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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : The Salesman's Core



hinrlego
06.02.2006, 00:34
Ein Mann im Anzug betritt die Bühne. Er hat einen Koffer bei sich und soll möglichst auf den ersten Blick als Vertreter erkennbar sein. In der Bühnenmitte steht einsam eine Tür mit Rahmen. Der Vertreter stellt sich davor auf und dreht sich zum Publikum.

VERTRETER händeringend. Einmal mehr das alte Spiel. Klopft.

Es öffnet ein Mann mittleren Alters. Er hat einen Hund an der Leine. Der Hund muss aus Gründen, die noch offenbar werden, von einem Menschen gespielt werden. Derjenige soll sich mal nicht so ham, in Goethes Faust mit dem Pudel ging's ja auch.

VERTRETER. Guten Tag der Herr, darf ich Larry zu Ihnen sagen, aber ganz gewiss doch, nicht, Sie sehen aus wie ein Larry, ich kannte mal einen, wissen Sie, also einen Larry, ein prima Typ war das, und auch Sie, wissen Sie, waren mir gleich sympathisch, gleich sympathisch, wie ich Sie nur dort durchs Fenster sah, als Sie mir die Tür öffnen kamen, also Larry, weswegen ich – Ja, was ist denn, was deuten Sie denn die ganze Zeit auf Ihren Hund dort, Larry? Ein schöner Hund, ein schöner Hund, ich habe ihn bemerkt. Also, Larry, es interessiert Sie sicherlich – Zum Teufel, Larry, was ist denn mit dem verdammten Köter?!
KÖTER. Ich bin der Stummenhund.
VERTRETER. Aha, aha, der Stummenhund. Also Larry – Zum Köter. Ach, also wende ich mich an Sie – an dich – an –
KÖTER. Leider kann ich Sie nicht hören, denn ich bin taub.
VERTRETER. Taub, verstehe, aha. Ja und wo ist da der Sinn, ich meine – Zu Larry. Und überhaupt, ich kenne nur –
KÖTER. Ich stelle fest, dass Ihre Lippen sich bewegen, habe Ihnen jedoch bereits zu verstehen gegeben, dass ich taub bin. Bitte bestätigen Sie, meinen Hinweis vernommen zu haben, indem Sie mit dem kleinen Finger der rechten Hand Ihre Nasenspitze berühren. Sollten auch Sie taub sein, so –
VERTRETER. Ja wie käme ich denn dazu – Fässt sich an die Nase. Hier, bitte, alles klar?
KÖTER. Sie sind sich nun darüber im klaren, dass ich taub bin sowie dass mein Herrchen stumm ist. Was also wollen Sie?
VERTRETER. Ich bin gekommen, ihm ein – Ich bin gekommen, Ihnen ein Angebot zu machen. Fuchtelt erst dem Köter und dann Larry mit seinem Koffer vor der Nase herum.
KÖTER. Ich stelle fest, dass Sie das Ziel Ihres Besuches noch immer nicht erreicht zu haben scheinen, und es besteht weiterer Vermittlungsbedarf.
VERTETER. Kann man wohl zweimal –
KÖTER. Ich rufe jetzt den Papagei.

Er bellt dreimal schrill. Die Bühne von rechts betritt der Papagei. Es genügt, wenn er sich zu Fuß bewegt und von einem Menschen in Verkleidung gespielt wird. Ein wenig mit den Armen zu schlagen, als wären es Flügel, ist dabei nicht zuviel verlangt.
Der Papagei läuft gegen den Türrahmen und fällt hin. Nach Abklang des Gelächters, aus den billigen Rängen kommend, kann mit dem Stück fortgefahren werden.

KÖTER. Entschuldigen Sie sein Missgeschick, der Papagei ist blind. Sprechen kann er nicht.
VERTRETER. Blind, kann nicht sprechen – Wozu ist er dann überhaupt –
KÖTER. Bitte teilen Sie nun Ihr Anliegen mit. Der Besitzer wird seine Antwort per Gebärdensprache dem Papageien übermitteln, dieser wiederum mir, und daraufhin werden Sie sie erfahren. Bitte sprechen Sie – jetzt.
VERTRETER hat die Arme verschränkt und schweigt, sein linker Fuß klopft einen nervösen Rhythmus. Also schön, also schön! Larry, ich will Ihnen das Angebot Ihres Lebens machen, und zwar – He, was wedeln Sie denn schon mit Ihren Armen, ich war noch nicht fertig!

Larry schlägt mit seinen Armen, als wären es Flügel. Der Papagei stimmt mit ein, wahrscheinlich um nachzufragen, was er nicht richtig verstanden hat. Das geht einige Zeit so und bietet einen recht putzigen Anblick. Unter Umständen Gelächter von den billigen Rängen. Schließlich nimmt Larry die Arme herunter. Der Papagei stellt sich nun vor dem Köter auf, bittet vorher den Vertreter beiseite, und beginnt wiederum mit den Flügeln zu schlagen. Dann, ohne dass der Papagei aufhört zu schlagen, steht auch der Köter auf, schlägt mit den Armen, dreht sich zu Larry um, schlägt weiter, bis auch dieser wiederum anfängt, mit den Armen zu schlagen.

VERTRETER. Was soll denn dieses Theater? Da hätte er doch gleich – Dreht sich zum Publikum. Was soll denn dieses Theater!!

Der Papagei hat sich nun auch dem Vertreter zugewandt, er, Larry und der Köter sehen ihn an und schlagen mit den Armen. Der Vertreter weicht einige Schritte zurück, bis er sich schließlich abwendet und gen rechten Bühnenrand stampft. Larry schließt die Tür, er und seine Compagnons verschwinden hinter ihr.

VERTRETER. Solche Bekloppten!

Larry kommt rechts hinter der Tür hervor und winkt.

LARRY. Beim nächsten Mal mehr Glück, Gehörnter!

Der Gehörnte bleibt wie angewurzelt stehen. Larry ist bereits wieder hinter der Tür verschwunden.

GEHÖRNTER. Ja ist denn das die Möglichkeit. Er hat von Anfang an gewusst, wer ich war. Und dann diese Scharade veranstaltet, um mich abzuwimmeln. Deswegen der ganze Hokuspokus, dabei hätte es gereicht, mir nur die Tür nicht zu öffnen. Schüttelt den Kopf. Von solch einem Irren hätt’ ich die Seele eh nicht gewollt. Gehörnter ab.

Pursy
06.02.2006, 01:12
Ok, SEHR NETTES Stück. Konnte ich mir sehr gut vorstellen und fand es auch wirklich ansprechend... wenn auch etwas kurz bzw. lang für einen Sketch oder so etwas in der Art.
Die Idee war lustig und mal was neues, aber den Sinn habe ich dahinter immer noch nicht verstanden.
Ok, der Vertreter ist eigentlich der Teufel, der seine Seele will. Warum muss Larry ihn dann mit dieser Aktion loswerden?
Fazit: Gut zu spielen, lustig auch wohl, aber der Sinn bleibt mir Fern!;)

Cyberwoolf
06.02.2006, 12:53
Schönes Stück, aber wie kann der Papagei Zeichensprache erkennen, wenn er doch blind ist?

Übrigens: Das Ende ist absolut langweilig, es fehlt die überraschende Wendung. Die Kommentare zwischendurch kommen auch nicht immer so gut rüber, als Stück jedoch eigentlich gar nicht schlecht.

hinrlego
06.02.2006, 13:19
der papagei ist nicht wirklich blind, das ist der trick. larry, was abgesehen davon sicher nicht mal sein richtiger name ist, ist ja auch nicht stumm, wie gegen ende offenbar wird. überhaupt ist der ganze "hokuspokus" ja ziemlich hanebüchen.
und das (langweilige) ende sollte eigentlich dann die aussage des textes transportieren. scheint nur nicht geklappt zu haben ;(


Warum muss Larry ihn dann mit dieser Aktion loswerden?
!!!

Cyberwoolf
06.02.2006, 16:06
Ja, aber das der Papagei nicht blind ist, erfährt man dann ja höchstens am Ende und dass dieser auf einmal sehen kann verwirrt nicht nur den Vertreter, sondern auch das Publikum.

schreiberling
07.02.2006, 16:38
hmm...
ganz nette Idee, allein es fehlt zu viel um aus der Idee ein ganzes Stück oder eine Szene zu machen...
ich nehme an du hattest einen Grundgedanken den du szenisch darstellen wolltest, darum hast du dann alles andere drappiert- so erkläre ich mir die "Zusammenhanglosigkeit"
(- eher das fragmenthafte ohne rechte, vor allem inhaltliche, Bindung).

die Kommentare in der Regie, sind, wie auch schon erwähnt, total unangenbracht

auch wirkt das Überzogene, was Teil der Intention ist- ich verstehe- nicht wirklich plausibel, weswegen die echten Lacher ausfallen...

wahrscheinlich werden nur wirklich nur die "billigen Ränge" lachen

sprachlich schön gestaltet, mach mal weiter die neuen Gedanken sind es wert gelesen zu werden - und irgendwann haut mich dann auch mal deine Umsetzung um;)