NeoInferno
01.04.2005, 22:46
Hiho, hier mal wieder eine kleine Geschichte, die ich gerade fertiggeschrieben habe, Kommentare aller Art sind wie immer erwünscht. Viel Spaß :)
Der Flug
„Geht das nicht ein bisschen schneller?“, kläffte er mit entnervtem Blick die Frau am Flugticketschalter an ohne sie anzusehen. Stattdessen ließ er seinen Blick suchend durch die lange Menschenschlange hinter ihm schweifen. Bunt gemischt und dicht gemengt standen die verschiedensten Menschen hinter ihm, wie eine Reihe Dominosteine, darauf wartend durch einen kleinen Stups ihrem Schicksal näher zu kommen.
Eine zierliche Frau mit roten Haaren und einer großen Brille tippte Bill vorsichtig auf die Schulter, der sich mit seiner frisch angezündeten Zigarette im Mund zu ihr umdrehte.
„Sir, entschuldigen sie bitte, aber das ist ein Nichtraucher-Bereich.“, sagte sie mit dünner Stimme und deutete auf ein kleines Schildchen über ihren Köpfen.
„Dann rauchen Sie nicht.“, blies Bill ihr mit einer Qualmwolke entgegen, worauf sie ihr Husten unterdrückte und sich resigniert von ihm abwandte.
„Hier ihre Tickets, Sir. Ihr Flug geht um sechs Uhr einundfünfzig. Ich wünsche Ihnen…“
„…ja ja, die Nettigkeitsfloskeln können Sie sich sparen.“, unterbrach Bill die Frau, riss ihr die Tickets aus der Hand, legte diese in seinen schwarzen Aktenkoffer und verließ die Menschenschlange mit großen Schritten.
„…denken wohl, die können sich alles erlauben. Die eine arbeitet so langsam, als ob sie hier im Urlaub wäre und die andere beschwert sich wegen ein bisschen Rauch. Nur rumjammern den ganzen Tag, etwas anderes können die nicht…“, murmelte Bill leise, während er an Flughafen-Shops vorbeiging und ab und zu zurückschaute.
„Die sind wie diese unnützen Angestellten. Was kann ich denn dafür, dass ich sie feuern muss? Sind doch selbst schuld. Um für Investoren attraktiv zu bleiben, muss die Bank profitabel sein. Um profitabel zu sein, braucht sie fleißige, hart arbeitende Angestellte, und nicht so ein faules Pack, das sich wegen jedem Wehwehchen krankschreiben lässt.“
Als das Menschengewirr etwas überschaubarer wurde, blieb er kurz stehen und tupfte sich den Schweiß von der Stirn.
„Was ist das denn schon wieder? Muss wohl diese moderne Architektur sein. Sieht jedenfalls aus, als hätten das ein paar unterbezahlte Praktikanten in ihren Mittagspausen zusammengezimmert. Schrecklich.“, sagte Bill und blickte zu drei identischen Steinsäulen hoch, die das gläserne Flughafendach stützten und nach unten hin zu einer einzigen Säule gleichen Umfangs verschmolzen, um die kreisförmig Bänke angeordnet waren.
Bill, der gestern Nacht noch sehr lange auf und deswegen immer noch etwas erschöpft war, nahm diese Gelegenheit wahr, um sich ein wenig auszuruhen und setze sich auf eine der Bänke, wobei er seinen Aktenkoffer zwischen seinen Füßen abstellte.
„Und wo bleibt eigentlich Angela? Typisch Frau, braucht für die einfachsten Sachen immer eine Ewigkeit…“
Schlagartig wurde es um Bill herum ruhig.
Keine Ansagen durch die Flughafen-Lautsprecher mehr, keine quietschenden Putzmaschinen, keine Stimmen. Nichts.
Er hob den Kopf und schaute sich um. Es war kein Mensch mehr zu sehen, selbst die sich ständig verändernde Anzeigetafel zu seiner Linken war wie erstarrt. Auch der Sekundenzeiger der großen Uhr daneben bewegte sich nicht mehr.
„Was ist hier los, wo sind die alle?“, rief Bill in die Halle und stand auf, doch es kam nichts zurück, außer ein kurzes und leises Echo.
Er rannte zurück zum Ticketschalter, doch auch hier war keine Menschenseele, alle schienen sich in Luft aufgelöst zu haben.
Plötzlich tippte jemand von hinten auf Bills Schulter. Dieser schrie erschrocken auf und drehte sich blitzschnell um.
„Hallo, Mr. Thatcher. Wir haben sie beobachtet. Wir möchten ihnen einen Job in unserem Unternehmen anbieten.“
Bill glaubte nicht, was er sah: Die kleine rothaarige Frau mit der Brille stand vor ihm.
Nur hatte sie sich wie er in einen schwarzen Business-Anzug gezwängt, und ihre Stimme klang auch irgendwie verändert.
„Wie kommen Sie denn auf einmal hier her? Und woher kennen Sie meinen Namen?“, fragte er mit leicht zitternder Stimme.
„Ich sagte doch: Wir haben Sie beobachtet. Wir wissen alles über Sie. Sie scheinen der ideale Mitarbeiter für unser Unternehmen zu sein. Keine Sorge, Ihr alter Filialleiter-Posten wurde schon neu besetzt, und mit ihrer Frau ist auch nicht mehr zu rechnen. Nie mehr.“
„…was wollen sie damit…“
„Nun, sie hat ein paar Fotos erhalten, die belegen, dass Sie gestern Nacht gar nicht bei der Arbeit waren…zumindest nicht bei Ihrer Arbeit.“, sagte die rothaarige Frau mit einem zynischen Grinsen.
„Ach ja: Finanziell brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Sie können Ihr Gehalt nach Ihrem Ermessen selbst festlegen. Bitte folgen sie mir nun hinaus zum Firmenjet.“
Die Augen immer noch ungläubig auf die Frau gerichtet und den Mund geöffnet, folgte er ihr wie in Trance. Er fühlte sich wie die kleine Alice, die gerade der Grinsekatze begegnet war.
Vor der Tür der schwarzen Privatmaschine stoppte Bill, der noch immer einen verwirrten Eindruck machte.
„Wer leitet dieses Unternehmen denn?“
„Das erzähle ich Ihnen drinnen. Ich bin sicher, Sie haben schon mal von ihm gehört...“
Der Flug
„Geht das nicht ein bisschen schneller?“, kläffte er mit entnervtem Blick die Frau am Flugticketschalter an ohne sie anzusehen. Stattdessen ließ er seinen Blick suchend durch die lange Menschenschlange hinter ihm schweifen. Bunt gemischt und dicht gemengt standen die verschiedensten Menschen hinter ihm, wie eine Reihe Dominosteine, darauf wartend durch einen kleinen Stups ihrem Schicksal näher zu kommen.
Eine zierliche Frau mit roten Haaren und einer großen Brille tippte Bill vorsichtig auf die Schulter, der sich mit seiner frisch angezündeten Zigarette im Mund zu ihr umdrehte.
„Sir, entschuldigen sie bitte, aber das ist ein Nichtraucher-Bereich.“, sagte sie mit dünner Stimme und deutete auf ein kleines Schildchen über ihren Köpfen.
„Dann rauchen Sie nicht.“, blies Bill ihr mit einer Qualmwolke entgegen, worauf sie ihr Husten unterdrückte und sich resigniert von ihm abwandte.
„Hier ihre Tickets, Sir. Ihr Flug geht um sechs Uhr einundfünfzig. Ich wünsche Ihnen…“
„…ja ja, die Nettigkeitsfloskeln können Sie sich sparen.“, unterbrach Bill die Frau, riss ihr die Tickets aus der Hand, legte diese in seinen schwarzen Aktenkoffer und verließ die Menschenschlange mit großen Schritten.
„…denken wohl, die können sich alles erlauben. Die eine arbeitet so langsam, als ob sie hier im Urlaub wäre und die andere beschwert sich wegen ein bisschen Rauch. Nur rumjammern den ganzen Tag, etwas anderes können die nicht…“, murmelte Bill leise, während er an Flughafen-Shops vorbeiging und ab und zu zurückschaute.
„Die sind wie diese unnützen Angestellten. Was kann ich denn dafür, dass ich sie feuern muss? Sind doch selbst schuld. Um für Investoren attraktiv zu bleiben, muss die Bank profitabel sein. Um profitabel zu sein, braucht sie fleißige, hart arbeitende Angestellte, und nicht so ein faules Pack, das sich wegen jedem Wehwehchen krankschreiben lässt.“
Als das Menschengewirr etwas überschaubarer wurde, blieb er kurz stehen und tupfte sich den Schweiß von der Stirn.
„Was ist das denn schon wieder? Muss wohl diese moderne Architektur sein. Sieht jedenfalls aus, als hätten das ein paar unterbezahlte Praktikanten in ihren Mittagspausen zusammengezimmert. Schrecklich.“, sagte Bill und blickte zu drei identischen Steinsäulen hoch, die das gläserne Flughafendach stützten und nach unten hin zu einer einzigen Säule gleichen Umfangs verschmolzen, um die kreisförmig Bänke angeordnet waren.
Bill, der gestern Nacht noch sehr lange auf und deswegen immer noch etwas erschöpft war, nahm diese Gelegenheit wahr, um sich ein wenig auszuruhen und setze sich auf eine der Bänke, wobei er seinen Aktenkoffer zwischen seinen Füßen abstellte.
„Und wo bleibt eigentlich Angela? Typisch Frau, braucht für die einfachsten Sachen immer eine Ewigkeit…“
Schlagartig wurde es um Bill herum ruhig.
Keine Ansagen durch die Flughafen-Lautsprecher mehr, keine quietschenden Putzmaschinen, keine Stimmen. Nichts.
Er hob den Kopf und schaute sich um. Es war kein Mensch mehr zu sehen, selbst die sich ständig verändernde Anzeigetafel zu seiner Linken war wie erstarrt. Auch der Sekundenzeiger der großen Uhr daneben bewegte sich nicht mehr.
„Was ist hier los, wo sind die alle?“, rief Bill in die Halle und stand auf, doch es kam nichts zurück, außer ein kurzes und leises Echo.
Er rannte zurück zum Ticketschalter, doch auch hier war keine Menschenseele, alle schienen sich in Luft aufgelöst zu haben.
Plötzlich tippte jemand von hinten auf Bills Schulter. Dieser schrie erschrocken auf und drehte sich blitzschnell um.
„Hallo, Mr. Thatcher. Wir haben sie beobachtet. Wir möchten ihnen einen Job in unserem Unternehmen anbieten.“
Bill glaubte nicht, was er sah: Die kleine rothaarige Frau mit der Brille stand vor ihm.
Nur hatte sie sich wie er in einen schwarzen Business-Anzug gezwängt, und ihre Stimme klang auch irgendwie verändert.
„Wie kommen Sie denn auf einmal hier her? Und woher kennen Sie meinen Namen?“, fragte er mit leicht zitternder Stimme.
„Ich sagte doch: Wir haben Sie beobachtet. Wir wissen alles über Sie. Sie scheinen der ideale Mitarbeiter für unser Unternehmen zu sein. Keine Sorge, Ihr alter Filialleiter-Posten wurde schon neu besetzt, und mit ihrer Frau ist auch nicht mehr zu rechnen. Nie mehr.“
„…was wollen sie damit…“
„Nun, sie hat ein paar Fotos erhalten, die belegen, dass Sie gestern Nacht gar nicht bei der Arbeit waren…zumindest nicht bei Ihrer Arbeit.“, sagte die rothaarige Frau mit einem zynischen Grinsen.
„Ach ja: Finanziell brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Sie können Ihr Gehalt nach Ihrem Ermessen selbst festlegen. Bitte folgen sie mir nun hinaus zum Firmenjet.“
Die Augen immer noch ungläubig auf die Frau gerichtet und den Mund geöffnet, folgte er ihr wie in Trance. Er fühlte sich wie die kleine Alice, die gerade der Grinsekatze begegnet war.
Vor der Tür der schwarzen Privatmaschine stoppte Bill, der noch immer einen verwirrten Eindruck machte.
„Wer leitet dieses Unternehmen denn?“
„Das erzähle ich Ihnen drinnen. Ich bin sicher, Sie haben schon mal von ihm gehört...“