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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eine Geschichte, die Gesellschaft transparent zu machen



wequila
13.02.2005, 19:46
Ein Schausteller steht vor einem pappenen Torbogen, der wie mittelalterlich angemalt ist. Der Mann selbst trägt Pelzmantel und nennt einen zigeunerisch anmutenden Bart sein Eigen. Über dem Torbogen prangt, dessen Wölbung in ihrem Verlauf imitierend, die Wortgruppe „Meine Welt“ in orangefarbenen Lettern. Eben jene (Welt) scheint es zu sein, die der Schausteller anpreist, er hat neben sich ein Schild zu stehen, das wie folgt beschriftet ist: „Eintritt frei“. In dieser Konstellation also wird dem Vorübergehenden Ungeahntes verhießen.
Eine Person macht Halt vor des Schaustellers Installation, Zögern steht in ihr Gesicht geschrieben. Der Schausteller entlockt seiner Mimik ein gewinnendes Lächeln, sagt aber nichts. Schließlich überwindet sich sein Gegenüber: „Ist es mir erlaubt, einfach – einfach so einzutreten?“ Der Schausteller schweigt, deutet auf das Schild, das da sagt: „Eintritt frei“. „Einen Haken“, hakt die Person nach, „ich vermute an der Sache einen Haken.“ Der Schausteller seufzt, setzt dann sofort wieder sein Lächeln auf und versichert: „Meine Welt ist deine Welt.“ Nun scheint der unentschlossene Kunde überzeugt, er nickt nur und durchschreitet den Torbogen.
Somit ist der Schausteller wieder allein. Es sei an dieser Stelle bemerkt, er steht seit bereits vielen Jahren mit seinem Schild und Torbogen dort, eigentlich fast schon immer. Jedoch, er wird häufig nicht wahrgenommen von den Leuten. Nicht so diese Person, die ihn jetzt mit ihrer Aufmerksamkeit zu beehren sich anschickt. Skeptischen Blicks baut sich der Neukunde auf. „Wenn der Eintritt frei ist“, hinterfragt er, „wie toll kann sie dann sein, deine Welt? Worin unterscheidet sie sich von zum Beispiel meiner Welt?“ Der Schausteller lächelt und offenbart ihm: „Meine Welt ist deine Welt.“ Damit scheint auch der hier überzeugt, er marschiert schnurstracks durch den Torbogen.
Der Nächste kommt den Schausteller besuchen, es ist jemand, der einen durchaus verwirrten Eindruck macht. In der Tat, er scheint verrückt zu sein, denn er richtet an den Schausteller die Frage: „Angenommen, deine Welt sei ein Eichhörnchen und die meine eine Nussschale – Wer würde gewinnen??“ „Meine Welt isst deine Welt“, erwidert der Schausteller. Diese Antwort befriedigt den Verrückten, er geht durch den Torbogen.
Hier trifft er die anderen Beiden, die heute schon durch den Torbogen gegangen sind. Sie drehen sich zu ihm um und entdecken, dass auf der Rückseite des pappenen Torbogens auch etwas geschrieben steht, eine Wortgruppe, die in ihrem Verlauf die Wölbung des Torbogens imitiert. Sie lautet: „Meine Welt“. Das ist die Pointe!

NeoInferno
14.02.2005, 11:13
Schon seltsam. Bei der Geschichte zuvor habe ich kritisiert dass der Hauptteil zu durchschnittlich geschrieben ist und nicht mit dem famosen Ende mithalten kann, hier ist es genau anders herum:

Allein die Sprache und die ein oder andere wohl absichtlich (syntaktisch) falsch konstruierte Formulierung lassen während des Lesens wirklich schmunzeln. Man quält sich nicht durch den Text, sondern liest interessiert mit, um herauszufinden, worauf das ganze hinausaufen soll.

Dann aber das Ende: Ich habe die offensichtliche Pointe verstanden, denke vielleicht sogar dass es noch eine andere Pointe gibt, die ich irgendwie nicht finden kann. Jedenfalls ist das Ende schlicht doof. Nicht lustig doof wie sonst sondern nur doof doof. Oder mir ist wirklich etwas entgangen, wobei man nie den Fehler machen sollte mehr in den Text hineinzuinterpretieren als er hergibt bzw. als er vom Autor gedacht war.

Bin mal gespannt die Gedanken anderer User dazu zu hören, denn das ist wohl ein sehr streitbarer Text. :)

schreiberling
14.02.2005, 16:35
hmm...
nicht schlecht, nicht schlecht... schön die Menschen charakterisiert, jedoch eine sehr zarte Gesellschaftskritik.(was nicht schlecht sein muss,und auch nicht ist) :D

Zu deinem Schreibstil: der gefällt mir nicht so, wenn man wirklich sich der "normalen" Sprache entheben will, dann kann man das meiner Meinung nach auf einer anderen Basis machen und nicht einfach nur die Sätze umstellen, was mehr zu Verwirrung als zu wirklicher stilistischen Durchleuchtung führt...wobei ich irgendwie bezweifle dass du das wirklich so wolltest,entweder du wolltest etwas anderes ausdrücken,was ich allerdings nicht finde,oder es ist "einfach passiert"-ohne tiefe Hintergründe. :rolleyes:

Ja,der Schluss,hmmm...ich ahnte sowas in der Art schon lange voraus,deswegen war ich glaube ich auch nicht richtig enttäuscht. Tut mir Leid Neo.

habe irgendwie das stechende Gefühl die Hälfte überlesen zu haben, aber auch nach mehrmaligen Lesen ist mir nichts Derartiges aufgefallen...