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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ältere Kurzgeschichten mal wieder rausgekramt



The Game
15.02.2004, 00:54
Ihr findet sicherlich noch alte Deutsch - Aufgaben oder andere literarische Ergüsse auf eurem Rechner, die man sonst nie wieder ansieht. Ich dachte mir, wir könnten die hier reinposten, sofern sie nicht zu lang sind. Ob Kurzgeschichte oder Gefühlsausdruck, ich bin gespannt, was ihr zu bieten habt! ;D

Ich mach mal den Anfang mit einem Gefühlsausdruck, den ich vor zirka 2 Jahren mal verfasst hab (war ne Hausübung)...


Liebes Tagebuch!

Heute ist einer der traurigsten Tage meines ganzen Lebens. Es liegt eine Leere in der Luft und reißt mir den Boden unter den Füßen weg, so dass ich in ein tiefes Loch falle. Ich kann es einfach nicht vergessen! Ich habe sie verloren. Gott sei Dank hast du kein Herz, so kannst du also nicht wissen, wie sehr es einem weh tun kann. Ich werde ohne sie nicht leben können. Wenn ich bloß daran denke, sie nie mehr zum Lachen bringen zu können, sie nach einem harten Arbeitstag nie mehr zu umarmen, nie mehr ihr zu sagen, wie sehr ich sie liebe, bekomme ich Sehnsucht, dass mein Herz daran zu zerspringen vermag. Ich liebe sie noch immer, und ich werde sie für ewig lieben. Wir wollten nach Frankreich ziehen, ein Haus haben und eine Familie gründen – die ganzen Pläne, die wir schmiedeten, alles umsonst. Heute am Grab sagte ich zu ihr, dass sie sich nicht ängstigen soll, mir geht es gut. Doch das stimmt nicht. Mir geht es schlechter als je zuvor und ich führe Selbstgespräche. Ich spreche zu meiner Liebsten um danach gleich wieder in Tränen zu verfallen, wenn keine Antwort eintrifft. Ein dummes Auto kann alles zerstören. Ich sehe immer noch die schrecklichen Bilder vor mir. Sie drehte sich zu mir um und sagte: „Ich bin bald zu Hause. Ich liebe dich!“. Nach fünf Schritten auf dem Zebrastreifen geschah es einfach. Dem schwarzen Cabrio geschah nichts, nicht ein einziger Kratzer. Das Loch wurde in mein Herz gebohrt und ich muss es ewig in mir herum tragen. Ewig wird etwas fehlen, abgehen. Ich werde auf der Welt niemanden mehr lieben, immer nur sie, sie, sie – bis ich bei ihr bin. Ich werde nie mehr unter Leute gehen, weil ich es nicht ertragen kann, dass irgendwer mit ungeheuerlicher Immoralität Glücklichkeit ausstrahlt, obwohl so etwas Schlimmes geschehen ist. Ich werde zu Gott beten und ihn anflehen, dass sie zurückkommt, aufersteht, mir wenigstens im Traum erscheint, egal ob Albtraum oder nicht, nur damit ich ihr Gesicht nie vergesse und sie ewig lieben kann. Mein Herz brennt in mir wie Feuer, manchmal möchte ich es herausreißen und zerstören, doch dann würde ich auch sie zerstören, meine teuerste Quälerin, die mich mit allem Herzschmerz heimsucht, Tag und Nacht. Es gäbe nichts, was ich nicht tun würde, um wieder bei ihr zu sein, wenigstens für eine Minute, und ihr all das sagen zu können, was ich ihr immer schon sagen wollte. Und nun werde ich mein ganzes nur mehr unbedeutendes Leben darauf warten, alles Schöne vermissend, nur ihrer wunderbaren Gesellschaft gedenkend. Ich werde alle negativen und positiven Eigenschaften hoch halten und mein restliches Leben in imaginärer Monogamie und monomanischem Silentium darauf ausrichten, zu warten, endlich wieder bei ihr zu sein, sei dies pathologisch oder nicht. Hoffend, dass ich bald sterbe, werde ich das Meer der Zeit durchschwimmen und die ganze Schönheit festhalten, die einst sie mir schenkte.

Wohan
15.02.2004, 08:02
die ist ein Auszug aus meinen Buch " The 7 from Heaven",
naja um ehrlich zusein es ist momentan das EINIZGE Handfeste was ich von diesen "Buch" habe , der Rest besteht momentan nur aus Notizen, Lebensläufe der Charaktäre und noch ein paar kleinigkeit aber die Hofffnug das ich es irgendwann fertig bekomme ist noch gegeben :D

> Dichter Nebel stand über der Nächtlichen rauen See nahe der Küste und das kleine Wikingerboot hatte es schwer gegen die mannshohen Wellen anzutreten, ihr Ziel
Suhko Island. Es schwankte heftig und drohte bei jeder großen Welle zu kentern,
mit Totes Angst versuchte die Mannschaft immer weiter zu rudern um heil die kleine Insel zu erreichen. Doch dort drohte der Mannschaft erstrecht Gefahr, da die Küste mit scharfenkantigen Felsen gespickt war und jedes unvorsichtiges Handel würde zwangsläufig zur Kollision und zum Tode führen.

Aber Einer an Bord war die Ruhe selbst,
es war <<<Gallwah Ruhg>>>
der Kapitän und Anführer
Er stand ruhig und fest am Heck des Bootes und mit rohen aber präzisen
Anweisungen spornte er seine Mannschaft an, die versuchten den Kahn stabil zu halten.
Plötzlich drangen laute Rufe zu Gallwah Ruhg, „ Land in sicht, ich sehe Land!“
Nur bruchstückhaft konnte Er diese Worte entziffern, die peitschenden Wellen um ihn herum verschlangen fast jedes Wort in ihren teils Ohren betäubenden Rauschen.
Mit großen Schritten verließ Gallwah Ruhg sein Posten und machte sich auf dem Weg durch seine rudernden Männer vor zum Bug, wo der Ruf herzukommen schien.

Gallwah Ruhg war ein Riese von Mann und breit wie Schrank, seine langen grauen Haare die er zu mehren Töpfen geflochten hatte und der genauso grauen langen Bart mit den gleichen Zöpfen verdeckten den Grossteil seines Oberkörpers und Gesicht, das vielen Spuren des Lebens aufwies ( Narben, Falten und die jahrlange bräune der Sonne ).

Als Er vorn am Bug angekommen war traf er Loki, der genau das Gegenteil von
Gallwah Ruhg war, klein, schmächtig und vor allem jung ( gerade mal 13 ).
Gallwah Ruhg war fast dreimal so alt, doch Fit wie viele Jahre zuvor.
Loki hatte sich mit beiden Armen an dem großen hölzernen Drachenkopf geklammert, der den Bug des Schiffes verzierte ( wie wohl bei jedem „ Richtigen „ Wikingerschiff ).
„Gallwah schau da, Land!“ „ Wo , Loki ? Ich sehe nichts ………nein halt du hast recht, das muß die Küste von Suhko Island sein,“ erkannte Gallwah Rugh. Er drehte sich zu seiner Mannschaft um , „Ok Männer wir sind gleich da, macht euch auf ein heißen Ritt bereit. Ihr wisst ja wie Gefährlich diese Küste hier ist! Und Loki bleibst weiter hier vorn und sagst bescheid wenn Felsen auf tauchen!“ „ Ja Gallwah, alles klar,“ bestätigte Loki und wendete sein Blick wieder gespannt aufs Wasser hinaus.<

Simon
15.02.2004, 21:59
Hmm... ich biete hier mal einen Teil aus einem Gemeinschaftsprojekt an, an dem ich mitarbeite (der Teil ist von mir Geschrieben).

Trigaram und Dagor hatten ein immenses Problem: die Harpyien, die Trigaram mit Hilfe des Auges Silva beschworen hatte, waren ihnen zwar eine Hilfe gewesen, jedoch fielen sie viel zu schnell, was, ohne Zweifel, nicht nur an der Schwäche der Harpyien, sondern auch an der unerwarteten Verstärkung der Barbaren, nämlich auf insektenähnlichen Tieren reitenden Amazonen, lag. Zu allen Überfluss tauchte kurz nach Eintreffen der Amazonen auch noch ein Heer auf, dass aus auf Greifen reitenden, in Kapuzen gehüllte Reiter bestand.
„Was bei allen Göttern ist das nur für eine Schlacht? Da wünsche ich mir fast, der Elementargeist, der hinter meinem Auge her ist, hätte mich geschnappt und ich hätte alles hinter mir.“ rief Dagor Trigaram zu, während er drei Barbaren gleichzeitig den Bauch aufschlitzte. „Meint ihr wirklich?“ rief Trigaram. Die Klauen an seinen Handschuhen glühten gelblich und schossen dem Gegner bei Berührung magische Blitze in den Körper. „Hab ihr eine Ahnung, was dies für Monstrositäten sind, die in der Luft kämpfen?“ rief Dagor und ließ einige Barbaren von Erdspitzen aufspießen. „Von den Reitern auf den Insektenmonstern kann ich mit Sicherheit sagen, dass es Menschen sind. Von den Reitern auf den Greifen geht eine merkwürdige, dunkle Aura aus. Sie erinnert mich an die Aura vom Exodus. Vielleicht...“ sagte Trigaram und wäre um ein Haar von einem Barbaren enthauptet worden, hätte Dagor nicht eine Erdspitze durch diesen hindurch rasen lassen. „Habt Dank, Dagor. Damit habt ihr was gut bei mir!“ rief Trigaram und schlitzte zwei weiteren Barbaren die Kehlen durch. „Ich werde euch bei Zeiten daran erinnern, Trigaram!“ brüllte Dagor seine Antwort und schlug seine Axt kraftvoll in den Brustkorb eines heranstürmenden Gegners.

Ihr Kampf zog sich einige Zeit hin und obwohl sie alle herannahenden Gegner sofort töteten, schien die Gegnerschar nicht ab zu nehmen. „Lange halten wir das nicht mehr durch!“ rief Trigaram dem Zwerg zu. „Da muss ich euch zustimmen. Diese Barbaren trumpfen zwar nicht mit großer Geschicklichkeit auf, jedoch ist ihre Masse überwältigend.“ antwortete der Zwerg. Beide standen Rücken an Rücken, um den Gegnern eine geringe Angriffsfläche zu bieten. Plötzlich stürzte ein Schatten herab, mit einem ohrenbetäubenden Gekreische. Trigaram sah nach oben und erblickte einen Greifen, der sich ihnen nährte und plötzlich streckte sich ihm eine Hand entgegen. „Greift zu, wenn ihr leben wollt!“ hörte er eine Stimme rufen und ohne zu zögern krallte Trigaram seine Linke am Mantel von Dagor fest und ergriff mit der Rechten die dargebotene Hand. „Waaaas?“ rief Dagor vor Verwunderung, als sich seine Füße vom Erdboden erhoben. „Bleibt ruhig, es ist alles in Ordnung.“ antwortete Trigaram und blickte den Reiter des Greifen an. Er hatte seine Kapuze ins Gesicht gezogen, jedoch konnte Trigaram die Gelben Augen erkennen. „Eure Aura ähnelt einem, den ich kenne.“ rief Trigaram, während der Greif sich auf dem Weg zur Burg machte. „Ach ja? Dann müsst ihr Exodus kennen.“ antwortete der Fremde und ließ seinen Greifen auf einem der Türme landen. Dagor, der zuerst den steinernen Boden des Turmes berührte, sprach ein leises „Gelobet seien alle Götter der Erde. Auf dass ich nie wieder in die Lüfte entführt werde.“. Trigaram ließ die Hand des Reiters los und landete sanft auf dem Boden des Turmes. „Habt Dank für unsere Rettung.“ sagte Trigaram und Dagor verbeugte sich als Zeichen seiner Dankbarkeit. „Schon gut. Ihr habt Glück, dass mir eure Aura aufgefallen ist, Dunkelelf. Ansonsten wäret ihr wohl gefallen.“ entgegnete der Fremde und sagte: „Mein Name ist Inodus und ich bin der Anführer der Geifenreiter.“ „Inodus? Euer Name kommt mir bekannt vor. Seid ihr vielleicht verwand mit Exodus? Eure Namen klingen ähnlich.“ sagte Trigaram, woraufhin Inodus sein Gesicht verzog. „Ihr seid sehr spitzfindig, Herr Dunkelelf.“, sagte Inodus. „Hoffentlich seid auch noch so spitzfindig, wenn das alles hier vorbei ist.“. Trigaram fuhr ein Grinsen über das Gesicht. „Denn bis zum Ende werden meine Brüder und ich nicht bleiben. Ihr wisst sicher von der Schwäche meines Volkes gegenüber Sonnenlicht.“ fügte Inodus hinzu und ließ seinen Greifen wieder abheben. „Doch bis dahin dauert es noch zwei Stunden, bis wir uns auf in unsere Gefilde machen, ein Weg von zwei Flugstunden.“ rief Inodus noch kurz bevor er kehrt machte und sich wieder in den Kampf stürzte. „Viel Glück, edler Anführer der Vampire.“, murmelte Trigaram und wandte sich Dagor zu. Dieser erwiderte den Blick des Dunkelelfen kurz und suchte nach einem Weg, der sie von diesen Turm bringen würde.
Trigaram sah sich ebenfalls um, als er plötzlich Kampflärm hörte, jedoch lauter, als vom Schlachtfeld unter ihm. Von wo aus genau der Lärm kam, konnte Trigaram nicht genau sagen, denn er war sehr erschöpft vom andauernden Kampf und daher hatten seine Sinne einiges von ihrer Schärfe eingebüßt. Plötzlich hörte er Dagor rufen: „Trigaram! Seht! Dort drüben! Steel van Holten und der Frevler, Xanatos! Sie kämpfen gegeneinander!“
Trigaram wirbelte herum und sah in die Richtung, in die Dagor blickte und tatsächlich: van Holten und Xanatos kämpften!


DJ n

Virginie
18.02.2004, 23:47
Nichts für Ungut, aber ich benenne den Threadtitel mal um - denn ein Thread der "Eure Texte" heißt, in einem Forum, wo es tatsächlich eh um die meisten von "Euren Texten" geht... ich nehme an, Ihr versteht, was ich meine ^^

Beschwerden oder Anregungen bitte per PM an mich!

aurelius
02.03.2004, 22:37
Verschiedene Sachen zu Homo faber von Max Frisch:
geschrieben zEvG 2003
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Wie sieht die Weltanschauung von Walter Faber aus?

Walter Faber ist durch und durch Pragmatiker. Er ist fasziniert von Technik; für ihn ist Technik System. Die angewadnten Wissenschaften beherrschen die Natur und Walter Faber erlebt die Welt durch das Medium Technik. Für ihn ist alles durch Mathematik, Physik, Biologie, whatever erklärbar. Andere Faktoren, etwa Schicksal oder Fügung belächelt er.
Ich denke, dass ihm dies sein Leben erleichtert. er sieht alles kontrollierbar, die Natur als Sklavin der Wissenschaft. Das gibt ihm das gefühl der Sicherheit, denn er hat einfach das Bedürfnis, über allem zu stehen. Er ist unglaublich egozentrisch, obwohl er gleichzeitig weiß, dass er nicht das Zentrum von allem ist. Einer der vielen Lügen, auf die er sein leben lang hereingefallen ist, bis zu einer Stelle kurz vor seinem Tod.
Ich denke, er denkt so bemüht logisch und kausal (meiner Meinung nach fast unmenschlich), weil er Angst hat, sich auf Dinge einzulassen, die er nicht versteht, wobei er das Verstehen fast mit „Kontrollieren“ gleichsetzt.
Nun, wenn man einen Blick auf die Zeit wirft, in der Walter Faber lebt, so ist seine Weltanschauung durchaus nachzuvollziehen. Die ersten 50 Jahre des 20. jahrhunderts (wie auch die zweiten 50 Jahre, aber die sind hier ja irrelevant) brachten viele Revolutionen hervor. Eine Erfindung jagte die nächste, selbst jüngste erfindungen wurden durch immer neue Dinge übertrumpft. Das Fernsehen, das Radio, die Verbreitung von Autos – all diese Dinge wurden in vergleichweise kürzester Zeit erfunden. Der elektrische Strom revolutionierte die Technik und so auch den Geist der Menschen. Doch nicht nur die Möglichkeiten, sondern auch die allgemeinen Kentnisse über das Unsiersum etc. potenzierten sich. und so fühlten sich die Menschen als Herrscher über allem. Es schien, als habe man bald den ewigen Traun der Menschheit erfüllt – die Allmächtigkeit. Und so blieb in dieser Zeit kein Platz für „unbekannte Faktoren“, so dass diese einfach ignoriert wurden (und noch heute werden, obwohl sie durchaus wissenschaftlich anzugehen wären). Und Walter Faber ist ein Kind dieser zeit und spiegelt den Zeitgeist in extremer Form wider. Einerseits, weil ihm diese Vorstellungen gefallen (oder ihm die anderen nicht gefallen), andererseits natürlich auch wegen seines Berufs. Er glaubt nur an das, was er sieht, fühlt oder erlebt – alles andere ignoriert er. Er glaubt alles zu wissen und alles kontrollieren zu können, bis ihm dieser Hochmut zum Verhängnis wird und er schlagartig lernt, dass als das Unsinn ist. Doch dafür muss er den Tod seiner eigenen Tochter als Preis zahlen.

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Der Widerspruch im Charakter Fabers anhand der Notlandung:

Es gibt die Weisheit, der Mensch zeige nur in Extremsituationen seinen wahren Charakter – auf nichts passt dieser Spruch wohl besser, als auf Walter Faber. Es wird exakt der Widerspruch im Charakter Walter Fabers dargestellt. Einerseits sein Bemühen, alles emotionslos und klar zu sehen und andererseits das wirkliche Verhalten.
(„Und ich wußte, es wird keine Piste kommen, trotzdem presste ich das Gesicht ans Fenster[...] Im letzten Augenblick verlor ich die Nerven.“)
Dort kommt seine plump übernalte aber immer im Verborgenen vorhandene Eigenschaft durch – die Menschlichkeit. Der Mensch ist nunmal keine Maschine, die alles nur analysiert und dementsprechend reagiert und auch kein Walter Faber kann sich davon befreien.
Gefühle verleiten den Menschen oft zu verkehrten Entscheidungen, somit ist der Mensch unökonomischer als ein Tier, welches eher konsequent und logisch (berrechenbar) handelt.
Die Gefühle sind der Preis für den Verstand; von der Natur entwickelt, um den Menschen trotz seines Wissens und Verstands kontrollieren zu können. Auch ein Walter Faber ist nur ein „Sklave“ seiner gefühle – auch wenn er sich anderes einbildet. Doch wiegesagt, in Extremsituationen scheint der wahre Charakter durch. So auch bei Walter Faber, der ebenfalls Ängste hat, ebenfalls hofft.
Normalerweise verdrängt er die Angst. Schaut man sich folgendes Zitat an, so wird das deutlich: „Minutenlang flog man vollkommen ruhig, dann wieder ein Stoß, so daß die Tragflächen wippten, und wieder ein Schlenkern, bis die Maschine sich fing und stieg, als wäre es für immer in Ordnung, und wieder sackte – wie üblich bei Böen.“
in dem Moment, in dem Walter Faber eine naturgesetzliche Erklärung/Begründung für Beunruhigendes etc. findet, ist seine Angst überwunden. Er verdrängt die menschlichen Gefühle, durch den irrglauben, alles zu verstehen. So glaubt er, in Sicherheit zu sein, obwohl das ja Unsinn ist.
Er meint, eine andere (höhere) geistige Ebene erreicht zu haben und so passt sein wirkliches Verhalten nicht in das Bild.
Doch er hat nicht etwa daraus (aus den Gefühlen, die immer wieder durchkommen) gelernt, denn die Art, in der er den Absturz beschreibt, ist immer noch kalt und sachlich; als sei er nicht selbst migeflogen, sondern schreibe lediglich einen Bericht als Außenstehender darüber.
Soweit ist er schon abgestumpft, Angst ist er unfähig als solche zu empfinden, aber auch über die gefühle für seine lebensgefährtin Ivy ist er sich nicht im Klaren. Er liebt sie nicht und ist eher aus Bequemlichkeit (nicht nur im konkreten Sinn!) mit ihr zusammen.
Seit Hannah ist er unfähig, gefühle wirklich zu empfinden – vielleicht ist das eine Art Schutzfunktion seines Körpers, da er damals sehr enttäuscht wurde und möglicherweise nur so damit klar kam. Ob eine bewusst oder unbewusste Entscheidung, die Gefühle zu ignoreiren ist hier irrelevant.
Jedenfals war es Sabeth, die ihn davon befreite – die Tochter seiner einzigen (wahren) Liebe.
Ich denke, Walter Faber hat eine regelrechte Angsstörung, denn er ist unfähig Angst wirklich zu empfinden, nur noch als statisches Gerüst; wie ein Schatten. Die Szene des Absturzes macht das sehr deutlich.

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Fabers Verhältnis zur Natur:

Insgesamt hat Walter Faber ein sehr gestörtes Verhältnis zur Natur. Die Natur ist eigentlich unberrechenbar und so sieht er die Technik als Möglichkeit, die Natur zu kontrollieren. Die Stellen aber, an denen er der Natur ausgeliefert ist, breiten ihm größtes Unbehagen – zum Beispiel die Djungelszene. Natürliche Begebenheiten findet er widerlich; in Allem sieht er nur Schlechtes. Der Jeep ist dort für ihn der Rettungsanker zu seinem Leben; ein Stückchen Technik inmitten der Natur. Wie ein Floß auf dem Ozean. Doch auch dieses Verhältnis ändert sich in seinem urlaub auf der sonnigen Insel. Plötzlich genießt er die Natur, das klare Gewitter, den prasselnden Regen etc.
Die wohl entscheidende Frage ist, woher seine Abneigung gegen die Natur kommt. Einerseits sicherlich, weil er als Techniker die Natur „zum feind“ hat. Er baut Maschinen, um die Natur einzudämmen, zu kontrollieren. Aber es steckt meiner Meinung nach noch mehr dahinter:
Walter Faber fühlt sich auf einer höheren menschlichen Ebene. Er sieht sich als pefekt funktionierende Maschiene – konsequent, sachlich, objektiv. Vor allem aber sagt er sich von einer entscheidenden Beeinflussung frei – die der Natur.
Denn eigentlich ist der Mensch mit seinem Willen frei. Er handelt nicht wie ein Tier, ohne zu denken, also nur nach Instinkten, sondern ist eigentlich dazu imstande, ein ganz unabhängiges Leben zu führen.
Eigentlich, denn damit erfüllte er nicht mehr den einzigen Sinn seiner natürlichen biologischen Existenz – der Fortpflanzung zur Arterhaltung.
Also hat die Natur in einer Wechselwirkung mit dem Verstand eine Art Kontrollsystem entwickelt – die Gefühle. Liebe, Hass, Freude, Furcht – all diese Gefühle beeinflussen jeden Menschen.
und die Gefühle sind die entscheidende Instanz, die unser Handeln, Denken und Reagieren beeinflusst. Als Beweis könnte man die kitschige „Liebe-besiegt-den-Verstand“-Situation anbringen; es gibt aber genug andere Beispiele, auch aus dem Buch.
Man denke etwa an die Assoziationen Fabers in der Wüste oder an die Hoffnung, es möge trotz Notlandung eine Piste auftauchen, aber auch Höhenangst ist das Gleiche. Denn an all diesen Stellen entsteht ein geistiges Paradoxon – der Verstand weiß, dass eine Angst (Höhenagst) oder eine Hoffnung (die Langebahn möge kommen) unbegründet ist, und dennoch gibt es sie. Im direkten konflikt siegt das Gefühl. So auch bei Walter Faber. Für ihn ist das das Schlimmste.
Die Natur steht im Buch stellvertretend für Gefühle, die ebenfalls natürlich sind und so verabscheut Faber diese. Gleichzeitig hat er Angst davor. Sein ganzes Wahrnehmungsbild wird dadurch verändert. Also passiert letztendlich doch genau das, was er nicht will –
Gefühle verändern sein Urteilsvermögen.


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Kurzcharakterisierung Sabeth´s:

Sabeth ist 20 Jahre alt und die Tochter von Walter Faber und Hanna. Sie ist sehr wissbegierig und interessiert; insbesondere auf dem Gebiert der Kunst und der Geschichte. Teilweise ist sie ziemlich naiv und verträumt, während sie in anderen Dingen druchaus erwachsen denkt. Sie lebt in den Tag hinein und spontan. Sie hat nur ungefähre Vorstellungen, wie ihre Zukunft aussehen soll und lässt alles zunächst auf sich zukommen.
Sie ist prinzipiell eher verschlossen und zurückhaltend, doch wenn sie mit jemandem auf einer Wellenlänge ist, öffnet sie sich. Sie genießt es dann, Dinge von sich preiszugeben und andere Menschen an ihren träumen und Gedanken teilhaben zu lassen. in gewisser Weise muss man als ihr gegenüber nur den Schlüssel zu ihrem Herz/Geist finden, um mit ihr über die intimsten Dinge philosophieren zu können.
Sie ist außerdem intelligent; daher auch ihr großes Interesse und Verlangen nach immer neuem Wissen, welches sie begierig aufsaugt; wie ein Schwamm.


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Reisebericht auf der Sicht Sabeth´s:

Er war mir schon am ersten Abend aufgefallen - ein älterer Herr, adrett gekleidet, höflich, aber interessant. Ich dachte erst, wir hätten bereits früher Bekanntschaft gemacht; irgendwie schien es mir als kenne ich ihn, und auch er schien sich an mich zu erinnern – das sah ich an der Art, wie er mich unbewusst anstarrte und musterte. Ich sprach ihn nicht an – er sagte ebenfalls nichts.
Später lernten wir uns kennen. Doch auch dann bleib das Thema unberührt, obschon ich immer das gefühl hatte, dass es irgendwie zwischen uns stünde; auf einer anderen Ebene und so blieb es dann auch. Es war okay. ich wusste, dass er es auch spürte.
Anyway, in Paris trafen wir uns dann wieder und so war es – wenn auch nicht offen – klar, dass wir die Reise durch Frankreich, Italien bis nach Athen zusammenbeschreiten würden.
Faber war ein komischer Mensch. Er verstand nichts von Kunst, ogleich er sehr gebildet war. Ich glaube, er versteht nicht, warum man Kunst braucht. Er ist unfähig, Gefühle Anderer zu erfassen und Kunst ist oft genau das. Ich versuchte ihm die Wichtigkeit der Ästhetik zu zeigen – vergeblich. Später gab ich es auf.
Denn obschon er sich in vielen Dingen von mir unterschied, unterhielten wir uns oft auf einer ganz besonderen Ebene. Ich dachte, dies sei die oft angesprochene Liebe, da ich so etwas bei noch niemandem vorher gespürt hatte. Es war keine Liebe, das weiß ich jetzt, aber damals war ich nicht soweit und so verbrachten wir auch eine Nacht miteinander. Es war merkwürdig, ihm so nahe zu sein, denn oberflächlich waren wir noch immer auf dem Schiff; unser Verhältnis hatte sich eigentlich nicht geändert – abgesehen eben von jener unterschwelligen Ebene – Seelenverwandschaft vielleicht.
Es war wie ein Zwillingsbruder oder mehr noch, ein Abbild meiner selbst. So kommunizierten wir, wie ich bisher noch mit niemandem hatte sprechen können. Ich habe auch nach seinem Tod nie wieder jemanden getroffen, der ihm ähnlich war/ist. Hanna reagiert seltsam, wenn ich ihr davon erzähle, sagt mir aber trotz allem Drängen nichts.
Es ist mir jetzt eigentlich auch egal; was für mich zählt, ist, dass ich mich auf dieser reise selbst gefunden habe. Ich bin erwachsen geworden und dieser ominäse Walter Faber war der Schlüssel dazu. Er war mir so nahe wie kein anderer Mensch – von Anfang an.
Es war nicht nötig unser oberflächliches verhätnis zu verteifen, denn wir trafen uns auf einer anderen Ebene – wie waren seelich verbunden. Er kam so schnell in mein Leben, wie ihn der Tod mir wieder entriss und blieb/belibt doch für immer – in jedem Teil meiner Persönlichkeit, die er mir zu entfalten half. Es war keine gewöhnliche Liebe - es war viel mehr.