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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [KG] Mitternachtssnack



MouseChaser
29.07.2006, 00:16
So, nachdem meine letzte KG brutal ignoriert wurde, hier nun eine die ich vor 3 Tagen zwischen 1 und 3 Uhr Nachts in einem Rutsch runtergeschrieben habe. Vielleicht findet sie ja etwas kommentarfreudigere Leser ;-(.

Mitternachtssnack

Es überraschte mich gerade, als ich die Kühlschranktür schließen wollte.

Ein Freitagabend wie jeder andere, zumindest bevor es erschien. Meine Eltern waren das Wochenende über nicht da und ich ging gegen Mitternacht gewohnheitsmäßig leise in die Küche, um mir noch einen Snack zusammenzustellen. Unsere Kühlschrank-Gefrierschrank-Kombi geht mir bis zur Hüfte und steht unter einer langen Holzplatte, in die auch die Spüle und der Herd eingelassen sind.
Des Weiteren befindet sich über der Kombi noch unser Brotkasten und davor eine Freifläche zum Zubereiten.
Mit dem Ziel diese zu nutzen, öffnete ich also die Kühlschranktür und griff nach allem, was noch ein paar Tage vom Verfallsdatum entfernt war.
Ich nahm auch Brot aus dem Brotkasten und legte alles vor selbigen. Dann folgte noch ein erneuter Kontrollblick, für den Fall, dass ich etwas übersehen hatte.
Dem war nicht so, weshalb ich die Kühlschranktür schloss, erwartungsvoll zu meiner Beute schaute - und vor Schreck rückwärts auf meinen Hintern fiel.
Ich musste zweimal Blinzeln, bevor mein Kopf der Meinung war, nicht zu halluzinieren.
Ich selbst brauchte dafür noch etwas länger, denn das war nun wirklich zu seltsam.

Auf den gestapelten Wurst- und Käsepackungen saß ein Ding. Ein kleines Ding. Ein kleines menschenähnliches Ding und genau genommen thronte es eher auf den Nahrungsmitteln, ließ die Beine baumeln, hatte die Ellbogen auf seine Knie und den Kopf auf die Hände gestützt.
Es schaute mich dabei belustigt, wie auch neugierig an und wiegte den Kopf langsam mal in die eine, mal in die andere Richtung. „Was starrst du so?“, fragte es und ich merkte dass ich wirklich starrte. Schnell versuchte ich weniger intensiv zu gucken. Ging nicht.
„Noch nie ein Heinzelmännchen gesehen?“ Eine weitere Frage dieser Kreatur, die sie mit einer Tonlage und Stimme stellte, die sogar klein klang.
Heinzelmännchen?
Ich war zwar schlicht schockiert, aber trotzdem klang das sozusagen einleuchtend, so einleuchtend wie etwas in dieser Situation nun mal klingen konnte.
Ein kleines menschenähnliches Ding, welches Hausarbeiten erledigt und den Sagen nach nicht bemerkt wird. Gut, dieses Männchen hier war etwas größer, auffälliger, lederhäutiger und auch irgendwie ein bisschen grüner als die bekannten Repräsentativen aus Dem Zweiten, aber es war in diesem Moment doch irgendwie angenehm plausibel.
„Du bist ein Heinzelmännchen?“, fragte ich mir vor Schreck heiserer Stimme, während ich mich aufrappelte, um auf gleiche Höhe mit dem Wesen zu kommen. „Solltest du dann nicht im Versteckten handeln? Also, ohne, dass hier jemand etwas mitbekommt?“ Ich war scheinbar nicht nur innerlich, sondern auch für es ersichtlich, irritiert, denn das Heinzelwesen fing an zu lächeln und sagte: „Sollte man meinen, nicht?“ Ich nickte vorsichtig und es sprach weiter: „Ja ja, immer diese Klischees. Von wegen unauffällig oder gar unsichtbar, immer fleißig und motiviert.“ Plötzlich klang es deprimiert. Das kleine Männchen warf die Arme in die Luft und seufzte:
„Kannst du dir das vorstellen? Wir Heinzelmännchen sind Einzelgänger, weswegen in den meisten Haushalten nur einer waltet und der darf sich natürlich den Gesetzten nach nicht zeigen. Das kann so unheimlich deprimierend sein!“ Seine Rede unterbrach sich von selbst, weil es Luftholen musste. Inzwischen blinzelte ich mehrmals, hatte meinen Hunger aber schon völlig vergessen und konzentrierte mich voll und ganz auf die Absurdität der Szene. Ich merkte, dass das Wesen wieder anfangen wollte zu sprechen, denn es begann wieder wild zu gestikulieren.
Durch seine kurzen Ärmchen wirkte das leicht skurril. „Ich meine, wir sind vielleicht einsame Wölfe“, brachte es mit hastiger Stimme heraus, „das heißt aber doch nicht, dass wir keine sozialen Kontakte brauchen, oder?“
Es sprach schon weiter, ohne, dass ich reagieren konnte: „Ein Spiegel oder mal eine Hauskatze sind doch nicht das Wahre! Ein paar Worte wechseln hier und da, mehr will ich doch gar nicht…“ Ich wollte seine Sprachpause nutzen, um ein ehrlich mitfühlendes Nicken zu offenbaren, aber es schien mich im Moment gar nicht zu bemerken.
Dennoch schaute es mich plötzlich an und flüsterte mit enttäuschter Stimme: „Du bist wohl auch der Meinung, dass einem Heinzelmännchen keine Freizeit oder gar Komfort zusteht, was?“ Auf seinen anklagenden Blick hin, erhob ich sofort Einwände (wer wollte es sich auch mit einem potenziellen, kostenfreien Helferlein verscherzen): „Nein, natürlich nicht! Jeder hat das Recht auf, auf…“, ich kramte in meinem Gedächtnis nach den Leitsätzen jedes freien Landes, „…auf Freiheit, Recht und äh, Gleichheit!“
Ich atmete erleichtert aus und setzte mich gleichzeitig auf einen freien Stuhl in der Nähe des Kühlschranks.
Das Wesen schaute mich mit großen Augen an: „Weißt du, du, du…“ Es begann zu stottern. Hatte ich ihm mit meinem Zusammengekramten Gedanken soviel Freude gemacht?
Es öffnete wieder den Mund um weiterzureden: „…dass mir das eigentlich so was von scheißegal ist?“ Es riss das Maul weiter auf und ich konnte eine weite Reihe von spitzen langen Zähnen sehen, die im Licht der Deckenlampe aufblitzten.
Ich stieß ein entsetztes „Wa…?!“ aus, bevor es mich von seinem Thron aus eingeschweißten Lebensmitteln auch schon ansprang, Als es auf meiner Brust auftraf, fiel ich mitsamt Stuhl nach hinten und schlug mit dem Kopf hart auf den Linoleumboden auf. Irgendetwas knackste widerlich.
Mir kam noch der Gedanke, dass das Morgen eine schöne Beule geben würde, bevor das Ding seine spitzen nadelförmigen Zähne durch meine Brust zog.
Ich hatte nur ein dünnes, blaues T-Shirt an, welches den Hauern keinen Widerstand bieten konnte. Schon nahm das Shirt eine braune Färbung an und ich hörte als Letztes nur noch ein blutgieriges faseriges Reißgeräusch, bevor sich ein gnädiger Schatten über mein Bewusstsein legte.


Er war natürlich kein lächerliches Heinzelmännchen, ja, er wusste ja noch nicht mal, ob es so was gab.
Aber die Rolle gefiel ihm und er gönnte sich immer gern noch ein bisschen Aufregung vor dem Essen.
Als er fertig war, lag nichts mehr auf dem umgekippten Stuhl. Er hatte den dicken Jungen geknackt wie eine Nuss,
danach verspeist und schließlich genüsslich die letzten Überreste zusammengesucht und verschlungen.
Wie immer. Wie jeden potenziell austauschbaren Freitag um Mitternacht.
Schließlich war er doch auch nur ein Etwas.

La Cipolla
29.07.2006, 01:35
Noja, ich erkenn keinen tieferen Sinn außer das Klischee, und witzig genug ist es auch nicht ganz, um ohne tieferen Sinn zu stehen. :p Aber wieder schön geschrieben. Kommt um Himmels Willen nicht an die andere ran.

M-P
29.07.2006, 10:30
ich kann cipollas meinung nicht teilen. die geschichte hier ist ne ganze ecke besser als charakterschwein. hat mir richtig gefallen und so'n horrorkram kannst du meinetwegen auch öfter hier veröffentlichen. schön schön.

Nastari
29.07.2006, 11:28
jo dem stimme ich zu

toho
29.07.2006, 16:53
jo dem stimme ich zu
in zukunft gibst du dir bitte mit deinen posts mal etwas mehr mühe. hab mir gerade angeguckt, was du sonst so (in anderen foren) von dir gibst, und du solltest dir erstens angewöhnen, wenigstens sporadisch satzzeichen zu verwenden, und zweitens deinen posts etwas mehr inhalt geben. so ein "stimme zu" kannst du dir sparen, man weiß ja nichtmal genau, wem von den beiden du zustimmst ;)

MouseChaser
03.08.2006, 01:04
So, 2. Antwort diesen Abend :p.

@La Cipolla: Im Nachhinein hast du wohl recht, hier gibt es wohl keinen tieferen Sinn. Aber ich halte das auch nicht für so notwendig, bei dieser Art von Geschichte :D. Mal schauen wann wieder was tiefsinnigeres dabei ist ^_~.

@M-P: Gut, das sie dir gefallen hat, die nächste, die ich gerade schreibe, ist im gleichen Genre angesiedelt :).

@Nastari: Joa, ne. http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/1/party2.gif

Steht natürlich jedem frei, noch was dazu zu sagen :3.