wequila
29.06.2004, 12:32
Dr. Mugul hatte seinen Körper vor einem Konferenztisch aufgebaut, an dem lauter anonyme Machthaber im Schatten saßen. Ohne Umschweife begann er ihnen die Grundlagen seines perfiden Plans auseinanderzusetzen.
„Bei dem Prozess der Kompromissfindung, vielmehr beim konkreten Eintreten des Ergebnisses, bei der Formulierung des Konsens’, werden bestimmte Nervenenden in unserem Gehirn stimuliert. Diese stimulierten Nervenenden sondern daraufhin eine Flüssigkeit ab, die über das Lymphsystem in die Tränendrüsen wandert, um dort als Freudentränen aus dem Organismus auszutreten. Experimente mit Mäusen haben ergeben, dass dieser Vorgang in der Theorie auch rückwärts ablaufen kann: Die Freudentränenflüssigkeit, die ja ursprünglich von den durch die Formulierung eines Konsens’ stimulierten Nervenenden abgesondert wurde, vermag entgegengesetzt – auch in einem völlig fremden Hirnkomplex – die Kompromissfindung zu erwirken. Ich betone bewusst den theoretischen Aspekt dieser meiner bisherigen Erörterungen; denn weitere Experimente mit Mäusen ließen uns zu der Erkenntnis gelangen, dass die besagte Flüssigkeit, die wir während unserer Forschungen „Konsens-Flüssigkeit“ zu nennen uns gewöhnt hatten – dass diese Flüssigkeit nur innerhalb des Ursprungsorganismus ihre stimulierende Wirkung behält. Beim Austreten durch die Tränendrüsen verliert sie diese. An diesem Punkt unserer Forschungen wähnten wir uns bereits in einer Sackgasse. Doch durch einen Zufall, dessen weitreichende Signifikanz damals noch keiner von uns zu deuten wusste, den zu reflektieren ich an dieser Stelle aber verzichten will, fanden wir heraus, dass bestimmte Enzyme in der Kuhmilch die Konsens-Flüssigkeit reaktivieren. Rechenschaft vermochten wir uns über diesen Sachverhalt bisher noch nicht abzulegen, die Hintergründe dieses doch sehr fadenscheinigen Zusammenhangs entziehen sich bislang unserem Verständnis. Wie dem auch sei, mit der Erkenntnis über diese Möglichkeit der Reaktivierung der Flüssigkeit war der bedeutendste Schritt getan: die weitere Entwicklung des Verfahrens zur Gewinnung Konsens-Flüssigkeit somit nur noch Formsache.
Das Verfahren sieht Folgendes vor: Ein Individuum wird gemeinsam mit anderen Individuen einer Streitfrage ausgesetzt. Diese sollte jedoch auf keinem ungelösten Rätsel der Menschheit sich begründen, sondern vielmehr so formuliert werden, dass ihre Bewältigung durch die Versuchspersonen vorausgesetzt werden kann. Ein Team von Experten wird abgestellt, um den Verlauf der Streitfragendebatte zu verfolgen. Nach eigenem Ermessen, fußend auf ihrer psychologischen Geschultheit, filtern die Experten den Zeitpunkt kurz vor dem Erreichen eines Kompromisses heraus und lassen der Versuchsperson (und allen anderen Diskussionspartnern, um kein Misstrauen aufkommen zu lassen) Kuhmilch servieren. Sobald die Milch von der Versuchsperson getrunken worden ist (notfalls nach expliziter Veranlassung durch das psychologisch geschulte Dienstpersonal), geht das Verfahren in seine heiße Phase. Abgepasst werden muss die knapp bemessene Zeitspanne zwischen der Formulierung des Konsens’ und dem Austreten der Freudentränen aus der Versuchsperson. Lässt man diesen Augenblick ungenützt verstreichen, treten die ersten Tränen aus, bevor man den entscheidenden Schritt unternommen hat, so ist das Verfahren für gescheitert zu erklären. Der entscheidende Schritt sieht wie folgt aus: In eben jenem mit äußerstem psychologischen Fingerspitzengefühl abzupassendem Moment des Beinaheaustretens der Freudentränen muss ein lustiger Clown die Diskussionsrunde stürmen. Im Idealfall – und der ist es, den wir anstreben, alles andere würde Scheitern bedeuten – im Idealfall explodiert nun die Versuchsperson, als Reaktion auf das plötzliche Erscheinen eines lustigen Clowns, vor Lachen, und Milch schießt aus ihrer Nase, Milch, angereichert mit der wertvollen Konsensflüssigkeit. Der athletisch geschult zu seiende, lustige Clown schnellt nun hervor und versucht, soviel Milch wie möglich aus der Nase der Versuchsperson in diesen eigens für diesen Zweck hergestellten Becher“, Doktor Mugul hielt einen Becher hoch, „schießen zu lassen. Sind all diese Schritte unternommen, ist das Verfahren erfolgreich angewandt worden, werden die Versuchsobjekte beseitigt, und die Milch geht ins Labor, wo sie weiter untersucht werden wird, um uns letztendlich eine Möglichkeit zur synthetischen Herstellung zu erschließen. Ist dieses erreicht, werden wir mit diesem todsicheren Mittel zur Erwirkung eines Konsens’ in ausnahmslos jeder Streitfrage als ‚Konsensmilch’ den weltweiten Markt dominieren. Muahahaha!“ Doch bevor Doktor Muguls Lachen in die Dimensionen eines Erzbösewichts aus dem Marvel-Universum sich aufschwingen konnte, wurde er von einem Archaeopterix entführt.
„Bei dem Prozess der Kompromissfindung, vielmehr beim konkreten Eintreten des Ergebnisses, bei der Formulierung des Konsens’, werden bestimmte Nervenenden in unserem Gehirn stimuliert. Diese stimulierten Nervenenden sondern daraufhin eine Flüssigkeit ab, die über das Lymphsystem in die Tränendrüsen wandert, um dort als Freudentränen aus dem Organismus auszutreten. Experimente mit Mäusen haben ergeben, dass dieser Vorgang in der Theorie auch rückwärts ablaufen kann: Die Freudentränenflüssigkeit, die ja ursprünglich von den durch die Formulierung eines Konsens’ stimulierten Nervenenden abgesondert wurde, vermag entgegengesetzt – auch in einem völlig fremden Hirnkomplex – die Kompromissfindung zu erwirken. Ich betone bewusst den theoretischen Aspekt dieser meiner bisherigen Erörterungen; denn weitere Experimente mit Mäusen ließen uns zu der Erkenntnis gelangen, dass die besagte Flüssigkeit, die wir während unserer Forschungen „Konsens-Flüssigkeit“ zu nennen uns gewöhnt hatten – dass diese Flüssigkeit nur innerhalb des Ursprungsorganismus ihre stimulierende Wirkung behält. Beim Austreten durch die Tränendrüsen verliert sie diese. An diesem Punkt unserer Forschungen wähnten wir uns bereits in einer Sackgasse. Doch durch einen Zufall, dessen weitreichende Signifikanz damals noch keiner von uns zu deuten wusste, den zu reflektieren ich an dieser Stelle aber verzichten will, fanden wir heraus, dass bestimmte Enzyme in der Kuhmilch die Konsens-Flüssigkeit reaktivieren. Rechenschaft vermochten wir uns über diesen Sachverhalt bisher noch nicht abzulegen, die Hintergründe dieses doch sehr fadenscheinigen Zusammenhangs entziehen sich bislang unserem Verständnis. Wie dem auch sei, mit der Erkenntnis über diese Möglichkeit der Reaktivierung der Flüssigkeit war der bedeutendste Schritt getan: die weitere Entwicklung des Verfahrens zur Gewinnung Konsens-Flüssigkeit somit nur noch Formsache.
Das Verfahren sieht Folgendes vor: Ein Individuum wird gemeinsam mit anderen Individuen einer Streitfrage ausgesetzt. Diese sollte jedoch auf keinem ungelösten Rätsel der Menschheit sich begründen, sondern vielmehr so formuliert werden, dass ihre Bewältigung durch die Versuchspersonen vorausgesetzt werden kann. Ein Team von Experten wird abgestellt, um den Verlauf der Streitfragendebatte zu verfolgen. Nach eigenem Ermessen, fußend auf ihrer psychologischen Geschultheit, filtern die Experten den Zeitpunkt kurz vor dem Erreichen eines Kompromisses heraus und lassen der Versuchsperson (und allen anderen Diskussionspartnern, um kein Misstrauen aufkommen zu lassen) Kuhmilch servieren. Sobald die Milch von der Versuchsperson getrunken worden ist (notfalls nach expliziter Veranlassung durch das psychologisch geschulte Dienstpersonal), geht das Verfahren in seine heiße Phase. Abgepasst werden muss die knapp bemessene Zeitspanne zwischen der Formulierung des Konsens’ und dem Austreten der Freudentränen aus der Versuchsperson. Lässt man diesen Augenblick ungenützt verstreichen, treten die ersten Tränen aus, bevor man den entscheidenden Schritt unternommen hat, so ist das Verfahren für gescheitert zu erklären. Der entscheidende Schritt sieht wie folgt aus: In eben jenem mit äußerstem psychologischen Fingerspitzengefühl abzupassendem Moment des Beinaheaustretens der Freudentränen muss ein lustiger Clown die Diskussionsrunde stürmen. Im Idealfall – und der ist es, den wir anstreben, alles andere würde Scheitern bedeuten – im Idealfall explodiert nun die Versuchsperson, als Reaktion auf das plötzliche Erscheinen eines lustigen Clowns, vor Lachen, und Milch schießt aus ihrer Nase, Milch, angereichert mit der wertvollen Konsensflüssigkeit. Der athletisch geschult zu seiende, lustige Clown schnellt nun hervor und versucht, soviel Milch wie möglich aus der Nase der Versuchsperson in diesen eigens für diesen Zweck hergestellten Becher“, Doktor Mugul hielt einen Becher hoch, „schießen zu lassen. Sind all diese Schritte unternommen, ist das Verfahren erfolgreich angewandt worden, werden die Versuchsobjekte beseitigt, und die Milch geht ins Labor, wo sie weiter untersucht werden wird, um uns letztendlich eine Möglichkeit zur synthetischen Herstellung zu erschließen. Ist dieses erreicht, werden wir mit diesem todsicheren Mittel zur Erwirkung eines Konsens’ in ausnahmslos jeder Streitfrage als ‚Konsensmilch’ den weltweiten Markt dominieren. Muahahaha!“ Doch bevor Doktor Muguls Lachen in die Dimensionen eines Erzbösewichts aus dem Marvel-Universum sich aufschwingen konnte, wurde er von einem Archaeopterix entführt.