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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : What's this feeling??



Latency
06.01.2004, 08:46
Whats this feeling you're always talking about? You have gone through so much and are alsways talking about it but how does it feel? How do you feel?

Diese Fragen stell ich mir in letzer Zeit öfters. Meine Kindheit verlief/verläuft (bin ja erst 16) recht glücklich, klar jede Familie hat ihre Probleme, aber wie gesagt meine Probleme sind eigentlich nicht der rede wert. Aber es gibt andere Personen aus meinem näheren Umfeld, die mir von ihren Problemen erzählt haben. Probleme die ich nie hatte und warscheinlich auch nie haben werde. Gerade deswegen komme ich mir immer so dumm vor. Die Person schüttet ihr Herz aus und erzählt Geschichten die ihr bestimmt, was heißt bestimmt, es gibt ihr sehr nahe, aber ich weiß beim besten willen nicht was ich sagen soll. Ja kein falsches Wort, ja keine dumme Bemerkung, du weißt nicht was noch so in deinem Gegenüber vorgeht und überhaupt. Es ist so schwere Kost, dass ich einfach nur dransitze und nix sage... ich weiß nicht was ich sagen soll, aber ich muss etwas sagen, ein Wort des Mitgefühls, aber ich habe immer die Angst im Rücken, dass die Worte zu vernichtend wirken können, zu oberflächlich für diese besondere Situation...

Damn it!
Dennoch will ich etwas sagen, ich will der Person helfen, auch wenn ich ihr nur bis zu einem bestimmten Grad zustehen kann so will ich mein bestes Versuchen. Nur wie!? Und das ist auch die Hauptfrage des Threades. Wenn ihr euch nicht in die Situation hineinversetzen könnt, aber dennoch dieser Person unbedingt helfen wollt, wenn es auch nur ein Gespräch ist, aber wie wollt ihr ihr helfen? Könnt ihr ihr überhaupt helfen? Fragen über Fragen.... die sicherlich nicht einfach zu beantworten sind, wären sie es so würde ich selber auf die Antworten kommen, aber so möchte ich doch zuerst eure Meinung hören.

Schattenläufer
06.01.2004, 09:17
Kenn ich sehr sehr gut. Naja, meistens sage ich dann einfach das, was ich wirklich fühle, und versuche so ehrlich wie möglich zu sein. Wenn ich das, was mir diese Person erzählt, nicht kenne und noch nie erlebt habe, dann sag ich das auch. Dennoch versuche ich Lösungen zu finden, aber ich mache auch klar, dass ich es einfach nicht kann.

Da hab ich eigentlich sehr positive Erfahrungen mit gemacht, die Leute fühlen, dass ich mich um sie sorge... najo. Und das hilft der Person ebenfalls, wenn auch in einer anderen Art.

leoly
06.01.2004, 16:33
auch ich mache häufig solche erfahrungen... freundinnen kommen oft mit ihren problemen zu mir .. doch auch ich weiss nie so recht was ich sagen soll, da ich sowas nicht kenne... z.b. haben sich kürzlich die eltern meiner freundin getrennt... trotzdem versuche ich sie mal ein wenig abzulenken, aufzumuntern oder sie einfach darüber reden lassen (allein dies tut meistens schon ziemlich gut) ! auch wenn man einfach da sitzt ohne zu reden kann das hilfreich sein... hauptsache man ist für einen da!

NayNay
06.01.2004, 20:51
Solche Situationen sind immer schwierig, für beide Seiten.
Wenn mir jemand von schweren Problemen erzählt, dann versuche ich einfach für diesen jemand da zu sein. Nur, damit die Person spürt, dass sie trotz aller Verzweiflung nicht allein ist.
Wenn ich das Gefühl habe, es ist angebracht, versuche ich diese Person zum Lächeln zu bringen oder eventuelle Schwierigkeiten mit ihm/ihr zu ergründen und Ansätze zu finden, wie man die Dinge am besten geregelt bekommen könnte.

Allerdings gibt es auch Momente, wo ich mich sehr hilflos fühle... [Erzählmodus]
Ich werd's nie vergessen. In der 7ten Klasse hatten wir eine Radtour gemacht, in eine Art Schullandheim etwas ausserhalb von Hamburg. Unser Lehrer meinte, das wären so 25Km, aus denen sind dann zwar 52 geworden, aber das nur am Rande :D
Jedenfalls waren wir einige Tage dort und irgendwann mitten drin kam ein Anruf für ein Mädchen aus meiner Klasse. Es ging um ihren Vater. Er war schwer an Lungenkrebs erkrankt und die Mutter des Mädchens sagte ihr, dass sich sein Zustand verschlechtert hätte. Ich denke, es muss sehr ernst gewesen sein, sonst hätte sie ihre Tochter nicht angerufen um ihr das mitzuteilen.

Auf unserer Abschlussreise in der 10ten Klasse (es ging in ein Waldhaus in Lüneburg) passierte etwas, das ich mein Leben lang nicht vergessen werde... Der Vater des Mädchens (nennen wir sie einfach Hylia) war inzwischen gestorben. Eines Abends wanderte ich vor dem Haus umher und sah weiter vorne auf einer Bank einen Schatten. Ich fragte mich, wer da so alleine sitzt, während alle anderen fröhlich durch die Gegend wuselten und ging hin. Auf der Bank saß Hylia, ganz allein, starrte in die Dunkelheit und weinte.
Ich fragte sie, was sie hier so allein macht und was mit ihr los sei und irgendwie fing sie einfach an, mir von ihrem Vater zu erzählen. Sie erzählte mir, was für ein stolzer Mann er gewesen war, dass sie und ihre Familie in ihrem Heimatland politisch verfolgt wurden und ihr Daddy seiner Familie gegenüber immer stark war. Was für ein guter, wenn auch strenger Vater er ihr gewesen war, der ihr stets verdeutlichte, wie wichtig Bildung ist und wie sehr sie sich gewünscht hat, dass er nicht so hätte leiden müssen.
Sie erzählte mir von ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder, dem sein Vater fehlte. Und sie sagte mir, wie schwer es zu begreifen wäre, dass er nie mehr zurück kommt und sie doch spürt, dass er irgendwie immer bei ihr ist.
Wir schweiften in die verrücktesten Themen ab, redeten über Gott und die Welt, darüber, ob es einen tieferen Sinn für alles gab, ob der Tod endgültig ist und irgendwann lehnte sie einfach an meiner Schulter und weinte.
Im Laufe ihrer Erzählung wurde mir klar, warum sie immer so unermüdlich und hart für die Schule lernte. Warum sie so übermäßig fleissig war, dass sie überall (schon, seit sie in unsere Klasse gekommen war) den Ruf als Streberin bekam. Sie erzählte mir, sie wolle eines Tages Ärztin werden um Heilungsmethoden für Krebs zu entwickeln...

Sorry, das war vielleicht ein wenig weit ausgeholt, aber ich musste grad wieder daran denken. Manchmal ist es so schwer, anderen helfen zu wollen, da man einige Dinge kaum nachvollziehen kann. Ich versuche dann einfach, ein wenig von dem Schmerz mit der Person zu teilen. Da zu sein, zuzuhören, diesen Menschen aufzufangen, wenn er zu fallen glaubt. Ich denke, ihr wisst, was ich meine. Manchmal reicht es einfach schon, zu zeigen, dass man da ist und einem nicht egal ist, was jemand fühlt oder denkt. Der Rest ergibt sich oftmals von ganz allein :)

Muhrray
06.01.2004, 22:14
Ich kenne diese Hilflosigkeit auch.

Erst vor kurzem hat mir eine sehr wichtige Person so unendlich viel Schmerz und Leid aus ihrem Leben erzählt und es ist so unglaublich schwer die richtigen Worte zu finden.
Man möchte helfen, aber hat auch Angst irgend etwas falsch zu machen.
Gleichzeitig hat man Angst, dass Nichts machen genauso falsch ist.

Vielleicht sind diese Ängste unberechtigt und man sollte einfach nur zuhören und zeigen, dass man für den Menschen wirklich in der Situation da ist und er sich fallen lassen kann. Die größte Hilfe für mich perönlich war es jedoch immer in den richtigen Augenblicken in den Arm genommen zu werden und ähnliches - das war besser als alle Worte, die gesagt wurde.

Wirklich helfen, im Sinne von "die Probleme mit der Person bewältigen", ist wohl sowieso nicht drin, da die Ereignisse, über die geredet wird, längst verjährt sind und nich mehr gut zu machen.

Einfacher ist es, wenn du sagen kannst, dass es dir in deiner Vergangenheit "ähnlich" ergangen ist und einen Teil deiner Geschichte beisteuerst (für beide Seite ein Gefühl des blinden Verständnis und Nähe zueinander, glaube ich) - aber wenn du nicht gerne über dein Leben redest, geht das nicht.
Viele Dinge sind auch einfach gar nicht nachvollziehbar für einen selbst, weil sie so komplett unterschiedlich zu den Dingen sind, die du in deinem Leben erfahren hast, oder für dich einfach prinzipiell unmöglich sind in der geschehenen Art zu erfassen.
Das ist aber kein Grund, warum man sich dumm fühlen braucht.
Es ist aber auch kein Grund Verständnis zu heucheln.

Ich glaube jedenfalls, dass an solchen Stellen Mitleid und Mitgefühl hilft.
Haben hier ja schon einige gesagt: Den Schmerz und das Leid eben einfach teilen und für den Freund da sein, nicht nach irgendwelchen Lösungen und Erleichterunen für den Freund suchen und das Lächeln irgendwie versuchen unter Zwang so schnell wie möglich zurückzubringen, sondern einfach die Gefühle rauslassen und teilen.
Diese reinen Momente sind zu selten.

Und der bitterironische Alltag, wo du über die Probleme hinweglächelst, kommt schneller wieder als man denkt.

Und dann bleibt genug Zeit wieder abzulenken ...