PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ein letzter Fehler [Kurzgeschichte]



Pursy
06.09.2005, 00:11
Der letzte Fehler

Ich konnte schon von weitem sehen, dass sie es war. Sie war seit Jahren meine beste Freundin… seit ich denken kann. Langsam ging sie über den Schotterweg, Steine knirschten unter ihren Schuhen.
Sie mochte es hier nicht, egal wie grün und hell es war, für sie war es immer noch ein Ort des Abschieds. Dennoch war sie hier, nur für mich.
Immer wieder sah sie sich um, schaute nach den anderen Menschen, die dort waren… aus Angst, sie sei die Einzige dort. Denn Strauß mit Blumen, den sie mir mitbrachte, drückte sie ganz fest an sich. Die meiste Zeit blickte sie zu Boden, doch wohl weniger, um dem Folgen zu können.
Je näher sie mir kam, desto langsamer ging sie, es tat ihr wirklich weh, hierhin zu kommen. Ich war mir sicher, es war das einzige Mal, dass sie hierhin kommen würde. Mit einem sanften streichen über ihren Rock setzte sie sich auf eine Bank direkt vor mir. Immer noch blickte sie zu Boden…
„Du hättest zu mir kommen können!“ Ich weiß… „Ich war immer für dich da.“ Das stimmt…
„Ich hätte sicher helfen können.“ Womöglich…
Endlich blickte sie hoch, ihre leicht vertränten Augen glänzten im Sonnenlicht. Mit einer Hand strich sie sich die kleinen Tränen aus den Augen.
„Hier ist es schön.“ Sie versuchte ein lächeln vorzutäuschen. „Nein wirklich. Schön hell hier… eine gewisse Idylle.“ Wieder blickte sie sich um… oder sie blickte einfach weg.
„Ich hab dir Blumen mitgebracht.“ Diese Alpenlilien, die ich so gerne mag. „Ich weiß jetzt, wie sie heißen: Herbstzeitlose… komischer Name, oder?“ Ja, wie unpassend…
Langsam legte sie die Blumen auf die Bank, direkt neben sich.
Eine halbe Minute lang schwieg sie, sie sagte einfach nichts, blieb stumm.
„Es hätte wie früher sein können…“ Ich weiß nicht, was du meinst… „Wir hätten wieder jeden Tag miteinander verbringen können… so wie früher…“ Das ging einfach nicht „Warum war das nicht möglich? Früher ging es doch auch…“ Das war früher „Und warum bist du statt dessen weg gegangen?“ Weil ich einfach nicht hier bleiben konnte.
„Du fehlst deiner Mutter… sie weint den ganzen Tag… ich höre es immer, wenn ich an eurem Haus vorbeigehe…“ Ich hab sie noch nie weinen sehen „…und deinen Vater habe ich auch schon seit langem nicht mehr gesehen… ihm soll gekündigt worden sein… Trunkenheit bei der Arbeit…“ Er hatte nie viel getrunken… „…nur dein Bruder hofft, dich wieder zu sehen…“ Dummer kleiner Bruder… ich werde nicht zurückkommen.
„Ich hab deine Freundin schon lang nicht mehr gesehen… wo ist sie?“ Weg… einfach weg…
„Hat sie dich verlassen?“ Ja… „War mir doch klar… sie wollte nie etwas Ernsthaftes mit dir.“
Aber ich von ihr… „Ich verstehe es nicht…!“
Nervös strich sie sich durch ihr Haar, atmete schwer durch die geschlossenen Zähne… sie versuchte nicht zu weinen. „Ich werde dich ewig lieben…“ Ich dich auch… „…aber das war wohl ein Fehler von mir! Wenn du den Tod als eine bessere Alternative ansiehst…“ Denke ich auch… „Na ja, ich muss wieder los, vielleicht komme ich morgen wieder.“ Du wirst morgen sicher nicht wieder kommen. „Wahrscheinlich nicht! Ich werde die anderen von dir grüßen.“ Mit diesen Worten stand sie auf, griff nach den Blumen. „Die gehören dir!“ Langsam legte sie die Blumen auf den Boden, direkt neben die Kerze. „Der Gärtner wird sie sicher in einen Topf stellen.“ Mir wäre es lieber, wenn sie liegen blieben…
„Ich gehe jetzt, vielleicht sehen wir uns ja mal wieder.“ Nur dieses eine mal streichelte sie den Grabstein. Dann ging sie dahin zurück, wo sie hergekommen war, diesmal allerdings schneller und sichtlich stärker.
Nein, wir werden uns nicht wieder sehen.

Moyaccercchi
07.09.2005, 07:48
Bis auf ein paar kleinere Fehler wie zum Beispiel die da:

Langsam legte sie die Blumen auf die Band, direkt neben sich.

„Wir hätte wieder jeden Tag miteinander verbringen… so wie früher…“
ist es eine richtig schöne Geschichte... *beeindruckt ist*
Und mal aus einer sehr interessanten Perspektive erzählt, die ich so noch nirgendwo anders gesehen hab. ^_^

Noch eine Frage - Warum ist es so unwahrscheinlich, dass sie am nächsten Tag wiederkommt?

(Ich weiß, ich bin kein guter Kritiker, aber ich versuch, mich zu bessern... und hey, besser, als wenn niemand was schreibt, oder? ;) )

NeoInferno
07.09.2005, 12:43
Eine schöne Geschichte, die mich berührt hat. Sprachlich verwendest Du kaum Metaphern oder sowas, trotzdem gefällt mir der Stil, kA warum ;)
Die Pointe (falls sie als eine gedacht ist) kann man sehr früh vorraussehen, aber wahrscheinlich war das von dir gar nicht als "Schlussüberraschung" gedacht.

Kurz, knackig und schön traurig, more plz :)

Pursy
07.09.2005, 18:13
Danke für die Kritik/für das Lob (wohl eher Lob, wie es klingt! :D )

@NMi<
Danke für die Fehler, hab ich schon korigiert! Wenn ich über etwas drüberlese, achte ich auf die Stimmung, nicht so sehr auf die Fehler. Thx
Warum sollte sie wiederkommen? Sie hat dort nichts mehr zu tun... und schließlich Tat es doch für sie sehr weh, dort überhaupt hinzugehen und dort lange zu bleiben! Klar, er war ihr Freund... aber... ich denke, dass ist ok so (Ich persönlich hätte es natürlich anders gemacht und würde wiederkommen!)

@NeoInferno
Hab jetzt nicht so drauf geachtet, aber viele Metaphern hätten IMHO irgendwie was kaputt gemacht... es war halt so beschrieben, wie es war... weder verschönert, noch verschlimmert...
Und ich fand es schon schwer genug, überhaupt lang genug nichts von "der Pointe" zu verraten, über die ganze Geschichte das zu verheimlichen war einfach unmöglich... is aber auch nicht so schlimm... Nobody is perfect! ;)

Kurz, knackig und schön traurig, more plz :)
... I try... http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/2/bounce.gif

@ Chipolla
Hab den Fehler schon behoben! Ach ja... und ich mag ein wenig kitsch :D

La Cipolla
07.09.2005, 19:26
Sehr schöne Idee, vielleicht ein wenig zu kitschig umgesetzt, wobei es noch nicht nervig oder so ist. ("Ich werde dich immer lieben.") Das Ende ist besonders schön, vor allem, weil man Sympathie mit dem Toten empfindet, und dieses "Im Moment des Todes sieht man klar" - Gefühl macht sich breit, was immer nachdenklich macht.
Denk ja nicht über die Pointe nach, so kommt demnächst irgendein Deutschlehrer und will eine Interpretation, weil die Geschichte so schön nach literarischen Regeln geschrieben ist. ;) Die fehlenden Metaphern unterstreichen nur die ruhige Atmosphäre, ich hätte vielleicht sogar noch einige Beschreibungen weggelassen.


„Der Gärtner wir sie sicher in einen Topf stellen.“
Nur ein nerviger kleiner Tippfehler.

An sich wirklich richtig gut.

Mopry
07.09.2005, 21:10
Ich kann mich meinen Vorgängern eigentlich nur anschließen.
Die Geschichte ist einfach nur schön.
Ich kann mich da auch gut in die Frau hinein versetzen.
Zudem berührt diese Geschichte auf ganz besonderer Weise.
Mir jedenfalls gibt sie wieder Stoff zum Nachdenken und ich sehs schon kommen das sich da wieder ein Bezug zu etwas aufbaut.

Arbeite noch etwas an deiner Rechtschreibung - ein Tipp ist das Lsend er Geschichte von hinten nach vorne - aber ansonsten mach weiter so. :A