Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Weihnachtscontest [Storys]
Damit die Jury sich zwischen Bildern und Märchen zurecht findet werden beide Sachen getrennt voneinander in extra Threads gestellt. ^^
Kommentare sind hier nicht gewünscht. Zu schnell kann man den Überblick verlieren und die Jury mit Kommentaren beeinflussen.
Aus diesen Gründen werden die Präsentationsthreads geschloßen.
Erst für die Bewertungen der Jury werden sie wieder geöffnet.
Viel Spaß noch beim Lesen. :)
Schnee ist ein Niederschlag, der aus feinen Eiskristallen besteht. Sagt zumindest die Wissenschaft.
Doch diese Behauptung ist mehr als überholt. In Wirklichkeit ist Schnee nämlich ein Lebewesen, wie alles andere auf dieser Erde, wenngleich nicht auf den ersten Blick erkennbar. Doch, es stimmt, Schnee lebt, warum sonst sollte er fliegen, altern und sprechen können? Nein? Ihr denkt Schnee kann nicht sprechen? Dann seid ihr wohl nicht nie in einen wahren Schneesturm geraten. Eine Flocke für sich allein schweigt, aber wenn sie zahlreich sind und aufgewühlt, hört das geübte Ohr sie flüstern. Für den rationalen Wissenschaftler mag es wie Wind klingen, doch es sind wahrhaftig die aufgeregten Flocken, die nach ihren Freunden rufen, ausgelassen plaudern oder nach ihren Eltern suchen. Ja, als kleiner Eiskristall führt man wahrlich kein leichtes Leben: Wobei warme Temperaturen seelischen Fall bis zur Selbstaufgabe mit sich bringen, birgt ein kühles Klima etliche physische Strapazen, unachtsam werden die kleinen Wesen zertreten, als Wurfgeschosse missbraucht und nicht selten auf engstem Raum in Form illustrer Figuren zusammengepfercht. Den westlichen Flocken ist dabei eine besonders schwere Last auferlegt worden. In der biologischen Rangordnung zwar noch über den Regentropfen, müssen sie dennoch zwei Drittel des Jahres hoch über den Wolken verbringen, bis sie dann im Winter vollkommen unterkühlt auf die Erde hinabschweben. Wenn das Wetter dann auch noch mitspielt und kalte Temperaturen als Vasallenkönige einsetzt, sind die armen Flöckchen gezwungen, ihr Dasein die Zeit bis zum erlösenden Frühjahr in dieser stressreichen Unterwelt zu fristen. Der Schnee im tiefen Norden der Erdkugel hat da eine weitaus bessere Karte gezogen. Obwohl, nein besser gesagt gerade weil den Großteil des Jahres Minusgrade herrschen, hat sich die weiße Gemeinschaft mittlerweile angepasst und empfindet dieses eisige Klima als weniger unerträglich. Auch um ihr körperliches wohlergehen ist es besser bescheert, die Jugend dort empfindet den ständigen Begleiter Schnee als weniger spektakulär, weshalb ihm nervenaufreibende und schmerzhafte Vergewaltigungen größtenteils erspart bleiben.
Doch kehren wir wieder zu den westlichen Flocken zurück. Eigentlich wollte ich nämlich eine gänzlich andere Geschichte erzählen, nur begrenzt abhängig von obiger Einleitung. Was ich anmerken wollte, ist, dass ich der Meinung bin, das der Schnee als ebenso fühlendes Lebewesen eine weitaus bessere Behandlung verdient hat. Denkst du nicht?
Vielleicht würde das auch ein Ende des Schneestreiks mit sich bringen... Ja, der Schneestreik! Davon wollte ich auch noch erzählen. Wie jeder andere auch mit dem derart grob umgesprungen wird, haben nämlich auch die sonst so beugsamen Schneeflocken keine Lust mehr dazu, ein unbezahltes Spielzeug zu mimen, was dazu führte dass sie vor etwa einem Jahr beschlossen ihre Arbeit vorerst niederzulegen. Zumal diese des öfteren sogar in Verrufenheit gerriet:
Die undankbare Autofahrergesellschaft befand sich zu Beginn der Weihnachtsferien letzten Jahres in allgemeiner Aufbruchsstimmung, alle Koffer waren gepackt, die Skier auf's Dach geschnallt, es hätte losgehen können, wenn da nicht ein rebellische Gruppe von Terrorflocken gewesen wäre, die mit bösartiger Absicht auf alle Autobahnauffahrten niederschoss, um den in ihren Augen garstigen Menschen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung zu machen.
Mit Erfolg, etliche überraschte Fahrzeuginhaber lenkten ihre Wagen rutschend in den sicheren Tod Leitplanke.
Wütende Autofahrer stießen noch neben ihrem verformten Wracks Fluchsalven in Richtung Himmel aus. Der friedlebende Teil der weißen Kristalle sah dies missverständlicherweise als ungerechtfertigte Beleidigung an und entschloss sich kurzerhand das nahestehende Weihnachtsfest in sicherer Enfernung zu verbringen. Als dann der heilige Abend gekommen war, sahen sie von oben herab in die enttäuschten Augen der Menschen, die immer noch auf eine weiße Weihnacht hofften. Doch bis heute haben sich die streikenden Flocken noch nicht wieder blicken lassen, obwohl es ihnen bis jetzt trotz aller Umstände letztendlich immer eine Freude war, die strahlenden Gesichter der Kinder zu sehen, die sorgsam und liebevoll mit dem Schnee spielten und dabei nicht selten ein rührendes „Dankeschön“ in Richtung Himmel als Belohnung aussprachen.
Ja, ihr seht schon, die derzeitige Situation ist auch für den Schnee nicht befriedigend und ich bin mir sicher die Flöckchen ließen sich überreden dieses Jahr mal wieder vorbeizuschauen, wenn wir ihm versprechen, ihn als lebendige und ehrenhafte Daseinsform zu respektieren...
Die Suche nach dem Weißen
„Hmmm ...Mir scheint als hätte ich etwas gehört. Bestimmt wieder nur Einbildung bei dem Wetter!“. Wir schreiben das Jahr 2004 und es Weihnachtet sehr, denn das kann Knecht Ruprecht mit Fug und Recht behaupten. Es scheint wirklich weiß zu werden und die Menschen in ihren warmen Häusern beklagen sich nicht über diese Pracht. Darum liebe ich es, nach draußen zu gehen, mir meine warme Mütze über den Kopf zu ziehen und mit Musik durch die fast leeren Waldwege zu laufen. Im Wald lässt es sich nämlich einfach laufen. Dort fällt der Schnee meist nicht so stark oder wird vom Geäst aufgehalten. Wenn man dann einmal nicht aufpasst, fällt einem das ganze weiße Übel auf den Kopf und verteilt sich in Nacken, Ohren und überall, wo es sonst noch hinkommen kann. Darum nehme ich immer einen prüfenden Blick mit in den Wald und achte immer genau auf solche gefährlichen Stellen. Manchmal lasse ich es auch absichtlich, damit ich mich später noch mehr auf mein Zuhause freuen kann. Ein warmes Kissen und die schützende Decke macht es einem so gemütlich, wie an kaum einem andren Fleckchen.
Nun stehe ich da, lausche Leise nach dem verdächtigen Geräusch und stelle fest, dass es ein junger Mann mit Schneeschaufel war. Kinder lieben es, ohne Grund Schnee zu schaufeln und ihn dann zu einem großen Haufen zusammen zu pferchen. Dann werden die Schlitten aus der verstaubten Ecke geholt und man freut sich über den Schwung des kalten Weißes. Ich denke mir immer, so was möchtest du auch noch mal gerne erleben. Diese Freude und Lebenslust erleben. Ich besinne mich, so was gepflegt sich doch nicht für einen Mann wie mich. Aber manchmal kommt das berüchtigte Kind im Manne doch zum Vorschein.
Nun gehe ich Richtung des Sees, der wunderbar gefroren ist. Wenn sich die Sonne während der wenigen Augenblicke am Tag sehen lässt, dann glänzt die große Eisplatte wie ein Lichtermeer. Ja, man kann sogar die Wärme auf ihr spüren, wenn man nur fest genug daran glaubt. Ich setze mich auf eine Bank, die Gott sei Dank nicht so feucht ist, wie seine Nachbarn. Ich glaube die Menschen wären wohl etwas zu sehr damit beansprucht, sich ein Tuch von Zuhause mitzubringen. Dabei wäre es doch viel praktischer. Ich bemerke, dass ich wieder Unmögliches von der Menschheit verlange, wo doch selbst ich ein Tuch vergessen habe, oder besser gesagt erst gar keins mitnehme. Wenn ich so dasitze und mir die Umgebung anschaue, gefällt mir der Winter viel besser als der Sommer. Der Winter besitzt eine solch unheimliche, mystische Aura, dass man sich verlieben könnte. Verlieben… Ich bin 19 und habe immer noch keine Freundin. Wäre der Winter nicht grade perfekt für eine Liebe? Ich denke, über dieses Thema werde ich später nachdenken, wie ich es immer mache.
Ich nehme mir ein bisschen Eis in die Hand und warte darauf, dass es schmilzt. Es ist immer schön anzusehen, dass sich etwas verändert. Ich lasse das Wasser bis zum Schluss auf der Hand und merke, dass ich meine Handschuhe vergessen habe. Wie auch das Tuch… Ich wedle mit der Hand um das Wasser von der Hand weg zu bekommen und trockne mich an meiner Hose. Nun stecke ich beide Hände in die warmen Taschen. Komisch, das Gras bleibt grün, obwohl andere Pflanzen verdorren und eingehen. Ist das Gras etwa magisch? Du Idiot, denkst du etwas an Magie? , besinne ich mich. So etwas wie Magie gibt es nicht. Aber dieses Gras das völlig mit Weiß bedeckt ist, lässt mich fast träumen. So eine Schicht aus Schnee, die völlig zart und leicht auf der Oberfläche liegt, muss ein herrliches Gefühl für die Haut sein. Aber sich nackt auf das Gras zu legen, wäre wohl eher die Lieblingsbeschäftigung anderer Leute. Heute würden wir dafür eingesperrt werden. Wir sind ja seriös und gesittet. Bei diesem Gedanken mache ich eine Handbewegung, die wie ein adeliger Gruß aussieht. Ich würde mich gerne mal selbst sehen, nicht nur im Spiegel. Spiegel? Wohnzimmer? Zuhause? Mich behängt ein Gefühl der Sehnsucht nach meinem Zuhause. Jetzt im warmen Jogginganzug auf der Couch zu liegen, ist in der jetzigen Situation ein unabdingbares Gefühl der Sehnsucht. Ich mache mich lieber auf und zieh mich um. Die Nase fängt auch schon an zu laufen. Dabei habe ich mir vorgeschrieben, dieses Jahr nicht krank zu werden…
Auf dem Weg zurück durch den Wald, sehe ich noch einmal den Jungen mit seiner Schneeschaufel. Spaß ist das, was man am meisten im Leben haben sollte. Plötzlich merke ich, dass mir jemand zu nahe gekommen ist. Ich schaue zum Jungen und ich erkenne noch grade, dass der Jemand nach oben schaut, um auf den Schnee zu achten. Unglücke passieren halt. Ich richte mich schnell auf und sage perplex: „Oh, das tut mir sehr leid ich sollte etwas besser auf…“. Der Jemand war eine Sie und ich war noch perplexer als vorher. Ich gab ihr hastig die Hand. Mein Herz donnerte wie wild. Kann denn so etwas wirklich mir passieren? „Ist schon in Ordnung, ich habe genauso wenig auf…!“. Auf einmal spürte ich den Blick von ihr. Dieser Blick strahlte etwas aus, das ich nur von meiner Wohnung kannte. Es war Wärme. Einladende Wärme, die ruhig und geschmeidig wandert. Mein Herz donnerte heftiger als jemand zuvor. Ist das etwa? Sie streckte die Hand aus und gab mir mit roten Gesicht und verlegendem Lächeln die Hand. Sie hatte ihre Handschuhe auch vergessen dennoch spürte ich die Wärme… diese Wärme. Scheint Weihnachten weißer zu werden als sonst?
- A christmas tale -
Sie zündete sich eine Zigarette an und rieb sich die in Handschuhen verborgenen Hände. Die anhaltende Kälte machte alles weiß und kühl, malte gefrorene Blumen auf die Scheiben. Wenn jetzt irgendwer bei ihr wäre... aber so war es nicht. Sie war nur eine unter tausend, eine Unbekannte in der Menge, ein Niemand. Was war das für ein Weihnachten, wenn man alles verloren hatte? All die Ideale vom Glück und der Liebe... alles nur in der Welt der Oberschicht. Jemand wie sie konnte davon nur träumen. Und sie tat es nicht.
Manchmal fühlte sie sich, als würde sie so mancher mitleidig ansehen, aber sobald sie seinen Blick suchte, schien er sich gar nicht für sie zu interessieren. Und so fristete sie ihr Leben... ohne Freunde, ohne Familie, mit erkaltendem Herzen. Sie begann mehr und mehr zu verstehen, dass sie nicht in eine Welt des Mammons passte. Wo war das wirkliche Weihnachten, IHR Weihnachten? Das Weihnachten, das sie sich immer gewünscht hatte? Mit ihren Eltern und Geschwistern in einer warmen Stube, alle lachen und freuen sich. Sie hatte so etwas nie erleben dürfen. Gefangen in einer Welt der Kälte, der Ausgestoßenen, weggeworfen wie ein abgetragenes Kleidungsstück, unbrauchbar... Wie war es wohl, eine Mutter zu haben? Sie stellte sich deren liebevolle Umarmung vor und verkroch sich instinktiv tiefer in ihren Mantel.
Bei dieser Kälte konnte man heutzutage auch gar nicht mehr nachdenken, ohne dass einem auffiel, dass man gerade dabei war, sich Frostbeulen an den Zehen zu holen. Sie warf die Zigarette in den verharschten Schnee und wartete, bis die Glut ein Loch hineingrub, bevor sie sie austrat. Dann lief sie langsam aus der Seitengasse auf eine der Hauptstraßen.
War da nicht ein vertrautes Gesicht? - Wohl nur eine Sinnestäuschung. Sie sah oft ein Familienmitglied in einem fremden Gesicht, obwohl sie sich an keins von deren Gesichtern erinnern konnte. Und dann fragte sie sich meistens, warum man sie ausgesetzt hatte. Die im Waisenhaus hatten immer schlecht über die Eltern von solchen Kindern gesprochen. Aber das war ihr mittlerweile egal.
Sie bekam von den Kioskbesitzern meistens Zigaretten geschenkt, jetzt, wo das Waisenhaus abgebrannt war und sie keine Möglichkeit mehr hatte, irgendwie einen Platz zum Leben oder Arbeiten zu bekommen. Sie hatte wirklich alles gesucht, aber nicht mal im Rotlichtviertel wurde sie gebraucht. Sie kam sich so nutzlos vor...
Was zum Teufel war das für ein Weihnachten?! Sie konnte es nicht fassen. Keine Arbeit, kein Geld, keine Wärme, keine Liebe. Unglaublicherweise hatten die, die nicht bedürftig waren, immer zu viel davon. Ihr größter Wunsch war, einmal mit so jemandem zu tauschen. Aber das würde wohl nicht funktionieren.
Sie war es leid, überall auf Werbetafeln und auf den Straßen die glücklichen Familien zu sehen. Es tat ihr in der Seele weh, die Vorfreude nicht teilen zu können. Fast kamen ihr die Tränen, wenn sie daran dachte, dass nicht einmal mehr ihre liebsten Freunde aus dem Waisenhaus bei ihr waren... alle verschwunden, nur sie zurückgelassen. Und sie machte sich auf den Weg in ihr "Zuhause", ein noch existierendes Zimmer im Rest des Waisenhauses, wo sie mit etwas Glück noch ein halbwegs dichtes Dach hatte errichten können.
Sie hatte gerade die Tür geöffnet, da fiel ihr auf, dass etwas anders war als sonst. Sie wollte etwas sagen, aber da hörte sie hinter ihrem Bett diese Stimme, wie sie ihren Namen rief. Sie umrundete den Schreibtisch und auf dem Boden vor der improvisierten Feuerstelle saß er, mit einer Kerze in der Hand. Sie ließ ihre Handschuhe fallen und fiel auf die Knie. Das konnte nicht wahr sein. Das konnte nicht wahr sein! Er war doch tot, so wie alle anderen aus dem Waisenhaus! Und jetzt saß er vor ihr. Der Mensch, der ihr am meisten von allen bedeutete. Er lächelte und hielt ihr seine Hand hin und ihr wurde klar, dass es so einfach war. So einfach! Sie würde alle wiedersehen! Sie wusste, was sie zu tun hatte. Ihre Hände ergriffen einander, er flüsterte: "Fröhliche Weihnachten." Und dann blies er die Kerze aus.
Schneebedeckte Bäume und eine wie von einem weißen Zuckerguss überzogene Landschaft, rauschten an ihm vorbei. Die Sonne senkte sich und tauchte den noch frühen Wintertag in ein sanftes Orange, das sich langsam zu einem sachten rot wandelte. Der Rauch aus den Schloten des Zuges zog sich in einer langen Bahn über die Strecke von Southampton nach Portsmouth und zog dann gen Himmels, an dem schon vereinzelt die Sterne leuchteten.
Edward sah aus dem Fenster. Seine Gedanken schweiften umher, doch egal wieviel er auch nachdachte, er blieb unentschlossen. Unentschlossen was er nun tun sollte. Doch lange konnte er nicht mehr mit seiner Antwort warten, denn die Zeit bis Heilig Abend war knapp und er musste sich entscheiden. Weihnachten rückte unaufhaltsam näher und vor ihm als Weisen stand nun die Frage, ob er -wie all die Jahre zuvor- allein feiern sollte oder nicht...
Ein kleines Mädchen mit seiner Mutter setze sich auf die beiden Plätze genau vor ihm, sodass das kleine Mädchen ihm genau gegenüber saß. In der Zwischenzeit wurden die Petroleumlampen, eine nach der anderen, im Zug angezündet und verliehen dem Ganzen Abteil einen gemütlichen Hauch.
Das kleine Mädchen schaute Edward an, doch dieser war völlig in seinen Gedanken versunken und starrte weiter in die Schneebedeckte Landschaft. Die Sonne war nun fast schon komplett unter gegangen und das Licht des Mondes und die Sterne am Firmament ließen den Schnee leicht glitzern.
„Du, bist du traurig?“, fragte das kleine Mädchen. Ed reagierte nicht. Sie stand auf und zupfte leicht an seinem braunen Mantel und fragte noch einmal: „Du, bist du traurig?“ Endlich schaute Ed auf und schaute recht verdutz, wurde er doch eben aus seine trüben Gedanken gerissen und schaute jetzt in ein hübsches kleines Gesicht, dessen Wangen von der Kälte ganz rosa gefärbt waren. „Bist du traurig?“ „Was? Äh... nein...“ antwortete er verduzt, „Ich bin nur etwas müde“ und um diese Lüge zu unterstreichen hielt er seine Hand vor den Mund und tat, als würde er gähnen. Ihn wunderte es, dass das kleine Mädchen ihm scheinbar ansah, wie es ihm ging. Als er sich wieder seinen trüben Gedanken hin geben wollte, wandte sich das Mädchen abermals an Ed, es wollte anscheinend unbedingt etwas über ihn erfahren. „Was ist das da?“ Sie deutete auf einpaar Notizzettel, die sich Ed gemacht hat. Da merkte er, dass sie doch nicht locker lassen würde und er ihr eigentlich dankbar dafür war, konnte er seine Gedanken so doch endlich zum Ausdruck bringen. Ed fing an zu erzählen: „Na ja, ich wollte nach London, also recht weit Weg... um dort jemanden zu besuchen. Das hier sind verschiede Zugverbindungen, mit dehnen ich Fahren könnte.“ Das Mädchen nickte, als hätte sie verstanden. „Bist du deshalb traurig? Weil du nicht fahren kannst?“, entgegnete sie. „Hm... nein, ich hätte ja das Geld, aber ich weiß nicht, ob ich fahren soll... Das Mädchen schaute ihn ungläubig an und setzte sich wieder auf ihren Platz. Nach einer Weile, stellte sie ihn mit den gleichen Blick eine weitere Frage: „Magst du ihn?“
Doch diese einfache Frage, die so leicht zu beantworten wäre, ließ Ed stutzen und es verschlug ihn regelrecht die Sprache. Als hätte sie gewusst, was in seinem Herzen vorging, stellte sie ihm eine Frage, die all seine Überlegungen über den Haufen warf. Es war zwar nur die Frage eines kleinen Mädchens, aber dennoch hatte sie so viel an Gewicht...
„Ich... ähm... kenn ihn doch gar nicht weiter... aber stimmt schon, ich würde ihn zumindest gerne wiedersehen und ihn besser kennen lernen“. Mit "ihn" meinte Ed eigentlich "sie", denn der jemand der ihn gebeten hatte an Weihnachten mit sich und ihrer Familie zu feiern, war wahrscheinlich die schönste Frau die Ed in seinem kurzen Leben je gesehen hatte. Er lächelte, sich noch nicht recht bewusst, was er gesagt hatte. „Warum fährst du dann nicht?“, fragte sie. Tatsächlich gab es keinen Grund es nicht zu tun. In Ed´s Kopf wirbelten seine Gedanken und gleichzeitig versuchte er das Gespräch fortzusetzten, was ihm nur schwer gelang.
„Niemand sollte an Weihnachten allein sein“, sagte das kleine Mädchen und lächelte ihn an. „Der Zug wird in Kürze in Portsmouth ankommen, bitte seien sie vorsichtig beim aussteigen“, dröhnte es auf einmal durch den Zug. Ed sah unwillkürlich zur Tür des Abteils. Als er wieder seinen Blick auf das kleine Mädchen richten wollte, fand er nur einen leeren Platz vor. Er wendete sich an die Mutter des Mädchens. „Ähm. Madam, wo ist denn ihre Tochter...?“ „Tochter?“ , antwortete die Frau mit einem fragenden Blick“, tut mir leid, ich habe keine Tochter, ich reise allein.“. Mit diesem Worten erhob sich die Frau und begab sich zur Tür des Abteils. Leicht verwirrt, über das, was er gerade gesehen, oder besser nicht gesehen hatte, stieg er ebenfalls aus dem Zug. Der Himmel war klar und die Nacht war kalt. Ed schaute in den Sternenhimmel. „Eine Sternschnuppe...“ Er lächelte. „Niemand sollte zu Weihnachten allein sein...“ Mit diesen Worten in seinen Herzen, ging er den Bahnsteig hinab in die kalte Winternacht.
Morgen ist schon Weihnachten
„Maria!“ rief ihre Mutter „Maria, wo bleibst du denn?“. Doch Maria war nicht aufzufinden. Ihre Mutter, vollgepackt mit Weihnachtseinkäufen, schlenderte über den Weihnachtsmarkt. „Maria!!“ rief sie jetzt noch lauter. Doch Maria kam nicht. Marias Mutter konnte nicht mehr weiter und stellte das halbe Dutzend Tüten und Taschen auf den Boden. Sie war verzweifelt. Maria war seit jeher ein aufgewecktes, neugieriges und, zum Leidwesen ihrer Eltern, ein Kind, welches immer das tat worauf es gerade Lust hatte. Marias Mutter schaute sich um:
Losbuden, glitzernde Stände mit Süßigkeiten, Bartwürsten, die im eignem Fett glänzten, Backwaren verschiedenster Art, Stände um die viele Leute herumstanden und Glühwein tranken. Ja – es waren dieses Jahr viele Leute auf dem Weihnachtsmarkt in dem kleinen Dorf gekommen. „Es hat doch keinen Zweck“ murmelte sie „Maria findet auch alleine wieder nach Hause. Bestimmt hat sie irgendetwas gefunden, was sie fasziniert und starrt es jetzt begeistert an“. So war es auch gewesen, als sie den großen Weihnachtsbaum gesehen hatte, letztes Jahr, auch auf diesem Platz. Sie hatte davor gestanden und ihn angestarrt, angestarrt aus ihren blitzenden Augen. Marias Mutter ging weiter. Sie war nun schon ein ganzes Stück entfernt von dem Trubel, des Weihnachtsmarktes. Sie blickte in ein Schaufenster: Eine kleine Kette, mit Edelsteinen versehen, so rot wie Blut. Sofort musste sie an das Märchen von Schneewittchen denken und daran, dass sie es Maria noch nie erzählt hatte. Sie ging die Hermannstrasse hinab und kam zu einem Buchladen. Im Schaufenster lagen viele Bücher im Sonderangebot. Und da! Da lag das Grimmsche Märchenbuch. Auf dem Einband war das Knusperhäuschen der alten Hexe aus „Hänsel und Gretel“ abgebildet. Sie wollte in den Laden gehen, doch dann erinnerte sie sich, dass sie gar kein Geld mehr in der Tasche hatte. Mit einem Seufzer ging sie weiter. Doch sie merkte sich den Namen der Bücherei: „Siggis´ Schmöker“. Nach einer Weile weiterem Gehen fing es an zu schneien. Erst eine kleine Flocke, die vor ihrer Nase tanzte, dann rieselte die weisse Pracht aus den Wolken. Marias Mutter betrachtete den Schnee, dann stellte sie erstmals bewusst fest: „ Morgen ist ja schon Weihnachten“.
*
Maria blickte verträumt auf den Tannenbaum mit den bunten, funkelnden Kugeln dran. Ihre Mutter sagte immer so komische Sachen, wenn sie den Baum so lange anschaute. Doch sie fand ihn schön und so blickte sie weiter auf den goldenen Stern, der auf der Spitze des Baumes war. Einmal hatte Maria ihre Mutter gefragt, wer denn den Stern da oben dranmachte. Denn der Baum war riesig, mindestens zwanzig, fünfzig oder hundert Meter vermutete sie.
Und als sie dann ihr Mutter danach fragte, lächelte sie nur und meinte geheimnisvoll: „Ein Engel, vielleicht?“. Doch Maria war ganz sicher, dass es ein Stern war, der vom Himmel gefallen war und nun versuchte von dem Baum zurückzufliegen. SOCK!! Plötzlich lag Maria auf dem Boden, Schnee im Gesicht. Sie blickte auf und sah ein Paar Jungen, die mit Schnee auf Leute warfen. Maria weinte. Es tat sehr weh. Die Jungen lachten. Alles verschwamm. Sie rannte weg, weit weg, zurück zu Mama. Mama – die würde sie trösten. Also lief sie so schnell sie konnte an den Leuten vorbei, an den Glühweinbuden, wo Papa immer mit Kollegen saß und „sich einen genehmigten“, vorbei an den lachenden Jungen, immer in Richtung zu Hause. Sie rannte und rannte, immer weiter bis sie nicht mehr konnte. Maria wischte sich die roten Augen ab. Sie blickte sich um: Das war nicht ihre Strasse. Dies war eine dunkle Gasse. Die Häuser waren leer, dunkel und verfallen. Maria weinte noch doller und vergrub sich in ihren Handschuhen. Sie merkte nicht einmal, dass es anfing zu schneien.
*
Marias Mutter war guter Dinge, denn ihr war die glorreiche Idee gekommen Weihnachtsplätzchen zu backen. Die Zutaten für diese hatte sie schon: Mehl, Mandeln, Zucker, Milch, Eier und Zuckerguss. Es dauerte nicht lange und die ganze, sehr spartanisch eingerichtete Einfamilienwohnung roch intensiv nach den Keksen. Marias Mutter verzierte die Kekse hie und da noch mit ein paar Smarties, dann dachte sie daran, dass Maria diese so gerne mochte und da fiel ihr ein: „Wo ist denn Maria?“ Nun war sie aufgeregt. Maria, ihr liebstes (und einziges ) Kind war verschwunden und das seit ein paar Stunden. Sofort eilte sie zum Telefonhörer um die Polizei anzurufen, als ihr einfiel, dass eine Vermisstenmeldung erst in vierundzwanzig Stunden in Auftrag gegeben werden kann. So legte Marias Mutter den Hörer wieder auf die Gabel, zog sich Jacke und Schuhe an und eilte aus der Wohnung, durch das Treppenhaus und schließlich auf die Straße. Schwer atmend hielt sie sich ihre Hüfte. „Bloß Seitenstiche“ dachte sie. Sie rannte weiter und weiter, bis sie am Weihnachtsmarkt ankam. Das vor ein paar Stunden noch so bunte Treiben löste sich mit der Zeit auf. Wie ein Bienenschwarm, der eine Blumenwiese besucht hat und nun weiter zur nächsten zieht. „Maria!!!!“ rief Marias Mutter, „Maria!! Wo bist du??!!“ Keine Antwort, auch nach dem nächsten Rufen nicht und auch nicht nach dem Dritten, Vierten und Fünften Mal. Marias Mutter war verzweifelt. Nun liefen ihr Tränen über das junge, gestresste Gesicht.
*
Sie wollte aber sie konnte nicht mehr weinen. Maria fror und zog sich ihren Anorak fester. Lange hatte sie so dagesessen. Sie war komplett mit Schnee überdeckt, so lange hatte sie geweint. Papa meinte immer: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ aber Maria glaubte, dass Indianer sowieso nur Jungs sein können und überhaupt fand sie das komisch, dass ein Indianer keinen Schmerz kennen sollte. Maria raffte sich auf und der Schnee rieselte von ihr herunter. Langsam ging sie in die Richtung, wo sie den Weihnachtsmarkt vermutete. Doch auf einmal hörte sie ein wimmern. Sie drehte sich um und sah in einem anderen Hauseingang eine kleine Gestalt sitzen, die so wie sie eben weinte. Vorsichtig ging Maria auf die Gestalt zu. Der frische Schnee knirschte unter ihr, nicht laut, nein – leise als ob sie über ihr Bett gehen würde. Nun war sie kurz vor der kleinen, in dem Hauseingang sitzende Gestalt herangetreten, als diese plötzlich den Kopf hob. Das runde, verweinte Gesicht eines Jungen starrte sie an. Er hatte eine Mütze auf und einen Mantel an, der viel zu groß zu sei schien. „W.. w.. was willst´e?“ fragte der Junge. Seine Stimme klang wie eine von den italienischen Jungen, die Maria im Urlaub gesehen hatte. „Ich wollte wissen, was los ist“ fragte Maria zaghaft. „Meine Eltern sind weg und Oma auch. Das ist los!“ antwortete der italienische Junge. „Ich hab meine Mutter auch verloren“ sagte Maria tröstend. „Is mir scheißegal, Tussi! Verschwinde!!“ rief der Junge so laut, sodass Maria zusammenzuckte. „Aber wir könnten sie doch zusammen suchen. Dann wären wir nicht mehr so alleine aber hör bitte auf zu weinen“ sie überlegte kurz, dann sagte sie: „Komm schon, ein Indianer kennt keinen Schmerz!“
„Schwachsinn! Das sacht mein Vater auch immer, doch selbst er hat geweint, als er seinen Job verloren hat, also hör auf mit diesem Mist!“ antwortete der Junge. „Aber morgen ist doch Weihnachten“ sagte Maria „freust du dich denn gar nicht?“ „Worauf denn? Meine Mutter hat kein Geld und mein Vater auch nicht, wie sollen sie da Geschenke kaufen?“ Maria stutze, warum war das so ein Problem? Der Weihnachtsmann hatte doch genug Geld, da war es doch egal, wie viel Geld die Eltern hatten. „Aber der Weihnachtsmann....“ fing Maria an. „Den gibt es doch gar nicht, Tussi! Hahaha an den Typen glaubst du noch? Hahaha ich lach mich tot!“ Maria konnte es nicht fassen: Dieser Junge glaubte nicht an den Weihnachtsmann und freute sich nicht auf Weihnachten. Da faste Maria einen Entschluss: Sie wollte dem Jungen beweisen, dass es den Weihnachtsmann doch gab. „Komm... wie heisst du eigentlich?“ „Giovanni heisse ich und du?“ „Maria! Los komm ich zeige dir den Weihnachtsmann!“ Da stand Giovanni doch auf und fasste Marias Hand. So gingen sie zusammen aus der dunklen Gasse heraus und kamen nach einigem Suchen auf dem Weihnachtsmarkt an. Einige Buden machten schon zu doch Maria hoffte, dass der Weihnachtsmann noch nicht gegangen war. Maria führte den staunenden Giovanni über den Platz. „Wer hat den denn dort oben drangemacht?“ fragte er. „Hmm...“ machte Maria „ich glaube das ist ein Stern, der vom Himmel gefallen ist.“ Giovanni verzog das Gesicht ungläubig, dann sagte er: „Aber wer hat ihn dort festgemacht?“ „Ein Engel vielleicht“ lächelte Maria. „DA!!“ rief Giovanni auf einmal „Da ist der Weihnachtsmann!!“ Und tatsächlich stand dort in seinem roten Mantel leibhaftig der Weihnachtsmann. „HOHOHO“ machte er „wer seit ihr denn?“ Doch die beiden starrten den Mann mit dem weißen Bart nur verwundert an.
*
Marias Mutter hatte sich wieder gefasst und ging nun über den, sich leerenden Weihnachtsmarkt. Sie sah, wie die Menschen ihre Buden zumachten, Waren einpackten und mit zufriedenen Gesichtern nach Hause gingen. Marias Mutter guckte sich um: Keine Maria nur der Weihnachtsmannschauspieler, der mit zwei Kindern redete. Kinder??? „Maria!!“ schrie sie und die beiden Kinder drehten sich um und tatsächlich war das eine Kind Maria.
Einige Stunden später saßen Maria, ihre Mutter und Pablo zu Hause in der, nach Plätzchen duftenden Wohnung und tranken heissen Tee. Draussen war es dunkel geworden und Reklame der Geschäfte blinkte durch die Fenster. „Was wünscht du dir denn vom Weihnachtsmann?“ fragte Marias Mutter Giovanni. „Ich wünsche mir einen Fußball, dann könnte ich mit Maria draussen spielen“ antwortete Giovanni. „Und deinen Eltern ist es egal, wenn du nicht zu Hause bist?“ fragte Maria zum zirka hundertsten Mal. „Ich glaube schon“ meine Giovanni nur. „ So, nun müsst ihr beiden aber ins Bett“ sagte Marias Mutter freundlich. Zu ihrer Verwunderung gaben die beiden keine Wiederworte, schlüpften in ihre Pyjamas (Giovanni hatte sich einen von Maria geliehen) und gingen ins Schlafzimmer. Marias Mutter legte sich auf das Sofa, blieb noch lange wach, doch dann fielen auch ihr die Augen zu.
*
Es war sieben Uhr, als sie alle von der Kirche wiederkamen: Marias Eltern, Maria, Giovanni und seine, über die Gastfreundschaft von Marias Eltern dankbaren eigenen Eltern. Sie gingen ins Wohnzimmer, dort, unter dem Tannenbaum lagen viele Geschenke: kleine, große, runde eckige, dicke und dünne. Alle in verschiedenen Farben. Maria wollte gerade eines aufmachen, als die anderen erstaunt aus dem Fenster blickten. Nun sah Maria auch aus dem Fenster, den winkenden Weihnachtsmann auf seinem Rentierschlitten anstrahlend. „Danke“ murmelte sie.
THE END
Eine Schöne Beschwerung
Es ist der 23 Dezember, und wie es sich jedes Kind wünscht schneit es. Doch in dieses Jahr war der Schnee so stark das der Bürgermeister des Dorfes den Ausnahme zustand ausrief. Knappe 2 Meter Schnee lagen. Schon 5 Tage schneite es durch. Fast niemand konnte mehr aus dem Haus, nur speziell ausgebildete Skifahrer konnten Essen zu den Häusern bringen. Die Menschen die diese Jahr erst später íhre Geschenke kaufen wollten hatten nun leider keine Geschenke, auch konnte man keinen der Skifahrer dazu überreden zur nächst gelegenden Großstadt zu fahren um dort einige besorgungen zumachen.
So musste besonderst eine Familie ohne Geschenke auskommen. Und von diese Familie möchte ich euch erzählen, die ein kleines wunder erlebte.
Diese Famile bestand aus 2 Kleinkindern, Tim 5 Jahre alt und Mark 3 Jahre alt. Und schließlich den Eltern, Rainer und Marie.
Die Stimmung bei den Eltern waren angespannt, denn sie wussten ganz genau das das geheule groß wäre würden die Kinder keine Geschenkte unter den Weihnachtsbaum vorfinden. Zumindestens hatten sie ein Baum den sie zu ihren Glück vor den Schneesturm gekauft hatten. Marie holte den Baumschmuck aus den Keller. Sie öffnete die Kartons und hing eine Kugel nach der anderen dran, die Kinderspielten oben in ihren Zimmer ab und zu hörte man schreie oder geqängel.
Rainer war mit Zeitungslesen beschäftigt, die ebenfalls alle 2 Tage mit den Skifahrern bekommen hatte, allerdings Stand nichts besonderes drinne. Aber was sollte auch schon drinne stehen, wenn es 3 Tage durchschneit.
Das einzige was wircklich interessant an der Zeitung war das was in der Welt geschiet.
Im Grunde war das Haus also in einer angenehmen ruhe. Denoch war die Anspannung der Eltern deutlich zu merken, doch keiner der beiden redete darüber. Am Abend wo die Eltern das Abendessen zu bereiteten redeten sie darüber wie sie es ihren kindern erklären sollten das es diese Jahr keine Geschenke gibt. Schließlich kamen sie zu den endschluß das sie es erst morgen kurz vor der eigentlichen Bescherung erzählen wollten.
Am Abendtisch war es schließlich sehr laut denn die Kinder wussten ganz genau das morgen Heiligabend war, immer wieder wurde von den beiden kindern gerufen „Morgen kommt der Weihnachtsmann, morgen kommt der Weihnachtsmann.“
Genau diese worte brachten nur noch mehr Unruhe auf. Als sich Rainer schließlich erhob und mit freundlicher stimme sagte. „Nun aber schnell zähne putzten und dann ab ins Bett. Sonst wird der Weihnachtsmann wütend und schenkt euch Garnichts. Die beiden Kinder sprangen auf rannten nach oben, putzten sich die Zähne und verschwanden ohne ein Wiederworte ins Bett.
Marie warf Rainer ein bösen Blick zu, den Rainer nur mit traurigen Augen erwiedern konnte und senkte sein Kopf. Beide räumten noch den Tisch ab und gingen danach auch ins Bett.
Eine ganze Zeit lagen sie noch wach im Bett, sprachen allerdings kein Wort miteinander. Sie welzten sich und versuchten krampfhaft einzuschlafen aber jeder Gedanke ging darum, wie es morgen aussehen wird oder was die beste Lösung wäre.
Nach zirka drei Stunden fiehlen dann beide die Augen zu.
Um 8 Uhr in der früh wachten sie wieder auf und schauten erstmal aus den Fenster, in der Hoffnung das sie vielleicht noch in die Stadt könnte um einzukaufen. Doch auch diese Blick hatte keinen Sin, es schneite zwar nicht mehr doch war der Schnee immer noch so hoch wie am Vortag. Der Blick über den Schnee lies ein allerdings schmunzeln da man nur ab den 2 Stock jedes Haus sehen konnte.
Die Eltern gingen nach unten in die Küche um das Frühstück zu machen. Nach 10 Minuten hörte man ein das Getrampel und das geschreie der Kinder, „Es ist Weihnachten, es ist Weihnachten.“
Nach den die Eltern die Kinder beruhig hatten ging es am Frühstücks Tisch sehr ruhig zu. Genauso wie der Restliche Tag, jeder ging seiner Lieblings Beschäftigung im Haus nach. Langsam wurde es dunkeler aber mit der Dunkelheit kam auch immer mehr Unruhe ins Hausrein.
Nach einiger Zeit kam die Kinder runter und fragten ob es so weit wäre. Doch die Eltern schüttelten nur den Kopf, schoben die Kinder mit sich aus den Wohnzimmer raus und schloßen die Tür. Sie stand ratlos vor den Kindern. Als dann doch der Vater das Wort ergriff: „Nein, der Weihnachtsmann braucht noch mindestens eine Stunde.“ Die Kinder gingen wieder in ihr Zimmer und spielten friedlich. Die Eltern sahsen in der Küche und machten sich Gedanken, wie sie es den Kinder am besten erklären sollten das es keine Geschenke diesen Abend geben würde.
Etwa eine Stunde war vorbei als man etwas Lautes aus den Wohnzimmer hört. Die Kinder rannten sofort runter, auch die Eltern sprangen auf und rannte zum Wohnzimmer. Als sie die Wohnzimmertür öffnete sahen sie das die Kerzen auf den Baum angezündet waren und Geschenke unter den Weihnachtsbaum lagen. Um genau zu sein vier Geschenke. Jedes Geschenk hatte einen Namen drauf. Tim, Mark, Rainer und Marie.
Die Eltern guckten sich verwundert an öffneten ihre Geschenke. Ein Brief lag bei Maries Geschenk dabei.
Hier mit habe ich Euch den sehnlichsen Wunsch erfüllt.
Das eure Kinder auch diese Jahr Geschenke bekommen.
Aber auch Ihr sollt nich vergessen werden.
Ich wünsche euch ein Frohes beisammen sein
Euer
Weihnachtsmann
Die Geschichte von Jakob und dem Schneedrachen
Draußen tobte ein mächtiger Schneesturm. Der Schnee schlug gegen die Fenster und der kleine Simon lag nach Luft röchelnd und schweißgebadet in seinem Bett. Besorgt sah sein Vater Jakob auf ihn herab. Wieso hatte ich nicht besser acht gegeben? warf sich Jakob vor. Hätte ich nur besser aufgepasst, wäre es nie so weit gekommen.
Simon hatte, während sein Vater ein paar Minuten nicht auf ihn achtete, einige der gefährlichen Schneebeeren genascht. Der Kleine hatte in diesem Moment natürlich nicht gewusst, dass die für ihn so wohl schmeckenden und süßen Beeren extrem giftig waren. Jakob hatte seinen Sohn neben einem Schneebeerenstrauch gefunden. Er wusste sofort, was sich zugetragen hatte.
Und nun wartete er auf den Dorfarzt, doch bei diesem Schneesturm, der draußen tobte, wäre es ein Wunder, würde er noch vor dem Morgen auftauchen. Doch dann pochte es an der Tür. Hastig ließ Jakob den Arzt in das warme Zimmer.
Jakob erhoffte sich von der Untersuchung nichts Neues. Sein Verdacht, dass er die Beeren gegessen hat, wurde vom Arzt bestätigt. Die Diagnose lautete ohne jeden Zweifel Schneebeerenkrankheit, und was das bedeutete, war beiden wohlbekannt. Simon hatte vielleicht noch 2 Wochen zu leben, mit etwas Glück auch einige Tage länger.
Die beiden Männer standen bedrückt vor dem Bett. Eine unbehagliche Stille machte sich breit. „Gibt es denn wirklich nichts mehr das wir für ihn tun können? Er ist der einzige den ich noch habe. Ich bin bereit alles zu riskieren um ihn zu retten. Ich habe seine Mutter schon verloren, nicht jetzt auch noch ihn“, meinte Jakob und brach damit das unangenehme Schweigen. „Die Schneebeerenkrankheit ist unheilbar. Das einzige was du noch für deinen Sohn tun kannst ist ihn zu begleiten!“, antwortete ihm der Arzt betroffen.
„Bist du dir auch wirklich ganz sicher?“, fragte Jakob noch einmal. Der Arzt machte eine nachdenkliche Miene. „Hmm….“, gab er von sich und stütze seinen Kopf mit seiner Hand, „Ich habe einmal von einem Heilmittel gehört, das durch die bloße Berührung mit dem Patienten ihn von all seinen Krankheiten und körperlichen Gebrechen heilen soll.“ „Was ist das für ein Mittel? Wo kann ich es finden?“, fragte Jakob. „Das ist ja gerade das Problem, du wirst es wahrscheinlich nicht finden. Das mittel ist nämlich die Feder eines Schnee … Drachens!“, meinte der Arzt. Er sprach das Wort Drache mit einer unvergleichlichen Ehrfurcht aus, dass es Jakob zusammen zucken ließ.
„Eine Drachenfeder?!“, fragte er verwirrt und erschrocken zugleich. „Du hast mich schon richtig verstanden. Wir benötigen eine Drachenfeder. Unser Problem ist, wir brauchen sie bald, und die letzten Drachenberichte liegen schon Ewigkeiten zurück. Laut einigen Gerüchten soll aber noch ein letzter Schneedrache auf der Spitze des Nebelgebirges leben. Aber wahrscheinlich sind das nur Legenden!“
Jakob sah aus dem Fenster in die stürmische Winterlandschaft hinaus. Seine Blicke verharrtem auf einem großen weißen Berg, der Nebelgebirgsspitze.
Jakob wand sich ruckartig wieder dem Arzt zu. „Ich breche gleich auf, aber ich muss dich noch um etwas bitten. Würdest du auf meinen Sohn acht geben?“, meinte Jakob energisch während er ein paar Sachen in einen großen Rucksack warf. Der Arzt nickte ihm nur stumm zu, er wusste sowieso, dass er nicht den Hauch einer Chance hatte, ihn von diesem Himmelfahrtskommando abzubringen. Allein schon das besteigen des Nebelgebirges war schon eine Sache, die selbst einen geübten Bergsteiger an seine Grenzen treiben konnte. Dann aber auch noch einen Schneedrachen zu finden, diesem imposanten Geschöpf gegenüber zu treten und ihm eine seiner Federn abspenstig zu machen war ein Ding der Unmöglichkeit. Es gab nicht mal eine Garantie dafür, dass es überhaupt noch einen lebenden Schneedrachen im Nebelgebirge gab. Aber es würde alles nichts helfen, solange es noch einen Funken Hoffnung gab, Simon zu retten, würde sich Jakob an diesen Hoffnungsschimmer hängen und alle Hebel in Bewegung setzen um seinen Sohn zu retten.
Jakobs Rucksack nahm enorme Ausmaße an. Es war zwar nicht negativ, weil es davon zeugte, dass er an alles was nötig war, den Berg zu besteigen, gedacht hatte, aber nicht nur die Ausmaße des Rucksacks waren gewaltig, sondern auch sein Gewicht. Hastig zock er sich dicke Sachen und feste Schuhe an. Im Freien herrschte schon eine Kälte, aber je höher er kommen würde, desto schlimmer würde auch die Kälte werden und das wusste er.
Jakob schulterte den mächtigen Rucksack als wäre er federleicht und trat zur Haustür. Er warf noch mal einen Blick zurück zu seinem kranken Sohn und seinem gutem Freund, dem Arzt und flüsterte zu sich selbst: „Bald wirst du wieder gesund sein, mein Sohn!“
Er öffnete die Tür und ein Schwall eiskalter Luft blies Jakob ins Gesicht. Dann lief er in schnellen Schritten in Richtung des Fußes des Nebelgebirges.
Das Nebelgebirge zu erklimmen erwies sich als viel schwerer, als Jakob es sich zuerst vorgestellt hatte. Nur zu oft löste sich der weiche Pulverschnee unter seinen Füßen und er rutschte wieder einige, mühsam zurückgelegte Meter nach unten. Auch der Schneesturm, der nicht an Kraft verlieren wollte, machte es Jakob nicht gerade leicht voran zu kommen. Kaum seine eigene Hand konnte er bei dem Schneegestöber erkennen, geschweige denn sein Ziel, den Gipfel.
Doch Jakob ließ sich davon nicht entmutigen. Wildentschlossen ging er Schritt für Schritt voran, ohne Zeichen der Erschöpfung zu zeigen. Auch Schlaf schien er kaum zu benötigen, da er die ersten 2 Tage auch die Nacht durch marschierte.
Doch alles hat seine Grenzen, und am dritten Tag übermannte ihn doch langsam die Müdigkeit. Zu seinem Glück hatte er wieder ein ebenes Stück erreicht. Doch auf dieser kleinen Hochebene lag der Schnee so hoch, dass Jakob seine Füße nicht mehr sehen konnte, sondern nur ab den Knien aufwärts. Dass der Schnee so hoch lag machte das Überqueren der Hochebene zu einem Kräftezehrenden Akt. Mit jedem Schritt schien es Jakob, als würde sich das Gewicht seines Rucksacks verdoppeln. Der Sturm, der auch während des Aufstiegs nicht abflaute, hatte ein neues Maß der Heftigkeit erreicht. Der leichte Pulverschnee wurde aufgewirbelt und schlug förmlich auf Jakob ein.
Er würde wohl kaum zur Ruhe kommen, wenn er nicht einen Unterschlupf fand. Seine Schritte wurden immer wackeliger und unsicherer. Seine Kräfte waren erschöpft. Das Gewicht seines Rucksacks warf ihn zu Boden. Eine Weile lag er noch da, bevor ihm die eisige Kälte das Bewusstsein raubte.
Besorgt schaute der Arzt durch das von eiskristallen überzogene Fenster aufs Nebelgebirge. Er fragte sich, wie es Jakob wohl ginge und ob er ihn wieder sehen würde. Schließlich war das Nebelgebirge ein heimtückischer Ort voller Gefahren. Wobei die größte Gefahr sicher die Kälte war.
Simons Zustand hatte sich nicht zum besseren geändert. Im Gegenteil, seine Temperatur hatte noch zugenommen und auch sein Atmen wurde immer schwerer und keuchender.
Hoffentlich bist du wohlauf, Jakob, mein Freund. Ich bete für dich, dass du es schaffen wirst, eine Feder zu finden und sie rechtzeitig deinem Sohn zu bringen! Dachte sich der Arzt und wand sich wieder dem kleinen Simon zu.
Jakob öffnete schlagartig seine Augen. Wo bin ich? Fragte er sich selbst. Langsam, aber stetig kamen dann seine Erinnerungen zu ihm zurück. Er war im Nebelgebirge, er suchte nach einer Schneedrachenfeder für seinen Sohn. Ebenso erinnerte er sich auch daran, dass er Ohnmächtig geworden ist. Erst nun bemerkte Jakob, dass er in einer kleinen Höhle im Inneren des Gebirges war. Wie bin ich hier rein gekommen? Irgendwer muss mich hierher geschafft haben. Ist er noch hier? Schoss ihm durch den Kopf.
„Ah! Du bist endlich wieder zu dir gekommen!“, rief eine Stimme. Jakob lies sofort seinen Blick in die Richtung schweifen aus der die Stimme gekommen war. Am Eingang zu der Höhle entdeckte Jakob einen alten, grauen Mann.
Der Alte ging auf Jakob zu und setzte sich neben ihn auf einen Felsen. „Was tust du denn hier oben in dieser todbringende Einöde?“, meinte der Alte neugierig und fürsorglich, woraufhin Jakob ihm seine ganze Geschichte erzählt. Von der Tatsache, dass sein Sohn sterben würde und über den Grund dafür, dass er diesen beschwerlichen Aufstieg auf sich genommen hatte, nämlich die Drachenfeder, die er für Simons Heilung benötigte.
Mit jedem Wort, das Jakob darüber verloren hatte, wurden die Augen des Alten größer und größer. „Also eine Schneedrachenfeder suchst du. Ich kenne die Legenden, die sich um diese majestätischen Wesen ranken“, meinte der Alte voller Innbrunst zum Thema Drachen, „Doch ich kann dir eines garantieren, dass, was du bereits hinter dir hast, ist noch gar nichts im Vergleich zu dem, was noch vor dir liegt.“
„Wissen sie etwa, wo der Drache leben soll? Oder warum wissen sie, dass mich noch ein steiniger Weg erwartet?“, fragte Jakob. Der Alte nickte und verließ die Höhle, Jakob folgte ihm. Der Alte zeigte auf den Gipfel des Berges. „Einige Meter unterhalb des Gipfels soll es noch eine weitere Höhle geben. In jener soll sich dieses ehrfurchteinflößende Wesen aufhalten.“
Nachdem Jakob diese Worte vernommen hatte, rannte er zurück in die Höhle, zu seinem Rucksack. Als er wieder aus der Höhle kam, hatte er seinen Rucksack wieder geschultert und war zum Aufbruch bereit. Zum Abschied drückte Jakob dem Alten noch etwas, dass in Tücher eingewickelt war, in die Hand. „Das ist dafür, dass du mir das Leben gerettet hast und für die hilfreichen Informationen. Ich habe aber noch eine Frage: Wie lange war ich bewusstlos?“ „2 Tage und 2 Nächte!“, meint der Alte.
Erschrocken sah Jakob den Alten an. 2 ganze Tage hatte er verloren. Nun musste er sich schon ranhalten, um nicht zu spät zu seinem Sohn zurückzukehren. Er nickte dem Alten noch einmal zu, dann drehte er sich um und machte sich daran, ein weiteres Stück höher zu kommen.
Der Alte hatte wirklich recht gehabt. Das, was er bereits zurückgelegt hatte, war im Vergleich das reinste Zuckerschlecken gewesen. Es ging noch viel steiler Bergauf als zuvor. Aber auch das hatte seinen Vorteil denn dadurch kam der Gipfel schneller näher. Und je schneller er den Gipfel erreicht hatte, desto schneller würde er wieder von diesem Teufelsberg runter kommen. Doch ohne die erhoffte Feder würde er den Berg ohnehin nicht wieder verlassen.
Jakob hatte sogar ein wenig Glück, denn der Schneesturm war nun vollkommen abgeflaut. So konnte er nun den Gipfel erkennen und hatte damit sein Ziel vor Augen. Es verlieh ihm Mut und Kraft, dass er sah, wie er mit jedem Schritt dem Ziel näher kam. Doch das Schicksal legte ihm wieder neue Steine in den Weg, dieses Mal in Form einer fast senkrecht emporragenden Felswand.
Dieses Hindernis schien unüberwindbar. Jakob setzte sich erst mal vor der Felswand hin um etwas Proviant zu sich zu nehmen und wieder zu Kräften zu kommen. Er sah die Wand hinauf, die von seinem Standpunkt aus endlos hoch erschien. Es kann nicht hier enden! Es muss einen Weg geben, Simon zählt auf mich! Ich werde auch hier einen Weg finden! Dachte sich Jakob.
Nachdem er einige Zeit in seinem Rucksack gekramt hatte, zog er ein langes Seil und einige weitere Utensilien zum Bergsteigen heraus. Damit müsste es doch gehen! Dachte sich Jakob und machte sich daran, an der Felswand empor zu steigen.
Schnell gewann er an Höhe. Er kletterte an dieser Wand empor als hätte er schon sein ganzes Leben lang nichts anderes getan, als Berge zu besteigen. Nach nur einigen Stunden war er so hoch gekommen, dass er nicht einmal mehr das Plateau sehen konnte von dem aus er gestartet war. Sicher tat auch das Wetter seinen Teil dazu, denn es zog Nebel auf, welcher ihm dicker als Erbsensuppe zu sein schien. Doch das störte ihn nicht, er hatte noch einen weiten Weg vor sich. Das Stückchen, das er in den letzten Stunden zurückgelegt hatte, war lediglich ein Viertel der gesamten Steilwand.
Die Sonne war schon eine halbe Ewigkeit untergegangen und Jakob schmerzten langsam Hände und Füße. Bergsteigen war eben doch kein Kinderspiel, und besonders nicht an so einer Steilwand. Doch nichtsdestotrotz hatte er die Hürde fast genommen. Er konnte schon das Ende der Wand sehen und auch der Gipfel schien nicht mehr allzu fern zu sein. Wie in eine Art Trance kletterte Jakob weiter und fand relativ problemlos immer schnell den nächsten Halt.
Doch dann plötzlich passierte etwas, wovor sich jeder Bergsteiger fürchtete. Jakob rutschte ab und verlor sein Gleichgewicht. Auch mit den Händen fand er auf die Schnelle keinen Halt mehr und er fiel. Zu seinem Glück hatte er sich mit einem Seil gesichert, welches seinen Sturz auf das Plateau verhinderte und ihm so das Leben rettete. Doch prallte er mit voller Wucht gegen die Felswand. Jakob verspürte höllische Schmerzen. Als er an sich herunter sah, wusste er sofort, weshalb. Sein Arm hing in einem ungewöhnlichen Winkel an ihm herab und jede noch so kleine Bewegung sendete Schmerzimpulse durch seinen gesamten Körper. Es stand fest, dass der Arm gebrochen sein musste.
Doch Jakob unterdrückte jegliche Schmerzensschreie. Er wusste, dass er damit eine Lawine hätte loslösen können. Deshalb schluckte er die Schmerzensschreie herunter. Und dann kam auch noch ein weiteres Problem auf ihn zu, denn er bekam nur noch schwerlich Luft. Das Seil, welches ihm das Leben gerettet hatte, schnürte sich nun immer fester um Jakob und schnürte ihm damit die Luft ab. Jakob blieb keine große Zeit, um sich viel auszudenken, er musste irgendwie verhindern, dass ihm das Seil noch weiter die Luftzufuhr erschwerte.
Mit seinem gesunden Arm griff er nach dem Seil und zog sich ein Stück hoch, um zu verhindern, dass sich das Seil noch enger zog. Danach stemmte er die Beine gegen die Wand und versuchte auf diese Weise nach oben zu laufen. Das war auch eine famose Idee, doch als er den Haken erreicht hatte an dem das Seil endete stand er vor einem neuen Problem.
Von nun an hieß es ohne Seil weiter klettern, was mit einem gebrochenen Arm nahezu unmöglich war. Doch die Gedanken an seinen Sohn, dem es sicher noch schlechter ging, und dem er um jeden Preis helfen wollte, gaben ihm erneut einen Kraftschub. Und selbst mit dem gebrochenen Arm schaffte es Jakob, den Vorsprung zu erreichen und sich hoch zu rollen.
Es sieht kritisch aus! Sein Fieber hat sich erhöht. Verflucht, Jakob, du musst dich beeilen! Dachte der Arzt. Er saß am Bett von Simon. Die letzten Nächte hatte er es kaum gewagt, auch nur ein Auge zu schließen. Simons Zustand hatte sich weiter verschlechtert und er wollte nicht riskieren, dass der Kleine ihm im Schlaf wegstarb. Er betete erneut und hofft, dass Jakob schon wieder auf dem Rückweg war und stolz eine Drachenfeder bei sich trug.
Dem war leider nicht so. Jakob stand zwar vor dem Eingang zur Höhle des Drachen, aber eine Feder hatte er noch nicht. Nachdem er sich an die Dunkelheit in der Höhle gewöhnt hatte, begann er seine Suche nach dem Drachen. Seinen Arm hatte er mittlerweile mit Material aus seinem Rucksack verbunden und geschient.
Nachdem sich Jakob an die Dunkelheit gewöhnt hatte, war es für ihn schon fast so, als wäre die Höhle hell erleuchtet. Doch einen Drachen hatte er noch nicht wahrgenommen, weder gehört noch gerochen noch gesehen. Und dann war auch schon die Höhle zu Ende. Ein gewaltiger Eisblock versperrte den weiteren Weg.
Eine Stimme hallt durch die gesamte Höhle: „Du hast es also tatsächlich geschafft, allen Gefahren zu trotzen und diese Höhle zu erreichen!“ Jakob brauchte eine Weile, bis er die Stimme zuordnen konnte und dann fiel es ihm ein. Es war die Stimme des alten Mannes, der ihn gerettet hatte. „Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass du die Steilwand erklimmen kannst, aber du hast mich eines besseren belehrt. Doch den Drachen hast du noch nicht gefunden!“ Das Echo der Stimme schmerzte in Jakobs Ohren. Verzweifelt suchte er alles nach dem Alten ab.
„Suchst du etwa mich?“, fragte der Alte. Jakob drehte sich erschrocken um, und da stand der Alte, eine Fackel in seiner Hand. Jakob taumelte erschrocken zurück. „Falls du immer noch den Drachen suchst, sieh dir mal das Eis da hinten an, aber nimm meine Fackel mit!“, meinte der Alte und drückte Jakob die Fackel in die Hand.
Was Jakob im Eis entdeckte, erschreckte weitaus mehr als der Alte, der ihn von hinten überrascht hatte. Jakob klappte die Kinnlade herunter und er stürzte, als er ein paar Schritte zurücktreten wollte. Im Eis eingeschlossen war er, der Schneedrache. Eine majestätische Bestie mit Fangzähnen so groß wie ein Mensch. Seine Augen waren eisblau und sein Körper war weiß, weiß wie Schnee, und daher hatte dieses Wesen auch seinen Namen. Auf dem Rücken besaß die Bestie zwei mächtige Flügel, die an die Schwingen von Adlern erinnerten. Der Anblick dieses Kolosses war unbeschreiblich und Jakob stockte immer noch der Atem.
„Ihn hast du gesucht und nun hast du ihn auch gefunden!“, meinte der Alte. Jakob war immer noch von dem Anblick, der sich ihm bot, fasziniert. „Aber… wieso ist er… in einen Eisblock eingeschlossen?“ fragte Jakob stotternd. „Vor langer Zeit war der Drache noch nicht eingeschlossen, er war frei und war der Gebieter über dieses Gebirge, doch als man über ihn zu reden begann, wollten die Menschen ihn jagen. Er sollte als Trophäe dienen, und die Drachenjäger machten sich auf, ihn zu suchen und ihn zu töten, doch keiner hat ihn je gefunden. Seit Äonen von Jahren bist du der erste, der seine Majestät, den Herrscher des Nebelgebirges zu Gesicht bekommt. Er hatte sich damals selbst eingefroren, um irgendwann wieder zu erwachen, wenn er nur noch eine Legende war und in Vergessenheit geraten ist. Erst dann könnte er sein Leben wieder friedlich weiterleben. Und so liegt er hier schon eine Ewigkeit eingeschlossen!“
Jakob sah den Alten verdutzt an. Wieso wusste er so viel über den Drachen? „Wer bist du?“, fragte Jakob ihn. „Ich bin der Hüter des Drachens. Ich wache schon genauso lange über ihn, wie er hier liegt. Es ist meine Pflicht, seine Exzellenz zu beschützen. Ich existiere nur, um ihn zu beschützen. Wenn er wieder erwacht, werde ich meine Ruhe finden“, meinte der Alte. Jakob staunte nicht schlecht über ihn.
„Jakob, du solltest dich beeilen. Ich weiß alles, was sich auf diesen Bergen und um sie herum abspielt. Daher weiß ich auch, dass es deinem Sohn sehr schlecht geht. Du musst dich beeilen, um ihn noch zu retten!“ Verwunderung und Angst stiegen in Jakob auf. Er wollte seinen Sohn nicht verlieren
„Ich brauche aber immer noch die Feder, sonst war alles umsonst!“, meinte Jakob energisch. „Jakob… Ob du es glaubst oder nicht, der Drache hat dein Kommen vorhergesehen und mir eine seiner Federn überlassen. Ich sollte sie nur dir überreichen und dir helfen, rechtzeitig wieder in dein Dorf zu gelangen. Sei froh, dass er das gesehen hat, sonst hätte ich dich nicht gehen lassen können. Wenn der Drache es aber so will, muss ich mich seinem Willen beugen!“, sagte der Alte zu ihm und zog aus seinem lumpenartigem Gewand eine Feder hervor die so weiß war wie der der Schnee, der draußen lag.
„Nimm sie, sie ist für dich bestimmt!“ Der Alte drückte Jakob die Feder in die Hand und er fühlte die Energie die von dieser Feder ausging. Binnen von Sekunden war selbst sein gebrochener Arm wieder geheilt.
„Nun beeil dich aber, Jakob. Ich werde dich führen, damit wir schnell zum Fuß des Berges zurückkehren können. Ich kenne hier alles wie kein zweiter.“ Jakob vertraute seinem Führer blind, er hoffte nur, dass er es noch rechtzeitig zu Simon schaffen würde.
Simon kämpft mit aller Kraft gegen die heimtückische Krankheit an, doch er würde es nicht mehr lange schaffen. Der Arzt saß neben ihm, hielt seine Hand und redete Simon gut zu. Er solle stark sein, sein Vater würde sicher bald auftauchen und dann würde alles wieder gut werden. Der Arzt wusste genau, dass es langsam mit Simon zu Ende ging. Jakob musste sich beeilen, denn die Zeit war fast abgelaufen.
Es knallte. Die Haustür war aufgeflogen und gegen die Wand geknallt. Ein schweißgetränkter und nach Luft ringender Jakob war ins Haus gestürmt. In seiner Linken Hand hielt er sie, die Schneedrachenfeder. Als der Arzt begriffen hatte, was sich hier gerade zutrug verwandelte sich seine todernste Miene in ein fröhliches Gesicht, Jakob hatte es geschafft, er hatte eine Feder gefunden und nun würde alles wieder gut werden.
Hastig drückte Jakob seinem Sohn die Feder in die Hand. Kaum war das geschehen, beruhigte sich der Kleine. Seine Atmung wurde wieder ruhiger und auch seine Temperatur sank rapide. Nur wenige Minuten nachdem er die Feder in Händen gehalten hatte, war der Kleine auch schon wieder quietschfidel. Jakob nahm seinen Sohn in den Arm. „Ich bin ja so froh, dass ich dich nicht für immer verloren habe, mein Kleiner!“, sagte er mit bebender Stimme. Die drei saßen noch den ganzen Abend beisammen und redeten, doch das, was Jakob mit dem alten Mann auf dem Berg erlebt hatte, verschwieg er den beiden. Beim Abschied hatte er dem Alten versprochen, Stillschweigen über ihn und den Drachen zu bewahren und dieses Versprechen hielt er auch. Schließlich hatte er es nur den beiden zu verdanken, dass sein Sohn noch lebte.
In den folgenden Jahren versuchte Jakob immer wieder den Alten wiederzufinden, da er ihm noch einmal für alles danken wollte, doch es schien, als wollte der Alte nicht gefunden werden. Auf allen seinen folgenden Wanderungen hatte Jakob nie wieder einen Hinweis auf den Hüter des Drachens gefunden, wahrscheinlich wollte er einfach nicht mehr von Jakob gefunden werden, der Alte wusste schließlich von allem, was sich im Gebirge zutrug und war ihm damit immer einen Schritt voraus.
Und so endete die Geschichte von Jakob, Simon, dem Alten Hüter des Drachens und natürlich dem Drachen selbst, doch ob der Alte jemals seine Ruhe gefunden hat und seine Majestät, der ehrwürdige Schneedrache wieder erwacht ist, das werden wir wohl nie erfahren.
Vincent D. Vanderol
30.12.2004, 17:52
Die Weihnachtsgans
Emma hatte Angst. Sie hatte geahnt, dass es dieses Jahr sie treffen
würde. Schon als die ersten Schneeflocken fielen, überkam sie ein
ungutes Gefühl. Wie sich nun zeigte, nicht zu Unrecht.
Sie saß nun schon etwa einen Tag in diesem dunklen, kleinen Raum. Vor
Angst hatte sie den Inhalt ihres Darms in den Ecken dieses Zimmers
entleeren müssen und der Hunger, der sie seit einigen Stunden plagte,
verringerte ihre Angst nicht im Geringsten.
Doch der Hunger war längst nicht so schlimm, wie das Warten. Warten auf
etwas Unbekanntes. Wann würde sich der Horror wandeln und geschähe
überhaupt noch etwas, ehe sie vor Hunger und Erschöpfung elendig ins
Gras beißen müsste?
Das einzige was sie wusste war, dass sie geholt wird, was ja nun
geschehen ist, und nie wieder in das traute Heim zurückkehren würde.
So geschah es mit Gerda letzten Winter und mit Ellie vorletzten.
Plötzlich erbebte der Raum. Er wankte hin und her und Emma hatte große
Mühe, nicht in die stinkenden Klumpen in den Ecken zu steigen, während
sie ihr Gleichgewicht balancierte. Irgendwann kam das dunkle Zimmer mit
einem Ruck wieder zum Stillstand. Die Decke öffnete sich von der Mitte
nach außen und das eindringende Licht stach in Emmas Augen, als würden
sie mit Säure bespritzt werden.
So schnell und laut wie jetzt hatte ihr Herz noch nie geschlagen.
¤ ¤ ¤
Marie arbeitete nun schon fünf Jahre auf dem Hof. Sie war froh drum,
denn die Familie war freundlich und hatte Kinder. Hans und Inge hießen
sie. Sie waren zwar manchmal wirklich frech, aber dennoch liebte Marie
die zwei, als wären es ihre eigenen Nachkommen. Aber das, was sie an
ihrer Arbeit absolut nicht ausstehen konnte, war Weihnachten. Nicht,
weil sie gern bei ihrer Familie gefeiert hätte, nein. Sie feierte sogar
viel lieber hier, denn mit ihrer Mutter hatte sie sich schon lange
zerstritten und wollte diese nie wieder sehen. Das ging nun schon seit
über sieben Jahren so.
Das, was sie an Weihnachten nicht mochte, war ihre Aufgabe, eine
Weihnachtsgans zu backen.
Sie kochte gern und war auch im Stande, eine Gans wirklich gut
zuzubereiten. Aber sie hatte Mitleid mit dem armen Tier, dass sie doch
schon so lange kannte und ins Herz geschlossen hatte.
Vor allem diese Qualen, die das Tier erleiden musste, bevor es starb.
Marie hielt davon zwar wenig, aber die alte Magd Helga meinte, man müsse
das machen, damit das Fleisch zart ist und der Darm leer.
Wenn Helga etwas meinte zu wissen, war es zwecklos, sich dagegen zu
widersetzen. Selbst bei den märchenhaften Geschichten, die sie den
Kindern oft erzählte, war sie immer der Ansicht, dass diese Märchen wahr
wären. Auch wenn kein Kind in der Nähe war, beteuerte sie stets die
Wahrheit der Geschichten. Wenn man Helga mit einem Wort beschreiben
müsste, wäre es ‚Stur’.
Deshalb hatte Marie, wie ihr geheißen worden, die Gans in einem
Umzugskarton einen Tag lang weilen lassen müssen.
Nun war es soweit, ihr Schicksal zu beenden.
Marie hatte den Karton in die Küche getragen und machte ihn auf.
Vom beißenden Gestank ließ sie sich nicht stören, den kannte sie noch
von den vorigen Weihnachtsfesten.
Sie sah in den Karton und es stießen ihr unwillkürlich Tränen in die
Augen, als sie die zusammengekauerte, weiße Gans mit dem goldigen
braunen Streifen auf der Stirn im Karton erblickte. Es war immer ihre
Lieblingsgans gewesen. Und nicht nur ihre. Die Kinder hatten sie auch
geliebt.
Marie hob die Gans auf die Arbeitsfläche der Küche, wo schon das Beil
bereit lag, um der Gans den Kopf abzutrennen.
Zitternd nahm sie das Beil in die Hand, doch kurz darauf legte sie es
wieder an ihren Platz zurück. Sie wischte sich die Tränen aus ihrem
Gesicht und sah die Gans an, die so schwach schien, als würde sie gleich
zusammenbrechen.
Nein! Sie konnte gerade keine Gans schlachten! Sie musste sich erst
sammeln. Also nahm sie den stinkenden Karton und brachte ihn hinaus.
Immer wieder sagte sie sich, die Gans sei nur ein gefühlloses Tier und
der Tod ist das beste, was ihr nun passieren könnte. Als sie zurück kam
und sich genügend Entschlossenheit eingeredet hatte, öffnete sie
schwungvoll die Tür der Küche.
Doch voller Entsetzen sah sie: Nichts!
Die Gans war verschwunden!
¤ ¤ ¤
‚Haha! Welch ein Glück, dass das Fenster offen stand!’, dachte Emma, als
sie fröhlich flatternd, blindlings irgendwohin steuerte.
Doch nach den ersten euphorisch wärmenden Gedanken merkte sie, wie kalt
es hier draußen doch war. Außerdem war Emma noch immer hungrig. Gerade
war sie dem tödlichen Beil entkommen, blickte sie nun dem Hunger- und
Kältetod ins Auge. Könnte sie doch besser fliegen, dachte sie sich. Sie
hatte den Sommer über geübt, aber sie schaffte stets nur ein paar Meter.
Sonst würde sie sich jetzt mit ein paar Wildgänsen über das gute Wetter
unterhalten.
Aber nun war sie noch immer hier im Kalten. Der Wind wirbelte die immer
dichter werdenden Schneeflocken um Emma herum, die sich von ihnen
treiben ließ. Das Weiß vor ihr wurde immer greller, sodass man kaum noch
die Konturen von Baum und Buschwerk erkennen konnte. Emma lief weiter
und während dessen wechselte das blendende Weiß vor ihren Augen immer
wieder kurz in schwarz um.
Nach einer Weile wurden die Flocken weniger und sie konnte unweit vor
sich einen Hof erkennen.
‚Das ist die Rettung!’, dachte sie sich. Sie könnte sich im Stall
verstecken und wärmen. Und vielleicht würde sie ja auch irgendwo etwas
Essbares finden.
Als sie das Tor des Hofes erreichte, sah sie einen Schatten in einiger
Entfernung vorbeihuschen.
Ihrer unheilvollen Ahnungen ungeachtet watschelte sie vorwärts.
Nach ein paar Schritten räusperte sich jemand hinter ihr. Emma drehte
sich um und fuhr zusammen. Ironischer Weise war das Erste, was sie
dachte, die Erkenntnis, wie viele Gesichter doch der Tod habe.
Sie hätte schon umkehren sollen, als sie den Schatten sah. Jetzt aber
war es zu spät.
¤ ¤ ¤
Doch der schwarze Kater stand nur da und sah Emma aufmerksam an. Sein
Fell war recht lang und weich. Dennoch wirkte er sportlich, denn im
Gesicht, wo ihn zwischen Augen und Schnauze eine Narbe schmückte,
brachte kurzes Fell ein markantes Gesicht zum Ausdruck. Außerdem hatte
sein linkes Ohr seltsame ausgefranste Einschnitte, durch die der Kater
noch bedrohlicher auf Emma wirkte.
Jeden Moment würde er auf Emma springen. Sollte sie rennen? Nein. Das
wäre ohnehin zwecklos. ‚Also gibt es nur noch eins zu tun’, dachte sie...
„Was tust du hier, Gans?“, unterbrach der Kater Emmas Gedanken.
Da sie so direkt nach dem gefragt wurde, was sie gerade im Begriff war
zu denken, antwortete sie spontan: „Auf den Tod warten.“
„Ich finde, dafür hast du dir den falschen Tag ausgesucht.“, erwiderte
der Kater, „Komm doch lieber mit ins warme Haus.“
Der Kater wandte sich von Emma ab und schlenderte gemächlich zum Haus.
Emma blieb erst einmal irritiert stehen. Der Kater hat Emma eine
Einladung gemacht, anstatt sie zu zerfleischen? Das konnte doch nicht
mit rechten Dingen zugehen! Bestimmt war das eine hinterlistige Falle.
Sollte sie ihm vertrauen?
Warum eigentlich nicht? Immerhin hätte das Raubtier sie schon längst
töten können.
Emma gab sich einen Ruck und folgte ihm mit starkem Herzklopfen durch
die Klappe in der Tür, die wohl extra für den Kater eingerichtet worden war.
„Komm mit in den Keller. Dort wird man uns nicht stören.“, sagte der
Kater während er schon die ersten Stufen hinabstieg.
Emma fürchtete Schlimmstes. Der Keller war wohl die Metzgerei des
Schlächters vor ihr. Aber ohne sich dagegen wehren zu können, trugen sie
ihre Beine schon die Treppe hinab.
Das Zimmer, in dem sie sich nun befanden war eine Art Schlauch.
Gegenüber des Treppeneingangs war eine Tür. Spärliches Licht von einer
Petroleumlampe an der Decke ließ große regalartige Möbel an den Wänden
erkennen. Diese dienten scheinbar nur dazu, eine Unmenge an Flaschen zu
tragen.
Der Kater wandte sich Emma zu und sagte: „Darf ich mich vorstellen? Ich
heiße Gottfried. Mit wem habe ich die Ehre?“
„Äh... Em- Emma“, stotterte die Gans mit zittriger Stimme.
„Du bist wohl nicht für diese Temperaturen da draußen geschaffen.“,
meinte Gottfried, „Du zitterst am ganzen Leib.“
Der Kater hatte Recht, merkte Emma plötzlich. Aber sie war sich nicht
sicher, ob die Kälte oder die Angst daran Schuld waren.
„Setz dich zu dem Wassernapf dort in der Ecke und trink einen Schluck.
Das wird dich wärmen. Ich hole dir geschwind etwas zu essen.“
Und schon war der Kater die Treppe hinaufgesprungen.
Von ihrem unvorhersehbaren Schicksal gebeutelt, begab sich Emma zum
Napf. Aber statt dem erwarteten Wasser befand sich eine seltsame rote
Flüssigkeit in dem Behälter.
‚Blut!’, schoss es Emma durch den Kopf. Ihre Befürchtungen wurden also
doch wahr. Gottfried holte wohl gerade Salz und Pfeffer, um Emma zu würzen.
Aber Moment. Blut roch anders. Sie konnte sich zwar nicht an den Geruch
erinnern, aber es roch nicht so, wie das Zeug im Napf.
Mutig steckte sie ihren Schnabel in die Flüssigkeit und trank einen
Schluck. Unwillkürlich musste sie sich schütteln.
‚Das brennt ja fürchterlich!’, dachte Emma, die intensiv nach Luft hechelte.
Dann wurde es dunkel um sie herum.
¤ ¤ ¤
Scheinbar hatte die Petroleumlampe den Geist aufgegeben.
„Da bin ich wieder.“, kündigte sich Gottfried an.
Emma sah nichts als Dunkelheit, bis vor ihr die Augen der Katze funkelten.
Sie konnte ein Knurren vernehmen und ehe sie sich versah, war der Kater
schon auf sie gesprungen.
Reflexartig flatterte Emma mit den Flügeln und watschelte so schnell es
ging hinter das Regal, bevor der Kater ihr den tödlichen Biss geben
konnte. Sie rannte über die Flaschen, die nacheinander gen Boden vielen
und mit einem lauten Klirren ihren Inhalt darauf vergossen.
Eine Etage höher tat es ihr der Mörder gleich. Als Emma merkte, dass sie
überholt wurde sprang sie auf den nassen Boden, um schneller zur Treppe
zu gelangen. Doch als sie gerade die erste Treppenstufe erreichte,
spürte sie, wie Gottfried ihr in den Rücken fiel und seine scharfen
Zähne in den Hals bohrte.
Emma versuchte, einen letzten tiefen Atemzug zu tun und riss ihre Augen
so weit wie möglich auf.
Sogleich wurde sie von warmem Licht umhüllt.
¤ ¤ ¤
Vor ihr erkannte sie nun zwei Katzenaugen. War sie in die Hölle gekommen
und der Teufel stand nun vor ihr?
Emma sah sich um. Es war nicht die Hölle. Es war der gleiche Raum, in
dem sie die ganze Zeit schon war. Die Augen gehörten Gottfried, das
Licht kam von der Zimmerdecke und der Boden war trocken.
„Bist du endlich aufgewacht?“, meinte der Kater. „Ich hab’ dir ein paar
Brotreste besorgt.“
Der Kater deutete auf den Boden, wo einige Streifen lagen, die von
Semmeln abgeschnitten worden waren. Auf einmal merkte Emma wieder, dass
sie kurz vor dem Verhungern war.
Sie stürzte sich gierig auf die Krumen.
„Frohe Weihnacht!“, wünschte Gottfried.
„Bischt du Chrischt?“ fragte Emma entgeistert mit vollem Mund.
„Ein wenig.“, war die Antwort, „Ich glaube nicht an alles, was von den
Menschen gesagt wird, aber gäbe es kein Christentum, würde ich nicht
mehr leben. Ich war einst ein Streuner. Nach einem wilden Kampf war ich
so verwundet, dass ich nicht mehr lange hätte leben können, doch eine
christliche Familie nahm mich auf. Sie lehrten mich, deinen Nächsten zu
lieben und den Schwachen zu helfen. Ich bin ihnen sehr dankbar und
vertrete viele Aspekte des Christentums. Wohlgemerkt aber nicht alle.“
„Chrischten schollen den Schwachen helfen? Isch hab’ bischher nur
mitbekommen, dasch schie schich scheit deiner Geburt um dich kümmern und
wenn du gerade den Punkt erreicht hascht, dasch du die Welt verstehscht
und das schöne vom häschlichen unterscheiden kannscht, wollen schie dir
den Kopf abhacken und dich freschen.“, Emma schluckte, „So haben sie es
zumindest mit mir versucht. Wie du siehst, konnte ich ihnen aber noch
entkommen.“
Gottfried überlegte kurz. „Die Menschen haben dir ein schönes Leben
gewährt. Als Gegenleistung wollten sie dich essen.
Das, was die Menschen dabei nicht beachtet haben ist, dass du dafür
nicht bereit warst.
Wenn du etwas bekommst, solltest du dem, der dir etwas gegeben hat, ein
bisschen mehr zurückgeben als du bekamst. Das sollte aber auf
freiwilliger Basis geschehen und nicht erzwungen werden. Also solltest
du dir etwas überlegen, was du den Menschen zurückgeben kannst. Dann
werden sie kein Verlangen mehr sehen, dich zu schlachten.“
Diese Worte klangen einleuchtend. Ob das wirklich funktionieren würde,
konnte man zwar nicht vorhersehen, aber Emma überlegte. Der Kater auch.
Nach einer Weile fiel Gottfried etwas ein: „Du musst durstig sein. Trink
ruhig.“
„Nicht ohne zu wissen, was das ist.“, antwortete Emma.
„Du wirst es mir nicht glauben. Mein Herrchen füllt seinen Schnaps in
Weinflaschen und streckt ihn mit Rotwein, da Frauchen etwas gegen
Schnaps hat.
Schmeckt doch aber gar nicht schlecht, oder?“
Emma konnte sich nicht mehr an den Geschmack erinnern, also nippte sie
skeptisch. Wieder dieses Brennen. Doch seltsamerweise gefiel ihr das
Gefühl, wie das Gesöff ihr den langen Hals herunterbrannte und an den
Geschmack konnte sie sich auch gewöhnen...
¤ ¤ ¤
Eine Stunde später saßen die zwei wie Kumpels, die sich noch aus dem
Sandkasten kennen, um den Napf und diskutierten fröhlich und betrunken
über Gott und die Welt.
Und das Problem mit dem Geschenk für die Menschen war auch schon gelöst.
In einem Sack lag es vor ihnen.
„Eine Sache fehl dir noch“, meinte der Kater der schon wieder die Treppe
hinaufhuschte, um etwas zu holen.
Er kam mit einer Roten Zipfelmütze mit weißer Krempe und Bommel zurück
und setzte sie Emma auf.
„Dir steh- steht die viel besser als meiner Schoffmaus, äh, Stoffmaus.“,
befand er lallend lachend. „Wir können auch langsam losgehen. Der
Gottsdienst is bestimmt bald fertig.“
Also machten sich die beiden auf den Weg.
Als sie den Hof erblickten legte Emma den Sack, den sie im Schnabel
trug, auf den Boden. „Meinst du wirklich, dass das eine gute Idee ist,
Gottfried“, fragte sie.
Der Kater sah die Gans an, als hätte sie gefragt, welche Zahl nach der
eins kommt. „Natürlich Emma! Ich hab dir doch gesagt: die Menschen
werden sich an das letzte Abendmahl erinnern und ganz entzückt von der
mystischen Stimmung sein. Danach werden sie einsehen, dass sie falsch
gehandelt haben. Vertrau mir.“
Emma wäre am liebsten umgedreht um ihren Lebensabend mit Gottfried in
diesem Keller zu verbringen, doch konnte sie das nicht sagen, also nahm
sie wieder den Sack in den Schnabel. Kaum war das geschehen rief
Gottfried: „Und nun flieg!“
Beim letzten Wort machte er einen großen Sprung mit ausgefahrenen
Krallen in Emmas Richtung, die panisch losflatterte.
Was? Sie sollte ihm vertrauen? Einem vorgetäuschten Freund, der im
letzten Augenblick sich doch noch überlegt einen zu fressen. Sie wusste
es: Man darf keiner Katze trauen. Erst recht nicht, wenn man schon eine
Vision hat, von ihr getötet zu werden.
Während Emma noch darüber nachdachte, merkte sie gar nicht, wie weit sie
schon geflogen war. Erst als sie das Dach des Hauses unter sich sah,
fiel ihr ein, dass sie eine so weite Strecke noch nie zuvor geschafft
hatte und prompt stürzte sie auf das alte Storchennest auf dem
Schornstein. Seit Emma denken konnte, gab es dieses Nest. Aber nie hat
sie einen Storchen darauf hausen gesehen.
Das Nest bog sich nach innen und die Gans rutschte samt der Matratze aus
Heu langsam den Schornstein hinab.
¤ ¤ ¤
Es war Weihnachten! Warum musste Marie ausgerechnet an Weihnachten so
etwas passieren.
Kaum war die Familie aus der Kirche zurück bemerkte Herbert, dass es
nicht nach gebackener Gans roch. Die Magd stand nun schon etwa fünf
Minuten im Wohnzimmer und musste sich anhören, dass ein Weihnachtsfest
ohne Weihnachtsgans wie ein Osterfest ohne Osterhase wäre. Zumindest so
etwas ähnliches. Marie hörte dem Geschimpfe schon längst nicht mehr zu.
Gedankenverloren schweifte ihr Blick zum Kamin. Ihr fiel sofort ein,
dass sie diesen vergessen hatte anzuheizen. Sie war einfach zu lange
damit aufgehalten gewesen diese Gans zu suchen, wegen der es nun ganz
danach aussah, als ob sie ihren Arbeitsplatz verlieren würde.
„Nun Marie, hast du eine Erklärung dafür, wohin die Gans verschwunden
sein könnte?“, fragte Herbert mit markerschütternd strenger Stimme.
Marie konnte nicht antworten. Sie war zu sehr davon abgelenkt, was da in
den Kamin rutschte.
„Marie, wo ist die Gans?“, wiederholte Herbert noch schärfer.
Verduzt antwortete die Magd, „Im Kamin!“
„Red doch kein...“, Herbert wurde von den Kindern unterbrochen, die
aufgeregt, „Der Weihnachtsmann kommt!“, riefen.
Herbert sah verwundert zum Kamin.
¤ ¤ ¤
Emma war es sehr unangenehm, wie sie von allen angestarrt wurde.
Vorsichtig entstieg sie ihrem Nest und setzte den kleinen Sack, der ihr
langsam viel zu schwer und lästig wurde, vor dem Kamin ab.
Ehe sie sich versah, fand sie ihren Hals in den Händen von Herbert
wieder, der sie hochzog und teuflisch lachte: „Haha! Da haben wir die
Gans ja. Wie lange dauert es, sie zuzubereiten?“
War letztendlich alles umsonst? Nein, gewiss nicht. Immerhin hat Emma
noch vor ihrem entgültigen Ableben einiges erlebt. Sie hätte sich denken
können, dass man nicht immer der kalten Hand des Todes entfliehen
konnte. Von den Menschen verspeist zu werden, war der Sinn ihres Lebens,
erkannte Emma nun.
„Erkennst du sie denn nicht, Herbert?“, fragte Helga, die alte Magd.
„Unsere Emma wurde vom Weihnachtsmann als Gehilfin gewählt. Sie ist
verschwunden, weil der Weihnachtsmann sie mitnahm, damit sie ihm helfe.
Wir dürfen sie nicht schlachten, denn sie hat noch viel zu tun heute Abend.“
Helga war in vielerlei Hinsicht unausstehlich. Aber für die Art, wie sie
die Kinder mit erfundenen Geschichten faszinieren konnte, beneidete sie
Marie. Wie fern diese Geschichte der Wahrheit war, war sich Marie
diesmal aber gar nicht sicher.
„Dankt der Gans für ihr Geschenk in dem Sack, Kinder, und dann lassen
wir sie weiterziehen, damit der Weihnachtmann heute nicht alles allein
machen muss.“, beendete Helga.
¤ ¤ ¤
„Und was war in dem Sack?“, fragte die recht junge Gans Irmgard, nachdem
Emma die ganze Geschichte in ihrem alten Gänsehaus den Gänsen erzählt hatte.
„Brot und Wein. Wie beim letzten Abendmahl. Aber natürlich haben wir den
speziellen Wein genommen.“, erwiderte Emma.
Sie war nun wirklich erleichtert. Sie hatte Weihnachten überlebt.
Zumindest in diesem Jahr. Kalte Luft wehte herein und mit ihr kam
herzliches Gelächter von der Familie im Haus. Die Gänse wandten sich zur
aufgegangenen Klappe des Häuschens.
„Darf ich euch Gesellschaft leisten?“, fragte Gottfried in die Runde.
- Ende -
Vincent D. Vanderol
01.01.2005, 16:13
Der Weihnachtsmann bringt keine Tiere
„Wieso nicht?“ Wütend stampfte er mit dem Fuß auf.
„Weil der Weihnachtsmann nun einmal keine Tiere bringt. Das hab ich dir
doch schon gesagt.“
„Ich will aber einen Hund haben! Und das schreibe ich ihm auch!“ Mit
Tränen in den Augen stürmte er hinaus.
„Sind wir nicht etwas zu hart zu ihm? Ich weiß noch, dass ich mir in dem
Alter auch immer einen Hund gewünscht habe.“
„Du weißt genau, dass ein Hund zu viel Arbeit bedeutet. Und in einer
Woche spielt er vielleicht nicht mal mehr mit ihm, weil er ihn dann
langweilig findet.“
„ Ich weiß ja, aber wenn er zu Weihnachten keinen Hund kriegt, wird er
sicher ziemlich enttäuscht sein.“
„Da kann man nichts machen. Er bekommt zu Weihnachten die CD, die er
sich schon seit einer Weile wünscht, und damit basta.“
Er saß mit seiner Familie an einem Lagerfeuer und sie grillten sich
Würstchen. Vom Feuer stieg ein Geruch nach Rauch auf, und es war
angenehm warm. Plötzlich fing es an zu regnen, sein Gesicht war mit
einem Mal wasserüberströmt und er...
setzte sich mit einem Ruck im Bett auf. Ihm war zwar sofort klar, dass
er geträumt hatte, dennoch schienen ihm einige Elemente des Traumes
hinüber in die Realität gefolgt zu sein. Es roch immer noch nach Rauch,
und auch sein Gesicht fühlte sich noch nass an. Zumindest für letzteres
entdeckte er den Grund schnell. Neben dem Bett saß ein Hund, der ihm
anscheinend das Gesicht abgeleckt hatte. In der Dunkelheit war zwar
nicht viel zu erkennen, dennoch schien es, als ob er eine weiße Stelle
auf der Stirn hätte, und sehr groß war.
Der Hund und die Frage, woher er überhaupt kam, trat jedoch sofort in
den Hintergrund, als er laut Husten musste. Da fiel ihm ein, dass noch
ein Sinneseindruck ihn aus seinem Traum begleitet hatte.
Plötzlich öffnete der Hund den Mund, nahm ein Stück von seinem
Schlafanzug in den Mund, und begann ihn in Richtung der Schlafzimmertür
zu ziehen. Plötzlich beunruhigt folgte er dem Tier willenlos. Als er im
Flur das Licht an machte, sah er auch endlich den Grund für den
Rauchgeruch: Rauch, der unter der Decke entlang zog.
Entsetzt sah er, dass offenbar das halbe Wohnzimmer in Flammen stand,
und das Feuer sich weiter ausbreitete. Er drehte sich um, stürmte ins
Schlafzimmer zurück, und rüttelte seine Frau an der Schulter. „Was ist
denn, ist es schon morgen...“.
„Schnell, wach auf, die Wohnung brennt!“
Mit einem genuschelten „Was..“ richtete sie sich auf, wobei ihr langsam
klar zu werden schien, was ihr Mann gesagt hatte. Plötzlich riss sie die
Augen auf. „Es brennt?“
„Ja, jetzt mach schon, steh auf.“ Er lies sie sitzen, und wandte sich
dem jüngsten Familienmitglied zu. Auch er war schnell wachgerüttelt,
aber da er keine Zeit mit Erklärungen vergeuden wollte, nahm er ihn
einfach auf den Arm, und rannte in Richtung Ausgang. Im Flur stand seine
Frau, immer noch im Schlafanzug, aber mit ihren Jacken auf dem Arm. „Was
ist denn los?“, kam es plötzlich vom Sprössling. „Alles in Ordnung, wir
gehen jetzt nur ein bisschen raus.“, was sie dann auch prompt taten.
Erst als sie auf der Straße standen, fiel ihm ein, dass er, seit er
zurück ins Schlafzimmer gegangen war, den Hund nicht mehr gesehen hatte.
Anscheinend war er auf die gleiche seltsame Art verschwunden, auf die er
auch gekommen war.
Froh, sein Handy immer in der Jackentasche zu haben, zog er es heraus,
und wählte 112. Nachdem er von dem Feuer erzählt hatte, konnte er nichts
weiter tun, als darauf zu warten, dass die Helfer eintrafen
Es war hart für ihn, nur auf der Straße zu stehen, und zu sehen, wie das
Feuer im inneren des Hauses wütete, aber was hätte er schon tun sollen?
Bereits nach 2 Minuten traf die Feuerwehr ein, und nachdem er versichert
hatte, dass niemand mehr im Haus sei, begannen endlich die
Löscharbeiten.
Nach der Löschung des Brandes, besprach er sich noch mit einem der
Feuerwehrmänner. „Sie hatten Glück, das Feuer so früh zu bemerken. Der
erste Stock ist zwar ausgebrannt, aber in den anderen Etagen sind nur
kleiner Schäden entstanden. Überhaupt hatten sie ziemliches Glück, in
vielen Brandfällen bei Nacht sterben die Menschen am Rauch, ohne dass
sie überhaupt aufwachen.“
Er dachte an einen Hund mit einem weißen Fleck auf der Stirn, und kam zu
dem Schluss, dass es wohl nicht nur etwas mit Glück zu tun gehabt hatte.
„Haben sie schon eine Ahnung, woher das Feuer gekommen sein könnte?“
„Nee, weiß ich nicht, aber soweit ich das Beurteilen kann, würde ich
sagen, dass das Ganze nach einem Versicherungsfall aussieht. Sie sind
doch versichert?“
„Ja.“ Er nahm an, dass ihm die Erleichterung deutlich anzusehen war.
Doch gleich darauf zeigte sich wieder sein trauriges Gesicht „Ist
trotzdem schlimm, dass es gerade jetzt vor Weihnachten sein muss.“
„Kann man nichts machen. Ich muss den Jungs jetzt beim Aufräumen helfen.
Sie kommen ohne mich klar?“
Auf sein Nicken hin setzte sich der Feuerwehrmann in Bewegung.
„So, und jetzt die Geschenke auspacken.“
Gut, dass seine Schwiegereltern ein großes Haus mit Gästezimmer hatten,
sonst hätten sie Weihnachten wahrscheinlich in irgendeinem Hotel
verbringen müssen. Da die Versicherung zu dem Schluss gekommen war, dass
der Brand „ohne Eigenverschulden“ zustande gekommen war, und gerade
dabei war, die Höhe des Schadens auszurechnen, hatten sie wohl alle das
Recht, sich ein paar ungestörte Festtagsmomente zu gönnen.
„Das hier solltest du als erstes auspacken.“
„Oh das ist aber groß!“ Und schon rissen ungeduldige Kinderhände das
Papier von der großen Schachtel. Im inneren der Schachtel lag ein Hund,
(den er natürlich erst kurz zuvor hineingesetzt hatte. Man war ja
schließlich kein Tierquäler.)
„Oh, ist der süüüß. Und ganz groß. Der ist total toll.“
„Und er wird sogar noch größer. Das ist eine ziemlich große Rasse, und
dieser hier ist, glaube ich, erst ein Welpe.“ Er hatte sogar eine
ziemlich genaue Vorstellung davon, wie groß er einmal werden würde. Doch
den kleinen schien das nicht zu interessieren. Er war viel zu sehr damit
beschäftigt, das neue Familienmitglied zu streicheln-
„Wieso hast du ihm jetzt eigentlich doch einen Hund gekauft?“, flüsterte
ihm plötzlich eine Stimme ins Ohr. „Gerade jetzt halte ich das nicht für
so eine gute Idee.“
„Ich hatte einfach plötzlich das Gefühl, dass ein Hund genau das
richtige für unsere Familie ist. Und als ich diesen im Tierheim gesehen
habe, konnte ich ihm einfach nicht widerstehen.“
Den Grund dafür hatte sein Sohnemann gerade entdeckt: „Schaut mal, auf
der Stirn hat er einen weißen Fleck.“ Und in den Bewusstsein, wieder
einmal alles besser gewusst zu haben, als die Erwachsenen, setze er
hinzu: „ Ich wusste doch, dass der Weihnachtsmann uns auch einen Hund
bringt, wenn ich ihm schreibe.“
Mit einem Lächeln im Gesicht dachte er, dass das vielleicht auf eine
andere Weise zutraf, als der kleine Spross das im Moment glauben mochte.
Es war einmal oder auch nicht, das weiß man nicht mehr so genau
Prolog
Es war einmal oder auch nicht, das weiß man nicht mehr so genau, da lebte ein Mann am Nordpol. Er trug rote Handschuhe, mollig warme Kleidung und auf dem Kopf eine rote Mütze und ein Elektronenmikroskop, er war nämlich Mikrobiologe bei einer nordpolaren amerikanischen Forschungsstation und hoffte mit seinen Forscherkollegen am Nordpol neues Leben zu entdecken.
Als dann die Weihnachtszeit kam, sandten wieder tausende von dicken amerikanischen Kindern Briefe zur Nordpolstation, denn sie glaubten, auf diese Weise den Weihnachtsmann zu erreichen, was natürlich kompletter Blödsinn ist, denn jeder weiß, dass der Weihnachtsmann auf den Bahamas lebt, wer außer Mikrobiologen hält sich denn auch freiwillig am Nordpol auf? Aber die dicken amerikanischen Kinder glaubten daran und wie jeder weiß, kann man mit dicken Amerikanern nicht diskutieren, erst recht nicht, wenn sie noch Kinder sind.
So bekamen die Forscher auch dieses Jahr wieder Säckeweise Post und alle freuten sich darüber, denn es war einsam dort oben. Na ja, fast alle, denn jeder Forscher hatte einmal im Jahr jeweils einen Monat Postdienst und bei unserem Mikrobiologen fiel das jedes Jahr auf den Dezember. Kein Wunder, denn die anderen Forscher waren alle steinreiche Harvardabsolventen, die irgendwelche Verwandten in der Regierung hatten. Also musste unser Mikrobiologe mal wieder herhalten.
Dementsprechend reagierte er oft etwas gestresst, wenn seine Kollegen ihn fragten, ob er denn mit seinem Elektronenmikroskop schon den Weihnachtsmann entdeckt habe. Es liefen auch schon Wetten, wann er den Verstand verliere und Amok liefe, seit diese Wette ins Internet gestellt worden war, war der Jackpot auf über drei Millionen Dollar angewachsen, was selbst für einen reichen Harvardabsolventen ziemlich viel Knete ist. Das Geld hat übrigens ein dickes amerikanisches Kind bekommen, das dem Mikrobiologen besonders viele Briefe geschickt hat, aber das ist eine andere Geschichte…
Besagter Mikrobiologe hieß übrigens Professor Peter Jackson, was allerdings nicht ganz der Wahrheit entsprach, denn in Wirklichkeit hieß er Dan Brownie, er war auch kein Professor, sondern ein entflohener Sträfling, der sich mit gefälschtem Diplom zum Nordpol hin abgesetzt hatte, aber die vielen Weihnachten und die stetig anwachsende Zahl der Briefe forderten ihren Tribut und so glaubte Professor Jackson bald selbst an seine Geschichte, da keiner auf der Station wirklich wusste, wie man ein Elektronenmikroskop bedient, fiel auch niemandem auf, dass er es schon am ersten Tag kaputt gemacht hatte, vielleicht entgingen ihnen auf diese Weise winzig-kleine Aliens oder ein unbekannter Virus, aber das sind nur Vermutungen.
Professor Jackson hatte allerdings, was niemand wusste, ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl und so öffnete er jeden der Briefe von den dicken amerikanischen Kindern und schickte ihnen ihre Geschenke, denn aus seiner alten, verbrecherischen Zeit, hatte er noch massig Kohle übrig und da FedEx ja bekanntlicherweise von der Mafia kontrolliert wurde, zu der er auch noch Kontakt hatte, konnte er dafür sorgen, dass auch an Weihnachten noch Päckchen verteilt wurden. Eines Tages aber, als die Weihnachtszeit wieder näher rückte und die ersten Briefe kamen, musste er schweren Herzens erkennen, dass sein Konto leer war. Doch was sollten die dicken amerikanischen Kinder jetzt machen? Sich von ihren noch dickeren amerikanischen Eltern beschenken lassen? Welch absurder Gedanke! Es musste neues Geld her, doch woher nehmen, wenn nicht stehlen? Damit wären wir auch schon bei der Hauptgeschichte angelangt, die da heißt:
Jackson’s Twelve
Jackson’s Twelve
Professor Jackson versammelte also seine alte Bande um sich, die anderen Forscher fragten sich wer all diese Leute waren und was sie auf dem Nordpol wollten, aber eigentlich war es ihnen egal. Jackson’s alte Kollegen waren nicht sehr angetan von seiner Idee, denn für sie sprang keinerlei Kohle raus und sie hielten ihn für total bekloppt, was wohl auch so ziemlich der Wirklichkeit entsprach. Es blieben nur drei, der verrückte Pete, der taubstummblinde Bradbury Pittson und einer der Forscher, der auch mal gerne ein krummes Ding drehen wollte. Nun war aber Professor Jackson ziemlich abgebrannt und ein gewisses Startkapital ist Vorraussetzung für derartige Angelegenheiten, deshalb brauchten sie einen Sponsor. Schließlich nannten sie sich:
Jackson’s Three, sponsored by Cocos-Cola
Nun stand dem erfolgreichen Coup nichts mehr im Wege, doch die Zeit drängte: In zwei Wochen war schon Weihnachten! Die drei Kollegen, der taubstummblinde Bradbury war in eine Gletscherspalte gefallen, machten sich auf den Weg nach Europa, genauer gesagt nach Hamburg, dort gab es zwar nicht viel zu holen, aber wenn man am Nordpol lebt, kann es eine ganze Weile dauern, bis ein anderer Flieger kommt.
Am Hamburger Flughafen angekommen mussten sie erfahren, dass ihre Koffer mit dem Plastiksprengstoff und dem Diamantbohrer, der übrigens schon fast abbezahlt war, irgendwo verloren gegangen waren. Draußen ließen sie sich von ein paar netten Leuten mit den Koffern helfen, als diese nach drei Stunden immer noch nicht zurück waren, gaben sie das Warten auf und fuhren ohne Koffer ins Hotel. Sie wohnten im Hotel Atlantik… na ja, eigentlich hieß es anders, aber wegen der vielen undichten Stellen und den kaputten Rohrleitungen wurde es meist so genannt. Es war das einzige Hotel, dass sie sich noch leisten konnten, aber bei den horrenden Preisen von 3€ pro Nacht, mussten sie wahrscheinlich per Anhalter zum Nordpol zurück.
Schließlich fanden sie auch das geeignete Opfer, eine große Bank. Nachts wagten sie den Einbruch, sie hatten sich extra Spezialdietriche gekauft, doch die Koffer waren ihnen ja leider gestohlen worden. Also schlugen sie einfach eine Scheibe ein. Sofort schrillte der Alarm los und sie mussten mit Schrecken erkennen, dass sie nicht in eine Bank, sondern in das Haus eines C-Klasse Prominenten eingebrochen waren, der sich bei irgendeiner Dschungelsendung dumm und dämlich verdient und sein ganzes Geld für Sicherheitsanlagen ausgegeben hatte. Alle, bis auf den Forscher, der irgendwelche Verwandten in der Regierung hatte, landeten im Gefängnis, nachdem er einen Wärter gebissen hatte, kam der verrückte Pete in eine Irrenanstalt und so blieb nur noch Professor Jackson übrig. Die dicken amerikanischen Kinder beschwerten sich bei ihren Eltern, dass sie zu wenig Geschenke bekommen hätten, aber da sie das jedes Jahr taten, viel es nicht weiter auf.
Und die Moral der Geschichte: Wer zu blöd ist, eine Bank von einer Prominentenvilla zu unterscheiden, der gehört ins Gefängnis, selbst wenn er nur ein paar dicke amerikanische Kinder glücklich machen wollte.
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