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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Identitätskrise: Wer bin ich eigentlich?



Muhrray
27.04.2003, 03:55
Kennt ihr euch selber?
Habt ihr euch schon mal gefragt: Wer bin ich eigentlich?
Und glaubt ihr ihr könnt selbst bestimmen wer ihr seid?

Ich denke manchmal ich bin nicht nur eine Persönlichkeit, sondern so viele aufeinmal, die sich einfach nicht vertragen.
Dabei ist es mehr als ein kurzzeitiger Einstellungswandel, es ist auch kein mir bewusstes "Schauspielern", d.h. so tun als ob ich etwas bin, was ich in Wirklichkeit nicht bin: es ist ein vollkommen andere Mensch, der ich bin, und ich weiß nich mehr wie und wann es geschah. Ich weiß nur, dass ich es nicht will.

Und dann scheint alles wie eine einzige Reaktion auf äußere Einflüsse, ich scheine der Mensch zu sein, den die anderen sehen wollen und meine eigene Identität geht verloren in diesem WirrWarr von Meinung und Ansichten.
Vielleicht eine Folge der ständig wachsenden Gleichgültigkeit in der Gesellschaft, die sooft mit dem Wort "Toleranz" überdeutet wird, oder nur die Angst etwas zu sein, was ich nicht verstehe.

Andere Leute sagen sie wissen wer sie sind, meistens diesselben Leute, die sagen sie seien selbstbewusst, aber im entscheidenden Moment doch ihre Schwäche oder Minderwertigkeitskomplexe erkennen und sich auch fragen sollten ob sie sich nich eine Identität vorlügen, eine eigene Scheinwelt aus sturem Trotz und Gleichgültigkeit bauen.
Man bastelet sich "sich selbst", seine eigene Identität, und ist doch nur die kleinere Projektion einer großen Angst vor dem "Nichts sein".
Und irgendwann merkt man, dass man nach all den Lügen, Leugnen, Verbessern, projektzieren und basteln nicht mehr weiß wer man selbst ist. Ein anderer Mensch lebt statt dir mit dir als du!
Keiner hilft dir mehr dich selbst zu erkennen, alleine findest du dich nicht mehr zurecht, denn hinter dem "Vorhang der Selbstverleumdung" liegt nur noch das, wozu dich die anderen gemacht haben, von dem du denkst du seist es. Und du bist es dann.

Ich glaube eine Identitätskrise ist weitaus komplexer als ich das hier beschreiben kann, mir fehlen da immer die Worte.
Aber trotzdem würd ich gerne von euch wissen ob ihr glaubt zu wissen wer ihr seid und ob ihr glaubt ihr hättet selbst entschieden wer ihr seid.
Vielleicht geben ein paar Zeilen hier ja dem ein oder anderen die Möglichkeit sich selbst mal aus einer anderen Perspektive zu betrachen.

3,141592654
27.04.2003, 04:46
<<wer bin ich eigentlich?>>

die frage habe ich mir auch schon oft gestellt. eine antwort darauf werde ich nie bekommen und auch nicht finden können. manchmal denke ich je nach "stimmung" (in ermangelung eines passenderen wortes) über manche dinge völlig gegensätzlich, als ob ich nicht derselbe bin. aber vieles davon ist selbstbetrug, projektion. ich denke es, weil ich so denken will, weil es viele dinge einfacher macht... es ist auch gewissermaßen ein ausgleich für die art wie ich handle, ein tribut an die seite meiner persönlichkeit, die so gut wie nie jemand zu sehen kriegt. die tatsache, dass ich so denke zeigt schon, dass ich nicht daran glaube selbst bestimmen zu können, wer ich bin. viele reden sich das ein, weil sie mit dieser illusion, genau wie mit der illusion der selbstbestimmung generell, besser umgehen können. ganz falsch ist es ja nicht, in gewissem maße kann man selbst entscheiden, inwieweit man diese oder jene sache verfolgt, die eine oder andere ansicht vertritt, etc. wenn man andererseits hinterfragt, warum man sich für etwas entscheidet, erkennt man, dass es letztlich nur davon abhängt, was man erlebt, gehört, gelesen, weitergedacht hat.
ist es nun selbstbestimmung oder nicht, dann eine entscheidung zu treffen? ansichtssache. als wahre selbstbestimmung sehe ich es nicht...

well, das war's vorerst. vielleicht schreibe ich später nochmal was dazu.

Makaveli
27.04.2003, 16:53
Interessante Ansicht pi, aber wie ich finde auch ein wenig pessimistisch .. kannst du damit überhaupt leben ??

3,141592654
27.04.2003, 18:33
ich kann sogar sehr gut damit leben :).
ich sehe mein leben ja auch nicht völlig fremdbestimmt, erkenne nur an, dass viele dinge, auf die ich keinen einfluss hatte, mich zu dem gemacht haben, der ich bin. natürlich habe ich z.T. auch mitbestimmen können, was aus mir wird; dies jedoch im vergleich zu den von mir nicht zu beeinflussenden einflüssen, in verschwindend geringem maße.
ich glaube schon daran, dass man, auf eigenen entscheidungen beruhend, ein wenig selbst bestimmen kann, wer man ist. wenn man nun aber fragt, woher diese entscheidungen kommen, kommt man wieder auf die äußerem einflüsse (verbunden mit eigenen wertungen, weiterentwicklungen, adaptionen) zurück.
aber nehmen wir einfach mal an, wir könnten selbst bestimmen, wer wir sind. wie sollte das funktionieren? worauf sollten wir unsere charaktereigenschaften, ansichten, etc. gründen? ich kann mir nicht vorstellen, dass das möglich ist. selbst bestimmen zu können, wer man ist... ist das überhaupt wünschenswert? IMO wäre das eine viel zu hohe aufgabe für einen menschen...

Rosslatex
27.04.2003, 18:46
Hab mir den Rest der Antworten nicht durchgelesen, weil ich eine eigenne Meinung habe und zu leicht zu beeinflussen bin, daher könnte ich jetzt das eine oder andere wiederhohlen...

So, manche sagen ja 'ich bin ich' IMHO ist das nur eine Ansicht von Optimisten, welche sich nicht trauen irgentetwas in der art, wie z.B. die Wahrheit zu erfahren ^^ ein funken Wahrheit ist ja auch drin, ich bin ja ich -.- logisch :P
Aber wer 'ich' wirklich bin, habe ich mir zwar schon ein paar mal überlegt, aber so richtig zusammengeklebt habe ich es nicht wirklich ^^;;;
deswegen: *Puzzelteilenimmtundzusammenstückelt*
hm...komisches Puzzel, aber ich werde versuchen, es so gut, wie möglich in Worte zu fassen:

Mit meinem Gehirn, da denke ich ja, so werden verschiedenne Entscheidungen getroffen - da fällt mir auf, das dies ja eine rein biologische Frage ist ^^;;;;; - und von dort aus, ist auch der Rest gegliedert...also eigentlich eine Maschiene...aber...warum sind dann nicht alle gleich? Verstehen tut das niemand von den Forschern, sie versuchen bis Heute das Geheimnis des Menschlichen Daseins zu erforschen, warum man sich dinge merken kann, warum man so oder so handelt...ist ein Rätsel...

Was ich nun davon halte? Nun, das würde ich auch gerne wissen ^^ denn im Grunde werde ich ja gesteuert...oder? O.o kA, denke jetzt mal stark, dass ich nicht verrückt bin :P
Aber wirklich, manchmal komme ich mir ganz allein auf diesem Planeten vor, da ich ja ich bin und alles auf der ich-Perspektive sehe, glaube ich ( xD ) dass ich ( lol ) mal jedes Leben gelebt habe und somit er einzigste Mensch auf dieser Erde bin...habe noch nie jemandem von dieser Ansicht erzählt, da mich ja sowieso nur alle im Real-Life deswegen auslachen würde -.-; *seufz*

edit: Manchmal komme ich mir echt vor, wie in der 'Truman Shiw', U know? ^^

Gestahl
27.04.2003, 19:20
Habt ihr euch schon mal gefragt: Wer bin ich eigentlich?
Gute Frage :D <.<
IMO ist dieser "Persönlichkeitswechsel" eine Folge deiner Umgebung und deren Interessen und Vorurteile.
Das soll nicht heissen, man passt sich völlig den Interessen anderer an und wird quasi zu einer komplett anderen Person, allerdings fliesst sowas IMHO mit ein.
Wenn du eine bestimmtes Interesse hegst, dass einem Teil deiner Umgebung völlig unverständlich und 'bescheuert' erscheint, dann meidet man dieses Thema, was einem vielleicht teilweise schwer fällt, aber andererseits will man auch keinen grossen Streit riskieren -was ja durchaus passieren kann :rolleyes: -, mit Leuten die man halt mag, also passt man sich mehr oder weniger an.
Dadurch unterdrückt man einen Teil seiner Persönlichkeit bzw. Interessen und verhält sich anders.
Beispiel: Ich bin ein grosser RPG-Fan (nehmen wir das mal als Bsp. ->RPG-Ring :D), in meinem Umfeld interessiert sich jedoch kein Hund dafür. Ich rede normalerweise gerne darüber, wenn ich so ein Thema jedoch bei einem Grossteil meiner Freunde anschneide, stösst das fast durchweg auf Unverständniss, und da sich die Leute auch durchweg nicht im geringsten darüber schlau machen bzw. testen, kann man auch keine anständige Unterhaltung führen. Also lässt man es lieber bleiben, genauso wie wenn du z.B. zu irgendeinem Thema ein Zitat dazu aus einem RPG bringst (was in meinem Umfeld genauso auf Unverständniss stösst *sigh*).
Man unterdrückt sozusagen den Drang, über etwas zu reden, dass einem sehr gefällt, quasi eine Verleugnung eines Teils deiner selbst.
Dadurch verhält man sich natürlich anders, eben diese angesprochene Persönlichkeistsänderung.
Man ändert sich nicht komplett, aber du bist auch nicht wirklich "du selbst".
Ob man natürlich weiss, wie dieses "ich selbst" wirklich aussieht, ist wieder eine ganz andere Frage, das fällt mir bei mir immer auf: Ich denke irgendetwas, dass mir in dem Moment einfach total richtig und zu mir passend erscheint, in 1-2 Stunden mir jedoch total verrückt verkommt -> Wer bin ich also?
IMHO eine Frage, die nicht wirklich einfach zu beantworten ist.

Naja, ich hab vielleicht ein wenig kompliziert ausgedrückt, aber ich denke, es ist klar, worauf ich hinauswill.

Todestribunal
27.04.2003, 21:28
Wer meint, viele Persönlichkeiten zu besitzen, der besitzt keine.
Der gute Settembrini bringt es mal wieder auf den Punkt, indem er bemerkt, dass junge Menschen weniger ein Blatt Papier seien, auf dem man etwas schreiben müsse, als dass sie ein Blatt Papier seien, auf dem viel zu viel geschrieben stehe und das Falsche gestrichen werden müsse.
Ich bin zudem der Meinung, dass offenbar jedem jungen Menschen sehr zeitig eingeredet wird, eine Persönlichkeit besitzen zu müssen. Dies führt dazu, dass sich derjenige dann Charakterzüge und Verhaltensweisen angewöhnt, die er nicht wirklich vertritt.

P.S. Dieses Gelaber... Könnte man nicht wenigstens am Ende eines unstrukturierten Dahinvegetierens ein Fazit setzen?

Alexiel
28.04.2003, 00:15
Gutes Thema, darüber kann man lange nachgrübeln.

Ich finde es seltsam, wenn einige meinen, sie kennen die Persönlichkeit ihres Freundes/ihrer Freundin, Lebenspartner, etc. ganz genau.
Wie kann jemand einen Menschen ganz genau kennen, wenn dieser Mensch sich selbst nich richtig kennt?
Selbst wenn ein Mensch in der Gruppe gesellig und lustig ist, kann er allein zum ruhigen, stillen Wässerchen werden - grübelnd und nachdenklich.

Wie Todestribunal meinte, heute wird einem viel zu früh eingeredet, eine standhafte Persönlichkeit haben zu müssen, aber gerade in der Zeit wo man reift und erwachsen wird, scheint man in jeder neuen Sekunde ein anderer Mensch zu sein.

Mit meinen 19 Jahren hab ich diese körperliche Reife zwar schon hinter mir, aber in bin immer noch ein Mensch, der sich selbst nicht kennt.
Es gibt Stunden, in denen bin ich total gesellig und kurz darauf sitz ich allein in einer Ecke und stoß alle weg, die mir zu nahe kommen, einfach aus dem Grund, dass ich ihre Gegenwart nicht ertrage.
Vio meinte, es gibt dann immer Leute die sagen 'Das und das kenn ich ja gar nicht an dir...' oder 'Du bist komisch in letzter Zeit...'.
Als ob diese Leute nicht so wären!
Heutzutage verbringt jeder Durchschnitts - Jugendlicher seine Zeit in einer Discothek und zieht mit seinen Freunden um die Häuser. Jugendliche wechseln ihre Freunde (im 'Ich liebe dich' - Sinn) als wäre da keine Bindung - ist nicht auch das eine Folge von mangelnder Selbstkenntnis?

Einer meiner Lehrer meinte mal, Menschen, die in Momenten in denen sie allein sind, mit sich selbst sprechen, sind sehr bedauernswert und einsam.
Spricht denn nicht irgendwann jeder einmal mit sich selbst?
Brauchen wir solche Gespräche mit uns selbst nicht auch mal? Wie soll man merken, wer man selbst ist, wenn man immer in ein gewissen Bild gedrängt wird, wie es heute durch die Medien der Fall ist.

Eine Identitätskrise ist manchmal auch ganz wichtig, damit man sich selbst wieder in einem neuen Licht sieht. Sie hilft, sich seines eigenen Charakters bewusst zu werden - was ja auch wirklich schwer genug ist

Und jetzt Ende mit der Geschichtsstunde...man, ich sollte lernen mich kurz zu fassen *g*

Lysandros
28.04.2003, 04:02
Original geschrieben von 3,141592654
<<wer bin ich eigentlich?>>

die frage habe ich mir auch schon oft gestellt. eine antwort darauf werde ich nie bekommen und auch nicht finden können. manchmal denke ich je nach "stimmung" (in ermangelung eines passenderen wortes) über manche dinge völlig gegensätzlich, als ob ich nicht derselbe bin. aber vieles davon ist selbstbetrug, projektion. ich denke es, weil ich so denken will, weil es viele dinge einfacher macht... es ist auch gewissermaßen ein ausgleich für die art wie ich handle, ein tribut an die seite meiner persönlichkeit, die so gut wie nie jemand zu sehen kriegt. die tatsache, dass ich so denke zeigt schon, dass ich nicht daran glaube selbst bestimmen zu können, wer ich bin. viele reden sich das ein, weil sie mit dieser illusion, genau wie mit der illusion der selbstbestimmung generell, besser umgehen können. ganz falsch ist es ja nicht, in gewissem maße kann man selbst entscheiden, inwieweit man diese oder jene sache verfolgt, die eine oder andere ansicht vertritt, etc. wenn man andererseits hinterfragt, warum man sich für etwas entscheidet, erkennt man, dass es letztlich nur davon abhängt, was man erlebt, gehört, gelesen, weitergedacht hat.
ist es nun selbstbestimmung oder nicht, dann eine entscheidung zu treffen? ansichtssache. als wahre selbstbestimmung sehe ich es nicht...

well, das war's vorerst. vielleicht schreibe ich später nochmal was dazu.

dito. bin derselben Meinung.


Zitat von Alexiel
Spricht denn nicht irgendwann jeder einmal mit sich selbst?
Brauchen wir solche Gespräche mit uns selbst nicht auch mal? Wie soll man merken, wer man selbst ist, wenn man immer in ein gewissen Bild gedrängt wird, wie es heute durch die Medien der Fall ist.

kongruiert ebenfalls mit meiner Meinung.


so und jetzt ich noch dazu:
da ich mich selbst schon einige Zeit beachte, weiß ich, dass ich verschiedenste Veränderungen in den letzten Monaten durchgemacht habe; ich habe mir verschiedenste Einstellungen angeeignet, wieder verworfen und bin zu dem Schluss gekommen, dass alles veränderlich ist und es keine Konstanten gibt, nur die man sich selbst schafft, aber diese Konstanten wird man früher oder später auch wieder verwerfen; ich bin ein selbstkritischer Mensch, da passiert das häufiger als vielleicht bei manch anderen, jedoch glaube ich auch, dass der Mensch einen Kern seines Selbst besitzt, nämlich in dem Erlebten, er wird nicht immer wieder von neuem beschrieben, also er ist in Bezug auf neue Erlebnisse definitiv keine tabula rasa; vielleicht liegt da die Persönlichkeit verborgen, die ein jeder sucht, so glaube ich es jedenfalls, indem auf sich selbst rückblickend kritisch sich betrachtet, kann man sich selbst erkennen, Verhaltensweisen von sich selbst analysieren, sie im Zusammenhang mit verschiedenen richtungsgebenden Erfahrungen sehen; vielleicht die eigene Person hinterfragen, ob man das wirklich ist, was man vorgibt zu sein, was man zu sein glaubt.
Die "Gesellschaft" propagiert ja ein verstelltes Sein, hauptsächlich um seinen "Marktwert" zu erhöhen, man muss ein Bild von sich zeigen, dass im "Gesellschaftskonsens" passt, jedenfalls in den Teilbereich der "Gesellschaft", in dem man dieses Image auch verkaufen möchte um so dort anerkannt zu werden, vielleicht muss man dazu auch noch eigene Verhaltensweisen, die man besitzt aber nicht zeigt, verdammen. Z.B. den eigenen übermäßigen Alkoholkonsum, weil es die "Gesellschaft" dieses Verhalten nicht akzeptiert; so gesehen gibt es noch weitere Merkmale, die auch gewöhnliche Jugendliche an den Tag legen um "in" zu sein oder einfach nur um irgendwie aufzufallen. Bestimmte Verhaltensweise gelten als verpönt, also zeigt man sie auch nicht, das eigene Selbstbildnis wird dementsprechend angepasst und so lebt man mit einer Illusion von sich selbst. Oder man meint ein guter Freund zu sein, weil man sich anderen immer aufdrängt, ob man es dann wirklich ist, zeigt sich spätestens dann wenn andere sich von jemanden abwenden. In diesem Sinne bin ich für eine mehr selbstkritische Betrachtungsweise, vielleicht auch nur darum um einmal seine eigene Person zu hinterfragen, sich seiner eigenen Identität bewusst zu werden, die auf "gesellschaftlichen" Illusionen aufgebaut wurden oder wer auch immer der maßgebende Einflussfaktor war.
So zur Veränderung von eigenen Persönlichkeitsstrukturen möchte ich sagen, dass das möglich ist, man bemerkt es vielleicht selbst nicht so stark, wenn man sich immer wieder selbst betrachtet, mich hat eben jenes sogar einmal ziemlich nachdenklich gestimmt, da mir es nicht möglich war, mich immer mit derselben Betrachtungsweise zu sehen und ich so verschiedene Meinungen zu mir selbst hatte, aber letztendlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mich nicht so sehr um kleine Details kümmern sollte, sondern vielleicht eine grundlegende Linie verfolgen sollte und so mir in etwa ein Bild von mir zu vermitteln, das nicht so ganz stimmen mag, aber mir Orientierungshilfen gab, wie ich nun mein Verhalten ausrichten sollte; so kann man meiner Meinung nach aus der eigenen subjektiven Betrachtung auch einen Möglichkeit sich selbst verändern zu können ziehen.
Und man ist viel mehr von seiner Umgebung determiniert, als man vielleicht glauben mag, selbst scheinbar unbedeutsame Ereignisse können eine ungeheure Wirkung erzielen; ein Buch kann einem Menschen zum Beispiel grundlegende Zielvorstellungen für sein Leben geben. Man liest z.B. auch Bücher um sich in verschiedene Belangen zu informieren, aber kaum einer denkt daran, wie stark so ein Buch die eigene Meinung zu einem Thema beeinflussen kann. Alleine die massenmanipulative Wirkung von Medien, haben mir in letzter Zeit viel zu denken gegeben, nämlich ihr Effekt auf das Konsumverhalten vieler Menschen der westlichen Welt - Konsumgesellschaft - oder auch die Lebensorienierung wird auch vielfach von Medien übermittelt; verschiedene Statussymbole richten verherrende Auswirkungen in Bezug zur eigenen Persönlichkeit aus, wie kann es sonst dazu kommen, dass man sich "cool" fühlen muss, wenn man ein super Auto fährt oder man sich je nach finanzieller Lage sich seine Persönlichkeit ausrichten muss, die sich anhand von Statussymbole orientiert. Wenn einem diese Statussymbole genommen werden aus welchen Gründen auch immer, der liebe Papa zahlt nicht mehr oder Job wird gekündigt oder was auch immer, kommt es plötzlich zu einer Krise, die in vieler Hinsicht auch eine Identitätskrise ist, weil man eine vorgespielte Persönlichkeit hatte und deren Halt als einzige diese Statussymbole darstellten.
Auch gibt es viele Menschen, die ihre Persönlichkeit an Religionen orientieren, die einem die Lebensweise vorgeben und so einen Halt geben. Man muss z.B. sich selbst als gläubigen Christen darstellen und darf in der Öffentlichkeit sich selbst nicht, ich weiß auch nicht, was die typischen Verhaltensweisen eines Christen sind, aber allgemein ist das eine Identität, die man selbst als Schauspieler spielt. Man hat insofern viele Identitäten, die eine als z.B. Arbeitnehmer, dann eine als katholische Christ, dann eine als Familienvater oder auch eine als Raucher, wie man es nun sieht. Jeder diese Identitäten stellen eine Person zusammen, die sich in verschiedenen Situtationen unterschiedlich gibt, um die verschiedene Bilder seiner Person bei anderen Menschen aufrecht erhalten zu können, aber in Wirklichkeit könnte die Person nun eine andere sein, die sie vielleicht irgendwo in einem stillen Kämmerlein zeigt und die sich dahingehend äußert, dass sie diesen Druck nicht mehr aushält und in Alkohol ertränkt. Aber man darf nicht sagen, dass man z.B. komplett nicht Christ ist, es ist sicherlich ein Teil der Persönlichkeit eines Menschen und vielleicht stellt es gerade die Herausforderung da aus seinen verschieden Bildern von sich selbst ein einheitliches zu machen, um so eine eigene Identität für sich selbst zu finden.
So jetzt habe ich als Beispiel eben eines christlichen Familienvaters gewählt, weil es leichter war es so zu erklären. In der Pubertät ist es allgemein so, dass man sich eine eigene Identität aufbauen muss, nämlich indem man sich von den Eltern löst, von denen man vorher abhängig war und meistens nachher auch noch immer ist, aber das typische daran ist eben, dass man gegen die Meinung der Eltern "revoltiert". Am besten man probiert verschiedene Richtung aus, die einem zur Wahl stehen und wählt die, die einem am besten gefällt; die Gesellschaft gibt gewisse Richtlinien, wie oben beschrieben, die man aber nicht notwendigerweise benutzen muss, man kann immer noch im gesellschaftlichen akzeptablen Bereich bleiben, auch wenn man den jeweiligen Star oder wen auch immer anhimmelt; ein Problem sehe ich aber, wenn man sich zu sehr an jenen Richtlinien orientiert, unterlässt man es zu stark an einer eigenen Persönlichkeit zu "feilen", die sich in einer späteren Identitätskrise äußeren kann, wie oben beschrieben.
Als Tipp um eine eigene Identität aufzubauen, sich also zu verschiedene Themen eine Meinung zu verschaffen, kann ich nur dazu raten, Bücher zu lesen. Ich glaube auch stark, dass eine eigene Identität aufzubauen stark in Richtung Sinnfindung geht.

Und noch zu meiner Person, ich habe verschiedene Positionen eingenommen und wie schon erwähnt, verändern sie sich zumal, jedoch habe ich eine Richtung für mich eingeschlagen, die ich verkörpern will und ich glaube man kann schwer einen Menschen ganz erfassen, dazu ist er viel zu komplex, selbst für die Wissenschaft. *g* Also würde ich das nicht so eng sehen, dass man an sich selbst zweifelt. Ich habe sogar schon einmal meine Existenz angezweifelt und nicht mehr glauben können, dass ich existiere, weil es dafür auf logischen Weg keinen ersichtlichen Beweis gibt, aber manchmal muss man eben ein bisschen etwas postulieren und so sehe ich das auch in Bezug auf die Betrachtungsweise seines eigenen Ichs, das man eben so sehen möchte, weil jene und diese Verhaltensweise eben dafür sprechen, aber man verändert Verhaltensweisen, also sollte man auch die Sichtweise zum eigenen Ich verändern.

mal schauen, wieviele sich meinen Beitrag durchlesen *g*

Vio
28.04.2003, 06:09
@lysandros: hast einige Punkte eindrucksvoll getroffen :eek:
vor allem die beispiele sind wirklich gut getroffen, hut ab - ich könnt dass nicht so gut ^^*

3,141592654
28.04.2003, 16:32
Einer meiner Lehrer meinte mal, Menschen, die in Momenten in denen sie allein sind, mit sich selbst sprechen, sind sehr bedauernswert und einsam. bedauernswert finde ich es eher, wenn jemand dazu nicht in der lage ist und sich nur über andere menschen definiert :rolleyes:. man kann ruhig mal ein wenig mit sich allein sein und über ein paar sachen nachdenken. diese momente bilden IMO einen wichtigen bestandteil der eigenen persönlichkeit.

mal schauen, wieviele sich meinen Beitrag durchlesen *g* well, ich hab ihn mir auch schonmal durchgelesen ;). sehr interessant, kann mich vio nur anschließen.

invincible Lilly
28.04.2003, 19:05
@ lysandros

Ich hab auch alles gelesen und muss zugeben, dass dieser Beitrag eine sehr offene kritische Haltung an dir offenbart, schon erschreckend selbstkritisch, aber erschreckend nur deshalb, weil sowas schon so früh kommt. Ich musste über dreissig werden, um solche Gedankenwege zu entwickeln und fortzuführen. :rolleyes:

Zitieren will ich jetzt nicht, aber auch ich glaube, dass die Gesellschaft und die Medien uns in gewisser Weise manipulieren, wenn wir es einfach geschehen lassen, d.h. das ganze, was man uns vorlebt, nicht kritisch betrachtet.

Ich habe schon einige Identitätskrisen hinter mir, alleine dadurch, dass sich mein Leben immer wieder durch besondere Faktoren änderte und ich meine ganzen Einstellungen und Handlungsweisen deshalb öfter in Frage stellen musste. Am schlimmsten war die Krise, als ich bemerkte, wie sich über Jahre ein heimlicher Identitätsverlust bei mir eingeschlichen hatte und ich mich selbst kaum mehr wahrnehmen konnte, ich reagierte nur noch und wußte nicht mehr, was_ich_selbst_eigentlich wollte. Das zu ändern war hart, aber überlebensnotwendig. Eine andere Identitätskrise hatte ich, als ich bemerkte, dass ich ein Verhalten zeigte, dass ich bei meinen Eltern immer abgelehnt hatte, es war erschreckend, sich damit auseinanderzusetzen, auch mit meinen Eltern darüber das so offen zu klären, dass ich es dann tatsächlich geschafft habe, der Prozess dauerte bestimmt zwei Jahre.

Was ist unsere Identität eigentlich? Genau kann ich es nicht sagen, aber ich denke, jeder hat eine eigene und die wird einesteils bestimmt durch die Gene und die Abstammung, die sozialen Faktoren in denen man aufwuchs. Der andere Teil obliegt der eigenen Entscheidung, und wie sich der entwickelt, liegt z.B. auch daran, wie kritisch man sich selbst und seiner Umgebung gegenübersteht. Denn da haben eine Menge Faktoren Einfluss drauf, nicht nur Bücher (wo ich zustimme, lesen prägt), sondern z.B. auch Menschen, die man sich als Vorbilder aussucht, mögen es berühmte sein oder einfach nur Bekannte.

Was meint ihr? Versteht ihr, was ich meine?

TheBiber
28.04.2003, 19:44
Ein ähnliches Thema gab es schon hier (http://forum.rpg-ring.com/forum/showthread.php?s=&threadid=4336) und dort kann man auch etwas über mich nachlesen.

Es ist wirklich so, dass ich in unterschiedliche Rollen schlüpfe, je nachdem, mit wem ich zusammenbin und was ich gerade mache. Andererseits versuche ich wiederum oft zu vermeiden, gleiche Meinungen wie andere zu haben.

Wie auch immer, ich muss sagen, dass ich es gar nicht mal so gut finde, zu viele Gedanken über solche Dinge zu machen. Mit der Zeit bin ich zwar auch mal daraufgekommen, dass sämtliche Menschen nur durch Umwelteinflüsse gesteuert werden. Dass nicht alle gleich sind, wie Rosslatex vermutet, liegt einfach daran, dass alle 1. in einer anderen Umwelt aufwachsen und 2. andere Veranlagungen (durch die Erb-Information bedingt) besitzen. Ich bin ein naturwissenschaftlich denkender Mensch und glaube deshalb sowieso daran, dass alles, und mag es noch so kompliziert sein, vorgesteuert ist. Wenn man selbst Einfluss auf etwas nimmt oder eine Entscheidung trifft, dann ist das lediglich eine komplexe Reaktion im Gehirn, die durch die unterschiedlichsten Faktoren in dieser Welt zustande kommt. Meiner Meinung nach basiert unsere ganze Welt mit allem drum und dran inklusive Menschen nur auf einfachen chemischen Atom-Grundgesetzen.

Aber wie gesagt, ich finde, man sollte sich nicht zu viel Gedanken darüber machen, das kann IMO zu Depressionen führen.

Lysandros
28.04.2003, 21:28
Original geschrieben von invincible Lilly
@ lysandros

Ich hab auch alles gelesen und muss zugeben, dass dieser Beitrag eine sehr offene kritische Haltung an dir offenbart, schon erschreckend selbstkritisch, aber erschreckend nur deshalb, weil sowas schon so früh kommt. Ich musste über dreissig werden, um solche Gedankenwege zu entwickeln und fortzuführen. :rolleyes:


Leben muss ich aber trotzdem, es hilft einem recht wenig, sich verschiedener Dinge bewusst zu sein, naja ein bisschen schon, aber letztendlich prägt einem doch das Leben. ;) Man macht viele Fehler im Leben, nur das wichtigste ist IMO dazu zu stehen und sich der Konsequenzen bewusst zu sein und dementsprechend zu handeln.





Was ist unsere Identität eigentlich? Genau kann ich es nicht sagen, aber ich denke, jeder hat eine eigene und die wird einesteils bestimmt durch die Gene und die Abstammung, die sozialen Faktoren in denen man aufwuchs. Der andere Teil obliegt der eigenen Entscheidung, und wie sich der entwickelt, liegt z.B. auch daran, wie kritisch man sich selbst und seiner Umgebung gegenübersteht. Denn da haben eine Menge Faktoren Einfluss drauf, nicht nur Bücher (wo ich zustimme, lesen prägt), sondern z.B. auch Menschen, die man sich als Vorbilder aussucht, mögen es berühmte sein oder einfach nur Bekannte.

Was meint ihr? Versteht ihr, was ich meine?

Andere Menschen prägen uns IMO ziemlich stark, alleine unsere Eltern, wie du schon erwähnt hast; aber von ihnen habe ich mich dann doch ziemlich früh gelöst, weil ich in ein Internat gekommen bin.
Ganz interessant finde ich auch die Veränderungen an meiner Persönlichkeitsstruktur, die durch meinen Studiumwechsel geschehen ist, nämlich eine Veränderung meiner Einstellung zu Mathematik, die sich schon vor dem Wechsel abgezeichnet hat, überhaupt, wenn ich daran denke mit welcher Einstellung ich im vorigen Semester das Studium begonnen habe. Ich bin meines Zeichens ein analytischer Geist. *g* Man wechselt auch die Personen, mit denen man regelmäßig Kontakt hat und erfährt dadurch auch andere Reaktionen gegenüber sich selbst. Man eignet sich neue Verhaltensweisen an, vielleicht sogar andere Gewohnheiten und wie stark sich diese äußern, hängen dann von der Persönlichkeit eines jeden Menschen ab, die einen leben mehr integrativ, die anderen eher zurückgezogen, erfahren vielleicht dadurch auch einen geringeren Einfluss oder haben andere Einflussfaktoren, man könnte hier als Beispiel dieses Forum nennen oder Rpgs, die auch Auswirkungen auf die Menschen zeigen. Man identifiziert sich z.B. stark mit einem der Helden, die sich durch ihre Charakterstruktur auszeichen und die sogar als Vorbild genommen werden können. Fiktive Charaktere haben IMO auch einen nicht unbedeutsamen Einfluss.
Und wie stark einem andere Menschen prägen, zeigt sich vielleicht schon daran, welchen Einfluss Lehrer haben können, besonders in der Ausprägung der Interessen, die von einem Lehrer zu den anderen wechseln können; einmal hat man einen guten Biolehrer und später einen schlechten, was sich daringehend äußert, dass man Bio das eine mal interessant findet und das andere mal mit verächtlichen Auge betrachtet.
Personen, die mir unsympathisch sind, die lehne ich natürlich ab und mit ihnen ihre Einstellungen, von denen ich mich dementsprechend differenzieren möchte; es kann jetzt sein, dass ich vorher schon diese Einstellungen abgelehnt habe oder gerade jetzt weil ich jene Person nicht mag, sie beargwöhne. Oder auch eine Liebesbeziehung, die mit einem Streit auseinander gegangen ist, dabei werden Unterschiede in den Vordergrund gerückt und verschiedene Verhaltensweisen des Partners, die einem vorher gefallen haben, werden jetzt als schlecht dargestellt.
Die Rolle der Vorbilder haben glaube ich die Funktion dem Leben eine Richtung zu geben, man möchte auch so werden, wie eben jene Person, von denen man zumeist nur die positiven Seiten sieht, deswegen glaube ich auch, dass es besser ist, seinem Leben eine eigene Orientierung zu geben und alles mit kritischem Auge zu betrachten, ist aber nur meine Meinung; ich bin nicht immer kritisch, ich hinterfrage zwar vieles aber zu bestimmten Themen habe ich meine Meinung, von der ich mich selten abbringen lasse; z.B. zweifle ich eher selten meine subjektiven Gefühle zu bestimmten Themen an, wenn ich die habe, wird das schon einen Grund haben. Wenn mir etwas nicht schmeckt, dann schmeckt es mir eben nicht; wenn mir eine Person unsympathisch ist, dann ist sie mir unsympathisch, vielleicht frage ich mich noch, warum eigentlich, aber schlussendlich können nur weitere Eindrücke meine Haltung gegenüber der Person verändern. Das meine ich auch damit, das Leben prägt einem. Man vertraut einem Menschen, das Vertrauen wird missbraucht und tut sich dadurch etwas schwerer neues Vertrauen aufzubauen.
Man könnte das Thema immer weiter differenzieren, aber ich glaube das beste ist, wenn man sich selbst Gedanken darüber macht. ;)

aja danke für die positven Rückmeldungen zu meinem Beitrag :)


Aber wie gesagt, ich finde, man sollte sich nicht zu viel Gedanken darüber machen, das kann IMO zu Depressionen führen.

Die werden nach der Zeit weniger, jedenfalls kann ich das aus meiner persönlichen Erfahrung sagen, am besten geht das, indem man sich bestimmte Grundsätze schafft, die man vorerst nicht anzweifelt und die möglichst im Einklang zur eigenen Persönlichkeit stehen. Ein gewisses Selbstbewusstsein ist in dieser Hinsicht von Vorteil.