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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sadey's Curse / Sadeys Fluch



Visionz
29.01.2003, 12:20
Ich starb..


Ich starb, wie ich es jeden Tag tat und ich erstarrte obgleich meiner Pein. Ich kannte es, es geschah immer, immer um diese Zeit und das seit gottverdammten 147 Jahren - einhundertsiebundundvierzig - in Worten.
Nachdem der Lichtschweif eingermaßen abgeklungen war, die Krämpfe nachgelassen und die Wunden zu Bluten aufgehört hatten, stand ich auf, das heißt ich versuchte es, denn ich war zu schwach. Ich schloss die Augen, auch wenn das ein masochistischer Weg war, da mich so all meine verdarbten ungewollten Erinnerungen heimsuchten, aber so konnte ich meditieren. Mein Karma schob die Erinnerungen beiseite, verwischte sie, und ließ nichts zurück... Stille.

"Sadey !" ... "Sadey verdammt !" Lautes Pochen durchdrang meine Sinne, ich war erwacht, meine Meditation durch solch unheilvollen Lärm gestört. "Ich komme.." flüsterte ich, so leise, dass selbst mein eigenes Gehör es nicht vernahm. Erneutes Pochen.
Ich schritt zur Tür, öffnete die beiden gusseisernen Riegel, löste vorsichtig den mit der Eichenholzarbmrust verbundenen Kontakt um ihn am Haken neben der Tür festzumachen. Ein Bolzen im Rücken ist kein schöner Anblick - ich muss es ja wissen. Ich öffnete.
"Sadey, denkst du ich habe an diesem beschissen verregneten Morgen nichts Besseres zu tun als mir hier die Beine..." doch sie stockte als sie meine neuerlichen Wunden, aufgrund meiner diesnächtlichen Reinkarnation sah. "Es ist nichts," sprach ich, ihrem sorgenden Blick ausweichend, "nur das Übliche, ein bisschen Blut ein bisschen Schmerz und in ein paar Stunden sind es Narben".
Ureya gab sich nur schwer mit dieser mittlerweile zur Gewohnheit gewordenen Aussage zufrieden, doch sie wusste das meine Sturheit die ihre noch bei Weitem übertraf.
Ich stürzte den Inhalt des Flakons nicht hinunter, ich nahm langsam zwei wohltuende Schlücke und ließ somit noch zwei Drittel des Inhalts übrig, mich an den Rat meiner Mutter erinnernd - "wohlan mein Sohn, sei genügsam, es kommen schlechte Zeiten" - und stellte das Gefäß auf die Ebenholzplatte neben dem Kamin.
Früher war ich nicht genügsam gewesen. Alles auf einmal ohne einen Gedanken an die nächsten Stunden oder gar Tage, manchmal fing ich Ureya schon auf dem Weg zu mir ab, weil es mich wieder nach meiner Medizin dürstete, "live everyday as it were your last" sozusagen. Nun, jeder Tag war mein letzter, ich verzögerte das Unausweichliche nur.

Ich montierte den Auslöser für mein nettes Willkommensgeschenk an alle Unbedarften und Hausierer wieder an seinem ursprünglichen Platz und zog mich an. Schwarzes Hemd, Schwarze Leinenhose, Schwarzer Mantel, Schwarze Stiefel, nicht sehr einfallsreich, aber besser als diese ewige Trendhetzerei um karogemusterte Hosenanzüge oder gestreifte Warms'. Zudem, meine neueste Errungenschaft bei Wilfard dem ansässigen Schmied, ein Stahlkettenhemd, geschmiedet von den besten Schmieden im ganzen Land, nicht ganz billig aber zweckerfüllend und zudem todschick.
Zu guter letzt schnallte ich mir die handgearbeitete Scheide aus Rindsleder auf meinen Rücken und verbarg meinen kostbarsten Besitz darin, Leech. Es war nicht nur ein Schwert, auch wenn viele das behaupten mochten, es war das Wichtigste was ich in meinem "Leben" hatte, weshalb ihm keinen passenden Namen geben ? Mittlerweile redeten die Frauen im Dorf ja sogar mit ihren Gewächsen...da fragte ich mich wer den größeren Macken hat. Ich versuchte mich in einem Grinsen, obfür meines schelmischen Gedankens, bekam aber nicht mehr als eine Fratze - soetwas weiß man auch ohne Spiegel - zusammen.

Genug der Selbstverliebtheit und der absurden Gedanken, ich musste schließlich auch mal etwas Produktives tun.
Ich schritt den gewohnten Pfad zur Versammlungsbaracke - wobei es sich im Grunde nur um "Glen's Nachtwache", ein heruntergekommenes "Gasthaus" handelte, welches uns Wachen jeden Morgen als Treffpunkt zur Verfügung stand - und beobachtete weder die eiligen Stiefellecker von Dienern noch die aufgeregten Mägde und Bediensteten die wegen einem entlaufenen Tier oder einem ungezogenen Balg die Apokalypse kommen sahen, meine Blicke galten der Natur und was Menschen daraus machten. Ich ließ meine Augen durch das tiefe saftige Gras in den Gärten und auf den Weiden streifen, nahm ein paar Greiffalken wahr die mehr über den Wäldern tänzelten, als dass sie einem klaren Weg folgten und auch der lebendige Wald und das Treiben in ihm entging mir nicht. Aus dem Schlaf erwachtes Getier, auf die Suche nach Nahrung machend und wie jeden Tag ums nackte Überleben kämpfend ; baumkletternde Eichhörnchen, sich mühselig voranschleppende Bären und bei genauem Hinsehen sogar ein Kitz das sich, noch wackelig auf den Beinen, wohl das erste Mal im Wald ohne seine Mutter hervorwagte. Es mochte zwar regnen, nahm der Natur ihre Schönheit aber keineswegs.

Ich war gedankenverloren als ich plötzlich merkte, das ich bereits vor Glen's Nachtwache angekommen war.

Ich kam wohl ein wenig zu spät, doch Sergeant Verl schenkte mir nicht mehr als einen leicht gereizten Blick und fuhr mit seinem Vortrag fort, während ich mich, kläglich um einen Platz bemühend, schließlich auf ein Weinfass setzte.
"...wie bereits erwähnt," wieder ein kurzer Blick zu mir, "..ist das Rundschreiben nun an alle möglichen Verwandten und Vettern des verstorbenen Königs gesandt worden. Es wird sich mit Sicherheit ein jeder dieser schleimigen, hochnäsigen Blaublütler um den seit heute offiziell vakanten Titel reißen, deshalb wurde nach Einberufung des Konsulats für innere (Kriegs-)führung, beschlossen, uns die Drecksarbeit zu überlassen." Er rümpfte die Nase bei diesen Worten und spuckte anschließend verächtlich auf den Boden vor sich, keiner rührte sich oder machte auch nur Anstalten einen Ton zu sagen. Er strich sich über seinen fein geschnittenen Schnurrbart und begann mit den Einzelheiten. "Unsere Aufgabe wird es sein, dafür zu sorgen dass die Winkeladvokaten da oben ihre Ruhe haben, bei der Ermittlung des rechtmäßigen Erben und keiner dieser Möchtegern-Könige sich aufbäumt und meint er könne nun das Land regieren. Wir sind laut dieser Urkunde," er fischte ein Papier aus seiner Tasche um es vor uns in der Luft zu halten, das Siegel des Konsulats befand sich darauf, "dazu befähigt, alle nach eigenem Ermessen nötigen Entscheidungen zu treffen und Mittel einzusetzen, wie es nötig erscheint. Mit anderen Worten, wenn einer dieser nichtsnutzigen Halbadeligen zu aufdringlich wird, können wir ihn einsperren oder gar gleich exekutieren." Leises Kichern unter den Jüngeren, abgeklärtes Nicken unter den Älteren, ich saß - immer noch auf dieses unbequeme Fass gebannt - regungslos da und wartete darauf das Verl fortfuhr.
"Ja, unter euch ist noch frisches Blut, dass noch nicht mit genug Elend konfrontiert wurde, so scheint es mir," Stille, "wohl an, ihr werdet noch früh genug euer Kichern verschlucken und wünschen ihr wäret Hufschmied oder Schneider geworden." Eine Wache scharrte peinlich berührt mit dem Fuß an einer halb abgelösten Holzdiele, wofür er vorwurfsvolle Blicke der anderen erntete, jetzt war er noch peinlicher berührt und starrte mit hochrotem Kopf auf seine rostfarbene Gürtelschnalle.

"Unsere erste Aufgabe wird es sein, die Stadt (welche aus gerade einmal knapp 270 Bewohnern bestand) so gut wie möglich zu schützen und uns vor dem Ansturm zu wappnen der uns sicherlich noch vor Sonnenuntergang erwarten wird. Es wird keine Hilfe von außerhalb geben, denn wie zu erwarten trachtet alles was einen Cousin dritten Grades mit Titel hat, nach dem Thron, somit sind wir auf uns gestellt," ein vielsagender Blick machte die Runde.

"Findet euch in 4 Stunden vor dem Schuppen hier ein, wer krank spielt oder nicht erscheint hat, sobald gefunden, mit 4 Wochen Dauerarrest zu rechnen, ist das allen hier klar ?"
"Jawohl Herr Sergeant !"
Alle verließen den Raum, Verl als Letzter, ich vor ihm. Ich rechnete mit einer Rüge wegen meiner Verspätung, doch er schien sehr geschäftig und hatte wohl Wichtigeres zu tun, mir war es nur recht, auch wenn es mich zugleich ein wenig beunruhigte.

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Jeder Kritik, Verbesserung oder anderweitigen Vorschlägen bin ich dankbar. :)

Um einen Titel, Einteilung in Kapitel und Ähnliches habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, auch hier gilt Obiges. ;)

Laguna
29.01.2003, 17:36
Du schreibst sehr eindrucksvoll und tiefsinnig, das muss ich wirklich mal erwähnen. Ich kann mir zwar noch sogut wie keinen Reim machen worum es sich denn in deiner Story dreht, aber dein Erzählstil hat mich bis zum Ende ziemlich gefesselt. Gestört hat wirklich nur die Tatsache das alles kursiv geschrieben war, das hat dem Lesevergnügen ein bisschen Probleme bereitet. Mein erster Eindruck: Gefällt mir :A

Visionz
29.01.2003, 23:43
Schade dass du das bisher einzige Feedback darstellst, dafür aber ein recht positives. ;)

Ich habe mal eben alle Textstellen die nicht gesprochen werden "entkursiert", ich hoffe es ist jetzt angenehmer zu lesen, bei Bedarf lass ich auch alles Kursive verschwinden.

Zur Story: Ich weiß selbst nicht wie es weiter geht, ich habe nur eine ungefähre schemenhafte Vorstellung. Du musst wissen, den Text habe ich "einfach so" heute Nacht/Morgen aus dem Kopf geschrieben, deshalb auch noch der ein oder andere Rechschreibfehler o.Ä. :rolleyes:

Eine Frage tut sich mir noch auf: Inwieweit sind Gewaltdarstellung und Brutalität sowie ausformulierte Ausdrücke erlaubt ?
Ich weiß, dass das hier ein recht junges Forum ist, dennoch würde ich der Geschichte gerne einen Teil rohe Gewalt und viel schmutzigen Zynismus zukommen lassen, sofern möglich.

@alle anderen hier

Eure Meinung ist genauso erwünscht wie die von Laguna. :)

XTRMNTR2K
30.01.2003, 00:00
Original geschrieben von Visionz
@alle anderen hier

Eure Meinung ist genauso erwünscht wie die von Laguna. :)

Ich habe es eben gerade durchgelesen und muss dir sagen: Spitzenklasse! :A :A :A

Dein Schreibstil hat es mir wirklich angetan. Du schaffst es auf eine sehr gelungene Art und Weise die Atmosphäre stimmig rüberzubringen.
Auch der Inhalt gefällt mir bisher sehr gut, vor allem die vagen Andeutungen. Sie schaffen es, den Leser neugierig zu machen.
Mich kannst du jedenfalls mit Sicherheit bald zu deinen Stammlesern zählen:D

Zum Titel kann ich leider noch nichts sagen, dafür weiß ich zu wenig.

RPG-Süchtling
30.01.2003, 05:15
Feedback? Kein Problem nich :). Solange die Geschichte noch so kurz ist, ist ja kein Problem, mal reinzuschauen.

Weiß aber nicht, ob ich meinen Vorrednern noch was hinzuzusetzen habe. Also auch auf die Gefahr hin, dass du das schon gelesen hast:
Die Geschichte ist sehr gut geschrieben. Die Hauptfigur gefällt mir. Sie lässt sich nicht gleich in die Karten gucken, was ihr tieferes Wesen angeht = mysteriös = :A.
Weiter so!

Nur, der Satz hat ein paar Stolperstellen (gehört eigenlich nicht mehr zur Kritik):
"Es wird sich mit Sicherheit ein jeder dieser schleimigen, hochnäsigen Blaublütler um den seit heute offiziell vakanten Titel reißen, deshalb wurde vom [fehlt hier was?] nach Beinrufung des Konsulats für innere (Kriegs-)führung, beschlossen, uns die Drecksarbeit zu überlassen."

Beinrufung = Einberufung, nehme ich an.
Und ich störe mich an dem Wort in Klammern. Hat der Mann es ausgesprochen oder nicht?

Visionz
30.01.2003, 05:51
Jupp, da hat was gefehlt bzw. ich habe mich im Bezug auf etwas umentschieden und vergessen zwei Wörter zu streichen. Beeinrufung/Einberufung habe ich auch geändert.. sowas kommt davon, wenn man nachts um 3:30 anfängt zu schreiben, aber danke für deine Hinweise. :)
Das (Kriegs-) wird nicht ausgesprochen, was die Klammer eigentlich verdeutlichen sollte, er spricht nur von innerer Führung, das "Kriegs" soll daraus hervorgehen, dass es sich um eine etwas skrupellose Regierung handelt, die nicht viel auf den Diplomatischen Weg hält, dazu mache ich mir evtl. noch Gedanken. Auch an Oli ein Dankeschön für's Lob. Ich habe heute weiter geschrieben :



Alle verließen den Raum, Verl als Letzter, ich vor ihm. Ich rechnete mit einer Rüge wegen meiner Verspätung, doch er schien sehr geschäftig und hatte wohl Wichtigeres zu tun, mir war es nur recht, auch wenn es mich zugleich ein wenig beunruhigte.


Ich machte mir nur unscheinbar ein paar Gedanken über das gerade Gesagte. Sicher, König Ilias' Tod war tragisch - er kam bei einer Fuchsjagd ums Leben weil mehrere Jäger ihn nicht sahen und ausversehen mit Pfeilen durchbohrten - und das jetzt einige Anwärter mit sturer Machtgier auf ihren Titel beharrten war reine logische Konsequenz.
Ich wanderte durch eine entlegene Gasse um mich kurz um den Zustand meiner Wunden zu besehen und wie erwartet waren es einfach Narben geworden, die zu späterem Zeitpunkt wieder zu bluten anfangen würden, sei's drum.
Ich machte mich wieder zurecht und schlenderte über den sich langsam füllenden Marktplatz, es war Vormittag, Zeit für die üblichen Tätigkeiten der Händler und die Einkäufe der Angestellten und Diener.
Ich drängte mich an verschwitzten Dreitagebart-Trägern und korpulenten Damen in hässlich abgetragenen, pastellfarbenen Trachten vorbei, strafte einen dieser Rotzbengel die zu dieser Zeit nichts Besseres zu tun hatten als einem entlaufenen Huhn hinterher zu jagen oder goldglänzende Äpfel zu stehlen, mit einem Blick der meine Missachtung in seine Seele zu brennen schien, er lief erschrocken davon.
Ich war auf dem Weg in den Wald, ich wollte die Natur um mich herum spüren, ihr Treiben fühlen und etwas in mich gehen ; in der Stadt war das gänzlich unmöglich.
Schließlich an meinem üblichen Ort für die vormittägliche Meditation angekommen - einer sehr tief im Wald liegenden, kaum einem Menschen bekannten Lichtung - ließ ich mich auf einen Baumstumpf nieder.
Ich ließ mich noch einen Moment von der atemberaubenden Schönheit dieses Ortes verzaubern, keine abgebrochenen Zweige und Äste, ein wenig gefallenes Laub, ansonsten völlig unberührt, dieser Fleck, und schloss schließlich meine Augen und war frei. Ein Farbkaleidoskop von fantastischem Ausmaß begann sich vor meinem inneren Auge zu drehen, ich spürte einen kühlen, angenehmen Luftzug und war in einer anderen Welt.

Früher war es anders. Vor ungefähr 115 Jahren - das "wann" entglitt mir vor langer Zeit, das "wie" habe ich noch sehr genau in Erinnerung - starb ich das erste Mal. Mit ein paar Anwärtern auf den Titel eines Paladins, zu denen auch ich gehören wollte, ritt ich aus, um die Umgebung des Reiches, die Felder, Weiden, Gebirgsketten und Flussufer, von Banditen und weiterem Gesindel zu entledigen. Es war ein Routine-Auftrag, den wir ebenso routiniert zu vollziehen gedachten, wie es für Paladine üblich wäre, doch es kam nicht ganz so wie geplant.
Wir gingen die gewöhnliche Route, am Wald nahe der Stadtgrenze vorbei, hinauf zum Mount Greystone, kümmerten uns dort um eine Zigeunerfamilie der Glücksspiel nachgesagt wurde, weiter zu den weiten Tälern von Libathe wo wir auf mehrere unserer Auffassung nach ungefährliche, Zirkusleute trafen, bis hin zum Ufer des Arif, des größen Flusses im Umkreis von tausend Meilen. Dort wurden wir auf mehrere Streuner und Banditen aufmerksam die sich auf einen Raubzug oder etwas Ähnliches vorzubereiten schienen.
Wir fragten nicht nach, sondern attackierten sie um sie kurz und schmerzlos auszulöschen, das war unsere Aufgabe und auch wenn manche von uns - mich nicht ausgeschlossen - diese Handhabung sowie ihren Zweck oft bezweifelten, so gehorchten wir doch blind unseren antrainierten Instinkten und führten Befehle aus, wie sie gegeben wurden.

Wir waren müde und ausgelaugt als wir, die Dämmerung hatte schon eingesetzt, gen Stadt aufbrachen. Rastlos wie wir waren, wurden wir unaufmerksam und im Glauben die Gegend von böswilligem Gesindel beseitigt zu haben rechneten wir nicht mit dem bevorstehenden.
Wir kamen wieder an der Zirkustruppe vorbei, doch in der mittlerweile eingetretenen Dunkelheit, schien sie gar nicht mehr so freundlich und ungefährlich, wie noch zuvor, bei Tageslicht.
Die ehemals friedlich quiekenden und "lachenden" Tiere schienen plötzlich um ein Vielfaches größer, mit gefletschen Reißzähnen vor uns stehend, und gar nicht mehr freundlich zu sein. Ihr schmutziges Fell glänzte im Schein der umliegenden Fackeln und ließen sie noch bedrohlicher aussehen.
Wir waren zwar überrascht, aber in Kürze dennoch Kampfbereit, hatten unsere Schwerter, Bögen oder Dolche gezückt und erwarteten den Angrif....doch nichts geschah.
Ein Schatten trat aus der Mitte der mittlerweile nur noch als "Kreaturen" zu bezeichnenden Wesen hervor und baute sich vor uns auf. Ein Mann, recht hager, doch hochgewachsen, bekleidet mit einer samtenen schwarzbraunen Tunika und einen grauen Spitzbart tragend. Er schien das Vertrauen der Umstehenden zu genießen, ja, war wohl deren Beherrscher oder gar Schöpfer, ich wusste es nicht und es war mir in diesem Moment auch herzlich egal, ich war bereit um mein Leben zu kämpfen und mein Adrenalinspiegel stand schon am Maximum.

Der Zauberer, wie wir später erfuhren, nahm ein Medallion hervor, leicht rosa schimmernd, mit einem Amethyst besetzt, und hielt es in die Höhe, schien damit auf uns zu weisen. Da durchfuhr es uns, die Truppe war wie gebannt und konnte sich nicht rühren. Ich fühlte meine Muskeln wie sie erstarrten und jeder Versuch einer Bewegung sie gleich eines kalten Schwertes zu zerreißen drohte, vergebens sich zu wehren, wir waren paralysiert.
Er senkte sein Teufelswerkzeug und just in diesem Moment stürzten sich die kreaturen auf uns, das heißt, auf alle anderen außer mich.
Es war ein grausamer Anblick doch obgleich seiner Brutalität hätte ich die Augen nicht schließen können, selbst wenn ich nicht gelähmt gewesen wäre.
Die Kreaturen hatten keine Skrupel, kein Gewissen. Sie waren ungezähmter Hass auf anderes Leben und ließen kaum etwas übrig von dem was meine einstigen Gefährten waren. Körperteile wurden abgerissen, Blut spritzte sodass ihr Fell alsbald eine Mischung aus Haaren, verkrustetem Blut und Matsch darstellte.
Die Leichen türmten sich und ungewöhnlicherweise trat der Verwesungsprozess im direkten Anschluss an den Tod ein. Ich fragte mich, wie das möglich sei, doch dann erblickte ich den Zauberer, wohl ein Totenbeschwörer, wie er mir unbekannte und unverständliche Formeln murmelte und sich langsam aber sicher grüne und weiße Schemen und Silhouetten bildeten welche zu den körperlichen Überresten der anderen schwebten um in sie zu dringen.
Was ich dann sah, ließ meinen bis dahin sowieso schon stockenden Atem gänzlich still stehen. Meine ehemaligen Freunde und Brüder wurden zu diesen ekelerregenden Kreaturen, verabscheuungswürdige Wesen die nach allem menschlichen Leben trachteten, ich hätte geweint, wenn ich gekonnt hätte.

Er trat vor mich und taxierte mich ausführlich, wobei ich nicht wusste was er mit dieser Musterung bezweckte, ich wollte einfach nur, dass es schnell vorbei ist... Gott wie töricht ich damals doch war.
Er schien zufrieden mit dem was er sah und zog ein Schwert aus einer Scheide, aus Rindsleder, welches leicht schimmerte und eine wahrlich bedrohliche Aura hatte. Er ging auf mich zu und ich sah schon meinen Kopf auf dem Feldweg entlangrollen, doch er hielt kurz inne...und rammte es mir mit voller Kraft in die Brust.
Ich schrie, jedenfalls nahm ich an das ich es tat, denn der Schmerz den ich erlitt schien unbeschreiblich.

Ich weiß nicht wieviel Zeit verging, mir kamen es wie Wochen vor, doch ich erwachte. Als ich die Augen öffnete und durch den dunstigen Nebel sah, wusste ich zuerst nicht wo und wer ich war, doch als ich an mir herunter schaute und das Schwert erblickte, welches bis zum Heft in meiner Brust steckte, erinnerte ich mich, und erbrach mich erst einmal.
Vom Schock genesen zog ich mühelos das Schwert heraus und steckte es in die Scheide, die mir zu Füßen lag, band mir selbige auf den Rücken und betrachtete die Wunde. Jedenfalls wollte ich das, denn von einer Wunde zu sprechen wäre lächerlich gewesen, ein paar Narben konnte ich finden, mehr nicht. Ich fragte mich, was genau bloß geschehen sein mag, doch kam ich zu keinem Schluss der meine Fragen hätte beantworten können. Ich verdrängte die Fragen vorerst und machte mir über die Zukunft Gedanken....

XTRMNTR2K
30.01.2003, 06:04
Wow! http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/sm_12.gif
Eine wirklich tolle Fortsetzung des Anfangs. Die Art, wie du schreibst, ist wirklich professionell... Du bist nicht zufällig Schriftsteller von Beruf, oder?:D
Dabei ist mir besonders die szenariogemäße Sprache aufgefallen, in der bis jetzt kein Bruch zu finden war.
Kurzum - Super!

P.S.: Ich liebe Rückblenden:)

Visionz
30.01.2003, 06:18
Ich habe mir mal erlaubt, den Titel anzpassen. Er ist immer noch nur provisorisch, aber ich wollte dem Ganzen mal einen Namen geben, für Verbesserungsvorschläge bin ich natürlich weiterhin offen. :)

Edit: oha, ich dachte ich könnte den Titel nachträglich editieren. :rolleyes: Könnte das einer der Moderatoren bitte übernehmen, wie er lauten soll steht jetzt im ersten Post ganz oben, danke.

Laughlyn
30.01.2003, 06:51
Da hab ich meine Vorrednern eigentlich nicht viel hinzuzufügen; dein Schreibstil ist wirklich beeindruckend. Besonders gefällt mir, wie die Geschichte "im Kopf" des Protagonisten erzählt wird - alles, was man als Leser erfährt, ist das, was er wahrnimmt und denkt; die Szene, wo Sadey gedankenverloren zum Wald sieht, fand ich z.B. sehr gelungen. Dadurch entsteht IMO eine sehr starke Bindung zu ihm. Auch das düstere Thema finde ich äußerst ansprechend, und der Fluch scheint ebenfalls storymäßig einiges herzugeben.
Also, ich warte gespannt auf die Fortsetzung. :)

Huch, jetzt hab ich tatsächlich im Autoren-Forum gepostet... ^^

invincible Lilly
30.01.2003, 19:29
Ich hab mich auch hierhin verirrt, wie Harlekin. Das erste Mal so richtig.

Eine außergewöhnliche, auffallende Geschichte, das hat mich angezogen. Was mich wundert: das, was sie beinhaltet, hat mich bisher eigentlich nie interessiert, aber irgendwie bin ich beim Lesen in den Bann der Geschichte geraten: ich konnte nicht mehr aufhören.

Vor allem spürt man beim Lesen die Empfindungen des Erzählers fast nach, man fühlt die Atmosphäre und ist sehr nah dran am Geschehen. Das ist dem Erzähler hervorragend gelungen.

Ich bin nun auch gespannt, wie es weitergeht. :)

Visionz
01.02.2003, 12:11
Ich fragte mich, was genau bloß geschehen sein mag, doch kam ich zu keinem Schluss der meine Fragen hätte beantworten können. Ich verdrängte die Fragen vorerst und machte mir über die Zukunft Gedanken....


Aus meiner Meditation erwachend, blickte ich an Baumwipfeln und im Wind schwingenden Ästen vorbei gen Himmel um die ungefähre Zeit auszumachen, gut, ich würde nicht zu spät kommen. Noch ein wenig benebelt von den mich ereilten Erinerungen erhob ich mich und ging den Weg zurück in die Stadt, Verl wid schon auf uns warten.
Auf dem Rückweg, als ich über den Marktplatz schritt, fiel auf dass es bis auf vereinzelte Leute sehr leer geworden war, es hatte sich wohl schon herumgesprochen. Ich zuckte fast unmerklich mit den Schultern, Probleme tauchen auf, Probleme werden gelöst, das ist der Lauf der Dinge.

Ich kam sehr pünktlich an und als ich einen Blick in die Runde warf, war ich nicht alleine damit, wir waren vollzählig.
"Gut, wie ich sehe fehlt niemand, euer Glück." Verl schien gereizt, irgendetwas muss vorgefallen sein, aber darum brauchte ich mir keine Gedanken zu machen, wir würden es noch früh genug erfahren.
"Ich habe zusammen mit Firinjas" er deutete auf einen der ältesten und erfahrensten unter uns, "bereits einen ungefähren Plan entwickelt, mit welchem wir uns auf die Schaaren an Adeligen vorbereiten werden. Wir riegeln die seitlichen Zugänge über Feldwege, Gassen und Gärten weitestgehend ab und errichten am Haupttor einen Kontrollposten, an welchem wir auch hauptsächlich agieren werden. Es haben sich immer mindestens 10 Bogenschützen auf der Ballustrade nahe des Haupttors aufzuhalten um etwaige rebellische Ausbrüche oder ungezügelte Hitzköpfe in Schach zu halten. Zudem werden Einreisende immer zu dritt kontrolliert, ohne ausgewiesenen Passierschein, welcher bei jedem Rundschreiben bezüglich des vakanten Titels enthalten war, wird niemand hier durchgelassen ! Ich werde mich größtenteils anderorts aufhalten und stehe nur in Notfällen zu Verfügung, wer mit Kleinigkeiten ankommt, kein seinen Sold für die nächsten 3 Monate vergessen, ich habe wahrlich Wichtigeres zu tun."
Er schien mit seiner Ansprache fertig zu sein, doch dann erhob er seine Stimme wieder. "Eines noch. Wie ich soeben erfahren habe, müssen wir auch mit vereinzelten Angriffen der Ez'ral rechnen. Sie glauben, sie hätten jetzt eher eine Chance, uns fertig zu machen, da wir ohne Herrscher sind, was in ihren Augen wohl mit Hilflosigkeit gleichzusetzen ist. Sie werden hartnäckig sein, denn wenn sie es jetzt nicht schaffen wird es ihnen nie gelingen, also seid auf der Hut. Unser Hauptaugenmerkt liegt zwar immer noch auf dem kommenden Hochadel, doch unterschätzt die Ez'ral nicht, ihr wisst das sie gefährlich sein können." Oh ja, und wie ich es wusste...
"So beginnt nun mit der Ausführung des Plans, es kann nicht mehr lange dauern bis die ersten Anwärter hier eintreffen, ist das allen hier klar ?"
"Jawohl Herr Sergeant !"

Die Versammlung löste sich auf und sofort begann das geschäftige Treiben los, Holzbarrikaden wurden hier errichtet, dort wurden Masten hochgezogen und am Haupttor versammelte sich die erste Garde der Bogenschützen um sich schon einmal auf die Ankömmlinge vorzubereiten.Befehle wurden gebrüllt und ausgeführt und so langsam nahm Firinjas' Plan Form an.
Es war früh am Abend, da stand alles bereit zum "Empfang" und wir konnten uns erst einmal etwas zurücklehen, dennoch gespannt ob dessen, was uns erwartete. Verls Bemerkung was die Ez'ral angeht, war ich zwar beunruhigt, aber nach so langer Zeit kannte ich kaum noch Furcht vor ihnen.

Ihr Gebieter und wohl auch Schöpfer, der sich meines Leidens verantwortlich kennzeichnete, war nur unter dem Namen Darun bekannt.
Niemand weiß, wo er herkam, und woher er seine Macht nahm, viele sind der Auffassung das nur seine Artefakte ihn so stark haben werden lassen, andere wiederum behaupten, er sei Lucifer selbst, doch keine dieser vagen Theorien ließe sich bestätigen.
Vielleicht war es das, was meine Muskeln so angespannt hat werden lassen, die Möglichkeit herauszufinden, was und weshalb er mir damals dieses Schicksal bereitet hat...ich würde es nur zu gerne wissen.

Es ging auf die Nacht zu, mittlerweile brannten vereinzelt Lagerfeuer und auch die Fackeln die das Haupttor beleuchteten waren entzündet. Wir waren vom vielen Nichtstun ausgelaugt, bisher gab es keinen einzigen Besucher, oder Thronanwärter, es war seltsam.
Falls morgen immer noch keiner angekommen sein sollte, werden wohl ein paar Reiter ausgeschickt um im Umland mal nach dem Rechten zu sehen und ich bin mir jetzt schon sicher, das ich einer der armen Schlucker sein werde, die dazugehören. Wenigstens eine Gelegenheit der Sache klarer zu werden und Darun näher zu kommen, und wenn ich nur ein paar seiner Schergen vernichten kann, tu ich dies mit Freuden.

Doch es wurde Zeit, ich merkte, wie meine Brust anfing zu schmerzen und wandte mich heimwärts, zu meinem Ruheplatz und zu meiner Medizin - ich war sparsam gewesen - um so die Schmerzen auf ein erträgliches Niveau zu binden.
Zuhause angekommen entsicherte ich die Armbrust mit dem dafür vorgesehenen Mechanismus, trat ein und richtete alles wieder her.
Das Zweite was ich tat, war mich auf den Flakon zu stürzen, es war ein langer und harter Tag, ich hatte es mir verdient.
Ich weiß nicht, was Ureya hinein tat, oder um was es sich handelte. Ich rette ihrem mittlerweile verstorbenen Gemahl vor Jahrzehnten das Leben, als er als Mitglied einer Gruppe von Handelsreisenden, von einer Spähertruppe der Ez'ral angegriffen wurde. Ich wurde selbst ziemlich stark verletzt, und zum Dank, für die Rettung ihres Mannes pflegte sie mich und gab mir diese Medizin. Da ich merkte, dass es sich äußerst positiv auf meine Schmerzen auswirkte, bat ich sie, mich auf Dauer damit zu versorgen wogegen sie keinen Einwand erhob, seitdem verbindet uns diese Sache. Sie mag zwar mittlerweile alt, gebrochen und verbittert sein, aber einen so loyalen Menschen trifft man selten im Leben.

Ich goss den letzten Tropfen meine Kehle hinunter und ein Wohlgefühl trat auf. Mein Nachtlager vorbereitend, setzte schon bald die Qual ein, wie sie mich jede Nacht ereilt. Sie mag meinen Schlaf ersetzen, dennoch würde ich diese 8 Stunden lieber mit Träumen und Regeneration verschwenden als immer wieder durch diese Hölle gehen zu müssen, doch mir wurde nie eine andere Wahl gelassen, verdammt sei Darun !"
Jetzt brach es mit voller Wucht auf mich herrein und ich konnte nur mit Mühe an mich halten..es wurde von Mal zu Mal schlimmer. Mein Brustkorb schien aufzuquillen und sich wieder einzusenken, grelle Lichtblitze durchzuckten mich und den deswegen Fensterlosen Raum und wieder war ich gestorben. Meine Extremitäten verrenkten sich, meine Muskeln gerieten außer Kontrolle. Nachdem einige Zeit verstrichen war, traute ich wieder, mich zu bewegen und sah mich um. Es hatte sich nichts verändert, meine Wunden würden sich erneut schließen..wenigstens für ein paar Stunden. Doch sehr bald wird ein neuer Tag beginnen, ich wappnete mich und begann meine Meditation...

RPG-Süchtling
05.02.2003, 04:37
OK, dann lass es mal krachen.
Wir warten :D.