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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Luxusgut Bildung?



Waya Yoshitaka
03.08.2004, 20:56
Wie man überall aus dem Medien entnehmen konnte, sollen die Studenten, wenn es nach den meisten Politikern der Unionsländern geht, in der Zukunft eine Studiengebühr zahlen.

Begründungen dafür fangen an bei: "Für ein höheres Maß an Bildung kann man auch etwas investieren" über "das Geld kann für neue Lehrbücher oder andere Unterrichtsutensilien verwendet werden" bis hin zu: "erst die Rentner und jetzt die Studenten".

Wie seht ihr das? Ist es in euren Augen gerechtfertig eine solche Gebühr von 500 Euro zu erheben, oder nicht? Kann man daraus einen "gerechtfertigten" Nutzen ziehen?
Wenn man mal davon ausgeht, das die meisten Studenten auch so schon mehr schlecht als recht um die Runden kommen und arbeiten müssen. Mal ganz davon abgesehen, das nicht alle Eltern ihre Kinder finanziell unterstützen können und nur "hochbegabte" überhaupt eine Chance auf ein Stipendium haben.

Wird Bildung jetzt zum "Luxusgut"?

Ist das ein weiterer Versuch der Politiker, die leeren Haushaltskassen zu Füllen?

Evanescence
03.08.2004, 21:06
ich glaube, dass solche maßnahmen eher den gnadenstoß für unser bildungssystem bedeuten. der klassenunterschied nimmt so schon unentwegt zu. wenn jetzt die auslese schon vom gehalt der eltern abhängt, dann läuft in dtl. definitiv etwas falsch!

andere länder finanzieren die uni's auch komplett vom staat und bei denen klappt es auch. musterbeispiel: finnland.
ich komme auch nicht gerade aus einer besserverdienenden familie und ich will ab wintersemester 2005 auch endlich studieren. mit 500 € studiengebühren würd ich die krise bekommen - dann hätte sich das wahrscheinlich für mich erledigt. es ist so schon schwer genug, dass nötige geld zusammenzukriegen, wenn du arbeiten gehst.

in den usa ist die sachlage wie folgt: die uni's werden teils staatlich, teil durch studiengebühren finanziert. die tendenz bei den studiengebühren ist aber steigend. sie haben einige top-uni's, wie harvard oder yale. aber die meisten anderen kommen aufgrund der geringen förderung nicht mal über das niveau eines unserer gymnasien!

bildung ist für alle. sie ist zwar nie komplett kostenlos, aber das kann man den studenten nicht auch noch antun...

Vimes
03.08.2004, 22:37
Großartig auch, dass die eh schon vollen Universitäten in z.B. NRW dadurch noch voller werden, da NRW im Gegensatz zu den CDU-regierten Bundesländern vorraussichtlich das Erststudium kostenfrei halten will.

Und zu der Frage, ob es nur den Haushalt aufpäppeln soll - Sollten die Gebühren nicht zur Besserung des Niveaus und der Verhältnisse an deutschen Unis genutzt werden?

Pyrus
03.08.2004, 23:01
In der Schweiz kostet das Studieren so um die 300-500 Euro pro Semester. Ich finde es absolut nicht falsch von Leuten, die es sich leisten können eine Studiengebühr zu verlangen. Sobald die Studiengebühr aber jemandem das Studieren unmöglich macht, soll dieser Stipendien bekommen.

Bildung soll zwar für jeden möglich sein, doch sollen jene, die es vermögen dafür auch bezahlen.

Achja, ob es jetzt nur ein Loch in der Kasse stopfen soll oder ob dabei das Niveau an den Hochschulen auch wirklich gesteigert wird, ist für mich nicht entscheidend. Ändert nichts daran, dass gute Bildung einen Preis hat.

letmedie
04.08.2004, 00:18
Schön und gut der Gedanke, aber erstens kann ich neben meinem Meidzinstudium nicht arbeiten und zweitens können sich das meine eltern nicht mehr leisten. ich werde sowieso nur etwa 100 euro bafög bekommen, aber da wir noch unser haus abzahlen, wird das alles arg kritisch.

und selbst wenn das alles einwandfrie funktionieren würde, das geld geht niemals in neue bücher.....oder andere dinge, die die unis gebrauchen können, sondern in irgendein haushaltsloch oder die unis bekommen das geld, dafür werden aber wieder ihre staatlichen zuwendungen gekürzt.
außerdem verbaut man sich mit dem aufbau von elite-unis und der zvs die deutsche zukunft. wer durch die zvs an eine nicht-elite-uni geschickt wird, hat die arschkarte, weil er schlechtere berufschancen hat.....imo ziemlich stupid white men....

noRkia
04.08.2004, 03:15
wir haben über 4 millionebn arbeitslose und verdammt viele schüler die gerade mit der schule fertig sind und jetzt einen ausbildungsplatz suchen.
wenn die studiengebühr eingeführt wird gibt es auch weniger studenten.wofür soll man abiur haben wenn nicht zum studieren?
dann gibt es noch mehr leute ohne hochschulabschluss.und die haben dann auf dem arbeitsmarkt eine chance?

auch ist ja wohl einer der grundpfeiler unseres systems das bildung eben nicht nur elitekindern zusteht sondern kinder aus ALLEN SCHICHTEN.500€ sind kein pappenstiel!
ausserdem müssen die meisten weitweg von zuhause studieren.
da brauchen sie ne wohnung.wenn nicht das dann ein auto.in ganz schlimmen fällen brauchen sie beides(ne bekannte fährt jeden tag von nähe mainz bis trier!).
ausserdem muss man irgendwo von leben.was ist denn dann eigentlich mit dem bafök?
viele studenten haben 2 oder sogar 3 nebenjobs die sie parralell zum studium ausüben müssen.ich meine das ist sicherlich nicht spassig wenn man den halben tag in der uni hockt den rest des tages eigentlich büffeln müsste und auch noch die kohlen ranschaffen muss.
das belastet ja auch ne ganze ecke.wenn für mich die schule anfängt dann kann ich auch nich noch nebenbei arbeiten(nur als dj vieleicht ^ ^)

und nochwas:hehe:s kann mir keiner erzählen das das geld dann in die unis investiert würde.das wird schön für irgendeinen anderen mist rausgeschmissen!

Hiryuu
04.08.2004, 03:40
Hm,
Geld ist Macht
Wissen ist Macht
Macht bringt Geld
Zeit ist Geld
Wissen kann man auch zu Geld machen

Nunja - > und Geld kann man in Bildung investieren ;)

Eigentlich ein geschlossenes System, eine der Vorraussetzungen sollte man vielleicht mitbringen, damit das was wird.
Türlich war das nur schematisch und die Begriffe sind absichtlich so gewählt, um auf die gängigen Volkssprüche zuzutreffen.

Hehe, subber Unsinn hab ich da verzapft -> me geht jetzt Party, bis denn. :D

Edit: Ich hab halt Zeit gehabt.

Whitey
04.08.2004, 03:47
Studiengebühren wären dann sinnvoll, wenn die Gebühren, die die Studenten für ihr Studium zahlen, auch ihnen zugute kommt, durch bessere Ausstattung, mehr Dozenten usw. usw. ein sehr großer Teil der Gebühren geht bzw. wird aber definitiv für Verwaltung draufgehen, so das im Endeffekt die Studenten kaum etwas davon haben. Es geht ja nicht darum, zusätzliches Geld zu bekommen, sondern der Staat spart ein, und diese Einsparungen müssen von den Studenten getragen werden, d.h. das die Studenten die selbe Situation vorfinden werden, nur eben sehr viel selbst zahlen müssen.

Zudem haben wir sowieso 10 % weniger Studenten als der Rest Europas, was - als erklärtes Ziel unserer Bildungsministerin - ausgelichen werden muss... nur sicher nicht, wenn man den Leuten durch die finanzielle Mehrbelastung noch eine Bürde mehr auferlegt.

Vio
04.08.2004, 07:55
ich finde es einfach unverschämt, wie sich überhaupt der Gedanke regen kann, gerade beim Nachwuchs, den kommenden Köpfen Deutschlands, einen radikalen Kahlschlag zu verursachen?? :confused:

Vor knapp einer Woche hat man ja schon diese Professur für junge, begabte Menschen (wie hieß das noch gleich?? ist mir entfallen und mag mir um's Verrecken nichtmehr einfallen) für Nichtig erklärt, jetzt legt man mit 500€ Studiengebühr nach.
Zwei Schritte, die Studenten am Studieren zu hindern und die kommende Generation an fähigen Trägern der Wirtschaft und der gesellschaft auszumerzen.
Sind die Politiker wirklich so kurzsichtig? Sehen die nicht, das wir uns ins eigene Knie schießen?
Wenn die fähigen Leute ins Ausland abwandern, haben wir viel gewonnen:
Ein Haushaltsloch weniger. Juhu...

... das kann ich mir einfach nicht vorstellen, das ist so bizarr, das ich es gar nicht richtig fassbar ist, was die für eine Schei$e bauen -_-

Urashima
05.08.2004, 02:23
nja was ich weiß kostet bei uns in Ö ein studium bereits 400 oder 500 eur pro semester(aba genau weiß ich das nicht bin ja noch schüler)

jedoch werden sich daraus eventuelle folgen ergeben..
es wird viel weniger leute geben die sich ein studium leisten können, daher gibt es auch wieder nicht soviel geld für schulbücher usw..

anderer seit wird es dann mehr studenten geben die viel dafür arbeiten um sich das studium zu finanzieren aber kann es daher durchaus sein das die dann evtl. nicht mehr so aufnahme fähig sind weil sie viell. zu übermüdet sind, dadurch sackt die bildungs qualität ab

Pyrus
05.08.2004, 02:35
@Urashima: es kann aber auch sein, dass die, die dann ein Studium machen dürfen, dieses auch richtig seriös machen und man weniger Leute Zeitung lesen sieht in den hinteren Reihen der Höhrsääle.

Ausserdem finde ich weiterhin, dass man das Problem mit fairen Stipendien gut regeln kann.

cassiopaia
05.08.2004, 03:44
Gestern hab ich der genialen "Sylter Rundschau" ( :rolleyes: ) einen Mini-Artikel zu den Studiengebühren gelesen, der nicht sehr Informationsträchtig (gibts das Wort? ^^") war. Deshalb kann ich dazu auch nciht so viel beitragen.

Dort war aber auch ein Schaubild, das zeigte wie viel in anderen Ländern vom Staat und von den Studenten gezahlt wird.
Da lag Deutschland mit 8% privatem Anteil sehr weit unten (Amerika mit 52% an der Spitze).

Doch es gab auch ein Land, in dem die Studiengebühren ganz und allein vom Staat gezahlt werden. Ich weiß nur leider nicht mehr welches.. (Dänemark? Griechenland?)

Wisst ihr das vielleicht?

Evanescence
05.08.2004, 05:28
@Zareen

Ausserdem finde ich weiterhin, dass man das Problem mit fairen Stipendien gut regeln kann.
wie ist denn das zu deuten/verstehen? (bevor ich was falsches sage möchte ich das lieber nochmal erläutert haben)

@cassiopaia
bei meinem obigen post hab ich schon erwähnt, dass z.b. finnland das studium auch komplett staatlich finanziert und es bei denen (im gegensatz zu dtl. sehr gut funktioniert).
ps: was erwartest du auch von der sylter rundschau? :rolleyes:

Pyrus
05.08.2004, 05:38
Original geschrieben von Evanescence
wie ist denn das zu deuten/verstehen? (bevor ich was falsches sage möchte ich das lieber nochmal erläutert haben)
Jeder soll studieren können. Wer das Geld fürs Studium nicht aufbringen kann, soll vom Staat unterstützt werden. Jedenfalls bei der Erstausbildung.
Wer sichs leisten kann für seine Bildung zu bezahlen, soll dies aber auch tun.

Ich hoffe, das ist jetzt klar geworden.

edit: Noten sollen natürlich nichts damit zu tun haben, ob man ein Stipendium kriegt oder nicht.
Wusste gar nicht, dass das in Deutschland so ist. Voll die Sauerei.

Whitey
05.08.2004, 05:40
Also ich weiß jetzt nicht wie es in anderen Bundesländern, der Schweiz oder Österreich ist, aber bei uns in Bayern ist das mit den Stipendien sehr sehr hart.

Eine Freundin von mir hatte ihr Stipendium ganz knapp verpasst. Wenn ich mich recht erinnere hätte sie einen Notendurchschnitt von 1,3 haben müssen, was schon ganz schön abartig ist, da dies wohl wirklich die wenigsten zusammenbringen. Sie hat später dann ihr Fachabitur mit einem Schnitt von 1,1 geschafft, für das Stipendium hat ihr das aber nichts mehr genützt, weil das ein gesonderter Test war, an dem sie scheiterte.

Nun werden die wenigsten solche Traumnoten schreiben (aus welchen Umständen auch immer) weshalb ich mich frage ob das bei uns nicht nur zum Schein eingerichtet wird... denn auf die finanzielle Lage nimmt das ja überhaupt nicht Bezug. Jeder - egal wie viel Kohle er hat - könnte das bekommen und so sein Studium finanzieren lassen...

An den Leuten die die Kohle echt nötig hätten geht das leider oftmals vorbei, da diese ja auch relativ oft nebenbei arbeiten müssen, und so lerntechnisch weiterhin benachteiligt sind, da die Arbeit bzw. die daraus resultierende knappe Zeit ihnen das Lernen und somit das Erreichen dieses Schnittes wiederrum erschwert.

Um den Kreis zu schließen bedeutet dies, das vorallem diejenigen die Stipendien bekommen, die sich den "Luxus" leisten können, nicht nebenbei arbeiten zu müssen und so mehr lernen können, oder die eben sich so massiv einschränken können, dass sie nicht arbeiten müssen.

Und das ist wirklich besch..eiden

Evanescence
05.08.2004, 05:46
@Zareen
jetzt versteh ich dich noch weniger... wie können stipendien helfen, bei der ausbildung gleichberechtigung zu schaffen? im grunde vergrößern sie die ungerechtigkeit ja noch -> siehe wc's post.

außerdem schaff ich mein abi nie und nimmer mit 1,3 oder ähnliches. also kann ich von nem stipendium ja nur träumen (wie soviele andere). mal davon abgesehen, dass ich dann auch "farbe" zu irgendeiner partei oder religiösen institution bekennen müsste (von nix kommt auch nix zurück *seufz*).

Pyrus
05.08.2004, 05:50
Jetzt muss ich doch nochmal posten:

Edit in meinem Post noch beachten!

Ob Stipendium oder nicht, soll bei der Erstausbildung nur vom der finanziellen Lage des Möchtegernstudierenden abhängen.

Evanescence
05.08.2004, 05:55
@Zareen
das wäre wirklich mal innovation. aber leider geht es in der realität nach notendurchschnitt oder nach evt. besonderen leistungen für deine stipendienorganisation. (zum bsp. haben leute die politisch sehr engagiert für die cdu sind beste chancen bei der konrad-adenauer stiftung, welche auch die größte als solche in dtl. ist)

nur da würde sogar ich mich fragen, woher der bund das geld nehmen soll. nehmt es den reichen - gebt es den armen. wir leben aber in ner demokratie und die ist nicht ganz so aufgebaut...

Pyrus
05.08.2004, 06:17
Hab mich grad schlau gemacht...
In meinen Heimatkanton sind die "berechtigten Personen" für ein Stipendium folgende:

Frage: Wer sind die beitragsberechtigten Personen?
Antwort: Grundsätzlich beitragsberechtigt sind folgende Personen:

* Schweizer Bürgerinnen und Bürger
* Personen mit Niederlassungsbewilligung C
* Vom Bund anerkannte Flüchtlinge
* Arbeitnehmende aus EU-Ländern und deren Kinder


Falls Sie obige Bedingungen nicht erfüllen und Ausländer/in sind, die seit mindestens fünf Jahren ununterbrochen in der Schweiz wohnen, so empfehlen wir Ihnen ab 1.7.2004 trotzdem ein Gesuch einzureichen.
Wer sich für diese "Innovation" interessiert, kann hier (http://www.lotse.zh.ch/pages/500002/) noch mehr erfahren ;). Es steht natürlich noch mehr, aber nicht von Noten oder Parteiangehörigkeit.

Dass es in Deutschland knallhart auf den Notenschnitt ankommt wusste ich absolut nicht. Naja, wenn es dann Studiengebühren gibt, kann man die ja gleich mal verwenden, um Stipendien für alle möglich zu machen ;).

wollte eigentlich gleich wieder posten, mein Internet aber nicht -_-

Skar
05.08.2004, 13:11
Original geschrieben von Urashima
nja was ich weiß kostet bei uns in Ö ein studium bereits 400 oder 500 eur pro semester(aba genau weiß ich das nicht bin ja noch schüler)

jedoch werden sich daraus eventuelle folgen ergeben..
es wird viel weniger leute geben die sich ein studium leisten können, daher gibt es auch wieder nicht soviel geld für schulbücher usw..€ 350,- pro Semester.

Und die Studiengebühren gibt es mittlerweile seit Herbst 2001 - bis jetzt sind die Studienzahlen nicht signifikant zurückgegangen (zumindest nicht, wenn man nach den offiziellen Zahlen geht).
Was einem Studentenorganisationen erzählen, und was wirklich Sache ist, sind 2 Paar Schuhe.

Die Stipendien wurden ebenfalls ausgeweitet, und bei der Stipendienvergabe kommt es tatsächlich nur auf die finanzielle Situation des Studenten an... allerdings werden die Einkommen der Eltern in die Berechnung einbezogen, was (IMO) völlig OK ist.

Eine gewisse Geschwindigkeit beim Studium ist auch noch Voraussetzung, allerdings unabhängig von den erreichten Noten - bestehen muß man die Prüfungen eben.

€ 350,- (700 übers Jahr) sind völlig in Ordnung - das verdient man selbst mit einem 10-Stunden Job, den man am Samstag an der Kasse macht - und in den 3 Monaten Sommerferien hat man auch Zeit für einen Ferialjob (niemand kann mir erzählen, daß er von Juli bis September durchlernt).

Wie gesagt - es gibt nach wie vor nahezu gleich viele Studienanfänger, sonderlich abschreckend scheinen die Gebühren also nicht zu sein... besonders groß war der Anteil der Leute aus unteren sozialen Schichten auch vor der Einführung der Gebühren nicht.