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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [P&P - Shadowrun] "Der erste Engel"



La Cipolla
07.11.2005, 07:07
Wie gesagt, die Forenrunnerei bringt in Schreibrausch. ;) Hier der Auswuchs.
Eigentlich schreib ich sowas ja ins Atelier, aber ich hab so das Gefühl, dass es da niemand lesen würde ._. (Falls die Mods anderen Meinung sind, kann mans ja verschieben)




Shadowrun
Der erste Engel



Eine Stadt im Norden des amerikanischen Kontinents um 2055.
Es hätte auch jeder andere Ort sein können.


Die junge Frau glitt durch die Straßen Seattles, und ihre silberlegierten Füße hinterließen kein einziges Geräusch. Sie hatte lange weiße Haare, vor langer Zeit mochten sie einmal blond gewesen sein, und ihre Lippen prangten wie Chrom-Kirschen in dem hellgrauen Gesicht mit den majestätisch zugespitzten Ohren. Ihre Gedanken waren kaum vorhanden. Die große Brücke, die in den Schatten der Nacht verhangen war, beeindruckte sie ebenso wenig wie der angenehme kühle Wind vom Meer. Ihre Bewegung war stets sicher programmiert, sie würde den Treffpunkt zur richtigen Zeit erreichen. Die Sensoren der Elfe vernahmen Herzschläge verschiedener Personen von einigen Seiten des Weges und sie stoppte ihre Schritte. Drei junge Männer und eine Frau verließen ihre Verstecke und umstellten das Mädchen, mit einem hinterhältigen Grinsen auf dem Gesicht. Irgendwann hatte sie diese Art zu lächeln einmal gehasst.
„Hey, Kleine, was treibst du dich so spät noch draußen rum?“
Sie antwortete nicht und ihre metallen-silbernen Augen beobachteten den Redner beiläufig, ebenso wie sie auch die anderen Drei im Blick hatte. Die Frau der kleinen Gang trat hervor und warf mit einem herablassenden Gesicht eine synthetische Zigarette auf den Boden. Irgendwann hatte das einsame Elfenmädchen diesen Geruch einmal verabscheut.
„Ist wohl ne Nutte. Sonst würde sie hier nicht in so nem dämlichen, weiten Mantel rumlaufen.“
„Wollen sie mich aufhalten?“, fragte das Mädchen mit den silbernen Haaren ausdruckslos, und ihre Stimme klang bleiern.
„Du bist gut!“, lachte einer der Banditen, „Wenn wir dich nur aufhalten wollten, hätten wir dich längst umgebrach…“
Ihre Reflexe reagierten, bevor das letzte Bisschen ihres Verstandes die Todesdrohung auch nur verarbeitet hatte. Das Schwert surrte leise in seiner Hülle, bevor es den Kopf des Redners abtrennte und seinen Nebenmann zweiteilte. Die Frau sprang zurück, weshalb sie bei dem ersten Angriff des Mädchens nur beide Arme verlor, erst die zweite Attacke nahm ihr das Leben. Der letzte Angreifer wollte gerade schreien, als sich die schwere, metallene Klinge des mittelalterlichen Schwertes in seine Kehle bohrte. Der kalte, emotionslose Blick der jungen Elfe war schon nicht mehr auf ihn gerichtet, als sein Blut in einer Fontäne an dem Gesicht des Mädchens vorbeischoss. Sie spürte die satte rote Farbe und die wohlige Wärme. Irgendwann hatte sie Blut einmal nicht ausstehen können.
Das Schwert verschwand wieder unter dem Mantel und sie setzte ihren Weg fort. Sie musste sich nicht beeilen, die akademischen fünf Sekunden waren eingehalten.


Der alte Mann tippte unruhig mit seinen Fingern auf den Tisch und die Anspannung der Situation zwängte ihm kleine Schweißperlen auf die Stirn.
„Seid ihr euch sicher, was die Leute angeht?“, fragte er einige schwarz gekleidete Orks neben sich.
„Ja, Boss.“, antwortete einer der Bodyguards, „Die Besten, die wir gefunden haben.“
„Hm.“, meinte der rundliche Chef und ließ seine Finger ineinander gleiten, „Wir werden sehen. Ich hoffe, sie irren sich nicht. Der Papst wird gar nicht glücklich sein, wenn diese Aktion fehlschlägt.“
Dann vernahm er ein leises Kichern aus einer Ecke des Raumes, die er zuvor nicht einmal mehr wahrgenommen hatte.
„Wir arbeiten für den Papa höchstpersönlich? Was für eine Ironie, jetzt begibt sich selbst die Kirche in die Schatten!“
Der Dickliche zuckte zusammen, und die Orks richteten ihre Waffen auf den Mensch, der aus dem Schatten trat. Statt einer richtigen Kleidung trug er nur eine viel zu weite Hose, die mit einem lockeren, aber äußerst breiten Gürtel zusammengehalten wurde, zudem war sein ganzer Körper mit bunten Tätowierungen verziert. Man sah mystische Gestalten, Fabelwesen, aber allen voran Darstellungen von Sinnesorganen, unzählige Augen, Ohren, Münder und Hände prangten auf der Haut des Fremden, so dass es unwillkürlich den Anschein hatte, er würde tatsächlich alles wahrnehmen. Selbst sein Gesicht war so gestochen worden, dass der junge Mann nun mit fünf Augen in den Raum schaute. Zu seinem leisen Lachen gesellte sich ein zurückhaltendes Klatschen. Einer der Orks wies die anderen an, ihre Waffen ruhen zu lassen, und flüsterte dem runden Mann etwas ins Ohr, woraufhin sich dieser unwillkürlich verschluckte.
„Wie bitte? Dieser Freak…?“
„Ja!“, fiel ihm der Tätowierte mit einer äußerst hohen Stimme ins Wort, „Dieser Freak ist der Mann, der euren Engel finden wird!“
Er verfiel in ein lautes Lachen, und der breite Mann drückte sich wütend auf den Tisch.
„Woher weißt du über den Engel?! Im ganzen Vatikan…“
„Jaja, Dickerchen, bla, bla, bla… Es wissen immer nur drei Leute im ganzen Vatikan darüber bescheid, aber in dem Moment, in dem einer von ihnen vor mir steht, haben mir tausend Zeichen bereits verraten, worum es geht, und schon…“
Langsam drückte er vier Finger seiner Hand einzeln in die Höhe.
„…wissen vier Leute davon.“
Das Grinsen seiner Augen war einschüchternd, und der schwitzende Mann fiel in seinen Stuhl zurück.
„Nun gut. Sie sind der Erste, lassen sie mich erklären, worum es geht, oder wissen sie das etwa auch schon?“
„Wollen sie diese Frage wirklich beantwortet haben?“, seufzte er lachend in den Raum, und seine verschiedenfarbigen Augen leuchteten, eines gelb, das andere rot.
„Ich weiß es tatsächlich, ich weiß sogar, welches Buch ihre Tochter immer vorgelesen haben möchte! Man nennt mich doch nicht umsonst ‚Wisdom’, den Seher! Wo bleibt meine Partnerin?“


Die Welt ist in den letzten 60 Jahren nur schlimmer geworden. Die Firmen dieser Welt gaben sich nicht länger mit der Kontrolle über die Köpfe der Menschen zufrieden, nach dem Jahr 2000 begannen sie, sich zu gewaltigen Allianzen zusammenzuschließen, die man Megacons, Riesenkonzerne, nannte. Stellen sie sich ein Monopoly-Spiel vor. Alle Straßen sind auf dem Niveau einer hypermodernen Schlossallee und gehören zudem nur etwa zwölf Leuten. Das Problem: Es gibt Milliarden von Spielern. Im Klartext war die Welt also in Konzernhand. Dann begann die Erde, sich gegen uns zu wehren, Sturmfluten und Erdbeben vernichteten halbe Kontinente, und auch die Technik der Menschen richtete sich gegen ihre Schöpfer. Ungefähr ein Dutzend Atomkraftwerke explodierten um 2006 rum, und die Seuche VITAS war ein guter synthetischer Ersatz für die mittelalterliche Pest. Staaten gingen unter, neue tauchten auf. Ganze Branchen wurden von Konzerngeldern aufgekauft, in Japan erfand man Cybertechnologie, die Kunst, Fleisch durch Chrom zu ersetzen. Das Computernetz wich nach einem weltweiten Absturz durch einen einzigen Killervirus der Matrix, einem Netzwerk, das über ein Interface und eine Tatstatur hinausgeht. Der User ist ein Teil des PCs geworden. Es entstanden Legenden und die Zeitrechnung näherte sich unaufhaltsam dem Jahr 2011, dem Jahr, das im mexikanischen Kalender als Zeit der Umwälzung prophezeit wurde. Und die Welt dachte, sie würde bereits im Chaos liegen.


Das kleine Mädchen erwachte und blickte blinzelnd durch die grünliche Flüssigkeit hindurch. Das Gesicht ihres Gegenübers war weder alt noch jung, aber seine tiefschwarzen Augen zeugten von gewaltiger Weisheit, gaben ihr allerdings auch ein Kribbeln in den Bauch, das sie einfach nicht einordnen konnte. Die langen, lockigen und ebenso tiefschwarzen Haare stellten sich leicht auf, als der Mann lächelte.
„Weißt du meinen Namen?“, schallte seine Frage im Kopf des Mädchens wieder, obwohl er seine Lippen nicht bewegt hatte.
„Ja.“, antwortete sie, „Dein Name ist Darke. Ich habe ihn in meinen Alpträumen gehört.“
„Exzellent.“, meinte Darke lächelnd. Das Mädchen sank abermals in tiefen Schlaf. In ihren letzten Gedanken bemerkte sie, was das kribbeln in ihrem Bauch bedeutet hatte.
Sie hatte die Hölle gesehen.


„Sie kommt. Wird ja auch langsam Zeit.“, meinte Wisdom und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Es verging eine kurze Zeit, dann öffnete sich die Tür und das vercyberte Elfenmädchen trat hindurch.
„Ich bin hier.“, verkündete ihre Stimme und sie nickte den Anwesenden kurz zu.
„Ich nehme an, sie sind Juliette?“, fragte der dickliche Mann.
„Korrekt.“, meinte sie kurz, woraufhin Wisdom wieder mit Kichern begann.
„Juliette? Was für ein ungewöhnlicher Name! Und wo ist dein Romeo?“, lachte er in den Raum. Das Mädchen schaute ihn aus ihren leeren Augen heraus an, und eine betrübende Stille lag in dem Raum. Der rundliche Auftraggeber hüstelte sich und beendete so das Starrduell der Beiden.
„Wir sind nicht hier, um über Literatur zu reden, Mister Wisdom. Ich werde ihnen die Aufgabe noch einmal kurz erläutern.“
Er erhob sich müde und wanderte ein wenig unruhig durch den Raum. Als er gerade mit Reden beginnen wollte, hob Wisdom noch einmal den Finger und grinste.
„Sagen sie uns bitte immer die ganze Wahrheit. Sonst tu ich es.“
„Ja, ja, ist ja schon gut…“, meinte er genervt und begann mit den Ausführungen.
„Vor zwei Tagen bekamen wir Nachricht von unseren Leuten bei Aztec, die meinten, der Konzern hätte einen ganz großen Fisch am Haken. Nähere Untersuchungen brachten zu Tage, dass es sich bei diesem besonders dicken Fisch um ein Kind handelt, dessen Schulterblätter offenbar mit beweglichen, verlängerten Knorpelteilen bestückt sind, wie bei der Wirbelsäule. Aztec hat offensichtlich einen neuen Typ Metamensch entdeckt. Einen Engel.“
Wieder kehrte Ruhe in den Raum ein, bis Juliettes bleierne Stimme erklang.
„Sollen wir das Subjekt beschaffen oder vernichten?“
„Nun ja, es ist kompliziert, wenn die Sache an die Öffentlichkeit gerät, sollten die Menschen darauf vorbereitet sein, sonst könnte dieser Engel ihren Glauben erschüttern.“
Wisdom lachte leise und schlug mit der Handfläche auf den Tisch.
„Und sie würden wohl einsehen, dass ihr Christentum letztendlich doch nur ein Auswuchs wütender Magie ist und Jesus ein gottverdammter Hexenmeister war.“
Der rundliche Auftraggeber grinste ihn breit an.
„Sie liegen vollkommen richtig, Mister Wisdom. Es wäre perfekt, wenn sie das Kind lebendig zu uns bringen, aber die Hauptsache ist, dass es nicht in Konzernhand bleibt. Töten sie es, wenn es nicht anders geht.“
Juliette nickte metallen und erhob sich von ihrem Stuhl.
„Wie sieht es mit der Belohnung aus?“
„Zehntausend sofort, weitere 100k nach Erledigung des Auftrags, 200k, falls das Mädchen überlebt und hierher kommt.“
„Das ist ja alles schön und gut, Toni, wenn ich sie bei ihrem Vornamen nennen darf.“, bemerkte Wisdom lächelnd, „Aber klären sie uns doch noch über die letzte Runnergruppe und die Tatsache, dass wir nur zwei sind, auf.“
Auf Tonis Gesicht zeigte sich eine Angstfalte, dann grinste er wieder.
„Vor ihnen…“
„Richtig.“, fiel ihm Wisdom ins Wort, „Sie können nichts vor mir verbergen, also versuchen sie erst gar nicht erst.“
„In Ordnung. Wir haben in Angesicht der Dringlichkeit dieser Angelegenheit bereits gestern ein Team auf den Run angesetzt, aber es hat… versagt.“
Wisdoms Grinsen brachte ihn dazu, diese Aussage näher zu erläutern.
„Sie haben den Engel im Konzerngebäude nicht einmal mehr gefunden. Der Decker ist ihnen durchgebrannt, der Magier hat den Verstand verloren und den Rest der Gruppe geröstet. Wir rechnen mit dem Aufenthalt eines äußerst mächtigen Magus in dem Gebäude. Also gingen wir weg von der üblichen Taktik des gut geplanten Infiltrations-Runs. Meine Leute erkundigten sich nach dem besten Krieger in Seattle, wobei sie unweigerlich auf Juliette stießen.“
„Und ich…“, fiel ihm Wisdom abermals ins Wort, „…soll ihren kleinen Flattermann finden.“
„Richtig. Zudem sind zwei Leute wesentlich agiler als eine ganze Gruppe. Ich denke, für Runner von ihrem Kaliber dürfte es ein Kinderspiel werden.“
Juliette nickte nur kurz.
„Ich nehme an.“
Wisdom grinste breit über das ganze Gesicht.
„Nein, mein Lieber Toni, das wird kein Kinderspiel, ich rieche die Magie in der Luft, das wird kein Kinderspiel.“
Dann nickte er wild.
„Das wird nicht einmal mehr ein Spiel… Ich bin ja so was von dabei!!“


Dann kam das Jahr 2011, und wer nicht die letzten 50 Jahre in einem Keller gelebt hat, weiß, was geschah: Die Magie kehrte zurück. Überall in der Welt wurden Metamenschen geboren, Völker entstanden, die man davor nur aus alten Mythologien und Fantasybüchern kannte, Elfen, Orks, Trolle, Zwerge und noch seltsameres Getier fanden ihren Weg zurück in die Welt. Plötzlich begannen die Wissenschaftler, Dinge mit Magie zu erklären. Indianerstämme besannen sich auf die Kräfte der Natur und nahmen den Großteil Nordamerikas ein, nachdem sie die Regierung des Landes mit Vulkanausbrüchen, Tornados und Erdbeben bis auf die Knochen geängstigt hatten. Die Drachen erschienen abermals, und heute liegen die meisten Konzerne in ihren Klauen. Magier entpuppten sich nicht mehr als Scharlatane, sondern als Machtzentren, die es mit Armeen aufnehmen konnten. Nun ist das Jahr 2057, man hat sich ein wenig an die Veränderungen gewöhnt, aber neue Phänomene sind unerklärlich und bedrohlich geworden. Nun liegt die Welt tatsächlich im Chaos, aber es gibt genügend New Age-Propheten, die behaupten, all dies wäre erst der Anfang.


Der Wind umspielte Juliettes Haare, als die beiden durch die leeren Straßen Seattles wanderten. Es war morgens um sechs, eine Zeit, zu der nur die schlimmsten noch nicht schliefen oder schon wieder wach waren.
„Hey, Große.“, wandte sich Wisdom mit ernstem Blick an das Mädchen, „Willst du mir nicht wenigstens jetzt erzählen, wo dein Romeo ist?“
Sie schaute ihn an und ihr Gesicht zeigte keinerlei Emotion.
„Wirken sie einfach eine Geistessonde und finden sie es heraus.“
„Ich bin kein Magier…“, meinte er beiläufig, woraufhin ihn das Mädchen mit ihren durchdringenden verchromten Augen anblickte, die ihm verrieten, dass sie eine Erklärung erwartete.
„Ich bin nur ein Ki-Adept.“
„Ich glaube ihnen nicht.“, meinte ihre trockene Stimme. „Es ist eine Sache, Informationen und extreme Sinneswahrnehmungen zu haben. Aber Vorhersagungen, wie gerade bei dem Auftraggeber, sind Magie.“
„Nö.“, erwiderte Wisdom grinsend. „Die Falten im Gesicht dieses Fettwanstes haben seinen Namen gerade so herausgeschrieen. Seine Aura hat das nur noch bestätigt.“
Juliette blieb stehen und schaute ihrem Partner in die Augen.
„Dann sagen sie mir jetzt meinen Namen.“
Wisdom grinste sie an und schloss dabei sein gelbes Auge, was seinem Gesicht eine bedrohliche Note gab.
„Das, meine vercyberte Freundin, wäre Magie. Wie soll ich etwas anhand deiner Gedanken erkennen, was du selbst längst vergessen hast?“
Er ging summend weiter, und nach einem Augenblick folgte sie ihm bedächtig.
„Es gibt keinen Romeo.“
Der Adept grinste nur.
„Natürlich gibt es einen Romeo, Süße. Ein Mädchen wie du? Eine Maschine wie du? Ach, meine Kleine, es gibt immer einen Romeo! Der Stahl hat deine Emotionen gezügelt, selbst ich bin nicht imstande, viel aus dir zu lesen. Aber glaube mir, es wird wieder einen Romeo geben.“
Sie wollte diese Worte glauben, aber die mechanische Logik ihrer Schaltkreise schloss jenen Fall aus.
„Dazu bedürfte es einem Wunder.“, meinte sie nur kalt.
„Zum Glück…“, lachte Wisdom in die Nacht, ohne sie anzuschauen, „…ist die Magie schon vor Jahren in diese Welt zurückgekehrt! Es wäre nicht das erste Wunder, nicht wahr?“
Zu gern hätte Juliette ihm Recht gegeben, aber sie schwieg.


Die Pyramide flammte in der Innenstadt Seattles wie ein Leuchtfeuer am Horizont. Der Aztec-Konzern war sehr auf Stil bedacht gewesen, als er den Bau hatte errichten lassen, und zudem auch sehr weise. Es galt als sicherer Selbstmord, sich dem Anwesen mit unlauteren Absichten zu nähern. Wisdom und Juliette waren noch ungefähr 30 Meter vom Besuchereingang entfernt, als sich der Adept auf seinen Hosenboden fallen ließ und die Augen aufriss.
„Was tun sie da?“, erkundigte sich seine Partnerin und versuchte, nicht die Aufmerksamkeit des Wachpersonals zu wecken.
„Blick in die leeren Gesichter dieser Leute.“, antwortete er und zeigte lächelnd mit einem Finger auf die Wachleute. Juliette fiel auf, dass seine Fingernägel ungefähr doppelt so lange wie die ihren waren.
„Sie haben keinerlei eigenen Willen, daher werden sie nicht weit genug gekommen sein, um zu wissen, wo der Engel gehalten wird.“
Juliette erkannte die Gesichtszüge der Männer überhaupt nur durch ihre technisch verstärkten Augen, und doch redete Wisdom von ihnen, als würden sie vor ihm auf dem Seziertisch liegen.
„Aber sie hören Gerüchte. Sie wissen, wo in der Pyramide sie nicht hindürfen. Ich höre ihren kleinen Smalltalk untereinander, ich spüre ihre ängstlichen Auren, wenn sie über geheime Experimente reden. Jeder Zweifel in ihren Gedanken schließt einen Ort aus, an dem wir nicht suchen müssen. Gib mir zwei Minuten und ich sage dir, wo wir unseren Messias finden können.“


„Bist du schnell?“, fragte Wisdom grinsend, nachdem er die Situation ungefähr eine Minuten und 13 Sekunden sondiert hatte. Juliette strich sich das weiße Haar aus dem Gesicht, ignorierte die Stoppuhr irgendwo in dem Kabelsalat ihres Kopfes und nickte.
„Man ist der Meinung, ich sei die Schnellste. Drei der Konzernleute sind gerade auf dem Weg zu uns.“
„Ich weiß, mein großes Cybermädchen!“, lachte er mit dem Rücken zur Pyramide, „Und ebenso wie du weiß auch ich, in wie vielen Sekundenbruchteilen sie den ersten Schuss auf uns abgeben werden.“
Seine Augen leuchteten vor freudiger Erwartung.
„Ich bin schnell, könnte aber nicht mit dir mithalten.“, meinte er, während sein Körper beiläufig einem Schuss auswich und dabei vor innerer, magischer Energie zu leuchten schien. Drei große Gestalten rannten nun auf das Duo zu.
„68. Stock, 187. Fenster von links. Der beste Eingang. Aber du musst mich tragen.“
Juliette nickte und legte den Mantel ab. Das erste Mal kam ihr ganzer Körper zum Vorschein. Er war zwar das, was man als äußerst gut proportioniert bezeichnen würde, allerdings waren ihre Glieder fast schon zu gut geformt. Wisdom roch das Titanium in ihren Knochen, den Chrom zwischen den Muskelsträngen und das magische Material Orichalkum, welches überall auf ihrer Haut in Formen von leichten Adern injiziert war.
„Es ist gut, mit jemandem zu arbeiten, für den ich nicht die Ritterin spielen muss.“, meinte sie, als der breite Griff ihres Schwertes auf dem Rücken erschien. Die Klinge war ca. einen Meter lang und 8 cm breit, ein uraltes Relikt aus Schottland, und zudem magischer Natur, wie Wisdom erkannte. Die Waffe leuchtete im Astralraum in einem matten Rot. Nun lächelte auch er.
„Ich fühle mich geehrt, Juliette von Seattle. Und jetzt lass uns diesen Run beginnen!“
Juliettes Füße schlugen an ihrem Ausgangspunkt einen kleinen Krater in den Boden, als sie losrannte. Wisdom hing auf ihrem Rücken, was ein lustiges Bild abgab, aber das schien die Cyberelfe nicht zu beeinflussen. Als der Kugelhagel der Sicherheits-Orks an ihrem vorherigen Standpunkt die Straße aus dem Fundament riss, erklomm das Mädchen gerade die Aztec-Pyramide, einhundert Meter hinter den Wachen. Sie hatten den Schemen, der sie passiert hatte, nicht einmal mehr wahrgenommen.


„Sie kommen.“, meinte der Magus Darke, scheinbar belustigt. Das Mädchen in dem riesigen Bottich vor ihm blickte misstrauisch zu dem Schwarzhaarigen herab. Vom Aussehen her hätte man sie auf ein Alter von 13 oder 14 Jahren geschätzt, aber in ihren Augen brannte eine Weisheit, die auf eine lange Lebenserfahrung zurückschließen ließ.
„Werden sie mich von dir befreien?“
Darke lächelte.
„Sofern deine Seele dann noch an Ort und Stelle ist, mein kleiner Engel, besteht diese Chance durchaus.“
„Warum willst du diesen Körper?“, fragte sie verwirrt und blickte an sich herab.
„Warum wollte wohl der Junge aus dem Märchen die goldene Gans für sich haben?“
„Weil er gierig war.“, meinte sie abfällig.
Darke ging nachdenklich einige Schritte und blieb dann doch wieder stehen, um sich noch einmal umzudrehen.
„Was, meinst du, hätte er getan, wenn man ihm die Möglichkeit gegeben hätte, zu einer goldenen Gans zu werden, die sich ihre Wünsche selbst erfüllen kann?“
Angst zeigte sich in ihren Augen und sie senkte den Kopf.
„Gegen sie war der Junge in dem Grimm-Märchen ein Heiliger.“, murmelte sie abfällig, obwohl das Gespräch nur in den Köpfen der beiden ablief.
„Mag sein.“, antwortete Darke lächelnd, „Aber du bist ja auch keine Gans. Und ich lege keinen Wert darauf, ein Heiliger zu sein. Es gibt Leute, die der Meinung sind, ich sei im tiefsten Abyss geboren.“
Das Mädchen wollte diese Möglichkeit nicht vollkommen ausschließen.


Die Panzerglasscheibe in ungefähr 200 Meter Höhe zerbarst unter einem leichten Druck von Juliettes Finger und die Glasscherben verloren sich weiter draußen im Herbstwind. Wisdom rollte sich von ihrem Rücken und ließ seine zu einer einzigen Faust verbundenen Finger wie einen Hammer auf den Wachtroll unter dem Fenster herabfallen. Die riesenhafte Statur ging bewusstlos zu Boden und noch bevor der Troll den Flur mithilfe der Schwerkraft erreichte, kletterte der Seher an ihm herab und sondierte die Lage. Sie waren in einem leeren Bürokomplex der Pyramide, einige synthetische Topfpflanzen schmückten den Raum, aber sonst war niemand zu sehen.
„Ist es nicht ungewöhnlich, in dieser Höhe nach einem geheim gehaltenen Projekt zu suchen?“, fragte Juliette, und ihr Chromkörper landete geschmeidig auf dem Kunststoffboden.
„Durchaus.“, meinte Wisdom, „Die Wachleute waren ebenfalls darüber verwundert, und ich fürchte, aus diesem Grund hat das andere Team versagt. Beeilen wir uns, du warst zwar schnell genug, um nicht von den Sensoren der Pyramidenaußenseite wahrgenommen zu werden, aber die zerstörte Scheibe selbst ist vor einer Kamera nicht gut zu verstecken. In zwei Minuten und 14 Sekunden wird der Alarm losbrechen.“
Juliette nickte und begab sich zu der Tür.
„In zwei Minuten haben wir diese Pyramide längst verlassen.“
„Nein.“, stellte Wisdom fest, als sei es eine Tatsache, „Das wäre ja ein Kinderspiel gewesen.“
Juliette lächelte und schleuderte die verschlossene Tür mit einem Handrückenschlag meterweit durch den Flur dahinter.


Gruumsh zählte die Pickel in seinem Gesicht und schaute dann resigniert in das Waschbecken hinunter. Der Anzug passte ihm nicht so recht, er war selbst für einen Ork missgebildet. Leise Tränen liefen seine Wangen herab und er hielt sich die Hände vors Gesicht. Er verfluchte die Welt, die Goblinisierung, die ihn in das verwandelt hatte, was er war und vor allem seine Eltern. Sie hatten immer einen schlechten Humor gehabt, aber ihr Orkkind „Gruumsh“ zu nennen, war nun wirklich ein viel zu schlechter Scherz. Das Leben war schlecht, als Sicherheitsmann bei Aztechnology waren die Aufstiegschance auch stark begrenzt und irgendwie hatte er auch bei den Frauen nie Glück gehabt. Kein Wunder. Wer wollte schon einen 2-Meter-Ork mit viel zu groß geratenen Zähnen? Er beschloss, seinem elenden Dasein ein Ende zu setzen und nahm vorsichtig und mit zitternder Hand seine Dienstwaffe aus dem Halfter. Eine Toilette war zwar nicht gerade ein besonders dramatischer Ort für einen Selbstmord, aber sie würde ihren Dienst erfüllen. Zögernd bewegte er die Pistole zu seinem Kopf.
„Bitte, ihr Götter, falls es euch gibt, gebt mir ein Zeichen, sonst wird es zu spät sein.“, dachte er, aber nichts geschah.
Als er gerade mit dem Leben abschloss und sich den Lauf der Beretta unters Kinn drückte, hörte er ein lautes Krachen, und als er sich umdrehte, erkannte er verwirrt, wie eine Elfe durch die Wand links neben ihm brach und ihm die Waffe aus der Hand schlug. Hinter ihr folgte ein Mensch mit seltsamen Tätowierungen, der ihn mitleidig anschaute.
„Lass den Mist.“, meinte der Mensch lächelnd, „Niemals die Hoffnung verlieren!“, lachte er.
Er wies mit der Hand auf die Wand hinter sich, woraufhin die Elfe jene mit einem Tritt pulverisierte. Dann rannte das seltsame Gespann weiter, durch die Wand rechts neben ihm, ohne auch nur daran zu denken, eine Tür zu verwenden. Kopfschüttelnd hob Gruumsh die Waffe wieder auf. Dann stoppte er. Auf der Seite der Toilette, die das Elfenmädchen soeben zerstört hatte, musste offensichtlich die Damentoilette gewesen sein, denn eine Orkfrau schaute ihn entsetzt an. Gruumsh lächelte verschmitzt. Eine Reaktion, die er sich angewöhnt hatte, wenn man ihm mit Misstrauen begegnete, obwohl diese Mimik wahrscheinlich besonders nachteilhaft war, weil seine viel zu großen Hauer so noch mehr zum Vorschein kamen. Dann erkannte er, dass auch die Orkfrau eine Pistole in der Hand hatte. Und sie lächelte verschmitzt. Ihre Zähne waren zwar nicht viel kleiner als seine eigenen, aber sonst war sie für Orkverhältnisse gar nicht mal so besonders hässlich. Gruumsh ließ die Beretta fallen und dachte an die Worte des seltsam tätowierten Menschen.
„Niemals die Hoffnung verlieren!“
Gruumsh beschloss, sich diesem Rat anzunehmen. Er lächelte und bewegte sich zu der sympathischen Orkfrau, um sie zu trösten.


Juliette und Wisdom schnellten durch die weiß tapezierten Gänge der Pyramide, sämtliche Sicherheitskameras und andere Vorrichtungen ignorierend.
“Da vorn kommt ein langer Korridor.“, meinte Wisdom und zeigte mit dem Finger auf eine Abzweigung einige Meter vor den Beiden. „Wir müssen uns beeilen, die Sicherheit wird bald aktiv werden.“
Einige Räume weiter rammte Juliette einem verwirrten Mann ihr Schwert in den Rücken, während der Adept seinem Ebenbild auf der anderen Seite der Tür den Ellebogen vors Kinn donnerte. Plötzlich erstarrte Wisdom und wies die Elfe mit einer leichten, schnellen Handbewegung an, den Raum zu verlassen. Sie zögerte keine Sekunde, und als sie die Tür hinter sich schloss, spürte sie plötzlich die unnatürliche Hitze der Türklinke. Als Juliette die Pforte auf ein Wort des Adepten wieder öffnete, trat der Geruch von verbranntem Kunststoff in ihre Nase. Der Boden, die Decke, und ebenso die Wände des Raumes waren vollständig schwarz gerußt, ein Häufchen Asche war das einzige Überbleibsel eines Schreibtisches, während von den Leichen der Wachmänner nur noch verkohlte Skelette übrig geblieben waren. Wisdoms Körper war vollkommen unversehrt, aber überall stieg Dampf von seiner Haut auf, als würde er glühen. Seine Hand war gen Himmel gestreckt, und erst mithilfe ihrer Infarot-Augen erkannte die verchromte Elfe den Grund dafür. In der Hand des Adepten zappelte ein unsichtbarer Magier, der wohl auch für dieses Inferno zuständig war. In seinen Augen lag Panik, und er schleuderte einen Zauber nach dem anderen auf Wisdom, doch die Magie prallte von dem Menschen ab wie Regen von einer Betonwand. Juliette dachte das erste Mal darüber nach, wie der Adept so unglaublich stark geworden war. Er war nicht nur besser als ein Klotz am Bein, langsam zweifelte die Elfe sogar daran, dass sie ihn selbst im Kampf übertrumpfen könnte.
„Der ist aber widerstandsfähig!“, meinte Wisdom leichtfertig, während sein goldenes Auge das Gesicht des Zwerges ebenso wenig verließ wie das rote. Ein Fremder hätte den Eindruck gehabt, der Adept hätte den Zwerg verspeisen wollen und nun nur darüber nachgedacht, an welcher Stelle er wohl zuerst zubeißen sollte. Schließlich klappte der in Rage geratene Kleinwüchsige dann doch zusammen, die übertriebene Magie hatte ihm das Bewusstsein geraubt.
„Ich weiß nun genau, wo der Engel ist.“, meinte Wisdom und ließ den schlaffen Körper fallen.
Juliette nickte und ging auf die Tür zu. Als sie bemerkte, dass Wisdom ihr nicht folgte, blieb sie stehen und schaute zu dem Adepten. Sein Gesicht zeigte eine seltsame Emotion, irgendwo zwischen Interesse, Angst, Selbstsicherheit und absolutem Wahnsinn.
„Ein Mann namens Darke ist bei ihm. Schon mal was über ihn gehört?“
Juliette hatte etwas über ihn gehört. Mehr als ihr lieb war.
„Nur Gerüchte.“
Wisdom lachte laut und griff, unsichtbar für ungeübte Augen, mit einem schnellen Sprung einen Geist aus der Luft. Juliette sah den Watcher zwar nicht, hatte aber genügend Erfahrung mit diesen magischen Kameras, um sich sicher zu sein, dass sie zwar nicht direkt gefährlich waren, wohl aber äußerst gefährliche Magier rufen konnten.
„Der hat dem Zwerg bescheid gesagt.“, meinte Wisdom mit spielerischer Überlegung in den Zügen, und die Elfe beobachtete, wie sich die Muskeln seines Armes anspannten, um das Astralwesen nicht entkommen zu lassen. Dann rammte der Adept sein Gebiss in die Luft über seinem Arm, stieß aber offensichtlich auf Widerstand. Er spuckte etwas Unsichtbares in den Raum, und seine Muskeln entspannten sich.
„Eigentlich kann ich den Geschmack nicht ab, aber es ist wie eine Droge!“, lachte er und verließ den Raum. „Beeilen wir uns. Es bleibt nicht mehr viel Zeit.“


Das Mädchen beobachtete, wie Darke auf die Mitte des großen Podestes stieg, während die vier Magier die Ecken des Vierecks einnahmen. Die Anlage war mit Kerzenwachs und Kreide bearbeitet worden, und jeder der Zauberer hielt nun einen gebogenen Opferdolch in der Hand. Der Erzmagier mit dem schwarzen Haar lächelte das Mädchen in der Glassäule an.
„Hast du Angst, meine Kleine?“
„Nein.“, meinte sie sicher, „Nicht vor dir. Nur davor, dass sie nicht mehr rechtzeitig ankommt.“
Darkes Lächeln verschwand.
„Beeilt euch.“, meinte er zu den glatzköpfigen Akolythen unter sich, „Lasst uns beginnen.“
Diese begannen daraufhin sofort, mit alten aztekischen Stimmen ein Requiem zu singen. Das Mädchen in dem Bottich riss die Hände zu ihrem Kopf, die Noten schmerzten in ihrem Hirn. Nun lächelte Darke wieder.
„Bis jetzt hat noch niemand meiner Blutmagie widerstanden. Sehen wir, ob du diese Kette durchbrechen kannst.“
Das Mädchen hob unter Schmerzen ihren Kopf, und ihre goldenen Haare wirbelten wild in der grünen Flüssigkeit umher.
„Ich muss… nicht widerstehen….“, meinte sie mit Anstrengung im Gesicht, „Ich muss nur… durchhalten.“, ergänzte sie, als die vier aztekischen Magier die Dolche in ihr eigenes Herz rammten.
Sie schrie.
Darke grinste bösartig.
Und aus dem Rücken des Kindes wuchsen zwei winzige Schwingen hervor.
Die Wand hinter den Magiern zerbarst und Juliettes Schemen schnellte hervor, mit dem riesigen Schwert in der Rückhand.
Darke begann, einen Zauber zu wirken, als hätte er den Überfall vorhergesehen. Das Blutopfer seiner Akolythen wirkte wie ein gewaltiger Fokus, die rote Flüssigkeit wirbelte vom Boden herauf in dünnen Bahnen um den Körper des Magus. Juliettes Klinge hatte den Tod der Akolythen beschleunigt, und als sie sich gerade dem Erzmagier zuwenden wollte, sah sie, wie dieser mit den Fingern auf sie zeigte. Selbst ihre Schaltkreise spürten die Magie, als der Zauber losbrach. In diesem Moment rollte sich Wisdom über Juliettes Schulter, und die Wucht des Zaubers traf seinen Körper. Der junge Mann wurde zurückgeschleudert und schrie, wobei es auch ein Lachen hätte sein können.
Darkes Augen verfinsterte sich, als er erkannte, dass der Adept seinem Zauber widerstanden hatte. Wisdom zitterte beim Aufstehen noch immer, aber auf seinem Gesicht zeigte sich ein Lächeln. Als er aufsah, erkannte er Darkes Hand direkt an seiner Stirn, die tiefschwarzen Augen des Magiers glitzerten mordlustig.
„Du bist an den Falschen geraten.“
Das Mädchen in dem Bottich litt schreckliche Schmerzen, als sie spürte, wie sich ihre Seele vom Körper löste. Juliette war von der finsteren Magie wie gelähmt gewesen, erkannte aber die Gefahr für Wisdom. Die Zeit würde nicht für eine koordinierte Aktion ausreichen. Verzweifelt warf sie sich gegen den Körper ihres Partners und schleuderte damit sowohl ihn als auch Darke nach hinten. Der Magier verlor seinen Zauber und Juliette fiel ein Stein vom Herzen, die stärkste Emotion seit sehr langer Zeit. Dann fiel ihr auf, dass die Blutsäule, die Darke beschworen hatte, nun um sie kreiste, sie hatte sich ohne nachzudenken hinein geworfen. Im nächsten Moment verlor sie die Kontrolle über ihren Körper und das Gesicht des aztekischen Magiers verzog sich zu einer wütenden Grimasse. Das Mädchen mit den Engelsflügeln lächelte, als ihre Seele den Körper verließ.
Ein blutrotes Licht überflutete den Raum.


Als Juliette ihre Augen öffnete, schnappte sie zuerst nach Luft und versuchte dann krampfhaft, in dem blendend hellen Raum etwas zu erkennen. Ihre Infarotsicht schien nicht zu funktionieren, aber Panik überkam sie erst, als sie realisierte, dass auch der Blitzkompensator seine Dienste eingestellt hatte. Als sie aufstehen wollte, kam ihr dieses leichte Unterfangen wie ein unmögliches Ziel vor. Das erste Mal, seit sie sich erinnern konnte, musste sie für eine gewöhnliche Bewegung Kraft aufwenden. Panik. Sie hatte Panik verspürt. Ein Netzwerk aus Drüsen, Kabeln und Programmen hätte dies verhindern müssen. Dann sah sie ihren Körper, wie er einige Meter neben ihr reglos auf dem Boden lag, und die Erkenntnis dämmerte in ihrem Kopf.


Darke erhob sich. Sein Kopf brodelte vor Wut und die Luft um ihn wurde unwillkürlich von seiner magischen Energie ergriffen. Die schwarzen Locken des Magus erhoben sich wie bei einer Katze, als er den Staub von seiner Robe abstreifte und sich auf den am Boden liegenden Wisdom zu bewegte, wie eine Hyäne um das Aas streifte. Der Adept öffnete die Augen und rang sich ein Lächeln ab.
„Was zur Hölle war… das?“
„Das spielt für dich keine Rolle mehr…“, grunzte der Magier mit bösartigem Blick, „Find dich damit ab, dass ihr dafür verantwortlich seid, und ich dich nun dafür zu Tode quälen werde.“
Wisdom lächelte, als er das Höllenfeuer erkannte, welches Darke im Astralraum wob. Hinter dem Magier erhob sich die Statur des Engels. Es war ein junges Mädchen, und ihre Schwingen waren gerade einmal einen Meter lang, was die Erhabenheit aber kaum schmälerte. Dann riss Wisdom seine Augen auf. Er erkannte etwas im Gesicht des Mädchens, dass er seit einigen Stunden vergeblich gesucht hatte.
„Sarah.“, meinte er mit einem Lächeln, und Darke schaute ihn verwirrt an.
„Ihr richtiger Name ist Sarah. Und ich kann noch nicht sterben. Ich muss noch einer Juliette helfen, ihren Romeo zu finden.“
Der Adept konzentrierte seine Magie auf die zahlreichen magischen Wunden, er ignorierte die Schmerzen und überwand so auch die Tatsache, dass sich sein Körper physisch kaum mehr bewegen konnte. Ein Sprung brachte ihn über Darkes Kopf hinweg, und der Magier folgte ihm, und mit seinen Händen kamen auch die Gesten zur Vollendung des Zaubers. Wisdom ergriff das Engelmädchen und schleuderte sie aus dem Fenster hinaus.
„Entschuldigung…“, meinte er mit letzter Kraft zu Darke, „Ich hatte heute morgen eine Eingebung. Sie war vollkommen richtig.“
Der Magier schrie und das Höllenfeuer hüllte den tätowierten Körper des Sehers komplett ein. Wisdom spürte, wie der Zauber seine Resistenz durchdrang und roch kurz darauf verbranntes Fleisch, als er sich direkt hinter dem Engel von der Pyramide fallen ließ.


Die Nacht war kühl und ruhig, die Sterne schienen auf die Erde herab, die Schlote der riesigen Konzernfabriken schienen an jenem Tag zu schweigen. Die beiden Körper glitten beinahe widerstandslos über die blau-goldene Außenwand des Aztec-Baus, der Boden war nur eine weite Illusion, entfernt und unwirklich. Die Flammen, die Wisdom umhüllt hatten, gaben ihm den Anschein eines Kometen, der die Erde vernichten wollte. Das Engelmädchen hatte die Augen geöffnet und lächelte den Adepten an.
„Danke… mein Freund…“, meinte sie, und obwohl der Fall sämtliche Geräusche hätte übertönen müssen, verstand der Seher genau, was sie ihm mitteilen wollte. Er lächelte, als die Flammen sein Gesicht verbrannten.
„Kein Problem… Sarah. Ich habe es dir gesagt…“
Dann verstummte er und Sarah umschloss den brennenden Körper. Die Wirkung des Höllenfeuers ließ langsam nach, aber sie war fatal gewesen.
„Ja… Wisdom… du hast es mir gesagt… Es wäre nicht…“
Ihr Blick wanderte hinauf zu den Sternen.
„…das erste Wunder.“
Dann breitete sie die Schwingen aus und sprang ab. Der Engel verschwand in der Kulisse des nächtlichen Seattles. Wisdoms verbrannter Körper lieferte dem Verstand keinerlei Empfindungen mehr, aber er war glücklich, als er sich mit letzter Kraft um Sarahs Taille klammerte.
„Ich sterbe nicht. Wir finden deinen Romeo…“
Dann übermannte ihn die Bewusstlosigkeit.


Gruumsh verließ die Aztec-Pyramide an diesem Tag mit guter Laune. Er hatte eine Verabredung. Das hatte einen schönen klang: Gruumsh, der 2-Meter-Ork mit viel zu großen Hauern, hatte eine Verabredung. Er summte auf dem Heimweg eine fröhliche Melodie und wirbelte seine Aktentasche hin und her.

Miss Kaizer
07.11.2005, 18:20
ui!!! Also... ich hab's jetzt zum 3. Mal gelesen... find's echt Hammer... mehr kann ich dazu net sagen :X

Obwohl... doch...

MEEEHR^^

Jesus_666
08.11.2005, 08:56
Wirklich gut.

Daen vom Clan
08.11.2005, 09:33
Das ist - ja doch - die Beste der wenigen SR-Geschichten, die ich je gelesen habe, wirklich verdammt gute Arbeit und hey - ich mag den Kitsch dieser Erzählung :)

Trishna
08.11.2005, 11:42
Das ist - ja doch - die Beste der wenigen SR-Geschichten, die ich je gelesen habe, wirklich verdammt gute Arbeit und hey - ich mag den Kitsch dieser Erzählung :)
Dito

Es hat sich wirklich gelohnt diese Geschichte zulesen, eigentlich wollte ich jetzt nur einen teil lesen und den rest später, aber ich konnte einfach nicht aufhören ~_~ sie ist wirklich super geworden!

Bload
08.11.2005, 14:05
Puh... da hat sich aber jemand mühe gegeben :D
Echt klasse ist das super Erzählstil

:A:A

mfg Bload

Tyrant
18.11.2005, 14:27
Wirklich gute Geschichte, auch für jemanden wie mich, der kein Shadowrun spielt oder besser gesagt nicht die Möglichkeit dazu hat:'(

Ich werd sie demnächst mal meinem "Shadowrun-Experten" zukommen lassen!!!;)

Miss Kaizer
18.11.2005, 20:41
@Tyrant: Ich hab auch nur seeeehr selten die Chance Shadowrun zu spielen... leider...

@LaCipolla: schreibst du eigentlich die Geschichte noch weiter oder soll das das Ende schon sein? =) oder... schreibst du noch mehr Geschichten?:)

La Cipolla
20.11.2005, 18:01
Tausend Dank erstmal für die zahlreichen Antworten. ^.^
An sich war die Geschichte schon als abgeschlossen gedacht, aber ich hab schon wieder weitergeschrieben. :rolleyes: Das nächste Kapitel ( :p ) kommt demnächst.


oder... schreibst du noch mehr Geschichten?
Im Atelier sind einige. ;) Hab den Link in der Signatur, Wüstenblut und Isaac Mullen sind bspw. von mir, auch noch einige andere.


- ich mag den Kitsch dieser Erzählung
Jep. Der passt so wunderschön überhaupt nicht in die rauhe Shadowrun Welt, dass es schon wieder toll ist. ^.^

Vielen Dank nochmal!

Miss Kaizer
21.11.2005, 20:27
Tausend Dank erstmal für die zahlreichen Antworten. ^.^
An sich war die Geschichte schon als abgeschlossen gedacht, aber ich hab schon wieder weitergeschrieben. :rolleyes: Das nächste Kapitel ( :p ) kommt demnächst.
juchuuu^^http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/2/smiliez.de_2124.gif http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_022.gif


Im Atelier sind einige. ;) Hab den Link in der Signatur, Wüstenblut und Isaac Mullen sind bspw. von mir, auch noch einige andere.
ich weiß... schon gelesen...^^

La Cipolla
22.11.2005, 20:35
*hust*
Schreibwut ist was schlimmes. ^.^ Ich beeil mich mit dem Finale, und nicht erschrecken, sind viele neue Gesichter.
Danke nochmal an alle, sowas spornt an! :D




Zweiter Akt
Geister in der Maschine


Darke ging am nächsten Tag mit ruhigen Schritten die dunklen Korridore des alten Gebäudes hinab, und das alte Schlüsselbund klapperte in seiner Hand. Die meisten Leute, denen man in diesen Zeiten ein solches Utensil zeigen würde, wären der festen Überzeugung, man würde damit sein Abendbrot zu sich nehmen, allerdings hatten die meisten Leuten auch nichts, bei dem es sich lohnen würden, einen echten Schlüssel zu verwenden. Die Person, welche der schwarzhaarige Magier nun suchte, war durchaus ein Schatz, allerdings ein Schatz, der nicht ungefährlicher als der Drache war, der ihn behütet hätte. Jede elektronische Sicherheitsmaßnahme wäre etwa so sinnvoll gewesen, wie der Versuch, ein Feuer mit einem Kanister Öl zu löschen. Darke erreichte die schwere Eisentür und klopfte an die Klappe, welche auf Höhe seiner Augen angebracht war.
„Moment, Senôr Oscuro, ich eile, ich eile!“
Dieser Name war nur einer der vielen, die man dem Magier gegeben hatte, und Darke selbst würde sich wohl kaum an alle erinnern.
„Wie geht es dir, Runge?“
Ein Kichern war aus der Dunkelheit zu hören, als sich die Klappe aufschob.
„Gut, gut, Meister, ihr reibt an der Lampe - Ich komme heraus!“
Darke mochte die Einstellung dieses Mannes, auch wenn sein Gesicht sogar ihm jedes Mal einen Schauer über den Rücken jagte. Die Züge waren an sich nicht schlimm, wenn auch nicht attraktiv, aber seine Augen waren eingefallen und mit Augenrändern unterlegt, die einem Totenschädel Parade bieten würden. Dies lag an der Tatsache, dass der Mann, dessen Familienname Runge lautete, zum einen seit über 19 Jahren nicht geschlafen hatte und zudem seit mindestens ebenso langer Zeit keinen Sonnenstrahl mehr erblickt hatte. Das Einzige, was von seiner einstmaligen Eleganz übrig geblieben war, war eine Tätowierung auf seiner linken Wange, das Bild einer S-förmigen Schlange. Bei weitem nicht nur ein Statussymbol, wie Darke wusste.
„Ich habe einen Auftrag für dich, Eel.“
„Oh…“, stöhnte der Gefangene fröhlich, „Erzählt schon, darf ich endlich wieder träumen?“
Oscuro lächelte bösartig, denn er wusste genau um die Schwächen dieser Gestalt, die man innerhalb des Computernetzwerkes, der Matrix, Eel nannte.
„Ja. Du darfst soviel träumen, wie du willst. Aber ich möchte, dass du einige Dinge für mich herausfindest.“
„Sprecht, mein Herr, sprecht nur schon!“, rief Runge laut.
„Erstens: Finde alles über einen Mann namens Wisdom heraus.“, trug ihm Darke auf, „Und zweitens, der wesentlich wichtigere Punkt: Du musst ein Mädchen finden. Sie hat das Aussehen eines Engels.“
„Wie schön…“, geriet der Gefangene ins Träumen, dann verstummten seine Worte. Darke lehnte sich an die Wand. Er kannte die Prozedur, und er wusste, dass sie keine besonders lange Zeit in Anspruch nehmen würde.


„Wir haben hier einen unautorisierten Zugriff auf das Polizeinetz von Lone Star!“, rief ein Sicherheitsmensch der Privatpolizei über Funk, und der Polizeidecker schaltete sofort. Es war sein Beruf, sofort zu schalten. Er war ein Hacker, und es war seine Aufgabe, feindliche Subjekte auszuschalten. Er war gut, er war einer der Gründe dafür, dass sich kaum jemand in die Datennetzwerke von Lone Star traute. Das Datenkabel in der Buchse seiner Schläfe brachte ihn direkt in die Matrix, und das stilistische Polizeigebäude, welches die Programmierer als Benutzeroberfläche erstellt hatten, erschien in seiner Umwelt. Alles hier bestand ausschließlich aus Bits und Bytes, aber so manche Sache war beinahe photorealistisch. Er selbst erschien als zweibeiniger Kampfroboter, wie man sie aus den Videospielen des zwanzigsten Jahrhunderts kannte. Und er fand den feindlichen Decker auch sofort. Dieser musste äußerst selbstbewusst sein, denn er versuchte nicht einmal, seine Anwesenheit zu verbergen. Die Persona des Fremden, also sein Avatar im Netz, sah gewöhnlich, beinahe schon langweilig aus. Sie stellte einen jungen Mann Mitte 40 mit dunklem wirren Haar dar, der keinerlei Kleidung trug, abgesehen von einem schwarzen Tatoo auf der Wange. Um seinen Körper schlängelten sich unzählige Programme, die das Aussehen von Schlangen hatten. Der Decker musste nicht nur größenwahnsinnig, sondern auch unglaublich einfallslos sein, höchstwahrscheinlich repräsentierte diese Persona sogar sein reales Aussehen, mal abgesehen von den Schlangen. Als erste Gegenmaßnahme startete der Polizeidecker ein Fährte-Programm. Dieses würde herausfinden, an welchem Jackpoint, also an welchem Computer sich das Ziel in die Matrix eingeloggt hatte, so würde man ihm später noch einen Denkzettel in der Realität verpassen können. Der Decker stutzte, den die Persona des Feindes hatte ihn wohl bemerkt, startete aber keinerlei Gegenmaßnahmen, sie durchforstete weiter mit einer unheimlichen Geschwindigkeit die Datenbank der Polizei, als würde sie sich in keinerlei Gefahr befinden. Er entschloss sich, den Hacker schon in der Matrix zu vernichten und startete ein Programm, welches nicht nur die Persona des Deckers, sondern auch den Computernutzer selbst verletzen würde. Plötzlich erschrak der Lone Star-Angestellte, denn sein Computer-Deck registrierte einen Gegenangriff, die eigene Attacke war offensichtlich einfach ignoriert worden. Unzählige kleine Schlangen verließen den Körper des Fremden und zersetzten zur Panik des Polizeimanns sämtliche Sicherheitsmaßnahmen des Polizei-Haupthosts, über ein Dutzend an der Zahl, auf einmal. Er loggte sich schnell aus, denn er wollte seine eigene Sicherheit nicht riskieren. Die Instandsetzung der Maßnahmen würde Stunden dauern. Abermals wunderte er sich, denn der fremde Decker hatte offensichtlich die Fährte-Utility nicht deaktivieren können. Nun würden sie über ein paar einfache Daten herausfinden, wo sich die Zentrale des Deckers befand. Grinsend startete er von Hand das Programm. Ein Kollege, der in diesem Moment den Raum betrat, starrte ungläubig auf den Bildschirm. Die Karte Seattles sollte den Standpunkt des Deckers eigentlich mit einem kleinen roten Punkt markieren und diesen dann an die Einsatzfahrzeuge weiterleiten.
„Gibt es Probleme?“, rief der Neuankömmling, aber der Decker schüttelte den Kopf.
„Nein, nur ein Fehler im System.“
Über die Stadtkarte Seattles hatte sich ein Netz aus blutroten Punkten gelegt.


Siegfried Runge war ein kleiner Junge gewesen, und seine Eltern wollten nur das Beste für ihn. Schon als Kind liebte er es, die Kontrolle über alles und jeden zu haben, und so finanzierten sie ihm das Computerstudium. Die Welt der Matrix war geordnet, eindeutig und absolut unfehlbar - Perfekt. Sigi hatte seine Bestimmung gefunden, und schon nach kurzer Zeit wurden er und seine Persona „Eel“ zu einem unumgänglichen Phänomen der Wissenschaft.
Alles lief perfekt.
Bis zu jenem Tag, den man heute den großen Crash von 29’ nennt.
Es war kein gewöhnliches Virus. Es vernichtete nicht nur Daten, sondern auch die Hardware, und sogar die Nutzer der Matrix. Letztendlich wurde der Programmcode des Virus von einer 32-köpfigen Spezialeinheit vernichtet, und obwohl nur 7 Mitglieder überlebten, wurde „Echo Mirage“ zu einer Legende. Sigi war das jüngste Mitglied. Und offiziell gehörte er nicht zu den 7 Mitgliedern, die jenen Tag überlebt hatten.
Siegfried schaffte es, aber ab diesem Moment an wollte er niemals die Kontrolle über etwas verlieren. Er schlief nie wieder und stattdessen begann er, zu träumen. Jedes Mal, wenn Eel von diesem Tag an seine Augen schloss, begann sein Geist, sich eine Welt aufzubauen, die so perfekt und geordnet war wie die Matrix. Und eh er sich versah, fand sich seine Persona in eben jener wieder. Eel wurde zu einem Phantom, ein Decker ohne Persona, ein Hacker ohne Computer. Darke hatte sich damals des medizinischen Sonderfalls angenommen und spürte sofort die Macht des Deckers. Siegfried Runge war kein gewöhnlicher Computer-Freak, sein Astralleib glühte beinah, als der aztekische Magier auf die Ebene der Magie schaute. Eel war erwacht, und seine Magie hatte irgendwie die Matrix ergriffen. Darke hatte in diesem Moment gelächelt. Zwei Tage später entließ der Aztec-Konzern über 90% seiner Decker. Nach einer direkten Anweisung von Oscuro wurden sie nicht mehr benötigt.


„Senôr Oscuro?“, erklang die Stimme hinter der Klappe. Es war nicht einmal eine halbe Minute vergangen.
„Hast du die Informationen?“, fragte der Magier rhetorisch.
„Selbstverständlich, Meister. Der Mensch namens Wisdom ist ein Waise, er hat nicht einmal einen richtigen Namen. Er zeigt eine unnatürlich hohe magische Begabung, die nah an einer Schwelle pendelt.“
„Eine Schwelle…? Ich dachte, er sei ein Ki-Adept.“, wunderte sich Darke, und verdrängte den Gedanken darüber, wo im Alles in der Welt der Traumdecker diese Information her hatte. Die Polizeizentrale war nur einer von tausenden Knotenpunkten, die Eel in den letzten Sekunden durchforstet hatte.
„Das ist er auch, aber sein Verstand ist auf dem Niveau eines Übermenschen. Er entwickelt bereits präkognitive Fähigkeiten.“
Darke nickte düster.
„Warum habe ich seinen Namen noch nie zuvor gehört?“
„Er legt keinen Wert auf Ruhm oder materiellen Wohlstand.“
„Ein Idealist?“, fragte Darke skeptisch.
„Nein. Ich weiß nicht, woran es liegt.“
Dieses Eingeständnis aus dem Mund des Traumdeckers bedeutete, dass es niemand in dieser Welt wusste. Darke nickte gedankenverloren, als Siegfried fort fuhr.
„Keine Kamera, kein Satellit und kein anderer Sicherheitsmechanismus in Seattle hat ihn seit gestern aufgenommen, aber die Beschreibung des Personals eines kleinen Privatkrankenhauses könnte auf ihn passen.“
„Er ist tot?“, zweifelte der Magier.
„Nein.“, antwortete Eel, „Wisdom lebt, aber er weiß, dass wir ihn suchen. Ihr Höllenfeuer hat den Großteil seiner körperlichen Merkmale vernichtet, was die Identifikation noch schwerer macht.“
Also wusste der Decker sogar von dem Kampf auf der Pyramide, bestätigte Darke seine These in Gedanken.
„Und das Mädchen?“
„Nun ja…“
Siegfrieds Stimme klang zitternd und ängstlich, was den Magier verwirrte. Angst bei Eel bedeutete, dass irgendetwas äußerst verunsichernd gewesen sein musste. Stotternd fuhr er fort.
„…ich suche sie noch…“
„Willst du mir sagen, dass du sie nicht gefunden hast?“
Diese Vorstellung ging über Darkes Verständnis von Eel hinaus. Der Decker hatte nicht ein einziges Mal versagt, seit er in diesem Keller saß. 19 Jahre lang. Darke wusste die Antwort bereits, aber er wollte es nicht glauben.
„Ich werde sie …finden. Etwas hat mich aufgehalten… Es war ein anderer Engel.“
Der Magier lächelte. Die Sache versprach einfacher zu werden, als er gehofft hatte.
„Erzähl mir von diesem… zweiten Engel.“


Das Mädchen, welches seit wenigen Stunden wieder den Namen Sarah trug, schlang die warme Decke fester um ihren nassen Körper. Sie zitterte und auf ihrer Haut hatte sich eine Gänsehaut gebildet. Ein wunderbares Gefühl. Sie saß allein in dem angewärmten Raum auf einem Stuhl und lächelte. Die Schwingen ihres Engelskörpers hatten anfangs sowohl sie selbst als auch den verbrannten Wisdom transportieren können, aber schon nach kurzer Zeit hatte Sarah die Erschöpfung dieser neu erhaltenen Zauberei gespürt. Es war ihr schwarz vor Augen geworden, und sie war erst wieder erwacht, als sie die Piraten aus dem Hafenbecken gezogen hatten. Die Stärke ihres alten Körpers, welchen sie unterbewusst Juliette nannte, gehörte nun der Vergangenheit an, aber sie hatte eine neue Kraft erhalten. An jenen Stellen, welche bisher von Schaltkreisen durchzogen waren, spürte sie nun die Magie durch ihre Adern pumpen, die kahle Sicht ihrer Lichtverstärkeraugen war der farbenfrohen Astralwelt gewichen. Die Tür öffnete sich und ein junger Mann von vielleicht 16 Jahren betrat den Raum. Sarah schätzte dieses Alter nur und erschrak im gleichen Moment. Wie alt war Juliette gewesen? Sie wusste es nicht mehr, aber ihr äußeres Erscheinungsbild hatte nichts mehr mit ihrem tatsächlichen Alter zu tun gehabt. Bei Sarah war dies noch ein wenig anders – Ihr kindlicher Körper entsprach nicht im Geringsten der Fülle an reichen Erfahrungen, welche das Mädchen in ihrem Leben gesammelt hatte. Zea, wie der Junge von seinen Freunden genannt wurde, führte diese Piratenbande an. Er trug ein Paar leichte Stiefel und eine weite Armeehose darüber, zudem eine Allwetterjacke und zwei Handschuhe mit abgeschnittenen Enden für die Finger. An seinem Gürtel hingen ein Überlebensmesser und ein Pistolenhalfter, zudem erkannte das Mädchen eine Datenbuchse an seiner Schläfe und einen dunklen Fleck an seinem Hals, wohl ein Kehlkopfmikrofon. Seine schwarzen Haare waren auf dem Kopf zu einem dicken Bündel zusammengebunden und betonten so die spitzen Gesichtszüge noch weiter. Er lächelte freundlich und warf Sarah ein Bündel Kleidung zu.
„Die sind von meiner Schwester Jose. Sie ist zwar nicht so dürr wie du, aber das Kleid dürfte dir schon passen.“
Das Engelmädchen blickte leicht misstrauisch auf das Kleidungsstück und drehte es einige Male in ihren Händen, woraufhin sich Zea verlegen am Hinterkopf kratzte und ein „Es war nichts anderes mehr da.“ hinzufügte. Sarah bedankte sich und schlüpfte in das Kleid.
„Wieso habt ihr mir geholfen?“, fragte sie beim Anziehen und wunderte sich im selben Moment über ihre Gedanken, denn es waren alte Gedanken, die sie eigentlich mit Juliettes Namen hinter sich lassen konnte. Der junge Piratenkapitän zuckte grinsend mit den Schultern und zeigte dabei auf die durchnässten weißen Flügel, welche sich einen Weg unter den Trägern des Kleides hindurch gebahnt hatten.
„Vielleicht wollen wir einfach nur wissen, was du bist?“
„Nun ja…“, lächelte Sarah und stellte fest, dass sie ihre neue, kindliche Stimme mochte, „Es ist wohl das, nach dem es aussieht.“
Zea grinste und legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Na komm, ich zeig dir erst mal unser Schiff, wundern können wir uns später noch.“
Das Mädchen errötete und fühlte dabei eine Menge an Emotionen, welche ihr bisher fremd waren. Ihre Flügel legten sich verlegen um ihren Körper und sie erinnerte sich. Weder Juliette, noch die alte Sarah waren jemals verliebt gewesen.


„Hey… Wisdom!“
Kurz herrschte Stille.
„Ja?“, antwortete der Adept leise, ohne die Lippen zu bewegen.
„Meinst du nicht, es ist langsam an der Zeit, aufzustehen?“
Die Stimme schallte durch Wisdoms Gedanken und rüttelte an seiner Seele.
„Warum sollte ich mich erheben?“
Die Stimme lachte, ein schreckliches, gellendes Lachen.
„Aber Wisdom… diese Frage ist doch sicherlich nicht ernst gemeint, oder etwa doch?“
„Ich trage keinen Namen…“
Die Stimme lachte abermals und nahm dann einen bedrohlichen Ton an.
„Ich werde dir nicht sagen, wieso du dich erheben sollst. Du bist das einzige mir bekannte Lebewesen, das im Stande ist, wissentlich mit seinem eigenen Unterbewusstsein zu kommunizieren! Und jetzt soll ich dir sagen, warum es sich lohnt, aufzustehen? Bitte, mein Freund, das kann nicht dein Ernst sein!“
Wisdom lächelte.
„Du hast Recht. Ich werde nicht liegen bleiben, bis du mir unseren richtigen Namen gesagt hast!“
Das Zimmer war stockduster und der Apparat, welcher Wisdoms Lebensfunktionen messen sollte, gab seit einigen Stunden nur ein leises, beständiges Surren ab, die Lebenslinie war seit langem nur noch ein gerader Strich. Auf dem Bett lag eine Gestalt und atmete nicht einmal. Plötzlich begann sie mit Lächeln, und kurz darauf reaktivierten sich auch die anderen Lebensfunktionen. Das Surren wurde zu einem Piepen und die Linie zuckte wild umher. Wisdom erhob sich, denn er war lange genug tot gewesen.
„Noch eine Sache, mein Freund.“
„Ja?“, antwortete Wisdom seinem Unterbewusstsein in Gedanken.
„Du hast gewiss die vier Goblinoiden bemerkt, die mit Schusswaffen auf dem Weg in diesen Raum sind.“
Wisdom lief langsam auf das Fenster zu und öffnete es ruhig.
„Gewiss.“, meinte er und verließ das Privatkrankenhaus. Diese Institution hatte ihn wohl in der Hoffnung aufgenommen, er könne sich die Behandlung leisten. Ihm war ein unglaubliches Glück begegnet, dieses Glück, welches er in letzter Zeit zu lieben gelernt hatte. Glück in einem Ausmaß, in dem es zu wahrem Können wurde. Wenige Sekunden später betraten vier Trolle das Zimmer und verursachten eine Explosion, die kurzzeitig die stockdunkle Nacht Seattles erhellte. Den Adepten fanden sie nicht.


Zea führte Sarah gestikulierend durch die kurzen Gänge des kleinen Schiffes auf das Deck hinauf, nicht ohne die zahlreichen Vorteile dieses Schiffes zu betonen. Es war tiefste Nacht und die Schritte der Beiden hallten über das Metall.
„Hey!“, rief eine Stimme hinter den Beiden, und eine junge Frau erschien auf der Außenseite des Kahns. Ihre schulterlangen Haare hatten eine blendende rosa Färbung und ihr Körper war zwar bei Weitem nicht dick, aber doch alles andere als dürr. Das Gesicht war leicht mobbelig und ließ Sarah unwillkürlich an ein niedliches Erdhörnchen denken, welches sie einmal vor langer Zeit in einem Buch gesehen hatte. Überall auf ihren weiten, schwarzen Lederklamotten waren Nieten und Metallpins aller Arten und Formen angebracht, ihr Gesicht war übertrieben schwarz und pink geschminkt.
„Ist unser Engelchen aufgewacht?“
Zea lachte und bejahte die Frage der jungen Frau.
„Das…“, wendete er sich an das Engelmädchen, „…ist meine Schwester, Jose.“
„Deine Klamotten stehen dir, Süße!“, meinte die Schwester mit einem freundlichen Lächeln.
„Danke.“, antwortete Sarah glücklich, „Mein Name ist Sarah.“
Das pinkhaarige Mädchen nahm ihre Hand.
„Willkommen an Bord der ‚Chummerplode’, Kleines!“
Der Kapitän legte dem Engelmädchen die Hände auf die Schultern und erklärte seiner Schwester, dass er Sarah noch unbedingt dem dritten Crew-Mitglied vorstellen wollte. Die Chummerplode musste früher einmal ein kleines Transportschiff gewesen sein, denn außer dem Wohnraum, in dem Sarah aufgewacht war und einer Kommandozentrale gab es an Räumen auf dem Gefährt nur noch den Schiffsrumpf. Juliette hatte einmal ein Schiff dieser Art infiltriert und dabei neun Matrosen niedergemetzelt, was in Sarahs Kopf zwar nur noch eine flüchtige Erinnerung war, ihr aber doch auf dem Herzen lastete. Der Piratenkapitän riss sie aus den unangenehmen Gedanken.
„Fehlt dir irgendwas, Prinzessin? Du siehst ganz blass aus.“
Das Mädchen erschrak kurz, musste dann aber lächeln. Sie sah nicht blass aus. Sie hatte die letzten Jahrzehnte ihres Lebens blass ausgesehen. Plötzlich erfasste sie ein Glück, wie sie es seit langer Zeit nicht gespürt hatte und sie konnte nicht anders, als Zea vor Freude zu umarmen. Der Pirat war verwirrt, lachte dann aber wieder, als er merkte, dass sie vor Glück weinte.
„Ich weiß nicht, woher du kommst oder was mit dir passiert ist, Sarah, aber ich denke doch mal, da wirst du uns schon noch aufklären.“
Sarah wischte sich lächelnd die kleinen Tränen von den Wangen und nickte. Der Wind auf dem Deck war kalt, aber in diesem Moment dachte sie nicht einmal daran, diesen Ort zu verlassen.


Demon.4ice hob den Kopf, löste den Netzstecker aus seiner Datenbuchse und verrenkte das Genick ein wenig. Matrix verursacht Hexenschuss, das wusste er schon immer. Die zwei Trideo-Bildschirme flackerten hell vor ihm auf, und er musste schmunzeln, da man sich erst vor kurzem auf einer Diskussionsplattform wieder darüber lustig gemacht hatte, dass er so etwas überhaupt noch besaß. Manchmal war es gar nicht mal so schlecht, den Kopf nicht mit einem weltweiten Netz aus tödlichen Viren verbunden zu haben, und das Momentan gehörte zu jenen Augenblicken. Der Zwergendecker verband sein Cyberdeck, mit welchem er bildschirmlos in der Matrix zu surfen pflegte, mit dem Trideo-Gerät und ließ sich die Dateien anzeigen. Da war sie wieder. Zwischen lauter Matrixdateien, so genannten Utilities, war es wieder. Balthasar.dat, ein Programm, welches er niemals auf sein Deck gespielt hatte, das einzige Programm auf seinem Deck, das er nicht löschen konnte, und zudem das einzige Programm überhaupt, zu dem er in der Matrix nicht eine einzige Information gefunden hatte. Allerdings schien es kein Virus zu sein, denn die Analyse durch seine eigenen Programme hatten keine destruktiven Dateibefehle gezeigt, allerdings hatten seine Analyseprogramme auch ausnahmslos einen schwerwiegenden Ausnahmefehler proklamiert, und er hatte die Progs jedes Mal daran hindern müssen, diese Dateien an ihre Programmierer zu schicken. Ein wenig Angst überkam den Decker, als er den Dateinamen wieder und wieder überflog. Die Matrix war ein Ort der absoluten Ordnung. In der Realität gab es menschliche Schwäche, es gab Betrug und Lügen, Legenden und Magie, aber sobald Demon.4ice sich in das Computernetz klinkte, erwartete er auch von diesem, keine Geheimnisse zu finden. Balthasar.dat war nur manchmal auf seinem Deck, die Datei schien sich selbstständig machen zu können. Zudem hatte sie scheinbar keine Funktion, was den Decker noch mehr verwirrte. Wozu um alles in der sechsten Welt sollte man ein Programm ohne Funktion erstellen? Der Zwerg, dessen richtiger Name Bartolomeus war, schob sich seine Brille zu Recht und dachte konzentriert nach. Das Programm war vor zwei Tagen plötzlich erschienen, genau 4 Stunden, nachdem er und seine Mannschaft das Wrack eines alten Schiffs geplündert hatten. Er hatte sich noch halb im Taucheranzug in den alten Bordrechner eingeklinkt, mit dem Adapter für die alte LAN-Technik, und hatte die Codes für die Sicherheitstüren des Schiffes herausgesucht. Bei diesem Run musste das Virus irgendwie sein Deck erreicht haben, allerdings gab es da weitere Fragen, die Demon.4ice plagten. Wieso zur Hölle hatte Balthasar beim Eindringen weder seine Sicherheitsmaßnahmen deaktiviert und war auch sonst nicht entdeckt worden? Als sich seine Gedanken gerade wieder in eine Sackgasse lenkten, öffnete sich die Tür.
„Hey, Bart! Wir haben einen neuen Passagier.“
Der Zwerg ließ seinen Drehstuhl ein wenig herumwirbeln und dachte gar nicht daran, aufzustehen. Als er das Engelmädchen sah, fiel der Decker vor Überraschung beinahe von seinem Stuhl. Zea und Sarah mussten unwillkürlich lachen, aber Bart hüstelte sich und hielt seine Würde.
„Willkommen auf der Chummerplode, Chummer!“, meinte er grinsend zu Sarah und hielt ihr seine Hand hin, fröhlich über das eigene Wortspiel. „Eigentlich müsst ich mich wundern, aber ich schlage mich schon seit zwo Tagen mit nem andern Heiligen rum.“
Juliettes Körper nahm die Hand und stellte sich lächelnd vor.
„Ich bin Sarah, und weiß Gott keine Heilige.“
Zea lachte und lehnte sich auf die Schultern des Engelmädchens.
„Geht es wieder um dieses Programm?“, fragte er Bart, mit einem wissenden Grinsen im Gesicht.
„Aye, Chummer, ein verdammter Drek ist das. Kein Schwein in der ganzen Matrix kennt den Code!“
Die Stimme des Zwerges war rau, aber Sarah schätzte ihn trotzdem auf ein recht geringes Alter, wenn er auch der Älteste auf diesem Schiff war. Der Kapitän blickte überlegend auf den Bildschirm.
„Balthasar.dat, was für ein seltsamer Name…“
Der Zwerg nickte nur und justierte seine Brille. Zea zuckte mit den Schultern und deutete Sarah an, leise den Raum zu verlassen, als sich Demon.4ice wieder seinen Programmen widmete. Das Engelmädchen hatte ein seltsames Gefühl, Balthasar.dat betreffend, und obwohl sie keine Ahnung von der Matrix hatte, spürte sie, dass etwas damit nicht stimmte.
„Hey!“, riss sie Bart aus den Gedanken und winkte Zea noch einmal zu sich heran, „Wir hatten heute früh einen Zugriffsversuch, ich hab den Drek bis jetzt gar nicht mitgekriegt!“
„Was?“, rief der Angesprochene entsetzt, „Die Cops?“
„Nein…“, meinte der Zwerg und kratzte sich am Kinn, „Alle meiner Sicherheitsprogramme wurden ignoriert, aber der Angriff ist trotzdem abgewehrt worden…“
Zea starrte auf den Bildschirm, als Demon.4ice die Dateien heraussuchen ließ, auf die der feindliche Decker keinen Zugriff gehabt hatte.
„Wie ist das möglich…?“, fragte der Pirat gedankenverloren. Das Suchprogramm hatte bis auf ein einziges Programm alle Dateien aussortiert, und einzig und allein der Name des ersten Weisen aus dem Morgenland war noch auf dem Bildschirm zu sehen.
„Balthasar.dat hat den verdammten Hacker gestoppt.“
„Wenn es kein Cop war…“, fragte Zea, „Wer zur Hölle war es dann? Wir sind nicht gerade die reichsten Piraten in Seattle.“
Der Zwerg drehte vorsichtig seinen Stuhl um und sah Sarah nachdenklich in die Augen, woraufhin das das Engelmädchen berührt seinem Blick auswich.
„Also entweder hat es irgendwas mit unserem kleinen Phantomprogramm zu tun, oder du hast dir eine Mottenkugel an Bord geholt.“
Sarah zuckte zusammen, aber der Pirat nahm sie in den Arm, woraufhin das Mädchen abermals errötete.
„Wenn sie eine Mottenkugel ist,…“, meinte er lächelnd und strich sich über die Waffen an seinem Gürtel, „…dann sollten die Motten aufpassen, dass sie nicht daran verrecken!“


Darke hatte genug gehört, Eels geistiger Zustand spielte in diesem Moment nur eine schwindend kleine Rolle, obwohl der Magier nicht einschätzen konnte, ob der Traumdecker seine eigene Niederlage verkraften würde. Die festen Schritte führten den Azteken durch die Anlage, als er den Transceiver vor sein Gesicht hielt. Auf der anderen Seite der Verbindung meldete sich die Stimme seines neuen Sicherheitschefs.
„Ihre Anweisungen?“
„Machen sie sofort alles für den Einsatz des Alpha-Teams bereit, wir gehen auf Engeljagd.“
„Wird gemacht, Sir.“
„Aber warten sie, bis ich zu ihnen stoße.“
„Jawohl.“
Gruumsh schluckte, als das säuselnde Geräusch aus dem Transceiver verschwand. Der neue Posten des Sicherheitschefs, den man ihm angeboten hatte, nachdem er die Begegnung mit den Runnern „unter mutigem Waffeneinsatz“ überlebt hatte, war ein gewaltiger Schritt auf seiner Karriereleiter, aber die dunkle, raue Stimme seines Vorgesetzten verursachte jedes Mal ein Schaudern in ihm. Egal, die Bezahlung war gut, und irgendwie musste er ja für seine frischvermählte Frau sorgen. Es stand auf und gab die Anweisungen für die Spezialeinheit des Aztec-Konzerns. Dann schulterte er sein automatisches Gewehr und atmete tief durch.


Der eisige Wind zerschnitt die Dunkelheit des nächtlichen Himmels der nordamerikanischen Metropole, als der Magier das Dach der Forschungseinrichtung erklomm. Dieser Platz hatte, abgesehen von Darke, seit einer sehr langen Zeit keine Menschen mehr gesehen, und doch war er bewohnt.
„Tochter?“, rief der Magus und seine Robe flatterte wild um den Körper. Statt einer Antwort bekam er allerdings nur ein leichtes Zischen zu hören, als sich eine Gestalt aus der Dunkelheit löste.
„Ja, Vater?“
Die Stimme schien ungeeignet, ein Wort wie „Vater“ in den Mund zu nehmen, allerdings waren auch die Umstände alles andere als gewöhnlich. Die Winde schienen in dieser Höhe die Macht eines Wirbelsturms in sich zu haben, aber Senôr Oscuro schritt leise nach vorn.
„Die Zeit ist gekommen, Shiaranha, die Zeit, dich den Menschen zu zeigen, die Zeit, das Erbe deiner Mutter Quetzacotl anzutreten.“
Shiaranha hatte die Gestalt einer geflügelten, menschengroßen Schlange, und wer sich mit den Echsen auskannte, wusste, dass es sich bei dieser Größe noch nicht um einen besonders alten Drachen handeln konnte. Darke hatte das Ei der geflügelten Schlange dreißig Jahre zuvor in einem Bergdorf in Peru entdeckt. Nun gehörte es zu der unglaublichen Menge an Geheimnissen, die der Aztec-Konzern in seinen Forschungsanlagen untergebracht hatte. Es war nicht erwiesen, dass Shiaranha tatsächlich ein Nachkomme Quetzacotls war, allerdings gab es keinen Hinweis, der diese Verwandtschaft widerlegte.
„Wird meine Mutter mir zusehen?“, fragte das Drachenmädchen mit naivem Blick, den Darke mit einem Lächeln erwiderte.
„Gewiss, Tochter, gewiss. Deine Mutter wird sehr stolz auf dich sein.“
Quetzacotl war kein „einfacher“ Drache gewesen. Die Azteken hatten in ihr einen Gott gesehen, und die Bewohner des Landes Aztlan, 3500 Jahre später, taten es ihnen gleich, jeder Bauernsohn in dem ganzen Land verehrte Shiaranhas Mutter.
„Gewiss.“, wiederholte sich der Magus und streichelte den schuppigen Leib des Drachens.
„Es wird Zeit für eine neue Göttin.“


Siegfried Runge zitterte am ganzen Körper, und seine Augen waren weit aufgerissen. Die Dunkelheit seiner Zelle warf düstere Schatten in seine Augenränder.
„Balthasar…“, keuchte er, und der Mann spuckte Blut, „…ich komme!“
Dann schloss er die Augen und sein Körper fiel zu Boden. Der Mann materialisierte sich einen Augenblick darauf in der Matrix, in einem beliebigen Rechner in Seattle. Die ganze Stadt war sein Deck.
„Balthasar!“, schrie Eel nun, „Komm raus und kämpfe!!“
Seine Augen zeigten einen krankhaft lächelnden Gesichtsausdruck, als die unzähligen Schlangen zu allen Richtungen des Computernetzes ausströmten, um den zweiten Engel zu finden.


Demon.4ice erschrak, als das Abbild des nackten Mannes mit dem wirren schwarzen Haar in seinem Netz erschien, und bevor er sich versehen konnte, hatten die dunklen Aale, die um seinen Körper geglitten waren, den Großteil seiner Systemprogramme umschlossen.
„Wer bist du…?“, fragte der Zwergendecker gedankenverloren, als ihm zwei Dinge auffielen. Der Angreifer war der Gleiche, der früher am Tag schon einmal in sein Deck eingedrungen war, und zudem meldeten Knotenpunkte überall in Seattle die gleichen Daten. Der Traumdecker suchte nach etwas, und sein Analyse-Programm schien die ganze Stadt zu umfassen. Plötzlich verschwand das Lächeln von Eels Gesicht, als sich auf dem Deck des Zwergendeckers etwas tat. Die schwarzen Schlangen kreischten kurz und lösten sich dann urplötzlich auf, als sie von einem übernatürlich hellen Licht getroffen wurden. Demon.4ice schluckte, da Balthasar.dat sich aktiviert hatte. Das Licht konzentrierte sich in einem Punkt, und im nächsten Moment war eine neue Persona in der Matrix entstanden. Ein Engel, mit wallendem, schwarzem Haar und einem Schwert, das in Flammen gehüllt war. Eel lächelte.
„Ich hab dich gefunden, mein Engelchen.“
Demon.4ice war mit dem virtuellen Angreifer beschäftigt, während Sarah direkt neben dem Raum des Deckers am Bug des Schiffes stand und auf das nächtliche Seattle schaute. Zea hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt und lauschte der sanften Stimme des Mädchens, die ihm in den letzten Stunden ihre Lebensgeschichte erzählt hatte. Nun verstand der Piratenkapitän alles, aber er brachte kein Wort heraus. Kurz schaute er in die Augen des Engelmädchens, dann trafen sich ihre Lippen. Sarahs Flügel stellten sich auf, und als sie ihre Arme um seine Taille schlang, gingen einige weiße Federn vor dem fahlen Licht des Mondes auf der Wasseroberfläche nieder.


Eine andere junge Frau hatte den Glauben an das Gute längst verloren, die dreckigsten Arbeiten gemacht und sich mit den billigsten Better-Than-Life-Chips einen trügerischen Schimmer Hoffnung erträumt. Sie war 13 Jahre alt, ihre Eltern waren tot und sie lebte auf der Straße, vom Müll und der Gnade der Reichen. Doch das alles waren Probleme, die sie mit unzähligen anderen Jugendlichen teilte, mit der Sorge, die sie momentan quälte, war sie dagegen ganz alleine. Sie strich sich über den Bauchansatz, den sie seit wenigen Tagen hatte und spürte dabei das Kind, welches mit seinen kleinen Händen gegen die Wände ihres Körpers schlug. Das Mädchen hieß Maria und war noch Jungfrau.
Dann erschrak sie, denn eine Person war in der Gasse erschienen. Maria spürte Angst, doch irgendetwas an dem Fremden gab ihr Vertrauen, ein Vertrauen, das sie nicht erklären konnte, denn die Person wirkte nicht gerade wie ein Samariter. Sein ganzer Körper war mit dreckigen Mullbinden umhüllt, und an den Stellen, wo diese abgefallen waren, erkannte Maria verbranntes Fleisch. Er kam näher und legte ihr die mumifizierten Hände auf die Schultern.
„Verstehst du, was mit dir geschieht, Maria?“
„Nein…“, antwortete sie fasziniert und verstand, dass es die Augen des Fremden waren, welche ihr Vertrauen gaben.
„Nun ja.“, lachte er sie an und zeigte auf den Bauch der Schwangeren, „Das nennt man unbefleckte Empfängnis. Die Letzte, der so was passiert ist, gilt heute als Heilige.“
Das eine Auge des Fremden leuchtete in einem seltsamen Rot, wogegen die Iris des zweiten dagegen in einem goldenen, angenehmen Farbton schimmerte. Wisdom grinste und legte ihr den Arm um die Schulter.
„Ich bin nur der Erste, der dich gefunden hat, die Anderen werden den drei Engeln folgen.“
Maria verstand nicht, von was der Mumifizierte redete, aber es erschien ihr … richtig.
„Ich hoffe nur, du hängst nicht allzu sehr an diesem Kind…“, fuhr er fort und blickte mit traurigen Augen in die Nacht.
„Wieso?“, fragte Maria nur, denn die Traurigkeit im Blick des Fremden griff auch auf ihr Gemüt über.
„Nun ja…“, antwortete Wisdom, ohne sie anzuschauen, „Das Kind der heiligen Maria hatte auf dieser Welt kein besonders schönes Schicksal.“
Maria lächelte und folgte dem Adepten in die Nacht.
„Ich weiß nicht, von was du redest, ich bin keine Heilige. Und ich weiß nicht einmal mehr, wie ich überhaupt schwanger geworden bin.“
Wisdom sprach weiter, ohne sie anzusehen.
„Glaubst du an Gott?“
Das Mädchen schüttelte stumm den Kopf, aber der Fremde lächelte sie nun an.
„Vielleicht wird es jetzt Zeit, damit anzufangen.“

Dingsi
24.11.2005, 17:12
Sehr.. äußerst.. gut um nicht zu sagen .. wow.. Die Geschichte ist äußerst äußerst schön.. mir fällt nicht richtig ein, was ich sagen soll.. wow. :)

Ich bin gespannt darauf, in welcher Form der dritte Engel erscheint (Ich hoffe mal ich hab die Geschichte verstanden ^^)

Miss Kaizer
24.11.2005, 17:51
huiuiui... :D gefällt mir ja noch besser als der erste Teil...

uns sooo viele neue Gesichter sind's doch nun auch net... oder? :) meeehr^^

Daen vom Clan
25.11.2005, 08:44
Sehr gut gemacht, Cipo, gut geschrieben und eine sehr interessante Geschichte, endlich mal auch weg vom ewigen Run-nach-Run-Klischee.

Und Gruumsh ist super, wehe du lässt zu, das ihm was passiert! :D

flow
25.11.2005, 17:57
Mal wieder eine Meisterleistung, mein Bester!
Normalerweise höre ich bei so einer Länge auf zu lesen, aber dein Stil lässt
einen einfach nur weiter lesen. Hast es halt im Blut ;)

Fortsetzung gewünscht / verlangt ;)

Trishna
28.11.2005, 21:05
So bin auch endlich fertig mit dem zweiten Kapitel, und ich kann nur wieder eins sagen "wow".
Auch wnen viele neue Gesichter dabei waren, war dennoch alles super zuverstehen, außerdem mag ich dein Schreibstil.
Du kannst echt einen fesseln, ich konnte einfach nicht aufhören zulesen, obwohl ich heute Kopfschmerzen habe -_-'

Ich hoffe echt, dass du weiterschreibst, ich werde mir jedenfalls nichts von dieser Story entgehen lassen *gg*

La Cipolla
11.12.2005, 21:43
OK, eins vorweg zum dritten und letzten Akt: Ich bin mir nicht sicher, ob es besser gewesen wäre, das Ganze bei einem Teil zu belassen... Aber lest selbst. ;)








Dritter Akt - Finale
Pontius Pilatus


Die Scheinwerfer des Thunderbird-Gleiters durchschnitten die Dunkelheit, als sich die Sondereinheit Aztecs durch die Straßen Seattles bewegte. In dem Gleitfahrzeug war von den Geräuschen der Straße nichts zu vernehmen. Senôr Oscuro hatte seinen Kopf auf den Armen abgestützt und blickte in die Dunkelheit. Der Körper des ersten Engels spielte nun keine Rolle mehr, dafür war es zu spät, zudem würde die Macht, welche durch das Zusammentreffen der Himmelswesen entstehen würde, eine weitaus größere Energie erzeugen als es der zierliche Bau des geflügelten Metamenschen jemals zugelassen hätte. Der Magier, der sich auch Darke nannte, lächelte und erinnerte sich an die zahlreichen Prophezeiungen, welche diesen Tag vorausgesagt hatten. Nicht nur der Kalender der Maya, auch ein Großteil der anderen Hochkulturen des vergangenen Magie-Zykluses hatten um jenes Datum gewusst. Gruumsh wich den umherschweifenden Blicken seines Arbeitgebers aus und kontrollierte zum wiederholten Male seine Ausrüstung. Die Einheit unterstand nun seinem Befehl, und auch über ihm gab es nur einen einzigen Mann, nicht, wie bisher, eine undurchsichtige Hierarchie aus geleckten Auftraggebern und Leutnants. Der Ork grinste, als der T-Bird nahezu lautlos um eine Straßenecke manövriert wurde. Die Einheit, bestehend aus den zwanzig besten Männern in den Diensten Aztechnologies, auf jedem ihrer Einsatzhelme glimmte das Symbol des Konzerns, ein goldener stilisierter Löwe aus der alten Inka-Kultur, machte kein Geräusch, ihre Gesichter verrieten Routine, von zahllosen erfolgreich abgeschlossenen Einsätzen. Die Bewaffnung jener Gruppe war ebenso atemberaubend wie der Anteil an Chrom in ihren Körpern, Gruumsh war sich recht sicher, noch der Menschlichste unter ihnen zu sein, nur mit einer Datenbuchse und elektronisch verstärkten Augen ausgestattet. Abermals musste er an den tätowierten Mann aus der Pyramide denken.
„Niemals die Hoffnung verlieren!“
Der Sicherheits-Ork war weit besser dran, als diese perfekten Kampfmaschinen. Er war nicht nur verheiratet, er war auch menschlich. Eine schlimme Welt, wenn ein zwei Meter-Mann mit überdimensional breiten Schultern und 10cm-Zähnen menschlicher als seine gewöhnlichen Pendants war. Aber er hatte das Leben gewählt, durch die Augen des fremden Ki-Adepten, die ihm gezeigt hatten, wie wichtig sein eigenes Dasein war, diese Soldaten, die zusammengepfercht und mit harten Mienen auf den kalten Bänken des Gleitfahrzeugs auf ihren Krieg warteten, konnten nicht länger zwischen Leben und Tod und wählen. Cyberarme haben keine Pulsschlagadern mehr. Verkabelte Gehirngänge fühlen keine unlukrativen Gedanken mehr.


Maria fröstelte, als sie dem Adepten auf der verwahrlosten Hafenpassage folgte.
„Wohin gehen wir?“, fragte sie verwirrt, aber ihr Gegenüber grinste nur.
„Keine Angst, Kleine, du wirst schon sehen, dass es das Beste ist.“
In diesem Moment brach der Thunderbird aus einer Gasse hervor, und Wisdom lächelte.
„Da sind sie schon.“
Das Mädchen konnte das 15 Meter lange Fahrzeug nur entsetzt anstarren, als ihr der Adept seine Hand hinhielt.
„Vertrau mir, sie sind gewiss nicht hier, um zu spielen.“
Maria griff nach der Hand und wurde von dem Mumifizierten auf seine Arme gehoben. Dann rannte Wisdom los, in dem Moment, als die ersten Mitglieder der Spezialeinheit das Fahrzeug verließen, um ihn zu verfolgen. Sein Weg führte den Adepten noch einige Meter weiter am Hafenbecken entlang, dann warf er einen Blick über die in der Nacht ruhenden Schiffe und nickte gedankenverloren, als er in eine düstere Seitengasse einbog. Über ihm stach der riesige, verlassene Bau des alten Nachrichtenzentrums von Seattle wie eine Nadel in die Nacht, hinter ihm kreuzten sich die Scheinwerfer der Spezialeinheit, die verstärkten Muskeln ihrer Beine donnerten auf den kalten Betonplatten des Geländes wie die Steine einer Lawine.


Zea war auf dem Weg zur Steuerung des Schiffes Chummerplode, als er über den letzten Tag nachdachte. Das gewöhnliche Piratenalltagsleben hatte einen gehörigen Knacks bekommen, als sie am Morgen das geflügelte Mädchen Sarah aus dem Meer gezogen hatten. Sie war hübsch, daran bestand kein Zweifel, zudem hatte sie etwas Faszinierendes an sich, dem sich der Piratenkapitän unmöglich entziehen konnte. Einen Tag zuvor hatte er nicht einmal mehr an Liebe geglaubt, wie die meisten Menschen in den Burrows von Seattle. Dann war eine seltsame Datei auf dem Deck von Demon.4ice, ihrem Decker, erschienen, ein gänzlich unbekanntes Programm mit dem Namen Balthasar.dat, welches niemand in der Matrix zuvor auch nur gesehen hatte. Zea erreichte die Zentrale und unterbrach seine Gedankengänge.
„Hey, Bart, starte den Motor!“, rief er Demon.4ice zu, als er den Raum betrat, „Es gibt was zu tun!“
Der Zwerg wirbelte auf seinem Stuhl herum, und einige Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
„Moment, Großer, in der Matrix ist gerade die Höhle los! Unser Balthasar duelliert sich gerade mit nem anderen Decker, und Beide wären im Stande, mich mit einem einzigen Befehl auszulöschen!“
Zea schluckte bei der Vorstellung eines Gigantenkampfes in der Matrix und war im gleichen Moment froh darüber, dass jener Krieg nur im Computernetz stattfand.
„Können wir trotzdem manövrieren?“, hängte der Pirat an seine Gedanken an.
„Nun ja…“, meinte Bartholomäus, „Ich denke schon, die Beiden können es sich eh nicht leisten, voneinander abzulassen. Aber was’n Drek ist so wichtig, dass wir die Plode mitten in der Nacht anfeuern müssen?“
„Vertrau mir einfach.“
Der Zwerg zuckte mit den Schultern und klinkte sich in die Matrix-gesteuerte Lenkung des Bootes ein, in seinen eigenen Prototyp. Zea fiel ein Stein vom Herzen. Noch vor einem Moment hatte er mit Sarah auf dem Deck verweilt und war der Meinung gewesen, dass dieser Augenblick niemals enden würde. Dann hatten sie einen Thunderbird beobachtet, der plötzlich am Hafen erschienen war, und das Engelsmädchen hatte den mumifizierten Menschen gesehen, welchen das Fahrzeug verfolgte. Obwohl sich das Geschehene noch gewiss 150 Meter vor den Beiden abgespielt hatte, erkannte sie die Gestalt, als er seinen Kopf drehte und zu dem Pärchen auf der Chummerplode herüberschaute. Auch Zea waren seine Augen aufgefallen, die im Dunkeln zu leuchten schienen. Sarah war sofort in heller Aufregung gewesen und hatte gemeint, man müsse dem Mann, den sie Wisdom betitelte, helfen, und der Piratenkapitän hatte eingewilligt. Im Nachhinein erschien ihm seine Entscheidung leichtfertig, denn Thunderbirds waren meist Konzerneigentum oder Schmugglergerätschaft, allerdings bereute er den Entschluss nicht. Nicht nur die Augen des Fremden hatten ihn beeindruckt, auch Sarah ging weit über seinen Verstand hinaus.
„Jose?“ rief er, als seine Stiefel wieder das Deck betraten. Die Schwester verließ kurz darauf den Lagerraum, mit einem synthetischen Hot Dog in der Hand.
„Was is?“, fragte sie mit vollem Mund und biss noch einmal ab.
„Mach unsere Waffen startklar, wir könnten sie bald brauchen!“
„Oh, ja, großer Kapitän, ich hoffe mal, du willst nicht nur Desperado spielen.“
Lächelnd beobachtete Zea, wie das pinkhaarige Mädchen wieder im Lagerraum verschwand. Das Team war gut eingespielt und an die Kommentare seiner Schwester hatte er sich längst gewohnt. Nun interessierte ihn, wer dieser Wisdom war. Sarah stand noch immer am Bug des Schiffes und schaute an Land, obwohl die Gestalt des Bandagierten längst verschwunden war, ebenso die Konzernsicherheit. Nur der leere T-Bird säumte noch das Hafenbecken, als sich die Chummerplode in Bewegung setzte.


Darke blickte auf das kaum noch lesbare Blechschild der Einrichtung, in die Wisdom geflüchtet war.
„Was hast du vor…?“, fragte sich der Magier gedankenverloren, bevor er seiner Spezialeinheit die Anweisung gab, dem Adepten in das Gebäude zu folgen. Er selbst wartete noch bis die Schritte verhallten, dann schaute er noch einmal zu der Spitze des Gebäudes hinauf. Beinahe beiläufig verließ sein Körper den festen Boden und begann, sich in die Luft zu erheben. Für Senôr Oscuro bedeutet dieser Zauber nicht mehr gedanklichen Aufwand als ein gewöhnliches Lachen. Der unbekannte Adept Wisdom hatte, sofern man Eels Informationen Glauben schenkte, eine Schwelle erreicht, die Grenze, welche gewöhnliche Magie von einem erzmagischen Akt unterscheidet, wie es ihn eigentlich noch nicht geben sollte. Er war nicht der Einzige.


Der Bandagierte schnellte durch die metallenen Gänge des Gebäudes, überquerte einige Treppen und achtete immer auf das Wohlergehen des Mädchens in seinen Armen. Die Anlage war zwar bereits seit sehr langer Zeit verlassen und geplündert worden, aber noch immer stapelten sich die Monitore des Nachrichtensenders in einigen Räumen über die halbe Wand. Viele Bildschirme waren zerstört worden, die noch verwertbare Technik hatte ihren Weg auf den Schwarzmarkt gefunden, aber letztendlich hatte sich doch kein Anarchistentrupp die Mühe gemacht, das Gebäude komplett auszuschlachten. Wisdom stoppte in einem bestimmten Raum. Er hatte den Plan de Einrichtung vor Augen gehabt, seit einigen Jahren, als ihm die Datei zufällig über den Monitor gerutscht war.
„Das ist eine …Sackgasse.“, meinte Maria, als der Adept sie sanft auf dem Boden absetzte, denn die Schritte der Aztecnology-Leute im Treppenhaus waren durch die ächzenden Metallgitter nicht zu überhören.
„Gemach, junge Dame, ich hole uns Unterstützung.“
Mit diesen Worten bewegte er sich zu den großen Konsolen, welche in der Wand verankert waren und begann, Dinge an der altmodischen Schaltfläche zu verändern. Als Wisdom den letzten Hebel umlegte, reaktivierte sich die elektronische Sicherheit des Nachrichtengebäudes. Gruumsh fuhr zusammen, als sich eine mit Staub bedeckte Kamera über ihm plötzlich bewegte. Ihre knallrote Energie-LED war gesprungen, aber die Linse blickte bedrohlich auf die Einheit herab. Neben den Schlägern aktivierten sich einige Bildschirme und zeigten das leer gekräuselte Standby-Bild. Ein Troll schaltete bedächtig den Scheinwerfer an seinem Maschinengewehr aus, als sich die Neonleuchten nach Jahrzehnten das erste Mal wieder erhellten.
„Geht weiter, Leute, wir werden uns nicht von ein paar Kameras aufhalten lassen!“
Gruumsh gefiel es, Befehle zu erteilen, vor allem für Leute, die nicht so hässlich wie er waren. Die Söldner nickten routiniert und donnerten weiter das Treppenhaus hinauf. Sie stoppten, als die erste Selbstschussanlage mit Fehlfunktion eine Löcherkette in das Gitter schoss. Die Männer waren Profis, aber dennoch überrascht, als sich das Gebäude gegen sie richtete, weshalb sich eine der Salven in das Bein des Ersten bohrte und ihn zu Boden schleuderte. Gruumsh und seine Einheit ließen den Getroffenen liegen und stürmten weiter voran. Nach einigen Etagen erreichten sie einen Raum, der wohl einmal die Nachrichtenzentrale des Senders gewesen sein musste, denn unglaubliche Wände aus Monitoren zogen sich an dem Grundriss entlang.
„Dort.“, flüsterte einer der Söldner und zeigte auf einen Schatten, der hinter einem Schaltpult hervor fiel. Als dieser im nächsten Moment verschwunden war, setzte sich die Spezialeinheit abermals in Bewegung. Die flimmernden Bildschirme im ganzen Raum hatten eine verwirrende Wirkung. Wisdom lugte unter seinen Bandagen hervor und beobachtete, wie die Söldner unter ihm hindurchliefen. Der Weg des Ki-Adepten war der Weg, Körper und Geist mithilfe von Magie auf eine Ebene zu bringen. Wisdoms einer Arm hielt seinen Körper an einem Wasserrohr an der Decke fest, der andere trug das Mädchen, wessen Herz vor Aufregung wie wild schlug. Nur der kühle Blick des Fremden beruhigte sie insoweit, dass sie nicht sofort losschrie. Maria hatte sich nicht zum ersten Mal über die Kraft des Adepten gewundert, denn sein Körper hatte nicht im Ansatz genügend Muskeln, um zwei Menschen mit einem einzigen Arm an die Decke zu hängen. Entgegen aller physikalischen Gesetze tat er es trotzdem. Als der letzte Sicherheitstroll unter ihnen entlang gegangen war, ließ sich der Adept zu Boden fallen. Sogar Marias Herzschlag verursachte ein lauteres Geräusch, und einen Moment dachte das Mädchen darüber nach, warum sie an diesem Ort war. Eigentlich konnte sie den Adepten nur behindern, zudem war sie gewiss nichts Besonderes. Wisdoms Handkante traf das Genick des Trolls, woraufhin dieser kurz röchelte und dann seinen Halt verlor. Der Arm des Bandagierten hinderte den Gehörnten daran, ein Geräusch beim Aufprall zu verursachen und verstaute diesen auch gleich hinter einer Ecke, ohne dass die direkt vor ihnen laufende Spezialeinheit etwas bemerkt hätte. Nach wenigen Schritten registrierten die mechanischen Gehör-Sensoren eines Aztec-Manns eine Veränderung in den Umständen. Die Schrittgeräusche waren weniger geworden. Er teilte Gruumsh seine Entdeckung mit, zudem auch das Atem-Geräusch eines Mädchens, von dem er sich kurz zuvor eingebildet hatte, es gehört zu haben, was aber natürlich Unfug sein musste. Der leitenden Ork drehte sich um und blickte durch seine Einheit. Eine Sorgenfalte bildete sich auf seiner Stirn, als ihm auffiel, dass, abgesehen von dem angeschossenen Mann im Treppenhaus, ein weiterer Troll verschwunden war.
„Hey! Wo ist John?“, fragte er in die nervenzerreibende Geräuschkulisse der Standby-Bildschirme. Als auch der Rest der Einheit sich umdrehte, bemerkte keiner von ihnen, wie der Mann, der den Trupp angeführt hatte, hinter Gruumsh von den Beinen gerissen wurde und geräuschlos aus dem Gang verschwand.


Demon.4ice beobachtete den Kampf zwischen dem Decker mit den Schlangen-Programmen und Balthasar. Die komplette Matrix in dem Kampfgebiet schien sich in ein Gitter aus schwarzen Aalen verwandelt zu haben, aber das Schwert des digitalen Engels versetzte dem Schlangenschild des Deckers einen Schlag nach dem anderen. Im Eifer des Gefechts war es Bart gelungen, die Persona des Fremden zu analysieren und die Ergebnisse behagten ihm überhaupt nicht. Die Persona des Deckers hieß Eel, und das Cyberdeck, auf dem er surfte, war Demon.4ice vollkommen unbekannt. Schlimmer noch, es hatte Fähigkeiten, welche die Kapazität des Analyseprogramms sprengten. Selbst die Gerüchte über Konzernprototypen hatten niemals solche Werte vorhergesagt. Plötzlich blickte der Zwergendecker auf, denn im lokalen Netz von Seattle war ein neuer Knotenpunkt erschienen. SNA, Seattle News Agency, das große Gebäude, welches in der Realität direkt neben dem Hafen lokalisiert war. Und das bereits seit 20 Jahren nicht mehr gesendet hatte. Demon.4ice entschloss sich, nicht an einen dummen Zufall zu glauben, und verlinkte die Informationen des Kampfes in das private Gitter der Agentur. In diesem Moment zuckte die Spezialeinheit Aztecs im Inneren der Anstalt zusammen, denn die hunderten Bildschirme in dem Raum visualisierten den gewaltigen Kampf zwischen den Personas.


„Was geschieht hier?“, fragte Maria fasziniert, als sie beobachtete, wie das virtuelle Schwert des Engels auf dem Monitor vor ihr durch die Matrix schnitt. Wisdom lächelte und schritt weiter den Gang entlang. Er hatte Zeit, denn die Aztecs würden gewiss noch ein wenig brauchen, eh sie sich wieder in Gang setzten.
„Es ist schon einmal passiert, meine Gute.“
Maria erwiderte nichts und folgte dem Adepten durch den metallenen Gang des Gebäudes.
„Damals…“, fuhr er fort, „…kam jemand vom Himmel herab und wollte den Menschen den richtigen Weg zeigen.“
„Den richtigen …Weg?“
Der bandagierte Mann lächelte und Maria dachte über seine Worte nach. Es waren nicht die Worten aus der hiesigen Welt. Es waren alte Worte, welche die Menschheit längst vergessen hatte.
„Aber was ist geschehen? Ich glaube nicht, dass mein Leben der…“
Kurz schien sie zu zweifeln und musste über ihre eigenen Worte lächeln.
„…der richtige Weg ist.“
Wisdom grinste und kichert in seine Mullbinden hinein.
„Gut erkannt, mein Mädchen. Die Menschen haben ihn damals umgebracht, haben den richtigen Weg korrumpiert.“
„Aber warum?“, rief sie in den Gang hinein. Ihr Gegenüber bedeutete ihr mit dem Zeigefinger, ruhiger zu sein und zuckte dann mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht.“, lachte er leise, „Und genau ist diesem Grund bin ich heute hier. Ich will…“
Maria erschrak. Die verschiedenfarbigen Augen des Fremden hatten abermals ein bedrohliches Aussehen angenommen, obwohl sie sich äußerlich nicht verändert hatten.
„Ich will alles wissen. Und ich verstehe nicht, warum sie ihn töteten. Es gab zahlreiche Theorien, manche begründeten es auf den Hass der Menschen, wiederum andere meinten, es läge an ihrer Machtgier. Aber daran glaube ich nicht. Ein göttliches Wesen, korrumpiert von Hass und Gier?“
Abermals lachte er, als sich weit hinter ihnen die schweren Stiefel wieder in Bewegung setzten.
„Nein, Maria, das war nicht der Grund, und ich will wissen, warum er wirklich gestorben ist.“
Kurz schaute sie dem Mann, dem sie erst wenige Minuten zuvor das erste Mal begegnet war, in die Augen. Das Kind in ihrem Bauch schien gegen die Wände ihres Körpers zu pochen. Wisdom war der Mensch, dem sie am meisten vertraute, auf einer Ebene, die normale Menschen nicht verstehen würden. Die bandagierte Gestalt nahm sie abermals in die Arme und rannte wieder los.
„Lass mich noch schnell unsere Verfolger abschütteln, sie werden für seine Ankunft nicht benötigt.“
In diesem Moment schloss sich hinter den beiden eine elektrische Schiebetür und wurde mit einem zischenden Geräusch elektronisch verriegelt. Gruumsh und seine Männer erreichten die Tür wenige Augenblicke nach dem Adepten und Maria. Der Verlust eines dritten Mannes ohne ersichtlichen Grund hatte selbst die hartgesottenen Aztecs unruhig werden lassen, und der anführende Ork bemerkte, wie sie ihr Tempo gedrosselt hatten.
„Kommt schon Jungs, wir können jetzt doch nicht mehr schlapp machen!“
Er befestigte einen Sprengsatz am Schloss der Tür und wich zurück. Kurz nachdem eine rasende Staubwolke, durchsetzt mit Metallsplittern und einem ohrenbetäubenden Lärm durch den Raum geschossen war, verließ die Spezialeinheit die Pforte an der anderen Seite. Gruumsh erkannte mit zusammengekniffenen Augen gerade noch, wie das Ziel, welches sie verfolgten, ungefähr 50 Meter weiter vorne einen weiteren Gang verließ. Der Ork hatte schon einmal darüber nachgedacht, wie mächtig dieser Mann wohl sein musste, wenn sowohl der Erzmagier Darke als auch das komplette Special-Ops Team auf ihn angesetzt wurden. Aber von hinten hatte er eher schmächtig ausgesehen, zudem war sein ganzer Körper bandagiert, wie bei einer Mumie. Der Ork und seine Mannschaft ließen abermals eine Wand aus Monitoren hinter sich, und die kämpfenden Gestalten waren noch immer in ihren eigenen Kleinkrieg verwickelt. So war es vielleicht auch besser, hatte Gruumsh im Raum zuvor gemeint, um seine Leute zu beruhigen. Er konnte nicht erklären, was in den weiten der Matrix vor sich ging, und eigentlich wollte er das auch gar nicht. Nach wenigen Schritten erreichten sie eine weitere Tür, aber der Adept war wie erwartet bereits verschwunden. Schon als sich die Tür öffnete, hüstelte sich einer der Trolle. Es war jener, welcher die Gegend mit seinen Infarot-Augen sondierte, seit sie der Bandagierte im Senderaum aus der Dunkelheit überrascht hatte.
„Entschuldigung, Leutnant, aber da drin gibt es ein Inferno aus Laserstrahlen, ich kann nichts erkennen.“
„Dann benutz halt deine Augen…“, herrschte ihn Gruumsh an, als sich die Pforte nach oben öffnete. Es war eine recht kleine Räumlichkeit und in ihrer Mitte fand sich eine Vitrine, dessen Glas bereits seit einer langen Zeit zersplittert war, denn über der Stelle, an der damals wohl irgendetwas Wertvolles gelegen hatte, hatte sich bereits dicker Staubfilm gelegt. Gruumsh schauderte, als er seine Leute mit einer Handbewegung zurückhielt. Hier war schon einmal geplündert worden, allerdings zu einer Zeit, in der die Bewegungsmelder nicht aktiv gewesen waren. Der Adept musste diesen Raum durchquert haben, was dem Ork unbegreiflich war, denn es war weder ein Alarm ausgelöst worden, noch konnte er die Leiche des Ziels irgendwo erkennen.
„Er kann doch unmöglich an diesen Bewegungsmeldern vorbeigekommen sein…“, dachte sich Gruumsh, als er das ineinander verwinkelte und vernetzte Lasergitter betrachtete. Der Anführer blickte in die Augen seiner Untergebenen und erkannte Zweifel.
„Wir gehen.“, meinte er fest, um die Sicherheitsprofis nicht noch weiter zu verunsichern, „Wenn das diese Mumie schafft, können wir das schon lange!“
Die Männer nickten. Eine Minute später war ein Dutzend von ihnen den Selbstschussanlagen in dem Raum zum Opfer gefallen, Gruumsh selbst hatte nur eine gehörige Portion Glück und vor allem eine gehörige Portion Troll davor gerettet, das gleiche Schicksal zu erleiden. Zusammen mit vier weiteren, noch bewegungsfähigen Mitgliedern des Squads schleppte er sich auf der anderen Seite aus dem Raum hinein in ein weiteres Treppenhaus. Er wollte nicht zurückschauen, und seinen Begleitern ging es ebenso. Aber an eine Umkehr war jetzt ebenso wenig zu denken. Weiter oben erkannte er den Schatten, der sich zwischen den Treppengittern und den allgegenwärtigen Monitoren bewegte. Gruumsh lief los und zog seine Beretta.


Darke blickte in die Straßen Seattles herab und seine außergewöhnlich schwarzen Locken wirbelten um sein dunkles Gesicht. Das Dach des Nachrichtensenders war ein seltsamer Ort, die zahlreichen Antennen, welche meterhoch in die Luft ragten, zeugten von der Informationswut der Menschen. Ein Lächeln lag auf seinem Mund, als er die Silhouette der gefiederten Schlange erkannte, die den Nachthimmel durchkämmte. Shiaranha würde die Medien auf den Plan rufen, welche die Machtübernahme des Magiers live und direkt aufzeichnen würden. Es war ein glorreicher Tag, das Einzige, was unkalkulierbar geblieben war, war der Adept Wisdom. Darke ballte seine Fäuste beim Gedanken an ihn, beruhigte sich dann aber wieder. Wisdom war mächtig, aber Darke war es auch, zudem stand ein Drache auf seiner Seite. Abermals dachte Senôr Oscuro über eine Frage nach, die er sich nicht beantworten konnte. Wisdom war in diesem Konflikt bereits einige Male dem sicheren Tod entkommen, und doch nahm er es wieder mit Aztechnology und Darke auf. Der Magier verstand nicht, für was der Adept kämpfte. Sein ganzes Dasein war dem Schwarzhaarigen ein Rätsel, seine Ziele ebenso wie seine Ideale. Darke lächelte, denn er musste an ein Buch denken, dass er Jahrzehnte zuvor gelesen hatte. Darin war die Sprache von einem Übermenschen gewesen, einer Person, die ihre Instinkte vollkommen überwunden hatte und nur noch durch ihre Emotionen gesteuert wurde, Emotionen, die über gewöhnliche Bedürfnisse hinausgingen. Dieses Buch entstammte einer mundanen Zeit, in der die Magie noch als Aberglaube bezeichnet wurde. Nun war die Magie real. Ein Magier wirkte diese Magie. Ein Magier, der eine Schwelle erreicht hatte, wirkte Magie, wie andere Leute ihre Beine bewegten. Ein Ki-Adept, wie Wisdom einer war, verwendete seine Magie, um die Seele mit dem Körper zu vereinen und so die absolute Kontrolle über das eigene Fleisch zu erlangen. Zu was würde wohl ein Ki-Adept im Stande sein, der eine Schwelle erreicht hatte? Darkes Lächeln verzog sich zu einem bösartigen Grinsen, ein Gesichtsausdruck, den er seit langem nicht mehr genutzt hatte. Der Gewinn des Konzerns Aztechnology, der zu einem großen Teil ihm gehörte, war natürlich die erste Priorität, aber an diesem Tag würde Darke zudem auch seinen Spaß haben, ein Privileg, welches ein Mann mit seiner Macht nur noch selten verspürte. Senôr Oscuro zog seine Robe fest und wippte ein wenig hin und her. Er konnte es kaum noch erwarten.


Die fünf Sicherheitsmänner des Konzerns stürmten das Treppenhaus hinauf, und ihre Rassenzugehörigkeit, es handelte sich um zwei Orks und drei Trolle, bewies die Statistiken über die Überlebensrate von Konzern-Schlägern. Gruumsh stoppte ruckartig, als ein Schemen von oben um das Geländer schnellte und sich an ihm vorbeibewegte, bevor er auch nur reagieren konnte. Ein bandagierter Fuß traf den ersten Troll am Kopf und zertrümmerte eines der beiden Hörner, die jeweils die Breite eines muskulösen Armes innehatten, der Rest des Körpers wurde von der Wucht des Aufpralls herumgerissen und fiel bewusstlos zu Boden. Gruumsh drehte sich um und sah die Situation. Der Adept war gebückt zwischen der Einheit gelandet und hatte noch vor seinem Aufkommen einen Ork an eine anliegende Wand geschleudert. Die Mullbinden des feindlichen Adepten hatten sich um die Beine des zweiten Trolls gewickelt und rissen diesen zu Boden, als Wisdom herumwirbelte. Auf diesem Weg hatte der Bandagierte bereits drei der Gegner ausgeschaltet, bevor sich der erste überhaupt bewegen konnte. Der verbleibende Troll hob seine automatische Waffe an, als der Adept aufsprang und seinen Kopf mit Schwung in den Bauch des Gehörnten rammte, während er sich an der Taille des Metamenschen festkrallte und die Füße mit einem Überschlag um den Kopf des Trolls legte. Gruumsh vernahm das Knacken des breiten Genicks und riss seine Kanone nach oben. Er drückte ab, als Wisdoms Kopf vor dem Lauf der Waffe erschien. Der Bandagierte ließ sich zu Boden fallen und die Kugel bohrte sich hinter ihm in einen toten Troll. Beiläufig schlug sein Fuß gegen das Handgelenk des Sicherheitsleiters und schleuderte so die Waffe aus seiner Reichweite. Wisdom ergriff Gruumsh und hob ihn in die Luft, was ein unglaubwürdiges Bild abgab, da der Adept nicht nur wesentlich zierlicher, sondern auch auffällig kleiner als der Ork war. In diesem Moment erkannte Gruumsh die Augen des Fremden und musste schweißüberströmt schlucken.
„Sorry.“, meinte er ehrlich mit seiner verbleibenden Luft.
Wisdom grinste und setzte ihn ab.
„Keine Angst, mein Lieber, ich weiß, wann du stirbst, auf die Sekunde genau, und es ist noch nicht jetzt. Auch nicht in nächster Zeit und auch gewiss nicht mehr durch meine Hand. Du hast noch eine Aufgabe zu erfüllen.“
Wisdom redete die Wahrheit, was ihn selbst verwunderte. Er hatte es sich angeeignet, die Gedanken der Menschen zu lesen, aber er zweifelte daran, dass sich Gruumsh seines Todestages bewusst war. Und doch sah er das Dahinscheiden des Orks vor seinen Augen. Es war ein friedlicher Tod. Wisdom spürte die Magie in seinem Körper, wie er es noch nie zuvor getan hatte. Vor seinen Augen verschwammen die reale und die Astralwelt, und er musste grinsen. Er riss sich die Bandagen vom Körper, als er realisierte, dass die Wunden vollkommen verheilt waren. Wisdom erkannte plötzlich die Antwort auf einige Fragen, die ihm durch den Kopf gegangen waren. Dann schloss er die Augen und sah den Augenblick seines eigenen Todes. Und doch lächelte er. Als er weiterging, beobachtete Gruumsh, der verblüfft auf dem Boden saß, wie die ausgebrannten Tätowierungen des Adepten wie von Zauberhand wieder auf seinem Körper erschienen. Das rote Auge erinnerte den Ork an das Lodern einer Flamme, das gelbe Auge dagegen ließ ihn an pures Gold denken.
„Kommt mit, Gruumsh und Maria.“, meinte Wisdom, ohne sich umzudrehen, als sich die letzten Schrammen auf seinen Armen schlossen und die kleinsten Details der Symbolik auf seiner Haut wieder Gestalt annahmen. Das Mädchen, welches eine Etage weiter oben gewartet hatte, starrte ungläubig auf den nackten Körper des Adepten. Sie hatte das verbrannte Fleisch gerochen und die Muskeln gesehen, die sicher unter den verglühten Hautfetzen gezeigt hatten. Sie schnappte nach Luft und folgte ihm. Es gab Gerüchte über Adepten, die im Stande waren, ihre Wunden ziemlich schnell zu heilen, aber gewiss nicht innerhalb weniger Sekunden.
„Ich will die Antwort wissen…“, raunte Wisdom und öffnete die Klappe, welche zum Dach des Gebäudes führte.


Die Chummerplode erreichte den Hafen und die Piraten verließen zusammen mit Sarah das Boot.
„Was nun, Engelchen?“, fragte Zea und wendete sich an das Engelmädchen. Er erkannte, dass Sarahs Augen auf einen Punkt in der Luft gerichtet waren. Als er ihnen folgte, musste er schlucken. Direkt über dem Gebäude des alten Nachrichtensenders hielt sich ein gefiederter Drache in Gestalt einer riesigen Schlange mit kräftigen Flügelschlägen in der Luft. Jose fiel auf die Knie, und ihr ganzer Körper zitterte vor Angst.
„Ein …Drache!!“, schrie das Mädchen, aber Zea bemerkte, dass Sarah nicht auf die Echse starrte. Auf dem Dach des Gebäudes bewegten sich noch weitere Gestalten, und obwohl die Entfernung es nicht zulassen sollte, erkannte auch er den Mann, der schon zuvor im Hafen zu ihnen geschaut hatte. Wisdom. Seine Augen schienen noch greller zu leuchten und die Mullbinden waren von seinem Körper gefallen, um Platz für eine beeindruckende Landschaft aus Tätowierungen zu machen. Zea schluckte. Im nächsten Moment entfalteten sich Sarahs Flügel und das Mädchen erhob sich in die Luft. Der Piratenkapitän wollte sie aufhalten, aber er war zu überrascht gewesen. Ihr Körper verschwand in der Dunkelheit, auf dem Weg zur Spitze des Gebäudes. Zea fluchte und rannte los. Er kannte Seattle wie seine Westentasche, und auf seinen Streifzügen war ihm auch die Feuerleiter nicht entgangen, welche gewiss 100 Meter in die Höhe hinauf zu dem Gebäude führte. Als er einige Augenblicke später die Leiter erreicht hatte, zog er sein Messer und nahm es beim Hinaufklettern zwischen die Zähne. Das Ganze roch nach verdammtem Drek.


Eels Persona war eine eingefallene und dürre Gestalt, aber die Schlangen, welche sich wie ein Mantel um seinen Körper legten, gaben ihm den Anschein von Eleganz. Seine Augen waren weit aufgerissen, als er mit einem markerschütternden Kreischen einen weiteren Angriff auf den digitalen Engel Balthasar startete. Das Himmelswesen blockte den Strom aus schwarzen Aalen mit einem mächtigen Schwerthieb und setzte sofort zum Konter an. Ein Kampf in der Matrix war eine nüchterne Sache, da die Programme in ihren Grundzügen meist äußerst identisch waren. Allerdings beherrschten so ziemlich alle Decker eine gewisse Kreativität, um den Angriffen ein imposantes Äußeres zu verpassen. Die Klinge schnitt tief in die Wesen, welche sich um den Körper des Deckers schlängelten. Eel schrie vor Schmerzen auf und schleuderte den Engel von sich. Balthasar rempelte sich auf und hob sein Schwert abermals. Das Gesicht des Traumdeckers war in irrer Wut verzerrt, als er die Hände hob und die unzähligen Schlangen seinem Beispiel folgten.
„Verschwinde, BALTHASAR!! Seattle gehört mir!!!“
Das Engelprogramm konnte den Angriff nur mit Mühe abwehren, aber es lächelte trotzdem.
„Seattle gehört dir? Du hast es nicht verstanden, Decker. Ich werde dein Deck zerstören.“
Eel schluckte und lachte dann wieder laut.
„Whahaha!! Dan tu’s doch, du Himmelswesen!! Zerstöre mein ‚Deck’, du wirst schon sehen, was du davon hast!!“
Die Klinge und der Schlangenstrom trafen sich abermals, als der Engel seine Stimme erhob.
„Dieses Programm wird deine Hardware vernichten, Traumdecker!!“
Eel erkannte den Angriff. Und er hatte nicht damit gerechnet. Die Zeit würde nicht für eine Verteidigung ausreichen.
Die Persona erstarrte.
„NEIN!!“
Der echte Eel zitterte und rollte sich im Traum auf dem Boden zusammen.
„Nein…“
Dann traf das Schwert Balthasars die Persona und ging durch sie durch, als hätte es nicht getroffen. In der Matrix wurde Eels Deck vollkommen zerschmettert. In der Realität wich die Energie in ganz Seattle aus den Stromleitungen und die Stadt wurde von einem Moment auf den anderen in Schatten getaucht. Die Lichter, welche sonst die Nacht zu einem zweiten Tag machten, erloschen zusammen mit Eels Persona. In der ganzen Stadt wurden Decker aus ihren Verkabelungen gerissen, der ein oder andere überlebte diesen Auswurfschock nicht.


Wisdom erreichte das Dach des Gebäudes, mit Maria in den Armen. Er setzte sie sanft ab und erhob sich lächelnd. Darke stand auf der anderen Seite und abermals umspielte Magie seine Aura. Der Adept erkannte, dass der Magus einen Zauber wirkte. Er verstand nicht, wie es ihm möglich war, aber er wusste sogar, um welchen Zauber es sich dabei handelte.
„Warum lest ihr meine Gedanken, Senôr Oscuro?“, rief er über das Dach und lief weiter auf ihn zu, ungeachtet der wilden Böen, die über den Untergrund fegten. Darke lächelte.
„Wer weiß, vielleicht möchte ich an deinem höheren Wissen teilnehmen?“, fragte der Schwarzhaarige sarkastisch. Wisdom erwidert das Grinsen.
„Meint ihr wirklich, ihr könntet in meinen Gedanken herumforsten, wie es euch gefällt?“
„Meinst du, du kannst mich daran hindern?“
„Nein!“, lachte Wisdom, „Aber wer weiß, ob das, was ihr seht, wirklich meine Gedanken sind?“
Darke erblasste. Er hatte sich bis jetzt tatsächlich in den Gedanken des Adepten befunden, aber nun veränderte sich das Gewissen des Tätowierten und verwandelte sich in schreckliche Alpträume. Schnell brach er den Zauber ab.
„Bemerkenswert.“, fauchte er lächelnd, „Selbst der große Harlekin, und auch niemand anders, gegen den ich kämpfte, war im Stande, sein Unterbewusstsein zu verändern.“
Darke hatte genug gesehen. Das Heilen der Wunden, das Entstehen der Tätowierungen, die Tatsache, das Wisdom seine Zauber identifizieren konnte, nicht zuletzt den Kampf wenige Sekunden zuvor. Wisdom hatte die Schwelle überschritten. Und er war nur noch zehn Meter von ihm entfernt und lachte.
„Was habt ihr denn, Senôr Oscuro? Wo bleiben sie denn, unsere drei Weisen?“
„Sie sind hier.“
In diesem Moment erhob sich die geflügelte Schlange Shiaranha hinter dem Magus in die Luft. Wisdom lächelte noch immer, obgleich die Präsenz des Drachens sogar Darke in wenig ängstigte. Plötzlich landete Sarah zwischen den beiden Erwachten auf dem Dach und rannte auf Wisdom zu.
„Hey, Große!“, lachte der Adept und schloss sie in die Arme. Tränen lagen in ihren Augen.
„Wisdom…“, weinte sie, „Du weißt du sonst alles! Was geschieht hier?“
Dann fielen ihr abermals seine Augen auf. Seit sie das letzte Mal in die bunten Prismen gesehen hatte, waren sie noch greller geworden. Das rote Auge schien Lava in die Luft vor Wisdoms Gesicht zu spucken, während das Goldene ein eigentümlich warmes Licht ausstrahlte. Darke lächelte, als die Luft knisterte und die Gestalt Balthasars formte. Das Matrixwesen materialisierte sich in der realen Welt, und in diesem Moment fielen in ganz Seattle die Lichter aus. Die Spitze des SNA-Gebäudes war der einzige erhellte Fleck in der ganzen Stadt, denn die Flügel der Engel begannen mit Leuchten. Maria brach zusammen. Wisdom warf dem Mädchen einen lächelnden Seitenblick zu und grinste Sarah an.
„Hey, Engelchen, die Kleine da hat ihre Wehen, und so was ist ja letztendlich doch Frauenkram.“
Sarah schaute ungläubig auf das Mädchen herab. Sie wirkte unpassend auf dieser Dachkappe, zwischen den beiden Erwachten, dem Drachen und ihr, einem Engel. Wisdom lief an ihr vorbei und ging weiter auf Darke zu.
„Was habt ihr vor, Senôr Oscuro? Was wollt ihr mit dem Kind anstellen?“
Der Magier lächelte.
„Lass mich das mit einer Gegenfrage beantworten, Wisdom. Was willst du mit dem Kind?“
Darke hob eine Hand und öffnete sie ruckartig. Unter dem Adepten schossen Flammen in die Luft, aber Wisdom rollte sich mit einem Sprung lachend aus der züngelnden Magiequelle heraus. Seine Füße qualmten noch kurz, dann erloschen auch sie. Im nächsten Moment hatte er Darke erreicht. Der Magus riss die Augen auf und schuf mit einem Gedanken eine Flammenaura um seinen eigenen Körper, die den Adepten zurückdrängte.
„Ich will nur wissen, warum sein Vorgänger getötet wurde!“
Darke lachte aus voller Kehle.
„Du willst wissen, warum Jesus umgebracht wurde? Das kann ich dir sagen, mein Freund! Auch wenn ich dir nicht glaube, dass diese Frage das Einzige ist, was dich bewegt!“
„Sprecht, Oscuro, ich höre, ich höre!“
Wisdoms Lächeln war hinterhältig, als er einem weiteren Flammenausbruch auswich und sich abermals abrollte.
„Ganz einfach, Schwellenadept! Die Herrscher wollten ihm nichts von ihrer Macht abgeben! Es ist eindeutig!“
„Falsch!“, schrie der Tätowierte und schleuderte den Magier mit einem Drehkick mehrere Meter über das Dach. Der Magus fing sich mit einem Schwebe-Zauber ab und versuchte verwirrt, zu ergründen, wie der Adept seine Flammenwand durchdrungen hatte. Die Antwort war leicht. Er hatte sie ignoriert und die Verbrennungen an seinem Bein heilten bereits wieder.
„So leicht ist es nicht, Oscuro! Das hätte der Gottessohn mit seinen Wunderkräften gewiss nicht zugelassen!“
Abermals brach Wisdom in ein Lachen aus, das Kichern eines Irren. Er hatte die Antwort gefunden, die letzte Antwort, die er nicht verstanden hatte.
„Soll ich es euch verraten, großer Magier, soll ich eure kleine Welt vernichten?“


Maria hatte die wahrscheinlich leichteste Geburt seit vielen Jahren, die Wehen dauerten kaum einen Augenblick, dann war das Kind auch schon da. Sarah blickte das Mädchen verwirrt an, und Marias Blicke ruhten ebenso erstaunt auf den Flügeln des Engels.
„Was geschieht hier?“
„Glaub mir…“, hauchte Sarah sie fasziniert an, „Ich wüsste es auch gerne.“
In diesem Moment erschien Shiaranha über den Mädchen und das Fauchen der Schlange zwang Beide dazu, sich die Ohren zuzuhalten.
„Das Kind!“, ertönte die telepathische Stimme der geflügelten Schlange in den Köpfen der Beiden, „Mein Vater will dieses Kind!“
Die Drachenfrau schnellte auf die Mädchen zu, als sie urplötzlich von einigen Kugeln getroffen wurde. Zwei Geschosse prallten einfach von den Schuppen des jungen Drachens ab, aber der Dritte bohrte sich tief in den einen Flügel. Gruumsh sprang aus der Dachluke und zielte mit der winzigen Beretta auf den Drachen.
„S-s-stehen bleiben!“, rief er zitternd, „O-o-oder ich schieße!“
Der Flammenatem der Schlange züngelte wütend auf die Luke zu und zwang den Ork zu einem waghalsigen Ausweichsprung. Sarah ergriff Maria und ihr Kind und rannte auf Wisdom zu. Der Adept war der einzige sichere Platz auf diesem Turm. Shiaranha folgte ihr kreischend, auch wenn sie die Schusswunde nur noch in der Luft torkeln ließ.
„Das Kind! Vater will das Kind!!“


Wisdom spürte inzwischen der Auren aller Anwesenden, selbst wenn er sich nicht darauf konzentrierte. Er hätte seine Augen schließen können und hätte sie immer noch gesehen. Selbst wenn alle seine fünf Sinne versagten, hätte ihn das doch nicht am Kämpfen gehindert. Er erkannte Sarah, die auf ihn zulief und entschied sich, zu handeln. Seine Seele schnellte kaum sichtbar auf die Gestalt des Magiers zu und rollte an dessen von Feuer umfangenen Körper vorbei, Wisdoms Körper folgte der Seele. Sie waren eins geworden. Als er sich aufrichtete, realisierte Darke, was passiert war und lachte.
„Beeindruckend, Wisdom! Aber getroffen hast du mich trotzdem nicht!“
„Das wollte ich auch nicht.“, meinte der Adept ausdruckslos und hob den Opferdolch an, den er aus Darkes Robe entwendet hatte. Der Magier schnappte nach Luft, denn er hatte den Körper des Tätowierten nicht einmal mehr gesehen.
„Was willst du damit?“, fragte er misstrauisch. Wisdom grinste.
„Keine Angst, er ist nicht für euch.“


Shiaranha wollte ihren Schweif gerade um Sarahs Leib schlingen, als abermals Kugeln durch die Luft schossen und die Schlange erwischten. Die Geflügelte kreischte und schnellte herum. Zuerst sah sie Gruumsh, der noch immer auf sie schoss, danach erkannte sie Zea, der mit erhobenen Dolch auf sie zusprang, aber es war bereits zu spät. Es ist selten, dass ein Drache stirbt. Allerdings ist es auch selten, dass ein Drache, der noch 700 Jahre von Erwachsensein entfernt ist, unter Menschen erscheint. Shiaranhas Träume, eine Göttin wie ihre Mutter zu sein, verblassten und die Seele löste sich vom Körper. In der Astralwelt erkannte die tote Schlange Wisdoms Seele. Das goldene Auge strahlte den Astralleib an und in diesem Moment verstand Shiaranha, das Quetzacotl nie ihre Mutter gewesen war. Dann verblasste auch die Seele. Zea und Sarah umarmten sich. Wisdom ergriff Marias Kind und schlenderte zu der Mitte des Daches, sein rotes Auge flammte in die Dunkelheit der Nacht. Darke erschauderte, als der Adept mit Schreien begann. Der Engel Balthasar beobachtete das ganze Geschehen mit einem Stirnrunzeln. Dann verschwand er. Seine Aufgabe war gelöst. Wisdoms Lächeln war zu einem Grinsen mit traurigen Augen geworden.
„Ich habe meine Väter verstanden, Herr im Himmel!“, schrie er laut und lachte daraufhin.
„Sie haben das Richtige getan! Wenn du zu stolz bist, um zu uns zu kommen, können wir nur deinen Nachlass dafür leiden lassen!!“
Er rammte den Opferdolch in den Magen des Säuglings und ließ den toten Körper zu Boden fallen.
„Komm selbst, du feiger Idiot!!“, schrie er in den Himmel hinauf.
Sarah blickte entsetzt auf das erdolchte Kind herab, das Blut vermischte sich mit den Flammen, die das Dach ergriffen hatten.
„Wisdom… was hast du getan?“
Tränen traten in ihre Augen. Darke ging es ähnlich, aber er war nicht traurig, er war nur wütend, schrecklich wütend.
„Wisdom!!“, schrie er, „Ist das deine Antwort, Schwellenadept?“
Der Tätowierte grinste den Magus an, ließ den Dolch fallen und lief auf ihn zu.
„Ja, Magus. Solange der Oberste nicht bereit ist, sich auf unsere Höhe herabzulassen, kann er auch nicht erwarten, dass wir uns auf die Seine erheben!“
Darkes Locken wirbelten vor magischer Energie umher, als das komplette Dach Feuer fing. Sarah schrie, ergriff Zeas Hand und breitete die Flügel aus, einen Moment, bevor oben alles in einem Inferno versank. Gruumsh blickte noch einmal entsetzt zu der Kindeleiche, dann nahm er die bewusstlose Maria in seine Arme und kletterte die Feuerleiter hinunter.
Wisdom lachte, als die Flammen zum wiederholten Male seine haut verbrannten. Darkes Magie drängte die Flammen unter ihm zurück, aber der Adept befand sich mitten in dem riesigen Flammensturm.
„Selbst wenn ich heute sterbe!“, begann Darke zu schreien, „Du gehst mit mir unter, Wisdom!!“
Der Schemen des Adepten war neben Oscuro, bevor dieser den nächsten Atemzug getan hatte. Der Tätowierte legte ihm seinen brennenden Arm auf die Schulter und seine Augen wirkten im Schein der lodernden Flammen noch bedrohlicher.
„Ich sterbe jetzt, Oscuro, da haben sie wohl Recht. Aber ihre Zeit ist noch nicht gekommen.“
Darke schauderte, als er die Stimme des Adepten vernahm, und er fühlte sich außer Stande, irgendetwas zu tun.
„Ich, Senôr Oscuro, habe die Welt verstanden, ich habe meinen ‚Frieden’ mit Gott gemacht. Ich bin bereit für den Tod. Sie dagegen werden um ihr Leben betteln. 2057…“
Wisdom flüsterte etwas ins Ohr des Magiers, und kurz darauf verbannte das Gesicht des Tätowierten. Darke zitterte am ganzen Leib, denn der Adept hatte ihn ein Datum genannt. Und eine Uhrzeit. Wisdoms Körper wurde im Zentrum der Flammen immer kleiner, bis er und mit ihm auch sein Lachen endgültig verschwand. Die riesige Fackel, zu der das Nachrichtenzentrum geworden war, erhellte Seattle in dieser Nacht.


Zea und Sarah lagen fest umschlungen an Bord der Chummerplode. Jose brachte den Beiden heißen synthetischen Tee und lächelte sie an. Sie schliefen fest und ruhig, ihre Gesichter lächelten. Jose musste an irgendein Buch denken, dass sie irgendwann mal überflogen hatte. Darin ging es um zwei Menschen, die sich wirklich geliebt hatten, irgendeine altmodische Geschichte von irgendeinem langweiligen Engländer. Sie zuckte mit den Schultern und verließ das Zimmer.


„Hey, Mädchen!“
Gruumsh weckte Maria sanft und erkundigte sich nach ihren Zustand.
„Mir geht es gut, und ihnen?“
Gruumsh zuckte zusammen.
„Du fragst mich, wie es mir geht?“
Das Mädchen blickte ihn ein wenig verwirrt an.
„Wieso nicht?“
„Nun ja…“, meinte Gruumsh zögerlich, „Ich bin ein Ork.“
„Und?“, fragte Maria beiläufig, „Ihr seid doch nicht schlechter als jeder andere hier.“
Gruumsh lächelte.
„Vielen Dank. Komm jetzt, ich bring dich nach Hause, zu deinen Eltern.“
Maria blickte zu Boden.
„Ich habe …keine Eltern mehr.“
Der Ork legte ihr die Hände auf die Schultern.
„Tut mir Leid…“
Die Beiden schwiegen kurz. Dann blickte Gruumsh auf und grinste.
„Hey! Du kannst mit zu uns kommen!“
„Wirklich?“, fragte Maria zögerlich, „Aber nur, bis ich was Richtiges gefunden habe.“
„Na klar!“, meinte Gruumsh, „Meine Frau wollte schon immer eine Tochter haben!“
Das Mädchen lachte und zusammen gingen die Beiden nach Hause.





2 Tage später.



Darke blickte auf den zusammen gekrümmten Körper Eels herab. Er hatte sich seit zwei Tagen nicht mehr bewegt.
„Wie geht es ihm?“, fragte er den Doktor.
„Nun ja…“, antwortete dieser, „Ich habe so etwas noch nie gesehen. Rein biologisch ist der tot, allerdings zeigt das Nervenstromgerät an, dass er träumt!“
Darke nahm die Hand vom Mund und nickte langsam.
„In Ordnung. Sorgen sie gut für ihn. Vielleicht hat er schlechte Träume.“
Der Doktor nickte, als Darke den Raum verließ. Der Magus dachte über Wisdoms letzte Worte nach. 2057. Das Datum hatte sich in seine Gedanken gebrannt wie ein Schüreisen. Leise verfluchte er den Adepten dafür. Niemand sollte wissen, wann seine Zeit gekommen ist.
„Nun gut, Wisdom. Wir werden sehen, ob du Recht behältst.“
Gedankenverloren kümmerte sich Senôr Oscuro um andere Projekte.


„Der Gewinner heißt Demon.4ice!!!“
Die digitale Stimme des Lautsprechers dröhnte durch die Besuchermengen des dritten illegalen Matrix-Straßenkampfes.
„Mit einer einzigen geheimnisvollen Attacke hat der Decker seinen Gegner, Jane-in-the-Box, die Gewinnerin des Vorjahres fertig gemacht!“
Auf Barts Bildschirm leuchtete ein Textfenster auf. Jane-in-the-Box stellte ihm eine Frage.
„Was zur Hölle war das?“, lautete die knappe Nachricht. Demon.4ice schmunzelte.
„Geheimnis.“, war die Antwort.







Ende.




...



OK, Nachwort zu den Charas.. (<-- Ego, ich weiß, muss aber jetzt mal sein)

Gruumsh: ich mag ihn. Natürlich zuerst als dumme Nebenfigur gedacht, ist wieder aus dem Ruder gelaufen. :rolleyes:

Zu Gruumsh: Mir fehlt die Hochzeitsbeschreibung sehr, bitte nachreichen. Er ist der erste sympatische Shadowrunork abseits der Klischees. Niemand is so cool wie Gruumsh.
http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_010.gif Ich mag ihn ja auch, aber das würde zu weit gehen. :rolleyes: Schrieb doch nen Fanfic. :p

Wisdom: Ich mag ihn. Die Augen haben was, sein Ende gefällt mir auch. Wie immer in meinen Geschichten zuviel 'kreischen', 'lächeln' und 'kichern' :rolleyes:

Zu Wisdom: Er erinnert mich an einige deiner D&D Chars, lass ihn bloß nicht so enden!
Tja, er hat sich halt in die große Reihe meiner Charas eingereiht, die zwischen Genie und Wahnsinnn pendeltn. :p

Sarah: Langweilig, als Juliette noch wesentlich interessanter. Hätte man vielleicht mehr draus machen können. :o

Zea: Total fürn Arsch, son langweilien Chara hatte ich selten. ^.^

Demon.4ice: Hat eigentlich irgendjemand den dreifachen Wortwitz des Namens verstanden? :rolleyes: Sonst mag ich ihn, halt der ruhige Kern.

Jose: Halt ein knuddeliges Erdhörnchen, mag ich auch. ^.^

Darke ist nicht mein eigener Charakter, tiefe Verbeugung vor Jak Koke. http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/sm_12.gif
(Schleichwerbung: Lest Die Shadowrun-Bücher 29, 31 und 33 (Drachenherz-Saga))

Shiaranha: Sowas von aus den Fingern gezogen, irgendwie hätt ich sie weglassen können. ;_; --> Fürn Arsch.

Eel: Mein geheimer Lieblingchara, absoluter Uberstyl0r, ich liebe den Mann. Ich find sein Ende auch sehr schön ebenso wie den Sprachstil.



Wem der dritte Teil nicht gefällt, muss den zweiten halt auch ignorieren. :rolleyes:
Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich den ersten Akt als Einzelgeschichte besser finde oder das Ganze. Das Ende des Ganzens hab ich besser hingekriegt, als ich erwartet hab, aber die ganze Sache mit drei Engeln und so kommt aus den Fingern gezogen rüber. Letztendlich muss sich jeder sein Bild drüber machen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! ^.^



PS: Werd das Ganze an FanPro schicken, man kanns ja mal versuchen, wünscht mir Glück! :rolleyes:

Dingsi
11.12.2005, 22:53
Heilige Scheiße. Göttlich. Wisdoms Ende ist zwar eindeutig überraschend (zumindest bis er sich den Dolch von Darke nimmt, da hatte ich schon so eine Ahnung, dass das nichts gutes heißen kann), aber trotzdem genial und stimmig.

Keine Frage, schick das ein! Ich drück dir die Daumen!

Ich würde ja gerne noch mehr shcreiben, aber bin irgendwie zu müde und muss ins Bett, sorry. ^^"

Jesus_666
12.12.2005, 00:01
Meine Hochachtung. Das war wirklich gut.

(Ich sollte mal anfangen, den abstrusen Scheiß zu schreiben, zu dem du mich inspiriert hast. Obwohl ich irgendwie das Gefühl habe, daß es außer mir in dieser Community keinen gibt, der das Ergebnis verstehen würde...)

Daen vom Clan
12.12.2005, 08:19
Wird sich zeigen, Jeez - gib man Butter bei die Fische! :)

Jesus_666
12.12.2005, 16:09
Dann eine andere Sache. Ich weiss nicht warum aber deine Metamenschen bekommen so komische Namen, wobei sie doch auch nur normal Menschen sind mit Eltern, die ihre Kinder lieben. Warum heisst dein Ork Gruumsh und der eine Troll der Spec-Ops John????
Achtung hier besteht KLISCHEEGEFAHR!!!
Man sollte nicht vergessen, daß die Menschheit ein beeindruckendes Talent dafür hat, Gemeinheiten auszuteilen. Abhängig davon, wann G-Man ( ;) ) goblinisiert ist wäre es durcaus möglich, daß seine Eltern ihm den Namen verpaßt haben, weil das ihrer Meinung nach besser paßt. Genauso wie Eltern, denen ein Säugling mit überraschend spitzen Ohren gereicht wird, sich manchmal eine Extrapackung Ls und Ypsilons besorgen und ihrem Kind einen Namen verpassen, den selbst ein Ire nicht buchstabieren könnte.

Woran erkennt man einen japanischen Ork? Er hat schmale Augen und atmet nicht.

Liferipper
13.12.2005, 18:18
So, melde auch ich als nicht-Shadowrun-Kenner zu Wort.
Der erste Teil war toll. Als du dann den zweiten Teil nachgeschoben hast, war ich einigermaßen enttäuscht, da mir das Ende von Teil 1 so gefallen hatte. Teil 2 fand ich dann auch nicht so besonders. Teil 3 hat mir dann wieder besser gefallen. Nur der Teil mit "Wisdom erdolcht plötzlich das Kind" hat mir überhaupt nicht gefallen.
Auch was die Charktere angeht, bin ich weitestgehend deiner Meinung.
Kurz: Tolle Geschichte.

Daen vom Clan
15.12.2005, 09:22
So, nachdem ich nun den eigentlich übersehenen dritten Teil gelesen habe, muss ich voller Stolz und Freude sagen, das es mir als Gesamtkunstwerk noch besser gefällt denn nur als Einteiler.
Zwar finde ich die Balance zwischen Magie und Technik stark zugunsten der Magie verschoben, vielleicht kannst du aber gerade bei der Spezialeinheit von Gruumsh noch ein bisschen Technikgelaber und Spezialeinheiten-Vorrücken beschreiben,

Das Gruumsh im Kampf gegen die Schlange stottert, passt irgendwo einfach nicht, ich weiß nicht, rein gefühlsmäßig irgendwo ein Bruch, vielleicht sollte er erst entsetzt kucken und dann zögerlich schiessen?

Vom christlichen Aspekt her, den zu bewerten du mcih gebeten hast, muss ich sagen, das ich es eine köstliche und sehr , sehr gute Interpretation der Vergangenheit des Christentums finde, die durchaus in den Köpfen der Hauptdarsteller so entstanden sein konnte.

Das Ende bisher ist sehr actionlastig und dramatisch, wirkt aber furios und pompös, jedoch wirkt das Schlusswort ein wenig kurz geraten und das Gruumsh sie ohne Weiteres bei sich und seiner Frau aufnimmt, wirkt ein wenig gekünstelt, auch wenn Orks quasi Menschen waren und sind, vielleicht sollte er das noch ein wenig unbehaglicher und mit Ablehnung rechnend rüberbringen, während das Mädchen sich dem Ork an den Hals wirft - quasi.
(Denn eigentlich kennen sich die Beiden noch nicht sooo lange)

Alles in Allem aber eine großartige Geschichte mit überragendem Schreibstil - typisch Shadowrun eben und alleine deswegen "eher" nicht mein Stil :)

La Cipolla
16.12.2005, 15:06
OK, ich werd mich jetzt rechtfertigen. :rolleyes:
Erstmal nochzmal Danke an alle!


Ich werde die Geschichte (für mich und Fanpro) als Einteiler belassen, denn mir sagt das Ende, wie gesagt, nicht wirklich zu. Es kommt auch die Sache dazu, dass ich im zweiten und vor allem im dritten Teil starke Eingriffe in die Shadowrun-Welt vornehme (Ein Drache erwacht und stirbt ja nun eigentlich nicht einfach so, das Seattler Stromnetz ist auch nicht so simpel), und das muss ja nicht sein.


jedoch wirkt das Schlusswort ein wenig kurz geraten und das Gruumsh sie ohne Weiteres bei sich und seiner Frau aufnimmt, wirkt ein wenig gekünstelt, auch wenn Orks quasi Menschen waren und sind, vielleicht sollte er das noch ein wenig unbehaglicher und mit Ablehnung rechnend rüberbringen, während das Mädchen sich dem Ork an den Hals wirft - quasi.
Stimmt einfach mal. ._. Liegt auch dran, dass ich die letzten 6 Seiten in 2,5 Stunden Schreibrausch verfasst habe (Wie bei nem Barbaren, nur halt mit Schreiben, dass passiert immer, wenn ich mich darüber aufrege, dass ich nichts schaffe :rolleyes: ) Sonst wären glaub ich noch einige andere Dinge im letzten Kapitel anders bzw. genauer verlaufen. Auch die Erdolchung des Kindes kommt daher, sonst wär das wohl dramatischer gewesen.

OK, zu Gruumsh: :rolleyes:
Gruumsh Zittern ist wohl Ansichtssache, liegt aber auch dran, dass ich seinen Charakter weniger dargestellt habe, denn eigentlich war er meine Vorstellung eines zuerst äußerst pechbehafteten und dann sehr glücklichen Orks, mutig war er weniger. Ich denke fast, ich könnte seine Sprachteile irgendwie rauschneiden.

Gruumsh ist nicht goblinisiert, die Beschreibung war mein Fehler, hab mir sogar widersprochen, weil ich halt a) meinte, er sei goblinisiert und b) meinte, die Eltern hätten sich einen Spaß erlauben wollen. Also der Ork ist als einer zur Welt gekommen, und die Eltern, wahrscheinlich D&D Nerds, haben ihm diesen Namen gegeben. John dagegen ist wahrscheinlich goblinisert oder hatte halt vernünftigere (bzw. einfallslosere) Eltern. :rolleyes:



Woran erkennt man einen japanischen Ork? Er hat schmale Augen und atmet nicht.
:p

Miss Kaizer
29.01.2006, 23:47
*kram*

wollte mal neugieriger Weise nachfragen, ob du die Geschichte schon an Fanpro geschickt hast bzw. schon eine Antwort / Reaktion erhalten hast... :)

Down and Out...

La Cipolla
30.01.2006, 16:36
Hab mich schon gefragt, wer da spricht. ^_-
Der erste Teil ist eigentlich dort, aber auf Antwort warte ich noch vergeblich. ._. Werds demnächst mal dem Nerdladen hier bei uns andrehen. Mal sehen.

Miss Kaizer
30.01.2006, 21:36
~^.^~
schade dass die noch nicht geantwortet haben...
hoffe für dich dass das noch passiert
(und das du uns dann hier auf dem Laufenden hältst ^.^ )
und viel Glück beim 'Andrehen' ^.^

Down and Out...