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Pyrus
18.05.2006, 10:03
Ich hatte mal wieder Lust zum Schreiben und ausserdem eine Idee. Die Rahmengeschichte hat autobiographische Züge, der eigentliche Plot ist aber ein rein fiktiver Krimi. Eigentlich hätte ich Stoff für einen ganzen Roman, die Frage ist nur, ob ich das auch durchziehe. Was ich hier reinposte ist noch nicht zwingend die definitive Fassung und ist sicher noch mit Rechtrschreibefehlern durchwuchert.

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Rheinabwärts

I

Jetzt fängt das wieder an. Der rechte Fuss sendet unverständliche Signale zum Hirn. Trotz des geöffneten Fensters steht die Luft schwer und stickig im dunklen Zimmer, ich liege seit bald einer Stunde hier auf meiner Matratze und versuche es bequem und dennoch nicht zu warm zu haben. Und jetzt fängt mein Fuss wieder an zu tun, was auch immer er tut, und der Gedanke heute noch Schlaf zu finden, scheint plötzlich unwirklich. Ich wälze mich hin und her, reibe die Zehen aneinander, schüttle den ganzen Fuss, nehme den Linken zur Hilfe um den Rechten in die Decke einzuwickeln, doch nichts bringt den Störefried zum Schweigen. Die Kirchglocke schlägt drei mal. Viertel vor vier. Ich beginne zu schwitzen. Frustriert drehe ich mich auf den Rücken, schlage die Decke zurück und seufze geräuschvoll. Dann überlege ich, was zu tun ist. Soll ich aufstehen und mir einen Film ansehen? Bleibe ich liegen und lese oder höre bloss Musik? Oder versuche ich weiterhin einzuschlafen, obwohl ich nicht recht daran glaube, dass es mir gelingen wird? Schliesslich kehre ich den Rücken wieder zur Wand, die kaum spürbare Kühle ausstrahlt, und versuche meine Gedanken schweifen zu lassen. Ich versuche diese Signale, die mein Fuss aussendet, zu ignorieren, zu boykottieren.
Es hilft nichts. Ein Schlag von der Kirchglocke zeigt an, dass ich eine halbe Stunde rumgebracht und das Vieruhrläuten sogar verpasst habe, aber das hat nichts zu bedeuten. Ich bin hellwach. Meine Gedanken kreisen zwar, doch haben sie stets den Fuss zum Mittelpunkt. Warum war ich eigentlich nach Basel zurückgekehrt und wohne jetzt sogar hier? Hier habe ich es mir schliesslich geholt, dieses Gebrechen, das so schwer zu beschreiben ist, und das ich selbst bloss in diesen Nächten ernst nehme, in denen es mich um den Schlaf bringt. Jener Ausflug nach Basel ist bestimmt schon über zehn Jahre her. Stadtbesichtigungen sind eine kulturelle Bereicherung und verbinden Erholung mit ein wenig Abenteuer. So sahen es natürlich meine Eltern. Mein grosser Bruder, die kleine Schwester und ich waren im Schnitt etwa 8 Jahre alt und freuten uns wahrscheinlich mehr auf das Eis, das der sonnige Sommertag versprach. Gegen Nachmittag wurde es fast unerträglich heiss und wir suchten uns ein schattiges Plätzchen am Rhein. Wir Buben drängten darauf schwimmen zu gehen. Immer in Ufernähe zu bleiben, Acht vor der Fähre zu geben und uns nicht zu weit runtertreiben zu lassen, mussten wir den Eltern versprechen, bevor wir in die kühle Riesenschlange springen durften. Es war schon ein Erlebnis, unser erstes Bad in einem Fluss. Mit allen Kräften kämpften wir gegen die Strömung an, die vom Ufer einen so ruhigen und harmlosen Eindruck machte, doch es half nichts. Schliesslich fügten wir uns und liessen uns fröhlich nach unten treiben. Die Eltern hatten nichts anderes erwartet und winkten uns lachend hinterher, bis wir ausser Sicht kamen. Was dann passierte, ist untrennbar zu einer einzigen Erinnerung verwachsen, die eifrig mit meinem verrückten Fuss korrespondiert. Ich presse den Fuss mit dem Rücken in die Matratze und beisse ins Kissen, während mir die Ereignisse im Kopf wiederhallen: Ein unsäglicher Schmerz, ein fürchterlicher Schrei, eine Person, die sich ins Wasser stürzt, mich ans Ufer zieht und aus dem Wasser hebt. Auf meinem rechten Fuss hatte sich ein kleiner Kindermund aufgetan, zwischen den blutigen Lippen bissen weisse Zähne aufeinander. Und dennoch vermochte dieser Mund seine Schreie nicht zu unterdrücken und sie drangen ungedämpft in mein Hirn, wo sie weiterhin in grässliche Schmerzen übersetzt wurden.
Dann muss ich das Bewusstsein verloren haben. Ich glaubte mein Vater hätte mich aus dem Wasser getragen, doch natürlich waren die Eltern während dem Unfall weiter stromaufwärts und wurden erst später von meinem Bruder geholt. Im Kantonsspital Basel (der heute Universitätsspital heisst), wurde der Schnitt im Fussrücken genäht. Die Spritzen waren das schlimmste, danach lenkte ich mich so gut wie möglich ab und bekam nur am Rande mit, dass noch zwei Sehnen durchtrennt waren und wie Spaghetti aus dem unappetitlichen Mund hingen. Ich durfte den Fuss zwei Wochen lang nicht belasten und ging das erste mal in meinem Leben an Krücken. Die anfängliche Empfindlichkeit der hässlichen Narbe wurde anmählich schwächer, verschwand aber nie vollständig. Geblieben ist auch dieses seltsame Gefühl, das mir das Bein hinaufkriecht, wenn ich zu lange unbeweglich bin und mich langweile. In einer Doppelstunde Philosophie also oder eben beim Einschlafen.
Vier kurze, helle Schläge und dann fünf längere. Ich habe jetzt genug, das Liegen wird unerträglich und pinkeln muss ich sowieso auch. Erleichtert stehe ich wenig später vor dem winzigen Spiegel in der Küche, die auch mein Badezimmer samt Dusche ist, und trete von einem Fuss auf den anderen. Energisch bringe ich meine neuerdings kurzen Haare in Form und betrachte mich dann eingehend. Dies könnte ich stundenlang tun, obwohl ich mir keine Illusionen mache: viel zu bleich, Ringe unter den Augen, die Nase zu kräftig und dafür das Kinn unterentwickelt. Meine Unsportlichkeit und der grosse Appetit tun das Restliche: Ich sehe schlimmer aus als Orson Welles. Warum ich die Augen trotzdem nicht von meinem Gesicht lassen kann? Wahrscheinlich muss ich mich immer wieder vergewissern, wer ich bin. Jedes mal scheint ein anderer zurückzuschauen und ich zweifle: würde ich es merken, wenn mir auf der Strasse ein Doppelgänger begegnete?
Eine schwarze Laterne hebt sich vom dämmerigen Grau des Himmels ab. Die frischen Frühlingsblätter wippen farblos vor der dichten Wolkendecke. Ich geniesse den Anblick, diese kalte Atmosphäre, und reibe mit beiden Händen meine Oberarme, die in T-Shirt und Pulli stecken, obwohl ich kein bisschen friere. Im Gegenteil, auch der kühle Luftzug ist mir sehr willkommen. Gähnend unterbreche ich dieses stumme Indieluftstarren. Viel besser noch als der Himmel gefällt mir der Rhein in der Morgendämmerung. Sein langweiliges Fliessen ist die einzige Bewegung in der schlafenden Stadt und die Häuser auf der anderen Seite spiegeln sich klarer auf der leicht gewellten Oberfläche als zu jeder anderen Tageszeit. Nach der Johanitterbrücke gehe ich eine schmale geländerlose Treppe das steile Betonufer hinunter und setze mich auf die drittletzte Stufe. Es riecht hier etwas angenehmer und es sind keine mehrheitlich von Bierflaschen überquellenden Mülleimer in Sicht. Umständlich zünde ich mir mit Streichhölzern eine Gauloise Filter an. Damm widme ich alle Aufmerksamkeit der Musik, die mich über Kopfhörer beschallt. "So What" von Miles Davis ist in der 7. Minute angelangt, bei einem Saxophon-Solo das mich immer wieder fesselt. Wer spielt es eigentlich? Adderley oder Coltrane?
Der Zigarettenstummel schaukelt von meinem Blick verfolgt im Wasser, das Kehrtwasser spielt mit ihm. Jetzt hat ihn die Hauptströmung erfasst und er verschwindet. Eine Weile erfüllt eine gedankenlose Lethargie mein ganzes Selbst. Ich schliesse die Augen und spüre nichts weiter als Leichtigkeit. Der Anfang von "Freddie Freeloader" bringt mich wieder zu mir, kaum eine Minute bin ich weggewesen. Vor meinen Augen zieht eine Champagnerflasche vorbei, ihr schlenkernder Hals ragt drei Fingerbreit aus dem Wasser. Ich muss an eine Flaschenpost denken und schmunzle. Was hier nicht alles bachab geht. Nicht nur Kippen, Flaschen und aller andere Unrat, auch das Abwasser, vor allem das der Chemie, und bei Hochwasser kommt immer eine ganze Menge Holz hinunter. Und manchmal führt der Fluss auch leblose Körper mit sich, von Tieren oder von Menschen. Wie würde ich wohl reagieren, wenn jetzt eine bleiche, verschwommene Wasserleiche angeschwemmt würde?
Vor ungefähr 3 Jahren, am 15. Juni 2003 um 4 Uhr 30 in der Früh, erlebte ein Mann mittleren Alters im rheinland-pfälzischen Speyer genau das. So stand es jedenfalls in einer kleinen Meldung eines Basler Lokalblattes. Was hatte dieser Mann so früh am Rhein getrieben? Natürlich verlor der Artikel kein Wort darüber und nannte auch seinen Namen nicht. In Gedanken nenne ich ihn Fritz Lauser, jeder andere Name wäre genau so gut. Bestimmt war er ein Säufer, arbeitslos, hatte die ganze Nacht durchgezecht und erlebte einen deprimierenden Tagesanbruch, der immer beschissener wurde, je mehr sich sein Rausch verlor. Da plötzlich entdeckte das kleine gebeugte Männlein, dessen Haar zu schon viel zu früh ergraute, ein Paar Schuhspitzen, die aus dem Wasser ragten. Er schimpfte sich einen alten Spinner, kniff die Augen zusammen, so dass sich sein verhärmtes Gesicht in eine faltige Grimasse verwandelte, und sah nun auch die Kleider, die seelenruhig in der Strömung wallten. Erst als der Körper nur noch wenige Meter von ihm entfernt war, fiel sein Blick auf das unförmige, käsige Gesicht, aus dem zwei leblose Augen wie trübe Perlen quollen. Lauser wandte sich ab und erklomm hastig die Treppe zur Uferpromenade. Oben angekommen wagte er noch einmal einen Blick über die Schulter und stellte verdattert fest, dass der Körper schon einige Meter weiter stromabwärts war. Er stürzte die Stufen wieder hinunter, nahm drei aufs Mal, kam mit rudernden Armen auf dem schmalen Weg zum stehen, der einen halben Meter über dem Wasserspiegel angelegt war, und nahm die Verfolgung auf. Halb gehend, halb rennend hielt er mit der Leiche Schritt, die bloss einige Schritte vom Ufer entfernt dahintrieb. Lauser hatte Mühe seine Gedanken zu ordnen. Besoffen war er zwar nicht mehr, aber der Alkohol hatte eine grässliche Trägheit hinterlassen. Fast waren die Ruderboote schon zu nahe, als ihm dämmerte, dass mit ihnen vielleicht etwas anzufangen war. Er erhöhte sein Tempo, riss an der Kette, an der in einer Reihe vier Boote festgemacht waren, und noch während sie ihm entgegenglitten, sprang er beherzt ins ufernahste. Doch darin befand sich kein Paddel, mit dem er den Toten hätte aufhalten können. Natürlich nicht. Die Leiche schickte sich an zwischen seinem und dem nächsten Boot hindurchzuschwimmen. Ein paar Augenblicke nur stand Lauser dämlich stierend da, dann packte er entschlossen die Kette und hob sie soweit aus dem Wasser, dass sie dem leblosen Körper ein Hinderniss bot. Tatsächlich verfing sich die linke Schulter darin, Lauser spürte den Zug in seinen Händen, doch die Leiche wandte sich nur unbeeindruckt von ihrem Retter ab und drehte sich auf den Rücken. Einige Luftblasen lösten sich bei dieser Bewegung aus der Gegend ihres Gesässes und stiegen sprudelnd an die Luft. Dann rutschte der Körper ohne weitere Komplikationen unter der Kette weg. Ein leichtes Winden bliess Lauser einen Geruch in die Nase, der ihn schier aus den Socken haute. Mit einer Hand vor Nase und Mund, blickte er seiner Beute nach. Es war zum Verrücktwerden! Der Sprung zurück aufs Land gelang weniger gut als der ins Boot hinein. Mit aufgeschlagenen Händen und Ellbogen stützte er sich auf dem Weg ab, während seine Beine hilflos im Wasser strampelten. Es dauerte dutzende Sekunden, bis er völlig ausser Atem wieder ganz auf dem Trockenen lag. Von der Leiche war nichts mehr zu sehen, sie war ein gutes Stück weitergekommen und ihre verräterischen Schuhspitzen zeigten jetzt ja nach unten. Nach einer gehumpelten Minute hatte er sie wieder gesichtet und wenig später sah er, wie sie mit der Schulter gegen den Pfahl eines Holzsteges stiess, sich zur Seite drehte und mit den Füssen auf eine weitere Stütze traf. Lauser grunzte fröhlich und betrat den Steg. Doch da ging ihm auch schon auf, dass er noch immer nichts hatte, um die Leiche anzubinden und dass sie sich von diesem Steg wohl nicht allzu lange aufhalten lassen würde. Fluchend legte er sich auf den Boden und streckte die Hände nach unten. Der Stoff, den er in seine Hände bekam, war ekelhaft glitschig und grausig kalt. Er stiess sich mit den Knien seitwärts ab und half ausserdem mit einer kreisenden Bewegung seiner Brust nach und kam so schliesslich mitsamt der Leiche ans Ufer. Nun folgten viele lange verzweifelte Versuche die Leiche den steilen halben Meter hinauf auf den Weg zu rollen, doch nichtmal Lausers Fluchen half. Mit einem langgezogenen Seufzer liess er sich schliesslich ins Wasser hinunter, die Hände noch immer in die Kleider der Leiche verkrallt. Nun konnte er von unten stossen, was auch verdammt anstrengend war, doch es funktionierte. Völlig erschöpft, tropfnass und nüchtern wie schon seit Wochen nicht mehr machte sich Lauser schliesslich auf den Heimweg. Nur noch nach Hause! Auf den Gedanken, die Polizei von einer Telefonzelle aus anzurufen, kam er weiss Gott nicht mehr.
Eine plötzliche Stille umgibt mich. Das Miles-Album ist zuende und ich war so versunken, dass ich mich nichtmal darüber ärgerte am Ende zweimal dasselbe Stück gehört zu haben. "Flamenco Sketches" im Original und dann noch als "alternate take" am Ende der CD-Veröffentlichung von Columbia. Ich mache irgend was anderes an und beende meinen kleinen Spaziergang. Seltsam, dass mir heute diese alte Geschichte wieder einfällt. Sie hat mich nie wirklich beschäftigt, obwohl ich damals direkt darin verwickelt war. Die Küchenuhr zeigt ungefähr halb sieben an, doch das ist mir gleich, ich gehe jetzt zu Bett. Keine kryptischen Signale diesmal von meinem schwierigen Fuss. Bevor ich einschlafe, stelle ich mir vor, wie Fritz Lausers Gespräch mit der Polizei verlief.
Lauser fiel es nicht im Traum ein, die Notrufnummer zu benützen. Die würden ihn ja doch nur auslachen. Nein, er würde seinem alten Freund Olaf Könnemann telefonieren, der war bei der Mordkommission. Olaf würde ihn zwar auch auslachen, aber von einem Freund wollte sich's Lauser gefallen lassen.
"Könnemann!" Der bemüht korrekte Ton liess erahnen, dass Könnemann damit rechnete einen Vorgesetzten an der Leitung zu haben. Wer sollte ihn auch sonst so froh anläuten? An einem Sonntag!
"Grüss dich, Olaf. Hier ist der Fritz."
"Mein Gott, Fritz, was ist los?"
"Du, ich habe grad' eine Leich' aus dem Rhein gefischt. Bei dem Elmer seiner Bäckerei."
"Eine Leiche? Aus dem Rhein? Fritz, hast gesoffen?"
"Ja, aber ich bin so nüchtern wie... wie... Na ich bin eben nüchtern. Bin ja nass von Kopf bis Fuss!"
"Bist du krank? Fritz, hast du Fieber? Soll ich vorbeikommen, brauchst du was?
"Nein, du Hornochse! Zum Elmer sollst, dort liegt 'ne Leich' am Fluss!"
"Na dann komm' ich eben zum Elmer. Ich spendier dir Kaffee und Frühstück und du sagst mir was du hast."
"Kaffe! Frühstück! Kannst mir heut' abend ein Bier spendiern. Beim Elmer kriegst zu tun, das sag ich dir!"
Lauser hängt auf und beginnt sich umzuziehen. Der Ärger in seiner Stimme war nur gespielt, er fühlte sich wichtig und das tat ihm gut.
Es war bald halb sechs, als Lauser wieder bei der Leiche angelangte. Der Anblick grauste ihn und er schüttelte brummelnd den Kopf... Er hatte sie ja sogar angefasst, richtig zugepackt hatte er! War Könnemann noch immer nicht da? Doch da kam dieser auch schon aus der Bäckerei gestürmt. Er bewegte seinen massigen Körper, der in einer etwas engen Polizeiuniform steckte, federnd und leichtfüssig. Sein Gesicht sah verwischt und aufgedunsen aus und die Äuglein, die Lauser fixierten, flackerten erregt.
"Aber Fritz, der Mann ist ja mausetot!" Es klang wie ein Vorwurf.
"Mhmhhh." Lauser nickte befriedigt.
"Furchtbar, furchtbar! Eine Wasserleiche, hier in unserem schönen Städtchen!"
"Na, na! Der kam ja von da oben. Was könn'n wir dafür, was den Rhein 'nunter kommt?" Lauser gestikulierte, zeigte stromaufwärts und kam sich offensichtlich sehr weise vor. Der Leiche hatte er den Rücken zugekehrt, auch in Gedanken. Der alte Freund hielt ihn für krank? Für einen schwätzenden Säufer? Dem würde er es schon zeigen, hatte es schon gezeigt!
Plötzlich war der frühmorgendliche Frieden dahin: es wimmelte nur so von Polizisten, denen Könnemann aus der Bäckerei telefoniert hatte. Während die Leiche für den Transport ins gerichtsmedizinische Institut abgefertigt wurde, schnatterte alles durcheinander, stellte sich Frage um Frage, bloss Lauser wurde ignoriert und maximal beiseite geschoben. Schliesslich machte sich der ganze Haufen aus dem Staub, Könnemann ging selbstverständlich mit aufs Gerichtsmedizinische und Lauser ging nach Hause, sich ausschlafen.

taraia
19.05.2006, 15:22
Ich glaube der erste Teil deiner Geschichte ist mir etwas zu autobiographisch, da bleibt mir zu wenig Platz mir alles selbst vorzustellen, weil ich automatisch auf bekanntes zurückgreife.
Vielleicht hat sich auch einfach die Stimmung gut genug übertragen, dann wäre es ja ein recht gelungener Effekt ;)

Trotzdem gefällt mir die Geschichte besser in dem Moment, wo sich das ganze nach draußen verlagert. Die Verwebungen des Rahmens mit Lausers Erlebnissen liest sich für mich recht gelungen.

Manche Fomulierungen gefallen mir nicht so besonders gut - "kühle Riesenschlange" oder "jemandem telefonieren" zum Beispiel. Dafür habe ich bei "Und jetzt fängt mein Fuss wieder an zu tun, was auch immer er tut" gelacht, das einzige mal beim ganzen lesen eigentlich. (ich wollts nur erwähnen, ich weiß nicht, ob das toll oder doof ist^^)

Bin ja mal gespannt wie es weiter geht, wenn es weiter geht, denn eigentlich fänd ich auch das Ende des ersten Teils als ganzes Ende in Ordnung.

Lonegunman81
22.05.2006, 21:31
Sehr interessant! :D
Irgendwie zwei Geschichten in einer.
Der Erzähler, der aufgrund seiner früheren Verletzung nächtliche Spaziergänge am Fluß unternimmt, gerade so als würde ihn sein Bein in Erinnerung an das Geschehen dorthin ziehen. Und die Geschichte dieses Erzählers, die mir wie eine Episode "Der Bulle von Tölz" vorkam! ;) Nur ohne den Bullen! ^^ Dafür mit Lauser, bei dem ich mich totlachen mußte, wie bemüht er wirkt die Leiche zu bergen, herrlich, als wär es ein großer Fisch für zuhause!
Das Telefongespräch muss irgendwann mal stattgefunden haben, oder? Es wirkt extrem authentisch! :D

Naja, weniger anfangen kann ich mit den Musikbeschreibungen, kenne den Kram nicht und irgendwie wirkt es auch künstlich reingequetscht. Würd das weglassen.
Die Sprache find ich größtenteils gut bis auf einige wenige stellen die etwas unpassend klangen weil sie so gehoben ausgedrückt waren.
Und bei der Stelle mit der wunde am Fuß dachte ich erst die Sache wird zur Horrorstory und dem Kind wäre ein Maul gewachsen! :D
Also, sehr schön, mir fehlt am Ende aber irgendwas, so kanns nicht aufhören, denn jetzt will ich wissen was der Erzähler denn erlebt! Wer ist er? Wohin will er? Was ist seine Geschichte? ;)
Mach mal weiter!

M-P
22.05.2006, 22:01
find ich gut. ich bin scheisse in langen begründungen, ich finds einfach als gesamtbild gut, meinetwegen musst du da nichts verändern. ich mag's so wie es ist, ey.