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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum philosophieren?



Tabris
17.02.2004, 03:49
Hallo werte Freunde!

Als ich mich letztens wieder mit einem geschätzten Kumpanen unterhalten habe, musste ich leider feststellen, dass es eine eindeutige Diskrepanz bezüglich unserer Ansichten betreffend der Philosophie gibt.

Er - mein guter Freund - mochte nicht mehr philosophieren, ihm missfiel es. War er der Liebe zur Weisheit überdrüssig geworden? Nun, man kann es, denke ich, so sagen. Ich hingegen bin mit unverholener Freude dabei - doch was treibt mich dazu an, zu philosophieren? Dazu habe ich mir gerade einige Gedanken gemacht.

Mir macht es ganz einfach Spaß und Freude. Ich liebe es, eine These aufzustellen, durch allerlei Denkarbeit diese für mich zu veri- oder falsifizieren und dann den Prozess meines Denkens noch in meiner Ansicht nach schöner und wohlmöglich sogar metaphorischer Sprache zu verschriftlichen. Als besonderen Bonus verändern diese Wahrheiten überdies mein Leben - habe ich etwas neues erkannt, stelle ich mein Leben dementsprechend um. Des weiteren mag ich es sehr, mit anderen über meine bzw. ihre Ansichten zu diskutieren. So wird es viel leichter, eine Fragestellung von mehreren Seiten zu betrachten.

Wie man also sieht, ist für mich Philosphie spannend und macht mir Spaß. Wie sieht es bei euch aus? Was treibt euch zum Nachdenken?

Runenmagier
17.02.2004, 04:07
Ich für meinen Teil habe mir auch schon dutzende Male diese Frage gestelt ... und kann nur sagen: Du hast sie grade blendend beantwortet! ;)
Im Ernst, wirklich gut aufgezeichnete Gedankengänge die ich vollkommen nachvollziehen kann! Ich liebe es, Gedichte zu schreiben, morgens bei einem Spaziergang den Vögeln beim Singen zuzuhören und dabei über den Sinn des Lebens nachzudenken oder mich mit meinem besten Freund über Glaubens -und Lebensphilosophien zu streiten. Außerdem macht es schlicht und einfach Spaß zu philosophieren. Es ist wie eine Art Hobby.

Prayor schrieb außerdem, dass Philosophieren den Menschen (zumindest aus psychischer Hinsicht) erleichtert. Der Meinung kann ich mich nur anschließen.

Evil_Dragon
17.02.2004, 18:14
Philosophie ist ein zweischneidiges Schwert, welches stark positive sowie auch stark negative Gefühle erwecken kann. Für mich bereitet es eine Art der geistigen Befriedigung, nach einem ungreifbaren Phänomen oder einer unbeantwortbaren Frage zu suchen, lediglich um der Suche Willen. Andererseits stürzt mich eben diese Unantastbarkeit der meisten philosophischen Themen zuweilen in gewisse depressive Phasen.

Wissen ist Macht, aber wer viel weiß, der leidet viel. Es ist wie eine Sucht, um es banal zu sagen. Ein Bedürfnis nach immer weiteren intensiven Emotionen in ihrer äußersten Ausprägung, sei es in die positive oder in die negative Richtung. Bis zu einem bestimmten Grad lässt sich für jemanden solch eine Sucht natürlich durch Literatur, Lexika, Bücher bzw. Aneignung von Fachwissen, Fragen und Forschungen, bewerkstelligen. Doch irgendwann gelangt solch ein Mensch an eine Grenze, die allein durch Wissensdurst nicht mehr zu überschreiten ist, sondern mehr verlangt, als menschliches Wissen bieten kann. Hier beginnt der wissbegierige Mensch, selbst nach Antworten zu suchen, die er nicht finden wird, seinen eigenen Verstand zu benutzen, nicht mehr zu recherchieren, sondern zu philosophieren.
Ich für meinen Teil komme aus dieser Sucht nicht mehr raus, obwohl ich weiß, dass es mir effektiv gesehen für mein Leben keinen Vorteil erbringt, jedoch ringen mein Verstand und mein Bewusstsein um all die Gefühle, die Philosophie auslösen kann.

LifeInSin
17.02.2004, 19:02
Mich bringt gar nichts zum nacgdenken... ich tue es einfach! Ob ich will oder nicht...

-[IoI]-Ins@ne
17.02.2004, 20:05
Original geschrieben von Runenmagier
Es ist wie eine Art Hobby.
Prayor schrieb außerdem, dass Philosophieren den Menschen (zumindest aus psychischer Hinsicht) erleichtert. Der Meinung kann ich mich nur anschließen.

Ich nicht.
Philosophie ist weder ein Hobby noch macht sie das Leben leichter.
Philosophie ist eine Lebenseinstellung, man richtet (wenn man sie nicht an sich abprallen lässt, oberflächlich) sein Leben nach den Grundsätzen, die die Philosophie jedem ganz individuell erschließt.

Mit der Philosophie handhabe ich es so: Es ist ein relativ harter, steiniger Weg, und doch gewährt sie einem oft Halt.
Philosophie ist der Weg, der zum Halt an sich selbst führt, der dazu führt, dass man aus seinem Inneren heraus, aus seiner Überzeugung, glücklich werden und sein kann.
Und wie alles andere ist Philosophie sehr schwer.
Anfang aller Philosophie ist die Selbsterkenntnis, alle Lügen und Beschönigungen unserer Persönlichkeit trüben diese, Philosophie ist zugleich Rationalität wie Idealismus, die menschliche Vernuft ist das Werkzeug, um Objektivität, Realität zu erkennen, wenigstens für sich selbst.
Philosophie ist ein Schritt in das Ungewisse, in die Unabhängigkeit, es ist ein Weg in unser Inneres, den wir allein zurücklegen müssen, der uns nicht vorgegeben ist.

Philosophie ist heutzutage noch wichtiger, denn sie ist Grundstein jeglicher Individualität, jeglichen Mensch-Bewusstseins, welcher zunehmend bei uns verfällt, so manipuliert und geregelt unser Leben abläuft.
Philosophie bedeutet Freiheit als ureigenster menschlicher Stoff ansich, die Freiheit man selbst zu sein.
Philosophie ist die Flucht und Befreiung des psychischen Gebundenseins, der Abhängigkeit, Philosophie überbrückt die festgelegten/definierten Grenzen unseres Verstandes, um etwas zu erhalten, dass so unendlich wertvoll ist in unserer Zeit.
Gedankenindividualität.

Und sie verlangt einen hohen Preis, die Philosophie, sie verlangt die bitterliche Wahrheit, vor allem zu sich selbst. Keine Lügen, Beschönigungen oder Rechtfertigungen für das eigene "Ich-Befinden", man akzeptiert und definiert und erkennt sich selbst als das, was man ist, und erst dann ist man dazu in der Lage, sich zu verändern.
Philosophie bewegt sozusagen den "innersten Kern" in uns, verändert das Unantastbare, und das ist wesentlich mehr als ein "Hobby", ein "Experiment" oder ein "Prozess", es ist eine Lebenseinstellung, denn sie prägt das Wichtigste im Leben, sie prägt uns.

Jeder Mensch ist ein Philosoph, doch schaffen es nur wenige, wirklich "weise" dadurch zu werden.

Philosophie ist nicht nur das, was sich viele Menschen darunter vorstellen. Nicht nur These, Antithese und Synthese aufstellen, oder sich Gedanken zu jedweiligem "Blödsinn" zu machen, auf den man eh keine Antwort findet, finden kann.

Philosophie ist viel mehr. Sie ist im Endeffekt der Grundstein aller Religionen, Wissenschaften, ich will sogar sagen, des Denkens selbst.
Vielleicht ist Philosophie das Einzige, was uns Menschen wirklich abhebt von der Vegatation, vielleicht sogar von der Evolution, denn Philosophie ist das, was uns aus der Gleichgültigkeit des Lebens herraushebt.

Philosophie stellt unsere Fähigkeit zu denken dar, denn sie ermöglicht es uns, aus "Nichts" etwas zu erschaffen, nämlich aus der Materie, aus dem festen Stoff, etwas geistiges, gedankliches: Spiritualität...

Tabris
18.02.2004, 03:04
Ich muss all deinen Ausführungen zustimmen, Insane. Dennoch ist Philosophie auch Spaß und eine angenehme Beschäftigung. Leider scheinen viele Menschen keine Freude am Denken zu haben.

Oder willst du mir hierdrin widersprechen?

-[IoI]-Ins@ne
18.02.2004, 19:35
Original geschrieben von Tabris

Oder willst du mir hierdrin widersprechen?
Das eine mag ja das andere nicht ausschließen.

Zweifelsohne sind manche Gedankengänge sicherlich witzig, beruhigend oder tröstend. Und sie kann ebenso angenehm sein, je nachdem, was man mit ihr betrachtet.
Immerhin lernt man durch Philosophie auch erst, wirklich Schönheit zu erkennen, und daran kann man sich sicherlich auch erfreuen, soll man euch, wieso verleugnen was einen Spaß macht?

Tabris
18.02.2004, 19:39
Original geschrieben von -[IoI]-Ins@ne
Zweifelsohne sind manche Gedankengänge sicherlich witzig, beruhigend oder tröstend. Und sie kann ebenso angenehm sein, je nachdem, was man mit ihr betrachtet.

Nun ja, darauf wollte ich nicht hinaus. Die Freude ist für mich das Denken an sich.

Cool
18.02.2004, 22:39
Original geschrieben von -[IoI]-Ins@ne
Vielleicht ist Philosophie das Einzige, was uns Menschen wirklich abhebt von der Vegatation, vielleicht sogar von der Evolution, denn Philosophie ist das, was uns aus der Gleichgültigkeit des Lebens herraushebt.
Philosophie stellt unsere Fähigkeit zu denken dar, denn sie ermöglicht es uns, aus "Nichts" etwas zu erschaffen, nämlich aus der Materie, aus dem festen Stoff, etwas geistiges, gedankliches: Spiritualität...

lol. Sorry aber bei dem Absatz musst eich zuerst wirklich lachen. Wenn ich ihn nämlich richtig verstehe, steht da das Philosophie das Einzige ist, was uns zu intelligerntern Lebewesen macht, etwas brutaler jetzt ausgedrückt. Dadurch stellst du fest, das alle Erungenschaften in der Physik, Mathematik und Chemie nicht wichtig sind. Sie stellen ja nicht unsere Fähigkeiten zu denken dar. Dabei denke ich, dass dies sehr viel schwerer ist als zu philosophieren und es deswegen bis zu einem gewissen Bereich über die Philosophie stellen kann.
Es ist halt nur so, bei der Philisophie ist jeder für sich der Beste. Denn es folgt keinen Regeln oder Gesetzen. Nur bei der Mathematik, Physik und Chemie muss man sich eben an jene halten und hat somit nicht uneingeschränkte Freiheit, wodurch es immer jemanden gibt der Besser ist was du auch schon kritisiert hast.
Ansonsten kann ich dir (wie eigentlich fast immer, für was schreib ich üebrhaupt http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/1/gruebel.gif) nur zustimmen. Ich hoffe mal ich hab den letzten Teil etwas falsch aufgefasst ;)

Runenmagier
19.02.2004, 00:44
Original geschrieben von -[IoI]-Ins@ne
Ich nicht.
Philosophie ist weder ein Hobby noch macht sie das Leben leichter.
[...}

Sollte sie aber, denn dazu ist sie da. Du nimmst das meiner Meinung nach alles viel zu pessimistisch.
Dein "Roman" weiter oben finde ich vollkommen in Ordnung, nur trifft das imo nicht auf Philosophie an sich zu, sondern schlicht und einfach auf's menschliche "Denken". Nicht mehr und weniger.
Philosophie ist "geistliche Lehre", d.h. man braucht diese Lehre nicht, sie tut aber gut, wenn man weiss, wie man sie benutzt. Genau so verhält es sich mit allen Lehren.
Denken hingegen ist ein "Grundinstinkt", um es mal platt auszudrücken, den jeder Mensch besitzt und benutzt, und welcher durch viele andere Faktoren beeinflusst werden kann. Philosophie aber passiert nur aus freiem Willen und kann somit nicht "manipuliert" werden. Genau das ist das Tolle an ihr.

Das ist auf jeden Fall meine Meinung.

RPG-Süchtling
19.02.2004, 06:27
Hm... zur Philosophie bin ich eigentlich gekommen, als ich an der Uni die Möglichkeit dazu hatte, solche Kurse in mein Studium einzubringen, um auch mal meinen Horizont über das pure auf mein Fach bezogenen Wissen hinausgeht. Und, weil ich Probleme mit dem "wirklichen" Leben habe.

Zumindest dabei hat es mir nicht viel geholfen. Nicht nur, dass ich das Gefühl hatte, schwere Defizite aufzuweisen und zuerst mal Schinken von Plato und co. hätte lesen müssen, um da durchzusteigen. Als ich die gewöhnungsbedürftigen Texte halbwegs verstanden hatte, wurde es verdammt interessant. Hier wurden die grundsätzlichen, als fest geltenden Grundsätze unserer Wirklichkeitserfahrung und ähnliches auf den Prüfstand gestellt. Und das war nicht nur faszinierend, sondern z.T auch erschreckend. Und ich halte es aufgrund meiner Erfahrungen als sehr lohnend, sich einmal mit solchen Dingen auseinanderzusetzen.

IMO gibts es aber auch viele philosophische Themen, die keinem Zweck als dem Philosophieren an sich dienen. Aber auch das kann Spaß machen.
Philosophie ist die "Liebe am Wissen", alles zu hinterfragen, zu zweifeln. Das sind IMO die Voraussetzungen für Veränderungen. Deswegen philosophiere ich.

Lucretia
19.02.2004, 15:32
Bei solch wohlbedachten Aussagen trau ich mcih irgendwie garnicht zu schreiben...

Eigentlich habe ich auch nur eine Frage...

Kann es sein, dass Philosophie die Menschen kaputt macht, weil sich ihnen immer mehr Fragen auftun, die sie alle beantworten wollen, und doch zu keinem Schluss kommen..?

Zedar
19.02.2004, 17:48
Original geschrieben von Lucretia
Kann es sein, dass Philosophie die Menschen kaputt macht, weil sich ihnen immer mehr Fragen auftun, die sie alle beantworten wollen, und doch zu keinem Schluss kommen..?
Es birgt durchaus eine gewisse Gefahr wie du sie beschrieben hast, zweifelos.
Diesen Menschen muss man dann zeigen, dass manche neuaufgeworfene Fragen schon die Antworten sind, und dass so manche Sache banaler ist, als angenommen....


Original geschrieben von Cool
lol. Sorry aber bei dem Absatz musst eich zuerst wirklich lachen. Wenn ich ihn nämlich richtig verstehe, steht da das Philosophie das Einzige ist, was uns zu intelligerntern Lebewesen macht, etwas brutaler jetzt ausgedrückt. Dadurch stellst du fest, das alle Erungenschaften in der Physik, Mathematik und Chemie nicht wichtig sind. Sie stellen ja nicht unsere Fähigkeiten zu denken dar. Dabei denke ich, dass dies sehr viel schwerer ist als zu philosophieren und es deswegen bis zu einem gewissen Bereich über die Philosophie stellen kann.
Hmm, ich weiß nicht wie weit du z.B. mit der Quantenmechanik betraut bist, aber da gibt es einige (untertreib) Sachen, die einem unweigerlich zum philosophieren bringen.
Interessanterweise trifft das auf alle Wissenschaften zu, je mehr man in ihr eintaucht oder sich mit ihr beschäftigt.
Irgendwann kommt der Punkt, wo man anfängt zu philosophieren, wo die Wissenschaft nicht mehr weiter helfen kann.

Cool
19.02.2004, 21:56
Original geschrieben von Zedar

Hmm, ich weiß nicht wie weit du z.B. mit der Quantenmechanik betraut bist, aber da gibt es einige (untertreib) Sachen, die einem unweigerlich zum philosophieren bringen.
Interessanterweise trifft das auf alle Wissenschaften zu, je mehr man in ihr eintaucht oder sich mit ihr beschäftigt.
Irgendwann kommt der Punkt, wo man anfängt zu philosophieren, wo die Wissenschaft nicht mehr weiter helfen kann.

Wodurch aber trotzdem nicht gesagt wird, dass nur die Philosophie den Menschen heraushebt. Man kommt nur deshalb nicht weiter weil der Mensch momentan noch nicht soweit ist, doch irgendwann kommt der Punkt dann kann man den Punkt an dem man nicht weiterkam weiter nach hinten verschieben, weshalb das für mich weiterhin mehr Wert hat.

Zedar
20.02.2004, 01:06
Original geschrieben von Cool
Man kommt nur deshalb nicht weiter weil der Mensch momentan noch nicht soweit ist, doch irgendwann kommt der Punkt dann kann man den Punkt an dem man nicht weiterkam weiter nach hinten verschieben, weshalb das für mich weiterhin mehr Wert hat.
Kann jetzt sein, dass ich dich missverstehe, aber im Prinzip meinst du, dass die Philosophie nur dann in "Kraft" tritt, wenn es sich nicht mit der Wissenschaft (er)klären lässt.
Also praktisch eine Art "Lückenfüller", bis es eine "logische" Erklärung gibt.
Für dich bedeutet Wissenschaft also etwas unumstößliches.
Nun, frage ich dich, wie ist die Wissenschaft entstanden?

Durch philosophieren, durch die Frage nach dem Warum etwas so ist.
Dann versuchen wir es in Regeln hineinzupassen, weil wir so besser damit umgehen können.
So entstand die Wissenschaft!
Du siehst, die Rolle der Philosophie nimmt eine ganz besonders große Rolle bei uns Menschen ein, denn erst dadurch unterscheiden wir uns von der Fauna und Flora.

Cool
20.02.2004, 21:43
Original geschrieben von Zedar
Kann jetzt sein, dass ich dich missverstehe, aber im Prinzip meinst du, dass die Philosophie nur dann in "Kraft" tritt, wenn es sich nicht mit der Wissenschaft (er)klären lässt.


Da missverstehst du mich ^^. Mein Text nahm nur Bezug auf das was du oben geschrieben hast, und da bin ich nur von dem Philosophieren dass durch die Wissenschaft entsteht ausgegangen, da was anderes ja auch nicht behandelt wurde

Zedar
20.02.2004, 22:08
Alles Klar!
:rolleyes:
Nehmes es zurück;)