Dardivio
14.07.2004, 19:41
Der Schock des Aufpralls war gewaltig.
Ich brachte sofort mein Auto zum stillstand und mir wurde bewusst: ich hatte soeben eine Katze überfahren.
In aller Nacht hatte ich das dunkel getigerte Tier nur kurz über die Strasse huschen sehen und dann knallte es schon. Ich musste nachsehen, doch als ich gebannt durch die Windschutzscheibe starrte versperrte mir etwas die Sicht. Ich hatte mir Katzeneingeweide und deren Blutgebilde immer anders vorgestellt. Entschlossen der Gesellschaft doch noch einmal in meinen armseligen Leben behilflich zu sein, verliess ich mein Fahrzeug um die Sauerei wegzumachen.
Die Nacht war draussen unendlich klar, die Strassen menschenleer und verlassen, und trotz des plötzlichen Unfalls fühlte ich mich ungewöhnlich ruhig und ausgeglichen. Auf einmal maunzte es neben mir. Mein Herz machte einen Freudensprung als ich sah wie die Katze wohlbehütet, ganz und gar heile im taunassen Gras am Strassenrand hockte und mich mit verstohlenen Blick ansah. Natürlich wagte ich es nicht den Blick einer Katze zu interpretieren, aber ich war beinahe ganz sicher das ihr im diesen Moment wohl das selbe durch den Kopf ging wie mir. Glück gehabt. Dieses mal ist es gut gegangen. Hiess es nicht, Katzen hätten Sieben Leben ? So schoss es mir immer noch durch den Kopf als sie mit gehobenen Schwanz und höchst interessierten Blick auf mich zukam- an mir vorbei ging- und mit einen Sprung auf meiner Autohaube war. Sie schnüffelt rum, hatte etwas gewittert. Jetzt wurde mir auch klar was da wirklich auf der Autoscheibe klebte, oder besser gesagt ich vermutete es. Auf den Boden lagen, verstreut: eine zerrissene Einkaufstasche, zerbeulte und aufgeplatzte Konserven Dosen, Scherben einer in Bruch gegangen Milchflasche, zermatschtes Gemüse.
Deswegen also hatte es sich eben so anders angefühlt als wenn es bloss eine Katze gewesen wäre. Langsam sah ich nach hinten, und mir wurde bewusst: ich hatte nicht die Katze überfahren, sondern das was ihr hinterher gelaufen war.
Das Geschehen lief noch einmal wie ein Film in Zeitlupe durch meine Erinnerungen. Es war in etwa zwei Uhr Morgens, die Strasse Menschenleer, ich fuhr schnell, ich fühlte mich sicher. Dann war da diese getigerte Katze. Sie lief direkt vor mein Auto. Durch ihre schnellen und grazilen Bewegungen fasziniert, dachte ich erst viel zu spät daran auf die Bremse zu treten. Ich hatte die Wenigen Sekunden ihrer Erscheinung gebannt beobachtet, und dann einige Bruchteile einer weiteren Sekunde erbot sich mir ein anderer kurzer Anblick. Jetzt erst fielen mir die vor angst geweiteten Augen und das in entsetzten erstarrte Gesicht der Frau mit der Einkaufstasche wieder ein.
Ich klappte die Wagentür zu, des Geräuschs wegen schreckte die Katze kurz hoch, doch schlabberte sofort wieder seelenruhig an der Milchlache weiter. Und trotz allen fühlte ich mich nicht weniger beunruhigt als sie. Es schien wie als würde ein dauerhafter Schwebezustand auf mir lasten. Eigentlich hatte ich nur ein Problem mehr; ich musste nicht nur die Sauerei von meinen Auto weg machen, sondern auch die dahinter. Die Frau war mit voller Wucht über mein Auto geflogen und dann einige Meter über Asphalt gerollt. Bei ihrer ungraden Laufbahn hatte sie eine erhebliche Beule auf der Autohaube hinterlassen in die nun – ganz zur Freude des Katzentiers- Milch, gemischt mit Blut, sickerte. Eine ganze Stille Minute starrte ich auf den sich ergebenen rot weissen Kontrast der in sich verschmolz, und einen ganzen Augenblick ertappte ich mich bei den Wunsch nach mehr Licht als das der Scheinwerfer und des beinahen Vollmondes. Ich glitt zurück in die Realität, die mich zu meiner eigenen Verwunderung noch immer nicht ganz so sehr schockte wie es eigentlich hätte sein sollen. Statt dessen waren meine Gedanken wieder zum greifen klar, ich wusste sofort was zu tun war. Gemüse aufräumen. Auto waschen. Den störenden Leichnam von der Strasse schaffen. Alles ordnen. Geordnet sein.
Teil eins meines Plans erwies sich leider als komplizierter, den ich stellte fest das der Leichnam der Frau noch atmete. Diese Tatsache gab den Problem wieder eine ganz andere soziale Dimension: war diese Frau überhaupt krankenversichert ?
Normalerweise war Kopfrechnen nicht meine Stärke dennoch glückte es mir heute Nacht zu meiner eigenen Verwunderung ohne Hindernisse. Ein paar Monate Krankenhausaufenthalt, einige komplizierte Brüche und Operationen würden wohl mehr kosten als eine Beerdigung inklusive Leichenschmaus und Pfarrer. Und kaum auszumalen welche Belastung es noch wäre wenn sie ein Leben lang behindert bleiben sollte. Noch dazu kam die Frage wer sich um die Katze kümmern würde.
Ich entschied mich für den Rückwertsgang.
Als der Wagen noch einmal über den Körper rollte, dieser nun endgültig zur Bruch ging, fühlte ich ein ungewöhnliches Genugtun. Ich hatte es geschafft ganz alleine diese Entscheidung zu treffen, und zum ersten Mal in meinen Leben war ich mir sicher das ein Plan aufgegangen ist. Ich lächelte das Milchbeschlabberte Gesicht meines neuen getigerten Freundes auf den Beifahrer Sitz an, und drückte wieder auf die Gaspedale. Es ruckte noch mal, den ich hatte in vergessen das die Tote Frau nun nicht mehr hinter mir, sondern vor mir lag. Wenigstens war ich mir nun sicher das es mit ihr endgültig aus war.
Das Gefühl der Freude war nun so gewachsen das ich es nicht mehr für mich behalten konnte, und so stocherte ich in meinen Handschuhfach nach meinen Handy. Ich wollte Frau Doktor Laubrecht anrufen, doch als ich die Nummer schon gewählt hatte fiel mir wieder ein das sie zu dieser Urzeit sicher nicht mehr in ihrer Praxis war und statt dessen meldete sich der Anrufbeantwortet von Fräulein Schulze, der Sprechstundenhilfe.
„Doktor Laubrecht, Praxis für psychologische und Seelische Hilfe- geöffnet von Sieben bis zwölf Uhr, Vierzehn bis Achtzehn Uhr, für sämtliche Informationen, bitte melden sie sich bei Fräulein Schulze zu den gegeben Uhrzeiten, oder sprechen sie ihre Mitteilung auf den Anrufbeantworter – pieeep.“
Ich überlegte kurz was ich überhaupt sagen wollte, den eigentlich war alles in Ordnung.
„hallo... ich sollte Heute um Neun noch mal vorbei kommen. Das werde ich auch tun, bitte richten sie Doktor Laubrecht aus das ihre Hypnose Therapie Wunder bewirkt hat.“
Das Grinsen war nun auf mein Gesicht geklebt. Mir kamen immer mehr wundervolle Gedanken. Ich könnte Fräulein Schulze Blumen mitbringen. Ich könnte sie zum Essen einladen. Und – ich blickte wieder auf den Beifahrer Sitz- ich könnte ihr von meiner neuen Katze erzählen. Frauen lieben Katzen.
was für ein endgültiger Schrott -_-
Ich brachte sofort mein Auto zum stillstand und mir wurde bewusst: ich hatte soeben eine Katze überfahren.
In aller Nacht hatte ich das dunkel getigerte Tier nur kurz über die Strasse huschen sehen und dann knallte es schon. Ich musste nachsehen, doch als ich gebannt durch die Windschutzscheibe starrte versperrte mir etwas die Sicht. Ich hatte mir Katzeneingeweide und deren Blutgebilde immer anders vorgestellt. Entschlossen der Gesellschaft doch noch einmal in meinen armseligen Leben behilflich zu sein, verliess ich mein Fahrzeug um die Sauerei wegzumachen.
Die Nacht war draussen unendlich klar, die Strassen menschenleer und verlassen, und trotz des plötzlichen Unfalls fühlte ich mich ungewöhnlich ruhig und ausgeglichen. Auf einmal maunzte es neben mir. Mein Herz machte einen Freudensprung als ich sah wie die Katze wohlbehütet, ganz und gar heile im taunassen Gras am Strassenrand hockte und mich mit verstohlenen Blick ansah. Natürlich wagte ich es nicht den Blick einer Katze zu interpretieren, aber ich war beinahe ganz sicher das ihr im diesen Moment wohl das selbe durch den Kopf ging wie mir. Glück gehabt. Dieses mal ist es gut gegangen. Hiess es nicht, Katzen hätten Sieben Leben ? So schoss es mir immer noch durch den Kopf als sie mit gehobenen Schwanz und höchst interessierten Blick auf mich zukam- an mir vorbei ging- und mit einen Sprung auf meiner Autohaube war. Sie schnüffelt rum, hatte etwas gewittert. Jetzt wurde mir auch klar was da wirklich auf der Autoscheibe klebte, oder besser gesagt ich vermutete es. Auf den Boden lagen, verstreut: eine zerrissene Einkaufstasche, zerbeulte und aufgeplatzte Konserven Dosen, Scherben einer in Bruch gegangen Milchflasche, zermatschtes Gemüse.
Deswegen also hatte es sich eben so anders angefühlt als wenn es bloss eine Katze gewesen wäre. Langsam sah ich nach hinten, und mir wurde bewusst: ich hatte nicht die Katze überfahren, sondern das was ihr hinterher gelaufen war.
Das Geschehen lief noch einmal wie ein Film in Zeitlupe durch meine Erinnerungen. Es war in etwa zwei Uhr Morgens, die Strasse Menschenleer, ich fuhr schnell, ich fühlte mich sicher. Dann war da diese getigerte Katze. Sie lief direkt vor mein Auto. Durch ihre schnellen und grazilen Bewegungen fasziniert, dachte ich erst viel zu spät daran auf die Bremse zu treten. Ich hatte die Wenigen Sekunden ihrer Erscheinung gebannt beobachtet, und dann einige Bruchteile einer weiteren Sekunde erbot sich mir ein anderer kurzer Anblick. Jetzt erst fielen mir die vor angst geweiteten Augen und das in entsetzten erstarrte Gesicht der Frau mit der Einkaufstasche wieder ein.
Ich klappte die Wagentür zu, des Geräuschs wegen schreckte die Katze kurz hoch, doch schlabberte sofort wieder seelenruhig an der Milchlache weiter. Und trotz allen fühlte ich mich nicht weniger beunruhigt als sie. Es schien wie als würde ein dauerhafter Schwebezustand auf mir lasten. Eigentlich hatte ich nur ein Problem mehr; ich musste nicht nur die Sauerei von meinen Auto weg machen, sondern auch die dahinter. Die Frau war mit voller Wucht über mein Auto geflogen und dann einige Meter über Asphalt gerollt. Bei ihrer ungraden Laufbahn hatte sie eine erhebliche Beule auf der Autohaube hinterlassen in die nun – ganz zur Freude des Katzentiers- Milch, gemischt mit Blut, sickerte. Eine ganze Stille Minute starrte ich auf den sich ergebenen rot weissen Kontrast der in sich verschmolz, und einen ganzen Augenblick ertappte ich mich bei den Wunsch nach mehr Licht als das der Scheinwerfer und des beinahen Vollmondes. Ich glitt zurück in die Realität, die mich zu meiner eigenen Verwunderung noch immer nicht ganz so sehr schockte wie es eigentlich hätte sein sollen. Statt dessen waren meine Gedanken wieder zum greifen klar, ich wusste sofort was zu tun war. Gemüse aufräumen. Auto waschen. Den störenden Leichnam von der Strasse schaffen. Alles ordnen. Geordnet sein.
Teil eins meines Plans erwies sich leider als komplizierter, den ich stellte fest das der Leichnam der Frau noch atmete. Diese Tatsache gab den Problem wieder eine ganz andere soziale Dimension: war diese Frau überhaupt krankenversichert ?
Normalerweise war Kopfrechnen nicht meine Stärke dennoch glückte es mir heute Nacht zu meiner eigenen Verwunderung ohne Hindernisse. Ein paar Monate Krankenhausaufenthalt, einige komplizierte Brüche und Operationen würden wohl mehr kosten als eine Beerdigung inklusive Leichenschmaus und Pfarrer. Und kaum auszumalen welche Belastung es noch wäre wenn sie ein Leben lang behindert bleiben sollte. Noch dazu kam die Frage wer sich um die Katze kümmern würde.
Ich entschied mich für den Rückwertsgang.
Als der Wagen noch einmal über den Körper rollte, dieser nun endgültig zur Bruch ging, fühlte ich ein ungewöhnliches Genugtun. Ich hatte es geschafft ganz alleine diese Entscheidung zu treffen, und zum ersten Mal in meinen Leben war ich mir sicher das ein Plan aufgegangen ist. Ich lächelte das Milchbeschlabberte Gesicht meines neuen getigerten Freundes auf den Beifahrer Sitz an, und drückte wieder auf die Gaspedale. Es ruckte noch mal, den ich hatte in vergessen das die Tote Frau nun nicht mehr hinter mir, sondern vor mir lag. Wenigstens war ich mir nun sicher das es mit ihr endgültig aus war.
Das Gefühl der Freude war nun so gewachsen das ich es nicht mehr für mich behalten konnte, und so stocherte ich in meinen Handschuhfach nach meinen Handy. Ich wollte Frau Doktor Laubrecht anrufen, doch als ich die Nummer schon gewählt hatte fiel mir wieder ein das sie zu dieser Urzeit sicher nicht mehr in ihrer Praxis war und statt dessen meldete sich der Anrufbeantwortet von Fräulein Schulze, der Sprechstundenhilfe.
„Doktor Laubrecht, Praxis für psychologische und Seelische Hilfe- geöffnet von Sieben bis zwölf Uhr, Vierzehn bis Achtzehn Uhr, für sämtliche Informationen, bitte melden sie sich bei Fräulein Schulze zu den gegeben Uhrzeiten, oder sprechen sie ihre Mitteilung auf den Anrufbeantworter – pieeep.“
Ich überlegte kurz was ich überhaupt sagen wollte, den eigentlich war alles in Ordnung.
„hallo... ich sollte Heute um Neun noch mal vorbei kommen. Das werde ich auch tun, bitte richten sie Doktor Laubrecht aus das ihre Hypnose Therapie Wunder bewirkt hat.“
Das Grinsen war nun auf mein Gesicht geklebt. Mir kamen immer mehr wundervolle Gedanken. Ich könnte Fräulein Schulze Blumen mitbringen. Ich könnte sie zum Essen einladen. Und – ich blickte wieder auf den Beifahrer Sitz- ich könnte ihr von meiner neuen Katze erzählen. Frauen lieben Katzen.
was für ein endgültiger Schrott -_-