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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Korrekturfrage] Erörterung: Graffiti - Kunst oder Sachbeschädigung



Vale
29.11.2005, 19:22
Moinsen,
morgen schreiben wir eine Arbeit im Fach Deutsch, 10. Klasse, 1. Halbjahr.
Aufgabenstellung ist klar jedoch gibt es eine Einschränkung:
Unsere Lehrerin hat 3 Themen an die Tafel geschrieben und wird eins davon in der Arbeit verwenden.
Welches hat sie nicht gesagt, deshalb musste ich mich zwangsläufig auf alle Themen vorbereiten.
Das ist nicht weiter schlimm.
Mein eigentliches Problem ist, das ich nicht weiß, ob folgende Erörterung den generellen Kriterien für eine Erörterung gerecht werden.

Vor ungefähr zwei Jahren hat die Stadt Dinslaken, in Einverständnis mit dem Verein für Bewegungsspiele Lohberg, Graffiti Sprayern erlaubt, die Mauer, die rings um das Tennisgelände läuft, mit Graffiti zu besprühen. Der Grund war eine Veranstaltung in Lohberg. Viele Menschen haben das für eine Fehlentscheidung der Stadt gehalten, da die Mauer, ihrer Ansicht nach, jetzt mit „Schmierereien“ verunstaltet ist.
Die Frage lautet deshalb:
"Graffiti: Kunst oder Sachbeschädigung?"

Graffiti an kargen Fassaden stellen generell eine kunstvolle Sanierung dar, jedoch erweckt der Anblick solcher Bilder nicht bei jedem positive Stimmungen. Deshalb sollte man beim Legalisieren die Orte für Kunst dieser Art sorgfältig auswählen, d.h. nicht unbedingt die Wände eines Rathauses oder unter Denkmalschutz stehender Gebäude als Sprayfläche zur Verfügung zu stellen. Dadurch würden nicht mehr so viele "Schmierereien" wie wahllos gesprühte Zeichen, Linien oder Formen nicht geeignete Orte zieren.
Durch Legalisieren von Graffiti können neue, talentierte Künstler entdeckt werden. Außerdem haben die Sprayer durch eine Legitimierung die Möglichkeit, ihr Graffiti als Kunstwerke zu exponieren. Sie haben zwar mehr Zeit bei ihrer Arbeit und müssen nicht damit rechnen, dass sie festgenommen werden, aber gerade dieses Risiko ("Kick") verspüren viele Sprayer als herausforderndes, positives Gefühl. Obwohl sie bei Tageslicht viel mehr sehen können, bevorzugen eine große Anzahl von Sprayern das Arbeiten bei Nacht. Das Empfinden, etwas Ungesetzliches zu tun, finden einige Sprayer gut, was eine Zunahme der Jugendkriminalität bewirkt. Da man auf legalem Wege mit diesem Hobby zu Geld kommen kann (z.B. durch gewerbliche Auftraggeber, Stadt usw.), wird den Sprayern eine Alternative zur Kriminalität geschaffen. Das bedeutet wiederum eine Verminderung der Jugendkriminalität. Graffiti kann auch eine Alternative zu Drogen sein, wenn dieses Hobby legalisiert wird. Dies ist jedoch nur ein Ausnahmefall, da Drogen auch in Verbindung mit einem Hobby konsumiert werden können. Gerade beim Genuss von „harten“ Drogen wie Haschisch oder Exstasi können durch die Sprayer noch größere Schäden entstehen, da sie im Rauschzustand kaum bzw. keine Kontrolle mehr über sich haben und wahllos sprühen.

Ein erster Schritt, um die Frage um Kunst oder Sachbeschädigung zu klären, wäre die Legalisierung von Graffiti in bestimmten Bereichen und nicht nur in Ausnahmefällen, um den Künstlern unter den Sprayern eine Möglichkeit zu geben, ihre Begabung voll und ganz zu zeigen.
Letztendlich gibt es dann die einen, die sprayen und somit ihre Umwelt verschönern und einige andere, die auf illegale Weise sprayen. Denen wird aber auch die Lust daran vergehen, wenn sie merken, dass man mit legalem Sprayen mehr oder überhaupt Geld verdienen kann. Wenn diese Situation entstehen würde, könnte man die Frage wohl mit der Aussage „Kunst“ beantworten.
Sollte alles weiterlaufen wie zuvor wird es sehr bald noch mehr Sprayer geben und damit noch mehr „Sachbeschädigung“.
Ich selber stehe also eher zwischen den Fronten.

Ich hätte gerne eine Einschätzung, Korrekturvorschläge und bestenfalls eine Note.
In Dank,
Garo

manobas
13.02.2011, 18:59
du solltest noch einen schluss mit deiner eigenen meinung schreiben

Mordechaj
14.02.2011, 01:08
Du hast die Frage selbst kein bisschen gelöst.


Vor ungefähr zwei Jahren hat die Stadt Dinslaken, in Einverständnis mit dem Verein für Bewegungsspiele Lohberg, Graffiti Sprayern erlaubt, die Mauer, die rings um das Tennisgelände läuft, mit Graffiti zu besprühen. Der Grund war eine Veranstaltung in Lohberg. Viele Menschen haben das für eine Fehlentscheidung der Stadt gehalten, da die Mauer, ihrer Ansicht nach, jetzt mit „Schmierereien“ verunstaltet ist.
Die Frage lautet deshalb:
"Graffiti: Kunst oder Sachbeschädigung?"
Als Einleitung nicht schlecht, allerdings solltest du eine Wiederholung der Eingangsfrage in der Erörterung vermeiden. Die Einleitung ist kein abgetrenntes Stück Text, sie führt viel mehr in die eigentliche Argumentation hinein, ist mit ihm verbunden. Diese Exposition, die du stellst, könntest du wunderbar als Beispiel verwenden, um deine Argumente zu untermauern.

Da hätten wir auch schon den Punkt: Das Erörterungsverfahren. Was du brauchst sind drei Elemente - These, Argument, Beispiel. Jede These wird mit Argumenten belegt und diese Argumente werden nach Möglichkeit mit Beispielen verstärkt. Da du hier frei erörtern sollst und kein zu debattierender Standpunkt vorgegeben ist, kannst du dir deine Hauptthese aussuchen.

Schauen wir in deinen Text:


Graffiti an kargen Fassaden stellen generell eine kunstvolle Sanierung dar
These, unbelegt. Argumentiere, warum dem generell so ist. Ohne Argumente ist das nur eine Geschmackseinstellung deinerseits, für die Erörterung nicht geeignet.


Deshalb sollte man beim Legalisieren die Orte für Kunst dieser Art sorgfältig auswählen, d.h. nicht unbedingt die Wände eines Rathauses oder unter Denkmalschutz stehender Gebäude als Sprayfläche zur Verfügung zu stellen.
Das ist weder These noch Argument und steht auch in keinem Zusammenhang zu vorher genanntem. Abgesehen davon sprichst du hier vom Offensichtlichen - es ist die Definition von Denkmalschutz, dass die Gebäude unangetastet bleiben.

Du musst auch hier eine These stellen: Graffiti als Kunst muss an legalen "Leinwänden" möglich sein; oder du argumentierst, warum das illegale Graffiti Kunst darstellt.


Durch Legalisieren von Graffiti können neue, talentierte Künstler entdeckt werden.
These ohne Argument oder Beispiel.


Außerdem haben die Sprayer durch eine Legitimierung die Möglichkeit, ihr Graffiti als Kunstwerke zu exponieren. Sie haben zwar mehr Zeit bei ihrer Arbeit und müssen nicht damit rechnen, dass sie festgenommen werden, aber gerade dieses Risiko ("Kick") verspüren viele Sprayer als herausforderndes, positives Gefühl. Obwohl sie bei Tageslicht viel mehr sehen können, bevorzugen eine große Anzahl von Sprayern das Arbeiten bei Nacht.
Du wechselst das Thema dermaßen rasant, dass man nach zwei Sätzen schon nicht mehr weiß, was du eigentlich sagen willst. Hier wiederum fehlt eine These, die du zu belegen versuchst.
Warum spielt das Herausforderungsgefühl eine Rolle bei der Frage nach "Kunst oder Sachbeschädigung"?


Das Empfinden, etwas Ungesetzliches zu tun, finden einige Sprayer gut, was eine Zunahme der Jugendkriminalität bewirkt.
These, unbelegt - und auch ein bisschen stussig. Ich meine, es ist nicht so, dass der Kick von Ungesetzlichkeit automatisch zu gesteigertem kriminellen Trieb führt. Wer einen Schokoriegel aus der Edeka klaut, oder wer die Pfeiler einer Brücke besprayt ist dadurch nicht kriminell.


Da man auf legalem Wege mit diesem Hobby zu Geld kommen kann (z.B. durch gewerbliche Auftraggeber, Stadt usw.), wird den Sprayern eine Alternative zur Kriminalität geschaffen. Das bedeutet wiederum eine Verminderung der Jugendkriminalität.
Halt, wie war die Ausgangsfrage?


Graffiti kann auch eine Alternative zu Drogen sein, wenn dieses Hobby legalisiert wird.
Unbelegte These. Und - wat? Graffiti statt Drogen? oO


Dies ist jedoch nur ein Ausnahmefall, da Drogen auch in Verbindung mit einem Hobby konsumiert werden können. Gerade beim Genuss von „harten“ Drogen wie Haschisch oder Exstasi können durch die Sprayer noch größere Schäden entstehen, da sie im Rauschzustand kaum bzw. keine Kontrolle mehr über sich haben und wahllos sprühen.
... und hier bist du an einem Punkt angekommen, wo du überhaupt keine Kontrolle mehr darüber hast, was du schreibst.
Bleib bei der Ausgangsfrage. Im Momen schreibst du nur wahllos Sachen zusammen, die damit überhaupt nichts mehr zu tun haben. Oder wie hilft die Frage nach dem Drogenkonsum der Erörterung von "Kunst oder Sachbeschädigung"? Wenn du das für die Frage relevant hältst, dann musst du das argumentativ erläutern.


Ein erster Schritt, um die Frage um Kunst oder Sachbeschädigung zu klären, wäre die Legalisierung von Graffiti in bestimmten Bereichen und nicht nur in Ausnahmefällen, um den Künstlern unter den Sprayern eine Möglichkeit zu geben, ihre Begabung voll und ganz zu zeigen.
Und auf einmal bist du wieder auf die Frage zurück gekommen, aber irgendwie ziemlich komisch, denn auch hier stecken weder These, noch Argument, noch Beispiel drin. Die Frage sollst ja gerade du klären, nicht irgendeine Anwendungsmöglichkeit. Dafür ist die Erörterung ja da, du klärst argumentativ eine Frage.


Letztendlich gibt es dann die einen, die sprayen und somit ihre Umwelt verschönern und einige andere, die auf illegale Weise sprayen. Denen wird aber auch die Lust daran vergehen, wenn sie merken, dass man mit legalem Sprayen mehr oder überhaupt Geld verdienen kann.
Das ist etwas stussig argumentiert und tut auch überhaupt nichts zur Sache.


Wenn diese Situation entstehen würde, könnte man die Frage wohl mit der Aussage „Kunst“ beantworten.
Wie kommst du darauf? Ordne deine Gedankengänge, eine Erörterung muss schlüssig sein. Was du machst, ist einfach sagen "So und so, deshalb irgendwie so. Punkt." - dem kann keiner folgen.


Sollte alles weiterlaufen wie zuvor wird es sehr bald noch mehr Sprayer geben und damit noch mehr „Sachbeschädigung“.
Unbelegte These.


Ich selber stehe also eher zwischen den Fronten.
Wirklich? Mir scheint, du stehst nicht einmal in der Nähe des Themas.



In Schulnoten wäre das eine 5. Weder das Erörterungsverfahren stimmt - beschäftige dich unbedingt damit, lies nach, sicher hast du Aufzeichnungen aus diesem Halbjahr; du kommst im Deutschunterricht um solche Arbeitstechniken nicht herum! -, noch ist der Ausdruck sonderlich passend - versuche sachlich zu schreiben, du wirst hier manchmal sehr dialektisch -, noch gehst du irgendwie auf das vorgegebene Thema ein. Zumindest die Rechtschreibung haut einigermaßen hin.

Nochmal: Beschäftige dich umbedingt mit dem Erörterungsverfahren, denn genau das wird geprüft. In diesem Fall sieht das etwa so aus (richte dich vor allem nach deinen eigenen Aufzeichnungen, jeder Deutschlehrer verlangt da etwas anderes):
1. Aufbau nach Exposition (Einleitung, die Fragestellung wird abstrahiert), Erörterungsteil (siehe 2.), Konklusion (du ziehst ein abschließendes Fazit und beantwortest im besten Fall die Fragestellung, gibst Lösungsvorschläge)
2. der Erörterungsteil wird durch These, Argument und Beispiel strukturiert - zwei Varianten:
2.1. linear - du stellst eine Hauptthese, welche du zu belegen versuchst (in diesem Fall entweder: "Graffiti ist Kunst" oder "Graffiti ist Sachbeschädigung")
2.2. dialektisch - du stellst eine Antithese (abgelehnter Standpunkt, den du zu widerlegen versuchst) und eine Hauptthese (Standpunkt, den du zu belegen versuchst) auf; Argumente der Hauptthese entkräften Argumente der Antithese; danach folgt die Synthese, also ein Kompromiss, der aufgrund der nicht zu entkräftenden Argumente der Antithese entsteht
3. Sachlichkeit - du als Erörternder trittst vorerst nicht in Erscheinung, deine eigene Meinung zum Thema ist irrelevant, weil du argumentativ zu einem Ergebnis kommst und keines vorformulierst; wenn überhaupt, dann kannst du die eigene Meinung in einem Satz im Schlussteil unterbringen, mehr aber auch nicht.



Ist übrigens immer ungünstig, so etwas am Abend vor der Arbeit reinzustellen, wenn du Probleme mit Aufsatzformen hast, solltest du dringend schon eher anfangen, diese zu beheben als kurz vor der Angst.

Ianus
14.02.2011, 01:25
Du schreibst primär über die Kriminalität und Kriminalisierung von Sprayern, scheint mir und fast gar nicht über die Kunst. Du hast den Kunstbegriff nicht wirklich erläutert. Hast du dich mal mit Graffiti auseinander gesetzt? Mit den stilistischen Eigenheiten, den technischen Grenzen, ect?

Bei der Legalität ist die Frage nämlich klar - die Wände gehören dem jeweiligen Besitzer, das Copyright auf die Form dem Architekten und Styles, Tags und Throw-Ups aufsprühen ist dasselbe wie Hitlerbärte auf Statuen im Park malen. Man kann es natürlich auf die Frage ausdehen, inwiefern die Öffentlichkeit denn noch mit den Füßen über den Öffentlichen Raum abstimmen kann? Denn auf Beton sind Trampelpfade eben nur Beschädigungen im Untergrund.

Was die Legalität angeht, gab es schon seit Anfang der 90er eine Reihe legalisierten bespraybaren Flächen und die existeren vermutlich immer noch. Die "Wenn"-Form ist da 20 Jahre hinter der Realität.

Moyaccercchi
14.02.2011, 03:15
[...] Die "Wenn"-Form ist da 20 Jahre hinter der Realität.
Als der Text geschrieben wurde, war er nur 15 Jahre hinter der Realität. Schade um eure wirklich tollen Erläuterungen die glaub ich etwas zu spät kommen. ._.'

Mordechaj
14.02.2011, 11:08
Baaaah... immer diese Leichenschänder. .___.

Ianus
14.02.2011, 12:13
Confound you!

Vale
14.02.2011, 23:52
:D genial!