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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hopeless World



RPG-Süchtling
28.01.2003, 05:12
Hi Leute!

Ich möchte hier mal den Anfang einer Story posten, an der ich schon seit Ewigkeiten (3 Jahren) sitze. Ich wollte sie schon früher zu einem Ende bringen, aber irgendwie gehts immer weiter ;).
Achja, es handelt sich nicht um ein FanFic. Das heißt, inspiriert hat mich anfänglich Diablo2, aber davon ist nicht mehr viel übrig. Ich hoffe, ihr riskiert trotzdem einen Blick.

Naja, dann mal los.
Wenns euch gefällt, dann schreibt mir doch was. Und wenn nicht, dann auch :).

Hopeless World
Teil 1 - Schmerz

Der alte Mann betrachtete an diesem Tag die Sternenkonstellation am Himmel, wie es seine Vorfahren schon seit Jahrhunderten getan hatten. Es war seit jeher Brauch, an diesem Tag die Ereignisse des nächsten Jahres vorherzusagen. Doch es war ihm niemals so schwer gefallen wie in diesem Jahr. Es senkte seinen Blick und betrachtete die Dorfleute, die sich um ihn versammelt hatten: der Schmied, die Mutter der kleinen Melanie, die schon ins Bett musste, der Erdmagier und viele andere, von denen er die meisten schon von Kindesbeinen an kannte. Er las die Anstrengungen der letzten Monate in ihren Gesichtern, doch auch Hoffnung und Zuversicht. Er wollte und konnte die negative Vision der Zukunft, die er sah, nicht an diese geschundenen guten Seelen weitergeben. Er seufze innerlich, bevor er seine Stimme erhob:
„Meine Freunde, ich heiße euch willkommen. Wie jedes Jahr seit dem Gründungstag unseres Dorfes werde ich nun das Schicksal auffordern, uns sein Antlitz zu enthüllen.“
Die Menschen verstummten und richteten den Blick erwartungsvoll auf ihren Dorfältesten. Dieser legte die Hand auf seine Stirn und schloss die Augen.
„Ich sehe einen schwarzen Himmel, der das Land verdunkelt. Jedoch brechen an einigen Stellen goldene Sonnenstrahlen durch, und es wird langsam heller. Ich sehe lechzende Schatten, die um unsere Stadt streifen, doch sie werden unsere magische Barriere nicht überwinden können und sich zurückziehen. Ich sehe frisches Korn, das unsere Felder bedeckt, und das Strahlen lachender Kinderaugen...“
Der alte Mann öffnete wieder die Augen und sah in die ängstliche Gesichter. Allerdings schien der Ausdruck der Hoffnung stärker geworden zu sein als vor seiner Ansprache. Ein Dorfbewohner allerdings schien unzufrieden und trat vor, was ungewöhnlich war. Es war der Dorfschmied.
„Dorfältester. Deine Vorhersage ist wahrhaft wunderschön - so schön, dass sie kaum wahr sein kann. Aber wir hatten noch nie Anlass an deinen Worten zu zweifeln. Eines musst du uns allerdings unbedingt noch offenbaren: werden die grauenvollen Monster wieder in den Höllenschlund zurückkehren, aus dem sie einst kamen?“
„Mein Freund,“ sprach er, während er sich gegen die Bilder wehrte, die aus seinem Geist aufstiegen, „die Natur duldet auf Dauer keine Unregelmäßigkeiten. Es wird sicher nicht heute geschehen, vielleicht auch nicht morgen. Aber eines Tages wird die Dämonenbrut vom Angesicht der Erde verschwinden, wie alles irgendwann vergeht.“ Als er erkannte, dass der Schmied mit dieser ausweichenden Antwort nicht ganz zufrieden war, wandte er sich an die Menge und sprach:
„Es wird eine harte Zeit, aber wenn wir alle zusammenstehen, werden wir es schaffen! Es gab und gibt nichts, das diese Gemeinschaft nicht erreichen kann, das wisst ihr. Nun geht hin und verkündet euren Kindern, dass sie in Frieden aufwachsen werden. Ich wünsche euch eine gute Nacht.“
Der Dorfälteste nahm auf einem großen Stein Platz, der hinter ihm lag, und sah zu, wie die Menschentraube sich auflöste, begleitet von den vielen positiv klingenden Gesprächen, die nun geführt wurden. Der Erdmagier allerdings stand auf und ging auf ihn zu. Er setzte sich auf einem alten Baumstamm gegenüber und sagte:
„Da hast du aber ganz schön dick aufgetragen, mein Alter. Nun erzähl schon, wie sieht die Zukunft wirklich aus?“
Der alte Mann blickte den Magier scharf an, der nur freundlich lächelte. Er war der junge Sohn einer großen Zauberin, die das erste Opfer der jüngsten Ereignisse geworden war. Sie wagte sich in den Wald, um wichtige Ingredienzen für ihre Tränke zu besorgen, kam aber nie mehr zurück. Alles, was sie bei der folgenden Suchaktion fanden, war ihr selbstgemachter Zauberstab. Der Schmied nahm ihn an Kindes statt an und gab ihm Nahrung und Obdach, sowie einen Platz zum Studieren. Er lernte schnell die alten Riten und Formeln der alten Kultur, allerdings war er in den Augen der anderen Dorfbewohner ein verzogener Bengel, der sich nur groß aufspielte, obwohl er sie mit seiner Magie schütze, indem er die Monster aus dem Dorf verbannte. Viele hatten schon den Wunsch geäußert, einen erfahrenen Magier aus einem anderen Dorf zu Hilfe zu holen, aber der Dorfälteste lehnte das ab. Als offizielle Begründung führte er an, dass die anderen Dörfer die Fähigkeiten ihrer Magier benötigen, um zu überleben, genauso wie ihr eigenes Dorf. Insgeheim jedoch wollte er das Selbstvertrauen des Jungen nicht zerstören, obwohl er auch nicht immer mit ihm zufrieden war. Aber die gelegentlichen Unkonzentriertheiten schob er auf die große Verantwortung, die sie ihm aufbürdeten. Bei diesen Gedanken entspannte sich das Gesicht des alten Mannes wieder. Er legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Ich bin nicht der Meinung, dass die Zukunft bereits in Stein gehauen ist. Jeder kann sie mitbestimmen und mitgestalten. Ich tue niemandem einen Gefallen, wenn ich diesen Menschen eine furchtbare Zukunft darlege, die jegliche Hoffnung aus ihren Herzen vertreibt.“
„Heißt das, du hast sie angelogen?“
„Nein, ich habe ihnen die Kraft gegeben, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Denkst du, dieses Ritual ist dafür da, die Leute zu demoralisieren? In dieser harten Zeit brauchen sie positive Gedanken, sonst können wir ja gleich unser Heimatdorf verlassen und flüchten. Das willst du doch nicht, oder?“
Der junge Magier dachte nach und antwortete dann mit erregter Stimme:
„Hier braucht niemand zu flüchten, ich beschütze die Häuser und ihre Bewohner mit meiner Magiebarriere! Kein Monster wird jemals stark genug sein, sie zu durchdringen!“
Der Dorfälteste fasste seinen mannshohen Stock und stand auf. Die Menschen waren bereits alle in ihren Wohnungen verschwunden, und überall brannte Licht.
„Ja, die Kraft, die uns umgibt, ist sicher wichtig, Zuris. Die Kraft in unserem Innern ist aber mindestens genauso wichtig.“
Er sah auf den jungen Studenten herab und machte Anstalten, das Gespräch zu beenden.
„Wir reden morgen weiter. Du musst ausgeruht sein, um die Barriere aufrechtzuerhalten. Dein Ziehvater wartet sicher schon auf dich.“
Er ging ein paar Schritte, bevor er innehielt und sich umwandte. Zuris hörte das und drehte den Kopf.
„Deine Aufgabe in diesem Dorf ist eine der wichtigsten, und alle vertrauen dir. Sei unbesorgt. Die Zukunft sieht wirklich nicht so schlecht aus, wie man meinen könnte. Es gibt immer einen neuen Morgen, und damit neue Hoffnung und neue Energie, die man nutzen kann, um etwas zu verändern. Dieses Dorf wird nicht untergehen, das verspreche ich dir.“
Der alte Mann verschwand in der Dunkelheit, bis er unter dem Licht, das über der Tür seiner Hütte brannte, wieder auftauchte. Der junge Magier wandte den Kopf und blickte in die Flammen des Feuers zu seinen Füßen, das zur Feier des Tages entzündet worden war. Seine ursprüngliche Funktion, die wilden Tiere von den Behausungen fernzuhalten, hatte es schon lange verloren. Diese Monster und Dämonen, die nun um das Dorf schlichen, benutzen zum Teil selbst Feuer als Angriffszauber. Woher nur hatten diese Biester eine solche Macht? War der Teufel persönlich aus der Hölle emporgestiegen, um das Land zu verheeren? Oder handelte es sich nur um eine Mutation der Natur? Nein, das ganz sicher nicht. Die Natur war zwar grausam, aber nicht verrückt.
Zuris stocherte gerade mit einem Stock in der Glut herum, als er dieses Geräusch hörte. Es klang wie ein Schnarren, das immer schneller wurde, bis es zu einem einzigen schrecklichen Ton angeschwollen war. Dann endete es ganz abrupt, abgelöst von einem gellenden Schrei. Der Erdmagier fuhr herum und umklammerte den Zauberstab seiner Mutter. Er schaute angestrengt in die Richtung, aus der er die Geräusche gehört hatte. Zuerst konnte er nichts erkennen, bis er einer Gestalt gewahr wurde, die sich auf die Behausungen der Dorfbewohner zubewegte, ganz langsam. Er konnte es nicht fassen. Sollte etwa etwas durch die Barriere gelangt sein, durch seine Barriere? Er machte einige Schritte, bevor er wieder diesen grauenhaften Ton und einen Schrei hörte, der wie ein Todesschrei klang. Nun mischten sich darunter auch Angstschreie. Zuris schloss die Augen und versuchte verkrampft, sich an irgend einen Zauberspruch zu erinnern, der jetzt helfen konnte, aber sein Kopf war leer. Waren die Vorbehalte der Dorfbewohner gegenüber meiner Zauberkraft etwa doch berechtigt, fragte er sich verzweifelt. Er öffnete die Augen wieder und spürte, wie ihm etwas über die Wange floss, das heiß wie die Hölle war. Dasselbe grausige Schauspiel von eben wiederholte sich. Er sah nun Menschen ziellos durch die Dunkelheit rennen, es herrschte ein heilloses Durcheinander. Die Kreatur trat nun in den Lichtschein einer Fackel, die neben dem Pfad zum Dorf aufgestellt worden war. Zuris wich vor Grauen einen Schritt zurück, obwohl er seiner Meinung zu weit weg war, als dass ihn das Wesen hätte bemerken können. Es sah fast wie ein Mensch aus, allerdings war die Haut mit roten und blauen Mustern versehen, und die Augen waren komplett schwarz.
Noch nie zuvor hatte Zuris so etwas gesehen, und seine Angst steigerte sich beinahe zu Panik. Er stapfte durch die Schwärze der Nacht und lehnte sich benommen an den nächsten Baum. Entsetzt musste er mit ansehen, wie eine Frau mit einer geladenen Armbrust aus ihrem Haus auf die Straße lief. Als sie gerade anlegen wollte, erhob die Kreatur ihre rechte Hand und es erklang wieder dieses Geräusch aus der Hölle. Es stoppte, und im nächsten Augenblick steckte ein Dolch quer im Hals der armen Frau. Sie brach lautlos zusammen, die Armbrust polterte über den Weg. Zuris rang mit einer Ohnmacht und klammerte sich an einen Ast des Baumes. Er spürte, wie ein Brechreiz in ihm aufzusteigen begann. Die Kreatur bewegte sich weiter, lautlos, langsam, ganz langsam. Ab und zu erhob sie die Hand, um wieder das Leben eines der Menschen auszulöschen, die Zuris bis jetzt auf seinem Weg begleitet hatten. Sie verschwand hinter einer Häuserwand, doch das schreckliche Geräusch verlor kein bisschen an Stärke. Er fühlte sich so hilflos, so verdammt hilflos. Wenn ihm doch bloß ein Spruch einfallen würde, irgendeiner. Zitternd ging er in die Knie. Die Kreatur ging die Straße herunter, und mit der Zeit verstummten die Schreie, die Lebenszeichen der Bewohner, bis es ganz still war, bis auf das Herzklopfen Zuris´, das Konzert der Heuschrecken und dem Knacken der brennenden Äste im Lagerfeuer. Der Erdmagier, der am Fuße des Baumes kauerte, wäre am liebsten tot gewesen. Seine ganze Welt war mit einem Schlag ausgelöscht worden.

Laguna
28.01.2003, 17:53
Du kannst sehr gut schreiben und hast wirklich großes Talent was deine Umgebungsbeschreibung angeht :A Der Ansatz deiner Geschichte gefällt mir sehr gut, was ich aber bemängel ist, dass sie einfach so aus dem Nichts beginnt. Keinerlei Vorgeschichte oder Prolog. Und ich finde gerade bei einer Geschichte die so ein Potential wie deine besitzt, solltest du nicht auf diese wichtigen Dinge verzichten. Eine andere Sache sind noch die Charaktere, die du bisher auftauchen hast lassen. Dem Dorfältesten solltest du einen Namen geben, und ihn nicht einfach Dorfältester nennen, selbst wenn er nur eine Randperson deiner Geschichte ist. Sowas kommt einfach besser, denn wenn du schon so genau auf die Geschehnisse in deiner Story eingehst, würde ich das nicht auslassen. Du solltest ihm auch mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen, dem Leser mehr über diese Person erfahren lassen, weil es mich persönlich schon sehr interessieren würde, mehr über den Dorfältesten zu erfahren. Beim jungen Erdmagier Zuris ist es das gleiche. Lasse uns etwas mehr über ihn erfahren, bevor du ihn gleich in eine Storyrelevante Szene reinkatapultierst. Ich würde es z.b begrüßen wenn du ein bisschen mehr über seine Vergangenheit und den Unfall seiner Mutter schreiben würdest.

Die Rede das Dorfältesten und das darauffolgende Gespräch mit den Dorfbewohnern wurde ehrlich gesagt viel zu schnell beendet. Da kannst du noch mehr rausholen. Ich kann mir nicht vorstellen das sich die Dorfbewohner einfach damit abfinden und sich zufrieden fühlen- geschweige den possitive Gespräche austauschen, nachdem sie so eine unheilvolle Nachricht mit einem Wink der Hoffnung ausgeteilt bekommen haben. Das war eigentlich alles von mir. Ich hoffe bald die Forsetzung lesen zu dürfen ;)

RPG-Süchtling
28.01.2003, 23:43
*nick* Deine Einwände sind größtenteils berechtigt. Zum Prolog muss ich sagen, ich hatte nicht im Traum gedacht, dass die Story so lang wird. Du kannst aber auch die Einführung der Charaktere als Prolog ansehen. Ansonsten ist "Es war einmal..." nicht unbedingt mein Stil. Vielleicht will ich die Leser ja direkt reinschmeißen ins Abenteuer :).
Wenn du was über Zuris wissen willst, dann lies weiter. Er erinnert sich, träumt. Vielleicht auch vom Dorfältesten...
Ich muss dir recht geben, wenn du sagst, dass die Story etwas gehetzt daherkommt. Ich habe mir schonmal überlegt, ich könnte die Geschichte viel größer machen, wenn ich viel mehr Hintergrundswissen liefere oder tiefer eingehe. Aber dafür fehlt mir leider die Zeit oder die Muse :\, und trotzdem möchte ich die Story gerne weiter zu Papier bringen (zur Info: bin am Ende des zweiten Teils).
Freut mich aber, dass es dir gefällt :). Später gehts weiter...

Rick Jones
29.01.2003, 06:07
Also ich muss ja Zugeben ich bin schon vorgeschädigt ^^
ich kenne die story -jedenfalls den teil- schon lange

und muss sagen gefiel mir super
ich mag solches Vorgeplänkel nicht das ist so langatmig.. in Filmen
mag das gut kommen aber bei einer geschichte muss es bei mir
zumindest gleich zursache kommen..
Deswegen find ich es cool wie er einfach so den leser rein in die Action versetzt ^^

So bleibtt dem schreibeer genug zeit während der geschichte auf die vergangheit der Charas einzugehen.
Soclhe erzählungen sind eigetnlich immer ganz gut...

RPG-Süchtling
29.01.2003, 06:22
Thx@Rick|für|Meinung:)

In der Zentrale der Sekte war heute viel los, schließlich fanden bald die Wettkämpfe statt. Gralos, der Anführer der Klingensekte, folgte einem langen Gang, an dessen Ende sich eine schmiedeeiserne Tür befand. Aus den zahlreichen Seitengängen strömten Menschen aus allen Teilen des Landes, vor allem die Barbaren wollten ihre Kraft und Mut in den Wettkämpfen unter Beweis stellen. Sie hatten ihre Oberkörper mit der traditionellen Kriegsbemalung verziert, die ihr sowieso schon wildes Aussehen noch weiter zu steigern vermochte. Gralos grüßte freundlich, bevor er anfing, das Schloss an der Tür mit einem groben Schlüssel zu bearbeiten. Mit einem Klicken sprang das Schloss auf. Er öffnete beide Seitenflügel der Tür, betrat den Raum dahinter und stutzte. Ganz offensichtlich war er heute morgen nicht der Erste in seinem Büro. Ein Mann mittleren Alters saß vornüber gebeugt auf seinem Stuhl und durchsah ein paar Dokumente. Er hatte zerzaustes Haar und einen Bart, unter dem ein Amulett aus Silber und Eisen zu sehen war. Eine kleine Narbe direkt neben dem linken Ohr zierte sein Gesicht. Seiner Kleidung nach gehörte er zur Klingensekte, allerdings stammte diese Uniform aus einer früheren Zeitperiode und wurde nicht mehr hergestellt. Als sich die Tür öffnete, blickte er kurz auf und sagte:
„Machen Sie bitte die Tür zu, der Luftzug könnte sonst diese Dokumente in den Kamin blasen.“
Gralos war zunächst einmal sehr erstaunt, gelinde gesagt. Niemals zuvor in seiner Laufbahn als Sektenmitglied war ihm eine solche Dreistigkeit widerfahren. Der Kodex der Klingensekte regelte zwar nicht den gegenseitigen Umgang zwischen den Mitgliedern, allerdings wussten alle, wie sie sich ihren Vorgesetzten gegenüber zu verhalten hatten. Dieser Mann schien von den gebräuchlichen Umgangsformen allerdings noch nie etwas gehört zu haben. Ohne ein Wort griff der ältere, stämmige Mann an seine Hüfte und sauste mit einer beachtlichen Geschwindigkeit um den Schreibtisch. Plötzlich hatte der Eindringling eine Klinge an seiner Kehle, noch bevor er einen Finger rühren konnte.
„Finger weg von den Schriftstücken! Ich hoffe für Sie, dass Sie für ihr Verhalten eine gute Erklärung haben!“
Der Fremde verzog bei jedem Wort das Gesicht, offensichtlich schmerzte ihn die Lautstärke des Anführers. Dann beobachtete er aus den Augenwinkeln interessiert die ein, zwei Blätter, die durch die Luft wirbelten und von den Flammen verzehrt wurden.
„Na, hab ich es nicht prophezeit?“ bemerkte der Fremde mit einem frechen Gesichtsausdruck.
Gralos machte seine Position deutlicher, indem er den Dolch stärker an den Hals presste: „Ich höre!“
„Ok, ok, wer wird denn gleich?“
Er machte eine abwehrende Geste.
„Berichte über unsere berühmte Gastfreundschaft sind wohl hoffnungslos übertrieben. Mein Name ist Pedor. Sie haben nach mir geschickt.“
Gralos lockerte seinen Griff, allerdings ließ er ihn nicht los.
„Was haben Sie in meinen Sachen zu suchen?“
„Hey naja, ich muss doch wissen, wie die Dinge so stehen, schließlich war ich schon lange nicht mehr hier und...“
Gralos verstaute mit einer schnellen Bewegung den Dolch, griff unter die Arme des dreisten Sektenmitgliedes und beförderte ihn mit einem eleganten Wurf über den Tisch. Der blieb vor dem zweiten Stuhl in dem Büro des Anführers liegen, schüttelte seinen Kopf, stand schnell auf und ordnete sein Gewand.
„Verdammt nochmal, ihr müsst echt lockerer werden... wenigstens sind eure Böden sauber.“
Pedor sammelte die Dolche ein, die aus diversen Verstecken seiner Lederrüstung herausgefallen waren und nun im Zimmer verstreut lagen. Danach nahm er auf dem Stuhl Platz, der vor dem Schreibtisch stand, nicht ohne noch ein paar unflätige Bemerkungen in den Bart zu murmeln. Gralos würdigte sein Benehmen keines weiteren Kommentars. Er hatte unterdessen seine Blätter mit Schnüren zusammengebunden und festgestellt, welche Dokumente im Feuer verbrannt waren. Er musterte Pedor mit einem durchdringenden Blick, bevor er sich ebenfalls setzte und sich einen Becher Wein aus einem Krug auf dem Tisch einschenkte. Er nahm einen Schluck und warf seinem Gegenüber einen Blick zu, der Eisen hätte schmelzen können.
„Sie sind also... Pedor. Der große Held von Duncraig. Der große Held von damals.“
Bei dieser Bemerkung bekam Gralos kleine Dolche aus den Augen des Kämpfers entgegengeschossen, die der Sektenführer mit einer Wand der Gelassenheit abblockte.
„Sie haben damals laut Bericht eine Schmugglerbande aus dem Untergrund vertrieben, deren Anführer der sogenannte Steinspalter war, ein Golem mit einer magischen Kriegsaxt... und einem Gehirn. Welcher kranke Tor hat denn da seine Zauberkünste getestet? Aber das tut hier nichts zur Sache.“
Er ließ die Dokumente sinken, in denen er soeben nachgelesen hatte und fuhr fort:
„Wirklich beeindruckend. Warum sind Sie so lange untergetaucht? Sind Ihnen die vielen Autogrammjäger zuviel geworden?“
Pedor schnaubte verächtlich. „Nein, die Sache liegt etwas anders. Ich dachte eigentlich, dass euer Informationsdienst besser arbeitet.“
Er machte eine kurze Pause, die er nutzte, um mit den Augen zu rollen.
„Ich wurde bei dem Kampf mit dem Golem ziemlich schwer verwundet und musste mich gesund pflegen. Ich wäre beinahe an einer Infektion gestorben. Diese Kriegsaxt war mit allen möglichen Erregern überzogen, und leider bin ich einem Hieb einen Tick zu spät ausgewichen... Seit zwei Jahren trainiere ich jetzt wieder, und ich möchte behaupten, dass ich meine alte Form wiedergefunden habe.“
Zack! Schon steckte ein Dolch genau zwischen den Augen eines ausgestopften Bärenkopfes, der über dem Kamin hing. Pedor hatte wohl der Versuchung nicht widerstehen können, seine Fähigkeiten zu demonstrieren. Er grinste zufrieden.
„Sehen sie, der wäre jetzt tot.“
Gralos´ Gesicht nahm einen genervten Ausdruck an.
„Der war schon tot!“
Er griff hinter sich und zog den Dolch aus dem Fell, bevor er ihn Pedor zurückgab.
„Sehen sie in Zukunft davon ab, meine Inneneinrichtung zu beschädigen, in Ordnung?“
Pedor machte seinem Vorgesetzten ein Zeichen, das soviel aussagte wie „Alles klar, Chef“, bevor er nach der Klinge griff und den Dolch verstaute. Gralos hoffte, diesen Kerl nicht mehr lange ertragen zu müssen. Aber er brauchte ihn. Er holte tief Luft und fuhr fort:
„Das ist ja ganz nett, aber wie sieht es denn mit beweglichen Zielen aus, die kleiner sind und weiter weg... und vor allem lebendig?“
Pedor stand auf und trat ans offene Fenster. Das Hauptquartier befand sich auf einem Plateau in den Bergen. Die Aussicht von hier war faszinierend, aber er richtete sein Augenmerk auf den Boden, der sich ziemlich tief unten befand.
„Welche Ameise soll dran glauben? Die haben alle keine Chance davonzukommen.“
Gralos verdrehte die Augen. Vielleicht gab es ja doch einen Ersatzmann, irgendwo... irgend jemand... wenn man nur lange genug suchte...
„Lassen Sie den Blödsinn und kommen Sie wieder her. Ich habe einen Auftrag für Sie.“
Pedor schien für einen Moment wie erstarrt zu sein, bevor sein Gesichtsausdruck sich veränderte. Man konnte direkt zusehen, wie seine Gedanken zu fliegen begannen. Er drehte sich um und holte einen kleinen Stein heraus, mit dem er anfing, einen besonders schönen Dolch zu schärfen. Er hatte ein interessantes Emblem auf dem Griff und zwei Edelsteine waren direkt darüber eingelassen.
„Wissen Sie“, begann er, während er mit dem Stein an der Schneide vorbeifuhr, „ich mag vielleicht der beste Dolchwerfer von diesem Laden hier sein, aber die Zeiten meiner großen Heldentaten sind vorüber. Nach meiner Verletzung wollte ich eigentlich keinen Dolch mehr in die Hand nehmen.“
Sein Gesicht nahm einen fremden Ausdruck an. Gralos lehnte sich zurück. Er wollte diese Story genießen.
„Das änderte sich allerdings, als meine Lebensgefährtin eines Tages in den Wald ging, um Wurzeln zu suchen. Wurzeln, die meine Verwundung heilen sollten. Sie - kam dort um.“
Pedor machte eine Unterbrechung und schluckte. Er ging ein paar Schritte auf den Schreibtisch zu. Dabei achtete er ganz genau auf die Reaktion seines Gesprächspartners. Der allerdings setzte eine versteinerte Miene auf. Etwas leiser fuhr er fort:
„Da allerdings niemand den Vorfall beobachtet hat... jedenfalls will es keiner gesehen haben... weiß ich nicht mal, wer ihr das Leben genommen hat. Ich habe nur Rache geschworen. Rache gegen irgend etwas, irgend wen, gegen alle... und niemand.“
Er steckte den Dolch und den Stein zurück in sein Wams. Mit beiden Händen stützte er sich auf den Tisch und schaute Gralos direkt ins Gesicht, bevor er mit zornverzerrter Stimme fortfuhr:
„Als diese Horrorgestalten vor einigen Monaten auftauchten, kamen sie mir gerade recht, meiner grenzenlosen Wut freien Lauf zu lassen. Ich schlachtete so viele ab, wie ich nur konnte, doch es wurden immer mehr, sie wurden immer stärker. Ich verbesserte meine Technik, ich tötete weiter, und weiter...“
Er setzte eine verbitterte Miene auf. Der Sektenführer glaubte sogar, in Pedor´s Augenwinkel eine Träne zu erkennen.
„Ich bin müde... müde des Tötens. Es hat mich selbst fast zu einem lebenden Zombie gemacht... Ich bin selbst nur noch ein Monster.“
Pedor ließ sich zurück in den Stuhl fallen. Allerdings war der starke Mann von vorhin kleiner geworden, gebeugt von der Gram seines Schicksals. Die Unverschämtheit und aufgesetzte Fröhlichkeit verbarg nur seinen Schmerz. Innerlich war er gebrochen. Jedenfalls wollte er das glauben machen. Und Eisenhammer, wie ihn seine Untergebenen hinter seinem Rücken nannten, war schon zu lange Anführer, um solch ein Schauspiel nicht zu durchschauen. Allerdings war ein Krieger, dem die Motivation zu kämpfen fehlte, eine Gefahr für die Mission, die er für ihn vorgesehen hatte. Und er konnte ihn auch nicht so mir nichts dir nichts aus der Sekte verbannen, schließlich war er ein Held für die neuen Mitglieder. Zum Glück kennen sie nicht seinen wahren Charakter, dachte Gralos. Er seufzte und betrachtete das lodernde Feuer im Kamin. Seltsamerweise waren gerade die Dokumente verbrannt, in denen haarklein die Aktivitäten seines Gegenüber in den letzten Jahren festgehalten worden waren. Immer wieder gab es Sektenmitglieder wie ihn, die lediglich die Einrichtungen und Vorzüge der Sekte ausnutzen, ohne eine Gegenleistung erbringen zu wollen. Nicht ohne sich innerlich mit aller Kraft dagegen zu wehren, tat er ihm den Gefallen.
„Wenn dem so ist, dann entbinde ich Sie von Ihrer Aufgabe. Ich kann keinen Mann gebrauchen, der in einer schwierigen Situation zusammenbricht. Sie dürfen gehen. Aber vergessen Sie niemals: ich habe ein Auge auf Sie.“
Pedor hatte den Kopf gesenkt und stumm die letzten Sätze aufgenommen. Irgendwo unter dem Haarschopf murmelte eine Stimme:
„Vielen Danke, Gralos. Sie sind ein weiser Mann. Es ist nicht so, dass ich der Sekte nicht dienen wolle, aber ich bin wohl im Moment emotional zu instabil. Vergebt mir.“
Eisenhammer hatte den Mann im antiken Sektengewand gerade erwürgt, allerdings nur in seiner Phantasie. Pedor erhob sich langsam und schlich zur Tür, die er anschließend sachte hinter sich schloss. Er sah hoch und ließ ein breites Grinsen des Triumphes erkennen.

Der Kämpfer trat vor das große Anwesen der Sekte und erfreute sich an dem schönen Sonnentag. Die Besucher gingen rechts und links an ihm vorbei auf dem Weg zu der Anmeldestelle für den Wettbewerb. Pedor zog die frische Luft ein und schaute interessiert den attraktiven Kriegerinnen nach. Er dachte an die amüsanten Tage, die seiner Ansicht nach vor ihm lagen und schlenderte die Treppe hinab.

Laguna
29.01.2003, 16:18
Original geschrieben von Rick Jones
Also ich muss ja Zugeben ich bin schon vorgeschädigt ^^
ich kenne die story -jedenfalls den teil- schon lange

und muss sagen gefiel mir super
ich mag solches Vorgeplänkel nicht das ist so langatmig.. in Filmen
mag das gut kommen aber bei einer geschichte muss es bei mir
zumindest gleich zursache kommen..
Deswegen find ich es cool wie er einfach so den leser rein in die Action versetzt ^^

So bleibtt dem schreibeer genug zeit während der geschichte auf die vergangheit der Charas einzugehen.
Soclhe erzählungen sind eigetnlich immer ganz gut...

Auf ein schönes und langes Vorgeplänkel könnte ich NIE verzichten- nichtmal in den Games :D Aber das ist wohl nur mein persönlicher Geschmack, ich kenne genug Leute die es mögen das die Story einfach so zur Sache kommt, ohne einen richtigen Aufbau zu bekommen- allerdings solltest du dann von sämtlichen Romanen berühmter oder unbekannter Schriftsteller die Finger lassen. Ein Prolog sowie ein Aufbau ist da immer drin- ohne kommt sowas nichtmal auf den Markt- vielleicht höchstens als Kindergeschichte.

@RPG-Süchtling

Schön, ein neues Kapitel. Das gebe ich mir gleich mal zum besten =) *durchles*

So, ich bin fertig. Dieses Kapitel gefällt mir ausgesprochen gut und noch wesentlich besser als das erste. Ich finde es gut das du die Handlung gewechselt hast. So darf der Leser davon ausgehen das die Story noch recht komplex wird :A

RPG-Süchtling
30.01.2003, 19:29
Die Amazone trug den Speer locker über der rechten Schulter, während sie eine Melodie vor sich hin summte, die sie in der zuletzt besuchten Stadt von einem Musikanten gehört hatte. Sie ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf. Woher nehmen diese Künstler bloß die Kreativität, ein solches Werk zu schaffen, fragte sie sich. Ein auffälliger Gürtel mit verschiedenen Mustern schmückte die Taille der Kriegerin. In einem daran befestigten Lederbeutel waren Andenken und Lebensmittel verstaut. Sie trug einen Köcher mit Pfeilen und einem langen, gewundenen Stück Holz darin über der linken Schulter. Den Köcher zierten verschiedene Inschriften. Nach einer alten Legende konnten die Geister der Vorfahren die Treffsicherheit der Pfeile erhöhen, wenn sie durch die Schrift mit ihnen kommunizierten. Die Kriegerin vertraute da schon eher ihrer Geschicklichkeit. Allerdings fand sie, dass das Erbstück ziemlich gut aussah und ihre Kleidung perfekt ergänzte. Diese bestand aus einem Kettenhemd mit steifen Schulterschützern, das trotz seinem Gewicht keine Belastung für die Amazone darzustellen schien. Unterhalb des Gürtels trug sie Beinschützer aus feinstem Schlangenleder. Ihre Mutter war so stolz auf ihre Tochter gewesen, als sie mit dieser Beute von ihrer ersten Jagd zurückgekehrt war, dass sie sogleich eine Teilrüstung daraus gefertigt hatte. Mittlerweile hatte sie die Arbeit ihrer Mutter mit neuem Leder ergänzt und verstärkt.
Sie war auf dem Weg zu einem Wettkampf, bei dem als höchster Gewinn eine erstklassige Waffe aus der königlichen Schmiede winkte. Alle ihre Freundinnen hatten die Absicht, sich hier ihre ersten Lorbeeren zu verdienen. Sie lächelte bei dem Gedanken, dass selbst ihre kleine Schwester sie schon begleiten wollte. Sie musste fest versprechen, ihr später alles haarklein zu berichten. Insgeheim hoffte sie auch darauf, bei der Sekte einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Sie verlangsamte ihre Schritte, als sie ein Geräusch hinter sich vernahm. Sie hatte schon den ganzen Tag das Gefühl, dass sie etwas oder jemand verfolgte. Allerdings konnte das auch Einbildung sein, ausgelöst durch die Sonne und den langen Fußmarsch. Es lauerte aber in der Tat eine dunkle Gestalt hinter einem Baum. Als sie der Kriegerin folgen wollte, trat sie auf diverse kleine Äste und hielt inne; genauso wie die Amazone, die ihren Speer von der Schulter genommen hatte und sich umdrehte.
„Wer ist da?“ rief sie und kniff ihre Augen zusammen.
Der Schatten rührte sich nicht, allerdings schnaufte er ziemlich laut.
„Ich kann dich sehen, und das bedeutet, dass ich dich verletzten kann... wenn nötig. Komm ans Licht!“
Der Speer war genau auf den Oberkörper der Gestalt gerichtet, als die sich bewegte.
„Lass die Waffen besser stecken, mein Bester.“
„Ich... bin unbewaffnet...“
Der Stimme nach handelte es sich um einen jungen Mann, der langsam hervortrat.
Die Amazone ließ den Speer sinken, denn diese Gestalt konnte ihr wohl weniger antun als ein tollwütiges Eichhörnchen. Der Zauberer, denn das war er nach seinem zerfetzten Mantel nach zu urteilen, sah jämmerlich aus. Seine Haare dreckig und in alle Richtungen abstehend, sein Gesichtsausdruck zeigte Verzweiflung und Schrecken. In der rechten Hand hielt er einen alten Stab mit eingravierten Runen und dem Totenkopf eines kleinen Affen auf der Spitze. Er sah noch ziemlich jung aus, aber seine jüngsten Erlebnisse haben ihn wohl sehr schnell erwachsen werden lassen.
„Gute Güte, bist du etwa alleine durch den Wald? Wie bist du dem ganzen Getier aus dem Weg gegangen?“
Als der Mann nicht antwortete, zog sie eine kleine Flasche mit einer roten Flüssigkeit darin aus ihrem Gürtel.
„Hier, trink das. Danach geht’s dir besser.“
Sie musterte die Gestalt eine Weile, bevor sie unbewusst ihr Schicksal und das des Fremden in eine bestimmte Richtung lenkte.
“Ich kenne ein Wirtshaus unweit von hier. Da kannst du dich mal ausruhen und mir deine Geschichte erzählen... zum Beispiel, warum du mich die ganze Zeit verfolgt hast.“
Der Zauberer nickte stumm. Mit Mühe entkorkte er den Behälter und trank. Er genoss sichtlich das Gebräu. Offensichtlich hatte er schon seit Tagen nichts Ordentliches mehr zu sich genommen. Der Mann ließ das Fläschchen fallen und murmelte etwas, das wohl „danke“ bedeuten sollte.
„Schon in Ordnung, ich habe immer eine Notration für alle Fälle dabei.“
Die Amazone sah zum Himmel.
„Wir machen uns jetzt besser auf den Weg, wenn wir es noch vor Sonnenuntergang schaffen wollen.“
Sie stützte ihn und beide wanderten weiter in Richtung des Wirtshauses „Zum zappelnden Stör“. Eine kleine schwarze Kreatur saß unweit von ihnen im Gebüsch und bewegte sich nicht. Als es still wurde, senkte es den Kopf und fraß schmatzend weiter an seiner Beute. Dabei war es so laut, dass einige Vögel aus einem nahen Baum stoben.

RPG-Süchtling
01.02.2003, 06:26
„Jaaa, das ist ein Leben. So sollte es jeden Tag sein.“
Pedor streckte und wand sich. Man hätte meinen können, er würde gegen eine Krankheit kämpfen, die Krämpfe verursacht, aber er wurde wohl nur gerade die Anspannung der letzten Tage los. Er lag auf einem großen Bett mit feinstem Bezug und einer Menge Essbarem drumherum. Er brauchte nur zur Seite zu greifen, um eine Weintraube oder eine Schweinshaxe in der Hand zu halten. Es klopfte an der Tür. Pedor hatte gerade etwas im Mund und brachte daher nur ein unverständliches Grunzen hervor.
„Darf ich reinkommen?“
Der Wirt konnte die schwere Käseplatte nicht mehr lange halten, stieß die Türe auf und sah sich hektisch um. Es war schwierig für ihn, überhaupt noch einen Abstellplatz für die Platte zu finden. Schließlich stellte er sie auf einen Hocker, der mit dem weichen Fell eines edlen Tieres bezogen war.
„Herr Pedor, ich weiß ja, dass Angehörige der Klingensekte gewisse Privilegien genießen....“, begann er und fummelte nervös mit den Händen an den Bändeln seiner Schürze herum.
„Aber könnten sie, ich meine, nur wenn es keine allzu großen Umstände macht, ihren Konsum ein ganz klein wenig einschränken? Die anderen Gäste bestellen etwas und ich kann sie nicht mehr bedienen. Ich bitte sie..“
Pedor hatte inzwischen fertig gekaut und den Mund frei für ein paar deftige Antworten, die den Wirt rückwärts aus der Tür taumeln ließen. Danach bettete er seinen Kopf wieder auf das Kissen und genoss das, was das Leben ihm zu bieten hatte. Der Wirt stapft wütend die Treppe hinab.

Das Wirtshaus war um diese Zeit eigentlich gut besucht, allerdings waren diesmal nur etwa die Hälfte der Tische besetzt. Die Amazone trat die Türe auf , hievte den schwachen Magier über die Schwelle und ließ ihn auf einen Stuhl in der Nähe plumpsen. Die anwesenden Gäste schauten zwar zur Türe, führten aber kurze Zeit später ihre Gespräche fort oder schauten wieder in ihren Krug. Der Wirt schenkte gerade eine runde Bier aus, als er die Neuankömmlinge erblickte.
„Fioxa!?“
Der Wirt ließ seine Kundschaft stehen, umsteuerte geschickt die Tische und umarmte die lächelnde Kriegerin. Sie konnte im ersten Moment nicht fassen, dass der alte Haudegen immer noch das Gasthaus leitete. Allerdings hatte er auch niemanden, an den er es hätte weitervererben können. Offensichtlich war er einer der wenigen Menschen, die ihre Arbeit über alles liebten. Sie klopfte ihm auf den Rücken.
„Wie lange ist das jetzt her?“ lachte er.
„Hallo Ursec, wie läuft das Geschäft? Sieht ja nicht so aus, als ob sie dir die Speisekammer leer essen würden.“
„Naja, die hier unten nicht...“
Er blickte vielsagend zur Decke, bevor er sich wieder Fioxa widmete.
„Was machst du hier in der Gegend? Ach ja, natürlich. Wie konnte ich annehmen, dass du dir so eine Gelegenheit entgehen lassen würdest?“
Ursec huschte hinter die Theke und stellte zwei Krüge darauf.
„Na los, ich gebe euch einen aus. Das muss begossen werden!“
Ein schallendes Gelächter aus einer Ecke lenkte die Aufmerksamkeit der Kriegerin auf sich. Ein gut gelaunter Kaufmann machte eine eindeutige Geste in ihre Richtung und hob seinen Krug. Fioxa zeigte keinerlei erkennbare Reaktion darauf. Sie hatte mittlerweile gelernt, solchen unverschämten Versuchen der Kontaktaufnahme keine Beachtung zu schenken. Dass diese Kerle ihre Triebe aber auch nicht mal unter Kontrolle bekommen konnten. Sie schaute kurz zu ihrem Begleiter und drehte sich wieder um.
„Das ist verdammt nett, aber mein Gefährte hier braucht dringend Ruhe und was zu beißen. Hast du vielleicht ein Zimmer frei?“
Der Wirt musste sich zusammennehmen, um nicht eine sarkastische Bemerkungen fallen zu lassen. Im Moment war gerade mal eines der zwanzig Zimmer belegt, und das auch ausgerechnet von diesem Schmarotzer, der ihm noch die letzten Haare vom Kopf fraß. Das Gastronomiegewerbe war schwierig, das wusste er. Aber im Moment hätte er jedem jungen Mann einen anderen Beruf vorgeschlagen. Nahrungsmittelhändler zum Beispiel...
Er neigte den Kopf zur Seite und nahm erst jetzt bewusst die Gestalt wahr, die halb verdeckt auf dem Stuhl zusammengesunken war. Der grüne Mantel gehörte wohl zu einem Druiden oder ähnliches. Solche Leute verirrten sich nur selten in diese Gegend. Was er allerdings erkannte war, dass dieser Mann dringend Hilfe brauchte. Nachdem er die Krüge wieder zurückgestellt hatte, kam er hinzu und stützte ihn zusammen mit der Amazone. Sie bewegten sich in gleichmäßigen Schrittempo auf die Treppe zu.
„Am besten nehmen wir das erste Zimmer im ersten Stock, dort sind wir am schnellsten und es ist erst gereinigt worden. Dann bereite ich ihm etwas zu.“
Er hielt kurz an und wandte den Kopf.
„Und lass die Finger vom Bier, Peppi! Du hast für heute genug. Ich weiss genau, wenn jemand an den Vorrat geht!"
Eine Person, die mit dem Kopf auf der Theke lag, brummelte irgend etwas Unverständliches. Der Wirt gab einen Laut des Unmuts von sich, drehte sich wieder um und die Dreiergruppe bewegte sich die Treppe hinauf.

RPG-Süchtling
02.02.2003, 20:24
„Was soll das heißen, es ist kein Essen mehr da??“
Der Wirt stand in der Tür und blickte hilflos drein.
„Das soll genau das heißen. Meine Speisekammer ist leer... es sei denn, ich mache dieses Zimmer hier zu einer.“
Er blickte wehleidig auf die vielen teuren Speisen und Getränke, die dieser unverschämte Fremde bestellt hatte. Es war kaum etwas angerührt worden. Und das alles nur, weil er zur Sekte gehörte und jedes Gasthaus in dieser Gegend seine volle Unterstützung zugesagt hatte. Im Gegenzug versprach die Sekte Schutz gegen diese Monsterhorden. Doch wer beschützt uns vor den Beschützern, fragte er sich.
„Besorgen sie was, Mann, oder sie bekommen einen Haufen Ärger!“
Ursec hätte diesen verfressenen Kerl am liebsten vor die Tür gesetzt, doch auch er bedurfte des Schutzes der Sekte, obwohl ein magischer Schutzwall sein Wirtshaus umgab, nachdem ein Magier hier auf mysteriöse Weise verschwunden war. Jedenfalls kam seitdem kein Monster mehr näher als hundert Meter an das Gebäude heran. Und das war schon sehr beruhigend.
„Ich kann ja mal nachsehen, ob noch etwas Käse in den Mausefallen ist.“, bemerkte er zynisch, bevor er die Tür schloss und ging, nicht ohne den letzten Satz aus der Suite noch mitzubekommen:
„Und bring hier bloß keine Speisen niederer Qualität vorbei, sonst beschlagnahme ich den ganzen Laden!“
Der Wein hatte wohl auch keinen guten Einfluss. Er lockerte nur seine Zunge für noch mehr Unverschämtheiten. Der Wirt seufzte und stieg die Treppe hinab. Als wenn man mit den Dämonen nicht schon genug zu schaffen hätte.

„Was soll das heißen, es ist kein Essen mehr da??“
„Jetzt fang du nicht auch noch an! Es ist eben nichts mehr da... bis auf ein halbes Fass Bier.“
Mittlerweile war es abend geworden und der letzte Gast war gegangen. Nachts wollte sich keiner mehr auf der Straße aufhalten, obwohl das eigentlich keinen großen Unterschied im Bezug auf die Gefahr durch die Monster machte. Am Tage sah man wenigstens, was einen da anfiel. Das Ergebnis war aber stets dasselbe. Peppi war als letzter gegangen und hatte auf seinem Weg nach draußen so etwas wie „Geitschhalsch“ gemurmelt, bevor ihm ein paar Stühle in den Weg gelaufen sind.
Fioxa und Ursec saßen an einem Tisch in der Ecke und redeten über alles Mögliche, vor allem über die Vergangenheit. Doch irgendwann kam das Gespräch auch auf die Verpflegung des Fremden.
„Kannst du mir das mal erklären? Soweit ich mich entsinne, quoll deine Speisekammer immer über. Ich kann mich noch erinnern, dass ich vor fünf Jahren hier den besten Salat weit und breit genossen habe... jeden Tag.“
Der Wirt machte eine unwirsche Geste.
„Seit heute - ja verflixt, erst seit heute - ist ein Angehöriger der Klingensekte Gast in meinem Hause. Er hat das beste Zimmer bekommen und die besten Speisen, doch er war nie zufrieden. Tja und irgendwann... hatte ich eben nichts mehr, was ich ihm hätte anbieten können. Zum Glück ist er eingeschlafen und bis jetzt nicht wieder aufgewacht. Außerdem bleiben manchmal die Nahrungsmittellieferungen aus. Ich will mal gar nicht wissen, was mit den armen Teufeln passiert ist, die den Transport begleitet haben.“
Ursec machte ein saures Gesicht.
„Was ist das für eine Welt, Fioxa? In der jeder nur auf seinen Vorteil bedacht ist und andere ausnutzt? In dieser schweren Zeit... sollten wir da nicht alle zusammenhalten? Aber dieser Kerl - ihm scheint das alles egal zu sein.“
Er knallte den Krug auf den Tisch, den er bis eben noch in der Hand gehalten hatte. Fioxa fasste ihn am Arm.
„Hör mal, alter Freund. Ich rede morgen mal mit ihm. Ich werde ihn bestimmt zur Vernunft bringen können... auf die eine oder andere Weise. Lass das mal meine Sorge sein.“
Er zögerte kurz, bevor er den Krug leerte und sprach:
„Also gut. Aber versprich mir ihn nicht zu verärgern. Vielleicht macht er sonst seine Drohungen wahr, wenn er sich nach der Sauferei noch daran erinnert.“
„Kein Problem. Ich verspreche, ich werde einfach sehr diskret vorgehen, wie immer.“
Dieser Satz kam nicht ohne einen sarkastischen Unterton über ihre Lippen. Ursec kannte jedoch seine Freundin und wusste, dass sie ihn nicht in Schwierigkeiten bringen würde; jedenfalls nicht absichtlich. Mit einem Augenzwinkern sagte er:
„Das Fenster habe ich grade erst gesäubert. Wenn du ihn also morgen diskret behandelst, achte bitte darauf, dass es heil bleibt.“
Die Kriegerin erwiderte nichts darauf, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. Sie schaute sich um. Auf jedem Tisch brannte eine Kerze, und auf einigen standen noch vereinzelt Krüge, die auf den Abwasch warteten. Es sah fast so friedlich aus wie damals. Aber der Frieden war trügerisch. Ihr Speer, den sie schon seit ihrer Jugend mit sich herumtrug, lehnte am Türrahmen der Eingangstür, für den Fall der Fälle. Von draußen hörte man nur normale Tiergeräusche und das Heulen des Windes im Dachgiebel. Vielleicht schlafen die Monster ja auch manchmal, dachte sie. Irgendwie beruhigte sie dieser Gedanke. Ursec stand auf und sammelte die Krüge ein. Die Amazone verfolgte ihn mit ihrem Blick. Der Wirt hielt kurz inne und betrachtete ihre Waffe.
„Weißt du noch, als ich dich damals zum Fischen mitgenommen habe? Du hast alleine mit dem Speer vier Forellen erlegt. Ich war schwer beeindruckt.“
Das Lächeln auf seinem Gesicht wich sogleich einem wehleidigen Ausdruck, als er mit seiner Tätigkeit fortfuhr.
„Heute allerdings gibt es keine Fische mehr in diesem Fluss. Nein, das ist nicht ganz richtig. Es gibt immer noch diejenigen, die einen anspringen um einem die Kehle durchzubeißen. Warum tragen diese Wesen so viel Böses in sich?“
Der Wirt wischte mit einem Baumwolltuch durch die Krüge, bevor er sie in den Schrank zurückstellte. Die Amazone hörte weiter aufmerksam zu, obwohl ihr dieses Thema nicht behagte. Sie hatte seine rauhe Stimme immer als sehr beruhigend empfunden, aber diesmal spürte sie eine wachsende Unruhe in sich. Es war müßig, darüber zu reden. Man musste jeden Tag ums überleben kämpfen, einen Krieg führen gegen einen Feind, von dem man kaum etwas wusste. Daran änderte auch ein Gespräch nichts. Aber vielleicht half es ihm, wenn er ihr von seinen Sorgen erzählen konnte.
„Wenn diese Energiebarriere dieses Wirtshaus nicht schützen würde, hätte ich meinen Laden sicher schon längst schließen müssen. Ich wünschte, die Sonne würde morgen aufgehen und alle dunklen Kreaturen und bösen Wesen mit ihrem Antlitz vertreiben... einschließlich diesem Schmarotzer da oben. Ich weiss wirklich nicht, wie lange ich hier die Stellung noch halten kann.“
Er schloss die Türen des Schrankes wieder. An einer Schranktür war das Scharnier defekt, weshalb sie nicht mehr richtig schloss und quietschend wieder ein Stück aufging.
„Wundert mich sowieso, dass es noch so viele Menschen bis hierher schaffen. Sogar der alte Peppi ist nicht mehr jeden Tag hier, so wie früher.“
Fioxa stand auf und setzte sich an die Theke. Der Wirt lehnte sich an den Schrank und brummelte leise. Der Zauberstab des Fremden lag neben der Amazone. Er fiel dem vermeintlichen Magier aus der Hand, als sie ihn in den Stuhl hatte fallen lassen. Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Der Totenkopf schien sie direkt anzustarren, als wenn sie in das Antlitz des Todes blicken würde. Sie tippte den Stab an, so dass er zur Seite rollte.
„Wer ist eigentlich dieser seltsame Mann, dem du geholfen hast?“
Fioxa schaute, als wenn sie gerade aus einem wichtigen Gedanken gerissen worden wäre.
„Ich habe keine Ahnung. Ich weiss nur, dass er Hilfe benötigte, das reicht mir als Grund aus, die meine anzubieten. Wir werden wohl erst Näheres erfahren, wenn er wieder zu Kräften gekommen ist.“
Sie konnte ihren Blick nicht von dem Stab abwenden und tippte ihn noch mal an, so als wenn seine Nähe ihr ein unbehagliches Gefühl bereiten würde.
„Vielleicht kann er sogar die Barriere verstärken...“
Ursec schien den letzten Satz gar nicht gehört zu haben. Nach einer Weile fragte er:
„Kannst du dir denken, wo er herkommt? Ich habe schon lange keinen Druiden mehr in dieser Gegend gesehen. Der letzte der hier war, ist plötzlich verschwunden. Seitdem gibt es diese Barriere.“
Fioxa lächelte verständnisvoll.
„Ich denke mal, das war eher ein Magier der alten Schule, genauso wie unser Freund da oben. Jedes Dorf hat einen, der es beschützt und für das Wohlergehen der Bewohner sorgt.“
Der Wirt machte große Augen.
„Aber wenn er hier ist... was ist dann mit seinem Dorf?“
Eine vielsagende Stille breitete sich im Raum aus. Ursec bekam wieder diesen besorgten Gesichtsausdruck und fragte mit beschwörender Stimme:
„Fioxa, mein Gott, was ist da draußen los? Erzähl mir die Wahrheit, wie schlimm ist es?“
Die Amazone hielt kurz inne, bevor sie antwortete: „Es gibt ein paar... neue Regeln. Regeln, die ich für mich aufgestellt habe, um zu überleben. Erstens: Halte dich, soweit möglich, von dichten Wäldern fern. Zweitens: Reise immer am Tag und niemals, wenn du müde oder unkonzentriert bist. Drittens: Stufe jedes Geräusch, so vertraut es auch ist, zunächst als Bedrohung ein...“
Sie stockte, als sie den Gesichtsausdruck ihres Freundes bemerkte uns entschied, ihn nicht noch weiter zu beunruhigen.
„Wenn die Umstände sogar dich dazu zwingen, deine Lebensgewohnheiten umzustellen, muss es schlimmer sein, als ich dachte. Welchen Grund mag es für all das geben?“
Die Kriegerin wollte ihrem Freund Hoffnung machen, obwohl sie selbst davon nicht mehr allzu viel in sich trug. Doch dann entschied sie sich doch, ihm schonungslos das zu erzählen, was sie wusste; schließlich hatte er ein Recht darauf zu erfahren, wie die Dinge standen:
„Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Es gibt nur Gerüchte. Gerüchte, weshalb es auf einmal so viele Monster gibt oder warum die Tiere so aggressiv geworden sind. Vieles klingt sehr unglaubwürdig. Es gibt Leute, die wollen gesehen haben, wie ein Himmelskörper irgendwo auf dem südlichen Kontinent eingeschlagen ist und sehen dort die Quelle für die Veränderungen. Andere glauben an Rache. Die Rache, die Mutter Natur ihren fehlgeleiteten Geschöpfen, den Menschen, angedeihen lässt.“
Sie stockte kurz, als sie ein Geräusch von draußen gehört zu haben glaubte. Dann fuhr sie fort:
„Wieder andere glauben fest, dass die Himmelsmagier zurück sind und wieder mit ihren schrecklichen Experimenten begonnen haben... Es sind alles reine Spekulationen. Jeder, den ich bis jetzt getroffen habe, erzählt eine andere Geschichte. “
Die Amazone rang sich ein Lächeln ab. Der Wirt nahm diese Informationen scheinbar ungerührt zur Kenntnis. Sie fasste seine Hand und ihr Gesicht nahm einen festen Ausdruck an.
„Es wird wieder so wie früher, das weiß ich, dafür kämpfe ich! Diese dunkle Zeit ist nur eine weitere Episode der Geschichte der Menschheit. Wir werden auch das überleben. Und außerdem kann es ja wohl nur noch besser werden....“
Sie stand auf, nachdem sie die Reaktion ihres Freundes abgewartet hatte. Der allerdings sagte nichts mehr, sondern wischte sich mit dem Tuch die Nase. Aber als sie gerade auf dem Weg zur Tür war, klopfte der Wirt mit dem Krug auf die Theke und rief „Sperrstunde“ und etwas leiser fügte er mit einem Lächeln hinzu:
„Ich bin froh, das du hier bist. Es geht nichts über einen guten Freund in diesen Tagen.“
Die Amazone zog kurz die Mundwinkel nach oben, nahm ihren Speer und begab sich auf ihr Zimmer, während der Wirt die Kerzen löschte. Die Wahrheit war allgegenwärtig. Und sie änderte sich nicht, auch wenn man sie in wunderschöne Sätze packte.

RPG-Süchtling
04.02.2003, 05:58
Es mochte so gegen drei Uhr nachts gewesen sein, als ein lautes Geräusch die Amazone aus ihrem Schlaf riss. Sie hatte es sich auf ein paar aneinander gestellten Stühlen in dem Raum mit dem fremden Magier gemütlich gemacht. Ein paar Kerzen, die der Wirt offensichtlich noch in das Zimmer gestellt hatte, spendeten ein wenig Licht. Es war sowieso eine ziemlich unruhige Nacht. Zuvor hatte sie schon Gepoltere im Parterre vernommen. Das Geräusch, das sie jetzt vernahm, war eindeutig näher und auf demselben Stockwerk. Der erste Griff ging zu ihrem Speer, den sie auf den Boden gelegt hatte. Langsam setzte sie sich auf und schaute sich um. Schnell erfasste sie jedes Detail im Zimmer. Der Fremde war immer noch nicht wieder aufgewacht, selbst dieses Geräusch ließ ihn friedlich weiter schlummern. Sie stand auf und lauschte. Es verging einige Zeit, bis ein leises Jammern zu hören war. Sie machte ein paar Schritte auf die Tür zu und öffnete sie einen Spalt. Auf dem Gang war es dunkel, doch ihre Augen gewöhnten sich schnell an die Schwärze der Nacht. Bereits als kleines Kind war ihr beigebracht worden, die Dunkelheit als einen Freund und nicht als Feind anzusehen. Mit ihrem geschärften Gehör konnte sie den Aufenthaltsort der Beute auch ohne eine Fackel ausmachen, während sie sich in den Schatten der Nacht verbarg.
Das Jammern wurde lauter, als sie sich langsam den Gang herunter bewegte, immer auf ihre Deckung achtend. Sie hielt den Speer hinter ihrem Rücken, um dem möglichen Gegner den ersten Eindruck der Harmlosigkeit zu vermitteln. Allein ihre Statur und wildes Aussehen hätten die Gegner allerdings schon in die Flucht schlagen können.
Vorsichtig öffnete sie die Tür zu der Kammer, aus der das Geräusch kam, als es plötzlich verstummte. Die Amazone hielt in der Bewegung inne, ihr Herz klopfte und Adrenalin strömte durch jede ihrer Adern. Jeder Muskel in ihrem Körper war angespannt. Sie hob ihre Waffe ein wenig und lauschte.
„Lalalala... sch-schööööne Annelieeese.“
Die Kriegerin zuckte zusammen und verharrte kurz, bevor sie die Tür aufriss und mit einem schnellen Blick die Situation analysierte. Sie konnte es nicht fassen. Ein betrunkener Mann räkelte sich in einem für ihn viel zu großen Bett und gab seltsame Laute von sich. Mit einem zweiten Blick auf die Nahrungsmittel rund um das Bett wurde ihr auch klar, wen sie da vor sich hatte. Eine der Gourmetplatten war umgefallen und das gute Essen lag auf dem Boden verstreut. Sie hielt den Speer fest in der rechten Hand und musterte das Sektenmitglied. Seine Kluft erinnerte an die eines Waldjägers. Sie war aus grünem und braunem Leder gefertigt und an manchen Stellen zusammengenietet. Das Leder sah insgesamt schon arg mitgenommen aus, was das hohe Alter seiner Kleidung verriet. In Brusthöhe prangte das Emblem der Klingensekte: ein schwarzes und ein weisses Schwert kreuzten sich, und in der oberen Mitte war ein Kreis aus weissen Punkten zu sehen. Die Kriegerin erkannte das Zeichen. Es war über der Tür eines Außenpostens angebracht, den die Sekte letztes Jahr in ihrer Stadt hat bauen lassen. Allerdings sah es mittlerweile irgendwie moderner aus. Der Mann hob den Kopf und starrte sie mit glasigen Augen an.
„Holla holla. Ich wusste ja, dass das hiern gutes Gasthausch is, aber das nenn ich Service.“
Offensichtlich konnte er seinen schweren Kopf nicht länger oben halten und ließ ihn zurück ins Kissen fallen.
„Ziemlich clever von dem alten Kupferstecher. Bei dem Anblick vergess ich sogar mein Hunger.“
Er kicherte albern vor sich hin. Der Geruch von Wein hatte mittlerweile die empfindliche Nase der Kriegerin erreicht und sie verzog das Gesicht. Dieser Kerl war noch viel schlimmer, als Ursec ihn beschrieben hatte. Wie konnte man sich bloß so gehen lassen, fragte sie sich und beschloss, diesen Raum schnellstmöglich wieder zu verlassen. Allerdings nicht, ohne ein paar Speisen für sich zu beanspruchen. Sie stellte den Speer an die Wand und machte sich daran, eine der Platten anzuheben, als sie etwas aufblitzen sah. Im Bruchteil einer Sekunde ließ sie die Platte fallen und machte instinktiv eine Bewegung zur Seite. Ein silberner Gegenstand flog knapp an ihrem Gesicht vorbei und blieb in der Tür des gegenüberliegenden Zimmers stecken. Die Amazone atmete ein paarmal schnell ein und aus, bevor sie den Blick von dem Dolch löste und die Richtung fixierte, aus der er gekommen war. Der Mann in der Sektenkluft ließ gerade den Arm sinken.
„Verdammt nochmal, wieso hastdu dich jetz bewecht? L-lass blosch die Finger von meim Essen.“
So schnell hatte Pedor bestimmt noch nie einen Speer vor seiner Nase gehabt. Doch dieser Umstand entging dem Kämpfer. Er hatte mittlerweile wieder die Augen zugemacht und schmunzelte, als ob er gerade einen Sack voll Gold gefunden hätte. Die Amazone war mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem sie gerne das Versprechen vergessen würde, das sie Ursec gegeben hatte.
„Sag mir nur einen Grund, warum ich deinen Kopf nicht abschneiden, mit dem Essen hier füllen und morgen Mittag dem Wachhord zum Fraß vorwerfen sollte?!“
„Moment mal, der kommt mir bekannt vor... hihi, nich veratn... Augnblick, hier hats doch gar kein Wachho... hor...“ blubberte der Fremde.
Sie beschloss, das Geschwafel zu ignorieren und fing an, mit der freien Hand das Gewand nach Dolchen zu durchsuchen, um sich weitere Überraschungen zu ersparen. Nacheinander landeten die geschmeidigen Waffen auf dem Boden. Mit der anderen Hand hielt sie den Speer ein paar Millimeter über dem Hals des Fremden. Natürlich wusste sie, dass eine unkontrollierte Bewegung von ihm sein Ende sein könnte, aber was konnte sie dafür..?
„Hehey, das haddich wohl so rischtig scharf gemacht, was?...na, nich so grob!“
„Zappel nicht so rum, das könnte deinem Hals nicht guttun... Hey, was haben wir denn hier?“
Langsam bewegte Foxia den vergoldeten Dolch in den Feuerschein einer Kerze. Das war doch nicht möglich. Wieso hatte dieser kleine Schmarotzer einen Dolch des hohen Duncraig´schen Adels bei sich? War er ein raffinierter Dieb?
Sie ließ den Dolch sinken und betrachtete aufmerksam sein Gesicht, wobei sie tunlichst darauf achtete, nicht durch die Nase zu atmen. Ihr Gesicht bekam einen erstaunten Ausdruck.
„Wasn jetz los, wars das schon? Hab ja garnix gespürt.“
Der Betrunkene öffnete die Augen, bemerkte den Blick der Amazone und endlich auch den Speer, der gefährlich Nahe an seiner Gurgel weilte. Blitzschnell grabschte er danach und versuchte, der Kraft der Kriegerin, die auf der einen Seite des Bettes stand, entgegenzuwirken, während er auf der anderen Seite auf den Boden fiel. Er rappelte sich auf, indem er sich gegen den Speer stemmte. Ein Korb mit frischen Äpfeln fiel um und Pedor balancierte zwischen dem umherspringenden Obst herum, während er die Wurfwaffe nun mit aller Kraft zu sich heranzog. Der Kriegerin platzte nun langsam der Kragen. Nicht genug damit, dass dieser Mensch ihren alten Freund tyrannisierte und ihr den Schlaf raubte, nun legte er auch noch Hand an ihren kostbaren Speer, der ihr schon so oft das Leben gerettet hatte. Trotz ihrer Rage versuchte sie, halbwegs gemäßigt zu klingen:
„Nun lass schon los, du verletzt dich nur. Das hier ist kein Kindergeburtstag!“
Die Amazone war beeindruckt von der Kraft, die dieser Mann trotz seiner offensichtlichen Beeinträchtigung noch an den Tag legte, obwohl er so langsam ziemlich schwer atmete. Während er seitwärts durch eine Weinpfütze lief, kam er gefährlich nah an das Fenster, durch das der herrliche Sternenhimmel zu sehen war. Fioxa riss die Augen auf, als ihr die prekäre Situation bewusst wurde. Sie umfasste den Speer fester, nachdem er ihr trotz der Kerben, die sie für einen besseren Halt in den unteren Teil geritzt hatte, fast aus den Händen gerutscht wäre. Für einen kurzen Moment hätte sie lieber nachgeholfen, statt diesen unerträglichen Menschen vor seinem Schicksal zu bewahren. Diesen diabolischen Gedanken schüttelte sie schnell wieder ab und rief:
„Hey, nun beruhige dich mal! Wenn du nicht aufpasst, passiert noch ein Unglück!“
Um diese Wörter zu kompletten Sätzen zusammenzusetzten und ihren Sinn zu verstehen, hätte Pedor wohl mehrere Minuten gebraucht. Das Schicksal hatte allerdings nicht soviel Zeit. Ein besonders harter Apfel diente als Triebfeder der verhängnisvollen Entwicklung. Er trat darauf, verlor den Halt und ließ die Waffe der Amazone los. Die ganze Kraft, die er dem Ziehen des Speeres aufgebracht hatte, fiel nun auf ihn zurück und katapultierte ihn durch das Fenster. Entsetzt verfolgte Fioxa das Schauspiel, bevor sie stolperte und sich ihrerseits auf den Hosenboden setzte. Ein jämmerlicher Schrei endete abrupt, aber nicht wie die Amazone erwartet hatte mit einem Aufschlag. Es raschelte lediglich ein wenig. Verwundert rappelte sie sich auf, rannte zum Fenster und blickte nach unten. Nach einigen Sekunden atmete sie erleichtert aus.
„Dieser alte Hund.“, sagte sie und lachte leise. Pedor war kopfüber in einen bereitgestellten Heuwagen gefallen. Offensichtlich hatte Ursec ihn nach ihrem Gespräch dort plaziert, und Pedor gefiel es dort so gut, dass er sofort einschlief. Sein Schnarchen war unüberhörbar. Fioxa entfernte die Scherben, die ins Innere des Zimmers gefallen waren und beschloss, diesen seltsamen Zeitgenossen ausschlafen zu lassen. Außerdem hielt sie es für eine gerechte Strafe, dass er die Nacht nun dort verbringen musste. Sie wandte sich um und stellte sich mit einem unguten Gefühl die unausweichliche Unterhaltung mit Ursec vor. Vielleicht war er ja ein wenig umgänglicher, wenn sie ihm ihre Hilfe bei der Säuberung des Zimmer anbot. Sie schüttelte den Kopf. Das wird wohl nicht ganz ausreichen, dachte sie. Sie hob einen der Äpfel auf, biss hinein und verzog das Gesicht. Der ausgelaufene Wein hatte den Apfel mit einem klebrige Film überzogen und verlieh dem Obst einen seltsamen Geschmack. Sie beschloss, ein wenig Essen auf ihr Zimmer mitzunehmen und dieses Malheur später aufzuklären. Die Kerzen in diesem Raum verströmten einen süßlichen Duft, der dem einquartierten Gast wohl schöne Träume bescheren sollte. Der Duftschleier begleitete Fioxa bis in ihr Zimmer.

RPG-Süchtling
06.02.2003, 03:37
Langsam wurde das Bild heller, das von vielen lauten Geräuschen begleitet wurde. Er hielt sich die Ohren zu und schaute sich um. Ein bisschen hell da, ein bisschen dunkel dort, aber klare Konturen konnte er nicht erkennen. Irgend etwas kratze ganz fürchterlich in seiner Kleidung, wenn er sich bewegte, und jede Bewegung tat verdammt weh. Worauf zum Teufel hatte er da gelegen? Plötzlich löste sich ein Schatten aus der verschwommenen Umgebung und kam auf ihn zu. Er stellte irgend etwas vor ihn hin und schrie:
„Das wird ihnen helfen!“
Pedor stöhnte laut auf. Er hatte doch wohl nichts an den Ohren. Er sah hoch und erkannt ein Gesicht, das er irgendwo schon mal gesehen hatte. Er rieb sich die Augen und schaute noch einmal genauer hin. Ein älterer Mann mit einer Halbglatze und einem Schnauzbart beugte sich über ihn. Er trug ein eigenartiges rotes Hemd mit einem Symbol darauf, das er mit Müh und Not als Fisch identifizieren konnte. Wenn ich das Gasthaus später beschlagnahme, sollte ich auch gleich eine Kleiderordnung einführen, dachte er - Wollte er das eigentlich? Er kam ins grübeln. Wie kam er eigentlich auf sowas, was sollte er denn mit diesem Wirtshaus anfangen? Etwa als Gastwirt in die Gastronomie einsteigen? Auf so ein Blödsinn konnte man auch nur unter Alkoholeinfluss kommen. So langsam kamen auch die Erinnerungen der letzten Nacht zurück und er musste schlucken. Und er fragte sich, was zum Geier da in seinem Mund gestorben war.
„Was soll das denn sein?“, hörte er entfernt eine vertraute Stimme reden. Plötzlich wurde ihm klar, dass er diesen Satz gesagt hatte. Wein vertrage ich doch sonst besser, überlegte er.
„Ein Drink, der ihnen das Gehirn freimacht. Aus dem besten, was der Wald zu bieten hat... allerdings ist keine Rothwurzel drin. Ich habe keine Lust, hier schon wieder durchzuwischen.“
Pedor ergriff beim zweiten Versuch erfolgreich den Becher und führte ihn zum Mund. Zum großen Erstaunen des Wirtes kippte sein komplizierter Gast den Inhalt in einem Zug in sich hinein, ohne mit der Wimper zu zucken.
„Noch einen... bitte.“
Ein Morgen voller Überraschungen, dachte Ursec. Zuerst verschwindet meine alte Freundin, dann finde ich die Bescherung in der Suite und den Fremden im Heukarren, und jetzt will dieser Mensch auch noch einen weiteren Becher von dem widerlichsten Gebräu, das je auf Erden gemischt worden ist. Außerdem hatte er „bitte“ gesagt. Muss wohl eine Nachwirkung des Alkohols sein, dachte er.
„Soll das ein Witz sein? Jeder ist froh, wenn er den ersten Becher unten hat, ohne einen Krampf in der Gesichtsmuskulatur zu bekommen.“
Das Sektenmitglied atmete tief durch und sagte:
„Ich kenne dieses Zeug, es hat mich schon öfters vor einem Beinahe-Tod durch einen mörderischen Kater bewahrt.“
Er wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und hielt dem Wirt auffordernd das Trinkgefäß entgegen.
„Ich brauche immer mindestens zwei.“
Der Wirt reagierte nicht sofort. Er dachte an die Amazone. Er erinnerte sich an einen Vorfall, der einige Jahre zurücklag. Damals rettete sie zwei Wanderer vor einem Schwarm Otakis, einer aggressiven Abart der stolzen Steinadler. Sie wehrte zahlreiche Angriffe ab, bis die beiden flüchten konnten. Später kam sie dann erschöpft aber lächelnd in das Gasthaus, mit ein paar Kratzern im Gesicht und zwei Vögeln über der Schulter. Er hatte bis dahin noch nie jemand mit einer solchen Kühnheit gesehen. In den darauffolgenden Monaten lernte er sie dann besser kennen, einschließlich ihrer Macken und Eigenarten. Oft verschwand sie für Tage, ohne ein Wort zu sagen. Was damals nur ärgerlich war, ist heute in seinen Augen unverantwortlich. Selbst eine ausgezeichnete Kriegerin wie Fioxa konnte in diesen Tagen nicht auf alles vorbereitet sein, was in den Wäldern vor sich ging. Aber sie war schon immer sehr unabhängig. Vielleicht sollte er sich keine Sorgen machen. Doch je mehr er sich das einredete, um so mehr musste er an sie denken.
Sein Gast klopfte ungeduldig mit seinem Trinkgefäß auf den Tisch und riss Ursec aus seinen Gedanken. Der erinnerte sich an die außergewöhnliche Bitte des Mannes, ging in die Hocke und holte den Krug hervor, den er schon wieder ganz hinten nahe der Schrankwand verstaut hatte. Er hatte immer einen Vorrat von diesem Zeug in seiner Speisekammer, falls ein paar Gäste die Nacht zuvor ein fröhliches Trinkgelage veranstaltet hatten. Diese Feste waren immer sehr einträglich, und so war es für ihn eine Selbstverständlichkeit, ihnen die Folgen ihres Exzesses ein wenig erträglicher zu machen. Auf dem Weg zum Tisch schaute er aus den Fenstern und hoffte, dort die Silhouette der Amazone zu erblicken. Der Fremde schien das bemerkt zu haben.
„Erwarten sie jemanden?“
Ursec war die Frage unangenehm. Er wusste zwar nicht genau, was da in seinem besten Zimmer vorgefallen war, aber er war überzeugt, dass seine Freundin seinen Gast nicht gerade zimperlich behandelt hatte. Aus diesem Grund wollte er seine Erinnerungen an sie nicht schneller zurückbringen, als dies ohnehin schon der Fall war. Er goss das zähflüssige Gebräu in den Becher. Eigentlich war der Geruch ganz angenehm, aber der Geschmack war scharf und aufdringlich. Das Schweigen dauerte ein paar Sekunden, bevor der Dolchmeister einsah, dass er keine Antwort bekam und seufzte. Als der Wirt sich gerade abwenden wollte, hielt er ihn am Arm fest.
„Warte mal, mein Freund... Lass den Krug am besten gleich hier.“
Der Inhaber des bekanntesten Wirtshauses in der Gegend traute seinen Ohren nicht. Hatte er gerade „mein Freund“ gesagt? Warum war er heute morgen so verdächtig freundlich? Jeder andere Mensch mit seinem Kater würde die Welt verfluchen und mit niemandem reden wollen. Außerdem hatte er eigentlich die eine oder andere Strafandrohung erwartet, nach der Behandlung, die ihm letzte Nacht zuteil geworden war. Ursec stellte den Krug auf den Tisch und begab sich in die Suite, um ein bisschen Ordnung zu schaffen.
Im Gang vor dem Zimmer hing immer noch der Geruch der Wachskerzen, die er extra aus Herrasto hat kommen lassen, einer Hafenstadt, die nur mit den besten Waren aus aller Welt handelte. Diese Kerzen hatten ihn ein kleines Vermögen gekostet, aber für Ursec war der Kunde seit jeher König, daran konnten auch die jüngsten Vorfälle nichts ändern. Er betrat das Zimmer und schaute sich um. Sein vormals bestes Zimmer konnte er nicht einmal mehr einem armen Wandersmann zumuten. Der gute Teppich hatte sich verfärbt und stank nach säuerlichem Wein, während der Wind einen kalten Luftzug nach dem anderen durch das Zimmer blies. Die meisten noch brauchbaren Nahrungsmittel hatte der Wirt bereits wieder in seine Speisekammer verfrachtet, bevor er den Fremden aus dem Heukarren gehievt und ihn soweit wie möglich vom Heu befreit hatte. Der Magier, wie ihn seine Freundin bezeichnete, hatte an diesem Morgen noch fest geschlafen. Er hatte bestimmt Einiges durchmachen müssen. Ursec beschloss, das nun permanent offene Loch in der Wand zuzunageln, damit nicht noch mehr Wärme entweichen konnte, die sein Kamin im Erdgeschoss produzierte.

Pedor hatte inzwischen fast den gesamten Krug geleert, als sein Magen zu protestieren anfing. Offensichtlich hatte der noch genug mit dem zu tun, was er ihm gestern zugemutet hatte... was immer das auch im Einzelnen war. Er ließ den Becher zurück auf den Tisch sinken und ließ der Luft aus seinem Magen freien Lauf. Danach leerte er den Becher und versuchte sich zu erheben, mit beiden Händen auf dem Tisch. Er schaffte es bis zum nächsten, stützte sich ab und erholte sich eine Weile. Sein Ziel war irgendein warmes weiches Bett. Er hatte Angst, dass eine unüberlegte Bewegung ihn in seinem jetzigen Zustand zu einem Invaliden machen könnte. Jeder Muskel in seinem Körper schien sich bemerkbar machen zu wollen. Zuletzt hatte er sich so gefühlt, als er in der Scheune eines verlassenen Bauernhofes hat schlafen müssen, nachdem er sich im Wald verlaufen hatte. Eine unangenehme Erinnerung, die er zu gerne verdrängte. Er fiel mehr als er ging zum nächsten Tisch und plumpste auf den dortigen Stuhl. Mit einem Blick zur Treppe stöhnte er auf.
„Wäre ich doch bloß zum „Tanzenden Bison“ gegangen, die haben ihre Zimmer unten.“, jammerte er.
Mit einem mal durchfuhr den Mann ein heißer Schauer, der ihn aufschreckte. Seine Augen waren weit aufgerissen. Er zuckte mit den Armen und ließ dabei einen Stuhl in der Nähe hin und her wippen. Seine Augen verloren ihren natürlichen Glanz und ein bläulicher Schimmer fraß das Weiße in seinen Augen förmlich auf. Auf einmal erstarrte er in der krampfartigen Bewegung und seine Arme fielen auf den Tisch. Langsam erhob sich sein Körper. Mittlerweile umgab ihn eine Art Aura, die blau leuchtete. Langsam richtete sich Pedor zu seiner vollen Größe auf und schwebte ein paar Zentimeter über dem Holzboden. Seine Augen waren vollständig blau und begannen ebenfalls zu leuchten. Er streckte die Arme zur Seite und verharrte in dieser Stellung, den Kopf in den Nacken gelegt. Das pulsierende Licht durchdrang jetzt alles um ihn herum. Eine erstarrte Gestalt stand auf der Treppe. Ein Schinken fiel ihr aus der Hand und rollte über den Boden.

RPG-Süchtling
08.02.2003, 04:42
Für einen kurzen Moment schien alles ganz klar zu sein und sie war sich sicher, die Kontrolle wieder übernehmen zu können. Sie wusste zuerst nicht genau, wo sie sich befand. Ein Heulen und Rauschen durchzog ihren Kopf und „da draußen“ herrschte ein einziges Tohuwabohu. Ihr wurde wieder schwindelig und die Schwärze drohte sie zurückzudrängen. Verzweifelt kämpfte sie dagegen an. Jeder dumpfe Herzschlag ließ sie tiefer sinken, und sie spürte, wie sie wieder in ihr geistiges Verließ zurückgedrängt wurde. Sie stieß einen Schrei der Verzweiflung aus, den die unendliche Leere sogleich verschluckte. Sie musste es aufhalten! Es durfte nicht so weitergehen! Ihr Wunsch, jemand möge ihr beistehen, war stärker als alles andere. Sie vergoss etliche Tränen, doch sie spürte sie nicht. Sie hob ihre Arme und rief etwas, bevor ein quälender Schmerz ihre Gedanken zerbersten ließ. Ein weiterer Herzschlag später vernahm sie nur noch ein Rauschen, ein Orkan schwarzer Gedanken, der sie bedeckte wie ein tonnenschweres Gewicht.

Blitzschnell glitt die Pfeilspitze durch die Wasseroberfläche. Einer der Schatten, die am Grund zu sehen waren, stob nicht wie die anderen zur Seite. Die Amazone fasste die Leine, die sie an dem Pfeil befestigt hatte, und zog. Durch das Zappeln ihrer Beute kräuselte sich die Oberfläche, und wenig später benetzte der Fisch das Ufergras. Die Kriegerin kniete sich hin und steckte den Pfeil in den Boden. Normalerweise erlöste der Tod ihre Opfer schneller. Sie hasste es, ihre Beute in ihrer Agonie zuzusehen. Sie war es gewohnt, schnell und effizient zu töten. Selbst den Monstern, die sie schon bekämpft hatte, bescherte sie normalerweise einen schnellen Abgang in die Hölle. Sie schaute auf die Forelle und flüsterte:
„Galosch tre. Dein Tod wird unser Leben verlängern. Dafür ehren wir dich und deine Art. Resa pal.“
Die Amazone erhob sich wieder und zog die Pfeilspitze aus ihrer Beute. Viele Angehörige ihres Stammes folgten noch diesem alten Ritual, allerdings erinnerte sie sich nicht genau an die Bedeutung der fremden Worte. Es wird wohl so etwas wie „Ruhe in Frieden“ bedeuten, aber sicher war sie sich nicht. Es war ihr nur wichtig, den alten Traditionen genüge zu tun. Sie griff nach ihrem Speer, auf den schon zwei weitere Fische aufgespießt worden waren. An einen Baum hatte sie zwei Symbole geschnitzt, die der Sage nach das Jagdglück steigern sollten. Fioxa war zwar nicht abergläubisch, aber es gab ihr irgendwie ein sicheres Gefühl beim Fischen. Sie konnte den Bogen ruhiger halten. Sie hatte sogar daran gedacht, den alten Baum zu suchen, an dem sie damals die Zeichen hinterlassen hatte. Der Waldboden war ab hier allerdings zu sumpfig und das Gelände zu unsicher, um noch weiter am Fluss entlang zu gehen.
Sie stellte ihren Bogen auf den Boden und drückte auf das gewundene Holz. Es war in ihren Augen einer der hässlichsten Bögen weit und breit. Er war aus einem weichen Holz gefertigt und mit einem schwarzen harzigen Öl verstärkt worden. Was für seine Leistungsfähigkeit sicherlich zuträglich war, war für sein Aussehen katastrophal. Fioxa musste allerdings zugeben, dass er mittlerweile ein Teil ihres Körpers geworden war, eine Art verlängerter Arm, den sie vollständig unter Kontrolle hatte. Sie würde ihn gegen nichts in der Welt eintauschen. Mit einem Lächeln entfernte sie die Sehne und verstaute den schwarzbraunen Stock im Köcher.
Die Kriegerin wanderte am Fluss entlang und fragte sich, ob der Magier, den sie gestern aufgegabelt hatte, mittlerweile aufgewacht sein mochte. Sie dachte auch an Ursec, der so viel Angst vor den Kreaturen des Waldes hatte, dass er in seiner Phantasie aus den harmlosen Forellen blutrünstige Bestien machte. Doch der Fluss hatte sich tatsächlich verändert. An einigen Stellen war der Weg zugewuchert, und seltsame Spuren waren im schlammigen Boden zu sehen. Aber auch der Geruch der Luft und die Geräusche aus dem Wald waren nicht mehr dieselben wie früher. Das alles löste bei der Amazone eine leicht nervöse Grundstimmung aus. Sie freute sich darauf, mit Ursec zusammen die Fische über dem Feuer zu räuchern und bewegte sich schneller an den moosbewachsenen Steinen vorbei. Mittlerweile hatte sich eine dicke Schlammschicht auf ihre Schleicher gesetzt. So bezeichnete sie ihre Schuhe, die aus Holz und Fellstücken zusammengesetzt waren. Sie hatten eine besondere Schicht Leder an den Sohlen, so dass sie meistens bis auf wenige Meter an ihre Beute herankam. Mit diesen braunen Klumpen an den Füßen würde sie aber vorher irgendwo steckenbleiben. Sie bemerkte in der Ferne einen kleinen Pflock am Wegesrand. Sie atmete erleichtert auf und versuchte auf dem Weg dorthin auf die Grasbüschel zwischen den Schlammpfützen zu treten. Dann blieb sie stehen.
Ein Warenhändler auf dem Weg zu seinem nächsten Kunden hätte wahrscheinlich nicht einmal die Pferde gezügelt, geschweige denn angehalten. Er musste schließlich seinen Zeitplan einhalten, um seinen guten Ruf als zuverlässiger Händler nicht aufs Spiel zu setzten. Allerdings hätte er gut daran getan, einen erfahrenen Jäger mitfahren zu lassen, der sich mit den neuen und alten Gefahren des Waldes auskannte. Dieser hätte bei diesem Geräusch vielleicht zur Vorsicht oder gar zur Umkehr geraten.
Die Amazone war sich im ersten Moment nicht sicher. Es konnte genauso gut eine Seeratte sein, die von einem Greifvogel gefangen worden war, aber dieses Geräusch war anders. Es klang eher wie ein langgezogenes Quäken. Sie brauchte einen kurzen Augenblick, um es einzuordnen. Dann wandte sie den Kopf und sah etwas Kleines durch das Unterholz flitzen. Es machte ein paar kleine Sprünge, bis es auf dem Weg landete. Es stieß sich noch einmal mit seinen kräftigen Hinterbeinen ab und flog genau auf den Hals der Kriegerin zu. Auf halbem Weg dorthin öffnete der schwarze Ball so etwas wie einen Mund und ließ ein paar scharfe kleine Zähne erkennen. Im nächsten Moment blieb das Wesen mitten in der Luft hängen und zappelte. Seine Beine und zurückgebliebenen Arme erschlafften nach einiger Zeit und hingen leblos herab. Sein Speichel vermischte sich mit schwarzem Blut und rann an dem alten Holz herunter, tropfte auf halbem Wege auf den Boden und färbte das Gras dunkel. Die Forellen steckten halb in der Kreatur, während die Spitze des Speeres aus seinem Hinterkopf ragte. Die Amazone schaute sich nervös um und wischte sich eilig ein paar Blutspritzer aus dem Gesicht. Sie erkannte diese Wesen. Sie hatte zwar bis jetzt noch nie eines mit eigenen Augen gesehen, doch die Schilderungen der Bewohner der Dörfer, durch die sie gereist war, ließen an Deutlichkeit wenig zu wünschen übrig. Viele arglose Wanderer waren schon Opfer dieser kleinen Pelzknäuel geworden, die gemeinhin als „Quäker“ bekannt waren. Sie erinnerten entfernt an die harmlosen Omokks, die früher einmal in diesen Wäldern gelebt hatten und lediglich Pflanzen umbrachten. Dieses Exemplar hier war ganz sicher kein Vegetarier. Nachdem sie in der Umgebung keine weiteren Quäker ausmachen konnte, schüttelte sie angeekelt den Speer und schleuderte den Kadaver zusammen mit ihrem Fang ins nächste Gebüsch. Das Rauschmittel Adrenalin schärfte ihr Gehör. Sie hielt den Speer in Halshöhe und machte langsam ein paar Schritte seitwärts auf einen Pflock zu. Dabei behielt sie immer den Wald im Auge. Schnell bewegten sich ihre Augen von Baum zu Baum und sie erinnerte sich an ihr Training. Hinter ihr plätscherte der Bach, doch sie hörte ihn nicht, sondern konzentrierte sich auf die Laute aus dem Wald. Ab und zu schaute sie zur Seite, um den Abstand zur Markierung abzuschätzen. Es fehlten nur noch wenige Meter, als es losging.
Fioxa wusste zwar, das diese Geschöpfe in Gruppen jagten, aber sie hatte gehofft, dass ihre Glücksgöttin nicht ausgerechnet heute einen freien Tag genommen hatte und es sich bei dem Angreifer lediglich um einen Einzelkämpfer gehandelt hatte. Mindestens drei verschiedene Quäklaute konnte sie isolieren, einer davon war bereits ziemlich nah, höchstens fünf Meter entfernt. Nervös schaute sie zu der Markierung. Sie machte einen weiteren Schritt, bevor das Knäuel zum Angriff überging. Diesmal allerdings sprang es sein vermeintliches Opfer nicht sofort an. Es hopste auf den Weg, eine Schrittlänge von ihr entfernt und hechelte. Die Amazone wandte den Kopf und machte einen weiteren Schritt rückwärts, während sie ihren Gegner mit den Augen fixierte. Sie trat auf einen flachen Stein, der feucht und mit Moos bewachsen war. Sie rutschte zur Seite, der Speer wippte nach oben. Auf diesen Augenblick schien die Kreatur gewartet zu haben. Sie zeigte ihre Zähne und sprang. Die Kriegerin fing sich sofort wieder, allerdings den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Aber dieser Quäker hatte nicht ihren Hals im Visier. Fioxa bemerkte das und ging blitzschnell seitlich in die Knie, damit es sich nicht in ihrem Oberschenkel verbeißen konnte. Die johlende Pelzkugel huschte an ihrem Oberschenkel vorbei. Eine scharfe Kralle riss jedoch die Schlangenhaut auf und durchdrang auch die Haut der Amazone, die laut aufschrie. Sie riss die Augen auf und biss die Zähne aufeinander. Der brennende Schmerz steigerte ihre Wut. Das Knäuel landete hinter ihr im Matsch und quiekte. Sie atmete ein, hielt die Luft an, ergriff den Speer mit der linken Hand, riss den Arm nach außen und legte ihre gesamte Wut in den Stoß. Die Waffe zischte seitwärts durch die Luft und rammte in einem spitzen Winkel in den Boden. Ein Gurgeln hinter ihrem Rücken räumte jeden Zweifel aus, dass sie dieses Ding verfehlt haben könnte. Sie zog den Speer nach vorne und erhob sich. Schlamm bedeckte ihre Knie und Schienbeine. Der pumpende Schmerz ließ warmes Blut aus der Rückseite ihres linken Oberschenkels laufen. Sie vernahm das Klopfen von Regentropfen auf dem Köcherboden und wunderte sich, warum sie den Regen erst jetzt bemerkte. Fioxa erhob sich so schnell, wie es ihre Verletzung zuließ und humpelte rückwärts über den aufgeweichten Boden. Mäander schwarzen Blutes zeichneten ein obskures Bild auf den Grund, in dessen Zentrum der tote Körper des Quäkers lag. Sie hatte den Pflock am Wegesrand fast erreicht, als es im Unterholz erneut zu rascheln begann.
„Diese verdammten Dinger fangen an, mich aufzuregen.“, fauchte sie kaum hörbar.
Unter den Regen, der ihr Gesicht in kleinen Bächen hinablief, mischten sich unbemerkt ein paar salzige Tropfen. Sie erhob ihre Waffe und machte noch einen Schritt rückwärts. Plötzlich stoppte sie, obwohl ihr nichts im Weg zu sein schien. Entsetzt riss sie die Augen auf und tastete nach hinten. Sie bewegte die Hand durch die Luft, als wenn sie etwas berühren würde, aber es war nichts zu sehen. Der Holzpflock war vor langer Zeit genau hier neben dem Weg aufgestellt worden. Die Verwitterung hatte mittlerweile die rote Farbe der Markierung verschwinden lassen. Unvermittelt rollte plötzlich ein hechelnder schwarzer Ball über den Weg und purzelte ins Wasser, bevor ihn der inzwischen angeschwollene Bach mitriss. Die Amazone machte kurz Anstalten, einen Angriff abzuwehren, bevor sie wieder nach hinten fasste. Ihr ganzer Körper war angespannt. Plötzlich glitt ihr der Speer aus den Fingern, ohne dass sie eine übertriebene Bewegung gemacht hätte. Er war durch den Regen und die Körperflüssigkeiten des fremden Tieres mittlerweile so glitschig geworden, dass nicht einmal die Kerben einen sicheren Halt bieten konnten. Die Spitze bohrte sich in den Schlamm, bevor der Speer zur Seite kippte. Sofort ging die Kriegerin in die Hocke und griff nach der Waffe. Die Wunde quittierte diese Bewegung mit einer erneuten Welle aus Schmerz, die sie schüttelte. Ihre Hand verharrte mitten in der Bewegung, etwa einen halben Meter über dem Speer. Die Amazone fluchte und schaute auf, als sie ein Klatschen hörte. Ein weiterer Vertreter aus der gierigen Jagdgruppe hatte sich ein paar Meter vor ihr auf den Weg gesetzt. Dieses Exemplar war ganz offensichtlich erfolgreicher bei der Hatz als seine Kollegen. Es war doppelt so groß und hechelte auch entsprechend lauter. Neugierig neigte es den Kopf zur Seite und musterte seine Hauptspeise in spe. Es wippte hin und her. Fioxa erhob sich langsam und spielte mit dem Gedanken, einfach Anlauf zu nehmen und dieses Ding in den Fluss zu kicken. Wahrscheinlich wäre dann ihr Fuß das erste gewesen, was es sich hätte schmecken lassen. Sie drückte sich mit aller Gewalt gegen die unsichtbare Wand, die sie hinter sich spürte. Das seltsame Wesen kam ein paar Schritte näher und brummte. Die Amazone breitete die Arme aus und tastete nach links und rechts.
„Hau ab, ich würde dir sowieso nicht schmecken! Ich bin ungenießbar, wenn ich im Schlamm gebadet habe!“
Ein gleichgültiges Hecheln folgte. Nach einer Weile brummte es wieder, diesmal ein wenig lauter als vorher. Vielleicht wunderte es sich, warum sein Opfer nicht den Versuch unternahm, sich aus dem Staub zu machen. Der Hunger war aber wohl doch stärker als seine Neugier, denn jetzt ging es in die Hocke und sprang. Die Kriegerin sah ein quäkendes Maul mit verdammt vielen spitzten Zähnen auf sich zufliegen, das es eindeutig auf ihren Kopf abgesehen hatte. Sie kniff die Augen zusammen. In diesem Augenblick hätte sie alles dafür gegeben, im Wirtshaus bei einem ordentlichen Frühstück zu sitzen, auch wenn sie sich dafür Ursec`s tadelnde Predigt hätte anhören müssen. Fioxa musste zugeben, dass sie diesmal möglicherweise etwas zu unvorsichtig gewesen war. Aber wer konnte schon ahnen, dass sich der Rückweg als dermaßen schwierig herausstellen würde. Sie drückte ihren Kopf mit aller Gewalt gegen das unsichtbare Etwas. Der Schmerz verlagerte sich in ihrem Körper, als sich der Köcher in ihren Rücken bohrte, und ihr Schrei vermischte sich mit dem Quäklaut des Pelzballes. Als das Knäuel nur noch wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt war, gab die Wand nach. Es knackte in ihrem Hals als ihr Kopf in den Nacken geschleudert wurde. Sie stöhnte laut auf. Plötzlich spürte sie, wie der Rest des Körper folgte, ganz so, als wenn sie durch den Riss in einer Stoffwand fallen würde. Der Quäker flog mit voller Wucht gegen irgend Etwas in der Luft, begleitet von einem klagenden Laut, und fiel in den nassen Sand. Laut winselnd rollte er sich zu einem Ball zusammen und kugelte über den Weg. Die Kriegerin landete der Länge nach auf dem nassen Boden. Wenig später erschienen zwei Beine aus dem schlammigen Etwas und es sprang laut quäkend zurück in den Wald. Fioxa`s Gesichtszüge entspannten sich. Erst jetzt realisierte sie, dass sie noch einmal knapp mit dem Leben davongekommen ist. Sie legte ihre Hand auf den Speer und schloss die Augen. Offensichtlich hatte ihre Glücksgöttin doch noch ein wachsames Auge auf sie. Sie spürte, wie der Regen langsam durch ihre Kleidung drang. Nachdem sich ihr Herzschlag ein wenig beruhigt hatte, erhob sie sich mühsam aus der Nässe und tastete noch einmal nach der unsichtbaren Wand. Dabei fiel ihr Blick auf zwei Pfeile, die im Eifer des Gefechtes aus dem Köcher gefallen waren. Sie lagen jenseits der Wand halb mit Sand bedeckt in den Pfützen. Ein plötzlicher Schmerz durchfuhr sie nach einer unbedachten Bewegung und erinnerte sie daran, dass mit ihrem Körper nicht alles in Ordnung war. Sie wandte sich um und humpelte langsam in Richtung Gasthaus, sich ab und zu auf den Speer stützend. Der Fluss begleitete die Kriegerin nicht länger. Er bog kurz vor der unsichtbaren Wand nach Osten ab.

RPG-Süchtling
09.02.2003, 04:49
Ein Mann mit hochrotem Kopf hatte sich hinter der Theke verkrochen und umklammerte einen kleinen Schaft, in dem eine winzige Klinge steckte. Normalerweise benutzte er den Schaft in Verbindung mit einem färbenden Stück Kohle, um die Strichliste der Trunkenbolde zu vervollständigen, die bei ihm anschreiben ließen. Er hatte eine Pfeilspitze aufgehoben, die er einmal beim Aufräumen gefunden hatte. Nun hatte er aus den zwei Komponenten eine notdürftige Waffe gebastelt. Viel hätte sie ihm im Ernstfall nicht genutzt. Der Wirt wusste das, und trotzdem umklammerte er das kleine Objekt, als hinge sein Leben daran. Er starrte zur Decke. Das blaue Licht pulsierte über seinem Kopf und ein eigenartiger Ton begleitete die Szene.
So viel Aufregung hatte sich Ursec nie gewünscht. Er war in einer ländlichen Umgebung aufgewachsen. In seiner Familie hatte man alles etwas ruhiger angehen lassen. Sein Vater ging ab und zu in den Wald und kehrte mit zurechtgehackten Holzstücken zurück, die er gut zu Schränken und Kommoden verarbeiten konnte, während seine Mutter aus dem Gemüse, das sie selbst im Garten anpflanzte, eine leckere Suppe zubereitete. Die Tage schienen immer endlos lange zu sein, und niemand schien das Worte „Stress“ oder „Hektik“ jemals gehört zu haben. Nur manchmal wurde es etwas lauter, wenn sein Vater seine Kunden wieder einmal auf die nächste Woche vertrösten musste. Ursec wollte schon immer ein Wirtshaus sein Eigen nennen, und als sein verstorbener Onkel es ihm vererbte, konnte er seinen Traum endlich wahr machen. Er stellte sich vor, den Leuten den Geschmack des Alltags mit den besten Getränken des Landes ein bisschen zu versüßen, ihnen eine ordentliche Unterkunft für die Nacht bereitzustellen und sich ihre Sorgen und Geschichten anzuhören. Er lernte zwar mit der Zeit auch die Schattenseiten des Gewerbes kennen, doch weitestgehend deckte sich die Realität mit seiner Vorstellung von diesem Beruf und es gab wenig Probleme. Was er allerdings in den letzten zwei Tagen erlebt hatte, reichte seiner Meinung nach für den Rest seines Lebens.
Die Krüge im Schrank begannen zu tanzen und der Boden zu vibrieren. Der Ton schwoll zu einer Art Schrei an, der aus der Richtung der leuchtenden Gestalt kam. Ursec presste sich die Hände an die Ohren, nachdem der gebastelte Dolch kaum hörbar auf den Boden gefallen war. Als er es kaum noch aushielt, endete der Schrei abrupt und es wurde dunkel im Raum. Ein Poltern war zu hören, als wenn ein Körper auf dem Boden aufschlagen würde. Der Wirt erkannte seine Wirtschaft wieder, als das Tageslicht den Ausschankraum wieder erhellte. Er hatte zuerst geglaubt, eine andere Welt zu betreten. Niemals zuvor hatte er ein solches Licht gesehen. Es schien von überall herzukommen, obwohl das Zentrum ganz eindeutig diese Gestalt in der Mitte des Raumes gewesen sein musste. Er saß noch einige Minuten mit angezogenen Beinen da, an die Rückwand der Theke gepresst. Als er gerade so viel Mut zusammennehmen konnte, um sich wieder hinzustellen, drückte ihn ein Stöhnen auch gleich wieder zurück auf seinen Platz hinter dem Tresen. Es folgte ein heftiges Fluchen und ein Geräusch, als wenn ein Stuhl auf dem Boden herumgerückt würde. Ermutigt von diesen vertrauten Klängen drehte sich der Wirt gebückt herum und stand langsam auf. Er musste seinen Blick zweimal durch den Raum wandern lassen, bevor er das Sektenmitglied sah, das offensichtlich versuchte, sich an einem Stuhl hochzuziehen. Der Wirt kam ihm zunächst nicht zu Hilfe, sondern beobachtete das Geschehen aus sicherer Entfernung. Als nichts weiter passierte, als dass ein Stuhl hin und hergeschoben wurde, begleitet von einem ärgerlichen Murren, beschloss er, ihm doch unter die Arme zu greifen. Er machte ein paar Schritte um den langen Tisch mit den Barhockern davor und blieb plötzlich stehen, als ein Schatten an einem der Fenster vorbeihuschte. Wenig später wurde die Tür aufgestoßen und eine mit Schlamm besudelte Gestalt humpelte ein paar Schritte in den Raum hinein. Ein auffallend weißes Stück Tuch war um ihren Oberschenkel gebunden. Fioxa benutzte den Speer, um die Tür wieder ins Schloss fallen zu lassen. Nach einem kurzen Blick auf Ursec schaute sie schuldbewusst nach unten und flüsterte:
„Entschuldigung.“
Der Wirt stemmte die Arme in die Hüften und musterte seine alte Freundin. Er hatte sich vorgenommen, der Amazone seine Meinung zu sagen, wenn sie zurückkehrte, doch nach dem seltsamen Vorfall gerade und mit einem Blick auf ihren humpelnden Gang vergaß er seinen Vorsatz schnell. Er wusste im ersten Moment nicht, wem er zuerst helfen sollte. Er versuchte, eine strenge Miene aufzusetzen, was ihm kaum gelang.
„Wo hast du nur gesteckt? Und warum hinkst du in mein Gasthaus?“
Fioxa hatte sich mittlerweile in einem schönen alten Stuhl niedergelassen. Sie zog die Luft durch die Zähne und beschloss, die Erklärung so kurz wie möglich zu halten:
„Also... eigentlich wollte ich nur ein wenig Fischen gehen. Ich dachte, nachdem dein Problemgast die Speisekammer ausgeräubert hatte, würdest du ein wenig Nachschub an Essbarem benötigen. Allerdings gab es... Probleme. Bissige kleine, widerwärtige Probleme.“, fügte sie etwas leiser hinzu. Der Wirt schaute entsetzt drein.
„Der Fluss?! Aber dort wimmelt es nur so von Monstern! Ich habe doch gesagt, dass es dort nicht sicher ist. Erst gestern hatte mir wieder ein Wanderer erzählt, dass er dort jenseits der Barriere eigenartige Spuren entdeckt hat. Was ist passiert?“
Mittlerweile hatte sich Ursec auch setzten müssen. Ein paar Meter weiter weg stöhnte etwas. Fioxa reckte den Kopf in die Richtung, aus der sie das Geräusch vernahm, bevor sie antwortete:
„Nun ja, ich musste meinen Fang ein paar Viechern überlassen, die wohl hungriger waren als ich... Was ist denn mit dem los? Ist er immer noch nicht nüchtern?“, fragte sie, mit einem Blick auf den am Boden herumkriechenden Pedor. Ursec war schon bei ihm, fasste ihm unter die Arme und half ihm auf einen Stuhl in der Nähe.
„Ach ja, über ihn möchte ich mit dir übrigens auch noch reden... und nein, er steht nicht mehr unter Alkoholeinfluss. Ich bin mir nicht sicher, was gerade mit ihm passiert ist. Vielleicht kann er es ja selbst erklären, wenn er wieder beisammen ist.“
Der Wirt bemerkte etwas Grünes hinter dem weißen Verband um den Oberschenkel der Amazone.
„Hast du dich verletzt? Wie schlimm ist es?“
Fioxa winkte ab, doch ihr Gesicht konnte nicht ganz die Schmerzen verbergen, die ihr durch den Körper fuhren. „Ich habe hier noch irgendwo ein Gefäß mit guter Salbe.“, fuhr Ursec fort, während er versuchte, Pedor aufrecht auf den Stuhl zu setzten.
„Das hat Zeit, ich habe ein paar Heilkräuter gefunden, die die Blutung stoppen werden. Ich habe sie schon oft benutzt - benutzen müssen.“
„Wo... wo bin ich? Was ist da gerade passiert?“
Der Mann in der alten Uniform stierte vor sich ins Leere und atmete schwer. Dann schien er plötzlich wieder in die Realität zurückzukehren, denn er starrte plötzlich mit einem wilden Gesichtsausdruck auf die Amazone. Er fummelte an seiner Kleidung herum und gab wenig später auf. Die Amazone zog eine Augenbraue hoch.
„Also schön“, seine Stimme klang noch etwas belegt, „reden wir.“
Fioxa warf einen fragenden Blick zu Ursec, der nur mit den Schultern zuckte. Er hatte eine andere Reaktion von diesem notorischen Nervtöter erwartet. Schließlich hatte er gerade etwas sehr Ungewöhnliches durchgemacht, und der Wirt kaufte ihm nicht ab, dass er sich daran nicht erinnern konnte.
„Also zunächst möchte ich mal wissen, wo meine Lebensversicherung hingekommen ist - sprich meine Dolche...“
Die Amazone blickte gelangweilt zur Seite und pfiff eine Melodie. Der Wirt wollte seinem Gast diese Information auch nicht unbedingt geben, wollte aber auch die Situation nicht noch mehr verschärfen. Pedor trommelte mit den Fingern auf dem Tisch, bevor er fortfuhr:
„Außerdem erinnere ich mich dunkel an eine Frau, die mein Essen stehlen wollte.. .und mich ganz nebenbei unsanft aus dem Fenster befördert hat. Und da Sie die einzige Frau hier sind...“
Fioxa schaute Pedor an. Er war es tatsächlich. Von diesem Mann hatte sie als kleines Kind viele aufregende Geschichten gehört. Jemand hatte einmal ein Portrait von ihm in ihr Lager gebracht. Er war zwar mittlerweile etwas gealtert, doch immer noch recht attraktiv. Nur sein Benehmen passte so ganz und gar nicht zu einem Helden. Früher hatte sie immer davon geträumt ihm einmal zu begegnen. Doch nun wünschte sie sich, ihn nie getroffen zu haben. Er reichte so gar nicht an das Bild heran, das sie sich einst von ihm gemacht hatte. Sie musterte ihn noch einmal kurz, bevor sie die Backen aufblies und die Luft langsam entweichen ließ. Ursec fürchtete schon um die Inneneinrichtung seines schönen Gasthauses. Es war schon ein ziemlicher Schock für ihn, dass Pedor sich an die Geschehnisse der letzten Nacht erinnern konnte. Zum Glück waren noch keine Gäste anwesend, die verletzt werden konnten, obwohl ihn das wunderte. Normalerweise war Peppi der erste, der morgens wieder auf der Matte stand. Den hätte diese Kontroverse allerdings auch nicht interessiert, solange er nur etwas hatte, mit dem er seinen Verstand betäuben konnte. Ursec wollte gerade ein paar beschwichtigende Worte finden, als Fioxa zu reden anfing:
„Es gibt ein viel größeres Problem, um das wir uns sorgen müssen. Ich muss euch leider mitteilen, dass die Magiebarriere viel stärker geworden ist.“
Eine kurze Pause folgte. Unverständnis zeichnete sich im Gesicht des Wirtes ab.
„Ich kann daran beileibe nichts Schlechtes erkennen. Das bedeutet doch, dass es die Monster noch schwerer haben werden, bis zu meinem Wirtshaus vorzudringen...“ vermutete er. Pedor war die Ablenkung von seinen Problemen augenscheinlich nicht recht, allerdings enthielt er sich erst einmal eines Kommentars. Die Amazone dachte kurz nach und nickte.
„Ja, das ist der Vorteil. Der Nachteil ist, dass auch wir Menschen die Barriere nicht mehr überwinden können.“
„Was??“ Auf einmal war Pedors Interesse geweckt.
„Soll das etwa heißen, ich kann diesen Ort nicht mehr verlassen?? Wie kam ich bloß auf die Schnapsidee, mich hier einzuquartieren...“
Ursec verkniff sich die deftige Antwort, die ihm auf der Zunge lag und versuchte, diese Neuigkeit erst einmal zu verdauen. Das wäre eine Erklärung für das Ausbleiben seiner Stammgäste. Offensichtlich saßen sie in der Falle. Er versuchte, seine Angst zu unterdrücken und klar zu denken.
„Wenn die Barriere jetzt so massiv ist, wie konntest du dich dann außerhalb derselben aufhalten?“
Fioxa hatte Pedor nachgeschaut, der aufgestanden und zum Fenster gegangen war. Als Reaktion auf die Frage des Wirtes drehte das Sektenmitglied den Kopf.
„Es war knapp, ich hätte es fast nicht geschafft. An der Markierung bin ich auf eine unsichtbare Wand gestoßen, die ich nur mit äußerster Gewalt durchdringen konnte. Ich nehme an, dass sie mittlerweile dicht ist.“
Der Gast in der alten Uniform schaute nervös aus dem Fenster, bevor er sich abrupt umwandte und auf die Tür zustrebte. Er ignorierte die fragenden Blicke und verließ das Gasthaus mit entschlossenem Schritt.
„Der kommt wieder.“
„Wieso hast du ihn aus dem Fenster geworfen?“
„Das habe ich nicht, es war ein Unfall. Außerdem hat er meinen Speer angefasst...“
„Du solltest es nicht so persönlich nehmen, wenn sich jemand an deiner Waffe vergreift.“
Ursec blickte besorgt auf die Verwundung seiner Freundin.
„Ich gehe mal und hole dir etwas Salbe. Sie wird den Schmerz ein wenig betäuben.“
Er stand auf und umfasste die Stuhllehne.
„Ich hätte niemals damit gerechnet, dass diese Barriere eines Tages stärker werden könnte. Es war sowieso erstaunlich, dass sie so lange gehalten hat, nach diesem Vorfall damals. Ich hätte damit gerechnet, dass sie irgendwann zusammenbricht, und das eher früher als später...“
„Du hast Recht. Normalerweise müssen die Barrieren um ein Dorf zum Beispiel jeden Tag erneuert werden. Wenn dem Zauberer bei diesem Prozess auch nur die kleinste Konzentrationsschwäche unterläuft, kann es vorkommen, dass sie an verschiedenen Stellen durchlässig wird. Nur ein Magier wäre also dazu imstande, die Barriere aufrecht zu erhalten, geschweige denn, sie zu verstärken...“
Die Amazone beendete abrupt den Satz. Ihr Gesicht nahm einen Ausdruck an, als wenn ihr etwas Wichtiges eingefallen wäre. Mit dem Ende ihres Speeres wies sie zur Treppe.
„Was wäre, wenn unser Freund da oben etwas damit zu tun hätte? Schließlich ist er ein Magier.“
„Das ist unmöglich, er ist noch nicht wieder bei Bewusstsein. Wie soll er im Schlaf Einfluss auf die Barriere nehmen können? Außerdem können wir uns gar nicht sicher sein, ob er wirklich ein Nachfahre der alten Meister ist.“, gab Ursec zu bedenken, bevor er den Stuhl an den Tisch schob und sich auf den Weg in seine privaten Gemächer machte. Noch bevor er die Türe hinter der Theke erreichte, hörte er, wie Fioxa seinen Namen rief. Er wandte sich um und sah, wie sie mit dem Finger zur Treppe wies.

RPG-Süchtling
10.02.2003, 06:07
Pedor stapfte durch das Unterholz weiter, nachdem er den Weg verlassen hatte. Die Laute der eigentlich sehr unscheinbaren Singvögel durchdrangen die Luft und begrüßten die Sonne, die mittlerweile wieder durch die Wolken brach und hoch am Himmel stand. Farbenprächtige Blumen öffneten ihre Knospen und labten sich an der warmen Energie. Ein unwissender Reisender hätte sich diesen Ort wahrscheinlich für seinen Lebensabend vorgemerkt. Doch nur wenige Meter weiter lauerte der sichere Tod auf diejenigen, die sich nicht schnell genug an die Umstände angepasst hatten. Pedor schlug ein kleiner Ast ins Gesicht. Der hielt kurz an, schnaufte tief durch und ging weiter. Er hatte sich vorgenommen, seine Aggressionen etwas mehr unter Kontrolle zu bekommen, was ihm sogar einige Male gelang, wenn er Umgang mit Menschen hatte. Unbelebte Gegenstände hatten da oft weniger Glück, weshalb er auch alle paar Wochen seine Inneneinrichtung wieder komplettieren musste. Ab und zu bekam er auch zuviel Frischluft ab, wenn er ein Fenster zerschmissen hatte. Das Sektenmitglied hatte sich in einem Fachwerkhaus einquartiert, das sich in einem Stadtviertel von Maxgerty befand. Dieses Viertel stand vollkommen unter der Kontrolle der Sekte, und Mitglieder konnten dort ungestört ihrem Alltag nachgehen. Pedor sehnte sich nun nach diesem Ort, obwohl die Sache so langsam eng wurde. Offensichtlich wusste Gralos um seinen jetzigen Lebenswandel, und das ließ seine Zukunft in keinem guten Licht erscheinen. Ein Auftrag... wie konnte er ihm das antun, nach allem, was er für die Sekte getan hatte? Pedor hatte auf eine weitere Auszeichnung gehofft oder zumindest ein Treffen mit den neuen Rekruten, die ihr Vorbild mal in voller Lebensgröße sehen wollten. Er hätte sich sogar mit einer neuen Uniform zufrieden gegeben, die ihm seiner Meinung nach wieder mehr Autorität verliehen hätte. Die alte war seinem Ansehen nicht mehr zuträglich, schließlich waren alle anderen Uniformen dieser Art an Bedürftige verschenkt worden. Einmal hatte er sich durch eine dunkle Seitengasse drücken müssen, um nicht einem Landstreicher zu begegnen, der dieselbe Kluft getragen hatte. Nicht zuletzt deswegen war er auf den Anführer der Sekte schlecht zu sprechen. Er war es leid, sich etwas vorschreiben zu lassen. Seit seiner schweren Verletzung damals machte er sich seine Aufträge selber.
Ab und zu blitzten Lichtfetzen auf der Lederrüstung auf, als Pedor durch die Büsche schlich. Aufmerksam hielt er nach dem farbigen Holzpflock Ausschau. Er hatte davon gehört, dass oft Novizen den Dorfbewohnern bei dieser Arbeit halfen; Magiebarrieren abstecken und den Schwankungsgrad bestimmen, in dem sie sich bewegten. Pedor beneidete die jungen Mitglieder nicht, schließlich hatten sie einen Eid auf eine Vereinigung geschworen, die mit aller Kraft gegen das Böse kämpfte, und das war stärker als je zuvor. Es hatte eine ganz neue Dimension angenommen. Früher mussten sie das Land gegen Diebe und Verbrecher beschützen, heute mussten sie vor allem gegen das Unbekannte kämpfen, und darauf konnte man sie kaum vorbereiten.
Pedor schob einen Stachelbusch mit einem Stock zur Seite und erblickte den Holzpfahl, der ziemlich tief ins Erdreich gerammt worden war. Er streckte eine Hand von sich und bewegte sich langsam vorwärts. Es war ihm ein Rätsel, wie Magier eine Barriere nur mit ihren Gedanken formen konnten. Er hatte einmal gehört, dass ihre Sprüche nur auf Wesen wirkten, die auch daran glaubten, aber was denkt schon irgend so ein gehörntes Monster? Genau so eines ist nämlich durch die Barriere gekommen, die damals das kleine Dorf umgeben hat, in dem er wieder gesund gepflegt worden war. Damals gab es nur wenige Siedlungen, die solch einen Schutz benötigten. Dieses Dorf allerdings lag am Fuße eines Bergmassivs, das seit ewigen Zeiten von seltsamen Kreaturen bevölkert war. Und manchmal suchte eine Gruppe dieser Gestalten ihre Nahrung im Tal...
Pedor hatte Gralos nicht nur Lügengeschichten aufgetischt, ein Teil davon war schreckliche Wahrheit. Es hat wirklich eine junge Frau gegeben, die Tochter eines Holzfällers, die sich um ihn gekümmert hatte. Sie war bereits einem anderen versprochen gewesen, doch Pedor hatte sich heimlich in sie verliebt. Eines Tages hat das Schicksal seinen Lauf genommen und sie ist einen sinnlosen Tod gestorben, als sie im Fluss unweit des Dorfes gebadet hatte. Kurze Zeit später hatten zwei Krieger ein gehörtes Geschöpf erlegt, das sich gerade über einen Korb Äpfel hatte hermachen wollen. Seine beiden blutigen Fänge und die Wunden, die der Frau beigebracht worden waren, hatten keinen Zweifel an dem Täter gelassen. Pedor erinnerte sich noch daran, wie er von den Dorfbewohnern daran gehindert worden war, das Haus des Wassermagiers zu stürmen. Heute wusste er, dass ihn keine Schuld traf, aber er war seit damals nicht mehr derselbe. Irgend etwas brodelte in ihm und wollte es der Welt heimzahlen, was er hatte durchmachen müssen. Mittlerweile konnte er diese Wut meistens kontrollieren, doch er wollte nie mehr so etwas erleben müssen. Er zog sich mehr oder weniger offiziell aus dem aktiven Dienst zurück und nahm nur noch Aufträge an, die ihn nicht mehr an damals erinnerten. Und das waren die wenigsten. Viele Male hatte er auch erwägt, die Uniform endgültig abzulegen, allerdings hatte er sich mit der Zeit wohl etwas zu sehr an seinen gehobenen Lebensstandard gewöhnt...
Pedor schreckte zurück, als er etwas durch das Gebüsch huschen sah. Ein kleines schwarzes Etwas tippelte auf ihn zu und blieb stehen. Mit einem Blick auf den Pfahl bemerkte er, dass es sich wohl noch jenseits der Barriere befand. Aber wenn sie nicht mehr stabil war, wie es diese Amazone behauptete, konnte er sich nicht sicher fühlen. Vorsichtig zog er den Arm zurück und beobachtete das auf- und abwippende Geschöpf. Unter dem Fell meinte er ein paar leuchtende Augen ausmachen zu können. Er griff an seinen Hals und umfasste das Medaillon, das ihm einst ein dankbarer Freund geschenkt hatte, nachdem er ihn aus einem Schlamassel geholfen hatte. Er spürte das feine Metall, das durch die Sonne ein wenig aufgewärmt worden war. Obwohl er es schon eine lange Zeit besaß, sah es keinen Tag älter aus als zu dem Zeitpunkt, an dem er es zum ersten Mal gesehen hatte. Das mutierte Omokk schaute interessiert zu, während es leise murrte. Pedor schloss die Augen und formte ein Bild in seinem Kopf. Es wurde so hell hinter seinen zitternden Lidern, als wenn er mit offenen Augen direkt in die Sonne blicken würde. Er hatte einige Zeit gebraucht, um die Macht dieser Rarität kontrollieren zu können. Mittlerweile hatte er allerdings gelernt, wie man es einsetzen musste, um nicht selbst schaden zu nehmen. Gerade als das Licht in seinen Augen zu grell zu werden drohte, öffnete er die Augen. Sehen konnte er in diesem Moment nichts. Allerdings hörte er laute quäkenden Geräusche, die sich kurz darauf von ihm entfernten. Nach ein paar Sekunden hoben sich Umrisse aus dem einheitlichen Grellweiss ab, und mit der Zeit konnte er schon verschiede Gegenstände identifizieren. Der Pelzball war allerdings nicht mehr da. Der musste inzwischen einen ganz beachtlichen Vorsprung vor seinem unsichtbaren Feind haben, den Quäklauten nach zu urteilen. Pedor ließ das Erinnerungsstück zurück unter seine Uniform gleiten, wobei er ein wenig leise lachte.
„Tjaja, ich sehe heute wieder mal blendend aus. Also irgendwo unter diesem Fell müssen diese Dinger Augen haben, so ein Pech.“, schmunzelte er.
Er hob den Kopf und tastete wieder nach dieser ominösen unsichtbaren Wand. Sein Freund hatte ihn damals gewarnt, es nicht zu oft zu benutzen und bis jetzt hatte er es auch nur in besonders gefährlichen Situationen verwendet. Aber in diesem Augenblick hatte er gerade einmal Lust gehabt, diesem kleinen Monster einen Denkzettel zu verpassen. Pedor´s Gesichtsausdruck wurde wieder ernst, als er mit der Hand etwas berührte. Mit beiden Händen fuhr er durch die Luft und beschrieb dabei eine Form, die eine möglichst große Fläche abdeckte. Er fühlte gar nichts. Jedenfalls keine Wand, so wie er es sich vorgestellt hatte. Er konnte sogar den Wind an den Innenflächen der Hand wahrnehmen. Nur konnte er nicht darüber hinausfassen. An einem bestimmten Punkt irgendwo in der Luft war Endstation. Pedor war diese Vorstellung einfach absurd. Er glaubte lediglich die Dinge, die er mit eigenen Augen sehen konnte. In diesem Fall hatte er aber wohl keine andere Wahl, als zu akzeptieren, dass es auch Dinge gab, die nicht mit den Augen erfasst werden konnten. Er kam sich wie einer dieser Unterhalter vor, die auf Marktplätzen ihr Brot verdienten, indem sie mit ihren Händen Dinge darstellten, die nicht vorhanden waren. Mit einem Faustschlag gegen das solide Nichts und einem unflätigen Ausdruck resignierte er und seufzte. Er musste wohl einen anderen Weg finden, diesem gitterlosen Gefängnis zu entfliehen.

Sie sah den Weg vor sich wie durch einen durchsichtigen Vorhang, der aus schwerer schwarzer Seide bestand. Irgend etwas flüsterte in ihrem Hinterkopf. Dort draußen musste es wohl gerade Tag sein, obwohl sie schon längst jegliches Zeitgefühl verloren hatte. Im Moment war sie eins mit der Kreatur. Kein brutales Rauschen brachte ihr Trommelfell zum Bersten, und keine unsichtbare Macht zog sie in einem Sog nach unten in ihren Schlund. Sie wehrte sich nicht mehr. Vielleicht lag es daran. Sie war einfach zu schwach, um weiterhin Widerstand zu leisten. Sie spürte die Erschütterungen, wenn es sich fortbewegte. Von einem Augenblick auf den anderen meldete sich ihr Gewissen zurück, und sie spürte, wie die Gedanken der Reue und Wut sofort wieder zugedeckt wurden. Eine weitere Sekunde später wurde ihr Bewusstsein wieder in das dunkle Verlies gesperrt, das sich unendlich langsam zu verkleinern schien. Der letzte Funken ihrer Gedanken verriet ihr, dass der Preis für ihre Freiheit ihre Menschlichkeit sein würde.

RPG-Süchtling
11.02.2003, 06:04
Der Erdmagier betrachtete entsetzt seine Kleidung, die in einem sehr schlechten Zustand war. Zuris hatte diesen Mantel vererbt bekommen. Die Zauberer seiner Familie trugen schon seit vielen Jahren Gewänder wie dieses. Sie strahlten eine Kraft und Souveränität aus, die nur schwer zu beschreiben war. Außerdem vermittelten sie eine Zugehörigkeitsgefühl zu einer der ältesten Zauberergilden in diesem Land. Zuris war es, als wenn ein Teil seiner Identität mit dem Kleidungsstück verlorengegangen wäre. Doch es war kein Vergleich mit den Menschen, die er verloren hatte. Nur ein Symbol, das ihn jetzt wieder daran erinnerte.
Zuris fuhr mit dem Daumen über die Inschriften auf dem Zauberstab, während er sich an die vergangenen Stunden zu erinnern versuchte. Auf dem Tisch neben ihm lagen ein paar angekaute Wurzeln. Die Schwäche, die er verspürte, mochte von Hunger herrühren, er hatte allerdings keinen Appetit. Zu viele Gedanken und Bilder der Vergangenheit vergewaltigten seinen Geist. Da ihn niemand drängte, nahm er sich die Zeit, die er brauchte. Die Amazone, die unweit von ihm ihre Wunde versorgte, schien Verständnis für seine Situation zu haben. Vielleicht hatte sie auch schon solche Erlebnisse durchmachen müssen, dachte er. Er konnte sich dunkel erinnern, dass Fioxa, wie sie sich nannte, ihm geholfen hatte. Zuris betrachtete sie aus den Augenwinkeln. Unter normalen Umständen hätte er mit solch einer hübschen Frau sofort ein Gespräch angefangen. Der Albtraum, der irgendwo vor ihrem Treffen begann, hatte sich in seinem Gehirn dorthin zurückgezogen, wo hoffentlich niemand nachsehen wollte. Zuris war versucht, ihn dort zu lassen, wohin er sich verkrochen hatte.
„Hier, trink erstmal etwas. Geht aufs Haus.“
Ein älterer Mann legte ihm die Hand auf die Schulter und stellte ein Gefäß auf den Tisch. Geistesabwesend betrachtete der Zauberlehrling die Wasseroberfläche in dem Becher. Sie war schwarz und glänzte. Auf einmal brach eine Erinnerung in seinem Geist Bahn. Er zuckte vor dem Tisch zurück und währe fast mit dem Stuhl umgekippt. Die Amazone schreckte hoch. Einen Moment lang schaute sie in seine Richtung, bevor sie die Wunde mit ein paar Stofffetzen neu verband.
„Woran musstest du gerade denken?“ fragte sie.
Zuris setzte sich wieder aufrecht auf den Stuhl und hob zu einer Antwort an. Das Bild war nun so stark und eindrucksvoll, dass er fast Angst hatte, auf die Frage zu reagieren.
„Diese Augen...“, brachte er hervor „die waren so kalt und unendlich tief. Und sie... töteten... ohne eine Gefühlsregung.“
Die Amazone stellte einen Blickkontakt mit dem Wirt her und schien froh darüber zu sein, dass der Zauberer endlich mit ihnen redete. Fioxa hatte mittlerweile den getrockneten Sand vom Körper gewaschen und ihre Rüstung gesäubert. Nun konnte sie sich endlich um den mysteriösen Fremden kümmern.
„Wen hat es getötet?“
Fioxa musste eine Weile warten, bis Zuris zu einer Antwort bereit war.
„Alle... Alle Menschen, die mir etwas bedeutet haben... nein“, er machte eine abwehrende Handbewegung, „das is nich wirklich passiert. Das Dorf ist bestimmt noch da... Es muss noch da sein... Die Leute... meine Leute.. .die sich auf mich verlassen haben... o Gott!“
Die Amazone umarmte den schluchzenden Mann. Sie hatte auch schon Verluste erlitten, allerdings hatte sie nicht mehrere Menschen gleichzeitig verloren, geschweige denn alle auf einmal. Dieser junge Mann musste im Moment mehr durchmachen, als die meisten anderen in ihrem ganzen Leben. Fioxa fragte sich, wie lange er wohl für seine Genesung brauchen würde. Sie wollte ihm auf jeden Fall helfen, auch wenn sie ihn kaum kannte. Niemand, auch nicht der bösartigste Mensch, hatte es verdient, so etwas durchmachen zu müssen. Sie fasste ihn an den Schultern und betrachtete sein Gesicht. Mein Gott, dachte sie, er ist fast noch ein Kind. Zuris wischte sich mit den Resten der Ärmel die Tränen aus den Augen und schluckte.
„Is... schon in Ordnung, ich werd schon damit fertig...“, schniefte er. Seine Stimme zitterte.
Es war ihm furchtbar peinlich, so bemuttert zu werden. Die Amazone ließ den Magier los und versuchte, das Gespräch wieder aufzunehmen.
„Es ist keine Schande, nach einem solchen Vorfall so zu reagieren. Du musst den Schmerz nach außen tragen, sonst wird er dich innerlich aufzehren. Wir werden dir dabei helfen. Aber du musst uns erzählen, wer oder was dein Dorf attackiert hat. Vielleicht handelt es sich um eine Bedrohung, von der jeder wissen sollte.“
„Das is nich so einfach... Moment mal... wie lang bin ich schon hier??“
Fioxa machte ein verdutzten Gesicht.
„Naja, so etwa acht Stunden oder so. Warum ist das wichtig?“
Zuris stieß beim Aufstehen den Stuhl um und eilte zur Tür.
„Keine Zeit für Erklärungen, Leute. Ich muss sofort weg! Ähm, vielen Dank für eure Hilfe und so!“
„Einen Augenblick mal, was ist denn los? Warte!“
Die Amazone lief hinter dem Flüchtigen her und stoppte im Türrahmen. Ursec starrte fassungslos aus dem Fenster. Zuris stolperte gerade über ein paar Steine in Richtung Feldweg.
„Du wirst nicht weit kommen, es sei denn, du kannst die Barriere kontrollieren!“, rief sie.
Der Zauberer in seinem zerfetzten Mantel wurde langsamer, bis er schließlich anhielt und sich umwandte.
„Meine Barrieren sind zu nichts nutze! Sie bedeuten den sicheren Tod!“ schrie er aufgeregt.
Die Amazone lief zu ihm und fasste ihn am Arm.
„Wo willst du hin? Hier bist du in Sicherheit. Das Gasthaus ist von einer Barriere umgeben, die nicht mal von Menschen durchdrungen werden kann. Daher können wir diesen Ort auch vorerst nicht verlassen. Wir hatten eigentlich die Hoffnung, dass du etwas damit zu tun haben könntest...“
Zuris blickte der Kriegerin in die Augen. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, auch noch an ihrem Tod Schuld zu sein. Allerdings war eine Flucht aussichtslos, wenn sie die Wahrheit sagte. Vielleicht würde sie diese Barriere ja tatsächlich schützen, wer weiß. Womöglich war die seine so schwach gewesen, dass das Wesen einfach hindurchgehen konnte. In diesem Moment kam Pedor aus dem Wald. Als er die beiden erblickte, grinste er und hielt auf sie zu. Die Amazone versuchte, ihm mit einem Blick den Ernst der Situation klar zu machen und ihn von einem dämlichen Kommentar abzuhalten, was allerdings nicht funktionierte.
„Nanu, spielen wir jetzt den Babysitter? So viele Talente hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.“
Fioxa bedauerte die Taktlosigkeit des Kämpfers, der einmal ihr Idol gewesen war. Bei diesem Gedanken schüttelte es sie innerlich. Sie hatte das Gefühl, diesen Mann schon seit Jahren zu kennen... und doch wieder nicht. Früher war er einmal ihr unsichtbarer Kompagnon gewesen, wenn sie die Tiere des Waldes aufgespürt hatte. Im Moment kam er ihr allerdings eher wie der große Bruder vor, den sie niemals hatte oder jemals haben wollte.
„Dieser feinfühlige Mensch nennt sich Pedor. Er ist ein großer Held aus grauer Vorzeit. Und er hat sicher auch keine Ahnung, wie wir durch die Barriere kommen könnten, nicht wahr?“
Der Kämpfer verlangsamte seinen Gang und blieb schließlich stehen.
„Ich kann mich gar nicht erinnern, dass wir einander vorgestellt wurden. Ich fühle mich ja direkt geschmeichelt, dass mein Name sogar im Land der Amazonen bekannt ist.“
Zunächst grinste Pedor. Wieder ein Punkt für ihn. Doch dann kam ihm auf einmal der Gedanke, dass er letzte Nacht mehr Informationen preisgegeben haben könnte, als er wollte und beschloss, das Thema zu wechseln:
„Und was die Barriere angeht: Wenn Sie mal Zeit haben, können Sie ja mal versuchen, sich drunter durch zu buddeln.“
Fioxa bedeutete Zuris mit einem Augenzwinkern, den Worten des Sektenmitglieds nicht allzuviel Gewicht beizumessen. Zuris schüttelte den Kopf und folgte der Kriegerin zurück ins Gasthaus. Kurz vor der Türschwelle drehte er sich um und betrachtete den Pfad, der zwischen den Bäumen verschwand. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Als nach einigen Sekunden nichts anderes geschah als dass der Wind durch sein langes Haar wehte, trat er nachdenklich durch die Türe.

„So, jetzt fühle ich mich wieder komplett.“
Mit diesen Worten verschwand der letzte Dolch im Sektengewand, und zwar an einer Stelle, auf die wohl niemand auf Anhieb gekommen wäre.
„In Ordnung. Jetzt erfüllen Sie bitte Ihren Teil der Abmachung.“
Pedor straffte seine Gestalt und schnaufte. Ursec stand vor ihm und schloss die Schatulle, in die er die Wertsachen der Gäste verstaute. Jedenfalls hatte er das seinem komplizierten Gast erzählt.
„Was für eine Abmachung denn?“
Fioxa schlug die Augen auf. Warum konnte dieser Mann nicht wenigstens einmal so reagieren, wie sie es sich von ihm wünschen würde? Sie klopfte vielsagend ein paar Mal mit ihrer Waffe auf den Boden. Als Reaktion darauf folgte lediglich ein Grinsen.
„Jaja, war nur ein Scherz. Ich werde es euch erzählen... soweit ich mich überhaupt erinnere.“
Zuris schien sich mittlerweile ein wenig beruhigt zu haben und folgte mit einem Ohr der Unterhaltung. Doch seine Aufmerksamkeit wurde weiterhin durch seine Gedanken behindert. Er schreckte hoch, als sich Pedor in einen Stuhl neben ihn fallen ließ.
„He, Junge, hol mir doch mal ein Bier um meine Kehle ein wenig anzufeuchten.“
„Er ist nicht dein Junge und er wird gar nichts holen. Versuche doch mal zur Abwechslung bei der Sache zu bleiben. Ich bin der Meinung, in unserer Situation kann man ein wenig mehr Kooperationsbereitschaft verlangen.“
Pedor rümpfte die Nase.
„Also sind wir jetzt beim „du“ angekommen? Ich bin einverstanden, vielleicht verbessert das ja unsere Beziehung ein wenig.“
Fioxa verdrehte genervt die Augen und machte eine auffordernde Handbewegung.
„Also schön... ich weiß selbst nicht viel über das, was da gerade mit mir passiert ist. Es kam einfach über mich, ohne jede Vorwarnung. Ich verlor irgendwie die Kontrolle über meinen Körper und war auf einmal irgendwo anderes...“
Pedor fuhr sich durch den Bart und grübelte.
„Ich befand mich plötzlich an einem anderen Ort und betrachtete meine Handlung aus dem Blickwinkel eines Fremden. Ich habe... gekämpft, glaube ich. Jedenfalls bin ich mit irgend einer Kreatur durch einen Raum gestolpert und ich weiß, tanzen kann ich besser.“
Bei dieser Bemerkung musste Fioxa innerlich lächeln, gab dem Kämpfer allerdings mit ihrem Blick zu verstehen, dass er weitererzählen sollte. Dem schien es schwer zu fallen, fortzufahren.
„Jedenfalls hat dieses Wesen etwas gegen mich gehabt. Es hat mich nämlich auf ein Breitschwert gespießt, obwohl ich gar nicht bemerkt hatte, dass es eine Waffe getragen hatte. Ist schon... seltsam, sich selbst sterben zu sehen. Was hast du denn?“, fügte er hinzu, als er den entsetzten Blick Zuris` bemerkte.
„Wie sah diese Kreatur aus?“ hauchte der.
Der Gefragte überlegte kurz. Normalerweise konnte er sich nie an die Figuren aus seinen Träumen erinnern. Aber diesmal war es anders. Er hatte keinen normalen Traum gehabt, so viel war sicher. Diesmal schienen die Bilder nicht wieder in sein Unterbewusstsein zurückzukehren, was wahrscheinlich daran lag, dass sie nicht von dort stammten. Er biss sich unwillkürlich auf die Zunge, als er sich erinnerte und überlegte, wie er diese Gestalt in Worte fassen konnte. Einige Ausdrücke fielen ihm dabei sofort ein.
„Eiskalt. Gefühllos. Irgendwie wie eine Maschine, die skrupellos ihr Ziel verfolgt, ohne Gnade. Allerdings hat es das Aussehen eines Menschen, und soweit ich das beurteilen konnte, von einer Frau. Jedenfalls hatte es weibliche Attribute... ihr wisst schon...„
„Ich glaube nicht, dass du dieses Thema weiter ausführen musst.“
Zuris ignorierte den Kommentar der Amazone und wollte es genau wissen:
„Hatte es tiefgründige, schwarze, glitzernde Augen?“ Er musste schlucken bei der Erinnerung.
Pedor zog eine Augenbraue hoch.
„Ja, tatsächlich. Außerdem war sein Körper von seltsamen Zeichnungen übersät. Woher weißt du das?“
Der Magier wandte seinen Blick ab und starrte ins Leere. Nach einer Weile schaute er aus dem Fenster und atmete tief durch.
„Es kommt hierher. Es wird mir folgen, bis es mich eingeholt hat.“
Er spürte eine Hand auf der rechten Schulter.
„Hab keine Furcht. Durch diese Barriere kann niemand kommen, und außerdem werden wir dich beschützen.“
„Ja, verdammt! Und ihr werdet umkommen, genau wie in seiner Vision. Und ich bin daran Schuld... schon wieder!“
Mit leiser, aber entschlossener Stimme fügte er hinzu: „Ihr bleibt weg von mir und ich stelle mich dieser Kreatur alleine. Möglicherweise wird es durch mein Opfer besänftigt.“
Fioxa wollte aus einem ersten Impuls heraus etwas entgegnen, doch dann füllte für eine Weile ein betroffenes Schweigen den Raum. Pedor verschränkte die Arme und zischte: „Wie die Ratten im Käfig. Einem unbekannten Schicksal ausgeliefert.“
Die Amazone schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich höre wohl nicht richtig. Wollt ihr etwa aufgeben? Wir können vielleicht nicht flüchten. Vielleicht können wir dieses Wesen auch nicht offen angreifen. Allerdings können wir immer noch mit List und Tücke vorgehen.“
„Hast du ´ne Idee?“
Sie meinte einen Hoffnungsfunke in den Augen des Magiers aufblitzen gesehen zu haben.
„Nun ja, wenn es nicht besonders intelligent ist, können wir es vielleicht mit einer gut verborgenen Falle aufhalten. Wir müssen nur zusehen, wie wir aus dem uns zur Verfügung stehenden Material das Beste machen.“
„Ich hab gesehen, wie dieses Ding Menschen tötet, ohne sie zu berühren. Vermutlich hat es Kräfte, denen wir kaum gewachsen sind. Trotzdem ist jeder Versuch besser, als gar nichts zu unternehmen.“
„Vielleicht sollten wir unsere Kräfte lieber darauf konzentrieren, wie wir hier so schnell wie möglich wegkommen.“
Pedor verhält sich wirklich wie eine Ratte im Käfig, dachte Fioxa. Fehlt nur noch, dass er kopflos durch die Gegend rennt und Panik verbreitet. Wo war bloß der Mann, der damals beim Kampf gegen den Golem solch einen großen Mut bewiesen hatte? Vielleicht hatte ihm auch seine Vision so zugesetzt, wer weiß?
Ursec, der der Unterhaltung an den Tresen gelehnt gefolgt hatte, machte mit einem Räuspern auf sich aufmerksam.
„Ich habe da etwas, das uns vielleicht weiterhelfen könnte...“
Er winkte und seine drei Gäste folgten ihm in Richtung Kellertreppe. Pedor, dessen Gesichtsausdruck reine Skepsis verriet, bildete das Schlusslicht. Was könnte ein einfacher Gastwirt schon in seinem Keller stehen haben, das ihnen bei ihrem bevorstehenden Kampf helfen konnte, fragte er sich. Allerdings musste er, sobald er den modrig riechenden Raum betreten hatte, einsehen, dass er den alten Knaben falsch eingeschätzt hatte.

RPG-Süchtling
13.02.2003, 19:27
Das erste, das Zuris ins Auge stach, war ein großer Kopf, der aus einem wenig beleuchteten Platz an der Wand ragte. Bis jetzt hatte er nicht einmal gewusst, dass es solch große Tiere auf der Welt gab. Er musste schlucken bei dem Gedanken, dass er die Dorfbewohner vor Dingen hatte schützen wollen, denen er sich nicht einmal bewusst war. Möglicherweise war das Eindringen dieser Kreatur mit dem menschlichen Körper doch nicht auf Schwachstellen in seiner Barriere zurückzuführen. Schließlich sollte sie laut Pedor´s Vision auch hier auftauchen, obwohl das Gasthaus eine unsichtbare Wand von unglaublicher Stärke umgab. Doch lange konnte der junge Magier seinen Gedanken nicht nachhängen. Er machte ein paar Schritte in den Raum, um einen bessere Überblick zu haben und Pedor, der schon ganz unruhig zu werden schien, vorbeizulassen. Der kümmerte sich kaum um die seltsamen und exotischen Gegenstände, die links und rechts an der Wand angeordnet waren, sondern steuerte direkt auf ein Objekt zu, dass sich an der hinteren Wand befand. Es war etwa hüfthoch und ziemlich stark verziert. Zuris allerdings konnte seine Aufmerksamkeit nicht so gut konzentrieren. Mit offenstehendem Mund betrachtete er Dinge, von denen er sich nicht eines im Traum hätte vorstellen können. Er drehte den Kopf und konnte sehen, dass die Amazone nicht minder beeindruckt war. Sie schaute zu dem Gastwirt, der mit einer Laterne, die er aus einem Schränkchen neben der Türe genommen hatte, vor einer Vitrine stand und lächelte. Die Kriegerin senkte ihren Blick, schüttelte den Kopf und lachte leise.
„Ursec, ich kenne dich schon so lange, aber ich hätte nie gedacht, dass du in deinem Keller ein Privatmuseum hast. Wo hast du bloß diese ganzen Sachen her? Mein Gott,“ sagte sie, ging ein paar Schritte auf ein Objekt in der Ecke zu und drehte sich wieder um, „du hast sogar einen Zeremoniendolch der alten Magier. Ich kenne einen Amazonenstamm, der alles dafür geben würde, solch ein Kostbarkeit nur einmal anfassen zu können.“
„Na los, du darfst ihn ruhig mal rausnehmen.“
Fioxa blieb der Mund offen stehen. Sie fühlte sich wie ein kleines Kind, dem gerade sein Herzenswunsch erfüllt wurde. Nach einem dankbaren Nicken zu Ursec hob sie langsam das kalte Metall gegen das Licht und betrachtete die Waffe von allen Seiten. Diese Dolche galten seit langem als verschollen. Die Kriegerin kannte viele Sammler und Magier, die für diesen Dolch töten würden. Und ausgerechnet der Mensch, von dem sie es am wenigsten erwarten konnte, hortete solche Schätze in seinem Keller. Behutsam legte sie das Schmuckstück zurück unter das Glas. Die magisch behandelten Teile des Dolches leuchteten immer noch im Dunkeln, selbst nach so vielen Jahren. Fragend blickte sie Ursec an, der die Laterne mittlerweile an Zuris übergeben hatte, damit er sich besser umsehen konnte. Dieser Raum schien noch nie das Tageslicht gesehen zu haben, und nach Fioxa´s Einschätzung waren sie mindestens zehn Meter unter der Erde. Lediglich ein paar Kerzen erhellten den Raum in dem Maße, dass man den Ausgang wiederfinden konnte und über nichts stolperte. Die Dunkelheit, die diese Kunstwerke umgab, schien ihnen den Glanz zu nehmen, und tauchte sie in ein Zwielicht, das ihnen den gleichen Wert zumaß wie dem Ramsch auf einem Händlerkarren. Die Schatten der Anwesenden tanzten über die Wände wie Geister aus längst vergangenen Epochen. Zuris hob die Laterne über seinen Kopf, um eine Art Maske zu erhellen, die auf einem hohen Sockel thronte.
„Was... was sind das alles für Sachen? Die meisten dieser Gegenstände hab ich noch nie gesehen.“
Ursec lächelte verständnisvoll.
„Mein Onkel hat zu Lebzeiten seltene Stücke aus der ganzen Welt zusammengetragen. Diese Pflanze zum Beispiel, „er wies auf eine getrocknete Blume, die mit Glas auf ein Stück Samt gedrückt worden war, “stammt aus einer Gegend jenseits des Hierala-Gewässers. Ihr werden viele heilende Kräfte nachgesagt, wenn sie mit den richtigen Ingredienzen vermischt wird und sie ist nur an sehr speziellen Orten zu finden. Als er dann des Reisens müde wurde, ließ er dieses Gasthaus bauen und hat diesen Raum gleich mit anlegen lassen. Hier konnte er dann für den Rest seines Lebens seine Errungenschaften bewundern und wusste sie sicher vor unliebsamen Besuchern. Schließlich kannte niemand in dieser Gegend seine frühere Leidenschaft. Als ich seine Gaststätte erbte, vertraute er mir sein Geheimnis und alle diese wundervollen Schätze an. Ich nahm an, in einer Notsituation wie dieser hätte mein Onkel nichts dagegen, dass wir uns hier unten etwas umsehen.“
Die Amazone nickte und ließ ihren Blick noch einmal durch den Raum schweifen. Pedor murmelte vor sich hin und fuhr mit der Hand über die Reliefschnitzereien auf diesem seltsamen Objekt, das wie ein ausgehöhlter Pilzfuß auf Rädern aussah. Als die Amazone ihn erblickte, bekam ihr Gesicht einen sorgenvollen Ausdruck.
„Pedor hör mal, wie weit in die Zukunft reichte deine Vision eigentlich? Ich meine, vielleicht ist dieses Wesen bereits oben im Haus, und wir sitzen hier in der Falle...“
Das Sektenmitglied reagierte nicht sofort, sondern bewegte sich in der Hocke um das Objekt herum und ließ es ein Stück nach vorne rollen. Ursec begann an der Richtigkeit seiner Entscheidung zu zweifeln, Pedor diesen Raum gezeigt zu haben. Es war ihm nicht Recht, dass dieser Kerl an einem Vermächtnis seines Onkels herumspielte, allerdings hatte er immer noch Respekt vor der Sekte und ihrer Macht, weswegen er versuchte, seiner Freundin seinen Unmut mimisch zu vermitteln.
„Keine Ahnung, vielleicht ein paar Tage, woher soll ich das wissen?“ kam die patzige Antwort.
„Denk nach, das ist wichtig, Schließlich müssen wir wissen, wieviel Zeit uns noch für Gegenmaßnahmen bleibt. Wie lange dauerte es denn das letzte Mal, bis sich die Vision bewahrheitete?“
Pedor stoppte in der Bewegung. Er blickte sich um und stand langsam auf, in seinen Augen blitzte es.
„Woher willst du das wissen? Woher willst du wissen, dass das nicht meine erste Vision war?“
„Du hast mir ein wenig zu ruhig regiert, für einen Menschen, der gerade ein solch außergewöhnliches Erlebnis hatte. Das kann ich mir nur so erklären, dass du so etwas schon einmal durchgemacht haben musst.“
„Du kennst mich doch überhaupt nicht. Woher willst du wissen, wie ich reagiere?“
Pedor wandte sich mit einer unwirschen Geste ab.
„Schon gut, ich werd oben Ausschau halten. Falls mir was Verdächtiges auffällt, rufe ich euch.“
Zuris übergab dem Wirt die Messinglaterne und hastete Richtung Ausgang. Fioxa allerdings hielt ihn zurück.
„Einen Augenblick mal. Wenn dieses Ding wirklich hinter dir her ist, solltest du nicht alleine hochgehen.“
Mit einem Blick forderte sie Ursec auf, den jungen Magier zu begleiten. Der schaute an der Kriegerin vorbei und flüsterte:
„Soll ich euch beide wirklich alleine lassen..?“
„Ja, alter Knabe. Wenn du um deine Freundin besorgt bist, dann bleib doch hier und beschütze sie. Sie würde sich bestimmt viel sicherer fühlen.“
Ursec seufzte genervt.
„Schon in Ordnung, er wird keine Dummheit machen. Er weiß, dass wir jetzt zusammenhalten müssen.“
Aber Fioxa war sich dessen gar nicht so sicher, wie sie nach außen tat. Der Gastwirt nickte, stellte die Laterne neben die Tür und folgte Zuris, der bereits vorgegangen war.
„Wer sagt denn, dass ich auf euch angewiesen bin? Bis jetzt habe ich mich immer alleine durchs Leben schlagen können. Es gibt keine Situation, die ich nicht meistern kann.“, nahm das Sektenmitglied das Gespräch wieder auf, nachdem er ein paar Minuten das altertümliches Objekt betrachtet hatte.
„Ich werde dich daran erinnern, wenn du Auge in Auge dem Wesen aus deiner Vision gegenüberstehst. Was ist das überhaupt für ein Gegenstand, an dem du da die ganze Zeit rumfingerst?“
„Ich hatte eigentlich angenommen, dass deine Kenntnisse über Kriegsgerät etwas tiefer gehen.“
Mit leuchtenden Augen fuhr er über die Ornamente.
„Dieses Schmuckstück ist eine Kanone aus dem zweiten Arris´schen Krieg. Dieses Ding hat wahrscheinlich mehr Leben auf dem Gewissen als wir beide zusammen.“
„...sehr interessant. Sind die Arris nicht ein Volk der Künstler und Denker? Kaum vorstellbar, dass sie ihre Energie früher für die Entwicklung solcher Waffen verschwendet haben...“
„Was heißt hier verschwendet? Diese Waffe ist ein Kunstwerk. Sieh dir nur diese Schnitzereien an. Sie verstanden es eben, Kunst und Eroberung auf faszinierende Weise zu verbinden.“
Die Amazone zog eine Augenbraue hoch und kniete sich zu der Laterne herunter. Ein beißender Schmerz ließ sie einen Seufzer ausstoßen. Mit den Fingerspitzen fuhr sie an den Verband und musste feststellen, das die Wunde wieder angefangen hatte zu bluten. Ironie klang in ihre Stimme mit, als sie antwortete.
„Wie schön. Ihre beneidenswerten Opfer haben ihren letzten Atemzug bestimmt auf einen Jubelschrei verwandt.“
Sie beleuchtete den hinteren Teil des Zimmers und bemerkte die funkelnden Augen, aus denen sie der Tierkopf anstarrte. Ursec´s Onkel musste die Augenhöhlen mit Bernstein oder ähnlichem verschlossen haben. Der Schatten des ausgestopften Kopfes tanzte wild über die blasse Kellerwand. Fioxa fiel erst jetzt auf, das sie ein leichter eiskalter Windhauch umstreichelte. Sie machte ein paar Schritte auf die Wand zu, an der ein alter Schild und ein paar Felle hingen. Wie nebenbei stellte sie die Frage:
„Wie funktioniert denn dieses einzigartige Stück Kunstgeschichte eigentlich? Ich nehme nicht an, dass man es wie eine Armbrust spannen kann..?“
Pedor lachte laut.
„Nicht doch, die Kriegstechnologie der Arris war ihrer Zeit weit voraus. Wie schade, dass sie die meisten ihrer Errungenschaften vernichtet haben, nachdem sie den Frieden als erstrebenswerter erachtet hatten als die Expansion ihres Reiches. Deshalb ist es heute extrem selten, ein Stück aus dieser Zeit zu Gesicht zu bekommen, vor allem in einem solch guten Zustand...“
Die Kriegerin tastete mit der Hand nach dem Luftstrom.
„Können wir es gegen unseren potentiellen Feind einsetzten?“
„Gute Frage.“
Er tippte eine unscheinbare Stelle am hinteren Teil der Waffe an und eine Klappe sprang auf.
„Oh oh.“
„Was heißt?“
„Dass diese hier nicht geladen ist.“
Pedor zog nach einigen Mühen ein verstaubtes schwarzes Stück Dreck aus dem Inneren der Kanone. Er wischte den Ruß ab und drehte es in der Hand. Fioxa bemerkte den ehrfürchtigen Ausdruck in seinem Gesicht und stellte sich vor, wie er wohl gerade nachrechnete, wie viele Leben dieses Ding ausgelöscht hatte. Diese Vorstellung ließ sie schaudern und sie drehte sich um. Dabei fuhr sie aus Versehen mit ihrem Speer an eine Stelle an der Wand, wonach ein schnarrendes Geräusch ertönte. Pedor sah erschrocken hoch, als sich die Wand neben ihm öffnete. Fioxa sprang ein Stück zur Seite, um der aufschwingenden Geheimtür auszuweichen.
„Das ist ja mal interessant. Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, wie sie wohl dieses Schmuckstück hier herunter gebracht haben. Die Treppe ist jedenfalls nicht breit genug...“
Fioxa trat hinter der Wand hervor und hielt die Laterne in die entstandene Öffnung. Zwei Meter hinter dem Eingang verschluckte die Dunkelheit die schwachen Lichtstrahlen. Ein leichter Wind wirbelte eine milchige Staubwolke in den Raum, die den Geruch von Jahrhunderten verströmte. Pedor ließ den Munitionsmüll fallen und griff nach der Laterne, die die Kriegerin geschickt zur Seite schaukeln ließ. Mit unwirschen Gesten verkündete er:
„Ich will diese Höhle erkunden. Vielleicht führt sie jenseits der Barriere an die Oberfläche.“
„Ja, schon möglich. Aber warum sollte ich dich alleine gehen lassen?“, fragte Fioxa, die Laterne immer noch außer Reichweite des Kämpfers haltend.
„Na zum Beispiel, weil wir die beiden da oben nicht alleine lassen können. Die haben doch keine Chance, wenn sie angegriffen werden. Und außerdem verstehst du dich besser mit ihnen als ich. Also ist es nur logisch, dass ich gehe.“
Sie überlegte kurz. An seinen Ausführungen war was dran. Was hatte sie eigentlich zu verlieren? Falls Pedor nicht mehr zurückkommen sollte, führte die Höhle wahrscheinlich in die Freiheit, und sie konnten entkommen. Falls er zurückkommen sollte, konnte er sie beim bevorstehenden Kampf unterstützen. In jedem Fall war sie diese Nervensäge für eine gewisse Zeit los. Sie drückte ihm die Lichtquelle in die Hand und machte eine nickende Kopfbewegung zur Seite.
„Vielen Dank auch, euer Großzügigkeit!“
Pedor stapfte los und Fioxa beobachtete das ersterbende Licht, bis es um eine Ecke verschwand. Auf dem Weg zur Tür erwischte sie sich dabei, wie sie anfing, sich Gedanken zu machen. Was, wenn das Licht durch einen Windstoß ausging? Oder wenn er sich verlaufen sollte? Immerhin war nicht gesagt, dass dieser Stollen ausschließlich an die Oberfläche führte. Ach was, dieser Mann hatte schon ganz andere Situationen in seinem Leben gemeistert, erinnerte sie sich. Er schien zwar oft das Gemüt eines kleinen Kindes zu haben, aber er war immerhin ein berühmter Krieger. Damals jedenfalls galt er als Held. Er wird schon auf sich aufpassen können.
Trotz dieser Gedanken konnte die Amazone ihre Zweifel nicht ganz zerstreuen.

Mithrandir Moon
14.02.2003, 21:30
So, hab mir die Geschichte nun auch durchgelesen und muss sagen, dass sie mehr sehr gut gefällt :A :A :A
Nur vermisse ich ähnlich wie Laguna eine kleine Einführung, sie hätte ja auch nicht lang sein müssen, aber vielleicht hättest Du zu Beginn noch schreiben sollen, warum auf einmal soviel Böses kreucht und fleucht. Andererseits finde ich, dass Du die Charaktere sowie die Umgebung immer sehr schön beschreibst, man kann sich das meiste ohne große Mühen richtig vorstellen :).

Dieses Dings, mit den schwarzen Augen, vielleicht hätte das auch ein bisschen mehr beachtung bekommen sollen, aber wahrscheinlich kommt das noch. Zurzeit weiß man echt null da drüber, nur das es nicht unbedingt nett ist :D. Der Dorfälteste ist wohl auch ums Leben gekommen, oder? Viellecht konnte er sich ja mit Mühe retten und trifft irgendwann wieder auf Zuris und erklärt ihm, was dieses Dings ist.

Ansonsten find ich Pedor richtig genial von Dir eingefügt. Ein Ex-Held, der schon viel getan hat, aber nun ein richtig fauler, gefräßiger Kerl ist, der (wenn es sowas gäbe) lieber den ganzen Tag vorm Fernseher sitzen würde und sich nebenbei Chips reinziehen tut :D, vor allem weil er vorher ein recht starker, mächtiger Held war und nun nen totalen Sinneswandel hat, gefällt er mir :A - und wo wir grad bei den Charakteren sind, was hälst Du davon, die Vergangenheit der Amazone ein bisschen näher zu beschreiben? So wie ich das verstanden hab, ist sie ja nur dort in der Gegend, weil dort nen Turnier ist (was für ein Turnier, afair hast Du darüber gar nichts erwähnt, nur dass es halt nen Turnier stattfindet, ansonsten nichts oder mir ist was entgangen).

Außerdem, wie Zuris entkommen ist, fand ich ein bisschen zu einfach, einmal ist da noch dieses Dings hinter ihm her und zweites wimmelt der Wald voller bösem Zeugs, wie man ja an der Amazone sehen konnte, selbst die hatte nen Kratzer abbekommen, also wie sollte son kleiner Schnodderkopp alleine durch den Wald kommen ^_^ - aber ansonsten ist die Geschichte richtig Klasse :A

RPG-Süchtling
15.02.2003, 05:18
@Mithradir Moon
Zunächst mal vielen Dank fürs lesen und dein Feedback :). Ich sehe zwar immer an den Views, dass ein paar Leute in meine Geschichte reingucken, aber ich weiß nicht wer und was er denkt. Naja, solange noch reingeschaut wird, poste ich weiter.

Zu den meisten deiner Kritikpunkte kann ich sagen: nur Geduld ;). Wenn am Schluss dieses Teils immer noch etwas unklar ist, können wir nochmal drüber reden.
Was das Turnier und den Dorfältesten angeht: Einwände notiert. Ich hätte vielleicht wirklich näher auf das Turnier eingehen können, wenn ich es schon erwähne. Das nächste Mal werde ich darauf achten.

Finde ich übrigens klasse, wenn die Leser sich ausmalen, wie es weitergehen könnte. Dann weiß ich, dass es die Phantasie anregt und darüber freue ich mich :).

*g* "Schnodderkopp" :D

Btw: zwei Teile der Story sind schon fertig. Ich poste sie nur so nach und nach, damit die Leute, die Interesse haben, nicht gleich von der Textfülle abgeschreckt werden und noch mitkommen...

So, weiter gehts...

RPG-Süchtling
15.02.2003, 05:21
Zuris stand vor dem Wirtshaus und starrte den Weg entlang, der sich nach etwa hundert Schritten im Wald verlor. Es kam näher. Er konnte es fühlen. Etwas Dunkles, Geheimnisvolles folgte seinen Spuren. Aber da war noch etwas Anderes, Vertrautes. Der junge Waldmagier konnte dieses Gefühl jedoch nicht einordnen. Vielleicht kann dieses Wesen falsche Gefühle vermitteln, um seine Opfer abzulenken, dachte er. Doch daran glaubte er nicht. Er wunderte sich sowieso, weshalb er die Präsenz dieses Wesens spüren konnte. Es war fast, als wenn er einen verborgenen Sinn entdeckt hatte, dessen er sich nicht bewusst war. Allerdings blieben ihm die Gefühle und Gedanken der Menschen um ihn verborgen. Es musste etwas mit diesem Wesen zu tun haben, das ihn verfolgte. Er schluckte. Dieser fremde Geist, der sich zu seinem mischte, vermittelte ihm das Gefühl, als wenn sich eine gierige Hand um seine Kehle legte.
Er atmete ein paarmal tief durch und schaute an sich herunter. Der Wirt hatte ihm ein paar Kleider gegeben, die einige seiner Gäste auf den Zimmern vergessen hatten. Er wischte eine Falte aus der viel zu großen Weste und wünschte sich seine Tracht zurück, obwohl er zuletzt darin gefroren hatte. Ursec unterhielt sich mit jemandem; der Magier vernahm ein paar Wortfetzen durch die offene Tür, die der auffrischende Wind leicht hin und her schaukeln ließ. Vereinzelt schwebten ein paar rotbraune Blütenblätter durch die Luft, die Zuris an sein Dorf erinnerten. Die Pflanzen, von denen die Blätter stammten, hatten dort nahezu jeden Hauseingang geschmückt. Wenn er sich jetzt daran zu erinnern versuchte, senkte sich jedesmal der Schatten schwerer Traurigkeit in sein Gemüt. Er spürte, wie eine Träne über seine Wange kullerte. Als er hörte, dass sich ihm jemand von hinten nährte, wischte er sich schnell über die Wange und vertrieb seine Gedanken. Fioxa stellte den Speer vor sich auf den Boden und musterte den Magier, der wie ein Häufchen Elend dastand.
„Ich werde diesem Wesen jetzt eine Falle stellen. Wirst du mir dabei helfen?“

Pedor hielt ein Auge auf den Petroleumspiegel der Laterne, während er durch die dunkle Höhle ging. Wenn der Brennstoff halb aufgebracht war, musste er wohl oder übel umkehren. Er fluchte, als er um die nächste Ecke bog und schon wieder in einer Sackgasse stand. Ruhig Blut, irgendwo muss es einen Ausgang geben, dachte er. Er kehrte um und nahm einen anderen Weg, der allerdings noch einsturzgefährdeter aussah als die anderen Gänge. Er bewegte sich vorsichtig und stakste durch das Geröll, immer darauf bedacht, die Finger von den uralten Abstützbalken zu lassen. Das war der letzte Gang, den er noch nicht erkundet hatte, und hier spürte er auch wieder den leichten Lufthauch, den er schon vermisst hatte. Es war so verdammt still hier, nicht einmal seine Schritte schienen ein Geräusch zu machen.
Es ging ohne Kurven längere Zeit geradeaus, bis Pedor schließlich stehen blieb und mit seiner Flucherei fast die Höhle zum Einsturz gebracht hätte. Da war sie wieder. Er hatte so gehofft, dass sich diese verdammte Barriere nur oberhalb des Erdbodens manifestierte, was sich jetzt als Irrtum herausstellte. Er hätte am liebsten irgend Etwas getreten, doch er konnte seine Wut noch gerade so im Zaum halten. Alles hier unten war sehr empfindlich, und die kleinste Gewalteinwirkung hätte alles zum Einsturz bringen können. Und in einer unbekannten Höhle lebendig begraben zu werden war wohl kaum ein passendes Ende für einen Helden wie ihn. Er atmete tief durch und lehnte sich mit dem Rücken gegen das unsichtbare Etwas. Er dachte nach. Es gab kein Entrinnen. Genau wie damals drohte sich seine Vision zu bewahrheiten. Damals konnte er dieses Wissen der möglichen Zukunft zu seinem Vorteil nutzen und den Golem besiegen. Aber diesmal? Trotzdem er sein Hirn zermarterte, fiel ihm keine Lösung ein. Gegen dieses Wesen schien kein Kraut gewachsen zu sein. Wenn doch bloß diese Kanone einsatzbereit wäre.
Plötzlich fiel ihm auf, dass der verdreckte Balken vor ihm grünlich leuchtete. Er drehte sich um und erblickte jenseits der Barriere etwas, das halb im Sand vergraben lag. Er sah sich um und fand einen Stock, der wohl lang genug war, um den Gegenstand zu erreichen. Er ging in die Hocke, fuhr damit durch die unsichtbare Wand und drückte das Objekt aus dem Sand. Pedor hatte schon oft Glück gehabt im Leben, aber das war direkt unverschämt. Nicht nur, dass seine Annahme korrekt war, dass die Barriere nur Lebewesen und keine tote Materie aufhielt. Außerdem lag vor ihm eine volle Kanonenzelle, die sogar noch funktionstüchtig schien. Der grünliche Schein verlieh seinen Augen etwas diabolisches. Vorsichtig drehte er den Stock und versuchte, die Munition mit dem Ende zu sich her zu schieben.
Während er gierig zusah, wie sich das pulsierende Objekt auf die Barriere zubewegte, spürte er auf einmal den Windhauch nicht mehr. Statt dessen hörte er ein leichtes Rumpeln aus der pechschwarzen Höhle kommen, das schnell lauter wurde. Pedor starrte entsetzt in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Das Poltern mischte sich mit seinem schneller werdenden Herzschlag. Die Zelle rutschte weg, weil ein paar Steine im Weg lagen. Der Krieger schob sie hastig beiseite. Die Erde begann zu vibrieren und ließ die Zelle langsam die leichte Neigung, die die Höhle an dieser Stelle aufwies, hinabgleiten, weg von der Barriere. Der Krieger fluchte und versuchte sie aufzuhalten, doch sie war bereits jenseits der Reichweite des Stockes gerutscht. Im nächsten Moment schoss Etwas aus der Höhle mit einer ungeheuren Geschwindigkeit auf ihn zu. Pedor war wie gelähmt und starrte mit offenem Mund ins Dunkle. Eine Sekunde später erschien es im Lichtschein der Laterne; ein Wesen, so breit und hoch wie die Höhle selber und mit mehreren kreischenden Mäulern bestückt, raste auf den Krieger zu. Der schloss die Augen und wartete auf das Ende. Statt dessen traf ihn etwas Kleines an der Brust und schleuderte ihn auf den Rücken. Es klirrte etwas. Die Schreie des Wesens schienen sein Trommelfell zerreißen zu wollen. Pedor öffnete die Augen. Er sah das Wesen, wie es sich in der Luft über ihm hin und her wand. Einige Münder versuchten, nach ihm zu schnappen. Er krallte sich mit den Händen in den Staub und schrie in Todesangst. Nach einigen Sekunden gab das Wesen auf und zog sich grollend zurück.
Eine Ewigkeit blieb das Sektenmitglied auf dem Rücken liegen, bevor es sich langsam erhob und nach der Munitionszelle griff, die unweit von ihm zum Liegen gekommen war. Er leuchtete damit in Richtung der Barriere. Der Stock hatte die Laterne zerschlagen. Aufgewirbelter Staub schwebte durch die Luft. Er setzte sich auf seine schweißnasse Haut und verschloss seine Nase, so dass er niesen musste. Er wandte sich um und machte sich auf den Weg zurück zum Wirtshaus, in der einen Hand die grünlich leuchtende Zelle, die andere zur Faust geballt Die Wut war wieder da, er spürte sie brennen in seinen Eingeweiden. Jetzt würde er es diesen verdammten Monstern heimzahlen, jedem einzelnen. Und mit dem Wesen aus seiner Vision würde er anfangen. Als er mit breiten Schritten dem Ausgang zustrebte, erschien hinter ihm in der Höhle eine bläulich leuchtende Gestalt, die kurz lächelte und wieder verschwand.

Bilder leuchteten vor ihren Augen auf und verschwanden gleich wieder. Bilder aus ihrem Leben, glaubte sie. Bilder von ihrem ersten Ausbildungstag. Die Heirat mit ihrem lieben Mann, Robert. Sein furchtbarer Tod. Bilder von Freud und Leid, die sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt hatten. Die Geburt ihres Sohnes. Seine ersten Schritte und seine ersten Worte. Sie lächelte. Einen Augenblick lang war sie glücklich, ihn wenigstens in ihrer Erinnerung wiedersehen zu können. Draußen wurden gerade Menschen abgeschlachtet, doch daran dachte sie jetzt nicht. Sie wusste nicht, wie lange sie nun schon eine Sklavin war. Ein Tag, oder doch ein Jahr? Doch Zeit existierte hier nicht. Die Ewigkeit war schließlich alles, was es hier gab, und die war noch lange nicht vorbei. Und in jeder Sekunde wuchs ihre Sehnsucht und ihre Verzweiflung.

RPG-Süchtling
17.02.2003, 03:42
Polternde fielen sechs schwarze Holzstöcke auf den Boden. Zuris kam ein paar Schritte näher, um sie sich genauer anzusehen. Drei Gesichter waren in den oberen Bereich eines jeden Stockes geschnitzt worden. Darunter konnte er das Symbol der Himmels-Magier erkennen, einer Gilde, die es schon lange nicht mehr gab. Er kniete sich hin und fasste mit einem ehrfürchtigen Gesichtsausdruck nach einem der kurzen Stöcke.
„Sind die etwa auch aus dem Kellerraum? Ich will gar nicht wissen, was Ursec´s Onkel dafür hat durchmachen müssen. Soweit ich weiß, sind alle magischen Gegenstände der Himmels-Magier vernichtet worden, nachdem sie ihre Macht missbraucht hatten.“ Er stand auf und reichte ihn der Amazone. „Aber warum sind das sechs? Ich dachte immer, die Rituale dieser Gilde wurden mit der Hilfe von Pentagrammen durchgeführt.“
„Der sechste ist ein Ersatzstock, falls man mal einen verlieren sollte.“
„Das is doch wohl ´n Witz?“
„Würde ich in unserer Situation Witze machen?“ fragte sie und lächelte verschmitzt.
Nett von ihr, mich aufheitern zu wollen, dachte Zuris und rang sich ein Lächeln ab. Fioxa hob die restlichen Stöcke auf und ging ein paar Schritte den Weg hinab. Der Magier musste schlucken. Zwar war es hier draußen kaum heller als im Wirtshaus, da sich der Himmel zugezogen hatte, doch das gräulich goldene Licht der untergehenden Sonne ließ sie Kriegerin wunderschön aussehen. Der Wind blies ihre blonden Haare wie einen Kranz um ihren Kopf und ihre Rüstung sah aus wie ein goldenes Kleid. Ihre Narben aus zahlreichen Kämpfen schienen in diesem Licht wie weggeblasen. Sie drehte sich um und lächelte ihn an. Mein Gott, sie sah aus wie ein Engel. Zuris schüttelte den Kopf und trottete der Kriegerin hinterher. Für einen kurzen Augenblick hatte er seinen Schmerz vergessen können, und dieser Moment war wunderschön gewesen.
„Also, die Sache läuft so: die Stöcke müssen in Form eines Pentagramms aufgestellt werden und zwar so, dass unser Gegner hineinläuft. Nach einem bestimmten Ritual wird ein Kraftfeld entstehen, das unseren Feind aufhält und ihn bewegungsunfähig macht. Und dann können wir ihn gefangennehmen oder wenn nötig töten.“
Zuris atmete noch einmal tief durch, bevor er antwortete:
„Das hört sich ja gar nicht mal schlecht an, aber woher sollen wir wissen, woher unser Gegner kommen wird? Und wofür ist jetzt der sechste Stock gut?“
„Wir müssen raten. Und wir müssen gut raten, denn je größer die Fläche ist, die das Pentagramm abdeckt, desto schwächer wird nachher das Kraftfeld. Den letzten Stock, der übrigens Ritualzepter heißt, brauchen wir für die Durchführung des Rituals.“
Fioxa zeigte dem Erdmagier einen Stock, der nur leicht anders aussah als die anderen. Im unteren Bereich konnte man ein zusätzliches Symbol erkennen. Der Erdmagier reckte den Hals, als wenn er nach irgendwas suchen würde.
„Lag da ´ne Gebrauchsanweisung bei, oder warum weißt du so gut Bescheid darüber?“
Fioxa lachte. „Das ist gar nicht mal so falsch. Ursec hat mir eine Ledertafel gezeigt, auf der Schriftzeichen eingeritzt sind. Sie lag den Stöcken bei und beschreibt das Ritual bis ins kleinste Detail. Ich kenne die uralte Sprache, in der sie geschrieben wurde, denn es ist die meiner Vorfahren.“
„Deine Vorfahren waren Himmels-Magier?“, fragte Zuris mehr als erstaunt. „Wie is das möglich??“
„Das halte ich für weniger wahrscheinlich, sie haben wohl nur unsere Sprache benutzt. Da sie dort, wo sie lebten, so gut wie unbekannt war, wollten sie vielleicht auf diese Weise ihre Magie vor Fremden schützen. Wer weiß? Ein glücklicher Zufall für uns. Wichtiger ist jetzt, dass wir diese Falle so schnell wie möglich aufbauen.“
Er nickte zustimmend. Er konnte spüren, dass die Zeit knapp wurde. Die Amazone setzte den ersten Stock auf den Boden und berührte ihn mit dem Ritualzepter. Sofort verschwand der Stock bis zur ersten Schnitzerei in der Erde. Ursec hatte für die zwei etwas Essen zusammengestellt und stellte es unweit von ihnen auf den Boden.
„Wird es funktionieren?“ fragte er aufgeregt.

Pedor trat gegen die Geheimtür, die quietschend aufsprang. Hustend und fluchend wischte er sich über die Kleidung. Für den Rückweg hatte er sehr lange gebraucht. Die Zelle war als Lichtquelle kaum zu gebrauchen, und daher hatte er sich ein paarmal verlaufen. Doch keine einzige Sekunde hatte er daran gezweifelt, diesem Labyrinth wieder zu entkommen. Ein paarmal schien es ihm, als wenn ihn jemand gefolgt wäre, doch wenn er sich umsah, konnte er nie jemanden erkennen. Wer sollte sich auch sonst dort unten herumtreiben, schließlich war diese Geheimtür im Keller des Wirtes der einzige Zugang. Er schaute sich um. Der Raum sah irgendwie verändert aus, es stimmte etwas mit den Farben nicht. Alles schien bläulich zu leuchten. Er rieb sich die Augen. Am Staub, der gräulich sein Gesicht bedeckte, konnte es kaum liegen. Er kümmerte sich nicht weiter darum und kniete sich zu der Kanone hin, als er etwas rauschen hörte. Er stand hastig auf und blickte sich um, konnte das Geräusch aber nicht lokalisieren. Auf einmal flimmerte die Luft vor seinen Augen. Im nächsten Moment war er nicht mehr alleine in dem Raum, eine bläulich leuchtende Gestalt schwebte vor ihm auf und nieder. Pedor zog einen Dolch und ging in Angriffsposition. Die Gestalt lächelte.
„Wer zum Teufel bist jetzt du?! Ich habe heute weiß Gott genug Überraschungen erlebt!“
Pedor wischte sich nervös ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.
„Mäßige deinen Ton, Pedor. Es ist mal wieder an der Zeit, uns zu unterhalten.“
„Was soll das heißen? Ich kenne dich nicht!“
„Ja ja, das sagst du jedes Mal.“, sprach das Wesen und schwebte langsam um den Krieger.
Der versuchte es mit seiner Waffe zu treffen, doch sie ging durch das Wesen wie durch Luft.
„Hahaha, streng dich nicht zu sehr an, du verschwendest nur deine Kraft!“
Wütend warf Pedor den Dolch nach der Gestalt. Er flog hindurch und zerschlug das Glas einer Vitrine auf der anderen Seite des Raumes. Das klirrende Geräusch auf den Boden fallender Scherben ertönte, gefolgt von einem schadenfrohen Lachen.
„Kämpfe mit mir wie ein Mann oder verschwinde! Ich habe jetzt keinen Nerv für was anderes!“, schrie das Sektenmitglied. Der Fremde setzte eine ernste Miene auf. Seine Stimme klang auf einmal unmenschlich dunkel.
„Halte dich zurück, du bist nicht in der Position, um Forderungen zu stellen! Lass es mich erklären: Erinnerst du dich noch, als du vor zwei Jahren durch das Gebiet Op´halec gezogen bist? Die verbotene Zone?“
Pedor´s schnelle Atmung beruhigte sich langsam wieder. Mit seiner Wut im Bauch hätte er alles kurz und klein schlagen können. Doch er hatte seinen Verstand noch nicht ganz verloren. Und ein tiefes, unbestimmtes Gefühl ließ bei ihm alle Alarmglocken läuten. Diese Wesen... traf er es wirklich zum ersten Mal..?
„Ja, ich weiß.“, antwortete er langsam, während seine Erinnerungen zurückkamen. „Ich war dort auf der Suche nach der Allwissenden Bibliothek. Aber es ist damals nichts passiert! Ich frage mich bis heute, warum sie die verbotene Zone genannt wird.“
Die Gestalt lächelte wieder bevor sie antwortete. Irgendwie schien Pedor die Temperatur im Raum ein paar Grad kälter geworden zu sein.
„O doch, es ist etwas passiert. Jeder, der diese Zone betritt, verliert auf ewig seine Freiheit. Und ich bin und war der neue Besitzer deines Willens. Darf ich mich vorstellen: mein Name ist Nykarrec.“
„Was soll das Ganze? Ich soll meine Freiheit verloren haben? Ha! Ich kann immer noch tun und lassen, was ich will!“
Mit diesen Worten kniete er sich wieder zu der Kanone hinunter und ignorierte die blaue Gestalt. Die hob ihren Unterarm und ballte die Faust. Langsam bewegte sie den Arm zur Seite. Der Krieger bekam einen überraschten Gesichtsausdruck, erhob sich und taumelte ein paar Schritte rückwärts. Er versucht mit aller Gewalt, sich gegen die unsichtbare Kraft zu wehren, die ihn gepackt hatte.
„DU gehörst mir, ist das klar! Ich habe dir immerhin schon einmal das Leben gerettet. Ohne meine Hilfe hättest du gegen den Golem niemals bestehen können. Also sperr die Lauscher auf und halt die Klappe!“
Pedor wandte sich hin und her, konnte der fremden Kraft aber nicht entfliehen.
„Du wirst die Amazone und diesen Zauberer unter einem Vorwand zur Allwissenden Bibliothek lotsen, hast du verstanden! Diese beiden scheinen lohnenswerte Exemplare zu sein...“
„Ich werde überhaupt nichts!“ keuchte der Kämpfer, „Du kannst vielleicht meinen Körper kontrollieren, aber meinen Geist wirst du niemals brechen!“
„Das brauche ich auch gar nicht. Ich werde diesen Befehl in dein Unterbewußtsein einpflanzen. Du wirst denken, es sei deine Idee. Ist das nicht genial?“
Die Gestalt lachte lauthals, bevor er den Arm nach außen riss. Pedor flog durch die Luft und der Länge nach auf den Boden. Mühsam rappelte er sich auf und fuhr sich mit dem Ärmel über die blutige Nase.
„Deine Tricks wirken bei mir nicht. Die Ausbildung bei der Sekte hat mich gegen Gedankenkontrolle immun gemacht. Ich bin auf alles vorbereitet.“
„Freut mich zu hören,“ grinste die bläulich leuchtende Erscheinung, „dann werden wir sicher noch eine Menge Spaß zusammen haben. Ach, übrigens: das ist bereits unsere drittes Treffen. Nimm´s nicht persönlich, aber mit deinem Training gegen Gedankenkontrolle kann´s nicht weit her sein.“
Pedor machte ein ungläubiges Gesicht. Noch bevor er etwas erwidern konnte, hob die Gestalt den Arm und sprach mir befehlender Stimme: „Du wirst jetzt alles vergessen, was in den letzten Minuten vorgefallen ist. Deinen Auftrag wirst du ausführen und dich unauffällig verhalten. Wir sehen uns sicher wieder. Auch wenn es auf die Dauer lästig ist, dir alles nochmal zu erzählen, freue ich mich jedes Mal über unsere Treffen.“
Die Gestalt lachte lauthals, flatterte kurz auf und verschwand. Die flackernden Kerzen in dem Kellerraum wurden wieder zur dominanten Lichtquelle. Das Sektenmitglied rührte sich einige Augenblicke nicht von der Stelle. Er hatte einen Gesichtsausdruck, als wenn ihm gerade ein wichtiger Gedanke entfallen wäre, der zum Greifen nah gewesen war. Er schüttelte den Kopf und machte sich wieder daran, die Kanone mit der Munition zu laden. Trotzdem hatte er das Gefühl, als wenn sich die Wut in ihm verlagert hätte. Er hatte jetzt auf etwas anderes einen unstillbaren Hass. Wenn er sich nur entsinnen könnte, auf was.

RPG-Süchtling
19.02.2003, 05:08
„So, dann wollen wir mal sehen, was passiert.“, sagte Fioxa, bevor sie den letzten Stab mit dem Zepter berührte. Er verschwand in der Erde, genau wie die anderen auch. Zuris murrte. Er hatte mehr erwartet. Doch plötzlich hörte er ein lautes Surren, und zwischen den Stäben, die durch das Gras gut verborgen waren, flimmerte es kurz auf. Neugierig ging er ein paar Schritte an die Anordnung heran. Die Amazone hatte die Stäbe in einem Pentagramm angeordnet. Es erstreckte sich lediglich über den Weg und vielleicht ein, zwei Meter darüber hinaus. So war zwar die Chance geringer, dass das Wesen hineinlief, allerdings war das Feld so viel stärker. Vielleicht konnte man es hinein locken.
Zum ersten Mal seit Langem fühlte Zuris ein leises Gefühl der Hoffnung. Es wurde aber fast sofort von der Beklemmung verscheucht, die die Nähe zu der Kreatur in seinem Herzen auslöste. Er blickte besorgt in die Richtung, aus der er das Gefühl empfing. Sie war bereits sehr nah. Doch er konnte sie nicht sehen. Er erschreckte sich furchtbar, als Ursec eine Hand auf seine Schulter legte und ihn aufforderte, mit ihm ins Haus zu gehen. Zuris nickte stumm. Er sorgte sich um die Kriegerin, die sich mit ernster Miene und dem Speer in ihrer starken Hand hinter einem Baum versteckte. Er hasste das Gefühl, beschützt zu werden, anstatt selbst schützen zu können. Nachdenklich betrachtete er seinen Zauberstab, bevor er dem Wirt in das Gasthaus folgte.

Es krachte laut, als Pedor den Kanonenrumpf aus der Verankerung riss. Holz splitterte und Metallstücke fielen auf den Boden. Er benutzte den wertvollen Zeremoniendolch für die Demontierung. Aber der Kämpfer dachte nicht darüber nach, er handelte wie in Trance. Er zog noch etwas an der Kanone, bis er sie endgültig aus dem Radgestell gelöst hatte. Dann wischte er sich mit der Hand über den schweißnassen Hals und hievte die verstümmelte Kanone auf seine Schulter. Sie bestand aus erstaunlich leichtem Material. Holz oder ähnlichem. Oder vielleicht erschien ihm die Last auch nur so. Pedor dachte nicht viel darüber nach, die Unruhe in seinem Inneren trieb ihn weiter.
Auf dem Weg zur Türe fiel sein Blick auf die zerstörte Vitrine. Wieso liegt einer meiner Dolche zwischen den Scherben, fragte er sich. Er konnte sich nicht erinnern, so sehr er seine Stirn auch in Falten legte. Aber da war etwas. Er versuchte, diesen Gedanken weiterzuverfolgen. Es lag ihm quasi auf der Zunge, aber er konnte den Gedanken nicht richtig greifen. Hastig stellte er die Kanone auf den Boden und schnappte sich den Dolch. Es war einer seiner Dolche, kein Zweifel. Und er war sich sicher, dass er sie alle am Körper trug. Nachdenklich drehte er ihn in seiner Hand. Er schüttelte den Kopf. Dieses Geheimnis musste warten. Er tastete seine Uniform ab, bis er die leere Stelle gefunden hatte und steckte den Dolch zurück. Dann betrat er mit der Kanone auf seiner Schulter die Treppe.

Ursec näherte sich dem Dachfenster. Von hier aus hatte er nach Feierabend oft die Landschaft betrachtet. Sicher, weit konnte er nicht sehen, die Bäume des Waldes waren einfach zu hoch. Allerdings konnte er von hier aus immer die Fackeln sehen, die die Sekte links und rechts der Straße entflammt hatte. Er beobachtete seine Gäste, wie sie mehr oder weniger schwankend nach Hause gingen. Dieses Bild hatte ihm so oft Frieden gegeben. Aber jetzt hatte er fast Angst, es zu öffnen. Was würde er wohl zu Gesicht bekommen? Was war das bloß für ein Ding, das da sein friedlichen Gasthaus heimsuchte? Er erinnerte sich an die furchtbaren Beschreibungen seiner beiden männlichen Gäste, und es lief ihm wieder ein eisiger Schauer über den Rücken. Im Stillen hegte er immer noch die Hoffnung, dass die Barriere dieses Wesen von ihnen fernhalten würde.
Er nahm seinen Mut zusammen und zog die Riegel des Fensterladens zurück. Mit einem Stoß schwangen die beiden Flügel auf und klapperten an die Hauswand. Frischer Wind strömte in das Zimmer. Ursec holte tief Luft. Zuerst konnte er kaum etwas erkennen, die Abenddämmerung hatte bereits eingesetzt. Einzelne Fackeln leuchteten neben dem Weg durch den schwarzen Wald. Offensichtlich gab es doch noch ein paar mutige Männer, die sich um diese Zeit auf die Straße wagten, um den Leuten den Heimweg zu erhellen. Zuris, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, stellte sich neben ihn. Ursec betrachtete den Magier. Er ertrug seinen Schmerz sehr tapfer, fand er. Es wunderte ihn, dass er noch nicht zusammengebrochen war, nach allem, was er hatte durchmachen müssen. Die Gesichtszüge des jungen Mannes verrieten, dass er genauso aufgeregt war wie er. Der Wirt richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Weg zum Gasthaus. Die Falle war nicht zu erkennen, jedenfalls nicht von hier oben. Von der Amazone war keine Spur zu sehen, obwohl er genau wusste, dass sie sich in der Nähe aufhielt.
„Es ist da.“, sagte Zuris in einem nüchternen Tonfall. Ursec starrte ihn an, dann den Weg.
„Wo denn? Ich kann nichts erkennen.“
Er kniff die Augen zusammen. Sollte das Wesen etwa einen anderen Weg genommen haben? Das wäre eine absolute Katastrophe.
„Ich kann es fühlen. Es ist sehr nah.“
„Was soll das heißen? Ist es etwa schon im Haus??“
Ursec wurde bewußt, dass er den letzten Satz fast geschrien hatte.
„Nein“, antwortete Zuris und streckte den Finger aus, „es kommt direkt auf uns zu.“
Der Gastwirt sah in die Richtung, in die Zuris´ Finger wies. Zuerst konnte er nichts erkennen. Doch dann löste sich eine Gestalt aus dem schwarzen Dickicht. Sie bewegte sich sehr langsam. Ein paarmal hatte er den Eindruck, als wenn sie wieder verschwinden würde, doch dann konnte er sie wieder sehen, wie sie den Weg entlang ging. Ursec´s Herz sackte ihm in die Hose. Noch nie war er einem dieser Monster so nahe gewesen. Er blickte zur Seite und konnte erkennen, dass auch Zuris langsam nervös wurde. Offensichtlich kehrten seine Erinnerungen wieder zurück. Das Wesen schlurfte um die letzte Biegung und hielt zielstrebig auf das Wirtshaus zu. Es hob leicht seinen Kopf und blickte zum Dachfenster. Ein panikartiges Gefühl durchfuhr Ursec. Er erinnerte sich an das Gespräch über dieses Wesen. Es konnte töten, ohne zu berühren. Auf einmal erklang ein schnarrendes Geräusch, das die Luft durchschnitt.
„Sofort auf den Boden!“
Zuris packte den erstarrten Wirt am Arm und zog ihn mit aller Kraft nach unten. Der fiel auf den Rücken und rührte sich nicht. Das Geräusch stoppte. Etwas Metallisches erschien im Fenster, fiel auf den Rahmen und landete mit der Spitze nach unten zwischen Ursec´s Beinen. Der hob zitternd den Kopf und musste sich sehr zusammennehmen, um nicht laut zu schreien. Der Magier kauerte neben ihm und hielt sich die Hände an den Kopf.

Dieses Geräusch machte Zuris wahnsinnig. Es verfolgte ihn in seinen Träumen, seinen Gedanken. Gesichter von Dorfbewohnern kreisten durch seinen Schädel als er die Augen zusammenkniff. Die Geister der Vergangenheit hatten ihn wieder. Das Blut, die vielen toten Körper. Er rannte damals weinend durch sein Dorf, rüttelte an den Leichen und hoffte, doch noch irgendwo ein Lebenszeichen zu finden. Er war kurz davor, seinen Leuten zu folgen, wo immer sie jetzt waren.
Doch dann kam es wieder. Das Monster stand mitten im Dorf, als er aus einem der Gebäude kam. Er blieb stehen und rührte sich nicht, es war ihm egal. Am Ende seiner Kräfte schloss er die Augen und wartete auf sein Ende. Doch nichts passierte. Das Wesen blickte nur in seine Richtung. Und dann lief er. Er rannte davon, weg von dem Grauen, so weit ihn seine Beine trugen. Er wusste nicht, wie lange er schon auf der Flucht war, als er Fioxa getroffen hatte, aber nie war er dankbarer gewesen als in dieser Situation. Er hätte keinen Tag länger mehr durchgehalten. Einmal war er vor Erschöpfung eingeschlafen. Als er die Augen wieder öffnete, stand dieses herzlose Geschöpf über ihm und starrte ihn mit seinen eiskalten Augen an. Dieses Bild wird er wohl niemals wieder vergessen können.
Er konnte es sehen, obwohl er nicht aus dem Fenster blickte. Er wusste genau, wo es gerade war. Er spürte es, als wenn er es berühren würde. Und er wollte es berühren. So sehr er dieses Wesen auch fürchtete, er spürte etwas Vertrautes, das sie verband. Etwas aus seiner Vergangenheit, aus seiner Kindheit, das er schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Zuris erhob sich.
„Bi - Bist du verrückt?? Bleib unten! Dieses Ding wird dich töten!“, stotterte Ursec.
Der Magier beobachtete das Wesen, wie es mit aller Kraft versuchte, durch das Kraftfeld zu kommen. Und es kam sogar vorwärts. Noch viel langsamer als vorher, aber unaufhaltsam. Es musste eine unglaubliche Kraft besitzen. Zuris betrachtete einen Baum neben dem Weg. Er hatte ihn sich gemerkt, um zu wissen, wo sich das Kraftfeld befand. Nach seiner Einschätzung hatte es das Wesen schon fast durchquert. Plötzlich sprang ein Schatten auf den Weg und führte eine schnelle Bewegung aus. Im nächsten Moment krümmte sich das Wesen. Sein Röcheln war bis zum Dachfenster zu hören. Er sah, wie der Speer aus seinem Rücken ragte und das Blut über seinen Körper floss.
„Nein!!“ schrie der Magier, bevor er sich vom Fensterbrett abstieß und auf die Treppe zurannte.

Pedor trat durch die Hintertür. Er wunderte sich, warum er noch niemanden getroffen hatte. Vielleicht hatten sie sich ja versteckt. Er zuckte mit den Schultern und ging um die Ecke. Mit dieser Strategie hatte er schon mehrmals Erfolg gehabt. Nach seiner Vision kam das Wesen durch die Vordertür. Er würde es kalt erwischen und ihm in den Rücken fallen. Das war vielleicht hinterhältig, aber ein Kämpfer, der überleben wollte, musste sich aller Tricks bedienen. Außerdem hatte er keine Lust, heute abend noch kalten Stahl zwischen seinen Rippen zu spüren. Als er auf einmal einen Schrei hörte, beschleunigte er seine Schritte.

RPG-Süchtling
20.02.2003, 02:32
Fioxa beobachtete das Monster, wie es sich hin und her wand. Sie war bereit, notfalls im Nahkampf mit ihm zu kämpfen, obwohl sie sich ziemlich sicher war, dass das nicht nötig werden würde. Es war schon stark angeschlagen. Die Amazone wunderte sich, dass es so einfach gewesen war, das Wesen zu verwunden. Nach den grauenhaften Geschichten, die sie über es gehört hatte, hatte sie sich das viel schwieriger vorgestellt. Sie spürte das Gefühl von Genugtuung in sich aufsteigen. Dieses Monster würde nie wieder ganze Dörfer auslöschen und Menschen ins Unglück stürzen.
Sie ging in Angriffsstellung, als das Wesen sich noch einmal aufbäumte. In diesem Moment hörte sie einen Aufschrei. War das nicht Zuris´ Stimme? Sollte etwa ein anderes Monster ins Haus eingedrungen sein? Ich kann ihm jetzt nicht helfen, dachte sie voller Sorge. Doch sie war für einen Augenblick abgelenkt. Diesen kleinen Moment der Unaufmerksamkeit nutze das Wesen, um mit einer letzten großen Kraftanstrengung den Bannkreis endgültig zu verlassen und der Amazone einen unglaublich harten Schlag gegen die linken Schulter zu verpassen. Sie schrie auf und taumelte rückwärts. Ein größerer Stein lag in ihrem Weg. Sie konnte nicht mehr ausweichen und fiel. Ihr Kopf schlug hart auf eine Wurzel auf, und es wurde ihr schwarz vor Augen.
In diesem Augenblick kam Zuris aus dem Haus gelaufen. Er bremste und kam zwei Meter vor dem Wesen zum Stehen. Plötzlich gewann seine Angst wieder die Oberhand, und er wich zurück. Das Wesen wollte ihn wohl angreifen, auf jeden Fall hob es seine Hände. Der Erdmagier erblickte aus den Augenwinkeln die Amazone, wie sie auf dem Boden lag und stöhnte. Er hob seine Hände schützend vor sich. Er schloss die Augen, doch nichts geschah, genau wie damals im Dorf. Langsam senkte er die Arme. Das Wesen stand mit offenen Armen vor ihm. Der Speerstiel ragte ihm aus dem Oberbauch und roter Lebenssaft färbte seine untere Körperhälfte. Zuris fühlte wieder dieses Gefühl der Verbundenheit, nicht einmal dieses grauenvoll groteske Bild konnte ihn abschrecken. Er streckte seine Hand aus und berührte die des Wesens. Eine eigenartige Kraft floss durch den Magier. Er schaute der Frau in die Augen. Ihre Augen sahen nun gar nicht mehr bedrohlich aus. Sie schienen jetzt lebendig zu glänzen, nicht so kalt wie damals. Zuris glaubte sogar, ein Lächeln in ihrem Gesicht zu erkennen. Ihm kamen die Tränen. Wieso musste es so enden?
„Jetzt bist du dran, Dämon!“, hörte der Magier eine Stimme aus der Dunkelheit und wandte den Kopf.
Pedor rückte die Kanone zurecht und fummelt an dem stumpfen Ende herum. Als er die Vertiefung gefunden hatte, fasste er mit der anderen Hand an den vorderen Teil der Waffe und zielte. Dieses Monster gehörte ihm. Er würde sich eine Trophäe mit nach Hause nehmen. Endlich mal wieder, nach der Trockenzeit. Außerdem würde er das Leben des jungen Magiers retten, wie ein wahrer Held. Er musste zugeben, dass ihm das Kämpfen gefehlt hatte. Er sog das berauschende Gefühl mit jedem Herzschlag in sich auf, lächelte und löste aus.
„Nein!!!“, schrie Zuris.
Als er einen grünlichen Lichtblitz sah, warf er sich, ohne groß nachzudenken, in die Flugbahn des Geschosses. Er sah noch, wie Pedor die Augen aufriss.
Dann webte ein goldener Schleier durch die Luft, fegte durch die Landschaft und verschwand wieder.
Der Magier sah sich um. Er hing in der Luft; neben ihm war das Wesen in die Knie gegangen. Der Kämpfer rührte sich nicht vom Fleck. Der Wind hatte aufgehört in den Blättern zu rauschen. Alles war wie eingefroren, nichts rührte sich mehr. Zuris blickte an sich herunter und dabei fiel sein Blick auf seinen Zauberstab. Die Augen des Totenschädels glänzten schwach golden. Das hatte der Magier zuvor noch nie erlebt. Er hatte den Stab genutzt, um den einen oder anderen elementaren Zauberspruch zu zaubern. Aber was geschah gerade? Hatte er das ausgelöst? Und wie konnte er es wieder rückgängig machen?
Erst jetzt bemerkte die grün leuchtende ovale Scheibe, die sich ganz langsam auf ihn zu bewegte. Sie kam aus der Richtung dieses Hitzkopfes Pedor, der immer noch mit weit aufgerissenen Augen an der Hausecke stand. Aber mittlerweile hatte er etwas den Mund geöffnet, soweit Zuris erkennen konnte. Er erblickte auch die Amazone, die mittlerweile wieder saß und sich den Kopf hielt. Offensichtlich war die Zeit nicht vollständig zum Stillstand gekommen.
Der Erdmagier bekam es mit der Angst zu tun, dieses Ding würde ihn ganz langsam durchschneiden und töten, er musste dabei zusehen und niemand konnte ihm helfen. Das wurde ihm jetzt klar. Er schrie und zappelte, aber alles, was er bewegen konnte, waren seine Arme und sein Kopf. Die Scheibe war nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt. Kurz entschlossen griff er danach, was hatte er zu verlieren? Seine Hand schloss sich um das Objekt und er erwartete einen furchtbaren Schmerz. Doch er fühlte nur eine leichte Wärme auf der Haut. Die hohlen Augen des Zauberstabes leuchteten jetzt viel stärker als vorher. Zuris versuchte, das Objekt zu bewegen. Und es bewegte sich tatsächlich, allerdings nur so schnell, wie es vorher geflogen war. Er überlegte eine Weile und lenkte es dann Richtung Himmel, dort konnte es niemanden verletzten. Die Scheibe bewegte sich selbständig weiter, nachdem er sie losgelassen hatte. Sie flog dem Himmel entgegen, als wenn sie sich zu den Sternen gesellen wollte, die bereits vereinzelt funkelten.
Zuris lächelte, doch dann zog er seine Stirn in Furchen. Wie sollte er sich nur aus seiner misslichen Lage befreien? Er hob den Stab, dessen Augenhöhlen jetzt wieder weniger stark leuchteten, vor seine Augen. Er erinnerte sich an das, was er einmal gelesen hatte. Nämlich, dass die Kraft zu zaubern aus dem Inneren eines Magiers komme und solche Gegenstände nur Hilfsmittel seien, um die Kraft zu konzentrieren. Hm, vielleicht ist die einfachste Lösung die beste, dachte Zuris, bevor er den Zauberstab fallenließ.

Sie war überglücklich. Sie hatte ihn endlich gefunden. Noch nicht einmal der Schmerz, der die Waffe verursachte, konnte dieses Gefühl der Glückseligkeit vertreiben. Der Dämon, der seit langem in ihr gewohnt hatte, war geschwächt. Sie fühlte, wie sie die Kontrolle über ihren Körper zurückgewann, wenn auch nur zum Teil. Die Berührung ihres geliebten Sohnes hatte ihr Kraft gegeben. Ihre Gedanken und Gefühle wurden nicht mehr brutal unterdrückt. Sie spürte, wie sich der Dämon ein letztes Mal aufbäumte. O nein, dachte sie, das werde ich nicht zulassen. Ich war dein letztes Opfer! Mit aller Kraft umarmte sie das schwarze Grauen, das sie die letzten Jahre versklavt hatte. Sie würde ihn mit in den Tod reißen und damit verhindern, dass noch jemand anderes ihre Höllenqualen durchleben müsste. So sehr sich der Dämon auch wehrte, sie ließ ihn nicht los, während sie spürte, dass sie fiel.

Pedor verstand die Welt nicht mehr. Zuerst warf sich dieser verrückte Magier vor sein Opfer, und dann hatte er noch nicht einmal getroffen. Der grüne Blitz verschwand mit einem Zischen in den Abendhimmel, als wenn er an Zuris abgeprallt wäre. War das Kriegsgerät der Arris etwa doch nicht so perfekt? Nachdenklich betrachtete er die Kanone, die vor ihm auf dem Boden lag. Seine Vision hatte sich nicht einmal im Entferntesten bewahrheitet. Lediglich die Kreatur war tatsächlich gekommen. Doch sie lief nicht mordend in der Gegend herum, sondern lag verletzt im Gras, umringt von Zuris, Ursec und Fioxa. Er meinte sogar, den jungen Zauberer schluchzen zu hören.
Pedor konnte das nicht nachvollziehen. Sie hatten ein bösartiges Monster zur Strecke gebracht. Es hatte viele Menschenleben auf dem Gewissen, wenn es überhaupt über ein Gewissen verfügte. Warum sollte man um so ein Wesen trauern oder es gar beschützen wollen? Er trat an die Gruppe heran. Für ihn gab es nur die Guten und die Bösen. Diese schwarz-weiße Einteilung der Welt half ihm oft, besser zu schlafen. Aber nun kamen ihm Zweifel.

Zuris kniete vor ihr und hielt ihre Hand. Tiefe Traurigkeit füllte sein Herz. Er hatte es doch gewusst. Er hatte es die ganze Zeit gewusst, tief in seinem Innern. Wieso hatte er nichts getan?
„Mutter...“, flüsterte er mit weinerlicher Stimme.
Das Gefühl der Vertrautheit war jetzt so stark, dass er sich fragte, wie er je etwas anderes hatte fühlen können. Der Dämon hatte ihm die ganze Zeit ein falsches Bild vermittelt, ihn getäuscht. Ihre schwarzen Augen starrten ins Leere. Sie lag so friedlich da. Alte Erinnerungen erwachten. Wie lange hatte er gebraucht, um ihren Tod zu akzeptieren. Selbst lange nach ihrem Verschwinden hatte er den Dorfältesten jeden Tag beschworen, wieder auf die Suche nach ihr zu gehen.
Nun war es soweit. Endlich konnte er einen Schlussstrich ziehen. So sehr er es bedauerte, sie gleich nach ihrem Wiedersehen wieder gehen lassen zu müssen, er konnte ihr wenigstens in der Stunde ihres Todes beistehen. Was hatte sie nur alles durchstehen müssen? So viele Jahre waren vergangen. Zuris versuchte, sich mit dem Gedanken zu trösten, dass der Tod eine Erlösung für sie sein musste. Doch es nutzte nichts, heiße Tränen flossen unaufhaltsam über sein Gesicht und er drückte ihre Hand an seine Wange. Ihre Berührung hatte ihm so oft Trost gespendet. Mit der freien Hand fuhr er über ihr Gesicht und schloss ihre Augenlider. Das waren nicht ihre Augen. Ihre Augen leuchteten grün. Und das war auch nicht mehr ihr Gesicht. Der Dämon hatte es verändert. Sogar der Körper sah anders aus.
Und doch hatte Zuris nur das Bild seiner Mutter vor Augen, wie sie friedlich einschlief. Auf einmal durchströmten ihn positive Gefühle, Gefühle der Freude und Freiheit. Doch sie kamen nicht von ihm. Er spürte eindeutig die Gefühle seiner Mutter. Nach einer Weile hörte er auf zu weinen, legte ihre Hand auf den Boden und beugte sich vor. Er fühlte, wie die fremden Empfindungen langsam aus seinem Bewusstsein verschwanden. Zuris hatte sich fast an sie gewöhnt und hatte nun Angst, sie missen zu müssen. Sein Blick fiel auf ihr Gesicht, als er ihr ein letztes Mal durch die Haare fuhr. Sie lächelte, ganz sanft. Der junge Magier tat es ihr gleich, bevor ihn ihre Gefühle endgültig verließen. Sie war von ihm gegangen, diesmal für immer.

„Und du bist sicher?“
„Ja, ich habe gerade nachgesehen. Die Barriere ist wieder passierbar.“
Fioxa schloss die Augen und ließ sich die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages aufs Gesicht scheinen.
„Wieso denn das auf einmal? Meinst du, dieser Dämon hat uns die ganze Zeit hier eingeschlossen?“, fragte Pedor, der auf einem Schemel vor der Treppe saß und sich die Augen rieb. Die Amazone wandte sich vom Fenster ab.
„Nenn sie nicht so, es handelte sich immerhin um Zuris´ Mutter...“
Fioxa drehte sich wieder um und betrachtete den jungen Magier, der vor dem Wirtshaus stand und sich nicht rührte.
„Seine besessene Mutter, meinst du wohl. Sie hatte verdammt viele Menschenleben ausgelöscht.“
„Scht!“ machte sie. Sie war besorgt, dass Zuris etwas von ihrem Gespräch mitbekam. „Wechseln wir das Thema.“
Pedor schien einverstanden, er nickte langsam.
„Was sollen wir jetzt machen? Sollen wir dem Übel die Wurzel ziehen?“
Die Amazone musterte das Sektenmitglied. Der Kampf der letzten Nacht schien ihm Freude gemacht zu haben. Doch sie teilte seinen Enthusiasmus nicht.
„Ich werde Zuris zu seinem Dorf begleiten. Er hat vor, seine Mutter und die anderen Dorfbewohner auf dem Friedhof beizusetzen.“ Sie senkte den Blick. Was für ein tapferer kleiner Kerl.
Der Kämpfer schien ihren Respekt zu teilen. Er schüttelte den Kopf.
„So jung sollte keiner so etwas durchmachen müssen. Obwohl, je früher man in dieser Welt emotional abgehärtet wird, desto besser.“
Zuerst wollte Fioxa ihm widersprechen. Doch so sehr es ihr widerstrebte, sie hatte ihm innerlich schon zugestimmt. Verdammt, wenn sie doch nur bemerkt hätte, was da vor sich ging. Nun fühlte sie sich wie eine Mörderin. Sie wusste, das dieses Gefühl falsch war und Zuris ihr ihre Tat bestimmt nicht vorwerfen würde, aber sie konnte es nicht abschütteln. Sie musste irgend etwas unternehmen. Pedor schien ihre Gedanken lesen zu können.
„Ich werde den jüngsten Ereignissen auf den Grund gehen. Und die Monsterhorden wieder in ihre Schranken verweisen. Als Mitglied der Klingensekte ist es meine Pflicht.“
Tz, seine Pflicht, dass ich nicht lache, dachte sie. Sein Ehrgefühl war doch genauso abgewetzt wie seine alte Uniform. Was führte er im Schilde.
„Was schaust du so? Ist es so unglaublich, dass ich den Menschen helfen will? Immerhin gibt es noch so etwas wie einen Ehrenkodex. Ich habe ihn in den letzten Jahren nur etwas... verstauben lassen.“
Er rieb sein Medaillon an seinem Ärmel. Fioxa ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Ihr alter Freund stand hinter dem Tresen und schaute in die Ferne. Er hatte seit dem Vorfall in der letzten Nacht wenig gesprochen. Was mochte wohl in ihm vorgehen?
„Wir sollten erst einmal die Allwissende Bibliothek aufsuchen. Dort können wir dann erfahren, was eigentlich vor sich geht.“
„Habe ich gesagt, dass ich mitgehe?“, fragte sie schneidend und wandte sich an Ursec. „Was wirst du tun, mein Freund?“
Langsam schien der Wirt wieder in die Realität zurückzufinden. Er blinzelte und schaute sie an.
„Oh, ich... habe gerade an etwas anderes gedacht.“ Er atmete durch und schaute sich in seiner Kneipe um. „Ich werde wohl hierbleiben. Ich kann dieses alte Gasthaus nicht einfach verlassen.“
Als er den besorgten Blick seiner Freundin bemerkte, lächelte er und sagte: „Keine Sorge. Die Barriere wird mich auch weiterhin beschützen. So schnell haut mich nichts um. Ich werde genau hier sein, wenn du mich wieder besuchen kommst.“
Fioxa versuchte, zurück zu lächeln, doch es fiel ihr schwer. Sie machte sich tatsächlich Sorgen. Immerhin konnte sich die Barriere wieder schließen oder ganz verschwinden. Aber der alte Knochen hatte sich schon immer alleine durchschlagen können. Sie hätte auch nie im Leben damit gerechnet, ihn in so schwierigen Zeiten in seinem Gasthaus wiederzusehen. Sie lächelte noch einmal, und diesmal wirkte es ehrlich. Sie blickte wieder aus dem Fenster und sah Zuris, wie er auf das Gasthaus zukam. Er wirkte entschlossen, doch Fioxa konnte sich das Chaos, das die letzten Tage in ihm angerichtet hatten, nicht im Entferntesten vorstellen. Sie sah zu Pedor und sagte:
„Lass uns gehen.“

Der alte Mann spürte in diesen Tagen jeden Knochen in seinem Körper. Bei jedem Schritt stütze er sich auf seinen Gehstock. Er kam nur langsam vorwärts. Zum Glück waren seit einigen Tagen die Angriffe durch wilde Tiere zurückgegangen. Er war auf dem Weg zu seinem Sohn im Nachbardorf. Durch einen milchigen Schleier konnte er die Hauptstraße erkennen, die von der Mittagshitze schimmernd vor ihm lag. Er jammerte und dachte an die Zeiten, als noch jeden Tag viele Händler über diesen Weg gefahren waren und den Wohlstand in die Dörfer gebracht hatten.
Hinter der nächsten Kurve erkannte er einen Karren, vor den zwei Pferde gespannt waren. Er rollte langsam über die staubige Straße. Der alte Mann kniff die Augen zusammen und erkannte drei Gestalten auf dem Bock sitzen. Ein schöne Amazone, die die Zügel in der Hand hielt, einen älteren Mann in einer alten Uniform und einen jungen Mann in unmöglichen Klamotten. Erfreut darüber, auf seinem Fußmarsch jemandem zu begegnen, hob er seinen Arm und winkte. Nur die Amazone schaute zu ihm herüber und hob kurz ihre Hand. Der Wagen rollte an ihm vorüber. Auf der Ladefläche erblickte er ein paar Fässer und eine menschliche Gestalt unter einem Leintuch. Diese Menschen hatten also auch einen geliebten Gefährten verloren, wie so viele andere auch. Er senkte seinen Arm und sprach ein stilles Gebet, bevor er den Stock in den heißen Sand rammte und sich wieder auf den Weg machte.

Ende erster Teil
Meinungen? Fragen? Kritik? Kommentare?
Ich hätte ganz gerne Feedback, damit ich weiß, was euch gefallen hat und was nicht und wo ich mich verbessern kann.

Mithrandir Moon
25.02.2003, 00:42
Nun nochmal mein Feedback :)

Also erstens, wieso taucht auf einmal dieses Viech auf, dass was von Pedor will, wieso kommt es gerade jetzt zu ihm, warum kommt es nicht in 3 Monaten. Ich denke Du weißt was ich meine, ich finde es ein wenig seltsam, wieso es gerade jetzt wieder was von Pedor will. Weiterhin, der Junge scheint ja ein magier zu sein, aber warum ist er dann so schwach? ich meine, er muss doch ein paar Zauber im Kopf haben :D

Was ich jetzt gut fand, dass war, dass die Frau, seine Mutter, ein Dämon ist, dass würde dann auch erklären, wieso 'der Dämon' noch niemanden getötet hatte, obwohl er wahrscheinlich schon hundert mal die Gelegenheit dazu hätte. Dann hast Du geschrieben, dass Zuris nenn Zauberstab hat, mit nem Totenschädel am Ende oder am Anfang. Also DAS finde ich ein bisschen gewagt :D - er hat grad miterlebt, wie ein Dings sein ganzes Dorfausgelöscht hat und überall Blut und Leichen, etc. rumlag. Und dann sonen feinen Stab mit nem Totenkopf dran? Find ich ein bisschen hart *g*.

Achja und wieso ist jetzt der Dämon durch die Barriere gekommen? Ich dachte, der wäre so stark, dass niemand da durch kommt. Selbst die Amazone hatte doch noch Glück, dass sie durch sonen letzten Spalt gekommen ist... und wenn das MOnster so stark gewesen wäre, die barriere zu durchdringen, warum sollte es nicht auch das Himmels-Magier Schild durchbrechen? bzw. wieso konnte dann Zuris Mutter das Monster einfach so 'zurückschlagen' ?

*arg* Und wieso ist auf einmal die Barriere wieder passierbar? hehe ich verstehs nicht, wenn das Monster soviel macht gehabt hatte, dann wäre es doch irgendwie nicht so leicht tot gegangen :). Und das seine mutter nun doch stirbt... ist traurig. *träne wegwisch* der arme Zuris...

Aber ich hab noch ne Frage, wenn da so viele Monster rumlaufen, warum schicken die Menschen da keine Armee hin, die alles killt? Ich meine, es muss doch sowas wie nen König geben, der da ne Armee zur Sicherung hinschicken kann. Wo kommen wir denn da sonst hin *g*.

Aber ansonsten... Daumen hoch :A :A :A - ich freue mich auf den zweiten Teil, wo vielleicht ein paar Dinge geklärt werden!

Schöne Grüße

RPG-Süchtling
25.02.2003, 07:45
Thanks 4 Feedback @Moon
Hm. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass sich mal jemand meldet. Aber du hast mich eines besseren belehrt. :)
Aber warum sagen die anderen nichts? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du der einzige bist, dem die Geschichte irgend etwas sagt/bringt was auch immer.
Ich meine nur, wenn ich kein Feedback erhalte, hab ich auch keinen Grund, hier weiter die Story zu posten. Ich denke, das ist verständlich.

So, mal drüber hermachen ;).


Original geschrieben von Mithrandir Moon
Also erstens, wieso taucht auf einmal dieses Viech auf, dass was von Pedor will, wieso kommt es gerade jetzt zu ihm, warum kommt es nicht in 3 Monaten. Ich denke Du weißt was ich meine, ich finde es ein wenig seltsam, wieso es gerade jetzt wieder was von Pedor will.
Ich hoffte, das würde klar sein. Pedor hat erst jetzt Zuris und Fioxa getroffen. Und das Wesen will, dass er die beiden in die Verbotene Zone lockt. Wenn es noch wartet, gehen ihre Wege womöglich wieder auseinander. Also entweder zu diesem Zeitpunkt oder nie.


Weiterhin, der Junge scheint ja ein magier zu sein, aber warum ist er dann so schwach? ich meine, er muss doch ein paar Zauber im Kopf haben :D
Naja, auch wenn ich vorgreife: Er ist noch sehr jung. Seine Ausbildung wurde unterbrochen, als seine Mutter verschwand. Er hat kaum Erfahrung.


Was ich jetzt gut fand, dass war, dass die Frau, seine Mutter, ein Dämon ist, dass würde dann auch erklären, wieso 'der Dämon' noch niemanden getötet hatte, obwohl er wahrscheinlich schon hundert mal die Gelegenheit dazu hätte. Dann hast Du geschrieben, dass Zuris nenn Zauberstab hat, mit nem Totenschädel am Ende oder am Anfang. Also DAS finde ich ein bisschen gewagt :D - er hat grad miterlebt, wie ein Dings sein ganzes Dorfausgelöscht hat und überall Blut und Leichen, etc. rumlag. Und dann sonen feinen Stab mit nem Totenkopf dran? Find ich ein bisschen hart *g*.
Dieser Zauberstab ist das einzige, was ihm von seiner Mutter geblieben war. Auch wenn das DIng noch so morbide und hässlich ist, für Zuris ist es ein Erinnerungsstück an seine Mutter. Er scheint damit nicht so viel Probleme zu haben wie du ;).


Achja und wieso ist jetzt der Dämon durch die Barriere gekommen? Ich dachte, der wäre so stark, dass niemand da durch kommt. Selbst die Amazone hatte doch noch Glück, dass sie durch sonen letzten Spalt gekommen ist... und wenn das MOnster so stark gewesen wäre, die barriere zu durchdringen, warum sollte es nicht auch das Himmels-Magier Schild durchbrechen? bzw. wieso konnte dann Fioxa das Monster einfach so 'zurückschlagen'?
Nun ja: Die Frage ist, ob die Barriere das Wesen als Feind "erkennt". Menschen eines Dorfes sollten ungehindert passieren können, während z.B. wilde Tiere aufgehalten werden sollen. War wohl nicht eingeplant, dass ein Dämon sich des Körpers eines Menschen bedient...
Warum es so schwach war: Nun, es war so verwundbar wie ein Mensch nunmal ist. Ist vielleicht keine befiriedigende Antwort, aber bisher hatte sie keine Verletzung erlitten, die nicht heilbar gewesen wäre. Entweder sind die Menschen geflohen oder gestorben.


*arg* Und wieso ist auf einmal die Barriere wieder passierbar?
Hehe, keine Ahnung :). Und ich glaube nicht, dass da jemand hinterkommt...


Aber ich hab noch ne Frage, wenn da so viele Monster rumlaufen, warum schicken die Menschen da keine Armee hin, die alles killt? Ich meine, es muss doch sowas wie nen König geben, der da ne Armee zur Sicherung hinschicken kann. Wo kommen wir denn da sonst hin *g*.
Wohin denn? Die Ursache bzw. Herkunft der Wesen ist unbekannt. Tiere werden agressiv und überall erscheinen Monster...

So. Wars das schon ;)?

Ich werde den zweiten Teil erst später posten, wenn ich den dritten Teil fertighabe. Kann noch ein bisschen dauern, also bitte nicht enttäuscht sein.

Mithrandir Moon
26.02.2003, 00:55
@Warum die Leute nichts posten

Also vielleicht posten sie einfach keine Antwort, weil ihnen außer ein 'Super :A :A :A toll gemacht, weiter so' nichts einfällt und ich persönlich fände eine solche Antwort auch eher schade...

Naja, keine Ahnung, vielleicht haben die einfach keine Lust *schulterzuck*

:\ Warum willst Du so lange mit dem posten warten?

@Predors Viech

Naja, bin mal gespannt wie Dus hindrehst :)

RPG-Süchtling
27.02.2003, 02:57
Original geschrieben von Mithrandir Moon
Also vielleicht posten sie einfach keine Antwort, weil ihnen außer ein 'Super :A :A :A toll gemacht, weiter so' nichts einfällt und ich persönlich fände eine solche Antwort auch eher schade...
Na, ich auch. Aber mir reicht auch schon ein "Hallo. Ich lese die Geschichte auch". Will nicht mal wissen warum. Dass sie gefällt, wenn derjenige weiterliest, davon kann ich wohl ausgehen.

:\ Warum willst Du so lange mit dem posten warten?

Die Sache ist die: Ich komme nur selten zum Schreiben. Und dann muss ich auch noch das Glück haben, dass ich in der richtigen Stimmung bin. Sprich meine Geschichte kommt nur schleppend daher. Da die Story am Ende von Teil 1 eine Art Bruch hat, ist diese Stelle besser zum warten geeignet, als wenn der Leser dann mitten in der Geschichte ewig auf ne Fortsetzung warten müsste.
Das war IMO ;).

Rydia
27.02.2003, 06:50
Gut,wenn das so ist...

"Hallo.Ich lese die Geschichte auch."(...und werd sie auch weiterlesen)

Sorry,aber ich finde es wirklich schwer,konstruktives Feedback zu geben,vor allem wenn es sich um eine Originalstory handelt.Ich hoffe es reicht wenn ich jetzt sage dass ich die Story bis jetzt nicht übermäßig originell aber trotzdem klasse finde :p .

Galadriel
27.02.2003, 21:04
Original geschrieben von RPG-Süchtling
Na, ich auch. Aber mir reicht auch schon ein "Hallo. Ich lese die Geschichte auch". Will nicht mal wissen warum. Dass sie gefällt, wenn derjenige weiterliest, davon kann ich wohl ausgehen.

Na gut, ich habe noch nicht viel von der story gelesen (hab leider keine zeit... :\ ), aber was ich bis jetzt davon gesehen habe, gefällt mir! ich finde auch nicht, dass es ein kritikpunkt ist, dass du keinen prolog hast -das kann man durchaus als stilmittel in den raum stellen ;) .

außerdem: danke. ich hadere schon seit ewigen zeiten mit mir selbst, weil ich schon so lange keine geschichten mehr geschrieben habe (früher habe ich das andauernd gemacht...). deine story hat mich jetzt wieder motiviert (hoffentlich nicht ZU kurzfristig!).

Alexiel
27.02.2003, 21:43
Obwohl ich dir versprochen hab, mich zu beeilen hab ich erst die ersten 4 Seiten gelesen, aber bisher gefällts mir sehr gut. Ich hoffe ich komm am Wochenende zu mehr, bis dahin
MACH WEITER SO!!!!

RPG-Süchtling
28.02.2003, 07:46
Jupp Leute.

Schön, von eurem Interesse zu wissen :).
Und @Gala: Finde ich klasse, dass dich meine Story so beeinflusst. Das nehm ich als Kompliment.

...so, was mach ich jetzt? Will euch ja nicht verlieren, weil ich erstmal nichts mehr poste.
Ich werde mal warten, bis die anderen aufgeholt haben.
Wenn ihr mir dann Bescheid sagt, werde ich weiterposten. Allerdings wohl nicht so regelmäßig wie bisher.

Mithrandir Moon
01.03.2003, 00:57
Naja... ich verweise auch mal auf die Neverending Story. Sollte ja nicht so schwer sein mal nen kurzen Post ab zu geben :rolleyes: - dann haben wir von Dir auch was, ohne das es mit Hopeless World zu tun hat. So könntest Du die Wartezeiten ein bisschen überbrücken :D

RPG-Süchtling
01.03.2003, 03:37
Original geschrieben von Mithrandir Moon
Naja... ich verweise auch mal auf die Neverending Story. Sollte ja nicht so schwer sein mal nen kurzen Post ab zu geben :rolleyes: - dann haben wir von Dir auch was, ohne das es mit Hopeless World zu tun hat. So könntest Du die Wartezeiten ein bisschen überbrücken :D
:) Tut mir leid, aber mein Herz gehört einer anderen endlosen Geschichte... ;) Wenn du also was anderes von mir lesen willst, kannst du dort mal reinschauen.

Galadriel
01.03.2003, 05:14
da bin ich ja praktisch gezwungen, dich mal zu zitieren:


Original geschrieben von RPG-Süchtling
:) Tut mir leid, aber mein Herz gehört einer anderen endlosen Geschichte... ;) Wenn du also was anderes von mir lesen willst, kannst du dort mal reinschauen.

:D
wie wär's mal wieder mit nem beitrag von dir? (und das sage gerade ICH?? §doof)


Original geschrieben von RPG-Süchtling
Und @Gala: Finde ich klasse, dass dich meine Story so beeinflusst. Das nehm ich als Kompliment.

jöp, kannst du ruhig machen. ich schreib jetzt erstmal an meiner eigenen story, danach lese ich deine weiter! (tut mir leid, aber ich muss prioritäten setzen, sonst vergesse ich wieder, was ich schreiben wollte... :rolleyes: !)

Galadriel
11.03.2003, 20:39
ich hab mir jetzt die ersten 16 seiten der story durchgelesen. dein stil ist gut, die story ist spannend. die einzige kritik: du schreibst oft -nicht immer- die höflichkeitsform (Sie, Euch, etc.) klein (dazu neigen leider auch viele andere schreiber, von denen ich bisher etwas lesen durfte....)! ich will ja nicht pingelig sein, aber dadurch verlangst du dem leser ein bisschen zuviel aufmerksamkeit ab. wenn man nicht wirklich hart mitdenkt, weiß man manchmal nicht, ob mehrere oder eine person angesprochen sind.
das ist -wie gesagt- nicht nur eine kritik an dir (weil du immerhin nicht ständig den gleichen fehler machst), sondern eine sehr allgemeine. :rolleyes:

Marc
07.04.2003, 10:05
Wenn du deine Geschichte in eine Text Datei packst oder WOrd oder so und dann zum DL anbietest, lese ich sie gerne, aber ich habe keine Lust mir alles im INternet durchzulesen. ;)
Gruß.

Bekay
07.04.2003, 10:22
Original geschrieben von Marc
Wenn du deine Geschichte in eine Text Datei packst oder WOrd oder so und dann zum DL anbietest, lese ich sie gerne, aber ich habe keine Lust mir alles im INternet durchzulesen. ;)
Gruß.

da hat er recht ... schade, dass das so wenig machen ... ich will deine jetzt schon umfangreiche Story weder online lesen, noch die ganzen Texte aus dem Forum kopieren (macht auch Arbeit), aber lesen würde ich sie gerne trotzdem! Und wie schon gesagt, machen das nicht gerade viele hier im Forum, ich glaub fast, ich bin der einzige, der ständig eine Word-Datei zum Offlinelesen/Ausdrucken zur Verfügung stellt :(

RPG-Süchtling
07.04.2003, 21:24
Original geschrieben von Bekay
da hat er recht ... schade, dass das so wenig machen ... ich will deine jetzt schon umfangreiche Story weder online lesen, noch die ganzen Texte aus dem Forum kopieren (macht auch Arbeit), aber lesen würde ich sie gerne trotzdem! Und wie schon gesagt, machen das nicht gerade viele hier im Forum, ich glaub fast, ich bin der einzige, der ständig eine Word-Datei zum Offlinelesen/Ausdrucken zur Verfügung stellt :(
Dazu kann ich nur sagen: Ist das erste Mal, dass mich jemand um sowas gebeten hat. Das Problem ist eben, dass ich kein Webspace habe. Aber ich werde mal jemanden bitten, zumindest den ersten Teil für mich hochzustellen. Ich editiere den Link dann hier rein.
Stay tuned.

@Marc
Liegt das jetzt an meinem Browser oder ist da wirklich nichts als Chaos in deiner Sig? :)

Mithrandir Moon
08.04.2003, 00:33
Original geschrieben von RPG-Süchtling
Dazu kann ich nur sagen: Ist das erste Mal, dass mich jemand um sowas gebeten hat. Das Problem ist eben, dass ich kein Webspace habe. Aber ich werde mal jemanden bitten, zumindest den ersten Teil für mich hochzustellen. Ich editiere den Link dann hier rein.
Stay tuned.


GIB GIB GIB!!! http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_010.gif Ich habs doch schon 10k mal gepostet, das ich für euch die Sachen online stellen kann, einfach mail mit Dings an mithrandir@moon.li ;).

RPG-Süchtling
08.04.2003, 00:50
Original geschrieben von Mithrandir Moon
GIB GIB GIB!!! http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_010.gif Ich habs doch schon 10k mal gepostet, das ich für euch die Sachen online stellen kann, einfach mail mit Dings an mithrandir@moon.li ;).
Ich habe jetzt Rick schon zugesagt, dass er die Story hochstellt, Moon.
Aber danke für das Angebot anyway :)

EDIT: Danke, Rick :A

Rick Jones
08.04.2003, 01:12
bittschön...

Deine Story ^_- (http://www.nord-com.net/c.schulze/hw.zip)