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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dürrenmatt-Die Physiker



Rpg_Girl
10.12.2004, 21:38
Hay leute!
Ich wollt ma fragen ob jemand von euch das Buch die Physiker von Dürrenmatt mal gelesen hat.Naja es ist eigentlich ein stück und alles ist drehbuchartig geschrieben mit szenenanweisungen und all dem.
Ich lese es grade in der Schule und fand es ganz gut.
Das es eine Komödie ist versteh ich jedoch nicht weil ich daran nix besonders witzig fand also so richtig gelacht habe ich nicht.
Naja was haltet ihr denn davon?


Viel spaß beim posten.

Galuf
10.12.2004, 22:12
Physiker ist ein genialer Roman der auf die Gefahr der Selbstvernichtung der Menschheit durch den unüberlegten Umgang mit der Wissenschaft hinweist.
Dabei wird eine leichte SchFi Unterlage so einer Art Selbstspiegelung darstellt. Also da werden Sachen eingeführt die es gar nicht gibt um zu zeigen was man mit vortschritlischen Technologien alles anfangen kann.
Dabei werden in dem Stück leichte (oder schwere^^) Andeutungen von Möbius auf die Gefahr genannt.
Die Krönung stellt das Ende da wo der Zuschauer in eine tiefe Betroffenheit versetzt wird.
Also rundum gelungen :A
Übrigens habe ich das Stück im Theater gesehen. Die allerletzte Forführung in NRW :D

Pik
10.12.2004, 22:43
Ich hab das Buch auch als Schullektüre gelesen und es war im Vergleich zu den anderen Lehrplanmist eine positive Abwechslung ^^. Zwar entspricht es thematisch nicht den Büchern, die ich mir freiwillig zu Gemüte führe, aber ich musste mich nicht zum Lesen zwingen wie bei "Heldenplatz".
Joa, von dem schulischen Aspekt einmal abgesehen, gefiel mir im allgemeinen ganz gut, wobei ich die Autorenintentionen wohl von mir selbst aus kaum erschließen könnte, weshalb es dann doch weniger ansprechend für mich ist, als Bücher die lediglich Geschichten erzählen.
Den Film dazu hab ich auch gesehen, ich fand das Buch dann aber doch ansprechender.



Das es eine Komödie ist versteh ich jedoch nicht weil ich daran nix besonders witzig fand also so richtig gelacht habe ich nicht.

Ist auch weniger indiesem Sinne gemeint, aber genauere erläuterungen und analysen von solchen DIngen liegen mir nicht, also warte am besten ab bis beispielsweise Stan kommt :D ^^


Physiker ist ein genialer Roman der auf die Gefahr der Selbstvernichtung der Menschheit durch den unüberlegten Umgang mit der Wissenschaft hinweist.
Nur, daß es kein Roman, sondern wie erwähnt eine Komödie in zwei Akten ist ;)



SchFi
SciFi? :D



Also da werden Sachen eingeführt die es gar nicht gibt
Zum Beispiel?

Galuf
10.12.2004, 23:02
Nur, daß es kein Roman, sondern wie erwähnt eine Komödie in zwei Akten ist ;)
Nun ja da habe ich wohl einen Fehler gemacht *rotwerd*



SciFi? :D


Zum Beispiel? Die Sache wo Dr Mobius zugab dass er das Problemm mit der Antigravitation gelöst hat. ofder wo die Oberschwester damit prallte dass sie die Kontrolle über das Sonnensystem hat (AFAIR)

Don Cuan
10.12.2004, 23:12
Die Sache wo Dr Mobius zugab dass er das Problemm mit der Antigravitation gelöst hat. ofder wo die Oberschwester damit prallte dass sie die Kontrolle über das Sonnensystem hat (AFAIR)

Antigravitation? Also theoretisch die Fliehkraft? Es ist zwar schon etwas her, als ich es (auch als Schullektüre) gelesen hatte, aber AFAIR wurde die Entdeckung der Physiker gar nicht erwähnt, sondern nur ihre möglichen Auswirkungen.
Insgesamt war ich aber (auf Grund meiner schrecklichen Erfahrungen mit Pflichtlektüre) sehr positiv überrascht, der Text ließ sich flüssig lesen und hatte eine (wenn auch sehr deutlich gezeichnete) Botschaft in sich. Auch seine teilweise ins Groteske gehenden Elemente haben das Drama für mich eher auf- denn abgewertet. Insofern sollte man Schullektüre auch nicht grundsätzlich verdammen, zu einigen guten Werken findet man schließlich nur durch die Schule Anschluss.

Phoenix
10.12.2004, 23:27
"Die Physiker" habe ich eben erst auf Anraten eines Freundes gelesen. Fand ich durchaus gut. Möbius hat bei mir auch den meisten Eindruck hinterlassen. Die Gespräche zwischen den einzelnen Physikern sind echt abgedreht, aber immer unterhaltsam und von guter Rhetorik.

Leider ist so etwas für mich neuerdings zu zu schwerer Kost geworden, was ich aber mal damit erkläre, dass ich den hemmungslosen Boulervardjournalismus mittlerweile gewöhnt bin, da der sich quer durch sämtliche Medien zieht und hoffähig geworden ist.

@Rpg_girl:
Wenn dir "Die Physiker" gefallen hat, empfehle ich dir noch "Besuch der alten Dame", ebenfalls von Dürrenmatt. Ja, es geht noch paradoxer! :D

Stan
11.12.2004, 11:30
Der Begriff Komödie muss nicht immer - entgegen der häufigsten Gebrauchsform beispielsweise beim Fernsehprogramm - "witzig" heißen, Komödie kann auch ganz einfach unterhaltsam heißen. Und unterhaltsam ist "Die Physiker" ja allemal und imo war es stellenweise sehr witzig, ich denke da speziell an das Verwirrspiel von Möbius und den Anderen.

Ob nun präzise Neu-Entwicklungen des Physikers genannt werden ist eigentlich unwichtig, es geht nicht darum was erforscht wurde, sondern allgemein um den Fortschritt der Forschung und inwieweit man diesen den Menschen überlassen sollte. Dürrenmatt zieht durch seinen Protagonisten den Schluss, dass zu viel Macht verantwortungslos missbraucht werden würde, was man ja bei einem Blick in die nächste Nachrichtensendung bestätigt bekommt.

Ich habe das Stück gelesen und war auch vor kurzem im Düsseldorfer Schauspielhaus. Beides hat mir wirklich gut gefallen und wie auch Der Phoenix würde ich Lesern "Der Besuch der alten Dame" nahe legen, ebenfalls ein tolles Stück über Geldgier, das menschliche Miteinander und den Wert von Menschenleben.

Liferipper
11.12.2004, 18:04
Tragi-Komödie trifft auf "Die Physiker" wohl eher zu, als Komödie. Z.B. schreibt Dürrenmatt am Ende (27 Punkte zu irgendwas): "Die Geschichte ist dann beendet, wenn die Ereignisse die schlimmstmögliche Wendung genommen haben." (Oder so ähnlich, hab keine Lust das Buch jetzt von der Bühne zu holen.) Auf jeden Fall ist das eine Definition der Tragödie. Komödien enden klassischerweise mit einem Happy End (lest den "Hofmeister", dann seht ihr mal, wie krampfhaft das manchmal umgesetzt wurde.)

Stan
11.12.2004, 18:12
Tragi-Komödie trifft auf "Die Physiker" wohl eher zu, als Komödie. Z.B. schreibt Dürrenmatt am Ende (27 Punkte zu irgendwas): "Die Geschichte ist dann beendet, wenn die Ereignisse die schlimmstmögliche Wendung genommen haben." (Oder so ähnlich, hab keine Lust das Buch jetzt von der Bühne zu holen.) Auf jeden Fall ist das eine Definition der Tragödie. Komödien enden klassischerweise mit einem Happy End (lest den "Hofmeister", dann seht ihr mal, wie krampfhaft das manchmal umgesetzt wurde.)

21 Punkte zu den >Physikern<
1.Ich gehe nicht von einer These, sondern von einer Geschichte aus.
2. Geht man von einer Geschichte aus, muß sie zu Ende gedacht werden.
3. Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat.
(...)
21. Die Dramatik kann den Zuschauer überlisten, sich der Wirklichkeit auszusetzen, aber nicht zwingen, ihr standzuhalten oder sie gar zu bewältigen.

Meinst du diese Punkte? Btw, Von welcher Bühne müsstest du das Buch jetzt holen? Ich bewahre meine Bücher in einem einfachen Regal auf.^^ Imo sind auch manche Tragödien ein wenig krampfhaft zu Ende geführt, ich würde da sogar Shakespeares Hamlet als Beispiel wählen.

Liferipper
12.12.2004, 09:17
Meinst du diese Punkte?

Ja


Btw, Von welcher Bühne müsstest du das Buch jetzt holen? Ich bewahre meine Bücher in einem einfachen Regal auf.

Ich weiß schon, wieso ich ursprünglich "Dachboden" schreiben wollte, wollte dann aber testen, ob tatsächlich jemand fragt.
Und mein Bücherregal ist sowieso jetzt schon hoffnugslos überladen (bei jedem neuen Buch: Hm, wo kann ich das jetzt noch unterbringen?). Deswegen landet eben alles, was ich sowieso nicht mehr lesen will (zumindest in näherer Zukunft) auf dem Speicher. Dazu sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass ich "Die Physiker" nur wegen der Schule gelesen habe, und mein Interesse an dem Buch deshalb als eher gering einzustufen ist.

Grishnákh
14.12.2004, 18:24
Das es eine Komödie ist versteh ich jedoch nicht weil ich daran nix besonders witzig fand also so richtig gelacht habe ich nicht.

Darum geht es in einer Komödie ja auch eigentlich nicht. Es geht auch um das übertriebene Darstellen von Missständen, die den Zuschauer eines Besseren belehren soll.