*hust* *hust* es steht dir frei folgendes zusammenzukürzen und Teile zu löschen soviel du willst... Sind eigentlich nur die ersten 3 Kapitel einer etwas sehr langen Geschichte, die ich aber nie weitergeschrieben habe, und ziemlich viele Abschnitte darin werden deshalb wohl kaum wirklich Sinn ergeben... Habs mir jetzt nicht extra durchgelesen, das Ende wäre dann wohl wirklich "Ich habe keine Zeit mehr" oder herausgerissene Seiten...
Der Titel wäre Ursprunglich "Emmanuelle" gewesen... aber da dieser Charakter noch gar nicht vorkommt wäre es wiedersinnig, also eher so ein Titel wie "Von Atemluft und Sonnenlicht" allerdings ergibt auch dieser ohne nähere Charakterisierung wenig Sinn... Egal, viele Titel machen keinen Sinn xD
„Wie viel, Weib?“
„Kein Geld, Sir.“
„Brot?
„Einen Laib.“
„Billig… Wie deine Leistung?“
„Natürlich nicht, Sir.“
Die beiden düsteren Gestalten schlichen durch das Dunkel der Nacht von dannen. Ein säuselnder Wind trug die Glockenschläge der Kathedrale selbst in jene verwinkelten Gassen, in denen die Graugekleideten Unbekannten miteinander gesprochen hatten. Dong, Dong, siebenmal konnte man das dumpfe Geräusch zunächst zählen. In einem kleinen, alten Haus nur wenige Schritte weiter wurde von einer Frau eine Kerze entzündet. Die Glocken verstummten nun, es war zwölf Uhr, Mitternacht. Durch die Stille nach dem Kirchengeläut hörte man in dem Haus Stoff zerreißen, dem folgte ein leises Quietschen. Dieses wurde immer lauter und bald setzte das leise Wimmern einer Frau ein. Das Quietschen endete, und alsbald wurde die Tür geöffnet. Die größere der Gestalten entfernte sich nun rasch. Als sie auf die Hauptstrasse einbog konnte im schwachen Schein des Mondes flüchtig ihr Gesicht ausgemacht werden. Es war ein Mann, dessen Antlitz auf zirka 35 Lenze schließen ließ. Es war sehr Ernst und die Augen glitzerten, nach Blut dürstend, als wäre er fest entschlossen dem nächsten der das Pech hatte ihm zu begegnen das Herz herauszureißen oder ihm die Haut vom lebendigen Körper abzuziehen. Sein Mund jedoch sah so aus, dass man meinen könnte er sei überaus erleichtert und rundum zufrieden, es wirkte, als hätte er sich soeben einer schweren Last befreit, die er schon zu lange mit sich herumschleppen musste.
Der sanfte Wind strich über die Flamme und ließ sie flackern. Das Kerzenlicht rang um Luft und es war, als ob es versuchte durch tänzelnde Bewegungen der leichten Böe zu entgehen. Vom Bett her kam ein leises Weinen, die zweite Gestalt war eingeschlafen, einen großen Laib Brot mit beiden Händen umschlungen. Nach wenigen Minuten des Ringens verlor das Wärmeausstrahlende Licht den Kampf gegen die Düsternis. Die Schwärze verhinderte, dass man die Geisterähnliche Rauchfahne sah, die vom Docht empor fuhr wie die Seele aus einem ersterbenden Körper. Für einen Augenblick ließ ein Glühen im Docht sogar noch den Gedanken aufkommen, er könnte sich wieder entzünden, das Feuer neu entfacht von demselben Wind, der es zuvor noch zu löschen drohte. Doch das Glühen verschwand, und mit ihm die Hoffnung.
Dong! Der Schall der gewaltigen Glocken wanderte durch jede Gasse und drang in jeden Winkel der Stadt ein, nichts ungewöhnliches für ihre Bewohner, doch diesmal war der Klang der Glocken ein Anderer, obwohl es der selbe war; Er war leise und doch kaum zu überhören, dumpf, doch so schrill das es in den Ohren hätte schmerzen müssen; Es war das Geläut einer Hochzeit zugleich mit dem eines Begräbnisses, doch: Keiner schien es zu merken! Nur ein Säugling erwachte in einer kleinen Behausung und begann, seiner Mutter gleich, zu Weinen. Die Mutter erhob sich von ihrem Schlafgemach um zärtlich schützend die Arme um ihr Kind zu legen und trocknete ihre eigenen Tränen. Sie machte ihre Brust frei und begann mit einem leisen, traurigen Gesang das Baby zu stillen.
„Die Sonne versinkt am Horizont, der Mond erhebt sich an ihrer statt,
Und mit dem Licht des Mondes fällt auch der Schlaf über die Stadt.
Er bleibt, und lässt sich nicht vertreiben,
Nur die Sonne vermag zu vermeiden
Dass die Stadt für immer im Schlafe verweilt,
Kein Vieh mehr schreit, keine Wunde verheilt,
Kein Arbeiter seinen Lohn erwirbt,
Und keiner mehr lebt, da keiner stirbt.
Doch sollte die Sonne einst nicht wiederkehren,
Wird sich das Dunkel in der Welt vermehren,
Der Schlaf wird kommen, für immer bleiben,
Bis der Sonne Kind ihn wird vertreiben.“
Über ein halbes Jahr verstrich nach diesen Ereignissen, bis zu nächtlicher Stunde die Tür zu jener Behausung aufgebrochen wurde. Eine Schar Männer, gekleidet in braunen Kutten aus grobem Gewebe , hastete in das Gebäude. Im selben Augenblick begann ein Neugeborenes, welches in den Armen seiner Mutter lag, lauthals zu schreien. Die Frau war in kürzester Zeit umringt von den Eingedrungenen, so dass sie an entfliehen nicht einmal mehr denken konnte. Ihren Leib in eine Ecke des Raumes gedrängt stand sie in gebückter Haltung da, während ihre verzweifelten Blicke von Einem zum Anderem strichen. Doch die Gesichter der Männer blieben hinter grotesken, weinroten Masken verborgen, unmöglich zu identifizieren.
„Was… Was wollt ihr?“
Die Worte der Frau verließen nur langsam ihren Mund, zittrig waren sie, und die Angst in ihnen glaubte man spüren zu können, doch die Maskierten schienen Taub, sie erwiderten nichts.
„Seid ihr… von der Sekte? Himmel, Nein!“
Ihre Erkenntnis ließ einen markerschütternden Schrei aus ihr hochfahren, doch war dieser nicht laut genug, um nicht von den nahezu zeitgleich einsetzenden Glockentönen der Kathedrale verschlungen und somit jedweder Ohr entzogen zu werden. Nahe der Hysterie hielt die Frau ihren Knaben so fest umschlungen, dass ihm fast die Luft geraubt wurde, und kreischte Harpyenähnlich, wie von Sinnen Unverständliches.
„Weib! Her mit dem Kleinen!“
Eine Schneise entstand in den Reihen der Maskierten, durch welche rasch und auf stolzen Schritten der scheinbare Anführer glitt, hinter güldener Maske und schimmernde, in grün und violett gehaltene Gewänder tragend.
„Her mit dem Balg!“
Wiederholte er mit scharfer Zunge, nachdem er vor der Frau zu stehen kam. Doch diese machte nicht die geringsten Anstalten ihm das Kind zu übergeben.
„N-nein! Nicht mein Kind!“
Erzürnt über ihren Ungehorsam riss er sich die Maske vom Kopf, unter der ein völlig verblichenes, weißes Antlitz zum Vorschein kam. Jedoch nur ein Halbes, denn wo das rechte Auge sowie die Nase erwartet wurde, klaffte bloß ein tiefes, schwarzes Loch, als ob es verfäule. Der Mann zog ein nahezu gewichtloses Kurzschwert aus dessen Scheide, und setzte zu einem Hieb an. Seine Klinge fuhr bis ein, zwei Finger oberhalb der jungen Mutter nieder und schwebte dort
„Das KIND! Gib es mir!“
Die Frau erstarrte in ihrer Angst, während sich unter ihren Füßen eine stinkende Lache bildete. Die Furcht verbot ihr die Sprache, und so bewegte sie stattdessen den Kopf von der einen zur anderen Seite. Doch da erwachte ihr zweites Kind und begann so gleich zu flennen. Ihr Gegenüber nutzte ihre dadurch entstandene Unachtsamkeit aus, um sein Schwert halb zu drehen und mit dessen Breitseite zuzuschlagen – die Frau ging ohne Bewusstsein zu Boden.
Des Morgens erwachte sie in ihrer Schlafstelle und war überaus erleichtert, es war wohl nur wieder dieser Traum gewesen, der sie bereits seit ihr Sohn das Licht der Welt erblickte nicht mehr Ruhen ließ. Sie ging zum Bettchen ihres Sohnes, um durch seinen Anblick wieder Kraft zu schöpfen.
Doch zu dieser Stund merkte sie: Es war kein Traum! Ihr Sohn war weg. Fort von hier! Abhanden gekommen! Dahin! Auf und davon – Nein, so konnte sie die gesamte Tragweite nicht erfassen, denn fort sein war nicht so schlimm, doch er war nicht mehr da! Und dieses nicht mehr da sein war Schlimm. Sie fiel in Ohnmacht.
Unruhe brach zwischen den Reihen der Männer aus. Der Hohepriester, wie immer in der violett-grünlich schimmernden Kutte gekleidet und hinter seiner güldenen Maske verborgen, segnete die völlig entblößte, an einem steinernen Podest angebundene Jungfrau mit einer schwarzen, stinkenden Flüssigkeit, während eine Schar Pastoren einen gregorianischen Choral zum Besten gaben, der durch das Echo, welches die kalten Steinmauern der verwinkelten Katakombengänge zurückwarfen, vielfach verstärkt wurde, so dass es sich ganz so anhörte als sei die gesamte Stadt diese Nacht im Untergrund versammelt, um dem Spektakel beizuwohnen.
Drei Gestalten schritten im Rhythmus der feierlichen Musik langsam auf den Hohepriester zu, jede von einem anderen der drei Haupteingänge des düsteren Grabraumes. Alle Drei trugen sie gelblich-grüne, giftig aussehende Kutten, deren Kapuzen einen Großteil der Gesichter in Schatten hüllten. Sichtbar waren jedoch die Münder aller Drei, und wenn man genauer hinsah konnte man erkennen, das die Lippen fest zusammengepresst wurden, ein Indiz, das deutlich die Angespanntheit der Einzelnen zeigte. Durch einen ruhigen, langsamen Gang wurde diese zu verbergen versucht. Jeder der Drei trug auf einem mit beiden Händen fest umschlossenen tiefschwarzem Samtkissen je einen zeremoniellen Gegenstand vor sich her, die alle nacheinander von dem Hohepriester angenommen wurden.
Zunächst ergriff er einen Dolch mit einem weißen Griff, wahrscheinlich von Elfenbein, und einer schwarzen Klinge, in der goldene Lettern eingraviert waren. Am Griffende saß ein blauer Edelstein eingelassen, ob es ein Saphir oder etwas anderes, vielleicht sogar ein so seltener blauer Diamant war, das vermochte man im schwächlichen Lichtschein der entweihten Krypta nicht wahrzunehmen. Der dunkle Kleriker hob die Waffe zunächst mit ausgestreckten Armen in die Höhe, drehte sich einige Male um seine eigene Achse, so dass sie für jeden der Anwesenden sichtbar war, und sprach laut und deutlich eine Beschwörungsformel in fremder Sprache aus, bevor er seinen Arm wieder senkte. Anschließend setzte er den prunkvollen Dolch auf der rechten Brust der furchtsam blickenden Frau an, die dagegen jedoch nichts unternahm. Sie wusste sie würde nicht fliehen können. Langsam fuhr die scharfe Klinge über den vor Angstschweiß nassen, wohl geformten Körper, gerade so tief, dass das Blut hervorzuquellen vermochte, doch ohne dass es zu bleibenden Narben führen würde.
Der erste Schnitt führte von der rechten Brust quer über den Körper zur linken Seite, wo er auf Höhe des Bauchnabels endete. Dabei verfehlte er die Brustwarze nur um einen Fingerbreit. Der Leib zuckte zusammen, doch kam es zu keiner Gegenwehr. Der zweite Schnitt steuerte vom Knöchel des rechten Fußes aus die rechte Kniebeuge an, ein blutige Linie, die etwas tiefer war, klaffte am linken Oberschenkel, und zuletzt entstand noch eine Wunde, die, nachdem einige der Wächter die Maid herumgedreht hatten, über den Rücken die Wirbelsäule entlang bis zwischen die Beine führte. Anschließend wurde das zerschundene Mädchen dazu gezwungen, ihr eigenes Blut vom Messer zu lecken. Sie tat es widerstandslos.
Das zweite Samtkissen trug einen Krug gefüllt mit einer rotbraunen Salbe. Auch Dieser wurde den Männern dem Dolche gleich gezeigt und ebenfalls durch einen ähnlichen Spruch gesegnet. Der Priester begann, die Vertreterin des schönen Geschlechtes damit einzureiben, wobei sich das Mittel mit dem Blut vermischte. Es brannte offenbar fürchterlich, denn die Frau schrie aus voller Kehle als es die Wunden berührte, doch nur für einen Moment, dann wurde sie durch einige Hiebe wieder zum Schweigen gebracht. Von Kopf bis Fuß wurde sie gesalbt, wobei der lüsterne Kleriker bestimmte Stellen eindeutig bevorzugte. Das lange, pechschwarze Haar verklebte dabei. Die letzten Reste der Substanz musste sie sich wiederum einverleiben.
Der dritte Gegenstand, der dem Hohepriester dargebracht wurde, sorgte für Geraune unter denen, die der Zeremonie beiwohnten. Es handelte sich um eine etwa ein Dutzend Finger lange und drei Finger breite Röhre aus Glas, deren eines Ende spitz in ein Metallröhrchen von Haaresbreite überlief, während das andere Ende ein zwar verankerten, doch verschiebbaren Metallzylinder abschloss. In dem Glasrohr befand sich eine gelblich-durchsichtige Flüssigkeit, ähnlich Urin. Ein paar Worte in jener fremden Sprache und einige komplizierte Handbewegungen des dunklen Klerikers sollten wohl als Erklärung dienen, doch schien die Menge es nicht zu verstehen.
Der Hohepriester nahm das seltsamen zylindrische Instrument und stach mit der Spitze in den Hals der Jungfer, während er mit der anderen Hand die Metallhälfte tiefer in die Röhre schob, so dass die Flüssigkeit in den Körper der Frau gepumpt wurde. Als der Gottlose den Gegenstand wieder herauszog hielten die Wächter bereits einen weißen Stofffetzen bereit, den er ihr zur Stillung der Blutung über das Einstichloch band.
Es war wieder einer dieser Momente, die in ihrem Lärm verblassten und beängstigend Still wurden, als würde die Welt in einen tiefen und traumlosen Schlaf fallen. Die Überbringer der Zeremonieinstrumente kehrten dem Geschehnis den Rücken zu und schritten, immer noch vom gregorianischen Choral begleitet, auf die langen Gänge zu, durch die sie gekommen waren. Derjenige, der die Salbe überbracht hatte, sah noch einmal kurz zurück zu dem jungen Mädchen, das mit tränenerfüllten Augen seinen Blick erwiderte und Hilfe erflehte. Sie versuchte den dunklen Fleck unter der Kapuze zu durchbrechen, doch es war viel zu finster.
Im selben Moment begann sich die Decke zu bewegen, und schon im nächsten Augenblick brachen schwarze Klumpen von oben herab. Doch waren es keine Gesteinsbrocken, sondern eine Unzahl an Fledermäusen, die kreuz und quer durch den Raum schwirrten. Eines der Tiere flatterte so dicht über die nun sichtbar erschrockene Gestalt hinweg, dass deren Kapuze nach hinten rutschte und ein Gesicht freigab. Das Gesicht eines Jungens, kaum älter als 13 Jahre, doch mit der Mimik eines alten, erfahrenen Magiers. Besonders markant war eine kleine Narbe direkt unterhalb des linken Auge, die wie eine Träne geformt war.
Doch zu schnell zog er die Kapuze wieder hoch, als dass man mehr hätte ausmachen können, und so schnell wie er gekommen war, war der Schwarm der geflügelten Tiere auch wieder durch alle Gänge entwichen, so wie auch der Junge. Der Fledermausschwarm unterbrach die Feier nur kurz, und noch von weitem konnte man die Stimmen der singenden Pastoren und die beschwörenden Worte des Hohenpriesters hören, manchmal auch die Schreie einer jungen Frau.
Die Zeremonie war immer noch in vollem Gange. Der Junge mit der Narbe hatte sich umgezogen und trug nun seine alte braune Kutte, abgewetzt und durchlöchert, die wohl schon seit Jahren von Hand zu Hand weitergereicht und getragen wurde. Müde setzte er sich in den Strohhaufen, der ihm schon seit jeher als Schlafstätte diente. Er war in dem ihm zugesprochenen Raum, einer kleinen Kammer an einem Seitengang gelegen, in der gerade so viel Platz vorhanden war um, den Umständen entsprechend, bequem schlafen zu können. Tür gab es keine, doch wäre diese ohnehin nutzlos, denn hier unten konnte man alles hören- und doch nichts, wenn man nicht aufpasste, denn die Stimmen wurden an allen Ecken und Enden reflektiert, so dass jedes Wort in jedem der verschlungenen Gänge des unterirdischen Labyrinths gehört werden konnte.
„Na ihr Ratten?“, Begann der Junge, “Gibt’s was Neues das ihr mir erzählen könnt?“ Für einen Moment rührte er sich nicht als würde er ernsthaft eine Antwort erwarten. Dann beugte er sich leicht zu ihnen vor und setzte leiser fort: „Hätte mich auch gewundert, wenn ihr einmal etwas Neues wissen würdet.“ Der Bursche drehte sein rechtes Ohr in Richtung Ratten und lauschte ihnen. „Wie mein Tag war? Nun, ich bin froh dass ich’s hinter mir habe, ihr wisst ja, für mich war es die erste Zeremonie dieser Art heute, und da war ich schon etwas angespannt… Aber ansonsten gibt es nicht viel zu erzählen. Wie? Vor euch kann man aber auch nichts verbergen, ja, es war noch was. Dieses Mädchen das in zwei Tagen geopfert werden soll... Ich weiß nicht, irgendwie hab ich das Gefühl das das nicht richtig ist. Ja, natürlich weiß ich was sie sagen aber ich… Ich möchte nicht dass sie stirbt! Und sie will es sicherlich auch nicht… Ich weiß nicht… Was ratet ihr mir?“ Der Junge starrte wie gebannt auf die zwei fetten Ratten, die vor seinen Füssen nach Futter suchten, doch außer ein paar Quiekern wollten und wollten sie nichts antworten.
„Na klar, sonst plappert ihr immer wie ein Wasserfall, aber kaum stellt man euch eine ernste Frage stellt ihr euch dumm! Pah, ihr seid echt zu nichts zu gebrauchen, aber ich weiß auch so was ich tun werde, ohne euere Hilfe! Ach, auf einmal seid ihr wieder ganz lieb und wollt wissen was ich zu tun gedenke? Das ist mal wieder so typisch! Aber ich will mal nicht so sein: Ich werde zu ihr gehen. Ich werde zu ihr gehen sobald die Festlichkeiten vorbei sind, und dann werde ich mit ihr reden. Verrät das aber keinem, verstanden? Sonst sag ich euch nie wieder etwas, und wenn ihr noch so bettelt!“ Die Ratten verschwanden durch ihre Schlupflöcher und ließen ihn allein zurück, woraufhin er sich hinlegte. Dabei fiel sein Blick auf eine Raupe im Stroh mit der er sogleich ein Gespräch begann, über welches er einschlief.
Währenddessen wurde die Jungfrau weiter zur Belustigung der Zuschauer gequält, indem der dunkle Kleriker ihr ein glühendes Metallstück gegen Bauch und Brust rammte während sie sich vor Schmerzen die Seele aus dem Leib schrie.
>>Warum Quält ihr mich so sehr? Nun macht schon, bringt’s endlich hinter euch! Ahh… diese Schmerzen. Warum tut ihr das bloß? Am Ende tötet ihr mich ja doch. Ohh… Sollte ich lebend hier rauskommen greif ich nie wieder eine Fackel an! Bastarde! Uhh… Ich halte das einfach nicht mehr aus!<<
Sie fiel in ein komplett traumloses Koma, und im selben Moment in dem ihr Folterknecht dies bemerkte gab er Befehl die Fesseln zu verstärken. Einige der Kuttenträger, die zuvor bewegungslos im Raum standen und eine Art Wache bildeten, traten näher an den Altar heran, jeder den Strick, der dazu gedacht war die Kleidung halten, in den Händen. Sie begannen die Seile um die Gelenke des Mädchens zu binden, während der Hohepriester den Raum verließ, woraufhin auch all die Schaulustigen durch die vielen Gänge in die verschiedensten Richtungen davon strömten. Bald darauf waren nur mehr Fetzen entfernter Gespräche zu vernehmen, und die Geräusche der Nacht, die sich von der Oberfläche ihren Weg durch den Pflasterstein bahnten.
„Wach auf.“
Sanft wurde an ihrer Schulter gerüttelt.
„Wach auf, ich möchte mit dir sprechen.“
Benommen öffnete sie halb ihre Augen, sah zunächst allerdings nur verschwommene bräunliche Schemen. „Bin ich… bin ich tot?“ fragte sie ängstlich, und eine ruhige, sanfte Stimme antwortete: „Nein. Nein du bist nicht tot. Bestimmt nicht.“ Ihre Augen weiteten sich, als ob sie jeden Moment in Freudentränen ausbrechen würde, und ihre Lippen formten deutlich ein erleichtertes Lächeln. „Dann… war das alles nur ein Traum? Ein Alptraum?“ fragte sie in einem ungläubigen Ton, und schon im nächsten Moment begannen die Worte aus ihr herauszusprudeln wie das Wasser aus einem gebrochenen Damm, unaufhaltsam. „Oh Gott, es war so schrecklich… Ich war nackt und… und angekettet und… und überall diese Männer und… und man hat mich eingeschmiert mit irgendeinem Zeugs, von Kopf bis Fuß!“ Sie hielt inne als sie die Schmerzen, die nun zurück kehrten zu spüren begann und sie wieder klarer sehen konnte. Sie blickte in ein von Mitleid getränktes Gesicht das zu einem zirka 13 Jahre alten Jungen gehörte. Unter seinem linken Auge befand sich eine tränenförmige Narbe.
„Es war kein Traum, nicht war?“
Man konnte deutlich die Verzweiflung in den verhältnismäßig ruhig gesprochenen Worten erkennen. Sie versuchte kurz aufzustehen, musste aber feststellen dass sie zu fest angebunden war um auch nur den Kopf hoch zu bekommen. Voller Furcht vor dem Anblick, der sie erwarten würde senkte sie die Augen um ihrem Leib entlang zu sehen. Der Junge schüttelte leicht den Kopf mit den Worten „Nein war es nicht.“, während er ihrem Blick über den zerschundenen Körper folgte. „Bist du gekommen um mich weiter zu quälen?“ Sie begann bei dem Anblick der Wunden, die als Andenken an die Grausamkeiten des Hohepriesters geblieben waren bitterlich zu weinen. „Nein. Ich bin nicht hier um dir wehzutun. Ich möchte dir nur helfen und mit dir reden.“
Sie weint immer noch, hatte sich aber so weit zusammen das sie ihm eine zittrige Antwort geben konnte. „Wenn du mir helfen willst dann binde mich hier los.“ Sie blickte ihn mit einem Ausdruck völliger Hilflosigkeit an, er jedoch setzte sich neben sie auf den Altar. Bedauernd begann er: „Ich darf nicht. Das verbietet mir der Orden. Ich habe mich bereits über die Regeln hinweggesetzt indem ich überhaupt hergekommen bin.“ Nach einem kurzem, kaum hörbaren Seufzer fuhr er fort: „Ich muss erst mit dir reden damit ich mir im klaren darüber werden kann was zu tun ist.“
„Ich liege hier nackt und gefesselt auf einem Altar, auf dem ich bald sterben werde und du möchtest reden?“ Während sie sprach wurde sie immer schneller und zorniger. „Hörst du mir zu? Kannst du dir überhaupt vorstellen wie man sich in so einer Situation vorkommt? Geschunden und Gedemütigt, wie ich bin?“ Sie brüllte ihn an wie eine Furie, alle Hilflosigkeit war aus ihrem Ausdruck entschwunden. Dafür aber begann sie sich in ihm breit zu machen. „Nein, ich weiß es nicht! Ich habe keine Ahnung! Woher sollte ich das auch wissen?“ Sie zögerte kurz, denn sie hatte nicht mit solch einem Gefühlsausbruch gerechnet. Dann aber murmelte sie mehr zu sich selbst als zu ihm: „Ja, woher auch…“
Eine Ratte huschte mit einem alten Apfelstück im Maul über den Boden quer durch den Raum, wurde jedoch an der Mauer von einem Artgenossen aufgehalten. Ein heftiger Kampf um die kostbare Nahrung entbrannte, in dem bald noch weitere Nager verwickelt wurden. Schließlich konnte eine besonders große Ratte das verfaulte Obst für sich gewinnen, mit dem sie sogleich davonzulaufen versuchte. Doch sie war nicht schnell genug, denn dasjenige Tier, das den Apfel zuerst besaß, holte sie ein, schnappte ihr den Leckerbissen aus dem Maul und schlüpfte durch ein Loch in den Boden. Ein Schub hungriger Fellknäuel folgte.
„Warum tut ihr mir das an?“
Sie erhoffte sich nicht wirklich eine Antwort auf ihre Frage, aber das Schweigen ist ihr unerträglich geworden. Nachdenklich blickte er an die Decke, als ob er dort die Antwort finden könnte. „Ich weiß es nicht sicher…“, begann er nach kurzem überlegen. „Das Ziel unserer Gemeinschaft ist es, den perfekten Menschen zu schaffen. Ich denke, du sollst als Opfer für einen der Götter dienen. Sæpatus vielleicht, oder auch Lætiata, unserer Fruchtbarkeitsgöttin.“ Er senkte seinen Blick nun wieder. „Deshalb darf ich dich auch nicht befreien. Du bist wichtig für unser Vorhaben. Vielleicht bist gerade du das Opfer, das über Erfolg oder Niederlage entscheidet, verstehst du?“ Ein fragender Blick durchbohrte sie, ohne das er es zu merken schien. „Den perfekten Menschen? Das sind doch nur Wunschträume! Der Mensch ist nicht perfekt. Wäre ein Mensch perfekt, dann wäre es kein Mensch, sondern ein… ein…“ „Ein höheres Wesen?“ schlug der Junge vor, und sie erwiderte: „Ein höheres Wesen, ja. Ein Gott!“
Er stand auf und ging strebsam im Raum auf und ab während er laut seine Meinung kundtat. „Und warum sollte die Welt von morgen nicht von Göttern bewohnt werden? Was spricht dagegen? Alles entwickelt sich. Sieh dich doch um! Merkst du nicht wie sich alles verändert? Wie sah die Stadt vor fünf Jahren aus? Sicher nicht so wie heute. Sie verändert sich! Alles verändert sich! Und dank uns wird sich auch der Mensch verändern!“
Er beendete seinen Vortrag als er merkte, wie wenig sie sich mit dem Gedanken anfreunden konnte, dafür geopfert zu werden. „Willst du nicht an diesem großartigen Projekt mitwirken? Willst nicht auch du die Welt von morgen mitgestalten?“, fragte er, nachdem er sich wieder auf dem kalten Steinsockel Platz genommen hatte, mit einer nie zuvor da gewesenen Begeisterung.
„Nein! Ich will nicht sterben! Macht doch euren Supermenschen wenn ihr wollt aber lasst mich da raus! Ich will nicht sterben, für gar nichts, ich kann auch gut als Mensch leben und brauche kein Gott zu sein! Ich werde mich für gar nichts opfern lassen, weder für euch noch für die Welt noch für die Götter! Ich will… ich muss leben, denn das Leben… mein Leben ist zu wertvoll, um es für irgendetwas herzugeben, denn es gibt nichts wertvolleres!“ Kühl und abweisend hakte er nach: „Bist du davon wirklich überzeugt? Unabbringbar?“, und eben so kühl kam die Antwort: „Ja das bin ich! Für nichts werde ich jemals mein Leben lassen.“
In der linken Hand des Jungen blinkte ein Dolch auf, den er in einer Falte seines Gewandes versteckt hatte und nun drohend hochhielt, den Arm angespannt und bereit, jederzeit zuzustechen. Das Mädchen schloss die Augen und betete in Gedanken bereits ihr letztes Gebet, den Körper vor Angst angespannt und steif wie ein Brett. Die Klinge blitzte noch ein letztes Mal auf, bevor sie mit gewaltiger Kraft niederfuhr. Man hörte wie das Messer etwas durchtrennte. Gleich darauf fuhr der Dolch ein zweites Mal hinab und durchtrennte wieder etwas, diesmal ließ der Klang keinen Zweifel zu: Es musste sich um etwas Faseriges gehandelt haben. Noch zweimal glitt die scharfe Klinge durch die Fasern, dann erhob sich der Junge und drehte sich von ihrem bewegungslosen Körper weg. Er begann zu weinen, wie er es schon seit Jahren nicht mehr getan hatte.
Sie wagte nicht die Augen zu öffnen. Schützend legte sie ihre Arme über den Kopf, einen Hieb erwartend. Doch er kam nicht. Sie öffnete die Augen und blickte sich verwundert um. Immer noch lag sie auf einer steinernen Erhebung im inneren einer Gruft. Erst nach Sekunden bemerkte sie, dass sich ihre Fesseln gelöst hatten. Sie stand auf und stellte sich hinter den weinenden Jungen, der sich inzwischen niedergekniet hatte. Immer noch nicht ganz verstehend, jedoch zutiefst
Erleichtert fragte sie: „Warum weinst du?“, doch sie bekam zunächst keine Antwort. Erst als sie sich wiederholte wimmerte er leise: „Bitte, geh jetzt. Du willst doch unbedingt leben also geh und lebe. Ich werde hier meine Strafe erwarten…“ Sie kniete sich zu ihm hinab, doch im selben Moment stand er auf und trat einen Schritt zur Seite. „Welche Strafe erwartet dich, weil du mich befreit hast?“ Er weinte nur noch mehr, und von einem Tränenstrom wurden alle seine weiteren Worte hervorgeschwemmt: „Die Verbannung… das Exil!“ „Wohin wirst du verbannt? In welches Exil?“ Man konnte an der Stimme deutlich erkennen dass sie sich Sorgen um ihn machte. „Das Exil von dieser Welt!“ Er brach zusammen und wandelte sich in ein Häuflein Elend. Das Exil von dieser Welt. Sie wusste um die Bedeutung dieser Worte, und ihr wurde nun auch klar, wie dumm sie doch war. Für nichts wollte sie ihr Leben geben. Auch nicht für ihre Freunde? Dieser Junge hatte es eben getan, trotz seiner Überzeugung hatte er sein Leben gegeben, um das ihre zu retten. „Es tut mir leid…“, begann sie, wusste aber nicht weiter. Statt weiterzureden packte sie ihn deshalb an beiden Schultern und drehte ihn zu sich um. Sie blickte nun direkt in seine nassen Augen. „Bitte… vergib mir...“ sprach sie noch aus, alles Weitere bedeutete sie nur noch durch Mimik und Gestik. Sie nahm seine Hände in die ihren und hielt sie ganz fest. Während er noch nicht wusste wie ihm geschah, legte sie seine Hände auf ihre Brust und drückte ihn liebevoll an sich.
Zur selben Zeit legte ein alter Chinese die Steine seiner zwei Ch’i Ch’ae pans, von denen eines aus Jade, das andere aus Elfenbein bestand, voller Konzentration so zusammen, das sie Figuren ergaben. Es war die eigene Art des Asiaten, mit ihnen Vorhersagungen zu treffen. Zunächst bildete er einen Jungen Mann aus Elfenbein, der einer Jadefrau den Hof machte, indem er sich verneigte und ein Präsent in den Händen hielt. Sobald der Alte die Formen gesehen hatte, verwischte er die Steine auch schon wieder und machte sich daran, die nächsten Figuren zu legen. Er kannte tausende Bilder, die sich mit den Ch’i Ch’ae pans legen ließen, und anders als viele andere Meister auf diesem Gebiet legte er mit Mehreren zugleich. Die nächsten Figuren wurden langsam erkennbar, sie zeigten, dass die Person aus Jade auf dem Rücken lag, die Beine abgewinkelt, währen der Elfenbeinerne über ihr auf den Bauch lag. Ein leichtes Grinsen flog über das verrunzelte Gesicht des Chinesen, als er die Bedeutung erkannte. Er zerlegte die Figuren wieder und baute einen geflügelten Mann aus einem Gemisch beider Ch’i Ch’ae pans, wobei er jedoch rasch feststellte das eines der Spiele genügt hätte. Abwesend nahm er eine ältere Version aus ton, mit der er jemanden legte, der sich vor dem Geflügelten verbeugte. Und er nahm noch eines der Tongefertigten Spiele und wieder verbeugte sich die daraus entstandene Figur vor dem Mann mit Flügeln. Immer wieder nahm er eines seiner unzähligen Spiele und immer wieder war es dieselbe, gebückte Figur, solange bis er nichts mehr hatte, mit dem er legen hätte können. Er hetzte aus seiner Hütte in des grelle Licht der Nachmittagssonne und sprang zur Abkühlung in den Fluss der davor verlief, denn dieses Mal hatte ihn die Kraft des Ch’i Ch’ae pan überfordert.
„Wie lautet dein Name?“ fragte das Mädchen, deren Herz immer noch raste, den nun nackten Jungen, der, seine Kutte unter dem Arm tragend gerade darauf bedacht war unauffällig in seine Kammer zurückzukehren. Er drehte sich jedoch noch einmal um. „Ich hab keinen richtigen Namen, man nannte mich bisher immer nur Aër.“ Während er sich umdrehte und durch die Gänge davonhuschte rief sie ihm noch nach: „Rina. Ich bin Rina.“ Erst danach merkte sie, dass sie nicht wusste wie sie aus dem Gewölbe kommt. Kurzerhand betrat sie den ihr am nächsten liegenden Gang und lief über den kalten Stein, doch sie kam nicht weit. Ein Maskierter stellte sich ihr in den Weg und schlug auf ihren erschöpften Körper ein.
Sie wachte gefesselt auf dem Altar auf, der Hohepriester stand direkt vor ihr. Doch er machte keine Anstalten ihr auch nur ein Härchen zu krümmen, geschweige denn sie einem Gott zu opfern. Rina merkte jedoch schnell warum: In dem Raum war ein gigantisches Gerät aufgebaut, an dessen Vorderseite eine Scheibe angebracht war, auf deren Rand in gleich bleibendem Abstand Schriftzeichen angebracht waren. Sie konnte zwar nicht lesen, dennoch erkannte Rina das es sich um dieselben Zeichen handelte, die auch auf einer Sonnenuhr abgebildet waren. Also musste es eine Uhr sein, jedoch wie sollte sie ohne Sonne funktionieren? Doch da bewegte sich das Metallstäbchen, das sie für den Schattenwerfenden Zeiger hielt, und ihr wurde klar, dass sie erst dann geopfert werden würde wenn dieses Metallteil auf das Zeichen zeigte, das Mittag und Mitternacht markierte, ganz nach oben. Und das würde sehr bald sein. Doch, anders als sie gedacht hätte, begann der Kleriker schon viel früher mit den Feierlichkeiten, als der Zeiger nämlich erst genau zwischen den Zeichen stand. Er sprach zunächst ein Gebet und begann dann damit, seine Kutte abzustreifen. Rina schrie, doch die Wächter, die ihr zuletzt die Fesseln verstärkt hatten, hielten ihr den Mund zu und drückten ihre Beine auseinander. Der Priester, nun bis auf die Maske nackt, streckte seine Hand in ihre Richtung aus und führte langsam seinen Zeigefinger in sie ein. Plötzlich stutzte er, kurz darauf schlug er Wutentbrannt auf sie ein. Schließlich aber drehte er sich um und ging zornig aus dem Saal. Die Wächter ließen sie los und die meisten lösten die Stricke, während zwei von ihnen eine Kutte brachten und sie ihr anzogen. Anschließend verbanden sie dem Mädchen die Augen und führten sie lange durch die kalten Gänge, bis sie ihr die Augenbinde abnahmen und ihr bedeuteten durch eine Falltüre zu gehen. Sie öffnete sie, und stieg ohne Widerspruch hinab in die Dunkelheit.
Aër hatte den überraschenden Ausgang der Opferbringung aus der Menge beobachtet, immer Gefahr laufend sich durch eine unbewusste Körperhaltung oder einem auffälligen Gesichtsausdruck zu verraten. Nun saß er wieder im Stroh seiner engen Kammer und führte ein Gespräch mit den Ratten. „Wundervoll, wirklich, es war schöner als man es Träumen könnte. Ihr Körper war so zart, und ihre Haut so warm…“ Er blickte schief auf die Nager zu seinen Füssen. „Aber was erzähl ich euch das überhaupt, ihr wisst ja doch nichts damit anzufangen!“ Er drehte sich von ihnen weg, redete aber trotzdem noch weiterhin gegen die Wand: „Wo sie sie wohl hingebracht haben? Vielleicht in die Freiheit?“ Er verwarf den beinahe lächerlichen Gedanken sofort wieder, welchen Grund hätten sie sie freizugeben? Sie wusste zuviel, und wird deshalb wohl… „Hoffentlich haben sie sie nicht in den Gang der Finsternis gebracht. Dort wäre sie wohl verloren… und ich kann ihr nicht helfen.“ Eine kleine Träne entkam seinem linken Auge, und verschmolz mit der Narbe. „Rina… Welch wundervoller Name! Dieser Klang... Ach, wo bist du nur? Haben sie dich wirklich in diesen furchtbaren, unendlichen Raum gesperrt? Ich… Ich muss zu dir! Wo immer du auch bist, ich werde dich finden! Aber wo soll ich zu suchen beginnen?“ Ihm schauderte als er in Gedanken seine eigene Frage beantwortete. Dennoch sprang er auf und huschte schattengleich durch die unzähligen Korridore, direkt hin zum „Gang der Finsternis“, wie er von allen genannt wurde.
Allerlei Gedanken zu den Ereignissen der letzten drei Nächte gingen ihm durch den Kopf, sowohl über die Schönheit der zweiten als auch das Grauen der dritten Nacht, und darüber, wie er die erste Nacht einschätzen sollte; War sie nun schrecklich, da Rina so sehr gequält wurde, oder war das alles nur nötig damit sie zueinander finden konnten? Er vermochte keine der Fragen zu beantworten bis er bei der Falltür ankam, unter der sich der Gang der Finsternis befand, ein kreisförmiger Korridor in dem sich kein einziger Lichtschimmer befand, und dessen Krümmung so gering war, das man sie nicht wahrnehmen konnte. Ewig konnte man darin umherwandern, bis zum Tode, ohne einen Ausgang zu finden, der Gang erstreckte sich also in gewisser Weise in beide Richtungen ins unendliche, und auch die Falltür war derart betrachtet ein einseitiger Weg, denn von unten konnte man sie weder erkennen noch öffnen, eine Flucht aus dem Ring war daher beinahe unmöglich.
Aër allerdings hatte einen Plan. Dadurch, das er das Seil seiner Kutte beim Abstieg in einem Schlitz der Klappe stecken ließ, konnte er sie zum einem stets wieder finden, zum anderen auch öffnen, da sie sich nicht vollständig verschließen würde. Auch hatte er einige Fackeln dabei, während des Weges aus dem Warenlager gestohlen, die er nun entzündete um damit Licht in die Finsternis tragen zu können. Angsterfüllt sprang er hinab in die Dunkelheit des nur mannshohen Tunnels. Die brennende Fackel in der linken, das Bündel der frischen Fackeln in der rechten Hand. Die Kapuze über den Kopf gestülpt, und auf nackten Füssen gehend, machte er sich daran den langen Schacht zu durchwandern. „Rina! Rina!“ rief er immer wieder „Bist du hier irgendwo?“ Doch er erhielt keine Antwort. Der Marsch war lang und beschwerlich, denn der Boden war nicht etwa eben, er war zerklüftet und stachelig, so dass Aërs Füße bereits nach einigen Dutzend Metern bei jedem Schritt einen blutigen Abdruck hinterließen. Dennoch dachte er nicht daran aufzugeben, er musste Rina finden, egal um welchen Preis!
Endlich, nach einer wohl stundenlangen Wanderung, konnte Aër vor sich eine braune Erhebung am Boden erkennen. Als er sie erblickte näherte er sich ihr mit schnellem Schritt und erkannte währenddessen, dass es sich um eine alte Kutte handelte, die eine auf dem Bauch liegende Person umhüllte. Der Junge kniete sich zu ihr hinab und rüttelte kräftig an deren Schultern. „Rina! Komm! Wach auf, bitte! Wir müssen weg hier, raus aus diesem Loch!“ Doch sie rührte sich nicht. „Verstehst du nicht?“ Er versuchte sie auf den Rücken zu drehen als er bemerkte, wie kalt ihr Leib war. Sie lag nun auf der Seite, und durch die dichten schwarzen Haarsträhnen konnte man eine totenweiße Haut erkennen. Aër begann bitterlich zu weinen, drehte sich um und rannte trotz der brennenden Schmerzen an seiner Sohle weg, weg von dieser unheimlichen Leiche. Schon nach wenigen Metern stolperte er und schürfte sich das Knie auf, stand wieder auf und hinkte weiter. Selbst als das Licht zu verlöschen drohte achtete er nicht darauf und humpelte so gut und schnell es ging den Tunnel entlang. Erst beim letzten Atemzug der Flamme wurde ihm bewusst, dass er kein neues Feuer machen konnte und ihm die vielen weiteren Fackeln die er noch bei sich hatte nichts mehr nutzten. Im Dunkel ging er in die Knie und begann jämmerlich zu heulen, da er keine Hoffnung mehr sah jemals wieder die Klappe zu finden, jemals wieder Licht zu sehen, jemals wieder…
>>Was hatte ich denn überhaupt von meinem Leben? Was ist es denn, das mein Leben ausmacht? Unterirdisch in einem engen Mauerspalt eingesperrt zu sein? Mit Ratten als einzige Freunde? Es gibt keinen Unterschied zwischen meinem bisherigen Leben und der kurzen Zeit die ich noch erleben werde! Dunkel. Feucht. Dreckig. Einsam. Mein Dolch! Ja, da ist er… Retter aus dieser üblen Misere die sich mein Leben schimpft? Nur ein Stich. Ein Stich genügt! Und niemand wird mich vermissen. Niemand. Nicht derjenige, der sich Vater nennen ließ; Nicht derjenige, der mir mein Essen brachte; Nicht diejenigen, die mich all mein Wissen lehrten… nur Rina… Rina!<<
Er fuhr hoch, ging jedoch sofort wieder zusammen. „Nur Rina hätte mich vermisst… aber…“ Er streckte seinen Kopf in die Höhe, dem Himmel entgegen, breitete die Arme aus so dass er fast aussah wie ein lebendiges Kreuz und schrie laut und bitterlich trauernd: „Sie ist tot! Tot! Der einzige Mensch der mir je etwas bedeutete ist tot!“ er verfiel wieder zu einem Elendsbündel und schluchzte noch mehr als zuvor; Nur hie und da entkamen seinen Lippen Wortfetzen, meist „Rina“ oder „Tot“
Erst nach gut einer halben Stunde hatte er sich soweit zusammen dass er wieder in der Lage war einen klaren Gedanken zu fassen. >>Ich habe immer noch den Dolch… soll ich es wirklich tun? Was hätte sie getan? Was hätte Rina getan? Sagte sie nicht das Leben ist das wertvollste, das allerwertvollste das es gibt? Ja, das sagte sie, ich erinnere mich ganz klar. „Das Leben, mein Leben ist zu wertvoll, um es für irgendetwas herzugeben, denn es gibt nichts wertvolleres…“, das waren ihre Worte. Nein, sie hätte sicher nicht aufgehört zu Leben, sie nicht. Sie wäre weitermarschiert, immer weiter und weiter, bis sie… tot umgefallen ist. Sie würde wollen dass auch ich weitergehe, immer weiter, bis auch ich tot umfalle, aber es zumindest versucht hätte. Ich muss weitergehen! Für sie!<<
Mit einer schier übermenschlichen Kraft erhob er sich und ging einen Schritt, erst ganz langsam, dann immer schneller, bei jedem davon ihren Namen sprechend, erst leise, doch dann immer lauter. Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz in Bein und Sohle, und aus den blutigen Abdrücken wurde eine dünne Blutspur, eine rote Linie, die kaum unterbrochen war. Doch die Schritte wurden trotz dessen immer kraftvoller und schneller, bald wurde aus dem Gehen ein Laufen, und obwohl er zuvor mehrere Stunden mit voller Energie gewandert war, kam es ihm nun schon nach kurzer Zeit so vor als wäre er wieder an seinem Ausgangspunkt. Er sah sich um, konnte allerdings nichts in der Schattenwelt des Tunnels erkennen. Immer wieder griff er mit beiden Händen in alle Richtungen, um den Strick zu finden, den Strick zur Freiheit. Doch er fand ihn nicht.
Später, sehr viel später, seine Kraft war schon längst verschwunden und er kroch nur noch auf allen Vieren dahin, fühlte Aër plötzlich etwas Weiches vor sich. Er betastete es genauer, zunächst zu beiden Seiten hin, in die sich der Gegenstand krümmte und mindestens einen Meter lang reichte, weiter konnte Aër nicht tasten ohne sich zu bewegen. Dann fühlte er in die Höhe, schreckte zurück und wollte laut aufschreien, doch aus seiner staubtrockenen Kehle kam nur ein leises Krächzen.
>>Rina! Rinas Leiche! Ich muss den ganzen Schacht durchwandert haben! Aber das Seil habe ich nicht gefunden… Egal, ich darf jetzt nicht aufgeben. Ich muss weiter... aber ich sterbe fast vor Durst. Bitte… vergib mir Rina, aber ich muss leben! << Er nahm seinen Dolch und schnitt tief in das Fleisch der toten Schönheit, so dass aus ihren Adern Wasser und Blut zu quellen begann. Er trank davon, und fühlte sich mit jedem Schluck stärker und fähiger, aus dem abzweigungslosen Labyrinth zu entkommen. Zudem trennte er einen Teil ihres Körpers ab und biss in das Fleisch, um seinen Hunger zu stillen, aber dann legte er das Stück wieder zurück, denn es war kalt und nicht verzehrbar. Ihre Kutte riss er in Streifen, die er um seine von dem vielen Blut bereits klebrigen Füße wickelte, während er sich fragte, warum er das nicht schon längst mit seiner eigenen gemacht hatte. Anschließend versuchte er nachzurechnen, wie weit der Ausgang von ihm entfernt war. >>Hergegangen bin ich grob geschätzt fünf Stunden, zurück ist es schwer zu sagen, aber es werden wohl so um die sieben Stunden gewesen sein, bei Durchschnittlich wohl demselben Tempo. Dann müsste der Ausgang zwei Stunden von hier entfernt sein, da ich aber nun sicher besser zu Fuß bin muss ich nur eine bis eineinhalb Stunden gehen.<< Während er so überlegte lehnte er sich zurück und griff mit seiner Hand, mit der er sich hinten abstützen wollte, in seine eigene Blutlache. In dem Moment fiel ihm ein das er doch schon kurz nachdem er den Gang betreten hatte auch zu bluten begonnen hatte, er musste also nur den Beginn der Spur suchen. Von dem Gedanken besessen rannte er los, in die Richtung von der er eben gekommen war, allerdings nicht weit, denn schon bald machte er sich daran den Boden genauestens mit den Fingern zu betasten. Erst nach einer elendslangen Phase des Suchens fand er endlich die Ausläufer seiner Fußabdrücke auf dem rissigen Boden. Er entfernte sich einige Schritte von ihnen und begann die Decke nach dem Seil abzutasten. Jedoch fand er trotz ausgiebiger Suche nur einen alten Tropfstein, der ihm wohl kaum weiterhelfen würde. Deshalb beschloss er, sich darunter niederzulegen und schlafen zu versuchen, denn oft kamen ihm im Traume die besten Gedanken.
Der alte Chinese hatte sich längst wieder von seinem Schock erholt und saß an seinem Tischchen im Meditationsraum, doch wollten ihm die Ch’i Ch’ae pans heute keine Auskunft darüber geben was in der Welt vor sich geht. Deshalb schloss er die Augen und beendete all sein Denken, um sich nur noch auf die Klänge der Natur zu konzentrieren. Er lauschte dem übereinstimmenden Rauschen des nahen Flusses mit dem der Blätter eines alten Ginkobaumes der neben seiner Behausung stand, welche sich im Winde wiegten und aneinanderschmiegten, als wäre ihnen kalt und versuchten sich gegenseitig zu wärmen. Auch die Schreie eines Vogels konnte der Asiate vernehmen, und selbst die Insekten, die unter seinem Heim wohnten blieben ihm nicht verborgen. Nach einiger Zeit mischte sich noch ein weiterer Ton hinzu, nämlich der eines Kindes und einer Frau, die sich unterhaltend das Haus betraten, nachdem sie ihre Schuhe abgelegt hatten. Der Alte öffnete langsam seine Augen, erhob sich und hieß die beiden mit einer väterlichen Umarmung Willkommen.
Nach ein paar kurzen Wortwechseln ging die junge Frau wieder, während das kleine Mädchen mit dem Hausbesitzer in den Meditationsraum ging, und dort eines der tönernen Spiele verwendete, um damit Figuren zu legen, die ihr der alte Chinese auf einer Schriftrolle aufzeichnete. Es waren nicht allzuschwere Bilder, doch für das Kind, das sicherlich nicht älter als sieben Jahre war, waren es Meisterleistungen zu erkennen wie die einzelnen Silhouetten gelegt gehörten. Zwischendurch plauderten die Beiden immer wieder und lachten über ihre Witze, bis das Mädchen eine Frage stellte, die dem Alten offenbar gar nicht recht war. Dennoch gab er ihr das Jade- und das Elfenbeinspiel, um das sie scheinbar gebeten hatte, bedeutete jedoch, sie solle vorsichtig damit umgehen. Sie nahm die beiden entgegen und legte zunächst nur wirre Formen, über die der Meister müde lächelte. Dann jedoch, zum erstaunen des Chinesen, legte sie in Kombination der weißen und grünen Steine eine geflügelte Person, die selben, die der Alte nur zwei Tage zuvor konstruiert hatte, nur waren die Farben der Steine ausgetauscht. Mit den restlichen Teilen der Ch’i Ch’ae pans formte sie ein Feuer, das unter der Person flackerte. Entsetzt fragte der Chinese knapp ein paar Worte, doch das Mädchen antwortete nicht. Es war bereits aus dem Geschehen entrückt, starrte nur noch mit leeren Augen auf die Steine.
Langsam bewegten sich ihre kleinen Hände über den Tisch, und ersetzten die wertvollen Stücke des Feuers durch die Tonteile, mit denen sie zuvor noch gespielt hatten. Die Figur war gerade fertig geworden, da begann aus den Handinnenflächen des Kindes Blut zu strömen, ohne jedoch das dort eine Wunde war, es schien eher so, als würde die rote Flüssigkeit erst wenige Millimeter über ihrer zarten Kinderhaut entstehen. Der Meister traute seinen Augen nicht, sein Körper war jedoch wie versteinert, so dass er nur zu den Ahnen beten konnte, ansonsten jedoch nichts. Die Tonstücke aus denen das Feuer bestand wandelten ihre Farbe, nicht aber in Blutrot, wie man angenommen hätte, sondern in alle nur erdenklichen Farben des Feuers. Erst als alle Teile feurig waren, endete der Blutstrom, und die kleinen Ärmchen huschten erneut über das Tischchen, um aus dem nun roten Ch’i Ch’ae pan eine neue Figur zu legen; Einen Frau in der typischen Wandererkleidung der Region, ein langes, unten breites Kleid mit dem man gut gehen konnte tragend, mit breitem Kragen an dem eine Kapuze befestigt war. Und ein gekrümmter, kleiner Wanderstock, genau die Richtigen Gewänder um eine weite Reise anzutreten.
Auch diese Figur hielt nicht lange, denn schon bald nach ihrem Erscheinen wurde sie durch ein Quadrat in dessen Mitte sich ein Pfeil befand ersetzt. Der Pfeil zeigte in Richtung Westen, nach Tibet, ebenso wie der nun ausgestreckte Arm des Mädchens, der sich langsam erhoben hatte. Der alte Mann wusste nicht was zu tun war, denn das Kind rührte sich nicht mehr. Er entschied, sie wachzurütteln, doch noch bevor er dazu kam rubbelte die Kleine ihre Augen und gähnte müde. Als sie den immer noch erschrockenen Meister sah, fragte sie ihn etwas, woraufhin er wild gestikulierte, was vorgefallen war. Doch das Mädchen gähnte nur wieder, und spielte weiter mit dem Ch’i Ch’ae pan, ohne sich darum zu kümmern, dass es nun eine andere Farbe hatte.
Ohne zu wissen wie er hierher gekommen wäre, wachte Aër auf dem Boden auf, mittig in einem weitem Saal, dessen Wände gänzlich aus Eis bestanden, ebenso wie auch der Boden und die Decke in erschwindelnder Höhe, auf der ein Fresko angebracht war. Es stellte eine in Fellen gehüllte Person dar, die ein Tier erlegte, welches dem Jungen gänzlich unbekannt war. Es hatte dichtes, weißes Fell und stark anmutende Pranken, es lief auf allen Vieren und war dadurch in etwa so Hoch wie ein Kind, allerdings waren seine Schultern breiter als die zweier erwachsener Männer zusammen. Etwas unsicher stand der Knabe auf und ging auf die gigantische Eistür am Ende des Saales zu, in die die schönsten Muster gehauen waren. Unter anderem auch die Furcht einflößende Kreatur, die auch die Decke schmückte. Nach kurzer Bestaunung der kunstvollen Reliefs wurde die Tür mit Anstrengung aufgeschoben, der sich eröffnende Anblick raubte einem förmlich den Atem.
Eine schneebedeckte, leicht hügelige Landschaft erstreckte sich über den gesamten Horizont, und eisiger Wind ließ die Luft fahren, auf dass sie niemals zur Ruhe komme. Doch das eher raue Klima tat der Vegetation keinen Abbruch, überall blühte und grünte es durch die flaumige weiße Hülle hindurch, und ein Baum stand mitten auf dem Feld, allerdings war auch er ebenso sonderbar wie der Rest der Flora. Es handelte sich um eine Pflanze, deren Stamm in haarige Abschnitte gegliedert war und keinerlei Verästelungen aufwies. Am oberen Ende wurde er zunächst breiter, und entfaltete sich dann in gefächerte Blätter, die mehr als zwei Arme lang waren und angeordnet waren wie die Blüte einer Blume. Unterhalb dieser Blätter hingen einige braune, kopfgroße Kugeln, die Obst sein konnten, doch hätte Aër das nicht beeiden können. Einige Vögel flogen über das Land, und vielerlei Getier weidete sich an den Variationen der hiesigen Pflanzenwelt.
Noch einmal erwachte Aër, doch dieses Mal im Dunkeln. Er erhob sich und schlug sich den Kopf an der Decke an, so dass er fast wieder zu Boden gesunken wäre. Benommen tastete er an dem Tropfstein, „Ich hätte mich wohl doch weiter weg hinlegen sollen.“ murmelnd. Der Schlaf hatte ihm nicht die erhoffte Wirkung gebracht, er wusste auch weiterhin nicht wie er dem ewigen Gang, dem Gang der Finsternis entkommen konnte. Deshalb versuchte er einfach wieder die Klappe zu finden. Doch ging er diesmal anders vor, denn hatte er zuvor nur mit seinen Händen ein Seil finden wollen, so nutzte er diesmal seinen Geist. Er ging einfach immer in die Richtung, die ihm am sympathischsten erschien, ohne dabei darauf zu achten, was ihm der logische Teil seiner selbst einzureden versuchte.
Er ging stets nur ein paar Schritte, hielt kurz inne und ging weiter, oftmals wieder zurück und im Grunde völlig uneffektiv, doch schon nach wenigen Minuten fand er sein Seil. Am Boden liegend. Jemand musste es gefunden und entfernt haben, um ja niemanden heraus zu lassen. Doch nun wusste Aër wo der Ausgang war, und im Gegensatz zu all den anderen, die hier ihr Ende gefunden hatten, war ihm zum einen Bewusst das er nur hier dem Schacht entfliehen konnte, zum anderen hatte er ein Werkzeug zur Hand, nämlich seinen Dolch. Diesen nutzte er auch sogleich und bearbeitete damit das alte Eichenholz, aus dem die Falltür bestand. Langsam, ganz langsam wurde das Holz immer dünner und der Dolch immer stumpfer. Er brauchte viel Geduld um nicht Aufzugeben, doch sein Lebenswille war so stark, dass er sogar einen ganzen Wald mit dem Messer gerodet hätte, wäre es nötig gewesen. Nach langer Zeit konnte er endlich schwaches Licht durch die Klappe ausmachen. Deshalb band er sich das Seil um die Hand, dachte kurz an Rina und sprach ein Gebet für sie, ballte die Hand zur Faust, legte sie an sein Herz, atmete tief durch, schloss die Augen, dachte zurück an jene Nacht, riss plötzlich seinen Arm in die Höhe und durchdrang mit einem markerschütternden Schrei das Holz. Die Falltür zerbarst in der Mitte und er konnte sie hochheben und hindurchklettern. Seine Hand schmerzte höllisch und blutete wie verrückt, doch das waren für ihn nur Nebensächlichkeiten. Er hatte es geschafft! Wie oft wollte er aufgeben weil er dachte es wäre unmöglich dieser grässlichen Teufelsbaute zu entfliehen, und trotzdem hatte er es geschafft! Nur Dank ein paar Worten eines für die Welt unbedeutenden Mädchens, das leben wollte, nur leben.
Ab hier hört diese Geschichte auf und ich schreib wieder was anderes
Also, da das doch etwas... viel ist, hier noch ein paar Gedichte die du alternativ/nebenbei verwenden kannst:
Geht, Geht,
Werdet verweht
Vom Winde, gesät,
Wachset was geht
Bis ihr hoch steht.
Dann ist es zu spät:
Ihr werdet gemäht!
Dann wieder verweht
Und vom Winde gesät,
Damit ihr versteht
Wie das Rad sich dreht.
Und alles vergeht,
Denn alles was steht
Wurde einst verweht,
Wurde vom Winde gesät!
Eichhorn und Eber
Ein Eichhörnchen turnt an jedem Baum im Wald,
~ Vergräbt Nüsse für die Winterzeit.
Ihr Fell ist nicht glatt, es ist ziemlich zersaust.
~ Ist das ein Zeichen von Hässlichkeit?
Die Sonne brennt heiß vom Himmel herunter,
~ Normal für die Spätsommerzeit.
Das Eichhorn lacht ein strahlendes Lächeln,
~ Nicht etwa Zeichen wahrer Schönheit?
Ein Eber, er läuft auf den Wegen des Hain,
~ Sucht ein Weibchen für die Paarungszeit.
Er läuft durch das Gras, er läuft unter der Eich',
~ Eine Nuss fällt aus deren Blätterkleid.
Die Nuss, sie fällt ihm, dem Eber, auf den Kopf.
~ Es tut ihm so weh dass er "Aua" schreit.
Er schaut in die Höh':"Was sollte denn das nun?"
~ Das Eichhörnchen ruft:"Es tut mir Leid!"
Eichhorn und Eber versöhnen sich schnell,
~ Das Eichhörnchen ruft: "Ist das nicht toll?
Ich suchte schon lang einen gutnetten Freund..."
~ "Ich suche ein Weib!" ruft er mit Groll.
"Bin ich denn ein Mann?", fragt das Eichhörnchen nur,
~ "Warum nicht ich dein Weibchen sein soll?"
"Du bist ein Eichhorn, und ich bin Eber.
~ S'ist Musik in Dur, Singsang in Moll!"
Das Eichhörnchen das versthet nichts von Musik,
~ Sie will es auch gar nicht erst wissen.
"Will nicht dass du gehst, möcht dass du bleibst,
~ Drum versuch ichs, werd dich küssen."
Der Eber wehrt ab: "Will aber nichts von dir!
~ Hör mir zu, du sollst dich verpissen!"
Das Eichhörnchen ging: "Mir tuts im Herz weh,
~ Drum werd ich dich auch ewig missen."
Im Frühjahr kam er an der Eiche vorbei,
~ Eber mit seiner lieblichen Frau.
Neben seiner Frau, da gingen die Kleinen.
~ Fünf Kinder hatten sie im Schlepptau.
Der Eber klopft an, an Eichhörnchens Baume
~ Eine Eule kam, die war sehr schlau:
"Das Eichhorn ist tot, im Winter gestorben!
~ Nicht mehr leben wollts Freundlos im Bau!"
Lebe ich mein Leben oder lebt mein Leben mich?
Die meisten fragen sich
das nich',
doch für mich
ist es wichtich
ich
weiß nich'
ob ich die Frage stelle oder sie mich
weiß nich'
ob ich ich bin,
und bin ich?
Nur wenn ich denke
doch ich denke nich'
denn der Gedanke denkt mich
und als Gedanke bin ich
nich'
fähig zu sein
ohne den der mich denkt
und mir- so- mein
Leben schenkt.
So sei du der Gedanke der mich denkt
als den Gedanken der dich denkt!
Ich
Sehe dich
Immerzu
Aber du
Bist in Wahr-
Heit nicht da.
Du bist die
Halluzie-
Nation
Illusion
Eines Geist;
Weitgereist.
Kann mein Denken
Nicht mehr lenken.
Suche mich
Innerlich,
Jedoch ich
Find’ stets dich.
Seele dumm,
Wirbel krumm,
Hirn so leer,
Kopf so schwer
Wie mein Herz
Voller Schmerz
Versauere
Doch trauere
Jeden sorgen-
Vollen Morgen
Um die Stunden,
Um Sekunden,
Um die Zeit
Voller Leid
In der ich
Sehe dich
Immerzu
Aber du…
In meiner Hand
Einst heiße Lava
Abgekühlt
Kalter Stein
Seelenlos
Ohne Herz
Schwer zu tragen
Und so Kalt
Eiseskalt!
In meinem Aug'
Einst grüner Zweig
Abgestorben
Welkes Laub
Verdurstet
Erstickt
Braune Blätter
Und so tot
Ewig tot!
Zu meinen Füß'
Einst stolzes Heim
Zerfallen
Eine Ruine
Morsch
Verfallen
Unbetretbar
Und so still
Totenstill!
Körper mein
Einst Lebensfroh
Gealtert
Greisengleich
Faltig
Knirschend
Eingefallen
Und so Hässlich
Ich bin Hässlich!
Liebes Mädchen
Heiße Lava, grüner Zweig
Heimat
Lebensfreude die du bist
Gegangen
Fort, weg
Unauffindbar
Lässt mich sterben
Einsam sterben!
Leben. Leben!
Tod. Tod!
Du warst mehr als das!
Doch du bist fort!
Und lässt mich Einsam
Einsam Leben
Einsam Sterben!
Du bist bei mir
Nun ist es wiedermal so weit!
Meine Seele droht zu vergehen.
Doch diesmal habe ich dich!
In guter wie in schlechter Zeit
Wirst du mir beistehen
Von nun an ewiglich!
Als mich plagten die Qualen,
Als ich wurde zerfressen
Von unstillbarer Gier
Nach glücklichem Strahlen
Hast du mich nicht vergessen,
Denn du warst bei mir!
Da ich dachte alle hassen
Mich und jubeln wenn ich
Durch lieblose Kälte erfrier.
Da ich mich glaubte gelassen
Von der Welt im Stich
Bliebst du dennoch bei mir!
Wenn die Erde zerbricht,
Und ich gefangen im Labyrinth
Des großen Minotaurenstier;
Wenn der güldene Phönix nicht
Siegt und Malis gewinnt
Bist du dennoch bei mir!
Du bist ein Regen,
Der roten Rost
Vom Eisen spült.
Du bist ein Segen,
An dessen Brust
Man sich wohlfühlt.
Ich danke dir für
Alles, für Vertrauen,
Liebe, Wahrheit, Gedanken...
Nur durch dich fand ich die Tür
Aus dem entsetzlich Grauen.
Ich möcht dir ewig Danken!
MooR
Ganz allein steh ich nun da
Im finsteren Gelände.
Stehe dort, wo ich noch niemals war
Tief im Moorast verloren
Und tast mich vor mit beider Hände
Auf dass kein Unglück wird beschworen.
Ich stehe da, im Sumpf verloren,
Weiß nicht mehr ein noch aus.
Hat mich das schicksal auserkoren
Zu sterben in dem nassen Grab?
Nur das nicht, nein! Ich will hier raus!
Welch furchtbar Ängste ich doch hab.
Würde ein Schritt das Ende sein?
Das Erdreich mich verschlingen kann
Steig ich denn in ein Loch hinein.
Doch ist der Schritt nicht eine Chance?
Und wenn ich doch reintritt, was dann?
Bin unentschlossen, aus Furcht in Trance.
Und doch, einen muss ich wagen!
Mein Bein sich langsam hebt,
Da sehe ich ein Pflänzlein ragen
Aus dem feuchten dunklen Sumpf.
Es hat den Regen überlebt
Und wächst auf eines Baumes Stumpf.
Ein zweites Blümlein ich erhasch,
Zeigen sie mir Wege an?
Ich seh ein Dritte, rasch
Schlag ich die rechte Richtung ein.
Solang ich Pflanzen folgen kann
Werde ich am Leben sein!
In Lüften in entfernter Höhe, höher, als die Vögel fliegen,
Sehe ich ein Engelein auf einer Wolke liegen.
Ein Engelein mit gülden Haar, und weißem Kleid
Und einem frohen Lächeln schlafend, als kenne es kein Leid
Ein Lächeln, ohne grund, so wärmend und so rein,
So liebevoll kann auf der Welt kein ander Lächeln sein.
Es spricht zu mir: "Wer bist du und wie geht es dir?"
Und ich, erstarrt durch ihren Anblick, frag nur "Was machst du hier?"
Und wieder, ein Lächeln, heraus aus innigstem Herzen,
So strahlend, es blendet, doch das kann man verschmerzen.
"Siehst du den Moor, die Wiesen und das Meer?"
"Ja" sage ich, "Das ist ja nicht schwer!"
"Nun, schwer ist es nicht" entkommt ihren Mund,
"Und doch hast du nicht geschaut in die Rund,
Bevor ich dich fragte ob du denn siehst"
Das macht mich stutzig. "Warum, frag ich mich,
Sollte ich schauen auf was andres als dich?"
Sie lächelt mich an, doch ihre Augen weinen
"Es ist doch so, du bist so schön wie keine"
Sage ich, doch sie schaut nun trauriger denn je
Und ich halt es nicht auch wie ich sie so seh
"Was weinst du? Was hab ich denn falsches gesagt?"
Ich habe mich ja schon immer gefragt,
Ob sie denn weinen die Engel hier oben
Da hat sie sich auch schon von ihrer Wolke erhoben:
"Du bist ja sehr nett, und du sagst was du denkst.
Wie könnte es falsch sein, wenn du es nicht lenkst?*
"Ich versteh nicht recht" "Das ist ja der Grund!
Du siehst nicht! Nicht das Wunder des Erdenrund,
wie all ihr Menschen, die ihr dort lebt!
Ihr nehmet lieber, anstatt das ihr gebt.
Und ihr seid Blind, Blind für die Welt die euch umgibt!
Dass ist es auch, warum kaum einer liebt.
Für euch ist das Wichtige Geld und Ruhm,
Wissenschaften und Raubrittertum!
Doch das wirklich wichtige, das könnt ihr nicht sehen:
Einen Sonnenstrahl, Blumen Berge und See,
Konfetti und Laub, wie sie vom zu Boden rieseln
Und das Wetter; Vom Schneesturm zum leichten Nieseln!"
...
"Ich versteh was du meinst, und du hast sicher Recht.
Der einzelne Mensch ist nichts mehr wert, nur ein Knecht."
Ihre Tränen versiegen, und ich spüre ein lächeln in meinem Gesicht
So tief aus dem Herzen wie ihres, gefüllt mit strahlendem Licht.
(Wow, dafür dass ich das jetzt auch ausm Stegreif mach schon merklich besser xD)
"So frage ich nochmal: Siehst du Meer, Wiesen und Moor?"
Und diesmal schau ich hin, und sehe mehr als zuvor!
Ich sehe nicht mehr nur Matsch, Wasser und Gras
Da ich zuvor nie zwischen den Zeilen las.
Und ich spreche zu ihr, was ich denn sehe an Leben und Licht,
Doch das Engelein, das antwortet nicht.
...
Nach einiger Zeit ich dann frag was denn ist
(Die Zeit vergeht schnell, so ein Mist)
"Ach, es ist nur so, dass du kein Fremder mir bist.
Denn du bist ein Mensch, der versteht, was ich denk
Und nun dank ich im Stillen für dieses Geschenk"
Denn, so erzählt sie es mir wie in Extas,
Ihr Herz, nun, es sei wie aus Glas,
Hochempfindlich, schön und Lupenrein, und verstehend für anderer Sorgen,
Doch auch zu zerbrechen viel zu leicht, drum lebt sie auf der Wolke verborgen.
Und nur in Gedanken, da schickt sie ihr Lied in die Welt
Welches nur die hören, die sich nicht nur Kümmern ums Geld,
Sondern achten auf Stimme aus hoher Instanz,
Und so können sie sehen im göttlichen Glanz
Höher, als die Vögel fliegen
auf der Wolke den Engel liegen
(Zum letzten möchte ich hinzufügen, dass ich mir da nichts überlegt habe sondern einfach drauflosschrieb *mangelnde Qualität zu entschuldigen versuch*)
Das Ganze bitte nicht von DrateR sondern von Leartin Dialonis (auch in den Credits, wo du mich nebenbei gar nicht erwähnen brauchst, schließlich braucht meinen Namen nur der sehen, der auch den Text las, also genügt es mir, wenn er auch im Text steht... Ausserdem sei dazugesagt, dass ich nicht unbedingt WILL, dass du alles einbaust, sondern ich es dir vielmehr freistelle... nur zur Sicherheit bevor jemand anfängt zu behaupten ich wäre unverschämt so viel zu schreiben xD
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