Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Die Dareos - Saga" - Eine Forenroman in Episoden :)
Daen vom Clan
05.04.2005, 10:56
Schöne Grüße, wertes Atelier!
Ich spreche hier in meiner Eigenschaft als Vertreter der sogennanten "Chronisten der Unterwelt" zu euch, die sich nach einigen sehr amateurhaften Werken nun an eine Geschichte des klassischen Fantasygenres gewagt hat.
Wie man dem Titel entnehmen kann, wurde die Geschichte von mehreren Personen aus diesem Forum geschrieben und gemeinsam arbeiten wir noch immer an dem Werk.
Da wir mittlerweile aber eine erkleckliche Anzahl von Seiten und Kapiteln geschaffen haben, entschlossen wir uns, diese Geschichte nun hier zu veröffentlichen, damit ihr beim Lesen vielleicht genausoviel Spaß habt, wie wir beim Schreiben ;)
Euch wird auffallen, das in der Geschichte zahlreiche Personen aus unserem geliebten Ring vorkommen werden, deren Namen und deren Eigenschaften wir oftmals adaptiert haben, um der Geschichte mehr Würze zu verliehen und natürlich um den traumatischen Forenalltag besser verarbeiten zu können ;)
Wer Interesse daran haben sollte, an dieser Geschichte mitzuwirken, der kann sich gerne per PN bei mir melden, da die Geschichtsschreibung an sich in einem gänzlich anderen - geheimen - Forum stattfindet.
Hier kommt es also: Das neue Machwerk der "Chronisten der Unterwelt", die da wären: Repko,
YoshiGreen,
the_question,
DJ n
CK-2587,
Kakaomaus
und Daen vom Clan
mit dem Prolog aus der kundigen Feder meines werten Freundes DJ N, gefolgt von einer ersten Episode aus meiner Hand und einer Episode von CK-2587
Prolog
Vor 10 000 Jahren, als die Götter noch auf Erden wandelten und über ihre Völker herrschten, gab es einen Gott unter ihnen, den sie ehrfürchtig Dareos nannten.
Dareos war der mächtigsten und weiseste unter ihnen und wurde daher als König ihrer Art angesehen.
Dieser Dareos war ein Meister der Schmiedekunst und erschuf sich eine Rüstung, in dessen Bestandteile er Splitter seiner Macht fließen ließ; somit verfügte diese Rüstung über die Macht Dareos’ und war somit der größte und auch mächtigste Schatz der Götter.
Doch wie bei den Menschen, Orks, Zwergen und anderen sterblichen Völkern, so gab es auch bei den Göttern Misstrauen und Hass auf den König Dareos. Allem voran vom Gott Razosh, dem Bruder des Gottkönigs.
Razosh schmiedete heimlich einen Plan, seinen Bruder zu töten und mit Hilfe von dessen Rüstung die Macht über die anderen Götter und alle sterblichen Völker zu erlangen. Er lockte seinen Bruder unter einem Vorwand zu sich und erdolchte ihn von hinten. Als Razosh gerade dabei war, seinem Bruder die Rüstung abzunehmen und sich selbst anzulegen, wurde er von den anderen Göttern überrascht, gefesselt und in eine mannshohe Statue gesteckt, die von den Göttern unzerstörbar gemacht wurde. Diese Statue, in der Razosh so lange bleiben sollte, bis das Universum zusammen brechen würde, wurde von den Göttern in einem Gebirge versteckt, auf dass ihn niemand finden möge. Die Teile der Rüstung, so beschlossen die Götter, waren viel zu mächtig, als dass sie einem einzigen Gott überantwortet werden könnten; so beschlossen sie, die Rüstung zu unter sich zu verteilen und die Bestandteile als Artefakte ihren Völkern zu übergeben, auf dass sie darüber wachen mögen. So geschah es dann auch und die Götter zogen sich von der Erde zurück.
1000 Jahre lang ging alles seiner Wege: Kriege kamen und gingen, ebenso wie Hungersnöte, die Pest, Dürren und Missernten, aber auch ertragreiche Jahre, in denen es den sterblichen Völkern an nichts mangelte.
Dann, eines Tages, geschah das, was die Götter nie für möglich gehalten hatten:
Ein junger Bauer verirrte sich in einem Gebirge und als ein Sturm aufkam, versteckte er sich in einer Höhle. In dieser Höhle entdeckte der Bauer mit Namen Igmar, eine Efeubewachsene, ansonsten unversehrte Statue eines gehörnten Mannes in Lendenschurz und mit grimmigen Augen. Als sich Igmar der Statue nährte, hörte er eine Stimme direkt aus dem merkwürdigen Gebilde zu sich sprechen. Diese Stimme schlug Igmar einen packt vor: er würde ihm unbegrenzte Macht und Unsterblichkeit geben, wenn er ihm dann, neben der Errichtung eines gewaltigen Tempels, in dem er angebetet werden sollte, die Rüstung bringen würde, die von den anderen Göttern törichter weise auf der Erde verteilt wurden.
Igmar hatte einen schwachen Geist und ging den Packt mit Razosh ein. Er wurde unsterblich und errichtete im laufe eines Jahrhunderts ein gewaltiges Reich, östlich des Gebirges, in dem er die Statue gefunden hatte. Mit Hilfe der Macht, die Igmar von Razosh erlangt hatte, hob Igmar eine gewaltige Armee aus, die von Razosh noch durch die eine oder andere Höllenbestie erweitert wurde, mit der Igmar, der sich nun Kaiser nannte, die westliche Welt überfallen und von dort die Artefakte zu der Statue bringen sollte. Erst, wenn die komplette Rüstung Dareos’ am steinigen Körper Razoshs sitzen würde, würde der dunkle Gott sein Gefängnis verlassen können.
Diese Armee wurde von Igmars Bruder Sorgom geführt, dem Razosh auf Igmars Bitte hin, ebenfalls die Unsterblichkeit schenkte, jedoch nicht die selbe Macht zukommen ließ, wie Igmar.
Unter der harten Führung Sorgoms sollte die Armee des Ostens den Westen überrennen.
Den Königreichen der westlichen Welt blieb nicht verborgen, dass der Osten einen Angriff plante und so schloss sich der Westen zusammen, um gegen den gemeinsamen Feind ins Feld zu rücken.
Es war eine lange, grausame Schlacht über 38 Jahre, doch schlussendlich trugen die Königreiche des Westens den Sieg davon. Igmar, Sorgom und Razosh jedoch überdauerten diese Niederlage und anstatt auf Rache zu sinnen, schmiedeten sie einen neuen Plan zur Beschaffung der Artefakte.
300 Jahre später rührte sich der Osten wieder: Igmar sandte dunkle Gestalten aus, unter anderem seinen Bruder Sorgom als Heerführer dieser Gestalten, die nach den Artefakten, den Rüstungsteilen Dareos’, suchen sollten.
Den Königen des Westens gelang es, einige dieser Gestalten gefangen zu nehmen und erfuhren daher von den Plänen des dunklen Kaisers.
Gezwungen zu handeln, schickte jeder König Boten aus, die nach den Teilen jener legendären Rüstung suchen sollten, damit sie dem Feind nicht in die Hände fielen…
Pfeifend sauste ein Pfeil an Yoshuas Ohren vorbei und es war seinen schnellen Reflexen zu verdanken, die es ihm ermöglichten, sich blitzartig auf den Boden zu werfen, auf dass der gefiederte Todesbote haarscharf an ihm vorbeischnellte und sich zitternd in das knorrige Rindenholz eines Baumes neben ihm bohrte. Ebenso schnell war Yoshua wieder auf den Beinen und hetzte weiter in den tiefen Wald hinein, das Schreien seiner Verfolger auf den Fersen. „Nicht mehr lange, dann werden sie die Hunde freilassen!“, keuchte er leise und preschte durch das Unterholz, dessen spitze Brombeerranken ihm die Wollhose zerrissen und eine lederne Fußschiene verlieren ließen, doch den Verlust bemerkte er nicht einmal, da ein weiterer Pfeil knapp an ihm vorbeiflog und knackend im Unterholz verschwand.
Mit einem erschrockenem Pfeifen seiner Lungen registrierte der junge Räuber, dass sie nun die Hunde freigelassen haben mussten, denn das laute Bellen kam immer näher und obschon seine Lungen bereits heftig gegen diesen panischen Dauerlauf protestierten und ihm zahlreiche Schmerzsignale sandten, zwang er sich stur, weiter in den dichtbewachsenen Wald zu laufen und plötzlich konnte er vor sich das Ende des Waldes erkennen. „Waldrand!“, schoss es dem Mann durch den Kopf und er hielt schnell weiter darauf zu, denn der Waldrand konnte ebenso gut einen Fluss bedeuten, in dem es ihm gelingen mochte, die vierbeinigen Verfolger und ihre menschlichen Herren abzuhängen.
Fast besinnungslos vor Schmerz rannte er dem Waldrand entgegen und ihm schauderte es urplötzlich eiskalt, als ihm gewahr wurde, dass der Waldrand lediglich ein Hohlweg war, auf den er zurannte und das auf der anderen Seite des Weges der Wald unvermindert dicht weiterwuchs, doch es war ohnehin zu spät um anzuhalten und mit einem ungewöhnlichen und – in seinen Augen ebenfalls - sehr unpassenden Hochgefühl der Euphorie bohrte er seine nackten Zehen in den weichen Waldboden, spannte seine Schenkel an und sprang mit den Armen wild rudernd aus dem Wald heraus. Er hatte das Ziel, den Hohlweg schlichtweg zu überspringen und damit seine Verfolger zu verwirren, die möglicherweise annahmen, das er dem Weg gefolgt war, anstatt in den Wald zu flüchten.
Yoshua registrierte grinsend, das er den Hohlweg dank seiner athletischen Verfassung problemlos überspringen würde, doch gefror sein Grinsen unwillkürlich, denn eine Wand aus blankpoliertem Stahl schob sich in sein Blickfeld und ein wütender roter Löwe schien blutgeifernd seine Pranken nach ihm auszustrecken...
Daen van der Wall – seines Zeichens hoher Ritter und Geweihter derer von Löwenstein und dem Wall - war nun schon seit Stunden in diesem recht malerischen Wald unterwegs und ein seltsames Gefühl der Ruhe und Freude überkam ihn. Fast vermochte er die Schrecken und die Gefahr der letzten Jahre zu vergessen, wo er hier dem Rauschen eines fernen Baches lauschen konnte, das trällernde Lied der Vögel zu hören vermochte und sich erfreute an den zahlreichen Farben des Waldes.
Da er wusste, das sein treues Streitroß „Oskabyr“ langsam auf dem Weg weitertrotten würde, schloss er genussvoll die Augen und nahm einen tiefen Zug der frischen und würzigen Waldluft in sich auf, als er urplötzlich ein Rascheln hörte und ehe er seine Augen aufschlagen konnte, hatte ihn die Faust eines Riesen gepackt, schwer gegen seinen Löwenschild geschlagen und ihm mit vollendeter Wucht aus dem Sattel gehoben, während er sah, dass Blut durch die Luft spritzte.
Fast als wäre der Lauf der Zeit extra für ihn angehalten worden, konnte er sehen, wie der wunderschöne blaue Frühlingshimmel ihn anstrahlte, sein Schwert und sein Löwenschild durch die Luft wirbelten und ein junger Mann in abgerissenen Kleidern und einer blutenden Nase neben ihm im Strassenstaub aufschlug.
Die Wucht des Aufpralls jedoch, presste Daen sämtliche Luft aus den Lungen und seine betagten Knochen knackten hörbar, während der junge Bursche mehr wie eine Katze auf dem Boden aufschlug, sich herumdrehte und schnell wieder auf den Beinen war.
Der Ritter konnte liegend noch erkennen, dass der junge Bursche sich orientierungslos umsah, etwas schwankte und dann mit einem Sprung wieder im Wald verschwand.
„Potz Blitz!“, dachte Daen bei sich, und begann, sich aufzurichten, als sich ein großer schwarzer Schatten aus dem Wald löste, kurz die Sonne verdeckte und dann krachend auf dem schweren Brustharnisch des alten Ritters aufschlug, der abermals – alle Viere von sich gestreckt – auf dem staubigen Strassenstaub zu liegen kam und verwundert in das abgrundtiefhässliche Gesicht eines Jagdhundes blickte, der seine Brustplatte als willkommene Einladung sah, sich abermals abzustossen und ebenfalls mit einem großen Sprung wieder im Wald zu verschwinden – dem jungen Burschen anscheinend hinterher.
Kopfschüttelnd und mit dem festem Vorsatz, mit dem Grafen ein ernstes Wort über seine Wälder zu sprechen, rappelte er sich auf, sammelte seine Habseligkeiten wieder ein und bestieg abermals sein Pferd um loszureiten, während er abermals kopfschüttelnd den ungeschickten Häschern und Stadtbütteln zusah, die ungelenk aus dem Wald stolperten und wie Dominosteine in den Hohlweg purzelten.
Yoshua wetzte indessen weiterhin über Stock und Stein und versuchte verzweifelt, sich mit einem großen Stück Waldmoos, seine blutende Nase zu verstopfen, da sein Blut eine erstklassige Spur für alle Hunde abgeben musste und ehe er diesen Gedanken zu Ende dachte, konnte er schon wieder das Hecheln seines vierbeinigen Verfolgers hören, gefolgt von einem tiefen Knurren, als der Verfolgte in das Blickfeld des Hundes geriet.
Mit letzter Kraft sprang Yoshua den untersten Ast eines großen Baumes an und zog sich in bester akrobatischer Manier nach oben, während der Bluthund geifernd und sabbernd am Baum entlangsprang und ihn nicht erreichen konnte, was ihn anscheinend vor Frust winseln ließ.
Stoisch und mit gelassener Ruhe wartete Yoshua ab, bis sich laut fluchend und weithin hörbar die Männer des Herzogs durch den Wald kämpften und vor seinem Baum keuchend und schnaufend auf die Knie und den Boden fielen. Belustigt registrierte der Räuber, das sich einer der Männer eine blutende Hand hielt, während ein Anderer erfolglos versuchte, dornenbewehrte Ranken aus seiner Hose zu pflücken, während ihr Anführer in den Baum stierte und ob des dichten Blätterdaches kaum Etwas erkennen konnte.
„Yoshua, du Bastard!! Bist du da oben drin ?“
Der Angesprochene dachte nicht daran, zu antworten, sondern nahm seine leere hölzerne Wasserflasche und balancierte die Lederschnur, an der sie hing, mit zwei Fingern über das Gesicht des Häschers, der noch immer angestrengt nach oben blickte und mit bedauerndem Seufzen, ließ er die Schnur los und kletterte schnell höher.
Ein dumpfer Laut und ein kehliger, schriller Fluch bestätigten ihm, das er wohl das Ziel gefunden hatte – ebenso wie die Pfeile, die urplötzlich durch das Geäst des Baumes sausten und ihm einen gehörigen Schrecken einjagten.
Wild klopfte sein Herz gegen seine Brust, doch war ihm klar, das er hier oben in der Baumkrone wahrhaftig in eine Sackgasse geraten war und nicht zum ersten Mal bereute er, dass er sich mit diesen neunmalverfluchten Wegelagerern eingelassen hatte, die zwar keine Beute, wohl aber einen großen Haufen Pech zu besitzen schienen.
„In Ordnung, hört auf zu schießen!!“, brüllte er nach unten „Ich komme runter!“
Sich selbst für seinen Mut und seine Ruhe bewundernd und sich innerlich schon mit dem Richtblock eines Henkers abfindend, kletterte er mit schmerzenden Gliedern nach unten und sah, wie die Bögen der fünf Männer Jeder seiner Bewegungen folgten. Ein sechster Stadtbüttel – augenscheinlich der Anführer – hielt sich sein linkes Auge zu, dem man bereits ansehen konnte, das es in wenigen Stunden blau angeschwollen sein würde.
„Jetzt bist du tot, Yoshua!“, grinste Einer der Häscher dreckig und hob seinen Bogen, doch fiel ihm der Hauptmann stöhnend ins Wort: „Nein, Oleg, noch nicht! Für diesen missratenen Mistkerl habe ich eine besondere Aufgabe! Der Herzog möchte ihn bestimmt persönlich sehen, doch...Hm....wenn ich mir das so überlege, hat der Herzog Etwas davon gesagt, den besten Waldläufer zu ihm zu bringen. Von dem Satz ‚bei bester Gesundheit’ hatte ich allerdings Nichts gehört!“, und damit entblößte der Mann einen Satz dreckiger Zähne, die wohl ein teuflisches Grinsen darstellen sollten. Die 5 Männer warfen lachend ihre Bögen auf den Waldboden und gingen mit geballten Fäusten auf den Waldläufer zu.
„Der Herzog? Ich?“, dachte Yoshua noch, während er dem ersten Mann schnell die Beine wegzog, der Faust des zweiten Häschers auswich und sie gegen den Stamm des Baumes lenkte um dann schließlich selbst mit dem Hinterkopf an den Baum zu krachen, als ihn die Faust des dritten Mannes mit der Wucht eines Ogers im Gesicht traf. Fast besinnungslos schlug er am Boden auf und als die Männer wie von Sinnen auf ihn einzutreten begannen, schwanden ihm die Sinne.
Im siechen Licht der blassgelben Sonne bewegte die in nichts mehr als traurige Fetzen gekleidete Gestalt sich weiter, begleitet durch den bösartig durch Stoff und Fleisch schneidenden Wind und dennoch ohne ein Anzeichen des Zitterns oder der Unbehaglichkeit. Auch die hartgefrorene Strasse unter den abgelaufenen Sohlen seiner verkommenen Stiefel wollte dem Mann nicht den Ausdruck der Pein ins sein ausgemergeltes Gesicht zwingen, der die Mienen all jener Wanderer dominiert haben musste, die genau hier, nur Hunderte Jahre früher und entgegengesetzt seiner Richtung, über diese Strasse die Flucht vor der brandschatzenden, mordenden und plündernden Horde aus dem Osten angetreten hatten, nur um dann von den Kreaturen und bösartigen Kriegern des Gegners schlussendlich doch eingeholt zu werden... in den Gesichtsaufzeichnungen des Ordens, die Astiroth in der Obhut des Priesters hatte lesen müssen, war das daran anknüpfende Gemetzel an den friedlichen, hilflosen Bauern nur eines von vielen gewesen. Eine Fußnote, nicht mehr. Doch seit diesen Vorkommnissen in der dunklen Vergangenheit dieses Königreiches und der gesamten Welt, war dieser Landstrich, den Astiroth nach Stunden des monotonen Fußmarsches erreicht hatte, vollkommen verlassen und verödet. Wo sich einst Felder befunden haben mussten, bepflanzt mit den kälteresistenteren Kohlarten und anderem Gemüse, das mit dem Frost des Nordens fertig werden konnte, waren nun trist-braune Ebenen, nur ab und zu durchbrochen durch kahle Baumgruppen oder halb verfallene Bauernhöfe, aus deren Schornsteinen nie mehr Rauch aufsteigen würde und deren erleuchtete Fenster dem nächtlichen Fahrensmann nie mehr der Wegweiser zu gutmütiger, bäuerlicher Gastfreundschaft sein durften.
All dies allerdings kümmerte Astiroth wenig. Genauer gesagt war ihm diese kahle Einöde genehmer als die kleinen Dörfer, die er auf dem Weg hierhin hatte passieren müssen... mit jedem Schritt ostwärts waren die Bewohner ängstlicher geworden, die Sicherheitsvorkehrungen, so primitiv sie auch waren, schärfer- und die Blicke, die sie dem in schwarze Lumpen gehüllten Astiroth zugeworfen hatten, hatten ihn jegliche Überlegungen, sich klammheimlich an ihnen zu bereichern, schnell vergessen lassen. Der einfache Dolch war in der Tasche seines zerrissenen Umhanges geblieben, verborgen vor misstrauischen Blicken aber auch zu weit entfernt von den Kehlen derer, die zu sorglos waren.
Und so war er schließlich hierher gelangt, eine Region, die für ihn beinahe so etwas wie das Ende der Welt darstellte. Im Osten befanden sich Gebiete, die auf den Karten des Ordens seines nun durch seinen Verdienst in ihrer Gruft ruhenden Lehrmeisters nicht näher beschrieben waren. Die Chroniken hingegen hatten stets von einer Bedrohung im Osten gesprochen, die sich erhoben hatte, aber dann besiegt worden war... vor ungefähr dreihundert Jahren. Über das, was nun im Osten wartete, hatten sie keine Auskünfte gegeben... und Astiroth hatte es nie erfahren, denn als er alt genug war, sich darüber und über seine Vergangenheit ernsthafte Gedanken zu machen, war er auch alt genug gewesen, seinen Plan der Eliminierung des Priesters in die Tat umzusetzen... also hatte er fliehen müssen, bevor weitere Informationen über den geheimnisvollen, gemiedenen und gefürchteten Osten an sein Ohr gedrungen waren. Nichtsdestotrotz war der Osten sein Ziel... auch wenn er zahlreiche Umwege hatte in Kauf nehmen müssen, um diese verwaisten Landstriche im Norden des östlichen Königreiches zu erreichen und nun knapp vor seinem Ziel zu sein.
In der Ferne meinte er bereits, mit seinen stechend blauen Augen eine mit dunklen Wolken verhangene Gebirgskette zu erkennen, die bereits nicht mehr aus den Aufzeichnungen des Ordens hervorgegangen war. Dorthin musste er... so weit mussten seine pochenden Beine ihn noch tragen, auch wenn jeder Schritt auf der steinharten Erde der Strasse zur Qual zu werden schien und ihn ein stetiger Hunger begann zu plagen. Wann hatte er das letzte Mal einen Bissen gegessen...? Und vor allem was...? Tiere waren in dieser Gegend ebenso rar geworden wie Menschen, keine Vögel waren zu hören, geschweige denn zu sehen, keine Insekten hatten seinen Weg gekreuzt, keine Kaninchen waren durch ihn aufgeschreckt worden. Und selbst wenn dem so gewesen wäre- neben dem Dolch besaß Astiroth keine andere Waffe, mit der er ein flüchtendes Kaninchen oder einen sich panisch erhebenden Vogel hätte erlegen können.
An einem weiteren kein Blattwerk zeigenden, tot wirkenden Baum hielt Astiroth müde inne, während sein Blick auf die vor ihm nahezu endlos weiterführende Strasse fiel... nicht sehr weit voraus konnte er ein Gebäude erkennen, ein altes Bauernhaus offenbar, dessen halb eingestürzte Mauern uralte Brandspuren aufwiesen und das vollkommen abgedeckt war. Es musste hier wohl bereits über 300 Jahre stehen... vor raumgreifenden Pflanzen nur geschützt durch die immerwährende Kälte. Die verbliebenen Mauern allerdings konnten die sich bereits durch die sinkende Sonne ankündigende Nacht etwas angenehmer gestalten- so gereichten sie doch dazu, die fast schon gehässig pfeifenden Winde von im abzuhalten.
Als Astiroth der Ruine entschlossen näher kam, bemerkte er jedoch etwas Seltsames. Dort, auf einer der aus grauen Steinquadern erbauten Mauer, saß ein schwarzgefiederter Rabe, das erste Lebewesen, welches er seit geraumer Zeit gesehen hatte. Anstatt vor dem sich nähernden Menschen zu fliehen saß das Tier einfach mit wachen Augen auf seiner Mauer... und beobachtete ihn. Zumindest schien es Astiroth so, als wäre ein Auge des Tieres direkt auf ihn gerichtet. Ehe er das Haus jedoch vollkommen erreicht hatte, breitete der schwarze Vogel elegant seine Schwingen aus und schraubte sich immer höher gen dunkler werdenden Himmel, bis er dann aus Astiroths Wahrnehmungsbereich verschwunden war. Ein wenig nachdenklich sah der entkräftete Mann den Vogel hinterher. Erreichte er nun bald wieder lebendigere Gestade? War die Zeit des Hungerns nun vorbei? Aber warum wollte ihn dann der Eindruck nicht verlassen, dass es mit diesem einsamen Raben eine größere Bewandtnis hatte... eine, die Astiroth ganz und gar nicht gefallen wollte. Diesen Gedanken verwerfend wandte er sich vom Himmel ab, um einen Blick auf die Strecke zu werfen, die er gekommen war- und erstarrte erneut. Ein kleiner, im schwindenden Sonnenlicht kaum erkennbarer schwarzer Punkt näherte sich auf der Strasse, noch zu weit entfernt, um seine genauere Natur bestimmen zu können. Rasch hatte Astiroth die Strasse verlassen- jegliche Müdigkeit und Schmerzen schienen mit einem Schlag von ihm gewichen zu sein- und verbarg sich hinter den kalten Mauern, begünstigt durch die nur noch vage erkennbar am Horizont stehende Sonne. Wer immer diese sich nähernde Gestalt war... sie einfach passieren zu lassen schien ihm wie eine verpasste Chance. Die Zeit war vorbei, da sein Dolch ein verborgenes Dasein in seiner Tasche fristen musste...
Liferipper
05.04.2005, 16:43
Maker meets Atelier.
Naja, die Geschichte klingt nach dem, was bisher davon zu lesen ist, gar nicht mal übel.
Großer Kritikpunkt: Warum müsst ihr euch so umständlich ausdrücken? Zum Beispiel der "gefiederte Todesbote" am Anfang von Daens Teil. Oder die zig Adjektive. Natürlich wird dadurch die Geschichte detaillierter, aber wenn mans übertreibt, stört es eben den Lesefluss.
Mal abwarten wies weiter geht.
Und hier kommt der nächste Teil mit 2 weiteren Episoden von mir (>_<) und CK-2587.
Viel Spass wünschen die Chronisten der Unterwelt :)
DJ n:
Wie lang war er nun auf der Flucht? Drei, vielleicht vier Wochen? Wie vieler dieser armseligen Leibeigenen und stümperhaft angewiesenen Leibeigenen und Privatsoldaten hatte er sich in dieser Zeit entledigen müssen? Es war ihm alles zu wieder; hätte sein Auftraggeber vertragsgerecht bezahlt, wäre jedem einiges an Unannehmlichkeiten erspart geblieben, vor allem hätte sein Auftraggeber jetzt noch einen Kopf, der auf seinen Schultern sitzen und nicht auf einem sporadisch zugespitzten Holzpfahl stecken würde. Aber der Dummkopf musste sein Glück weiter strapazieren; diese Eigenart hatte dem Mann die Dienste von Trigaram erst beschert und diese Eigenart hatte sein Leben eben durch Trigaram beendet. Ironie oder wieder eine der seltsamen Launen der Götter? Trigaram wusste es nicht und es war ihm auch egal. Das einzige, was er wusste, war die Tatsache, dass er seit gut einem geschlagenen Monat sich in keinem Gasthaus hatte zeigen können, ohne das der eine oder andere betrunkene Bauer sein Gesicht oder seine Erscheinung von einem der Steckbriefe her erkannt hätte. In gewisser Weise machte dies Trigaram ein wenig stolz, denn die Belohnung, die der Fürst, der Vetter seines verblichenen Auftraggebers auf ihn ausgesetzt hatte, war recht anständig. Im Gedanken hatte Trigaram geflachst, er könne sich selbst dem Fürsten ausliefern, den Fürsten töten und die Belohnung einstreichen… doch dies würde ihm nur wieder zu viele Unannehmlichkeiten, vom Reinigen seiner Waffen abgesehen, bereiten. Daher zog er es vor, sich fernab jeglicher Zivilisation aufzuhalten und zu warten, bis Gras über die Sache gewachsen war; wie lange konnte der Fürst nach ihm suchen lassen, ohne dass er es müde wurde? Vier, vielleicht fünf Monate noch? Oder doch ein ganzes Jahr? Egal wie lange es dauern sollte, ihn würde der fette Fürst niemals zu fassen bekommen.
Trigaram zog den schwarzen Umhang, der ihn komplett verhüllte und seine Abstammung verschleierte, fester um sich; der Wind hatte in diesen Gestaden um einiges an Kälte und Schärfe gewonnen, als in den Gebieten, in denen er sich zuvor aufgehalten hatte. Sein schwarzer Umhang; ein dünner Schild aus grobem Stoff gegen die verachtenden Blicke der Menschen und aller anderen Rassen auf dieser Welt; Kinder aus Mischehen hatten es nie besonders leicht gehabt, doch für ihn war es die reinste Hölle. Ein Vater, der ein verstoßener Ordensritter war und eine Mutter, die als Priesterin und Dunkelelf eine reine Frau hätte bleiben müssen; sie boten die „perfekte“ Basis für ein Leben, das, salopp formuliert, nur den Bach runter gehen konnte. Schon durch gleichaltrige Kinder und Spielgefährten geächtet, später von jedermann mit bohrenden, verachtenden Blicken behaftet hatte sich in Trigaram ein tiefer Groll in sein Herz gefressen…
Ein harscher Windstoß riss Trigaram aus seinen Gedanken an die Vergangenheit und machte ihm ein weiteres Mal bewusst, wo er sich befand und unter welch widrigen Umständen er reiste. Auf dem brachen Landstrich, der sich bis zum nächsten Horizont und noch weiter erstreckte, fand sich kaum eine Möglichkeit, sich vor dem Wind und seiner erbarmungslosen Kälte zu schützen, geschweige denn sich irgendwo niederzulassen und sich an einem Feuer die steif gefrorenen Gliedmaßen zu wärmen; an ein Nachtlager war ohnehin nicht zu denken. Zwar mochte die Gegend leer und verlassen wirken, doch Trigaram ahnte, dass er nicht der Einzige war, der sich auf dieser Straße aufhielt. Außerdem stand die Sonne noch hoch am Himmel und tauchte die unfreundliche Gegend in ihr kaltes, weißes Licht und wärmte Trigaram, wenn auch nur geringfügig, den Rücken unter dem schwarzen Umhang.
Schleppenden Schrittes zog er fort, als er am Rande des Horizontes eine undeutliche, kleine Gestalt wahrnahm. Wie Trigaram sich schon gedacht hatte: er war nicht der Einzige, der auf dieser kargen Straßen lief. Doch was mochte diese Person in diese Gegend treiben, zumal ohne Reittier und vollkommen allein?
Wie Trigaram über diese Fragen nachdachte und sich einer weiteren starken Windböe entgegenstemmte, zeichnete sich ein dünnes, selbstironisches Lächeln auf seinen schmalen, spröden Lippen ab; er selbst war ebenfalls allein, ohne ein Reittier unterwegs in dieser unwirtlichen Gegend. Sicherlich trieb es die Gestalt vor ihm, die mit jedem seiner Schritte größer wurde, aus ähnlichen Gründen in diese Gegend wie ihn… oder war dies am Ende doch nur wieder einer der Spitzel, Spione oder drittklassigen Söldner, die der Fürst auf ihn angesetzt hatte? Hatte einer dieser Stümper ihn wirklich bis hierher folgen oder ihn hier aufspüren können? Trigaram war sich nicht sicher und so griff er unter seinen Mantel, wobei er diesen ein Stückweit öffnen und seinen Körper der Kälte preisgeben musste, und schnallte seine Klingenhandschuhe um die kalten Hände. Sollte dies einer der Söldner oder irgendjemand anderes sein, der im Dienste des Fürsten steht, so würde er ihm ein unvergessliches Treffen bieten, soviel stand fest.
Diesen Gedanken festhaltend und seine Sinne aufs Äußerste geschärft, schritt Trigaram, bemüht unbedarft, der Person entgegen, die nun beinahe in Schussreichweite eines Bogens gekommen war…
CK-2587:
Jedwedes auffällige Geräusch vermeidend presste Astiroth seinen mageren Körper an die Wand des einst auffällig großen Bauernhauses, während seine sich Sinne gleichzeitig in einem Zustand höchster Alarmbereitschaft standen. Er wusste, dass die vergangenen Wochen viel von ihm abverlangt hatten, die kalten Nachte im Gestrüpp am Straßenrand, die Tage ohne Aussicht auf Nahrung, die langen Märsche... Wer auch immer ebenfalls diese Strasse nach nirgendwo zu seinem Weg auserkoren hatte, Astiroth würde sich gegen ihn (oder sie) nur auf einen Verbündeten verlassen können- die Überrumpelung. Vorsichtig fuhr er mit seinem linken Daumen über die Klinge des in seiner geballten rechten Faust ruhenden Dolches und stellte fest, dass ihre Schärfe beträchtlich nachgelassen hatte... ihm hatte die Zeit gefehlt, auf seiner überhasteten Flucht einen Schleifstein oder zumindest eine Ersatzwaffe mitzuführen, also musste er nun mit den Konsequenzen zurechtkommen. Doch ob scharf oder stumpf- einem gewissen Kraftaufwand hatte keine urplötzlich dem tödlichen Druck der Waffe ausgesetzte Kehle etwas entgegenzusetzen.
Ein rascher Blick um seine verwitterte Deckungsmöglichkeit verriet ihm, dass sein Opfer bereits sehr nahe gekommen war. Trotzdem verhinderte der schwarze Umhang, in den sich die Gestalt wohl aus Gründen der scharfen Witterung gehüllt hatte, jegliche Einschätzung. Der Umhang selbst allerdings erschien Astiroth eine willkommene Alternative zu dem Fetzen zu sein, den er momentan um seinen Körper geschlungen hatte und der als Schutz gegen die eisigen Winde und etwaigen Regen gänzlich ungeeignet war.
Die Gestalt war nun nahe genug, sodass Astiroth die regelmäßigen Schritte auf dem kalten Boden vernehmen konnte, die, soweit er sie einschätzte, von besserem und festerem Schuhwerk zeugten. Sein Blick hob sich kurz prüfend zum Himmel. Die vereinzelten Wolken waren nun, da die Sonne fast gänzlich am Horizont verschwunden war, zu dunklen, fast drohenden Fetzen geworden, die in Richtung der nunmehr nicht erkennbaren Gebirgskette am Horizont immer zahlreicher zu werden schienen. Dieses nicht sehr einladende Abendpanorama würde das letzte sein, was der sich nun auf gleicher Höhe mit dem Bauernhaus befindliche Fremde zu Gesicht bekommen würde... Astiroth verschwendete nicht viele Gedanken daran, was diese Person hier wohl vollkommen alleine mit ungewissem Ziel vorhaben mochte, schließlich dürfte er für einen zufälligen Beobachter ebenso viele Rätsel aufwerfen. Rätsel, die dieser Beobachter selbst dann nicht würde ergründet haben, wenn sein kümmerliches Leben unter der schartigen Klinge Astiroths erlosch, wie es jetzt auch diesem Fremden ergehen würde.
Mit beinahe katzenhafter Agilität und Lautlosigkeit bewegte er sich aus seiner Deckung auf die Strasse direkt hinter sein Opfer, dessen Bewegungen immer noch ein beruhigendes Maß an Arglosigkeit verrieten, das unter Berücksichtigung der späten Stunde und der verlassenen Umgebung schon fast seltsam erschien. Doch je argloser es war, desto einfacher dürfte es Astiroth fallen, die Welt um eine erbärmliche Existenz zu erleichtern und seinen Lohn in Gestalt der Habseeligkeiten des Toten einzustreichen. Zwei schnelle und fast lautlose Schritte später befand er sich mit erhobenem Dolche direkt hinter der verhüllten Gestalt und begann mit zu einem lautlosen Schrei geöffnetem Munde den finalen Schritt zu tun- als der Ellenbogen der Gestalt vor ihm mit voller Wucht aus der trügerischen Tarnung des Umhanges hervorstieß und seinen Unterkiefer auf höchst schmerzhafte Weise gegen seine oberes Pendant krachen zu lassen. Einen unartikulierten Grunzlaut von sich gebend strauchelte Astiroth, um sich kurz darauf mit schmerzenden Hüftknochen auf der kalten Strasse und ohne Dolch, der irgendwo am Rande liegen musste, wieder zu finden. Jegliche Arglosigkeit war aus seinem Gegenüber gewichen- in den letzten Sonnenstrahlen konnte der Mensch nur die blitzenden Klingen seines Gegners erkennen, die sich an der Selben Position befanden, an der er auch die Hände seines Gegners vermutete. Klingenhandschuhe- keine Waffe, die man bei einem harmlosen Wanderer oder Bauern erwartete. Wütend spuckte Astiroth aus und schmeckte dabei mit finsterer Miene Blut... er hatte sich gehörig verschätzt. Möglicherweise das letzte Mal...
„Es sieht so aus, als sei der Fürst noch weniger wählerisch bei der Wahl seiner Auftragsmörder und Spione geworden...“, durchdrang nun eine Stimme die eingetretene Stille, deren Klang Astiroth ebenso fremdartig erschien, wie ihre Worte für ihn keinerlei Sinn ergaben.
„Oder liegt es daran, dass es niemand mehr wagt, mir nachzustellen, dessen Leben ihm noch einen Kupferpfennig wert ist...?“
Astiroth blinzelte verwirrt. Was war diese Kreatur? Und was wollte sie von ihm...?
„Wovon... wovon sprecht ihr?“, verlangte er zu wissen, wagte es jedoch nicht, sich aufzurappeln. Der ehrfurchtgebietende Anblick der Klingenhandschuhe hielt ihn zurück.
„Wovon ich spreche?“ In der Stimme war nun mehr als eine Portion Spott zu erkennen.
„Ihr gebt also vor, nicht auf der Suche nach mir, Trigaram de Schay, zu sein, um eurem furchtsamen Fürsten von der Ausschaltung eines argen Gegners zu berichten?“
Astiroths Augen weiteten sich leicht, als er begriff. Diese Gestalt vor ihm war offenbar nur aus einem Grund in dieser von allen Göttern und Naturgeistern verlassenen Gegend- der Flucht. Welches andere Motiv würde ein Lebewesen mit einem Mindestmaß an Intelligenz auch dazu verleiten, diesen verödeten Landstrich aufzusuchen?
„Ich diene keinem Fürsten...“, spie Astiroth verächtlich, und doch wahrheitsgemäß, aus. Warum auch sollte er sein Geschick in die Dienste eines debilen Mannes stellen, dessen einziges Verdienst es war, dass in seinen Adern das degenerierte Blut eines alten Herrscherhauses floss?
„Ich diene niemandem...“
Sein Gegenüber schien zu zögern, ehe er ein paar Schritte vortrat, was Astiroth gestatte, endlich einen Blick im schwindenden Licht auf ihn zu werfen. Zuerst fiel ihm das nach menschlicher Definitionsweise nicht zu einer relativ jungen Stimme passende, schlohweiße Haar dieses Trigarams auf. Dass dieser allerdings kein Mensch war, dämmerte Astiroth recht schnell, als er auch die hellbraune Haut erkannte, die das Gesicht und wohl auch den restlichen Körper des Mannes zierte. Von allen Arten an Lebewesen, die unter der Sonne dieser Welt wandelten und die Astiroth bekannt waren, passte dieses Erscheinungsbild nur auf eine... Dunkelelfen. Doch dieser Eindruck wurde durch gewisse Komponente des Aussehens Trigarams getrübt... Astiroth vermutete, dass sein Blut nicht vollkommen elfischer Abstammung sein konnte. Ein unterschwelliges Grinsen schlich sich auf seine Züge. Mit dieser Tatsache mochte dieser Trigaram einige Probleme gehabt haben.
„Und doch habt Ihr mich angegriffen...“, griff Trigaram die Aussage Astiroths wieder auf. Aus seinen blau-grauen Augen sprach keine Freundlichkeit.
„Man kann auf diesen Strassen nicht vorsichtig genug sein...“, verteidigte Astiroth sich, bemüht, eine gehörige Portion geheucheltes Schuldbewusstsein in seine Stimme zu legen. Wenn er es geschickt anstellte, waren seine Tage eventuell doch noch nicht gezählt.
„Ich hörte zahlreiche Dinge über diese Gegend.“
„So, habt Ihr das...?“ Mit einem Mal nahm das Gesicht des Dunkelelfen, oder halben Dunkelelfen, einen etwas abwesenden Ausdruck an, so als lausche er weit entfernten Dingen.
„Wir sollten diese Strasse besser verlassen...“, stieß er dann hervor.
„Zu spät...“, mischte sich plötzlich eine dritte, grunzartige Stimme ein und Astiroth spürte wie aus dem nichts, dass kalter Stahl auf seiner Kehle zum Ruhen kam. Erschrocken versuchte er seine Augen in Richtung des Neuankömmlings zu drehen, als er bemerkte, dass Trigaram sich in einer ähnlichen Situation befand. Neben ihm standen zwei abgrundtief hässliche Gestalten, deren mächtige Gebisse, dunkel-gräuliche Haut und muskulöses Auftreten dafür sprachen, dass es sich um Orks handelte, die scheinbar aus dem Erdboden emporgewachsen sein mussten. Astiroth vermutete, dass eine ähnliche Kreatur es war, die ihm in diesem Moment ihre Waffe, ein schwarzes Krummschwert, an die Kehle presste und dabei seltsame Geräusche von sich gab. Plötzliches Pferdegetrappel kündigte weitere Neuankömmlinge an, bis Astiroth drei pechschwarze Pferde erkennen konnte, die ihre Reiter zu den Orks und den beiden Wanderern trugen. In der Mitte ritt ein in eine Art schwarze Kutte gekleideter Dunkelelf, dessen um einiges dunklere Haut als die Trigarams nur schwerlich unter seiner schwarzen Kapuze zu erkennen waren. Flankiert wurde er von zwei hoch gewachsenen Gestalten, bei denen es sich um Menschen handeln musste, die in schwarze Plattenrüstungen gekleidet waren und jeweils einen gefährlich wirkenden Speer trugen. Der Dunkelelf selbst war unbewaffnet. Die Situation noch einmal überblickend erkannte er nun, dass auch einige Orks gepanzert waren und allesamt hochwertig wirkende Waffen trugen- um irgendeine dahergelaufene Räuberbande konnte es sich definitiv nicht handeln.
Der Dunkelelf war nun in die Mitte der Gruppe geritten und musterte die zwei überraschten Personen schweigend. Auf Trigaram schien sein Blick einen Herzschlag länger innezuhalten, ehe er dann in einer Stimme, die Trigarams ähnelte, doch tiefer und mit einer subtilen Bosheit unterlegt war, das Wort ergriff.
„Was findet man nicht alles bei Einbruch der Nacht auf den Strassen... einen abgehalfterten Menschen und einen... Bastard, die die Grenzen des Kaisers verletzen...“
DJ n
Maker meets Atelier.
Naja, die Geschichte klingt nach dem, was bisher davon zu lesen ist, gar nicht mal übel.
Großer Kritikpunkt: Warum müsst ihr euch so umständlich ausdrücken? Zum Beispiel der "gefiederte Todesbote" am Anfang von Daens Teil. Oder die zig Adjektive. Natürlich wird dadurch die Geschichte detaillierter, aber wenn mans übertreibt, stört es eben den Lesefluss.
Mal abwarten wies weiter geht.
Durch die etlichen Adjektive wird, so find ich bis jetzt, einfach eine gewisse Stimmung erzeugt und macht die Geschichte imo sehr professionell. Noch dazu ist es dadurch viel detaillierter, wie du schon erwähnt hast.
@DJ n: Hab mir gerade deinen ersten Absatz durchgelesen und bemerkt dass ziemlich viele Wortwiederholungen vorkommen. Ob diese Tatsache nun Absicht ist, oder nicht, weiß ich nicht, würd mich freuen wenn ich darüber Aufschluss kriegen würd ^^" Stephen King zB, hat in der dunklen Turm Saga häufig Wortwiederholungen wie "Revolvermann" und seine Schreibweiße hat anhand diesen Sachen einen ganz eigenen Charakter. Btw, durft ich hier überhaupt "kritisieren"? >_>" Was mir bei dir äußerst gut gefällt sind die Fragen inmitten des Text's, gibt unheimlich viel Aufschluss über den Protagoniesten :)
@Daen vom Clan: Was soll ich sagen...einfach :A ich will auch so schreiben können .-.
Und weiter geht's im Text... (powered by DJ n und meiner Wenigkeit)
DJ n:
Die Plötzlichkeit, mit der dieser Trupp von Orks, Menschen und dem Dunkelelfen, der es soeben gewagt hatte, ihn als Bastard zu betiteln, aufgetaucht war, hatte Trigaram überrascht. Die Ebene, auf der er und dieses verwahrloste Subjekt von einem Menschen sich befanden, hätte dem Trupp keinen Unterschlupf bieten können, der es ihnen erlauben würde, so schnell und vor allem lautlos an ihn heranzukommen. Wie war dies möglich gewesen?
„Versucht nicht, den Grund unseres Erscheinens zu ergründen, Bastard!“ sagte der Dunkelelf scharf und blickte von Trigaram zu seinem unbekannten, untersetzten Angreifer. Ein leises Knurren als Zeichen seines Unmutes über die Bezeichnung „Bastard“ war das Einzige, was Trigaram in dieser Situation von sich gab; scheinbar war der Dunkelelf in der Lage, seine Gedanken zu lesen und Trigaram hasste es, wenn irgendjemand in seinen Gedanken rumschnüffelte, der dort nichts zu suchen hatte. Daher konzentrierte sich Trigaram auf den Gegenzauber, um wenigstens in seiner Gedankenwelt für sich zu sein. Unter dem Mantel vollzog er die kurze, fließende Handbewegung, die den Zauber freigab und wenige Augenblicke später zuckte der Dunkelelf auf dem Pferd heftig zusammen. „Was habt ihr?“ fragte einer der Männer, die ihn flankierten; die Stimme klang rau und tief und gehörte allem Anschein nach einem Menschen.
„Ist alles in Ordnung?“ fragte der Mann erneut, als der Dunkelelf noch immer nicht geantwortet hatte; doch statt einer Antwort zeichnete sich ein dünnes, beinahe hämisches Grinsen auf dem dunklen Gesicht ab. „Soso. Der Bastard beherrscht also Magie?“ spöttelte der Dunkelelf und sein grinsen wurde hämischer und breiter. Trigaram ballte die Fäuste in seinen Klingenhandschuhen.
„Sehr interessant“ fuhr der Dunkelelf fort. „Wer seid ihr, dass ihr euch hier in diesen Landen aufhaltet und die Grenzen unseres Kaisers verletzt?“. Die Frage war harsch und schneidend gestellt und mit einem Mal war auch jeglicher Spott und Hohn aus der Stimme des Dunkelelfen verschwunden. „Ich bin Trigaram de Schay aus den südlichen Königreichen.“ begann Trigaram, versuchte jedoch, noch immer den Zauber aufrecht zu erhalten, der seine Gedanken für jeden Anderen verschleiern sollte. „Ich bin ein Söldner und… momentan nicht gerade gut auf den Fürsten eines der westlichen Königreiche zu sprechen; um Abstand von ihm und seiner rachsüchtigen Familie zu gewinnen, reiste ich hierher.“. Dies war zwar eine arg knappe Fassung der Ereignisse, die ihn in diese Gefilde verschlagen hatten, doch sie entsprachen alle der Wahrheit.
Der Dunkelelf sah Trigaram einige Augenblicke an und wandte sich dann dem hageren Menschen zu, der es gewagt hatte, ihn auf offener Straße von hinten anzugreifen. „Und ihr, Mensch?“. Wieder bediente sich der Dunkelelf dieses harschen und schneidenden Tonfalles, der ihn wie ein Inquisitor oder Folterknecht klingen ließ. „Man nennt mich Astiroth und ich bin ebenfalls in diesen Gefilden unterwegs, da man in einigen Ortschaften nicht allzu gut auf mich zu sprechen ist.“. Die Stimme des Mannes verriet keine Furcht, jedoch auch keine Achtung oder Respekt gegenüber dem Dunkelelfen und seiner bewaffneten Garden. „Ihr seid ein Meuchler, Astiroth.“ sagte der Dunkelelf schließlich nach einiger Zeit des Schweigens. „Und ein ziemlich rücksichtsloser und barbarischer dazu. … ihr habt sogar das Neugeborene dieses jungen Mädchens umgebracht… indem ihr ihm einen alten Lumpen in den Mund stecktet und es dort verenden ließet…“. Den letzten Teil flüsterte der Dunkelelf beinahe; Trigaram schätzte, dass dieses Flüstern allein melodramatische Zwecke hatte.
Einen Moment lang starrte der Mann, der sich als Astiroth vorgestellt hatte, den Dunkelelfen mit einer Mischung aus unverhohlener Verwirrung und Verachtung an, doch dann fing er sich wieder und ein selbstgefälliger Ausdruck legte sich über sein Gesicht. „Ja, das habe ich wohl. Das nervtötende Gejammer der Mutter ging mir schon arg auf die Nerven und dann noch das Geschrei dieses Balgs… ich wollte nichts anderes, als meine Ruhe, versteht ihr?“. Ein dunkles Grinsen zeichnete sich auf dem ausgemergelten Gesicht Astiroths ab. „Doch verratet mir, woher wisst ihr das?“. Der Dunkelelf begann ebenfalls zu grinsen. „Fragt den Bastard Trigaram; er wehrt sich schließlich schon seit Beginn unserer kleinen Unterhaltung dagegen. Doch wie lange er den Zauber noch aufrechterhalten kann, ist fraglich.“. Spöttisch blickte er Trigaram an. „Wie lange wirst du noch den Anstrengungen standhalten, diesen Zauber zu erhalten, Bastard? Wie lang wird es noch dauern, bis dich die Ohnmacht umfängt und mir dann all deine Gedanken und Erinnerungen preisgibt?“. Trigaram knurrte wieder leise, doch erkannte er die Wahrheit in den Worten des Dunkelelfen an; mit Widerwillen und seinem Stolz zum Trotz ließ er den Zauber fallen und erfuhr sogleich eine dankbare Welle der Erleichterung. „Hat der Bastard den Zauber also doch aufgegeben… Nun gut. Wir werden euch mitnehmen und unserem Kaiser vorführen. Möge er entscheiden, welches Schicksal das eure sein wird.“ sagte der Dunkelelf ohne die Spur einer Emotion.
„Und was ist, wenn ich nicht vor euren Kaiser treten will?“ fragte Astiroth herausfordernd; er schien sich zwar der Lage, in der er und Trigaram sich befanden, bewusst, doch wollte er sich nicht so leicht geschlagen geben, glaubte Trigaram. „Was ihr wollt, Astiroth, steht nicht zur Debatte.“. Mit diesen Worten begann er einige Worte zu murmeln, die Trigaram nur schwer verstehen konnte, doch anhand der Handbewegungen, die der Dunkelelf machte, erkannte Trigaram, dass es sich um einen komplexen Zauber handeln musste.
In dem Moment, als der Zauber freigesetzt wurde, fühlte sich Trigaram, als ob er einen schweren Schlag in die Magengrube erfahren hätte. Alles verschwamm vor seinen Augen und eine Reihe von Farben und Formen rasten an seinen Augen vorbei; doch so plötzlich der Zauber begonnen hatte, so plötzlich endete er auch.
Als Trigaram sich wieder seiner Sinne gewahr wurde, bemerkte er, dass er und der Rest der Gruppe sich in einer großen, steinernen Halle befanden, die von gewaltigen Säulen gestützt und durch einige Fackeln beleuchtet wurde. Die Temperatur in dieser Halle war wesentlich freundlicher als die auf der Ebene und auch den schneidenden Wind vermisste Trigaram nicht allzu sehr. Doch was ihn beunruhigte, war die Tatsache, dass er nicht wusste, wo er war, geschweige denn, was nun passieren würde.
„Kommt mit!“ befahl der Dunkelelf wieder in seinem scharfen Ton und führte Trigaram und Astiroth durch die Halle, deren Ende ein gewaltiges Tor bildete, welches sich, als sie noch gut 10 Schritt davon entfernt waren, auch knarrend öffnete. Dahinter befand sich ein gewaltiger, kreisrunder Saal mit hoher, kuppelähnlicher Decke, einem dicken, roten Läufer, der direkt in die Mitte des Saales führte, wo ein gewaltiger Thron stand.
Langsam nährte sich die Gruppe dem Thron und Trigaram warf immer wieder kurze Seitenblicke auf Astiroth; dieser schien, jedenfalls äußerlich, kaum beunruhigt zu sein. Er sah sich lediglich interessiert in dem Saal um und als er Trigarams Blick bemerkte, grinste er dünn. „Mein Kaiser!“ sagte schließlich der Dunkelelf und hielt damit die Gruppe zum Stehen an. „Wir haben die beiden Männer gefunden, die ihr suchtet…“
CK-2587:
Der auf seinem aus glattem Obsidian gefertigten Thron sitzende Kaiser, über dessen Kopf ein seltsames, vermutlich okkultes Symbol prangte, nahm die Ankömmlinge erst nach einer Weile zur Kenntnis. Während Astiroth den Mann, dessen hervorstechendste Merkmale sein kahler Schädel und gewaltiger Leibesumfang waren, vorsichtig betrachtete, versuchte er gleichzeitig, sich darüber klar zu werden, wohin der verfluchte Dunkelelf sie mit seinem Zauber verbracht hatte. Erst jetzt bemerkte er, dass die Kutte des Dunkelelfen an einer Stelle mit demselben Symbol versehen war, welches er auch beim Kaiser erkannte. Doch die Bedeutung des Zeichens wollte ihm nicht einleuchten... höchstwahrscheinlich lag dies daran, dass der Orden ihm jegliche Symbole und ihre Bedeutung vorbehalten hatte, die sich nicht mit der eigenen religiösen Ideologie vereinbaren ließen, was auch der Grund für die recht selektive Geschichtsschreibung gewesen war.
Endlich schien der mysteriöse Kaiser eine Bewegung zu zeigen- die aufgrund seines enormen Wanstes schon einem Wunder gleichkam- und richtete seinen fleischigen Kopf auf den Dunkelelfen, den schwerfälligen Mund zu einer Parodie eines zufriedenen Grinsens verziehend.
„Ihr habt Eure Aufgabe rasch erfüllt, Zargoch...“, erhob er seine Stimme, die zu Astiroths Überraschung volltönend und tief war und so die große Halle problemlos ausfüllte. Die halb hinter Fleischfalten verborgenen Augen des Regenten musterten Trigaram und den Menschen lange, ehe er den Dunkelelfen und die zwei schwarzgepanzerten Menschen, die noch im Hintergrund warteten, mit einer sparsamen Handbewegung entließ. Nach einer raschen Verbeugung entschwand der Dunkelelf, nicht ohne Astiroth und besonders Trigaram einen Blick zuzuwerfen, aus dem Verachtung und seltsamerweise auch Neid zu sprechen schienen. Astiroth vergalt diesen Blick mit barer Münze- gegen Kreaturen, die sich jedweder Art von Magie bedienten, hatte er besondere Vorbehalte, zumal ihre gedankenleserischen Fähigkeiten seine wahren Intentionen ans Tageslicht bringen konnte. Aus gleichem Grund hoffte er auch inbrünstig, nicht allzu viel Zeit mit diesem halben Dunkelelfen verbringen zu müssen...
„Ich habe schon lange nach Individuen wie Euch gesucht, die meinen Zwecken dienlich sein können...“, ergriff der Kaiser erneut das Wort, dieses Mal direkt an Trigaram und Astiroth gewandt, denen es beiden so erschien, als würden sie aus allen Himmelsrichtungen neugierige Blicke durchbohren.
„Individuen, die das vollbringen können, was meine Armeen vor 300 Jahren nicht vollbrachten...“
Astiroth stutzte alarmiert, und auch auf Trigarams Zügen zeigte sich ein Hauch des Erkennens, was ein schwer erkennbares Grinsen auf das Gesicht des Kaisers zauberte.
„Ich sehe also, dass Ihr versteht...“
„Nicht, was Ihr von uns wollt...“, antwortete Trigaram daraufhin. Sein Gesicht verriet größte Wachsamkeit.
„Dabei ist es doch so einfach, nicht wahr?“ Der gewaltige Bauch des Kaisers wackelte, als kleine Begleiterscheinung des amüsierten und doch grausamen Lachens, welches die Halle erfüllte.
„Findet für mich das, was meine Legionen mir nicht bringen konnten...“ Seine Stimme klang nun bestimmend und hatte jedwede falsche Milde verloren. “Ziehet los gen Westen und sucht sie- Ihr wisst, wovon ich spreche, auch wenn Ihr es als Legenden abgetan haben mögt...“
„Selbst wenn wir wüssten, was Euer kryptisches Gefasel zu bedeuten hat...“, antwortete Astiroth ohne eine Spur Demut. „Warum sollten wir um euretwillen nach Westen reisen, von wo wir gerade erst gekommen sind...?“
Der Kaiser musterte den Menschen kurz, doch aus seiner Miene sprach keine Verärgerung... eher Belustigung.
„Euch ist wohl nicht gewahr, dass ich Eure kümmerlichen Leben mit einer kleinen Geste zerquetschen und meine Suche nach geeigneten Kandidaten fortsetzen könnte? Verweigert Ihr mir diesen Gefallen, wird es Euer Ende sein- erfüllt Ihr ihn jedoch, und kehrt Ihr erfolgreich zurück, wird Euch als Belohung ein Platz im Ewigen Imperium garantiert, welches ich kreieren werde...“
In seinen halb verborgenen Augen schien plötzlich ein Höllenfeuer zu brodeln.
„Es liegt an Euch, ob Ihr diese Chance ergreift- oder sterbt.“
„Warum gerade wir...?“, schaltete sich Trigaram nun in einem etwas reservierteren Tonfall als Astiroth ein.
„Das, Trigaram de Schay, werdet Ihr noch früh genug erfahren...“, erwiderte der Kaiser mit einem Tonfall, der keine weiteren Fragen duldete. Aus dem Augenwinkel bemerkte Astiroth, wie hinter den beiden plötzlich zwei schwarzgepanzerte Gestalten mit langen, schwarzen Umhängen getreten waren, deren Gesichter durch ihre Helme verborgen wurden. Die gezückten Langschwerter jedoch sprachen eine deutliche Sprache... Trigarams Miene verriet, dass der Halbdunkelelf sie ebenfalls bemerkt hatte.
„Entscheidet Euch nun...“, donnerte der Kaiser und schien vor Astiroths Augen größer und dämonischer zu werden. „Zauderer kann ich in meinen Diensten nicht gebrauchen...“
„Wir werden es tun...“, brachten Astiroth und Trigaram nun fast gleichzeitig hervor und sahen sich daraufhin überrascht an. Auf dem Gesicht des Kaisers zeigte sich jedoch ein nun deutliches Grinsen.
„So sei es...“
Ehe einer der Beiden noch etwas äußern konnte, wurde Astiroth schwarz vor Augen und es kam ihm vor, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen...
Ui... äääh... hmm... hatte wohl das falsche gepostet (bzw. an das falsche Ende angeknüpft! >__<)
weiter gehts mit mir und The_question
Repko:
Langsam und eine Hand vor die andere setzend zog sich Revilo Göflington voran. Er lag bäuchlings auf dem Boden und hatte ein Jagdmesser mit etwa oberarmlanger Klinge zwischen den Zähnen. Verfolgend stur sein Ziel robbte er weiter über das feuchte Laub, drückte seine Hände abwechselnd in das brechende Moos.
Vor ihm durchströmte ein kleiner Bach mit gurgelndem Geräusch den dichten Laubwald, durch dessen enormes Blätterdach kaum ein Sonnenstrahl durchzubrechen vermochte. An diesem Bach stand ein kräftiger Hirsch, der in seinen besten Jahren zu sein schien. Göflington hatte sich das Gesicht mit Rehblut beschmiert und über seinen Körper das Fell eines Hirsches gelegt, um das Tier zu verwirren. Langsam aber beharrlich kam er dem mächtigen Tier näher, der Hirsch hatte den Kopf nach unten gesenkt um aus dem Bächlein zu trinken und konnte Göflington somit nicht sehen.
"Göflington?", tönte ein widerhallender Ruf von hinter Göflington. Dieser kniff die Augen kurz zu und sah nun wieder auf sein Ziel. Der Hirsch hatte den Kopf herumgedreht und starrte seinen Angreifer aus käferschwarzen, feuchten Augen an, wohl prüfend, ob es sich hier um einen Freund oder einen Feind handelte. Unbeirrt dessen näherte sich Göflington an, annehmend der Hirsch würde eher seinem Geruch vertrauen als seinen Augen. Träge nahm er das Messer am Griff und zog es zwischen seinen Zähnen heraus, die Vorwärtsbewegung nicht unterlassend. Er war gerade an einer knorrigen Buche vorbeigekrochen, als ein weiterer Schrei ertönte.
"Göflington, wo steckst du?", hallte der Ruf zwischen den Wänden aus Bäumen und Gestrüpp schallend wider, nun deutlich näher. Göflington versuchte seine Vorwärtsbewegung zu beschleunigen, er war nur noch etwa drei Schritt von dem Hirsch, der sich inzwischen wieder seinem Bach gewidmet hatte und wohl wartete, dass ein Artgenosse zu ihm treten würde, der allerdings alles andere als ein solcher war.
Das unruhige Rascheln des frischen Laubes kam hinter dem Jäger auf. Es konnte hören und förmlich spüren, wie der Rufende sich ihm näherte.
Als ein weiterer, diesmal noch lauterer Ruf ertönte, schreckte der Hirsch auf. Göflington sprang mit zusammengebissenen Zähnen und verkrampfter Muskulatur auf, hechtete sich, das Messer über seinem Kopf in Stellung zum Zustechen gehalten, auf den massigen Körper des Tieres zu. Wäre er einen Lidschlag schneller gewesen, so hätte er das Tier wohl noch erwischt, doch sein Messer fuhr ins leere. Unter lautem Getrampel und einem markerschütternden Schrei stürmte der Hirsch in die Wälder davon. Das Messer im Boden steckend ließ Göflington es los und rollte sich seitlich durch das nasse Moos ab. Er konnte gerade noch das massige Geweih des Tieres ausmachen, bevor es im Unterholz verschwand. Mit verärgertem Gesicht drehte er sich herum und erblickte einen großen, stabil gebauten Mann, der eine leichte Lederrüstung trug und dessen Kopf von einem ledernen Hut geziert war. Es war sein Arbeitgeber, Repko d'Orauntierris, der mit begeisterter Miene in die Richtung starrte in die der Hirsch soeben verschwunden war.
"Göflington, wieso hast du diesen Brocken flüchten lassen?", fragte dieser und starrte den Jäger an. Göflington war aufgestanden. Er war nicht sehr groß, etwa eine Handbreit kleiner als Repko, auch sein Körper war eher schmal angelegt, dennoch besaß er, wenn es darauf ankam, eine unsägliche Kraft. Mit einem verschmutzten Lumpen schmierte er sich das Blut aus dem von Zorn erröteten Gesicht und kratzte sich mit der anderen Hand den Schmutz aus seinem dichten, schwarzen Haar.
"Ich war noch nicht Nahe genug an ihm dran.", fauchte er und warf den Lappen beiseite. "Kannst du denn nicht wenigstens hier im Wald ruhig sein?" Repko zuckte mit den Achseln und rutschte den leichten Abhang hinunter auf den frustriert schauenden Mann zu. "Wieso hast du das Messer nicht einfach geworfen?", fragte Repko und grinste Göflington höhnisch an. Dieser packte in einer furiosen Geste sein Messer und zog es aus dem Dreck. Er wedelte mit der langen, scharfen Klinge, die nun von Laubteilen und erde beschmutzt war vor Repkos Gesicht herum.
"Sag mir zum einen, wie ich dieses Messer bitte werfen sollte. Sage mir zum anderen, wieso ich es denn werfen sollte, wenn in diesem Teil des Waldes zumeist Stille herrscht.", sprudelte er los und gestikulierte dabei heftig mit beiden Händen. Repko riss ihm mit finsterem Blick das Messer aus der Hand. Mit der anderen hob er ein etwa faustgroßes Stück Rinde vom Boden auf. Mit der linken Hand schnippte er die Rinde in hohem Bogen von sich weg, woraufhin er sofort mit dem Messer in der anderen Hand ausholte und es pfeilgerade mit der Klinge voraus in dieselbe Richtung warf.
Verwirrt sah Göflington seinem Messer nach. Es sauste direkt auf einen Baum zu. Bevor es einschlug, jedoch, durchbohrte es das durch die Luft fliegende Stück Rinde und trieb es somit an den Baum.
Während Göflington die Kinnlade herunterklappte starrte ihn Repko nur desinteressiert an, als habe er gerade etwas vollkommen Gewöhnliches getan. "Wo ist das Problem?", fragte er emotionslos und wieß mit der Hand entgegen des Baumes, in welchem das Messer steckte.
"Ich bin ein Pirschjäger. Was denkst du, weswegen ich mir Tierhaut überziehe und mir das Gesicht mit deren Blut beschmiere?", fragte er, die Wut über das Entkommen des Tieres deutlich abgekühlt. Wieder zuckte Repko mit den Achseln. "Weil es in irgeneiner Tradition steht?", fragte er. Göflington löhnte diese Bemerkung mit einem höhnischen Schnauben. "Nun, lass mich nur hier für dich Wild jagen. Der Jäger bin immernoch ich!", murmelte er neckisch. "Und ich bin immernoch der, der das Jagdrecht in diesem Teil des Waldes besitzt.", gab Repko mit derselben tonlosen Stimme zurück.
Es war schwer, es war schwer, Dinge wie Ironie oder Sarkasmus an Repko heranzubringen, das wusste Göflington, denn sein Arbeitgeber antwortete auf jede Frage mit einer passenden Antwort, sei die Frage ernst oder nicht ernst gemeint gewesen.
"Komm jetzt mit.", sagte dieser in leicht befehlendem Ton. "Ich habe einen netten Auftrag bekommen, bei dem ich deine Hilfe gut gebrauchen könnte." Er wartete, bis Göflington das Messer aus dem Baum gezogen hatte, bevor er den Abhang wieder hochkroch, der Göflington nur einen kurzen Satz abverlangte. "Für dieses wundervolle hätten wir sicher etwas um die zwei Dukaten bekommen.", sagte er und ein Hauch leichter Trauer schwang in seiner Stimme mit.
Dies sollte der Tag sein, an dem er Repko zum ersten mal laut lachen hörte. Sein Lachen war so laut, dass einige Vögel von einer Baumspitze aufschreckten und über den Wald davonflogen. "Zwei Dukaten? Zwei Dukaten hätte ich allein für die Schinken, die ein solches Prachttier gibt bekommen.", sagte er unter schwerem Atmen und gebremst von immer wiederkehrenden Lachkrämpfen, die, wie Göflington empfand, sehr übertrieben waren. "Vom Geweih und dem Leder ganz zu schweigen, Göflington, dieses Tier hätte bestimmt etwas um die acht oder neun Dukaten gebracht."
Göflington blieb stehen und bedeutete Repko mit einer Handbewegung, ebenfalls stehen zu bleiben. "Wie bitte?", fragte er. "Wenn ich einen Hirsch gefangen habe, hast du mir immer nur fünf, oder sechs Silberlinge dafür gegeben - Für ein Tier das acht oder neun Dukaten wert wäre." Repko drehte sich zu ihm herum und grinste ihn an. "Du bekommst von mir immer den zehnten Teil dessen, was man mir für ein von dir gefangenes Tier bezahlt, Göflington.", sagte er.
"Ist das nicht etwas wenig?", antwortete sein Gegenüber und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wie ich sehe würdest DU dieses Tier ja für zwei Dukaten verschwenken, also sei froh um deinen zehnten Teil und die sichere Einstellung die du bei mir hast.", sagte Repko, um einen Ton bemüht, der ausdrücken sollte, dass er um des Jägers nur das Beste wollte, doch klang seine Stimme gleichwohls monoton. Er legte Göflington einen Arm um die Schulter und lief weiter. Sie schwiegen für einige Zeit, lauschten nur den Geräuschen der Natur, den Vögeln, die in ihren Nestern riefen und den Bäumen, deren Blätter ruhig rauschten, während sich die Bäume im leichten Wind wogen. Ja, es war durchaus ein herrlicher Tag.
"Repko, ich weiß ja, dass wir Freunde sind, aber...", begann Göflington, doch er wurde von Repko unterbrochen. "Natürlich sind wir das." Göflington rang erneut um Worte. "Aber wenn du wirklich so viel verdienst mit dem Getier welches ich hier für dich jag', so könntest du's mir doch wenigstens etwas besser löhnen.", sagte er.
Repko verdrehte die Augen und senkte seine Mundwinkel, was Göflington allerdings nicht bemerkte, da er geradeaus schaute. "Ja, ich werde mir Gedanken darüber machen. Jetzt komm mit in meine Hütte. Ich will etwas mit dir besprechen."
The_question:
Immer und immer wieder sah sich die Person nach Feinden um. Ihr war nicht ganz wohl bei diesem Gebirge, da man von allerlei Seiten dunkle Gerüchte über Räuber und unbarmherzige Banditen erfuhr, die hier herumirren sollen. Die Person, welche den Namen Vintal trug, ging weiter über die Felsige Landschaft hinein in einen kleinen Waldabschnitt. "Hoffentlich bin ich bald im nächsten Dorf..." flüsterte er zu sich selbst, packte eine kleine Wasserflasche aus und trank ein paar Schlücke. Dann setzte er seine Reise fort. Er streifte durch die Bäume entlang eines Trampelpfades und sah zu, dass er schnell wieder aus dem Wald herauskam, da er ein sehr mulmiges Gefühl hatte.
Plötzlich - ein Rascheln zwischen den Blättern. Vintal drehte sich hastig in Richtung Geräusch und vernahm ein Zwitschern.
"Dummes Federvieh" knurrte er und wollte gerade umdrehen, als 3 Männer mit einem Messer vor ihm standen und ihn diabolisch angrinsten. Die Gestalten waren vielleicht 10 Zentimeter kleiner als Vintal.
"Hm... wie putzig..." grinste Vintal. "Gebt uns euer Geld oder ihr werdet büssen!" schrie einer in einem etwas seltsamen Dialekt. Doch bevor er zu einem neuen Satz kam, hatte Vintal seine Lanze hervorgezogen und schlug dem Banditen mit der vollen Breitseite ins Gesicht. Der Mann sank wie ein Sack Erz zu Boden, Vintal schnellte zwei Schritte zurück und ging wieder in Position.
"Na? Wer will, wer mag wer hat noch nicht?" fragte Vintal mit höhnischem Unterton. Die zwei übriggebliebenen Typen standen nur mit grossen, runden Augen verloren da, warteten 3 Sekunden und rannten dann so schnell sie konnten in den Schutz der schattigen Wälder.
"Feiglinge" wisperte Vintal, packte seine Lanze wieder ein und ging den Pfad weiter hinunter, aus dem Wald hinaus. "Und das sollen unbarmherzige und gefährliche Banditen sein? Hmpf, ich hatte mir mehr erwartet" schnauzte er.
Kaum aus dem Wald draussen sah er es schon, ein kleines Dorf in dem sogar schon um diese frühe Uhrzeit reges Treiben herrschte.
Vintal sprang die paar Felsen hinab und rastete kurz. "Hm... es ist nicht mehr weit... Meine Beine vertragen das Gelatsche nicht mehr..." sagte er wiedermal zu sich selbst, zog seinen Roten Umhang hinab und steckte ihn in seinen Rucksack. Zwei wunderschöne, große Drachenflügel kamen nun zum Vorschein, die Vintal gleich spannte und zum Gleiten ansetzte. Mit einem kleinen Sprung nach oben breitete er sie aus und gleitete in Richtung Dorf...
5 Minuten brauchte er, bis er kurz vorm Dorf angekommen war. Dazwischen musste er immer kleine Pausen einlegen, da das Gleiten einiges an Kraft verbrauchte. Etwa 10 meter entfernt vom Dorfeingang legte Vintal wieder seinen Umhang an. Schliesslich wollte er nicht auffallen oder jemanden mit seinen Drachenflügeln erschrecken.
Im Dorf angekommen, kamen Kinder auf ihn zugerannt und fragten ihn, ob er nicht mit ihnen spiele. Vintal mochte Kinder, aber er hatte gerade keine Zeit für Spiele. "Tut mir Leid kleines, später vielleicht" sprach er zu dem kleinen, blonden Mädchen. Dann ging er in Richtung Gasthof, um sich auszuruhen und mal wieder etwas zu trinken...
The_question
09.04.2005, 19:02
Und wieder gehts weiter mit den nächsten zwei Epis von kakaomaus und mir.
Viel Spaß beim Lesen :)
kakaomaus:
…
Diara blickte sich erst suchend, dann nicht findet und schließlich ein wenig gekränkt um. In dieser dunklen und vom stickigen und heißen Qualm der Raucher versifften Raum, der sich hier offenbar Gaststätte nannte, gab es nicht viel Auswahl an Männern, deren Blut sie wahrnehmen konnte, rein, sauber und vor allem doch am wichtigsten auch köstlich sein sollte. Ihre wunderbar grünen Augen hatten soeben einen großen Mann mit langen und fettigen Haaren erblickt, der jedoch nachdem er sich sein endgültig letztes Bier rein gezogen hatte, sich in ihre Richtung drehte und sie ein von Narben zerfurchtes Gesicht registrierte. Nase rümpfend schaute sie weiter umher, blickte dann jedoch ergebnislos auf ihr eigenes halb ausgetrunken Holzfässchen mit Honigwein. Ihre Schultern begannen wieder zu ziepen, als sie ihren Kopf ein wenig nach unten beugte, denn schon lange hatte sie weder einen anständigen Schlaf, noch eine ausreichende Ruhepause gehabt. Die letzten Monate, die sie teils in den hohen Bergen, teils in den niedrigen Tälern verbracht hatte um sich mit ihren dazu gewonnenen Fähigkeiten dank der neuen Lebenseinstellung als Blutsaugerin - die Unschuldigen unfreiwillig aber zwanghaft töten musste – auseinander zu setzen hatte, waren für sie hart und anstrengend gewesen, doch eigentlich hatte sie dieses Training nötig. Auf keinen Fall wollte sie verweichlichen, sie musste noch mehr lernen, noch mehr schaffen, noch mehr erreichen, wie sonst sollte sie der Ungerechtigkeit die sie bereits mit jungen Jahren durch Erniedrigung erfahren hatte, entgegen wirken?
Es war nicht leicht immer stark zu sein wenn sie doch lieber weinen wollte, doch niemand es zu dieser harten Zeit leicht.
Diara hob ihre rechte Hand und sah sich ihre ausgestreckten und vom Durst zitternden Finger im matten Licht der wenigen Kerzen an, mit denen sie zuletzt vor drei Tagen ein junges männliches Opfer in eine kalte sowie dunkle Ecke in einer unsittlichen Straße gezogen hatte, um ihm dann mit einer gewissen Leidenschaft das Leben zu rauben.
Diara lächelte kurz auf, scheute sich jedoch davor ihre spitzen Zähne zu zeigen, da sie womöglich sonst als Teufelsweib von den Leuten beschimpft, gedemütigt oder sonstige unfreundliche Dinge tun würden.
Mit einem verächtlichen Seufzer klagte sie abermals über ihr Pech an diesem Abend, nicht ein einziger Mann war in den vier Stunden, die sie augenscheinlich einsam und allein auf dem harten und alten Holzstuhl in der hintersten Ecke der Stätte verbracht hatte, durch die hölzerne Eingangstür ein noch aus marschiert.
Schon seit einer kurzen Weile begann ihr Durst wieder demonstrieren zu wollen, wie sehr sie von dem Lebenselixier abhängig war. Ein unangenehmes Kribbeln schlich von ihren Füßen bis in ihre dunkelroten Haarspitzen. Unbemerkt, unabsichtlich nahm sie die elfenbeinfarbene Kerze aus ihrer Halterung, pustete deren schwache Flamme aus um diese dann durch eine neben der Halterung stehende flammende Kerze wieder anzuzünden und dies tat sie wieder und wieder, bis die Gedanken über ein freies und vielleicht auch friedvolles Leben in ihrem Kopf aufhörten zu rumoren und sie endlich bemerkte was sie tat.
Schließlich beugte sie ihren Kopf weit in den Nacken, wieder nach vorne und bemerkte dann verächtlich wie sich eine lange Strähne aus dem zusammengebundenen, dunklen Haarschopf gelöst hatte und ihr nun mitten übers Gesicht hing. Die weite Kapuze ihres Umhangs war nach hinten weggerutscht und ließ die Sicht auf ihr hübsches doch nervös blickendes Gesicht frei. Das Fässchen von einer Tischseite zur anderen hin schiebend überlegte sie sich was sie nun, wo sie die Hoffnung auf einen Blutspender aufgeben wollte, machen sollte. Somit rückte sie ihren Stuhl zurück, stand auf und packte ihren Beutel, der sicher unter dem Umhang verdeckt gelegen hatte, um zum Wirt an der Theke zu gehen. Er schien ihr nicht besonders hell, auch wenn er vielleicht wusste wie man die Leute um viel Geld zu betrügen wusste. Diara ging mit langsamen und gleichmäßigen Schritten aus ihrer Ecke durch die dicht aneinander sitzenden Gäste, die sich lachend, schnallend, und versoffen zuredeten, als plötzlich eine Hand an der Stelle auf dem Umhang worunter sich ihr Bauch befand sie zum Stehen brachte. Diara bereute augenblicklich überhaupt hier herein gekommen zu sein, doch gleichzeitig war ihr klar, dass sie wenigstens diese Nacht an einem mehr oder weniger ruhigen Platz schlafen musste.
Bewahre die Ruhe!, redete sie sich selbst zu, denn sie wollte kein übergroßes Aufsehen erregen, was ihr in ihrem Zustand möglicherweise nur Scherereien verursachen würde da sie kaum ihre zitternden Hände still halten konnte. Vor allem aber musste sie versuchen sich zu beherrschen die unschuldigen Menschen nicht aus ihrer übereifrigen Gier nach Blut anzugreifen, waren sie noch so abscheulich, sie hatten den schnellen Tod nicht verdient. Zumindest nicht alle.
„Nehmt die Hand weg“, sagte sie dann mit einer gepressten und kalten Stimme, ohne zu der schändlichen Person hinzusehen. Ihr Herz pochte laut und schnell, doch das Herz des Mannes dessen Hand sich sofort aus ihrer Reichweite entfernte, den sie vorhin beobachtet und dann aus dem Kopf geschlagen hatte, schlug noch schneller. Eine tiefe und dröhnende Stimme, die womöglich den Raum erfüllt hätte wenn es nicht andere ebenso laute Stimmen lärmen würde, ertönte. „Oho! Wollt Ihr mir sagen was ich zu lassen habe?“ Dabei stand er für seinen betrunkenen Zustand viel zu schnell auf, schubste seinen Stuhl nach hinten um und krallte sich mit der Hand an der Schulter eines neben ihm sitzenden fest; der kurz schmerzvoll aufächzte; um nicht um zu fallen. Diara sah ihn nicht an, griff bloß zu ihrer Kapuze um diese dann wieder in ihr Gesicht zu ziehen und schritt dann tief ein und ausatmend weiter. Der Mann kam ihr nicht hinterher, setzte sich wieder, und tat als wäre nichts geschehen.
An der Theke angekommen wollte Diara die Aufmerksamkeit des Wirtes erlangen, doch der war tief in ein Gespräch mit einem anderen Mann beschäftigt.
Diara seufzte entnervt, zog schließlich ihre Kapuze wieder vom Kopf und rief dann: „HALLO! Ich bitte um Eure Aufmerksamkeit!“. Der Wirt drehte seinen Kopf zu ihr, riss dann schnell die Augen weit auf als er in ihr hübsches Gesicht blickte, das ihn sofort um seine mangelnde Aufmerksamkeit verlegen machte, und eilte zu ihr. „Was wünscht Ihr?“, fragte er mit einer lieblichen Stimme und versuchte mehr von ihr zu erhaschen, doch bis auf ihren Kopf und ihre auf der Theke liegenden Hände war nicht mehr zu erkennen. „Ein Zimmer.“ „Aber ja doch, ein Zimmer!“ Er drehte sich von ihr weg, untersuchte mit einem kurzen Blick ein mit Schlüsseln behängtes Regal und fragte dann freudestrahlend: „Ihr habt Glück, keines der Zimmer ist momentan belegt. Welches wünscht Ihr zu nehmen?“ „MEINES!“, brüllte plötzlich ein Mann, der hinter ihr aufgetaucht war und den Arm um ihren Umhang legen wollte, jedoch nichts zu fassen bekam, da Diara sich umwandte und zur Seite sprang. „Wagt es nicht sie anzufassen!“, rief der Wirt polternd und blickte dem Mann wütend ins Gesicht, der daraufhin wieder davon ging.
„Es ist mir egal, gebt mir einfach einen Schlüssel. Schnell!“ Der Wirt drehte sich erneut um, griff einen beliebigen Schlüssel. „Auf welchen Namen soll ich die Rechnung schreiben?“, fragte er dann und hoffte auf ein kleines Gespräch. „Keinen Namen, ich zahle auf die Hand, wenn es genehm ist.“ „Sicher, sicher! Keiner solch hübschen Maid würde ich doch nichts….“ „Spart Euch die Worte und gebt mir bitte den Schlüssel, es sei denn Ihr führt mich zu meinem Zimmer“, unterbrach Diara ihn augenblicklich und war froh einen kleinen und verdreckten Schlüssel endlich in ihrer Hand halten zu können. Sie bedankte sich dann mit einem kleinen Knicks, und folgte dem Wirt, der sie hinter sich her winkte.
Unmittelbar bevor sie eine Tür erreichte, durch die man den stickigen Raum verließ, drehte sie sich zur Tür. Gerade war eine vermutlich männliche Gestalt zur Eingangstür hereingekommen, der ihr Interesse mit jeder Sekunde mehr weckte. Sie erhaschte mithilfe ihrer Augen die auch in der Dunkelheit ein wenig besser sehen konnten als die der Sterblichen, einen Blick in seine feuerroten Augen. Mehr konnte sie leider nicht erkennen, da er einen roten Umhang trug, mit dem er sich gut zu verhüllen wusste. Sogar von ihrem Standpunkt aus in diesem nach allem möglich riechenden Loch konnte sie sein gesundes und kräftiges Blut riechen, seinen impulsiven Herzschlag vernehmen und dann plötzlich setzte sie ein nachdenkliches Gesicht auf. Sein Blut roch nicht nach dem Blut anderer Sterblicher.
Seine Gedanken kreisten um die Frage ob es richtig war hier herein gekommen zu sein, doch gab er sich selbst gleich die Antwort. Es war notwendig…
Auch wenn Diara Acht ob ihrer eigenen Sicherheit geben musste, ihr war im Moment vieles egal, sie wollte bloß endlich wieder Blut trinken.
Mit dem Schlüssel in der einen Hand hängte sie sich ihren Beutel mit der anderen um und versuchte die Aufmerksamkeit des Mannes zu erlangen. Seine Augen waren so unglaublich interessant, ein Adrenalinstoß mischte ihr eigenes Blut auf und endlich, als seine Augen kurz an ihr vorbei blickten und dabei an ihrem Gesicht hängen blieb, hob sie ihre Hand um ihm verständlich zu machen, er solle ihr folgen. Dabei legte sie ein geheimnisvolles Lächeln auf. Und siehe da, er hatte den Wink verstanden, kam langsam auf sie zu. Es tat ihr schon jetzt um sein Leben leid, sie hätte ihm dies gerne erspart, zumal sie es hasste zu töten, doch dies war der Lauf der Dinge und immerhin, sie wusste mit ihren Kräften zu helfen. Diara lächelte weiterhin, nahm den immer stärker werdenden Geruch des vermischten Bluts war. Und bald hatte er sie fast erreicht…
The_question:
"Hm" grummelte Vintal als er in die Richtung der geheimnissvollen Person schritt. Seltsam, sonst wollte niemand etwas von ihm wissen, da seine Körpergröße und die geheimnisvolle Gestalt seiner selbst die meisten Menschen abschreckte. Vintal hatte jedoch eine Schwäche für Frauen, so konnte er ihr angebot nicht ablehnen. Eigentlich war er auf der Suche nach einem kleinen Auftrag oder einer Mission, da ihm etwas Geld in seinem Beutel sicher gut bekommen würde, mal abgesehen davon, dass seine Waffen mal wieder nachgezogen gehören würden, die von seiner langen Reise mittlerweile schon ziemlich kaputt geworden waren. Er vernahm eine ungewöhnliche Ausstrahlung dieser Frau... was es wohl war? Es scherte ihn momentan nicht wirklich.
Wenige Meter vor der Frau musste Vintal kurz zurückweichen, da ein Mann im suff sich vor ihm übergeben hatte. "Widerliches Menschenpack..." flüsterte er zu sich selbst, übersprang die ekelhafte Brühe und stand nun direkt vor der geheimnisvollen, verhüllten Dame. "Was wünscht ihr, holde Maid?" sprach Vintal, doch sie gab kein Wort zurück. Sie gab nur seltsame Handzeichen, die vermutlich "Hier ist es zu laut um zu reden" bedeuteten. Vintal wusste es nicht, aber er folgte ihr, wenn ihm auch etwas mulmig bei der Sache war. Die Treppen hinauf folgte Er ihr, und sie folgte scheinbar dem Wirt des Hauses bishin zu einer hölzernen und blankpolierten Türe. "Hier, euer Zimmer gnädige Frau" sprach er. "Ihr wolltet auf die Hand zahlen? Das würde dann 5 Goldstücke kosten." sprach der Wirt und streckte schon die Hand aus, um das Geld entgegenzunehmen. Die Dame zog einen kleinen Beutel aus ihrem Umhang hervor, zählte 5 Goldstücke und übergab sie dem fast zahnlosen Mann. Dann huschte sie in das Zimmer hinein und wollte scheinbar, dass Vintal ihr folge... Irgendetwas gefiel ihm nicht an der Sache... Er wusste nicht was es war... vielleicht diese Ausstrahlung... Jedenfalls werde er Acht geben. Er folgte ihr und schloss die Türe. Er striff ein paar seiner schwarzen Strähnen aus seinem Gesicht um seinen Augen wieder etwas mehr Sicht zu verschaffen. Er blickte ihr gerade nicht in die Augen sondern sah sich in dem Raum um. Es roch ein wenig seltsam, was wohl an der massiven Menschenmasse unten lag. Doch ein anderer Duft kam ihm in der Nase. Es war irgendwie unbeschreiblich, soetwas hatte er bis heute nicht gerochen... Es war etwas fremdes, anziehendes.
Vintal war sich sicher dass es von dieser jungen Dame kam, die inzwischen ihre Kapuze abgenomen hatte...
"Und... was... wolltet ihr nun von mir?" sprach Vintal gelassen. Dann drehte sich die Maid um und grinste mit angehobenem Mundwinkel. Dieses Grinsen gefiel Vintal nicht, auch wenn er das Gesicht der Maid wunderschön fand...
Sie kam Vintal immer näher, und je näher sie kam, desto diabolischer grinste sie...
MfG
-Tq-
Bevor es weiter geht, wollte ich nur mal sagen, dass das Kritisieren hier durchaus erlaubt, sogar erwünscht ist. Also: tut euch keinen Zwang an ^__^
Und nun zu den Episoden, dieses mal von mir und Kakaomaus.
Viel Spass :)
DJ n:
Kaum hatte die Bewusstlosigkeit, die Trigaram plötzlich nach der Unterredung mit dem Kaiser erfasst hatte, seinen Geist wieder frei gegeben, spürte er sofort ein flaues Gefühl in der Magengegend. Ein Knurren verriet ihm dann, dass es der Hunger war, der ihn hatte erwachen lassen.
Als er seine Augen aufschlug, blickte der halbe Dunkelelf an eine schwarze, steinerne Decke, die von zwei, sich kreuzenden Balken scheinbar vor dem Einsturz gesichert wurde. Der Raum wurde in ein gedämpftes Licht getaucht, welches von einigen Öllampen kam. An sich war die Kammer, in der sich Trigaram befand, recht karg eingerichtet: ein Bett, in dem sich Trigaram befand, daneben stand ein kleiner Tisch mit einem Teller Fleisch, Brot und Käse und vor dem Tisch ein Stuhl, über dem die Kleidung Trigarams sorgfältig gefaltet hing. Seine Waffen hatte man auf die Sitzfläche des Stuhls gelegt und, wie Trigaram feststellte, nachdem er sich angezogen und gestärkt hatte, geschärft und von Kerben befreit. >>Dieser Kaiser ist scheinbar sehr auf mein Wohlergehen erpicht…<< dachte Trigaram und wurde sich der Ironie der Sache bewusst, als er daran zurück dachte, unter welchen Umständen man ihn und diesen Astiroth an den Ort, wo auch immer er sich befinden mochte, gebracht hatte; wo befand sich Astiroth überhaupt?
Trigaram vermutete, dass auch er sich in einer solchen Kammer wieder gefunden hatte und vermutlich auch neue Kleidung bekommen hatte, denn Trigaram war aufgefallen, dass sein Umhang geflickt und seine schwarze, ärmellose Lederrüstung nachgebessert worden war, ebenso hatten seine Schuhe neue Sohlen und die Hose war gewaschen und geflickt worden.
Nachdem Trigaram den Teller und die Karaffe mit Wasser, die daneben gestanden hatte, geleert und sorgfältig aus dem Weg geräumt hatte, fiel ihm ein Pergament auf, welches sich scheinbar hinter der Karaffe befunden haben musste. Das Sigel war ein einfacher Tropfen schwarzen Wachses ohne jegliche Verzierung eines Siegelringes.
Der halbe Dunkelelf erbrach das Siegel und rollte das Pergament aus. Auf ihm standen in einer schnörkellosen und einfachen Schrift einige Anweisungen für ihn; unter anderem erklärte man ihm, dass in den Stallungen ein Pferd auf ihn warten würde. Des Weiteren würde er am Sattel einen Jagdbogen und einen entsprechenden Köcher mit Pfeilen finden, die ihm der Kaiser in seiner unendlichen Großzügigkeit zur Verfügung gestellt hatte; bei dieser Phrase musste Trigaram unwillkürlich boshaft grinsen und stellte sich insgeheim vor, wie er dem Fettsack von einem Kaiser das Herz raus schneiden und ihm zum Fraße vorsetzen würde, nachdem er zuerst diesem überheblichen und arroganten Dunkelelfen, Zargoch war sein Name, zur Hölle hatte fahren lassen…
Trigaram verwarf den Gedanken wieder schnell, denn er wusste nicht, ob sich einer der Diener des Kaisers in der Nähe aufhielten und zufällig seine Gedanken lasen. Daher entschloss er sich, das Pergament weiter zu lesen.
Es standen noch einige Zeilen darüber, wohin er und Astiroth sich zuerst begeben sollten: ihr erstes Ziel sollte der Hafen des Kaiserreiches sein, der eine 12 Tages-Reise nördlich von der Hauptstadt, in der sich Trigaram also befand, liegen sollte. Dort hatte man bereits ein Schiff für die beiden bereit gemacht, welches sie auf den Kontinent nördlich von Garmil, dem Kontinent auf dem sich sowohl das Reich des Kaisers, als auch die westlichen Königreiche befanden, lag. Dort sollten, so hatten einige Spione des Kaisers herausgefunden, in eine der vielen Wüsten, die es auf dem Kontinent Tareisos gab, sich die Armschienen der besagten Rüstung befinden. Diese galt es, der Wortwahl nach zu urteilen, so schnell es ginge, zu finden und in die Hauptstadt zu schaffen.
„Also nur ein kleiner Ausflug übers Meer und in eine Wüste auf einem Wüstenkontinent… herrlich…“ murmelte Trigaram und rollte das Pergament zusammen, um es unter seinem Umhang verschwinden zu lassen. „Ich hasse Schiffe, ich hasse Seereisen und vor allem hasse ich Wüsten…“ knurrte der halbe Dunkelelf verdrossen und wandte sich zur Tür. Zu seinem Erstaunen war die Tür geöffnet und im Türrahmen stand Astiroth, dem man tatsächlich neue Kleidung gegeben hatte und blickte Trigaram mit einer Mischung aus Musterung und Spott an. „Was ist?“ zischte Trigaram kalt; er hasste es, belauscht zu werden, vor allem wenn er nicht mitbekam, wenn jemand ihn belauschte. „Nichts, nichts.“ Beteuerte Astiroth mit aufgesetzter Unschuldsmiene, konnte sich aber ein dünnes Grinsen nicht verkneifen. „Dann mal auf, mein gemischter Freund! Wir sind ab heute Partner!“ sagte der Mensch und das Grinsen breitete sich nun offen und ganz auf seinem ausgemergelten Gesicht aus. Trigaram bedachte Astiroth nur mit einem langen, dunklen blick, bevor er auf ihn zu ging und mit ihm zusammen durch die schwarzen Korridore ging, auf dem Weg zu den Stallungen. >>Das wird eine tolle Partnerschaft…<<
Kakaomaus:
]Der Gesichtsausdruck des vor Diara stehenden Mannes zeigte eine starke Verunsicherung, die auf Diara umschlug. Sie war kaum noch von ihm entfernt, blieb dann jedoch stehen um ihn erneut zu mustern. Ihr Gefühl warnte sie vor etwas, das in ihm lauerte.
Es könnte sehr schnell gehen, sie müsste nur noch zwei Schritte gehen, schnell mit ihren Händen Kinn und Nacken auseinander drücken und dann ihre flinken und spitzen Zähne in sein warmes und weiches Fleisch drücken um dann endlich sein wunderbares Blut zu kosten.
Doch mit ihrem Innehalten machte sie ihn noch unsicherer.
„Wer seid Ihr!?“, fragte er erneut und versuchte eine weitere Regung in ihrem Gesicht wahrzunehmen.
Diara lächelte, streifte ihren Beutel vom Körper neben sich auf den dreckigen und alten Boden, knöpfte ihren Umhang auf und warf diesen ebenfalls auf den Boden. Mit ihrer erhobenen Hand ließ sie ihn wissen es ihr nach zu tun, und so, jedoch etwas widerwillig, streifte er seinen Rucksack ab, stellte diesen sanft auf dem Boden ab, um dann noch unerfreuter seinen Umhang auf den Boden gleiten zu lassen. Kurzerhand machte Diara kehrt um eine Kerze auf einem nahe stehenden Tisch mit einem daneben liegenden Streichholz anzuzünden, um ihn in dieser ungemütlichen Dunkelheit trotz ihres fabelhaften Augenlichts besser betrachten zu können. In diesem matten Licht erschrak sie vor den Drachenflügel, die hinter seinem Rücken hervorschauten. Nicht weniger erschrocken darüber stellte sie fest, dass an seinen Füßen Krallen herauswuchsen und er offenbar keine richtigen Schuhe trug. Er jedoch sah nicht sehr unglücklich aus beim Anblick ihres dunkelroten und knöchellangen Kleides, der ihre Figur schlank und lang erscheinen ließ.
„Was für ein Geschöpf seid denn Ihr!?“, fragte sie schließlich mit einem kurzen Blick der Verängstigung und um ihrem Bauch, der ohnehin die ganze Zeit etwas vorausgeahnt hatte, endlich das Gefühl der Einsicht zu geben.
Nun bin ich wohl doch in Arme einer verängstigen Frau gelaufen, das schaffe ich wohl immer wieder! Und wie sie mich ansieht! Als wäre ich ein Ungeheuer, wobei ich das in ihren Augen wahrscheinlich bin. Was mache ich denn nun bloß!? Wenn sie jetzt versucht zu fliehen und dann die Menschen unten warnen will, soll ich… Ich will ihr nichts antun…
„Ihr schuldet mir eine Antwort“, sagte Diara sanft und kam ihm vorsichtig näher. „Nennt mir wenigstens Euren werten Namen“, bat sie noch einmal um eine Antwort und sah ihn mit wachsamen Augen an.
„Mein Name…“ …ich bin erstaunt dass sie noch nicht die Flucht ergriffen hat …“… ist Vintal van Question und es wundert mich ein wenig, dass Ihr…“ „Nun bitte, sagt mir, was Ihr für ein Geschöpf seid“, unterbrach Diara ihn seltsam erregt und starrte seine schönen Augen an.
„Ich bin halb Mensch, halb Drache, falls Euch diese Antwort genügt“, antwortete Vintal gelassen, unterdrückte seine nervöse Ader. Diara hob den Kopf ein wenig an da sie erneut seinen würzigen Blutgeruch wahrnahm. „So jung…“, flüsterte sie mehr zu sich selbst und trat ihm näher. „Was wollt Ihr von mir? Ihr seht was ich bin, ich kann erkennen dass Ihr Angst habt und doch sind wir noch in diesem Raum, zusammen…“, fragte Vintal sie, bevor sie ihm zu nahe kam. „Genießt doch einfach…oder habt Ihr gelernt zu verlernen?“, antwortete sie daraufhin, wohl wissend dass sie ihn nur noch mehr verwirrte. Oder habt Ihr gelernt zu verlernen, was bitte soll denn das?
Diara lächelte matt und blickte an seinem Körper hinunter, blieb dabei mit dem Blick zuerst an seinen langen schwarzen Haaren hängen ehe sie seine Kleidung, die sie mit einem leichten Nicken vernahm, außer Betracht ließ. Am kaum erkennbaren Gürtel hingen zwei Mithril –Wurfringe, die Diara – wäre sie jetzt in einer brenzligen Situation – zur Fluchtannahme verleiten ließen. Vintal, von ihrer langatmigen Stille beunruhigt, ahnte Ungutes, hob die Hände, an denen Diara goldene Armreife sowie Metallene Handschuhe vernahm und ließ diese an seinen Gürtel herantasten. „Glaubt Ihr diese Ringe werden nötig sein um mich zu bekämpfen?“, fragte Diara mit einem immerzu lächelnden Gesichtausdruck. Sie wollte ihre Hände ebenfalls heben, doch sie zitterten derartig stark, dass sie es nicht wagte großartige Bewegungen zu vernehmen. Doch um zu Vintal ´s Blut zu gelangen musste sie sich schon noch anstrengen, da er nicht den Eindruck vernehmen ließ als würde es ihr einfach machen.
Da fiel ihr ein dass sie vielleicht doch auf seine Frage antworten sollte, nur wo wäre dann der Spaß?
Ihre Zunge tastete an ihren spitzen Zahn und langsam begann ihr Wahrnehmungssinn zu schwinden.
Sie schritt auf ihn zu, wagte es ihre zitternde Hand zu heben und sein weiches Haar zu berühren. Mit einer sanften Bewegung strich sie dieses aus seinem Gesicht hinter sein Ohr, wo sie mit kurzem Seitenblick einen Kristallohrring registrierte.
Irgendwas stimmt hier nicht, irgendwas… Ich hab kein gutes Gefühl…, dachte Vintal erneut, diesmal verstört.
Diara blickte ihm in seine roten Augen, streichelte ihm mit ihrer Hand leicht über seine Wange und verspürte den innigen Wunsch ihn verschonen zu können.
Solche wunderschönen grünen Augen…, schoss es ihm durch den Kopf.
Mit ihrer anderen Hand streifte sie seine Hand, die die Ringe ergriffen hatten und wohl wurfbereit waren, vom Gürtel weg und verschränkte ihre Finger in den seinen.
Seine Augen wurden unruhig, blickten zwischen ihren Augen hin und her, verrieten große Unsicherheit, verengten sich und schließlich war er sich selbst nicht mehr sicher was er wollte.
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, sein Blut floss derartig schnell dass Diara es kaum ertragen konnte ihn so hinzuhalten und doch, sie geriet in einen Zwiespalt, der sie immer noch innehalten ließ, mit der einen Hand an seiner Wange. Ihre Nasenspitze und ihre Lippen berührte kaum seine als er den Kampf mit sich selbst gewonnen hatte und sie noch widerwilliger als zuvor mit seiner freien Hand ein paar Schritte wegstieß.
„Himmelherrgott noch einmal! Was für ein Wesen seid Ihr? Ich spüre doch ganz deutlich, dass etwas nicht stimmt!“, rief Vintal hervor und sah sie erblassend an. Diara hob ihre zitternden Hände an ihr eigenes Gesicht und ließ sich müde auf den Boden sinken. „Bitte“, flehte sie ihn an „Vergebt mir, doch ich brauche es…! Ich trachte danach, seit Monaten und kann nicht leben ohne. Ich bin ein Geschöpf der Nacht und erhalte mich durch Blut der Menschen am Leben!“
Vintal schreckte panisch zurück, ergriff seine Ringe erneut und ließ diese dann wieder los. Armes Geschöpf!, fiel ihm nur dazu ein. „Es tut mir Leid um Euch, doch mein Leben werde Ich euch nicht geben. Zumindest nicht mein Blut“, sagte er mitleidig, doch noch immer nicht sicher ob ihrer Person. Diara blickte hoffnungslos zu ihm hoch, sah widerwärtige Neugierde in seinen roten Augen und schüttelte dann den Kopf. „Vergebt mir, ich kann nichts gegen mein Schicksal tun.“
Sie versuchte aufzustehen, sackte dann jedoch wieder auf den Boden...
DJ n
Liferipper
10.04.2005, 16:57
Befinden sich eigentlich Revilo und Diara im selben Reich? Falls ja solltet ihr euch auf eine Währung einigen:
Revilo rechnet bei seinem Hirsch mit Dukaten und Silberlingen, während Diara für ihr Zimmer mit Goldstücken zahlt.
Sollten sich die beiden in unterschiedlichen Reichen aufhalten, will ich natürlich nichts gesagt haben (aber beim Umherreisen Besuch der Wechselstuben nicht vergessen ;)).
Und da ihr unbedingt Kritik wollt:
Zum Glück hat die umständliche Schreibweise nachgelassen (was allerdings auch an den Schreibern liegen könnte). Die Geschichte... naja, bisher kocht eigentlich jeder sein eigenes Süppchen, deswegen kann ich dazu noch nicht viel sagen. Mal abwarten, wie es sich weiter entwickelt.
Und ganz großer Pluspunkt: Ein Vampir. Ich steh auf Untote :D.
Und ein neuer Schub... dieses Mal freundlicherweise bereitgestellt von The_question und mir.
The_question:
Hin und her gingen Vintals Gedanken, konnte er keinen klaren fassen.
Was solle er nun tun? Dann schoss ihm ein ungemein fieser Gedanke durch den Kopf.
"Ihr sucht euch also ein Opfer...hm?" fragte Vintal mit einem etwas gewagtem Unterton. Die Dame nickte nur, scheinbar war sie schon zu schwach um zu sprechen.
"Nun... Ich traf unterwegs auf einige seltsame Menschen, die mir nach Geld und Leben trachteten... sollten euch diese ausreichen, führe ich euch gern zu ihnen, wenn ihr so sehr durstet. Ich weiss zwar nicht, ob ich euch auf dem Weg vertrauen kann, aber irgendetwas sagt mir, dass ihr das Herz am rechten Fleck tragt" sprach er. Wieder nur nickte die Maid, die wenige Meter vor ihm kniete. "Seid ihr fähig zu laufen?" fragte er neugierig, als er sich zu ihr herunterbückte um ihr in das Antlitz zu blicken. Sie schüttelte den Kopf. "Hm... scheint wohl schwieriger zu werden als ich dachte, aber immerhin hab ich jetzt wieder was zu tun" lachte Vintal ihr entgegen.
Seltsam, er versuchte die Stimmung zu heben, obwohl ihm diese Dame eben noch nach dem Lebenssaft trachtete...
Vintal stand wieder auf und half der jungen Maid auf die Beine. "Ich werde euch ein wenig tragen müssen, jedoch müsen wir zuerst hier raus." sagte er. Mittlerweile war es wieder etwas ruhiger in der Taverne geworden und die größten Nebelschwaden hatten sich schon verzogen. Vintal half ihr die Treppen herunter und ging mit ihr zur Türe hinaus. Mittlerweile war es schon dunkel geworden und die Sterne funkelten am düsteren Firmament. "Der Ort von dem ich sprach liegt etwa 30 Meter von hier entfernt, es wird also nicht sehr lange dauern" sprach er zu ihr. Er nahm ihre Hand und marschierte in Richtung Haupttor.
Als er es durchschritt sah er sich nocheinmal kurz um. Als er keine Menschenseele erblickte, zog er wieder seinen Umhang herunter und packte ihn in seinen Rucksack. "Ihr müsst euch jetzt gut festhalten" sagte er, und daraufhin packte die junge Dame seine Hände. Vintal ging in die Knie und setzte zum Sprung an. Mit einem Happs war er in der Luft und fing an mit seinen Flügeln zu gleiten. Jedoch kam er nicht so weit, da er jetzt etwas mehr Gepäck dabei hatte. Es kostete ihn ziemlich viel Kraft so zu gleiten, jedoch musste er einer Frau in Not helfen.
Nach einiger Zeit kamen sie am Fusse des kleinen Waldstücks an, durch den Vintal schon einmal gegangen war. Die beiden gingen ein paar Schritte hinein, und es dauerte nicht lange, bis die Geräusche der Nacht durch andere Geräusche gestört wurden. Da es jetzt Nacht war, musste Vintal doppelt Acht geben. Und schon kamen sie angerannt. Zwei bullige Banditen, mit Messern bewaffnet, die die beiden nach Geld und anderen Sachen von Wert fragten...
CK-2587
Schweigend begleitete Astiroth seinen zwangsernannten Partner und Mitstreiter, nicht ohne dass seine Hand in einer raschen Bewegung unter seinen neuen Umhang glitt, den er neben dem Bett, in dem er erwacht war, gefunden hatte. Sofort fühlte er den beruhigenden Griff des Dolches, ebenso neu wie sein Umhang, der sich geradezu einladend an seine Hand schmiegte und ihm das Bild der Waffe heraufbeschwor, wie sie neben dem Umhang gelegen hatte. Die gekrümmte Klinge und der schmucklose Griff zeigten kein Zeichen ihres Schmiedes und doch hatte Astiroth sofort gemerkt, dass es mit dieser Waffe eine besondere Bewandtnis hatte... von ihr geschlagene Wunden würden sich nicht einfach wieder schließen. Er wusste nicht, welche dunkle Macht bei der Erschaffung des Dolches angewandt war- er wollte es gar nicht wissen- doch das Resultat blieb: in den Rücken des Halbelfen getrieben, würde sie ihn langsam verbluten lassen.
Trigarams Kopf neigte sich leicht zur Seite und Astiroths Hand verschwand aus seinem Umhang. Wunschdenken... das Halbblut war um einiges zu wachsam, besonders in Verbindung mit Astiroth, um ihn hinterrücks zu ermeucheln. Außerdem hatte das geheimnisvolle Pergament, welches die Gaben komplettierte, die Astiroth nach seinem Erwachen aus dem unfreiwilligen Schlaf gefunden hatte, die Möglichkeit ausgeschlossen, sich Trigarams bereits jetzt zu entledigen. Für die vor im liegende Aufgabe würde Astiroth den halbblütigen Hexer brauchen- so bitter diese Einsicht auch schmecken mochte. Sollte das Artefakt jedoch erst einmal beschafft sein... Rasch konzentrierte Astiroth sich vollkommen auf eine der den Korridor erhellenden Wandfackeln, als wolle er all ihre Details in seinem Gedächtnis abspeichern, um sie später abzuzeichnen. Der verfluchte Halbelf konnte möglicherweise ebenso Gedankenlesen wie der Dunkelelf Zargoch, der sich mit Trigaram bereits eine Art spirituelles Kräftemessen geliefert hatte. Dass keiner der Beiden dabei umgekommen war, wertete Astiroth als unumstößliches Anzeichen dafür, dass das Schicksal ihm nicht gewogen war... würde er an so etwas wie das Schicksal oder die angeblichen Götter dieser Welt glauben.
Der fackelerhellte Korridor endete schließlich an einer schweren, durch einen in ein schwarzes Livree gekleideten Menschen Holztür, die vom selbigen nicht ohne ein unterwürfiges Lächeln, welches Astiroth beinahe die Galle sauer in seiner Kehle aufsteigen ließ, geöffnet wurde, woraufhin die beiden unfreiwilligen Gefährten aus dem Gebäude heraustraten, in dem sie ihren Zwangsschlaf absolviert hatten. Ein undefinierbarer, fast schon subtiler Gestank lag in der Luft, der perfekt zu der kränklich-gelben Farbe der Wolken passen wollte, die den Himmel verschleierten und die Strahlen der Sonne, die bereits hoch stehen musste, nur in verzerrter Form auf die Oberfläche stoßen ließen. Trigaram verzog angewidert das Gesicht und stöhnte dann frustriert auf, als er nach einem Schritt vorwärts feststellen musste, dass der Schlamm auf der Strasse fast knöcheltief war.
Etwas weiter voraus konnte Astiroth problemlos den turmhoch drohend prangenden Palast erkennen, in dem der Kaiser sie empfangen haben musste- im Vergleich dazu wirkte das Gebäude, das sie gerade verlassen hatten, wie eine schäbige Baracke für noch schäbigere Untergebene des großmächtigen Regenten, was wohl exakt die Kategorie war, in die Trigaram und Astiroth nun fallen durften.
Auf den Strassen irrten in geduckter, ängstlicher Haltung Menschen umher, gekleidet in grobes, schmutziges Leinentuch, die den Eindruck der arbeitenden Bevölkerung vermittelten, die dafür sorgten, dass es dem Kaiser und seiner riesigen Armee an nichts mangelnde. Vereinzelt patrouillierten Soldaten ähnlich denen, die den Dunkelelfen Zargoch bekleidet hatten, durch die schlammigen Strassen der Stadt und brachten jene Arbeiter zur Räson, die der Last der zu verrichtenden Arbeit- hauptsächlich das Schleppen schwerer Säcke, wie Astiroth feststellte- nichts mehr entgegenzusetzen hatten, wozu sie die Schafte ihrer Speere mit roher Gewalt einsetzten. Viele der sie umgebenden Steinhäuser hatten Schornsteine, aus denen schmutziger Rauch aufstieg. Orks jedoch sah Astiroth keine.
„Was für ein schönes Plätzchen...“ , kommentierte er bissig und ging schließlich weiter, ohne sich um den unter seinen Stiefeln schmatzend hervorquellenden Matsch zu kümmern.
„Wenigstens gibt es hier keine Orks...“, entgegnete Trigaram und hatte die durch sein Zögern, in den Matsch zu treten, entstandene Distanz zwischen ihnen rasch überwunden. „Und dass der Kaiser uns in seinem Palast übernachten lässt, wäre wohl zuviel verlangt...“
Astiroth knurrte an Stelle einer Antwort, ehe sie ein Haus erblickt hatten, welches ganz nach Stallungen aussah. Zu Trigarams sichtlicher Erleichterung lag es in eine Richtung, in der der Schlammweg einer gepflasterten Strasse wich. Die einfachen Menschen wichen ihnen weiträumig aus, während sie auf die Stallungen zusteuerten. Einer machte den Fehler, Astiroth kurz anzustarren und anzuhalten, was ihm einen brutalen Hieb durch einen zufällig anwesenden Soldaten einbrachte. Lautlos brach der Arbeiter im Schlamm zusammen und Astiroth wandte sich mit schwindendem Interesse ab. Trigaram jedoch wirkte, als würde ihm die Behandlung dieser Arbeiter- die auch Sklaven sein konnten- im höchsten Maße missfallen.
„Bist wohl nicht weit rumgekommen, was...?“, brummte er dem Halbelfen gehässig zu, der seinen Blick immer noch nicht von der leblosen und nun auch schlammverdreckten Gestalt lösen konnte, die von dem Soldaten weggeschleift wurde. Der Halbelf starrte ihn eine Weile lang mit einer akuten Drohung in den Augen an, verschluckte dann jedoch eine scharfe Entgegnung und ging mit doppelter Geschwindigkeit weiter.
Vor den Stallungen wartete ein weiterer livrierter Diener, dessen dümmliches Lächeln und heuchlerisches Gehabe Astiroth einen gefährlichen Schimmer in die eisblauen Augen zauberte.
„Unser allmächtiger Herr hat für Euch bereits Pferde herrichten lassen, edle Herren...“, begrüßte der Diener sie mit einer übertriebenen Verbeugung. Offenbar war an alles gedacht worden.
„Gut... zeige sie uns, wir haben es eilig“, befahl Trigaram. Astiroth war überrascht, wie befehlsgewohnt die Stimme des Halbdunkelelfen plötzlich klang.
„Sehr wohl, edle Herren...“
Der Lakai kroch beinahe vor ihnen her, weiter in die Stallungen herein, deren meiste Boxen leer waren. Lediglich in zweien machte Astioth die Silhouetten von Pferden aus- offenbar waren diese Tiere für sie bestimmt. Diese Annahme bestätigte sich, als der livrierte Mann vor eben diesen innehielt.
„Hier sind sie, edle Herren... Rosse der edelsten Rasse, leicht ausgestattet für schnelle Reisen...“
Trigaram nickte anerkennend und trat näher an die rechte Box, aus der ein schwarzer Pferdekopf herausschaute. Wie der Diener hatte verlauten lassen, waren die Pferde lediglich leicht aufgezäumt wurden und trugen keinerlei Panzerung wie jene, die in der Schlacht eingesetzt wurden. Missmutig starrte Astiroth das andere Pferd, welches dann wohl seines werden würde, an. Leider schien dieses den Blick zu bemerken und schnaubte laut, was gleichzeitig angewidert und feindseelig klang. Auf Trigarams Zügen zeigte sich der Anflug eines Grinsens. Er hatte keine Probleme mit seinem Pferd.
„Hab’ etwas Respekt, Astiroth... ein solches Pferd spürt es, wenn du es verachtest...“ Mehr als nur ein wenig Arroganz schwang in seiner Stimme mit.
„Der edle Herr Dunkelelf hat recht, edler Herr...“, stimmte der Diener im zu allem Überfluss zu, es offenbar nicht wagend, Trigaram als das zu titulieren, was er wahr. Ein verdammter Mischling. „Ihr müsst Vorsicht walten lassen und...“
Urplötzlich setzte Astiroth sich fast schemenhaft schnell in Bewegung und wenig später starrte der livrierte Lakai ungläubig auf den Dolch, der ihm bis zum Heft in die Brust gerammt worden war.
„Haltet Euch besser an Eure eigenen Ratschläge...“, meinte Astiroth ungerührt und zog seine Waffe wieder aus der klaffenden Wunde. Der Diener röchelte und brach schließlich vor den schmutzigen Füßen des Menschen zusammen. Nachdem er die Waffe abgewischt und wieder in seinem Umhang verstaut hatte, bemerkte er den fast anklagenden Blick Trigarams, der auf ihm lastete.
„Ein Speichellecker weniger...“, sagte er mit einer wegwerfenden Geste und stieg über die Leiche des Dieners zu der Box seines Pferdes, dessen Zügel er ergriff, nachdem er sie geöffnet hatte.
„Und du Klepper kommst jetzt mit...“, knurrte er ungehalten, mit roher Gewalt ziehend. Trigaram schüttelte missbilligend und etwas erschüttert den Kopf, ehe er seinem durch ein kurzes Ziehen zu verstehen gab, das er aufbrechen wollte. Bereitwillig folgte ihm das Tier- und kurz darauf auch Astiroths. Der hagere Mensch ließ ein unterdrücktes Knurren vernehmen. Er wusste bereits jetzt, dass die folgende Reise kein Vergnügen sein würde...
Weiter mit ner Episode von mir und DJ n
@Liferipper: Dukaten sind ja eigentlich Goldstücke. :D obwohl mehrere Dukaten für ein Zimmer zahlen... hmmm... naja, da haben wir wirklich nicht ganz so drauf geschaut. :D
Das mit dem "Jeder kocht sein eigenes Süppchen" war am Anfang aufgrund eines anfänglichen Missverständnisses und um die Charaktere etwas präziser einzuführen, das legt sich ab jetzt aber allmählich.
Repko:
"Ich weiß noch nicht genau, ob er es ernst meint... Wein?", sagte Repko verwegen zu Göflington, der an einem rustikalen Tisch inmitten der kleinen Waldhütte saß. Dieser lehnte mit einer Handbewegung ab. "Nein, danke. Du weißt doch, ich trinke nicht. Und du weißt doch gewiss um meine Bedenken. Du trinkst zu viel." Repko lief mit einer Keramikamphore zum Tisch und schenkte sich seinen Becher voll ein.
"Und du trinkst zu wenig.", sagte er und ließ sich auf einem Schemel nieder. "Doch erzähle mir ruhig weiter.", sagte Göflington, bedacht darauf, den leicht reizbaren Repko nicht zu beleidigen oder zurecht zu weißen. Dieser nickte und zeigte mit dem Zeigefinger an, abzuwarten. In einem Zug leerte er seinen Becher. "Jemand will mich morgen gegen mittag treffen.", sagte er, während er sich nachschenkte. "Er sagt, er wolle mir einige alte Aufzeichnungen verkaufen." Göflington zog eine Augenbraue nach oben. "Seit wann interessierst du dich denn für Schriften?", fragte er.
Wieder schüttete Repko wortlos den Inhalt seines Bechers in sich hinein. Er stieß kurz auf, bevor er leicht röchelnd fortfuhr. "Es handelt sich dabei wohl um einige Schriften des alten Ineluki von Rashdul." Göflington zog nun auch die andere Augenbraue hoch und wischte sich mit seiner mit seinen rauen, dünnen Fingern etwas Schmutz aus seinem Backenbart. "Der Name ist mir nicht bekannt.", sagte er verlegen.
"Habe ich auch nicht erwartet.", sagte Repko, während er den Rest aus der Amphore in seinen Becher entleerte. "Nur wenige haben von ihm je gehört, was die Dokumente für mich umso interessanter macht.", erklärte er und setzte zu einem weiteren Schluck an. "Der gute war so etwas wie ein Priester.", erzählte er mit seiner üblichen Emotionslosigkeit und machte kreisende Bewegungen mit seiner Hand vor seinen glasigen Augen, die er für gewöhnlich bekam, wenn er zu schnell zu viel Wein trank. "Man hatte ihn mit der sicheren Verwahren eines gewissen Artefaktes beauftragt." Er griff wieder zu seinem Becher und stüzte ihn über seinem Mund brüsk aus.
"Welches da wäre?", fragte Göflington, mit einem Anflug von Ungeduld, die ihn allmählich überkam. Repko starrte ruhig auf den leeren Becher, der auf dem Tisch stand. Seine Augen gingen zur Seite und sahen aus dem schmutzigen Fenster, hinter welchem die untergehende Sonne zwischen den leicht wogenden Bäumen auszumachen war. "Darios' Helm.", sagte er hastig und als wäre es die gewöhnlichste Sache, die es nur geben konnte. Ganz anders die Reaktion Göflingtons. Dieser fuhr nach vorn, schlug mit beiden Händen auf den Tisch und riss die Augen weit auf. "Das... Kann das wirklich sein?", fragte er und starrte Repko an, welcher noch immer am Tisch saß und wieder müde auf den leeren Becher starrte.
Er gab dem Holzbecher einen starken Klaps, sodass dieser vom Tisch in eine Ecke flog, wo er mit einem Mal liegenblieb. "Ich weiß wie gesagt nicht, ob ich dem trauen soll. Aber wenn die Aufzeichnungen wirklich von Rashdul sind, so führen sie uns wahrscheinlich zu Darios' Helm.", erwiderte er, nun mit einem Anflug von Euphorie. Doch Göflington antwortete mit einem gelassenen Kopfschütteln. "Du willst dich doch nicht wirklich auf die Suche nach einer Legende machen, sofern es sich als Legende bezeichnen ließe. Eher träfe wohl Gute Nacht-Geschichte darauf zu.", zischte er abfällig. Repko fuhr von seinem Platz auf und stützte sich mit beiden Armen auf dem Tisch auf. "Der Helm von Darios ist mehr als eine Geschichte, die man kleinen Bälgern erzählt, damit sie ehrfürchtig werden.", fauchte er und kleine Speicheltropfen sprangen aus seinem Mund. Göflington erschrak nicht auf diese Reaktion. Er saß nur da und schüttelte mitleidig den Kopf. "Und selbst wenn die Geschichten wahr sind.", murmelte er zweifelnd, die Arme auf dem Schoß verschränkt. "Du wüsstest nicht, was du damit auslösen könntest.
Repko würdigte ihn eines missbilligenden Blickes und lies sich langsam wieder auf den kleinen Schemel sinken. "Weißt du eines?", sprach er, seine Stimmlage wieder auf die übliche Ruhe zurückgesunken. "Meine ganze Kindheit suche ich nach... nach etwas, das mich zu einer Legende machen würde.", in einer zittrigen Verkrampfung ballte er die Hand zu einer harten Faust, die er auf dem Tisch ruhen ließe. "Es ist nicht nur ein... ein einfaches Artefakt. Es ist etwas besonderes." Je weiter er den Satz sprach, desto stärker presste er seine Kiefer aneinander und steigerte sich in unbändiges Verlangen hinein. "Wenn ich Darios' Helm habe... ich könnte mir alles kaufen auf der Welt." Wieder fing Göflington an, den Kopf zu schütteln.
"Geld also.. Geld ist für dich ein stetes Motiv." Repko setzte ein falsches Grinsen auf. "Materielles ist für jeden ein Motiv.", sagte er finster. "Nur der eine gibt es zu, der andere wiederum nicht, ich bin nunmal Händler und was sollte auch ein Motiv sein, Darios' Helm zu finden, außer dem Geld und dem Ruhm?"
Göflington überlegte, ob er Repko über die Sache, die sich Gewissen nennt belehren sollte, lies es aber beim Gedanken bleiben, da er wusste, dass es keinen Effekt haben würde.
"Es wird schon dunkel.", murmelte Repko "Lass uns gehen, komm morgen um zwölf Uhr in meinen Laden, ich weiß nicht, was dieser Mann eventuell im Schilde führt."
Vintal starrte geradeaus, die schemenhaften Schatten beobachtend, die sich aus der Dunkelheit abhebend ihnen näherten. Der eine ein breitschultriger bauernhaft anmutender Schläger, der andere, ein kleiner Buckliger mit zerschnittenem Gesicht, der eine scharfe, im unheimlichen Lichte des aufgehenden Mondes blitzende Mistgabel vor sich her tragend.
"Da sieh mal an, was wir da haben.", sagte der Große und lief auf Vintal zu. "Du siehst aus, wie einer der Geld hat.", sagte er und fletschte seine schmutzigen, gelben Zähne. "Ich schlage vor, ihr gebt uns alles was ihr habt und hoffet, dass es uns genügt." Vintal erwiderte gelassen den stechenden Blicken der beiden Räuber. Der Gedanke, was er mit dem Mann machen würde, gab ihm eine enorme Genugtuung und veranlasste ihn, das ganze noch ein wenig auszukosten.
Der Bucklige hingegen trat an Diara heran. Er schwang kurz seine Mistgabel und zog ihr damit die Kapuze vom Kopf herunter. Seine Blicke weiteten sich, als er das schöne Gesicht der jungen Frau sah. "He, Jorim, schau dir die mal an.", grunzte er freudig und streckte seine Hand nach der Brust Diaras aus.
"Wage es nicht, sie anzufassen.", sagte Vintal bestimmend und fing sich wütende Blicke der beiden dafür ein. Sofort sah er die scharfen Zacken der Mistgabel vor seinen Augen. Er schlug mit einer Hand gegen den Stab und trat mit einem seiner enormen Füße dem Buckligen gegen den Kopf. Dieser fiel einfach nur jäh beiseite, wo er verwirrt zum liegen kam. Vintal warf die Mistgabel in ein dichtes Stück Buschwerk und packte den anderen Räuber, der erschrocken wie angewurzelt dastand mit beiden Armen um den Rumpf.
Er zog ihn kräftig zu Diara hin. Mit seinem rechten Arm lockerte er den Griff um den Rumpf des Mannes und umschlang damit dessen Kopf. Die Augen des ängstlichen Mannes ruhten nun auf Vintal, der Diara dessen Hals hinhielt.
"Tu es.", sagte er. Sein Oberarm war über den Mund des Räubers geschlungen, sodass dieser nichts weiter als ein panisches Wimmern von sich gab. Diara starrte matt auf den Hals des Mannes. Langsam öffnete sich ihr Mund und entblößte ihre scharfen, langen Eckzähne. Vintal sah auch ein wenig entsetzen im immer blasser werdenden Gesicht der Frau, die nun einen Schritt auf ihn zu tat. "Mach schon, er ist es nicht wert, weiterzuleben.", sagte Vintal eindringlich und hielt ihr den zitternden Körper des Mannes entgegen. Diara näherte ihren geöffneten Mund langsam dem nackten Hals.
Im einen Moment hatte es noch gewirkt, als verspüre sie Schüchternheit und traue sich kaum, den Mann zu beißen, im nächsten kniff sie ihre Augenbrauen zusammen und rammte ihre Zähne hinein in den Hals des großen Räubers. Vintal ließ sofort los. Er hätte nicht gedacht, wie sehr ihn dieses Bild schockieren würde. Er sah wie Blut über den gesamten umliegenden Waldboden spritzte. Er sah, wie der Mann ihn noch entsetzt anstarrte und zu schreien versuchte, doch kein Laut verließ seine bleichen Lippen. Diaras Biss schien ihn gelähmt zu haben.
Er erkannte deutlich die Gier in Diaras Gesicht. Sie hatte den Mann inzwischen gepackt und schleuderte ihn ein wenig herum, während immer mehr Blut floß. Ihr langes Haar flog wie ein Schleier über ihr Gesicht und den nunmehr leblosen Körper, den sie in Händen hielt. Sie lies den Mann, dessen totes Gesicht ein Bild reinen Schreckens wiederspiegelte auf den Waldboden fallen.
Sie legte ihren Kopf schwer atmend in den Nacken und strich sich ihr Haar aus dem verschmierten Gesicht. Ihr entfuhr ein spitzer Aufschrei der Erregung in die tiefe Nacht hinaus, bevor sie langsam auf die Knie sackte. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und begann zu weinen.
Vintal konnte das Bild, das sich ihm soeben geboten hatte noch immer nicht recht fassen, doch kniete er sich hin und legte Diara eine Hand auf die Schulter. "Er hatte es so verdient. Niemand wird ihn vermissen.", sagte er, doch Diara weinte weiter.
'Armes, armes Geschöpf der Nacht.', dachte Vintal und ließ den Kopf in Mitleid sinken.
"Wir müssen weg hier.", sagte er eindringlich. "Der Wald hat Augen."
"Nein, warte.", sagte Repko und packte Göflington an der Schulter. Dieser hatte schon sein Jagdmesser gezückt und starrte mit schier besessenem Blick auf den Weg. Er stand mit Repko noch im Unterholz, nahe am Rande des Waldes. Sie hatten das furchtbare Schauspiel mit angesehen.
"Du hast doch gesehen, was die zwei getan haben.", flüsterte Göflington hastig und versuchte, sich des Griffes zu entreißen, doch Repko packte nun auch mit der anderen Hand zu. "Es ist nicht unser Problem.", sagte dieser monoton und starrte beinahe fasziniert auf die zwei am Boden knieenden Gestalten. Göflington trat in das Blickfeld Repkos. "Da wurden eben zwei Menschen getötet.", flüsterte er anklagend.
"Dann werden sie es wohl verdient haben. Lass uns warten, bis die beiden weg sind.", antwortete Repko kalt. Göflington konnte es nicht fassen. "Du willst tatsächlich nichts unternehmen?" Repko wandte seinen Blick nun ab. "Du willst wirklich, dass wir beide auch noch da liegen?", fragte er Göflington.
Sein Blick fiel wieder auf Vintal, der einen Arm um Diara gelegt hatte und sie langsamen Schrittes aus dem Wald begleitete. "Das geht uns nichts an und ich will mich mit keinen Verbrechern anlegen.", sagte Repko und fing langsam und so leise es ihm möglich war an, über die kratzenden Sträucher des Waldes zu steigen.
DJ n:
Die Skrupellosigkeit, mit der Astiroth soeben einen Diener ihres Arbeitgebers hingerichtet hatte, saß noch immer tief in den Knochen des Halbelfen; Trigaram hatte zwar selbst schon viele Morde, und die meisten davon waren nicht viel anders gewesen, als der Mord eben von Astiroth, doch nie hatte er solch einen Angriff gesehen. Nicht einmal ein Zucken im Gesicht des Menschen hatte die folgenden Tat angekündigt; scheinbar, so dachte Trigaram, steckte in diesem schäbig wirkendem Subjekt mehr, als der erste Blick ausmachen vermochte.
Ein widerspenstiger Laut des Pferdes, auf dem Astiroth saß, ließ Trigaram hinter sich blicken: das Pferd hatte sich aufgebäumt und stand nun auf seinen Hinterbeinen; Astiroth schien seine liebe Müh und Not zu haben, nicht aus dem Sattel und auf den harten Boden zu fallen. „Lass den Unsinn, dummer Klepper!“ fauchte Astiroth gereizt und presste dabei seine Hacken in die Flanke des großen Tieres. Wie vom Blitz getroffen fuhr das Pferd zusammen und ließ seine Vorderbeine wieder den Boden berühren. „Und jetzt ist Schluss mit Lustig!“ konnte Trigaram den Menschen knurren hören. „Wenn du das tust, was ich von dir verlange, werden wir uns prächtig verstehen, ist das klar?“. Ein Blick in die Augen des Pferdes genügten Trigaram; das Pferd hatte Angst, Todesangst sogar, doch es nickte leicht mit dem Kopf, als ob es die Worte Astiroths verstanden hätte. >>So kann man auch eine Partnerschaft führen…<< dachte Trigaram traurig; im Laufe seines Lebens hatte er gelernt, dass es zwei Arten gab, eine Beziehung zu seinem Reittier zu führen. Die eine war ein respektvolles Miteinander und die andere praktizierte Astiroth gerade vortrefflich: er stellte durch Drohung, wenn nicht sogar durch Gewalt klar, wer das Sagen hat. Der Halbelf war sich sicher, dass das Pferd nun das tun würde, was Astiroth von ihm verlangen würde, wenn auch nur aus Angst, nicht das nächste Opfer seines Herrn zu werden.
„Wenn du dich endlich satt gesehen hast, können wir dann endlich los?“ fragte Astiroth verächtlich; scheinbar hatte Trigaram die ganze Szenerie mit zu viel unverhohlenem Interesse verfolgt. „Wie du weißt steht uns eine Reise von 12 Tagen bevor und ich würde gern noch dieses Jahrhundert dort ankommen.“. Die Verachtung, die Astiroth bei diesem Satz in seine Stimme gelegt hatte, schien beinahe greifbar, doch Trigaram versuchte sich ruhig zu halten; er und der Mensch mussten nun für eine lange, sicherlich sehr lange Zeit mit einander auskommen und da war es nicht dienlich, sich gleich von Beginn an auf einen Konflikt einzulassen, der für mindestens einen von beiden tödlich enden würde.
„Entschuldige.“ Sagte Trigaram und wandte sein Pferd. „Lass uns reiten. Vielleicht schaffen wir noch ein paar Meilen, bevor die Sonne untergeht.“. Mit diesen Worten gab Trigaram seinem Pferd einen leichten Druck auf die Flanken und ließ es sich damit in einen leichten Kanter bewegen.
Den Weg aus der Stadt zu finden war ein Leichtes für die beiden Männer, denn eine gewaltige Hauptstraße führte direkt durch die eng gedrängten Häuserreihen zu den gewaltigen Stadtmauern, die ebenfalls aus schwarzem Stein angefertigt waren und gute 150 Meter hoch zu sein schienen. Das Stadttor, durch welches die beiden durchritten, war nicht minder klein geraten; die Torflügel bestanden aus drei Schichten geschwärztem Holz, welche durch einige Metallstreben noch zusätzlich verstärkt wurde. Weiterhin verbarg der Torbogen noch ein gewaltiges Fallgitter, welches bei Bedarf heruntergelassen werden konnte.
Lange gönnten die beiden Reiter dem imposanten Tor und den hohen Mauern nicht ihre Aufmerksamkeit sondern durchquerten das Tor rasch und entfernten sich mit einigem Tempo vom Schloss des Kaisers. Die Straße, der sie folgten, verlief in einigen Windungen gen Norden und war ziemlich schlampig angelegt worden, beziehungsweise schien sie nicht mehr lange restauriert worden zu sein, denn Schlaglöcher bestimmten das Gesamtbild der Straße.
Das Wetter war, wie schon auf der Straße, von der man Trigaram und Astiroth aufgelesen hatte, auch östlich des Gebirges von einem schneidend kalten Wind bestimmt und das wenige an Sonnenstrahlen, die durch den ansonsten Wolkenvergangenen Himmel durchbrachen, spendeten mehr Licht denn Wärme; in diesem Moment dankte Trigaram, wenn auch nur mit großem Widerwillen den Göttern, die es arrangiert hatten, dass er in den Dienst des dunklen Kaisers treten sollte und dafür neue und vor allem warme Kleidung bekommen hatte.
„Wie lange müssen wir dieser Straße noch folgen? Hat man dir eine Karte gegeben?“ rief Astiroth Trigaram zu. Eine berechtigte Frage, wie Trigaram fand und daher machte er sich sogleich daran, sein Pferd zu zügeln und in den Satteltaschen nachzusehen. Tatsächlich fand er, neben Verpflegung und einer Decke, ein zusammengerolltes Pergament, welches sich tatsächlich als Karte von Garmil entpuppte.
Trigaram war hatte mittlerweile gehalten und studierte die Karte, als Astiroth sich zu ihm gesellte; die Notwendigkeit ihrer Partnerschaft war dem Menschen wieder bewusst geworden. „Diese Straße wird sich laut Karte nach schätzungsweise 150 Meilen teilen.“ Sagte Trigaram und fuhr mit dem Finger über eine dicke, geschlängelte Linie auf der Karte, die die Straße darstellen sollte. „Das sehe ich auch.“ Knurrte Astiroth ungehalten; er war es jetzt schon leid, dass der Halbelf die Karte besaß. „Wenn wir bei der Gabelung angekommen sind, müssen wir in nordwestlicher Richtung weiter“ fuhr Trigaram unbeirrt fort; er hatte sich vorgenommen, zu ihrer beider Wohl, nicht mehr all zu oft auf die kleinen Seitenhiebe und ungehaltenen Kommentare seines „Mitstreiters“ einzugehen. „Dann werden wir, wenn alles ohne Zwischenfälle verläuft, in 8 Tagen in der Hafenstadt ankommen.“ Trigaram war schon oft zu Pferd gereist und konnte daher einschätzen, wie viele Meilen sie pro Tag, und ohne die Tiere zu Schande zu reiten, zurücklegen konnten. „Von mir aus. Dann lass uns weiter reiten.“ Sagte Astiroth und warf einen kurzen Blick über seine Schulter zurück auf die gewaltige schwarze Stadt. Unwillkürlich schauderte Astiroth; es behagte ihm in keiner Weise, diese Stadt hinter sich zu haben. Er hatte das Gefühl, als würde sie ihn beobachten und bei einem unaufmerksamen Schritt seinerseits gnadenlos ein Messer in seinen schmalen Rücken rammen…
The_question
14.04.2005, 18:54
Erneute zwei Episoden der CdU, diesmal wieder von kakaomaus und YoshiGreen.
Viel Spaß!
kakaomaus:
...
Sichtlich gegen die lähmende Müdigkeit kämpfend saß Vintal van Valentin Diara gegenüber und sah ihr mit immer kleiner werdenden Augen ins Gesicht, stützte dabei sein Kinn mit seiner Hand ab, die Arme auf seinen Knien verschränkt.
Diara sah aus ihren Augenwinkeln heraus, dass Vintal beunruhigt war. Sie wusste, er würde ihr keine Sekunde seiner Unaufmerksamkeit schenken, jetzt wo sie wieder bei Kräften war, und doch, bei Sonnenaufgang würde sich dies vielleicht geändert haben. Jedoch hatte er mit seiner Angst, sie könnte noch mehr Blut wollen, nicht ganz Unrecht, denn ihr Durstgefühl hatte sich noch nicht ganz verflüchtigt und trotz ihrer Schuldgefühle dem letzten Opfer gegenüber fühlte sie keine Reue über ihre Tat.
Sie machte eine rasche Bewegung, wischte etwas von ihrem langen Kleid. Sofort waren Vintals Augen wieder aufmerksam, mit der Befürchtung sie könnte ihm erneut etwas antun wollen.
Diara stand von dem eingesunkenen und kleinen Bett aus der Ecke des dunklen Raumes auf, ging ein paar Schritte auf ihn zu, lächelte ihn dann an als sie seinen starren und auf ihr haftenden Blick bemerkte, und ging zurück.
Seine Augen wurden wieder kleiner und langsam aber sicher konnte er seine Müdigkeit nicht mehr zurückhalten. Ein lautes Gähnen unterstrich seine Anstrengung wachsam zu sein. "Nun kommt, Geht doch ins Bett. Ihr braucht euch keine Sorge mehr um Euer Leben zu machen", versuchte sie ihn zum Schlafen gehen zu bewegen doch wusste sie dass dies keinen Sinn ergeben würde.
"Geht schon", antwortete er mit einer zerknautschten Stimme. Diara setzte sich erneut auf ihr Bett, das leicht nachgab und schüttelte sanft den Kopf. "Wenn es Euch wohler ist werde ich mir ein anderes Zimmer nehmen oder die restliche Nacht" - sie sah durch das dreckige Fenster hinaus in die Dunkelheit, die bald schon vom Tageslicht verdrängt werden würde-"draußen verbringen."
Noch immer den Blick auf ihr öffnete er leicht nickend den Mund und gab ihr zur Kenntnis dass das wohl in seinem Sinne war, doch dann sagte er etwas. "Verzeiht mir, wenn ich das so sage, doch ich weiß es nicht anders auszudrücken. Ich traue einer Blutsaugerin nicht unbedingt nachdem mein Leben in Gefahr war." Diara legte ihren Kopf zur Seite, hob ihre Hände um ihr Haar aus ihrem Zopf zu lösen und schüttelte dies dann kurz aus.
"Ich verstehe...", sagte sie sanft und verständnisvoll.
"Mir geht es jedoch um Euer wohl, denn wie Ihr habe auch ich bemerkt dass wir beobachtet werden - und ich gehe davon aus, dass wir noch nicht aus dieser Sache raus sind... Doch sei es drum, dann wünsche ich Euch eine gute Nacht und werde meine Sachen mitnehmen. Ich werde wieder kommen, wenn es an der Zeit ist aufzubrechen, oder bis Ihr das Verlangen nach Essbarem habt", erzählte Diara weiter und stand erneut auf, gabelte ihren Beutel der mit auf dem Bett lag, mit ihrer Hand auf und klemmte sich ihren Umhang, der unter dem Beutel gelegen hatte, unter den Arm. Vintal beobachtete sie sehr misstrauisch, verfolgte jeden ihrer Schritte.
Diara würde in einen wahrscheinlich ebenso dreckigen Nebenraum gehen. Ihre Nase rümpfte sich und ein kleines Lächeln zeigten ihre spitzen Zähne. >>Es ist noch jemand in diesem Haus...<<
Mit einer leichten Verbeugung verabschiedete sie sich für die nächsten Stunden und ging auf die dunkle und gegilbte Wand zu. "Was... Was macht Ihr?!", fragte Vintal warnend, ehe sie sich ein letztes Mal zu ihm umdrehte, ihm zuzwinkerte und mühelos durch die Wand verschwand, als wäre diese gar nicht vorhanden.
Auf der anderen Seite dieses Raumes war es, wie sie vermutet hatte, nicht weniger dreckig und ebenso unangenehm, doch das kümmerte Diara nicht. Sie hörte ein stumpfes Hämmern und Pochen an der Wand, durch die sie eben gegangen war. Schnell stellte sie ihre Sachen auf dem gleichaussehenden Bett ab, ging zurück durch die Wand um direkt in Vintals Arme zu preschen und auf den Boden zu fallen. Er hatte wohl mit beiden Händen an der Wand liegend gestanden um nach ihr zu horchen. Diaras Haare waren ihm ins Gesicht gefallen, kitzelten seine Haut und schnell richtete sie sich wieder auf. "Verzeiht....", entschuldigte sie sich eilig, hielt ihm ihre Hand entgegen die er wohl dankend und doch unsicher annahm um dann mit ihrer Hilfe wieder auf die Beine zu kommen.
"Ich...hatte...", stammelte Vintal kurz vor sich hin ehe er seine Worte in Gedanken fasste >>...Angst...<<
"Ist das Eure Fähigkeit, die Ihr durch das Vampirsein erlangt habt?", fragte er schnell, mit neugierigen Augen, aus denen deutlich Übermüdung sprach. "Nein, nun, kümmert Euch nicht um mich, schlaft schnell ein um wieder zu Kräften zu kommen", antwortete sie ruhig, blickte ihm lange in die Augen und ging dann wieder durch die Wand. Doch schlafen gehen wollte sie nicht.
Erst musste sie das Zimmer aufsuchen, in dem der andere Mensch lag, dessen Blut sie vorhin wahrgenommen hatte.
So ging sie durch jedmögliche Wand die ihr entgegen kam, spähte mit ihren wachsamen Augen durch die Dunkelheit und gelangte schließlich in einen Raum, in dem jemand zu schlafen schien.
Ohne diese Person zu wecken näherte sie sich lautlos, spürte die ihr entgegen kommende Wärme und den Geruch von Blut, das nicht mit irgendwas vollgepumt war, zog die Decke ein wenig zur Seite und suchte dann nach einem Hals. Schließlich stieß sie ihre Zähne in das warme Fleisch, legte ihre Hand gewaltvoll und kräftig auf den sich plötzlich erhebenden Arm, der sie wohl wegstoßen wollte, und trank.
Ein kurzer Aufschrei, erstickt durch ein Kissen das sie dem Menschen aufs Gesicht presste, ertönte und drang bis in das Zimmer von Vintal durch, der jedoch nichts mitbekam sondern ruhig und ausgiebig in dem Bett schlief und von nichts träumte.
Seine roten Augen blickten noch ganz verschlafen im Raum herum, als ihm klar wurde dass Diara seelenruhig auf dem Stuhl vor sich saß, ihre Augen ruhten sowie ihr ganzer in eine Wolldecke eingewickelte Körper.
Sie öffnete ihre Augen, sah ihn kurz an und stand dann auf. "Wunderschönen Morgen!", wünschte sie ihm gelassen und legte die Decke ab. Ihr Haar, neu gewaschen und zu einem Zopf geflochten, lag auf ihrer Schulter. Vintal sah sie lange an ehe er seinen stechenden Blick bemerkte. "Zieht Euch an, frühstückt und dann, wir werden sehen...", sagte sie freundlich, schob ihm ein Holztablett mit Essen aufs Bett und drehte sich zum Fenster.
Vintal wollte ihr nicht unhöflich erscheinen doch sein Magen begann zu knurren. "Esst nur, ich hatte bereits mein Mahl", sprach Diara wieder, sah ihn dabei mit einem Zwinkern an und ging dann zu ihrem Beutel.
"Darf ich fragen was Ihr vorhabt, in der nächsten Zeit?"
Sie drehte sich zu ihm um, wartete auf eine Antwort. "Warum fragt Ihr?", wollte er wissen, nahm einen Bissen von dem Brötchen, das köstlich blickend auf dem Tablett lag und wagte dann sich ihr ein wenig anzuvertrauen - er lebte immerhin noch.
"Ich suche einen Ort an dem ich meine Waffen schärfen kann. Und ich benötige Geld." Mit dieser Antwort zufrieden hob Diara ihren Beutel, nahm eine Geldbörse heraus und warf sie ihm zu.
"Nehmt es." Verwirrt sah Vintal sie an, schaute mit kurzer Registrierung hinein und staunte nicht schlecht, "Woher habt Ihr es?", fragte er skeptisch, eigentlich ohne Interesse woher es kam. "Unwichtig. Wenn es Euch kein Problem bereitet würde ich Euch gerne für eine kurze Zeit Gesellschaft leisten. Zumindest in diesem Dorf. Ich benötige mal wieder einen vernünftigen Gesprächspartner", bat sie ihn und wartete geduldig ehe er seine Gedanken zusammenfassen konnte.
Er war sich sehr unsicher, doch gegen Gesellschaft, solange sie ihn nicht angriff, hatte er nichts. Er fragte sich nur, für wie lange das wohl anhalten würde.
Mit einem kurzen Nicken zeigte er sein unklares Einverständnis. "Wird sich zeigen, wie sehr ich mich auf Euch einlassen kann....", sagte er dann mit einem Unterton von Skepsis, und aß dann weiter.
Wenig später war auch er bereit hinunter in das Dorf zu gehen und sich umzusehen.
Als beide ihre Füße auf den Boden des durch das Dorf führenden Wegs gestellt hatten blickten sie sich um...
YoshiGreen:
Als Yoshua wieder erwachte, waren seine Wunden, die seine Häscher ihm zugefügt hatten, bestens versorgt worden. Erstaunt betrachtete er die Verbände, die seinen Körper zierten und denen noch ein leichter Geruch von Kräutern anhaftete, die wohl ein Heiler zu Linderung seiner Schmerzen verwendet hatte. Vorsichtig richtete er sich auf und wirklich: Entgegen jeder Erwartung spürte er fast keine Schmerzen. Verwundert schaute er noch einmal an sich herab. Nein, da waren eindeutig Verletzung gewesen aber nun fühlte er nichts weiter als die Erinnerung an einen schmerzhaften Muskelkater, wie er es oft hatte, wenn eine anstrengende Flucht hinter ihm lag.
Immer noch verwirrt setzte er sich nun vollends in seinem Bett auf. Bett?
Entsetzt starrte Yoshua auf die gemütliche Schlafstätte, die durch mehrere Kissen und Decken gepolstert wurde, in der er sich befand. Er konnte sich nicht daran erinnern jemals in so einem prunkvollen Bett geschlafen zu haben. Das behaglichste, in dem er jemals seinen Körper zu Ruhe betten durfte, war das Kinderbett in seinem Elternhaus gewesen; und das war auch nicht unbedingt komfortabel gewesen, schliesslich war sein Vater lediglich ein einfacher Bauer.
Entgültig erschüttert wurde der junge Waldläufer jedoch, als er den Rest seines Zimmer betrachte; das dem Luxus des Bettes in nichts nach stand.
„Bei Dareos“, entfuhr es, dem ansonsten ungläubigen, Mann, „Ich weiss zwar nicht welchem Wohltäter ich das alles hier zu verdanken habe, aber ich hoffe inständig, dass er nicht erwartet jemals eine Bezahlung für das alles zu erhalten. Was das alles hier wert sein muss...“
Immer noch fassungslos setzte Yoshua sich auf und entdeckte ein Tablett mit Frühstück, dass auf einem Tisch neben seinem Bett stand. Frisches, immer noch warmes Brot, Obst, Kuhmilch; er kam sich vor wie im Paradies.
Mit großem Hunger und dem üblichen Gedanken, nicht zu wissen wann die nächste Mahlzeit kommen würde, verspeiste er das dargebotene Essen mit großer Freude und genoss es, für ein paar Minuten seine Sorgen vergessen zu können.
Als er fertig war, entdeckte er neben dem Fenster einen großen Waschzuber, sowie ein Handtuch und ein großes Stück Seife. Beschlossen sich über nichts mehr zu wundern, fing er vorsichtig damit an, sich zu reinigen und entfernte auch behutsam seine Verbände. Wie vermutet, klebten an einigen Stellen noch ein paar Krümmel von Heilkräutern an den Bandagen, aber zu seinem Erstaunen waren seine Wunde fast vollständig verheilt. Nur eine etwas unregelmäßige Hautmaserung erinnerte an die Leiden, die die Gardisten ihm zugefügt hatten.
Nachdenklich hob er seinen Blick und sah aus dem Fenster. Vor Schreck hätte er beinahe die Seife fallen lassen, denn vor ihm erstreckte sich eine riesige Stadt und er befand sich sicher einige Meter über den Erdboden. Er brauchte einige Augenblicke, bis er überhaupt begriff was er sah. Aber die beiden massiven Verteidigungswälle, die sich durch die Straßen zogen ließen keine Zweifel. Er musste sich in Tarkach befinden – die größte Stadt in diesem Teil des Landes und Sitz des Herzogs.
Das war jetzt wahrlich schwer zu verstehen für den jungen Dieb. Was konnte es so wichtiges sein, dass der Herzog ihn unbedingt bei sich haben wollte und ihn dazu auch noch bestens versorgte. Aus Erfahrung wusste er, dass Gefangene, die bald am Strick hängen oder anderweitig ihr Leben lassen sollten, nicht so großzügig behandelt wurden und auf keinen Fall solch einer Verköstigung erfahren würden. Solche Mahlzeiten waren viel zu gut um sie Todgeweihten anzubieten.
Als sein Blick noch einmal durch den Raum schweifte entdeckte er auf einem kleinen Schränkchen neben der Tür ein Glöckchen aus Silber. Zögernd trat er näher und läutete vorsichtig. Es dauerte nur ein paar Momente, da hörte er Schritte auf dem Gang und kurz darauf das Geräusch eines Schlüssels ihm Türschloss.
Sieh an, dachte Yoshua belustigt, Anscheinend hat der Herzog trotz allem wohl doch noch Angst das ich mich unangekündigt aus dem Staub machen kann.
Die Tür wurde geöffnet und ein Mann in einer einfach Robe, die in das Blau-Gold des Fürsten gehalten war, trat in das Zimmer. Routiniert schweifte sein Blick durch die Kammer und blieb letztlich auf dem Gast hängen. Das alles hatte wenige als eine Sekunde gedauert.
„Ah ihr seid wach“, sprach er seinen Gegenüber an, „Ich hoffe ihr habt angenehm geruht. Wie ich sehe, habt ihr sowohl das Frühstück als auch den Waschzuber gefunden. War alles zu euer Zufriedenheit, mein Herr?“
Verblüfft von soviel Freundlichkeit, die er noch nie von solchen Männer erfahren hatte, antwortete er beinahe automatisch: „Ja habt Dank. Es war alles ausgezeichnet. Aber, dürfte ich euch vielleicht fragen, was mir die Ehre beschert so behandelt zu werden?“
Erst als die Worte seinen Mund verlassen hatten wurde Yoshua bewusst, dass er eine, für ihn, sehr untypische Wortwahl benutzt hatte. Normalerweise pflegte er es sich einfacher auszudrücken. Anscheinend war die Erziehung seiner Mutter wohl doch nicht so fruchtlos gewesen, wie er immer geglaubt hatte.
„Das kann ich euch leider nicht beantworten, mein Herr. Als ihr von den Gardisten hergebracht wurdet, gab der Herzog persönlich die Anweisung euch auf dieses Zimmer zu bringen und den besten Medikus Tarkachs zu euch zu bringen. Desweiteren sagte er, dass ihr euch unverzüglich in seinem Zimmer einfinden sollt, sobald ihr euch in der Lage dazu führt. Tut ihr dies?“
„Ja, ich glaube schon...“, antwortete der Waldläufer verwirrt. Der Morgen schien sich recht seltsam zu entwickeln und noch war er sich nicht sicher, ob ihm der Verlauf der Dinge gefallen würde.
Der Diener führte in schnellen Schrittes durch die Flure des Gebäudes und noch eine Etage höher gen Himmel.
Zuletzt gingen sie durch einen mit dicken Teppichen ausgelegten Gang, dessen Wände mit Gemälden der Familie behängt waren, wie er im Licht der Fackeln, die in schweren Eisenhaltern an der Wand hingen, erkenne konnte.
Vor eine dunklen Holztür, die an den Seiten von zwei Wachen flankiert wurde, blieben stehen und der Führer zeigte auf Yoshua währen den Wachem mitteilte: „Der Herzog wünschte, den Waldläufer zu sprechen, sobald dieser erwacht ist.“
Eine der Wachen nickte kurz und ging in den Raum, den sie bewachte. Der andere Mann blieb wo er war und liess den jungen Dieb nicht aus den Augen, als ob er sich jeden Moment auf ihn stürzen würde.
Dabei habe ich noch nicht mal eine Waffe, dachte dieser belustigt und konnte es sich ein spöttisches Lächeln nicht verkneifen.
Dies schien seinem Gegenüber sehr zu missfallen, denn er kniff seine Augen etwas zusammen und nahm eine agressivere Haltung ein. Der Diener schien ebenfalls zu merken, dass etwas nicht stimmte und wich unauffällig ein, zwei Schritte zurück.
So verharrten die drei Personen einige Sekunden und Yoshua fragte sich schon, wie lange das wohl noch gut gehen würde, bevor die Situation eskalierte.
Eine Schlägerei mit einer Wache? Direkt vor der Kammer des Herzogs? Nein, dass schien ihm wirklich keine geniale Idee zu sein.
Glücklicherweise trat wenig später die andere Wache aus dem Zimmer und sagte: „Der Herzog ist nun bereit dich zu empfangen. Aber benimm dich!“
Der Diener ging wieder den Weg zurück den sie gekommen waren, als Yoshua zwischen den beiden Wachen hindurch in das Zimmer ging. Nicht ohne vorher noch einmal einen bösen Blick in Richtung seines Kontrahenten zu werfen.
Die Kammer des Herzogs war warm und Licht durchflutet. Ersteres lag am Kamin, der in der rechten Wand eingelassen war und in dem ein Feuer munter loderte, zweiteres war wohl auf die großen Fenster zurück zuführen, die hinter dem großen Schreibtisch des Herzogs waren.
Unsicher, was er tun sollte, blieb der junge Mann erstmal in der Nähe der Tür stehen, die auch auf dieser Seite von zwei Leibwächtern flankiert wurde.
Der Herzog hatte sich erhoben und setzte ein freundliches Gesicht auf.
„Ah, der werte er Waldläufer ist erwacht. Ich hoffe er habe wohl geruht! Aber bitte setzt euch doch“, der vollschlanke Mann zeigte auf einen Stuhl vor seinen Tisch, auf den sich Yoshua nach kurzem Zögern setzte.
„Der edle Herr zu eurer linken ist übrigens Daen van der Wall, ein fähiger Ritter.“
Abrupt wandte der Dieb seinen Kopf in die Richtung, die der Herzog beschrieben hatte und entdeckte erst jetzt einen weiteren Mann im Raum, der es sich auf dem Sessel neben ihm gemütlich gemacht hatte. Vor ihm stand ein Glas mit Rotwein.
Der Herzog seufzte kurz und sprach dann weiter: „Ich würde gerne noch ein wenig weiter mit euch plaudern aber ich fürchte es gibt dringende Ereignisse, die von höchster Priorität sind, so dass ich hoffe, dass ihr es mir verzeiht, wenn wir dieses Mal die Höflichkeiten etwas vernachlässigen.
Jetzt, wo sie beide hier sind, meine Herren kann ich ja anfangen zu berichten. Ich denke, ihnen beiden brennt die Frage auf der Seele, warum ich sie hier.. äh“, er warf einen kurzen Blick auf den Waldläufer bevor der den Satz beendete, „herbestellt habe.“
Verwirrt blickte dieser den Ritter neben ihm an, der sich nun interessiert in seinem Sitzplatz aufrappelte und nun voller Aufmerksamkeit dem Herzog lauschte.
Auch Yoshua wandte sich wieder dem Herzog zu und was er nun hörte, raubte dem Dieb dem Atem.
MfG
-Tq-
Und hier wieder ein Schub neuer Episoden, dies mal 2 Stück; eine aus der kundigen Feder Daens und die zweite stammt von meinem guten Freund CK-2587.
Und weiterhin gilt unser Aufruf: gebt uns Kritik ^__^
Viel Spass wünschen die Chronisten der Unterwelt :)
Daen vom Clan:
Der gute Herzog Ardun de’ Bordessa war nie ein Mann des Krieges gewesen, eher ein Künstler, ein Poet und ein fähiger Mann, wenn es darum ging, großartige Turnierspiele auszurichten, oder Handelswege bebauen zu lassen, doch trotzdem zeigte er – wie es einem Mann seines Standes geziemte – ein sehr großes Interesse an den länderpolitischen Geschicken dieser Welt, wenngleich auch seine Grafschaft Bordessey weit im Westen und damit fernab der meisten Schlachtfelder dieser Welt lag.
Nun fuhr sich der gütige alte Mann mit einer altersfleckigen, doch kräftigen Hand durch sein graues, schütteres Haar und kostete noch einmal schmatzend vom guten Rotwein, ehe er sich erhob und mit den ungelenken Schritten eines alten Mannes zu einer Karte wanderte, die im Raum aufgespannt war und zu erzählen begann, wobei er sich direkt an Daen wandte und keinen Gedanken mehr an den jungen Waldläufer zu verschwenden schien. „Nun, mein alter und lieber Freund. Viele Schlachten hast du in deinem Leben geschlagen und stets warst du wie ein guter und gelehriger Sohn für mich. Ich weiß, das du dich nach Frieden und vor Allem Ruhe sehnst, doch ich bitte dich, mich noch ein letztes Mal anzuhören, denn ich habe noch eine kleine, recht unbedeutende Aufgabe für dich, welche nicht lange dauern kann.“ Daen nippte höflicherweise noch einmal von seinem Weinglas, wobei er sich redlich Mühe gab, den Wein nicht zu berühren, da er sich selbst ein strenges Gelübde der Askese auferlegt hatte, das ihm den Genuss von weltlichen Luxusgütern untersagte und er blickte bei den Worten des Herzogs ernst auf und setzte sich in seiner schweren Rüstung Etwas bequemer hin, während der alte Mann fortfuhr: „Daen, ich weiß, das du eine profunde und sehr gründliche Ausbildung in Sachen Geschichte und Geographie genossen hast und deine Lehrjahre als junger Mönch in der alten Junjukei-Abtei mit Sicherheit zu den Lehrreichsten deines Lebens gehörten, deswegen kannst nur du allein mir helfen.
Der große Kaiser unseres geliebten Reiches ruft wehrfähige und kluge Köpfe zusammen, da der Feind im Osten seit einigen Monden gezielt und wiederholt Späher in alle Herren Länder verschickt, jedoch sind uns ihre Pläne oder gar Ziele vollkommen unbekannt. Aus diesem Grunde soll eine neue Kohorte Grenzreiter geschaffen werden, die in ihrer Eigenschaft als kluge und gebildete Männer des Schwertes nach dergleichen Spähern des Feindes Ausschau halten und Diese nötigenfalls gefangen nehmen und verhören. Da ich weiß, das du der Sprache der Dunkelelfen und auch der Orken mächtig bist, sollst du die erste Wahl des Herzogtums Bordessey sein und dich dieser Aufgabe annehmen, die ich nicht erledigen kann.“
Daens Miene war während der Rede des Herzogs Ardun immer länger und enttäuschter geworden, denn nach Jahren des Krieges, hatte er sich weitaus mehr auf einen ruhigen und friedlichen Lebensabend eingestellt, der nun durch Jahre nervenaufreibender und sicherlich langweiliger Patrouillenarbeit an den Grenzen ersetzt werden sollte. Der alt gediente Ritter seufzte schwermütig, strich sich durch seinen ergrauten Schnauzbart und nahm dann ritterliche Haltung an, um zu salutieren, wobei der Herr des Landes Bordessey die Enttäuschung des Mannes lediglich an der ungewohnt militärisch korrekten Anrede erkennen konnte. „Mein Herzog, ich werde tun, was Ihr mich heißt!“
Ardun lächelte milde und zeigte dann schließlich auf Yoshua, der gedankenverloren gerade seinen Beutel mit allerlei Köstlichkeiten vom Tisch des Herzogs füllte und hochrote Ohren bekam, als ihm gewahr wurde, dass ihn nun Beide ansahen. Verlegen stotternd griff er in seine Tasche und baute die Pyramide aus Sommeräpfeln wieder auf.
Der Herzog kicherte leise und sagte dann: „Diesen Hier, den jungen Mann, wirst du mit dir nehmen, denn die Grenzen sind – wie du weißt – unwegsames und schwieriges Gelände. Meine Wachmänner haben diesen Burschen seit 3 Jahren erfolglos gejagt, das spricht mit Sicherheit für ihn.“
„Mein Herr!“, entgegnete Daen, „es ist Jahrzehnte her, das ich das letzte Mal einen jungen Knappen ausgebildet habe, ich...“
„Er ist nicht von adeligem Geblüt...!“, warf der Herzog dazwischen und Yoshua und er konnten sehen, wie auf der Stirn des alten Ritters eine steile Zornesfalte erschien, lediglich seiner Selbstbeherrschung war es zu verdanken, das ihm die Gesichtszüge nicht gänzlich entglitten. Der Herzog fuhr fort: „Er ist auch kein Bürger – er ist ein Räuber, ein kleiner Strauchdieb mit einer großartigen Begabung, Häschern im Wald zu entkommen und selbst meine Wildhüter mehr als alt aussehen zu lassen. Er wird dir großartige Dienste leisten, SIR Daen.“ Alleine an der Anrede erkannte Daen van der Wall, das es ein Befehl des Herzogs war, den jungen Burschen mit sich zu nehmen und der alte Ritter blickte zähneknirschend zu Boden, während Yoshua – teils geschmeichelt von den Worten des Herzogs, teils verängstigt über die Ablehnung Daens, Diesen frech angrinste...
„Meischterrrr...“, stammelte Dadie und schlurfte mit seinem lahmen Bein auf den Kaiser der Ostkönigreiche zu.
Dieser stand an einem riesengroßen Fenster voll blutroter Mosaikscherben in verschiedenen Rottönen und blickte anscheinend angestrengt in die Ferne.
„Meissterrr....“, sabberte der greise und verrückte Leibdiener wieder und ein Speichelfaden troff vom Kinn des grausam entstellten Mannes auf einen Weidenkorb, den er mit sich trug und irre kichernd auf dem Tisch aus schwarzen Knochen abstellte und erwartungsvoll seinen Herren und Meister anblickte, der ihm Heim und Obhut gegeben hatte, nachdem ihn der Rest der Welt ob seines schrecklich entstellten Aussehens verstoßen hatte.
Seufzend wandte sich der Kaiser ab und blickte den Korb an, aus dem leiser Verwesungsgeruch aufstieg und das Surren von Fliegen deutlich zu vernehmen war.
„Esss sind wieder welche nicht angekommen....!“, summte der Irre leise vor sich hin und ließ seine Fingerknöchel hässlich knacken, ehe er triumphierend die Lederdecke vom Korb zog und begleitet von einer süßlichen Wolke aus Verwesung offenbarte der Korb die abgeschlagenen Köpfe dreier Männer, deren sterbliche Überreste aussahen, als wären sie über Wochen der Folter ausgesetzt gewesen.
„Unheilige Meister der Vier Verbannten!“, stieß der Kaiser des Ostens einen Fluch aus und packte Einen der Schädel bei den Haaren: „Die drei Brüder vom Clan Wolfsrudel...!“
„Jaaaa!“, kicherte Dadie begeistert und hüpfte von einem Bein auf das Andere und begann schrill zu singen: „Keine Belohnung, keine Belohnung!!“, dabei lachte er wie ein Kind, verstummte jedoch sofort, als ihm der Kaiser einen strengen Blick zuwarf.
„Nun...!“, begann er langsam und ließ den Kopf wieder in den Korb wandern, nicht jedoch ohne vorher nicht ein Auge aus der Augenhöhle eines Kopfes zu pulen und Dieses genüsslich zu verspeisen. „Meine Zahl an Suchern und Häschern schwindet zusehends...mir scheint, meine eigenen Lande sind kein guter Ort, um Nachforschungen anzustellen. Schade eigentlich, die drei Brüder waren loyale Gefährten. Nun, lasst ihre Häuser niederbrennen und ihre Weiber zu mir bringen, sie können dort, wo sie nun sind, eh nichts mehr damit anfangen.“
Einer der grimmgesichtigen Männer in schwarzer Rüstung lächelte dünn und machte sich dann auf den Weg nach draußen, um die Anweisungen seines dunklen Herrschers durchzuführen. Der Kaiser hingegen setzte sich an seinen großen Tisch und zog fein säuberlich drei Linien über drei Namen einer Liste, auf der unzählige Namen standen, die jedoch zu großen Teilen bereits durchgestrichen waren. Der Blick Dadies fiel auf die letzten beiden Namen „Trigaram“ und „Astiroth“ und wieder begann er leise zu singen:
„Dunkelherz und Dunkelherz, tapfre Männer kennen kein Schmerz,
Trigaram und Astiroth, bald schon sterbt auch ihr den Tod.
Tief im Bauch des Felsgestein, schlägt man euch die Schädel ein,
Dunkelelf und Halbblutskind, man schon bald eure Leichen find’“
Und obschon der Kaiser seinen Diener Dadie aufgrund seiner prophetischen Begabungen sehr schätzte, lief es ihm trotzdem eisig über den Rücken, als er den kindlichen Sprechgesang seines Dieners hörte.
CK-2587:
Es dauerte nicht lange, bis die drohende Silhouette der schwarzen Hauptstadt des Kaiserreichs hinter den zwei Reisenden an Horizont verschwunden war und Astiroth nahm gleichgültig zur Kenntnis, dass der Kaiser sich offenbar nicht dazu entschieden hatte, sein Angebot an die beiden noch einmal zu überdenken, obwohl er immer noch an der Rationalität dieser Entscheidung des Regenten zweifelte. Es war einfach lächerlich... ein halbblütiger Dunkelelf mit, wie Astiroth dies beurteilte, höchstens rudimentären magischen- oder mystischen- Fähigkeiten und er, auf der Suche nach einem Artefakt, dessen Existenz von den Geschichtsschreiber des Ordens, in dem Astiroth gelernt hatte, ins Reich der Legenden verwiesen worden waren. Aber dort hatte er auch gelernt, dass der dunkle Kaiser nach seiner Niederlage vor rund 300 Jahren komplett zerschmettert ward- ein „Fakt“, der sich als große Fehlannahme herausgestellt hatte. Wie viele Legenden, so fragte sich Astiroth, mochten sich auf dieser Reise noch als der Wahrheit entsprechend herausstellen? Zudem nagte die beiläufige Bemerkung immer noch an ihm, die der Kaiser im Thronsaal hatte fallen lassen. „Das, Trigaram de Schay, werdet Ihr noch früh genug erfahren...“, hatte er zum Halbdunkelelfen gesagt, als dieser jene Frage ausgesprochen hatte, die Astiroth nun erneut in Gedanken umherwälzte. Nur was würden sie erfahren? Und wann...?
„Du wirkst nachdenklich, Astiroth...“, durchbrach Trigaram die finsteren Gedanken des Menschen, da der Halbdunkelelf sich offenbar dazu entschlossen hatte, seine Pose unbeteiligten Schweigens aufzugeben.
„Ja, ich frage mich, wie lange ich heute noch auf dem Rücken dieses blutigen Kleppers sitzen darf...“, versetzte Astiroth in einem Tonfall, der kein weiteres Nachhaken duldete. Der neben ihm her reitende Trigaram jedoch zuckte einfach mit den Achseln.
„Noch ist es hell genug...“, war seine schlichte Erklärung, ehe er sein Pferd die Hacken spüren ließ und die Führung übernahm, was aufgrund der Tatsache, dass er über die Karte verfügte, wohl am zweckmäßigsten war. Astiroth gab ein leises Grollen von sich und motivierte sein Reittier ebenfalls, die Geschwindigkeit zu erhöhen. Das schlimmste war, dass der Dunkelelf recht hatte- die Sonne stand zwar fast schon am Horizont, doch ihr kaltes Licht gestattete es den Reisenden, die vor ihnen liegende Strasse zu erkennen und größere Schlaglöcher zu umreiten, die ihren Pferden ansonsten Schwierigkeiten bereitet hätten. Nur merklich kühler wurde es jetzt, wo die Sonne auf dem Rückzug war, auch ohne die eisigen Böen, die sporadisch durch Astiroths neuen, aber deswegen nicht unbedingt wärmeren, Umhang schnitten. Überhaupt passte ihre Umgebung zu der getrübten Gemütsverfassung des Menschen. Die hiesige Vegetation zeigte sich den beiden Gefährten in den tristesten Farben, die ein an die gesunden Wälder des Westens gewohntes Lebewesen sich vorstellen konnte, ohne dass die Luft hier jedoch so beißend war wie in der hinter ihr liegenden Hauptstadt, um die sich auf einer Meile ein Gürtel der Fäulnis gelegt hatte. Doch auch hier suchte man bunte Farben oder kräftige Grüntöne vergebens, ebenso wie das Gezwitscher von Vögeln oder umherwuselnde, kleinere Wildtiere. Astiroth vermisste keines von alldem, dennoch fiel es ihm auf- ebenso wie die damit verbundene gedrückte Stimmung des Dunkelelfen. So kam es, dass sie beide nicht bester Laune waren, wenn auch aus den unterschiedlichsten Motiven, als sich Trigaram urplötzlich im Sattel aufrichtete und angestrengt in die Richtung spähte, die vor ihnen lag.
„Was?“, entfuhr es Astiroth, der eine weitere Eigenschaft an Trigaram entdeckt hatte, die diesen hassenswert machte. Der Blick des Mischlings war einfach zum einiges schärfer als sein eigener, unabhängig von der Tageszeit.
„Da kommt etwas... könnte ein kleiner Treck sein...“, antwortete der in Gedanken Gescholtene, dessen Pferd unterdessen angehalten hatte und nervös zur Seite tänzelte.
„Und? Wir bewegen uns hier auf Geheiß des Kaisers, da haben wir seine Untergebenen nicht zu fürchten.“
Der Dunkelelf nickte nachdenklich, ehe er ein leises Schnalzen hören ließ und mit seinem Pferd wieder in Bewegung war. Astiroth verdrehte die Augen und brachte seines ebenfalls, wenn auch auf eine etwas unfreundlichere und kraftaufwendigere Weise, zum weiter reiten.
Nach wenigen Minuten wurde auch dem Menschen klar, was Trigaram auf der Straße vor ihnen erblickt hatte. Quälend langsam bewegte sich dort ein offnerer Karren vorwärts, der allerdings nicht von Pferden oder Ochsen, sondern von einer Anzahl Orks gezogen und durch vier berittene Soldaten des Kaisers begleitet wurde. Astiroth konnte ihre Speere mit den gefährlich wirkenden Spitzen und ihre pechschwarzen Rüstungen bereits auf die Entfernung gut erkennen.
„Es sind Frauen auf dem Karren...“, murmelte Trigaram, dessen Stimme urplötzlich einen sonderbaren Unterton hatte. Astiroth war sich nicht ganz sicher, ob er sich darüber ärgern sollte, dass der Dunkelelf erneut seine überlegene Sehkraft unter Beweis gestellt hatte, oder ob er sich über den Unterton in der Stimme des Halbblüters wundern sollte, der pure Verachtung ausdrückte. Je näher sie der langsamen Kolonne kamen, desto klarer wurde, wer diesen Unterton hervorgerufen hatte- Trigaram fixierte die Orks, als wollte er sie mit seinem bloßen Blick aufspießen. Inzwischen erkannte Astiroth die vom Halbelfen erwähnten Frauen ebenfalls- gemeine Weibsbilder, in ähnlich schäbige Kleidung gehüllt wie die Menschen aus der Hauptstadt des Reiches und mit schmutzverschmierten Gesichtern, aus denen angsterfüllte Augen auf die Soldaten blickten, die im Vergleich zu den Frauen wie Halbgötter wirkten, obwohl man ihren Rüstungen anmerken konnten, dass sie unter einem langen Zeitraum ohne Pflege gelitten hatten. Die eingeschüchterten Frauen vermieden es, auf die schwitzenden, den Karren ziehenden Orks zu blicken, die etwas anders aussahen als jene, die bei der Festnahme Trigarams und Astiroths zugegen gewesen waren. Möglicherweise handelte es sich um einen niedrigeren Stamm, der von seinen Herren für Drecksarbeiten wie das Ziehen solcher Karren eingesetzt wurde. Der Anführer des kleinen Trecks, der direkt vor dem Karren ritt und dessen Status anhand des silbernen Abzeichens zu erkennen war, welches sich am Kragen seines schwarzen Hemdes befand, hatte die zwei nun seinerseits entdeckt und musterte sie kurz misstrauisch, ehe er sein Pferd zu einem kurzen Sprint anspornte und kurz darauf vor ihnen zum Stehen kam.
„Was sucht Ihr auf den Wegen des Kaisers, dunkler Elf?“, fragte er Trigaram mit selbstbewusster Stimme, ohne jedoch seinen Speer auf diesen oder auf Astiroth zu richten. Letzterem wurde bewusst, dass der Soldat Trigarams hellere Hautfärbung in der schwindenden Abendsonne nicht bemerkt hatte und zudem davon auszugehen schien, dass es sich bei dem Mischling um eine ehrenwerte Person handelte. Gestützt durch die Erinnerung an den Dunkelelfen Zargoch vermutete Astiroth, dass Dunkelelfen in diesem Imperium allesamt hohe Ränge einnehmen mussten und knirschte kaum hörbar mit den Zähnen.
„Wir sind auf dem Weg zu den Häfen...“, entgegnete Trigaram und schaffte es sogar, dieselbe Portion Arroganz in seine Stimme zu legen, mit der Zargoch gesprochen hatte. Offenbar war er zu demselben Schluss gelangt wie Astiroth.
„Es ist noch ein weiter Weg bis dorthin... möge Razosh ihn Euch schnell zurücklegen lassen. Ich muss mit meinen Männern weiter zur Hauptstadt...“
Trigaram nickte leicht, wobei seine aufgesetzte Miene kurzzeitig gezittert hatte, was dem einfältigen Offizier jedoch verborgen blieb.
„In Ordnung... doch sagt, warum transportiert Ihr diese... Frauen mit Euch?“
Der Offizier runzelte unter seinem Helm verwirrt die Stirn.
„Gängige Praxis, dunkler Elf. Eine Reihe Dörfer konnte ihre Abgaben an den großmächtigen Kaiser nicht bezahlen... nun sind wir losgezogen, um diese Schulden einzutreiben. Zumeist übergeben Sie uns freiwillig ihre Frauen, damit diese in die Hauptstadt gebracht und dem Kaiser und seinen Unterlords gefügig gemacht werden...“
„Ich verstehe...“ Trigarams Gesicht hatte plötzlich mörderische Züge angenommen, doch der Offizier miss interpretierte auch dies.
„Doch ich will Euch nicht weiter aufhalten, dunkler Elf.“
Er gab seinen Leuten ein Zeichen, worauf diese sich darum kümmerten, dass die Orks- nicht ohne protestierendes Gegrunze- den Karren wieder anzogen. Der Blick, mit dem Trigaram die sie nun passierenden Frauen bedachte, war für Astiroth nicht zu definieren... war es etwa Mitleid?
„Wir werden hier nun ein Lager aufschlagen, Astiroth...“, kündigte er dann an, als der Karren mit seinen berittenen Bewachern verschwunden war. Der Angesprochene sah sich um... wo der Dunkelelf hier ein halbwegs gemütliches Lager aufschlagen wollte, war ihm mehr als schleierhaft, allerdings war es wohl zuviel verlangt, zum nächsten Dorf zu reiten und dort eine Schenke zu suchen- nach all dem, was er eben und in der Hauptstadt gesehen hatte, bezweifelte er, dass es überhaupt Schenken gab in diesem Land. Verhalten fluchend stieg der Mensch von seinem Pferd und führte es zu dem tot wirkenden Baum am Straßenrand, an dem der Dunkelelf bereits sein eigenes angebunden hatte und nun dabei war, die Satteltaschen nach nützlichen Utensilien zu durchsuche. Kurz darauf prasselte zwischen ihnen ein wärmendes Feuer und Astiroth lehnte teilnahmslos an der harten Borke des Baumes, damit beschäftigt, Trigaram anzustarren, der wiederum das Feuer anstarrte.
„Wer ist Razosh?“, durchbrach er schließlich mutwillig die Stille, worauf der Dunkelelf zu seiner Befriedigung zusammenzuckte.
„Wer?“
„Dieser Soldat eben... er erwähnte diesen Namen.“
Trigaram musterte Astiroth prüfend.
“Viel scheinst du offenbar nicht zu wissen... oder du hörst nicht zu“, meinte er trocken, was lediglich ein Knurren Astiroths zur Folge hatte.
„Razosh ist der Brudermörder...“, begann Trigaram daraufhin zu erzählen. „Der Legende nach streckte er seinen Bruder Dareos, den König der Götter, der der weiseste und mächtigste unter ihnen war, aus Neid nieder, um ihm seine Rüstung abzunehmen, die Dareos geschmiedet hatte und die ihrem Besitzer unendliche Macht verleihen sollte... doch die frevlerische Tat wurde aufgedeckt und Razosh in eine Statue gebannt, aus der er nie wieder entkommen sollte...“
„Und doch glauben diese Knilche an ihn?“, fragte Astiroth spöttisch.
„Gerüchteweise stand dieser Kaiser im Bund mit Razosh, als er vor 300 Jahren die westlichen Länder mit Krieg überzog... genaueres jedoch werden höchstens die Historiker und Chronisten der Könige wissen.“
„Götter...“, spuckte Astiroth verächtlich aus, wodurch er sich einen tadelnden Blick Trigarams zuzog.
„Viele Kriege wurden der Götter wegen ausgefochten, Astiroth... selbst um den angeblich toten Dareos ranken sich Kulte und Geheimorden... viele glauben, dass die magischen Fähigkeiten einzelner Individuen der Hauch der Götter sind.“
Astiroth schwieg angesäuert. Er hielt von diesem Hokuspokus Firlefanz ebenso wenig wie von den angeblichen Göttern.
„Nachher willst du mir wohl einreden, dass diese Armschienen ebenfalls Teil dieser Götterrüstung sind und der Kaiser nur nach ihnen strebt, um seinen Götterkumpel zu befreien...“
„Schlaf jetzt, Astiroth...“, erwiderte Trigaram an Stelle einer Antwort. „Ich werde die erste Wache übernehmen...“
DJ n
und weiter gehts mit The_question und Asbach Uralt-Chronist DJ n.
Viel Spaß darmit! :)
The_question:
Beide sahen sich in dem kleinen Dörfchen um, warum auch immer. Schliesslich wussten sie nicht wonach sie Ausschau halten sollen. "Habt ihr denn eine Idee was wir machen wollen?" sprach Diara zu Vintal. "Nunja..." Vintal legte eine kleine Pause ein "wie ich bereits sagte sind meine Waffen schon unscharf geworden auf meiner langen Reise. Am besten wir suchen einen Dorfschmied auf, oder eine Werkbank, an der ich meine Waffen selbst schärfen kann..."
"Hm." brummte Diara "Ich habe von einigen besoffenen Mannen gestern gehört dass im Norden des Dorfes einige Waffenwerker hausen, sehen wir uns dort doch um?" fragte Diara. Vintal nickte nur und schon begannen sie, gen Norden des Dorfes zu schreiten.
Nach ungefähr 10 Minuten waren sie an einen Ort gekommen, der im Gegensatz zum Rest des Dorfes ganz anders aussah. Dort waren Fachwerkhäuser und wunderschöne Gärten, durchzogen mit Kieswegen und einem kleinen See. Ein wunderschöner Ort, um es auf den Punkt zu bringen. Vintal trat vor und horchte sich um. Er hörte den üblichen Tagestrubel und ein lautes Hämmern. Diesem Hämmern folgte er, bis er zu einer Art... öffentlichem Schmiedeplatz kam.
"Klasse, genau das was ich gesucht habe" strahlte Vintal. Die Benutzung der Werkzeuge kostete 5 Goldstücke. Ein eigentlich ganz akzeptabler Preis. An dem Aufseher angekommen zahlte Vintal seine 5 Goldstücke und ging hinüber zu den Werkzeugen. Diara sah ihm begeistert zu. Vintal legte seine Lanze und seine Wurfringe auf einen Sockel neben dem Schleifstein hin und heizte kurz den Ofen an. Dann fing er an seine Ringe nachzuschleifen. Nach kurzer Zeit legte er sie mittels Zange in den Ofen, nahm sie wieder heraus und kühlte sie in einem kleinen Becken voll Wasser ab. Jenen vorgang führte er bei beiden Ringen durch. Seine Lanze musste er erst mit einem großen Hammer bearbeiten, da diese schon sehr verbogen war. Nachdem er einigermaßen zufrieden mit dem Ergebnis war, schleifte er auch diese zurecht, legte sie kurz in den Ofen und kühlte auch diese ab.
Nachdem seine Waffen in der Sonne getrocknet waren, polierte er sie noch etwas. Auch seine Handschuhe hatten eine Politur bitter nötig. Dann verließ er den Platz zusammen mit Diara wieder mit glänzenden, wie neu aussehenden Waffen.
"Hihi, wie neu" grinste er und Diara tat es ihm gleich. "So, doch was nun?" fragte Vintal neugierig und blickte Diara in ihre wunderschönen, grünen Augen...
DJ n:
Schon seit einigen Stunden hielt Trigaram seine Wache, während sein Kumpan, bis zum Hals in seine Decke gehüllt, auf dem Boden neben dem Feuer lag, von dem nur noch die Glut als einziges Wärme spendete, und tief und fest schlief. Die Nacht war recht kalt, daher hatte sich Trigaram ebenfalls in seine Decke gehüllt und saß, gegen den morschen Baum gelehnt, in der Nacht und ließ seine Gedanken freien Lauf; der Mond war voll diese Nacht und Trigarams Gedanken glitten in eine ferne Vergangenheit zurück, in der er in einer solchen Nacht mit seiner Mutter am Fenster ihres kleinen Hauses in seinem Heimatdorf gestanden hatte und sie ihm ihr Wissen über die alten Geschichten der Götter und allerlei anderer Dinge übergab. Seine Mutter war eine wunderschöne, liebevolle und kluge Frau; Trigaram hatte sie über alles geliebt und liebte sie noch immer in der Tiefe seines, nun sehr kalten Herzens. Das Bild seiner Mutter, welches sich vor seinen Augen im Gesicht des vollen, weißen Mondes abgezeichnet hatte, verschwamm und machte für das Bild eines Mannes Platz, der ein strenges Gesicht, aber Augen voller Güte und Liebe hatte. Das Gesicht seines Vaters, den Trigaram, mehr als jeden anderen auf der Welt, über alles Bewundert hatte. Er war ein sehr fürsorglicher Vater und ein guter, aber auch strenger Lehrer, der ihm in harten Lektionen den Alltag der weiten Welt beibrachte.
Auch dieses Bild verschwamm und Trigaram blickte auf den Tag, an dem er sein Dorf hatte verlassen müssen, um seine Mannwerdung anzutreten. Er hatte viel in der Zeit gesehen; viel Böses, Tod und Zerstörung, aber auch viel Gutes. Zu dem Guten zählte er vor allem die plötzliche Begegnung mit einer, für Trigaram engelsgleichen, Hochelfe. Er hatte eine Gruppe von Elfen in einem Kampf gegen einige Orkbanditen unterstützt und war dabei selbst stark verwundet worden. Als er wieder zu sich kam, blickte Trigaram als erstes in die wunderschönen klaren, hellen Augen der Elfe. Ihr Name war Iligia und hatte mit zu der Gruppe gehört, der Trigaram helfen wollte.
Diese wunderschöne Frau hatte ihn voller Sorgfalt und Liebe gesund gepflegt und nachdem seine Wunden verheilt waren, bat sie ihn, nicht sofort abzureisen…
Wieder verschwamm dieses Bild und Trigaram sah in den vollen, weißen Mond, denselben Mond, der ihnen als einziger zugesehen hatte, als sie sich in einer lauen Spätsommernacht ihren Gefühlen und Wünschen hingaben. Trigaram erinnerte sich noch genau daran, wie einfach ihr das blaue Kleid, welches sie an jenem Abend trug, von den Schultern glitt und ihren weißen, makellos schönen Körper entblößte; wie Trigaram sie sanft mit seinen Händen liebkoste, weiche Küsse austauschte und sich dann schließlich unter dem weißen vollen Mond mit ihr vereinte und dabei ihr aschblondes Haar sich mit seinem silbernen zu einem wirren Gemisch verwand…
Plötzlich änderte sich diese Erinnerung und Trigaram sah das, vor schmerz verzogene Gesicht eines bärtigen Hochelfen, der aus drei Wunden in der Seite blutete und rief „Du hast meine Tochter entehrt, verdammtes Halbblut!“. Trigaram sah den blutenden Mann und daneben Iligia, wie sie mit verdrehtem Kopf und glasigen Augen, aus denen einzelne Tränen liefen, auf dem Boden lag… ihr Vater hatte sie, nachdem er von dem Liebesakt zwischen ihr und Trigaram erfahren hatte, vor lauter Zorn umgebracht… sie sei „verschmutzt“ und nicht mehr würdig, zu leben…
Trigaram schüttelte den Kopf, um sich wieder in die Realität zurück zu holen. Dies lag alles weit hinter ihm und war nicht mehr von Bedeutung für ihn; eine Fußnote im Buch seines Lebens, so dachte Trigaram, doch in seinem tiefsten Inneren wusste er, dass dieses Erlebnis ihn noch immer beeinflusste, auch wenn er es nicht wahrhaben wollte; der mitleidige Blick auf die Frauen auf dem Karren waren ein Ausdruck dafür…
Plötzlich zuckte Trigaram zusammen, da er leise Stimmen vernahm. Sie klangen rau und barsch… und sie schienen sich zu nähern. Ohne große Umschweife richtete sich der Halbelf auf und weckte seinen Mitstreiter. Dieser war nicht gerade angetan über die Störung seines Schlafes und brummte höchst verstimmt: „Was willst du? Bin ich etwa mit der Wache dran?“. Trigaram legte sich den Zeigefinger auf die Lippen und bedeutete Astiroth damit, still zu sein. Dann flüsterte er: „Ich habe Stimmen gehört. Scheinbar bekommen wir gleich Besuch.“. Im Licht des Mondes schien Astiroth sein Gesicht zu verziehen, doch Trigaram konnte nicht deuten, zu welchem Ausdruck. „Wo sind sie?“ fragte der Mensch leise und setzte sich auf. Wie Trigaram auffiel, hatte Astiroth seinen Dolch wohl während des Schlafens in der Hand gehabt. >>Er scheint sehr vorsichtig zu sein…<<. „Ich weiß es nicht genau, aber die Stimmen kamen von dort.“ Trigaram deutete auf eine kleine Gruppe toter Bäume auf der anderen Straßenseite. „Wegelagerer oder anderes Gesocks…“ schnaufte Astiroth verächtlich. „Die werde ich lehren, mir meinen Schlaf zu stehlen..“. Trigaram schüttelte den Kopf. „Nein, nicht gleich so drastisch.“. Astiroth legte den Kopf schräg und bedachte den Elfen mit einem missbilligenden und verständnislosen Blick. „Wir sind hier im Land des dunklen Kaisers Igmar und in dessen Auftrag unterwegs… sollte dieser Herrscher nur ein Fünkchen für Angst und Schrecken unter seiner Bevölkerung sorgen, so können wir uns vielleicht dieser Banditen bedienen.“.
Astiroth gab es ungern zu, aber die Idee des Elfen war nicht schlecht; sie war vor allem nicht so aufwändig und schmutzig wie die Idee, die ihm für die Männer, wie viele es auch immer sein mögen, gekommen war. Daher nickte er, wenn auch widerspenstig, mit dem Kopf und die beiden Männer schlichen sich näher in die Richtung, in die Trigaram gedeutet hatte.
Tatsächlich konnte Astiroth nach einigen Metern auch schon ein unglaubliches Grölen und Rufen vernehmen; scheinbar hatten die Männer allesamt in dieser Nacht dem Wein und Gerstensaft sehr großzügig zugesprochen. Astiroth grinste verächtlich; die Eigenart der Menschen, vor allem der Männer, zu viel zu trinken war ihm bisher immer wieder sehr gelegen gekommen und diesmal wäre es nicht anders gewesen, wäre da nicht die Idee des verdammten Dunkelelfen gewesen.
„Sag mal…“ begann ein Mann mit tiefer Stimme und sehr schwerer Zunge. „Sag mal Sceddi… warum willst du ei…eigentlich in die Hauptstadt…? Hier is es doch auch schön…“. Die Worte „auch schön“ hatte der Sprecher durch seine schwere Zunge zu einem seltsamen neuen Wort vermischt. „Weißt du…“ antwortete eine zweite Stimme, ebenfalls ziemlich schwer, doch ein wenig höher als die erste „Es is ja nicht so…“ ein Rülpsen unterbrach den Satzanfang des Mannes, der Sceddi genannt wurde, „dass es hier nicht schön is… aber in der Stadt… da gibt’s halt viel mehr zu holn’, weißte? Hier is das Geschäft halt so schlecht…“.
Trigaram und Astiroth sahen sich kurz an; es war das erste Mal, dass die beiden sich ohne die gegenseitige Verachtung ansahen und beide schienen zu ahnen, was der andere dachte. Trigaram nickte. Es wäre sinnlos, sich mit einfachen Wegelagerern einzulassen, die ihnen nicht viel von Nutzen sein würden, zumal sie ohnehin in die entgegengesetzte Richtung unterwegs waren. Astiroth und Trigaram zogen sich leise wieder zurück und hörten noch lange das lallende Gebrüll der Betrunkenen Männer um ihren Anführer, den sie „Sceddi“ nannten…
Daen vom Clan
20.04.2005, 13:23
Erneute zwei Episoden der CdU, diesmal wieder von unseren beiden genialen Neuerwerbungen kakaomaus und CK-2587.
Viel Spaß und Vergnügen :)
kakaomaus:
…
Diara blickte Vintal lange an, ehe sie sich dazu entschloss ihm ihre Gedanken, die sie schon lange mit sich rum trug, mitzuteilen.
„Hört zu“, fing sie an, doch spürte Blicke aus den dunklen Fensterläden der kleinen Straße, was sie dazu brachte energisch und schnell, jedoch gelassen zu handeln. Mit ihrer rechten Hand ergriff sie ein Stück Stoff seines Umhangs an der Schulter und zog ihn von der Straße in eine Seitengasse, die durch verdreckte und heruntergekommene Häuser führte.
„Ich benötige Kräuter, die es mir ermöglichen meinen Blutdurst zu; sagen wir; vermindern oder gar unnötig machen. In dieser Stadt sind Augen, die besser nicht sehen sollen was geschieht, darum halte ich es für sinnvoll so schnell es geht die Reise anzutreten, doch, zuerst muss ich einen Kräuterladen aufsuchen.“
Ihre Augen ruhten noch immer auf ihm während ihr Geist wohl in der Ferne Laute zu hören vermochte.
Vintal nickte sachte, nicht ganz sicher ob er das richtige tat, doch im Moment war sein Ziel erreicht, seine Waffen geschärft.
Wenig später wagte er es, wenn auch nur sehr ungern, einen daherlaufenden Menschen, der unachtsam den Boden unter seinen Füßen betrachtete, nach einem Kräuterladen anzusprechen.
Die dunkle, kratzige Stimme des alten Mannes zeigte höchste Antipathie gegen den Fremden, der ihn soeben angehalten hatte. Als sein Augenlicht auf Diara fiel, die ihre Kapuze ebenfalls bis ins Gesicht gezogen hatte man jedoch ihre Augen erblicken konnte, hob er höchst skeptisch seine Augenbraue und antwortete, einen Kräuterladen gäbe es in jene Richtung die er ihnen schnell mit erhobenen Finger zeige und mit dem Kommentar „So abscheulich, man kann es nicht übersehen“ das Äußere des Hauses verdeutliche. Dann schritt er so schnell ihn seine humpelnden Stummelbeine fortbewegen konnten und verschwand um eine Ecke.
Mit einem gleichzeitigen Seitenblick machten sich Diara und Vintal sofort auf den Weg. Sie wussten nicht wie viel Vertrauen sie in den Alten hatten stecken dürfen, doch sehr rasch fanden sie den Kräuterladen.
Ein kleines schiefes Gebäude, mit schwarzem Dach und einer Krähe, die sich dort oben auf dem schwarzen und veralteten Schornstein ein Nest gebaut hatte, wirkte zwischen den fast schon vergleichsweise prächtigen Häusern (die auch nicht wirklich prunkvoll aussahen) zu klein und zu seltsam, um wirklich in diese Spalte zu gehören.
Diara wunderte sich nicht, sie war das Anderssein der Dinge gewöhnt und so ging sie auf die eingetretenen dunklen Steinstufen hinauf bis zur schweren, mit einem Ring in der Mitte versehenen Tür.
Unsicher, ob sie nun an dem schweren Ring klopfen oder einfach hinein treten sollte, öffnete sich die Tür nahezu von alleine und eine kleine, Hexenähnliche Gestalt trat ins grelle Sonnenlicht. Die weißen Augen in dem alten und schrumpeligen Gesicht, dessen Rumpf auf einem dicken und kurzen Hals eines krauchenden Körpers, der in eine schmutzige Belumpung gekleidet war, waren mit dem allerersten Blinzeln auf Diara gerichtet; kalt und sonderlich. Diara atmete tief ein, blickte mit ihren Augen auf die Gestalt herunter und wagte es zu lächeln. Daraufhin wurde eine knorrige alte Hand, mit großen dunklen Edelsteinringen besetzt, gehoben, die zum Einlass bat.
Diara, gefolgt von Vintal, traten in das zunehmend nach Kirschen riechende Häuschen. Diara musterte den kleinen Raum, der angenehm warm sowie durch viele Kerzen und einen großen prasselnden Kamin in der hintersten Ecke erleuchtet war.
„Schließ die TÜR!“, fauchte die alte Frau und blickte dabei leicht zu Vintal, der bereits die Hand auf der Klinke hatte und die Tür zu zog.
Der Boden und auch die Wände waren allesamt aus dunklem Holz und behangen mit allen möglichen getrockneten, aromatischen und frischen Kräutern, Gläsern, Flaschen, Phiolen, abgerissenen und vergilbten Zettelchen und Kochgeräten; ein Fenster konnte Diara nicht erkennen.
Vor dem Kamin war ein dunkler Holztisch aufgestellt, auf dem gerade einige Sorten von Kräutern lagen, die mit einem Mörser frisch in der Zubereitung waren.
Die kleine Frau ging eiligen Schrittes zu ihrem Tisch und nahm die Bearbeitung ihrer Kräuter wieder auf, blickte dabei ununterbrochen Diara an.
Diara sowie Vintal gesellten sich zum Tisch, der für die beiden doch ein wenig zu niedrig war um sich mit den Händen darauf abstützen zu können.
„Ich habe dich erwartet – Diara Tabby“, unterbrach die Frau die Stille und rieb weiterhin ihre Kräuter.
Diara nickte verständnislos und wartete auf eine Ergänzung dieses Satzes. Doch als nichts kam und auch Vintal nicht recht wusste was er sagen sollte, nahm sie die Fährte auf. „…Woher wisst Ihr von meinem Namen?“
„Ha, nun stell dich nicht so dumm, Kind. Du hast doch sicher gewusst, seit Wochen schon spüre ich dass du näher kommst. Du bist meinem Ruf gefolgt, hinein in dieses Dorf, das seinen Namen längst vergessen… Und dein Gefährte ist auch nicht ohne Grund hier!“
Vintal blickte die Frau verwirrt an, bekam jedoch keine Erläuterung.
Ihre weißen Augen ließen Diara nicht los, doch mit sicherer Hand kratzte sie die Kräuter, die nun ein kleiner grüner Brei war, in eine Phiole, in die zusätzlich eine blaue Flüssigkeit gegossen wurde.
Diara und auch Vintal sahen der Mischung der beiden Zutaten verwirrt zu und langsam riss Diara der Geduldsfaden.
„Das habe ich kommen sehen…“, murmelte die alte Frau.
„Bitte“, forderte Diara sie höflich auf „nennt mir doch Euren Namen!“
Mit dem Augenlid zuckend wandte sich die Frau nun Vintal zu. „Mein Name ist Gabriele und ich bin die örtliche Hexe“, Gabriele hustete laut und glucksend „Und ich brauche eure Hilfe. Es ist geht um etwas sehr wichtiges. Diara, du bist gekommen da du einen Wunsch hast, den du erfüllt haben möchtest. So sei es.“ Ohne ein weiteres Wort verließ die Hexe den Raum und Diara blickte Vintal erneut verwirrt an. >>Es war ein Fehler her zu kommen. Ich hätte schon längst wieder meinen Weg beschreiten sollen<<, schoss es Vintal durch den Kopf. Diara sah ihn längere Zeit gekränkt an, hatte dieser Gedanke nichts mit ihr zu tun doch sie konnte so etwas nicht leiden.
„KOMMT IHR NOCH?!“, rief Gabriele durch den Raum und schon eilten die beiden hinterher…
CK-2587:
Die peinliche Stille im Audienzraum des Herzogs, die mit einer unterschwelligen Spannung besonders zwischen dem Ritter van der Wall und dem unbeschwert grinsenden Waldläufer einherging, wurde just durch das Auftreten eines blau livrierten Bediensteten unterbrochen, der den Raum unterwürfig betrat, zögerte, sich durch die Anwesenheit der zwei Gäste jedoch nicht daran hindern ließ, zum Herzog zu treten- offenbar hatte er wichtiges zu vermelden. Vor seinem Herren angekommen legte der in seinem Livree auf Yoshua dessen vergnügter Miene nach zu urteilen offenbar einen lächerlichen Eindruck machende Lakai eine servile Verbeugung hin, ehe er de’ Bordessa einen versiegelten Umschlag reichte.
„Ist es das, was ich vermute...?“, fragte der Herzog, sichtlich ungehalten über die Unterbrechung durch seinen Diener, doch nichtsdestotrotz mit einer Spur Misstrauen im herrischen Aristokratengesicht.
„Ein Schreiben für Euch, mein Herzog...“, antwortete der Bedienstete schlicht. Entweder wusste er nichts über den Inhalt des Schreibens, oder er zögerte, es seinem Herzog zu sagen. Der leicht verängstigte Gesichtsausdruck ließ auf letzteres schließen. Der Herzog runzelte angestrengt die Stirn, ehe er seinen Untergebenen mit einer knappen Geste entließ. Sichtlich erleichtert floh dieser fast aus dem Raum, was auf Daen van der Walls Gesicht ein ebenso angestrengtes Stirnrunzeln erkennen ließ. Für gewöhnlich war der erhabene Herzog über die Maße gütig zu seinen Untergebenen, weswegen ein einfacher Nachrichtenüberlieferer keinerlei Repressalien zu befürchten hatte- es sei denn, diese Nachrichten waren wirklich schlecht. Der Herzog indes erbrach rasch das Siegel und überflog die auf den im Umschlag steckenden Zettel geschriebene Botschaft. Mit jeder Zeile schienen seine Augen ein Stück größer zu werden- ehe er das Blatt mit einer Plötzlichkeit zerknüllte und dem Kaminfeuer überantwortete, die den Waldläufer Yoshua überrascht zusammenzucken und Daen überrascht eine Augenbraue wölben ließ. Er hatte nur sehr selten erlebt, dass der kultivierte Herzog in diesem Maße die Beherrschung verlor- wahrscheinlich war es auch nur dieser Kultiviertheit zu verdanken, dass de’ Bordessa von einem derben Wagenlenkerfluch abgesehen hatte.
„Diese verfluchten Vollstrecker Dareos’... Rondra versenge ihre Augen...“, grollte der ältliche Mann und setzte sich, plötzlich noch älter und unsäglich müde wirkend, wieder auf seine Sitzgelegenheit. Yoshua blinzelte verwirrt, doch auf Daens Miene hatte plötzlich einen Ausdruck angenommen, der dem des Herzogs nach Lesen der Nachricht in nichts nachstand.
„Was haben sie dieses Mal getan?“
Bevor er antwortete, zauberte der Herzog ein fein gesticktes, mit Goldfäden durchwobenes Tuch aus seiner Tasche, mit dem er sich vorsichtig die Stirn betupfte.
„Es sieht so aus, als haben die Ereignisse im Osten sie aufgeschreckt...“, informierte er den Ritter dann matt. „Sie haben eine ganze Händlerkolonne aus einem der östlichen Grenznationen der Ketzerei angeklagt und alle Handelswaren beschlagnahmt- inklusive der für mich bestimmten Ladung edelsten Rotweins.“ Der Tonfall des Herzogs machte klar, welche dieser Untaten für ihn die schlimmste gewesen war.
„Was ist mit den Händlern geschehen?“
„Im Augenblick werden sie sich wohl den Befragungen der Inquisitoren aussetzen müssen...“
Daens Miene verzog sich schmerzerfüllt, doch der Waldläufer Yoshua, dem ferner zu dem Schluss gelangt war, dass etwas mehr Aufmerksamkeit ihm gut tun würde, schienen diese Vokabeln kein Begriff zu sein.
„Äh... was läuft hier eigentlich?“, platzte es aus ihm heraus, kaum da das letzte Wort seine Lippen verlassen hatte erschrocken über den Tonfall, den er angeschlagen hatte. Daen und der Herzog jedoch schienen zu abgelenkt, um davon großartig Notiz zu nehmen.
„Die Vollstrecker Dareos’...“, begann Daen dem Waldläufer zu erklären, mit einer vor Verachtung rauen Stimme. „Es handelt sich bei den Vollstreckern um eine Religionsgemeinschaft, die militärische Dimensionen annimmt. Sie glauben an Dareos, den Gottkönig, und daran, dass er zurückkehren und die Welt erlösen wird. Zwar tolerieren sie die anderen Götter, die sich der Legende nach gegen Dareos’ Mörder, dessen Namen ich hier nicht nennen will, gewandt haben, doch sie erachten sie als minderwertig, weil sie es nicht wagten, den Brudermörder für immer zu vernichten. Seit ihrer Gründung durchkämmen sie den gesamten Kontinent nach Anhängern des Brudermörders, darauf erpicht, für ihre Mühen fürstlich von Daeros bei seiner Rückkehr belohnt zu werden- nicht einmal rechtschaffende Bürger sind vor ihnen sicher.“
Daen wandte sich wieder an de’ Bordessa.
„Mein Herzog, Ihr müsst etwas gegen Sie unternehmen!“
Der alte Fürst seufzte. Man konnte deutlich merken, dass eine schwere Bürde auf seinen Schultern lastete.
„Daen, ich werde zu alt für so etwas...“, flüsterte er. „Die Vollstrecker sind zu mächtig, als dass ich ihnen mit meiner Garde entgegentreten könnte. Sie erkennen keine weltliche Autorität an, was dadurch bekräftigt wird, dass viele Könige ihrer Ideologie Gehör verleihen und ihnen Narrenfreiheit gewähren.“
„Aber diese Händler werden sterben!“, brauste Daen auf. „Ihr wisst ganz genau, dass die Inquisitoren der Vollstrecker nicht nach der Schuld, sondern lediglich nach einem Geständnis suchen!“
Der Herzog zuckte leicht zusammen, ehe er es schaffte, Daen mit einem strengen Blick zu versehen.
„Ich weiß, mein alter Freund... und deswegen ist Eure Mission um so wichtiger! Haben sich die Ereignisse im Osten erst beruhigt, werden die paranoiden Parolen der Vollstrecker nicht mehr so leicht auf offene Ohre stoßen.“
Daen machte nicht den Eindruck, als würde ihm diese Schlussfolgerung sonderlich gefallen, doch schließlich nickte er ergeben.
„Ich verstehe...“
„Ich weiß. Deshalb seid Ihr auch der geeignete Mann für diese Mission.“
Der Blick des Herzogs fiel wieder auf den schweigenden Yoshua, der offenbar dabei war, die jüngst erlangten Informationen weiter zu verarbeiten.
„Und Ihr, junger Waldläufer, werdet Daen van der Wall zu Gehorsam verpflichtet sein. Eure Tage als Gesetzloser sind gezählt.“
Seine Miene bei diesen Worten glich eher der eines gütigen Großvaters, doch Yoshua schien die Botschaft durchaus zu verstehen.
„Natürlich... mein Herzog.“
Der Herzog lächelte zufrieden, bereits wieder einen bedeutend vitaleren Eindruck machend.
„Doch bevor Ihr aufbrecht erlaube ich Euch, mit mir zu Speisen. Meine Köche wissen durchaus, edle Recken wie Euch zu versorgen.“
Auf diese Ankündigung hin strahlte Yoshua über beide Ohren, doch Daen zeigte sich bedrückt. Einmal mehr würde seine Überzeugung, irdischen Genüssen zu widerstehen, auf eine harte Probe gestellt... Aber dies war kein Hindernis, welches Daen van der Wall nicht zu nehmen wusste.
Die Sonne brannte erbarmungslos auf die unter ihr flimmernde Wüste des Kontinents Tareisos, die nur eine von vielen war, die diesen Flecken Erde zu einem der unwirtlichsten Orte machte, die man sich vorstellen konnte. Oasen gab es, wenn überhaupt, nur an schwer zugänglichen Stellen und diese wurden scharf von den Nomadenstämmen der Wüste bewacht, die neben ihrer Gottlosigkeit auch für ihr enormes kriegerisches Geschick berühmt waren. Wer aus Garmil stammte und diesen Kontinent freiwillig aufsuchte, konnte nur verrückt oder ein Selbstmörder sein... dennoch würde ein Teil der kahlen Wüste durch ein nicht klein wirkendes Militärlager mit Leben erfüllt. In Reih und Glied standen dort, mitten im Nirgendwo, purpurfarbene Zelte, angepferchte Pferde und ein paar zeltbeplante Wagen. Auch Menschen, ausschließlich Menschen, waren zugegen, deren Kleidung ihren Zelten durchaus ähnelte. Über ihre von weißem Stoff verdeckten Kettenhemden trugen sie schwere, purpurne Umhänge, die das mörderische Klima der Wüste wohl noch unerträglicher machen mussten. Doch die Männer würden sich nicht beklagen- sie hatten eine Mission, die höchste aller, die man sich vorstellen konnte. Für den Gottkönig persönlich zu streiten und sein Ansehen wiederherzustellen, wo immer es durch Ketzer oder Ungläubige befleckt worden war. Und sie würden Erfolg haben. Sie waren die Vollstrecker Dareos’.
Eines der Zelte fiel besonders auf, da es größere war als die übrigen und von zweien der in Purpur gekleideten Soldaten mit schweren Hellebarden bewacht wurde. Es war das Zelt des Exekutors, des Offiziers der Vollstrecker also, der diese Legion auf diesem Kontinent anführte und im Rang vergleichbar mit einem Generalhauptmann einer beliebigen königlichen Garde war. Der Exekutor selbst, der im überraschend kühlen Inneren seines Zeltes stand und mit gemischten Gefühlen auf einen Stoß Pergamente blickte, die seine Befehle darstellten, war ein grauhaariger Mann, dem man aufgrund seiner scharfgeschnittenen Züge die adelige Herkunft sofort anmerkte. Doch diese Abkunft hatte er hinter sich gelassen. Er hieß Drath Vedar und sollte hier, mitten im Nirgendwo, umgeben von Gottlosen, dafür sorgen, dass die Botschaft Dareos’ Garmil verließ und sich auf die übrigen Kontinente ausweitete. Eine höchst undankbare Aufgabe, wenn man bedachte, dass die übrigen Legionen auf Garmil selbst sich in den westlichen Nationen eines bedeutend besseren Klimas erfreuten und nur unter der harmlosen Bevölkerung die Ketzer herauspicken mussten. Er hatte es hier jedoch mit einer ganzen Armee Ungläubiger zu tun- die mit der Wüste weitaus besser zurechtkamen als seine eigenen, gemäßigtes Klima gewohnten Soldaten. Und so bekam er tagtäglich Verlustmeldungen, Beschwerden und andere Knüppel in den Weg geworfen, die seinen göttlichen Feldzug hier in der Wüste gefährdeten. Wenigstens gab hier keine Anzeichen minderer Rassen, die sich vollkommen Dareos’ Güte entzogen hatten, wie Orks, Zwerge oder Dunkelelfen.
Eine Bewegung am Zelteingang ließ den Exekutor seine Befehle kurz vergessen und sich umdrehen, als ein anderer Vollstrecker eintrat. Es handelte sich um einen seiner Stellvertreter, dessen Uniform sich nur durch ein goldenes Abzeichen von der der „gewöhnlichen“ Soldaten unterschied.
„Dareos erleuchte Euch, Exekutor“, grüßte der Offizier formell und legte seine rechte Faust auf seine Brust. Vedar entgegnete diese Geste.
„Sprecht, Vollstrecker Gildeen. Was habt Ihr zu berichten?“
„Wir haben einen Ungläubigen in unserem Lager erwischt, Exekutor. Er wollte uns ausspionieren.“
„Gute Arbeit. Was geschieht nun mit ihm?“
„Das wollte ich Euch überlassen, Exekutor.“
„Gut... bringt ihn herein...“
Gildeen nickte und verschwand, worauf Vedar sich erneut kurz auf seine Befehle konzentrierte Bald musste er einen ersten Bericht an den Rat der Vollstrecker über seine Fortschritte entsenden- hoffentlich würde der Gefangene ihm zu solchen Fortschritten verhelfen.
Und weiter geht's. Die beiden heutigen Episoden werden ihnen präsentiert von der Daen vom Clan-Stiftung für unchristliche Chiliverweigerer und von der Repko-Gesellschaft für freies Schreiben.
Viel Spass beim Lesen und vergesst bitte nicht, eure Kritik hierzu in DIESEN Thread zu posten.
Die Chronisten der Unterwelt
Daen vom Clan:
„Heil dir, Götterkönig, Heil dir du Licht der Höh!
Glänzend Glorie der Welten, gottgesalbter Herrschers Thron,
Staub, Licht und Schattens Untertan, Meisters Licht und Glutgefährte!“
Exekutor-Novize Mangar, „Protektor des wahren Glaubens“, sang aus vollem Halse in die recht kalte Luft des Frühlingsmorgens und sein wohl tönendes Singorgan zerschnitt die morgendliche Ruhe und ließ allen Ortens die Vögel und Krähen erschrocken aufsteigen, auf das ein geübter Späher den langsam schreitenden Tross schon von großer Ferne erkennen konnte. Der angehende Exekutor war recht beleibt und sein Kettenhemd wies an zahlreichen Stellen große Lücken und Löcher auf, während das purpurne Wappentuch sich vor einem enormen Bauch spannte. Das Gesicht war glatt geschabt und auch sein Haupthaar hatte sich der Mann der „Vollstrecker Dareos’“ von einem jungen Novizen des ersten Jahres glatt abschaben lassen, denn das Tragen modischer Haartrachten war ketzerischer Firlefanz, dem ein Mann seiner Würde und seines Amtes wohl kaum gut zu Gesicht standen. Fast wehmütig dachte er noch einmal an das fein geschnittene Gesicht des Jünglings, der in seine Dienste getreten war und Ein ums Andere Mal seufzte er ob der strengen Regularien des Ordens laut auf und schalt sich im nächsten Augenblick einen heidnischen Toren, war doch die Pflichterfüllung die heilende Reinigung des Lichts wider des dunklen Geschmeiß’ ihm Lohn und Labsal genug. Das er seinen Männern mit seinem Gesang nicht mehr Mut einflösste und seinen Gedanken nachgehangen war, merkte er erst, als Einer seiner derben Landsknechte zaghaft ein Lied anstimmte, in das sofort zwei, drei tiefe Stimmen einfielen: „Lebt denn die alte Frosthexe noch, Frosthexe no....“.
Das bekannte und bei der ländlichen Bevölkerung sehr beliebte Lied wurde sofort von einem lauten Knall unterbrochen und die angeworbenen Landsknechte sahen sich erschocken um und erkannten den jungen Mann, der das heitere Lied angestimmt hatte, der verzweifelt versuchte, sich die schwarzen Schnüre einer Lederpeitsche vom Hals abzustreifen, wo Diese wie der Würgegriff einer Sumpf-Anakonda, sich mehr und mehr zusammenzogen, je brutaler der Mann, welcher die Peitsche geschwunden hatte – Mangar – daran zog.
Seine Stimme war nur ein leises Flüstern, doch zerschnitt sie die Stille und die erschrockene Atmosphäre mehr als das laute Lied vorher: „Wage!“, Der angehende Inquisitor atmete geräuschvoll aus „Wage es NIE mehr, in meiner geheiligten und erlauchten Gegenwart Eines dieser ketzerischen Lieder anzustimmen, hast du verstanden, Knecht?“
Der Angesprochene nickte mit blauen Lippen und hervorquellenden Augen und seine strampelnden Versuche, sich zu befreien, wurden träger und träger und erstarben schließlich ganz. Die Landsknechte – einfache Männer mit Spießen und schmutzigbrauner Bauerntracht – sahen erschrocken zu dem heiligen Mann, der sie bezahlt hatte und wieder zu dem leblosen Leib ihres einstigen Gefährten, da unterbrach ein lautes Lachen die unheilvolle Stille.
Ein weiterer Mann auf einem Pferd dirigierte Dieses an das Pferd Mangars heran und legte ihm sanft seine Hand auf die Peitsche, woraufhin der Novize seine Peitsche entspannte und vom Hals des Mannes löste. Dieser fiel keuchend zu Boden und schnappte mit entsetzt aufgerissenen Augen nach Luft, was ihn wie ein Fisch aussehen ließ, der von einer großen Welle an den Strand gespült wurde.
„Mangar, Protektor des wahren Glaubens, Herr, ich bitte Euch - er ist die Sünde nicht wert.“, sagte der Neuankömmling mit ruhiger Stimme und die Landsknechte erkannten denselben harten Blick des lodernden Feuers in seinen Augen, den man auch oft bei ihrem Herren erkennen konnte.
„Ja, Ihr habt Recht, Bruder Eiskendaran, Eure Weisheit muss ich achten. Selbst dieser ungewaschene Sünder verdient die Rettung durch reinigendes Feuer oder ein geweihtes Schwert und so will die Strafe ich aufweilen verschieben.“
„Es tut gut, Euch zu sehen, Bruder Mangar!“, sagte Eiskendaran freundlich und fuhr dann fort: „Eure Bitte habe ich erfüllt, Bruder – es gibt Neuigkeiten und schon bald sollen wir baden in der wundervollen Glorie der Rechtschaffenheit, erfüllt vom Glanze des ewigen Lebens.“
„Berichte!“, befahl Mangar breit grinsend und Eiskendarans Gesicht zeigte ein verschwörerisches Grinsen.
Schon als er des lauten Gesanges gewahr wurde, hatte sich Göflington auf den Boden geworfen und die wenigen Blumen, die er in diesem Wald hatte finden können, achtlos in die Büsche geworfen.
Und als er die purpurfarbenen Wappenröcke der Vollstrecker Dareos’ sah, schalt er sich einen verfluchten Narren und vergaß auch nicht, die liebliche – ihm jedoch vollkommen unbekannte – Maid in seine Flüche mit einzubeziehen, denn diese aufregende Frau, die allem Anschein nach das Blut ihrer Widersacher trank und sich mit Leibwächtern mit Drachenflügeln umgab, hatte sein Interesse mehr als geweckt und nachdem er die gesamte Nacht wach gelegen war und eine seltsame Erregung verspürt hatte, wann immer er an die wunderschöne Frau gedacht hatte, die er mit seinem Freund beobachtet hatte, reifte tief in seinem Herzen der Plan, diese Frau kennen zu lernen. Sollte ihn dies jedoch sein Blut kosten, so wäre er nur zu gerne bereit, Dieses für diesen wunderschönen, doch dunklen Engel zu opfern, denn noch nie hatte er solch ein Begehren, solch eine Sehnsucht gespürt und der Gedanke, das ihre blutroten Lippen seine Haut streifen würden, hatte ihm jegliche logische und rationale Denkweise geraubt und so war er schon am frühen Morgen aus dem Gasthaus geschlichen, um Blumen für die Blut saugende Maid zu sammeln, mit Denen er ihre Liebe zu gewinnen erhoffte.
Doch nun lag er im feuchten Dreck des Morgens, presste sich gegen einen Busch und hoffte, dass seine Zähne, die vor Angst aufeinander schlugen, nicht allzu laut zu hören waren.
Doch plötzlich spitzte er die Ohren:
„...begleitet von eine Art unheiliger und dunkler Kreatur mit Drachenflügeln! Augenscheinlich eine chimärisch-dämonische Präsenz und damit ein Feind Dareos gerechter und liebevoller Gunst des Lebens. Weiterhin eine Kräuterhexe mit dem Namen Gabriele, die sich in allein vier beobachteten Fällen der Hexenkunst verdiente und mit ihren häretischen Sünden mir fast das Augenlicht raubte, als sie zu beschatten ich gezwungen war. Außerdem noch Ettel Grabensaum – allem Anschein nach ein Wirtsmann, der sein Bier mit Wasser schälert, auf das seine Gäste von ihm genarrt werden, während er in unheiliger Goldgier den Rechtschaffenen ihr Vermögen stiehlt! Tiefer im Herzen der Stadt finden wir noch den Bettler Lelle, der von der Gicht und der Lepra gezeichnet ist, was mit Sicherheit dämonische Male sind, erworben durch Nekromantie...“
Doch das hörte Göflington schon gar nicht mehr, keine Stimme und kein Wortsinn traf mehr seine Ohren, denn er war zutiefst entsetzt, das die Inquisitoren planten, die reinigende Heiligkeit der Vollstrecker Dareos in diese kleine Stadt zu tragen und mit Sicherheit würde sein dunkler Augenstern diese Begegnung nicht überleben!
Göflington hatte nur noch einen Gedanken – Er musste seine düstere Geliebte warnen und fortschaffen und auch Repko, seinen einzigen Freund musste er warnen! Und vielleicht mochte es ihm sogar gelingen, das dieser Drachenmensch von den Inquisitoren gefangen genommen wurde, dann könnte er seine mächtigen Dienste als neuer Leibwächter offerieren und ihr somit näher kommen.
Breit grinsend über seine eigene geniale Kreativität und mit vor Angst schlotternden Knien, rannte er geduckt die Büsche entlang in Richtung der Stadt – er wusste, was er zu tun hatte!
Es war bereits früher Nachmittag, als der alt gediente Ritter Daen van der Wall und der junge Strauchdieb Yoshua aufbrachen. Auf dem Gesicht des verschmitzt lächelnden Ritters zeigte sich Belustigung, denn Yoshua rieb seit geraumer Zeit seine Hinterbacken und schulterte leise fluchend seinen Rucksack auf die schmalen, doch sehnigen Schultern.
Ursprünglich hatte der Ritter eine gehörige Tracht Prügel für den jungen Mann vorgesehen, denn kaum vergessen war die Frechheit, ihn vom Pferd zu stoßen, doch hatten die Götter allem Anschein nach die Bestrafung dieses Frechdachses übernommen, denn sie hatten zwei Stunden bei dem Versuch verloren, Yoshua das elementare Grundwissen des Reitens beizubringen, doch waren diese zwei Stunden alles Andere als mit Erfolg gekrönt und schließlich hatte die im Grunde sehr sanfte Stute den jungen Waldläufer abgeworfen und dieser war sehr schmerzhaft in einer Hecke gelandet und laut fluchend beschlossen, das „Schusters Rappen“ ihm das beste Pferd sei und er ohnehin am Wegesrand gedachte, Kräuter zu sammeln und für Nahrung zu sorgen und unter dem belustigten Gelächter der Wachmannschaft war er schmerzenden Hinterns aus der Burg gestapft.
Das die Lautstärke des Gelächters davon beeinflusst wurde, das er über Jahre hinweg sehr erfolgreich und peinlich die Wachmannschaft des guten Herzogs Ardun hatte foppen können, kam ihm dabei nicht einmal in den Sinn.
Dergestalt schlechter Laune trat Yoshua die Steine weg, die im Weg lagen und sammelte einige herb duftende Kräuter ein, aus der man eine heilende Paste gewinnen konnte, die ihm vielleicht noch mal nützlich sein könnte...
Repko:
Die Stadt Walle zu Brämon war eine der ältesten Städte im Lande. Errichtet worden war sie einst von wandernden Gesellen. Sie waren von Wölfen verfolgt worden und über eine leicht bebaumte Wiese geflohen. Einer der Wanderer beobachtete damals ein kleines Eichhörnchen, welches ebenfalls vor den hungrigen Bestien floh und auf einen Baum kletterte. Die Wanderer taten es dem schlauen Tierchen gleich und kletterten ihm hinterher.
Zwei Tage lang mussten sie auf dem Baum verharren, bevor die bestialischen Wölfe ihre Wache aufgaben und sich hungrig in den Wald zurückzogen. Die Wanderer hatten daraufhin beschlossen, von diesem Ort nicht mehr zu weichen und eine Siedlung zu errichten.
So zumindest erzählte es die Sage. Walle zu Brämon lag auf einer kleinen Anhöhe vor einem mächtigen Gebirgsrücken. In der Mitte der Stadt ragte der hohe Tempel, den die Wanderer der Legende nach damals errichtet hatten, aus dem Dächermeer hervor. Der Tempel hatte die bizarre Form einer lang gezogenen stufenweise aufgebauten Pyramide, erbaut aus ungewöhnlich fein geschliffenem Sandstein. Um den Tempel herum waren einfache Hütten aus Holz und Lehm erbaut worden, einige davon waren bereits windschief, und vielerlei der Strohdächer wiesen klaffende Löcher auf.
Um die Stadt herum schlängelte sich eine hohe, robuste Stadtmauer, mit Ecktürmen an jeweils jeder der neun Kanten. Auf einem dieser Ecktürme saß Yens Mortimer, seines Zeichens Stadtwache an ein Steinsims gelehnt und eine Tasse wohlriechenden Tees schlürfend.
Er spähte behände auf die wunderschönen Bergformationen hinaus. Er hatte diesen Anblick während seiner Wache schon oft genossen, kannte jeden einzelnen Gipfel beim Namen. Doch ins gleißende Licht der Mittagssonne getaucht waren sie ein noch viel schönerer Anblick.
Oft, wenn ihm langweilig war, suchte Yens einige kleine Reime für jeden Namen der Gipfel. Und hier lies ihn mancher Reim auf „Hahnenhorn“, „Jungfernrücken“ und „Oburispitze“ leise kichern. Knarrend und quietschend öffnete sich hinter ihm die Falltüre. Durch die Luke ragte eine Hand, die ein kleines Fass und zwei goldene Becher abstellte, bevor sie selbst folgte.
Es war Krissina, die erwachsene Tochter des Tavernenwirtes.
Yens lugte ungescholten auf das Kleid, dessen Falten während Krissinas Aufstieg ästhetisch auf und ab wippten. Sein Blick fuhr nach oben in ihr fast schon burschengleiches, aber dennoch sehr anmutiges Gesicht, welches umrahmt war von ihren hellblonden Locken.
„Was hatten die alten Rowanier in ihren Weinfässern?“, fragte sie mit verführerischem Blick und hielt ihm die beiden Becher hin. „Wein...“, flüsterte Yens, und schloss seine Arme um die Hüfte Krissinas. Während er ihren Hals küsste, stellte sie das kleine Fässchen und die Becher auf der Mauer ab. Yens machte sich gerade am Träger ihres Kleides zu schaffen, als vom Dorf ein Schrei ertönte.
„Krissina, “, schallte eine kratzige Männerstimme von drunten. „Komm sofort da runter!“ Yens machte einen Satz von ihr weg und starrte nach der Quelle des Schreis. Es war ihr Vater, der Wirt der Taverne, der es ganz und gar nicht gern sah, wenn sie mit den kräftigen und stattlichen Stadtwachen herumturtelte. Jens zog eine enttäuschte Grimasse und strich sich sein zerzaustes, braunes Haar wieder in Ordnung, während das hübsche Mädchen durch die Luke wieder verschwand. Er drehte sich seufzend wieder um zu seinen Bergen. „Oh Ochsenstirn und Katzenjammer.“, flüsterte er und deutete leicht auf die zwei nah beieinander liegenden Gipfel auf dem weiten Gebirgsrücken. „Dies Maid trifft mich wie eins’ Schmiedes Hammer.“
Er fing belustigt an zu kichern und drehte den rostigen Hahn an Krissinas Fass herum. Er drehte sich herum und sah, dass der Wächter auf dem Eckturm etwa fünfzig Schritt von ihm entfernt zu ihm herüber schaute. Auch er hielt einen Kelch in der Hand.
Anerkennend grüßten sich die beiden durch erheben ihrer Kelche. Yens nahm einen kräftigen Schluck, grüßte nun auch noch seine geliebten Gipfel, bevor er einen weiteren Schluck nahm.
Er stellte seinen Becher auf dem Sims ab und holte kräftig Luft. Er genoss diese Luft, diese frische, friedliche Luft.
„Und du, oh schöner Götterdom.“, flüsterte er weiter und starrte fröhlich auf einen Monolithen, der recht weit unten im Gebirge heraufragte. Doch er kam nicht zu Ende mit seinem Reim. Neben dem Götterdom nämlich kam eine Traube schwarzer, tierartiger Gestalten den Berg herunter gerannt. Was Yens anfangs noch für eine Ansammlung wilder Orken gehalten hatte, wie sie oft um das Dorf herumschlichen, ohne jedoch eine Bedrohung darzustellen, erwies sich bereits nach kurzer Zeit als eine wahre Armada aus Orken, die sich in rasanter Geschwindigkeit den Dorfmauern näherten.
Er formte mit seinen Händen einen Trichter und drehte sich zu einer weiteren Wache um „Wankul!“, brüllte er und Wankul drehte sich sofort zu ihm herum. „Wankul, Orken aus dem Gebirge in Richtung Abend, jemand muss schnell die Glocken läuten.“
Wankul wirbelte herum und sah nun ebenfalls die Orks, es mussten tausende sein. Sie stürmten gerade in die Senke, mussten nur noch den Anstieg hinaufeilen, dann würden sie die Tore der Stadt erreichen. Wankul griff eilig zu seinem Bogen, während Yens gerade noch Krissina ausmachen konnte, die von ihrem Vater weggeschleift wurde. „Krissi, Leute die Glocken, der Abschaum naht, mach eilig!“, brüllte er. Krissina blieb wie angewurzelt stehen, während ihr Vater eifrig in Richtung Tempel stolperte. Yens spannte schnell seinen Bogen, doch er sah, das es zu spät war, die Orks standen unter ihrem grunzenden Kampfesgejaule bereits vor dem massiven Stadttor, welches Wankul gottlob bereits geschlossen hatte.
Yens zielte auf einen Ork, dessen Gesicht mit Zeichen aus Blut beschmiert war, offenbar ein Anführer. Er wollte gerade loslassen, als ein Stein ihm ins Gesicht fiel. Der Bogen fuhr nach oben, der Pfeil schoss in den Himmel hinaus, Yens wurde schwarz vor Augen, er fiel nach vornüber auf das Sims um. Er stieß träge das Fass an, welches über die Kante hinweg flog und auf dem Boden zerschellte.
Das Zerschellen ging allerdings im Bersten des nachgebenden Tores unter. Mit brennenden Fackeln stürmten die Orks durch die bis eben noch ruhigen Straßen, zerstörten die Häuser, töteten alles und jeden, der sich ihnen in den Weg stellte, zündeten herumliegendes Stroh an und steuerten schnurstracks auf den Tempel zu.
Dies war der Tag, an dem eine der ältesten Städte des Landes mit einem Mal unterging.
DJ n
Again, Again and Again...
weiter mit The_question und DJ n.
The_question:
Vintal war ungut, weil er die Dame nicht kannte, sie ihn scheinbar jedoch besser kannte als er geahnt hatte. Wer war sie? In welchem Zusammenhang stand sie mit Diara? Und was zum Geier meinte sie mit "Und dein Gefährte ist auch nicht ohne Grund hier"? Vintal konnte sich keinen Reim draus machen. Welchen Grund konnte sie meinen? Das einzige was er finden wollte war sein Schicksal...Doch was hatte diese Frau damit zu tun? Woher wusste sie davon? Diara war inzwischen schon der Frau hinterher und rief nun auch nach Vintal. "Hey, wo bleibst du denn?" schrie sie.
Vintal schreckte auf und fand sich in der Realität wieder. "Entschuldige, ich war wohl etwas in meine Gedanken versunken" brummte er und schritt nun Diara hinterher.
Die beiden gingen einen kleinen, dunklen Gang hinunter und man konnte immer wieder kurz ein husten der hexe vernehmen. Auch hier roch es ziemlich stark nach Kirschen. Vintal mochte diesen Duft. Kirschen waren seine Lieblingsfrüchte.
Irgendwann kamen sie an einer kleinen Holztür an. Gabriele war scheinbar schon dahinter verschwunden. Vintal und Diara folgten ihr in einen kleinen, stickigen Raum voller Bücher. Die einzige Lichtquelle in diesem Raum waren Kerzen und Laternen. Es roch stark nach Parafin, dass mit dem Kirschengeruch einen ziemlich sonderbaren Duft ergab. Vintal liess Diara den Vortritt und trat nach ihr in den Raum ein. "Ihr hattet von einem Gefallen gesprochen?" fragte Diara. Von hinter einem Regal hörte man ein krächzen. "Ja mein Kind, ich brauche deine Hilfe." gluckste sie. "Und was verlangt ihr?" fragte Diara mit seltsamer Miene. "Ich weiss von deinen Fähigkeiten, mein Kind. Komm kurz hierher. Du" sie zeigte auf Vintal "warte bitte draussen, ich muss kurz alleine mit ihr sprechen!" krächzte sie erneut.
Vintal nickte nur stumm und trat vor die Tür in den kleinen Gang, dessen Duft ihm so gefiel. Er schloss die Türe und verschränkte die Arme. "Hmpf... was könnte sie schon mit ihr alleine reden? Naja, sei's drum." grummelte Vintal zu sich selbst.
"Also, worum geht es?" fragte Diara erneut. "Ich weiss du kannst Gedanken lesen... Es gibt da jemanden im Dorf, von dem ich eine Information brauche. Er gibt sie jedoch nicht preis! Ich dachte ihr könntet mit eurer Fähigkeit etwas abhilfe schaffen?" fragte die alte Dame. "Natürlich kann ich das! Wenn ihr mir mit meinen Problemen aushelfen könnt!" sagte Diara zu Gabriele. "Also kommen wir ins Geschäft?" und Gabriele reichte ihr die knöchrige Hand. Diara nickte und schüttelte die Hand mit der Ihrer.
Vintal wurde inzwischen etwas langweilig vor der Türe. Er hörte sich um. Jedoch nahm er nichts ausser dem knistern von Feuer wahr. Dann versank er wieder in seinen Gedanken... Er dachte über die vergangenen Tage nach... Alles was geschehen war... mit dem hätte er nie gerechnet. Er dachte er würde einfach nur ein paar kleine Aufträge bekommen um sich finanziell über wasser zu halten... doch das kam alles anders... Dann flog die Tür auf. Gabriele und Diara hatten wohl nicht damit gerechnet dass Vintal direkt vor der Tür stehen würde, denn beim Aufstossen der Tür knallte jene gegen seinen Rücken und er kippte vorwärts mit einem "UHA!" um. Diara konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Als Vintal aus dem Staub des Bodens wieder aufstand brummte er kurz und liess die Damen vorbei. Dann folgte er ihnen wieder nach oben... »was haben die beiden wohl da drin besprochen?« schoss es Vintal durch den Kopf.
DJ n:
Tief stand die Sonne am weiten, durch einige kleinere Hügel zerklüfteten Horizont, als Daen van der Wall endlich den erlösenden Satz: „Gut, hier schlagen wir unser Lager für die Nacht auf!“ sagte. Mit einem gewaltigen Seufzer der Erleichterung ließ sich Yoshua an einer Fichte auf den Boden nieder. Als Rastplatz hatte sein neuer „Herr“ den Schutz einer kleinen Baumgruppe gewählt. Dort waren sie, so wusste der erfahrene Krieger, vor etwaigen Überraschungen besser verborgen und konnten ihrerseits unangenehmen und ungebetenen Gesellen einige jener Überraschungen bereiten. Yoshua war dies jedoch völlig gleich: er saß nur, die Füße aus seinen Schuhen befreiend, an die Fichte gelehnt und begutachtete die nackten Füße. Mit anklagendem Blick sah er seinen „Herrn“ an, der gemächlich von seinem Ross stieg und selbiges an einem recht stabilen Ast festmachte. „Und mach mir keinen Unsinn, hörst du, Oskabyr?“ sagte Daen mit festem Blick zu seinem Ross; es war ein gutes Tier, neigte jedoch manchmal zu einigen Spielereien, wie nach jedem zu schnappen, der nahe genug an es heran kam. Das Pferd erwiderte den Blick seines Herrn und schnaubte missbilligend. „Soll ich dir wieder eine Lektion darin geben, wer hier der Herr ist, Oskabyr?“ fragte Daen diesmal schneidend scharf wie eine frisch geschliffene Klinge. Das Pferd sah seinen Herrn weiterhin direkt an, nickte dann jedoch, wenn auch widerwillig mit dem Kopf. „Braver Junge.“ Lachte Daen und klopfte dem großen Tier freundschaftlich den muskulösen Hals. Als er sich seinen neuen Knappen zuwandte, bemerkte er, zu seiner Belustigung, einen unverhohlen verwirrten Blick auf dessen Gesicht; das ganze wurde durch den leicht geöffneten Mund des jungen Mannes komplettiert und bot einen schreiend komischen Anblick für den betagten Ritter. Dieser jedoch übte sich in Selbstbeherrschung und sagte in ernstem Ton: „Macht euren Mund zu, Junge! Ihr seht aus wie ein Schwachsinniger!“.
Wie ein Blitz fuhren die Worte des Ritters durch Yoshua, so dass dieser seinen Mund schneller als beabsichtigt schloss und sich beinahe auf die Zunge gebissen hätte. Leise unterdrückte er einen Fluch, bevor er wieder anklagend seinen „Herrn“ ansah. „Was ist? Hab ich was am Bart?“ fragte der Ritter und fuhr sich sogleich mit der Hand durch selbigen hindurch. Yoshua schnaufte beleidigt und hob seinen rechten Fuß in die Höhe, damit der alte Mann ihn auch sehen konnte. „Da! Seht euch das an!“ sagte er schließlich und eine Spur ungewollter Wehleidigkeit schwang in seiner Stimme mit. „Gott Mann, nehmt euren Fuß wieder runter oder wollt ihr, dass ich an seinem Gestank umkomme?“ rief Daen angewidert und hielt sich demonstrativ die Nase zu; so konnte er sein unterdrücktes Grinsen besser verbergen, denn die ganze Szenerie amüsierte ihn erheblich. „Nein, ich werde meinen Fuß nicht runter nehmen! Ich habe aufgrund der langen Rennerei schon dicke Blasen an beiden Füßen und bin nicht gewillt, dass ich meine Füße zu Schund laufe!“ sagte Yoshua und gestikulierte, so gut es mit einem erhobenen Bein möglich war, wild mit den Händen und zeigte immer wieder auf die großen, hellen Hautflecken an seiner Fußsohle, die eine beträchtliche Größe hatten. „Und was, mein junger Freund, soll ich dagegen tun?“ fragte Daen mit übertrieben spitzen Tonfall; er wollte sehen, wie weit er den jungen Mann treiben konnte. Ein guter Krieger ließ sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen, egal wie höhnisch und spöttisch der Gegner auch sein mochte. „Was ihr dagegen tun sollt?“ fragte Yoshua erbost; die offenkundige Arroganz und Gleichgültigkeit seines „Herrn“ machte ihn rasend. „Ja, was soll ich dagegen tun? Euch tragen? Ihr habt selbst die Möglichkeit gehabt, zu reiten, zogt es jedoch vor, lieber eure eigenen zwei Beine zu benutzen, was mir nebenbei gesagt, nicht gerade entgegen kommt, da wir so viel zu langsam voran kommen; wie gesagt, ihr hattet die Möglichkeit, eines der Pferde des Herzogs zu nehmen, doch ihr wolltet nicht. Nun lebt mit den Konsequenzen und hört auf, euch zu beklagen; ihr hört euch mehr wie ein Weib, als ein Mann an!“. Diese Bemerkung brachte Daen den Sieg, denn nun hatte er den Stolz des jungen Mannes gehörig angeschlagen. Yoshua funkelte Daen van der Wall bitterböse an und wünschte sich, dass seine Blicke töten könnten, schwieg jedoch und begann mürrisch in seinem Rucksack nach einigen lindernden Kräutern zu suchen, die gegen die Blasen helfen sollten. Sein „Herr“ nahm unterdessen eine Decke aus seinem Reisegepäck heraus und bereitete sein Nachtlager vor.
Auf ein Feuer wollte keiner von beiden verzichten, da es zu dieser Jahreszeit schon sehr ungemütlich des Nachts werden konnte und daher war es Yoshua, der nach kurzer Zeit ein warmes, wenn auch auf Wunsch von Daen, kleines Feuer entfacht hatte.
Die Männer nahmen schweigend ihr Abendessen zu sich, bevor Daen Yoshua verkündete, er würde die erste Wache haben, während sich der betagte Krieger für einige Stunden zur Ruhe betten würde. Wieder blickte Yoshua seinen „Herrn“ giftig an, verkniff sich jedoch eine Bemerkung. So saß Yoshua, eingehüllt in seine eigene Decke, am Feuer und betrachtete durch die Zweige der Bäume den Sternenhimmel und den Mond, während er, mit einigen Seitenblicke auf Daen, sich einige Dinge einfallen ließ, den alten Mann spüren zu lassen, dass man nicht so mit ihm, Yoshua, umgehen konnte…
Diara hatte nur eine sehr sporadische Beschreibung von der alten, etwas eigentümlichen Frau erhalten, wo sich der besagte Stadteinwohner aufhalten sollte. Alles was sie hatte, war ein Straßennahme und eine knappe Beschreibung und zu allem Überfluss auch ungenaue des Mannes. So blieben ihr und Vintal, an dessen Anwesenheit sie sich langsam immer mehr gewöhnte, nichts anderes übrig, als in einer kleinen Gasse, unweit der Straße, in der beschriebene Person sich aufhalten sollte, zu warten und zu hoffen, dass sich der Mann nicht all zu lang von seinem Wohnsitz fernhalten würde. Die Gasse selbst war schmal, dunkel und roch abscheulich nach Fäkalien und Müll, ein Geruch, der alles andere als für die feine Nase einer Dame bestimmt war. „Und wie lange müssen wir hier noch bleiben?“ fragte Vintal nun zum mittlerweile dritten Male und sein Ton wurde von Mal zu Mal ungeduldiger und mürrischer. „Solange es erforderlich ist, das hab ich dir doch schon gesagt!“ rügte Diara auf diese Weise die Ungeduld ihres halbblütigen Gefährten; sie fühlte zwar die Anziehung, die sie zu ihrem mysteriösen neuen Freund zog, jedoch ging ihr dies ungeduldige und, wie sie fand, leicht weinerliche Gehabe, welches Vintal zur Zeit an den Tag legte, gehörig auf die Nerven. Diara beschloss jedoch, sich davon nichts anmerken zu lassen und beobachtete weiterhin die Straße, auf der es langsam aber sicher immer dunkler wurde. Bald würde die Nacht hereinbrechen; nicht, dass dieser Umstand Diara etwas ausgemacht hätte, jedoch wollte sie den Auftrag der alten Frau so schnell es ging erfüllen, damit diese endlich ihren Teil der Vereinbarung einhalten konnte.
Einige Zeit verstrich und der besagte Mann war noch immer nicht in der Straße aufgetaucht. Mittlerweile war Diara der Gedanke gekommen, dass es äußerst nützlich gewesen wäre, wenn sie wüsste, welcher Art die Informationen sein sollte, über die der Mann verfügen sollte. Doch nun war es zu spät, um zurück zur Hexe zu gehen und sich diese Information zu holen; sie würde den Auftrag schon erfüllen, mit oder ohne dieses Wissen, soviel stand für sie fest!
Plötzlich zuckte Vintal zusammen. „Was ist?“ fragte Diara leise; sie wollte durch ein lautes Gespräch nicht neugierige Menschen anlocken, die wohlmöglich noch unangenehme Fragens stellen oder sofort die Stadtwache rufen würden. „Ich weiß nicht genau… ich habe nur ein ungutes Gefühl bei Sache bekommen, mehr nicht…“ murmelte Vintal zurück. Tatsächlich war ihm so, als hätte er das Geräusch eines Schwertes gehört, welches man langsam aus der Scheide zieht.
Mit erhöhter Wachsamkeit lauschte Vintal nun der Umgebung und plötzlich wirbelte er herum, mit einer Hand seine Lanze packend und mit der anderen als geballte Faust in die Dunkelheit schlagend. Ein knirschendes Geräusch war zu vernehmen, als sein Handschuh auf die Nase seines Gegners traf und diese mühelos zu einem knochigen Brei zermahlte. Ein dumpfer Aufschlag und ein leises Wimmern waren der Nachhall des Kampfes. Diara hatte beinahe laut aufgeschrieen, als Vintal plötzlich herum gewirbelt war, konnte den Schrei jedoch zu einem halblauten Quieken herabwürdigen. Vintal indes hatte sich seinem Angreifer zugewandt, der noch immer wimmernd am Boden lag und sich das blutende etwas hielt, das früher mal sein Riechorgan dargestellt hatte. „Nun…“ begann Vintal mit eisiger Stimme. „Wer seid ihr, dass ihr so dumm seid, mich im Dunkeln angreifen zu wollen?“. Diara schüttelte mit gespielter Verzweiflung den Kopf; sie hatte sich auch zu Vintal und dem Wimmernden gewandt und sah im Dunkeln einen hageren Mann mittleren Alters, der sich seine stark blutende Nase hielt. „Frag ihn lieber, wer ihn angeheuert hat, Vintal. Dieser Kerl sieht wie ein gewöhnlicher Söldner aus.“. Vintal sah zuerst ein wenig verärgert über die Schulter Diara an; sie hatte nicht einmal den Anstand, sich zu bedanken, nachdem er ihr das Leben gerettet hatte und gab schon Ratschläge, wie er sein Verhör zu führen hatte. „Also…“ brummte Vintal und bemühte sich wieder um den eisigen Tonfall von zuvor. „Wer hat dich angeheuert? Sprich!“. Keine Antwort. Vintal wollte gerade einen Schritt auf den Mann zu machen, als Diara beinahe hysterisch rief: „Pass auf, er hat noch eine Waffe!“. Vintal machte einen raschen Satz zurück und erwartete den Angriff. Dieser blieb jedoch aus. Stattdessen war nur ein leises Röcheln zu hören und Diara stieß zischend Luft zwischen den Zähnen aus. Ihr Angreifer hatte soeben Selbstmord begangen und es schien sich um den Mann zu handeln, von dem sie die Informationen für die alte Frau beschaffen sollte. Diara sah betrübt zu Boden, während Vintal unschlüssig zwischen ihr und der Leiche hin und her sah…
Durch ein rüdes Schütteln geweckt erwachte Trigaram. Die Sonne war kaum zur Hälfte über den Horizont gestiegen und die Luft bildete noch dicke Schleier beim atmen. „Wach auf!“ sagte Astiroth und schüttelte den Halbelfen ein weiteres Mal an dessen Schultern. „Ist schon gut…“ knurrte Trigaram verstimmt und richtete sich langsam, am Hinterkopf kratzend auf. Astiroth richtete sich aus seiner Hocke, in der er seinen Gefährten geweckt hatte, auf und ging zu seinem Pferd, welches ihm einen angsterfüllten Blick zuwarf. „Wenn wir heute noch einige Meilen schaffen wollen, sollten wir langsam los.“. Trigaram knurrte wieder leise und rollte seine Decke zusammen. Dann ging er ebenfalls zu seinem Pferd, welches ihm mit einem freundlichen Kopfnicken und verspieltem Schweifhieb begrüßte, und verstaute seine Decke wieder an ihrer vorgesehenen Stelle. Wortlos band er das Tier los und schwang sich behände auf dessen breiten Rücken. „Dann wollen wir mal!“ sagte er und führte sein Pferd von ihrem Lagerplatz weg und wieder zurück auf die Straße, die sie zur Hafenstadt führen sollte…
Und weiter geht es im Text (nach einer zugegeben recht langen Blaupause) mit einer Episode vom Chronistenmeister Daen vom Clan und mir selbst.
Viel Spass beim Lesen und bitte, bitte gebt uns Kritik :)
Die Chronisten der Unterwelt
Daen vom Clan:
Genüsslich schmatzend lehnte sich der Ritter Daen van der Wall gegen einen Baum und genoss für einen kurzen Moment das wohlige Gefühl weichen und duftenden Mooses, ehe er sich wieder seiner Aufgabe des Wachehaltens bewusst wurde und sich abermals kerzengerade aufrichtete.
Er war nachdenklich diesen heutigen Abend und sein Blick richtete sich oft in den Sternenhimmel, wo er die leuchtenden Juwelen des nächtlichen Firmamentes miteinander im Geiste mit Linien verband und sich neue Formen und Zeichen erdachte.
Ein kleines Ziehen in seiner Magengegend aber zeugte ihm noch weitaus mehr von seiner eher schlechteren Laune und noch ehe er sich genauer überlegen konnte, woher dieses nagende Gefühl kam, wurde ihm bewusst, das es ihm einen Funken Leid tat, wie er heute mit seinem neuen Begleiter umgesprungen war, doch knurrend wischte er diese Bedenken beiseite und erinnerte sich an seine eigene, harte Schule und die Strapazen und Erniedrigungen in jüngster Kindheit an der Akademie und den Demütigungen und Kraftakte seines damaligen Herren, der ihm jedoch ein guter Ausbilder war, denn obschon Daen mit Sicherheit Bescheidenheit zu seinen Tugenden zählte, wusste er doch, das er in den langen Jahren des Krieges und dem Kampfes zu einem weisen Mann gereift war und er wollte sein Wissen mit Yoshua teilen - er würde diesen jungen Mann unter seine Fittiche nehmen und ihn zu anständigem Leben erziehen! Dieses kleine und geschickte Balg hatte besseres als den Galgen verdient, an dem er früher oder später landen würde und er würde ihm helfen, einen rechtschaffenen, götterfürchtigen und anständigen Bürger aus ihm zu machen - und wenn er ihm jeden dummen Gedanken eigenhändig aus dem verlausten Kopf würde prügeln müssen.
"Ja, der Junge braucht eine starke Hand!", grollte Daen halb leise, doch konnte er den grimmigen Blick kaum aufrecht erhalten, als er sah, wie Yoshua im Schlaf die Decke halb weggestrampelt hatte und tief in sein Herz hineinseufzend deckte Daen ihn wieder warm zu und schalt sich ob seiner Narretei seines Planes.
"Ich bin wohl weich geworden, auf meine alten Tage!", seufzte Daen und begann, abermals über den Sinn seines Lebens nachzudenken.
"Wir müssen uns beeilen, hier wegzukommen!", flüsterte Vintal erregt und berief sich dabei auf seine Kriegerinstinkte, die ihn ihm sämtliche Alarmglocken zum Klingen brachten, doch Diara bestand aus irgendeinem Grunde darauf, den Auftrag zu Ende zu führen und so musste Vintal entsetzt mit ansehen, wie Diara sich an dem kleinen Fenster des Hauses zu schaffen machte, Dieses leicht öffnete und angestrengt einen Blick nach drinnen warf um dann befriedigt zu seufzen, kurz die Augen zu schließen und abermals vor den Augen Vintals auf unnatürliche Art und Weise mit der Wand zu verschmelzen und Diese zu durchqueren.
"Ich hasse es, wenn sie das macht!", murmelte Vintal und beugte sich zu dem Mann herunter, der tot in der Gasse lag und unter seinen offensichtlich nur zu Zwecken der Tarnung angelegten Lumpen ein purpurfarbenes Wappenhemd trug, das Vintal allerdings in keinster Weise bekannt vorkam. Was er jedoch wusste, war die Tatsache, das Purpur nur schwer zu färben war und das Wappenhemd ihm somit ein kleines Vermögen einbringen könnte und während er seine geflügelten Ahnen ob der Leichenschönderei um Verzeihung bat, zückte er sein Messer und schnitt die Lumpen schnell auf.
Im Haus drinnen währenddessen schlich Diara leichtfüßig wie eine Katze durch die dunklen Zimmer und stöhnte leise wegen der rasenden Kopfschmerzen, die sie immer ereilten, wenn sie Eins wurde mit dem Element Stein und somit gewöhnliche Mauern durchschreiten konnte, sofern sie sich sicher sein konnte, was sich hinter einer Mauer befand, denn auch sie kannte Geschichten von Druiden und Hexen, die Eins wurden mit ihrem Element und sich buchstäblich in großen Felsen verlaufen haben, aus Welchen sie bis zu ihrem schrecklichen Hungertode Niemals wieder ans Tageslicht raus gefunden haben.
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie ein sehr helles und mehr als wohlhabendes Zimmer betrat, in dem sich zahlreiche Statuen und Ritterrüstungen, sowie teure Wandteppiche und Gobelins befanden und obschon sie über den Mann, dessen Gedanken sie zu lesen hatte, Nichts wusste, so schien der Mann jedoch es weit gebracht zu haben und sich einen gewissen Wohlstand erarbeitet haben. Leise ein Hexenlied summend strich sie gedankenverloren über einige Möbel und erstarrte dann, als sie einen Zettel auf dem Tisch liegen sah, auf dem eine Reihe von Namen standen.
Sie konnte gerade noch ihren eigenen Namen entziffern, da hörte sie schon Schritte aus dem Nebenraum, griff panisch nach dem Pergament und sprang mit höllischen Kopfschmerzen gegen die Wand, die sie sofort durchschritt, doch spürte sie schon bei der Transformation in Mutter Stein, das sich ihre Konzentration kaum aufrecht erhalten ließ und entsetzt stellte sie fest, das sie nicht nur einige Haare hinter der Wand zurückgelassen hatte, sondern auch einen kleinen Beutel mit Kräutern. Doch konnte sie sich nicht lange grämen, denn sie stürzte auf der gegenüberliegenden Seite sofort gegen einen Mann, der sich mit schnellen Reflexen zu Boden fallen ließ, Diara die Beine wegzog und ihren Körper mit dem Seinen in feste Umklammerung nahm.
Vintal ging nervös auf und ab und kontrollierte immer wieder die alten Lumpen, unter denen er die Leiche versteckt hatte, als er Schritte hörte, die rasch näher kamen und immer wieder leise "Psssst, Blutsaugerin!", flüsterten.
Seine Sinne waren auf das Schärfste gespannt und langsam griff er nach seiner Lanze, als urplötzlich und vollkommen überraschend eine Gestalt aus der Wand sich schälte und binnen Augenblicken direkt vor ihm stand, mehr noch direkt in ihn sprang! Schnell warf Vintal sich zu Boden und schlug mit seinen Klauen nach der Gestalt, die erschrocken keuchend auf ihn fiel und schnell schlang er seine kräftigen Arme um ihren Hals, als er auch schon am betörenden Duft des Haares seine Begleiterin erkannte und fast verlegen seinen Arm wegzog, der geradewegs auf eine ihrer Brüste zu Liegen gekommen war.
Beide grinsten sich verlegen an und waren im Begriff, aufzustehen, als sich eine weitere Gestalt in die Gasse schob und ein vollkommen verschwitzter und abgerissener Mann keuchte: "Mein....Na....me ist Gö....argh...flington, ihr seid Beide in Todesgefahr!!!"
Vintal sah den Mann nur verständnislos an, doch Diara zog das Pergament aus ihrer Tasche und sagte ernst: "Ich weiß!"
DJ n:
Ein stechender Schmerz in der Seite ließ Göflington nur schwer wieder zu Kräften kommen. Er hatte sich eine Hand in die Seite gestemmt und lehnte mit dem anderen Arm gegen die Wand, um so besser Luft zu bekommen. Noch nie in seinem Leben war er so schnell gelaufen, wie an diesem Tage; doch es hatte sich gelohnt: er hatte die richtigen Personen gefunden. Den unheimlichen großen Mann mit den Flügeln und… als Göflington, noch immer stark außer Atem und mit kleinen schwarzen Punkten vor den Augen, den Blick hob, sah er in das, halb im Dunkeln gehaltene Gesicht der unbekannten schönen Maid, welche das Blut ihrer Widersacher trank. Mit einem Male schien jegliche Erschöpfung von ihm abgefallen und seine Seele befand sich in den schönsten Ebenen der Glückseligkeit. Allein ihre Augen schienen im Halbdunkeln der schmalen Gasse wie unheilvolle, jedoch wunderschöne Sterne zu funkeln. Göflington wäre am liebsten sofort vor der Maid auf den Boden gesunken und hätte zu ihren Knien seine Sehnsucht und Liebe zu ihr herausgeschrieen, doch hinderten zwei Umstände ihn an diesem Vorhaben: Umstand eins war die offensichtliche Todesgefahr seiner Angebeteten und der zweite war ihr großer Begleiter mit den Flügeln, welcher sich auch in selbiger Todesgefahr befand, wie die wunderschöne, Blut saugende Maid seines Herzens.
Langsam hatte sich Göflington wieder erholt und konnte nun wieder, ohne sich an der Wand abzustützen, aufrecht halten. „Kommt!“ sagte er nun mit deutlich ruhigerem Atem als bei seiner Vorstellung. „Wenn wir uns länger hier aufhalten, werden sie euch finden!“. Göflington sah die Maid eindringlich an. Diese erwiderte seinen Blick direkt – Göflington durchzog ein wohliger, kalter Schauer der Erregung – und antwortete: „Ihr habt Recht!“.
Nun schaltete sich Vintal in die Szene ein. Er räusperte sich mit einiger Theatralik und schob sich, mehr oder minder unbewusst, zwischen Diara und den Mann, der sich als Göflington vorgestellt hatte und sah diesen stechend an; Vintal waren die offenkundig huldigenden Blicke des Kerls nicht verborgen geblieben und aus einem Grund, den er sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingestehen wollte, störten ihn diese Blicke ungemein. „Woher sollen wir wissen, dass ihr die Wahrheit sprecht?“ sagte Vintal und hatte wieder den kalten Tonfall angeschlagen, wie zuvor bei ihrem Angreifer; nur war es diesmal eine echte Kälte, die in seiner Stimme hing.
„Das würde… zu lange dauern“ sagte Göflington und versuchte, ruhig und gleichmäßig zu atmen; der Spurt hatte ihn doch mehr ausgelaugt, als er dachte, doch wenigstens waren die Punkte vor seinen Augen verschwunden. „Aber wenn ihr mir nicht glaubt…“ fuhr er fort und sprach wieder Diara direkt an „dann wartet hier, denn in Kürze wird es hier nur so von Purpurroben so wimmeln und die…“. Barsch fiel Vintal Göflington ins Wort. „Purpurroben?“. Er kramte in seinem Umhang und holte ein Stück Stoff hervor. Es war purpurn. „Genau solche Roben meinte ich!“ staunte Göflington und setzte misstrauisch hinzu: „Woher habt ihr die?“. Vintal sah verlegen zu Boden; es war ihm mehr als unangenehm, in Gegenwart Diaras von seiner „Leichenfledderei“ zu sprechen. Doch an dem leicht missbilligenden Blick, den Diara ihm zuwarf, erkannte Vintal, dass sie mal wieder seine Gedanken gelesen hatte und es von daher nichts brachte, lange um den heißen Brei herum zu reden. „Der Kerl da“ sagte Vintal und zeigte auf die Leiche, weiter hinten in der Gasse „hat diese Robe getragen. Er hat versucht, uns von hinten anzugreifen, doch er hat Bekanntschaft mit meiner Faust gemacht.“ Vintal grinste überlegen; in Einschüchterung war er gut, das wusste er. Doch es war, zu Vintals Bestürzung, Diara, die sein Vorhaben zunichte machte, in dem sie einwarf: „Und danach hat er Selbstmord begangen.“. „Schön und gut, holdes Wesen..“ begann Göflington und hätte sich am liebsten sofort im Boden versinken lassen; die Anrede „holdes Wesen“ war ihm herausgerutscht, er hatte nie vorgehabt, sie im Beisein ihres seltsamen Begleiters so zu nennen. Doch um sich nicht noch mehr in eine vertrackte Lage zu bringen, fuhr er schnell fort: „… aber wir sollten lieber nicht so lange hier verweilen, bis wir wissen, wer denn nun jene seltsamen Menschen in den purpurnen Roben sind. Kommt mit, ich führe euch unerkannt aus der Stadt.“. Göflington wandte sich zum Gehen, als Diara sagte: „Wir können bei Gabriele untertauchen; sie… ist recht begabt und kann uns sicher Schutz bieten.“. Göflington wirbelte wie vom Blitz getroffen herum. Sie konnten nicht zu dieser Gabriele gehen, denn das wäre ihr Tod. „Nein, wir müssen aus der Stadt raus!“ beharrte er; den Umstand, dass er den Namen der alten Frau aufgeschnappt hatte, wollte er erstmal für sich behalten. „Sie werden die Stadt durchkämmen und früher oder später finden sie euch dort! Folgt mir!“. Diara sah Göflington lange und eindringlich an; sie las seine Gedanken und stellte fest, dass es nicht nur in seinem Gesicht, sondern auch in seinen Gedanken der pure Schrecken und die aufrichtige Angst um ihr Leben war, die ihn so sprechen ließ. Daher nickte die schöne Frau und folgte Göflington. Vintal bildete die Nachhut und durchbohrte Göflington mit mürrischen und, was er aber vor sich abstritt, eifersüchtigen Blicken…
Krachend flog die hölzerne Tür aus den Angeln und schlug mit einem ohrenbetäubenden Getöse auf dem Boden auf. Die alte Frau schrie laut vor Schrecken auf und ihre Augen weiteten sich zu einer beinahe unmenschlichen Größe, als sie sah, wie Eiskendaran, flankiert von einigen düster wirkenden Männern in purpurnen Roben durch ihre aufgebrochene Tür ins Haus kamen. Eiskendaran sah die alte Frau kalt und erbarmungslos an, während er sagte: „Und nun, Hexe, verratet uns bitte, wo sich die Bluttrinkende Frau und ihr geflügelter Begleiter sich aufhalten.“…
„Aufwachen, Faulpelz!“ grollte Daen van der Wall seinen Knappen an und zog diesem barsch die Decke vom Körper. Ein unwilliges Murren und leichte Strampelbewegungen waren die Reaktion Yoshuas und wieder sagte der alte Ritter: „Los, beweg dich! Wir haben nicht das ganze Jahrhundert zeit!“. Nun war Daen offenkundig ungeduldiger und sollte sich der junge Kerl dazu erdreisten, auch diese Aufforderung nicht nachzukommen, so würde er als nächstes den gepanzerten Schuh Daens in seinem Hintern spüren. Doch so weit kam es nicht, da sich Yoshua, wenn auch mit einer gewissen Gemächlichkeit, aufsetzte und seinen Herrn blinzelnd ansah. „Schon morgen?“ murmelte er verschlafen, rieb sie die Augen und fuhr sich mit der Hand durch das platt gelegene Haar. „Natürlich ist schon Morgen!“ rief Daen mit gespielter Verzweiflung aus. „Die Sonne hat bereits den halben Horizont überstiegen! Der halbe Tag ist schon fast rum!“. Yoshua schien nun vollkommen wach. Den halben Horizont erst? Halber Tag schon rum? Was war das nur für ein Unmensch? Tief seufzend erhob sich Yoshua und rollte seine Decke wieder zusammen. „Bereit für einen neuen Tag voller Taten, für den Glanz und die Glorie der Götter?“ fragte Daen, nun sichtlich vergnügter und band sein Pferd vom Baum los, welches dabei wieder versuchte, nach ihm zu schnappen, es aber nicht schaffte, da Daen seine Hand rechtzeitig weggezogen hatte. „Sei nett.“ Rügte Daen das Tier freundlich und schwang sich auf dessen starken Rücken, während Yoshua seinen Herrn fragend ansah. „Was ist denn noch, junger Freund?“ wandte sich Daen freundlich an den Knappen. „Was ist mit dem Frühstück?“ fragte dieser. Daen sah den jungen Mann kurz an, kratzte sich am Bart und holte dann aus einer Satteltasche einen faustgroßen, roten Apfel hervor und warf ihn Yoshua zu. „Und jetzt komm! Wir haben einen weiten Weg vor uns.“. Fassungslos den Apfel in seiner Hand anstarrend, folgte Yoshua seinem Herrn aus der kleinen Baumgruppe heraus auf die Straße…
DJ n
So, nach kurzer Pause mal wieder ein weiterer Schritt hin zur Komplettierung dieses Machwerks... präsentiert von mir und kakaomaus.
CK-2587:
Die Gestalt, die im Zelt des Exekutors vor demselbigen hockte, war ein Mensch. Zumindest deuteten seine anatomischen Eigenschaften darauf hin, dass eine solche Klassifizierung gerechtfertig war. Die schmutzigen Hände des schwarzhaarigen Mannes zeichneten in irrer Hektik verworrene Zeichen in den Wüstensand, während seine blassgrauen, fast verrückt wirkenden Augen aus dem milchkaffeefarbenen Gesicht ziellos im prunkvollen Zelt umherstierten, ohne sich sicher zu sein, worauf er sich konzentrieren sollte. Die ockerfarbene Kleidung, die der Mann trug und die bei vielen der Wüstenbewohner in dieser Gegend getragen würde, war schmutzig und wies Steifelabdrücke auf, die von der Antipathie Zeugnis trugen, die der purpurgekleidete Soldat hinter ihm für die armselige Gestalt empfinden musste, deren Gesicht von blauen Flecken verunziert war. Der neben der Gestalt stehende Vollstrecker Gildeen musterte dieselbige, aus deren Mund nun auch undeutliches Gemurmel drang, mit einer Mischung aus Verwirrung und unverhohlener Verachtung, während er auf eine Reaktion seines Exekutors bezüglich des Gefangenen wartete.
„Wie heißt er?“, fragte Vedar schließlich, nachdem er sich das kleine Schauspiel zu Genüge angesehen hatte und aus den Symbolen im Wüstensand keinerlei Sinn herleiten konnte. Eine unangenehme Pause, nur durchbrochen durch das fiebrige Flüstern des erwischten Eindringlings, setzte ein, ehe Gildeen die Geduld verlor und dem Mann mit voller Wucht in die Nieren trat.
„Antworte, wenn ein heiliger Exekutor Dareos’ zu dir spricht, Ungläubiger!“, fauchte der Vollstrecker und tastete mit einer Hand nach seinem noch in der Scheide steckenden Schwert. Der getroffene Wüstenbewohner indes krümmte sich unter quietschenden Schmerzenslauten, die den Exekutor das Gesicht verziehen ließen, und konvulsivisch zuckend auf dem Boden.
„Rewa hat nichts getan, großer Herr, Rewa hat nichts getan...“, jammerte er. „Rewa kommt nur, um Fremdlinge zu begrüßen...“
„Glaubt ihm kein Wort, Exekutor...“, schnitt Gildeen dem Mann das Wort ab und versetzte ihm einen kräftigen Schlag mit seiner Faust, worauf der im Aufrappeln begriffene Wüstenbewohner wieder zurückgeschleudert wurde und ein wenig Blut ausspuckte.
„Gemach, Vollstrecker Gildeen...“, ermahnte Vedar seinen Untergebenen mit gerunzelter Stirn. Er hatte schon häufiger erlebt, dass der Eifer Gildeens fast schon dem eines Inquisitors gleichkam, und der Exekutor konnte nicht leugnen, dass ihm die Methoden dieser Vereinigung innerhalb der Vollstrecker nicht immer zusagten. In seinen Augen gab es andere Wege, einen Ungläubigen von der Großherrlichkeit des einzig wahren Gottkönigs zu überzeugen als glühende Eisen, doch nicht viele Vollstrecker teilten diese Ansicht, sondern begrüßten die Methoden der Inquisitoren.
Inzwischen hatte Rewa ihn fixiert und kroch ein Stück auf den provisorischen Stuhl zu, auf dem der Exekutor sich niedergelassen hatte.
„Rewa wollte nur begrüßen, großer Herr... die Fremden sehen, die hierher kommen, mir prächtigen Rüstungen und hübschen Mänteln...“ Er begann, Vedars purpurnen Umhang mit seinen schmutzigen Händen zu befummeln und erneut unverständliches Gemurmel von sich zu geben. Gildeen entfuhr ein wütendes Fauchen und er riss den Mann am Kragen zurück, um ihm sein Knie in die Magengrube zu rammen. Vedar konnte hören, wie die Luft zischend aus Rewa entwich und der Wüstenbewohner keuchend zusammenbrach.
„Wage es nicht...“, entfuhr es Gildeen zwischen den wütend zusammengebissenen Zähnen. „Noch einmal einen Vollstrecker Dareos’ zu berühren... wage es nicht.“ Rewa schluchzte verhalten.
„Rewa will nichts böses... Rewa will...“
„Exekutor, ich schlage vor, ihn den Inquisitoren zu übergeben“, richtete Gildeen das Wort an Vedar, ohne weiter auf das Häufchen Elend vor seinen Füßen zu achten. „Inquisitor Raelaz hat bereits verlauten lassen, dass diesem Unglücklichen nur durch das reinigende Feuer geholfen werden kann.“
„Inquisitor Raelaz würde sogar einem unter Dareos’ Schutz wandelnden die Reinigung mit dem Feuer empfehlen, Vollstrecker Gildeen...“, versetzte Vedar kühl. Von allen Inquisitoren war Realaz der schlimmste- das war auch der Grund, weswegen Vedar ihn auf diesen gottlosen Kontinent hatte mitnehmen müssen.
„Aber mein Exekutor...“, protestierte Gildeen, doch Vedar entzog ihm mit einer herrischen Geste das Wort. Dann fixierte er wieder Rewa, der während des kleinen Dialogs stumm vor Gildeen gekauert hatte und sich offenbar im Unklaren war, welcher der beiden Vollstrecker Dareos’ für ihn gefährlicher sein würde.
„Wandelst du im Lichte des großen Dareos, mein Sohn?“, fragte Vedar ihn freundlich, ohne auf die missbilligende Miene Gildeens zu achten. Rewas Augen leuchteten auf und er kroch wieder näher an den Exekutor heran, dieses Mal jedoch, ohne ihn zu berühren. Ein kleiner Blutfaden lief aus seinem Mundwinkel, doch das schien den Wüstenbewohner nicht zu stören.
„Ja, großer Herr... Rewa ist ergebenster Diener des großartigen Dareos... Rewa wird alles tun, was der großartige Dareos verlangt...“
„Da habt ihr es, Gildeen“, meinte Vedar zufrieden. „Selbst auf diesem kahlen Fleckchen Erde gibt es noch Erleuchtete.“
Die Miene Gildeens ließ darauf schließen, dass er Rewa am liebsten mit dessen eigenen Eingeweiden erdrosselt hätte.
„Mein Exekutor, Ihr glaubt doch nicht etwa...“
„Ihr maßt es Euch an, die Gedanken Eures Exekutors zu kennen, Vollstrecker Gildeen?“ Vedar betonte das Wort Vollstrecker besonders. „Dieser Mann könnte der Legion von Nutzen sein... also lasst uns jetzt alleine und bestellt Raelaz, dass er sein heiliges Feuer heute nicht zu schüren braucht!“
„Jawohl, mein Exekutor...“ Gildeen nickte, berührte seine Brust mit seiner rechten Faust und verschwand zusammen mit dem anderen Soldaten, der schweigend im Hintergrund gestanden hatte, das Zelt, nicht ohne Rewa einen letzten, mörderischen Blick zuzuwerfen.
„Großer Herr ist weise...“, brabbelte Rewa plötzlich, der Gildeen einen höchst impertinenten Blick hinterhergeworfen hatte. „Rewa wird alles tun, was der große Herr verlangt... alles...“ eine schmutzigen Finger fuhren ohne erkennbares Muster durch den Sand, als er ein seltsames Lachen hören ließ.
„Das wirst du, Rewa...“ Die Augen des Exekutors schienen plötzlich finster geworden zu sein. „Das wirst du...“
Je länger Astiroth auf dem Rücken seines Pferdes verbringen musste, desto grober waren die kleinen Stöße seiner Fersen, die das Tier zu schnellerer Bewegung ermutigen- oder besser zwingen- sollten. Da der Dunkelelf die Karte in seiner Satteltasche verstaut hatte, wusste Asiroth auch nicht, wie lange er dieses entwürdigende Schauspiel noch würde durchhalten müssen. Die Sonne hatte sich zwar schon wieder dem Horizont angenähert und das Land in blasses Zwielicht getaucht, doch wer wusste schon, wann Trigaram ihnen das nächste Mal eine Rast gestatten würde. Eigentlich hatte auch niemand festgelegt, dass der halbe Dunkelelf die Führung übernehmen sollte- er hatte sie einfach an sich gerissen. Vielleicht lag das in der Natur dieser Rasse. Ein weiterer Punkt auf Astiroths Liste, die mit jeder zurückgelegten Wegstunde länger wurde. Immerhin hatte er registriert, dass er selbst weitaus länger ohne Proviant auskommen konnte als der Dunkelelf, der in diesem Moment dabei war, einen kleinen Imbiss zu sich zu nehmen. Und noch nicht mal dazu ließ er sie rasten... andererseits bot das sumpfige Gebiet, durch das sie die zunehmend schlechter werdende Strasse zurzeit führte, auch nicht viele Gelegenheiten dazu. Das sie umgebende, triste grau und die knorrigen, in der halben Finsternis wie Moorgeister wirkenden Bäume luden nicht dazu ein, sich unter ihnen behaglich auszustrecken. Seit geraumer Zeit hatten die beiden Gefährten wider Willen auch kein Dorf mehr passiert. Insgeheim fragte Astiroth sich, ob das verdammte Halbblut ihn hier in die Irre führte...
„Wo sind wir, Trigaram...“, erhob er missgelaunt seine Stimme, als der Elf seine kleine Mahlzeit auf dem Rücken des Pferdes beendet hatte.
„Auf dem richtigen Weg... kurz hinter diesem Sumpf werden wir rasten“, kam die knappe Antwort, die Astioth- mal wieder- zum Knurren brachte und nach seinem Dolch tasten ließ. Hätte er nur die Karte, und wäre er nur alleine dazu geeignet, diese Mission des Kaisers auszuführen... Und dann wich der Sumpf langsam zurück, und um sie herum waren wieder die gewohnten kahlen Einöden, nur bewachsen durch gelbliches Gras und vereinzelte Bäume, gehüllt in finsteres Schweigen und die zunehmende Dunkelheit. Wie vorhergesagt hielt Trigaram sein Pferd an, stieg ab und führte das Tier, nachdem er es kurz am Hals getätschelt und ein zufriedenes Schnauben geerntet hatte, zu einem der größeren Bäume, auf dessen harten Wurzeln sie wieder die Nacht verbringen würden. Astiroth spuckte aus und stieg ebenfalls von seinem Pferd, allerdings ohne es auf irgendeine Weise wissen zu lassen, dass seine Dienste ihm irgendetwas außer einem wunden Hinterteil bedeuteten.
„Wir kommen gut voran...“, informierte Trigaram, der bereits dabei war, ein kleines Feuer zu schüren, Astiroth, als dieser sein Pferd neben Trigarams an den Baum band.
„Eine Tagesreise noch und wir haben die Hafenstadt erreicht.“
Astiroth grunzte irgendwas, was man als „Wird aber auch Zeit“ oder „Fahr zur Hölle“ interpretieren konnte und setzte eine ablehnende Miene auf. Das vom Halbelfen entfachte Feuer indes knisterte fröhlich vor ihnen und erhellte die düstere Szenerie immerhin zu einem Teil, sodass Astiroth deutlich die Miene des Elfen erkennen konnte. Doch was sie aussagte, gefiel ihm ganz und gar nicht...
„Was ist los?“, entfuhr es ihm, wobei er entgegen seiner Absicht besorgt klang.
„Ich bin nicht sicher...“, antwortete Trigaram. „Es ist nur...“
Ein pfeifendes Geräusch und ein scharfer Luftzug ließen Astiroth erstaunt aufkeuchen, ehe sein Blick auf einem urplötzlich direkt neben ihm in der Baumrinde steckenden, schwarz gefiederten Pfeil ruhte. Einem Orkpfeil...
„Verdammt noch mal, wir sind Gesandte des Kaisers...“, grollte er, als um sie herum plötzlich primitives Gegröhle ausbrach, durch das eine kultivierter klingende Stimme wie ein eine scharfe Vollstrecker-Klinge durch das Leinenhemd eines armen Bauern schnitt.
„Holt sie euch...“
Trigaram sprang alarmiert auf und Astioth griff reflexartig nach seinem Dolch, ehe der erste Orkkrieger mit zum Brüllen geöffneten, triefenden Maul in den Feuerschein trat, das Krummschwert zum Schlag erhoben, und das pure Chaos ausbrach...
„Aus dem Weg, in Dareos’ Namen!“
Göflington zuckte zusammen, als er die aggressive Stimme von der Strasse hörte, die direkt neben der Gasse verlief, in die er Diara und Vintal geführt hatte. Rasch drehte er sich zu den beiden um und erkannte in ihren Mienen eine ähnliche Angst, wobei diese in Vintals Falle von einer subtilen Drohung untermauert wurde. Die Botschaft war klar- sollte Göflington sie hier nicht sicher und unentdeckt herausbringen, würde Vintal ihn dafür bitter bezahlen lassen...
„Die Vollstrecker Dareos’ haben kein Recht, sich hier ohne Genehmigung des Stadtrates aufzuhalten“, antwortete eine andere, ebenso aggressiv klingende Stimme.
„Wir nehmen uns dieses Recht, Ketzer!“
„Kommt weiter...“, flüsterte Göflington seinen zwei Begleitern zu. Es war offensichtlich, dass ein Teil dieser seltsamen Purpurmantelträger in einen Disput mit der Stadtwache geraten war. Dies eröffnete ihnen die Chance, so schnell wie möglich zu verschwinden. Während die streitenden Stimmen hinter ihnen verstummten, führte Göflington die wunderschöne Frau und ihren unangenehmen Begleiter weiter durch finstere Gassen, weiter auf den Stadtrand zu- wenn das Glück ihnen weiter hold war, würden sie an ihren rätselhaften Häschern vorbeischlüpfen, ohne dass diese es merkten...
kakaomaus:
Ein lautes Knurren schreckte Vögel auf, die hier in der kahlen Öde auf letzte Futterreserven hofften. Mit meckerndem Gezwitscher und Gekrächze schlugen sie ihre Flügel schnell und erhoben sich von den Baumstümpfen.
„Ahh…“, grummelte Yoshua und versuchte in irgendeiner Weise seinen Stolz zu bewahren, doch das was ihm anhand seines übergroßen Hungers und dem protestierenden Magen kaum möglich. Sein Fuß, der sich immer schwerer heben lassen wollte, blieb an einer aus der Erde herausschauenden Wurzel hängen und so stolperte er verärgert und schlecht gelaunt. Pferde, pah, Pferde wollten ihn nicht tragen doch auch seine Füße würden sich ebenfalls nicht wesentlich länger fortbewegen. Daen van der Wall, der gemächlich und nachdenklich auf seinem Gaul dahin trabte, ignorierte seinen miesepetrigen Kameraden unterdessen, wollte er seinem Ziel Yoshua zu einem anständigen Knaben zu erziehen folge leisten und nicht auf dessen Launen eingehen.
Yoshuas Magen grummelte erneut dermaßen laut, dass beide, Yoshua und Daen auf seinem Pferd, der dieses durch ein müheloses Ziehen am Halfter, stehen blieben.
Yoshua blickte genervt zu seinem alten Genossen auf seinem gelangweilten Pferd hinauf, nicht eine Spur des Mitleids, das ihm vielleicht zu noch einem Apfel verhalf, war in das Gesicht des Alten geschrieben und so murrte Yoshua vor sich hin, hielt sich seinen Bauch und stapfte weiter.
Gerade, als er seinen Blick wieder nach vorn gerichtet hatte, hörte er von weither die Geräusch von sich schnell drehenden Rädern eines Karrens, der schnell von Pferden gezogen wurde und aus der entgegen gesetzten Richtung auf die beiden zu kam.
Auch Daen hatte diesen Karren bemerkt und so blickten sie sich kurz an, in dem stillen Einverständnis sich schnell Schutz suchend zu verstecken um den möglichen Feind hinterhältig überführen zu können, doch als sie sich umschauten war der so eben ausgedachte Plan verworfen worden. Wo, um Himmels willen, sollten sie sich hier verstecken? Hinter den Baumstümpfen, die unbedeutend und veraltet ihre letzten Jahre erlitten? Im Wald, den sie nach ihrer Abreise durchquert hatten, wäre dies möglich gewesen.
Kaum noch von ihnen entfernt machten die dunkelbraunen Pferde schnaubend und Kopf schüttelnd halt, der Karren blieb stehen und eine große in schwarz gehüllte Gestalt stieg hinunter. Kampfbereit stieg Daen ab und stellte sich zu Yoshua, der mehr als misstrauisch versuchte etwas über die Person ausfindig zu machen. „Halt!“, rief Daen und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Die Gestalt blieb stehen und unter dem Umhang tauchten zwei vernarbte Hände hervor, die langsam zur Kapuze glitten. „Wer seid Ihr?“, fragte Daen weiter.
Die Kapuze wurde vom Kopf eines grauhaarigen alten Mannes geschoben. Seine blaugrauen Augen sahen angsterfüllt zu ihnen und langsam antwortete er. „Ich bin auf der Durchreise, mein Herr. Ich komme aus einem entlegenen Königreich. Mein Wunsch ist es nur wieder friedvoll schlafen zu können…“ Sein Blick wurde trüb und müde, ein schweres Schicksal musste ihn getroffen haben…
Mit einer Eskorte von Rittern und Schutzpatronen bewegte sich eine geschlossene und reich verzierte Kutsche nur sehr langsam vorwärts, raus aus dem Königreich des Königs Aodhán.
Rauchschwaden stiegen aus den brennenden Häusern, die in Reih und Glied gebauten worden waren, Menschen flüchteten auf die Straßen, schrieen, mit Babys in den Armen, schließlich gefangen wurden um dann erbarmungslos ermordet zu werden.
Orks, wohin man auch blickte. Überall in dem Königreich waren sie anzutreffen, meuchelnd, keuchend und sich einen Spaß daraus machend die Menschen zu hetzen.
Die Hand ans Fenster gelegt betrachtete Aodhán diesen Anblick schweren Herzens, gewillt hier zu bleiben und mit und um sein Volk zu kämpfen, doch nicht bereit zu sterben. Weich war er geworden, und sehnsüchtig. Ein allerletztes Mal wollte er sie sehen, hasste sich selbst dafür sie verbannt zu haben doch war er der König und durfte deswegen nicht seine eigenen Regeln brechen. „Zum Teufel mit mir!“, rief er wütend aus und schlug mit der Hand gegen den Sitz. „Mein Herr, beruhigt Euch!“, bat sein treuster Diener Bervin, der ihm gegenüber saß und sah ihn eindringlich an. „Ihr habt gut reden! Es ist ja schließlich mein Königreich, das hier unter geht! Ich muss schneller hier weg, sonst schaffe ich es nicht mehr!“ „Mein Herr, ich weiß, doch die Eskorte ist nur um Euer Willen dabei! Wer weiß wie weit wir es ohne sie schaffen würden…!“ „Das ist mir gleich! Gebt den Befehl sie wegzuschicken!“ „Aber mein Herr…!“, bat Bervin inniglich, doch mit einem Blick, der Bervin dazu verhieß seinem Befehl zu gehorchen tat er wie geheißen. Er drehte sich in Fahrtrichtung um, öffnete eine kleine Luke die in der Wand eingelassen war, und gab dem Kutscher Bescheid.
Daraufhin wieherten die Pferde und die Geschwindigkeit der Kutsche vervielfachte sich. Ein lauter Schrei ertönte und Aodháns Herz blieb mit einem Male stehen. „Was passiert da draußen?!“, fragte er ängstlich nachdem zig Pferde ängstlich hinter ihnen aufgewiehert hatten und Gebrüll und Schlachtrufe die Schreie aus der Stadt übertönten.
Aodhán und Bervin mussten sich mit einem Male an irgendwas festhalten, da die Kutsche so dermaßen ruckelte. „Mein Herr, wir werden es nicht schaffen!“, rief Bervin panisch und starrte durch das kleine Fenster um etwas erkennen zu können. „Was seht Ihr?!“, fragte Aodhán laut, doch Bervin riss bloß die Augen fürchterlich weit auf.
„Bervin! Ich befehle Euch zu antworten!“ Bervin jedoch blickte seinen König mit einem Hauch von Stolz und Würde an, und seine ruhige Stimme antwortete: „Sie kommen.“
Verständnislos sah Aodhán seinem Diener in dessen ehrliche Augen. Die Kutschte ruckelte erneut aber diesmal war es nicht der unebene Weg, der dies verursacht hatte, sondern die Orks, die ihnen gefolgt waren und grölend gegen die Kutschte stießen.
Aodháns Hände rutschten vom Holz ab, an dem er sich mühevoll versucht hatte festzuhalten und schließlich wurde sein Körper, sowie der Körper seines Dieners mit einem Ruck gegen die Tür geschleudert, als die Kutsche auf die linke Seite geworfen wurde. Aodháns Hinterkopf prallte rückwärts hart gegen die spitze Kante der Bank, ließ ihn vor Schmerz aufbrüllen, seine grauen und langen Haare vermischten sich zu einem nassen Bündel von Haaren, da das Blut schnell aus der Platzwunde floss. Die Tür des Wagens wurde nach außen aufzogen, ein hässlicher und von Spucke triefender Mund eines grässlichen Kopfes blickte in den Raum, eine Hand griff hinein und zog den bewusstlosen Bervin hinaus.
Mit letzter Kraft wollte Aodhán ihm helfen, langte mit dem Arm nach dem Stiefel seines Dieners doch auch er wurde gewaltvoll aus der Kutsche gezogen, ehe er sich zur Wehr setzen konnte.
Ein Ork, groß und Blutüberströmt, wobei dies wohl das Blut seiner Opfer war, warf ihn zu Boden, stemmte einen großen und verdreckten Fuß auf die Brust des um sein Bewusstsein kämpfenden Königs und lachte grölend auf. „Hast du wohl gedacht du könntest uns entkommen?!“, fragte er ihn mit seiner aggressiven Stimme, erwartete jedoch keine Antwort.
„Bitte! Lasst mich gehen, ich will sie noch einmal sehen!“ Der Ork lachte erneut, zog sein Schwert hervor und stach es ihm ohne weiteres ins Herz. Mit letzter Kraft keuchte Aodhán den Namen seiner Tochter hervor, ehe er dem weißen Licht folgte, das ihn bereits empfing. „Diara…“
Mit gehetztem Blick drehte sie sich nach hinten um, rannte weiter und sah vor sich die Häscher stehen, die um den ihren und Vintals Tod rangen.
„Hier lang!“, keuchte Göflington, er war ebenso erschöpft wie Vintal und Diara, doch wollte er sich dies nicht anmerken lassen. Die drei bogen um eine Ecke, sahen jedoch dass am Ende der Straße ebenfalls Wachen in purpurfarbenen Umhängen standen. Beinahe lautlos blieben sie stehen, richteten ihre Aufmerksamkeit in verschiedene Richtungen und versuchten sich einen Fluchtplan auszudenken.
Diara sah erst Göflington, dann Vintal an und schließlich spähte sie mit ihren Augen durch die Dunkelheit. Sie hob ihre Hand, öffnete ihren Umhang und zog ein Schwert hervor, blank und edel.
Mit einem siegessicheren Blick wollte sie den beiden klar machen, dass sie kämpfen mussten, doch sie unterhielt keine Unterstützung, wie sollten sie hier rauskommen, ohne verfolgt zu werden, sie waren schließlich nur zu dritt! Plötzlich atmete Göflington panisch auf, er hatte Repko vollkommen vergessen…
Und weiter geht es mit 2 Episoden. Eine ist vom erstklassigen Chronisten Repko und die andere ist von mir selbst.
Viel Spass beim Lesen und bitte gebt uns euer Feedback.
Die Chronisten der Unterwelt :)
Repko:
Mit großen Schritten und gefolgt von einigen Adepten, ebenfalls in purpurne Roben gehüllt, schritt Eiskendaran voran. Entschlossen lief er vom Marktplatz ab, auf den Stadtrand zu. Er würde sie auf keinen Fall entkommen lassen.
Der kleine Personenzug bewegte sich eifrig zwischen den Häusern hindurch. Eiskendaran konnte eindeutig die Diaras Aura vernehmen. Er war sich sicher, dass sie hier entlanggekommen war. Doch seit kurzem war diese Aura auf bizarre Weise gestört. Sie kamen an eine Weggabelung. Die Häuser sahen inzwischen sehr viel ländlicher und rustikaler aus, was darauf hindeutete, dass sie allmählich den Rand der Stadt erreichten. Vor der Gabelung hielt Eiskendaran kurz inne, sodass die ahnungslosen Adepten auf ihn aufliefen.
"Stört mich nicht.", fauchte der große Protektor sie an. Er senkte sein Haupt und griff sich mit der Hand auf die Stirn. Er versuchte verzweifelt Diaras Seele zu ertasten, doch etwas störte ihn dabei, er konnte nicht erklären, was es war. Der Halbdrache konnte es nicht sein. Sein Geist schien Diara zu ertasten, doch ein undeutbares Signal lies ihn kaum erkennen, wo sie sich befand.
Mit einem Mal schrie er leise auf und sprang zurück, sachte in Kampfstellung aufkommend. Der Fremdartige Helfer der beiden schien versucht zu haben, seinen Geist zu zertrümmern. "Was ist los, großer Eiskendaran?", fragte einer der Adepten neugierig. "Nach links.", schrie dieser zur Antwort.
Der Schmerz war unermesslich gewesen, doch Eiskendaran konnte dessen Herkunft mühelos ausmachen. Welches Wesen auch immer das getan hatte, er schwor sich, dass es einen unermesslichen Tribut an ihn zu zahlen hatte. Es würde sterben, sowie die Blutsaugerin und der drachische Bastard.
Göflington stolperte immer wieder. Der Pfad war unwegsam geworden, der sonst sehr gehärtete Jäger des Laufens müde. "Kommt... wir sind gleich... da...", stöhnte er und rannte weiter.
Zu spät sah er, dass sich vor ihn eine Wand schob. Göflington rannte dagegen und fiel rücklings zu Boden. Erschreckt starrte er die Gestalt vor sich an, die in eine rote Kutte gehüllt war. Er kroch ein Stück rückwärts, richtete sich auf und wollte in die andere Richtung weiter rennen. Doch als er merkte, dass auch Vintal und Diara stehen geblieben waren und auf zwei in purpurrote Kutten gehüllte Gestalten, die auf sie zukamen anstarrten.
Vintal seufzte. Es gab nur noch einen Weg zur Flucht. Er seufzte und breitete sachte seine Flügel in der engen Gasse aus. Er griff Diara um die Hüfte und sah Göflington mitleidig an.
"Verzeiht mir Göflington, doch sollte es dazu kommen, so werde ich mich revanchieren.", murmelte er, bevor sich seine Flügel zu bewegen begannen. Er wirbelte eine dichte Wolke aus Staub auf, aus der er langsam aufstieg. "Warte.", schrie Diara. "Wir können ihn nicht zurücklassen."
Göflington erhaschte durch die Wolke einen kurzen Blick in ihre Augen. Doch gemeinsam mit dem beflügelten Mann verschwand sie über die Dächer. Die Geweihten Dareos blickten verwirrt gen Himmel, doch liefen sie nach wie vor unbeirrt auf den einsam in der Gasse stehenden Jäger. Er tastete nach dem Griff seines Messers, doch er wusste, dass es ihm nichts nützen würde. Wer sich mit den Geweihten Dareos erst einmal angelegt hatte, der hatte seinen Tod bereits besiegelt. Er hatte zwei Leuten, deren Fährte die Geweihten gewiss verfolgt hatten, zur Flucht verholfen. Hätte er sich in einem orkischen Lager mitten in den kochenden Kessel gesetzt, seine Chance zu überleben wäre höher gewesen als sie es im Moment war.
"Das kannst du nicht tun!", schrie Diara verzweifelt und hämmerte mit ihren Fäusten auf den starken Körper Vintals ein. "Er hat uns gerettet." Vintal biss die Zähne zusammen, der Flug kostete ihn ein vieles seiner Kraft, zumal er einen großen Teil benötigte, seinen Geist zu schützen, um nicht zu verraten, wo sie sich befanden. Sie befanden sich noch immer über der Stadt, weit gekommen waren sie noch nicht, doch Vintal musste unbedingt landen, er konnte nicht mehr. Er segelte auf das Dach eines hohen Gebäudes herunter. Bei der harten Landung stürzte er, Diara entglitt ihm und rollte mit einem leisen Aufschrei über die hölzernen Planken, während Vintal bäuchlings liegen blieb und sich seine Flügel seitlich um ihn herum senkten.
Diara drehte sich langsam zu ihm um. Sein Körper bebte und sein Rück hob und senkte sich unter seinem schweren Atmen. "Vintal...", stöhnte sie. "Grundgütiger, Vintal, geht es dir gut?" Sie erhob sich und versuchte, den schweren und erschöpften Körper aufzurichten. Vintal starrte sie mit zu Schlitzen verengten Augen an, keuchend, nach Luft schnappend.
"Wir können nicht entkommen.", hauchte er. "Sie finden uns überall." Diara schüttelte den Kopf. "Noch können wir hier wegkommen.", sagte sie. "Dieser Jäger hat an uns geglaubt, ich habe es gespürt und... ich kann es mir nicht erklären, aber ich hatte das Gefühl, dass sein Glaube Schicksal bedeutet." Vintal senkte den Blick zu Boden. "Du... empfindest für ihn...?" Sein Blick suchte erneut ihre Augen. Kopfschüttelnd strich sie ihm einige verschwitzte Haarsträhnen aus dem Gesicht. Kurze Zeit sahen sie sich einfach nur still an.
Dann neigte Diara ihren Kopf nach vorne und küsste Vintal zärtlich auf die Lippen.
Zwei der Geweihten hatten Göflingtons Arme gepackt und nach hinten gezogen. Ängstlich starrte er Eiskendaran an, der mit befriedigtem Gesicht auf ihn zuschritt. "Wo sind sie hin?", fragte er. Göflington schüttelte verzweifelt den Kopf, nicht in der Lage, auch nur einen Laut über seine Lippen zu bringen. Eiskendaran blieb etwa einen Schritt von ihm entfernt stehen. "Sag es mir gleich.", rief er laut aus.
"Ich... weiß nicht.", stotterte Göflington. Eiskendaran streckte seine Hand aus und hielt die Handfläche auf Göflingtons Stirn. Kaum hatte er dessen Haut berührt brüllte er vor Schmerz laut auf und zog seine Hand zurück.
"Verfluchter Schweinehund. Was bist du und wie kannst du es wagen, dich einem Diener Darios zu widersetzen.", brüllte er und rieb sich seinen schmerzenden Arm. Göflingtons Augen wurden vor Angst nur noch größer. Eiskendaran packte Göflington mit der Linken an den Haaren und zog seinen Kopf zurück.
Mit der anderen Hand umschlang er die linke Gesichtshälfte und legte seinen Daumen auf Göflingtons Auge. "Wie machst du das?", schrie er, wie von Sinnen. "Was, was mache ich?", rief Göflington verzweifelt aus. Eisekendarans Gesicht hatte die Farbe seiner Robe angenommen, als er schnaubend sein Gesicht dem Göflingtons näherte. Er drückte mit seinem Daumen zu.
Göflington kniff beide Augen krampfartig zu und schrie vor Schmerz auf. "Entweder bist du ein Narr, oder du bist dir nicht gewahr, welche Macht von dir auszugehen scheint, was dich zu einem noch größerem Narr machte.", fuhr ihn der Geweihte an. "Ich weiß nichts.", schrie Göflington unter verzweifeltem Heulen. "Ich habe nichts getan." Eiskendaran verstärkte den Druck auf Göflingtons Auge, was einen markerschütternden Aufschrei zur Folge hatte.
"Bist du im Dienste Darios?", fragte Eiskendaran. "Und ich rate dir, mich nicht zu belügen!" Zu keinem Laut mehr fähig schüttelte Göflington nur den Kopf, zum einen, um eine Antwort zu geben, zum anderen, um dem unerträglichen Druck auf sein linkes Auge zu entgehen. "Spricht er die Wahrheit?", fragte einer der Adepten.
Eiskendaran starrte Göflington eine Weile konzentriert an, bevor seine Arme erneut zurückfuhren und ihm ein Schmerzensschrei entglitt. Er holte mit der linken Hand aus und schleuderte sie gegen Göflingtons geröteten und schweißnassen Schädel. "Ich weiß es nicht, ich kann nichts sehen!", schrie er. Sein Gesicht war eine Fratze aus Wut und Frust. "Ich kann überhaupt nichts sehen, solange dieser Abschaum in meiner Nähe ist."
Durch den Schrei stürmte eine Katze hinter einem Holzfass hervor und wollte an Eiskendaran vorbeirennen. Dieser jedoch holte mit dem Fuß aus und trat das Tier, welches daraufhin gegen die Wand eines Hauses flog, an deren Fuße sie wimmernd liegen blieb. Sie zuckte ein paar Mal, bevor auch das Wimmern nachließ.
"Ihr zwei passt mir auf diesen Kerl auf.", fuhr er die Adepten an, die Göflington hielten. "Und ihr zwei folgt mir. Wenn ich den Drachen finden will, muss ich weg von ihm.", sagte er, um einen sachlichen Ton bemüht.
"Er ist doch nicht etwa der, der bestimmt ist, Velsarbor auf zu...", begann einer der Adepten neben Eiskendaran zu fragen, doch er kam nicht dazu, auszusprechen, denn Eiskendaran hatte ihm seine Faust in die Magengrube gerammt. "Wage es nicht, einem dreckigen Streuner wie dem dort Darios Gunst anzureden.", schrie er. "Und jetzt mir nach."
Er rannte so schnell es ihm möglich war hinfort, seine Kutte wie eine rote Fahne hinter ihm herwehend.
Göflington merkte, dass ihn etwas gegen eine Wand setzte. Er versuchte, das eben erlebte in einen Zusammenhang zu bringen. Er musste etwas getan haben, das den Geweihten zum Toben gebracht hatte, doch er hatte sich von Anfang an ergeben. Und was war dieses Velsarbor? Er vernahm die Stimmen zweier Männer, die über ihn zu spotten schienen und sah zwei verschwommene Schatten, die vor ihm zu tanzen schienen. Seine linke Gesichtshälfte fühlte sich an, als wäre ihm ein junger Keiler hineingerannt.
Ängstlich wartete er ab, als sich mit einem mal eine dritte Stimme einmischte.
"Was treibt ihr zwei da mit ihm?", fragte Repko erzürnt und lief auf die Adepten zu. "Seht gefälligst zu, dass ihr was Anständiges tut." Die Dareosgeweihten drehten sich lachend zu ihm um. "Sieht so aus, als könnten wir Eiskendaran noch jemanden ausliefern."
Repko tat zwei weitere Schritte auf sie zu. "Du wagst es, so über mich zu sprechen?", fragte er und kniff die Augenbrauen so stark es ihm nur möglich war zusammen.
Er kramte kurz in einer seiner Taschen herum und zog ein Medaillon hervor. "Seht ihr zwei erbärmlichen Orkhirne das?", fragte er und setzte einen triumphalen Ausdruck auf. Die beiden Geweihten gaben keinen Ton von sich. "Und? Was ist los?", fragte er, um den beiden einen Ton zu entlocken.
"Verzeiht, Meister...", stotterte der eine. "Ja, ja, verzeiht, großer Meister uns war nicht bewusst, dass...", murmelte der andere hastig.
"Es interessiert mich nicht. Sagt Eiskendaran, die Leute die er sucht sind am Morgenende der Stadt. Unschlüssig blieben die zwei stehen, Repko anstarrend.
"Na los, oder soll ich dafür sorgen, dass ihr für den Rest eurer Tage zu Bruder Galador in den Folterkeller kommt?", fuhr er die beiden an. Es schien die gewünschte Wirkung zu haben. Eifrig nickend suchten sie das Weite. Repko schritt auf Göflington zu und half ihm aufzustehen.
"Du bist... einer von denen?", nuschelte Göflington durch seine angeschwollene Lippe. Repko fing kurz an zu lachen. "Nein.. nein bin ich nicht.", sagte er zufrieden. "Dieses Amulett der Meister habe ich von einem Händler aus De'taxo erstanden. Für Notfälle."
Göflington erwiderte das Lachen, doch nur kurz, denn sein lädiertes Gesicht begann zu schmerzen. "Ich habe auf dich gewartet.", sagte Repko vorwurfsvoll, während sie sich wild umschauend in Richtung des Marktplatzes stürmten. "Die sonne war schon längst über den Scheitel hinaus und du warst nicht da.", sagte er und wartete auf eine Rechtfertigung Göflingtons.
"Stattdessen sehe ich dich mit den zwei Blutsaugern durch die Stadt rennen.", fuhr er fort, als eine Antwort ausblieb. "Sie waren... in Gefahr.", antwortete Göflington schließlich.
"Und ich sage: Es geht uns nichts an.", sagte Repko streng, einen Arm stützend um Göflington gelegt. "Komm jetzt, wir verstecken uns bei mir im Keller, bis es hier wieder etwas ruhiger zugeht.", sagte er und merkte, dass Göflington zustimmend nickte. "Dann kann ich dir auch gleich zeigen, was ich erstanden habe.", fuhr er fröhlich glucksend fort.
"Inelukis Aufzeichnungen?", fragte Göflington. Repko fing an, zufrieden zu kichern, wie er es nur sehr selten tat. "Für drei Silberlinge.", sagte er bevor er einen Schlüssel zog und eine Türe zu seiner Rechten aufschloss.
DJ n:
Mit gewaltiger Kraft sauste das Krummschwert des großen Orks durch die Luft; Ziel des Angriffes war Trigarams Kopf, auf den sich das Schwert mit rasender Geschwindigkeit senkte. Der Dunkelelf sah den großen Krieger an und sprang behände und mit wehendem Umhang zur Seite. Ein scharfer Schnitt durch die Luft war zu hören, bevor die Klinge auf den Boden traf. Trigaram hatte sich geschickt nach seiner Landung abgerollt und wieder auf die Füße gewuchtet. Da ihm bei einem solchen Kampf, zumal er nicht wusste, mit wie vielen Gegnern er es zu tun bekommen könnte, sein Reiseumhang zu sperrig war, riss er selbigen rasch herunter und warf ihn achtlos weg. Nun gelangte zwar die kalte Luft an seinen, bis auf die Arme mit der Lederrüstung bedeckten Köper, doch nun hatte er die nötige Bewegungsfreiheit, die er brauchte. Seine Klingenhandschuhe hatte er schnell anlegen können und nun machte er sich die Tatsache zu nutze, dass sein orkischer Angreifer anscheinend nicht sehr schnell auf Veränderungen reagieren konnte, da dieser mit dumpfen Blick auf seine Klinge starrte und unverständliche Grunzlaute von sich gab.
Mit einem gewaltigen Satz war Trigaram vorgeprescht und hatte sogleich dem Ork seine Rechte in den muskulösen, jedoch nur von einer dünnen Rüstung geschützten Magen gerammt. Ein lauter Aufschrei entfuhr dem Ork, als Trigaram die Klingen aus dem Körper seines Gegners zog; Trigaram hasste Orks, sogar ihr Blut stank erbärmlich und verursachte ihm leichte Übelkeit. Plötzlich hörte Trigaram wieder ein scharfes Zischen und knapp neben ihm rauschte einen Augenaufschlag später ein weiterer Pfeil vorbei und schlug in einem nebenstehenden Baum ein. „Vorsicht! Einer dieser Bastarde hat einen Bogen!“ brüllte Trigaram, obwohl er sich des Überflusses seiner Mitteilung bewusst war. Astiroth mochte zwar ein alles andere als angenehmer Zeitgenosse sein, doch dumm war er keines falls… Trigaram sah sich plötzlich um. Wo war Astiroth? Hatte sich der Feigling etwa verkrochen? Trigaram schnaubte vor Wut, als ein weiterer, unartikulierter Schrei seinen nächsten Angreifer ankündigte, dem noch zwei weitere folgten. Trigaram hatte es schon einmal mit einigen Orks aufgenommen und war nur mit knapper Müh und Not lebend davon gekommen; doch damals verfügte er nicht über die Fähigkeiten, die er sich nun zu Nutze machen konnte. Trigaram begann in seiner eigentümlichen Muttersprache einige Worte zu murmeln und flocht dabei synchron mit fließenden Bewegungen seines Zeigefingers den Zauber. Ein unheimliches Glühen hatte seine, sonst so klaren Augen erfüllt, während er den Zauber noch zurück hielt; es war eine anstrengende Prozedur und er würde später Zeit brauchen, sich zu erholen, doch dieser Zauber war es wert!
Die beiden Orks stürmten noch immer schreiend auf ihn zu und ahnten nicht, dass sie sich in ihren sicheren Tod begaben. Noch wenige Meter, dann konnte Trigaram seinen Zauber freigeben…
Plötzlich drang ein lauter Schrei von weiter hinten der Lichtung, exakt aus der Richtung, aus der die angreifenden Orks kamen. Wie vom Blitz getroffen blieben die Orks stehen; Trigaram fluchte. >>Bewegt euch weiter! Los doch, ihr hirnlosen Maden! << dachte der Dunkelelf, ließ den Zauber jedoch noch nicht frei. Als sich die Orks jedoch mit einem Ausdruck hohler Panik von Trigaram wegbewegten und dann schreiend die Flucht ergriffen, löste dieser den Zauber mit einer flapsig wirkenden Handbewegung wieder auf.
Schwer atmend sah Trigaram seinen Gegnern nach. Was hatte sie zu dieser plötzlichen Flucht veranlasst? Und woher kam der Schrei? Und wo im Namen aller Götter steckte Astiroth?
Die letzte Frage wurde Trigaram prompt beantwortet, als Astiroth, breit grinsend und seinen Dolch im Umhang abwischend, aus einer dunklen Ecke heraus trat; er hatte einen Orkbogen geschultert und schien sehr zufrieden mit sich zu sein. „Wo warst du?“ fauchte Trigaram seinen Gefährten an und zeigte auf die Leiche des Orks, den er niedergestreckt hatte. „Wolltest du mich allein gegen sie kämpfen lassen?“. Astiroth grinste weiter und antwortete schnippisch: „Hör auf zu jammern! Du lebst doch noch oder nicht?“. Der Mensch ging weiter und zu seinem Pferd; die Tiere waren aufgrund der lauten Kampfschreie vollkommen wild geworden und hatten nach allen Seiten versucht auszubrechen. Mit der flachen Hand verpasste Astiroth einem Tier einen Schlag auf den Nacken, um diesem Ruhe zu gebieten. Danach kehrte er zu Trigaram zurück und reichte ihm den Bogen. „Den hab ich einem von ihnen abgenommen; sicher hast du seinen Schrei gehört. Orks sind zwar dumm, aber sie wissen es, auf sich aufmerksam zu machen wenn sie sterben.“. Das Grinsen auf Astiroths Gesicht nahm beinahe diabolische Züge an.
Trigaram hingegen sah auf den Orkbogen und dann wieder auf Astiroth; in seinem Kopf arbeitete es gewaltig, als er die Fakten zusammenfügte. „Du hast den Ork umgebracht?“ fragte er schließlich skeptisch; das plötzliche Verschwinden seines Gefährten war Trigaram noch immer nicht geheuer. „Natürlich ich! Wer denkst du denn war es sonst?“ antwortete Astiroth mit einer Mischung aus Zorn und Spott.
Trigaram sah den Menschen einige Augenblicke lang an und dachte über viele Dinge nach, die er Astiroth antun könnte, verdrängte dies jedoch wieder und bemühte sich, einen ruhigen Tonfall zu bewahren. „Weißt du, warum sich die Orks zurückgezogen haben, nachdem… du den Ork mit dem Bogen getötet hast?“. Astiroth zuckte mit den Schultern. „Er schien so etwas wie der Anführer zu sein; jedenfalls grunzte er den übrigen Orks einiges zu. Außerdem trug er einen roten Stoffgürtel, was ihn wohl als Anführer kennzeichnet.“. „Und du tötest ihn einfach.“ sagte Trigaram bitter. Zwar hatte Astiroth mit dem Tod des Anführers bewirkt, dass sich die Orks zurückzogen, jedoch hatte er damit auch den Einzigen getötet, der ihnen sagen konnte, wer diesen Angriff veranlasst hatte. Trigaram ging schon längst nicht mehr von einem zufälligen Angriff aus; niemand, der klaren Verstandes in dieser Region war, würde es wagen, zwei Geweihte des Kaisers anzugreifen. „Ja, ich hab ihn getötet. Mein Messer durchstach sein Herz, er schrie und war tot. Und dann kamen die anderen Orks wie vom wilden Oger verfolgt an mir vorbei gestürmt.“ sagte Astiroth und riss Trigaram damit aus seinen Überlegungen.
Der Dunkelelf sah den Menschen kurz an. „Wer wollte uns umbringen?“ fragte er und sah Astiroth düsteren Blickes an…
DJ n
The_question
05.05.2005, 13:29
Weiter gehts mit zwei Episoden von Daen und CK-2587. Viel Spaß! :)
Daen
Dharrn knurrte unwillig und sein breite Pranke verharrte unheilsvoll über dem Kopf des schmalen orkischen Botenläufers, der zitternd vor ihm kniete und ihn mit den jüngsten schlechten Nachrichten aus dem Liebesspiel mit Zweien seiner gefangenen Sklavinnen holte.
Mit brüchiger und vor Angst sich stellenweise überschlagender Stimme wusste der Läufer zu berichten, das man zwar die Stadt Walle komplett unter die Herrschaft der schwarzen Orkhorde vom Clan der „Sturmfaust“ gebracht hatte, sich der Tempel des Daeros jedoch nach wie vor ihren Anstrengungen wiederstrebte. Auf ein wütendes Knurren hin wurde der Bote auch schnell präziser und führte aus, das man den Andachts- und Wohnbereich des Tempels natürlich im Sturme genommen habe und auch die wenigen verbliebenen Tempeldiener keinesfalls eine Hürde für die kampferprobten Schlachten-Orks des Clans gewesen waren, doch schien es, als sei der Keller des Tempels über und über mit Fallen gegen jede Art von Eindringling gesichert.
Schnell sprang Hordenhäuptling Dharrn von seinem knöchernen Thron auf, der in seinem Zelt aus Lederhäuten stand und versetzte dem Boten einen harten Tritt vor die Brust, der ihn taumeln ließ und während er sich seinen runenverzierten Stahlhelm aufsetzte, schwor er sich, diesem Tempel sein Geheimnis zu entreißen.
„Na los, verfluchter Wurrrrm!!!“, grollte Seeth unheilsschwanger und rollte mit seinen großen schwarzen Augen, die in gefährlich wirkendem Kontrast zu seinem roten Fell standen, das dem Schlachten.Ork in Gesicht und am ganzen Körper reichlich spross und um seine Aussage zu unterstreichen, ließ er seine Peitsche über den Köpfen der zusammengetriebenden Menschenmenge knallen und freute sich diebisch über das Zusammenzucken der Angst der Stadtbewohner, obschon ihm unklar war, ob diese Angst von seiner Peitsche oder seiner ehrfurchtgebietenden massigen Gestalt herrührte, oder den zahlreichen verstümmelten Menschenleibern, die Opfer der zahlreichen Fallen geworden waren, die sich anscheinend durch den kompletten Gang zogen, vor dem die Gruppe nun stand und an dessen Eingang sich zwei marmorne Statuen des Götterfürsten Dareos befanden. Abermals ließ Seeth seine Peitsche knallen und dieses Mal schlug die lederne Spitze hart auf den Arm eines jungen Mann, der zu dem Ork taumelte und dann der Länge nach hinschlug.
„Yens!!“, war ein spitzer Schrei des Entsetzens aus der Menge der Zusammengetriebenen zu vernehmen und eine junge Frau stürzte auf den gestrauchelten Mann hinzu, doch stellte ein grinsender Orkkrieger ihr ein Bein und sie schlug ebenfalls der Länge nach hin, wo sie sich schmerzhaft die Lippe aufschürfte.
Seeth lachte einen gutturalen Laut der Freude und seine breiten Hauer glänzten im Licht der Fackeln, als er freudestrahlend verkündete: „Ah, zwei neue Frrreiwillige, die sich in den Tempel warrrgen wollen! Gut, Gut!“
Und während er die Beiden mit je einer Hand im Genick packte und somit seine schreienden, doch hilflos zappelnden Opfer, in Richtung des dunklen Ganges trug, wo bereits die Leichen weiterer Menschen lagen, die erfolglos versucht hatten, tiefer in das Fundament des Tempels einzudringen, warf Seeth einen Blick zu seinem Gebieter Dharrn, der böse grinsend seine schwarzen Haare zusammenband und mit der Spitze seines Axtblattes eingetrocknetes Blut unter einem Fingernagel hervorpulte.
Seeth grinste böse zurück und huldigte im Geiste der Bildung seines Gebieters, der erkannt hatte, das hinter dem schlichten Feldzug, für den der Fürst des östlichen Reiches – Igmar – ihn angeheuert hatte, in Wirklichkeit die Jagd nach wahrer Macht stand und das Igmar die Tausenden von Toten ebenso egal waren, wie die zerstörten Städte, denn er hatte gesehen, das in den Augen des Kaisers die Gier nach Macht – nicht nach Land – funkelte und durch das unfreiwillige Verhör einiger anderer Glücksritter im Dienste Igmars wusste nun auch seine Horde, das sie die Städte nicht unterwarfen, um die Bevölkerung zu versklaven, sondern um in den Kellern der Tempel nach einer Brustplatte zu suchen, die angeblich einem großen – fast göttlichem – Krieger gehört haben soll, glaubte man zumindest den unter großen Schmerzen hervorgebrachten Äußerungen des Glücksritters, der das Pech hatte, ihnen kurz nach der Grenze zum östlichen Königreich in die Hände zu laufen und wie ein eitler Pfau mit einem „geheimen Auftrag für den Kaiser“ angegeben hatte.
Genüsslich schmatzte der große Orkhäuptling und erinnerte sich seufzend an den wahrlich schmackhaften Arm des unglückseligen Abenteurers, bevor er wieder böse grinste.
Und bald schon würde auch Bryder – seine rechte Hand – aus dem östlichen Königreich zurückkehren, wo es ihm als Aufgabe anvertraut wurde, sämtliche anderen Glücksritter und Abenteurer, die Kaiser Igmar aussandte, um die Artefakte dieses Gottes zu finden, schnellstmöglichst auszuschalten, damit ihre Suche nicht von größerem Erfolg gekrönt sein würde, als seine Eigene.
Begeistert über seine eigene Listigkeit grinste er wieder und blickte zu den beiden Menschen hinunter, die sich gerade unter den Peitschenhieben seines Orkkriegers in das Innere der Kellerräume des Tempels aufmachten.
CK-2587
„Wer auch immer sie waren, es waren keine gewöhnlichen Wegelagerer...“, tat Astiroth seine erste Einschätzung kund und streichelte gedankenverloren über den erbeuteten Orkbogen. Man merkte der Waffe die primitive, orkische Art an, nach der sie gefertigt worden war, doch nichtsdestotrotz schien der Bogen hochwertig und die Sehne zäh. Astiroth versetzte einer der Leichen einen leichten Tritt und der tote Ork rollte auf den Rücken, das abscheuliche Gesicht zu einer Grimasse wütender Entschlossenheit verzerrt und in einer Lache seines eigenen Blutes liegend, welches zähflüssig aus einer grausigen Bauchwunde gesickert war. Die Ausrüstung dieses Orks war ebenfalls nicht die eines Wegelagerers... das blitzende Krummschwert neben ihm verriet Schmiedekünste, wie sie ein gewöhnlicher Orkstamm nicht vollbringen konnte. Zudem passten die Waffen der übrigen Toten zu diesem Krummschwert, was den Menschen den Gedanken verwerfen ließ, dass sie sich diese Waffen zusammengeklaut haben.
„Wegelagerer würden es in der Tat nicht wagen, Gesandte des Kaisers anzugreifen“, stimmte Trigaram ihm indes zu, die Miene zu einem Ausdruck puren Ekels verzogen. Offenbar griff der von den Orks ausgehende Gestank, der Astiroths Nase leicht reizte, den Dunkelelfen um einiges ärger an.
„Nicht, dass wir großartig mit einer kaiserlichen Flagge rumlaufen“, knurrte Astiroth zurück und wandte sich von dem Kadaver ab. Die Lust auf eine kleine Rast war ihm inzwischen gehörig vergangen und Trigaram schien ähnliche Gedanken abzuwägen, denn er hatte sich bereits zu den Pferden begeben. Beruhigend sprach er auf die beiden Tiere ein, die dieses kleine Geplänkel sehr beängstigt haben musste. Astiroth schüttelte leicht den Kopf. Keine Schlachtrösser...
„Nichtsdestotrotz sollten wir aufbrechen...“, sagte Trigaram, die beiden Tiere bereits vom Baum bindend. „Wenn mehr als eine bloße Bande Wegelagerer hinter diesem Angriff steckt, sollten wir nicht allzu lange an ein und demselben Ort verweilen...“
„Ich habe ohnehin genug von diesem Ort...“ Säuerlich spuckte Astiroth aus und schwang sich unter leisem Gemurmel auf den Rücken seines armen Pferdes, den harten Sattel mehr verfluchend als jemals zuvor. Es schien so, als wollten ihm alle Geschöpfe dieses verfluchten Landes auf der Nase herumtanzen- geckenhafte Dunkelelfen, primitive Orks, unbequeme Pferde.
„Wenn wir uns beeilen, können wir den Hafen binnen dieser Nacht erreichen...“, fuhr der Halbelf fort, Astiroths Gemurmel mit offensichtlichem Behagen einfach ignorierend. „Auf dem Schiff werden wir ruhen können- hoffentlich.“ Es war ihm anzumerken, dass er einer Seereise nach wie vor skeptisch gegenüberstand.
„Bleibt nur zu hoffen, dass wir keine unangenehmen Überraschungen erleben...“, brummte Astiroth und gab seinem Pferd die Sporen. Trigaram tat es ihm gleich und die beiden Reiter flogen geradezu, als wären sie niemals müde gewesen, über die in absolute Dunkelheit gehüllte Strasse, mehr ihren Instinkten als ihren Augen folgend. Zurück ließen sie nur ein heruntergebranntes Feuer und eine kleine Auswahl an Orkleichen, deren Auftrag ihnen wohl für immer verborgen bleiben würde...
„Ihr habt WAS?“
Die zwei purpurgekleideten Männer zuckten unter den harschen Worten der dritten, auf ähnliche Weise gekleideten Gestalt, wie unter einem Peitschenschlag zusammen und starrten entgeistert auf denjenigen, der seine wütenden Worte auf sie niederprasseln ließ.
„Aber Bruder Eiskenderan... er war ein Inquisitor oberen Ranges...“, versuchte einer der beiden Gescholtenen ihren Peiniger zu beruhigen, der außer sich vor Wut schien. Eiskenderan jedoch wischte diesen Einwand mit einer herrischen Geste beiseite.
„Kein Inquisitor oberen Ranges ist mit Exekutor Valerians Legion marschiert, von dem ich wüsste... oder hatte dieser „Meister“ eine Namen?“
Die beiden Adepten sahen sich verständnislos an.
„Nun... äh... er hat ihn uns nicht genannt...“
„Narren...“ Eiskenderans Stimme klang nun fassungslos und war mit einer Portion Ungläubigkeit versetzt. „Elende Narren... der Gefangene ist fort...“
„Aber Bruder, er sagte uns, dass wir den Halbdrachen und das Flittchen am Morgenende...“
„Schweigt!“ Eiskenderan machte einen drohenden Schritt auf die beiden Inquisitor-Adepten zu und sie wichen ängstlich zurück. Sein Gesicht hatte eine ungesund wirkende Färbung angenommen, was durch seine Augen verstärkt wurde, die puren Hass zu versprühen schienen.
„Wir werden zur Legion zurückkehren müssen... unverrichteter Dinge...“ Der Inquisitor atmete schwer.
„Aber Bruder...“, warf einer der Adepten zögernd ein. „Exekutor Valerian hat diese Säuberung der Stadt nie wirklich genehmigt...“
„Ich weiß, Dummkopf! Deshalb brauchten wir Ergebnisse- doch wir haben keine, außer der Tatsache, dass die Stadtwache uns um ein Haar dieser Mauern verwiesen hätte.“
„Wir haben die Kräuterhexe...“
Eiskenderan sah ihn kurz an, als würde ihm ein unwichtiges Detail wieder einfallen.
„Ach ja... wir nehmen sie zur Legion zurück. Dort kann Valerian sie öffentlich verbrennen oder meinen Befragungskünsten überlassen... vielleicht wird der Anblick glühender Eisen auf ketzerischem Fleisch ihn besänftigen.“
„Wie Dareos es wünscht...“, beeilten die zwei Adepten sich zu versichern und rannten förmlich davon, um die anderen zwei Adepten aufzusuchen, die die aufgegriffene Ketzerin bewachten. Eiskenderan indes blieb regungslos stehen und starrte leeren Blickes auf die vor seinen Füßen befindlichen Pflastersteine.
„Ich hatte ihn...“, murmelte der Inquisitor, an niemanden bestimmtes gerichtet. „Ich hätte ihn mitgenommen... es getan... und Exekutor Valerian hätte vor der Weisheit der Inquisitoren, der Geweihten Dareos’, kriechen müssen wie ein Wurm...“ Kopfschüttelnd raffte er seinen purpurnen Umhang um sich und setzte sich langsam in Bewegung, in die Richtung, in der auch die beiden Adepten verschwunden waren. Noch war das letzte Wort nicht gesprochen... Dareos’ Zorn würde die Ungläubigen und Ketzer treffen und allen Vollstreckern würde gewahr werden, dass die Inquisitoren die Erwählten aus ihrer Mitte waren...
Der Anblick des ehrlich wirkenden Gesichtes des älteren Herren ließ Daen seine Haltung entspannen, wie auch Yoshua, weswegen der seine unbeholfene Haltung entschlossener Kampfbereitschaft aufgab.
„Was bewegt Euch in Euren alten Jahren, eine derart beschwerliche Reise auf Euch zu nehmen?“, fragte der Ritter vorsichtig.
„Der Osten... er ist nicht mehr sicher...“, antwortete der Alte matt. „Sie halten die Grenzbastionen, doch immer wieder schlüpfen Kreaturen durch... finden unbewachte Pässe. Die Morde in den Dörfern häufen sich, finstere Gerüchte werden verbreitet... und die Vollstrecker machen die Städte im Hinterland der Grenzen unsicher.“
Der Mann blickte Daen offen in die Augen. Eine unglaubliche Müdigkeit schien sich seiner bemächtigt zu haben.
„Dies sind keine Lebensbedingungen. Der Schatten wächst. Irgendetwas rührt sich... in Colwyn hörte ich bereits Gerüchte, dass eine Armee Orks wie aus dem Nichts aufgetaucht ist.“
„Orks, sagt ihr?“, fragte Daen argwöhnisch. „Das ist ungewöhnlich... ihre letzten Unterschlüpfe in den westlichen Königreichen wurden schon seit Jahrzehnten vernichtet und seitdem hat keine größere Gruppe dieser abscheulichen Rasse die in Schatten getauchten Berge je wieder übertreten.“
„In Colwyn werdet ihr mehr Gerüchte dieser Art hören, Herr. Verbreitet von ängstlichen Bauern und benutzt von den Vollstreckern, um ehrenhafte Bürger als Diener des Brudermörders zu verhaften und Rondragläubige der Ketzerei anzuklagen...“
Daens Miene verhärtete sich und Yoshua bemerkte erstaunt, wie sich die Hände des Ritters zu Fäusten ballten.
„So weit ist es also bereits gekommen...“
Der Alte nickte schwach.
„Der Schatten alleine ist schlimm genug, doch, Dareos möge mir vergeben, die Vollstrecker scheinen mir nicht mehr bei Sinnen. Es scheint fast, als wäre jede ihrer Legionen unterwegs, um jede friedliche Stadt, die sie durchqueren, mit Zweifeln und Leid zu überhäufen. Viele Statthalter fügen sich ihnen, besonders im Osten, nur wenige leisten Widerstand.“
„Dann möge Rondra Euch Euren Weg gen Westen erleuchten...“, sprach Daen zu der altersgebeugten Gestalt. „Doch den Vollstreckern werdet ihr nicht entkommen können. Eine ihrer Legionen hat sich bereits unweit des Herzogtums Bordessey eingenistet.“
Der alte Mann nickte nur.
„Ja, ich hörte bereits davon, dass auch die westlichsten Gestade nicht mehr in Frieden leben können, ohne dass die Vollstrecker herumschnüffeln. Wenn es nach mir ginge, würde jeder einzelne Vollstrecker innerhalb der Mauern von Cirmalot bleiben.“
Er schüttelte traurig den Kopf.
„Ach, dass diese Zeiten die meinen sein müssen... lebt nun Wohl, edler Herr, unter Dareos’ Schutz... er wird seine wahren Kinder nicht vergessen haben.“
Mühselig zog der alte Mann sich wieder auf seinen Karren, ließ ein Schnalzen hören und zockelte mit seinem Gespann dann langsam an Daen und Yoshua vorbei, die beide die Hand zum Gruße erhoben. Freundlich lächelte der Alte, dann war er vorbei.
„Wir müssen schneller machen...“, brummte Daen und erklomm wieder den Rücken seines Pferdes, Yoshuas fragenden Blick vorerst ignorierend. „Colwyn ist die nächste Stadt auf unserem Weg... doch auch von dort wird es noch ein ganzes Stück bis zu den Grenzlanden sein.“
Das Pferd des Ritters setzte sich in Bewegung und Yoshua bemühte sich, auf gleicher Höhe mit ihm zu bleiben. Die Aussicht auf das baldige Erreichen einer Stadt jedoch schien gewisse Lebensgeister in ihm erweckt zu haben, was man an seinen leuchtenden Augen leicht ablesen konnte. Allerdings schien ihn eine spezifische Frage zu beschäftigen.
„Was ist Cirmalot...?“, fragte er schließlich, nach einer Weile des Schweigens. Daen runzelte die Stirn und seine Miene verdüsterte sich erkennbar.
„Cirmalot“, führte er aus. „Ist eine Stadt... eine Stadt, oder besser gesagt eine riesige Festung. Sie gehört zu keinem Königreich und ist der Sitz des Rates der Vollstrecker. Und natürlich Standort ihrer Waffenschmieden, Kasernen und der großen Dareos-Bibliothek, in der alle Schriften über den Gottkönig und mit ihm verbundene Prophezeiungen aufbewahrt sollen sein, gehütet von den Inquisitoren.“
Der Ritter ließ ein schwermütiges Seufzen hören.
„Cirmalot soll für die Güte und Barmherzigkeit des Dareos stehen, doch innerhalb dieser Mauern wirst Du nichts davon finden... die Vollstrecker haben sich dem Gottkönig verschrieben, doch seine Lehren sind durch ihre Theologen ins Abscheuliche verzerrt worden. Doch erwähne dies nicht offen- die Vollstrecker haben Dutzende Spitzel und Freunde, die ihre Lehren glauben und mit ihnen auf die Rückkehr Dareos’ warten. Andere Götter sind für sie bedeutungslos...“
Daen schwieg und Yoshu hakte nicht weiter nach. Die Vollstrecker schienen ein Thema zu sein, welches dem altgedienten Recken bis ans Mark ging, sodass er sogar vergaß, seinen Anvertrauten Keuschheit und Enthaltsamkeit zu lehren. Inzwischen hatte se die Kuppe eines kleinen Hügels, über den die Strasse verlief, erklommen und konnten eine Stadt mittlerer Größe erkennen, die von einer trutzigen Mauer mit mächtig wirkenden Türmen umgeben war, die misstrauisch ins Umland zu blicken schienen.
„Colwyn...“
weiter mit kakaomaus und The_question
kakaomaus:
…
Der Wind um sie herum begann sich zu drehen, eine warme Brise kam auf und schüttelte die fest verwurzelten Bäume sanft rauschend.
Die Atmosphäre verflüchtigte sich für einen Moment der Stille, die fernen Streitereien der Inquisitoren schienen sich fortzubewegen, weg von ihnen, die sie hier auf dem Dach eines der niedrigen und hässlichen Häusern des Dorfes waren, in ihrer zärtlichen Berührung vertieft.
Diara schien vergessen zu haben, dass sie sich auf ewig der Liebe Thaoraks verschrieben hatte und sie sich selbst bewusst machen musste, dass ihr Leben noch viel länger dauern würde, als das Leben eines Sterblichen, obgleich sie nicht wusste wie sicher ihr Leben momentan war. Ihr Herz pochte rasend schnell, sowie sich Blut mit Adrenalin vermischte und ihr neue Lebenskraft zusagte.
Plötzlich setzte ihr Herz einen Moment lang aus, war sie unsicher ob der Durst sie überkam und sie unwillig das Blut des Halbmenschen, zu dem sie eine enorme Anziehungskraft verspürte, trank. Doch, nein, ihre Lippen lösten sich langsam von den seinen und als sie ihre Augen öffnete spürte sie seine Hand an ihrer weichen, geröteten Wange. Seine purpurroten Augen sahen sie bedeutungsvoll und verliebt an.
Sofort wurde Diara um einiges röter im Gesicht, richtete sich langsam auf, hielt ihm ihre Hand hin die er dankend annahm. Sie wollte sich entschuldigen, für ihre ungestüme Art, wusste nicht was sie sagen sollte, fühlte sich ertappt.
Sie deutete an etwas zu sagen, doch er schüttelte sanft den Kopf. Er trat ihr einen Schritt näher, legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie an sich, mit der anderen Hand Strähnen aus ihrem Gesicht streichend, die sich bei der Fluchtaktion aus ihrem ohnehin verzausten Zopf gelöst hatten. Mit klopfendem Herzen schloss sie erneut ihre Augen, spürte schließlich seine sanften Lippen auf den ihren.
Seine Hand, mit der er sie von den Strähnen befreit hatte, legte sich ebenfalls um ihre Taille und so zog er sie noch näher an sich heran. Diara erzitterte unter seiner Zärtlichkeit mit der er sie zu küssen vermochte.
Eine Wärmewelle kroch den beiden von Kopf bis Fuß, verursachte eine Gänsehaut und dann, als sich ihre Nervosität gelegt hatte, wurden beider Münder entspannt.
Diara vergaß ihre Umwelt komplett, doch nahm sie in ihrem Unterbewusstsein Stimmen war, die aus ihrer Umgebung zu kommen schienen.
Leise, doch trotzdem in einer Lautstärke die sie wahrnehmen konnte. Vintal, der nicht bereit war dieser Wirklichkeit zu entgehen, vernahm die Stimmen, die in seinem scharfen Gehör eine hörbare Lautstärke annahmen.
Gleichzeitig lösten sie sich widerspenstig, Diara sah ihm in die Augen, erkannte den gleichen forschen Blick den sie selbst auflegte, wenn ferne Stimmen zu hören waren und so drehte sie sich in die gleiche Richtung, in die auch Vintal blickte.
„Narren... Elende Narren... der Gefangene ist fort...“ Die Stimme klang fassungslos und war mit einer Portion Ungläubigkeit versetzt.
„Aber Bruder, er sagte uns, dass wir den Halbdrachen und das Flittchen am Morgenende...“ die panische Stimme wurde unterbrochen. „Schweigt! … Wir werden zur Legion zurückkehren müssen... unverrichteter Dinge...“ Die immer noch fassungslose und nun versauerte Stimme atmete schwer.
„Aber Bruder...“, warf eine andere Stimme zögernd ein. „Exekutor Valerian hat diese Säuberung der Stadt nie wirklich genehmigt...“
„Ich weiß, Dummkopf! Deshalb brauchten wir Ergebnisse- doch wir haben keine, außer der Tatsache, dass die Stadtwache uns um ein Haar dieser Mauern verwiesen hätte.“
„Wir haben die Kräuterhexe...“
Diara drehte sich schnell zu Vintal um und blickte ihn angsterfüllt an, der ihren Blick kurz bestätigend erwiderte.
„Ach ja... wir nehmen sie zur Legion zurück. Dort kann Valerian sie öffentlich verbrennen oder meinen Befragungskünsten überlassen... vielleicht wird der Anblick glühender Eisen auf ketzerischem Fleisch ihn besänftigen.“
„Wie Dareos es wünscht...“, beeilten die zwei Stimmen sich zu versichern. Schritte verhallten in die Ferne während die harsche Stimme, an niemanden bestimmtes gerichtet, murmelte: „Ich hatte ihn... Ich hätte ihn mitgenommen... es getan... und Exekutor Valerian hätte vor der Weisheit der Inquisitoren, der Geweihten Dareos’, kriechen müssen wie ein Wurm...“
Dann löste sich die Stille in einen Windrausch, die Stimme verflüchtigte sich des Weges und Diara sah Vintal lange und nachdenkend an. Ihr Herz hatte einen Moment lang ausgesetzt, da sie erfahren hatte was diese Leute mit der Hexe vorhatten. Das durften sie auf keinen Fall zu lassen! Vintal jedoch, der mehr um die ihre sowie die seine besorgt war, scherte sich nicht allzu viel darum. Doch sein Gewissen machte es ihm nicht leicht, diese Hexe hatte den Tod nicht verdient, wobei er sich entscheiden musste wer ihm jetzt wichtiger war.
„Vintal, was machen wir jetzt?“, fragte Diara endlich, nachdem sie den Blick in die Ferne und dann wieder auf ihn gerichtet hatte.
„Ja, nun…“ Etwas musste ihm einfallen. Er musste sie beide aus dieser Situation befreien, doch wie…
Mit langsamen Bewegungen holte Repko die Aufzeichnungen Inelukis hervor. Das alte Pergament war zusammen gerollt und mit einem kleinen Bändchen umwickelt worden, damit es sich nicht entrollte.
Göflington sah das Papier mit großen Augen an, doch ein spöttisches Lächeln untermalte seine Ungläubigkeit, die er diesen Aufzeichnungen entgegenbrachte.
„Was ist?“, fragte Repko kurz gewandt an Göflington, der sich für einen Minimoment an das Antlitz seiner Angebeteten erinnerte. Repko verzog das Gesicht unsicher, schüttelte dann den Kopf und wandte sich erneut dem Pergament zu.
Die Schrift war schon sehr alt und es schien als wären ganze Sätze verwischt, jedoch immer noch lesbar.
„Wer waren die beiden?“, fragte Repko plötzlich, ohne den Blick von den Papieren abzuwenden. Göflington spürte wie seine Wangen rot wurden und die Wärme stieg in ihm auf. „Ich weiß nicht, wer sie waren. Nur zwei Menschen denen ich…“ „Warum bist du so rot im Gesicht?!“, unterbrach Repko ihn und lächelte gehässig. „Das geht dich nichts an und nun lies vor!“ Repko erwiderte nichts, war er genauso neugierig wie sein Kamerad…
The_question:
Vintal sah sich noch einmal um. Erst nach Diara, dann nach dem nächsten Dach. "Diara... bleib du hier, oder noch besser, sieh zu, dass du aus der Stadt kommst. Ich werd mir Gabriele holen und-" Vintal legte eine Kunstpause ein "Pass auf, dass dich niemand erwischt. Vielleicht kannst du sogar noch Göflington erhaschen!" sprach er. Doch noch bevor Diara zu einem neuen Satz anfangen konnte erhob sich Vintal aus der geknieten Lage, sprang mit einem hohen Satz nach oben und gleitete in Richtung breite Masse, mit seiner Lanze in der Hand. Diara blieb zurück und starrte in die Unendlichkeit. Eine Weile noch blieb sie so stehen, bis sie nach unten in eine dunkle schmale Gasse kletterte und durch die Nacht jappste. Vintal musste in der Zwischenzeit wieder landen. Er musste nach Luft schnappen. Er keuchte, mit ständiger Erinnerung an längst vergangene Zeiten. Warum er gerade an das dachte wusste er nicht, er dachte, er hätte seine Vergangenheit hinter sich. Doch all die Fackeln, das Feuer und die zerstörung... ja... das musste der Auslöser sein. Vintal schüttelte den Kopf, bis er sich erneut erhob und weitersegelte. Er überflog die engen Gassen und schaute sich nach den Adepten um, die Gabriele in Gewahrsam hatten. Wenn er es schaffte, schneller zu sein als die Adepten von vorhin, hätte er es sogar ziemlich einfach gehabt. Seine Blicke schweiften über die Stadt bis sie an einer kleinen und schlecht beleuchteten Nebenstrasse hängenblieben. "Bindet mich los! Was fällt euch ein! Immer diese Jugend!" krächzte eine alte Dame, die an einen Laternenpfahl gefesselt war. Das musste sie sein. Vintal versuchte sich nach einem Landeplatz umzusehen. Jedoch bemerkte er nicht das große Gebäude, dass sich nun fast vor ihm befand. Als er geradeaus blickte, war es bereiz zu spät und er bretterte mit ganzer Wucht gegen die harte Lehmwand. "UMPF" hörte man, kurz bevor er zusammensackte und nach unten in einige gestapelte Kisten stürzte...
"Hm... in diesen Gassen ist es ein wenig zu dunkel um diese Krakeleien zu entziffern" brummte Repko. Göflington grinste. "Wie wärs, wenn wir uns dann in eine Bar begeben? Dort haben wir sicher mehr Licht!" lachte er, die hand noch immer vor sein Auge haltend. Repko und Göflington fingen an zu lachen, als in der Gasse nebenan plötzlich ein dumpfes Geräusch ertönte, dass in ein Bersten von Holz überging. Dann hörten sie noch ein Stöhnen, und dann war es ruhig. "Was war das?!" schreckte Repko auf. Doch auch Göflington wusste nicht was es war. "Bleib du hier Repko, ich geh nachsehn" sagte er und ging vorsichtig um die Ecke, die Augen immer offen haltend. Er ging den mittlerweile nur mehr leisen Geräuschen nach bis er an einem haufen von Holz stehenblieb, aus dem eine Art... Flügel... herausschaute. "Was zum?! Ihr? Was macht ihr hier?" schrie Göflington. Doch der Haufen Holz machte keinen Mucks. Die Stille blieb nicht lange, denn schon hörte man zwei junge Männerstimmen näherkommen. Und es gab keinen zweifel daran, dass es die zwei Adepten waren, die eben noch auf Gabriele aufpassten...
Und weiter geht's im Chronistentext, dieses Mal mit den beiden Wonneproppen DJ n und Repko...
DJ n
Trigaram war es höchst unangenehm, das arme Tier zu einer solchen Schinderei antreiben zu müssen, doch war ihm auch nicht wohl bei dem Gedanken, im weiteren Verlauf der Nacht wieder von einer Gruppe Orks oder anderen feindlich gesonnenen Geschöpfen überrascht zu werden; zwar hatten Trigaram und Astiroth im Leben nichts mehr zu verlieren, wenigstens eine Gemeinsamkeit der beiden Männer, doch hing der Halbelf an dem Seinen und er vermutete, dass sein menschlicher Begleiter dies ebenfalls tat.
So ritten die beiden durch die ruhige, klare und kalte Nacht, während ihnen kalte Winde durchs Gesicht schnitten und versuchten, unter ihre Umhänge zu gelangen. Einige Meilen später vernahm Trigaram einige Geräusche, die zwar noch in weiter Ferne ihren Quell hatten, jedoch den Halbelfen eine Schätzung abgeben ließen. „Wenn wir dieses Tempo halten, werden wir in wenigen Stunden am Hafen sein!“ rief Trigaram seinen Begleiter zu und erhaschte dabei einen Blick auf dessen Pferd; Mitleid erregend blickte die großen dunklen Augen des Tieres zurück und verrieten deutlich die Anstrengung des Ritts, aber auch die Angst, die dem Tier innewohnen musste, in Anbetracht der Behandlung, die Astiroth diesem schon bei gutem Betragen hatte zukommen lassen.
„Gut, gut!“ antwortete Astiroth ein wenig gereizt, jedoch mit ein wenig Erleichterung in der Stimme; auch wenn es der Stolz des Menschen nicht zuließ, so war er hocherfreut, dass der Ritt ein Ende gefunden hatte. Astiroth war allem Anschein nach dem Reiten nicht all zu sehr zugetan.
Wie Trigaram voraus gesagt hatte, kam bald am Horizont die Hafenstadt in Sicht, von der im Schreiben des Kaisers die Rede war. Die erste, wenn auch kleine Etappe ihrer Reise hatten die beiden Männer nun hinter sich gebracht; so dachte Astiroth, bis Trigaram sein Pferd, zu dessen großer Erleichterung, zügelte und schließlich zum Stehen anhielt. Astiroth, dem das Verhalten seines halbelfischen Kameraden gar seltsam erschien, tat es diesem gleich und wartete nun auf Erklärung. Diese kam prompt: „Wir sollten noch warten, bis die Sonne ganz den Horizont überschritten hat, bevor wir in die Stadt reiten.“ begann der Dunkelelf und kratzte sich am Kinn. „Und warum sollten wir das? Je eher wir in die Stadt kommen, desto schneller können wir an Bord des Schiffes gehen. Warum also noch warten?“ beklagte sich Astiroth. Ihm gingen die seltsamen Anwandlungen seines Kameraden ein weiteres Mal gehörig auf seine Nerven. „Ganz einfach; sollte wirklich mehr als nur eine einfache Bande von Wegelagerern hinter dem Überfall stecken, so wäre es möglich, dass sie es auf dem Schiff des Kaisers wieder versuchen können.“. „Eine Gruppe großer und stinkender Orks wird auf einem Schiff doch schon für Aufsehen sorgen…“ murmelte Astiroth spöttisch und gab sich kaum Mühe, sein Grinsen zu unterdrücken; Trigaram zog es vor, sich nicht auf einen Streit einzulassen. „Scheinbar hast du im Eifer des Gefechts nicht alles mitbekommen; während die Orks angriffen, vernahm ich einige Befehle, die nicht orkischen Ursprungs waren, sondern in unserer Sprache gesprochen waren.“. Trigaram machte eine Pause, die mehr der Betonung seiner Worte dienen, als Astiroth zum Nachdenken gereichen sollte; auch wenn Trigaram noch keine all zu hohe Meinung von dem Menschen hatte, so wusste er dennoch, dass Astiroth kein Dummkopf war. „Es könnten uns Menschen, Zwerge, Elfen, so gut wie jeder einen Hinterhalt legen.“ Dachte Astiroth laut und mit Verbitterung. „Genau darauf will ich hinaus. Wenn wir offen das Schiff des Kaisers betreten und unsere Reise fortsetzen, sind wir ein leichtes Ziel für unsere Angreifer. Wenn wir aber gar nicht an Bord des Schiffes gehen, sondern in den Schenken jemanden anheuern können, der uns auf den anderen Kontinent bringen kann, haben wir den Vorteil, dass unser Angreifer, wer auch immer er ist, schön darauf wartet, bis wir an Bord des kaiserlichen Schiffes sind.“. „… außerdem entgehen wir so der Überwachung dieses Fettsacks…“ knurrte Astiroth zustimmend. Trigaram nickte und grinste dünn; für wahr, somit würden sie auch der Überwachung des Kaisers entgehen und konnten sich damit ein wenig aus seinem fettigen Griff lösen.
„Also dann, warten wir, bis die Sonne den Horizont passiert hat.“
In Repkos Kopf hatte es in Bruchteilen eines Augenaufschlages zu Arbeiten begonnen. Ohne lang zu fackeln stieß er Göflington mit dem Ellenbogen in die Seite und bedeutete diesem, unter heftigen Gebärden, den Bewusstlosen aus dem Haufen geborstener Kisten zu befreien und in die Dunkelheit der Gasse zu schaffen.
Göflington verstand erst, was sein Freund ihm sagen wollte, als dieser mit grimmigen Gesichtsausdruck den bewusstlosen Mann, den Göflingtion mit bitterer Miene aus Begleiter seiner Angebeteten identifizieren konnte, schon allein halb aus den Kistenüberresten befreit hatte. Die Stimmen der Männer kamen immer näher; scheinbar unterhielten sich die Männer über ein interessantes Ereignis, welches soeben stattgefunden haben musste. „Man, bin ich froh, dass wir die Alte los sind.“ Sagte einer der Männer. „Ja, war ja nicht zum aushalten. Hoffentlich wird sie der Exekutor sie lange und langsam zum Glauben bekehren.“ Stimmte eine andere Stimme boshaft lachend ein.
Scheinbar war wieder ein armer Teufel in die Fänge dieser Fanatiker geraten, dachte Göflington traurig, während er die Füße des bewusstlose Vintals hielt, während Repko dessen Oberkörper umschlugen hatte und rückwärts in die Gasse zog. Die Stimmen wurden immer lauter, doch als die Männer an der Gasse vorbei gingen, waren einzig die zerstörten Kisten Zeugen dessen, was sich vor wenigen Augenblicken zugetragen hatte.
Noch lange warteten die beiden Männer und ihr bewusstloser Freund, nachdem die Stimmen der Adepten verklungen waren, ehe Göflington mit der flachen Hand mehrmals, und mit einer nicht abstreitbaren Genugtuung in Vintals Gesicht hieb und diesem damit wieder zur Besinnung brachte. „Was ist?“ fragte Vintal verwirrt und blickte in die Augen von Göflington. „Du?“. Vintal wusste nicht, wie ihm geschah, als er plötzlich kalten Stahl an seiner Kehle spürte. „So, Freundchen“ knurrte Repko leise dem Halbdrachen ins Ohr „dann erzähl uns mal, was du für einer bis.“
Repko
„Harrr… Wird’s bald?“, brüllte Seeth in den muffigen Eingang des Tempels. Yens schleppte sich mit aller Kraft voran. Die Orks hatten ihm bei ihrem Überfall wohl einige Rippen gebrochen und an seinem Kopf klaffte eine breite Platzwunde. Blut floss ihm über das stark angeschwollene Auge, sodass es ihm schwer fiel in dem dunklen Gang etwas auszumachen. Er hatte einen Arm um Krissina gelegt, die ihr Gesicht weinend in seine Schulter vergrub. Seit jeher war es den Wallern untersagt gewesen, den Tempel zu betreten. Niemand hatte je gewusst, wieso, niemand hatte es je wissen wollen.
Die wenigen, die versucht hatten, es herauszufinden waren verschwunden.
„Reein da!“, brüllte Seeth und schwang seine Peitsche gegen Yens. Dieser verzog schmerzerfüllt sein Gesicht und tat einige Schritte vorwärts. Es stank erbärmlich in diesen Gängen. Der faulige Geruch des Todes lag in der Luft.
Er lief hinein in das Dunkel, Krissina noch immer schützend umschließend, sein linkes Auge so weit es ihm möglich war aufreisend, mit dem Versuch, einen Blick auf etwas erhaschen zu können.
Plötzlich blieb er mit dem Fuß an etwas hängen und stolperte. Krissina entglitt ihm, wirbelte herum und kam vor ihm auf dem Boden auf. Als sie sah, was da lag, entfuhr ihr ein langer Aufschrei. Yens sah, dass vor ihm der blutige Leichnam eines Dorfbewohners lag. Das groteske daran war, dass sein Körper wohl auf Bauchnabelhöhe durchtrennt worden war. Ihm wurde schlecht, doch wäre er umgedreht, hätten die Orks den Rest erledigt.
Er umschlang Krissina und drehte sie weg von dem scheußlichen Anblick. Doch sie schrie erneut, sodass er sich instinktiv selbst umdrehte und in ein schmerzverzerrtes Gesicht starrte. Ein Mann hing an der Wand von zahlreichen herausragenden Lanzen durchstochen. Sein Wams war blutdurchtränkt, sein Gesicht kreidebleich. Die Erbauer des Tempels hatten sich wohl alle Mühe gegeben, jeden Eindringlich für immer im Innern des Gewölbes zu behalten. „Bah, macht schnellerrrr.“, brüllte der barbarische Ork und sprang vor dem Tempeleingang auf und ab.
Das Mädchen fest umschlossen setzte er den Weg fort, versuchte nicht nach unten zu blicken und den modrigen, nunmehr unerträglichen Kadavergestank zu ignorieren, doch auch er merkte, dass er mit der Panik zu kämpfen hatte.
„Wir haben doch gar nichts getan.“, wimmerte Krissina. Den Blick noch immer nach vorne gerichtet und sich langsam vorausquälend legte Yens seine freie Hand auf ihren Hinterkopf und streichelte sie tröstend.
„Wer reinen Herzens ist, den lässt der Tempel bestimmt lebend entkommen.“, sagte er, obschon er selbst wusste, dass dies nirgendwo geschrieben stand.
Auf einmal verspürte er einen Windzug an seiner rechten Wange. Alarmiert blieb er stehen, drehte sich nach rechts herum um. Er glaubte einen Schimmer in der Dunkelheit erkennen zu können, doch bevor er näher darüber nachdenken konnte, wurde er auch schon auf den Boden geschleudert.
Da lag er nun und wusste nicht, was geschehen war. Er starrte verzweifelt auf die Seite. In dem wenigen Licht, dass sich so weit in den Tunnel verirrt hatte beleuchtete Krissinas Körper. Sie lag reglos auf dem Boden. Yens sondierte hektisch ihren Körper nach Verletzungen.
Er versuchte seinen Arm nach ihr auszustrecken, doch etwas war anders als sonst. Sein Arm wollte sich einfach nicht zu ihr bewegen. Nun sah er auch an sich herunter.
Schockiert stellte er fest, dass an der Stelle, wo zuvor sein rechter Arm gewesen war, lediglich eine große klaffende Wunde war, aus der ein dicker Blutstrom floss.
Er schrie auf und spürte sofort seine schmerzende Lunge, auf die wohl mehrere Rippen drückten. Sein Schrei wurde noch lauter, als er seinen Arm erkannte, der zerschlissen neben Krissina lag.
Was ihn getroffen hatte, erkannte er, als es wieder herausfuhr. Eine scharfe Klinge fuhr aus der Wand heraus gegen die gegenüberliegende Wand sauste.
Yens musste mit ansehen, wie seine Geliebte nur noch leise aufstöhnen konnte, bevor das Beil sie traf.
Verzweifelt richtete er seinen Blick zur Decke, zum Brüllen fehlte ihm die Kraft. Das letzte was er vernahm, bevor er die Augen sterbend schloss, war der gurgelnde Schrei Seeths.
„Zwei neue Freiwillige!“
„Ardun de’ Bordessa, seid ihr wirklich ein solcher Narr?“, sagte Marcos Skarwenger vorwurfsvoll und lief um den stämmigen Mann herum. Er presste seine Fingerspitzen aneinander und präsentierte die zahlreichen blitzenden Edelsteine an seinen dicken, beringten Fingern. „Dass du jemanden wie Daen von der Wall auf eine solche Mission schickst.“ Ardun drehte sich nun zu dem dicken Priester herum. „Es steht euch nicht zu, mich derart unter Kritik zu stellen.“, sagte er entrüstet. „Meiner Taten bin ich mir wohl bewusst, und jemanden wie Sir van der Wall würde ich niemals vorsätzlich in Gefahr führen.“ Skarwenger umfuhr den Stuhl auf dem der Herzog saß und starrte Ardun in die Augen. „Ihr wisst, ebenso wie ich, dass das Übel nicht aufzuhalten ist, das unser Land zu überschatten droht. Es sind nicht einfache, barbarische Orken, die in unser Land einziehen und Wanderer auf den Straßen überfallen. Es steht weitaus mehr dahinter. Es gibt jemanden, der die Orks kontrolliert.“, murmelte er und erhob den Finger in einer dramatischen Geste.
„Und eben darum sandte ich einen erfahrenen Kämpfer aus.“, rechtfertigte sich Ardun und fuhr von seinem Stuhl auf, sodass Marcos Skarwenger einen Schritt zurück machte. „Herzog Ardun, ihr wisst ebenso wie ich, dass keine Grenzreiterkohorte existiert, was ihr mit ihm und diesem räudigen Burschen vorhabt entzieht sich wohl meines Denkens, darum bitte ich lediglich um Aufklärung.“ Ardun machte einen Wink mit der Hand und schickte sich zum Gehen an. „Ich habe mich nicht vor euch zu rechtfertigen, auch nicht vor euch als meinem persönlichen Ratgeber, das sagte ich aber bereits. Ich fürchte nicht um das Leben van der Walls, ein Mann wie er wird mit jeder Gefahr fertig, und sei sie noch so garstig.“ Skarwenger schüttelte verwundert den Kopf und starrte dem sich aus der Kapelle entfernenden Herzog nach.
Wonneproppen...
Einen schönen guten Vorabend :)
Mit Freude präsentiere ich zwei weitere Episoden der "Dareos Saga". Diese stammen heute das der Feder meines guten Freundes Daen vom Clan und meines ebenso guten Freundes Ck-2587
Viel Spass wünsche
Die Chronisten der Unterwelt
Daen vom Clan:
Missmutig stapfte Daen van der Wall durch den fast knöcheltiefen Matsch der Strasse, die durch den schon seit Tagen stetig herabprasselnden Regen sich vollkommen aufgeweicht hatte. Der scharfe Wind hatte zahlreiche Äste abgerissen und auch Bäume umgeworfen, die in dem tiefen Schlamm für das Pferd des Ritters oftmals eine verdeckte Gefahr darstellten, so das sich der Streiter des Herzogs entschieden hatte, auf ein würdevolles Auftreten zu verzichten und das Pferd lieber vorsichtig durch diese Schlammwüste zu führen.
Er blickte konzentriert den Horizont entlang und war sich abermals sicher, das er aus den Augenwinkeln immer wieder Schatten ausmachen konnte, doch wann immer er seinen Kopf ruckartig bewegte, um die Phantome zu fixieren, entfleuchten sie blitzartig aus seiner Sichtweite und diese drohende Gefahr nagte an ihm, denn das unebene, felsige und immer wieder von großen Waldstücken durchsetzte Gelände – das Geistersteppe genannt wurde – bot abertausende Möglichkeiten für einen Hinterhalt und schon wieder ruckte der Kopf des alten Ritters herum, während sein Herz ihn zur ruhe gemahnte.
„Sie folgen uns schon seit drei Tagen!“, kam die Stimme von Yoshua urplötzlich aus einer Baumkrone und der Ritter bemerkte erstaunt, wie sich eine von oben bis unten schlammbespritzte Gestalt aus der Baumkrone löste, wo sie vor wenigen Augenblicken durch regungsloses Verharren noch unsichtbar wirkte und der junge Waldläufer fuhr fort: „Fußspuren im Schlamm der Ostfurt gestern Abend, ein heruntergebranntes Lagerfeuer mit warmer Asche und verschlungene Zeichen aus geflochtenem Gras während unseres Weges lassen für mich nur einen Schluss zu.“ Yoshua holte tief Luft und sprang vom Baum, während Daen unbewusst die Arme ausbreitete und den jungen Mann geschickt auffing und ihn sanft zu Boden setzte. Beide sahen sich kurz und verwundert über diesen spontanen Freundschaftsdienst an, die Augenbraue des Ritters wanderte steil nach oben, doch dann grinsten beide unwillkürlich, doch sofort wurde Daen wieder ernst: „Was denkst du, Waldläufer Yoshua, wie ist deine Einschätzung der Lage?“ Yoshua zerrieb gerade ein paar getrocknete Brocken des Schlammes seiner Tunika zu Staub und meinte dann vorsichtig: „Ich denke, wir haben eine größere Orkpatrouille aufgescheucht und eingeholt, die daraufhin begonnen hat, einen Bogen zu laufen um uns in den Rücken zu fallen. Das Problem ist Oskabyr und...ah....eure Lordschaft, die deutliche Spuren auf dem Schlamm hinterlassen,“, wand Yoshua sich verlegen, doch ließ Daen sich diesen deutlichen Vorwurf mit keiner Regung anerkennen und legte nur kurz den Arm auf die Schulter des jungen Mannes und lobte: „Gut aufgeklärt, Kundschafter, weiter so, dann erlebst du eines Tages vielleicht sogar ruhige und friedliche Zeiten.“ Yoshua grinste kurz frech und sah den Ritter erwartungsvoll an. „Nun gut, wenn diese Schwarzpelze also eine Konfrontation suchen, dann will ich sie nur ungern enttäuschen - das Versteckspiel behagt mir ebenso wenig die Tatsache, ein Gejagter zu sein und so werden wir die Fronten am schnellsten geklärt haben!“, erklärte er ruhig und Yoshua traten fast die Augen aus den Höhlen vor Überraschung: „Ein...wir greifen sie an? Ein Hinterhalt?“ „Selbstverständlich und Nein!“, zischte Daen und zog leise scharrend sein alt gedientes Langschwert aus seiner Scheide. „Wir stellen sie, ja, aber es wird kein Hinterhalt. Ein ehrlicher Kampf, der komplett auf Hinterlist verzichtet.“, meinte er gutgelaunt und der Waldläufer fragte sich einen Moment ernsthaft, wie der Ritter auf die Idee gekommen war, das die Orks ehrenhaft und ohne List kämpfen würden, biss sich aber auf die Zunge und schluckte die Frage herunter. Schließlich nickte er stumm und bespannte seinen Langbogen, den er unter dem gütigen Lachen des Ritters und bei der Zurschaustellung seiner hochroten Ohren vom Herzog geschenkt bekommen hatte und mit prüfender Miene glitt sein Blick den ersten Pfeilschaft entlang, der erstklassiger Verarbeitung war.
Daen hingegen stellte sich breitbeinig in die Mitte des Weges, suchte sich sicheren Stand und hielt sein tränenförmiges Holzschild vor sich und das Schwert geschultert.
Yoshua konnte nicht umhin, diesen Anblick zu bewundern, wenngleich auch der Regen das wallende weiße Haar des Ritters feucht an seinen Schädel klebte und auch seine Bartspitzen her traurig nach unten hängten, doch der grimmige und doch entspannte Blick des alten Kriegers machten den Eindruck eines nassen Hundes zunichte und obschon Yoshua sich im Vertrauen nur schlechte Überlebenschancen gegen den orkischen Haufen ausrechnete, unterdrückte er den Impuls, wegzulaufen, wobei ihn sein Mut selbst überraschte und er sich vornahm, später darüber nachzugrübeln, denn just in diesem Moment schob sich ein Ork in ihr Blickfeld – ein kleiner drahtiger Körper in kurzem struppigen und schmutzigem Fell, der nur in einen Lendenschurz gekleidet war und seinen Blick auf den Boden geheftet hatte, wo er der Hufspur des Pferdes und den Stiefelabdrücken des schweren Schuhwerks des Ritters zu folgen schien. Vollkommen von seiner Aufgabe eingenommen, bewegte sich der schlanke Kundschafter der Orks fast kriechend auf die Beiden zu und der Blick des Ritters wurde eiskalt. „Im Namen der Krone – nennt mir Euer Begehr, Herr Ork!“, rief der Ritter und der Kopf des Orken ruckte hoch – in den Augen die pure Überraschung und in einer gutturalen Sprache bellte er einige Laute, während er sich rückwärts springend in den nächsten Busch verabschiedete.
„Euch will ich lehren, mich einen Mammut-Arsch zu nennen, orkischer Hundsfott!“, schrie Daen van der Wall und ging schnellen Schrittes auf den Busch zu, als plötzlich aus einigen Büschen am Weg vier große Gestalten heraus brachen und wild schreiend ihre schartigen und rostigen Waffen schwangen, wie Daen mit dem Blick des geübten Ritters feststellte und während er zu Ehren der Göttin sein Schwert melodiös auf seinen metallenen Schildrand sausen ließ, rief er: „Im Namen Rondras, Bogenschützen – Pfeile los!!“
Yoshua, der seit Beginn des Aufeinandertreffens konzentriert auf den größten Ork gezielt hatte, wurde aus der Konzentration gerissen, als die harsche Stimme des Ritters an sein Ohr drang und noch ehe er sich wundern konnte, warum der Ritter bezüglich der Bogenschützen in der Mehrzahl sprach, ließ er den Pfeil von der Sehne schnellen, der sich in das Bein des ersten Orks bohrte, der davon allerdings eher unbeeindruckt weiterstürmte, sein Bein jedoch überlastete und wie ein überdimensionales Katapultgeschoss auf den Krieger zustolperte.
Yoshua schalt sich einen Narren, zu glauben, das ein Kampf wie eine Jagd wäre, und er nahm sich vor, schneller zu sein. Gewandt griff er in seinen Köcher und angelte mit den Fingern nach einem weiteren Pfeil.
Daen erwartete den Ansturm des großen Kriegers, der bereits eine Pfeilwunde durch Yoshua davongetragen hatte mit ruhigem Standbein, plötzlich sauste sein Schild nach oben und gegen den Kopf des Orks, doch noch ehe der harte Metallrand den Orkschädel traf, schlug der gewaltige Verfolger mit seiner Axt nach dem Ritter und durch Daens Arm fraßen sich Höllenschmerzen, als sein Schildarm mit der Wucht des parierten Hiebes konfrontiert wurde. Sein Langschwert zuckte nach vorne, über das Schild hinweg und schrammte über den Axtstiel des barbarisch anmutenden Orken und bohrte sich schließlich in dessen Brust. Aufjaulend ließ der Krieger sich nach hinten fallen und Daen riss schnell sein Langschwert heraus, wechselte die Fuß-Stellung wie nach dem Lehrbuch in eine offensive Radromtaler Kampfstellung und beschrieb mit Schild und Schwerte eine undurchdringliche Einheit aus rotierendem Stahl und harten Holz, die genau so lange vorhielt, wie die drei anderen Orkkrieger an Zeit brauchten, sich vom Tod ihres Kameraden zu erholen und mit gewaltigen Hieben aus Streitäxten und Keulen schlugen sie auf den Ritter ein, der sich mit größter Kraftanstrengung noch immer verteidigen konnte, dabei unablässig Schmähungen und Hochrufe an die Göttin des Krieges schmetterte.
Yoshua nahm sich diesmal Zeit und der Blick seiner sanften grünen Augen wanderte den dunklen Pfeilschaft entlang, zog Bahn über die Eisenspitze und beschrieb eine gerade Bahn in den Nacken eines stämmigen Orks, der eine schmutzige Lederrüstung trug und während Yoshua langsam in die Knie ging, ließ er abermals die Sehne schnellen und der Pfeil traf mit dumpfen Ton den Nacken des Kriegers, der sich betont langsam herumdrehte und aus blutunterlaufenen Augen den jungen Waldläufer anstierte, seine schwere Axt anhob und Diese mit letzter Kraftanstrengung nach dem jungen Mann warf, ehe er mit dem Gesicht voran tot in den Schlamm fiel. Yoshua hielt vor Entsetzen die Luft an und warf sich seitlich auf die Seite, als die Axt kreisend an seinem Schädel vorbeisauste – so nah, das er das Rotieren des schweren Stahls förmlich hören konnte und mit fliegenden Augen sah er dem improvisierten Wurfgeschoss nach, das sich in einen Baum hinter ihm bohrte und einen völlig entsetzten Kundschafter-Ork sich zu Boden werfen ließ, der sich allem Anschein nach in den Rücken des Bogenschützen schleichen wollte. „Phex sei gepriesen!“, murmelte Yoshua und zog schnell sein Jagdmesser aus seiner Lederscheide und war hin- und her gerissen zwischen dem Impuls wegzurennen und sich dem Ork zu stellen. Dieser jedoch grinste ihn böse mit schwarzgrauen und verkrüppelten Zähnen an und seine Finger beschrieben die Bewegung, die man machte, wenn man Jemandem androhte, ihm die Kehle aufzuschlitzen und Yoshua schluckte schwer, ließ den Dolch fallen und rannte so schnell er konnte in den Wald hinter ihm, als er aus Angst zurückblickte und sah, wie Daen nur noch schwerfällig sich gegen zwei Orks behauptete, während ein weiterer Angreifer bereits mit abgeschlagenem Kopf in seinem Blute lag und noch während der Waldläufer die Götter um Mut anflehte, war das Sirren mehrere Bogensehnen zu hören und einige todbringende Geschosse bohrten sich in die breiten Rücken der Orks. Maskierte Krieger in dunklen Erdtönen rannten aus dem Wald und bohrten ihre schlanken Klingen in die röchelnden Orks, während Daen schwer atmend an einen Baum gelehnt stand und sich das Blut aus den Augen wischte.
„Wer – in Rondras Namen - seid ihr? Gebt euch zu erkennen!“, forderte er mit matter Stimme und ein Mann vor ihm schlug die Kapuze seines Mantels zurück und ein menschlich anmutendes Gesicht mit langen, verfilzten strohblonden Haaren kam zum Vorschein, ein schiefes Lächeln stahl sich in das Gesicht des Mannes und er antwortete: „Im Frieden würde man uns Strauchdiebe nennen, nun aber da wir im Krieg sind – wir sind die Grenzreiterkohorte!“
Nun lächelte auch Daen – jedoch freudlos, wie Yoshua durchaus registrierte, als er eine wunderschöne Bogenschützen sah, die gerade ihre Klinge an der Leiche eines Orks abstreifte, ebenfalls ihre Kopfbedeckung vom Haupte zog und rabenschwarze lange Haare wie Seide ein blasses, doch majestätisches Gesicht umspielten und während ihm die unbekannte Schöne kurz zunickte, konnte er ihre spitz zulaufenden Ohrmuscheln erkennen.
„Eine Elfe!“, murmelte er, während sein ritterlicher Kamerad seufzend „Vidoria“ murmelte.
„Mich können sie nicht täuschen!“, dachte Herzog Ardun bitter und seine Augen – schwer vom Alkohol und benebelten Blickes – wanderten durch den Raum, welcher die Waffenkammer seiner Burg darstellte und mit schleppenden Schritten durchmaß er abermals den Raum, um sich zum wiederholten Male von einer Weinkaraffe seinen goldenen Pokal einzuschenken.
„Die...Sie...Diese Streiter Dareos....wollen Etwas verheimlichen....MIR etwas verheimlichen!“, proklamierte er mit vorwurfsvoller Stimme seinem Spiegelbilde und murmelte weiter: „Mich glauben machen, es gäbe keine Gefahr....!“ Er seufzte schwer und ließ sich auf ein Fell am Boden plumpsen: „Warum...warum...“, sinnierte er, „leugnet die Kirche die Existenz der Grenzreiter...was haben diese Männer und Frauen herausgefunden und unter welchem Kommando...stehen sie nun....?“, lallte er halblaut seinem Spiegelbild zu, während draußen ein lästerlich fluchender Skarwenger durch das Burgtor ritt, um dem Herzog einen Brief seines Hochgeweihten des Dareos zu bringen – ein Brief, der – wie Skarwenger fürchtete – keine guten Neuigkeiten verhieß.
CK-2587:
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis die orangefarbene und später blutrote Scheibe der Sonne ihre letzten Strahlen auf die dunkel, wie ein unnatürliches Geschwür an der Küste sitzende Hafenstadt und ihre schwarzen, hohen Mauern und qualmenden Schlote geworfen hatte. Jetzt, da das schwindende Sonnenlicht alles in ein der Beleuchtung nicht ausreichendes Zwielicht tauchte, erwachten in der Stadt Fackeln und andere Leuchtkörper zum Leben, die die Stadt und ihre beeindruckende Silhouette deutlich vor den zwei in einer verkommenen Baumgruppierung untergekommenen Gefährten sich abzeichnen ließen.
„Es wird Zeit zum aufbrechen... doch die Torwache wird so oder so Notiz von uns nehmen“, knurrte Astiroth in Trigarams Richtung, der gedankenverloren auf die Befestigungen geschaut hatte.
„Wenigstens die Torwache sollte dem Kaiser ergeben sein...“, entgegnete dieser abwesend. „Ansonsten müssten wir uns nicht weiter an seinen Auftrag gebunden fühlen. Etwas anderes gefällt mir nicht... irgendetwas liegt in der Luft.“
Astiroth starrte seinen lästigen Begleiter ungläubig an. Erst Zauberkünstler... und jetzt schien sich Trigaram zu allem Überfluss auch noch der Esoterik verschrieben zu haben. Angewidert spuckte der Mensch aus und konnte sich deutlich den tadelnden Blick des Halbelfen vorstellen, der aus dem dunklen heraus auf ihm lasten musste. Bis jetzt hatte er es noch nicht gewagt, Astiroth auf seine Manieren anzusprechen, die einem Manne seines Blutes wohl enorm wichtig erscheinen mussten- doch sie hatten wusste das Schicksal bereits genug zu überdenken gehabt, dass es nur förderlich war, kleinere Differenzen vorerst zu vergessen.
„Doch nun komm... jetzt sollten wir schnell sein“, ermahnte Trigaram und packte sein inzwischen wieder einigermaßen erholtes Pferd am Zügel, welches ihm bereitwillig auf die Straße folgte. Astiroth tat es ihm gleich, sodass sie sich nach kurzer Zeit in unmittelbarer Nähe der das Stadttor einrahmenden Türme befanden, von denen aus Wachtposten das gesamte, flache Umland überblicken und die Stadtgarnison vor jedweder Art von Angreifern in Kenntnis setzen konnten, obwohl Astiroth sich fragte, warum dies so tief im Reiche des Kaisers von Nöten sein sollte. Die gewaltigen Mauern jedoch machten den Eindruck, als seien sie bereits älter- womöglich hatten sie bereits den Soldaten des Bündnisses gegen Igmar standgehalten, welches darum bemüht gewesen war, ihn nach seinem fehlgeschlagenen Eroberungsfeldzug vollkommen niederzuwerfen- und schmählich versagt hatte.
Das hölzerne, mit Metallstreben verstärkte Tor indes war offen, doch wie Astiroth vermutet hatte standen mehrere Soldaten, gekleidet in schwarze Plattenpanzer und bewaffnet noch in den Scheiden ruhenden Langschwertern, im Licht der den Eingang der Stadt erhellenden Fackeln.
„Ihr da! Was ist Eurer Grund, so spät die Stadt zu betreten?“, verlangte einer der Soldaten mit rauer Stimme zu wissen, die rechte Hand alarmiert auf den Schwertknauf legend. Astiroth vermutete, dass irgendetwas den Soldaten nervös machte, doch als er die beiden Gefährten näher betrachtete, schien er erleichtert zu sein.
„Wir sind hier im Auftrage des Kaisers...“, erwiderte Trigaram kühl, ohne näher auf ihr genaues Ziel einzugehen- wobei es eigentlich offensichtlich war, dass Besucher einer Hafenstadt höchstwahrscheinlich ein Schiff aufsuchen wollten.
Der Soldat ließ ein knappes Nicken erkennen.
„Selbstverständlich, Herr Dunkelelf... die Tore stehen Euch offen.“ Astiroth beachtete er gar nicht. Nachdem die Soldaten den Weg freigegeben hatten, betraten Trigaram und sein menschlicher Weggefährte die Stadt und ihre verwaisten Strassen. Bis auf die Wegbeleuchtung erhellte kein Licht die Szenerie, sodass sich einem der Eindruck aufzwängen konnte, dass die Stadt vollkommen ausgestorben sei. Im milchigen Licht des inzwischen am Himmel stehenden Mondes jedoch konnte Astiroth die Takelagen der vor Anker liegenden Schiffe am anderen Ende der Stadt erkennen, die mit gerefften Segeln auf weitere Einsatzbefehle warteten.
„Am Hafen sollten wir eine der Spelunken finden, die wir suchen...“, murmelte Trigaram leise, während sie ihre Pferde unter schallendem Hufgetrappel auf dem Kopfsteinpflaster der Strasse gen Hafenanlagen führten.
„Nehmen wir die Pferde mit an Bord? Sie verursachen bei weitem zuviel Lärm...“, murrte Astiroth an Stelle einer Antwort.
„Ich frage mich, wie wir uns anders fortbewegen sollen, wenn wir unser Ziel erreicht haben...“, versetzte der Mischling ätzend. „Zu Fuß? Die Wüste ist groß, Astiroth...“
„Wie auch immer... wie wollen wir einen unabhängigen Schiffseigner dazu bringen, uns mitzunehmen, wenn wir uns nicht auf den Befehl des Kaisers stützen wollen? Per Bezahlung? Ich weiß nicht, wie es bei Euch aussieht, doch meinen Notgroschen habe ich bereits vor geraumer Zeit ausgeben müssen...“
„Lasst das meine Sorge sein...“, erwiderte Trigaram und schwieg. Astiroth war bereits versucht, erneut genervt auszuspucken, berief sich dann allerdings eines Besseren.
„Natürlich...“, brummte er und folgte dem Halbelfen weiter in die in mondbeschienener Finsternis liegende Stadt hinein.
Während die vorläufige Euphorie angesichts des Sieges über diese Gruppe Orks aus dem alt gedienten Ritter und seinem Begleiter wich, warf Daen erneut einen prüfenden Blick auf die ihnen zur Hilfe geeilten Gemeinschaft. Das waren sie, die Grenzreiter, deren Taten mit dazu beitrugen, dass das Hinterland der Grenzen zum im Schatten versunkenen Gebirge noch die relative Sicherheit bot, die es bieten sollte. Zumindest noch bis vor kurzem, wenn man den Berichten des alten Mannes glauben schenken konnte, dem Daen und Yoshua vor kurzem begegnet waren. Und doch hatte die methodische Art, mit der die Orks niedergemacht worden waren, eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass die Grenzreiter ihr Territorium kannten und mit ihm besser vertraut waren als jeder Lakai des dunklen Kaisers oder des Brudermörders persönlich. Dass sich nichtsdestotrotz Orkverbände hier aufhielten, war bezeichnend.
Unterdessen bemerkte Daen, dass der Blick seines Waldläufers förmlich an der anmutigen Elfin zu kleben schien, die inzwischen ihre pietätlose Art der Waffensäuberung hinter sich gebracht hatte.
„Daen van der Wall...“, erhob sie ihre ebenso schöne und wohlklingende Stimme, dem Ritter und seinem Begleiter ein fast schon spöttisch wirkendes Lächeln zuwerfend.
„Lange ist es her, dass ich Euch das letzte Mal in voller Kampfmontur erblicken durfte. Eure Worte jedoch klingen noch heute in meinen Ohren.“
Der Ritter räusperte sich verlegen.
„Nun, tapfere Vidoria, auch ein Mann adligen Geblütes verliert ab und an die gebotene Beherrschung...“
„So dachte ich mir...“, unterbrach sie ihn trocken. „Doch das löst nicht das Rätsel, warum ihr ohne nennenswerte Begleitung in die Geistersteppe aufbrecht und Euch prompt von einer Gruppe Orks stellen lasst...“
Yoshua sah einen Augenblick so aus, als wolle er scharf dagegen protestieren, als „nicht nennenswert“ abgetan zu werden, doch ein Blick auf die toten Orks ließ ihn diese rasche Erwiderung sorgfältig überdenken und schlussendlich verwerfen. Dass Vidoria diesen Gedankengang bemerkt haben musste, fand lediglich in einem kurzen Aufblitzen ihrer Augen Ausdruck.
„Dies sind schlimme Zeiten“, stellte van der Wall kategorisch fest. „Auch den Fürsten westlicher Ländereien ist dies nicht verborgen geblieben, Vidoria.“
Er warf einen misstrauischen Blick auf die übrigen Krieger, die ihrem Dialog bisher schweigend gefolgt waren. Eine Hierarchie hatte er bisher nicht unter ihnen feststellen können.
„Die Zeiten sind in der Tat schlimm, Daen van der Wall...“, stimmte Vidoria ihm zu und warf einen kurzen Blick auf die Orkleichen. „Und auch wir können nicht überall zugleich sein... bald befürchte ich, dass uns durch die Purpurroben nachgestellt wird.“
Daens Augen verengten sich spürbar, als er das Wort Purpurroben hörte. Damit konnten eigentlich nur die Vollstrecker Dareos’ gemeint sein, die das Hinterland unsicher machten und somit die Grenzreiter fast zwangen, an zwei Fronten zu kämpfen. Krieg hin oder her, für die Vollstrecker waren Vidoria und die übrigen wohl immer noch Strauchdiebe, wenn nicht sogar schlimmeres.
„Doch was gedenkt ihr nun zu tun, edler Ritter?“ Ihr neugieriger Blick rahmte gleichzeitig Daen und auch Yoshua ein, der von ihm wie verzaubert zu sein schien. „Was haben Eure Fürsten im sicheren Westen beschlossen?“
DJ n
um unsern Puffer nich zu verpuffen, heute mal nur eine Episode und zwar von DJ n!
Muhei.
DJ N:
Diara war das Warten unangenehm geworden; schon zu lange war Vintal weg, als dass er nun kurz die Lage sondieren wollte. Es musste etwas passiert sein, dessen war sie sich sicher. Sorgenvollen Blickes spähte sie über die Dächer der Stadt und hielt Ausschau… nach was genau hielt sie Ausschau? Nach einer Meute Adepten, die einen geflügelten Mann mit so wunderbaren leuchtenden Augen in Ketten gelegt durch die Straßen zum Exekutor führten? Nach einer Meute Adepten, die den leblosen Körper eines geflügelten Mannes trugen, der übersäht mit klaffenden Wunden war, aus denen sein warmes, wunderbar süßes Blut floss und eine viel sagende Spur durch die Stadt legte? Oder doch nach einer Meute niedergemetzelter Adepten, ohne Kopf oder andere Körperteile?
Diara wusste es nicht; sie wusste nur, dass etwas passiert sein musste, denn sonst wäre Vintal,… ihr Geliebter, schon wieder bei ihr erschienen.
Hilflos warf sie die Arme in die Höhe und sah sich weiterhin ratlos um; was sollte sie tun? Sie könnte sich von dem Dach schleichen, Vintals Anweisung und die allgegenwärtigen Adepten zum Trotz, und nach ihm suchen. Sie konnte aber auch auf dem Dach warten, bis er wieder zurückkommen würde. Beide Varianten schienen Diara nicht sonderlich befriedigend; würde sie sich auf die Straßen wagen, so wäre die Gefahr nicht zu verdrängen, dass sie den Adepten oder schlimmeren Gesellen über den Weg laufen würden. Weiterhin wüsste Vintal, sollte er wieder zurückkommen, nicht, wo sie wäre und das Selbe Spiel würde von vorn beginnen, mit Vintal in der Rolle des Suchenden. Würde sie aber auf dem Dach warten und Vintal würde etwas zustoßen; würde er getötet und sie wäre nicht bei ihm, um ihm zur Seite zu stehen… das könnte sie sich nie verzeihen.
So stand Diara mitten auf dem Dach und wog jedes Für und Wieder der beiden Varianten ab und bemerkte daher nicht, wie drei Straßen weiter die alte Hexe Gabrielle zum Exekutor gebracht wurde…
Noch immer hielt Repko den Dolch an die Kehle des geflügelten Mannes, den er und Göflington zuvor aus den Kisten befreit und ins Dunkel der Gasse geschliffen hatten.
„Also Freundchen, wer bist du?“ knurrte Repko abermals. Der Geflügelte schwieg und brachte Repko damit ziemlich in Rage; er hasste es, wenn er überrascht wurde und vor allem hasste er es, wenn ihm nicht geantwortet wurde.
Plötzlich meldete sich Göflington zu Wort: „Was macht ihr hier? Und wo ist eure Begleiterin?“.
Vintal wurde nun zum ersten Mal die Gegenwart Göflingtons gewahr. „Sag deinem Freund, er soll das Messer von meiner Kehle nehmen und ich sage euch alles.“ erwiderte Vintal und versuchte einen trockenen Tonfall zu treffen, doch die Angst, sein Leben könnte mit einem Ruck beendet sein, ließ sich nicht aus seiner Stimme verbannen. „Repko. Nimm das Messer weg; ich kenne diesen Kerl.“ sagte Göflington ruhig und erntete einen verwunderten Blick von Repko, der jedoch die Klinge von der Kehle des Geflügelten wegführte, sie jedoch nicht wieder in der Scheide verschwinden ließ. „Also: wo ist sie?“ fragte Göflington; seine Stimme zitterte vor Erregung. Sollte ihr etwas zugestoßen sein, so würde dieser geflügelte Bastard nicht mehr lange am Leben bleiben. „Diara; sie wartet auf dem Dach, zwei Straßen weiter auf mich.“ Antwortete Vintal und warf einen prüfenden Blick auf Repko; dass das Messer nicht in der Scheide steckte, fiel ihm in der Dunkelheit nicht auf. „Mein Name ist Vintal.“ sagte Vintal und wandte sich nun Göflington zu, da er die Gasse verlassen und weiter nach Gabrielle suchen wollte. Doch Göflington versperrte ihm den Weg. „Gibt es noch was?“. Göflington starrte Vintal finster in die Augen. „Bring mich zu ihr. Ich will sichergehen, dass es ihr gut geht.“. Vintal sah den jungen Mann vor sich verblüfft an, begann dann dünn zu lächeln. So war das also…
Nachdem Trigaram und Astiroth einige Zeit durch die Stadt geritten waren, hatten sie endlich vor einer recht heruntergekommenen Taverne am Hafen gehalten. Das Schild draußen am steinernen Gebäude war zwar ziemlich alt und nicht mehr in einem Stück, dennoch wies es die Taverne dem Namen „Anker & Holzbein“ zu. Astiroth sah seinen halbelfischen Begleiter schief von der Seite an, als beide vor der maroden Tür der Taverne standen. Trigaram hatte sich die Kapuze seines Umhanges tief ins Gesicht gehängt und verbarg seine Arme unter diesem. Astiroth verstand nicht ganz, welche wirren Ideen dem Dunkelelfen wieder durch den Kopf irren mochten, doch ER würde ganz sicher nicht bei einer solchen Maskerade mitwirken. Auch er hatte seinen Stolz. Plötzlich wandte sich Trigaram den Menschen zu: „In der Taverne musst du mit den Kapitänen sprechen und die Verhandlungen übernehmen.“. Aus Astiroths Augen sprach Verwirrung, die er jedoch schnellstmöglich wieder aus selbigen verbannen wollte; Trigaram bekam in der Dunkelheit der Straße nichts davon mit. „Ein Dunkelelf wie ich, selbst wenn es nur ein halber ist, ist ebenso wie ein Ork; er fällt auf. Daher halte ich mich im Hintergrund und du redest mit den Männern.“. Astiroth verstand, was Trigaram meinte. Bisher, so war ihm aufgefallen, waren Dunkelelfen immer mit besonderer Freundlichkeit und Diskretion behandelt worden. Ein dünnes Lächeln umspielte die fahlen Lippen des Menschen. Endlich würde er die Führung übernehmen, sagen wo es lang ging und nicht dieser Bastard von Dunkelelf. So dachte Astiroth zuerst, doch Trigaram war noch nicht ganz zum Ende gekommen. „Wenn du mit den Männern redest, achte darauf, dass es ein Kapitän ist. Und sollte es ein Kapitän sein, achte darauf, ob er nach Caalador fährt, denn das ist unser Zielhafen.“. Astiroth knurrte. Er hasste es, wenn ihm jemand Vorschriften machte und besonders hasste er es, Vorschriften von Trigaram zu bekommen. Spöttisch fragte er daher: „Und Wenn er nach Caalador fährt, soll ich ihn dann auch fragen, wie viel er uns aus der Tasche ziehen will oder ob er dort einige nette ••••n kennt, die sich uns preisgünstig hingeben würden?“. Trigaram begann nun seinerseits zu knurren. „Verspottet mich nicht, Mensch! Dies gehört alles zur Tarnung. Aber wenn ihr wollt, können wir auch mit dem Beleg des Kaisers da hineinmarschieren und fragen, wer uns nach Caalador bringt, nur vergesst dabei nicht, dass uns dann wieder Orks, Zwerge oder andere an den Fersen hängen!“. Trigaram schnaubte vor Wut und Astiroth war einen kleinen Schritt vom Dunkelelfen zurückgewichen. Er hatte ihn noch nie mit solch einer Wut in den Augen gesehen und wollte es daher vermeiden, einen seiner Klingenhandschuhe im Torso stecken zu haben. „Schon gut. Aber was ist wegen der Bezahlung?“ fragte Astiroth und kämpfte stark mit sich, seine übliche Häme aus der Stimme zu verbannen. „Wenn wir den geeigneten Kapitän gefunden haben, werde ich mich darum kümmern, keine Sorge. Er wird nicht viel verlangen.“.
Diese mysteriöse Andeutung in der Luft stehen lassend betraten die beiden Männer die Taverne. Die Luft war stickig und mit Rauch verhangen, der beinahe zum Schneiden dick war. Die Taverne bestand aus einem recht kleinen, rechteckigen Raum, an dessen Wände einige Fischernetze oder Steuerräder zur Dekoration hingen. An den Tischen, die wild im Raum verteilt waren, saßen einige Männer, meist mit dichten Bärten und entweder einem Holzbein oder einer Augenklappe. >>Das typische Bild eines Piraten<< dachte Trigaram leicht lächelnd und humpelte in eine dunkle Ecke auf einen Stuhl. Er zog es vor, sich so weit im Hintergrund zu halten, wie es ging. Astiroth blickte den Elfen fragend an und dieser nickte nur schwach. >>Vermaledeites Elfenpack. << dachte Astiroth grimmig und hätte beinahe aufgeschrieen, als er plötzlich die Stimme Trigarams in seinem Kopf hörte. >>Sei nett. Sprich mal die Kerle am Tisch hinten links an.<<. Astiroth wirbelte herum und sah Trigaram zornig an. >>Wie kannst du es wagen…<< dachte er wutentbrannt. Dass sich der Elf einfach Zugang zu seinen Gedanken verschafft hatte… dafür würde er noch bezahlen. >>Dies ist die einzige Möglichkeit oder willst du quer durch die Taverne brüllen? Wenn du mit den Kerlen sprichst, zeig einmal kurz auf mich und sag, ich sei dein Diener. Und nun los. <<. Astiroth knurrte verächtlich, wandte sich jedoch dem besagten Tisch zu und ging auf ihn zu. Die Männer unterhielten sich gerade angeregt über ihre Reisen, als Astiroth an ihren Tisch trat. „Ahoi Käptn’.“ sagte Astiroth freundlich. „Darf ich mich zu euch setzen?“. Die Männer nickten und als Astiroth sich gesetzt hatte, fragte einer mit schwarzem Bart, buschigen Augenbrauen, zerfurchtem Gesicht und dunklen schmalen Augen: „Was führt eine Landratte wie euch in ein Lokal wie dieses?“. Astiroth tat unbekümmert. „Ich suche ein Schiff, dass mich und meinen Diener dort“ er zeigte auf Trigaram „nach Caalador bringt. Der andere Seemann, er hatte einen braunen buschigen Bart, eine Narbe auf der linken Seite und einen Augenklappe über dem rechten Auge, lehnte sich zu Astiroth und sagte mit polterndem Bass: „Ich fahr’ bei Sonnenaufgang nach Caalador, mein Freund. Ich bin Käptn Sarador Dariuz Sorgi, aber meine Mannschaft und Freunde nennen mich nur Käptn SDS.“. Der bärbeißige Mann hielt Astiroth die Hand hin und dieser schüttelte sie; Käptn Sorgi hatte einen festen Händedruck. „Astiroth, angenehm. Also ihr würdet uns nach Caalador mitnehmen?“ fragte Astiroth und warf beiläufig einen Blick auf Trigaram. Dieser nickte und begann nun unter seinem Umhang einen Zauber zu spinnen. „Ja, würd’ ich machen. Nur ihr und euer Diener sagt ihr?“. „Nein, unsere Pferde müssten wir auch noch mitnehmen. Wir müssen von Caalador noch weiter ins Landesinnere und in der Wüste wäre ein Reittier schon von Vorteil.“ erwiderte Astiroth. „Also ihr, euer Diener und 2 Pferde. Hmm… nun gut. Ihr könnt mitkommen. Mir fehlen noch ein paar Männer auf dem Schiff; also könnt ihr, anstatt mich mit Geld zu entlöhnen, an Bord arbeiten und ich bringe euch im Gegenzug nach Caalador.“. Astiroth blinzelte kurz. Noch nie hatte er von einem Kapitän gehört, der Arbeit auf seinem Schiff als Bezahlung… da kam es ihm in den Sinn, dass der Elf etwas damit zu haben konnte. Daher schlug er ein und ließ sich von Sorgi den Pier und das Schiff nennen.
Als Astiroth und Trigaram wieder auf der Straße standen, wandte sich der Mensch an den Elfen: „Ich weiß nicht, wie du das gemacht hast, aber so ist es mir lieber, als zu bezahlen.“. Trigaram nickte und die Männer verschwanden mit ihren Pferden in der Dunkelheit der Straßen und gingen zum Pier, den Sorgi Astiroth genannt hatte und an Bord des Schiffes mit dem Namen „Nachtfalke“.
Wenige Stunden später, als die Sonne am Horizont aufging, stach das Schiff in See und brachte Astiroth und Trigaram nach Caalador, eine Seereise von gut 2 Wochen.
Igmar schnaubte wütend und warf mit seinen goldenen Becher und Teller nach seinem Boten, der zitternd vor seinem Thron kniete. „Wiederholt, was ihr eben gesagt habt!“ brüllte der Kaiser und in dem großen Saal hallte es tausendfach von den Wänden wieder. „Die… die beiden Sucher… sie sind nicht an Bord des Schiffes gegangen… sie…sind… weg…“ stammelte der Bote und kniff die Augen fest zusammen. Doch anstatt der wutschnaubenden Stimme seines Kaisers vernahm er die sanfte Stimme einer Frau. „Ruhig, mein Kaiser. Der Astiroth und Trigaram befinden sich schon längst auf dem Weg nach Caalador.“. Igmar schnaubte. „Meint ihr wirklich, Chise de Schay?“. Aus dem Schatten hinter dem Thron sah der Bote eine schlanke Frau, gekleidet lederne Rüstung, eine Umhang und einen Bogen geschultert, ins Licht treten. „Ja, mein Kaiser. Ich weiß immer, wo sich mein kleiner Bruder aufhält.“. Der Kaiser grinste und wandte seinen fetten Hals der Frau zu, die eindeutig eine Dunkelelfin war. „Dann werdet ihr, Chise, eben dafür sorgen, dass die beiden genau das tun, wofür ich sie angeheuert habe.“. Die Elfin machte eine knappe Verbeugung und sagte ein leises „Jawohl, mein Kaiser“, bevor sie an dem Boten vorbeihuschte und den Saal verließ…
So, nach einer doch relativ langen Pause geht es weiter; und das mit gleich 2 Episoden unserer Monster-Chronisten Daen vom Clan und CK-2587.
Viel Spass wünschen
Die Chronisten der Unterwelt :)
Daen vom Clan:
„Gerne bringe ich dich zu meiner Begleiterin“, sprach Vintal gedehnt und beobachtete aufmerksam die Augen Göflingtons, die freudig aufblitzten ,als er sie erwähnte, „doch zuvorderst ist es meine Pflicht, nach einer weiteren Begleiterin Ausschau zu halten, die in Gefahr läuft, gefangen genommen zu werden.“, schloss er aufgeräumt und wollte sich abermals an Göflington vorbeidrängeln, doch wieder schob sich ihm der Mann in den Weg. „Nein, Nein, du verstehst nicht. Ich will sie jetzt sehen!“, erklärte der Abenteurer mit Nachdruck und Vintal verdrehte seufzend die Augen.
Er wollte eben zu einer wütenden Bemerkung ansetzen, als sich Repko mit aufgeräumter Stimme einmischte: „Nun ist es aber gut! Hier draußen wimmelt es von den Purpurroben und die Stadtwachen scheinen ebenfalls sämtliche Spelunken nach Schurken zu durchkämmen, die sie opfern können, um die Dareos-Heuchler schneller wieder loswerden zu können.“
Vintal sah ihn fragend und abschätzend an und Repko meinte lachend, während er von einem alten Fass sprang, von dessen erhöhtem Standpunkt aus er die Hauptstrasse besser im Auge behalten konnte, „Ja, weißt du denn nicht, das diese Mordbrenner eine Art Quote zu erfüllen haben?“ Göflington seufzte gequält auf und Repko beendete schnell den Spaß: „Nein, Vintal, lass dich nicht zum Narren halten – die Streiter Dareos halten sich an keine Gesetze, sie folgen nur ihrem Instinkt und stechen nieder, was das Pech hat, sich auch nur im Geringsten verdächtig zu benehmen. Diese Streiter sind eine wahre Geißel, denn wo man mit Orken um sein Leben noch feilschen kann, so wirst du bei ihnen keine Gnade erwarten dürfen.“
Vintal nickte ernst und sagte: „Um so wichtige ist es, das ich meine Kameradin in Sicherheit bringe – und danach bringe ich euch zu meiner“ – er schien kurz nachzudenken – „Freundin.“
„Einverstanden!“, meinte Repko schnell und warf Göflington einen schnellen Blick zu, der ihm bedeuten sollte, sich endlich einzufügen und die sinnlose Diskussion und das verbale Säbelrasseln sein zu lassen, schätzte er die Geduld des seltsamen geflügelten Mannes doch auch nicht als unendlich ein.
Nur kurze Zeit später huschten drei gebückte gehende Schatten durch die Hintergärten der kleinen Stadt, wobei Repko die Führung übernahm und seine beiden Kameraden immer wieder wütend zischend zur Ruhe und Vorsicht gemahnen musste, denn Beide schienen von einer inneren Unruhe und Hast erfüllt und fast hätte das der kleinen Gruppe den Kopf gekostet, als sie aus einem baufälligen Haus kletterten und um Haaresbreite einer Streife der Männer in den Purpurroben in die Hände gelaufen wären. Schließlich waren sie schleichender Weise einen großen Bogen um das Haus gelaufen und robbten geduckt durch den Kräutergarten der Hexe, in dem es sinnbetörend nach allerlei Kräutern und Blumen duftete, als Repko Vintal am Bein packte, der gerade nach vorne robben wollte. „Was gibt es?“, zischte dieser – so kurz vor dem Ziel – unwirsch und Repko ließ das Bein sofort los, flüsterte jedoch zurück: „Ich...weiß es nicht, ich habe kein gutes Gefühl dabei. Was soll ich sagen – mein Ohrläppchen zuckt, das ist ein Zeichen für großen Ärger, glaube mir, ich habe ein Gespür dafür.“
„Unsinn!“, zischte Vintal, stand vom Boden auf und wollte soeben vorpreschen um die Hintertür des kleines Häuschens zu erreichen, als er sich urplötzlich wieder zu Boden warf, an einigen kleinen Belmartsträuchern vorbeirobbte und die schwer nach bitterer Frucht duftenden Blätter beiseite schob.
„Heilige Einfalt!“, entfuhr es ihm, als er erkannte, wie Diara seelenruhig im Schatten zweier großer Bürgerhäuser auf das kleine Holzhaus der Hexe zu schlich, während Vintal erkennen konnte, wie sich verstohlen zwei Männer in purpurfarbenen Roben hinter den Fenstern des ersten Bürgerhauses duckten und er schalt sich einen Gedanken einen Narren, nicht daran gedacht zu haben, das die Roben vielleicht das Häuschen überwachen würden, um der - zweifelsohne in ihren Gedanken ketzerischen – „Kundschaft“ der alten Frau habhaft zu werden. Aber die Anwesenheit der zwei Männer – so sponn Vintal den gedanklichen Faden weiter – bedeutete, das Gabrielle mit großer Wahrscheinlichkeit bereits in den Händen ihrer Häscher war und ihre Anwesenheit somit eine große Gefahr darstellte.
Vintal ging im Kopf unzählige Möglichkeiten des weiteren Vorgehens durch und hatte bereits einen Entschluss gefasst. Er würde Repko und Göflington einweihen, dann die Männer im Haus ablenken, indem er an ihnen vorbei rannte, seine Flügel offen zeigte, was die Henker und Verfolger sicherlich als dämonische Male interpretieren würden, und dann über die Dächer einige Gassen weiter fliegen und hoffen, das man ihn verfolgen würde.
In der Zwischenzeit sollten die beiden anderen seine Geliebte nach draußen an das Birgelbacher Tor schaffen, von dort aus würde man dem Birgel bis in den Wald und dem Gebirge folgen und dort würde er es schon schaffen, Kontakt mit seinen alten Freunden – den Grenzreitern – aufzunehmen.
Er beglückwünschte sich gerade selber zu diesem narrensicheren Plan und robbte zu den beiden Anderen, als Göflington an ihm vorbeigestürmt kam, und laut brüllte: „Diara!! Hier, hier sind wir!!“
„Heilige Einfalt!“, entfuhr es diesmal Repko, der seinen Kameraden ebenso entsetzt ansah wie Vintal.
Kritisch betrachtete der Ritter Daen van der Wall die vor Dreck starrende Decke, die zusammengeknüllt auf dem Bretterboden des kleinen Baumhauses lag, schien sich seufzend dann aber doch gegen eine Mütze voll Schlaf zu entscheiden und ging stattdessen auf eine Art Balkon mit Brüstung und betrachtete fasziniert die riesengroße Lichtung, durch die der kleine Bach Birgel floss und wo sich zahlreiche kleinere Hütten drängten, während sich rund um die Lichtung herum ein feines Netz an Baumhäusern und Wachposten erstreckte, die sich weit oben in den Wipfeln der gewaltigen Bäume befanden und mit Hängebrücken oder einfachen Kletterseilen miteinander verbunden waren.
Im Geiste revidierte Daen die geringschätzige Meinung, die er vor dem Eintreffen in das Lager von dieser Bande an Halsabschneidern hatte, und stellte sich vor, wie erstaunt der Hauptmann der kaiserlichen Armee wäre, würde er erfahren, was die Geächteten und Gesetzlosen dieser Tage aus dem Boden gestampft hatten, wobei er sich ihrer Motive nicht wirklich im Klaren war. „Sicher“ – dachte er bei sich – „sie hatten ihnen da draußen geholfen, doch im Grunde war die Lage unter Kontrolle, wenn sich mein junger Freund nicht soviel Zeit damit gelassen hätte, eine strategisch bessere Artillerieposition zu suchen.“ Und während er sich über den weißen Bart strich, nahm er sich vor, Yoshua zum Sieg über diese Bande von Orks zu beglückwünschen und ihm etwas Exerzieren beizubringen, damit sie sich in weiteren Kämpfen mit militärisch kurzen Kommandos besser verständigen können würden.
„Doch wo steckt dieser kleine Schmutzfink überhaupt und ließ abermals seine alten Augen über das Lager wandern, bis er schließlich eine kleine wackelnde Gestalt erblickte, die mühsam einen großen Korb frisch gegerbter Felle am Uferweg des Birgels entlang schleppte und sich dabei angeregt mit einer Frau unterhielt, deren Identität der alte Ritter schneller erraten als erblicken konnte und er hoffte inständig, das sich Yoshua nur als Kavalier alter Schule erweisen wollte und nicht den Fehler machen würde, sich auf diese Frau einzulassen, denn Vidoria machte ihrem Fay’le’shiemen – ihrem elfischen Seelenamen – „Sturmblüte“ alle Ehre, denn so schnell ein Sturm ganze Landstriche verheeren konnte, so schnell und unsteter Gesinnung konnte sich die hübsche Elfenfrau fanatisch für Dinge begeistern, an denen sie ebenso schnell wieder das Interesse verlor und zurück blieben – wie bei einem Sturm - oftmals nur geknickte Bäume und Zerstörung. „Andererseits,“ rief Daen sich ins Gedächtnis, „ist Yoshua ein erwachsener junger Mann, der durchaus in der Lage war, seine eigenen Erfahrungen zu machen und wenn Diese so schmerzhaft sein sollten, wie die Erfahrungen, die er gezwungen zu machen war, so solle es wohl sein.“ Und dabei griff er unwillkürlich an die Narbe an seiner Seite, die ihn wohl auf ewig an seine ungestüme Kampfgefährtin früherer Tage erinnern würde.
„Verschleiert sie deine Gedanken wieder mit Kummer?“, war eine melodiöse Stimme in seinem Rücken zu hören und eine grazile Elfenhand legte sich auf seine Schulter, wobei durch den dicken Gambeson, das Kettenhemd und den Wappenrock das Gewicht der Hand eher zu Vermuten, denn zu spüren war. Fast verlegen gab Daen sich Mühe, den traurigen Ausdruck auf seinem Gesicht zu verbannen und er drehte sich in Richtung des Neuankömmlings, wobei er gegen seinen Willen lächeln musste. Im Gegensatz zu ihrer wilden Schwester war Falicita Abendtraum ein ruhender Pol aller Dinge. Eine weise Frau mit jugendlichem, doch wunderschönem Antlitz. Sie war Poetin, Dichterin und Denkerin und die einzige Möglichkeit, wahrhaftig Regung auf ihr fein geschnittenes Gesicht zu zaubern, war ein Disput über den Lauf der Welt bei Harfenspiel und schwerem Wein in den lauen Abendstunden des Sommers. Ansonsten schien das sanfte Lächeln ihres Mundes und der warme Glanz ihrer Augen wie für die Ewigkeit in ihr Gesicht gezaubert, umrahmt von goldenem langen Haar ohne jede Flechtzierde, die einen farbenfrohen Kontrast zu dem weinroten Schmuckdiadem bildeten, das ihre Haare in Zaum hielt. Ihre unergründlichen mandelförmigen Augen blickten ihn mit solcher lebensbejahender Liebe an, das ihm angenehm schauderte und freundlich erwiderte er ihr Lächeln. „Du sollst nicht in Träumen des Kummers ertrinken, Ritter der Ehre, wenn dies Träume der Vergangenheit sind. Meine Schwester hat ihren Platz in dieser Welt, wie du den Deinigen hast und es war euch Beiden bestimmt, eine kurze Zeitspanne gemeinsam zu wandeln. Doch ist Zeit wie die wunderbare Natur: Stets im Wandel, wie die Wellen des Meeres oder Bäume im Kreislauf des Werdens und Vergehens.“
Dabei legte sie ihre zweite Hand auf die andere Schulter des alten Ritters und Dieser verwunderte sich wie unzählige Male zuvor, über die Stärke, den Mut und das stärkende Gefühl der Zuversicht, das ihm bei ihren Berührungen überkam und entgegen aller steifen Konventionen seines Ordens oder des Kaiserhofes sprudelte ein Kichern aus der Kehle des Ritters van der Wall und während die Augen Felicitas vor Vergnügen blitzten, steigerte sich Daen in fröhliches Gelächter und völlig losgelöst und von Heiterkeit erfüllt wischte sich der Mann eine Lachträne aus den Augen, unterdrückte ein weiteres Kichern und verneigte sich kurz, während er sich gerührt für den Trost bedankte.
„Doch nun, was führt dich in das Herz der Grenzreiter, Ritter der Tapferkeit?“, fragte die Elfe, während ihr Daen galant den Arm anbot, den sie sanft lächelnd ergriff, als sie auf die Brüstung hinaustraten und die erste Hängebrücke überquerte.
„Nun, das...“, fing Daen van der Wall an, doch kam er nicht weit, denn ein lauter Ruf hallte durch das Lager der Grenzreiter und sie herumfahren.
Unten am Weg war ein junger Mann in erdfarbenen, jedoch blutbesudelten Kleidern erschienen, der noch immer ein Schwert in der Hand hielt. Er schien kaum 25 Sommer alt zu sein, doch seine laute Stimme erreichte den Ritter problemlos: „Wir... haben eine größere Patrouille der Orken gestellt, unten an der Birgelbrücke...“ Er schien Atem zu schöpfen. „Wir haben geringe Verluste, doch was noch wichtiger ist: Wir haben einige orkische Gefangene gemacht, die nach einiger Überredungskunst“ – der junge Mann lächelte grimmig – „nun bereit sind, uns zu erzählen, was sie über die Grenzen treibt!“
Der Ritter blickte in das Gesicht der schönen Elfe an seiner Seite und rannte dann unter den Schmerzen seiner jüngsten Wunden zu einer Strickleiter, die ihn zum Boden bringen würde, wo er unten auch schon von Yoshua begrüßt wurde, der ihm sein Schwert vom Pferd gebracht hatte.
„Endlich!“, stieß Daen zwischen den Zähnen hervor, während sie schnell in Richtung der Birgelbrücke liefen, „finden wir heraus, was diese Mistkerle hier wollen!“
CK-2587:
Unter vollen Segeln hatte die „Nachtfalke“ schließlich die Küste des östlichen Kaiserreiches und damit auch Garmils hinter sich gelassen und strebte schier unaufhaltsam dem Horizont entgegen unter einer rasch aufgehenden Sonne und umgeben vom blauen Ozean. Der Wind stand günstig, wenn man Kapitän SDS glauben konnte, sodass die Fahrt, die das Schiff aufnahm, Astiroth mehr als zufrieden stellte. Jede zurückgelegte Seemeile entfernte sie weiter von den wachsamen Augen, die nach ihren Leben trachteten und näherten sie der Erfüllung ihres aufgezwungenen Auftrages an.
Trigaram jedoch schien das Hochgefühl des Menschen nicht teilen zu wollen- ihm schienen Seereisen sehr zu missfallen und er verbrachte den Großteil des Tages damit, kränklich in einer ruhigen Ecke des Schiffes zu hocken und alles zu beobachten. Immerhin hatte er zuvor seiner Schuldigkeit genüge getan, indem er Kapitän SDS in einer weiteren Gedankenbeeinflussung davon felsenfest überzeugt hatte, dass sie beide nicht einmal mehr Matrosendienste zu absolvieren hatten, um sich der Passage nach Caalador sicher zu sein.
So kam es, dass Astiroth oft gelangweilt an der Reling stand und die halbnackten Matrosen bei ihren waghalsigen Manövern in der Takelage des Zweimasters beobachtete, nachdem SDS befohlen hatte, die Segel aufgrund eines zu starken Windes zu kürzen. Der erfahrene Seebär wollte es anscheinend nicht riskieren, das wertvolle Segeltuch nach einer kräftigen Bö in Fetzen vorzufinden. Der Kapitän schien sich glücklicherweise von Natur aus nicht für die Geschäfte seiner Passagiere zu interessieren, also fragte er auch nicht lange, was Trigaram und Astiroth vorhatten und warum sie einen der unwirtlichsten Kontinente der Welt aufsuchen wollten. Anstatt sich darüber den Kopf zu zerbrechen, pflegte der verwegen aussehende Seemann zuweilen, Geschichten von weit entfernten Inseln zu erzählen, die einem den Eindruck aufzwangen, SDS habe bereits die gesamte bekannte Welt bereist. Astiroth vergaß den Großteil des in seinen Augen belanglosen Seemannsgarns, doch Trigaram schien wissbegierig. So wissbegierig, dass er SDS an einen Stellen geradezu dazu nötigte, mehr ins Detail zu gehen. Diesen schien das in keiner Weise zu stören, weswegen Astiroth davon absah, Versuche zu unternehmen, es zu unterbinden und stattdessen sich darum bemühte, an einem anderen Ort zu sein, wenn die Zunge des Schiffsobersten einmal mehr durch Rum oder die salbungsvollen Worte Trigarams gelockert wurde. Der Rest der Mannschaft indes war den Passagieren weniger aufgeschlossen- besonders auf dem Dunkelelfen lasteten oft finstere Blicke seitens der Matrosen, die sich scheinbar aus Menschen aller Herren Länder und Sprachen zusammensetzten. Die stiernackigen Bootsmänner verständigten sich zwar mit gebrüllten Befehlen, doch Astiroth bezweifelte, dass auch nur die Hälfte der schwitzenden Männer diese verstand. Trotzdem gab es keinerlei Probleme, da die Männer ihr Handwerk verstanden und, sollten sie doch aus der Reihe tanzen, rasch das dicke Ende eines Taus auf dem Rücken spürten.
Astiroth stand einmal mehr rastlos an der Reling, unruhig ins von kleinen Wellen dominierte Wasser starrend, als hinter ihm polternde Schritte den Kapitän ankündigten, der daraufhin- begleitet durch eine aus Alkohol und Schweiß bestehenden Geruchswolke- neben Astiroth zum stehen kam und diesen kurz musterte. SDS schien das Erscheinungsbild des Menschen nicht zu stören.
„Wind ist gut... zu gut... könnte ein Sturm werden“, brummte der Seemann und kratzte sich gedankenverloren oberhalb seiner Augenklappe. Astiroth zuckte beinahe unmerklich mit den Achseln. Stürme interessierten ihn herzlich wenig, solange Trigaram es zu vermeiden wusste, sich in seiner Gegenwart zu übergeben.
„Ansonsten erreichen wir Caalador schneller als erwartet... das is’ gut. Bringt besseren Preis für die Waren.“
Gedankenverloren strich SDS über den Griff des Säbels, den er stets ei sich trug. Die Waffe war alt, doch Astiroth hatte festgestellt, dass ein erfahrener Schmied sie aus bestem Stahl gefertigt haben musste. Möglicherweise hatte sie SDS vor schlimmeren bewahrt, als er sein Auge verlor.
„Wenn aber ein Sturm kommt... müssen wir ihn abreiten. Das kostet Zeit.“ Unsicher stierte der Kapitän in den Himmel, besonders auf die im Osten aufziehenden Wolken, und polterte dann wieder davon. Astiroth schüttelte beiläufig den Kopf und starrte weiter ins Wasser. Was konnte bloßer Wind schon anrichten?
Schläfrig schien die Hafenstadt Caalador auf dem Kontinent Tareisos unter der erbarmungslos brennenden Sonne zu stöhnen, deren Strahlen nahezu jeden Bewohner in eines der in Leichtbauweise gefertigten Häuser getrieben hatte, die denn auf dem Kontinent Garmil nur soweit ähnelten, dass auch sie eine Tür und gegebenenfalls Fenster besaßen, ansonsten aber vollkommen auf die Bedürfnisse des trockenen, heißen Klimas zugeschnitten waren, welches vorherrschte und den abenteuerlustige Reisende von diesem kahlen Fleckchen Erde fernhielt. Eine Tatsache, mit der die Bewohner der Stadt und die Nomadenstämme außerhalb, die- befähigt durch uralte Geheimnisse- in der Wüste erfolgreich Viehzucht betrieben und ständig mit ihren Herden umherzogen, um dann Tiere bei den Stadtbewohnern gegen andere Utensilien einzutauschen, gut leben konnten. Doch dann waren die ersten Fremden gekommen, mit großen Schiffen, an deren Masten purpurne Flaggen, bestickt mit einer goldenen Sonne, geweht hatten und aus deren Rümpfen ebenso gefärbte Menschen gequollen waren, die die Botschaft und Güte des Dareos verbreiten wollen- zur Not auch mit dem Schwert. Dann waren diese Menschen weiter in die Wüste gezogen und ihre Schiffe hatten abgelegt, doch der Kurze Besuch in Caalador hatte genügt, um die Einheimischen immer noch in geduckter Haltung herumeilen zu lassen, sofern die brütende Hitze es ihnen erlaubte. Lieblos trieb der Wind den Wüstensand vor sich her und ließ jede Gestalt, die sich auf den staubigen Wegen aufhielt, das Gesicht hinter einer Lage hellen, das marternde Sonnenlicht so gut wie möglich reflektierenden Stoffes verbergen. Alle, bis auf eine. Der ungepflegt wirkende Mann in seiner schäbigen Kleidung, die an einen der Nomadenstämme erinnerte, hielt sich leise jammernd an der Ecke eines Hauses fest und versuchte vergeblich, die stechenden Sandkörner eines kräftigen Windstoßes abzuwehren. Schon seit Tagen war er- so erzählten sich die Stadtbewohner- durch die Wege und Gassen geirrt, auf der Suche nach irgendetwas oder irgendjemanden. Aus seinen in fiebrigem Gestammel vorgetragenen Worten konnten die Menschen ebenso wenig Sinn herleiten, wie aus den konfusen Zeichnungen, die er ab und an im Sand hinterließ, ehe der Wind sie wieder mit einer neuen Schicht heißen Sandes überdeckte. Sie waren dazu übergegangen, ihn zu meiden, hatten ihn der Stadtwache- einer spärlich ausgerüsteten Abteilung lustloser Milizionäre- gemeldet, doch er war dem schwindenden Interesse dieser Ordnungshüter stets entwischt.
Nun aber hockte er, der prallen Sonne ausgesetzt, erneut im Sand und ließ seine rot glühenden Arme fahrige Bewegungen vollführen, während seinem ausgetrockneten Munde leise Worte entrannen.
„Glühende Eisen... glühende Eisen... heiß wie die Sonne am Mittag...“ Er zitterte, doch es war ein leises Kichern, das seinem Leib diese Bewegung aufzwang.
„Die Sonne... ja... die Sonne... brennt heiß, gebunden am Pfahl, heiß.... ja...“ Seine zittrigen Bewegungen stoppten urplötzlich und er sah sich aus erloschenen Augen aufmerksam um.
„Kommen sie... kommen die Schiffe? Muss es wissen... muss es weitersagen...muss...“ Er schrak hoch.
„Doch darf nichts verraten, nein... kenne keine Krieger in prächtigen Mänteln... weiß nichts, habe nichts gesehen, nichts gehört. Nichts.“
Die tastenden Finger legten sich wieder an die Wand des Hauses, ehe die Gestalt sich langsam in eine aufrechte Position emporzog und dabei schnüffelnd durch die Nase Luft einsog.
„Ist jetzt Spürhund... mit neuem Namen... gibt keinen Rewa mehr...“ Urplötzlich zogen die Augen des Mannes sich zu kleinen, berechnenden und grausamen Schlitzen zusammen.
„Stey... Stey Greal...“
Mehrere Meilen tiefer im Herzen der Wüste, geschützt nur durch ein purpurnes Zeltdach, bedachte der sein prächtiges Exekutorengewand tragende Drath Vedar den ihm gegenüber stehenden, kleineren Mann mit einem nachdenklichen Blick.
„Seit Ihr Euch bezüglich dieser Angelegenheit absolut sicher, Inquisitor?“, durchbrach seine befehlsgewohnte Stimme die im Zelt vorherrschende Stimme. Der andere Mann- klein, mit ausgemergelten Gesichtszügen und grausam leuchtenden Augen- nickte bestätigend.
„Vollkommen sicher... mein Exekutor.“
Vedar nickte und wandte sich nachdenklich ab, beiläufig nach einem mit Wein gefülltem Becher greifend, der für ihn bereitstand, selbst hier, in der tiefsten Wüste.
„Meine Informanten irren sich nicht“, fuhr der hinter ihm stehende Mann fort. „Mit einem der nächsten Schiffe, die in Caalador eintreffen, kommt auch die Lösung auf Euer Problem. Dann werdet ihr dem Rat der Vollstrecker Berichte erstatten können, die Eure Operation in angemessenes Licht rücken.“
„Das will ich hoffen, Raelaz... wie ich ebenso hoffen will, dass Eure Methoden der Willensbrechung unseren kleinen Spion nicht allzu wahnsinnig gemacht haben, um seinen Auftrag zu erfüllen.“
„Fürwahr, der Geist jener, die von Dareos verlassen sind, ist schwach“, stimmte Raelaz Vedar mit einem affektierten Seufzer zu. „Doch seid ohne Sorge... er ist nun Euer verlängerter Arm in Caalador. Er wird finden, was Ihr benötigt.“
Vedar lachte trocken.
„Natürlich... und ich bin Euch dann etwas schuldig, was? Denkt Ihr, ich durchschaue Eure Pläne nicht, Inquisitor?“
Raelaz verzog kurz das Gesicht, hatte sich jedoch schnell wieder unter Kontrolle.
„Wie auch der Hochinquisitor in Cirmalot diene ich den Vollstreckern, Exekutor Vedar. Und damit Euch, schließlich befehligt ihr diese Legion, die erste, die die ehrenvolle Aufgabe hat, Dareos’ Botschaften über Garmils Grenzen hinaus zu verkünden. Reicht Euch das nicht?“
„Doch...“ Vedar nahm missmutig einen Schluck seines Weines. Er schmeckte leicht säuerlich... wie so einiges in letzter Zeit.
DJ n
Und es geht erneut weiter, ich hoffe, es liest der ein oder andre noch eifrig mit.
Denn nun kommt el grande dingsdande irgendwasde DJ n
DJ N:
Schon vom Weiten war eine dunkle Rauchsäule zu erkennen, die nahe der Brücke aufstieg; die Grenzreiter hatten die Leichen der Orks und ihrer eigenen Kameraden aufgehäuft und angezündet. Der beißende Geruch von verbranntem Fleisch, sowohl eflinschen als auch orkisschem, verursachte Yoshua Übelkeit, doch Daen schien er nichts anzuhaben. Der in die Jahre gekommene Ritter hatte schon so manch abscheuliche Gerüche kennen gelernt und war daher in dieser Hinsicht so abgehärtet, wie ein Mann mit seiner Anzahl an Schlachten nur abgehärtet sein kann.
„Warum verbrennt ihr die Leichen eurer Gegner und eurer Kameraden auf ein und demselben Haufen?“ fragte Yoshua schüchtern die schöne Elfe Vidoria und versuchte dabei seine Übelkeit, die durch den allgegenwärtig scheinenden Geruch von verbranntem Fleisch, zu verbergen. „Warum sollten wir es nicht tun?“ gab sie kess zurück. „Zwei Hauen zu machen dauert länger, als wenn man alle Leichen auf einen Haufen wirft.“. Dies leuchtete Yoshua ein, doch er empfand es als eine Abscheulichkeit, Leichen zu verbrennen, vor allem wenn es sich um die Leichen von Orks, die von Natur aus schon stanken, handelte.
Der Trupp war mittlerweile bei den Truppen an der Brücke angekommen und Vidoria sprach mit dem Befehlshaber. „Die Gefangenen sind dort drüben.“ sagte sie an Daen gerichtet und zeigte auf einen kleinen Pfad, der hinunter zum Ufer führte. „Man hält sie unterhalb der Brücke fest.“. Daen nickte und setzte eine grimmige Miene auf; er wollte den Orks mit genügend feindseliger Einstellung gegenübertreten, um das Verhör so gehaltvoll wie möglich zu machen. Im Laufe seiner Laufbahn als Krieger hatte Daen viele verschiedene Verhörtaktiken kennen gelernt… und einige davon am eigenen Leibe erfahren.
Unter der Birgelbrücke fanden Daen und Yoshua einige von den Grenzreitern vor, die in einem Halbkreis um zwei oder drei Gefangene Standen und diese grimmig anstierten. Als einer der Anwesenden Vidoria bemerkte, machte er zackig Platz und gab somit den Blick auf drei Orks frei, die mit dem Rücken zur Wand und die Hände auf den Rücken gefesselt im schlammigen Boden knieten. Ihre Gesichter und Körper sprachen eine eindeutige Sprache über den Verlauf des Kampfes und über das „Glück“, welches ihnen zuteil wurde und sie am Leben ließ. Doch ob ein Leben als Gefangene der Grenzreiter ein besseres Schicksal als der Tod darstellte, war fraglich…
Tosend krachten die Wellen mit unerbittlicher Macht gegen das Schiff und schleuderten die Besatzung, die auf Geheiß von Kapitän SDS an Deck bleiben und dort ihre Posten halten sollte, hin und her.
Trigaram und Astiroth befanden sich unter Deck in ihrer kleinen Kabine, die ihnen SDS zugeteilt hatte. Dort schaukelte die kleine Lampe, die von der Decke hing stark hin und her und tauchte die Kabine in ein unstetes Licht.
Der Dunkelelf lag in seiner Koje und verfluchte im Gedanken unzählige Male den Tag, an dem er sich von dem fetten Kaiser hatte breitschlagen lassen, den Auftrag zu erfüllen, der ihnen angeboten wurde. Er HASSTE Seereisen, vor allem wenn sie so unruhig verliefen, wie die jetzige.
Astiroth hingegen schienen die Unannehmlichkeiten der Reise nicht im Geringsten anzugreifen; daher war der, vor Verachtung triefende Blick , mit dem der Mensch seinen kränkelnden Begleiter hin und wieder bedachte, nicht verwunderlich, zumal der Sturm nun endgültig den Elfen etwas in Demut lehren würde; so oft hatte sich Trigaram sicher noch nie in seinem Leben hintereinander übergeben müssen.
„Wenn dieses Unwetter nicht allzu lange anhält und wir weiterhin gute Fahrt machen“, sagte Astiroth, während er genüsslich die Suppe schlürfte, die ihm der Smutje gebracht hatte, „dürften wir in guten 9 Tagen in Caalador eintreffen.“. Wieder schlürfte er hörbar an der Suppe. Nicht, dass er das unbedingte Verlangen danach hatte, Trigaram das Ende seines Martyriums mitzuteilen, doch er genoss es sichtlich, wie der Dunkelelf immer wieder leise stöhnte, sobald er von seiner Suppe aß.
„Hast du eine Ahnung“ ächzte Trigaram und vermied es, Astiroth beim Essen seiner Suppe anzusehen „wohin wir uns begeben sollen, sobald wir in Caalador gelandet sind?“. „In dem Brief stand, wir würden dort von einem Boten eine genauere Wegbeschreibung erhalten. Angeblich sind Diener von diesem Fettsack in der Wüste auf etwas gestoßen… und dieses Etwas stellt unser Ziel dar.“ sagte Astiroth und schlürfte wieder lautstark. „Willst du wirklich nichts von der Suppe? Sie ist einfach vorzüglich!“. Der Dunkelelf sprang plötzlich auf und rannte aus dem Zimmer, beide Hände vor den Mund gepresst. „Dann eben nicht.“
Und eine weitere Runde ist eingeläutet. Die heutigen Akteure sind Repko und Kakaomaus, die ihre Beiträge zum Besten geben.
Viel Spass wünschen euch
Die Chronisten der Unterwelt :)
Repko:
Moprayaga gluckste zufrieden, während sie in ihrem Regal herumstöberte. Vor langer Zeit hatte sie versucht, sich durch einen alten und sehr gefährlichen Zauber der ewigen Jugend zu ermächtigen, doch war ihr leider ein Fehler mit einigen Skarabäuspanzern unterlaufen. Der Zauber hatte dazu geführt, dass sie mehr und mehr die Gestalt eines Orken annahm. Ihr Körper war übersäht mit pechschwarzem, pelzgleichem Haar, über dem sie einen schmutzverkrusteten Schleier aus wüstem Tuch trug. Ihr Gesicht war sehr derb, mit einer überaus dicken Nase und weit auseinander liegenden Augen, von denen das eine nunmehr eine gletscherweiße Färbung angenommen hatte, umrahmt von zotteligen weißen Haarsträhnen.
Mit einem ihrer langen, fünfgelenkigen Fingern fuhr sie über einige Gläser, die die verschiedensten Sachen enthielten. Um nicht zu vergessen, was ihr Vorrat noch enthielt murmelte sie leise vor sich hin, was gerade vor ihrem Finger war.
„Zwergengalle… Koboldsleber… Augäpfel von Nachtgrappen… Ah!“ Ihr Gesicht hellte sich in der düsteren Hütte merklich auf, als sie ein großes Glas mit einigen übereinander liegenden Kröten aus dem Regal holte. Mit einer ihrer geschickten Hände fischte sie eine der glitschigen Kröten heraus und schraubte schnellstmöglich den Deckel wieder auf, damit auch ja keine dieser kostbaren Vollmondkröten entkommen konnte.
Sie kicherte ihren kleinen Gefangenen schmutzig an, während dieser verzweifelt und unter stetem Ächzen versuchte, ihrem starken Griff zu entkommen.
Moprayaga schritt langsam zu ihrer großen Granitschale, in der bereits einige zerstoßene Früchte und, wie es schien, Gedärme lagen. Vollmondkröten waren sehr schlaue Tiere und der Frosch machte sich bereits auf einen Sturz in die Schale gefasst, wohl mit der Intention durch einige geübte Sprünge zu entfleuchen.
Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass die alte Hexe ihn einfach mit der Hand zerquetschen würde.
Moprayaga lachte laut auf, während Blut zwischen ihren Fingern hervorquoll und in die Schüssel tropfte, wo es von etwas, das wie Knochenmehl aussah, aufgesaugt wurde. Die Reste der dünnen, azurblauen Haut, die nunmehr um ein kleines Bündel Knochen gespannt war, warf sie in eine Ecke, in der bereits einige Schmeißfliegen um diverse verdorbene Kadaver kreisten. Sie legte beide Hände an den großen Mörser und drückte ihre scheußliche Mischung zu einem stinkenden Brei, der im besten Falle an die Notdurft eines Sumpflings erinnern konnte.
Zufrieden mit ihrem Ergebnis begann Moprayaga erneut zu kichern, als sie mit der Schüssel an ihren Kessel trat, aus dem dicker, beißender Rauch in leicht roter Färbung aufstieg. Die Decke ihrer kleinen runden Hütte war durch den aufsteigenden Ruß bereits sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, ein Teppich aus dickem Ruß hing entlang des rustikalen Dachkegels. Sie hätte ihn längst wieder abgekratzt, hätte sie nicht herausgefunden, dass die Rußschicht so dicht war, dass sie selbst Regen nicht durchsickern ließ.
Mit einem dünnen Holzstock rührte sie ihre Zutaten unter den rötlichen Inhalt des Kessels, der sich unter der Beigabe des Breis ein wenig dunkler färbte. Begeistert steckte die Hexe ihren Zeigefinger hinein und probierte ihre Kreation. Begeistert verzog sie ihr Gesicht und stöhnte entzückt auf, als sich eine der Fliegen auf ihrer Nase niederließ.
Moprayaga kreischte zornig auf und griff zu ihrem Tisch, wo sie ein totes Huhn zu fassen bekam. Während sie im Wutrausch umhertanzte und immer wieder spitze Schreie verlauten ließ schleuderte sie das Huhn überall dorthin, wo sie die Fliege vermutete, welche allerdings immer geschickt auszuweichen wusste.
Mit einem Mal schleuderte Moprayaga das Huhn gegen die Wand, an der sich gerade die Fliege gesetzt hatte, um sich an ein paar Tropfen eines Gebräus zu laben. Triumphierend sah die Hexe, wie die Fliege herab fiel und in einer Flasche mit grünlicher Flüssigkeit landete. Binnen weniger Sekunden hatte sich die Fliege mit einem leisen Zischen komplett zersetzt. Moprayaga hatte gerade noch Zeit, zur Seite zu springen, als die grüne Flüssigkeit aus dem Hals der Flasche herausschoss und das Ruß von der Decke wegätzte, wobei sie so stark zu sein schien, dass sie zusätzlich noch ein klaffendes Loch heraus fraß, durch das man den bewölkten Abendhimmel zwischen ein paar kahlen Baumkronen sehen konnte.
Mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter erhob sie sich und ging zu ihrem Kessel zurück. Sie hatte nicht endlos Zeit, musste ihren Trank so schnell es ging fertig stellen, ihre Auftraggeber waren Leute, die sich erst zufrieden gaben, wenn sie hatten, was sie wollten. Sie hob die Hand mit dem Huhn und biss ihm in das linke Bein. Durch die Mutation hatte sie eine zweite Zahnreihe bekommen, mit der es ihr keine Mühe machte, das Bein durchzubeißen. Das Huhn warf sie zurück, während sie dessen Bein in die dickflüssige Brühe warf, wo es sofort versank.
Die Färbung des Rauches änderte sich nun in grelles Orange. Moprayaga begann wieder zu kichern. Ihr Trank war fertig und der Farbe des Rauches nach zu urteilen war er sehr gut geworden. Dieser Trank würde gewiss seinen Dienst tun, und niemandem müsse erst ein schwarzes Fell wachsen, um festzustellen, dass die Wirkung nicht ganz die war, die der Trank versprach.
Sie hörte von weit her das nahende Klappern von Metall. Sie schritt schnell an ihren kleinen Wandschrank und entnahm ihm einige blecherne Flaschen und einen kleinen Weidenkorb, der Korken enthielt. Mit einem langen Tiegel schöpfte sie den dunkelroten Trank aus ihrem Kessel und goss ihn in die Flaschen, wobei sie jede einzeln sorgfältig verkorkte und auf einem Beistelltischchen aufstellte.
Sie hatte gerade die zwölfte Flasche abgefüllt, da schwang ihr Vorhang beiseite und ein mächtiger Hüne unter einem königsblauen Umhang trat ein. Unter dem Schatten der Kapuze waren ein kräftiges Gesicht, mit markantem Kinn und dünnem Mund zu erkennen, sowie das Aufblitzen seiner hellen Augen.
„Hast du fertig gebracht, worum ich dich gebeten hatte?“, fragte er mit seinem reibeisenartigen Bariton. Moprayaga nickte zur Antwort, während sie eine weitere Flasche füllte, verkorkte und auf das Tischchen stellte. Der Mann entnahm seiner Tasche ein weißes Taschentuch und hielt es sich vor Mund und Nase. Er war einen solchen Gestank nicht gewohnt.
„Mächtiger Trank…“, röchelte die alte Hexe und fletschte ihre krummen, senfgelben Zähne. „Sehr gut geworden. Ganz feiner, guter Trank.“
Der Mann nickte ihr zu. „Ich will für dich hoffen, dass er gut ist. Und wehe dir, wenn er meine Truppen nicht zum Siege führen sollte.“ Er steckte eine Hand durch den zerschlissenen, purpurnen Vorhang und winkte einen seiner Handlanger hinein. Ein kleiner Mann, in einer schillernden Plattenrüstung betrat die Hütte, einen dicken Jutesack auf den Rücken gestützt.
Er warf den Sack Moprayaga vor die Füße und atmete schwer durch, zumal auch ihm der üble Gestank nach Verrottung kratzend in den Rachen drang. Der Sack klirrte metallen, als er auf dem Boden aufschlug. Heraus rollten einige Metallflaschen wie die, in die die alte Hexe gerade ihren Trank einfüllte.
„Der letzte Trank hat zwar gewirkt, aber er war nicht gerade das, was wir uns erhofft hatten. Er ließ viel zu schnell nach.“, sagte der Mann und winkte seinem Begleiter zu. „Danke, Splifftis, du kannst gehen.“ Moprayaga winkte begeistert zu dem Tisch, auf dem die Flaschen standen. „Ganz guter Trank, wirklich gut.“, wiederholte sie grunzend. Der Mann nickte bestätigend.
„Ich bitte dich, mir noch zu sagen, wie es um meine Truppen im Moment steht.“, nuschelte der Mann unter seinem Taschentuch hindurch.
Moprayaga humpelte zurück zu ihrem Regal, wo sie erneut ihre Gläser absuchte, bis ihr Blick an einem kleinen Holzkäfig haften blieb, aus dem drei Augenpaare von Moeb Menschen herausleuchteten. Sie hatte kaum ihre Hand auf die Käfigluke gelegt, da versammelten sich die kleinen, dürren Pelzwesen und wedelten verzweifelt mit ihren Armen nach oben, in der Hoffnung, endlich wieder in ihre Tümpel entfliehen zu können. Moprayaga griff sich unbarmherzig einen von ihnen und starrte dem Wesen in seine großen, traurigen Augen. Moeb Menschen waren sehr beliebt bei der Damenwelt. Junge Mädchen mochten die kleinen Wesen mit den kurzen Armen und den langen Ohren als Spielgefährten, die feine Dame zu Hofe trug stets ein paar Handschuhe aus dem Fell eines Moeb Menschen mit sich und die Hexen vermochten aus ihnen die Vergangenheit und die Zukunft, wie auch die Gegenwart zu lesen.
Sie zog ihren kleinen, Daumenlangen Dolch unter ihrem Schleier hervor und schlitzte das Wesen ohne nur den Hauch einer Gefühlsregung zu zeigen von Brust bis zum Unterleibe auf. Das grauenvolle Geschrei war so markerschütternd, dass selbst der stämmige Mann, der ihr über die Schulter geblickt hatte voll Ekel die Nase rümpfte. Moprayaga knurrte vor sich hin, während sie in die blutende Wunde starrte und das Geschöpf, dessen Armbewegungen langsam erschlafften, immer näher an ihre Nase führte.
„Sie haben… einige eurer Krieger… gefangen…“, murmelte sie nach kurzer Zeit. Der Mann nahm das Taschentuch von seinem Gesicht ab und starrte die alte Frau entrüstet an, die noch immer mit dem Moeb Menschen beschäftigt war. „Wer?“, fragte er, doch Moprayaga deutete ihm mit ihrer freien Hand an, zu schweigen.
„Sie sind nicht… eure Gegner, doch ihre Taten… kreuzen sich mit euren Vorhaben.“, fuhr sie fort, doch zog eine der buschigen Augenbrauen nach oben. „Moment… zwei von ihnen sind Gesandte eures… Feindes.“
Der Mann drehte sich um, sein blauer Umhang wehte ihm sachte hinterher. Moprayaga warf den regungslosen Leichnam in ihrer Hand in die Ecke zu den übrigen Kadavern. „An den Grenzen eures Landes, unter der Harfe Rahjas, etwa eine halbe Nacht von hier.“, flüsterte sie ihm mit ihrer alten, kratzigen Stimme. Der Mann nickte bestätigend. Er wandte sich dem Tisch zu und hob den Jutesack auf, in welchen er die Flaschen eine nach der anderen zu legen begann und ihn schließlich schulterte.
„Ich bestätige hiermit den Empfang der bestellten zweiundsechzig Flaschen des Trankes um den ich dich gebeten hatte und bestätige dir im Gegenzug für weitere zwanzig Morgen den Zugang auf unsere Äcker und Sümpfe, um dort Ingredienzien zu sammeln.“, sagte er nüchtern. „Warte auf Nachricht von mir, in etwa zehn Morgen werde ich dich wohl um einen weiteren Wohlgefallen bitten.“, fügte er ernst hinzu und verließ die Hütte. Moprayaga nickte fröhlich und begann erneut schmutzig zu kichern, bevor sie begann, die auf dem Boden liegenden Metallflaschen in ihren Schrank zu räumen.
„Splifftis, Apostis…“, sagte der Mann zu seinen beiden Begleitern. „Ihr reitet zur Festung zurück, so schnell ihr könnt. Dort bewaffnet ihr euch, nehmt euch die zwei schnellsten und besten Pferde, dann reitet Rahjas Harfe nach, so schnell ihr könnt.“ Er machte eine Pause und zeigte auf das Sternenbild von Rahjas Harfe, aus dem drei Sterne zwischen den Wolken hervorleuchteten.
„Haltete euch nahe der Grenze. Sucht nach einem Lager. Der Feind hat dort Gefangene gemacht, die uns verraten könnten, meine Untertanen mögen mir loyal ergeben sein, doch ich will, dass ihr für mich sichergeht, dass den beiden Gefangenen kein Laut über unsre Vorhaben über die Lippen dringen wird. In Gefangenschaft sind sie nutzlos für mich, ihr wisst also, was ihr zu tun habt!“, sagte er.
„Jawohl, eure Lordschaft Grandy.“, bestätigte Apostis. Er schlug Splifftis an die Schulter, bevor er auf seinen buckligen Schimmel stieg und ihm die Fersen in die Seiten rammte. Unter lautem Getrommel der schweren Hufe verschwanden die beiden Wachen im Unterholz.
Grandy befestigte den Sack auf dem hinteren Teil des Sattels seines schwer gerüsteten Schlachtrosses, bevor er selbst in die Bügel stieg und sich in langsamem Trab von der alten Hütte entfernte.
Kakaomaus:
„Los, Bewegung!“, brüllte der auf dem trabenden Pferd sitzende Inquisitor unnachgiebig und ungeduldig, hob die rechte Faust, die eine gefährlich lang aussehende Peitsche knetete, und machte Anstalten diese zu gebrauchen, verlor aber augenblicklich die Lust daran. Der neben ihm auf einem Pferd dahin reitende Inquisitoradept schien belustigt über seine Regungen. Beider Augen wurden jedes Mal erneut beleidigt sobald der Blick auf die alte Hexe traf, die mit Keuchen vor ihnen her schlich. Ihr kleiner Körper schien bald unter dem Schmerz ihrer blutenden Wunden nachzugeben und einfach hinzufallen, noch hielt sie sich tapfer, doch fiel ihr dies immer schwerer. Die Peitschen, die von den anderen Häschern eingesetzt wurden waren entwürdigend. Zwar war es ihnen nur bedingt erlaubt sie einzusetzen, doch sollten sie auf die Idee kommen so wurde ihnen nicht widersprochen, einfach nur weggesehen. So wie es überall üblich war.
„Hätte ich doch nur einen Zaubertrank“, murmelte die Hexe angestrengt und versuchte durch die aufkommende Dunkelheit ringsherum den Boden unter ihren Füßen zu erkennen, um nicht andauernd stolpern zu müssen. „Diara, du bist meine einzige Rettung, … du musst es schaffen…“ Ihre weißen Augen, die den Anschein von Erblindung erregten, waren mit den Jahren immer schwächer geworden. „Na Hexe, bist wohl zu müde zum Hexen!?“, stichelte der Inquisitor, der Inquisitoradept schien ihn für witzig zu halten und lachte kurz. „Ich zeig dir gleich was ich alles machen kann…!“, schimpfte die Hexe leise. Der Weg, auf dem sie sich befanden, endete abrupt, sie hatten das Lager der Krieger erreicht und der Inquisitor scheuchte Gabrielle mit seiner Peitsche durch das Tor, wo er von seinem Pferd abstieg.
Augenblicklich versammelten sich einige Männer in purpurnen Umhängen um sie herum. Ihre Blicke, auf die bemitleidenswerte Gabrielle gerichtet, veränderten sich von einem boshaften Grinsen zu einem diskriminierenden und abwertenden Ausdruck. Mit den Fingern auf sie zeigend wies der Inquisitor sie alle zurecht, ließ seines und das Pferd des Inquisitoradepten, der ebenfalls abgestiegen war, wegbringen und deutete mit einer Handbewegung auf die Hexe. Diese keuchte schwer, als zwei kräftige Arme sie hochhoben und sie in die Mitte des Lagers brachten. „Sollen wir sie gleich festbinden, Herr?“, fragte einer der Adepten den Inquisitor. „Ja, bindet sie gleich schon am Balken fest, sie kann ja da erst mal bleiben ehe Valerian sie verhört“, antwortete dieser, ließ jedoch ein unzufriedenes Grunzen verlauten und eilte in sein nahe gelegenes Zelt. Die Adepten lehnten die sich kaum dagegen ankämpfende Hexe an einen dicken Holzbacken, der auf einem aufgestellten Holzpodium stand, und fesselten ihre Hände hinten herum, mit den Füßen taten sie das Gleiche. So hing ihr entkräfteter Körper, der an allen möglichen Stellen blutete, mit dem schweren Kopf grob ran gebunden und ihre Augen blickten über den Platz.
Manchmal, ja manchmal wünschte sie ihre verdorbene Schwester würde ihr zu Hilfe kommen, doch Gabrielle wusste, sie hat keine Chance. Ihr Leben war besiegelt nachdem die Blutbraut und ihr Drachenfreund zu Tür herein gekommen waren. Hoffnungslos schloss die Hexe ihre Augen.
„Hexe“, ertönte plötzlich eine Stimme. Säuerlich sah sie einen großen Mann, wohl der Anführer, an und spürte wie eine ihrer alten Narben im Gesicht, die sie sich auf ihren Wanderschaften zugezogen hatte, aufplatzte und Blut über ihren Mund quoll. Der Mann verzog angewidert das Gesicht, ließ dann jedoch seine Miene erstarren und bleckte sich die Zähne. „Hexe, Ihr seid Gefangene meiner Truppe und obwohl Ihr gewiss sein könnt, dass dieser Tag Euer letzter sein wird, so frage ich Euch: Wünscht Ihr den sofortigen Tod oder doch eine helfende letzte Hand, die Euch argwöhnisch eine Chance gewähren wird?“
Die Hexe sah aus den Augenwinkeln einen Mann heran treten, der eine Feuerfackel in der Hand hielt, seine Augen huschten ungeduldig vom Feuer zu den Ästen hin, die jetzt aufgetragen worden. Ohne jegliche Gefühlsregung antwortete Gabrielle: „Ich wünsche den sofortigen Tod.“ Der Mann vor ihr lachte über diese Äußerung, es war ihm im Grunde gleich wie schnell er sie in den Tod schicken konnte, Hauptsache sie würde leiden. „Nun Hexe, so kann ich Euch sagen, das Feuer wird Euch nicht erlösen, wir kennen Eure Kraft. Wir werden Euch einsperren, damit Euer Geist nicht in der Zwischenwelt hängen bleibt; dies ist der ausdrückliche Befehl von…“ „Hört auf damit!“, rief eine tiefe Stimme von irgendwoher. Der Mann drehte seinen Kopf zur Seite und sein Lächeln gefror. „Herr, ich war mir nicht sicher ob ich noch war…“ „Schweigt endlich!“ Der Mann, der nun hervor trat, war mit einem mächtigen Rüstung bepackt, offensichtlich war er der Anführer der Legion, auch wenn die Hexe sich da wie zuvor täuschen mochte. „Ich werde die Befragung durchführen!“ Sofort verzog sich der enttäuschte Mann und der andere stellte sich vor. „Mein Name ist Valerian, was Euch natürlich nichts sagen wird, doch ich…“ „Doch, ich kenne deinen Namen!“, rief die Hexe auf und Leben schoss ihr in die funkelnden Augen. Trotz der Dunkelheit erkannte sie ihn. „Du kamst in meiner Vision vor!“ „Hat man Euch nicht gelehrt Respekt zu haben?“, unterbrach Valerian sie und spukte auf den Boden, um seine Verachtung zu verdeutlichen. Die Hexe ließ sich davon nicht beeindrucken. „Du wirst sterben, heute Nacht, durch die Hand einer Frau!“ Valerian lachte auf und trat dann jedoch gegen die Äste, die schon sehr zahlreich waren. „Welche Frau sollte mich schon besiegen können, und, Ihr seid eine dumme einfältige Kräuterhexe die vielleicht einen Liebeszauber herstellen kann, aber das war’s auch! Also Hexe“ „MEIN NAME IST GABRIELLE!“, schimpfte diese schnell. Sie wusste, egal wie viel Zeit sie retten würde, sie selbst war verloren.
„Sei’s drum, Gabrielle“, rief Valerian nun ungeduldig und betonte ihren Namen übertrieben toll. Sein Blick glitt vom Feuer zu ihren weißen Augen. „Sagt mir endlich wo die beiden Fremden sind, die von Euch beauftragt wurden!“ Gabrielle lachte heiser auf, spuckte Blut, das ihr über die Lippe in den Mund hineinlief. „Einen Teufel werde ich tun!“
„Sagt mir endlich die Wahrheit!“ Die Hexe lachte wieder auf, sah dann jedoch wie ein Mann zu ihr hoch krabbelte. „Blöd muss der sein“, schoss es ihr durch den Kopf. Er hielt sich am Balken fest, nahm eine kleine Phiole aus einem Beutel, der an seinem Körper hing und öffnete diese. „Was habt ihr damit vor?“ fragte Gabrielle versucht kühl, als plötzlich der Mann ihr den Mund am Kiefer schmerzhaft zusammendrückte und ihr den Inhalt der Phiole in den Mund träufelte; ohne, dass sie sich wehren konnte, schluckte die alte Frau die bitter schmeckende Lösung.
„Was das ist werdet Ihr wohl wissen? Ein Elixier, welches euren Willen brechen wird, Teuerste! Damit werdet ihr uns freiwillig sagen, was ich wissen will.“ Valerian, der sich im Recht glaubte, lachte lange und laut auf, gespannt ob ihrer Reaktion. „Du Stümper, dies soll ein Willenbrechendes Elixier sein? JA, aber die Wirkung ist so gering dass du nur erfahren wirst ob ich die Blutsbraut schön fand oder abstoßend und in dem Fall kann ich dir sagen: SCHÖN. Da musst du mir schon mehr einflössen!“ Valerian schrie nach einer weiteren Phiole, doch auch diese tat die Hexe mit einem Lachen ab und so ließ er das Feuer ihr Holz anzünden, ihre Schreie verlauten und ihr Leid in alle Richtungen streuen. Das Feuer breitete sich schnell aus und dicker schwarzer Qualm ergoss sich in den dunklen Himmel.
„VOLLIDIOT!“, fluchte Vintal und stürzte zu Diara, die verwirrt und gleichzeitig instinktiv die Hand an ihren Gürtel führte. Kaum hatte Göflington ihren Namen gerufen stürzten mehrere Adepten auf die Flüchtlinge zu. Diara zog einen Griff aus ihrem Gürtel hervor, ließ wie durch Zauberhand ein Schwert heraus fahren und schritt zurück. „Vintal!“, rief sie nun, da ihre Deckung nun aufgeflogen war.
Vintals Herzschlag blieb einen Moment aus und auch Göflingtons wollte nicht recht.
Vintal stürmte weiter auf Diara zu, wollte sie beschützen, doch in ihren Augen erschien eine Kampfeslust, die ihm einen Schauer den Rücken entlang jagte.
Ein Adept, im ersten Moment stockend als er Diara, die ihren Mantel abgeworfen hatte und nun im Kleid und offenen Haaren vor ihm stand, sah, lief dann weiter auf sie, sich seiner Sache nicht ganz sicher, doch er ließ sein Schwert auf sie niederfahren. Diara erhob ihr Schwert gegen das seine und so trafen sie sich mit einem lauten Klirren. Vintal zog ebenfalls seine Lanze heraus, ging zwischen die beiden und trug den Kampf mit dem Mann aus.
Repko, der sofort mit eingreifen wollte rannte auf den nächsten Adepten zu, verpasste ihm ohne viele Worte einen Stoß in die Magengegend. Nur Göflington stand zwischen all dem und hatte keine Waffe zur Hand. Diara schien ihn zu bemerken, rannte auf ihn zu, sah ihm kurz in die Augen und blickte dann die Unterlippe bearbeitend Vintal an. „Vintal“, rief sie ihm zu und sobald er den Adepten vor sich zu Boden geschickt hatte fuhr er besorgt herum. „Gib ihm deine Handschuhe oder Wurfringe!“ Vintal, der bereits einen neuen Adepten auf sich zukommen sah, zog rasch seine Handschuhe aus und warf sie Göflington rüber, der ihn widerwillig dankend anblickte. Diara nickte ihm zu und rannte wieder fort, immer mehr und mehr schreiende Soldaten kamen um die Ecke und Diara bemitleidete diese Kerle, denn sie spürte die Kampflust in ihr auflodern. Die Dunkelheit brach an und trotz ihrer derzeitigen – kämpfenden- Situation hörte sie ferne Schreie und die vertraute Stimme der alten Hexe, die bitter keuchte. „Vintal, wir müssen Gabrielle helfen!“ Vintal versuchte seinen Angreifer mit einem Fausthieb abzuwehren, sich gleichzeitig auf seine Geliebte zu konzentrieren und dann seine Ohren zu spitzen. „Vergiss Gabrielle, wir müssen uns selbst retten!“ Diara blickte ihn finster an, stieß ihr Schwert in die Seite des vor ihr hechelnden Mannes und zog das vom Blut tropfende Schwert wieder hinaus.
Schreie lockten ihre Aufmerksamkeit weit weg, Gabrielle rief nicht um Hilfe, nur um Diara. Plötzlich legten sich kräftige Arme um Diaras Körper, hoben sie hoch und eine Hand bedeckte ihren Mund. Diara biss und trat mit aller Kraft zu, hörte Schmerzenschreie und war versucht aus dieser Gruppe von Kämpfern weg zu rennen, doch sie wusste, es war zu spät. Die Dunkelheit war bereits heran gekrochen und mit ihrem Gespür für Blut roch sie jenes der Hexe.
Geistesabwesend strich sie mit ihrem Finger um ihr Schwert, leckte an ihrem blutbefleckten Finger und sah Vintal, der ihren Blick auffing, traurig an. Repko kämpfte mit seinen Hieben und Messerstichen gut gegen die anderen an, und auch Göflington, der immer wieder versuchte seinen Hintern zu retten und dabei nicht die Kontrolle zu verlieren, was Diara und Vintal anging, schienen nicht zu merken, wie dicker Qualm sich in den Himmel löste und dieser Kampf nun sinnlos war, sie mussten flüchten. Diara die ihren eigenen Herzschlag deutlicher vernahm als alles andere, drehte sich abrupt um und stieß ihr Schwert erneut in den Körper eines Soldaten, wünschte sich nichts sehnlicher als Stille und ... Vintal….
DJ n
So, weiter erstmal mit einem Aufruf:
Die Chronisten der Unterwelt brauchen neue Opf....
ääääh... talentierte Schreiberlinge, die Lust an Fantasygeschichten haben und an diesem Werke gerne mitwirken würden. Meldet euch bitte per PN bei DJ n oder mir und es kann über weiteres gesprochen werden.
Über jeden Schreiberling, sei es nun ein zweiter Goethe, oder sei es nun nur ein Hobbyautor freuen wir uns. :)
Wir hoffen... nein, wir zählen gar auf euch. :A
Aber nun weiter mit the_question und DJ n
The Question:
Vintal konnte spüren was in Diara vorging, doch hatte er keinerlei Zeit sich jetzt darauf zu konzentrieren. Er sah zu Göflington hinüber, der mit seinen Handschuhen gerade jemandem die Nase in Richtung Hirn schickte und zu Repko, der mit seiner doch recht leichten Bewaffnung ziemlich gut vorrankam. »Verdammt, wir müssen hier raus« schoss es Vintal durch den Kopf. Gerade als er den letzten am Feld stehenden Adepten mit seiner Lanze gen Himmel schickte, kamen mehr und mehr Adepten um die Ecke gerannt. "Verdammt, das werden ja immer mehr!" schrie Repko und spuckte einen Mund voll Blut auf den Boden. "Wir haben keine Wahl, wir müssen kämpfen!" schrie Göflington, doch wurde er vor einem neuen Satz von Vintal unterbrochen. "Es gibt eine zweite Option - Fliehen.." sprach Vintal gelassen. "Jedoch müssen wir den Weg erst freiräumen." sagte Repko und grinste. Einer der Adepten sprang auf Vintals rücken und rammte ihm einen Dolch in den rechten Arm. Vintal schrie kurz auf, bevor er den Adepten mit aller Kraft packte und ihn mit ganzer Kraft gegen zwei andere Adepten warf. Ein kurzes Knacksen liess vermuten, dass jene nichtmehr aufstehn würden. Vintal hielt sich den blutenden Arm. Diara roch Vintals Blut, doch musste sie sich zusammenreissen, ihren Instinkten jetzt keinen freien Lauf lassen. Sie zog ihr Schwert heran und rannte auf den nächsten Adepten zu, Repko und Göflingten taten es ihr gleich. Vintal biss die Zähne zusammen, ehe er diesen Schritt tat.
"ZUR SEITE LEUTE" brüllte er, und seine Kumpanen drehten sich verwirrt um, ehe sie zur Seite sprangen. In dem Moment zog Vintal eine kleine Phiole aus seinem zerissenen und schmutzigen Umhang und warf sie mit letzter Kraft in Richtung Adepten. Diese schrien nur auf und blieben sofort stehn, denn vor ihnen hatte sich plötzlich eine riesige Wand aus Feuer aufgebaut. "Und jetzt los, wir müssen hier weg!" brüllte Vintal in Richtung seiner neuen "Freunde". Diara schoss sofort zu Vintal, um seine Wunde zu versorgen. Sie riss ein Stück von Vintals Umhang ab und verband seinen Arm. "Das sollte einigermassen helfen..." sagte Diara und blickte Vintal lächelnd in seine purpurroten Augen. Dieser Blick machte Vintal ganz lüstern, es war einfach hinreissend, ihr Lächeln zu sehen. Göflington und Repko standen nun selbst auch neben Vintal und Diara. "Und nun?" sprach Repko. "Wir versuchen in südlicher Richtung über die Stadtmauer zu kommen. In den Schatten der Wälder haben wir eine größere Überlebenschance als hier." sprach Vintal. "Doch wie sollen wir über die Stadtmauer kommen, Vintal?! Die ist doch locker an die 15 Fuß hoch!" meinte Göflington mit weit aufgerissenen Augen.
"Du hast wohl vergessen, dass meinereiner fliegen kann? Sollte kein Problem sein, jeden von euch da rüber zu schaffen." sprach Vintal. "Doch nun sollten wir gehn, ehe noch mehr von diesen Bastarden kommen." sagte er und stand auf. So liefen sie alle gen Süden, in Richtung Stadtmauer und hofften, dass keine weiteren Adepten mehr ihren Weg kreuzen würden. "Achja Vintal... sagmal, was hast du da vorhin geworfen?" fragte Diara ihn mit einem seltsamen Blick. "Die Phiole? Das war... Drachenfeuer." sagte Vintal. "Drachenfeuer?" unterbrach Repko "Ist das Zeug nicht schweineteuer?". Vintal grinste. "Naja, ich hab da meine Quellen..."
Und so liefen sie weiter durch die dunklen und dreckigen Gassen...
DJ n:
Als der Dunkelelf und sein menschlicher Begleiter samt ihrer Reittiere den Boden des Hafens von Caalador unter den Füßen hatten, musste sich dieser mit großer Mühe davon abhalten, auf die Knie zu fallen und inbrünstig den Boden zu küssen. Endlich, nach einer Reise von guten 10 Tagen, der Sturm hatte sie länger aufgehalten, als Kapitän SDS gedacht hatte, hatten sie den Hafen von Caalador auf dem Kontinent Tareisos erreicht. „Ich werd’ länger hier vor Anker bleibn’.“ sprach der wettergegerbte Seebär zu seinen beiden Passagieren, während seine Mannschaft einige Kisten und Fässer von Bord schleppte, angetrieben von den Peitschen der Bootsmänner. „Der Sturm hat meim’ Schiff ziemlich zugesetzt und ’s muss jetzt erstmal ins Dock und ordentlich geflickt werden, das gute Stück.“. Mit gequälter Miene sah er auf den Nachtfalken; das Schiff hatte wahrlich einiges in dem Sturm abbekommen und es war ein Wunder, betrachtete man das gewaltige Loch in der Bugwand und die zerrissenen Segel am Hauptmast, dass das Schiff noch in einem Stück im Hafen angekommen war. „’s hat schon vieles mitgemacht und überstanden, aber so schlimm hat es bisher nie ausgesehen.“ murmelte SDS nachdenklich auf das Schiff blickend. „Nun gut Käptn’.“ begann Astiroth und versuchte, jegliche Ungeduld aus seiner Stimme zu verbannen. „Ich und mein Diener haben noch einige Angelegenheiten hier zu erledigen und wir würden uns gern so schnell es geht mit der Erledigung befassen.“. Kapitän SDS blickte kurz verwirrt den mageren Mann an, nickte dann kräftig und reichte Astiroth die Hand. Dieser zögerte kurz, ergriff dann die Hand und schüttelte sie, besser gesagt, schüttelte SDS die Hand Astiroths, denn der Seebär hatte einen festen Griff und einen starken Arm, mit dem er Astiroth ordentlich durchschüttelte. Trigaram verbarg sein Grinsen über dieses Bild unter seiner Kapuze, die er sich tief ins Gesicht gezogen hatte, um seine Abstammung zu verbergen. „Dann macht’s gut mein Herr.“ grinste SDS, wandte sich wieder seinem Schiff zu und brüllte seiner Mannschaft einige Befehle zu. Trigaram und Astiroth hatten kaum den Pier verlassen, als sich der Mensch schon an den vermummten Dunkelelfen wandte: „Und wohin müssen wir jetzt?“. Trigaram zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“. Er blinzelte in die Sonne; das Klima war trocken, heiß und die Sonne brannte unerbittlich vom Himmel herab. „Lass uns erstmal eine Unterkunft suchen, in der wir unseren Proviant auffüllen und den Pferden zu saufen geben können. Dann machen wir uns auf die Suche nach dem Informanten, der uns sagen soll, wohin wir uns begeben müssen.“. Astiroth lächelte spöttisch: „Na ja, Proviant solltest du nach der Seereise noch genügend haben.“. Trigaram überging die Bemerkung und deutete auf ein Gasthaus. „Dort können wir unterkommen.“. Die beiden Männer lenkten ihre Pferde in Richtung der Gaststätte und stiegen vor der Tür ab, wo ihnen schon ein Junge entgegen kam. „Gib den Pferden zu saufen und fressen. Und striegle sie ordentlich.“ sagte Trigaram dem Jungen und warf ihm eine Kupfermünze zu, die er zuvor aus seinem Beutel unter dem Umhang genommen hatte. Die dunklen Augen, die von dem schwarzen Haar beinahe komplett verdeckt wurden, leuchteten freudig auf und ohne Umschweife führte der Junge die Tiere in den Stall.
Im Gasthaus selbst war es angenehm kühl und dunkel; der Wirt war ein dicklicher Mann mit fleischigem Gesicht, dunklen Knopfaugen, wenig Haupthaar und einer eher knapp bemessenen Intelligenz; für ein Zimmer mit zwei Betten und die Versorgung der Pferde verlangte der Wirt einen Spottpreis, den in Garmil nicht mal der beste Feilscher der Welt hätte aushandeln können. Anscheinend war das Geld auf Tareisos nicht von so großer Bedeutung, wie auf Garmil.
Das Zimmer, welches Trigaram und Astiroth gegeben wurde, war ordentlich, sauber und die Betten machten den Eindruck einer regelmäßigen Pflege. „Gar nicht mal so übel.“ sagte Astiroth und setzte sich auf sein Bett. „Ja… aber irgendwie… ich weiß nicht, ich habe da so ein seltsames Gefühl; schon seit wir hier angekommen sind.“ sagte Trigaram und sah nachdenklich aus dem Fenster hinaus. „Du hast irgendwie immer ein seltsames Gefühl, Trigaram.“ spöttelte Astiroth und streckte die Beine von sich. Trigaram sah den Menschen an. Wahrscheinlich hatte er Recht. Wohlmöglich war er nur noch etwas gereizt von der Seereise und dem Sturm, den sie nur mit Müh und Not heil überstanden hatten. „Lass uns in die Gaststube gehen und was essen, mir hängt der Magen in den Kniekehlen.“. Der Dunkelelf nickte und die beiden Männer begaben sich in die kühle Gaststube, wo sich einige Gäste aufhielten, hauptsächlich Reisende.
Sie saßen kaum zehn Minuten in der Stube, als Trigaram eine seltsame Gestalt auffiel, die in die Stube getaumelt kam. Ihr ganzer dünner Körper war rot, wie der Panzer eines Krebses und bedeckt mit einer dünnen Sandschicht. Allem Anschein nach handelte es sich um einen jungen Mann, nur war von ihm nicht mehr als ein Gerippe mit einer dünnen Fleischschicht und glühend roter Haut übrig geblieben. Die sandigen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht und verdeckten die Augen, in denen der Wahnsinn regierte.
Taumelnd bewegte sich der junge Mann durch die Stube, von den anderen Gästen und dem Wirt unbeachtet, und bahnte sich seinen Weg auf Trigaram und Astiroth zu. „Was ist das für eine jämmerliche Gestalt?“ zischte Astiroth und zog unter seinem Umhang leise den Dolch ein wenig aus der Scheide. „Keine Ahnung, aber geheuer kommt er mir auch nicht vor…“ erwiderte der Dunkelelf und langte ebenfalls unter seinem Umhang nach einem der Dolche. „Endlich habe ich euch gefunden…!“ rief die Gestalt aus, als sie knapp eine Armlänge vom Tisch weg war. „Endlich gefunden!“. Mit zitternder Hand fuhr sich der Mann über das Gesicht und schabte dabei ein wenig Sand aus dem fahlen Gesicht. „Ihr habt uns Gesucht?“ fragte Trigaram und festigte den Griff um seinen Dolch. „Ja, gesucht… und endlich gefunden… endlich gefunden…“. Trigaram sah sich in der Stube um; bisher hatte ihnen keiner der Anwesenden viel Aufmerksamkeit geschenkt, jedoch konnte sich dies schlagartig ändern, je nachdem, mit was für einer Person sich Trigaram und Astiroth mit diesem seltsamen jungen Mann konfrontiert sahen. Daher erhob sich der Dunkelelf und sagte: „Lasst uns unsere Unterhaltung an einem ruhigeren Ort fortsetzen, Freund.“. Mit diesen Worten schob Trigaram den seltsamen Mann vor sich her in Richtung des Wohnkomplexes des Gasthauses, gefolgt von Astiroth.
In ihrem Zimmer angekommen warf Trigaram die Kapuze, die er zuvor tief ins Gesicht gezogen hatte, von seinem Kopf und entfesselte damit einen gewaltigen Aufschrei des Unbekannten. „Nicht wehtun!“ kreischte er und warf sich auf dem Boden, wo er ungestüm die Stirn gegen die Seinplatten schlug. „Nicht wehtun, dunkles Wesen!“. Schnell sprang Trigaram vor und riss den Mann auf die Beine zurück. „Seid ruhig, wir tun euch nichts.“ sagte der Dunkelelf ruhig. „Nicht wehtun… Stey Greal ist lieb… nur nicht wehtun…“.
The_question
17.06.2005, 17:54
Nach langem warten geht es wiedermal weiter mit zwei neuen Episoden von Daen und CK-2578. Ich möchte weiters darauf hinweisen, dass Lob, Kritik oder Bewerbungen für die CdU bei uns IMMER gern gesehen werden. Meldet euch doch einfach bei einem der Chronisten, wenn ihr Lust habt mit zu machen. :)
Daen:
Abschätzend sah Daen auf die übel zugerichteten orkischen Soldaten hinab, die sich unbehaglich und wütend knurrend in den Fesseln der Grenzreiter wanden und den umstehenden böse unheilverkündende Blicke unter ihren buschigen Augenbrauen zuwarfen. Der alte Ritter schmatzte einmal unwillig, trat auf den ersten Gefangenen zu und ging langsam in die Knie, so das sich sein Gesicht direkt vor dem Gesicht des orkischen Spähers befand. Lange sah er der tierhaften Kreatur in die Augen und versuchte – wie schon seit Jahrzehnten immerwährenden Krieges – diesen Hass zu verstehen und zu ergründen, der in allen orkischen Augen aufblitzte, wenn sie Menschen ansichtig wurden und mit einem lauten Seufzen erinnerte sich Daen an die wahrhaftig unzähligen Feldzüge gegenseitig zur Schau getragenen Hasses zwischen Menschen und Orks, jedes Mal Vorstösse wagemutiger Pioniere in fremdes Land, jedes Mal ein Massaker, gefolgt von einem Kreuzzug oder dem simplen Schrei nach Rache. „Nichtsdestotrotz – die Orks sind eine Plage und selbst den Göttern ein Unwillen!“, rief sich Daen die Worte seines Tempelobersten ins Gedächtnis und er nickte langsam. Das gutturale Grollen des Orkes vor ihm riss ihn aus seinen Gedanken und seine mächtigen Hauer hebten sich, als er in der Sprache der Menschen mühselig einige Worte formte: „Und nun, Kriegshäuptling der Menschen?“
Yoshua, der einige Schritte zurückgeblieben war und sich während der ersten Momente noch kaum am tief ausgeschnittenen Rückenteil des Kampfgewandes von Vidoria satt sehen konnte, hatte Probleme, diese Worte zu verstehen, die mit so vielen Knurrlauten unterlegt waren und so wandte er den Blick vom grazilen Rücken der Elfe ab und schritt auf den nächstbesten Ork zu.
„Soldat des Orkstammes! Ich setze dich hiermit darüber in Kenntnis, das du im Zuge einer kriegerischen Auseinandersetzung gefangengenommen wurdest.“, fing der Ritter mit deutlicher Stimme an zu sprechen, was die gefangenen Orken sichtlich erheiterte, denn zwischen verächtlichem Ausspucken war nun auch heiseres Lachen zu vernehmen.
„Nach den Gesetzen meines Ordens würde euch selbstverständlich kein Leid geschehen, Folter oder Misshandlung blieben euch natürlich erspart...“, sprach Daen weiter, doch einer der Orks lachte nun lauter und rief böse grollend. „Wir kennen die Gesetze deines Kriegsgeistes Rondra, alter Mann! Ehre ist die Schwäche der Menschen, ihre Gesetze sind dumm!“ Daen nickte langsam und nachdenklich und fuhr dann ungerührt fort: „...doch dummerweise seid ihr nicht meine Gefangenen, sondern die Gefangenen der Grenzreiter, die offiziell nicht einmal existieren und über keinerlei formelle Bindung zu regulären, königlichen Truppen verfügen.“
Einige Orks wurden stiller und Daen glaubte, wie der Krieger vor sich vor Anstrengung des Nachdenkens mit den Zähnen knirschte. Schließlich aber grinste er wieder breit und grollte: „Nun, Schmerz ist dem Ork nicht fremd. Egal wie sehr ihr uns foltert, wir bleiben stumm, schickt uns doch zu unseren Göttern, wir lachen nur über eure Mühen!“ Und damit spuckte er dem Ritter direkt ins Gesicht, was von johlendem Grölen seiner orkischen Kameraden gefeiert wurde. Daen tupfte sich mit einem Stück Stoff den eklig anmutenden orkischen Gunstbeweis aus dem Gesicht, als Einer der Waldläufer herantrat, dem Gefangenen brutal in die Seite trat und brüllte: „Du stinkendes Stück Mist! Ich will sofort wissen, was ihr in diesen Wäldern zu schaffen habt, warum seid ihr hier?“ Der Angesprochene knurrte unwillig und ließ die Stiefeltritte des Mannes scheinbar ungerührt über sich ergehen.
Yoshua war mittlerweile herangetreten und schüttelte den Kopf über den Streit, als er beschloss, die Fesseln der Gefangenen zu überprüfen, doch kaum näherte er sich dem ersten Ork, als dieser sich plötzlich umdrehte, laut brüllte und mit den gefesselten Beinen in die Luft sprang um sich auf den jungen Waldläufer zu werfen. Noch ehe der junge Mann sich vollkommen von seinem Schock erholt hatte, spürte er die kratzbürstige, schwielige und warzige Haut zweier Orkbeine um seinen Hals, während er mit dem Kopf im Schoß des Orkenkriegers lag, der meckernd lachte. Völlig verzweifelt und in panischer Angst versuchte Yoshua die Beinschere des Orken um seinen Hals zu sprengen, kratzte und schlug gegen die Beine, doch die stahlharten Muskelstränge des Kriegers schlossen sich nur noch enger um seinen Hals und langsam traten ihm die Augen aus den Höhlen, als er nach Luft rang.
„Ein Wort nur, und diese kleine Mistmade stirbt!“, knurrte der Ork und in den Gesichtern seiner Kameraden zeigte sich erstmals Hoffnung. Daen trat aus Pflichtgefühl einen Schritt näher heran und wollte vermitteln, als der Ork schnell die Beine enger zusammenzog und dem Waldläufer jeden Rest Luft aus den Lungen pumpte. „Noch ein Schritt näher und ich breche ihm das Genick!!“, brüllte der Krieger und die zuckenden Bewegungen Yoshuas erschlafften langsam. In Daens Kopf arbeitete es fieberhaft, blitzschnell ging er die Möglichkeiten und Optionen durch, seine Finger ballten sich zu Fäusten, er erwog, sich auf den Ork zu stürzen, doch spürte er eine fast väterliche Sorge um den jungen Mann, der gerade von den Beinen des Orks gewürgt wurde und hielt verwundert ob seiner Gefühlswelt inne.
Der Ork fixierte den alten Ritter mit dem flinken Blick seiner Schweinsaugen, dann grinste er triumphierend und spannte seine Muskeln, um den Waldläufer zu Boron zu schicken, als innerhalb von Bruchteilen von Augenblicken das Sirren einer Sehne zu hören und für Yoshuas dahinschwindenden Geist das Durchschlitzen der Luft zu hören war – gefolgt von einem Geräusch das klang, als würde eine metallene Pfeilspitze in Holz einschlagen und verwundert stellte der junge Mann fest, das er wieder atmen konnte und das sein Peiniger langsam und mit dem dümmlichen Gesichtausdruck des Entsetzens der Oberkörper des gefesselten Orks nach hinten kippte, wo der Pfeil, der in seinem Auge steckte, senkrecht in die Luft zeigte.
Schwankend stand Yoshua auf, sah durch einen blutigen Nebel mit weißen Schneeflocken durchsetzt einen arg besorgt dreinblickenden Daen und eine kalt lächelnde Elfe mit wunderschönem schwarzen Haar – dann wurde es ihm dunkel vor Augen und aufseufzend fiel er zu Boden.
Schnell stürzte der Ritter zu seinem jungen Gefährten und innerhalb weniger Augenblicke war auch Felicitas an seiner Seite, während ihre Schwester noch immer mit starrem Blick voll animalischem Hasses auf die Leiche des Orks blickte und langsam ihren gespannten Bogen senken ließ, auf dem bereits wieder ein Pfeil eingelegt war.
Der Ritter van der Wall riss die Tunika auf und betrachtete die bleiche – mit Abschürfungen verunzierte Haut des Mannes und spürte ein unbestimmtes Gefühl der Trauer, das sich erhärtete, als er die bleichen Lippen des Waldläufers sah und keinen Atem mehr spürte.
Von schlimmer Sorge erfüllt biss er sich auf die Unterlippe, während die Elfenpriesterin neben ihm einen Gesang anstimmte und ihre schlanken grazilen Finger über Hals, Brust und Gesicht des jungen Waldläufers wandern ließ.
Yoshua wandelte im Dunkel, er spürte, das Etwas seinen Hals durchtrennt hatte und während er wusste, das er durch die alles verzehrende Schwärze rannte, konnte er doch seine Beine und seinen Körper nicht spüren. Er wollte schlafen und vergessen und es schien ihm eine gute Idee, sich auf der Stelle in die Dunkelheit zu betten um bis in die Ewigkeit zu ruhen, doch er hörte leisen Singsang einer wunderschönen weiblichen Stimme und konnte sich nicht erinnern, Jemals etwas so wunderschönes gehört zu haben. Er wollte wachbleiben, um diesem Gesang weiter zu lauschen, doch er spürte, wie ihn die bleierne Müdigkeit abermals mit dem Wunsch nach ewigem Schlaf übermannte und er sank langsam auf die Knie. Lächelnd und zufrieden wog er seinen Oberkörper im Takt der unhörbaren Melodie des weiblichen Gesanges und schreckte auf, als der Gesang nun lauter und näher schien und in der Dunkelheit wurde ein Licht geboren, ein kleiner Funke nur, der rasch größer wurde und sich als zierliche kleine weibliche Gestalt entpuppte, die große Ähnlichkeit mit der wunderschönen Vidoria hatte, doch Gutmütigkeit auf dem Gesicht zeigte, wo man bei der dunkelhaarigen Elfe nur Arroganz fand, und Liebe in den Augen wo Vidoria nur Härte kannte. Die handtellergroße Elfe schien schweben zu können und wob mit dem Licht ihres leuchtenden Leibes faszinierende Muster in die Dunkelheit und er spürte, das es eine gute Idee wäre, dem Schauspiel noch wenige Augenblicke beizuwohnen, wurden die Bewegungen der Gestalt rasch schneller und die Muster immer komplexer. Schließlich hielt die schwebende weibliche Gestalt erschöpft inne und der junge Mann sah nun, das ihr daumennagelgroßes Gesicht direkt vor seinen Augen schwebte. In ihrem Blick lag eine solche ausdrucksstarke Liebe, das es den jungen Mann fast zu Tränen rührte und er lächelte die Erscheinung scheu an, die sich langsam von ihm entfernte, dann urplötzlich in die Luft sauste und mit der Geschwindigkeit eines Pfeiles auf ihn zuschoss, direkt auf seine Brust zuhielt und mit dem Gefühl glutvoller und schmerzhafter Hitze in seiner Brust verschwand, wo der Schmerz in seinem Herzen zu explodieren schien und er schrie jämmerlich - schlug die Augen auf und erblickte in unglaublicher Schärfe das mehr als wütende Gesicht des Ritters Daen van der Wall, dessen Wappenrock über und über mit Erbrochenem besudelt war, das auch auf seiner Brust und Tunika zu finden war, doch sein Blick wurde gefangengehalten von einer schlanken Gestalt in den Armen von Vidoria – Felicitas, die Zwillingsschwester der schönen unnahbaren Elfe, die bleich und erschöpft von ihr weggetragen wurde, nachdem Vidoria ihm noch zugeflüstert hatte: „Ich habe deinen Körper gerettet, Felicitas deine Seele! Rechne damit, das du uns Etwas schuldig bist!“
Und damit wandte sie sich ab und bettete den Leib ihrer zitternden Schwester auf weiches Moos, während Daen Yoshua schmerzhaft an seinem linken Ohr hochzog und ihn mit kaum unterdrückter Wut anfunkelte: „Was, was hast du dir dabei gedacht? Denkst du, das ist ein Spiel, Junge? Du bist nicht mehr in deinem Wald, die Zeiten deiner Herumtreiberei sind endgültig vorbei, also verschwinde bloß aus meinen Augen, bis die Reise weitergeht! Felicitas, es hätte...,“ er rang mühsam nach Worten, atmete dann tief durch und ließ den vor Schmerz leise seufzenden jungen Mann los. „Geh dich am Fluss waschen, dann nehmen wir die Orks mit ins Lager!“, befahl er und Yoshua schlich wie ein geprügelter Hund Richtung Fluss davon.
Daen drehte sich um und bereute seine Härte sofort, doch der Geruch des Erbrochenen ließ ihn würgen und seine Angst um Felicitas hatte ihn barsch werden lassen, wofür er sich schämte. Er wollte sich gerade umdrehen, um sich zu entschuldigen, als er sah, das die gefangenen Orken allesamt dem Mann hinterher glotzten, der sich gerade im Fluss dabei war zu waschen und ihre Anspannung war förmlich greifbar.
Verwundert kniff der Ritter die Augen zusammen, als Yoshua vom Fluss ein überraschtes Keuchen hören ließ und eine braune Reitertasche aus dem Uferschlamm fischte.
Die Orks wanden sich in ihren Fesseln und Daen musste unwillkürlich lächeln. „Vielleicht hatten die Glückgötter doch ein Einsehen mit diesem jungen Narren!“, dachte er bei sich und hoffte, das er auf die Grausamkeiten einer Folterung orkischer Soldaten nun verzichten konnte. Die Orks schienen mittlerweile wild und brüllten herum und grunzten sich auf orkisch zum, als der junge Mann, halbnackt und mit nassen Haaren, auf den Ritter zurannte und schnell schloss sich ein Kreis aus Waldläufern und Grenzreiter um die Beiden, als Daen die Tasche öffnete und eine Karte herausholte, auf der eine Stelle dick mit Kerzenwachs markiert war.
„Der Druidentempel!“, hauchte einer der Waldläufer – ein bärtiger Veteran mit Augenklappe – ehrfürchtig und ein Jüngerer fiel ein: „Was wollten die Orks denn dort? Bis auf die Dareos-Statuen gibt es dort doch Nichts außer Efeu und moosbewachsenen Steinen?“
Doch der alte Ritter hörte den Disput der beiden Grenzreiter nicht, da er wie hypnotisiert in einen funkelnden Stein blickte, der sich ebenfalls in der Tasche befand. Er erwachte erst wieder aus seiner Trance, als Yoshua ihn sanft in die Seite stieß.
„Was habt Ihr gesehen?“, fragte vorsichtig, konnte er nicht um die Laune des Ritters wissen, doch Dieser legte freundschaftlich seine Hand auf die Schulter des jungen Mannes und meinte nachdenklich: „Ferne Welten, ewige Weiten und ein – Praios vergib mir – verdammt hässliches menschliches Antlitz!“
Die vier Flüchtlinge rannten, bis ihnen die Lungen brannten und sie sich keuchend auf das weiche Moosbett und dem Nadelteppich des Waldes ausruhen mussten.
Die letzten Teil der Strecke musste Vintal sogar getragen werden, da der seltsame Drachenmensch keinen Fuß mehr vor den Anderen setzen konnte, so sehr hatte ihn das Fliegen die letzten Stunden ausgelaugt und angestrengt.
Schon als er über die Mauer flog, um das Seil zum Klettern für die Anderen festzumachen, spürte er, das er es übertrieben hatte und sein unreines Erbe es ihm mit schrecklichen Gliederschmerzen und einer bleiernen Müdigkeit vergelten würde.
Repko lag vollkommen durchnässt vom Schweiß auf dem Boden und wischte sich mit dem verdreckten Hemdsärmel über das Gesicht, während er Göflington böse – jedoch unbeachtete – Blicke zuwarf, da er sich gerade rührend um Diara kümmerte, ihr aus Tannenzweigen ein kleines Kissen bastelte und seinen Umhang ihr als Decke reichte.
Repko hingegen lag mit dem Kopf auf dem Bauch des vor Erschöpfung dösenden Vintals und verfluchte das Gewicht des seltsamen Unbekannten, den zu tragen und zu stützen sich Göflington geweigert hatte und nun, da er sah, wie selbstlos sich Göflington um die hübsche Hexe kümmerte, konnte er diese Weigerung auch verstehen – jedenfalls aus der Sicht eines kindisch eifersüchtigen Halbwüchsigen.
Seufzend stand der massige Mann auf und beschloss, sich erst einmal zu erleichtern, danach würden sie etwas essen und dann weitersehen, immerhin schien ihre Flucht gelungen zu sein.
An seiner Wollhose herumnestelnd verschwand Repko im Unterholz.
Göflington indessen bemerkte weder das Verschwinden Repkos, noch die bösen Blicke aus den halbgeschlossenen Augen Vintals, der sich kaum bewegen konnte und der ob seines normalerweise eher heißen Drachenblutes hier am kalten Waldboden stark fröstelte und zitterte – auch wenn ihm der begehrliche verliebte Blick Göflingtons und seine ständigen Streicheleien über Arme und Wange Diaras fast ohnmächtig vor Zorn werden ließen, zumal Diara seinen dummdreisten verliebten Bernhardinerblick kokett erwiderte. Dann jedoch blickte sie an ihm vorbei und sah den herumliegenden Vintal, der sich gerade stöhnend aufzurichten versuchte und eilte zu ihm.
Sie kam jedoch nicht weit, denn direkt vor ihr schlug plötzlich der laute Ruf „Verdammte Scheisse!“ wie eine Katapultkugel ein und plötzlich stand Repko vor Vintal, Göflington und Diara – mit heruntergelassenen Hosen und bleichem Gesicht.
„Was...was hast du?“, fragte Vintal verwirrt und Repko, der noch immer ungläubig glotzte, murmelte: „Ich habe gerade eine Statue Dareos angepisst, die mitten im Wald stand...ich dachte, es wäre ein Stein...!“
„Eine Statue Dareos?? Mitten im Wald?“, hakte Diara nach und die Drei blicken Repko neugierig und verwundert an, der gerade seine Hose wieder hochzog.
CK-2578:
Die Flammen zehrten schnell von der ihr gebotenen organischen Masse, ebenso schnell wie das reinigende Feuer der Erwählten des Dareos falsche Lügen und Dämonen aus Ketzern und Anbetern des Brudermörders austrieb, auf dass sie Vergebung im Tode finden würden. Inquisitor Eiskenderans Augen glitzerten fiebrig, als er die schmierigen Ascheklumpen musterte, die das Feuer zurückließ. Vage war er sich des Inquisitornovizen Mangar bewusst, der das Lager der Vollstrecker Dareos abseits der Stadt bereits vor der Gefangennahme der Ketzerin mit seinen frisch angeworbenen Rekruten für die Dienste des Gottkönigs aufgesucht hatte.
„Sehet dies und wisset, Mangar, dass der Wille des Dareos sie alle ereilen wird...“, intonierte er leise.
„Ja, Inquisitor. Die Weisheit des Dareos erleuchtet uns...“
Exekutor Valerian unterbrach ihren kurzen Wortwechsel, als er mit hochrotem Gesicht und gekleidet in die prächtige Rüstung eines Exekutors, deren purpurner Umhang mit der goldenen Sonne der Vollstrecker bestickt war, vor sie trat und offenkundig von einer höchst destruktiven Laune getrieben wurde.
„Mein Exekutor...?“, fragte Eiskenderan vorsichtig und bemerkte ernüchtert, wie Novize Mangar im Begriff war, sich ein paar Schritte zu entfernen.
„Ihr bleibt hier, „Protektor des Wahren Glaubens“...!“, bellte der Exekutor, auch wenn seine Stimme bei der Bezeichnung des Novizen deutlich mit Spott gezeichnet war, da Mangar besonders unter den Soldaten und in seinen Augen „ordinären“ Vollstreckern einen äußerst schlechten Ruf hatte, seit er zur Legion Valerians gestoßen war.
„Und nun zu Euch, Inquisitor... und zu Euren Eigenmächtigkeiten...“
Eiskenderan wurde merklich bleicher. Er hatte gehofft, den Exekutor mit der Verbrennung dieser einigermaßen zu besänftigen- ein Irrglaube.
„Mein Exekutor, die Säuberung der Stadt hat sich als... schwierig erwiesen...“
Ein raubtierähnliches Lächeln erschien auf den Zügen des für einen Exekutor noch relativ jungen Mannes, doch es war ein vor Hohn triefendes Lächeln, welches Eiskenderans Eingeweide gefrieren ließ. Der Inquisitor erwiderte diesen Blick dennoch trotzig. Was wagte es dieser ordinäre Vollstreckersoldat, auf diese Art und Weise mit einem Erwählten des Dareos zu sprechen?
„Das kann ich mir vorstellen, Inquisitor, zumal sie ohne meine Genehmigung geschah. Es war ein törichter Schachzug, Eure Adepten in die Stadt zu führen... sie sind bei weitem keine Soldaten.“
„Mein Exekutor, dem ketzerischen Treiben in der Stadt musste ein Ende be...“
„Aber nicht auf Kosten meines Auftrages!“, unterbrach Valerian ihn scharf und hatte seine geballte Faust urplötzlich in beängstigende Nähe zu seinem Schwert dirigiert. „Ich weiß, dass der Hochinquisitor Euch zu seinem...“ Er suchte nach einer passenden Bezeichnung. „Spürhund in dieser Stadt gemacht hat, aber dies bedeutet nicht, dass ihr die Adepten dieser Legion für Eure Zwecke einspannen dürft wie es Euch passt.“
„Ich... bitte um Vergebung, Exekutor“, erwiderte Eiskenderan zähneknirschend. Noch war es Valerian, dem die Obrigkeit oblag, und der Inquisitor wusste es. Nachdem er in der Stadt versagt hatte, würde es wahrscheinlich auf ewig so bleiben...
„So, tut ihr das? Die Legion wird ihren Weg fortsetzen- weiter zur Grenze!“
Eiskenderan öffnete protestierend seinen Mund.
„Mein Exekutor, ein Teil der Adepten sind noch in der Stadt auf der Suche nach dem Drachenbastard und seinen ketzerischen Helferin...“
„Ich weiß, Eiskenderan.“ Der Exekutor grinste selbstgefällig. „Deswegen werdet Ihr mit dem Protektor auch hier bleiben.“
Hinter sich vernahm Eiskenderan ein scharfes Luftholen.
„Habt ihr etwas zu sagen, Mangar? Dann schweigt gefälligst. Ihr habt Euch diesen Zusatzdienst durch Eure Unfähigkeit die Adepten bei meiner Legion zu behalten selbst zuzuschreiben...“
Abrupt wandte er Exekutor sich mit wallendem Umhang ab und ging in Richtung einer Gruppe ähnlich gepanzerter Männer, die ihre purpurn geschmückten Schlachtrösser bereits vorbereitet hatten- eine Phalanx, die die persönliche Leibgarde des Exekutors darstellte. Nun bemerkte Eiskenderan, dass im gesamten Lager die Zelte abgebrochen wurden- lediglich der Scheiterhaufen der Hexe blieb unangetastet. Wütend ballte er seine Fäuste.
„Wenn ich diese Ketzer finde, lasse ich sie die glühenden Eisen spüren...“, knurrte Mangar hinter ihm. Eiskenderan wandte sich spöttisch um.
„Glaubt Ihr, wir kriegen sie noch? Glaubt ihr, Eure Adepten sind noch am Leben?“
„Was...?“ Die Stimme des Novizen klang ehrlich erschüttert.
„Dieser Drachenmensch und seine Begleiter sind Ausgeburten des Brudermörders... Eure Adepten mögen zwar die Lehren des Dareos und die Kunst der Bekehrung erlernt haben, aber gegen Klauen und blanke Schwerter hilft das nichts. In dieser Beziehung hatte Valerian recht...“
„Und was sollen wir dann ausrichten können, Bruder?“
„Abwarten, Mangar...“ Der Inquisitor tastete nach seinem in der Scheide steckenden Schert. „Abwarten...“
Drei Stunden später, immer noch begleitet durch das milchige Mondlicht der Nacht, ritt eine beeindruckende Kolonne wie ein purpurner Wurm gen Osten, angeführt von einer Gruppe Reiter, hinter denen die purpurn gekleideten Fußsoldaten im Staub der Hufe folgen mussten, ihre Marschformation ab und an durchbrochen durch einen der von jeweils zwei Pferden gezogenen Wagen. An der Spitze seiner Legion ritt, umringt von seiner Leibwache und begleitet von seinen Unterführern und Beratern, Exekutor Valerian und blickte nachdenklich zum Horizont. Das langsam verbrennende Gesicht der wie wahnsinnig kichernden Hexe wollte nicht aus seinen Gedanken weichen, ihre ketzerischen Worte hatten sich tief in seiner Seele festgesetzt. „Du wirst sterben, heute Nacht, durch die Hand einer Frau...“, hallte ihre keifende Stimme durch seinen Kopf und ließ ihn erschaudernd zum sinkenden Mond blicken. Die lange Nacht war nun fast vorüber... wahrscheinlich hatte sie in ihrer Verzweiflung Unsinn geredet. Schließlich gewährte Dareos den Ungläubigen keine Visionen, ganz gleich, welcher verderbten Zauberkraft sie sich bedienten. Ein siegessicheres Grinsen erschien auf den Zügen des Exekutors. War seine Legion erst am im Schatten versunkenen Gebirge, würde er reichlich Ruhm ernten und die Worte der verwirrten Hexe würden vergessen sein...
Astiroths Miene verhieß Unheil. Er hatte von diesem trostlosen Kontinent bereits jetzt, nach der kurzen Zeit, die sie durch die sonnen- und sandsturmgepeinigten Straßen Calaadors gehastet waren, genug und nicht mehr die Nerven, sich mit Unsinn brabbelnden und schmutzigen Eingeborenen auseinander zusetzen. Der sehnige Arm des Mannes schoss hervor und seine kräftigen Finger legten sich unbarmherzig um die Kehle dieses Stey Greal, der daraufhin erstickt zu keuchen begann und hektisch mit den Beinen zappelte.
„In die Worte meines halbelfischen Begleiters darfst du nicht zuviel Vertrauen setzen“, knurrte er und ignorierte dabei Trigarams hochgezogene Augenbraue. „Also... wer bist du, oder willst du dieses Zimmer Häppchenweise als in der Sonne bratendes Dörrfleisch verlassen?“
„Nicht verstehen, nicht verstehen...“, stammelte die Kreatur hektisch. „Stey Greal will helfen, ja, helfen...“
„Helfen? Uns?“ Nun war auch Trigarams Blick durch Misstrauen gefärbt. „Wobei wollt Ihr uns helfen?“
„Suchen und finden...“, antwortete Greal mühsam, dessen Luftröhre offenbar immer weiter eingequetscht wurde. Missmutig lockerte Astiroth den Druck ein Stück, was mit einem pfeifenden Luftholen des dürren Mannes belohnt wurde.
„Suchen... den Schatzzzzz...“
„Welchen Schatz?“, versetzte Astiroth ungehalten.
„Wartet, Astiroth...“, warf Trigaram rasch ein. „Er könnte unser Kontaktmann sein...“
„Ja!“, stimmte Stey Greal begeistert zu. „Kontakt...“
Der eisige Blick Astiroths brachte ihn wieder zum Schweigen, ehe dieser sich unwillig zum Dunkelelfen umwandte.
„Wir mögen diesem... Kaiser zwar misstrauen, aber meinst du, dass er... von Sinnen ist und uns einen geistig Invaliden zur Hilfe schickt?“
Trigaram schnitt eine Grimasse und wandte sich wieder an Stey Greal, der sich in Astiroths Griff höchst unwohl zu fühlen schien.
„Ihr wisst, wo wir den... Schatz finden können?“
„Jaa... jaaa... Stey Greal weiß... tief in der Wüste, weit weg von hier...“
Der Dunkelelf seufzte ergeben.
„Lass ihn los, Astiroth.“
„Was? Das kann doch nicht dein Ernst sein...“
„Ich sagte lass ihn LOS.“ Die Stimme des Dunkelelfen hatte urplötzlich eine Schärfe angenommen, die Astiroth dazu veranlasste, dem Befehl impulsiv Folge zu leisten. Theatralisch schnappte Stey Greal daraufhin nach Luft und rieb sich übertrieben am Hals. Astiroths Blick hätte in diesem Moment den besten Wein im Glase trüben können.
„Dunkles Wesen weise, oh ja, weise...“
„Genug davon. Du sagst du kennst den Weg, also wirst du ihn uns zeigen, richtig?“
Ein eifriges Nicken war die Antwort.
„Gut... morgen brechen wir auf. Bis dahin bleibst du hier.“
„Hier, dunkles Wesen?“
„Ja, hier...“
Trigaram machte sich daran, die Tür des Raumes zu verriegeln. Astiroth bedachte den sonnenverbrannten Mann indes mit einem angeekelten Blick.
„Ich will hier keine Überraschung erleben...“, murmelte Trigaram und tauschte einen bedeutungsschweren Blick mit seinem Begleiter...
Gruß
-Tq-
Liferipper
19.06.2005, 09:05
Hilfsgefreiter Daen, ich möchte sie daran erinnern, dass es sich hier nicht um eine DSA-Fanfic handelt.
Mit anderen Worten: Du brauchst nicht gleich den gesamten DSA-Pantheon zu importieren. Im letzten Post ist mir das extrem aufgefallen.
Ist überhaupt eine einheitliche Götterwelt festgelegt worden? Im Einleitungspost sind nicht viele Details zu finde.
oh doch, es ist im Prinzip ein DSA-FanFic.
Wir haben uns zuvor darauf geeinigt, dass das Spiel im DSA-Universum ablaufen wird, was Länderkunde und Städte angeht, wie auch die politische Situation, so sind wir da zwar etwas liberal, aber Wesen und Götter sind im Prinzip aus DSA übernommen.
so, damit wir aber vorankommen, hier wieder Episoden... Marsch?
Is sogar von mir...
Bevors losgeht, aber nochmal der Aufruf nach neuen Schreibern: Wir können wirklich jeden gebrauchen der Lust hat und einer chaotischen Truppe standzuhalten gedenkt. Bitte einfach hierdrin oder per PN bei einem der Chornisten melden.
Repko:
Ritter Daen strich sich über seinen Kinnbart, und starrte weiterhin auf die Karte. „Könnten die Orks irgendein Interessa an Dareos haben?“, fragte Vidoria. Daen schüttelte energisch den Kopf und setzte ein kurzes Lachen auf. „Die Orken glauben nur an ihre gefallenen Ahnen, ich denke, sie glauben nicht einmal an die Existenz eines Gottes Dareos.“, antwortete er. Vidoria strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und beugte sich ein wenig weiter über die Karte. „Ja, an dieser Stelle befindet sich der Druidentempel. Ein uralter Haufen Gestein, wir haben ihn stets Gemieden, aus Angst es könnten sich Vollstrecker Dareos’ dort aufhalten.“ Daen begann erneut, langsam den Kopf zu schütteln. „Nur um ein paar Statuen zu plündern würden die Orks niemals eine solch gewaltige Armee über die Grenzen der Lande schicken.“ Daen sah zu Yoshua hinüber und ertappte ihn dabei, wie sich seine geschickten Augen lüstern an Vidorias Dekolleté weideten. „Ich habe eine Vermutung.“, sagte er übertrieben eindringlich, um Yoshuas Konzentration zurück auf sich zu lenken. „Aber sie mag mir nicht gefallen.“ Vidoria richtete sich auf und sah den alten Ritter erwartend an.
„Jemand hat sich die Orken Untertan gemacht, jemand der ihre Stärken einzusetzen und ihre Schwächen auszugleichen weiß. Denn mit Vernunft und Strategie eingesetzt sind sie eine wahrhaft mächtige Waffe.“ Yoshua drehte sich um und sah nach den beiden gefesselten orkischen Kriegern, die sich lautstark auf orkisch unterhielten. „Was reden die eigentlich die ganze Zeit?“, fragte er als er bemerkte dass ihre Blicke immer wieder zu ihm fuhren. „Mein orkisch mag nicht perfekt sein,“ begann Ritter Daen, ohne seine Aufmerksamkeit von der Karte zu nehmen. „aber ich glaube sie sprechen darüber, wie sie dich am besten zubereiten wollen, nachdem sie dich getötet haben, Bursche.“
Repko rutschte den leichten Abhang hinunter und hielt nach hinten Ausschau nach seinen
Weggefährten. „Da.“, rief er und deutete auf ein großes, mit bräunlichem Moos überzogenes Objekt, das zwischen den Büschen hervorragte. Vintal, noch immer keuchend und die schweißnassen Haare an seinem Gesicht klebend tat einige Schritte auf die vermeintliche Statue zu. Dem Umriss nach zu urteilen zeigte sie einen breitschultrigen, hochgewachsenen Mann. Mit seinen groben Fingern schabte Vintal das Moos ein wenig beiseite, hervor kam ein makelloser, tiefschwarzer Stein, in dem sich das begeisterte Funkeln seiner Augen spiegelte. „Das… ist Vulkangestein.“, hauchte er begeistert und starrte den behelmten Kopf der eindeutig Dareos darstellte an.
„Genau,“, bestätigte Repko „es ist Obsidian.“ Vintal drehte sich ungläubig herum. „Obsidian? Ich hab kein Obsidian mehr gesehen, seit ich das letzte mal in Al’Anfa war. Dort haben sie sogar Waffen gefertigt. Es ist unheimlich stabil.“ Repko nickte und sah sich nach Göflington um, der soeben dabei war, Diara den Abhang hinunterzuhelfen. „Und es ist nebenbei verdammt wertvoll.“, fügte er mit verbitterter Miene hinzu. „Wieso muss uns gerade jetzt die Zeit fehlen, die Statue abzutransportieren?“
Vintal erhob sich und blickte suchend um sich. „Selbst besessene wie die Exekutoren Dareos würden eine solch wertvolle Statue niemals alleine in den Wald stellen.“, murmelte er und suchte nach etwas, das wie ein Schrein aussah.
Diaras Blick wurde leicht säuerlich. „Mir behagt nicht, ich finde wir sollten schnell von hier verschwinden.“ Repko drehte sich zornig herum und zeigte drohend mit dem Finger auf sie. „Wenn hier ein verlassener Tempel Dareos ist,“ knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen. „dann will ich ihn finden und mich wenigstens ein wenig bedienen.“ Diara hielt seinem strengen Blick stand und versuchte, ihre Antwort so vernünftig wie nur irgend möglich klingen zu lassen. „Die Diener Dareos sind hinter uns her, da ist es nicht besonders schlau, nach einem ihrer Tempel…“ Repko unterbrach sie. „Falsch, hinter dir und diesem… diesem Wesen sind sie her.“ Er wandte sich an Göflington. „Und wärest du nicht so töricht gewesen den Helden zu spielen, wären sie jetzt auch nicht hinter dir her.“ Göflington sah ihn entrüstet an und stellte sich schützend neben Diara. „Ich verstehe dich nicht. Für eine Götze Rahjas würdest du deine eigene Mutter verkaufen, doch wenn es darum geht, anderen Menschen das Leben zu retten, da bist du nicht bereit, auch nur einen Finger zu rühren.“ Repko fuhr herum und nahm seinen Hut ab. Er fächerte sich mit ihm ein wenig Luft zu und ging zu Vintal. „Ich werde den Tempel suchen, tut ihr nur, was ihr wollt.“, sagte er überzeugt.
Mangar und Eiskenderan schritten auf den Wald zu. Mangar hatte in der Hand eine Hundeleine, an der ein hässlicher weißer Mischlingsschäferhund hing und nach einer Fährte roch. „Versucht es doch wenigstens.“, sagte er zu Eiskenderan, doch dieser ging nicht darauf ein. „Eurem Vermögen, Menschen aufzuspüren schenke ich weitaus mehr Vertrauen als dem Hatenkos.“, sagte er und deutete auf den Hund, der sich soeben an einer toten Ratte verging.
„Ihr versteht das nicht.“, knurrte der erboste Inquisitor. „Ihr habt keine Ahnung wozu dieses Pack fähig ist.“ Er gab dem Hund einen tritt in die Seite, sodass dieser nach einem kurzen, spitzen Aufjaulen erneut die Fährte aufnahm. „Dann erklärt es mir bitte, Inquisitor.“, setzte Mangar nach.
Eiskenderan schwieg, er schien fieberhaft nachzudenken, während er wie in Trance einen Fuß vor den nächsten setzte.
„Ich habe… versucht seinen Geist zu ertasten.“, sagte er schließlich, sine Stimme erfüllt von nackter Bosheit. „Doch er hat sich mir entgegengestellt. Es war, als hätte er meine mir von Dareos gegebene Seele gegen eine Wand geschmettert. Und sein… sein Name… dieser verdammte Name hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt und dort brennt er noch immer, lässt mir keine Ruhe.“
Mangar bereuhte bereits, nachgefragt zu haben ob der Tatsache, dass die Stimme des sonst so gefassten Inquisitors mit einem Mal in Verzweiflung umschwank.
„Revilo Göflington, verdammt sei dieser Name, ich verdamme diesen Namen!“, rief er hinaus und kniff die Augen zusammen. Das hatte ihm gut getan. Die Adepten, die hinter Mangar hertrotteten starrten ihn fragend an, doch es hatte gut getan, seine Gefühle so herauszuschreien wie sie waren und seine Ängste und seinen Frust zu verbannen.
„Es klingt fast als sei er der Erwählte, der gen Velsarbor zu gehen hat.“, sagte Mangar, nachdem sie wieder zu laufen begonnen hatten. Auch diese Worte bereuhte er, als er erkannte, wie heftig Eiskenderan um Fassung rang. „Wage… es…“, stotterte er. „nie… wieder… diese Brut… als den Erkorenen… zu bezeichnen…“
Joa und weiter im Text. Diesmal eine Episode von Daen vom Clan.
Und ich schließe mich meinem Vorredner Repko an und rufe ebenfalls zur lustigen Beteilligung Eurerseits an diesem Werke auf! Meldet euch einfach bei uns:)
Viel Spass wünschen
Die Chronisten der Unterwelt
Der alte Ritter setzte breit grinsend einen Fuß vor den Anderen und kaute am letzten Stück des harten Brotes herum, das Yoshua ihm gereicht hatte, bevor er auf flinken Beinen der sehr weiblichen Silhouette ihrer elfischen Führerin – Vidoria – hinterher geeilt war, um mit ihr zusammen den Weg, der dicht gewachsen und undurchdringlich, vor ihnen lag.
Ritter van der Wall kam wieder der Gedanke in den Sinn, das seine alte Bekannte Vidoria unlängst erwähnt hatte, das sie die Ruinen stets mieden, um keiner feindlich gesonnenen Patrouille der Streiter Dareos in die Hände zu laufen und während er einigen sehr tief hängenden, würzig duftenden Tannenzweigen auswich, kam ihm wieder der lange und sehr heftig geführte Streit in den Sinn, den er vor einigen Stunden mit der hübschen Weggefährtin gefochten hatte. Er schmunzelte, als er an die blitzenden Augen dachte und sich an die bebende Wut in ihrer Stimme zurückerinnerte, mit der Vidoria im erklärte, das sie keinesfalls Truppen abstellen würde, die ihn zu den Ruinen führen würde, noch ihn selbst begleiten würde, da es in ihren Augen keinen Krieg zu gewinnen gäbe, wenn man nur in alten Ruinen herumstochern würde. Yoshua war ihr so schnell verbal zur Seite gesprungen um ihr beizupflichten, das sowohl die Elfe als auch er selbst skeptisch eine Augenbraue nach oben hatte wandern lassen um zu beschließen, Yoshua in diesen Disput nicht weiter zu involvieren. Es war selbstverständlich letzten Endes nicht leicht gewesen, sie zu überzeugen, dachte der Ritter weiter zwischen zwei Bissen, doch lehrte die Kunst des Krieges ihm, den Gegner bei seinen Schwachstellen zu bekämpfen, so das er sich über kurz oder lang eine Blöße gab, und im Falle der temperamentvollen Elfe hatte es gereicht, mit vollem Ernst in der Stimme, zu behaupten, das er es natürlich verstehen würde, wenn die Grenzreiter Angst hätten, wären doch Überfälle in einem Wald auf hilflose Reisende keinesfalls mit dem organisiert strategischem Vorgehen einer Expedition in die Tiefen des Waldes vergleichbar. Daraufhin hatten einige der umstehenden Waldläufer erschrocken die Luft eingezogen und wütend nach ihren Waffen gegriffen, doch Vidoria selbst verwünschte ihn lautstark in so vielen bekannten Sprachen, das ihre jahrelangen Gefährten erkannt haben mussten, das es sich um ein altes Spiel handelte, das nur unter einstigen engen Weggefährten stattfinden konnte.
Und so hatte sie nach ihrem Tobsuchtsanfall schließlich Zorn bebend in seine dargebotene Hand eingeschlagen, ihren Rucksack geschultert um schließlich mit zwei weiteren Grenzreitern – einer Mann und einer Frau – wortlos voran zu stapfen, tiefer in den Wald hinein.
Vidorias Seele brütete vor Zorn über schwelenden Gedanken und der Gesang ihrer inneren Balance wurde mehr und mehr zur Disharmonie, während sie sich trotzdem auf unbestimmte Art und Weise freute, noch einige Augenblicke in diesem Leben mit dem Menschen Daen verweilen zu können. In ihrer deutlich elfisch geprägten Lebensanschauung umgab jedes Lebwesen ein feinmaschiges Netz aus Kraft und Macht, eine Aura, die das Leben aller Wesen vorbestimmte, feine Seile, die an bestimmte Ereignisse gekoppelt dazu dienten, Kreaturen zu Fall zu bringen oder sich fein mit den Linien anderer Wesen zu verweben, um schlussendlich das Kunststück echter Gefühle zu schaffen. Erstaunlicherweise nur, brachte dieser Mensch – wann immer sich ihre Wege kreuzten – ihr feines Netz aus Gedanken und Gefühlen vollkommen durcheinander und ähnlich wie ihre Schwester beobachtete sich die Jägerin immer wieder dabei, das alle ihre Eigenarten in seiner Nähe stärker zutage traten, als sie Diese sonst zu zeigen pflegte. Und in ihrem Fall war es ihr Herz aus Sturm und Gewitter, das sich bisweilen in den Himmel ihrer Umgebung entlud und dabei versengte und entfachte.
Sie wusste, das ihre Gefährten und Krieger sie dafür liebten, das sie ehrlich und offen war und stets die Interessen der Grenzreiter vor ihre eigenen Wünschen stellen würde, doch über die widersprüchlich scheinenden Motive des Ritters konnte und vermochte sie nichts zu sagen und während sie mit einiger Anstrengung wieder eine verärgerte Miene aufsetzte, drehte sie ihren Kopf um vorzugeben, sie würde zu Celen – ihrer zweiten Kundschafterin – blicken, welche die Nachhut bildete, doch stattdessen blickte sie nachdenklich in das Gesicht des Ritters, der gerade eine verdrießliche Miene aufsetzte, dann leise in sich hineinzuseufzen schien um schlussendlich in die hüfttiefe Schlammpfütze zu springen, deren Durchquerung notwendig war, um zum alten Tempel zu gelangen.
Nachdenklich strich Diara mit ihrem Finger einige Steinplatten entlang, die vollkommen überwuchert waren und augenscheinlich voller gemeißeltem Wissen waren, das sie jedoch nicht zu lesen vermochte. Nach dem Streit mit Repko wollte sie ein wenig für sich alleine sein und hatte selbst Vintal verboten, ihr hinterher zu eilen, was Göflington mit einem schadenfrohen Grinsen quittierte, das schnell erstarb, als sie noch einmal deutlich machte, das sie gänzlich ihre Ruhe wollte und auch ihn als Begleiter durch die Ruinen nicht dulden würde.
Leise setzte sie immer wieder einen Fuß vor den anderen und lauschte gebannt und mit dem Gefühl bohrender Leere dem Schmatzen ihrer Stiefel auf dem Moosboden, der vollkommen mit einer braunen, stinkenden Flüssigkeit getränkt zu sein schien und während sie den deutlichen Geruch nach Fäulnis und Moder mit ihrer feinen Nase auszumachen wusste, blickte sie aus einem intakten Fensterbogen nach draußen, wo sie erkannte, das in annähernd 4 Schritt unter ihr ein braun-grünliches Moor vor sich hin blubberte und stank. Noch immer verwirrt und erschrocken von den Ereignissen der letzten Tage, wanderte sie tiefer in den ehemaligen Tempel hinein, der noch gut erhalten, jedoch vollkommen mit mattgrünen Kletterpflanzen umwuchert war. Wild wuchs der Sumpfdorn – eine efeuähnliche Pflanzenart die Wände entlang und legte sich mit braunen Schlingen um die Leiber der Statuen oder wuchs an den Fenstern entlang, um Diese zu verdunkeln.
Dicke Spinnen und quiekende Ratten huschten schnell davon, wenn Diara Räume betrat, in denen verschimmelte Strohsäcke und wurmstichige Tische standen, als sie plötzlich glaubte, leises Gemurmel zu hören. Erschrocken hielt sie inne und urplötzlich wurde ihr ihre Einsamkeit bewusst, da sie sich mitten im Herzen eines im Sumpf versunkenem Tempel zu befinden schien und ihre Weggefährten weit weg waren. Ihr schien es, als würden die dünnen Schatten der verfaulten Einrichtung rasch anwachsen und nach ihr greifen wollen und schnellen Schrittes suchte sie nach einem helleren Raum, als sie eine Tür aufstieß, die halbverschimmelt an verrosteten Angeln hing und sich plötzlich an der frischen Luft wusste. Gänsehaut bemächtigte sich ihrer Arme, als ihr gewahr wurde, das sie sich über dem Blätter- und Kronendach des Sumpfes befand und in den fernen Gebirgen den blutroten Ball der Sonne untergehen sehen konnte, dessen warme Strahlen sich im dichten Geäst der mächtigen Schlammbäume verfingen und die wenigen Strahlen, die das Blätterdach durchdringen konnten, vom Wasser des Sumpfes als tanzende Lichtpunkte auf die Mauer der Tempelanlage zurückgeworfen wurden. Von hier aus konnte sie auch das kleine Städtchen sehen, aus dem sie geflohen waren und es schien ihr unglaublich friedlich, wie es sich an Wald und Fluss anschmiegte, als wolle es die letzten Strahlen der warmen Sonne blinzelnd genießen.
Eine tiefe Ruhe überkam die junge Frau und sie spürte wieder Zuversicht in ihrem Herzen keimen, dass sie den Fluch ihrer Existenz unter Kontrolle bringen würde und auch ihren Seelenschmerz, ebenso wie ihre aufkeimende Liebe zu Vintal ins Reine bringen können werde. Seufzend blickte sie der Abendsonne noch einmal hinterher und schritt dann den Wehrgang entlang, auf den sie getreten war, als sie plötzlich wieder das Wispern hörte, das allerdings weitaus näher schien. Wieder sah sie sich gehetzt um und erkannte dann unter dem Wehrgang einen Innenhof aus verfaulten Bäumen, Sträuchern und einen windschiefen, sehr luftigen Pavillon, in dessen Mitte sich eine Moosbewachsene Statue des Gottes Dareos befand. Vor dieser Statue standen Repko und Göflington, die Beide aufgeregt miteinander redeten, sich dabei aber immer wieder gegenseitig zu ermahnen schienen, ruhig zu sprechen, was es Diara schwer machte, dem Dialog zu folgen.
„...kein Leben so! Immer wieder nur stehlen, fliehen, stehlen fliehen!! Es steht mir bis obenhin, bis obenhin!“, zischte Göflington und hielt seine flach ausgestreckte Hand an den Hals. Repko nahm seinen Hut ab, wirbelte ihn einmal durch die Luft und versetzte seinem Gefährten damit eine Ohrfeige. „Hör zu, Göflington! Dieses Leben hat sich Niemand von uns Beiden ausgesucht! Denkst du denn ich wollte das so? Denkst du denn, ich will ein Feind dieser Häscher sein? Es waren DEINE“, er wurde wieder lauter und Göflington ermahnte ihn zur Ruhe „deine Gefühle für diese unheimliche ••••••••, die dich da hineingezogen haben, nicht irgendeine Handlung von mir! Ich hatte mein Leben stets unter Kontrolle, wusste um meine Ziele, doch du – Göflington – bist ein beeinflussbarer dummer Junge, der von Träumen und Ideen faselt, dabei aber den Schmutz der Welt übersieht! Ich sage dir, was wir machen: Wir werden die Beiden loswerden, diesen Tempel plündern und uns dann in den warmen Süden...“ „Nein!“, fuhr Göflington ihm ins Wort „Nein, diesmal nicht! Diese Herumtreiberei muss und wird ein Ende haben! Ich, Repko, ich spüre einfach tief in mir, das da noch Etwas ist – ein Kapitel meines Lebens in einem Buch, das ich gerade lese! In meinem Herzen ist eine große leere Stelle, wie ein weißer Fleck auf einer Landkarte, den ich nicht füllen kann, der mein Leben aber prägen wird, das spüre ich einfach! Und ich denke, das dies ein Leben in Ruhe sein muss, ein Leben mit Heim, einer Arbeit, einer liebevollen Frau wie Diara und Kindern!!“ Diara musste gegen ihren Willen leicht schmunzeln und sah, wie Repko unwillig das Gesicht verzog. Auch Göflington sah dies und ihm sprudelte ein Satz förmlich aus der Tiefe seines Herzens, den er wissentlich nie formuliert hatte, und der Beide gleichermaßen erschreckte: „Dareos will es so!“
Repko lachte hustend auf, spuckte geringschätzig auf den Boden und schien langsam wütend zu werden. „Dareos?!? DAREOS??“, brüllte er und es hallte von den Wänden des verfallenen Tempels wieder „DAREOS ist ein NICHTS! Ein toter Gott, eine armselige Erinnerung in den Köpfen dummer Menschen, ein Götze für schwache, dumme Menschen!!“ und während er vor Wut und Hass beinahe schäumte, griff er zur Unterstreichung seiner Worte nach einem massiven Felsbrocken, hob ihn mit beiden Armen keuchend über den Kopf und schleuderte das kleine ehemalige Mauerstück gegen die Statue des Dareos, die in dem Pavillon stand. Göflington wollte völlig erschrocken eingreifen und rannte auf Repko zu, doch Dieser verschwand plötzlich im Boden und mit ihm die Statue, als das geflieste Mauerwerk zu ihren Füßen ob der Wucht des Steines splitterte, sich hob und senkte und dann schließlich mit der Statue in einem Umkreis von zwei Schritt absackte.
„REPKO!!“, schrie Göflington erschrocken und wischte sich den Staub aus dem Gesicht, als er seinen Kameraden auf dem Rücken liegend 2 Schritt unter sich sah, halbvergraben von alten Stützbalken, gesplitterten Steinfließen und Erdreich, sich jedoch gerade fluchend und Erde spuckend freischaufelnd.
„Ein Gang!“, entfuhr es Göflington leise und auch Repko spähte mit zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit des Ganges hinein, in dessen Mitte er eingebrochen war und der wohl 2 Rechtschritt breit und groß war, aus festgestampfter Erde bestand und mit morschen Holzbalken abgesichert zu sein schien.
Abermals Erde und Staub ausspuckend, setzte Repko seinen Hut wieder auf und kletterte an einigen großen Steinen behände wieder hinauf, wobei er dankbar die dargebotene Hand Göflingtons ergriff, als die Beiden und urtümliches Stöhnen und Wehklagen hörte, das hohl aus dem dunklen Gang zu kriechen schien. Beide hielten erschrocken inne und blickten in das dunkle Viereck des Ganges, dessen Schatten urplötzlich lebendig schienen und sich zu winden begannen, um dann ungeschickt vorwärts taumelnde Kreaturen auszuspeien, deren vertrocknete Haut sich über leblose, braun vermoderte oder weiße Knochen spannte und in deren Augen sich der Wahnsinn des Todes zu spiegeln schien. Begleitet vom trommelnden Takt der beiden Gefährten, deren vor Entsetzen die Augen aus den Höhlen zu treten schienen, schoben sie sich schnell gegenseitig vorwärts, als der Bann brach, der Repko und Göflington gefangen hielt und Beide schnell nach ihren Waffen griffen.
Mit ungestümer Kraft hieb Göflington auf den ersten Arm, der nach Repkos Bein gegriffen hatte und ließ ihn zersplittern, doch neue Gestalten mit vor Wut verkrampften knöchernen Fingern griffen nach den Beiden und Diese zogen sich unter Hieben zurück in den Innengarten.
Mühsam parierte Repko den Schlag eines Armes, der ein rost zerfressenes Schwert schwang und brach Diesen mit einer schnellen Bewegung entzwei, doch stürzte der Körper des von Unleben erfüllten Angreifers schwer auf ihn und riss ihn zu Boden. Neben ihm verteidigte sich Göflington so gut er konnte gegen mehrere auf ihn zuwankende Skelette, doch schien auch ihm die schiere Übermacht erdrückend und rannte fluchtartig davon, als er sah, das Repko von den Angreifern überrannt wurde. Mit klopfendem Herzen und vor Angst heiserer Stimme schrie er den Namens seines Gefährten und rannte blindlings auf den ersten Knochenmann zu, der gerade zum Schlag in das Gesicht des Gestürzten ausholte, als eine Tür im Innenhof barst und Vintal mit vor Wut gefletschten Zähnen in den Hof stürzte und mit einem harten Tritt den Arm des Untoten vom Rest des Leibes trennte. Gefährliche Wut loderte in den Augen des Drachenmannes und ließen ihn blind für den dankbaren Blick werden, den Repko ihm zuwarf, als er sich schnell auf allen Vieren in Sicherheit rettete um nach seiner Waffe zu hechten.
Immer mehr der wankenden untoten Gestalten kamen aus dem Loch gekrochen und die Drei erkannten die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage im Angesicht der ausgedörrten oder verfaulten Körper, die sich schlurfend und klappernd auf sie zu bewegten, dabei stumpf die Arme mit Waffen schwangen oder von unheiligem Leuchten erfüllter Augen den Blick der Drei suchten.
Repko schluckte schwer, sein Rücken schmerzte vom Sturz und er murmelte leise und an Göflington gewandt „Verzeih mir, mein Freund!“, und Dieser legte ernst seine Hand auf dessen Schulter und flüsterte mit leisem Unterton der Angst in der Stimme: „Es ist gut.“
Vintals Blick glitt über den Feind und heiß kochte sein drachisches Erbe in den Adern, als er spürte, dass ihm ein großer Kampf bevorstand. Es wäre sein Wunsch gewesen, seine Begleiter in die Schlacht zu führen, doch konnte er deren Zögern und ihre Angst förmlich riechen, als hinter ihnen ein scharfes Sirren zu erkennen war und einer der herannahenden Kreaturen von zwei Pfeilen von den Beinen gerissen wurde, die in seinem Brustkorb aufschlugen und kleine Fontönen aus Staub herausschlugen.
„Herr Dareos, führe mein Klinge in Zorn und Kampf!“, brüllte ein älterer Mann in Plattenrüstung und Kinnbart, der aus einem großen Saal hinter ihnen auftauchte und ein schlammbespritztes Gewand trug.
Erstmals spürte Repko wieder Hoffnung in sich aufkeimen und griff nach seinen Wurfmessern...
DJ n
Ja, wir leben noch... so halb.
Deshalb bitte ich erneut dich.... ja DICH um Hilfe.
Hast du Spaß am Schreiben?
Auch am Schreiben in einer Gruppe?
Ist Fantasy DEIN Genre?
Gefällt dir vielleicht sogar das was wir bisher geschrieben haben?
Dann schick eine PN an einen von uns Chronisten und wir sagen dir, wie du bei uns mitmachen kannst.
Trau dich - werde Chronist.
Und nun weiter mit einer Episode von DJ n:
DJ n:
Das Auftauchen des alten Mannes, der urplötzlich scheinbar aus dem Nichts in dem großen Saal aufgetaucht war und nun feurigen Blickes und durch das Licht der untergehenden Sonne blutrot gefärbter Klinge auf die angreifenden Horden Untoter zupreschte und den ersten mit einem gewaltigen Hieb den Schädel der noch mit einer dünnen Hautschicht bespannt war, von der Wirbelsäule hieb. „Vernichtet diese untoten Geschöpfe im Namen des Lichtes!“ rief der Krieger während er sich auf zwei weitere Angreifer stürzte. Göflingtion starrte wie gebannt auf den alten Krieger, der geschickt mit seiner Klinge Knochen, Schilde und Schädel spaltete und binnen weniger Augenblicke bereits einige Gegner gefällt hatte. Plötzlich fiel ihm die Fülle des Kampfplatzes auf; nicht nur eine ungeheure Horde dieser Untoten, die aus dem tiefen Inneren des Tempels strömten, war anwesend, auch fielen Göflington plötzlich auch einige grün gekleidete Gestalten auf, die mit Rapieren mitten auf dem Schlachtfeld standen und die Gegner mit leichten Hieben in die Knie zwangen.
Vintal, der ebenfalls vom plötzlichen Auftauchen des alten Kriegers und der vier weiteren Krieger, von denen eine eindeutig eine wunderschöne Elfe war, überrascht war, hatte sich inzwischen ebenfalls wieder der Schlacht zugewandt und wich geschickt herannahenden Klingen aus und schlug mit seinen verstärkten Handschuhen mit all seiner Kraft den Schädel der Angreifer ein; diese Kampfvariante, so musste sich Vintal jedoch nach kurzer Zeit des Kampfes eingestehen, würde er nicht lange durchhalten; die Verletzung, die er aus dem letzten Kampf davongetragen hatte, welche Diara jedoch schon versorgt hatte, macht ihm noch immer zu schaffen und nahm ihm einiges seiner üblichen Durchschlagskraft. Daher griff Vintal auf seine Lanze zurück, die er nach ihrem letzten Einsatz vergessen hatte zu säubern und daher noch an einigen Stellen Flecken getrockneten Blutes aufwies. Mit dieser mächtigen Waffe, deren Anblick allein einem Lebenden schon gehörigen Respekt einflößte auf die Untoten jedoch keinen sonderlichen Eindruck machte, warf sich Vintal erneut ins Geschehen und brachte mit ihrer Hilfe wieder einige Gegner zu Fall.
Repko, dem noch immer der Rücken und einige andere Körperteile vom Sturz schmerzten, hatte bereits nach wenigen Augenblicken erkannt, dass seine Wurfmesser bei solcherart von Gegnern wie ein Tropfen auf einem Lavastrom waren; die Klinge blieb einfach unbeachtet in den Knochen stecken und nahm keinerlei Auswirkung auf die Kampffähigkeit des Getroffenen. Die einzig praktikable Lösung gegen ihre untoten Gegenspieler schien das Abschlagen des Schädels zu sein, weshalb sich Repko sogleich mit einer der Klingen, die nicht all zu sehr vom Rost zerfressen war, bewaffnete und es seinen Kampfgefährten gleichtat, die Köpfe ihrer Gegner von der entsprechenden Stelle zu entfernen.
Mittlerweile war auch Göflington aus seiner Starre erwacht und hatte sich seinerseits eine mächtige, jedoch stellenweise stark vom Rost angefressene Axt aus den knochigen Fingern eines gefallenen Untoten genommen, mit der er tatkräftig zu Werke ging und einige Köpfe hatte rollen lassen. Das Auftauchen der Fremden hätte zu keinem günstigerem Zeitpunkt geschehen können, jedoch fragte sich Göflington, wie sich die Lage entwickeln würde, wäre der Kampf erst einmal gewonnen und alle Gegner gefällt; zwar waren die eingetroffenen Krieger nicht gerade zahlenmäßig haushoch überlegen, Göflington zählte gerade mal fünf Kämpfer, dennoch hätten es Repko, der verletzte Vintal und er mit anscheinend gut ausgebildeten Kämpfer zu tun, gegen die ein Kampf in Unterzahl sicherlich nicht zu ihren Gunsten ausgehen würde. Plötzlich, während Göflington wieder einem der Unholde mit einem kräftigen Hieb den Kopf von den Schultern schlug, fiel ihm ein, dass Diara sich in diesen Tempel begeben hatte. Wohlmöglich war sie ebenfalls auf diese Unholde gestoßen und war vielleicht in diesem Augenblick, in dem er in einer schon sicher gewonnenen Schlacht seinen Mann stand, einer zahlreichen Übermacht hilflos ausgeliefert und unterlegen! Göflington wurde bei diesem Gedanken ganz flau im Magen, so dass er nur durch ein scharf gerufenes „Achtung!“ und einer katzenartigen Reaktion Repkos es zu verdanken hatte, dass er im nächsten Moment keine 30 Zentimeter rostigen kalten Stahl im Rücken stecken hatte. „Noch ist der Kampf nicht gewonnen, also pass ein wenig besser auf!“ rügte Repko und nahm sich den Nächsten der Untoten vor.
Lange dauerte die Schlacht nicht mehr; die Untoten hatten keinerlei Chance gegen den kleinen Trupp, der angeführt von Daen durch die Reihen der Untoten fuhr wie eine Sense durch den Weizen. Zwar mussten sie, zu Daens Bedauern, selbst den Verlust ihres wackeren Kämpfers und eine schwere Verletzung Celens hinnehmen, die sich schwer atmend und die Hand in die blutige Seite pressend bei Vidoria hielt, dennoch war es ein eindeutiger Sieg. Ihre vermoderten Gegner waren nicht sehr geschickt im Umgang mit Schwert oder Axt und selbst eine einfache Finte oder ein beinahe plumper Ausfallschritt reichte aus, um sie zu verwirren.
Als auch endlich der Letzte ihrer Gegner zur letzen Ruhe zusammengesunken war, wischte Daen sich zuerst den Schweiß mit dem Handrücken von der Stirn, dann den Dreck an seiner Klinge an einem Umhang eines toten Grenzreiters ab, ließ die Waffe jedoch nicht in der Scheide verschwinden. Mit argwöhnischem Blick wandte er sich an die drei Männer, die bei ihrem Eintreffen am Tempel bereits in den Kampf mit den Untoten verwickelt waren und die ohne ihre Hilfe nicht mehr lange durchgehalten hätten. Nun gesellte sich auch Yoshua zu seinen Schutzherren; der junge Mann hatte gut gekämpft und sich damit in den Augen des alten Kriegers ein wenig Respekt verdient, ebenso in den Augen Vidorias. Das Betragen im Kampfe schien bei ihr einen hohen Stellenwert einzunehmen, denn sie hatte ihm freundschaftlich und anerkennend auf die Schulter geklopft, jedoch kein Wort gesagt; Yoshua hatte innerlich Purzelbäume vor Freude der Berührung der wunderschönen Elfe geschlagen.
Daen wollte gerade die Stimme erheben und die drei nach ihrem Vorhaben in den heiligen Hallen Dareos fragen, als Vidoria neben ihm plötzlich in einer schnellen Bewegung einen Pfeil aus ihrem Köcher zog, anlegte und grimmigen Blickes den gespannten Bogen auf den Wehrgang richtete. „Keine Bewegung!“ rief die schöne Elfe hinauf und als Daen seinen Kopf drehte, erkannte er, dass Vidoria auf eine junge Frau in Schwarz zielte, die regungslos auf dem Wehrgang stand. „Diara!“ riefen plötzlich zwei der Männer im Chor und Daen bemerkte, dass diese mit weit offenen Mündern ebenfalls zum Wehrgang hoch starrten…
Trigaram hatte in der Nacht nicht viel geschlafen; sein Misstrauen gegenüber dem seltsamen Boten, der ihnen im Namen Igmars den Weg zu ihrem Ziel zeigen sollte, war zu groß, als dass er beruhigt in einen tiefen Schlaf hätte fallen können. Astiroth ging es augenscheinlich nicht anders; seine Augen waren gerötet und hafteten mit einem misstrauischen und abwertenden Blick an ihrem merkwürdigen Kontaktmann, der auf dem Boden gekauert in einer Ecke lag und schlief und dabei mit einem Bein gelegentlich ein wenig austrat. „Ein seltsames Geschöpf…“ murmelte Trigaram und als hätte es der Mensch gehört, versetzte Astiroth: „Mir schwebte eine andere Beschreibung für diesen Kerl vor, aber merkwürdig ist auch treffend.“. Ein höhnisches Lächeln umspielte seinen dünnen Mund. „Aber dennoch traue ich ihm nicht; der fette Kaiser mag zwar nicht mehr ganz richtig im Oberstübchen sein, aber ich glaube nicht, dass er sich eines solchen Gesindels bedienen würde, die uns zu einem scheinbar so gefährlichen und wohl auch wichtigen Ort bringen sollen. Ich sage dir, da stimmt etwas nicht.“. Es war offenes und ehrliches Misstrauen in der Stimme Astiroths zu erkennen und aus irgendeinem Grund fühlte Trigaram nicht anders. „Wer weiß. Vielleicht hast du nicht ganz Unrecht, aber er ist momentan der Einzige, der uns zu unserem Ziel führen kann. Sieh ihn dir an, er ist von der Sonne völlig verdorrt und ist so ausgemergelt wie ein Straßenköter. Ich denke nicht, dass er jemals länger als einen Tag in einem Dorf, geschweige denn in einer Stadt verbracht hat.“. „Dennoch denke ich, dass wir seinen Worten nicht all zu schnell Glauben schenken sollten. Lieber weiß ich nicht, wohin ich gehen muss als dass ich eines Morgens mitten in der Wüste aufwache und ohne Vorräte dort versauern darf.“. Trigaram nickte. „Du hast Recht. Sehen wir erstmal, was er wirklich weiß und dann können wir entscheiden, was wir machen.“.
Die beiden Männer wandten sich dem Schlafenden zu und Trigaram kniete sich vor diesem nieder, um ihn sachte an der Schulter zu rütteln und ihn so zum Aufwachen zu bewegen. Die Reaktion Stey Greals war jedoch nicht zu erwarten: wie von einer Hornisse gestochen sprang der hagere Mann auf und kreischte, als wenn man ihm bei lebendigem Leibe die Haut abzieht. Seine verwirrten Augen waren weit geöffnet und starrten wild umher, während er unter sein Kreischen Worte mischte, wie „Umhänge! Nicht wehtun! Nicht wieder Sand! Nein, weiß von nichts!“.
Erst mit großer Mühe gelang es Trigaram und Astiroth, den vollkommen hysterischen Stey Greal zu beruhigen; während Astiroth schnell Stey Greal von hinten packte und dessen Arme an seinen Körper presste, wob Trigaram einen Zauber, der den hysterischen Mann beruhigen sollte. Kurz nachdem der Zauber freigelassen worden war, verstummte der verbrannte Mann und sank wie ein nasser Sack zu Boden.
Nachdem einige Minuten vergangen waren, beugte sich Trigaram erneut zu Stey Greal hinunter und sagte mit ruhiger Stimme: „Erzähle uns bitte, wo sich der Schatz befindet.“…
Und ich setzte die Tradition der Chronisten fort und präsentiere euch hiermit wieder 2 Episoden zu unserem Werk. Aber bevor ich die Autoren nenne und die Episoden poste, kommt hier noch einmal der Aufruf:
Wenn euch das gefällt, was wir hier schreiben und ihr euch denkt "Ey, das kann ich auch!", dann zeigt es uns! Schreibt Repko, TQ, Daen vom Clan, YoshiGreen, CK-2587, Kakaomaus oder DJ n eine PN und werdet Chronist.
Aber nun zu den Episoden, heute von CK-2587 und Repko. Viel Spass :)
PS: Kritik wird auch immer wieder gern gelesen.
CK-2587:
„Seht Ihr diese Ornamentik, Bruder Eiskendaran?“
Mühelos durchbrach die ausnahmsweise nicht von Missmut erfüllte Stimme Mangars die Geräuschkulisse des Waldes, in den die beiden Inquisitoren des Dareos sich immer tiefer hineingetastet hatten, obwohl Eiskendaran bezüglich der Suchmethode ihres Spürhundes seit der fünften Kehrtwende seine berechtigten Zweifel hatte.
„Ich sehe eine Ansammlung widerlichen Grünzeugs in einem Wald widerlichen Grünzeugs, Mangar...“, erwiderte der Inquisitor kurz angebunden, ohne auch nur einen Blick an Mangar zu verschwenden, der dicht hinter ihm über einen von Wurzeln überwucherten Stein gebeugt war, den die Jahrhunderte währende Macht der Bäume zerborsten hatte.
„Nein, Bruder... es ist eindeutig das Symbol des Göttlichen...“, murmelte Mangar, tief versunken in die Beobachtung, die er gemacht hatte. Gereizt zog Eiskendaran an der Leine des daraufhin gequält aufjaulenden Hundes und drehte sich halb zu seinem Ordensgenossen um.
„Ich kann ja verstehen, dass die Allgegenwart dieser wilden Pflanzen Euch nicht unbedingt an die weiten Gärten Cirmalots erinnert, aber...“ Er verstummte überrascht, als er nun genauer hinsah und ebenso wie Mangar den kunstvoll verzierten Stein entdeckten, dessen Einmeißelung man trotz langer Verwitterung noch einigermaßen entziffern konnte. Der Inquisitor fuhr sich mit seiner Zunge über die trockenen Lippen.
„Ist das darunter die... heilige Sprache?“
Mangar nickte ehrfürchtig. Trotz seiner noch niedrigen Position innerhalb des Ordens der Geweihten des Dareos, war er einer der wenigen Schriftgelehrten innerhalb der Vollstrecker, der diese verlorene Schrift tatsächlich nach den Theorien der alten Meister bis ins Detail studiert hatte, eine Eigenschaft, die außerhalb der Vollstrecker Dareos’ kam noch vorkam- niemand trauerte den schriftlichen Zeugnissen eines ermordeten Gottes nach, nicht in einer Welt voller Ungläubiger, Ahnungsloser und Ketzer...
„Der Weg des ehrfürchtigen Gläubigen ist gepflastert mit dem Kummer und Leid derer, die gescheitert sind...“, las Mangar leise vor. „Besteht die Prüfung und betretet das heilige Refugium, erbaut durch den Hohepriester So-He’Il und seine Gehilfen im Dienste des Allmächtigen und Herrlichen Gottkönigs, gereinigt durch das Heilige Feuer...“
„So-He’Il...“, stieß Eiskendaran hervor und sah sich reflexartig im Dickicht des Waldes um, getrieben vom unangenehmen Gefühl, beobachtet zu werden.
„Ja...“, bestätigte Mangar und atmete geräuschvoll aus. „Es sieht aus, als hätten wir unabsichtlich einen der Tempel des Gründers gefunden, die er erbauen ließ, nachdem die Lügen des Brudermörders die Gedanken der Menschen nicht länger verwirren konnten und Dareos zu ihm sprach...“
Eiskendaran nickte langsam. So-He’Il, der letzte Hohepriester des Dareos, der dem Brudermörder und seinen Lügen nicht zum Opfer gefallen war und der sich geschworen hatte, die Ketzer zu bekämpfen, wo immer er ihrer habhaft wurde. So hatte So-He’Il die letzten wahren Dareos-Gläubigen um sich gescharrt und aus ihnen die Gemeinschaft der Vollstrecker geformt, um den letzten Willen des Dareos in die Tat umzusetzen, den dieser So-He’Il in einer göttlichen Vision mitteilte, bevor er sein göttliches Leben endgültig an die Klinge des Brudermörders verlor. Die Inquisitoren der Vollstrecker sahen sich als direkte Nachfolger dieser Tradition des letzten Hohenpriesters, wenn auch seine Lehren immer weiter verwaschen wurden und verloren gingen, da die Vollstrecker ihren Einfluss unter der Führung Ungeweihter ausbreiteten, die sich dagegen aussprachen, die Prinzipien des Reinigenden Feuers konsequent durchzuführen. Exekutor Valerian und seine Soldaten waren solche Ungeweihte...
„Dieser Stein hat nicht immer hier gelegen...“, beendete Eiskendaran das atemlose Schweigen. „Der Eingang zum Tempel muss ganz in der Nähe liegen.“
„Was, wenn der Drachenbastard ihn bereits besudelt hat, Bruder Eiskendaran?“
„Dann...“, antwortete der Inquisitor mit einem finsteren Glitzern in den Augen. „Dann werden die Gerechtigkeit und das Reinigende Feuer So-He’Ils ihn und seine häretischen Freunde ereilen...“
„Der... der Schatz...“, keuchte der zitternde Sack Lumpen vor Trigarams Füßen und fuhr mit seinen Fingern verkrampft über den schmutzigen Holzfußboden ihres Zimmers, ohne zu den beiden Gefährten aufzublicken. Astiroths geringschätziger Blick in Trigarams Richtung betonte nur zu deutlich, wie er dieses Gebaren des Fremden einschätzte.
„Der Schatz, er ist...“
Plötzliches, hektisches Glockengeläut unterbrach den einsetzenden Redefluss des Männleins und bewog Trigaram dazu, rasch die Laden des Fensters aufzustoßen, um einen neugierigen Blick auf die Strasse zu werfen. Astiroth musste Stey lediglich finster anblicken, um ihn von der Zweckmäßigkeit einer absoluten Starre zu überzeugen. Durch das geöffnete Fenster jedoch schwangen nun alarmierte und stellenweise panische Rufe zu ihnen herauf, begleitet durch das fortwährende Glockengeläut.
„Zu den Waffen! Sie greifen an, das Abkommen wurde gebrochen! Sie greifen an!“
Wie von einem Sonnenskorpion gestochen fuhr Trigaram zu Stey Greal herum und musterte den Eingeborenen scharf.
„Wer greift an?“, fragte er mit gebietender Stimme. Stey hatte sich bereits wieder aufgerappelt und zuckte förmlich zusammen, als das Glockengeläut urplötzlich mit einem schrillen Schrei endete.
„Sie... Menschen aus der tiefen Wüste...“, hauchte der sonnengemarterte Mann. „Große Krieger...“
„Was wollen sie?“, erkundigte sich Astiroth, instinktiv ein Stück vom Fenster zurücktretend. Noch war auf der Straße nichts zu sehen.
„Keiner weiß... manchmal kommen sie, manchmal nicht... manchmal versprechen sie, nie wiederzukommen...“
„Wie auch immer, dieses Mal haben sie sich den falschen Zeitpunkt ausgesucht...“, knurrte Trigaram und griff nach seinen bereitliegenden Waffen. „Ihr führt uns, Stey Greal - wir brechen auf. Sofort.“
Astiroth grinste und zog seinerseits den Dolch. Endlich ein Vorschlag nach seinem Geschmack... vielleicht war Trigaram nach der ermüdenden Seereise ebenfalls von Tatendrang erfüllt. Ein paar durchgeschnittene Kehlen durften diesen Drang befriedigen, zumindest bei dem Menschen.
Sie verließen das Zimmer und hasteten in den verwaisten Schankraum der Taverne, der - voll von halb gegessenen Speisen und gefüllten Weinkrügen - eine deutliche Botschaft aussandte.
„Rasch...“, ermahnte Trigaram sie und trat auf die Straße. Sofort fiel Astiroth der schwere Brandgeruch auf, der sich seiner Atemwege bemächtigte.
„Sie brennen die gesamte Stadt nieder?“, stellte er ungläubig fest, während vor ihnen mehrere spärlich bewaffnete Männer in Richtung Siedlungsrand liefen.
„Manchmal schon...“, erwiderte Stey, der sich dicht an Trigaram hielt und ständig nervös gen Himmel starrte.
„Gibt es einen weniger frequentierten Weg aus der Stadt?“, fragte der Dunkelelf ruhig.
Stey schüttelte den Kopf.
„Verdammt...“
„Hey, ihr da!“
Astiroth drehte sich leicht um, als eine kleine Gruppe Menschen zu ihnen stieß, gekleidet in die grobe, sonnen - und sandabweisende Kleidung der Stadtbewohner und bewaffnet mit allerlei primitiven Gerät. Der sie anführende Mann war es, der das Wort an Trigaram und Astiroth gerichtet hatte.
„Wenn Caalador attackiert wird, haben besonders Gäste von Außerhalb ihren Anteil zu leisten... Grayana kommt Euretwegen. Sie will die Waren der Schiffe...“
„Grayana?“, fragte Astiroth mit deutlicher Verwirrung im Gesicht. In letzter Zeit waren ihm einfach zu viele Namen untergekommen...
„Die Führerin des Wüstenstammes... seit die Vollstrecker hier gelandet sind, hat wenigstens sie uns in Ruhe gelassen. Aber die heiligen Männer von Dareos Gnaden zogen es vor, in die Wüste zu ziehen...“ Der Mann spuckte aus, was Stey fast einen ängstlichen Satz an Trigarams Hals machen ließ.
„Vollstrecker... auch das noch...“, entfuhr es Astiroth und Trigaram nickte finster. Offenbar kannte auch der Dunkelelf die Berichte- oder war Teil eines Berichtes.
Das klagende Schallen eines Hornes hallte über die niedrigen Häusergruppen hinweg.
„Sie sind in der Stadt...“, flüsterte einer der Männer.
„Rondra stehe uns bei!“
„Wir müssen los...“, sprach Trigaram unvermittelt und zog den vollkommen perplexen Stey hinter sich, während Astiroth im folgte, noch ehe die ängstlichen Stadtbewohner hinter ihnen aus ihrer Starre erwachten und erneut versuchten, sie für die Verteidigung Caaladors zu rekrutieren.
„Ich hasse diesen Kontinent...“, zischte Astiroth, als ihm ein Windstoß feinkörnigen Sand und weiteren beißen Qualm ins Gesicht trieb.
„Ohne Vollstrecker und kampfeslustige Nomaden würde er mir jedenfalls sympathischer werden...“, erwiderte Trigaram trocken im Laufen. Stey schluchzte einfach. Aus der Ferne erreichten sie nun bereits Kampfeslärm und ekstatische Schreie, durchmischt mit wehleidigem Gejammer und Schreckenslauten.
„Zeit, ein paar dieser Faktoren auszumerzen...“, meinte Astiroth, doch ehe Trigaram antworten konnte, warnte sie ein sirrendes Geräusch. Der Halbelf warf sich grunzend zu Boden und riss den quiekenden Stey Greal mit sich, während Astiroth sich lediglich einen Millimeter bewegte und wie in Zeitlupe einen Pfeil an ihm vorbeizischen beobachtete.
„Es ist soweit...“
Repko:
Ardun de’Bordessa erhob sich träge und mit leicht genervtem Blick von seinem mächtigen Stuhl mit der rot ausgepolsterten Lehne, als Marcos Skarwenger kraftvoll die Türen aufstieß. Als er hereinmarschierte, wehte seine lilafarbene Kutte wie ein Schleier hinter ihm her. „Es reicht.“, fuhr er den Herzog brüsk an. „Wie viele Seelen müssen noch zu Borons Hände geleit’ werden, bis ihr einfältigen Narren euren Zorn zu kontrollieren wisst.“ Ardun blieb gewohnt ruhig und zog wartend eine Augenbraue nach oben.
Skarwenger zog ein zerschlissenes Stück Pergament aus seiner Kutte hervor und wedelte damit herum. „Ein Bote brachte mir eben diese Bulle. Walle zu Brämon ist gefallen, die Orken wüten dort zerstörerischer als es sämtliche Ausgeburten der eisigen Niederhöllen allein zu denken fähig wären. Des weiteren wurde die Stadt Dunkelsdorf vorletzte Nacht zum zweiten Mal angegriffen. Die Zahl der Toten war immens und die wenigen verbliebenen Wachen sind der Meinung, ein weiterer Angriff würde das Ende dieser Stadt bedeuten.“
Ardun senkte ob dieser Worte langsam sein Haupt. Die Nachricht der Zerstörung Walles hatte auf ihn gewirkt, als hätte ihm jemand einen Dolch durch das Herz gestoßen. In Walle hatte er eine Residenz, die er seit Jahren aufsuchte, wenn er Abstand von seinen Regierungsgeschäften benötigte. In den dortigen Bergen hatte er stets seine Ruhe gefunden. Die fidelen Menschen auf den sauberen Straßen, die schallenden Baritone der Marktschreier, die Tavernen in denen selbst Handwerker und Druide, Händler und Geweihter anzustoßen gewagt hatten… dies alles war nicht mehr?
„Ich denke ihr seid nicht nur gekommen, um mir dies zu berichten. Bringt euren Vorschlag vor.“, sagte er, um Fassung bemüht. Skarwenger zog einen Schemel beiseite, wartete der Geste halber, bis Ardun wieder Platz genommen hatte, bevor auch er sich niederließ. „Wir dürfen die Waffen nicht weiter wetzen, etwas muss die Orken doch dazu bewegen, über so viele Leichen zu gehen.“, sagte er ruhig und beobachtete Arduns Gesicht so genau es ging, um eine Reaktion auffangen zu können.
„Eben für diese Aufgabe habe ich Ritter van der Wall entsandt.“, antwortete dieser, den Blick seines Gegenübers starr erwidernd. Skarwenger wich dem Blick aus und winkte abschätzend ab. „In den sich’ren Tod habt ihr ihn geschickt. Eine nicht existierende Grenzreiterkohorte zu suchen.“, zischte er und kratzte sich auf seiner staubigen Glatze.
„Die Grenzreiter sind gewiss eine kühne Truppe, der einzige Grund, wieso ich nicht auf sie eingegangen bin ist, dass sie nicht dem Bild einer Kohorte entsprechen, welches Männer wie Daen van der Wall zu haben pflegen.“, gab Ardun gelassen zurück und versuchte dabei den Blick des Geistlichen wieder aufzufangen. Dieser aber erhob sich und wirbelte herum. Er streckte einen Finger nach dem Herzog aus. „Ich weiß genau um die Lügen, die ihr verbreitet, um mich und den geistlichen Orden eurer Geschäfte fern zu halten.“ Ardun fing langsam an, gekünstelt zu lachen und erhob sich jäh von seinem majestätischen Stuhl. „Wenn es nur darum ginge euch zu beruhigen, so wäre es mir des Atems nicht wert, eine Lüge auszusprechen.“, sagte er und löste die von ihm gewünschte Reaktion aus.
Skarwenger warf ihm einen letzten zornigen Blick zu, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und durch die Türe huschte. „Ihr werdet noch sehen, Herzog.“, war das letzte, was er gesagt hatte. Dass er das Wort ‚Herzog’ benutzt, vor allem der Sarkasmus, mit dem er es betont hatte, ließen Ardun verwundert aufhören. Marcos Skarwenger war ein Mann, der seiner Forderungen nachzukommen wusste und ihm gefiel der Gedanke nicht, der Orden könnte hinter seinem Rücken gegen ihn intrigieren.
Er lief mit traurig herabhängendem Kopf zu einem kleinen Tischchen, auf dem eine Amphore stand. Er schenkte sich einen goldenen Kelch mit Wein ein und trank diesen in einem Zug aus. „Waller Feinauslese“, murmelte er mit dem Gedanken, dass es wohl das letzte Mal sein könnte, dass er diesen edlen Tropfen trank.
Missmutig schritt Daen auf einen der vier Fremden zu, ein großer Mann, mit langem schwarzem Haar, der offenbar nicht rein menschlicher Abstammung war. Wer waren diese Fremden? Und was taten sie ausgerechnet jetzt im Druidentempel? Daen besah sich jeden Einzelnen von ihnen, während er weiter auf Vintal zulief. Wie große Heeresführer so keiner von ihnen aus, daher Zerstreute er den Verdacht, es könne sich bei ihnen um die Menschen handeln, die vermutlich die orkischen Armeen durch die Lande schickten.
Aus dem Augenwinkel sah er, dass die Frau, die sie Diara genannt hatten langsam die Treppe vom Wehrgang hinunter schritt. Auch Vidoria bemerkte dies und zog schnell ihre Sehne an, auf Diara zielend. Ihr Blick blieb starr auf die zierlich anmutende Frau gerichtet, die weiterhin kühl den Wehrgang herab schritt.
„Gebt euch zu erkennen.“, sagte Daen brüsk und sah, wie das Gesicht des Halbmenschen einen verlegenen Ausdruck aufwies.
„Gebet ihr euch lieber zu erkennen.“, schwang eine dumpfe Stimme von der Seite. Es war Repko. Dieser zog erneut das Medaillon aus seiner Tasche und ging ein paar Schritte auf Daen zu, vorbei an Göflington, der besorgt Diara nachstarrte. „Ich bin Großinquisitor Repko d’Orauntierris und das hier sind meine Begleiter.“
Mit einem kurzen Zucken der Augen musterte Daen den Mann von oben bis unten. Er war weder gewandet wie ein Inquisitor Dareos’, noch gebardt’ er sich wie einer. Zumal die Geweihten Dareos’ Bastarde verabscheuten und somit niemals einen Halbmenschen, wie den der im Moment vor ihm stand zu ihren Begleitern zählen würden. Dennoch deutete er eine kurze Verbeugung an, seine Vernunft gebot ihn, den sicheren Weg einzuschlagen.
„Mein Name ist Ritter Daen van der Wall, dies hier ist die Grenzreiterkohorte unter Befehl Herzog Ardun de’Bordessas. Wie können wir euch dienlich sein?“, sagte er und bediente sich seiner diplomatischsten Stimmlage. Als er die Grenzreiter vorgestellt hatte, hatte er sich umgedreht und gesehen, dass einige von ihnen, vor allem Yoshua einen mehr als nur ehrfürchtigen Blick gegenüber des vermeintlichen Großinquisitors aufgesetzt hatten. Repko nahm seinen Hut ab und fächerte sich ein wenig Luft in dem miefigen Raume zu. „Man hatte uns zugetragen,“ begann er „dass einige Diebe versucht hatten, diesen Tempel zu plündern, deswegen hat man mich beauftragt, die heiligen Symbole unseres Gottes Dareos aus diesen verfallenen Hallen zu holen und in Sicherheit vor den Plünderern zu bringen.“
Vintals Blick wurde sehr ernst. Fast schon Boshaft starrte er Repko an und hauchte ihm ein paar Worte zu. „Was soll das?“ Repko versuchte, ihm mit einigen leichten Augenbewegungen klarzumachen, er solle abwarten und ihn das ganze regeln lassen, doch Vintal wiederholte seine Worte.
„Würdet ihr uns einen Moment entschuldigen?“, fragte Repko an Daen gewandt und bedeutete ihm an, er solle sich entfernen. Während er auf Vidoria zulief, die ihren Bogen zwar gesenkt, die Sehne aber noch immer schussbereit etwas gespannt hatte, hörte er aufgebrachtes Geflüster zwischen den Beiden. „Hier ist etwas faul.“, begann die Elfe, kaum Daen in ihrer Reichweite war „Wenn das wirklich Inquisitoren sind hätten sie uns…“ „…zumindest gefragt, was wir hier zu suchen haben, oder uns gleich verhört, ob wir die Diebe sind von denen er berichtet hatte.“, ergänzte Daen und strich sich seinen Kinnbart glatt. „Dennoch will ich mich hier umsehen und diese vier Leute sind uns vielleicht sogar nutzvoll, lasst uns das Spiel ruhig eine Weile mitspielen.“, fügte er hinzu und setzte ein für ihn untypisches zynisches Lächeln auf.
Als Skarwenger die Stallungen des Ordenshauses erreichte, stand die Sonne bereits am Horizont. An das Gatter gelehnt stand August Raiden und unterhielt sich angeregt mit einer schönen Maid aus dem Dorf. Skarwenger lief so schnell es sein üppiger Körper erlaubte den Rest des Anhanges hinauf. „Seht zu, dass ihr zurück in euer Loch kommt.“, fauchte er die Frau an. Diese wollte empört widersprechen, erkannte aber früh genug, dass der oberste Ordensbruder der Zwölfgötter vor ihr stand und wich aufgebend beiseite. Raiden starrte ihr nach, als wolle er noch etwas sagen, drehte sich dann aber zu Skarwenger herum, auf den er weit herunterschauen musste.
„Die Dunkelheit zieht über unsere Lande“ sagte dieser verheißungsvoll „und Herzog de’Bordessa verliert die Vernunft.“ Aus der ledernen Tasche die er umhängen hatte, reichte er dem stattlichen Reiter ein dünnes Holzröhrchen. „Bringet diese Nachricht zu unserem obersten Ordenshaus und zög’ret nicht, es ist von größter Dringlichkeit, dass umgehend etwas gegen die Blindheit des Herzogs übernommen wird.“, befahl er.
Raiden nahm den Holzzylinder wortlos an und überlegte, ob er Skarwenger nicht einfach auf den Kopf spucken sollte.
Doch der Orden pflegte, ihn gut zu bezahlen, weshalb er nachgab und im Stall verschwand.
Skarwenger richtete sich stolz auf und lächelte triumphal. Wieder ging ihm dieser eine Satz durch den Kopf, dieses Mal nur lauter denn je. ‚Ihr werdet noch sehen, Herzog.’
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