Pyrus
19.08.2004, 08:46
Mit aller Kraft spanne ich den Schirm auf und stemme ihn über den Kopf. Die Federung des Stocks behält ihren korrekten Abstand zu meiner Wange und verschwindet weiter unten in einem Schulterschutz. So tappe ich mit kleinen Schritten und von metallenem Dach behütet durch die graue Welt. Oben – diese durch die Schwerkraft verfluchte Dimension – was oben ist, sah ich nie. Ich habe nur eine Vorstellung von den Fassaden, die sich hoch in den Himmel recken, den verglasten Löchern darin, verschönt mit Gardinen und Geranien. Dieses Oben rührte mich nicht, läge ich im Bett, mit einem Strohhalm essend und trinkend und den mit dicken schrauben verzierten Stahl betrachtend, der mich umschlösse. Hier lauerte keine Gefahr, ich wäre zuhause. Doch die Schriften zum menschlichen Körper, die ich sorgfältig mit meinen Lesehandschuhen umzublättern pflege, verheissen mir Schlimmes, wenn ich mich nicht zuweilen erhebe und zur Bewegung an Licht und Luft gehe.
Mein Blick haftet wieder am Metalldach und meine Gedanken dringen durch das massive Material bis zu den Gefahren über ihm. Der Wetterbericht war ja beruhigend, doch wer weiss, wann Stockwerke höher jemand beim Blumen Giessen die Töpfe verfehlt? Die Brise ist frisch und eine Erkältung kann ans Leben. Auch Hartes, Scharfkantiges kann herunterkommen. Auch für meinen Schirm zu Massiges, ein Blumentopf etwa – nur ein weiteres mögliches Missgeschick beim Giessen. Doch diese Gedanken… ich stampfe auf den Asphalt und freue mich, wie die Stösse durch Muskeln und Gelenke fahren. Ich fühle mich gesund.
Meine Aufmerksamkeit gilt nun den Turnschuhen, Halbschuhen, Stiefeln und Sandalen, die mir zu nahe kommen. Und immer weichen sie mir noch aus. Der braune, süsse Kot, den gestern meine Gummistiefel teilten – Gummistiefel kann man abspritzen, plötzliche Richtungsänderungen sind gefährlich – zeigt mir an, dass ich bald da bin. Ich werde von allem seitlichen Druck befreit, die Welt öffnet sich und verweigert mir dennoch ein sicherndes Geländer nicht. Das Gewicht des Schirms auf meiner Schulter wird unerträglich und noch stärker: ich halte den Stock nur noch mit einer Hand und setze mit der anderen die Sonnenbrille auf. Ächzend senke ich den Schirm und falte ihn zusammen. Etwas vom Geländer entfernt stütze ich mich auf meinen Schutz und lächle in den blauen Himmel. Oben gibt es hier keine Gefahr. Nur unendliche Weite, in die ich mich, mit beiden Beinen fest am Boden stehend – der Schwerkraft sei’s gedankt, verliere.
Mein Blick haftet wieder am Metalldach und meine Gedanken dringen durch das massive Material bis zu den Gefahren über ihm. Der Wetterbericht war ja beruhigend, doch wer weiss, wann Stockwerke höher jemand beim Blumen Giessen die Töpfe verfehlt? Die Brise ist frisch und eine Erkältung kann ans Leben. Auch Hartes, Scharfkantiges kann herunterkommen. Auch für meinen Schirm zu Massiges, ein Blumentopf etwa – nur ein weiteres mögliches Missgeschick beim Giessen. Doch diese Gedanken… ich stampfe auf den Asphalt und freue mich, wie die Stösse durch Muskeln und Gelenke fahren. Ich fühle mich gesund.
Meine Aufmerksamkeit gilt nun den Turnschuhen, Halbschuhen, Stiefeln und Sandalen, die mir zu nahe kommen. Und immer weichen sie mir noch aus. Der braune, süsse Kot, den gestern meine Gummistiefel teilten – Gummistiefel kann man abspritzen, plötzliche Richtungsänderungen sind gefährlich – zeigt mir an, dass ich bald da bin. Ich werde von allem seitlichen Druck befreit, die Welt öffnet sich und verweigert mir dennoch ein sicherndes Geländer nicht. Das Gewicht des Schirms auf meiner Schulter wird unerträglich und noch stärker: ich halte den Stock nur noch mit einer Hand und setze mit der anderen die Sonnenbrille auf. Ächzend senke ich den Schirm und falte ihn zusammen. Etwas vom Geländer entfernt stütze ich mich auf meinen Schutz und lächle in den blauen Himmel. Oben gibt es hier keine Gefahr. Nur unendliche Weite, in die ich mich, mit beiden Beinen fest am Boden stehend – der Schwerkraft sei’s gedankt, verliere.