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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tote fühlen keinen Schmerz [Kurzgeschichte]



IceHand
05.07.2005, 00:10
Tote fühlen keinen Schmerz, keine Angst und kein Bedauern. Ein Teil von mir war in dieser Nacht gestorben und dennoch atmete ich, spürte, wie die kalte Luft durch meine Lungen schnitt und die Tränen an meinem Gesicht herabliefen. Ich fühlte mich, als wäre mir bei lebendigem Leib das Herz aus der Brust gerissen. Für mich gab es kein zurück mehr, vielleicht sollte ich froh darüber sein. Ich war es nicht.
Das Blut unter meinen Füßen roch so süß, oh, so warm. Ich sah in dein stummes Gesicht, das mich aus vorwurfsvollen Augen anstarrte und eine Frage heraufkommen ließ, die deine Lippen nie beantworten würden. Warum? Warum hattest du mir das angetan? Ich hatte nie gewollt, dass es soweit kommt, aber die Wahl war nie die meine gewesen.
Ich spürte das Gewicht der Pistole in meiner Hand. Beinahe konnte ich noch deinen kalten Händedruck am Griff der Waffe spüren. Es war so leicht. Ich hob das finster schimmernde Metall hoch und setzte den kalten Lauf an meine Stirn.
Der Abzug klickte.
Ich dachte, Tote fühlen keinen Schmerz. Vielleicht hatte ich mich geirrt.
Ich ließ die Waffe wieder sinken, in der keine Patronen mehr steckten und drehte mich um. Wahrscheinlich sollte ich die Polizei anrufen, wahrscheinlich sollte ich ins Gefängnis. Zwar hatte ich nicht abgedrückt, ich war nicht einmal im Haus gewesen, als es passierte, aber ich war genauso schuldig, als hätte ich es getan. War es nicht so? Ich drehte mich zu dir um.
Ach ja.
Noch eine Frage, auf die ich keine Antwort erhalten würde.
Deine Lippen färbten sich langsam blau. Wie lange warst du schon tot? Ich hockte mich neben dich, ließ meine Hand über dein Gesicht gleiten und schloss deine Augen. Rote Tränen liefen dein Gesicht herab. Meine Tränen mischten sich mit deinen – ein letzter Verrat. Ich hatte zwar nie gewollt, dass es soweit kommt, aber ich hatte es geahnt. Meine Liebe zu dir schmeckte bitter im Inneren meiner Seele.
Ich stand auf und holte ein kleines Kästchen aus dem Schrank. Die Patronen klackerten erwartungsvoll darin. Ich holte eine hervor und legte sie in den Lauf der Pistole.
Es war so leicht.
Ich drückte ab.

La Cipolla
06.07.2005, 08:07
Lange keine Suicid-Geschichten mehr gehört. -.-'
In der Form wie es dasteht, ist es zwar atmosphärisch und schön umgesetzt, aber doch reinstes Selbstmitleid und damit irgendwie... arm. Allerdings muss ich dazu sagen, dass die Art, wie du das Ganze aufgezogen hast, doch schon irgendwie faszinierend, irgendwie schön ist, auch wenn ich sowas sonst überhaupt nicht ab kann. :eek:
Letztendlich bleibt vielleicht die Empfehlung, bei den Kurzgeschichten zu bleiben, denn stylistisch ist diese sehr gut.

IceHand
07.07.2005, 21:40
Mmh, dir gefällt das Thema nicht, aber mein Schreibstil, richtig? Tja, was soll ich dazu sagen? :p


Letztendlich bleibt vielleicht die Empfehlung, bei den Kurzgeschichten zu bleiben, denn stylistisch ist diese sehr gut.
Irgendwie beschleicht mich das ungute Gefühl, dass du schonmal was von mir gelesen/kritisiert hast, aber eine Forensuche ergab nichts dergleichen. Du hast doch nicht etwa Gedichte von mir gelesen, die dir nicht gefallen haben?

NeoInferno
12.07.2005, 12:56
(Bin übrigens z.Z. in einem Praktikum und kann nur von hier aus ans Netz, deswegen kann ich auch nur ab und an mal posten..)

Du hast einen schönen sprachlichen Stil, der jedoch in dieser 08/15 Selbstmord Geschichte völlig untergeht. Von daher hab ich sie gelesen und danach wieder vergessen, es bleibt mir nichts. Versuch dich mal an weiteren Geschichten, ich wette die gelingen dir besser, wenn du dich von solchen 'einfachen' Themen wie Selbstmord entfernst.

Gruß,
Neo