raian
26.07.2006, 22:09
Ich hab vor langer Zeit eine Kurzgeschichte geschrieben. Heute habe ich ein anderes Ende dafür verfasst. Dadurch ist die Geschichte nochmals um ein paar zeilen gewachsen. Ich warne euch schonmal vor, dass sie relativ lang ist, wobei der Schein trügt.
Die Geschichte soll zum Nachdenken anregen. Sie hat kaum persönlichen Bezug und auch keinen Bezug auf meine Umwelt. Sie passt demnach ncht wikrlich ins Klischee der Deprigeschichten der heutigen Zeit. ;)
Nundenn, was solls. Ichs chreibe sie einfach mal und hoffe auf Bewertung ud Verbesserungsvorschläge.
Jürgen lief durch die Nebengasse, in der er das Geräusch zuerst gehört hatte. Er schaute sich um, konnte die Quelle des Geräusches aber nicht ausmachen. Er lief dem Geräusch hinterher. Wo kam es her? Abermals erklang das Wimmern. Jürgen vernahm es und folgte dem Geräusch um eine Straßenecke. Er sah eine volle Fußgängerzone. Das Wimmern kam von dort, da war er sicher. Er rannte auf die belebte Straße und schaute sich um. Da war es: Ein kleines Mädchen in einem schwarzen, zerrissenem Kleid. Es schaute sich mit großen Augen um und wimmerte. Keiner der vielen Passanten auf der belebten Straße schien das Mädchen zu bemerken. Oder wollten sie nicht? Jürgen ging auf das Mädchen zu.
-Na kleine, was ist denn los mit dir?-
Seine tonlose Stimme durchbrach das Getöse auf der belebten Straße.
-Nichts.-
-Wie ,,nichts“. Es muss doch was los sein, oder warum weinst du so?-
-Ich weine nicht.-
-Was dann?-
-Ich versuche zu vergessen....aber umso mehr ich es versuche, desto öfter muss ich daran denken...-
Die Stimme des Mädchens war brüchig und kalt. Jürgen wunderte sich.
-Was versuchst du denn zu vergessen?-
-Die Fesseln.-
-Welche Fesseln?-
Jürgen sah keine Fesseln, wovon redete das Mädchen bloß?
-Die Fesseln! Siehst du sie nicht? Die Fesseln die sich um meine Arme ranken wie Schlingpflanzen! Und dazu diese schweren Ketten... ich kann nicht mehr aufstehen...-
-Natürlich kannst du das!-
Jürgen griff nach dem Handgelenk des Mädchens und zog. Er fiel nach hinten über. Er musste ihre Hand verfehlt haben. Er stand auf und sah sie an.
-Ich kann nicht aufstehen.-
Sie sagte es wieder und wieder. Dann streckte sie Jürgen die Hände entgegen. Vielleicht kannst du mir aufhelfen? Hoffnung glomm in ihren Augen. Jürgen ging auf das Mädchen zu. Er zuckte zurück. Auf ihren Handgelenken zogen sich rote Linien quer über den Arm.
-Was hast du da gemacht, Mädchen! Bist du verrückt geworden?-
-Das sind die Fesseln... sie schneiden in mein Fleisch....-
Sie begann abermals zu wimmern. Tränen stiegen in ihre Augen.
-Es tut so weh. Kannst du sie nicht abnehmen?-
Jürgen starrte ungläubig auf das Mädchen. Er ging wieder einen Schritt auf sie zu. Er sah auf sie hinab und hielt ihr die Hand hin.
-Komm, kleine. Wir gehen erst mal ein Eis essen. Danach gehen wir zu einem netten Doktor. Er kann dir deine Fesseln bestimmt abnehmen.-
Das Mädchen hob die Hände. Eine Hand packte Jürgen von hinten. Er fuhr herum. In diesem Moment streifte etwas kaltes seine Hand. Er blickte zurück. Das Mädchen war verschwunden. Er sah nur einen dunklen Schatten. Er blickte sich um. Er sah den Mann, der ihn festgehalten hatte.
-Wo ist das Mädchen hin?-
Der Mann schien sich auch Sorgen um das Mädchen zu machen. Tiefe Furchen gruben sich über seine Stirn.
-Kommen sie, setzen wir uns. Gleich kommen ein paar nette Männer die ein Wort mit ihnen reden wollen.-
-Ich kann nicht, sehen sie nicht die Fesseln?-
Jürgen hatte wie aus Reflex geantwortet. Als er an sich heruntersah, bemerkte er die kalten, dicken Ketten, die sich um seine Schultern, Arme und Beine schlängelten und ihn nicht fortließen.
-Ich kann nicht, ich bin gefesselt.-
Jürgen erwachte. Sein Blick offenbarte ihm eine gleißende Helligkeit. Sie blendete ihn und brannte in seinen Augen. Er begann zu blinzeln. Schwarze Schemen tanzten vor seinen Augen – Engel? Jürgen versuchte sich zu bewegen. Es gelang ihm nicht. Irgendetwas hielt ihn hier fest, er war gefesselt worden! –Die Männer...- schoss es ihm durch den Kop –Die Männer haben mich entführt! Und wo ist das kleine Mädchen? Das Arme Mädchen!- Dann fiel es ihm wieder ein. Sein Blick klärte sich. Er schaute an sich herunter. Undeutlich und verschwommen zeichnete sich sein Körper ab. Das Bild klärte sich weiter. Er erkannte den dünnen Arztkittel....unter dem sich die schweren Glieder einer Eisenkette abzeichneten.
-Hilfe! Diese Ketten! Sie schneiden... sie brennen! Macht sie los! Bitte!-
-Ah! Er ist wach. So haltet ihn doch fest! Seht ihr nicht, dass er Angst hat! Gebt ihm eine Beruhigungstablette, und das schnell!-
-Nehmt mir diese Ketten ab... bitte...-
Jürgens Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Das Bild verschwamm abermals. Er schlief ein und schlief einen langen, traumlosen Schlaf.
Der nette Mann kam wieder. Jürgen freute sich auf ihn, er strahlte so etwas beruhigendes aus. Er hatte ihm sogar erklärt was passiert war. Angeblich war er krank. Jürgen war sich da nicht so sicher, doch der Mann war Arzt und musste es demnach wissen.
-Nun, Herr Mertwell, wie geht es uns denn heute?-
-Wie es ihnen geht weiß ich nicht, aber mir geht es ausgezeichnet, danke der nachfrage!-
Der Arzt vor Jürgen lachte – Jürgen wusste nicht warum, und eigentlich war es ihm auch egal.
-Was machen wir heute?-
-Heute wollte ich einfach mit ihnen reden, wenn sie nichts dagegen haben. Wie geht’s es denn ihrer kleinen Freundin?-
-Welche Freundin meinen sie?-
-Nun, das kleine Mädchen, dass sie gefunden haben, das Mädchen mit den Fesseln!-
-Wovon sprechen sie? Ich dachte dieses Mädchen existiert nur in meinem Kopf?-
-Ja! Sehr gut, sehr gut. Ich sehe sie machen Fortschritte. Wenn sie so weitermachen, können sie schon bald wieder nach Hause! Freuen sie sich auf zu Hause?-
-Wieso sollte ich? Es ist doch gemütlich hier!-
Wieder lachte der Artzt, er schien es für einen Scherz zu halten.
-Also.. sie wollten mit mir reden?-
-Ja. Wie steht es denn mit ihren Ketten?-
-Die sind Weg. In Luft aufgelöst.-
Wie um es zu beweisen stand er auf und ging hinüber zu dem kleinen Waschbecken um sich das Gesicht zu waschen. Im Spiegel sah er die herabhängenden Ketten. Nein, sie waren nicht weg. Sie hatten sich nur gelockert. Er drehte sich um. Der Arzt schien erfreut zu sein. Wie durch Zufall blickte er auf die Uhr.
-Ah! So spät schon, es tut mir leid, ich muss leider schon gehen! Bis Morgen, Herr Mertwell.-
-Bis Morgen, Herr Doktor.-
Jürgen wartete bis die Tür sich hinter dem Doktor schloss. Erschöpft sank er auf sein Bett. Die Ketten zehrten an seinen Kräften. Sie waren kalt und zehrten ihn aus. Außerdem taten sie ihm weh und scheuerten sein Fleisch wund. Er legte sich aufs Bett und seine Augen fielen ihm halb zu.
-Hallo, großer Bruder!-
Das kleine Mädchen war wieder da. Jürgen schien nicht überrascht.
-Hallo, kleine. Wie geht’s dir?-
-Ich vermisse dich. Warum muss ich mich als verstecken?-
-Wegen den Männern hier. Sie mögen dich nicht und wollen dich mir wegnehmen. Ich will doch nur dein bestes!-
-Wirklich?-
Das Mädchen schien verunsichert.
-Ich bin doch dein großer Bruder!-
Dieser Satz schien dem Mädchen zu genügen. Es begann wieder zu lächeln.
-Ich hab dich lieb.-
Er begann ebenfalls zu lächeln.
-Ich weiß. Ich dich auch.-
Er legte sich hin und sah das Mädchen an. Es grinste ihn fröhlich an und bedachte ihn mit einem ihrer sonderbaren Blicke.
-Ich hab’ Lust auf einen Spaziergang. Kommst du mit großer Bruder?-
-Ich kann nicht. Ich darf nicht.-
-Die Tür ist doch offen. Bitte komm mit. Alleine hab’ ich doch Angst...-
Er sah ein dass es wohl das beste wäre mit ihr zu gehen, also stand er wieder auf. Er spürte das vertraute Gewicht seiner Fesseln. Er ging zur Tür und öffnete sie. Das Mädchen folgte ihm auf den Engen gang und lief Zielstrebig auf das Treppenhaus zu.
-Lass uns den Sonnenaufgang ansehen!-
Sie rannte die Treppen hinauf. Das Gebäude hatte acht Stockwerke, im sechsten blieb das Mädchen plötzlich stehen. Sie rannte aus dem Treppenhaus auf einen der verlassenen Gänge. Dieses Stockwerk war in Renovierung und die Bauarbeiter hatten momentan frei weil sie auf die nächste Baustofflieferung zu warten hatten.
-Was wollen wir hier?-
-Uns verstecken! Die Männer. Ich hab’ sie gehört. Sie suchen mich! Wir brauchen ein sicheres Versteck!-
-Hier oben gibt es nichts als leere Räume und Bauschutt. Ich habe die Wärter oft darüber schimpfen hören.-
-Es gibt ein sicheres versteck! Komm mit!-
Sie lief ihm voran. Seine Schritte wurden immer schwerfälliger, die Ketten zehrten an seinen Kräften.
-Mach das Fenster auf!-
Er sah das Mädchen zweifelnd an.
-Mach es einfach.-
Er öffnete das Fenster und sah das Mädchen mit fragendem Blick an. Das Mädchen nickte in Richtung des Fensters. Jürgen stieg instinktiv auf die Fensterbank und sah hinunter.
-Spring.-
Das Mädchen hatte eine völlig ruhige Stimme.
-Aber wird es mich nicht umbringen?-
-Was glaubst du denn von mir? Ich will doch nur dein Bestes!-
-Aber es ist so hoch...-
-Ich bin doch deine kleine Schwester.-
Jürgen hatte keine Zweifel mehr. Mit einem letzten warmen Blick auf die leere Stelle wo das Mädchen stehen sollte sprang er in die Tiefe. Kein laut rang sich über seine Lippen. Erst der Aufprall entlockte seiner Lunge ein trockenes Krächzen das in der Nacht untergang...
Mfg raian.
PS: Danke das ihr euch durch sonen text gequält habt. =)
Die Geschichte soll zum Nachdenken anregen. Sie hat kaum persönlichen Bezug und auch keinen Bezug auf meine Umwelt. Sie passt demnach ncht wikrlich ins Klischee der Deprigeschichten der heutigen Zeit. ;)
Nundenn, was solls. Ichs chreibe sie einfach mal und hoffe auf Bewertung ud Verbesserungsvorschläge.
Jürgen lief durch die Nebengasse, in der er das Geräusch zuerst gehört hatte. Er schaute sich um, konnte die Quelle des Geräusches aber nicht ausmachen. Er lief dem Geräusch hinterher. Wo kam es her? Abermals erklang das Wimmern. Jürgen vernahm es und folgte dem Geräusch um eine Straßenecke. Er sah eine volle Fußgängerzone. Das Wimmern kam von dort, da war er sicher. Er rannte auf die belebte Straße und schaute sich um. Da war es: Ein kleines Mädchen in einem schwarzen, zerrissenem Kleid. Es schaute sich mit großen Augen um und wimmerte. Keiner der vielen Passanten auf der belebten Straße schien das Mädchen zu bemerken. Oder wollten sie nicht? Jürgen ging auf das Mädchen zu.
-Na kleine, was ist denn los mit dir?-
Seine tonlose Stimme durchbrach das Getöse auf der belebten Straße.
-Nichts.-
-Wie ,,nichts“. Es muss doch was los sein, oder warum weinst du so?-
-Ich weine nicht.-
-Was dann?-
-Ich versuche zu vergessen....aber umso mehr ich es versuche, desto öfter muss ich daran denken...-
Die Stimme des Mädchens war brüchig und kalt. Jürgen wunderte sich.
-Was versuchst du denn zu vergessen?-
-Die Fesseln.-
-Welche Fesseln?-
Jürgen sah keine Fesseln, wovon redete das Mädchen bloß?
-Die Fesseln! Siehst du sie nicht? Die Fesseln die sich um meine Arme ranken wie Schlingpflanzen! Und dazu diese schweren Ketten... ich kann nicht mehr aufstehen...-
-Natürlich kannst du das!-
Jürgen griff nach dem Handgelenk des Mädchens und zog. Er fiel nach hinten über. Er musste ihre Hand verfehlt haben. Er stand auf und sah sie an.
-Ich kann nicht aufstehen.-
Sie sagte es wieder und wieder. Dann streckte sie Jürgen die Hände entgegen. Vielleicht kannst du mir aufhelfen? Hoffnung glomm in ihren Augen. Jürgen ging auf das Mädchen zu. Er zuckte zurück. Auf ihren Handgelenken zogen sich rote Linien quer über den Arm.
-Was hast du da gemacht, Mädchen! Bist du verrückt geworden?-
-Das sind die Fesseln... sie schneiden in mein Fleisch....-
Sie begann abermals zu wimmern. Tränen stiegen in ihre Augen.
-Es tut so weh. Kannst du sie nicht abnehmen?-
Jürgen starrte ungläubig auf das Mädchen. Er ging wieder einen Schritt auf sie zu. Er sah auf sie hinab und hielt ihr die Hand hin.
-Komm, kleine. Wir gehen erst mal ein Eis essen. Danach gehen wir zu einem netten Doktor. Er kann dir deine Fesseln bestimmt abnehmen.-
Das Mädchen hob die Hände. Eine Hand packte Jürgen von hinten. Er fuhr herum. In diesem Moment streifte etwas kaltes seine Hand. Er blickte zurück. Das Mädchen war verschwunden. Er sah nur einen dunklen Schatten. Er blickte sich um. Er sah den Mann, der ihn festgehalten hatte.
-Wo ist das Mädchen hin?-
Der Mann schien sich auch Sorgen um das Mädchen zu machen. Tiefe Furchen gruben sich über seine Stirn.
-Kommen sie, setzen wir uns. Gleich kommen ein paar nette Männer die ein Wort mit ihnen reden wollen.-
-Ich kann nicht, sehen sie nicht die Fesseln?-
Jürgen hatte wie aus Reflex geantwortet. Als er an sich heruntersah, bemerkte er die kalten, dicken Ketten, die sich um seine Schultern, Arme und Beine schlängelten und ihn nicht fortließen.
-Ich kann nicht, ich bin gefesselt.-
Jürgen erwachte. Sein Blick offenbarte ihm eine gleißende Helligkeit. Sie blendete ihn und brannte in seinen Augen. Er begann zu blinzeln. Schwarze Schemen tanzten vor seinen Augen – Engel? Jürgen versuchte sich zu bewegen. Es gelang ihm nicht. Irgendetwas hielt ihn hier fest, er war gefesselt worden! –Die Männer...- schoss es ihm durch den Kop –Die Männer haben mich entführt! Und wo ist das kleine Mädchen? Das Arme Mädchen!- Dann fiel es ihm wieder ein. Sein Blick klärte sich. Er schaute an sich herunter. Undeutlich und verschwommen zeichnete sich sein Körper ab. Das Bild klärte sich weiter. Er erkannte den dünnen Arztkittel....unter dem sich die schweren Glieder einer Eisenkette abzeichneten.
-Hilfe! Diese Ketten! Sie schneiden... sie brennen! Macht sie los! Bitte!-
-Ah! Er ist wach. So haltet ihn doch fest! Seht ihr nicht, dass er Angst hat! Gebt ihm eine Beruhigungstablette, und das schnell!-
-Nehmt mir diese Ketten ab... bitte...-
Jürgens Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Das Bild verschwamm abermals. Er schlief ein und schlief einen langen, traumlosen Schlaf.
Der nette Mann kam wieder. Jürgen freute sich auf ihn, er strahlte so etwas beruhigendes aus. Er hatte ihm sogar erklärt was passiert war. Angeblich war er krank. Jürgen war sich da nicht so sicher, doch der Mann war Arzt und musste es demnach wissen.
-Nun, Herr Mertwell, wie geht es uns denn heute?-
-Wie es ihnen geht weiß ich nicht, aber mir geht es ausgezeichnet, danke der nachfrage!-
Der Arzt vor Jürgen lachte – Jürgen wusste nicht warum, und eigentlich war es ihm auch egal.
-Was machen wir heute?-
-Heute wollte ich einfach mit ihnen reden, wenn sie nichts dagegen haben. Wie geht’s es denn ihrer kleinen Freundin?-
-Welche Freundin meinen sie?-
-Nun, das kleine Mädchen, dass sie gefunden haben, das Mädchen mit den Fesseln!-
-Wovon sprechen sie? Ich dachte dieses Mädchen existiert nur in meinem Kopf?-
-Ja! Sehr gut, sehr gut. Ich sehe sie machen Fortschritte. Wenn sie so weitermachen, können sie schon bald wieder nach Hause! Freuen sie sich auf zu Hause?-
-Wieso sollte ich? Es ist doch gemütlich hier!-
Wieder lachte der Artzt, er schien es für einen Scherz zu halten.
-Also.. sie wollten mit mir reden?-
-Ja. Wie steht es denn mit ihren Ketten?-
-Die sind Weg. In Luft aufgelöst.-
Wie um es zu beweisen stand er auf und ging hinüber zu dem kleinen Waschbecken um sich das Gesicht zu waschen. Im Spiegel sah er die herabhängenden Ketten. Nein, sie waren nicht weg. Sie hatten sich nur gelockert. Er drehte sich um. Der Arzt schien erfreut zu sein. Wie durch Zufall blickte er auf die Uhr.
-Ah! So spät schon, es tut mir leid, ich muss leider schon gehen! Bis Morgen, Herr Mertwell.-
-Bis Morgen, Herr Doktor.-
Jürgen wartete bis die Tür sich hinter dem Doktor schloss. Erschöpft sank er auf sein Bett. Die Ketten zehrten an seinen Kräften. Sie waren kalt und zehrten ihn aus. Außerdem taten sie ihm weh und scheuerten sein Fleisch wund. Er legte sich aufs Bett und seine Augen fielen ihm halb zu.
-Hallo, großer Bruder!-
Das kleine Mädchen war wieder da. Jürgen schien nicht überrascht.
-Hallo, kleine. Wie geht’s dir?-
-Ich vermisse dich. Warum muss ich mich als verstecken?-
-Wegen den Männern hier. Sie mögen dich nicht und wollen dich mir wegnehmen. Ich will doch nur dein bestes!-
-Wirklich?-
Das Mädchen schien verunsichert.
-Ich bin doch dein großer Bruder!-
Dieser Satz schien dem Mädchen zu genügen. Es begann wieder zu lächeln.
-Ich hab dich lieb.-
Er begann ebenfalls zu lächeln.
-Ich weiß. Ich dich auch.-
Er legte sich hin und sah das Mädchen an. Es grinste ihn fröhlich an und bedachte ihn mit einem ihrer sonderbaren Blicke.
-Ich hab’ Lust auf einen Spaziergang. Kommst du mit großer Bruder?-
-Ich kann nicht. Ich darf nicht.-
-Die Tür ist doch offen. Bitte komm mit. Alleine hab’ ich doch Angst...-
Er sah ein dass es wohl das beste wäre mit ihr zu gehen, also stand er wieder auf. Er spürte das vertraute Gewicht seiner Fesseln. Er ging zur Tür und öffnete sie. Das Mädchen folgte ihm auf den Engen gang und lief Zielstrebig auf das Treppenhaus zu.
-Lass uns den Sonnenaufgang ansehen!-
Sie rannte die Treppen hinauf. Das Gebäude hatte acht Stockwerke, im sechsten blieb das Mädchen plötzlich stehen. Sie rannte aus dem Treppenhaus auf einen der verlassenen Gänge. Dieses Stockwerk war in Renovierung und die Bauarbeiter hatten momentan frei weil sie auf die nächste Baustofflieferung zu warten hatten.
-Was wollen wir hier?-
-Uns verstecken! Die Männer. Ich hab’ sie gehört. Sie suchen mich! Wir brauchen ein sicheres Versteck!-
-Hier oben gibt es nichts als leere Räume und Bauschutt. Ich habe die Wärter oft darüber schimpfen hören.-
-Es gibt ein sicheres versteck! Komm mit!-
Sie lief ihm voran. Seine Schritte wurden immer schwerfälliger, die Ketten zehrten an seinen Kräften.
-Mach das Fenster auf!-
Er sah das Mädchen zweifelnd an.
-Mach es einfach.-
Er öffnete das Fenster und sah das Mädchen mit fragendem Blick an. Das Mädchen nickte in Richtung des Fensters. Jürgen stieg instinktiv auf die Fensterbank und sah hinunter.
-Spring.-
Das Mädchen hatte eine völlig ruhige Stimme.
-Aber wird es mich nicht umbringen?-
-Was glaubst du denn von mir? Ich will doch nur dein Bestes!-
-Aber es ist so hoch...-
-Ich bin doch deine kleine Schwester.-
Jürgen hatte keine Zweifel mehr. Mit einem letzten warmen Blick auf die leere Stelle wo das Mädchen stehen sollte sprang er in die Tiefe. Kein laut rang sich über seine Lippen. Erst der Aufprall entlockte seiner Lunge ein trockenes Krächzen das in der Nacht untergang...
Mfg raian.
PS: Danke das ihr euch durch sonen text gequält habt. =)