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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Afrikanisierte "Killerbienen" und andere mediale Mythen



Don Cuan
31.03.2005, 22:18
Das Fernsehen kann einen zu wirklich interessanten Gesprächsthemen kommen lassen. Und doch ist ein großer Teil dessen, mit dem wir täglich beschallt werden gespickt mit Unwahrheiten, Ausbauschungen und Untertreibungen. Auch dem gedruckten Wort sollte man nur noch selten bedenkenlos trauen, denn nur zu oft dient es ebenfalls zur Beeinflussung seiner Leser.
Die gestern im NDR gelaufene Dokumentation "Killerbienen - Insekten greifen an" behandelte auch eines solcher Themen, die durch ihre starke Medienresonanz in den USA sogar fast zu einem Medien-Mythos geworden ist.

Die Vorgeschichte dazu besteht aus einem Experiment, in dem europäische Honigbienen mit afrikanischen Bienen gekreuzt wurden, um deren Klimaverträglichkeit und die Honigproduktion zu optimieren. 1956 wurden die so gezüchteten afrikanisierten Bienen von der brasilianischen Regierung zu Forschungszwecken importiert, da die europäischstämmigen Populationen zu geringe Honigmengen in dem tropischen Klimagebiet hervorbrachten.
Doch ein Teil der afrikanisierten Bienen konnte bereits ein Jahr später aus den Forschungseinrichtungen entkommen, ihre europäischen Verwandten teilweise zurückdrängen und sich somit immer weiter ausbreiten. 1976 waren sie bereits in Mittelamerika vorgedrungen und ab 1990 erreichten sie schließlich die südlichen US-Staaten von Arizona, New Mexico und Texas. Gerade wer "Bowling for Columbine" gesehen hat, dürfte sich noch an die diesbezüglichen Ausschnitte erinnern, in denen vor den afrikanisierten "Killerbienen" gewarnt wurde. Tatsächlich haben die Killerbienen seit ihrer Einführung den Tod von nur etwa 1000 Menschen verursacht (bei einer derzeitigen Population von etwa einer Milliarde Völkern). Ihre hauptsächliche Bedeutung trifft dagegen hauptsächlich Landwirte, da die afrikanisierte Biene die wesentlich bestäubungsfreudigeren europäischstämmigen Bienen zurückdrängt. Dennoch haben sie durch die Berichterstattung der Medien genug öffentliches Aufsehen erregt, dass sich in den betroffenen US-Staaten professionelle Bienenbekämpfer, nicht nur für landwirtschaftliche Betriebe, sondern auch für Privatpersonen, etablieren konnten.

Doch dieser Fall soll nur ein Beispiel zeigen, wie die Medien unser Denken und unsere Wahrnehmung beeinflussen. Genau solche Fälle sollen in diesem Thread behandelt werden.

Waya Yoshitaka
31.03.2005, 22:39
Hey, das ist mir jemand zuvor gekommen. ;)

Denn es wurde vor Kurzen über eine Ausstellung, "Bilder, die lügen" berichtet. Bilder und Texte gehören schließlich zu den am leichtesten zu manipulierenden Formaten.

Hat man früher bei Bilder "nur" falsche Bildunterschriften gesetzt, wie z.B. einen Ölverschmierten Vogel, der zeigen sollte, das der Irak etc. die Meere verschmutzen und das Bild aber tatsächlich an einer Kanadischen Küste aufgenommen wurde, kann man heute mit diversen Grafikprogrammen erstaunliche Effekte erzielen. So z.B. wurde aus einer Wasserlache, eine Blutlache gemacht...


Hier noch einpaar Links zu der Ausstellung:
Bundeszentrale für politische Bildung (http://www.bpb.de/veranstaltungen/QF3IQQ,,0,Bilder_die_l%FCgen.html)
ZDF heute (http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/22/0,3672,2276630,00.html)

Evanescence
31.03.2005, 22:45
Doch dieser Fall soll nur ein Beispiel zeigen, wie die Medien unser Denken und unsere Wahrnehmung beeinflussen. Genau solche Fälle sollen in diesem Thread behandelt werden.
dazu muss man sich eigentlich nur die aktuelle spülmaschinenwerbung ansehen, wenn man wissen will, wie dumm/manipulierend/idiotensicher das fernsehen ist. o_Ô

ich hab über den kram meine semi-arbeit geschrieben - das ganze verfluchte medium ist das reinste gift. keine ahnung ob bewusst oder unbewusst, aber ich habe meinen konsum seitdem deutlich eingeschränkt.

nuja...

eines meiner lieblingsbeispiele wäre jedenfalls noch die sache, als sie feiernde iraker gefilmt haben, als sie das world trade center abgeschossen haben.
das tolle an der sache war, dass sie den menschen dort kekse gegeben haben. KEKSE. GOTTVERDAMMTE KEKSE!!
und der ganze europäische kontinent glaubt an einen heiligen krieg...

DAS ist manipulation. :P

Galuf
31.03.2005, 23:51
Schon der „verehrte“ Herr Goebels entdeckte die manipulierende Wirkung des Fernsehens und der Medien auf die Bevölkerung. Hitler schrieb in deinem Buch „Mein Kampf“ dass eine Organisation auf jeden Fall das eigene Recht propagieren muss auch wenn sie im Grunde genommen weiss dass sie Unrecht hat. Er hat es mit der Werbung für die Seife vergliechen nach dem Motto „ein Seifenherstellfirma wird behaupten dass ihre Seife die beste ist auch wenn sie wissen dass es nicht den Tatsachen entspricht“.
Eigentlich darf man den Medien grundsätzlich nicht vertrauen da wir nie wissen ob sie lügen oder nicht (Winston Churchill hat gesagt „vertraue nie eine Statistik die du nicht selbst gefälscht hast“). Damit meine ich nicht dass man plötzlich überall Lügner und Verschwöhrer sehen muss und paranoid werden sollte. Doch ist es gut wenn man bei jeder Nachricht im Hinterkopf den Gedanken springen lässt dass diese Nachricht eventuell nicht ganz den Fakten entsprechen könnte. Auch wenn es nur darum geht wie viele hier und dort bei einem Unglück gestorben sind. Man wird ja auch kaum hinfahren um sie alle zu zählen oder?