Nephellim
14.06.2005, 10:38
Hiermit kommt ihr in den Zweifelhaften Genuss eines meiner Werke. Viel Spaß beim Lesen, und ich hoffe das es euch gefällt.
Kritik und vor allem Verbesserungsvorschläge sind erwünscht. Vielen Dank im Voraus.
Verborgen im Schnee
Der Schnee knirschte unter meinen schweren Stiefeln. Verwirrt blickte ich nach unten, einige Sekunden lang war ich vollkommen desorientiert. Ein eiskalter Windstoß trieb mir die Haare aus den Augen. Die Schneedecke unter meine Füssen, war von einem so reinen Weiß, das sie zu strahlen schien. Der Schnee schien sich unendlich weit um mich herumzuziehen.
Darunter war etwas, es war etwas wichtiges. Aber ich hatte vergessen was es war. Es war einmal sehr wichtig gewesen, unendlich wichtig. Damals. Vor Ewigkeiten. War es heute noch wichtig? Ich wusste es nicht. Ich hatte es vergessen. Aber es war da. Verborgen im Schnee.
Ich Atmete schwer aus. Mein Atem kondensierte beinahe Augenblicklich und tanzte als weiße Wolke, unbeschwert und frei vor mir her. Meine linke Hand begann zu zittern, obwohl sie in einem Schweren, schwarzen Handschuh steckte. Die Luft war klirrend kalt und der frostige Wind trieb sich mir in die Haut wie tausend eisige Nadeln. Eine der Schneeflocken, die zu Abermillionen vom Himmel fielen und der Welt allein durch ihre Anwesendheit einen Anschein von Frieden und Stille gaben, taumelte mir ins Auge, so dass ich unfreiwillig Blinzeln musste. Ich wiederstand dem Drang den langen aschgrauen Mantel mit den Schwarzen Symbolen darauf den ich trug enger um mich zu ziehen, um die Kälte aus meinen Gliedern zu vertreiben. Der Stahl meines, ehemals glänzenden, und nun abgestumpften, Arm-, und Schulterpanzers den ich rechts trug war so kalt geworden das er selbst eine Art Aura der Kälte auszustrahlen schien. Das Langschwert im Asiatischen Schmiedestil das ich an meiner rechten Hüfte trug steckte in einer glänzend schwarzen Scheide, so das ich die Kälte des Stahls nicht fühlen konnte. Dennoch fror ich unglaublich. Sogar der Speichel in meinem Mund war träge und schien einfrieren zu wollen. Die weiße Flut vor meinen Augen schien mir die Seele zu zerschmettern. Ich fühlte mich verloren, in diesem anscheinend nie endenden, weißen Nichts
Irgendwo dort war es verborgen. Ich wusste nicht mehr was es war, aber es war da, nur verborgen von der Kälte und dem Schnee. Es war wichtig gewesen. Früher.. Vor so langer Zeit.
Die Lawine, die gewaltige weiße Geisterstadt die sich vor mir aufbaute hatte einige tote Flecken. Eine Felswand breitete sich zu meiner Rechten aus. Nicht sehr hoch, nur hoch genug als das ich nicht darüber hinweg sehen konnte wenn ich nicht den Kopf hob und weit genug als das sich ihr Ende im Schnee verlor. Und damit hatte sie gerade die richtige Höhe und Weite um mich und meine Seele hier unten einzukerkern. Aber auch in dieser Wand hatte sich die weiße Flut inzwischen wieder einen Teil zurückerobert. Ein Teil der Wand war eingefroren. Wie auch immer das möglich war, durch einen teil der Wand zog sich eine eisig blaue Spur aus Eiszapfen. Fast wie ein Bart hingen sie von der Wand. Dahinter war ein Schatten, der wenn man ihn nur aus den Augenwinkeln heraus beobachtete, wie ich es gerade tat, beinahe wie ein Lächeln wirkte. Die Wand war glücklich und zufrieden. War dies ein glücklicher Tag? Sollte ich auch glücklich sein?
Nein. Es konnte kein glücklicher Tag sein, schließlich hatte ich etwas vergessen, verloren. Vielleicht für immer. Nicht Heute, vor langer Zeit. Aber erst Heute schmerzte mich der Verlust. Es war weg. Es war hier, unter mir. Verborgen im Schnee. Der Tag war traurig, das Lachen war hämisch.
Links von mir war ein Baum. Alt und auf seine stille und geduldige Art auch Würdevoll. Der selbe Wind der nun meine Haare zerzauste, hatte seine letzten Blätter davongetragen, und nur seine nackten, dunklen, knorrigen Äste hier gelassen. Sein Stamm war gebeugt, wie ein Greis stand er da, der unter der last all der Jahre die er gesehen hatte am zusammenbrechen war. Auch er hatte einen weißen Bart aus Eiszapfen, so als wäre er der Bruder der Wand. Die von seinen verdrehten Ästen, die wie greifende, bettelnde Finger in die Luft ragten, hingen. Aus irgend einem Grund schien er etwas auf dem Boden zu suchen. Hatte er es verloren? Hatte er es vergessen? Waren wir am Ende Brüder im Geiste, die das selbe suchten?
Nein. Er war nicht wie ich, nur ich hatte hier etwas vergessen. Ich ganz allein. Es hatte mir viel bedeutet, hatte mir sogar fast alles bedeutet. Ein Schwur, ohne einen Sinn in der Erinnerung zu sehen erinnerte ich mich plötzlich an einen Schwur. Als ich das letzte mal hier war(Ich bin bereits hier gewesen! Dies war meine Rückkehr!) hatte ich mir geschworen es nie zu vergessen. Doch ich wusste nicht mehr was es war. Ich hatte es vergessen. Ich war Eidbrüchig geworden, allein dadurch das ich vergessen hatte.
Ein leises Scharren, schwach und verloren im tosen des Windes, lies mich aufsehen. Mein gegenüber hatte die Beine leicht gespreizt um einem besseren Stand zu haben. Der Wind riss wie wild an den weiten, schwarzen Hosen des Mannes und ließen sie wie Wild herumflattern. Wortlos griff er hinter sich, und zog aus einer langen Holzscheide auf seinem Rücken ein gerades Langschwert, dessen Klinge überraschend dunkel war. Das Scharren das dabei erklang lies mich leicht erzittern, und ich bildete mir ein das scharfe Metal des Schwertes sogar Schmecken zu können. Langes, Schwarzes Haar umwirbelte den Kopf des Mannes, und legte damit einen Schatten auf seine Augen, aus denen dadurch jeder Glanz verschwand. Er sah aus wie ein Irrer, wie eine Amoklaufende Puppe, deren Fäden gerissen waren, und deren Meister die Kontrolle verloren hatte. Dieser Eindruck wurde von seinen hängenden Schultern und seiner leicht wankenden Haltung unterstützt. Trotz dieser Leblosen Haltung glaubte ich den Wahnsinn der wie ein heißes Feuer in seinen Augen lag sehen zu können. Auch ich zog mein Schwert. Die Klinge spiegelte das bisschen Licht das vom bewölkten Himmel kam wieder und glühte so aus einen inneren, kalten Feuer heraus. Ich lies die Knochen in der Rechten Hand knacken indem ich sie Schnell schloss und wieder öffnete. Der andere zeigte sich von dem Geräusch nicht beeindruckt. Der Wind schwoll bedrohlich an und sein Geheul wurde das hungrige Brüllen einer Bestie. Der andere rannte los. Kaum eine Sekunde später stand er vor mir und schlug auf mich ein, seine Schläge fuhren in einem wütenden Stakkato auf mich herab. Das beinahe schwarze Schwert in seiner Hand Blitze immer wieder über mir auf und zuckte wie eine Schlange herab. Ich blockte so gut es ging während ich versuchte das Schwert des anderen mit der Stahlklaue meines Schulterpanzers in die Finger zu bekommen. Doch er war zu schnell. Bereits nach wenigen Sekunden hatte er mich in die Defensive gedrängt und ich musste einige Schritte zurückweichen um nicht unter seinen im wahrsten Sinne des Wortes wütenden Hieben zu fallen. Obwohl eine Grabeskälte herrschte, und sie dadurch nur verschlimmert wurde, begann ich nach nur wenigen Augenblicken zu schwitzen. Es musste mir endlich gelingen in die Offensive zu gehen. Ich trat nach dem Schienbein meines Gegners. Ich traf nicht, der andere wich mit einer unglaublichen Agilität aus. Aber ich brachte ihn aus dem Rhythmus. Noch bevor er dazu gekommen war sich wieder zu orientieren, war ich hinter ihn gesprungen, hatte meine Klinge über seinen Hals gebracht und lies sie herabsausen. Mein Gegner stieß einen erschrockenen, schrillen Schrei aus, der dem eines Panischen Tieres glich, und rollte sich im letzten Moment zur Seite. Mein Schwert fuhr wirkungslos in den Schnee.
Den gnadenlosen, kalten Hüter meines wichtigsten Besitztumes, des Gnadenlosen Wärters des Gefängnisses das mein Geheimnis einkerkerte. Aber ich hatte auch mein Anrecht darauf verloren. Ich hatte es vergessen, hatte seinen Wert anscheinend nicht mehr erkannt und es vergessen. Oder hatte ich es verdängt? War das, nach dem ich mich nun so sehr sehnte in Wirklichkeit mein Verderben, dessen Gefahr ich nun nicht mehr sehen konnte?
Ein beißender Schmerz fuhr durch meine Schulter. Ein Hieb des anderen hatte mich an der am ihr getroffen, doch nur an der Gepanzerten, so das ich die Zähne zusammenbeißen und den Schmerz vergessen konnte. Dennoch zuckte meine Eiserne Faust, die nur ein Zeichen für das war was ich geworden war: ein gewalttätiges Produkt meiner Umwelt, empor und bohrte Ihre kalten Stachen in die Backe dessen der gerade nach mir geschlagen hatte. Ein kleiner Rinnsal Blutes lief seine Wange herab, doch er missachtete es einfach und trat mir ins Gesicht. Ich überschlug mich, innerhalb von Sekunden verlor ich die Orientierung, ein kaum zu bändigender Brechreiz breitete sich in meinem Magen aus. Etwas warmes füllte meinen Mund. Einige Sekunden lang war ich gezwungen im Schnee liegen zu bleiben. Sofort fraß sich die Kälte wie eine Bestie in meinen Körper. Erst dann gelang es mir mich umzudrehen und aufzuspringen. Gerade rechtzeitig um zu sehen wie aus dem Himmel über mir schwarzer Stahl auf mich herabstieß. In der letzten Sekunde gelang es mir das niedersausende Schwert mit meiner Klaue zu fassen. Die günstige Position hatte meinen Feind übermütig gemacht. Mit aller kraft schleuderte ich die Waffe in meiner Klauenhand zur Seite. Mein Gegner tat das was ich am wenigsten erwartet hatte: Er lies sein Schwert einfach los. Der plötzliche Ruck meiner eigenen kraft die ich zu spüren bekam lies mich nach zur Seite stürzen. Ich wollte mich noch abstützen, aber der glatte Boden gab nach, und ich rutschte, einen riesigen Berg Schnee vor mir herschiebend nach vorne.
Nun sah ich es. Ich hatte aus versehen das, was sich unter dem Schnee verborgen hatte freigeräumt. Eis. Glasklares Eis. Ich war auf einem Zugefrorenen See. Und in dem Eis sah ich etwas das ich im ersten Moment nicht erkannte: mein Gesicht. Ich sah den Menschen der ich einst gewesen war. Den der sich an diesem Ort einst in seinem Frühling, meinem Frühling, im Sonnenschein, unter singenden Vögeln und flatternden Schmetterlingen, geschworen hatte sich immer treu zu bleiben, das er im Grunde immer der sein würde der er in diesem Moment gewesen war. Ich hatte diesen Menschen gemocht, doch ich war ihm(mir?) gegenüber Eidbrüchig geworden, ich hatte ihn vergessen.
So schnell ich konnte rappelte ich mich auf und sprang auf die Füße. Einige Sekunden blickte ich verwirrt in die von einem wahnsinnigen Feuer erhellten Augen meins Gegenübers. Zu spät sah ich das metallische blitzen, den Dolch in seiner Hand. Ein brennender Schmerz fraß sich durch meinen Hals. Einige Sekunden stand ich noch ungläubig, dann verlor ich das Gleichgewicht und fiel. Seltsam, es tat nicht weh, ich war nicht einmal traurig. Ich fand es nur schade um den Menschen den ich gerade im Eis kennen gelernt hatte, den ich einst gemocht hatte, der aber versagt hatte. Blut floss aus einer Wunde an meinem Hals. Es war angenehm warm. Doch bald erkaltete es auch, zusammen mit dem Rest.
Weiter fiel der Schnee, anscheinend bis in alle Ewigkeit. Begrub den Körper unter sich und lies auch mich vergessen werden, nun liegen wir beide dort. Verborgen im Schnee.
Kritik und vor allem Verbesserungsvorschläge sind erwünscht. Vielen Dank im Voraus.
Verborgen im Schnee
Der Schnee knirschte unter meinen schweren Stiefeln. Verwirrt blickte ich nach unten, einige Sekunden lang war ich vollkommen desorientiert. Ein eiskalter Windstoß trieb mir die Haare aus den Augen. Die Schneedecke unter meine Füssen, war von einem so reinen Weiß, das sie zu strahlen schien. Der Schnee schien sich unendlich weit um mich herumzuziehen.
Darunter war etwas, es war etwas wichtiges. Aber ich hatte vergessen was es war. Es war einmal sehr wichtig gewesen, unendlich wichtig. Damals. Vor Ewigkeiten. War es heute noch wichtig? Ich wusste es nicht. Ich hatte es vergessen. Aber es war da. Verborgen im Schnee.
Ich Atmete schwer aus. Mein Atem kondensierte beinahe Augenblicklich und tanzte als weiße Wolke, unbeschwert und frei vor mir her. Meine linke Hand begann zu zittern, obwohl sie in einem Schweren, schwarzen Handschuh steckte. Die Luft war klirrend kalt und der frostige Wind trieb sich mir in die Haut wie tausend eisige Nadeln. Eine der Schneeflocken, die zu Abermillionen vom Himmel fielen und der Welt allein durch ihre Anwesendheit einen Anschein von Frieden und Stille gaben, taumelte mir ins Auge, so dass ich unfreiwillig Blinzeln musste. Ich wiederstand dem Drang den langen aschgrauen Mantel mit den Schwarzen Symbolen darauf den ich trug enger um mich zu ziehen, um die Kälte aus meinen Gliedern zu vertreiben. Der Stahl meines, ehemals glänzenden, und nun abgestumpften, Arm-, und Schulterpanzers den ich rechts trug war so kalt geworden das er selbst eine Art Aura der Kälte auszustrahlen schien. Das Langschwert im Asiatischen Schmiedestil das ich an meiner rechten Hüfte trug steckte in einer glänzend schwarzen Scheide, so das ich die Kälte des Stahls nicht fühlen konnte. Dennoch fror ich unglaublich. Sogar der Speichel in meinem Mund war träge und schien einfrieren zu wollen. Die weiße Flut vor meinen Augen schien mir die Seele zu zerschmettern. Ich fühlte mich verloren, in diesem anscheinend nie endenden, weißen Nichts
Irgendwo dort war es verborgen. Ich wusste nicht mehr was es war, aber es war da, nur verborgen von der Kälte und dem Schnee. Es war wichtig gewesen. Früher.. Vor so langer Zeit.
Die Lawine, die gewaltige weiße Geisterstadt die sich vor mir aufbaute hatte einige tote Flecken. Eine Felswand breitete sich zu meiner Rechten aus. Nicht sehr hoch, nur hoch genug als das ich nicht darüber hinweg sehen konnte wenn ich nicht den Kopf hob und weit genug als das sich ihr Ende im Schnee verlor. Und damit hatte sie gerade die richtige Höhe und Weite um mich und meine Seele hier unten einzukerkern. Aber auch in dieser Wand hatte sich die weiße Flut inzwischen wieder einen Teil zurückerobert. Ein Teil der Wand war eingefroren. Wie auch immer das möglich war, durch einen teil der Wand zog sich eine eisig blaue Spur aus Eiszapfen. Fast wie ein Bart hingen sie von der Wand. Dahinter war ein Schatten, der wenn man ihn nur aus den Augenwinkeln heraus beobachtete, wie ich es gerade tat, beinahe wie ein Lächeln wirkte. Die Wand war glücklich und zufrieden. War dies ein glücklicher Tag? Sollte ich auch glücklich sein?
Nein. Es konnte kein glücklicher Tag sein, schließlich hatte ich etwas vergessen, verloren. Vielleicht für immer. Nicht Heute, vor langer Zeit. Aber erst Heute schmerzte mich der Verlust. Es war weg. Es war hier, unter mir. Verborgen im Schnee. Der Tag war traurig, das Lachen war hämisch.
Links von mir war ein Baum. Alt und auf seine stille und geduldige Art auch Würdevoll. Der selbe Wind der nun meine Haare zerzauste, hatte seine letzten Blätter davongetragen, und nur seine nackten, dunklen, knorrigen Äste hier gelassen. Sein Stamm war gebeugt, wie ein Greis stand er da, der unter der last all der Jahre die er gesehen hatte am zusammenbrechen war. Auch er hatte einen weißen Bart aus Eiszapfen, so als wäre er der Bruder der Wand. Die von seinen verdrehten Ästen, die wie greifende, bettelnde Finger in die Luft ragten, hingen. Aus irgend einem Grund schien er etwas auf dem Boden zu suchen. Hatte er es verloren? Hatte er es vergessen? Waren wir am Ende Brüder im Geiste, die das selbe suchten?
Nein. Er war nicht wie ich, nur ich hatte hier etwas vergessen. Ich ganz allein. Es hatte mir viel bedeutet, hatte mir sogar fast alles bedeutet. Ein Schwur, ohne einen Sinn in der Erinnerung zu sehen erinnerte ich mich plötzlich an einen Schwur. Als ich das letzte mal hier war(Ich bin bereits hier gewesen! Dies war meine Rückkehr!) hatte ich mir geschworen es nie zu vergessen. Doch ich wusste nicht mehr was es war. Ich hatte es vergessen. Ich war Eidbrüchig geworden, allein dadurch das ich vergessen hatte.
Ein leises Scharren, schwach und verloren im tosen des Windes, lies mich aufsehen. Mein gegenüber hatte die Beine leicht gespreizt um einem besseren Stand zu haben. Der Wind riss wie wild an den weiten, schwarzen Hosen des Mannes und ließen sie wie Wild herumflattern. Wortlos griff er hinter sich, und zog aus einer langen Holzscheide auf seinem Rücken ein gerades Langschwert, dessen Klinge überraschend dunkel war. Das Scharren das dabei erklang lies mich leicht erzittern, und ich bildete mir ein das scharfe Metal des Schwertes sogar Schmecken zu können. Langes, Schwarzes Haar umwirbelte den Kopf des Mannes, und legte damit einen Schatten auf seine Augen, aus denen dadurch jeder Glanz verschwand. Er sah aus wie ein Irrer, wie eine Amoklaufende Puppe, deren Fäden gerissen waren, und deren Meister die Kontrolle verloren hatte. Dieser Eindruck wurde von seinen hängenden Schultern und seiner leicht wankenden Haltung unterstützt. Trotz dieser Leblosen Haltung glaubte ich den Wahnsinn der wie ein heißes Feuer in seinen Augen lag sehen zu können. Auch ich zog mein Schwert. Die Klinge spiegelte das bisschen Licht das vom bewölkten Himmel kam wieder und glühte so aus einen inneren, kalten Feuer heraus. Ich lies die Knochen in der Rechten Hand knacken indem ich sie Schnell schloss und wieder öffnete. Der andere zeigte sich von dem Geräusch nicht beeindruckt. Der Wind schwoll bedrohlich an und sein Geheul wurde das hungrige Brüllen einer Bestie. Der andere rannte los. Kaum eine Sekunde später stand er vor mir und schlug auf mich ein, seine Schläge fuhren in einem wütenden Stakkato auf mich herab. Das beinahe schwarze Schwert in seiner Hand Blitze immer wieder über mir auf und zuckte wie eine Schlange herab. Ich blockte so gut es ging während ich versuchte das Schwert des anderen mit der Stahlklaue meines Schulterpanzers in die Finger zu bekommen. Doch er war zu schnell. Bereits nach wenigen Sekunden hatte er mich in die Defensive gedrängt und ich musste einige Schritte zurückweichen um nicht unter seinen im wahrsten Sinne des Wortes wütenden Hieben zu fallen. Obwohl eine Grabeskälte herrschte, und sie dadurch nur verschlimmert wurde, begann ich nach nur wenigen Augenblicken zu schwitzen. Es musste mir endlich gelingen in die Offensive zu gehen. Ich trat nach dem Schienbein meines Gegners. Ich traf nicht, der andere wich mit einer unglaublichen Agilität aus. Aber ich brachte ihn aus dem Rhythmus. Noch bevor er dazu gekommen war sich wieder zu orientieren, war ich hinter ihn gesprungen, hatte meine Klinge über seinen Hals gebracht und lies sie herabsausen. Mein Gegner stieß einen erschrockenen, schrillen Schrei aus, der dem eines Panischen Tieres glich, und rollte sich im letzten Moment zur Seite. Mein Schwert fuhr wirkungslos in den Schnee.
Den gnadenlosen, kalten Hüter meines wichtigsten Besitztumes, des Gnadenlosen Wärters des Gefängnisses das mein Geheimnis einkerkerte. Aber ich hatte auch mein Anrecht darauf verloren. Ich hatte es vergessen, hatte seinen Wert anscheinend nicht mehr erkannt und es vergessen. Oder hatte ich es verdängt? War das, nach dem ich mich nun so sehr sehnte in Wirklichkeit mein Verderben, dessen Gefahr ich nun nicht mehr sehen konnte?
Ein beißender Schmerz fuhr durch meine Schulter. Ein Hieb des anderen hatte mich an der am ihr getroffen, doch nur an der Gepanzerten, so das ich die Zähne zusammenbeißen und den Schmerz vergessen konnte. Dennoch zuckte meine Eiserne Faust, die nur ein Zeichen für das war was ich geworden war: ein gewalttätiges Produkt meiner Umwelt, empor und bohrte Ihre kalten Stachen in die Backe dessen der gerade nach mir geschlagen hatte. Ein kleiner Rinnsal Blutes lief seine Wange herab, doch er missachtete es einfach und trat mir ins Gesicht. Ich überschlug mich, innerhalb von Sekunden verlor ich die Orientierung, ein kaum zu bändigender Brechreiz breitete sich in meinem Magen aus. Etwas warmes füllte meinen Mund. Einige Sekunden lang war ich gezwungen im Schnee liegen zu bleiben. Sofort fraß sich die Kälte wie eine Bestie in meinen Körper. Erst dann gelang es mir mich umzudrehen und aufzuspringen. Gerade rechtzeitig um zu sehen wie aus dem Himmel über mir schwarzer Stahl auf mich herabstieß. In der letzten Sekunde gelang es mir das niedersausende Schwert mit meiner Klaue zu fassen. Die günstige Position hatte meinen Feind übermütig gemacht. Mit aller kraft schleuderte ich die Waffe in meiner Klauenhand zur Seite. Mein Gegner tat das was ich am wenigsten erwartet hatte: Er lies sein Schwert einfach los. Der plötzliche Ruck meiner eigenen kraft die ich zu spüren bekam lies mich nach zur Seite stürzen. Ich wollte mich noch abstützen, aber der glatte Boden gab nach, und ich rutschte, einen riesigen Berg Schnee vor mir herschiebend nach vorne.
Nun sah ich es. Ich hatte aus versehen das, was sich unter dem Schnee verborgen hatte freigeräumt. Eis. Glasklares Eis. Ich war auf einem Zugefrorenen See. Und in dem Eis sah ich etwas das ich im ersten Moment nicht erkannte: mein Gesicht. Ich sah den Menschen der ich einst gewesen war. Den der sich an diesem Ort einst in seinem Frühling, meinem Frühling, im Sonnenschein, unter singenden Vögeln und flatternden Schmetterlingen, geschworen hatte sich immer treu zu bleiben, das er im Grunde immer der sein würde der er in diesem Moment gewesen war. Ich hatte diesen Menschen gemocht, doch ich war ihm(mir?) gegenüber Eidbrüchig geworden, ich hatte ihn vergessen.
So schnell ich konnte rappelte ich mich auf und sprang auf die Füße. Einige Sekunden blickte ich verwirrt in die von einem wahnsinnigen Feuer erhellten Augen meins Gegenübers. Zu spät sah ich das metallische blitzen, den Dolch in seiner Hand. Ein brennender Schmerz fraß sich durch meinen Hals. Einige Sekunden stand ich noch ungläubig, dann verlor ich das Gleichgewicht und fiel. Seltsam, es tat nicht weh, ich war nicht einmal traurig. Ich fand es nur schade um den Menschen den ich gerade im Eis kennen gelernt hatte, den ich einst gemocht hatte, der aber versagt hatte. Blut floss aus einer Wunde an meinem Hals. Es war angenehm warm. Doch bald erkaltete es auch, zusammen mit dem Rest.
Weiter fiel der Schnee, anscheinend bis in alle Ewigkeit. Begrub den Körper unter sich und lies auch mich vergessen werden, nun liegen wir beide dort. Verborgen im Schnee.