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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Geschichte- noch unbenannt



Liferipper
25.07.2004, 23:41
So, ich hatte mal wieder das Bedürfnis, etwas zu schreiben. Hab von der Geschichte aber kaum mehr als ein oder zwei Kapitel im Kopf, deswegen nicht wundern, wenn die Fortsetzung ne Weile auf sich warten lässt. Der Prolog ist leider nicht so besonders geworden. Ich vergess immer wieder, dass es leichter ist, etwas im Kopf zu formulieren, als es dann tatsächlich zu schreiben. Ich hoffe, ich bringe trotzdem rüber, worauf es mir ankommt.

Prolog

Wieder war er hierher zurückgekehrt. Wie jede Nacht, seit es geschehen war. Wieder stand er seit Stunden hier, und konnte sich nicht überwinden, die letzten Meter zurückzulegen. So stand er einfach weiter im Schatten zwischen den Mülltonnen, und rang mit sich selbst. Die wenigen vorbeilaufenden Passanten schienen ihn nicht zu sehen. Hätten sie ihn allerdings bemerkt, so hätten sie sich gewundert, wieso er einfach still an einer Stelle stand, und kaum ein Muskel sich an ihm bewegte.
Doch so ruhig er äußerlich zu sein schien, so aufgewühlt war er im Inneren. Alles was er wollte, war, die wenigen Meter zu dem Ort zu gehen, der er bis vor kurzem sein Zuhause genannt hatte. Aber er konnte nicht. Wenn sie ihn sehen würden, würden sie wissen, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Und wenn er versuchen würde, es ihnen zu erklären, würden sie es nicht verstehen. Er verstand es ja selbst noch nicht.
Alles was er gewollt hatte, war gewesen, sie zu retten. Er hätte sein Leben für sie gegeben. Verdammt, er hatte sein Leben für sie gegeben. Die kurze Anwandlung von Zorn verschwand rasch. Es war sowieso nicht zu ändern. Auch wirkliche Trauer verspürte er nicht mehr. Alle Tränen, die in ihm gewesen waren, hatte er schon aufgebraucht, aus Trauer um sich, sein Leben, um sie, eigentlich um alles.
Müde starrte er auf seine Hand hinunter. Die kleine Wunde war natürlich längst verheilt. Sie war schließlich kaum mehr als ein Kratzer gewesen. Trotzdem symbolisierte diese Hand für ihn all das, was mit ihm geschehen war. Am liebsten hätte er sie abgehackt, doch was hätte es ihm schon gebracht? Als ob Selbstverstümmlung ihn auch nur im Mindesten von dem befreien könnte, wozu er geworden war.
Natürlich hatte er auch an Selbstmord gedacht. Eigentlich war es eine seiner ersten Überlegungen gewesen, noch bevor er wirklich realisiert hatte, was er alles verloren hatte. Doch er hatte es nicht getan. Warum wusste er immer noch nicht. Er selbst glaubte, dass er einfach zu feige war. Irgendwie glaubte er immer noch, dass es vielleicht irgendwie eine Heilmöglichkeit für ihn geben könnte, obwohl er natürlich längst wusste, dass eine solche nicht existierte. Vielleicht war es aber auch, weil er wusste, dass er ihre Auftrag weiterführen musste, dass sie ihm dies angetan hatte, damit nicht alles, was sie erreicht hatte, umsonst gewesen war. Wieder kroch die Wut in ihm hoch. Welches Recht hatte sie sich genommen, über sein Schicksal zu bestimmen? Doch wieder legte sich der Zorn rasch. Schließlich hatte er es ihr selbst angeboten. „Wenn es die einzige Möglichkeit ist, dich zu retten, dann werde ich eben sterben!“ Das waren seine Worte gewesen. Nun, in gewisser Weise war er gestorben. Es gab für ihn keine Möglichkeit mehr, in sein früheres Leben zurückzukehren. Und er hatte es erst nicht geschafft, sie zu retten.
Er wusste immer noch nicht, ob sie seine Hilfe abgelehnt hatte, oder ob es einfach nichts genutzt hätte, wie sie behauptet hatte. Aber das Ergebnis blieb sich gleich. In dieser Nacht, war nicht nur eins, sondern zwei Leben zu Ende gegangen.
Er fragte sich, ob es damals für sie auch so schwer gewesen war, loszulassen. Fast hätte er gelacht. Er wusste nicht einmal, wie alt sie gewesen war. Sicher hatte anfangs auch sie gelitten. Doch gab ihr das das Recht, ihm das selbe anzutun?
Wieder wanderte sein Blick zu dem Haus hinüber, hinter dessen Fenstern noch Licht schien. Vielleicht dachten sie, er wäre tot. Doch das war immer noch besser, als wenn sie die Wahrheit erfuhren. Wenn er ihnen ein Lebenszeichen zukommen lassen würde, würden sie wahrscheinlich wissen wollen, was mit ihm geschehen war. Aber er glaubte nicht, dass sie stark genug wären, es zu erfahren. Er hatte es selbst lange nicht richtig begriffen, obwohl er die Wahrheit gekannt hatte. Dabei hatte sie selbst es ihm gesagt: „Glaubst du wirklich, dass das der einzige Unterschied zwischen uns ist? Das ist es nicht. Zwischen uns liegen Welten.“ Damals hatte er noch nicht wirklich Verstanden, was sie gemeint hatte, doch nun wusste er es.
Er fühlte, wie immer mehr Erinnerungen auf ihn einstürmten. Heute hatte er nicht mehr die Kraft, sich ihnen zu widersetzen. Irgendwann musste er sich ihnen stellen. Also öffnete er seine Gedanken, und ließ die unwillkommenen Erinnerungen an sein vergangenes Leben auf sich einströmen.

Snowsorrow
25.07.2004, 23:55
Spannend. Der Erzähler beschreibt die mysteriöse Person sehr schön. Man möchte unbedingt wissen, was so schlimmes sein leben gezeichnet hatte. Selbstverstümmelung, Selbstmord... es muss den Anschein haben, als ob es sehr schlimm gewesen wäre.

Wohan
26.07.2004, 04:19
.........Sehr spannendund gut erzählt, man weiß viel doch auch weider nicht, ziemlich mysteriös.
Doch als Prolog würde ich das nicht sehen, ein Prolog wäre wenn du erzählen würdest was vorgefallen ist was damals geschah, dies ist doch eher der normale angfang oder nicht .........is aber auch egal.

Der Text gefällt mit , von der Form wie auch vom Still.

Schreib unbednigt weiter, denn ich bin heiß auf mehr :D

Liferipper
26.07.2004, 16:05
@ Wohan: Eigentlich ist es kein Prolog, sondern eher ein Teil des Epilogs. Eigentlich wollte ich zuerst den kompletten Epilog schreiben, hab mich aber dann entschieden, das ganze in zwei Teile zu Teilen, und den einen als Prolog zu verwenden. Ist doch mal was anderes.;)

Jetzt hab ich bloß noch die Hoffnung, dass mir nicht alle Leser abhauen, sobald klar wird, worauf ich wirklich hinauswill. Aber ich hoffe, dass euch die Geschichte gefällt. Kann aber noch ne Weile dauern, bis es weitergeht. Bei schriftstellerischen Sachen bin ich ziemlich schreibfaul.:(

Mir fällt gerade auf, dass ich den einen Absatz etwas missverständlich geschrieben habe. Ich verwende zwei Arten von "sie", die man nicht eindeutig auseinanderhalten kann. Werd mich mal drum kümmern. So, hab jetzt mal die Absätze neu angeordnet. Hoffe mal, dass es so klarer rüberkommt.

Mopry
27.07.2004, 05:51
Dein Prolog gefällt mir. ^__^

[edit] Mist Teil. -.-

Du becshreibst die Situation ausgesprochen gut und vermittelst schon einen gewissen Verdacht, was denn nun vorgefallen wäre.
Deinen Schreibstil mag ich ebenso.
Es stimmt einfach rund um alles.

Bin gespannt auf das nächste. ;)

Liferipper
12.11.2004, 19:52
Auch wenn es kein literarisches Meisterwerk ist, hat mein Geschreibsel es trotzdem nicht verdient, dem Server-Debakel zum Opfer zu fallen. Kapitel 1 is back! (Obwohl das wahrscheinlich eh kaum jemanden interessiert.)

Kapitel 1:

„Ich hätte nicht herkommen sollen!“ Er sagte es zu niemand bestimmten, und bei dem herrschenden Lärm hätte es sowieso keiner verstanden. Wie hatte er nur so blöd sein können, sich dazu breitschlagen zu lassen. Wenn Stefan ihn das nächste mal um einen Gefallen bitten würde, würde er ihm ein Tritt in den Hintern verpassen, dass er eine Woche nicht sitzen konnte! Anfangs hatte alles nett geklungen: „He Mike, hast du heute Abend schon was vor? Ich kenn da ´nen tollen Schuppen. Gute Musik (Er hatte den Verdacht, dass seit seinem eintreten immer wieder die selben drei Töne in infernalischer Lautstärke gespielt wurden), hübsche Mädels (Er konnte genau zwei Arten von „Mädels“ ausmachen: Die erste Art war komplett in Schwarz gekleidet, und hatte genug Nadeln im Körper, um für eine Akupunktur-Behandlung Werbung zu machen, die zweite sah aus, als ob eine Gruppe minderjähriger, die versuchten, erwachsen auszusehen, sich Bekleidungstipps im örtlichen Bordell eingeholt hätte), und da du ja sowieso keinen Alkohol trinkst (genau genommen trank er sehr wohl Alkohol, in Gegensatz zu seinen Kumpels arbeitete er bloß nicht auf einen frühen Tod durch Leberversagen hin) kannst du uns ja nachher heimfahren (wobei „nachher irgendwo in der Gegend von „morgen früh“ zu liegen schien).“ Fast wunderte er sich, dass Stefan nicht noch die wunderbare Beleuchtung erwähnt hatte, die dafür sorgte, dass man nichts, was weiter als zwei Meter entfernt war, deutlich erkennen konnte. Kein Zweifel, er hasste diese Disco. Dabei war es nicht so, dass er nichts besseres zu tun gehabt hätte. Z.B. hätte er versuchen können, aus den „katastrophal“ in seinem Zeugnis ein „annehmbar“ zu machen, indem er für die Arbeit morgen wenigstens etwas büffelte. Hauptsächlich verdankte er seine Anwesenheit an diesem wundervollen Ort seiner strikten Ablehnung des Lernens für die Schule. In seiner Überzeugung, dass das Leben, und insbesondere sein eigenes , von einem Tiefpunkt zum nächsten raste, bestärkt, nippte er wieder an seiner Cola, und hoffte, dass Stefan und David bald ohnmächtig werden würden, damit er sie ins Auto verfrachten und heimfahren konnte. Zu allem Überfluss bekam er von der stickigen Luft langsam auch noch Kopfschmerzen.
Allmählich machte sich seine Blase bemerkbar. Also stand er auf, marschierte an David, dessen Hand sich unter dem Top eines Mädchens, das mit rund einer Tonne Schminke im Gesicht verzweifelt älter als 15 auszusehen versuchte, hin- und herbewegte, und Stefan, der sich angeregt mit einem Mike unbekannten Kerl über den Sinn des Lebens, oder das wunderbare Gefühl, morgens in seiner eigenen Kotze aufzuwachen unterhielt (im Grunde spielte es keine Rolle, da die beiden wahrscheinlich eh nicht mehr richtig mitbekamen, was sie von sich gaben), vorbei, und in die Richtung, in der er dir Toilette vermutete, davon.
Nachdem er zum wiederholten Male angerempelt worden war, kam er zu dem Schluss, dass der direkte Weg wohl doch nicht immer der kürzeste war, und er um die Tanzfläche (als ob man das Halb-in-Trance-durch-die-Gegend-torkeln, das hier anscheinend praktiziert wurde, als tanzen hätte bezeichnen können) lieber einen weiten Bogen machen sollte. Als er sich mühsam zu einer Wand durchgekämpft hatte, an der er sich entlang bewegen wollte, fiel ihm irgend etwas auf. Zuerst wusste er selbst nicht, was es war, doch als er noch einmal genau hinsah, wusste er, um was es sich handelte. Er hatte das erste Mädchen in der Disco entdeckt, das seinem Verständnis von „normalem Aussehen“ nicht komplett widersprach. Um genau zu sein, sah sie sogar ausgesprochen hübsch aus. Zwar hatte auch sie, wie die meisten anwesenden Personen weiblichen Geschlechts recht figurbetonte Klamotten an (was ihn ja im allgemeinen nicht störte, aber beim Durchschnittsalter der betreffenden Personen doch etwas seltsam wirkte), aber wenigstens schien sie nicht mit Piercings übersät zu sein, und sie sah so aus, als wäre sie auch tatsächlich alt genug, um zu dieser Zeit noch auf zu sein. Das einzige was ihm an ihr nicht gefiel, war etwa 1,80 Meter groß, schien um die 90 Kilo zu wiegen, und war augenscheinlich damit beschäftigt, an ihrem Ohrläppchen zu knabbern. Wieder mal Pech gehabt. Seine Stimmung sackte einem neuen Tiefpunkt entgegen.
Den Blick nicht auf seine unmittelbare Umgebung zu konzentrieren, stellte sich als Fehler heraus. Er wurde schon wider angerempelt, und als er sich umsah, war die unbekannte Schöne mitsamt ihrem Freund verschwunden.
Nachdem er es endlich geschafft hatte, sich mühsam zu orientieren, gelang es ihm endlich die Toilette zu finden. Nachdem er sich erleichtert hatte, stellte er fest, dass es an Kopfende des kurzen Ganges, in dem sich die Toilette befand, eine Metalltür mit einem Notausgangszeichen darüber gab. In der Hoffnung, hinter dieser Tür etwas frische Luft zu finden, öffnete er sie. Wie sich herausstellte, war „frische Luft“ ein relativer Begriff, den die schmale Gasse, die sich hinter der Tür befand, starrte vor Dreck. Trotzdem trat er erleichtert hinaus, und sog die kühle Nachtluft gierig ein. Erst als er die Tür hinter sich zuschlagen hörte, drehte er sich um. Wie zu erwarten, befand sich an der Außenseite keine Klinke, vermutlich um niemanden am Türsteher vorbeizulassen.. Er fluchte Aufgrund seiner eigenen Dummheit. Wahrscheinlich konnte er froh sein, dass das Öffnen der Tür nicht den Einbruchs-Alarm ausgelöst hatte. Missmutig stapfte er in die Richtung, in der er den Haupteingang vermutete, als er plötzlich etwas bemerkte, was farblich nicht zu dem sonstigen Dreck der Gasse zu passen schien. Bei näherem hinsehen stellte es sich als etwas geschmackloses Hemd heraus, das an einem scheinbar besoffenen Disco-Besucher hing. Eigentlich wollte er sich schon abwenden, als ihm noch etwas auffiel. Er kannte dieses Hemd. Er hatte es schon vor ein paar Minuten gesehen, an dem Kerl, der mit dem hübschen Mädchen unterwegs gewesen war. Sonderlich angetrunken hatte er zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht gewirkt. Vorsichtig stupste Mike ihn an, worauf er sich auch schon zu rühren begann. Als er sich aufrichtete, schien er ein wenig Probleme mit der Koordination zu haben, was in Mike den Verdacht weckte, mit seiner Vermutung bezüglich des Alkoholspiegels des unbekannten doch falsch gelegen zu haben. Trotzdem fragte er: „Was ist denn mit dir los?“ Der Angesprochene schüttelte vorsichtig den Kopf, antwortete jedoch mit recht klarer Stimme: „Ich weiß auch nicht genau. Ich hab mir vorhin so ´ne süße Kleine geangelt. Sie hat gemeint, wir sollten rausgehen, wo wir unsere Ruhe hätten. Ich Hornochse bin natürlich gleich drauf reingefallen, und so sind wir hier gelandet. Ich weiß noch, wie ich die Tür aufgemacht hab, und das nächste, woran ich mich erinnere, ist das du mir in die Seite getreten hast. So wie sich mein Schädel anfühlt, würde ich sagen, die Kleine hat mich k.o. geschlagen.“ Plötzlich schien ihm eine Erleuchtung zu kommen, und seine Hand zuckte zu seiner Hosentasche, und zog einen abgewetzten Geldbeutel heraus. Nach einem Blick hinein verkündete er: „Seltsam, das Geld ist noch da. Aber was wollte sie dann? Man schlägt doch nicht zum Zeitvertreib Männer k.o. Naja, auf jeden Fall danke fürs Wecken Kumpel. Ich glaub, ich geh erstmal nach Hause, und leg mich hin.“ Mit diesen Worten machte er sich in die Richtung, aus der Mike gekommen war, auf den Weg, und Mike ging durch den Kopf, dass der Kerl besser nicht mit dem Auto hier war, da er bei dem Getorkel, das er momentan hinlegte, nicht mehr ganz fit zu sein schien. Als er um die Ecke verschwunden war, wandte Mike sich um, und marschierte zurück in Richtung Vordereingang, von der vagen Hoffnung erfüllt, sich einfach Stefan und David zu schnappen, sich mit ihnen ebenfalls auf den Heimweg zu machen, und diesen ganzen verkorksten Abend einfach vergessen zu können. Zu seinem Leidwesen erwies sich diese Hoffnung allerdings als trügerisch.