltern gerichtet, weil sie Straftaten begannen um sich zu ernähren. Damals war sie schwach, sie tat Dinge, die sie heute mit Abscheu betrachtete, die Person von damals war sie nicht mehr. Mit Beginn ihres Kampftrainings legte sie den alten Namen ab, niemand hörte ihn mehr, sie selber verdrängte ihn. Sie war jetzt nicht mehr die Person von damals, sie war Rhynja, Rhynja Rabenklaue, Kämpferin, Söldnerin, geübt im Zweihänder und sie war stärker als damals.
Es war seltsam... sie erinnerte sich kaum an die Zeit vor ihrer Ausbildung, sie wusste nicht viel, sie erinnerte sich an keine Personen außer ihren Eltern, erinnerte sich an keine Ereignisse, außer den Tod ihrer Eltern. Lag es schon so weit fort, oder verdrängte sie es? So sehr sie auch überlegte sie fand keine Antwort. Sie betrachtete das Buch, was auf ihren Schoß lag, da war das Zeichen der Triade, ihr schauderte bei dem Anblick. Sie hasste die Triader und der Hass war ein Gefühl was sie prägte. Ihre Hand ballte sich zur Faust, schlug donnert auf den Tisch. Die Leute die außer ihr in der Taverne saßen blickten zu ihr, aufgeweckt aus ihrer Monotonie von den Schall, der sich bei dem Schlag im Raum ausbreitete. Rhynja musterte sie alle knapp mit den Augen.
Wie erbärmlich sie waren, sie waren das was Rhynja nie wieder sein wollte, sie waren schwach. Die meisten unter ihnen litten unter Drogensucht oder noch schlimmer sie litten unter dem Wunsch sterben zu wollen. Ihr Leben war monoton, sie taten Tag aus Tag ein immer dieselbe Arbeit, in stumpfsinniger Art. Sie schufteten um ihre Familien ernähren zu können, wurden ausgebeutet und ihr Lohn reichte gerade zum überleben, selbst die Kleider an ihrem Leib waren gestohlen. Sie wurden immer dünner und dünner, wurden ausgemergelt, bleich und krank, während die reichen an der Oberfläche immer fetter und fetter wurden, an Festen teilnahmen und über ihre doch ach so harte Arbeit klagten. Rhynja empfand kein Mitleid, eher Abscheu für beide Gruppen, für die Armen, weil sie so schwach waren, dass sie nicht einmal versuchten etwas zu ändern, für die Reichen weil sie faul waren sich ausruhten auf ihren Reichtum, aber selber nicht die Stärke hatten auch nur die kleinste Arbeit selber zu erledigen. Sie verstand nicht, wie man Macht so verschwenden konnte, wenn sie Macht hätte...
Rhynja schwelgte in diesen Gedanken ein Schmunzeln auf ihren Gesicht. Plötzlich schwang die Tür auf, hinein kam ein junges Mädchen, Rhynja hatte sie bezahlt ihr eine bestimmte Information zu bringen und sie hoffte, dass das Kind die Antwort hatte auf die sie wartete. Ihre Hoffnung wurde nicht enttäuscht...
"Er ist da..."
4.
Ein Gebet in die stille Leere des Raumes...
Sie war allein, niemand außer ihr war hier und das war gut so, sie sprach ihr Gebet, erbat sich Stärke von ihm, betete für ein kleines Stück seiner Macht. Es lief gut, sie lernte immer mehr ihren Hass zu fixieren, noch war sie lange kein Meister, aber noch war auch kein Meister vom Himmel gefallen, jeder fing klein an. Sie hatte sich gegrämt, grämte sich noch jetzt, dass sie die Frau nicht töten konnte, welche es gewagt hatte sie anzugreifen... Aber sie schöpfte Kraft aus der Situation, aus Vorfreude auf ihre Rache und aus Hass auf die Frau. Am Ende würde sie diejenige sein die triumphiert, denn jeder, der nicht wie sie dachte, nicht wie sie fühlte war schwach.
"Der Hass macht uns stark... sie wird sich wünschen... ich hätte sie getötet...", leise wiederholte sie die Worte, die sie schon einmal gesprochen hatte, ihre Augen ein Flammenmeer aus Hass, Wut, Zorn. All das schenkte sie ihm... und sie war sich sicher, dafür belohnt zu werden...
Sie malte sich aus wie es sein würde, wenn sie ihr die Wangen aufschneiden würde, das Messer bis zum Mund ziehen würde... ihr Blut lecken, ihre Angst sehen würde... Angst war etwas so schönes... wenn man sie in den Augen derjenigen sah, die ihr Leben der falschen Sache verschrieben hatte... Am Ende wird der stärker triumphieren... wir sind stark... ich bin stark. Niemand wagt es mich anzugreifen und ungestraft davon zu kommen. Sie sah auf den Ring, immer wieder sah sie darauf... der Ring ihrer Mutter.... die Gesichter... die höhnenden... ihnen war es egal...
Sie hatte den Weg gefunden... irgendeinen Weg? Nein den einzig richtigen....
Es war als könne man rotes Leuchten um sie sehen, oder war das nur eine Illusion, die daher rührte, dass sie so voller Hass wirkte?
Stille... und der Hass der durch sie dringt
Nähe... und die Schmerzen, die sie bringt
Kälte... ist der Schutz vor allen Leid
Tod... ist was Verrätern übrig bleibt
Leben... neu und stärker als man war
Macht... das Kind, das der Hass gebar
5.
Ruhig war die Nacht nur ihr leises atmen durchbrach die Stille. Es war gelinde gesagt schwierig im Moment für sie, doch hatte sie sich fest vorgenommen an ihren Problemen zu wachsen. Irgendwie fühlte sie sich allein, dadurch langweilte sie sich... Rashal war tot, all ihre anderen Bekanntschaften hatte sie Ewigkeiten nicht gesehen. Sie hasste es wenn Menschen neugierig waren, wie jene Frau, die sie angesprochen hatte. Aber sie hatte genug Zeit sie im Auge zu behalten. Mit schönster Schreibschrift schrieb sie ihren Brief langsam mit der Feder. Sie durften nicht mehr versagen und mit der Hilfe ihres Gottes würde das auch nicht geschehen. Sie sehnte sich nach jemanden mit dem sie zusammen arbeiten konnte, aber es gab niemanden. Die Frau, welche sie im Krug getroffen hatte, sie wäre geeignet, dachte sie, doch musste sie auf die Entwicklung warten, die das ganze nehmen würde...
Was sie wirklich interessierte war allerdings diese bleiche Frau in schwarzer Kleidung, schwarze Königin wie man sie rief und ihr Kumpane, dieser Geist "Morgan", irgendwo hatte sie diesen Namen schon einmal gehört, doch ihr fiel partout nicht ein wo, sie würde das ganze in Auge und Ohr behalten.
6. Reise nach Zenthilfeste
Ihre Sachen waren gepackt, ihre Zweihänder auf ihren Rücken und sie war unterwegs mit einer Kutsche Richtung Osten. Dort wollte sie zurück zu ihren Lehrern, sie wollte viel lernen und Kraft tanken, ebenso freute sie sich darauf endlich wieder Leute zu treffen mit denen sie frei sprechen konnte. Garth hatte sie enttäuscht tief in ihr drin schmerzte etwas und dafür schämte sie sich, sie schämte sich, dass sie so schwach war so ein Gefühl zu empfinden. Nie wieder würde dies geschehen, nie wieder würde sie sich auf einen Mann einlassen. Natürlich verbarg sie den Schmerz, sie verbarg alles und bald, als die Nacht herein brach entspannte sie sich langsam, begann langsam wieder sie selbst zu sein...
7.
Irgendwie empfand sie Mitleid für die Frau, welche sich um Garth gekümmert hatte, wie jede andere fiel sie auf seine Tricks rein. Er hatte Rhynja gesagt für sie empfinde er etwas besonderes, aber seine Taten bewiesen ihr, dass es gelogen war. Wahrscheinlich würde dies auch irgendwann seine gütige Heilerin merken. Vielleicht war dieser Dolchstoß in ihr Herz aber nötig, vielleicht musste sie Garth dafür sogar danken, dass er das letzte bisschen in ihr tötete, was noch dazu fähig war zu lieben. Aus Fehlern lernt man und sie würde sich von Garth fern halten, sie würde ihren Kommandanten sagen, dass sie ihn aus dem Weg gehen würde. Natürlich nur wenn sie zurück kommen würde. Die Kutsche auf der sie saß war die Kutsche eines Händlers, der den gleichen Weg hatte wie sie. Es war ein gutes Gefühl in dieser Kutsche zu sitzen und fernab von Rivin zu sein. Sie dachte voran an Zenthilfeste, an die zwei Jahre, die sie bereits dort verbracht hatte. Es war eine schwere Zeit gewesen, besonders für sie, da sie noch recht jung war als sie ankam.
Die Offiziere nahmen die jungen Zentarim besonders hart dran, da ihr jugendlicher Rebelleninstinkt und ihre Wildheit gebrochen werden musste, damit sie ihre Arbeit gut machten. Ganz gelungen war es ihnen bei ihr wohl nicht - sie erinnerte sich an eine Situation in Rivin - in ihr saß immer noch ein Rebelleninstinkt, den sie aber unterdrücken konnte sofern ihr nichts über den Kopf wuchs.
Damals als sie in Zenthilfeste ankam war sie schier beeindruckt, die Zinnen überwuchsen ihren Kopf gleich um mehrere Meter, die Stadt war viel größer als Rivin und die Soldaten waren allesamt stolz und respekteinfläßend. Es war schon eine Umstellung als sie dann wieder in ihre Heimatstadt zurück kehrte und niemand wissen durfte, dass sie Zentarim war. Wahrscheinlich war es auch diese Tatsache, die sie anfällig für Gefühle wie Liebe machte, für Schwächen. Sie musste sich verstellen eine Ilmaterdienerin sein, sich den Schmalz ihrer tiefsten Eingeweiden auf die Zunge legen. Es regte sie auf, dass es so war...
Lange Zeit der Reise vergingen, lange Zeit des Denken und sinnierens, sie kamen gut voran die beiden Pferde wurden vom Kutscher schnell getrieben und sie schlugen relativ spät am Abend das Lager auf. Rhynja würde wachen, sie hatte ihre Waffen dabei, und vor allem hatte sie ihre Rüstung, eine metallene Plattenrüstung, die sie seitdem sie aus Zenthilfeste damals aufgebrochen war aufbewahrt hatte. Die Rüstung bestand aus mehreren Lagen Metall, ein dünnes Schuppenhemd, das sich an ihren Körper schmiegte, darüber eine formschöne Platte aus Metall die den gesamten Torso schützte. An den Armen setzte sich das Schuppenhemd fort und ihre Hose war aus Ketten, die zusätzlich mit Leder besetzt waren.
Es war ein schönes Gefühl die Rüstung wieder zu tragen, gemeinsam mit ihren Panzerhandschuhen, den dicken Lederstiefeln und ihren Zweihänder. Sie fühlte sich gleich schon wieder mehr wie eine Kriegerin. Während der Händler ruhte, wie sie es auf der Fahrt schon einige Stunden getan hatte zog stand sie wachend am Rand der kleinen Lichtung, den Zweihänder an einen Baum lehnend. Auf ihrer Wacht hatte sie viel Zeit nachzudenken sich zu sehnen, denn sie hoffte, dass einige ihrer Kameraden noch in der Feste waren, auf sie konnte man sich verlassen, vertrauen konnte man nicht sagen, dennoch war die Zusammenarbeit mit ihnen Routine und sie verlief reibungslos. Am Ende ihrer Wacht konnte sie die Ankunft kaum noch erwarten...
8.
Der Tag war ruhig gewesen, sie hatten gegen Mittag Rast in einen kleinen Dorf gemacht, dass auf ihren Weg lag. Hier schien alles anders, von dem Fortschritt, der in den Städten schon lange Fuß fasste war in diesem Dorf keine Spur zu erkennen, man lebte mit der Natur und die Natur umschlang einen geradezu. Rhynja wusste nicht ob ihr dies gefiel, doch ließ sie es geschehen, sie wollte sich nicht sorgen, sie wollte während ihrer Reise keinen Gedanken an Probleme verschwenden. Der Händler schien einiges älter als sie, sein Name war Brona, er unterhielt sich mit Rhynja aber er schien seine Worte zu bedenken. Er wusste was sie war, er selber stand unter dem Schutz der Zentarim. Rhynja verspürte nach so langer Zeit endlich mal wieder keine Angst, dass jemand ihre Identität entdecken könnte, sie trug die Rüstung und die Insignien der Zentarim, denn sie waren schon längst weit fort von Rivins Grenzen, hier waren die Zentarim alles andere als vogelfrei, normalerweise hatte man hier Respekt vor ihnen.
Aber in diesem Dorf schien es ihr als hätte man hier nie von den Zentarim gehört und Rhynja würde das sicher nicht ändern. Man würde hier von ihnen hören, wenn die Zeit gekommen war, dass Tyrannos das Land mit seinen Lehren befreit.
"Bald werden wir auf eine andere Karawane stoßen.", sie blickte zu Brona, als er dieses von sich gab, er war gerade dabei die Pferde zu striegeln, "Eine Karawane, die von mehreren Streitern euresgleichen begleitet wird, wir werden sie auf den direkten Weg zu unserem Ziel begleiten." Ein Schmunzeln breitete sich in ihren Gesicht aus, endlich würde sie wieder anderen Zentarim begegnen. Beinahe konnte sie kaum noch warten endlich aufzubrechen, doch dann besann sie sich Ruhe zu bewahren, denn die Ungeduld war eine Sache, die sie sich abgewöhnen musste.
Stattdessen ging sie in die Herberge, von außen sah sie heimisch und gemütlich aus. Es wunderte sie kaum, dass ein großteil der Tische in der Taverne, welche sich im unteren Stock befand, frei waren, die meisten Personen in diesem Dorf waren um diese Uhrzeit bestimmt noch am arbeiten. Dennoch setzte sie sich an einen der Tische , der an einem Fenster stand und wagte einen Blick hinaus, sie betrachte das Treiben auf den Feldern, die sich in unmittelbarer Nähe des Dorfes befanden. Nun, sie musste zugeben, dass sie sich langweilte, es gab nichts für sie zu tun, nichts um das sie sich sorgen musste, ganz anders als in Rivin. Doch bald würde sich das ändern, bald wenn sie endlich Zenthilfeste erreichten...
9.
Gegen Abend ging die Reise weiter, sowohl Brona als auch Rhynja hatten den halben Tag mit schlafen bewacht und waren nun hellwach, wach genug um schnell voran zu kommen. Und schnell waren sie, es dauerte kaum zwei Stunden bis sie den vereinbarten Treffpunkt mit der Karawane erreichten.
Die Karawane war noch nicht angekommen, also blieb Rhynja einige Zeit sich vorzubereiten für das herbeigesehnte Treffen, sie setzte ihre Tiara auf nachdem sie ihr Haar gekämmt und gestriegelt hatte, danach wusch sie ihr gesich und machte sich frisch, noch bevor sie ihre Rüstung an zog, sie wollte einen guten Eindruck machen, dafür strengte sie sich mehr als an.
Und irgendwann kam der Moment als über die Hügel ein Zug von Fackelträgern zu sehen war, ein sehr langer Zug, das musste die Karawane sein, sie war langsam unterwegs, dennoch stetig. Zwischen den Verschiedenen Wagen waren Krieger auf Rössern zu erblicken und an der Spitze des Zuges wurde eine Flagge getragen, all dies konnte Rhynja zwar nur in Silhouetten erkennen, aber dafür recht deutlich.
Die Schemen nahmen erst Gestalt an als man sie schon beinahe berühren konnte. Der Mann an der Spitze der Karawane war ein hoher Offizier der Zentarim, das konnte man an seiner Rüstung erkennen und an seinen Insignien, Rhynja salutierte.
"Waffenhändler Brona und Soldatin Rhynja, richtig?", auf einen Pony ritt ein Halbling hinter den Offizier hervor und betrachtete die beiden. "Sehr wohl, Saer!", sie schaute sich den Halbling genau an, er schien soetwas wie der Schreiber des Offiziers zu sein. "Gut, ihr werdet euch hinter dem dritten Wagen und vor den vierten einreihen, außerdem wird ein weiterer Zentarim über euch Wachen Herr Brona! ", der Halbling wartete nicht auf die Antwort und reihte sich wieder hinter seinen Gebieter ein. Ebenso tat es Brona wie ihm gesagt.
So blieb die Karawane stehen...
10.
Kurze Zeit später ritt ein junger Zentarim auf einen ebenso jungen Schimmel zu Rhynjas Wagen vor. Er war noch junger als Rhynja, so jung, dass Rhynja annahm, dass es eine Art Prüfung für ihn war die Karawane zu begleiten. Unter seinen Halb offenen Helm lugte sein blondes Haar hervor, Rhynja konnte das von ihren Position im Wagen aus sehen, da sie kein Pferd hatte, würde sie wohl dort für den Lauf der Reise bleiben müssen. "Wagemut und Wachsamkeit!", rief sie hinüber zu den Jungen. Er blickte sie an und schien unsicher und brachte erst nach einer Zeit den Gegengruß hervor. Es war nicht Rhynjas Aufgabe ihn zu unterweisen also beließ sie es dabei ihn missmutig anzublicken.
Langsam setzte die Karawane sich wieder in Gang, das Tempo war wesentlich langsamer als zuvor, wo sie noch allein unterwegs mit Brona war. Sie würden Cormyrs westliche Grenze bald erreichen, allerdings würde es in diesem Tempo noch mehrere Tage dauern bis sie es durchquert hätten. Rhynja hasste es zu warten, aber sie musste ihre Ungeduld unterdrücken. Zusätzlich hatte das langsame Tempo auch noch eine einschläfernde Wirkung auf sie, es schien als würde der Wagen sie geradezu in den sachten Nachtschlummer wiegen.
Ein Traum, Bilder in seltsamen Farben und Formen, tanzende Tiere, tanzende Menschen, und Schatten die über die Felder ziehen. Hoch oben auf einen Berg das Zeichen der schwarzen Faust auf einen Sockel, Grüne Strahlen, die von ihr aufstiegen. Am Sockel lag ihr Ebenbild, blickte in den Himmel, schien fernab von allen anderen. Ein Schatten zog auf, Garths Silhouette, er riss sie davon zog sie hinab, brachte sie nahe ins Tal. Doch das Tal war gefährlich, dort warteten Schlangen auf sie, Tiefe Sümpfe, Orks. Er zog sie immer tiefer, sie ließ sich ziehen, doch dann...
Irgendwann lockerte der Schatten seinen griff, er schien nach etwas anderen zu greifen, etwas anderen was auf den Hügel stand, wollte es auch mit hinab ziehen, doch als der Schatten den griff lockerte riss sich ihr Ebenbild frei, rannte zurück hoch an den Sockel auf dem die schwarze Faust stand. Der Schatten verschwand...
In der Ferne auf weiter entfernten Hügeln standen mehrere Schatten, aber sie waren so weit entfernt, dass sie an Rhynjas Ebenbild nicht ran konnten, manche liefen von ihr fort andere auf sie zu, doch die welche zu ihr kamen würde lange Zeit brauchen um sie zu erreichen. Ihr Ebenbild rückte noch näher an den Sockel strich über das edle Marmor und fühlte sich sicher und geborgen...
11.
Rhynja betrachtete den Jüngling, der ihren Wagen zugeteilt war, irgendwie erinnerte er sie an sich selbst, an ihre erste Reise Richtung Zenthilfeste. Diese Unsicherheit und der Stolz in den Augen, der Wagemut, er würde sicher ein guter Zentarim werden sobald er seine Sicherheit gefunden hatte. Mehrere Tage waren sie jetzt gemeinsam unterwegs und mittlererweile hatten sie sich ein wenig kennengelernt. Sein Name war Uthariel, er kam aus Tethyr und wuchs in einer Banegläubigen Familie auf, der Grund warum er Zentarim werden wollte. Er wollte seinen Vorbildern nacheifern, Manshoon, Sememmon, Scyllua Düsterhof und allen voran Fzoul Chembryl. Die großen Namen, die jeder Zentarim kannte, sie waren auch ihre Vorbilder gewesen und sie waren es noch. Sie kamen dem Mondsee immer näher, ihr Tempo zog immer mehr an, wenn die Karawane es beibehielt würden sie schon am folgenden Abend die Zinnen der Zenthilfeste erreichen.
Wieder einmal schweiften ihre Gedanken, diesmal dachte sie an die Zentarim in Rivin, es war eine Schande, dass man dort alle Diener der Banekirche und die Zentarim für vogelfrei erklärt hatte, die Zusammenarbeit litt unter diese Tatsache und wurde schwer, aber es hatte sich gebessert und sie wusste das alle ihre Kameraden in Rivin, gute Zentarim waren, besser als viele, die unter leichten Bedingungen in anderen Städten lebten.
Ihr blick viel auf das Schild der Riviner Garde, dass sie bei sich trug seitdem sie einen der Gardisten seinem gerechten Ende entgegen geführt hatte. Sie konnte es nicht verwenden, da sie mit dem Zweihänder kämpfte, aber es war eine schöne Erinnerung. Er hatte den Tod verdient, niemand der einem Zentarim droht verdiente zu leben. Alle die sich gegen den Zentarim stellten würden sterben, die Städte, die sich gegen sie wehrten würden fallen. Alles was neu aufgebaut werden soll, muss zuerst dem Erdboden gleich gemacht werden. Dann wird die neue Ordnung einziehen, Tyrannos Ordnung. Tyrannos.... er war wohl der einzige Mann, den es noch in Rhynjas leben gab, vielleicht nahm er sie gar nicht wahr, aber Rhynja schwor ihm ewige Treue.
" Für Bane... Für die Kirche... Für die Zentarim !"
12.
In der Ferne endlich sah sie die Zinnen, nach denen sie sich schon seit so vielen Tagen sehnte. Die Ausmaße der Feste, sie waren gewaltig. Die Karawane näherte sich langsam den großen Haupttor und Rhynja dachte an die Schritte danach. Wenn sie angekommen war würde sie zuerst zu der Kaserne gehen und ihre Anwesenheit melden um danach ihren dortigen Offizier Bericht von den letzten Monaten in Rivin zu machen, aus ihrer Sicht. Alles was danach kam konnte sie noch nicht vor sich sehen, es lag in der Zukunft, aber es würde in seinem Sinne sein. Uthariel schien viel aufgeregter als sie... und sie sah wieder sich in ihm.
Aber sie war sich sicher, dass sie ihn formen würden, so wie sie geformt wurde. Bei einer Rast am gestrigen Abend hatte sie ihn bei einem Duell besiegt, sie hatte ihm gesagt, dass er noch viel lernen müsste und war überwältig von der Wut in seinen Augen. Wut, war ein mächtiges Gefühl, doch man musste sie kontrollieren, das sagte sie ihm auch. Wichtig war es die Wut in den Schwertschlag zu legen ihn so kräftiger zu machen, den Gegner so leichter zu schlagen.
Allerdings verspürte sie auch ein Gefühl des Bedauerns, sie hatte eigentlich vorgehabt noch ein bis zwei Wochen in Rivin zu bleiben, man hatte einige Aufgaben für sie gehabt. Sie bedauerte, dass die Nachricht kam, dass sie früher abreisen musste, da die Karawane keinen Umweg über Tiefwasser mehr machen musste, denn die Aufgaben sagten ihr wirklich zu.
Sie beruhigte ihr Gemüt mit der Vorrausahnung, dass es in Zenthilfeste mit Sicherheit ähnlich ansprechende Aufgaben für sie geben würde und mit Sicherheit würde sie viel neues lernen. Wissen war wichtig auch und besonders für die Zentarim, doch das allerwichtigste war ihr treuer Glauben an Tyrannos, dessen Amulett sie seit einiger Zeit wieder um den Hals trug.
"Möge ich nie wieder meinen Schwächen verfallen."
13.
Seitdem sie die Zenthilfeste erreicht hatten war schon einige Zeit vergangen. Sie waren spät am Abend angekommen, deshalb hatte Rhynja sich für die Nacht in eine der Herbergen einquartiert, jetzt allerdings war sie auf den Weg zu ihrem Offizier.
Immernoch wirkte die einst so prunkvolle Metropole im Norden wie eine riesige Baustelle, Rhynja konnte die Bauarbeiten beobachten während sie langsa, den Marktplatz am Rande des Tesch schritt. Ohne Zweifel war die Stadt belebt, ihr kamen viele Menschen entgegen und zahlreiche Händler priesen an allerlei Ständen ihre Waren an. Die meisten von ihnen waren Zentarim, wie sie selbst, teilweise wachten diese darüber, dass alles mit rechten Dingen zuging. Der Weg war ihr bekannt, häufig hatte sie sich am Abend bevor sie schlafen ging nochmal auf den Markt begeben, hier traf man sich, schnappte Gerüchte aus fernen Ländern auf oder auch aus der Feste selbst.
Jetzt allerdings ließ sie sich nicht von Gerüchten aufhalten, sie musste ihre Ankunft anmelden. Eine breite Straße führte nach Süden, genau diese war es, welcher sie folgen musste, denn an ihren Ende lag die Kaserne, dort würde sie sich bei den Offizieren melden. Sie fragte sich, ob Uthariel bereits dort gewesen war, denn besonders bei Neuankömmlingen war Pünktlichkeit Pflicht.
Als sie damals zu ihrer Ausbildung als Zentarim ankam hatte sie das schmerzlich erfahren müssen. Aber Schmerz war das beste Mittel um Lehren zu erteilen, Menschen waren in dem Punkt den Tieren sehr ähnlich Zuckerbrot und Peitsche wirkten bei ihnen genauso wie bei den Pferden. So in Gedanken versunken kam sie recht schnell der Kaserne näher, wo sie, endlich angekommen, unter Augen der Zentarimwachen langsam eintrat...
14.
Das Gespräch mit dem Offizier war ausgesprochen gut gelaufen, er hatte Rhynja sowohl ein Bett in einem der Einzelzimmer der Kaserne gegeben als auch einen Hinweis darauf was sie hier in der Feste erwartete. Sie würde Mentor sein, einen Schüler bekommen, vielleicht sogar Uthariel, aber das wusste sie nicht. Dann würde sie ihm Disziplin lehren und all das was er wissen sollte.
Sie machte sich Gedanken... wahrscheinlich war das erste was sie tun würde, ihren Schüler in die hiesige Bibliothek zu bringen, dort gab es zahlreiche Bücher und großes Wissen, von dem manches unablässig für einen Zentarim war.
Noch in Gedanken drehte sie den Kupferschlüssel, der die Tür zu ihrem Zimmer öffnete. Der Raum war klein, sowohl der Boden als auch die Decke waren aus Holz, die Wände mit einem - hässlichen - Muster verziehrt. Das Bett, welches gegenüber der Tür stand wirkte recht gemütlich, außerdem war es frisch gemacht. Am Fußende des Bettes stand außerdem eine Eisen beschlagene Holzkiste und an einer der Wände ein wuchtiger Kleiderschrank. Rhynja wusste, dass es eine der leichteren Strafen für Rekruten war die Zimmer in Ordnung zu halten, der Rekrut, der sich um ihr Zimmer gekümmert hatte, hatte seine Aufgabe gut erfüllt.
Sie schloss die Tür hinter sich und ließ sich auf den weichen Bett nieder, früher hatte sie immer auf einer der Pritschen geschlafen, die Einzelzimmer waren für Zentarim gedacht, die zu Besuch waren, wie Rhynja und schon ihre Ausbildung abgeschlossen hatten. Der Offizier, der ihr den Schlüssel gegeben hatte war Rhynja unbekannt gewesen, überhaupt hatte sie noch kein bekanntes Gesicht gesehen, wobei sie wie sie zugeben musste da noch nicht sonderlich drauf geachtet hatte. Langsam stellte sie ihre Umhängetasche und ihren Rucksack neben das Bett und begann ihre Kleidung und die Nutzgegenstände, sowie die Ausrüstung langsam auszuräumen.
Am nächsten Morgen würde man sie mit ihren Schüler bekannt machen und Rhynja nahm sich vor streng mit ihm zu sein, damit ihr zu einem guten Zentarim wurde.
"Menschen zu formen, eine Aufgabe die viel Geduld erfordert. Doch die Möglichkeiten sind unbegrenzt, wenn die Fähigkeiten vorhanden sind."
15.
Das war er also ihr Schüler. Dunkles, langes Haar, stumpfer naiver Blick, die Haut eines Jünglings, hätte sie es nicht gewusst, hätte Rhynja nie geahnt, dass er ein Zentarim ist. Das war gut, in Rivin wäre es von Vorteil, vielleicht wäre er ein guter Spion. Im Moment saßen sie beide in einem spartanisch eingerichteten Büro, das niemand sein Eigen nennen konnte und welches nur benutzt wurde wenn man es brauchte. Der Raum wirkte leer obwohl er so klein war. Einzig allein 2 Stühle und ein Tisch versuchten vergeblich diese Leere aufzufüllen.
Rhynja hielt eine Schreibfeder in der Hand, nur wenige Zentimater über einen Blatt Papyrus. "Wagemut und Wachsamkeit Rekrut. Ihr also seid der, den Ich unterrichten werde. Euer Name?" - "Tamarkar, aus den fernen Tethyr zu euren Diensten Lady Rabenklaue.", Manieren hatte er also, ein Punkt weniger in den man ihn unterrichten musste. Trotzdem... "Gewählte Worte, doch kann mich eure tanzend Zunge nicht umgarnen, zählen doch Taten mehr als Worte im Leben eines Zentarim." Er warf seinen Kopf herausfordernd nach hinten und schmunzelte.
Machte er sich über sie lustig? Rhynjas Blick wurde für einige Augenblicke finster. "Ich denke wir sollten gleich mit der ersten Lektion anfangen!", ihr Unterton war kaum zu überhören, aber Tamarkar schien ihn entweder nicht zu hören oder ihn zu ignorieren, er schmunzelte immernoch.
Rhynja war seine grinsende Fratze zuwider, aber sie war sich sicher, dass sie ihn zerbrechen würde und es würde ihr gefallen.
"Folgt mir!", nun war es Rhynjas Gesicht, das von einem Schmunzeln geziert wurde. Sie stand auf und war ihrem Schüler Geleit: durch die Schlafsääle der Rekruten, unter dem fein verzierten Torbogen hindurch und eine wendelnde Treppe hinab bis zu der eisenbeschlagenen schweren Holztür. Langsam öffnete Rhynja die Tür und bat Tarmarkar hinein. "Nun mein Schüler...", die Worte kamen zischend über ihre Lippen "Was denkt ihr ist eine angemessene Strafe für Missachtung der Ranghierachie?"...
16. Wieder in Rivin
Rhynjas Gesicht wurde von einen hämischen Lächeln geziert, welches sagte, dass es gut so war wie es kam. Sie war nie mit ihm klargekommen und wenn er nun fort wäre, gäbe es einen Stein weniger auf ihren Weg.
Auch die eiskalten Blicke, die andere ihr zuwarfen amüsierten sie nur, denn wer die Nase hoch im Wind trug würde tief fallen, alles mit seiner Zeit.
Rhynja war geduldig, so geduldig, dass sie andere mit dieser Geduld zur Weißglut trieb. Andere sahen sie als langsam, zu langsam und leichtsinnig, doch Rhynja wusste das der Geduldige eine größere Chance hat keine Fehler zu machen. Sie war schon einmal voreilig gewesen, das hatte ihr geschadet, diesen Fehler würde sie nicht wiederholen.
Sie lächelte, es gab so viele die sie beurteilten, die sie maßen, die sich über sie lustig machten, doch keiner von ihnen konnte in ihr innerstes sehen, keiner konnte das.
Ihr Zweihänder ruhte auf ihren Schultern, das Schwert das sie sich schon gekauft hatte als sie noch viel jünger war, es war gealtert, wie sie selbst, hatte einige Blessuren, dennoch war es wie ein Vertrauter. Das Schwert machte das was Rhynja wollte, sie wusste wie sie sich bewegen musste um es richtig zu lenken, sie wusste wie tief es sich in das Fleisch ihrer Gegner schnitt... und auch wie tief nicht. Ihr nächstes Ziel war schon klar vor ihren Augen und doch so fern, auch dieses Ziel würde ihr Schwert visieren würde es mit einen blutroten X kennzeichnen bevor es das Ziel auseinanderiss.
Sie würde das Blut ihrer Gegnerin trinken, aus einen Kelch gebaut aus ihren Knochen, aus ihrer Schädeldecke. Würde so entgültig über sie triumphieren, ein Genuss den sie sich nicht entgehen lassen wollte. Aber alles das brauchte seine Zeit und Rhynja war geduldig, der Fluss floß stätig und Rhynja ließ sich treiben, es würde schon in richtigen Bahnen fließen.
Am Ende würde alles gut, am Ende bekäme sie ihre Blutrache...
17.
Warum konnte nicht einfach alles mal gut gehen? Warum musste sie wieder fallen als sie gerade vor Glück strotzte? Rhynja war mehr als wütend, der Verräter war fort und mit ihm eine noch viel größere Ratte. Bane womit hast du das verdient? Warum verraten dich alle deine Diener? Niemand mehr wird dich verraten, wir werden die Häretiker für dich richten oh mein dunkler Fürst Tyrannos. Sie dachte wieder an den Traum von damals, es hatte sich nichts verändert sie war Bane treu ergeben, aus tiefsten Herzen war sie das. Allerdings misstraute sie einigen ihrer Kollegen, speziell diesem dummen Mädchen der ehemaligen Mitresse des Verräters. Sie hatte keine "normalen" Gefühle mehr, sagte sie. Rhynja fragte sich ob das Banes Willes war, Hass ist ein zu starkes Gefühl, das Kraft gibt, man sollte es nicht leichtfertig ablegen. Und ob das Mädchen ihre Schwäche für Männer verloren hatte? Rhynja bezweifelte es...
Im Grunde war sie ihr wohl ähnlicher als sie es wahr haben wollte. Auch sie war wohl von allen Männern betrogen worden, auch sie war wohl einsam. Aber das war eine Tatsache für die Rhynja keinen Blick hatte, sie hatte nur noch den Gedanken an Rache, sie misstraute nun so ziemlich allem was sich das Vertrauen nicht verdient hatte. Anderen hätte Rhynja in ihren abgrundtiefen Hass auf alle die Bane verrieten wohl leid getan, aber diese anderen waren nicht dort, so konnte sie sich tiefer und tiefer in ihren Hass verkriechen und immermehr Wut anstauen, so viel Wut wie gut für sie war. Ein Schlag mit Wut durchgeführt ist fester und kräftiger als alle anderen Schläge, auch das wusste Rhynja. So saß sie dort noch einige Zeit die Fäuste geballt über einen Buch, so wütend, dass bald ganz langsam Tropfen für Tropfen aus ihrer Handinnenflächen Blut rann und auf das Papier fiel. Rhynja bemerkte davon nichts...
18.
Es gab Dinge... Spielzeuge, Werkzeuge, oder wie auch sonst man sie nannte. Dinge die jene befriedigten deren Herz von Hass und Wut geleitet wurden, in deren Leben etwas falsch gelaufen war, etwas das sie zu dem machte was sie waren. Zangen, Bänke, Ketten, Jungfraun, Pranger, Zellen, Stacheln, Feuer, es waren zu viele ihrer Zahl, als dass sie mit einen einzelnen Gedanken erfasst werden konnten. Rhynja wusste, dass alle sie Werkzeuge waren, die ihr helfen würden wieder Ruhe zu empfinden. Es waren Gedanken der Gewalt, die seit der gestrigen Nacht in ihren Kopf schwirrten. Sie überlegte, dachte nach wie es wohl aussehen würde wenn man an einer Frau, oder an zwei verräterischen Männern die Spielzeuge testete?
Es wäre doch interessant eine Studie zu verfassen wie die verschiedenen Leute auf den gleichen Schmerz reagierten.
Sie wusste nicht weshalb aber diese Gedanken waren Heilmittel für Rhynja, sie beruhigten sie, sorgten dafür, dass sie nicht vor Wut zerplatzte, sorgten dafür, dass sie ihre Hand öffnete, deren Innenseite Blutverschmiert war von der Kraft mit der sie die Faust geballt hatte. Aber eigentlich war es doch logisch schließlich war es doch meist der Schmerz der anderen, der den eigenen Schmerz linderte...
19.
Ihr Haar wehte im Wind, ihr Bild spiegelte im Wasser und ihre Tränen warfen Wellen im Meer. Die Nacht war ruhig und Rhynja war, gefasst, wenngleich sie den Schmerz spürte.
'Warum diese Kälte, dieser Schmerz?'
Umstehende sprachen über sie, es hieß, sie sei bestimmt eine Barbarin, man zeigte auf die Muskeln, die sich ohne Zweifel unter ihrer Rüstung abzeichneten. Man sprach über sie doch niemand kannte sie wirklich.
'Lass mich leben'
Vielleicht war sie nicht mehr als das Ergebnis der Männer die sie führten, der Männer die sie prägten. Sie lehrten sie zu hassen, sie lehrten ihr, dass Liebe eine Schwäche war. Rhynja wollte perfekt sein.
'Sie ist ein Produkt geschaffen von böser Hand, sie schlief für tausend Jahre, aber in der Nacht gewaltsamer Tränen, rief er sie zurück ins Leben. Er schuf den Engel nur für sich selbst, gab ihr Schönheit und Stärke. Doch ohne Seele konnte sie nicht Leben und so vergang sie wieder im Regen.'
Ihre Augen spiegelten sich im Wasser, sie waren so dunkel und schwer. Aber Schmerz war der Ausgangspunkt... Sie würde darauf aufbauen können. Sie würde dank Rashal und Garth, die ihr das Herz rissen erstarken.
'Ja meine Lehrer lasst mich sein wie ihr seid. Helft mir meine Schwächen zu überwinden und macht mich zu einem Engel des Todes'
20.
Ein weiterer Morgen die Sonnenstrahlen auf ihre Haut, der Kuss des Windes in ihren Haar. Dort war sie wieder in der Ferne die Silhouette, der Schatten. Nur ein kurzes Zucken in der Ferne, das sie mit ihren Augen war nahm. Er folgte ihr immer der Schatten, seit geraumer Zeit. Sie kannte den Schatten, hatten mit ihm gesprochen. Oder war es gar nur Einbildung? War er gar ein Teil ihrer selbst?
Sie blickte an die Stelle wo sie ihn gesehen hatte. An dieser Stelle hätte sie alles ändern können, hätte sie die Frau damals getötet, hätte sie sich Rashal entgegen gestellt. Sie wäre dann zwar selber gestorben, durch seine Klinge, doch sie hätte das Weib davon abgehalten ihn zu zerstören und all die anderen. Sie war eine Männerfresserin: zuerst war Rashal ihr Opfer, er ließ sich auf sie ein und starb dann, danach Falk. Bei letzteren bedauerte sie nicht, dass er jetzt ihr Feind war, sie hatte ihn nie sonderlich gemocht. Aber Rashal, sie hatte ihr Rashal damals gestohlen, dafür würde sie sich rächen, nicht nur für ihr gebrochenes Herz, sondern auch für seinen Tod. Sie hatte ihn in den Abgrund gezogen, dreckiges Miststück.
Die Bilder der Vergangenheit schwanden und dort wo sie noch vor kurzem die Frau liegen sah und Rashal stehen sah war wieder Leere. Sie sah ihn wieder der Schatten, ein Zucken ging durch ihren Körper, ein Schmerz zog sich durch ihre Glieder. Sie sah es vor sich das Bild eines Dolches aus dem Schatten, sie sah ihn wie er sich in ihr Fleisch bohrte. Sie blickte sich um, sie suchte Dunkelheit sie suchte Hass, sie suchte Banes Stärke und taumelte durch die Gassen. Geschunden, verraten, gehasst und einsam, allein. Sie war ein Stern der nur für sich selbst schien. Ein Stern der hinab fiel auf die Erde, verglühte, zu einem Schatten wurde, die Existenz beendete.
"Isiel!"
Man rief einen Namen, plötzliche Erinnerung an längst vergessenes.
"Isiel, meine Kleine, küss das Licht, flieg mit den Wind."
"Mutter?"
Die Kämpferin blickte sich um doch sie sah nichts, sie lauschte doch dort war nichts, es war Still. Stille, Leere, Nichts, all das tanzte einen Reigen mit ihr, der Dienerin Banes. Doch aus der Stille wuchs ein Schrei, aus der Leere wurde Hass und aus dem Nichts wurde Kraft.
1. Rivin
Bild von Rhynja (http://mitglied.lycos.de/katiikaetzchen/Bilder/Rynja_h.jpg)
So ließ sie den Wind durch ihre Haare streichen, ein sachtes Gefühl der Frische am kühlen, ruhigen Morgen. Sie war letztendlich zurück von ihrer Reise auf der sie so vieles gelernt hatte. Vor ein bis zwei Jahren, sie wusste es gar nicht mehr genau, war sie aufgebrochen aus Rivin, gemeinsam mit ihrem Mentor Richtung Zenthilfeste. Sie fand in ihm den besten Lehrer und sie lernte schnell die beinahe Perfektion im Kampf mit den Zweihänder, dennoch war sie nie zufrieden mit sich selbst. Das war einer der Gründe weshalb sie nach Rivin zurück kehrte, sie wollte lernen ihre Kunst wirklich zu beherrschen, so talentiert zu werden, dass man sie mit ihrem Mentor vergleichen konnte.
Äußerlich hatte sich die Stadt kaum verändert, es gab immernoch die selben Gebäude, die selben Plätze und die selben Menschen. Doch im Inneren waren die Grundfesten der Stadt umgestürzt worden, es war alles neu und befremdlich. Alte Freunde nur noch Geister, Schemen der Vergangenheit, längst von der Zeit getilgt, das Band, was diese Bekanntschaften einst ausmachte zerissen, dachte sie zumindest. Sie war nun einen Tag wieder in Rivin und sie hatte kein ihr vertrautes Gesicht gesehen, selbst in dem Haus, wo sie einst mit ihren Eltern gelebt hatte, fand sie nur noch gähnende Leere. Doch eigentlich war das Haus schon lange leer. Seit dem Tode ihrer Eltern hatte sie dort allein gelebt, kehrte auch nur zum Schlafen dort ein.
So stand sie auf der Brücke und der Wind strich weiter durch ihr Haar, das nach hinten wehte, bis sie ihre Kapuze wieder aufsetzte und danach zurück in die Stadt ging.
2.
Was für ein Gefühl war es das sie verspürte? Sie wusste es nicht genau, doch sie wusste, dass sie das Gefühl verdrängen wollte, sie hasste es, ein Gefühl aus Ekel und Scham. Eigentlich war ihr gar nicht bewusst gewesen was sie tat bis es soweit war. Hatte sie sich wirklich verkauft um dieses Mittelchen zu erhalten, dass sie nicht einmal für sich selber brauchte? Bei dem Gedanken wurde ihr übel, sie blickte in den Fluss hinab, beherrschte sich, übergab sich nicht. Doch sie hasste das was sie getan hatte, sie hasste diesen Kerl, ja sie übertrug ihren Hass auf ihn. Eigentlich hasste sie sich ja selber für die Tat, doch dass würde sie sich nicht eingestehen, es wäre eine Schwäche sich selber zu hassen. Andere allerdings zu hassen brachte Kraft, sie brauchte Kraft, sie war noch immer nicht mit sich zufrieden. Sie würde ihn nichts antun, nein dazu schämte sie sich zu sehr, unbewusst aber sie tat es, sie würde ihn meiden, dass war es was sie tun würde.
So saß sie lange auf der Brücke und ließ ihre Beine hinab baumeln, bis sie aufstand, beruhigt und entschlossen, voller Hass auf jenen Mann.
3.
Ein Schmunzeln lag auf ihren Gesicht, als sie Schluck für Schluck das kühle Wasser trank, dass sie so liebte. Vor ihr öffnete sich eine Welt voll von Möglichkeiten und sie webte alle Fäden in ihren Gedanken, das entstehende Bild auf sich wirken lassend. Welche Wege würden offen stehen, welchen würde sie wählen? All' das waren Fragen, die ihr im Geist herum schwirrten. Dann dachte sie an die Wege, die sie gewählt hatte alle samt waren sie richtig gewesen, zumindest ab dem Zeitpunkt wo sie ihre Ausbildung begonnen hatte. Vorher fehlten ihr die Perspektiven, sie war haltlos, ihre Eltern gerichtet, weil sie Straftaten begannen um sich zu ernähren. Damals war sie schwach, sie tat Dinge, die sie heute mit Abscheu betrachtete, die Person von damals war sie nicht mehr. Mit Beginn ihres Kampftrainings legte sie den alten Namen ab, niemand hörte ihn mehr, sie selber verdrängte ihn. Sie war jetzt nicht mehr die Person von damals, sie war Rhynja, Rhynja Rabenklaue, Kämpferin, Söldnerin, geübt im Zweihänder und sie war stärker als damals.
Es war seltsam... sie erinnerte sich kaum an die Zeit vor ihrer Ausbildung, sie wusste nicht viel, sie erinnerte sich an keine Personen außer ihren Eltern, erinnerte sich an keine Ereignisse, außer den Tod ihrer Eltern. Lag es schon so weit fort, oder verdrängte sie es? So sehr sie auch überlegte sie fand keine Antwort. Sie betrachtete das Buch, was auf ihren Schoß lag, da war das Zeichen der Triade, ihr schauderte bei dem Anblick. Sie hasste die Triader und der Hass war ein Gefühl was sie prägte. Ihre Hand ballte sich zur Faust, schlug donnert auf den Tisch. Die Leute die außer ihr in der Taverne saßen blickten zu ihr, aufgeweckt aus ihrer Monotonie von den Schall, der sich bei dem Schlag im Raum ausbreitete. Rhynja musterte sie alle knapp mit den Augen.
Wie erbärmlich sie waren, sie waren das was Rhynja nie wieder sein wollte, sie waren schwach. Die meisten unter ihnen litten unter Drogensucht oder noch schlimmer sie litten unter dem Wunsch sterben zu wollen. Ihr Leben war monoton, sie taten Tag aus Tag ein immer dieselbe Arbeit, in stumpfsinniger Art. Sie schufteten um ihre Familien ernähren zu können, wurden ausgebeutet und ihr Lohn reichte gerade zum überleben, selbst die Kleider an ihrem Leib waren gestohlen. Sie wurden immer dünner und dünner, wurden ausgemergelt, bleich und krank, während die reichen an der Oberfläche immer fetter und fetter wurden, an Festen teilnahmen und über ihre doch ach so harte Arbeit klagten. Rhynja empfand kein Mitleid, eher Abscheu für beide Gruppen, für die Armen, weil sie so schwach waren, dass sie nicht einmal versuchten etwas zu ändern, für die Reichen weil sie faul waren sich ausruhten auf ihren Reichtum, aber selber nicht die Stärke hatten auch nur die kleinste Arbeit selber zu erledigen. Sie verstand nicht, wie man Macht so verschwenden konnte, wenn sie Macht hätte...
Rhynja schwelgte in diesen Gedanken ein Schmunzeln auf ihren Gesicht. Plötzlich schwang die Tür auf, hinein kam ein junges Mädchen, Rhynja hatte sie bezahlt ihr eine bestimmte Information zu bringen und sie hoffte, dass das Kind die Antwort hatte auf die sie wartete. Ihre Hoffnung wurde nicht enttäuscht...
"Er ist da..."
4.
Ein Gebet in die stille Leere des Raumes...
Sie war allein, niemand außer ihr war hier und das war gut so, sie sprach ihr Gebet, erbat sich Stärke von ihm, betete für ein kleines Stück seiner Macht. Es lief gut, sie lernte immer mehr ihren Hass zu fixieren, noch war sie lange kein Meister, aber noch war auch kein Meister vom Himmel gefallen, jeder fing klein an. Sie hatte sich gegrämt, grämte sich noch jetzt, dass sie die Frau nicht töten konnte, welche es gewagt hatte sie anzugreifen... Aber sie schöpfte Kraft aus der Situation, aus Vorfreude auf ihre Rache und aus Hass auf die Frau. Am Ende würde sie diejenige sein die triumphiert, denn jeder, der nicht wie sie dachte, nicht wie sie fühlte war schwach.
"Der Hass macht uns stark... sie wird sich wünschen... ich hätte sie getötet...", leise wiederholte sie die Worte, die sie schon einmal gesprochen hatte, ihre Augen ein Flammenmeer aus Hass, Wut, Zorn. All das schenkte sie ihm... und sie war sich sicher, dafür belohnt zu werden...
Sie malte sich aus wie es sein würde, wenn sie ihr die Wangen aufschneiden würde, das Messer bis zum Mund ziehen würde... ihr Blut lecken, ihre Angst sehen würde... Angst war etwas so schönes... wenn man sie in den Augen derjenigen sah, die ihr Leben der falschen Sache verschrieben hatte... Am Ende wird der stärker triumphieren... wir sind stark... ich bin stark. Niemand wagt es mich anzugreifen und ungestraft davon zu kommen. Sie sah auf den Ring, immer wieder sah sie darauf... der Ring ihrer Mutter.... die Gesichter... die höhnenden... ihnen war es egal...
Sie hatte den Weg gefunden... irgendeinen Weg? Nein den einzig richtigen....
Es war als könne man rotes Leuchten um sie sehen, oder war das nur eine Illusion, die daher rührte, dass sie so voller Hass wirkte?
Stille... und der Hass der durch sie dringt
Nähe... und die Schmerzen, die sie bringt
Kälte... ist der Schutz vor allen Leid
Tod... ist was Verrätern übrig bleibt
Leben... neu und stärker als man war
Macht... das Kind, das der Hass gebar
5.
Ruhig war die Nacht nur ihr leises atmen durchbrach die Stille. Es war gelinde gesagt schwierig im Moment für sie, doch hatte sie sich fest vorgenommen an ihren Problemen zu wachsen. Irgendwie fühlte sie sich allein, dadurch langweilte sie sich... Rashal war tot, all ihre anderen Bekanntschaften hatte sie Ewigkeiten nicht gesehen. Sie hasste es wenn Menschen neugierig waren, wie jene Frau, die sie angesprochen hatte. Aber sie hatte genug Zeit sie im Auge zu behalten. Mit schönster Schreibschrift schrieb sie ihren Brief langsam mit der Feder. Sie durften nicht mehr versagen und mit der Hilfe ihres Gottes würde das auch nicht geschehen. Sie sehnte sich nach jemanden mit dem sie zusammen arbeiten konnte, aber es gab niemanden. Die Frau, welche sie im Krug getroffen hatte, sie wäre geeignet, dachte sie, doch musste sie auf die Entwicklung warten, die das ganze nehmen würde...
Was sie wirklich interessierte war allerdings diese bleiche Frau in schwarzer Kleidung, schwarze Königin wie man sie rief und ihr Kumpane, dieser Geist "Morgan", irgendwo hatte sie diesen Namen schon einmal gehört, doch ihr fiel partout nicht ein wo, sie würde das ganze in Auge und Ohr behalten.
6. Reise nach Zenthilfeste
Ihre Sachen waren gepackt, ihre Zweihänder auf ihren Rücken und sie war unterwegs mit einer Kutsche Richtung Osten. Dort wollte sie zurück zu ihren Lehrern, sie wollte viel lernen und Kraft tanken, ebenso freute sie sich darauf endlich wieder Leute zu treffen mit denen sie frei sprechen konnte. Garth hatte sie enttäuscht tief in ihr drin schmerzte etwas und dafür schämte sie sich, sie schämte sich, dass sie so schwach war so ein Gefühl zu empfinden. Nie wieder würde dies geschehen, nie wieder würde sie sich auf einen Mann einlassen. Natürlich verbarg sie den Schmerz, sie verbarg alles und bald, als die Nacht herein brach entspannte sie sich langsam, begann langsam wieder sie selbst zu sein...
7.
Irgendwie empfand sie Mitleid für die Frau, welche sich um Garth gekümmert hatte, wie jede andere fiel sie auf seine Tricks rein. Er hatte Rhynja gesagt für sie empfinde er etwas besonderes, aber seine Taten bewiesen ihr, dass es gelogen war. Wahrscheinlich würde dies auch irgendwann seine gütige Heilerin merken. Vielleicht war dieser Dolchstoß in ihr Herz aber nötig, vielleicht musste sie Garth dafür sogar danken, dass er das letzte bisschen in ihr tötete, was noch dazu fähig war zu lieben. Aus Fehlern lernt man und sie würde sich von Garth fern halten, sie würde ihren Kommandanten sagen, dass sie ihn aus dem Weg gehen würde. Natürlich nur wenn sie zurück kommen würde. Die Kutsche auf der sie saß war die Kutsche eines Händlers, der den gleichen Weg hatte wie sie. Es war ein gutes Gefühl in dieser Kutsche zu sitzen und fernab von Rivin zu sein. Sie dachte voran an Zenthilfeste, an die zwei Jahre, die sie bereits dort verbracht hatte. Es war eine schwere Zeit gewesen, besonders für sie, da sie noch recht jung war als sie ankam.
Die Offiziere nahmen die jungen Zentarim besonders hart dran, da ihr jugendlicher Rebelleninstinkt und ihre Wildheit gebrochen werden musste, damit sie ihre Arbeit gut machten. Ganz gelungen war es ihnen bei ihr wohl nicht - sie erinnerte sich an eine Situation in Rivin - in ihr saß immer noch ein Rebelleninstinkt, den sie aber unterdrücken konnte sofern ihr nichts über den Kopf wuchs.
Damals als sie in Zenthilfeste ankam war sie schier beeindruckt, die Zinnen überwuchsen ihren Kopf gleich um mehrere Meter, die Stadt war viel größer als Rivin und die Soldaten waren allesamt stolz und respekteinfläßend. Es war schon eine Umstellung als sie dann wieder in ihre Heimatstadt zurück kehrte und niemand wissen durfte, dass sie Zentarim war. Wahrscheinlich war es auch diese Tatsache, die sie anfällig für Gefühle wie Liebe machte, für Schwächen. Sie musste sich verstellen eine Ilmaterdienerin sein, sich den Schmalz ihrer tiefsten Eingeweiden auf die Zunge legen. Es regte sie auf, dass es so war...
Lange Zeit der Reise vergingen, lange Zeit des Denken und sinnierens, sie kamen gut voran die beiden Pferde wurden vom Kutscher schnell getrieben und sie schlugen relativ spät am Abend das Lager auf. Rhynja würde wachen, sie hatte ihre Waffen dabei, und vor allem hatte sie ihre Rüstung, eine metallene Plattenrüstung, die sie seitdem sie aus Zenthilfeste damals aufgebrochen war aufbewahrt hatte. Die Rüstung bestand aus mehreren Lagen Metall, ein dünnes Schuppenhemd, das sich an ihren Körper schmiegte, darüber eine formschöne Platte aus Metall die den gesamten Torso schützte. An den Armen setzte sich das Schuppenhemd fort und ihre Hose war aus Ketten, die zusätzlich mit Leder besetzt waren.
Es war ein schönes Gefühl die Rüstung wieder zu tragen, gemeinsam mit ihren Panzerhandschuhen, den dicken Lederstiefeln und ihren Zweihänder. Sie fühlte sich gleich schon wieder mehr wie eine Kriegerin. Während der Händler ruhte, wie sie es auf der Fahrt schon einige Stunden getan hatte zog stand sie wachend am Rand der kleinen Lichtung, den Zweihänder an einen Baum lehnend. Auf ihrer Wacht hatte sie viel Zeit nachzudenken sich zu sehnen, denn sie hoffte, dass einige ihrer Kameraden noch in der Feste waren, auf sie konnte man sich verlassen, vertrauen konnte man nicht sagen, dennoch war die Zusammenarbeit mit ihnen Routine und sie verlief reibungslos. Am Ende ihrer Wacht konnte sie die Ankunft kaum noch erwarten...
8.
Der Tag war ruhig gewesen, sie hatten gegen Mittag Rast in einen kleinen Dorf gemacht, dass auf ihren Weg lag. Hier schien alles anders, von dem Fortschritt, der in den Städten schon lange Fuß fasste war in diesem Dorf keine Spur zu erkennen, man lebte mit der Natur und die Natur umschlang einen geradezu. Rhynja wusste nicht ob ihr dies gefiel, doch ließ sie es geschehen, sie wollte sich nicht sorgen, sie wollte während ihrer Reise keinen Gedanken an Probleme verschwenden. Der Händler schien einiges älter als sie, sein Name war Brona, er unterhielt sich mit Rhynja aber er schien seine Worte zu bedenken. Er wusste was sie war, er selber stand unter dem Schutz der Zentarim. Rhynja verspürte nach so langer Zeit endlich mal wieder keine Angst, dass jemand ihre Identität entdecken könnte, sie trug die Rüstung und die Insignien der Zentarim, denn sie waren schon längst weit fort von Rivins Grenzen, hier waren die Zentarim alles andere als vogelfrei, normalerweise hatte man hier Respekt vor ihnen.
Aber in diesem Dorf schien es ihr als hätte man hier nie von den Zentarim gehört und Rhynja würde das sicher nicht ändern. Man würde hier von ihnen hören, wenn die Zeit gekommen war, dass Tyrannos das Land mit seinen Lehren befreit.
"Bald werden wir auf eine andere Karawane stoßen.", sie blickte zu Brona, als er dieses von sich gab, er war gerade dabei die Pferde zu striegeln, "Eine Karawane, die von mehreren Streitern euresgleichen begleitet wird, wir werden sie auf den direkten Weg zu unserem Ziel begleiten." Ein Schmunzeln breitete sich in ihren Gesicht aus, endlich würde sie wieder anderen Zentarim begegnen. Beinahe konnte sie kaum noch warten endlich aufzubrechen, doch dann besann sie sich Ruhe zu bewahren, denn die Ungeduld war eine Sache, die sie sich abgewöhnen musste.
Stattdessen ging sie in die Herberge, von außen sah sie heimisch und gemütlich aus. Es wunderte sie kaum, dass ein großteil der Tische in der Taverne, welche sich im unteren Stock befand, frei waren, die meisten Personen in diesem Dorf waren um diese Uhrzeit bestimmt noch am arbeiten. Dennoch setzte sie sich an einen der Tische , der an einem Fenster stand und wagte einen Blick hinaus, sie betrachte das Treiben auf den Feldern, die sich in unmittelbarer Nähe des Dorfes befanden. Nun, sie musste zugeben, dass sie sich langweilte, es gab nichts für sie zu tun, nichts um das sie sich sorgen musste, ganz anders als in Rivin. Doch bald würde sich das ändern, bald wenn sie endlich Zenthilfeste erreichten...
9.
Gegen Abend ging die Reise weiter, sowohl Brona als auch Rhynja hatten den halben Tag mit schlafen bewacht und waren nun hellwach, wach genug um schnell voran zu kommen. Und schnell waren sie, es dauerte kaum zwei Stunden bis sie den vereinbarten Treffpunkt mit der Karawane erreichten.
Die Karawane war noch nicht angekommen, also blieb Rhynja einige Zeit sich vorzubereiten für das herbeigesehnte Treffen, sie setzte ihre Tiara auf nachdem sie ihr Haar gekämmt und gestriegelt hatte, danach wusch sie ihr gesich und machte sich frisch, noch bevor sie ihre Rüstung an zog, sie wollte einen guten Eindruck machen, dafür strengte sie sich mehr als an.
Und irgendwann kam der Moment als über die Hügel ein Zug von Fackelträgern zu sehen war, ein sehr langer Zug, das musste die Karawane sein, sie war langsam unterwegs, dennoch stetig. Zwischen den Verschiedenen Wagen waren Krieger auf Rössern zu erblicken und an der Spitze des Zuges wurde eine Flagge getragen, all dies konnte Rhynja zwar nur in Silhouetten erkennen, aber dafür recht deutlich.
Die Schemen nahmen erst Gestalt an als man sie schon beinahe berühren konnte. Der Mann an der Spitze der Karawane war ein hoher Offizier der Zentarim, das konnte man an seiner Rüstung erkennen und an seinen Insignien, Rhynja salutierte.
"Waffenhändler Brona und Soldatin Rhynja, richtig?", auf einen Pony ritt ein Halbling hinter den Offizier hervor und betrachtete die beiden. "Sehr wohl, Saer!", sie schaute sich den Halbling genau an, er schien soetwas wie der Schreiber des Offiziers zu sein. "Gut, ihr werdet euch hinter dem dritten Wagen und vor den vierten einreihen, außerdem wird ein weiterer Zentarim über euch Wachen Herr Brona! ", der Halbling wartete nicht auf die Antwort und reihte sich wieder hinter seinen Gebieter ein. Ebenso tat es Brona wie ihm gesagt.
So blieb die Karawane stehen...
10.
Kurze Zeit später ritt ein junger Zentarim auf einen ebenso jungen Schimmel zu Rhynjas Wagen vor. Er war noch junger als Rhynja, so jung, dass Rhynja annahm, dass es eine Art Prüfung für ihn war die Karawane zu begleiten. Unter seinen Halb offenen Helm lugte sein blondes Haar hervor, Rhynja konnte das von ihren Position im Wagen aus sehen, da sie kein Pferd hatte, würde sie wohl dort für den Lauf der Reise bleiben müssen. "Wagemut und Wachsamkeit!", rief sie hinüber zu den Jungen. Er blickte sie an und schien unsicher und brachte erst nach einer Zeit den Gegengruß hervor. Es war nicht Rhynjas Aufgabe ihn zu unterweisen also beließ sie es dabei ihn missmutig anzublicken.
Langsam setzte die Karawane sich wieder in Gang, das Tempo war wesentlich langsamer als zuvor, wo sie noch allein unterwegs mit Brona war. Sie würden Cormyrs westliche Grenze bald erreichen, allerdings würde es in diesem Tempo noch mehrere Tage dauern bis sie es durchquert hätten. Rhynja hasste es zu warten, aber sie musste ihre Ungeduld unterdrücken. Zusätzlich hatte das langsame Tempo auch noch eine einschläfernde Wirkung auf sie, es schien als würde der Wagen sie geradezu in den sachten Nachtschlummer wiegen.
Ein Traum, Bilder in seltsamen Farben und Formen, tanzende Tiere, tanzende Menschen, und Schatten die über die Felder ziehen. Hoch oben auf einen Berg das Zeichen der schwarzen Faust auf einen Sockel, Grüne Strahlen, die von ihr aufstiegen. Am Sockel lag ihr Ebenbild, blickte in den Himmel, schien fernab von allen anderen. Ein Schatten zog auf, Garths Silhouette, er riss sie davon zog sie hinab, brachte sie nahe ins Tal. Doch das Tal war gefährlich, dort warteten Schlangen auf sie, Tiefe Sümpfe, Orks. Er zog sie immer tiefer, sie ließ sich ziehen, doch dann...
Irgendwann lockerte der Schatten seinen griff, er schien nach etwas anderen zu greifen, etwas anderen was auf den Hügel stand, wollte es auch mit hinab ziehen, doch als der Schatten den griff lockerte riss sich ihr Ebenbild frei, rannte zurück hoch an den Sockel auf dem die schwarze Faust stand. Der Schatten verschwand...
In der Ferne auf weiter entfernten Hügeln standen mehrere Schatten, aber sie waren so weit entfernt, dass sie an Rhynjas Ebenbild nicht ran konnten, manche liefen von ihr fort andere auf sie zu, doch die welche zu ihr kamen würde lange Zeit brauchen um sie zu erreichen. Ihr Ebenbild rückte noch näher an den Sockel strich über das edle Marmor und fühlte sich sicher und geborgen...
11.
Rhynja betrachtete den Jüngling, der ihren Wagen zugeteilt war, irgendwie erinnerte er sie an sich selbst, an ihre erste Reise Richtung Zenthilfeste. Diese Unsicherheit und der Stolz in den Augen, der Wagemut, er würde sicher ein guter Zentarim werden sobald er seine Sicherheit gefunden hatte. Mehrere Tage waren sie jetzt gemeinsam unterwegs und mittlererweile hatten sie sich ein wenig kennengelernt. Sein Name war Uthariel, er kam aus Tethyr und wuchs in einer Banegläubigen Familie auf, der Grund warum er Zentarim werden wollte. Er wollte seinen Vorbildern nacheifern, Manshoon, Sememmon, Scyllua Düsterhof und allen voran Fzoul Chembryl. Die großen Namen, die jeder Zentarim kannte, sie waren auch ihre Vorbilder gewesen und sie waren es noch. Sie kamen dem Mondsee immer näher, ihr Tempo zog immer mehr an, wenn die Karawane es beibehielt würden sie schon am folgenden Abend die Zinnen der Zenthilfeste erreichen.
Wieder einmal schweiften ihre Gedanken, diesmal dachte sie an die Zentarim in Rivin, es war eine Schande, dass man dort alle Diener der Banekirche und die Zentarim für vogelfrei erklärt hatte, die Zusammenarbeit litt unter diese Tatsache und wurde schwer, aber es hatte sich gebessert und sie wusste das alle ihre Kameraden in Rivin, gute Zentarim waren, besser als viele, die unter leichten Bedingungen in anderen Städten lebten.
Ihr blick viel auf das Schild der Riviner Garde, dass sie bei sich trug seitdem sie einen der Gardisten seinem gerechten Ende entgegen geführt hatte. Sie konnte es nicht verwenden, da sie mit dem Zweihänder kämpfte, aber es war eine schöne Erinnerung. Er hatte den Tod verdient, niemand der einem Zentarim droht verdiente zu leben. Alle die sich gegen den Zentarim stellten würden sterben, die Städte, die sich gegen sie wehrten würden fallen. Alles was neu aufgebaut werden soll, muss zuerst dem Erdboden gleich gemacht werden. Dann wird die neue Ordnung einziehen, Tyrannos Ordnung. Tyrannos.... er war wohl der einzige Mann, den es noch in Rhynjas leben gab, vielleicht nahm er sie gar nicht wahr, aber Rhynja schwor ihm ewige Treue.
" Für Bane... Für die Kirche... Für die Zentarim !"
12.
In der Ferne endlich sah sie die Zinnen, nach denen sie sich schon seit so vielen Tagen sehnte. Die Ausmaße der Feste, sie waren gewaltig. Die Karawane näherte sich langsam den großen Haupttor und Rhynja dachte an die Schritte danach. Wenn sie angekommen war würde sie zuerst zu der Kaserne gehen und ihre Anwesenheit melden um danach ihren dortigen Offizier Bericht von den letzten Monaten in Rivin zu machen, aus ihrer Sicht. Alles was danach kam konnte sie noch nicht vor sich sehen, es lag in der Zukunft, aber es würde in seinem Sinne sein. Uthariel schien viel aufgeregter als sie... und sie sah wieder sich in ihm.
Aber sie war sich sicher, dass sie ihn formen würden, so wie sie geformt wurde. Bei einer Rast am gestrigen Abend hatte sie ihn bei einem Duell besiegt, sie hatte ihm gesagt, dass er noch viel lernen müsste und war überwältig von der Wut in seinen Augen. Wut, war ein mächtiges Gefühl, doch man musste sie kontrollieren, das sagte sie ihm auch. Wichtig war es die Wut in den Schwertschlag zu legen ihn so kräftiger zu machen, den Gegner so leichter zu schlagen.
Allerdings verspürte sie auch ein Gefühl des Bedauerns, sie hatte eigentlich vorgehabt noch ein bis zwei Wochen in Rivin zu bleiben, man hatte einige Aufgaben für sie gehabt. Sie bedauerte, dass die Nachricht kam, dass sie früher abreisen musste, da die Karawane keinen Umweg über Tiefwasser mehr machen musste, denn die Aufgaben sagten ihr wirklich zu.
Sie beruhigte ihr Gemüt mit der Vorrausahnung, dass es in Zenthilfeste mit Sicherheit ähnlich ansprechende Aufgaben für sie geben würde und mit Sicherheit würde sie viel neues lernen. Wissen war wichtig auch und besonders für die Zentarim, doch das allerwichtigste war ihr treuer Glauben an Tyrannos, dessen Amulett sie seit einiger Zeit wieder um den Hals trug.
"Möge ich nie wieder meinen Schwächen verfallen."
13.
Seitdem sie die Zenthilfeste erreicht hatten war schon einige Zeit vergangen. Sie waren spät am Abend angekommen, deshalb hatte Rhynja sich für die Nacht in eine der Herbergen einquartiert, jetzt allerdings war sie auf den Weg zu ihrem Offizier.
Immernoch wirkte die einst so prunkvolle Metropole im Norden wie eine riesige Baustelle, Rhynja konnte die Bauarbeiten beobachten während sie langsa, den Marktplatz am Rande des Tesch schritt. Ohne Zweifel war die Stadt belebt, ihr kamen viele Menschen entgegen und zahlreiche Händler priesen an allerlei Ständen ihre Waren an. Die meisten von ihnen waren Zentarim, wie sie selbst, teilweise wachten diese darüber, dass alles mit rechten Dingen zuging. Der Weg war ihr bekannt, häufig hatte sie sich am Abend bevor sie schlafen ging nochmal auf den Markt begeben, hier traf man sich, schnappte Gerüchte aus fernen Ländern auf oder auch aus der Feste selbst.
Jetzt allerdings ließ sie sich nicht von Gerüchten aufhalten, sie musste ihre Ankunft anmelden. Eine breite Straße führte nach Süden, genau diese war es, welcher sie folgen musste, denn an ihren Ende lag die Kaserne, dort würde sie sich bei den Offizieren melden. Sie fragte sich, ob Uthariel bereits dort gewesen war, denn besonders bei Neuankömmlingen war Pünktlichkeit Pflicht.
Als sie damals zu ihrer Ausbildung als Zentarim ankam hatte sie das schmerzlich erfahren müssen. Aber Schmerz war das beste Mittel um Lehren zu erteilen, Menschen waren in dem Punkt den Tieren sehr ähnlich Zuckerbrot und Peitsche wirkten bei ihnen genauso wie bei den Pferden. So in Gedanken versunken kam sie recht schnell der Kaserne näher, wo sie, endlich angekommen, unter Augen der Zentarimwachen langsam eintrat...
14.
Das Gespräch mit dem Offizier war ausgesprochen gut gelaufen, er hatte Rhynja sowohl ein Bett in einem der Einzelzimmer der Kaserne gegeben als auch einen Hinweis darauf was sie hier in der Feste erwartete. Sie würde Mentor sein, einen Schüler bekommen, vielleicht sogar Uthariel, aber das wusste sie nicht. Dann würde sie ihm Disziplin lehren und all das was er wissen sollte.
Sie machte sich Gedanken... wahrscheinlich war das erste was sie tun würde, ihren Schüler in die hiesige Bibliothek zu bringen, dort gab es zahlreiche Bücher und großes Wissen, von dem manches unablässig für einen Zentarim war.
Noch in Gedanken drehte sie den Kupferschlüssel, der die Tür zu ihrem Zimmer öffnete. Der Raum war klein, sowohl der Boden als auch die Decke waren aus Holz, die Wände mit einem - hässlichen - Muster verziehrt. Das Bett, welches gegenüber der Tür stand wirkte recht gemütlich, außerdem war es frisch gemacht. Am Fußende des Bettes stand außerdem eine Eisen beschlagene Holzkiste und an einer der Wände ein wuchtiger Kleiderschrank. Rhynja wusste, dass es eine der leichteren Strafen für Rekruten war die Zimmer in Ordnung zu halten, der Rekrut, der sich um ihr Zimmer gekümmert hatte, hatte seine Aufgabe gut erfüllt.
Sie schloss die Tür hinter sich und ließ sich auf den weichen Bett nieder, früher hatte sie immer auf einer der Pritschen geschlafen, die Einzelzimmer waren für Zentarim gedacht, die zu Besuch waren, wie Rhynja und schon ihre Ausbildung abgeschlossen hatten. Der Offizier, der ihr den Schlüssel gegeben hatte war Rhynja unbekannt gewesen, überhaupt hatte sie noch kein bekanntes Gesicht gesehen, wobei sie wie sie zugeben musste da noch nicht sonderlich drauf geachtet hatte. Langsam stellte sie ihre Umhängetasche und ihren Rucksack neben das Bett und begann ihre Kleidung und die Nutzgegenstände, sowie die Ausrüstung langsam auszuräumen.
Am nächsten Morgen würde man sie mit ihren Schüler bekannt machen und Rhynja nahm sich vor streng mit ihm zu sein, damit ihr zu einem guten Zentarim wurde.
"Menschen zu formen, eine Aufgabe die viel Geduld erfordert. Doch die Möglichkeiten sind unbegrenzt, wenn die Fähigkeiten vorhanden sind."
15.
Das war er also ihr Schüler. Dunkles, langes Haar, stumpfer naiver Blick, die Haut eines Jünglings, hätte sie es nicht gewusst, hätte Rhynja nie geahnt, dass er ein Zentarim ist. Das war gut, in Rivin wäre es von Vorteil, vielleicht wäre er ein guter Spion. Im Moment saßen sie beide in einem spartanisch eingerichteten Büro, das niemand sein Eigen nennen konnte und welches nur benutzt wurde wenn man es brauchte. Der Raum wirkte leer obwohl er so klein war. Einzig allein 2 Stühle und ein Tisch versuchten vergeblich diese Leere aufzufüllen.
Rhynja hielt eine Schreibfeder in der Hand, nur wenige Zentimater über einen Blatt Papyrus. "Wagemut und Wachsamkeit Rekrut. Ihr also seid der, den Ich unterrichten werde. Euer Name?" - "Tamarkar, aus den fernen Tethyr zu euren Diensten Lady Rabenklaue.", Manieren hatte er also, ein Punkt weniger in den man ihn unterrichten musste. Trotzdem... "Gewählte Worte, doch kann mich eure tanzend Zunge nicht umgarnen, zählen doch Taten mehr als Worte im Leben eines Zentarim." Er warf seinen Kopf herausfordernd nach hinten und schmunzelte.
Machte er sich über sie lustig? Rhynjas Blick wurde für einige Augenblicke finster. "Ich denke wir sollten gleich mit der ersten Lektion anfangen!", ihr Unterton war kaum zu überhören, aber Tamarkar schien ihn entweder nicht zu hören oder ihn zu ignorieren, er schmunzelte immernoch.
Rhynja war seine grinsende Fratze zuwider, aber sie war sich sicher, dass sie ihn zerbrechen würde und es würde ihr gefallen.
"Folgt mir!", nun war es Rhynjas Gesicht, das von einem Schmunzeln geziert wurde. Sie stand auf und war ihrem Schüler Geleit: durch die Schlafsääle der Rekruten, unter dem fein verzierten Torbogen hindurch und eine wendelnde Treppe hinab bis zu der eisenbeschlagenen schweren Holztür. Langsam öffnete Rhynja die Tür und bat Tarmarkar hinein. "Nun mein Schüler...", die Worte kamen zischend über ihre Lippen "Was denkt ihr ist eine angemessene Strafe für Missachtung der Ranghierachie?"...
16. Wieder in Rivin
Rhynjas Gesicht wurde von einen hämischen Lächeln geziert, welches sagte, dass es gut so war wie es kam. Sie war nie mit ihm klargekommen und wenn er nun fort wäre, gäbe es einen Stein weniger auf ihren Weg.
Auch die eiskalten Blicke, die andere ihr zuwarfen amüsierten sie nur, denn wer die Nase hoch im Wind trug würde tief fallen, alles mit seiner Zeit.
Rhynja war geduldig, so geduldig, dass sie andere mit dieser Geduld zur Weißglut trieb. Andere sahen sie als langsam, zu langsam und leichtsinnig, doch Rhynja wusste das der Geduldige eine größere Chance hat keine Fehler zu machen. Sie war schon einmal voreilig gewesen, das hatte ihr geschadet, diesen Fehler würde sie nicht wiederholen.
Sie lächelte, es gab so viele die sie beurteilten, die sie maßen, die sich über sie lustig machten, doch keiner von ihnen konnte in ihr innerstes sehen, keiner konnte das.
Ihr Zweihänder ruhte auf ihren Schultern, das Schwert das sie sich schon gekauft hatte als sie noch viel jünger war, es war gealtert, wie sie selbst, hatte einige Blessuren, dennoch war es wie ein Vertrauter. Das Schwert machte das was Rhynja wollte, sie wusste wie sie sich bewegen musste um es richtig zu lenken, sie wusste wie tief es sich in das Fleisch ihrer Gegner schnitt... und auch wie tief nicht. Ihr nächstes Ziel war schon klar vor ihren Augen und doch so fern, auch dieses Ziel würde ihr Schwert visieren würde es mit einen blutroten X kennzeichnen bevor es das Ziel auseinanderiss.
Sie würde das Blut ihrer Gegnerin trinken, aus einen Kelch gebaut aus ihren Knochen, aus ihrer Schädeldecke. Würde so entgültig über sie triumphieren, ein Genuss den sie sich nicht entgehen lassen wollte. Aber alles das brauchte seine Zeit und Rhynja war geduldig, der Fluss floß stätig und Rhynja ließ sich treiben, es würde schon in richtigen Bahnen fließen.
Am Ende würde alles gut, am Ende bekäme sie ihre Blutrache...
17.
Warum konnte nicht einfach alles mal gut gehen? Warum musste sie wieder fallen als sie gerade vor Glück strotzte? Rhynja war mehr als wütend, der Verräter war fort und mit ihm eine noch viel größere Ratte. Bane womit hast du das verdient? Warum verraten dich alle deine Diener? Niemand mehr wird dich verraten, wir werden die Häretiker für dich richten oh mein dunkler Fürst Tyrannos. Sie dachte wieder an den Traum von damals, es hatte sich nichts verändert sie war Bane treu ergeben, aus tiefsten Herzen war sie das. Allerdings misstraute sie einigen ihrer Kollegen, speziell diesem dummen Mädchen der ehemaligen Mitresse des Verräters. Sie hatte keine "normalen" Gefühle mehr, sagte sie. Rhynja fragte sich ob das Banes Willes war, Hass ist ein zu starkes Gefühl, das Kraft gibt, man sollte es nicht leichtfertig ablegen. Und ob das Mädchen ihre Schwäche für Männer verloren hatte? Rhynja bezweifelte es...
Im Grunde war sie ihr wohl ähnlicher als sie es wahr haben wollte. Auch sie war wohl von allen Männern betrogen worden, auch sie war wohl einsam. Aber das war eine Tatsache für die Rhynja keinen Blick hatte, sie hatte nur noch den Gedanken an Rache, sie misstraute nun so ziemlich allem was sich das Vertrauen nicht verdient hatte. Anderen hätte Rhynja in ihren abgrundtiefen Hass auf alle die Bane verrieten wohl leid getan, aber diese anderen waren nicht dort, so konnte sie sich tiefer und tiefer in ihren Hass verkriechen und immermehr Wut anstauen, so viel Wut wie gut für sie war. Ein Schlag mit Wut durchgeführt ist fester und kräftiger als alle anderen Schläge, auch das wusste Rhynja. So saß sie dort noch einige Zeit die Fäuste geballt über einen Buch, so wütend, dass bald ganz langsam Tropfen für Tropfen aus ihrer Handinnenflächen Blut rann und auf das Papier fiel. Rhynja bemerkte davon nichts...
18.
Es gab Dinge... Spielzeuge, Werkzeuge, oder wie auch sonst man sie nannte. Dinge die jene befriedigten deren Herz von Hass und Wut geleitet wurden, in deren Leben etwas falsch gelaufen war, etwas das sie zu dem machte was sie waren. Zangen, Bänke, Ketten, Jungfraun, Pranger, Zellen, Stacheln, Feuer, es waren zu viele ihrer Zahl, als dass sie mit einen einzelnen Gedanken erfasst werden konnten. Rhynja wusste, dass alle sie Werkzeuge waren, die ihr helfen würden wieder Ruhe zu empfinden. Es waren Gedanken der Gewalt, die seit der gestrigen Nacht in ihren Kopf schwirrten. Sie überlegte, dachte nach wie es wohl aussehen würde wenn man an einer Frau, oder an zwei verräterischen Männern die Spielzeuge testete?
Es wäre doch interessant eine Studie zu verfassen wie die verschiedenen Leute auf den gleichen Schmerz reagierten.
Sie wusste nicht weshalb aber diese Gedanken waren Heilmittel für Rhynja, sie beruhigten sie, sorgten dafür, dass sie nicht vor Wut zerplatzte, sorgten dafür, dass sie ihre Hand öffnete, deren Innenseite Blutverschmiert war von der Kraft mit der sie die Faust geballt hatte. Aber eigentlich war es doch logisch schließlich war es doch meist der Schmerz der anderen, der den eigenen Schmerz linderte...
19.
Ihr Haar wehte im Wind, ihr Bild spiegelte im Wasser und ihre Tränen warfen Wellen im Meer. Die Nacht war ruhig und Rhynja war, gefasst, wenngleich sie den Schmerz spürte.
'Warum diese Kälte, dieser Schmerz?'
Umstehende sprachen über sie, es hieß, sie sei bestimmt eine Barbarin, man zeigte auf die Muskeln, die sich ohne Zweifel unter ihrer Rüstung abzeichneten. Man sprach über sie doch niemand kannte sie wirklich.
'Lass mich leben'
Vielleicht war sie nicht mehr als das Ergebnis der Männer die sie führten, der Männer die sie prägten. Sie lehrten sie zu hassen, sie lehrten ihr, dass Liebe eine Schwäche war. Rhynja wollte perfekt sein.
'Sie ist ein Produkt geschaffen von böser Hand, sie schlief für tausend Jahre, aber in der Nacht gewaltsamer Tränen, rief er sie zurück ins Leben. Er schuf den Engel nur für sich selbst, gab ihr Schönheit und Stärke. Doch ohne Seele konnte sie nicht Leben und so vergang sie wieder im Regen.'
Ihre Augen spiegelten sich im Wasser, sie waren so dunkel und schwer. Aber Schmerz war der Ausgangspunkt... Sie würde darauf aufbauen können. Sie würde dank Rashal und Garth, die ihr das Herz rissen erstarken.
'Ja meine Lehrer lasst mich sein wie ihr seid. Helft mir meine Schwächen zu überwinden und macht mich zu einem Engel des Todes'
20.
Ein weiterer Morgen die Sonnenstrahlen auf ihre Haut, der Kuss des Windes in ihren Haar. Dort war sie wieder in der Ferne die Silhouette, der Schatten. Nur ein kurzes Zucken in der Ferne, das sie mit ihren Augen war nahm. Er folgte ihr immer der Schatten, seit geraumer Zeit. Sie kannte den Schatten, hatten mit ihm gesprochen. Oder war es gar nur Einbildung? War er gar ein Teil ihrer selbst?
Sie blickte an die Stelle wo sie ihn gesehen hatte. An dieser Stelle hätte sie alles ändern können, hätte sie die Frau damals getötet, hätte sie sich Rashal entgegen gestellt. Sie wäre dann zwar selber gestorben, durch seine Klinge, doch sie hätte das Weib davon abgehalten ihn zu zerstören und all die anderen. Sie war eine Männerfresserin: zuerst war Rashal ihr Opfer, er ließ sich auf sie ein und starb dann, danach Falk. Bei letzteren bedauerte sie nicht, dass er jetzt ihr Feind war, sie hatte ihn nie sonderlich gemocht. Aber Rashal, sie hatte ihr Rashal damals gestohlen, dafür würde sie sich rächen, nicht nur für ihr gebrochenes Herz, sondern auch für seinen Tod. Sie hatte ihn in den Abgrund gezogen, dreckiges Miststück.
Die Bilder der Vergangenheit schwanden und dort wo sie noch vor kurzem die Frau liegen sah und Rashal stehen sah war wieder Leere. Sie sah ihn wieder der Schatten, ein Zucken ging durch ihren Körper, ein Schmerz zog sich durch ihre Glieder. Sie sah es vor sich das Bild eines Dolches aus dem Schatten, sie sah ihn wie er sich in ihr Fleisch bohrte. Sie blickte sich um, sie suchte Dunkelheit sie suchte Hass, sie suchte Banes Stärke und taumelte durch die Gassen. Geschunden, verraten, gehasst und einsam, allein. Sie war ein Stern der nur für sich selbst schien. Ein Stern der hinab fiel auf die Erde, verglühte, zu einem Schatten wurde, die Existenz beendete.
"Isiel!"
Man rief einen Namen, plötzliche Erinnerung an längst vergessenes.
"Isiel, meine Kleine, küss das Licht, flieg mit den Wind."
"Mutter?"
Die Kämpferin blickte sich um doch sie sah nichts, sie lauschte doch dort war nichts, es war Still. Stille, Leere, Nichts, all das tanzte einen Reigen mit ihr, der Dienerin Banes. Doch aus der Stille wuchs ein Schrei, aus der Leere wurde Hass und aus dem Nichts wurde Kraft.