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$urRen!ty
25.02.2004, 01:10
Vielleicht ist es euch auch schon einmal passiert, mir jedenfalls ging es schon oft so, vielleicht weil ich ein zu nachdenklicher Mensch bin, dass ich mir kurzum über alles den Kopf zerbreche, vor allem über die Handlungen anderer.

Da ich mich auch privat ziemlich viel mit Psychologie und Philosophie beschäftige (keine Kommentare a la "Hobbypsychologe"), fällt es mir dementsprechend leicht, aus anderen Menschen zu lesen.
Und was mir auffällt, ist, dass es eigentlich die dümmste, sinnloseste und verletzenste Art ist, mit Menschen zu leben, obwohl sie die "wahrste" ist.
Ich stelle nun einfach einmal die Behauptung auf, dass vieles, was ich aus anderen interpretiere, einen wahren Kern hat, bzw. sehr viel wahrer ist und mir mehr über die Perosn verrät, als diese es eigentlich vorhatte, mir preiszugeben.
"Jeder Mensch hat seine kleinen Geheimnisse", heißt es.

Ich persönlich werde aber immer wieder damit konfrontiert, dass eigentlich eine "wahre" Kommunikation viel schwerer und unangenehmer ist, als eine Kommunikation, in der man den "Brocken" frisst, dem der andere einen vor das Maul wirft.

Viele Menschen können auch gar nicht mehr "wahr" Kommunizieren, sie handeln und reden nach bestimmten Sprachmustern, Interpretationsanalogieen, oder einfacher: Sie nehmen eine Rolle an, von der sie glauben, dass sie die optimalste für den Gesprächspartner ist.
Sie nehmen diese Rolle an und wollen, dass man die Charaktereigenschaften diese Rolle auf sie projeziert, eigentlich ein ziemlich falscher (und nur zu oft unbewusster) Wesenszug, um seine Persönlichkeit zu verbergen.

Ich versuche es, noch ich selbst zu sein, doch es ist hoffungslos, den kein Mensch will jemanden haben, der er selbst ist.
Alle Menschen ziehen die Rolle, die man spielt, der wahren Persönlichkeit vor, weil sie so wissen, wie man mit "einander" umspringen soll.
Inwiefern zahlt es sich dann überhaupt noch aus, Beweggründe zu hinterfragen, wenn's das Leben nur schwieriger macht?

Es heißt ja immer, man soll individuell sein, unabhängig, kreativ und vor allem sich selbst.
Aber was, wenn niemand einen mag so wie man ist, weil man zu "schwierig" ist, weil die Menschen einfach lieber den "Rollen"-Menschen haben, weil es so einfacher für sie ist, zu kommunizieren, interagieren und zu leben?

Verroht unsere Gesellschaft? Sind wir überhaupt noch als Menschen lebensfähig, oder ist unsere Gesellschaft schon so weit zur "Perfektion" vorgeschritten, dass nur noch "perfekte, geordnete, ans System angepasste" Menschen die Zukunft (oder Gegenwart) bestimmen?
"Der gläserne Mensch" war schon immer die Befürchtung der Menschen, dass man überall kontrolliert wird und überwacht, doch macht sich der Mensch selbst nicht durch seine extreme Konfliktsvermeidung, Konfrontations- und Argumentations- Angst, seiner Furcht sich für alles (sogar für sich selbst) rechtfertigen zu müssen, (oder wie man heute zu sagen beliebt: seine Anpassungsfähigkeit) zu dem "gläsernen" Menschen?

Dann wenn wir alle "gleich" sein wollen, gleich handeln, die gleich gesellschaftliche Prägung erfahren, die gleichen Persönlichkeiten (Rollen) und Denkweisen (Analogieen)entwickeln, alle nur in einem Rahmen leben, verlieren wir dann nicht das, für was es sich zu leben lohnt?

Ich bitte dieses Thema mit Ernsthaftigkeit zu behandeln und es nicht vollzuspammen, denn es ist mir sehr wichtig

Schattenläufer
25.02.2004, 02:19
Hiho und willkommen im Forum, $urRen!ty... dieser Thread hätte wunderbar in den Sumpf gepasst, er wird hoffentlich auch noch dorthin verschoben werden :)
Du brauchst dir keine Gedanken machen, hier gibt es viele, die sich mit Psychologie beschäftigen, auf dumme Kommentare wirst du wahrscheinlich selten stoßen.

Zu deinem Thema:
Jaaaa, großes Problem unserer Gesellschaft. "Sei individuell, aber pass dich gefälligst an." Ugh. Ich hab mich dazu entschlossen nicht auf die Meinungen anderer zu hören, es sei denn sie bedeuten mir etwas... naja, damit komm ich ganz gut klar, aber wär ich an ner anderen Schule, würd ich wahrscheinlich verschlagen, gemobbt und was weiß ich noch alles werden... o_o"

Verdammt, keine Zeit viel zu posten, ich hoffe ich hab das Thema nich ganz verfehlt...

EDIT @Skar: Dann geh doch in den Sumpf, wenn dich sowas interessiert :P

Stan
25.02.2004, 02:25
Sie nehmen eine Rolle an, von der sie glauben, dass sie die optimalste für den Gesprächspartner ist.
Genau das habe ich mir angewöhnt zu tun. Und irgendwie ... hab ich mich selbst in den ganzen Rollen verloren. Aber vielleicht bin ich auch all diese Rollen.

Ich denke aber, dass das Verhalten "normal" ist, denn wer will schon nicht gemocht werden? Wer will sich schon streiten? Wer riskiert schon wirklich anders zu sein? Es ist einfach das naheliegendste, dass man sich so gut es geht an die Umgebung, die Menschen "anpasst". Es vermeidet viele Konflikte, bringt Vorteile ... ist das so schlecht?

Des weiteren ist doch kein Mensch immer zurückhaltend, immer traurig, immer fröhlich, immer sarkastisch, immer versaut, immer zu Späßen aufgelegt oder immer ernst. Andere Menschen rufen eben gewisse Seiten an einem hervor, all diese Charaktereigenschaft stecken in jedem Menschen, manche ausgeprägte und manche weniger ausgeprägt. Und je nachdem, wem oder was wir begegnen, zeigen sich verschiedene Charaktereigenschaften. Das ist nichts schlimmes ... es ist ja nicht so, dass wir andauernd lügen würden oder Dinge sagen würden die wir nicht so meinen, es ist lediglich so, dass wir manche Charakterzüge etwas mehr betonen oder unterdrücken. Je länger man eine Person kennt, desto mehr Facetten lernt man kennen und man merkt, dass kein Mensch immer witzig oder ernst, zurückhaltend oder kontaktfreudig etc. ist.

Das sind die Gedanken, die mir beim Lesen gekommen sind ... und dass kein Newbie so einen Post als aller ersten verfassen würde. ;)

Edit: Imo muss man das nicht in den Sumpf verschieben, als wenn im Qfrat nur Leute wären, die das nicht interessiert. Aber das will ich 'nem Mod überlassen. ^^

July
25.02.2004, 02:25
Ich weiß nicht, ob ich alles so ganz richtig verstanden habe, aber das wird man sehen.
Es ist schon richtig, dass man in verschiedene Rollen gesteckt wird. (Als Schüler ist man anders als als Kind etc.)(ich hoffe mal, dass das in etwa das ist, was du auch meinst) Ich kann zwar nur für mich sprechen, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich, wenn ich in diesen Rollen stecke, nicht doch noch ich selbst bin.
Meine Persönlichkeit entwickelt sich ja auch durch Erziehung und deswegen empfinde ich es als normal, einem Lehrer mit Respekt gegenüber zutreten oder ähnliches.
Klar gibt es mal Momente, wo ich gern jemandem sagen würde, wie dumm ich ihn finde oder was mich an ihm stört. Wenn du das mit anpassen meinst, das man das nicht sagt, dann kannst du womöglich recht haben. Aber ist es nicht auch irgendwie ein Teil meiner Persönlichkeit, zu erkennen, wann es sich lohnt, wann es besser ist, seinen Mund zu halten?
Woher weiß man denn, ob man sich nun GEGEN seine wahre Persönlichkeit verhält oder ob das nicht auch Teil seiner Persönlichkeit ist? Für mich ist das ziemlich schwer zu erkennen. Ich verhalt mich zumindest nie so, dass ich es nicht mit mir selbst vereinbaren kann, also sage nichts, was ich nicht auch so meine. Ich denke, dass das meine Persönlichkeit ausmacht und nur weil ich bestimmte Verhaltensweisen an den Tag lege, die andere auch machen, heißt das ja nicht, dass ich nicht mehr individuell bin/sein kann und nicht mehr ich selbst bin.


ach ja: Willkommen im Forum :)

Skar
25.02.2004, 03:15
Original geschrieben von Schattenläufer
EDIT @Skar: Dann geh doch in den Sumpf, wenn dich sowas interessiert :P Häh? Ich hasse Zweitaccounts, von daher werd ich mir wohl kaum selbst einen anschaffen :rolleyes: (falls die Bemerkung so gemeint war, wie ich sie verstanden habe).

Abgesehen davon denk ich ebenfalls daß der Threadersteller ein ZA ist und den Thread bewusst im QFRAT aufgemacht hat, von mir aus kann der hier bleiben.

Whitey
25.02.2004, 03:16
Original geschrieben von $urRen!ty

Da ich mich auch privat ziemlich viel mit Psychologie und Philosophie beschäftige (keine Kommentare a la "Hobbypsychologe"), fällt es mir dementsprechend leicht, aus anderen Menschen zu lesen.

Hobbypsychologe :D


Original geschrieben von $urRen!ty


Und was mir auffällt, ist, dass es eigentlich die dümmste, sinnloseste und verletzenste Art ist, mit Menschen zu leben, obwohl sie die "wahrste" ist.
Ich stelle nun einfach einmal die Behauptung auf, dass vieles, was ich aus anderen interpretiere, einen wahren Kern hat, bzw. sehr viel wahrer ist und mir mehr über die Perosn verrät, als diese es eigentlich vorhatte, mir preiszugeben.

Dies stimmt zwar, nur sollte man nicht vergessen, dass eine Interpretation immer subjektiv ist, und nur auf deine "Realität" zutrifft. Ich würde vielleicht in dieselbe Person etwas ganz anderes hineininterpretieren. Das eine Person allerdings unbewusst Signale aussendet stimmt, nur liegt es an jedem einzelnen diese aufgrund der eigenen Erfahrungen zu werten.


Original geschrieben von $urRen!ty

Viele Menschen können auch gar nicht mehr "wahr" Kommunizieren, sie handeln und reden nach bestimmten Sprachmustern, Interpretationsanalogieen, oder einfacher: Sie nehmen eine Rolle an, von der sie glauben, dass sie die optimalste für den Gesprächspartner ist.
Sie nehmen diese Rolle an und wollen, dass man die Charaktereigenschaften diese Rolle auf sie projeziert, eigentlich ein ziemlich falscher (und nur zu oft unbewusster) Wesenszug, um seine Persönlichkeit zu verbergen.

Ob das jetzt "Falsch" oder "Richtig ist möchte ich gar nicht bewerten. Es ist nun mal eine Tatsache, dass wir in bestimmte Rollen schlüpfen, um unser Verhalten "vorhersehbar" zu machen. Dieses "Roletaking" ist dabei eine ganz normale Sache, und hat nichts damit zu tun, seinen Chatakter zu verbergen. Dieses Annehmen von Rollen vereinfacht einfach das Einschätzen und vorhersehen, der anderen.


Original geschrieben von $urRen!ty


Es heißt ja immer, man soll individuell sein, unabhängig, kreativ und vor allem sich selbst.
Aber was, wenn niemand einen mag so wie man ist, weil man zu "schwierig" ist, weil die Menschen einfach lieber den "Rollen"-Menschen haben, weil es so einfacher für sie ist, zu kommunizieren, interagieren und zu leben?

Was soll dann sein? Du musst dich IMO einfach entscheiden, was dir mehr wert ist. Entweder du bist "du selbst", und trägst die Konsequenzen (positiv wie negativ) oder du passt dich an und lässt es... deine Entscheidung. Der Mensch neigt natürlich dazu Dinge die er kennt, versteht und mag, den Dingen vorzuziehen, die ihm Neu sind, die er nicht begreift usw. das macht ihm "Angst" und verunsichert ihn, weil es sein bestehendes System durcheinander bringt, seine "heile Welt" sozusagen.

Ich bin auch der Meinung, dass die viel beschworene Individualität eine Illusion ist, die uns gerne eingeredet wird, um uns im Glauben zu lassen einen freien Willen zu haben. Letztendlich hängen wir in vielen Beziehungen extrem stark von anderen ab, und müssen uns deren Wilkür beugen, da sonst ein "geregeltes" Zusammenleben nicht Möglich wäre. In Wahrheit (zumindest nach meiner Wahrheit) sind wir dazu gezwungen wesentlich öfter "Mitläufer" zu sein, als wir überhaupt wirklich die Wahl haben, wenn wir ein Teil dieser Gesellschaft sein wollen. Natürlich können wir auch "aussteigen" aber diesen dann wirklich extremen Schritt wagen nur die wenigsten und ich bezweifle, dass man ihn überhaupt wirklich konsequent durchziehen kann.


Original geschrieben von $urRen!ty

Verroht unsere Gesellschaft? Sind wir überhaupt noch als Menschen lebensfähig, oder ist unsere Gesellschaft schon so weit zur "Perfektion" vorgeschritten, dass nur noch "perfekte, geordnete, ans System angepasste" Menschen die Zukunft (oder Gegenwart) bestimmen?
"Der gläserne Mensch" war schon immer die Befürchtung der Menschen, dass man überall kontrolliert wird und überwacht, doch macht sich der Mensch selbst nicht durch seine extreme Konfliktsvermeidung, Konfrontations- und Argumentations- Angst, seiner Furcht sich für alles (sogar für sich selbst) rechtfertigen zu müssen, (oder wie man heute zu sagen beliebt: seine Anpassungsfähigkeit) zu dem "gläsernen" Menschen?

Dann wenn wir alle "gleich" sein wollen, gleich handeln, die gleich gesellschaftliche Prägung erfahren, die gleichen Persönlichkeiten (Rollen) und Denkweisen (Analogieen)entwickeln, alle nur in einem Rahmen leben, verlieren wir dann nicht das, für was es sich zu leben lohnt?


Das ein System natürlich nur die Teile in sich auf nimmt, die zu ihm passen ist doch klar. Ein System ziehlt IMMER darauf ab, sich selbst zu erhalten. Deshalb werden Leute die nicht mit der Masse konform gehen auch "ausgesondert" Da sie den Bestand des Systemes gefährden. Ich glaube nicht, das wir uns alle die selbe Prägung aneigenen. Denn der Mensch ist ja kein willenloses, gedankenloses Wesen, in das man etwas hiineinfüllt und fertig. Jeder hat die Möglichkeit, selbst zu bewerten, sich Gedanken zu machen, über Alternativen nachzudenken, und zu versuchen sie umzusetzen. Und da die Sichtweise bei jedem Menschen unterschiedlich, subjektiv ist, sind wir nicht so arg gleichgeschaltet wie es vielleicht scheint. Ich finde man muss hier auch zwischen der Masse und dem einzelnen unterscheiden, denn diese beiden Dinge stehen ja in wechselseitiger Beziehung zueinander und nehmen auch wechselseitig Einfluss aufeinander. Die Masse prägt den einzelnen, der einzelne als Teil der Masse prägt das Gesammte. Die Masse ist also nur ein Resultat aus vielen "individuell" zusammenlaufenden Dingen, die aber auch wieder daraus entstanden sind, das sie den einzelnen geprägt haben. (Ich hoffe du verstehst was ich meine, es ist nicht einfach, dies in Worte zu fassen ;)) Letztendlich ist es ein Wechselspiel.

Das wir bis jetzt "Frei" sind ist IMO auch nur eine Illusion die nur zu oft verbreitet wird. Wir sind vielleicht in dem Spielraum frei, den uns die Masse aufgrund unserer Position die wir im Moment inne haben zur Verfügung stellt. Mehr als diesen Spielraum auszunützen können wir allerdings nicht. Man kann aber natürlich versuchen seinen Freiheitsraum auszuweiten, in dem man für die "Masse" wichtiger wird, letztendlich sind wir aber nie 100%ig frei. Wenn die Bildung und dadurch die Fähigkeit sich Gedanken zu machen, noch weiter absinkt, wird es jedenalls einfacher sein, die Freiräume nach unten hin zu verängen, und den Leuten die in der Hirarchie der Masse weiter oben stehen mehr Freiräume zu geben.

Dies kann man IMO sehr gut an der immer stärker werdenden zwei Klassen Gesellschaft verdeutlichen. Die Leute die ungebildeter sind, weniger haben und verdienen haben wesentlich weniger "Freiheiten" als die "reichen" obwohl die Reichen auch nur einen bestimmten Freiheitsraum besitzen der nur eben größer ist. Verringert man die Bildung, sind die Chancen der "armen" noch geringer, und sie werden angepasster und gleicher, weil sie weniger Spielraum für "freie" Entscheidungen haben.

@ Schattenläufer
Ich glaube das $urRen!ty schon weiß, dass der Thread in den Sumpf gehört ;) Wenn nicht, dann tut es mir leid.

Armitage2k
25.02.2004, 03:35
hmm, endlich mal wieder ein psychologiethread.

ich denke dass das gesellschaftsbild heutzutage (wie auch alles andere) 2 seiten hat.

auf der einen habe ich leute erlebt welche sich ganz normal einem gegenüber geben, jedoch immer einen hintergedanken haben und immer versuchen sich auf den jeweiligen gesprächspartner einzugehen. ich sehe das als schutzmechanismus um nicht gleich alles preiszugeben.

dennoch gibt es auch noch die leute welche sich immer so geben wie sie sind. wobei hier die frage auftritt ob dies jetzt angebracht ist oder nicht.
ich benutze mich nicht gern selbst als beispiel, aber ich gebe mich im wirklichen leben ganz anders als hier im SN. rede ich mit leuten, gehe ich leider gottes viel zu taktisch vor. nicht jeder hat es verdient etwas über mich zu wissen.

ist jemand verschlossen will dieser nicht dass jemand zuviel über einen erfährt. den grund weiss nur der betroffene selbst, und IMO sind das sachen, wo ich nicht will das sie jemand anderer erfährt. es wirklich ein simpler schutzmechanismus, um zu verbergen WER man ist.

GL