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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der schmale Grat



Rübe
15.11.2004, 14:15
Weiss nicht, ob gestern einige Zeit dafür hatten. Auf Vox wurde wieder einmal "Der schmale Grat" ausgestrahlt, einer der eindrücklichsten Filme über den 2. Weltkrieg.
Ich hab mich daraufhin mit einigen Kritiken auseinandergesetzt... Viele finden den FIlm ausserordentlich langweilig, vergleichen ihn mit anderen (Anti)Kriegsfilmen wie z.B. James Ryan. Aber um ehrlich zu sein: The Thin Red Line ist viel poetischer und in gewisser Weise auch brutaler als Spielbergs Kriegsepos. WIr sehen eine grausame Schlacht um den Hügel, eingebetet in eine paradisische Inselwelt. WIr sehen grausame Feinde und nur eine Sekunde später sehen wir sie als gebrochene Männer, die den Protagonisten so ähnlich sind, dass es schon wieder traurig ist (das ist wohl die grösste Schwäche an James Ryan, wo der "Deutsche" einfach nur der Böse ist). Wir sehen einen Soldaten fallen während unmittelbar neben ihm ein Kücken aus einem Ei schlüpft (dazu die Offstimme, die als sehr eindrückliches Stilmittel fungiert: "Aus der Erde kommen wir und zu Erde kehren wir zurück"). Der FIlm überzeugt durch all diese Kontraste, es scheint kein Gut und Böse zu geben, Terrence Malick verzichtet auf diese Dinge (ist nicht Spielbergs Stärke).

Naja, um zu einem Schluss zu kommen: Ein sehr schöner, sanfter Antikriegsfilm, der auch ohne viel Splatter leben kann (ich denke da an den Tod von Woody Harrelson, der mehr vom Dialog als von irgenwelchen wüsten Verletzungen lebt...). Umbedingt anschauen!

Ziek
15.11.2004, 14:51
Erstmal muss ich sagen, dass ich dir nicht zustimme was die Schwarz/Weiß Malerei in SAVING PRIVATE RYAN angeht. Zwar werden die deutschen Soldaten nie so heldenhaft und "gut" dargestellt wie ihre amerikanischen Gegenparts stellenweise. Jedoch werden die Amis nicht immer ins rechte Licht gerückt und auch ihre Aktionen erscheinen fragwürdig und nicht immer so heroisch wie man es sonst kennt. Auch wenn der Fokus ganz klar auf den "guten" Amerikanern liegt haben auch sie so ihre Schnitzer.

Zu dem Film THIN RED LINE muss ich sagen, dass er mir schon gefallen hat aber ganz klar einen anderen Ton anschlägt als RYAN oder andere Vertreter des Genres. Zumindest bei mir ist es so, dass ich während eines solchen Filmes immer ab einer gewissen Zeit mit den Hauptfiguren sympathisiere. Bei diesem Film ist dies nicht so und auch nach dem dritten sehen kann ich den „guten“ dieses Films nicht abgewinnen oder sie gar ins Herz schließen. Diesen absolut chaotischen Haufen aus Feiglingen, Egoisten und Stümpern kann ich irgendwie nicht ins Herz schließen und mit ihnen mit fiebern, wenn sie eine Anhöhe erstürmen oder Opfer eines Hinterhaltes werden. Ehrlich gesagt war ich bei manchen Szenen der Amerikaner leicht „angewidert“ wie man solche Äußerungen treffen kann. Ich denke da an die Szene:

*Soldat unter Schmerzen*
„Ich sterbe! Ich sterbe!“

*anderer Soldat*
„Dann hör verdammt noch mal auf so laut zu schreien!“

Oder auch die Stelle wo sie die Verwundeten mit Morphium voll pumpen wollen damit er endlich die Klappe hält. Die Szenen haben bei mir irgendwie einen tiefen „Eindruck“ hinterlassen. Ich habe in dem ganzen Haufen nicht einen sympathieträger gefunden. Das unterscheidet diesen Film klar von anderen (Anti-)Kriegsfilmen die ich kenne, jedenfalls für mich. Die Szene mit dem Küken fand ich übrigens auch sehr bedrückend .. das war glaube ich direkt nach oder während des Artilleriefeuers auf die anstürmenden GIs oder?

Überhaupt fand ich diese Off-Kommentare nicht störend. Im Gegenteil sie brachten eine sehr hoffnungslose Atmosphäre auf und begleiteten schön die überwiegenden langsamen Passagen des Films.

Rübe
16.11.2004, 21:07
Ja, die Szene mit dem Küken war dort...

Ich habe mit SJR einige Probleme: So sind die Deutschen ein gesichtloser Feind, der einzige, den man genauer kennenlernt ist der Typ, der sein eigenes Grab schaufeln sollte... und der stellt sich als falsche Schlange heraus (bzw. wird extra so gezeigt... mal im Ernst, wie oft würde es geschehen, dass man so einem wieder begegnet.) Der Krieg der Amerikaner und das Rettungsunterfangen erhalten am Schluss des Filmes eine Bestätigung... Um es auf den Punkt zu bringen: Spielberg war einfach der falsche für so einen Film (man darf nur nicht sagen, warum...) Wegen ein paar SChnitzer werden da die Amerikaner nicht "schlechter".

TRL lebt übrigens nicht von "Heldenfiguren" oder Figuren, zu denen man eine spezielle Beziehung aufbauen sollte. Es wird verdeutlich wie unwichtig einjeder ist, quasi eine Deheroisierung... Hab übrigens irgendwo gelesen, dass man beim Sturm ins Japanische Lager sieht, wie ein Amerikaner einen Japaner stützt und dabei von seinen eignen Leuten erschossen wird... Mir selber ist es nicht direkt aufgefallen, weil die Dynamik jener Szene im radikalen Gegensatz zum sonst eher behäbigen Film steht...