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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wer die Wahl hat...



Waya Yoshitaka
21.06.2004, 13:21
In der SZ fand sich heute folgender Artikel:
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Macchiato, Misto, Mocha
Amerikaner haben die Wahl zwischen 19 000 Kaffeekombinationen
Von unserer Korrespondentin Rita Neubauer, Palo Alto

Was macht Menschen glücklich? Freunde, Familie und die Chance der Vergebung, sagen die einen. 180 unterschiedliche Frühstücksflocken die anderen. Das Dilemma zu großer Auswahl reduziert nicht nur die Zeit mit anderen Menschen, es führt zu Stress und Obsession, meinen wiederum Experten.

Selbst eine Tasse Kaffee kann in den USA die Wahl zur Qual machen. Kaffee, so sollte man meinen, ist ein simples Produkt. Nicht jedoch bei Starbucks. Wer dort einen einfachen Kaffee bestellt, erntet fragende Blicke. Tall, Grande oder Venti? Und das ist noch die einfachste Wahl. Doch nach der Größe der Plastikbecher kommt die Frage nach der Milch (Whole Milk, Nonfat, Organic oder Soy), dann Foam (Schaum), Extra-Foam, Light-Foam oder Non-Foam. Ein Macchiato, Misto oder ein Mocha? Selbst die Kaffee-Temperatur steht seit neuestem zur Wahl (Super hot oder Regulär) und erst recht der Zuckerersatz (SweetNLow, Equal oder Splenda). Der Kunde, so rühmt sich stolz das Kaffee-Imperium, das auch in Europa Furore macht, könne unter 19 000 Kombinationen entscheiden.

Die Qual der Wahl haben US-Verbraucher nicht nur beim Kaffee. Dreyer´s Ice Cream offeriert 250 verschiedene Sorten – darunter Kosher, Milchfrei und Glutenfrei. Nicht viel einfacher machen es Sandwich-Hersteller, Frühstücksflocken- und Zahnpastaproduzenten.

Doch nicht nur im Supermarkt erwarten US-Verbraucher eine Auswahl. Sie werden generell wählerischer beim Essen. Nach einer Untersuchung der National Restaurant Association akzeptieren Kunden nicht mehr einfach ein Steak mit Kartoffeln und Salat, wie es die Speisekarte vorsieht. 70 Prozent der Restaurantbesucher modellieren ihre Bestellung um. Da werden Hamburger ohne Brötchen, Salate mit Non-Fat-Dressing und organische Karotten verlangt. Und Restaurants lernen schnell. Seit Kohlenhydrate out sind, wird mit Low-Carb-Produkte experimentiert. Low-Carb, No-Sugar, No-Fat ist das Motto der diätverrückten US-Bürger, die statt dünner dennoch immer fetter werden.

Wer die Wahl hat, hat die Qual, meint Barry Schwartz, ein Psychologie-Professor, der das Phänomen untersuchte und in Buchform fasste. „The Paradox of Choice“ ist das Produkt. Zuviel Auswahl kann depressiv machen, lautet sein Schluss. Schwartz unterscheidet zwischen „Maximicer“, Leuten, die zwar alle erdenklichen Optionen auschecken, jedoch letzlich immer in Angst leben, vielleicht etwas in ihrer Wahl übersehen zu haben.

Und „Satisficer“, die sich mit einer limitierten Auswahl zufrieden geben. Es überrascht nicht, dass die „Satisficer“ glücklicher dran sind. Sie geben sich mit einem Milchkaffee zufrieden, genauwissend, dass all die anderen unentschlossenen Kaffeetrinker sie beneiden. Denn während diese noch an einer hochkomplizierten Kombination „Iced, Decaf Triple Grande, Cinnamon, Nonfat, No-Whip Mocha“ arbeiten, sonnen sich die „Satisficer“ schon auf der Parkbank.
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Wie ist es bei euch? Könnt ihr dem Zustimmen? Sind Menschen mit viel Auswahl wirklich unzufriedener?

Auf der einen Seite will man ja den Menschen mit einer größeren Auswahl mehr ansprechen, bzw. ganz kongret auf die Vorlieben der Menschen eingehen (um klar mehr Gewinn zu machen), warum kann sich dies aber ins negative umkehren?

Habt ihr selbst lieber eine extrem große Auswahl, oder gebt ihr euch mit dem zufrieden, was da ist? :)

Shiravuel
21.06.2004, 13:45
Irgendwie muß man sich ja mit dem zufrieden geben, was da ist, da man es meist eh nicht ändern kann. Einige Dinge allerdings hätte ich sehr gerne hier und habe auch nie Probleme mit der Auswahl gehabt. Z.B. der von Dir angesprochene Starbucks-Coffee. Ich selbst war sehr oft in California und ich liebe diesen Kaffee, der meiner Meinung nach der beste Kaffee ist, den es gibt. (Zumal er anders gebrannt ist und nicht diesen bitteren Nachgeschmack hat). Mit der Auswahl hatte ich nie Probleme, weil ich immer wußte, was ich wollte. Nämlich die normale Hausmarke und zwar den stärksten.

Mit anderen Dingen habe ich ein paar Probleme, jedoch mit der mangelnden Auswahl. Z.B. hätte ich gerne viele der hier gar nicht erst erscheinenden RPG's.

Doch bei den meisten Dingen habe ich keine Probleme, weder mit der zu großen oder der nicht vorhandenen Auswahl. Bei der großen deshalb nicht, weil ich meist genau weiß, was ich will und bei der nicht vorhandenen kann ich es eh nicht ändern. Depressiv bin ich jedoch bei beidem noch nie geworden. Wer dadurch depressiv wird, macht sich meiner Meinung nach die Probleme selbst, weil er sonst keine hat....

Seelenspiegel
21.06.2004, 13:57
Brrr... das erinnert mich daran, wie ich letzt bei Saturn stand und mir ein spiel für die sommerferien besorgen wollte, ich hatte mir ein limit von 50€ gesetzt... also konnte ich mir nichts neues kaufen, da das erst bei 55€ anfängt... also stehe ich erstmal 2 stunden vor den reduzierten artikeln... und JA, es ist sehr wohl so, viel auswahl macht unzufrieden... denn ich habe mich des öfteren gefragt "was wäre, wenn...", naja, wie auch so oft...

naja, eigentlich habe ich aber dann doch weniger geld ausgegeben und bereuhe den kauf ja auch nicht, aber dennoch habe ich diese "was wäre wenn..."-frage ^^

gegenbeispiel? hmm... *überleg* ich hab nur eine freundin und bin mit der super-perfekt-zufrieden und glücklich, ich will gar keine zweite, die vielleicht dann etwas weniger süß ist, oder weniger heiß *fg*

dumme beispiele? dafür hätte ich gerne beweise ^^
nee, ist meine meinung und ich denke, die beispiele sind genau das, wo man mit dem artikel in der zeitung hinauswollte ^^

Pyrus
21.06.2004, 14:00
Also bei Essen hab ich das Problem nicht. Früher hat Mami gekocht und jetzt weiss ich für mich selbst genau, welches Müsli, welche Nudeln etc. mir am besten schmecken.
Wenn ich mal etwas gefunden habe, das mir schmeckt, probiere ich nicht noch alles andere, nur um sicher zu gehen, dass ich auch wirklich das beste esse, sondern bin schon höchst zufrieden.

Ich glaube das kann man so auf mein Konsumverhalten allgemein übertragen...

Ob man so glücklicher ist? Jedenfalls muss ich nicht dauernd Dinge essen, die mir nicht schmecken, nur um alles einmal ausprobiert zu haben. :D

Seraph
21.06.2004, 19:39
Na ja, ich denke mal, das kommt drauf an, in welcher Situation man sich befidnet und wie groß die Wahl dann ist :D Also, meistens wünscht man sich eine Wahlmöglichkeit, wenn man keine hat... muss man sich zwischen zu vielen Dingen entscheiden, wünscht man sich, dass dem nicht so wäre... zum Beispiel hätte ich in der Schule bei den Fächern ne größere Auswahlmöglichkeit, da ich so einige nehmen muss, die ich nicht haben möchte, wären da allerdings zu viele Fächer, die ich haben möchte und kann ich sie nicht alle nehmen, wirds auch schon wieder schwer^^" Also, sagen wirs auf Englisch... it depends.

Latency
21.06.2004, 20:03
Jean-Paul Sartre sagte einst: Der Mensch ist verdammt frei zu sein.
Zu der Zeit als er den Satz sprach konnte er zwar nicht erahnen, dass es selbst auf die 19.000 Kaffecombinationen bei Starbucks zutrifft :rolleyes:

In unserer Modernen "atraktionsgeilen" Gesellschaft muss jeder alles Probieren, und über alles bescheid wissen, weil er sonst nicht mitreden kann. Und damit die Leute schon weiter ausprobieren und kaufen, gibt es wieder andere Geschickte Leute die sich die Köpfe zerbrechen um ein bestehendes Produkt eine kleinigkeit abändern, damit es wieder etwas auszuprobieren gibt.

Ob der Grund für dieses Konsumverhalten im Erforschen Unbekannter Gegenden und dem ständigen Wissensdrang der Menscheit liegt, oder in der Manipulativen Gehirnwäsche der Werbung. Ich kann diese Frage nicht beantworten. Interessant ist aber der Folgende Text den Zitate.de ausgespuckt hat beim Thema Auswahlverfahren.


Einst wollte ein persischer König einen wichtigen Posten an seinem Hof neu besetzen. Eine Führungsposition, würden wir heute sagen. Dazu hatte er sich ein besonderes Auswahlverfahren ausgedacht. Er rief die besten Männer seines Landes zusammen, und führte sie zu einem großen Tor mit einem mächtigen, hochkomplizierten Türschloß, wie es noch nie jemand gesehen hatte. Der König erklärte: "Hier seht ihr das größte und schwerste Schloß unseres Königreichs. Natürlich erfordert es einige Geschicklichkeit, das Tor zu öffnen. Wer von euch ist dazu in der Lage?" Einige, die das riesige Schloß mit seinen gewaltigen Sperr-Riegeln sahen, schüttelten nur den Kopf. Einige, die zu den weisesten Männern zählten, sahen sich das Schloß lange aus der Nähe an, überlegten hin und her und meinten dann resignierend, das Problem sei zu schwer. Dann trat einer hervor, der das Schloß zunächst mit seinen Augen und dann mit den Händen abtastete und es in der verschiedensten Weise zu bewegen suchte. Plötzlich zog er mit einem Ruck an der Tür - und siehe, das Tor öffnete sich. Es war nämlich nur angelehnt. "Du wirst die Stelle erhalten", sprach der König, "denn du analysierst nicht nur, sondern du wagst auch beherzt eine Probe."

Er hat zwar in erster Linie nicht wirklich etwas mit dem Thema zu tun, jedoch las ich in dem Text die Aussage, dass man troz des ganzen Analysierens erst weiß woran man ist wenn man es ausprobiert hat.
So dass ich mir meistens versuche mir erst eine Meinung zu bilden, wenn ich das Produkt, oder was auch immer selber ausprobieren konnte. Besonders bei Kontroversen Produkten bei denen die Meinungen weit auseinander liegen muss ich mich immer wieder zu einer kostprobe durchringen bevor ist sagen kann wie es schmeckt,riecht,usw. .

Well just my 2 cents...

nudelsalat
21.06.2004, 22:01
Amerikaner haben die Wahl zwischen 19 000 Kaffeekombinationen
wers braucht...

180 unterschiedliche Frühstücksflocken die anderen
Ach was, 20 reichen

Nicht jedoch bei Starbucks.
Bei den Preisen würd ichs mir im Vorhinein überlegen, ob ich dort überhaupt hingeh.

Sind Menschen mit viel Auswahl wirklich unzufriedener?
Bei der auswahl an Notebooks wird man sehr schnell unzufrieden http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_010.gif

noRkia
22.06.2004, 00:01
ich glaube das die meisten leute schon vom leben genug generft sind um sich gedanken drüber machen zu welche kaffee sorte sie eigentlich wollen.
wenn man gerne steak ist dann hat man im kopf ein bild vonm steak das man am liebsten isst.bestellt man dann ein steak dann hat man dieses im kopf und meint dann auch so eins.natürlich bekommt man bei zig möglichkeiten was anderes geliefert.das fördert die entäuschung.anders rum fördert es die negative erwartunsghaltung denn wenn man oft entäuscht wird rechnet man gar nicht mehr damit irgendwann sein traumsteak zu bekommen.

Pyrus
22.06.2004, 00:33
@Latency:
1. Fütterst du immer google mit der Fragestellung eines Threads und lässt dich dann vom Ergebnis inspirieren? :D

2. Ist das irgendwie gut, befriedigend, toll, weissnichtwas, wenn man bei allen Produkten die man konsumiert auch noch die Alternativen ausprobiert, nur um sicher zu gehen, dass man sich eine "eigene Meinung" gebildet hat?
Also ich bleibe wie schon gesagt lieber bei dem was mir zusagt.

ddc
22.06.2004, 00:34
Meiner Meinung nach kommen da sehr viele Facetten der post-industriellen Gesellschaft zusammen.

1. haben wir den Individualismus, der eigentlich keiner ist. Jeder meint, er könne sich hier seinen persönlichen Cafe mixen. So kann man sich selbst von anderen abheben. Die Menschen fühlen sich nicht länger als austauschbare Konsumenten.

2. wollen viele Menschen alles kontrollieren. Damit geht die Angst einher, die Kontrolle zu verlieren. Überraschungen sind unerwünscht, deshalb gleicht die Bestellung eines Cafes schon dem Aufstellen einer mathematischen Formel.

3. haben wir die Unternehmen, die mit ihren Produkten sämtliche Nischen abdecken wollen, um möglichst viele Konsumenten zu erreichen. Eigene Produkte zu entwickeln wäre aber sehr aufwendig, deshalb wird ein Baukastensystem entwickelt, dass den Menschen wieder Punkt 1 vorgaukelt.

4. haben Menschen, die eine Diät machen, Angst, auf bestimmte Dinge zu verzichten; deshalb wird ihnen von den Unternehmen vorgegaukelt, das Verzicht unnötig ist.

5. wollen die Menschen Innovationen, weil alles was neu ist, neue Erfahrungen bietet. Durch die riesige Auswahl, können sich die Menschen immer wieder einen neuen (wenn auch kleinen) Kick in der Mittagspause holen. Die ständige Veränderung bzw. Erweiterung des Angebots spricht dafür.

Natürlich ist das jetzt auch leicht übertrieben, aber ich verfolge diese Entwicklung mit Sorge, denn irgendwie fehlt die Gemütlichkeit und Leichtigkeit, die mit einem Konsumerlebnis verbunden sein sollte.

Latency
22.06.2004, 03:22
Original geschrieben von Zareen
@Latency:
1. Fütterst du immer google mit der Fragestellung eines Threads und lässt dich dann vom Ergebnis inspirieren? :D Nein, auf das Zweite Zitat bin ich gestoßen weil ich schnell nachschauen wollte ob der Satz: Der Mensch ist verdammt frei zu sein wirklich von Sartre stammt. Denn ich konnte mich noch an den Satz erinnern, aber nichtmehr an den der ihn gesagt hat :rolleyes:


Original geschrieben von Zareen
2. Ist das irgendwie gut, befriedigend, toll, weissnichtwas, wenn man bei allen Produkten die man konsumiert auch noch die Alternativen ausprobiert, nur um sicher zu gehen, dass man sich eine "eigene Meinung" gebildet hat?
Also ich bleibe wie schon gesagt lieber bei dem was mir zusagt. Woher willst du wissen, ohne es auszuprobieren, ob ein andere Produkt dir nicht mehr zusagt? ;)

Gar nicht, deswegen kann eine kleine Probe zwischendurch nicht schaden, um auf Nummer sicher zu gehen. Zudem probiere ich nicht alle Alternativen aus die es gibt. Wenn ich von verschiedenen Personen eine alternative genannt bekommen habe und sie vielleicht wirklich besser sein kann als das womit ich mich derzeit zufrieden gebe, dann wird ausprobiert zuvor nicht.

Bimp Lizkit
22.06.2004, 19:15
ich mag es, die auswahl aus vielen produkten zu haben. zwar tue ich mich mit der entscheidung oefters recht schwer, doch andererseits habe ich stets genuegend gelegenheiten, die anderen dinge auszuprobieren.
ich bin naemlich aeusserst probierfreudig - daher ist eine grosse auswahl fuer mich etwas tolles.
(aber eigentlich denke ich noch immer daran zurueck, dass ich auf der konfirmation meiner cousine nicht alle torten probieren konnte - wie traurig, dabei ist es schon so lange her. doch deshalb stoere ich mich nicht an der grossen auswahl, die vorhanden war.) fuer mich gibt es keinen grund, etwas (z..b. essbares) nicht auszuprobieren, einfach nur um herauszufinden, wie es wohl schmeckt.
ausserdem muss ich ja nicht auf das weitgefaecherte angebot zurueckgreifen...

abgesehen davon finde ich starbucks toll. zugegeben, es ist bei den etwas aussergewoehnlicheren getraenken (ich trinke keinen normalen kaffee) teuer, aber ich mag es einfach - und der maccha cream frappuccino (wie schreibt man das) ist einfach herrlich! ich liebe dieses "getraenk" - besonders in einem der grossen, weichen sessel mit fensterplatz!