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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Un Long Dimanche de Fiançailles



Rübe
31.01.2005, 20:26
Freier Montag, meine Schwester hat Urlaub, also haben wir uns entschlossen, heute den neuen Film mit Audrey Tautou anzusehen. Und es hat sich mehr als gelohnt.

Die Geschichte beginnt 1917. Fünf Soldaten werden zum Tode verurteilt, weil sie sich in den Schützengräben an der Sonne selbst Verletzungen zugefügt haben (wobei es in einem Fall eigentlich nur ein dummer Unfall war). Unter den Verurteilten befindet sich auch der junge Manech, der sich erst gerade frisch verlobt hat. Anstatt erschossen zu werden, schickt man die Soldaten an die forderste Front, in den Schützengraben "Bingo Crépuscule". Alle fünf verschwinden auf jenem Schlachtfeld. 1920 beginnt Mathilde mit der Suche nach ihrem Verlobten Manech, da sie einfach nicht glauben kann, dass er gefallen sein soll. Mit unglaublicher Beharrlichkeit deckt sie immer weiter die Geschehnisse in "Bingo Crépuscule" auf.

Viel mehr möchte ich nicht zu der Geschichte sagen, der Plot ist aber mit einigen Überraschungen gespickt. Mathildes Suche wird in einer sehr eigenen Optik verfilmt, welche das Bild in einen gelben Ton hüllt. Dies verleiht der Geschichte etwas märchenhaftes oder träumerisches. In den Rèckblenden in den Schützengraben treffen wir auf kalte graue Töne, die eine grausame Realität widerspiegeln und so einen gelungenen Kontrast zur Suche der jungen Frau bilden. Der Plot verknüpft verschiedenen Schicksale jener Menschen, die mit den fünf Verurteilten in Verbindungen standen und schafft so eine ganz eigene melancholische Stimmung. Bemerkenswert am Rande, Jodie Foster spricht ein ausgezeichnetes Französisch. Allgemein sind die Schauspieler sehr gut und man nimmt ihnen ihre Charaktere ab.

Alles in allem ein sehr guter Film, den ich leider nur sehr schwer beschreiben kann. Am besten schaut ihr ihn euch selber an, enttäuscht werdet ihr kaum.
Nebenbei noch eine kleine Bemerkung über einen recht skurilen Umstand: Der Film stammt vom Jean-Pierre Jeunet, das Gross der Schauspieler kommt aus Frankreich (Jodie Foster ist da die AUsnahme) und der Film wurde auch dort gedreht. Trotzdem hat ein amerikanisches (!) Gericht entschieden, dass es sich um einen US-Film handelt, da Geldgeber WB seinen Sitz in den USA hat. Interessant welches Hickhack man um einen Film veranstalten kann.

keyed
02.02.2005, 17:24
Ich habe mir den Film gestern angeschaut und schlichtweg begeistert.

Ich persönlich liebe ja alle Jeunet-Filme (besonders Delicatessen), doch es gibt einige Leute die z. b. Amelie kitschig gefunden haben. Doch das ist eine persönliche, emotoniale Frage. Unumstriiten ist jedoch,dass dieser Film eine wahre Augenweide ist und handwerklich fantastisch gemacht ist. Obwohl die Thematik dieses Films ganz anders als die der anderen Filme ist, erkennt schon man nach wenigen Bilder die markante Handschrift des Regisseurs. Es ist beeindruckend wie Jeunet mit dem Licht und der Mimik der Charaktere spielt. Audrey Tautou spielt die Rolle der Mathilde sehr, sehr überzeugend. Dieser Film ist ein Drahtseilakt zwischen einer romantischen, epischen Liebesgeschichte und dem Grauen des Krieges.

Mir persönlich gefallt vorallem die Erzählweise. Schon in allen seinen Filmen erzählt er die Geschichte aus einem sehr naiven Blickwinkel. Dadurch wirkt IMO der Krieg noch härter und manchmal sogar ein wenig absurd (was er ja zweifellos war). Trotz dieser,
für europäische Verhältnisse rießigen Produktionskosten finde ich, dass er am Ende doch irgendwie das Gefühl einer feinen französischen Kleinproduktion vermittelt. Und das ist wunderbar und daran kann selbst der opulente(geniale) Soundtrack nichts ändern.

Filmwertung: 5/5 Punkten

Rübe
02.02.2005, 19:07
Und ich befürchtete schon, ich sei der einzige, der den Film gesehen hat. Leider habe ich es irgendwie fertig gebracht, Amelie jedes mal zu verpassen. Muss dringend daran denken, der FIlm reizt mich schon sehr lange.