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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mikado



La Cipolla
16.09.2005, 16:34
Vorsichtig führte er den trockenen, leblosen Holzstab an das wirr destrukturierte Gebilde und ließ den toten Baum an der Einheit kratzen.
Nichts.
Behutsam machte sich das Stäbchen zum Rückweg bereit, und mit seinem Ziel, einem Toten, im Anschlag erreichte es schließlich den Mutterhafen, wo es sich zu seinen unzähligen Freunden gesellte.
„Verstehen sie, mein Freund?“, meinte er mit einer monotonen und irgendwie auch traurigen Stimme, „Es geht um das Konstrukt. Das Konstrukt!“
Ich sah ihn verständnislos an und erwartete den nächsten Zug. Sein Stoßtrupp drang unentdeckt in diese seltsame Matrix ein und fischte etwas heraus.
„Das Konstrukt ist so labil, so labil!“
Ein seltsamer Stamm wanderte in den Hafen.
„…so labil.“
Er schien aus seiner Horrorvision aufzuschrecken und grinste mich an, mit einem kalten, gestellten Lächeln.
„Verstehen sie? Es ist labil, aber wir geben ihm Kraft.“
Mit einem Geräusch, das sich wie eine Druckwelle von dem Tisch ausbreitete, schreckten wir zusammen.
Wieso?
Dann verstand ich, denn ich sah den Terror in den Zügen jener Person. Die graublauen, kalten Augen in dem leeren Gesicht weit aufgerissen, starrte er auf das noch immer vibrierende Stäbchen und seine Hände begannen mit Zittern.
„Nein… Ich habe das Konstrukt bewegt,… dabei ist es doch so labil…“
Kurz schien er es nicht begreifen zu wollen, dann lächelte er mich an.
„Kommen sie, sie sind am Zug, geben sie ihm Kraft!“
Wie sollte ich nur?
Meine Finger bewegten sich unglaublich behände und so entwand ich dem Konstrukt ein weiteres Teil.
„Sie sind gut…“, meinte er, „Wenn sie so stark sind, haben wir bald das ganze Konstrukt abgebaut. Aber seien sie nur vorsichtig, es ist ja so labil…“
Das wusste ich bereits, ich hatte es gespürt, als meine Haut die kalte Rinde berührt hatte.
„Warum…“, wollte ich flüsternd fragen, aber er unterbrach mich mit einem leisen „Psst…!!“
„Arbeiten sie nur, arbeiten sie, dann ist es bald unser!“, lächelte er mich an.
Ein wenig irritiert dezimierte ich das so labile Konstrukt um einen weiteren Abschnitt. Ich konnte meine Frage nicht mehr zurückhalten und ignorierte sogar die hastigen Stille-Huldigungen des Mannes.
„Sagen sie mir, wieso tun wir das? Wenn sie es besitzen wollen, wieso nehmen sie es nicht einfach mit Gewalt, wie alles andere?“
Er blickte mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an und schien einen Moment lang nachdenken zu wollen. Dann lächelte er, ohne den Gesichtsausdruck zu ändern.
„Aber denken sie doch! Wenn wir das Konstrukt zerstören, verteilt es sich im ganzen Raum! Dann können wir es nicht mehr besitzen…“
Er verfiel in einen Flüsterton und lehnte sich vorsichtig auf den Tisch.
„Es darf nicht merken, dass wir es haben wollen…! Wir müssen es … Stück für Stück abbauen!“
Ich stand auf und zerrte den hölzernen Stuhl hinter mich.
„So ist das also? Ich gebe dem Konstrukt also erst die Kraft, ihnen zu gehören?“
Der Mann lächelte, ein hinterhältiges, böses Lächeln.
„Aber ja, mein Freund! Wenn es sich sicher fühlt, merkt es nicht, wie wir es langsam zerstören! Das Konstrukt ist so labil, aber wenn wir es diese Tatsache vergessen lassen, fühlt es sich stark!“
Ich war außer mir.
Meine Faust schlug auf den Tisch und zerstörte mit ihrer destruktiven Macht das Konstrukt auf einen einzigen Schlag. Kurz schien der Mann verunsichert, dann lächelte er und nahm ein neues Bündel Stäbchen aus dem Jackenbund.
„Es ist nicht schlimm, mein Feind, sie kommen alle wieder, das Konstrukt kehrt immer wieder, und irgendwann wird es mir gehören.“
Ich sah ihn mitleidig an und kratzte mir am Kinn, während der Alte weiterredete.
„Und irgendwann, vielleicht in hundert Jahren, wird niemand wie sie hier sein, um mich daran zu hindern.“
Ich sah mir die Stämme, die auf dem Tisch gerade eine neue Matrix formten, eingehend an, ihre wunderschönen Farben ebenso wie ihre gefährlichen Spitzen, eine Verteidigung, aber ebenso ein Ansatzpunkt für jeden hinterhältigen Gegner. Das alte Holz war teilweise gesplittert, teilweise war es noch ganz weiß, manche Farben waren verblasst, andere glänzten. Aber sie alle bildeten ein neues Konstrukt.
„Dann tut es mir leid.“, meinte ich und warf den Tisch um.



K.a., was mit mir los ist, eigentlich kann ich sowas nicht ab...

raian
16.09.2005, 16:45
Öhmmm... wasn das für ein Wirrwarr?

Aber... hmm.. gut geschreiben, wenn auch unverständlich.. Und die Wörtlicherede passt da nicht rein. Ganz und gar nicht, finde ich.

Probier dich doch mal an ernsten Schriftstücken, das könntest du bestimmt gut!

toho
16.09.2005, 17:19
finds gar nichtmal so übel, wenn auch etwas zu wirr geschrieben, ein bisschen mehr ordenen, dann würde es mir besser gefallen. nicht vom verständnis her, sondern einfach vom schreibstil.

taraia
16.09.2005, 17:29
Ich glaube ohne den Titel hätte mir das ganze besser gefallen.
Das Wirre gefällt mir allerdings irgendwie :)

West Coast
16.09.2005, 21:29
Verwirrend... aber irgenwie stimt es mich nachdenklich... Das Konstruckt...

Sag mal was hat dich den Bewogen DAS zu schreiben? Ich meine normalerweise sind deine Texte eher, na ja, nicht so komisch ?
Aber gut geschrieben, wie gesagt, stimmt mich nachdenklich, aber in letzter Zeit mache ich mir auch über mehr Sachen Gedanken als normal.
Das Ende ist ziemlich gelungen, aber ich stimme taraia zu ohne, oder mit einem anderen Titel käme es vielleicht anders rüber.

Peorth
17.09.2005, 14:50
Ich würde gern nen Hörspiel daraus machen ^_-
Ob nur eine Person spricht oder zwei, egal - aber es würde mehr Energie reinbringen wenn man das ganze auch richtig schön krank sprechen würde - naja, du kennst meine Vorliebe zu Hörspielen ^.^

NeoInferno
17.09.2005, 16:28
Eine tolle Geschichte, man merkt zu keinem Augenblick, dass es sich dabei nur um Mikado handelt, du hast es sprachlich super verpakt. Auch wenn der Text bestimmt keine gewollte tiefgründige Intention hat, fühlt es sich trotzdem so an, an ihm haftet etwas mysteriöses, worüber man nachdenken muss.

Einige Anmerkungen:
-"Wurstfinger" passt sprachlich gar nicht ins Bild, zu trivialer Ausdruck, ist auf einer ganz anderen Ebene als die restliche Sprache, ändern oder streichen bitte ;)
- Es wird zu oft "labil" wiederholt. Klar, gezielte Wiederholung als Stilmittel geht in Ordnung, aber die Häufigkeit schwächt die Wirkung sehr stark ab. Nach dem „…so labil.“ würde ich das Wort nur noch sehr selten verwenden, damit es seine Wirkung behält.

Nevertheless, gern gelesen :)

Pursy
17.09.2005, 18:32
Als ich das gelesen hab, habe ich zuerst gedacht, dass du es zuerst normal geschrieben hast, dann in einem Übersetzter ins Spanische übersetzten ließt, dann ins Englische und dann ins Deutsche...
Aber Mikkado ist ein schönes Spiel, und du hast es alleine durch diese schöne Umschreibung sehr interessant zum lesen gemacht. Und ich denke, dadurch wurde es wieder zu einem ernsten Stück, aber halt ein bisschen verspielt... genau wie Mikkado!

Edit:
@ Chipolla
Ok, du hast recht mit dem einem K, aber wenn ich es jetzt in meinem Post ändere, dann wissen die anderen nicht mehr, was du meinst, also: "Mikado" ist richtig, "Mikkado" ist falsch! Sorry :p

La Cipolla
17.09.2005, 19:37
OK... schau mer mal. Muss dazu sagen, der Text hat sich in meinem Kopf geformt, als ich über die Sinnlosigkeit des Mikadospiels nachgedacht hab. (Man zerstört etwas vorsichtig)

Auch wenn der Text bestimmt keine gewollte tiefgründige Intention hat
Nicht? ;_; Intention nicht direkt, aber als Parabell würd ich das Ganze im Zwangsfall schon bezeichnen. Man kann IMHO sogar relativ viele Situationen/Geschehnisse in den Verlauf des Spiels interpretieren.
Das mit dem Wurstfinger geht OK ^^ Labil war wirklich so geplant, sollte eigentlich unterstreichen, für wie gefährdet der Mann das Konstrukt hält... Vielleicht hab ichs übertrieben.

@Pursy: Man schreibt das Spiel mit zwo k? ?_?

Ich glaube ohne den Titel hätte mir das ganze besser gefallen.
Das Wirre gefällt mir allerdings irgendwie
Hab ich auch erst drüber nachgedacht, aber dann ist es ja nur noch ein Haufen Wirrwarr, wenn man nicht sehr aufmerksam alles genau liest. Ich mag das Wirrwar zwar auch, aber übertrieben kann es abschrecken.
So kommen wir zu...

Öhmmm... wasn das für ein Wirrwarr?

Aber... hmm.. gut geschreiben, wenn auch unverständlich.. Und die Wörtlicherede passt da nicht rein. Ganz und gar nicht, finde ich.

Probier dich doch mal an ernsten Schriftstücken, das könntest du bestimmt gut!
Für gewöhnlich bin ich eher auf der realen Seite. :rolleyes:
Denk vielleicht mal drüber nach, wenn dir langweilig ist, ich denke unter dem Gesichtspunkt einer Parabel kann man doch noch was daraus mitnehmen.

finds gar nichtmal so übel, wenn auch etwas zu wirr geschrieben, ein bisschen mehr ordenen, dann würde es mir besser gefallen. nicht vom verständnis her, sondern einfach vom schreibstil.
Ist mir im Nachhinein auch durch den Kopf gegangen, ich denke, ich bin übers Ziel, die Zweideutigkeit, einfach hinausgeschossen. Soll ja nicht so pseudointelligent werden...
Ich denke, mir fehlt bei Surrealem Übung, weils einfach ungwohnt ist.

Danke an alle. ^.^

Stan
17.09.2005, 20:20
Find's ganz gut, teilweise aber ein bisschen zu wirr und merkwürdig (vielleicht aber auch nur, weil ich gerade nicht genug Muße habe lange drüber nachzudenken). Wenn ich's spontan interpretieren müsste, würde ich sagen, dass die Mikadostäbchen die Menschen sind und die beiden Spieler Herrscher oder Propaganda-Organe.

HydrogenCarbonat
25.09.2005, 18:00
Wieso ist Mikado spielen sinnlos :eek:
Man testet sein Geschick im Wettstreit mit einem Mitspieler, was ich nicht als sinnlos bezeichnen würde ...
kannst du genauso sagen das Skat spielen für die Katz' ist :o

aso zur Geschichte ... ^^;

Erstmal fand ichs komisch ( ob nun gewollt oder nicht :D ), vll nen bisschen oft " labil " erwähnt o.o'