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Mithrandir Moon
26.01.2003, 01:56
Neon Genesis Evangelion

Ein Neubeginn
(Eine Fanfiction von Laguna kun*)

Kurzes Vorwort: Ich habe mich entschlossen über Neon Genesis zu schreiben, weil ich von dem wahren Ende in „the End of Evangelion“ nicht besonders angetan war. Warum musste die gesamte Menschheit sterben? Und warum entschied sich Shinji Ikari das 3Children alleine auf einer einsamen Welt mit seiner toten Freundin Asuka zu leben? Warum hatte Seele dies alles geplant? Es gibt so viele Fragen aber auch so unterschiedliche Meinungen in der Fangemeinde. Ich gedenke mit dieser Geschichte auch den Autor von Neon Genesis selbst anzusprechen (ob der wohl Deutsch kann? Grins)
und auch meinen zukünftigen Freunden und Lesern hier ein besseres Ende zu bereiten. Ein Ende in dem die Wiedergeburt der Menschheit in ihrer vollsten Blüte repräsentiert wird. Ich hoffe das diese Fanfiction für keine Meinungsverschiedenheiten sorgt, sie soll einfach nur spannend und romantisch werden. Vielleicht auch etwas tragisch und einsam aber das artet dann nicht so aus wie bei EVA. So nun mach ich mich mal an das schreiben um der Welt mein Talent zu beweisen (Bist du blöd oder was?) Kicher.

Kapitel.1 Die Wiedergeburt, oder „REI Ayanami“

Träume. Sie bildeten eine wunderschöne Illusion um ihren Kopf. Rei dachte an ihre leibliche Mutter die sie nie hatte. War es nicht Yui gewesen mit der sie die größte Verwandtschaft belegte? Eine Wiese mit wunderschönen Blumen und Schmetterlingen erschien vor ihr. Es war so schön. Es fühlte sich so warm an. Reis kleines Herz begann zu schlagen. Das war besser als die Vervollständigung der Menschheit. Warum hatte Lilith ihr nie von den Schönheiten der Welt erzählt? Es wäre nie soweit gekommen die Menschheit zu zerstören. War es nicht SEELES Plan gewesen eine ideale Umgebung für den perfekten Menschen zu schaffen? Das Mädchen kniete nieder und striff einer weißen Margarete über ihre zarten Blütenblätter. Dieses Leben war zu einfach zu zerstören. Reis kleines Herz begann stärker zu schlagen, es pochte wie Wild. Um sie herum wurde alles schwarz. Endlich begriff sie das Lilith und Seele die ganze Zeit am falschem Glauben gehangen hatten. Die Welt müsste sich nach dem Third impact um einige Stadien zurückentwickelt haben. Aber sie war nicht Tod. Alle Menschen würden wahrscheinlich ihre wahre Form zurückerhalten und einen Neuen Anfang machen. Reis Augen wurden glasig und nass. Sie wünschte sich nichts sehnlicheres als dies miterleben zu können. Eine fantastische Traumvorstellung in ihrem Gehirn. Wenn es doch war wäre. Rei stockte verwirrt auf als sie eine Eingebung bekam. Sie war doch mit Lilith verbunden. Kam diese Traumvorstellung dann von ihr? Könnte der Traum Wirklichkeit geworden sein? Sie musste es nachprüfen. Raus aus diesem Traum. Ihre Lungenflügel zogen sich zusammen und Rei fasste sich benommen an ihr Herz. Es tat weh. Sie war wohl einen Herzinfarkt nahe. Sie musste endlich erwachen, sonst...helles Licht durchflutete ihre Augen. Die Kältekammer in der sie eingefroren war öffnete sich und Rei stemmte mit aller Kraft dagegen. Natürliche Luft und ein warmes Klima umfingen ihr Gesicht . Sie war endlich erwacht und lebte. Rei bewegte ihren zierlichen Körper aus der Maschine und ließ sich auf den Boden fallen. Es war Erde. Ihre Finger wühlten im schmutzigen Sand umher. Kein Zweifel, die Welt hatte sich regeneriert. Nun musste sie erst wieder Lernen zu laufen. Es war schwierig für sie und mehrere Versuche schlugen fehl. Sie war schließlich eine geraume Zeit eingefroren gewesen. Noch etwas wacklig auf den Beinen stolperte Rei aus dem Bunker hinaus, indem sie anscheinend ihre Traumtage verbracht hatte. „Danke Lilith...“ flüsterte Rei mit leiser Stimme. Auch an das sprechen musste sie sich wieder gewonnen, allerdings fiel ihr das am einfachsten. Sie hatte früher sowieso nie viel geredet. Es war wie ein Traum in einem Traum der sich nun endlich nach so langem warten gezeigt hatte. Rei fühlte sich einsam. Sie wollte wieder unter den Menschen wandern. Sie hatte Sehnsucht nach Shinji....

Kapitel.2 Der einsame Junge, oder „War ich schuld?“

Die Großstadt Neo Tokio3. Ein Wall schier endloser Wolkenkratzer die im Sonnenlicht klar und glänzend leuchteten. Der Planet hatte sich erholt und war nach ein paar Millionen Jahren nun wieder auf seinem alten Stand. Neo Tokio3 existierte wieder, war aber nun kein Schauplatz heftiger Engelsmächte mehr, sondern eine ganz gewöhnliche Stadt wie jede andere in Japan. Viele Menschen gingen zur Arbeit und die Parkplätze waren absolut überfüllt. Das tägliche Alltagsleben herrschte wieder in Japan, so als ob nie etwas passiert wäre. Den früheren Geheimkonzern NERV gab es nicht mehr. Keine Spur von den biomechanischen Kampfrobotern oder den Engeln. Eine Reihe von Wohnhäuserblocks erhoben sich hinter den mächtigen Wolkenkratzern. In einem dunklen Zimmer des 66.Stockes des Wohnungsblockes lebte ein einsamer Junge. Viele seiner Nachbarn hatten ihn als apathisch und seltsam bezeichnet. Leute die ihn besser kannten wussten jedoch das es die Einsamkeit war die den Jungen so zu schaffen machte. Der Junge hatte sich auch in der Schule keine Freunde gemacht. Stumm saß er immer alleine auf seinem Platz und hörte dem Lehrer nicht einmal zu. In seinen Augen spiegelten sich unheimliche Dinge. Vielleicht Sachen aus einem früheren Leben? Jedenfalls waren seine mentalen Körperwerte unheimlich hoch, deshalb unterschied er sich auch so von seinen Freunden. Sie hatten direkt Angst ihm unter die Augen zu kommen und gingen ihm lieber aus dem Weg. Sein Ausweis gab ihn nur als Shinji Wakamoto bekannt. Er fühlte irgenwie das dies nicht seine wahre Herkunft sein könnte. Gelegentlich litt der Junge auch unter starken Kopfschmerzen und einer großen Gedächtnislücke. Es stand ihm eigentlich frei ob er noch länger leben wollte oder wie jeder vierte Japaner Suizid begehen sollte. Wenn er jedoch sterben wollte hatte sich Shinji geschworen alles woran er noch hing zu vergessen und Einsam und zurückgelassen als letztes Children in einer dunklen Gasse Tokios Selbstmord zu begehen. Aber etwas hielt ihn davon ab sein Leben zu leichtsinnig davon zu werfen. Shinji hatte Träume. Undeutliche Visionen aber sie hatten viel auszusagen.

Shinji konnte sich wieder an Kaworu erinnern. Seine Liebe zu ihm und sein Verhängnisvoller Tod der ihre gemeinsamen Gefühle zerbrochen hatte. Shinji hatte sich in seinem früheren Leben immer davor gefürchtet mit Kaworu zusammen zu sein. Nun konnte er es fast nicht mehr verkraften so allein zu sein. Darum hatte er sein Herz noch mehr verschlossen um seine Gefühle nicht von anderen verletzen zu lassen. Aber es gab auch noch eine andere Person der er gerne alles anvertraut hätte. Rei Ayanami das erste Children. Sie hatten sich beide nie die Liebe gestanden, da Shinji zu dieser Zeit versucht hatte aus lauter Verzweiflung eine Beziehung mit Soryu Asuka Langley zu gründen. Leider hatten er und Asuka keinen einzigen Punkt gehabt der sie miteinander verband. Er erinnerte sich an die Szenen kurz vor ihrem Tod zurück. Sie hatte ihm aus brutaler Wut Kaffee über den Kopf geschüttet und ihn anschließend über den Tisch geschleudert.

Shinji kniff seine Augen zitternd zusammen und sah auf seine leeren Hände. Mit diesen Finger hatte er Kaworu zerquetscht. Mit diesen Händen hatte er Toji, seinen ehemaligen Klassenkameraden getötet. Damit hatte er EVA01 gesteuert und viele Menschen dadurch zum Tode verurteilt. Shinji hatte sich damals geschworen nie wieder einem Menschen zu vertrauen. Statt der Menschheit ihren seelischen Frieden zu bringen war er egoistisch gewesen und hatte sich eine einsame Welt ohne Menschen gewünscht, auf der er und Asuka einsam aber seiner Meinung nach glücklich die Zeit verleben konnten. Auf einem weißen Strand hatte er anschließend ihren Körper begraben, sich neben dem Grab hingesetzt und geweint. Wie viele Jahre seitdem vergangen waren wusste er nicht mehr. Es musste jedoch eine sehr lange Zeit gewesen sein.

Schließlich starb auch Shinji das letzte der Children. So hatte der Planet Zeit genug gehabt sich von den Schäden der Menschen zu erholen und konnte sich regenerieren. Seine Bitte war zwar egoistisch gewesen aber auch nicht vernichtend. Das Rad der Zeit konnte selbst Shinjis Wunsch an Rei Lilith nicht aufhalten. Neues Leben entstand aus der Asche des Planeten. Zuerst waren es nur Pflanzen und Tiere doch kurz danach kehrte auch der Mensch wieder zurück. Allerdings hatte die lange Warterei etwas grundliegendes an allen Lebewesen verändert. Sie waren schlauer und auch geduldiger geworden, verstanden sich gut miteinander und konnten die meisten Kriege durch ihr eigenes Handeln verhindern.

Dennoch hatte Shinji schlimme Gewissenbisse die den armen sogar bis in seine Träume verfolgten. Schließlich hatte er durch seinen Egoismus auch Rei Lilith getötet, den letzten Engel der die Menschheit verbessern konnte. Es war alles seine Schuld. An die Vorteile die er der Welt geschaffen hatte dachte Shinji gar nicht. Nur das negative kam ihn in den Sinn. Er hatte die Person vernichtet die ihm am liebsten war. Shinjis Augen füllten sich mit Tränen. Ihm war nach heulen. Hätte seine Mutter Yui noch gelebt wüsste er wenigstens an wen er sich hätte wenden können. Wenn sein Vater wieder leben könnte würde er ihn erneut umbringen um seinen Frust endgültig loszuwerden. Falls Asuka noch Leben würde hätte er sich für die vielen Beleidigungen entschuldigt die sie miteinander auszufechten hatten. Shinji fühlte wie er in seiner Hilflosigkeit auf einen tiefen schwarzen Abgrund zurasste. Er brauchte jemanden der die Schuld mit ihm teilte. Er wollte Rei Ayanami...

Kapitel.3 Verzerrende Gefühle oder „Ich brauche dich...“

„Wie war ich als Kind? Ich kann mich nicht mehr an meine Eltern erinnern...Bin ich etwa allein? Ich heiße Soryu Asuka Langley und bin das Kind von einem egozentrischen Militärstrategen. Wahrscheinlich weiß mein Vater das man ihn, nun da der Krieg vorüber ist, wohl aus der Armee entlassen wird und das stimmt ihn nicht gerade gut auf mich zu sprechen. Fühlt denn keiner so wie ich? Ich war immer in allem die beste und mache auch nie Fehler, aber... ich bin irgendwie nicht zufrieden mit meinem Leben...“ Asuka spürte einen harten Fußtritt im Bauch und sackte vor Schmerzen zusammen. Es war ihr Vater, wieder mal vollkommen betrunken. „Warum...“ winselte Asuka melancholisch und blickte mit ihren kalten Augen auf den Boden. „Verdammt noch mal du stehst mir nur im WEG! Nichts als Scherereien machst du MIR!“ lollte ihr Vater zugekippt und torkelte auf seine Tochter zu. Asuka hatte genug. Sie rannte mit heftigen Seitenstechen auf ihr Zimmer und verschloss die Türe von innen. „Was hab ich dir denn getan Vater! Ich war immer in allem die beste und bin es auch heute noch! Was willst du denn noch alles?!“. Eine heftiges Poltern war zu hören. Es schien so als ob sich Asukas Vater beruhigen würde. Plötzlich stach knapp neben ihrem Kopf ein scharfes Messer durch die Holztür. Asuka schreckte heulend zurück. „Er will mich umbringen...“ flüsterte sie leise und wiederholte den Satz immer wieder. Sie rannte auf ihren Schreibtisch zu und drehte ihre Stereoanlage auf die Maximale Lautstärke. Das hatte Wirkung. Durch den heftigen Alkoholrausch betört fiel ihr Vater anhand des lauten Tones förmlich in sich zusammen. Leise wie eine Maus öffnete Asuka ihre Zimmertüre und hüpfte auf den Flur hinaus. Sie streifte sich noch rasch ihre Lederjacke über den nur knapp bedeckten Minirock und ließ dann ihre Wohnungstür ins Schloß fallen.

Inzwischen hatte Rei Ayanami bereits mit der Hilfe eines netten Kraftwagenfahrers den Weg nach Neo Tokio3 gefunden. Die Fahrt war zwar sehr eintönig gewesen, aber das hatte sie nicht weiter gestört. Es gab schließlich soviel über das sie nachzudenken hatte. Wie es wohl Shinji in dieser smogbedeckten Stadt gehen würde? So wie Rei ihn kannte hatte er sich bestimmt vor den Menschen verschlossen und blieb tagelang auf seinem Zimmer. Rei stockte als vor ihren Augen ein Schild mit der Aufschrift „Milka- Alpenmilchschokolade“, auf der eine fette Kuh zu sehen war, vorbeihuschte. Während ihrer Fahrt hatte Rei dann noch so manch anderes seltsames erlebt. Die örtlichen Toilettendienste baten auf dem nächstem Plakat darum die sogenannten „Gendo Toiletten“ nicht immer so schmutzig zu machen. Rei dachte an Shinji. Und wenn er nun Selbstmord begehen würde? Vielleicht vom Tracker überfahren oder sich in den unterirdischen Gulli fallen lassen? Rei schüttelt sich. Was verzapfte sie da nur für Schwachsinn. Diese Stadt mit ihren blödsinnigem Humor schien sie schon förmlich anzustecken. Der nette Kraftwagenfahrer den Rei bisher nur von hinten gesehen hatte hielt an und drehte sich mühsam zu ihr um. In seiner rechten Backe sammelten sich die Überreste eines Hamburgers von Mc´Misatos und seine Hände sahen aus als hätte er sie wie Eier zum Frühstück gepellt. Rei wich angeekelt zurück. „Ja wois is denn du klenes Ding! Jeda Mench bracht Nahrüng glebst de du etwa neda?“ rief der zentnerschwere Fahrer kauend aus. „Das ist ja furchtbar...“ winselte Rei schockiert. Der Fahrer schien über diese Bemerkung verärgert und spuckte mit seinem Essen rum wo er nur konnte. „Wenn du nex her wullst dan he ab aus mener Karre du Töchter ener Bohnenstänge!“ schrie der Fahrer ihr aufgebracht hinterher, aber Rei rannte schon die Straße hinunter. Hinter einer Straßenecke stieß sie mit einer zwielichtigen Gestalt zusammen. Es war Momoko aus Wedding Peach, die nichts besseres zu tun hatte als illegale Geschäfte mit ihrem Finanzberater Yuiitschiro zu tätigen. Rei blickte den beiden völlig fassungslos ins Gesicht. Kommst du nicht aus Sailormoon Yuiitschiro?“ gestatte sich Rei die Frage. Der unrasierte Mann kratzte sich zuerst wie wild am Kopf. „Diese verdammten Untermieter! Ich hasse sie!“ schrie er wütend aus. Rei sah Momoko mit einem fragenden Blick an. „Er meint die Läuse auf seinem Schädel...“ murmelte Momoko aufklärend. Rei wich erschrocken einige Meter von Yuiitschiro zurück. „Brauchst keine Angst zu haben, Ich hab nur Flöhe!“ beruhigte sie Momoko. Das war zuviel für die arme Rei. Ohne den beide Wiedersehen zu sagen rannte sie zur U- Bahn Haltestelle. Die Treppe wurde jedoch von einer waschechten Rockerbande gesperrt. Es waren 5 alte Perverslinge die sich gerne an hübschen und jungen Mädchen vergriffen. Der Anführer der Truppe hieß Happosai und hatte schon seit seiner Kindheit nichts anderes als Unterwäsche auf dem Kahlschädel gehabt. Heute hatte er sich eine Mütze mit zwei Löchern für die Ohren besorgt. Seine Partner waren Mutenroshi und Vegeta aus Dragonball. Die zwei anderen stellten bloß Penner dar, denen Happosai ein Leben in Saus und Braus versprochen hatte, wenn sie ihn auf seinem täglichem Beutezug durch Neo Tokio3 begleiteten. Ohne zu zögern stellte sich Rei der gefahr entgegen an diesen alten Lüstlingen vorbeizulaufen. Es schien ihr zu gelingen.

Keuchend stieg Rei in die Untergrundbahn und atmete beruhigt ein. Hier konnten sie diese Perverslinge nicht finden. Alles kam ihr irgendwie seltsam vor. Was machten Happosai und Muten- roshie in Neo Tokio3? Für längere Fragen blieb ihr keine Zeit, denn die Bahn setzte sich in Bewegung. Rei kreischte erschrocken als sie eine grinsende Fratze außerhalb des Fensters ausmachen konnte. Es war Happosai, der sie bis hierher verfolgt hatte. Rei konnte sich ein Stück Schadenfreude nicht verkneifen als der Vollautomatische Scheibenwischer Happosai unter die Räder der Bahn beförderte. Der Zug schien absolut leer zu sein. Außer den Beamten saß Rei völlig alleine im Waggonabteil. Das geqietsche und gerüttel versetzte sie in eine Art Trancezustand. Sie wollte schlafen. An den nächsten Haltestellen stiegen andere Menschen ein und wieder aus. Rei bekam dies alles gar nicht mit. Ihre Gedanken kreisten nur um einen einzigen Jungen der ihr jemals etwas bedeutet hatte. Shinji. Rei stellte sich vor wie einsam er sich ohne sie fühlen müsste. Wie gern hätte sie ihn umarmt und ins Ohr geflüstert: „Du bist nicht allein...“. Ihr Charakter ließ solche menschlichen Züge jedoch nicht zu. Für alle war sie noch immer die Einzelgängerin Rei Ayanami. In Gedanken hörte sie dem Gespräch einiger jungen Mädchen zu, die sich lebhaft miteinander unterhielten. „Er hat mich bis nach Hause begleitet und an meiner Haustür hat er mich dann geküsst!“ erzählte die Studentin ihren Schulfreundinnen schwärmerisch. „Und dann...? Was ist dann passiert?“ kreischte eine Gymnasiastin neugierig. „Nichts weiter... am nächsten Tag hat er mich dann aber zur Schule begleitet“ flüsterte die Studentin verliebt. Das Gespräch endete bald darauf. An der Endstation stiegen alle Studenten und Fahrgäste aus. Benommen verließ Rei die Bahn und setzte sich für einen Moment auf eine Bank. Die Mädchen hatten von ihren Beziehungen zu anderen Jungs gesprochen. Für Rei war so etwas völlig neu. Hatte sie vielleicht deshalb keinen Erfolg bei Shinji gehabt? Sollte etwa sie die Initiative ergreifen, wenn er zu schüchtern war es ihr zu sagen? Dann müsste sie sich absolut verändern und das hätte Auswirkungen auf ihre Verbindung mit Lilith. Rei fühlte wie eine seltsame Flüssigkeit in ihren Augen hochstieg. „Lilith warum...? weshalb tust du mir das an...? Ich will doch nur Shinji....“ stammelte sie bitter. Tränen liefen aus ihren Augen und bewässerten den schmutzigen Boden noch mehr.

Kapitel.4 Die dunkle Schule oder „Bitte nicht...“

Bald darauf begann wie immer die Schule in Tokyo3. Alle Schüler hatten mehr oder weniger über das Wochenende den Unterricht völlig verpennt. Nicht viele waren am erstem Unterrichtstag anwesend. Der Rektor hatte sich mit seinen Schülern und Studenten in der Aula versammelt. Dort gab er bekannt das dieses Jahr eine beträchtliche Anzahl neuer Schüler nach Neo Tokio3 versetzt werden würden. Die neunte Klasse der Shojo Mahamas protestierte wie wild als sie das hörten. Es waren schließlich schon Hunderte von Schülern in Neo Tokyo3. Wenn es so weiter gehen würde hätten sie bald selbst nicht mehr genug Platz zum Leben. Shinji stand alleine in einer dunklen Ecke und hörte in seinen Discman. Für ihn war es ohnehin bedeutungslos wer da neues auf seine Schule kommen würde. Da gab es drei Kategorien von Menschen. Die Guten und Streberhaften, die Bösen und hinterhältigen und die einsamen und stillen. Wahrscheinlich gehörte er der dritten Gruppe an. Shinji blickte nur stumm nach unten als ihm ein Schüler beim vorbeigehen in den Magen boxte. Sollte er doch wenn es ihm Spaß macht! Shinji war einfach alles egal. Sein Blick fiel wieder auf die Tribüne, wo sich die neuen Schüler in einer Reihe aufstellten und aufgerufen wurden. Ein rothaariges Mädchen mit einer langen Frisur blickte zu ihm hinüber. „Asuka...“ fuhr es Shinji durch den Hinterkopf. Sie war es anscheinend wirklich. Was hätte Shinji nicht dafür gegeben sie einmal wieder zu sehen. Kurz vor seinem Tode auf diesem kaltem Planeten hatte das Third Children eine Bitte geäußert. Wenn es dort draußen wirklich so etwas wie einen Gott gebe, dann sollte er Shinji sterben lassen und sein Gedächtnis von allem zurückgebliebenen Befreien. Nun, Shinji starb. Dennoch konnte er sich an sein früheres Leben erinnern. Asuka schien ihn ebenfalls wiederzuerkennen. Mit ihren Fingern winkte sie ihm zu. Shinji blickte ihr nicht weiter zu, sondern verließ die große Halle und ging den Schulflur entlang. Was er jetzt benötigte war seine Privatsphäre. Als der schüchterne Junge die Toilette betrat riss er verwundert die Augen auf. „Ich wusste das ich dich hier finden würde Ikari Shinji...“ gab Asuka, die vor ihm stand, leise zu verstehen. Er blickte nach unten, sie ging auf ihn zu. Die Momente ihres psychopatischen Streites ließen seine Augen feucht werden. Wenn es wieder so enden würde? Shinji hatte Angst. Asuka umarmte ihn zärtlich und so standen sie dann eine Weile in der Toilette. „Du hast mir gefehlt...“ flüsterte sie ihm beruhigend in die Ohren. Shinji ballte seine Hände zu Fäusten zusammen. Sie sollte nicht mitkriegen das er sich vor ihr fürchtete. „Und wenn nicht... was dann? Seit wann bedeute ich dir soviel...?“ murmelte Shinji kalt zurück. Sie schien seine Nervösität zu spüren und lächelte ihn freundlich an. Asuka schien sich verändert zu haben. Sie war sanfter geworden und auch irgendwie ängstlicher. „Es tut mir Leid Shinji... so leid... ich will nicht mehr, verstehst du? Von mir aus kannst du mich töten wenn du willst. Ich kann es dir nicht verdenken. In der Vergangenheit habe ich dir so viel schlimmes angetan warum solltest du dann jetzt nicht an mir Rache üben können!“ sprach sie mit zitternder Stimme aus. Shinji fühlte sich plötzlich unendlich schuldig. Hatte sein Egoismus am Ende auch noch Asukas Persönlichkeit zerstört? Shinji schniefte leise und hielt sich am Waschbecken fest. Asuka lächelte still und half ihm sich wieder aufzurichten. „Shinji, was soll das... du bist genau wie früher! Auch heute heulst du noch wenn du nicht mehr weiterweißt. Du musst das irgendwann von dir abschütteln“ meinte sie gutmütig. Ihre Hände schlangen sich um seinen Hals. Eine Weile sahen sich die beiden an. Asukas Blicke schienen erwartungsvoll und verlangend zu sein, das machte Shinji Angst. Urplötzlich zog sie ihn zu sich heran und küsste ihn herzhaft auf den Mund. Er spürte wie sie versuchte mit ihrer Zunge in seinen Mund zu gelangen. Für Shinji war das schockierend. Noch nie hatte ein Mädchen versucht ihm einen Kuss zu geben, geschweige denn mit der Zunge. Unterschiedliche Gefühle kreisten in seinem Kopf umher. Seine Zunge schien ungeduldig und wollte ihre berühren. War es etwa der menschliche Instinkt gegenseitiger Geschlechter dem Shinji sich nicht wiedersetzen konnte? Langsam spürte Shinji wie ihm die Nervosität verließ und sein Mund lockerer wurde. Er war nun bereit ihre Gefühle für den Moment des Daseins zu erwiedern. Asukas Gefühle schienen zu Hochformen anzulaufen. Sie fühlte sich unendlich erleichtert das Shinji ihr freie Hand über sich selbst ließ. Ihr Mund schob sich von dem seinem auf sein hellblaues T Shirt wo sie mit ihren imensen Liebkosungen fortfuhr. Shinji spürte wie ihre Körper sich anzuziehen schienen. Sie wollten beisammen sein und sich gegenseitig berühren. Asuka warf ihn auf den kalten Toilettenboden und kletterte anschließend über seinen Körper bis zu seinem Gesicht. Shinji sah ihr melancholisch in die Augen. „Ich liebe dich nicht...“ flüsterte er geschwächt. „Doch das tust du... gib es zu Shinji! Sonst hättest du niemals zugelassen das es so weit mit uns kommt“ gab Asuka ernst zurück. „Ich wollte nur meine Schuld an dir bezahlen... du sahst so glücklich aus... wie konnte ich mich da wehren?“ sprach er kalt aus und blickte zur Seite. „Ich... Ich verstehe...“ erwiederte Asuka leicht enttäuscht. „Gehst du jetzt von mir runter?“ murmelte Shinji geistesabwesend. „Lass mich diesen Moment noch etwas länger auskosten...“ kicherte sie bittersüß. Ein weiterer stürmischer Kussanfall folgte. „Ich will ihn nicht mehr loslassen... warum liebt er mich nicht?“ dachte sich Asuka im stillen. Nach einer Weile verließ der Junge den Raum ohne seiner Freundin einen Abschiedsgruß entgegen zu bringen. Asuka lächelte verlegen. „Das ist typisch Shinji...“

Mithrandir Moon
26.01.2003, 01:56
Kapitel.5 Kälte oder „Liebe ist Zerstörung“

„Wir haben das Objekt gesichtet Kommandant! Es scheint sich um ein uns unbekanntes Flugobjekt zu handeln das sich auf den Weg zur Erde befindet. Mittlerweile befindet es sich noch 12000 km über dem Orbit und der Erdatmosphäre. Es scheint etwas zu suchen“ befand der stellvertretende Offzier Kichero Kamya seiner Vorgesetzten Kommandantin Misato Katsuragi. Erst vor kurzem hatte der Staat Japans wieder Geld für eine Satelliten-Investition aufgetrieben. Es schien sich auszuzahlen. Die schreckliche Wirtschaftskrise der letzten Jahre hatte die gesamte Welt verändert. Man arbeitete zusammen und half sich wo man konnte. Die Menschen hatten lernen müssen erst miteinander auszukommen um zu überleben. Misato zog nervös an ihrer Zigarette zwischen den Zähnen und tippte einige verschlüsselte Codes auf den Bildschirm. Es schien keine Wirkung auf das Subjekt im All zu haben. Wenn es sich mit dieser Standard Geschwindigkeit dem Planeten weiter nähern würde, wäre eine Kollision auf der Erde bald unvermeidlich. „Kommandant Katsuragi, sollten wir nicht langsam das japanische Komitee über dieses missliche Ereignis informieren?“ gestatte sich der erste Offizier zurückhaltend. Misato biss verkrampft ihre Zähne zusammen. „Es ist gut! Holt Kaworu hier her. Er muss entscheiden welche Wahl wir letztendlich treffen sollen!“ rief Misato ernst aus. Über ihren Köpfen erklang eine Lautsprechansage, kurz darauf erschienen unglaubliche Dinge auf dem Radar.

Der graue Angestellten Fahrstuhl hielt mit einem Ruck und der Junge stieg ein. Die Türe schloss sich mit einem rattern und das Getriebe setzte sich in Bewegung. Nach so vielen Jahren war es also wieder an der Zeit. Der grauhaarige Junge berührte mit seinen Fingern die schmutzige Innenwand und kicherte leise. Seine Hilfe wurde zuletzt vor 6 Jahren in Anspruch genommen. Es musste enorm wichtig sein, wenn die oberste Kommandantin nicht mehr auf ihn Verzichten konnte. Waren die Engel etwa zurückgekehrt? Das wäre völlig unmöglich, denn mit Rei Liliths Tod wurde auch die Verbindung zu den anderen Engeln, die sich alle noch im Stadium eines Embryos befanden, restlos abgebrochen. Kaworu erinnerte sich zu den damaligen Children zurück. Da gab es jemanden den er sehr gemocht hatte. Er hatte ihn sogar geliebt. Leider ließ seine Aufgabe als vorletzter Engel in Menschengestalt derartige Abweichungen nicht zu. Der Plan zur Optimierung der Menschheit hatte Vorrang. Es tat ihm um Shinji Leid. Wenn er noch leben würde hätte er sicher große Schuldgefühle die ihn schließlich zugrunde richten würden. Kaworu schnupperte mit seiner Nase umher. Hier roch es nach Blut.

Inzwischen hatte Misato alles Eingeleitet um eine mögliche Abweichung des Einschlaggebietes vorzunehmen. Von überall her waren die Menschen schon evakuiert worden. Mehr als das Feld zu räumen konnten sie jedoch nicht tun. Das es SEELE nun nicht mehr gab herrschte Unordnung und Chaos unter der Bevölkerung. Die großen Flügeltüren zum Terminal Dogma schwangen auf und Kaworu betrat den Raum. „Komm her! Sie dir das an Kaworu... was hältst du davon?“ erklärte Misato ohne längere Umschweife. Der Junge stellte sich vor den Radar und murmelte einige unverständliche Worte vor sich hin. Die ganze Situation schien ihm so unrealistisch. Was jedoch völlig klar war, dieses Objekt stellte einen Engel dar. War es seinen Verbündeten schließlich doch noch gelungen den Kontakt miteinander wieder aufzunehmen? Misato Katsuragi wusste von nichts. Sie hatte wie alle anderen normalen Menschen die Erinnerung an ihr früheres Leben vergessen und konnte wieder ganz von vorne beginnen. Kaworu beneidete sie irgendwie darum. Wenn er nicht wüsste das er ein Engel wäre und die Pflicht hätte die Menschheit auszulöschen... es wäre alles ganz anders gekommen. Rei Lilith musste jedoch noch Leben. Sonst wären die Engel jetzt nicht hier. Binnen weniger Sekunden hatte Kaworu alle Informationen und Vorhaben der Engel analysiert. Ihre Aufgabe bestanden darin Rei Lilith zu finden und mit ihr zu der vollkommenen Kreatur PERFEKT zu verschmelzen. Ihm sollte das selbe Schicksal ereilen. Kaworu kniff verbissen die Augen zusammen. „Was ist nun? sollen wir diese Kreatur vom Himmel blassen?“ erkundigte sich Misato mit Ungeduld bei dem Jungen. „Nein... lasst ihn fliegen... die Einschlagskoordinaten sind 1177665.0,1. Man sollte das Gebiet großräumig absperren lassen und ein Bakelit Feld gegen die Radioaktive Strahlung aufbauen“ antwortete ihr Kaworu selbstsicher. „Woher... nimmst du deine Selbstsicherheit?“ murmelte Misato schweigsam. „Ich weiß wie sie fühlen...“ flüsterte Kaworu kaum verständlich. Misato nickte ihm unsicher zu. Dann gab sie seine Anordnungen an den Generalstab weiter. Seufzend setzte sich an ihren Arbeitstisch in der Zentrale. Dieser Junge war ihr irgendwie unheimlich. Forscher hatten ihn ihr vor mehr als 10 Jahren zur Verfügung gestellt, weil der Junge ein überaus großräumiges Talent für übersinnliche Fähigkeiten und Scharfsinn vorweisen konnte. Bis jetzt hatten sich seine Informationen immer als nützlich erwiesen, hoffentlich behielt er auch dieses mal Recht. Kaworu lehnte sich in seinem Sessel zurück und grinste verschmitzt. Wieder hatte die Menschheit den Engeln vorzüglich den Weg geebnet. Ihre Dummheit war schon fast eine Krankheit in seinen Augen. Die Children... sie mussten ihre Erinnerung auch behalten haben, also standen sie ihm bei seinem wichtigem Vorhaben im Weg. Er musste sie beseitigen lassen...vor allem Rei. Ungläubig hämmerte der erste Offizier auf seiner Tastur herum als das ganze System von ihnen zerlegt wurde. „Was geht da vor!“ schrie Misato energisch und versuchte mit allen Mitteln wieder Kontrolle über das Radar zu gewinnen. „Das ist der fremde Organismus, er versucht in unser System einzudringen und es zu übernehmen. Dann wird er sich sein Einschlagsziel persönlich vorprogrammieren!“ gab Kaworu lächelnd zu verstehen. „Das ist unglaublich...“ murmelte die Kommandantin verstört. „Ja, sie sind wahrlich intelligenter geworden...Sie haben einen besseren Weg als den meinen gefunden und werden damit auch entsprechend höhere Erfolge erzielen können“ dachte Kaworu anerkennend. „Was sollen wir tun?“ rief der erste Offizier hektisch aus. „Nur die Ruhe bewahren. Als erstes schicken wir ein Update des Systems zum Central Dogma, anschließend benutzen wir die Photosynthese um ihre Koordinaten im anderem Speicher abzuändern!“ meinte Misato schnaufend. Kaworu war sichtlich überrascht. Diese Möglichkeit hatte selbst er noch nicht in Betracht gezogen. Allerdings verzögerte sich der Plan dadurch allerhöchstens um 2%. Er hatte genug gesehen. Kaworu täuschte einen Gähnanfall vor und bat Misato darum in sein Zimmer gebracht zu werden. Wenn alle Stricke reißen sollte gäbe es noch immer ihn. Er würde der Menschheit dann höchstpersönlich den Schlussstrich verpassen und dieses mal würde er sich nicht von Shinji aufhalten lassen...

Kapitel.6 Der letzte Schrei oder „Ich will nur Shinji...“

Rei schien es langsam nicht mehr auszuhalten. Immer mehr fühlte sie sich von Lilith abgestossen. Dadurch wurde sie Stück für stück menschlicher und das tat ihr bei so einem raschem Charakterumschwung gar nicht gut. Erzeugten sie und Lilith etwa gegensätzliche Wellen die sich gegenseitig nicht mehr vertrugen? Sie verspürte plötzlich so intime und dringende Gefühle wenn sie an Shinji dachte. Sie wollte Sachen mit ihm anstellen an die sie früher nicht einmal im entferntesten gedacht hätte. Rei wurde rot bei dem Gedanken und auch das war absolut neu für sie. Was sie wirklich wollte war ihr nun klar. Sie wollte Shinjis Liebe. Gemeinsam würden sie das Leben schon irgendwie schaukeln und viele Kinder bekommen. Wenn sie bis dahin nur noch am Leben wäre. Es ging ihr gar nicht gut. Keuchend hielt sie sich an einem Baum im Stadtpark von Tokyo3 fest. Ihr Atem war unregelmäßig und ihr Herz schlug wie wild. Die Sonne brannte ihr über das Gesicht und in ihren Augen verschwamm alles zu Wasser. War sie einem Hitzeschlag nahe? Eine unsichere Hand fasste sie von hinten an. Rei wusste sofort wer sie berührt hatte. Glücklich drehte sie sich um und fiel Shinji in die Arme. Gleich darauf verlor sie das Bewusstsein. Der Junge griff ihr unter die Beine und trug sie zu sich nach Hause, seine Mutter würde sowieso erst am Abend wieder im Hause sein.

Als Rei langsam ihre Augen öffnete war es zuerst stockdunkel. Nach und nach konnte sie Umrisse erkennen und schloss daraus, das sie sich in einem Zimmer befand. Die Vorhänge waren vollkommen zugezogen, so war es ihr auch ganz recht. Shinji saß in einer dunklen Ecke und hörte den Geräuschen seiner Mitbewohner zu. Langsam richtete sie sich auf und versuchte wieder aufzustehen. Der harte Boden unter ihren Füßen erschwerte diese Vorhaben und sie fiel in sich zusammen. Shinji schien sie erst jetzt zu bemerken, denn er stand auf und half ihr ohne ein Wort der Begrüßung wieder auf das Bett. „Danke...“ murmelte Rei leicht eröttet. Er starrte ihr fassungslos in die Augen. „Seit wann...“ flüsterte der Junge ungläubig. Rei lächelte ihn an. Shinji begann zu zittern. „Ich weiß nicht genau... plötzlich kann ich soviel neues um mich herum wahrnehmen... hilfst du mir aufzustehen?“ bat ihn Rei verlegen. „Das du einmal diese kalte emotionslose Person dargestellt hast...ich kann es kaum glauben!“ sprach er mit zitternder Stimme aus. Mit vereinten Kräften führte er sie etwas durch seine kleine Wohnung. Möchtest du vielleicht... etwas zu essen?“ murmelte Shinji unsicher. Rei strich ihm von hinten sanft durch sein Haar. „Ja... eine Nudelsuppe mit viel Fleisch bitte!“. Das war der Moment wo Shinji seine Beherrschung verlor. Ächzend stürmte der Junge auf die Toilette und entleerte dort seinen Magen. Eine ätzende Säure kroch an seiner Speiseröhre bis in den Hals hinauf. Er musste brechen. Rei stand direkt hinter ihm und schaute zum Fenster hinaus. Ohne jedigliche Worte heulte sich der Junge bei seiner Freundin am Schoß aus. Sie ließ ihn gewähren, denn nun konnte sie sich vorstellen was er hatte durchmachen müssen. Mit fürsorglichen Worten sprach sie auf ihren Gefährten ein. „Du hast mich alleingelassen... auf diesem kaltem Planeten... ich bin an allem Schuld!“ stöhnte der Junge mit zittriger Stimme. Rei hob seinen Kopf an und sagte nichts. Alles weitere wurde durch die folgenden Handlungen geklärt. Rei versuchte etwas das bisher noch nie in ihrem Leben getan hatte. Sie spürte eine unsichtbare Willenskraft die jede ihrer Bewegungen steuerte. Shinji sah ihr hilflos in die Augen als sie sein Gesicht zu dem ihren heranzog und ihre Lippen die seinen berührten. Es war ganz anders als bei Asuka. Auch hier verspürte er diese Gefühle. Da war aber noch etwas anderes. Shinji konnte sich fast nicht mehr zurückhalten. Er wollte ihren zierlichen Körper ganz für sich alleine haben. Irgendwie eine Egoistische Bitte, oder nicht? War das in Reis Augen etwa gerecht?
Ohne länger darüber nachzudenken gewann der menschliche Drang in ihm die Oberhand. Shinji küsste ihren Mund immer und immer wieder. Für Rei war das zwar irgendwie fremd, aber ganz und gar nicht unangenehm. Tief in ihrem innerstem wünschte sie sich sogar Shinji würde niemals damit aufhören. All das was sie sich Jahrelang verschwiegen hatten offenbarte sich nun in einem einzigen Moment menschlichem Verlangen. Für einen Moment konnte sie Liliths Aura nicht mehr spüren. War es wegen ihm? Wollte Lilith nichts dagegen tun? Dann würde sie wie ein Mensch handeln. Unüberstürzt und unperfekt. Reflexartig schlang sie ihre Arme um seinem Oberkörper und stöhnte leise vor sich hin. Shinji lächelte Rei an. Rei lächelte Shinji an. Sie sahen beide wie ein glückliches Ehepaar aus das zueinander gefunden hatte. „Ich...“ fing Rei glücklich an. „...liebe dich!“ vervollständigte Shinji sorgenlos. Beide tauchten unter in einem erneuten Sturm von herzhaften küssen, die nicht zu enden schienen. Wäre Shinjis Mutter Celeste nicht unüberstürzt hereingeplatzt hätte es noch lange so weitergehen können. „Oh mein Gott... Shinji! Was hast du dir dabei gedacht als du dieses Mädchen mit nach Hause geschleppt hast!“ kreischte seine Mutter verwirrt und aufgebracht. Beide fuhren sogleich auseinander und wurden rot im Gesicht. „Ich..äh...“ fing Shinji an. „Er... ist mein Freund...“ stammelte Rei unruhig. „Was?! Dein Freund? Mein Shinji sollte sich noch nicht mit Mädchen einlassen, geschweige denn mit ihnen schlafen!“ meinte Celeste unzufrieden. „Aber Mama! Wir haben nichts miteinander gemacht!“ stotterte der Junge hektisch. Ihr Blick fiel auf seine Hose. Abdrücke von heftigen Fingern klebten überall an ihr fest. „Rei!“ zischte Shinji tadelnd aus, worauf sich das arme Mädchen noch peinlicher fühlte. „Es...tut mir Leid...“ flüsterte sie ihm zu. „Du bringst sie sofort nach Hause!“ verlangte Celeste ernst. „Aber Mama sie ist krank und hat hohes Fieber! Wir können sie nicht in diese kälte schicke!“ konterte Shinji wütend. „Du machst was ich dir sage!“ schrie seine Celeste energisch aus. Shinji sah auf den Boden. „Mach was du willst...“. Vor solchen Streitereien hatte er sich schon immer gedrückt. Sollte es wegen Rei anders sein? Sie würde es schon schaffen. Rei tastete sich weinend den Flur entlang und brach auf halbem Wege zusammen. Celeste hatte dies alles mit entsetzen beobachtet. „Ist sie denn... wirklich deine Freundin?“. „Ja Mutter... Ich liebe sie!“ antwortete ihr Shinji ernst. „Dann geh und hilf ihr!“ stammelte seine Mutter noch ehe sie die Haustür hinter sich zufallen ließ. Bis spätestens Morgen sollte sie weg sein. Shinji beugte sich über Reis glasige Augen die sich mit Tränen füllten. „Lilith... sie will mich nicht mehr... lass mich jetzt nicht allein!“ flüsterte sie in Trance. Shinji trug sie zurück auf sein Zimmer und versorgte sie dort reichlich mit Medizin. Rei hatte sich eine böse Sommergrippe zugezogen. Ihr schwaches Immunsystem ließ sie auf solche Krankheitserreger sehr empfindlich reagieren. Draußen begann es zu schneien. „Im April und zu dieser Jahreszeit? Das ist komisch...“ dachte Shinji ahnungslos und hielt an ihrem Krankenbett Wache.
------------> Fortsetzung folgt

Kapitel.7 Von Angesicht zum Tode oder „Verblühe nicht...“

Während der letzten Nacht hatte es heftig gestürmt. Shinji war damit beschäftigt gewesen seine Freundin Rei Ayanami gesund zu pflegen und erfuhr deshalb erst später von diesem Ereignis. Letzte Nacht sollte ein mysteriöser Fremdkörper in der Nähe von Kiushu eingeschlagen sein. Wie die Nachrichtensprecherin in der frühen Morgenstunde erklärte war schon ein Forschungsteam unterwegs um mögliche Lebewesen zu bergen. Shinji schaltete den Fernseher leiser und ging in die Küche. Rei sollte ihre Nudelsuppe mit Fleisch bekommen. Für ihn als ungelernter Hausmann war es schon schwer genug gewesen ein Gebräu herzustellen, das dem Begriff „Suppe“ auch nur annähernd glich. Nach viel Mühe und Not hatte er es aber schließlich doch fertiggebracht. Immer mit seinen Gedanken bei Rei, hatte er fast vergessen die Herdplatte auf Sparflamme zu schalten und somit fast das ganze Haus niedergebrannt. Shinji stellte ihr das Essen neben die Bettkante und wartete geduldig. Nach einer Weile erwachte seine müde Patientin. Rei richtete sich schläfrig auf und blickte gleich darauf in Shinjis melancholische Augen. „Deine Suppe...“ fing Shinji an. Rei nickte dankbar und versuchte das heiße Gebräu zu vertilgen. „Ich sollte dir wohl lieber helfen, oder?“ murmelte Shinji kalt. War da nicht etwas Schadenfreude in seinem apathischem Blick? Nachdem Rei ihre Suppe vollends verzehrt hatte schien es ihr deutlich besser zu gehen. Noch nie in ihrem Leben hatte das Mädchen Fleisch gegessen. Langsam kam sie auf den wohlschmeckenden Geschmack. Später setzten sie sich gemeinsam an den Küchentisch und redeten miteinander. Rei wollte wirklich alles wissen was ihr damals mit ihrer seelischen Charaktereinschränkung verloren gegangen war. Shinji war sichtlich froh das dass Gespräch sich nicht um ihn drehte und war absolut bereit sie über alles aufzuklären. Über den Bereich Sexualität stockte er jedoch. Rei schien sich zwar damit zu begnügen, in ihrem innerstem jedoch war sie Feuer und Flamme es an ihm auszuprobieren. Sie wollte ein Teil von ihm werden, genauso fühlen wie er. Denken wie Shinji. So sein wie er. Rei wollte alles. Und außerdem fand sie ihn jeden Tag attraktiver und hübscher, vor allem wenn er so traurig dreinblickte. Shinji hatte ihr einige Sachen von ihm geliehen und sie schienen ihr recht gut zu stehen. Mit ihren langen Beinen schwang Rei ungeduldig hin und her. Sie wollte mehr von Shinji als eine einfache Suppe. Dieser dachte einen Moment schweigend nach. „Rei willst du...“ flüsterte er leise. Sie schnitt ihm das Wort ab indem sie sich ihren Pullover über den Kopf zog und nun in einem seiner hauchdünnen Hemden am Tisch saß. Man konnte ihr fast durch die Oberweite schauen. Shinji stotterte verlegen vor sich hin. „Rei! Du willst doch nicht! ich meine du hast doch nicht vor...“ keuchte er mit einem roten Kopf. Rei schritt um den Tisch herum und hielt ihm ihre Finger vor den Mund. „Shinji... du hast dich immer vor allem gefürchtet. Sei endlich mal stark und beweiße mir das du kein Apathisches Children bist!“ meinte sie ernst. Shinji nickte unschlüssig und Rei sprang auf seinen Schoß. „Im Shojo Manga reißen sie zuerst die Hose auf habe ich gehört!“ kicherte sie verliebt. Shinji keuchte schwer. Hatte er das wirklich verdient? War sein mickriges Leben dieser Herausforderung gewachsen? Er musste es ausprobieren. „Rei!“ fing er schüchtern an. „Ich werde nun von einem Strom unkontrollierbarer Emotionen gelenkt. Ich werde dich ausziehen müssen!“. „Wenn man das so macht... mit dir würde ich alles tun!“ erwiderte sie fest entschlossen. Shinji blickte ihr Ängstlich in die Augen. „Es ist für mich das erste Mal...“ gestand er ihr ernst. „Dann können wir beide daraus lernen. Mach kein Geheimnis daraus. Ich werde deine Gefühle nicht verletzten, denn nun verstehe ich was „Liebe“ bedeutet!“ Beide schmiegten sich innig aneinander und vergaßen für einen Moment den Alltag. Ihm war gar nicht bewusst was er tat oder in diesem Moment für sie empfand. Da war nur diese Lust. Ehe sich die beiden versahen lagen sie in Unterwäsche aufeinander. „Ich bin ich“ dachte Rei Ayanami schmerzlos. „Diese Aura die uns Menschen umgibt. Das AT-Feld, der Strom allen Lebens. Er erhält unsere Form, das äußere in uns.
Ich verstehe sie nun... Mensch sein ist so schön... wer will da noch perfekt sein?“ dachte Rei stumm und ließ sich von Shinji liebkosen. „Ist es das was wir wollen...? Brauchen wir Menschen um uns damit wir nicht vor Einsamkeit sterben? Weshalb gibt es uns? Ein Segen. Oder ein Versuch?“. Rei streifte sich ihre Hose ab und blickte ihn erwartungsvoll an. „Ich... habe keine Kondome...“ murmelte das Third Children verlegen. Daraufhin musste ihr Shinji erst einmal erklären was Kondome überhaupt seien. Rei verstand es nicht. Wie sollte man den höchsten Genuss der Liebe genießen, wenn so ein künstliches Ding im Wege stand? „Es zerstört die Aura um uns herum“ meinte Rei ernst. Shinji beschloß das auf später zu verschieben und zog sich wieder an. Die Topfpflanze in seinem Zimmer sah seltsam aus. Er ging näher heran und berührte eines ihrer Blätter. Es fiel wie trockenes Reisig zu Boden und zerfiel dort zu Staub. „Verblüht...“ murmelte er nachdenklich. „Dabei habe ich sie erst gestern gekauft...irgendwie...beängstigend!“. Rei grub mit ihren Fingern etwas in der Blumenerde umher. „Sie ist Tod. Es sprudelt kein Leben mehr in ihr“ bestätigte sie zutiefst getroffen. Mit zitternden Händen berührte Shinji ihr Gesicht und sah verstört auf den Zimmerboden. „Lilith... sie stirbt! Das ist das Ende...“. Rei blickte tief in seine verschlossene Seele. Sprach da nicht Kaworu aus seinem Munde?

Mithrandir Moon
26.01.2003, 01:57
Kapitel.8 Kaworu Nagisa oder „Der menschliche Engel“

Misato Katsuragi legte gerade einen Stapel Papierkram auf die Seite und strich sich erschöpft über ihre Stirn. „Mir scheint ich brauche mehr Schlaf...keine Überstunden mehr“ murmelte sie schläfrig. Die Yukapalme in der rechten Ecke ihres kleinen Büros schien regelrecht eingegangen zu sein. Sie erhob sich von ihrem Schreibtisch und widmete sich ihrer Pflanze. Durch eine leichte Berührung ihrer Hände zerfiel die stämmig Pflanze zu schwarzem Staub. Ungläubig wühlte Misato in der Asche umher. „Das ist doch nicht zu glauben. Die Pflanze ist von gestern auf heute eingegangen!“ murrte sie gereizt. Es war ihre Lieblingspalme gewesen. Alen Kohaku, ihr stellvertretender erster Offizier, hatte ihr sie zum 22.Geburtstag geschenkt. Den Sakura Kirschblüten im Parkgelände unter ihrem Büro schien es nicht besser zu gehen. Bisher hatten sie immer feurig rot in der Morgensonne erstrahlt, nun fielen welke Blätter von ihren schwarzen Ästen. Hinter ihr waren Schritte zu hören. Wütend stürmte Kaworu Nagisa in Misatos Büro. „Hast du noch nie etwas von anklopfen gehört?“ sprach sie leicht erschrocken. Der grauhaarige Junge schenkte ihren Worten keine Aufmerksamkeit sondern schloß die Tür hinter ihnen. „Gestern haben sie das Objekt aus dem All ohne meine Benachrichtung nach Neo Tokyo2 gebracht! Was hast du dir dabei gedacht Kommandant Katsuragi?“ fluchte Kaworu zornig. Die Kommandantin blickte ihn erstaunt in die Augen. „Was ist so schlimm daran? Ich dachte in den Lagerhallen von Tokyo2 wäre es bis zur vollständigen Analyse ganz gut aufgehoben“ erwiederte sie verwundert. Kaworu biß verärgert seine Zähne zusammen. Er konnte das Blut in seinem Mund fühlen. „Es war sehr dumm von dir ohne meine Zustimmung in dieser Sache zu agieren. Es hätte ja schließlich ein Unglück passieren können und wenn es noch nicht geschehen ist, ist das nur noch eine Frage der Zeit!“ meinte der grauhaarige Junge aufgebracht. „Was regst du dich eigentlich so auf? Der Transport verlief ohne Probleme und das Objekt ist hinter Panzersicheren Wänden eingeschlossen. Es besteht also kein Grund zur Sorge“ beruhigte ihn Misato. Kaworu schien eine Weile zu überlegen. „Im Geosektor hätten wir es besser untersuchen können. Dazu ist das Central Dogma ja da!“ murrte der Junge ruhiger. Misato nickte ihm zustimmend zu. „Da hast du Recht, aber wir können es ja noch immer nach Tokyo3 bringen. Es eilt ja nicht...“ fügte sie hinzu. Kaworu stellte sich an das Bürofenster. „Es scheint deinen Pflanzen geht es nicht so gut, du solltest sie lieber öfters gießen!“ kicherte er vergnügt. „Du hast Recht. Allerdings denke ich nicht das es wegen Wassermangels passiert ist. Sieh doch nur auf den Kirschblütenbaum im Park! Es scheint als ob die Natur stirbt. Das ist irgendwie beängstigend...“ flüsterte sie leise. „Dann wird auch die Menschheit sterben und uns zum höchstem Genuss führen!“ sprach Kaworu lachend aus bevor er das Zimmer verließ. Misato blickte ihm irritiert nach. Hatten sie einen Fehler gemacht? Kaworu war seit diesem Ereignis plötzlich so anders. Befremdlich. Misato ließ sich wieder in ihren Stuhl fallen und schlang ihre Beine um den Kopf. Der Job war manchmal wirklich hart. Sie war allein. Niemandem konnte sie sich anvertrauen. „Wie Grausam...“ dachte sie sich schweigsam.

Von einem unerschütterlichen Lachkrampf gepackt tastete sich Kaworu den Flur entlang. Diese dummen Menschen! Bis Misato hinter seine wahren Hintergedanken kommen würde, wäre es schon längst geschehen. Das Andromeda Syndrom, oder anders genannt der Fourth Impact. Kaworu stolperte über eine leere Bierdose und fiel zu Boden. Mit zitternden Fingern befühlte er seine Stirn, die heftig zu Bluten begann. „Mein LCL ist nicht echt. Ich kann es aber spüren, Schmerzen empfinden...“ dachte Kaworu nachdenklich. Sein ernstes Gesicht verzog sich erneut zu einer hysterischen Fratze die den Teufel in Menschengestalt darstellte. Nachdem er es geschafft hatte sich wieder zu erheben setzte der Junge seinen Weg fort. Den Engel wieder zu reaktivieren war keine große Sache. Etwas Engelsflüssigkeit von ihm müsste reichen um sein Werk zu vollbringen. Er täte die Städte vernichten und viele Menschen töten, aber das war inakzeptabel. Es würde den Plan zur völligen Optimierung der Menschheit nur unterstützen. Das Grundgerüst dazu hatte SEELE vor langer Zeit errichtet. Aber er würde es auch ohne seine menschlichen Individuen fertig bringen. Er würde ganz allein auf sich gestellt sein. Zu verlieren kam gar nicht in Frage. Entweder alles oder nichts. Die Frage war nur ob Rei Lilith über seine Pläne bescheid wusste. Die Mutter aller Engeln hatte zu dem eine recht eigenwillige Persönlichkeit und hatte es sogar mit Hilfe von Rei Ayanami geschafft die Pläne der Engel zu durchkreuzen. Das würde nicht wieder geschehen. Kaworu würde Lilith zwingen seinen Befehlen folge zu leisten. Er spielte sogar schon mit den Gedanken Rei zu töten und anschließend für Lilith selbst der Wirt zu sein. Das Mädchen konnte ihre Persönlichkeit zu sehr manipulieren, mit ihm als Gehirn würde sie jedoch ganz anders handeln. Eine sanfte Hand berührte seine linkes Schulterblatt.
„Kaworu. Schmiedest du schon wieder deine Komplotte? Willst du uns dieses mal alle an den Kragen?“ fragte ein Mädchen mit ebenso grauen Haaren wie der Junge lachend. „Ja Tokimi, aber du wirst überleben. Ich brauche dich für den Fall das ich vorzeitig sterben sollte!“ entgegnete ihr der Junge eiskalt. „Ich weiß. Das war auch der einzige Grund warum du mich aus deinen Zellen reproduziert hast“ flüsterte sie im vorübergehen. Kaworu blickte ihr nicht nach. „Sie ist ein gutes Individuum und wird mir noch gute Dienste leisten. Ich vertraue ihr in dieser Sache. Warum auch nicht, denn sie ist ja Ich!“ kicherte Kaworu zufrieden und verschwand in seinem Zimmer.

„Shinji bleib hier! Du bist noch viel zu klein um alleine in der Stadt herum zu laufen!“. Yui nahm ihren Sohn schützend in ihre Arme. „Vielleicht wenn du größer bist. Warte noch ein bisschen“ sprach sie mit einer mütterlichen Stimme. Ängstlich hatte Shinji seinen Kopf an den Körper seiner Mutter gepresst. Yuis Körper war so schön warm und roch so gut nach Blumen. Bei ihr fühlte er sich sicher. Die Umgebung um sie herum nahm er gar nicht richtig war. Alles schien so verschwommen. Plötzlich schoss der Lauf der Geschichte mit einem Strich vorwärts. Shinji erlebte noch einmal seine gesamte Kindheit und Yuis tragischen Tod. Wieder war er dabei als seine Mutter vor seinen Augen zugrunde ging. Er konnte nichts dagegen tun. Seine Hände und sein Blick verkrampften sich. Er bekam keine Luft mehr. Vor seinen Augen erschien Kaworu. Hilfesuchend streckt das Third Children seine rechte Hand nach ihm aus. Dieser grinste jedoch nur bösartig und schlug Shinji mit einem bekanntem Artefakt die Hand ab. Blut schoss aus der Wunde und der Junge fiel panisch vor Angst in sich zusammen. Die Loginuslanze schien eine ganz eigene Persönlichkeit zu Besitzen. Kaworu hatte sie nicht mal richtig führen müssen, es hatte schon ausgereicht Shinji mit seinem Blick zu fixieren. Der Traum fiel in sich zusammen. Schwitzend öffnete Shinji seine Augen und erblickte Rei Ayanami die sich besorgt über seinen Körper gebeugt hatte. Als er seine Augen öffnete fiel sie ihm erleichtert um den Hals und heulte wie ein kleines Kind. „Ich...Ich dachte du würdest sterben!“ stammelte sie weinend. Shinji lächelte sie erschöpft an. „Für einen Moment dachte ich das auch...Ich konnte den Tod spüren...er ist süß...“ murmelte er apathisch vor sich hin. „Ach Shinji...“. Um sich selbst zu beruhigen übte das Mädchen ein leidenschaftliche Umarmung an ihrem Freund aus. „Gehen wir zur Schule!“ meinte Shinji kurz darauf. Rei war noch nicht an seinem Gymnasium angemeldet, deshalb wurde es höchste Zeit die Sache in die Tat um zusetzten.

„Shinji! Geh doch nicht so schnell ich komme ja kaum nach...“ keuchte Rei schwitzend und versuchte seinem schnellem Gang zu folgen. Die beiden waren auf einer öffentlichen Straße. Shinji hatte wieder mal völlig übersehen das seine Freundin noch nicht kräftig genug war um seinem Tempo standzuhalten. Normalerweise ging der apathische Junge immer so schnell, das er keinem der vorübergehenden Passanten in die Augen sehen musste. Sein Blick traf stehtig den Boden. Rei hielt sich ängstlich an ihm fest. „Bitte lass mich hier nicht noch einmal allein! Das würde ich nicht ertragen... tue es nicht...“ flüsterte sie den Tränen nahe. Solcherlei Gefühle konnte der Junge nicht ertragen. Vor allem nicht von Rei. Um seine Unruhe abzubauen schlang er ihren Körper um den seinen und küsste sie auf den Mund. Es schmeckte nach Zitrone. Reis Haare dufteten süß nach Zitrusfrüchten. Eine Gruppe junger Schüler, die mit Shinji in eine Klasse gingen, kamen gerade vorbei und beobachteten das seltsame Schauspiel. „Seit wann hat der eine Freundin?“. „Weiß nicht genau. Ich habe sie jedenfalls noch nie gesehen!“. „Kommt schon oder wollt ihr zu spät in die Schule kommen?“ drängte ein Abiturient argwöhnisch. Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung. Shinji sah ihnen misstrauisch nach. Rei schien seine Unruhe wahrzunehmen. „Keine Angst!“ meinte sie lächelnd. „Selbst wenn sie tratschen brauchst du dich deswegen ja nicht zu schämen, oder?“. „Das würde mir nicht im Traum einfallen!“ entgegnete er ihr schelmisch. Rei war froh. Shinji schien wieder aus seiner depressiven Phase zu erwachen. Gut gelaunt gefiel er ihr viel besser. Nach einer kurzen Fahrt mit der Bahn standen die beiden vor dem belebtem Tor des Kiushu-No hama Gymnasiums, eine Schule für besonders begabte Leute. Eigentlich zählten die beiden nicht gerade zu den klügsten, aber sie waren fleißig und gaben sich Mühe ihre Aufgabe immer mit bestem Willen zu erfüllen. Solche Studenten brauchte das Gymnasium in Tokyo2. Nachdem Shinji seine Freundin in das Büro des Rektorats begleitet hatte, tüftelten die beiden noch aus wie die Sache mit Reis Erziehungsberechtigten zu erklären war. Kein Schüler wurde aufgenommen der nicht mindestens einen Elternteil besaß. „Ich denke wir machen das so...“ grübelte das Third Children nachdenklich. „Ich gebe dich als eine Verwandte von mir aus, die zu längerem Aufenthalt in Tokyo2 verpflichtet ist, da deine Eltern auf einer langen Geschäftsreise nach Europa unterwegs sind. So müsste es klappen!“ meinte Shinji selbstsicher. Rei nickte zufrieden. Dieser Vorschlag hörte sich gut an. Etwas besseres wäre ihr im Moment auch selbst nicht in den Sinn gekommen. Zusammen betraten die beiden das Büro des Direktors und erledigten die restlichen Formalitäten. Es lief wirklich alles wie geschmiert. Der Schulleiter gab sich mit Shinjis Ausrede zufrieden und steckte Rei sofort in seine Klasse. „Ich würde so gerne neben dir sitzen...“ flüsterte Rei mit gespielter Böckigkeit als die beiden den Flur entlang gingen. „Das kannst du ja“ schmunzelte Shinji. „Neben mir ist nämlich immer ein Platz frei!“. Das war der Moment an dem Rei Shinji um den Hals fiel. Sie konnte ihre Freude nicht mehr unterdrücken. „Oh Shinji! Du bist einfach der größte, weißt du das eigentlich? Ein Glück das du nicht sehr beliebt bist!“ kicherte sie leise. „He he! Das habe ich mitgekriegt!“ neckte er sie zurück. Die dunkle Schule schien plötzlich gar nicht mehr so finster zu sein...

Kapitel.9 Blicke oder „Wie lange muss ich leiden?“

Der Schultag begann wie gewohnt. Neben Shinji hatte jedoch ein junges schüchternes Mädchen Platz genommen. Nicht nur in der Schule, sondern auch in seinem Herzen. Nun war er bereit ihr alles zu erzählen. Er hatte keine Angst mehr das sie seine Gefühle verletzen würde. Die Klasse staunte nicht schlecht über Rei Ayanami. Schon bald hatte sie sich als eine äußerst intelligente und verantwortungs-
bewusste Schülerin bewiesen. Die meisten Studenten waren von ihrer geheimnisvollen Aura und ihrem allgemeinen Verhalten im Unterricht fasziniert. Ihre Liebe gehörte jedoch allein Shinji. Keiner konnte seinen Platz neben ihr einnehmen. Nicht selten hatte Rei jedoch Liebesbriefe und Pralinenschachteln in ihren Schließfach gefunden. Das meiste davon warf sie weg, eine Liebe auf den ersten Blick zählte sowieso nicht viel für sie. In dieser Hinsicht kam unbewusst ein neues Merkmal des Lebens in ihr auf. Der Egoismus. Sie wollte Shinji ganz für sich alleine haben. Eine andere Partnerin an seiner Seite duldete sie nicht gerne. Schon allein wenn sich Shinji mit anderen Mädchen unterhielt, was er eigentlich früher nie gemacht hatte aber durch seine Veränderung in der Persönlichkeit durchaus keine Seltenheit mehr darstellte, fühlte sich Rei von ihm vernachlässigt. Schon öfters hatte sie mit ihren anderen Freundinnen darüber gesprochen. Diese befanden ihre Situation jedoch als völlig normal. Jedes Mädchen würde so handeln. Ihr war dies dennoch unangenehm und peinlich. Ein anderer Gesichtspunkt war Shinjis alte EVA Partnerin, Soryu Asuka Langley. Seitdem er sich in der Gesellschaft besser eingefügt hatte ließ Asuka keine Minute vergehen ohne sich vorher mit ihm zu unterhalten. Auch dieses mal schien die beiden in einer lebhaftem Unterhaltung zu stecken, die aber nur deshalb so lebhaft war, weil Asuka einen besonders hohen Stimmlaut anschlug. „Na komm schon! Du willst mir doch nicht sagen das du mich unattraktiv findest, oder Shinji?“. „Das ist es nicht...“ entgegnete ihr der Junge. „Ich empfinde einfach nicht das für dich, was ich mir unter einer richtigen Beziehung vorstelle!“. Rei kam dazu und mischte sich ein. „Wie oft noch Asuka? Ich habe dir doch schon einmal gesagt das Shinji mir gehört. Lass ihn doch mal in Ruhe!“. Das rothaarige Mädchen warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Shinji schien die gegenseitige Spannung zu spüren. Mutig wollte er den Konflikt unterbrechen. Dies war eine überraschende Geste und neu noch dazu, vor allem für Shinji. Es überraschte die beiden Mädchen dermaßen das sie auch sofort bereit waren ihre Zankereien fürs erste zu begraben. Rei fiel ihm jauchzend um den Hals. „Oh Shinji! Du kannst es endlich! Du hast Selbstvertrauen. Diese Sache wollte ich dir schon dein ganzes Leben beibringen...endlich...“ flüsterte ihm Rei leise in die Ohren. Asuka stand etwas abseits und blickte eingeschnappt zum Fenster hinaus. Auch sie empfand Gefühle für Shinji. Nach so langer Zeit war sie sich dessen endlich bewusst geworden und nun wollte er nichts mehr von ihr wissen. Ihre Gedanken kreisten um das Erlebnis auf der Schultoilette. Wenn sie nur noch einmal die Gelegenheit dazu hätte würde sie ihn flachlegen und kräftig durcharbeiten. Das war Asukas Art einen Jungen für sich zu beanspruchen. „Vielleicht kenn ich es auch nicht anders...wegen meines Vaters vielleicht?“ dachte sie sich im stillen.

Die Schulglocke läutete, der Unterricht war für heute beendet. Alle Schüler bis auf Shinji und Asuka hatten den Raum verlassen. Rei war in die Stadt gefahren, sie hatte ihm erzählt das sie dort einen alten Bekannten besuchen wollte. Shinji war fast erleichtert das er wieder einmal nach so langer Zeit einen Nachmittag alleine verbringen durfte. Asuka schien irgendwie abwesend zu sein. Selbst seine Frage nach ihrem Wohlbefinden ignorierte sie. Ihr Blick konzentrierte sich ganz auf seinen dünnen Körper und seine braunen Augen. „Ich geh dann mal... wir sehen uns ja morgen“ meinte das Third Children achselzuckend und machte sich auf den Raum zu verlassen. Ein heftiges Gegengewicht ließ ihn jedoch fast stolpern. Shinji drehte sich verärgert um. Hinter ihm klebte Asuka die einen ihren berüchtigten Klammergriffe an ihm ausgeübt hatte. Verzweifelt versuchte sich der Junge ihrer Umarmung zu entwenden. „Zwecklos...“ murmelte Asuka lächelnd. „Heute bist du mein Liebessklave! Fühlst du dich nicht geehrt? Denk doch nur an meinen schlanken Körper und meine weichen Brüste!“. Shinji wurde knallrot im Gesicht. Mit aller Kraft versuchte er von ihr los zu kommen. „Ich will nicht, das musst du doch verstehen!“ sprach der Junge unsicher. Asuka zwickte ihn in den Ellbogen. „Ach es ist immer das selbe mit dir! Du hast keinen Mut deinen Mann zu stehen. Ich will doch nur ein bisschen mit dir rummachen!“ nörgelte Asuka liebevoll ohne ihn los zu lassen. Shinji hatte eine neue Taktik in Betracht gezogen. Er versuchte nicht mehr von ihr los zu kommen sondern drückte mit seinem Körper gegen den ihren. Vielleicht würde Asuka dies als unangenehm empfinden und er wäre für heute gerettet. Weit gefehlt! Es schien sie nur noch mehr anzumachen. Immer wieder stießen ihre beiden Körper gegeneinander. Shinji wusste schon selbst nicht mehr wie lange er noch seine Beherrschung behalten konnte. Asuka ließ sich in seine Arme fallen und hatte sich ihre Bluse bis zum BH entblößt. Verführerisch sprach sie: „Wenn du jemals wieder von mir los kommen willst musst du mich schon ausziehen. Das ist deine einzige Möglichkeit!“. Shinji blickte verstört auf den Boden. „Ist es das was du willst...? Sex? Warum ausgerechnet von mir? Du könntest die Situation akzeptieren so wie sie jetzt ist!“ sprach der Junge mit Blick auf dem Boden. Asuka sprang ihm auf den Schoß und warf ihn dabei um. „Es ist nicht nur mein Verlangen dir gegenüber. Ich muss es einfach tun. Irgendetwas ihm mir treibt mich dazu an. Ich liebe dich Shinji... das hast du schon immer gewusst...“ flüsterte sie ihm lächelnd zu. Ihr hübsches Gesicht wurde von einigen roten Stränen bedeckt. Er fand das es ihr gut stand. Sich selbst hatte Shinji noch so gut wie kaum im Spiegel betrachtet. Vielleicht hatte er auch Angst davor mit der Wahrheit konfrontiert zu werden. Sollte es jetzt anders sein? Er würde wieder davon laufen. Weit weg, wohin das wusste er selbst nicht genau. Rei würde er auf jeden Fall mitnehmen. Ohne ihre Anwesenheit konnte er auf längere Distanz gesehen nicht mehr leben. In ihren Augen konnte sich der Junge selbst identifizieren. So unschuldig und rein war Shinji auch einst gewesen. Asuka hatte ihn eine Weile schweigend betrachtet. Worüber dachte ihr Partner wohl nach? Shinji klebte andauernd an der Vergangenheit und wollte sich nicht davon trennen. War er deshalb so hilflos und apathisch geworden? Sie verspürte wieder diese dringenden Gefühle. Es war so wie wenn sie zur Toilette musste nur war Shinji dieses mal ihre Spülung. Erneut begann sie mit ihren Liebkosungen an ihm. Bald war sein Körper völlig durchgeschwitzt. Shinji stöhnte unruhig. „Ich bin auch an anderen Körperteilen reifer geworden. Möchtest du sie nicht sehen?“ kicherte sie verführerisch. Das war der Punkt an dem Shinji einfach keine Kraft mehr hatte dem allem zu Wiederstehen. Als sich Asuka auf ihn legte und ihm die Kleider abstriff konnte er sie nur noch küssen. Seine Hände erledigten die restliche Arbeit an ihrem Körper.

Mithrandir Moon
26.01.2003, 01:57
Rei stand ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Wegen der Dunkelheit in dem alten verfallenem Gebäude konnte sie sein Gesicht jedoch nur schwer erkennen. Ausgerechnet in einer solch verlassenen Gegend hatten sie einen Treffpunkt vereinbart. Rei fröstelte. Hier war es kalt. Sie spürte das sie Shinjis Wärme benötigte. „Warum so nachdenklich Ayanami? Wir haben uns längere Zeit nicht gesehen. Hast du mir gar nichts zu sagen? Oder...mache ich dir etwa Angst mit meinem Auftreten?“. Rei stotterte eine Weile vor sich hin. „Nein, nein das ist es nicht. Ich bin nur überrascht dich gerade an so einem Ort wiederzusehen...“ murmelte sie entschuldigend. Die Gestalt lehnte sich an die Hauswand. „Du hast ja Recht. Ich mache jedem Angst, selbst wenn ich es nicht will. Vielleicht beneide ich dich um deine offene und großherzige Art gegenüber deinen Mitmenschen...“. Rei lächelte leicht. „Das mag Shinji auch an mir. Aber diese Gefühle besitze ich noch nicht lange. Erst seit kurzem kann ich so empfinden. Es fast wie bei jedem anderen Menschen. Ich fühle mich jedoch ehrlich gesagt nicht ganz wohl dabei“. Beide versanken eine Weile in Stillschweigen. „Shinji...wie geht es ihm? Ist er noch immer so apathisch wie damals?“ kicherte er gequält. „Das kommt darauf an“ meinte Rei. „Manchmal denke ich jedoch das er den Menschen nur etwas vormacht. Vielleicht um seinen Besitzanspruch auf andere zu festigen?“. „Lass uns nicht vom Thema abweichen. Du weißt warum wir uns hier getroffen haben, nicht wahr?“. Rei blickte schweigsam in das schattige Gesicht. „Du meinst...sie sind wieder da?“. „Sie waren nie fort“ antwortete ihr die Gestalt zynisch. „Sie können uns beobachten. Überall. Auch hier, aber dank meines Wellenverstärkers können sie uns nicht verstehen! Die Engel wollen das zu Ende bringen was sie vor Jahrzehnten mit dem Second Impact begonnen und mit dem Third Impact getestet hatten“. „Engel...sie sind so seltsame Wesen...vielleicht die Boten Gottes? Was bezweckt dies alles? Lilith hatte es mir einst mitgeteilt aber ich habe es vergessen... ich bin wohl zu menschlich geworden!“ murmelte Rei nachdenklich. „Wir können die uns bevorstehende Katastrophe nicht verhindern, es sei denn du tötest den der dir am nächsten steht! Das würde das Gleichgewicht des Menschseins wieder ins Lot befördern!“. Rei schüttelte nur ungläubig den Kopf und fiel schockiert auf die Knie. „Shinji töten... Das kann ich nicht! Ich könnte es nicht... Er ist ein Teil von mir geworden. Ohne ihn kann ich nicht existieren. Wenn er stirbt dann sterbe ich auch...“ flüsterte sie weinend. Die Gestalt strich ihr sanft durch die Haare. Es fröstelte sie wieder. Dieses mal bedeutend stärker. „Ich weiß... das ist eine schwere Bürde! Aber nur du bist in der Lage diese Aufgabe zu erfüllen. Sei stark Ayanami!“. Rei verstummte. „Gibt es eigentlich einen Himmel und eine Hölle? Wenn ja sind dann beide nicht ein und dasselbe? Wie können wir über das Schicksal der gesamten Menschheit richten, wenn das Leben seinen eigenen Weg geht. Ich bin mir sicher das es eine andere Möglichkeit geben muss!“. Die Gestalt schüttelte den Kopf. „Es gibt keine andere Möglichkeit. Wie du es auffasst bleibt allerdings dir überlassen! Ich habe niemals von Shinji gesprochen!“. Rei riss den Mund weit auf. „Du meinst doch nicht etwa...Kaworu Nagisa?“. „Korrekt! Er ist es den wir ausschalten müssen wenn wir das Leben in ihrem jetzigen Zustand erhalten wollen. Aber gib acht! Besonders dich will er unbedingt beseitigen! Das wird unser letztes Gespräch sein. Wir werden uns nicht mehr wiedersehen also komm nicht wieder hierher zurück oder erwarte einen Anruf von mir“ verabschiedete sich die Gestalt. „Wer bist du eigentlich? Lass mich dich ansehen!“ verlangte das junge Mädchen misstrauisch. „Lieber nicht...“ meinte die Gestalt melancholisch. „Wenn du mich kennen würdest tätest du mich hassen! Ich bin nicht unbedingt der netteste Mensch“. Rei nickte akzeptierend. Es war eigentlich egal mit wem sie über diese Weltbildliche Thema gesprochen hatte. Trotz allem hatte sie ein ungutes Gefühl wenn sie ihn anblickte. Er konnte so nett und verständlich sprechen, mit ihm konnte man über alles reden. Seine andere Hälfte machte ihr jedoch Angst. Was für ein Mensch steckte hinter dieser Fassade? Der Schatten blickte noch ein letztes Mal in ihre Richtung. Es schien so als ob er ein breites Grinsen aufgesetzt hatte. Schließlich verschwand die mysteriöse Gestalt hinter der Hauswand. Erschöpft fiel sie in die Hocke und seufzte tief.

Langsam wurde es wieder hell um Shinjis Augen. Er wusste nicht warum, aber fühlte sich sehr geborgen und sicher. Die Verschwommenheit verschwand gänzlich aus seinem Blick. Shinji sah sich um. Er war bei sich zuhause in seinem Zimmer unter seiner Bettdecke. Asuka lag mit geschlossenen Augen neben ihm. Sie schien einen schönen Traum zu durchleben, denn sie lächelte im Schlaf. Gutmütig blickte er ihr in die Augen. Dann bemerkte er plötzlich das sie völlig nackt in seinem Bett lagen. Shinji wurde rot im Gesicht. Er konnte sich wieder an die vergangenen Ereignisse erinnern. Asuka und er hatten eigentlich nur nach einem warmen gemütlichem Plätzchen gesucht. Er hatte ihr vorgeschlagen mit zu ihm nach Hause zu kommen. Shinji blickte abwesend auf seine Hände. Wie hatte er sich doch in dieser kurzen Zeit verändert. Eine neue Persönlichkeit schien in ihm erwacht zu sein. Es war so als ob sie schon lange geruht hätte und erst jetzt Besitz von ihm ergriffen hatte. Und dieses kühle Klima in der Außenwelt! Shinji fing es an zu frösteln. Müde sah er auf seine Armbanduhr. „Schon halb neun. Ob Rei wohl noch kommt?“ flüsterte er leise. Kurz darauf erwachte auch Asuka. Glücklich lächelte sie ihn an und holte ihn mit Hilfe ihrer Beine wieder unter die Bettdecke. „Du hast wohl nie genug was?“ kicherte der Junge ausgelassen. „Nur noch einmal... Ich will diesen Moment noch etwas auskosten!“ murmelte sie schläfrig. Beide umarmten, flüsterten sich gegenseitig hübsche Worte zu. Es war wie im Himmel für Asuka. Endlich hatte sie ihr Ziel erreicht. „Ich muss dich noch etwas fragen...“ stammelte sie schüchtern. „Ich will ein Kind von dir, Shinji!“ Diese Antwort kam so unüberstürzt und lächerlich schnell das der Junge ihr nur hilflos ins Gesicht blicken konnte. „Aber Soryu.... Ich weiß nicht... Ich fühle mich nicht bereit zu so etwas! Ich habe nicht genug Verantwortung und Selbstvertrauen! Du hast selbst gesagt das ich mich immer nur für alles entschuldige! Tut mir Leid...“ stotterte Shinji wütend. „Siehst du? Ich mache es schon wieder...Obwohl ich dafür geschlagen wurde...“. Asuka blickte uninteressiert zur Seite. In Wahrheit musste sie sich jedoch darum bemühen ihre Tränen unter Kontrolle zu behalten. Shinji erhob sich aus dem knarrendem Bett und goss sich eine Tasse Kaffee ein. „Trinkst du das Zeug gerne?“ murmelte sie neugierig. „Das ist heute schon meine 5 Tasse. Ich mag diesen Stoff halt...“ gab er ihr als Antwort zu verstehen. Asuka zog sich wieder vollständig an. „Darf ich mal eure Toilette benutzen?“. „Mach schon...“ drängte Shinji hektisch. Asuka kicherte leise. Auch Männer hatten Bedürfnisse. Auf dem Weg zum Klo hörte sie ein dumpfes Geräusch. Als sie sich umdrehte sah sie ihn auf dem Boden knien. Er hatte seine beiden Hände zum abstützen benutzt. Ächzend würgte der Junge schmerzvoll und spie kurz darauf eine Riesenlache Blut auf den Teppichfußboden. Asuka stürmte panisch und sorgenvoll auf ihn zu. Mit einem Taschentuch wischte sie ihm das Blut vom Mund. Ihre Hände zitterten wie wild. Es schien ihrem Freund nicht gut zu gehen. Schon damals war Shinjis Gesundheit extrem wacklig gewesen. Wahrscheinlich hatte er sich in der letzten Zeit einfach viel zu sehr verausgabt. Sollte er nun vor ihren Augen dahinscheiden? Asuka schüttelte sich. So etwas würde nie geschehen. Sie würde es nicht zulassen. „Der Tod...Er ist nahe...“ keuchte Shinji apathisch. „Er wird dich nicht kriegen! Ich lasse das nicht zu! Seit wann geht es dir schon so miserabel?“ fragte Asuka besorgt. Sie versuchte ihre Stimme möglichst ruhig erklingen zu lassen. Er sollte nicht merken das sie sich solche Angst um ihn machte. Shinji sah auf sein Antlitz das sich in der Pfütze aus Blut und Wasser undeutlich abspiegelte. „Es... Es tut mir Leid! Ich will nicht mehr! Habe nichts getan! Warum ich? Vater... Man sagte uns tötet alle Engel! Wir haben sie getötet. Wir werden weiter töten. Wir sind Mörder!“ schrie Shinji psychopathisch aus. Asuka gab ihm eine heftige Ohrfeige auf die Wange. „Jetzt reiß dich doch mal zusammen Shinji! Glaubst du etwa das vergangene kann man rückgängig machen? Deshalb beschuldigst du dich, machst dich für alles verantwortlich und willst dafür auch noch geschlagen werden?“ rief Asuka zornig aus. In ihren Augen spiegelten sich die Tränen. Töte mich...“ zischte Shinji kaum verständlich aus. Sein Blick streifte den Boden. Asuka zog ihren Freund ängstlich zu sich heran. Rei Ayanami hätte gewusst wie man ihn aus dieser Schwelle eines hilflosen Kindes herauszerren könnte. „Asuka...“ heulte Shinji völlig am Ende. Beide umarmten sich und ließen nicht mehr voneinander los. Etwas später kotzte der Junge eine weitere Ladung Blut über sich und Asuka. Es machte ihr nichts aus, denn sie wusste das es seine Schmerzen lindern würde. Im Moment brauchte er eine Art von Gefühlsperson die sein Leiden verstand. Shinjis Mutter kam gerade von der Arbeit zurück. Als sie ihren Sohn und Asuka inmitten dieser riesigen, sich immer weiter ausbreitenden Blutlache erblickte, fiel sie fast in sich zusammen. Asuka richtete sich heulend auf und schrie verzweifelt: „Bitte holen sie Hilfe! Sonst stirbt Shinji!“. Fünf Minuten später traf eine Notambulanz ein die den Jungen vorsichtig auf eine stählerne Tragebahre schnürten und in den Wagen transportierten. „Bitte nehmen sie mich mit! Ich bin eine Freundin von ihm! Ich will ihn nicht aus den Augen lassen!“ flehte Asuka mit nassen Augen. Shinjis Mutter Celeste blickte sie boshaft an. „Sicher ist alles deine Schuld! Meinem Jungen ging es bisher immer gut! Ich wusste das Mädchen ein schlechter Umgang für ihn sind!“ schimpfte sich aufgebracht. Einer der Krankenwagenhelfer schnitt ihr ungehalten das Wort ab. „Na hören sie mal! Dieses Mädchen ist total in Panik! Wir können sie jetzt nicht nach Hause schicken oder hier stehen lassen!“. Dann wandte der nette Mann sich zu Asuka. „Ich verstehe dich gut. Bist du seine Freundin?“. Asuka nickte schniefend. „Am besten du kommst im Wagen mit. Wir müssen ihn mit Sauerstoff versorgen, aber was er vor allem braucht ist doch seine Freundin wenn er aufwacht, oder?“. „Danke das vergesse ich ihnen nie...“ flüsterte Asuka während sie von den Notärzten in den Krankenwagen gezogen wurde. „Was ist mit mir?“ meinte Celeste ungehalten. „Soll ich etwa nicht wissen wie es meinem Sohn ergeht?“. „Natürlich nicht. Kommen sie am besten morgen früh um 10.00Uhr bei unserer Klinik in Hajashibaru vorbei. Dort werden sie dann über den Zustand ihres Sohnes informiert und können ihn besuchen!“ erklärte der Notarzt in Eile. Celeste nickte bedrückt. Es gefiel ihr nicht das diese Leute ihren Shinji in so ein Hospital einlieferten.
Draußen fing es an zu regnen. Erst leicht. Dann stärker. Aus dem Getröpfel wurde ein heftiger Platzregen. Celeste zog die Haustüre hinter sich zu und schloss sie von innen ab. Obwohl sie es nicht zugab hatte sie Angst.

Kapitel.10 Blut oder „Ich will sterben um alles zu vergessen...“

Es war schon sehr spät geworden als Rei von Shinjis Krankheit erfuhr. Zuerst hatte sie versucht ihn über eine Telefonzelle zu erreichen. Da niemand den Hörer abnahm wunderte sie sich und klingelte selbst bei ihm zuhause. Celeste erzählte ihr darauf das man Shinji in die Krankenklinik nach Hayashibaru gebracht hatte. Nun war sie auf dem Weg dorthin. Der Regen strömte unaufhaltsam, fast wie ein Schwall Blut der nicht mehr zu stoppen war. Rei ängstigte sich in dieser Dunkelheit. Ohne Shinji fürchtete sie sich. Dann war sie plötzlich nicht mehr das ehrgeizige junge Mädchen wie sie alle kannten, sondern einfach nur Rei. In solchen Situationen bedauerte sie es direkt das Lilith keinen Kontakt mehr zu ihr aufnahm. Die Klinik war nicht gerade um die Ecke und sie musste schon ein weites Stück mit der Bahn fahren um zu ihrem Bestimmungsort zu gelangen. Rei stand auf der ersten Stufe zur Kliniktreppe als sie unachtsam von hinten angerempelt wurde. Der Vorübergehende Passant machte keinen Anstand stehen zu bleiben und marschierte einfach weiter. „Können sie nicht aufpassen!“ rief sie ihm wütend nach. Durch den Sturz waren ihre gesamten Kleider nass geworden. Eine tolle Bescherung! Der grauhaarige Junge blieb stehen. Jetzt wandte er sich nach hinten um und blickte ihr in die Augen. Graue Haare? Rei stockte der Atem. Im nächstem Moment drehte sie sich um und stolperte die Treppe nach oben. „Kaworu! Er ist es! Aber warum hier...?“ dachte Rei schwitzend. Direkt neben ihr steckte von einem Augenblick auf dem anderen ein scharfes Prog Messer in der Wand. Rei pirschte mit aller Kraft weiter vorwärts auf das Krankenhaus zu. Hier dürfte er sie nicht kriegen! Nicht gerade jetzt. Ein Dutzend weitere Spikes zogen sich entlang ihrer Linie vorwärts. Mit letzter Kraft öffnete sie die große Tür der Hayashibaru Klinik und verschloss sie von ihnen. Als sie sich umdrehte schrie sie erschrocken auf. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht räumte Kaworu schließlich das Feld und verschwand in der Dunkelheit der Nacht. Rei atmete erleichtert aus. „Was hat ihn bloß dazu verleitet hier zu verschwinden? Normalerweise stört ihn ein so großes Gebäude gar nicht und ich läge jetzt schon Tod auf der Schwelle zur Klinik...“ murmelte sie nachdenklich. Eine Krankenschwester tippte ihr auf die Schulter. „Ihr Freund befindet sich in Sektor E unseres Hospitals. Im Moment wird er gerade operiert, sie können also nur vor dem OP Saal warten. Leisten sie doch diesem rothaarigem Mädchen Gesellschaft. Sein Zustand hat sie in ziemliche Panik versetzt!“ erklärte ihr die Krankenschwester freundlich. Dann wandte sie sich wieder anderen Patienten zu. Rei sah sich in der großen Halle um. Es dauerte eine Weile bis sie Sektor E gefunden hatte. Ohne ein Wort der Begrüßung setzte sich Rei zu Asuka auf die Bank. Diese hatte ihren Kopf in die Hände gestützt und weinte leise vor sich hin. Ihr war jetzt nicht nach Streiten zu mute. Shinjis Verhalten hatte sie schwer getroffen. So einsam und am Boden zerstört hatte sie ihn bisher noch nie erlebt. Das schlimmste dabei war, das sie ihm nicht helfen konnte. „Sie operieren ihn gerade...“ flüsterte Asuka mit zittriger Stimme. „Was ist eigentlich passiert? Du warst doch den ganzen Tag mit ihm zusammen ist dir da nichts besonders an ihm aufgefallen?“ fragte Rei besorgt. „Er... Er hat eine Menge Blut gespuckt. Es war so schlimm das ich dachte er kotzt sich noch die Lunge aus dem Hals... Es ist alles meine Schuld!“ stammelte Asuka verzweifelt. Rei legte ihr beruhigend die Hand in den Schoß. Im Moment dachte sie nicht an ihre gegenseitige Rivalität. Das konnte warten bis Shinji wieder auf den Beinen war. „Danke Rei... Ich hielt dich eigentlich stehts für ein Eckel!“ murmelte Asuka entschuldigend. Rei lächelte verständnisvoll. „Dasselbe dachte ich von dir. Keine Angst! Shinji schafft das schon. Er hat einen starken...“. Rei stockte. „Er hat eben keinen Funken Lebenswillen... Er nannte den Tod sogar süß!“. Asuka brach erneut in Tränen aus. Rei blickte betrübt nach unten. Der Boden war grau und kalt. Für Shinji wäre es wie eine fremde Zimmerdecke gewesen. „Musst du nie weinen? Ich beneide dich!“ kicherte Asuka melancholisch. „Tu das lieber nicht“ antwortete ihr Rei schweigsam. „Ohne Gefühle ist das Leben viel zu eintönig. Sie machen uns erst zu dem was wir wirklich sind. Menschen“. Asuka lehnte ihren Kopf gegen Reis Körper. „Ich bin müde...hast du was dagegen wenn ich etwas schlafe?“. Rei schüttelte nur leicht den Kopf. Auch sie war Hundemüde. Morgen würde sie sich von der Schule abmelden. Es brachte ja eh nichts wenn sie mit ihren Gedanken immer bei Shinji war.

Nach zwei Stunden hörte das Licht über dem OP Raum auf zu leuchten. Die Operation war beendet. Ob sie allerdings erfolgreich gewesen war, das mussten die Ärzte erst bekannt gegeben. Asuka sprang sofort auf und bewarf das Ärzteteam mit allen möglichen Fragen nach Shinji. Rei hielt sie schweigend zurück. „Euer Freund hatte eine schwere Lungenentzündung. Wir mussten ihm Sauerstoff einflössen um sein Zellensystem wieder zu regenerieren. Die Operation ist jedenfalls geglückt. Er lebt! Aber ein Besuch kommt nur unter Vorbehalt in Frage“ erklärte ihnen der Chefarzt mit schwitzender Miene. Asuka fiel ihrer Freundin glücklich um den Hals. „Er lebt Rei! Wir haben ihn nicht verloren. Ich bin so froh...“ rief sie weinend vor Freude aus. Rei lächelte leise. Sie hatte gewusst das Shinji sich dem Tod nicht so einfach ergeben würde. Er hatte etwas gefunden wofür es sich lohnte am Leben zu bleiben. Das waren seine Freunde und sie selbst. „Mit euch beiden muss ich allerdings noch reden, das betrifft besonders dich!“ meinte der Chefarzt mit ernster Miene und sah dabei auf Asuka. „Hast du gestern mit ihm geschlafen?“ fragte der Arzt informierend. Asuka wurde rot im Gesicht. „Naja... Ich... Man könnte es so ähnlich ausdrücken...“ stotterte sie verlegen hin und her. „Kommt bitte mit mir in mein Büro!“ sprach der Arzt im Vorübergehen. Rei und Asuka folgten ihm in einen schmalen kleinen Raum der von oben nur mit einem drehenden Ventilator bestückt war. Auf einer kleinen Couch bat er sie schließlich Platz zu nehmen. Schweigend faltete er die Hände über den Kopf und dachte eine Weile nach. Asuka hielt es nicht mehr aus. „War...meine Aktion so falsch? Habe ich ihm etwa damit geschadet? Reden sie bitte Doktor, ich muss es wissen!“ rief sie schuldig aus. „Nun es ist durchaus nicht ungewöhnlich das Mädchen eures Alters anfangen sich für andere Jungs zu interessieren. Ich kann verstehen das ihr euch von Shinji sehr angezogen fühlt, aber gerade diese Situationen haben dazu geführt das sein Kreislauf schließlich kollabiert ist und der arme Junge nun am Tropf hängt“ erklärte es ihnen der Chefarzt mit besorgtem Gesicht. „Ich wollte es doch nur das eine mal probieren... Rei war gerade nicht da, es stellte die Gelegenheit dar! Können sie das nicht verstehen? Ich wusste doch nicht das ihm so etwas dermaßen zerstören würde!“ jammerte Asuka melancholisch. „Gib dir nicht die alleinige Schuld, Shinji selbst wusste das Risiko das er dabei eingehen würde nur zu gut“ meinte Rei mit einem kaltem Gesichtszug. „Jedenfalls sollte euer Freund für die nächsten zwei Wochen in Ruhe gelassen werden. Am besten kann er sich zuhause erholen wo ihn auch niemand stört“ befand der Chefarzt streng. Rei blickte auf Asuka. Beide Mädchen würden das niemals durchhalten. Asuka würde ja schon heute in sein Krankenzimmer stürmen, da war sie sich sicher. Und ihr würde es bald nicht anders ergehen. Keine der beiden konnten ganze zwei Wochen ohne Shinji verleben. „Ich denke... wir können dieses Limit nicht einhalten! Shinji braucht uns. Mehr als sonst jemanden. Wir sind sie seine einzigen Bezugspersonen!“ warf Rei fest entschlossen ein. „Es war auch nur ein guter Rat von mir“ meinte der Arzt achselzuckend bevor er die beiden Mädchen aus seinem Büro entließ. Eine Krankenbahre wurde unmittelbar darauf an den beiden vorübergeschoben. Shinji schien bei Bewusstsein zu sein. Beide Mädchen gingen schweigend neben ihm her bis zu seinem Krankenzimmer. Der Junge blickte Asuka und seiner Freundin Rei mit einem müden Gesichtsausdruck in die Augen. „Es tut mir Leid das ihr euch sorgen um mich machen musstet...“ meinte er schließlich an die beiden Mädchen gerichtet. „Nun entschuldigt er sich schon wieder...“ dachte sich Asuka im stillen. Ihre Lippen formten jedoch andere Wortlaute. „Das macht doch nichts. Du konntest ja schließlich nicht wissen das du so schwer krank bist!“ antwortete sie ihm mit einem gutmütigem lächeln um den Mundwinkel. Rei küsste ihren Freund liebevoll auf die Stirn. Das war ihre Art. Kommentarlos aber äußerst wirkungsvoll. Der Junge versank in einen ruhigen Schlaf und die Krankenpfleger trugen ihn vorsichtig in sein Bett. Asuka betrat den kleinen Raum. „Wie lange dürfen wir ihm Gesellschaft leisten? Er braucht doch sicher viel Schlaf“ erkundigte sich Rei bei einer Krankenpflegerin. „Ihr könnt maximal bis 5 Uhr bei ihm bleiben. Danach muss mindestens eine von euch dieses Krankenhaus verlassen. So besagen es die Regeln!“ gab die junge Dame freundlich zu verstehen. Asuka hatte sich neben seinem Bett hingekniet und sah ihm hingebungsvoll in die Augen. Rei seufzte schwer. Jetzt ging das schon wieder von vorne los. Ihr schien es unglaublich das Asuka selbst einen schlafenden Shinji attraktiv fand. Sicher. Auch für sie stellte ihr Freund das schönste dar was sie jemals erlebt hatte, aber dachte sie deshalb ständig an Sex? In diesem Moment wurde ihr plötzlich klar das sie sich solche Dinge überhaupt noch nicht gewagt hatte vorzustellen. Rei wurde ganz rot im Gesicht. Sie musste leise kichern. Diese Sache machte ihr Spaß. Langsam begann sie zu verstehen warum Soryu nicht genug von Shinji bekam. Der dumpfe Laut eines Stahlgerüstes holte sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Asuka hatte offenbar genug vom knien. „Untersteh dich bloß!“ rief Rei wütend aus als ihre Partnerin versuchte auf seine Krankenbett zu steigen. „Du bist immer so eine Langweilerin...“ murrte Asuka unzufrieden. „Ich will es ja auch nicht ständig mit ihm treiben, so wie du!“ konterte sie schlagfertig. Asuka überlegte eine Weile hin und her. Dann entschied sie sich doch noch etwas abzuwarten, jedenfalls bis sich Shinjis Zustand wieder Regulaarisiert hatte. Rei seufzte leise und verfiel wieder in ihre Hintergedanken. „Seltsam das es Shinji gerade jetzt so schlecht geht. Was hat Kaworu nur vor? Will er uns etwa quälen? So schnell hat er diese menschliche Eigenschaft angenommen? Er ist noch viel gefährlicher als damals“ dachte sich Rei im stillen. Die Sonne erhob sich gerade über dem Zirnament des Himmels. Ein schöner Tag nach diesem Regenschauer.

Mithrandir Moon
26.01.2003, 01:57
Die Türe zu der kleinen Kapelle öffnete sich knarrend. Ein junges grauhaariges Mädchen betrat den Saal. Sie wusste das heute keine Messe stattfinden würde, aber das war ihr nur Recht. Manchmal konnte es ganz erholsam sein alleine an solch einem stillen Ort der Zweisamkeit zu verweilen. Seit gestern verspürte sie seltsame Gefühle wenn sie an dieses Individuum dachte. Sie hatte panische Angst vor ihm und wünschte sich eigentlich nichts sehnlicheres als den Seelenfrieden. Doch das war ihm nicht Recht. Er wollte mehr. Seine lüsterne Gier nach dem menschlichem Blut schien von Tag zu Tag anzuwachsen und seine Blicke erfroren fast vor Kälte. Warum hatte er sie überhaupt produziert? War sie wirklich ein ebenwürdiger Ersatz für ihn? Sie empfanden doch eigentlich so verschieden. Wollte er es vielleicht nicht wahrhaben. Es konnte natürlich auch alles von Anfang an so geplant worden sein. Im Grunde genommen wusste sie gar nichts über die Welt und ihre Mitmenschen. Vorsichtig setzte sie sich auf eine Kirchenbank in der vordersten Reihe und zupfte ihren gestraften Minirock zurecht. Vor einigen Tagen hatte er ihr gesagt das sie so etwas tragen solle. Eigentlich waren solche Kleider nicht unpraktisch, nur fror ihr Hintern an kalten Tagen deshalb um so mehr. Sie griff sich an ihr Oberteil. Dieses Dekolleté hatte er ihr vor 3 Tagen gekauft. Es war eine recht hübsche Bluse die ihr auch wie angegossen paßte, aber gerade deshalb blickte sie dem allem mit Skepsis entgegen. Kaworu Nagisa öffnete mit einem grässlichen Unterton die Schwelle zur Kapelle und schritt zur Kanzel vorwärts. Mit einem funkelnden Blick auf ihre Kleidung setzte er sich neben sie. „Tokimi. Was machst du an einem Ort wie diesem? Du hast wichtigere Sachen zu tun als zu beten!“ meinte der menschliche Engel ernst. „Kaworu... Ich bin mir nicht ganz sicher... Ich glaube ich verspüre eine Art Angst wenn ich an dich und die Engel denke. Was sind wir eigentlich für Geschöpfe und warum müssen wir solche Sachen tun? Ich will die Menschheit bewahren und nicht vernichten!“ murmelte sie leise vor sich hin. Kaworu zog ihr Gesicht gewaltsam in die Höhe und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige. „Du wiedersprichst deinem eigenen Instinkten? Wie kannst du nur so denken! Du bist ein Teil von mir. Ich habe dir Leben eingehaucht. Aber das schlimmste dabei ist das du mir wiedersprichst!“ rief Kaworu wütend aus. In seinem Gesicht zeigten sich deutliche Anzeichen eines bevorstehenden Anfalls. Tokimi schwieg und beide verharrten eine Weile in Stillschweigen. Plötzlich griff ihr der Junge unter den kurzen Rock und zog das erschrockene Mädchen auf seinen Schoß. „Wir Engel müssen uns Fortpflanzen. Du wirst mir dabei helfen eine Armee von unbesiegbaren Himmelsboten herzustellen! Das ist einer deiner Zwecke für mich!“ flüsterte er ihr in die Ohren. Tokimi stöhnte laut auf. Es gefiel ihr nicht das Kaworu zwischen ihren Beinen herumfummelte. Sein Mund glitt brutal auf ihre Bluse und presste ihre Brüste gnadenlos und ohne Mitleid zusammen. „Kaworu... kannst du mich nicht verstehen? Das bist du nicht mehr... Nun spricht nur noch der Engel aus dir!“ schrie sie laut um sich. Niemand schien sie zu hören oder eilte ihr zu Hilfe. Es war eine glatte Vergewaltigung.

Die Militärstrategen von Neo Tokyo3 hatten eine Ratsitzung einberufen. Seit gestern herrschte Chaos und Zerstörung auf dem Kontinent Japan. Der letzte Einsatz, die Bergung dieses Fremdkörpers aus dem All war kläglich gescheitert. Dieses Roboterähnliche Wesen war plötzlich zum Leben erwacht und hatte das gesamte Team getötet, dann zog es gegen Westen, dort wo sich Neo Tokyo befand. Der Hafen in Yarasuka war schon völlig zerstört als die Rettungskommandos am selben Tag dort eintrafen. Auf was hatte es diese Kreatur nur abgesehen? Die Forscher und Wissenschaftler schienen ratlos. Deshalb hatte man die Sache nun offiziell dem Militär übertragen. Die Einsatzleiterin der verunglückten Truppe, Misato Katsuragi hatte als einziger Zeuge überlebt. Aber auch sie fand keine Erklärung für die paranormalen Angriffe in den letzten Stunden. Der Generalstab sah sich gerade noch einmal die Aufnahmen über diese Kreatur an, bevor sie sich auf den Kameramann gestürzt hatte. Es war furchtbar. Überall klebte Blut. Misato blickte mit einer Mischung aus schweigen und Ehrfurcht auf dieses Wesen. „Das ist Gotteswerk!“ fluchte einer der Generäle aufgebracht. „Sie haben keine Panzerung! Warum können wir sie nicht vernichten?“ rief ein anderer zornig aus. „Die Frage ist doch wohl mehr, was sie überhaupt von uns Menschen wollen?“ entgegnete ihnen Misato ernst. „Katsuragi hat ganz Recht! Bevor wir nicht wissen mit wem oder was wir es zu tun haben, wären vorschnelle Entscheidungen nur der Tribut zum Tode aller“ meinte der stellvertretende Vize-Komanndant nachdenklich. „Und was ist mit dem AT-Feld? Sie scheinen es als eine Art Schutzschild zu benutzen!“ fügte der erste Offizier hinzu. „Das wäre ein Grund weshalb wir auch mit schweren Waffen nichts gegen sie ausrichten können. Selbst die N2 Minen sind nutzlos“ schloss der Generalstabsführende daraus. „Das AT-Feld ist nicht nur ein Schutzschild aus verstärkten Wellen! Es umgibt jeden von uns, bei Tag und Nacht. Wir atmen es, durchwandern es. Ihr müsst wissen das die Engel sie nicht nur dazu gebrauchen um sich zu schützen. Diese Wellen können auch ebenso gut als Waffe gegen uns eingesetzt werden!“ mischte sich Kaworu Nagisa ein, der gerade den Raum betrat. Misato blickte ihm misstrauisch in die Augen. Seit ein paar Wochen wusste sie nicht mehr, was sie von ihm halten sollte. Teilweise hatten sich seine Informationen als sehr nützlich erwiesen, im Bezug auf diese Wesen jedoch, hatten sie mehr und mehr dazu beigetragen den Kreaturen den Weg zu ebnen. War dies etwa sein wahres Ziel? War Kaworu gar nicht der für den er sich ausgab? Misato bekam starke Kopfschmerzen.

Es wurde wieder Zeit für eine stärkere Dosis Schmerztabletten. Unparteiisch verließ die Sub Kommandantin den Saal und tastete sich den Gang entlang. „Willst du schon gehen? Ich habe noch einige Trumpfe auszuspielen die dich sicher interessieren würden!“ rief ihr Kaworu lächelnd nach. „Nein danke. Ich habe kein Interesse an deinen Tatsachen die du immer nur zum Vorteil der Gegenspieler ausnutzt. Du behandelst die ganzen Menschen um dich herum wie Schachfiguren. Aber wir sind mehr! Respektiere uns endlich...“ murmelte Misato verärgert. Der grauhaarige Junge kicherte vergnügt vor sich hin. „Oh Misato Katsuragi. Hast du etwa nun doch deine Zweifel? Ich wusste das es eines Tages soweit kommen würde, aber das es so schnell ging hätte ich nicht gedacht!“ schmunzelte der Junge geringschätzig. Misato hielt sich mühsam an der Wand fest. „Du bist ein Teufel...“ flüsterte sie mit zusammengebissenen Zähnen. „Was soll den jetzt diese Umgangssprache? Nicht sehr klug für eine Sub Kommandantin. Alte Freundin Katsuragi, was ist los mit dir? Du hast wohl endlich begriffen worum es hier überhaupt geht!“ spottete er gelassen. Die Kommandantin fiel in sich zusammen. „Nein.. Ich begreife gar nichts...Ich habe dich noch nie begriffen! Auch schon früher nicht. Kaworu hätte dies verstanden...Aber du bist es nicht...“ stammelte sie ruhig vor sich hin. Nun war er es der nervös wurde. „Was meinst du damit? Drücke dich klarer aus!“ verlangte er wütend. „Du scheinst Probleme mit deinem Gedächtnis zu haben!“. „Nein!“ meinte Misato ernst. „Es ist gerade wieder in mir erwacht. Du kannst nichts dagegen machen Kaworu. Ich weiß das du der letzte bist! Du hast versagt Engel... oder soll ich lieber sagen, Tabris?“ flüsterte ihm Misato in die Ohren. Der menschliche Engel begann am ganzen Körper zu zittern. „Du... du hast es gewusst! du weißt es wieder! Ich werde dein Gedächtnis für immer zerstören!“ rief der letzte Engel feixend aus und ergriff die Sub Kommandantin am Hals. Mit aller Kraft presste er ihren Körper gegen die Wand und drückte seine Hände fest an ihre Kehle. Tränen tropften an ihren Wangen über seinen Arm hinunter. Sein brutaler Griff an ihren Hals schlang sich noch stärker um ihre Luftröhren. Misato röchelte leise. „Shinji...wird diesen Konflikt beenden!“ raunte sie ihm leise zu. „Nein, das wird er ganz sicher nicht. Er ist nur ein ganz gewöhnlicher Mensch, genau wie du! Und ohne seine Beschützer wird er nicht viel gegen uns Engel ausrichten können. Begreife endlich dein Schicksal! Ihr Menschen müsst eure letzte Evolutionsstufe erreichen, sonst seid ihr Unvollkommen. SEELE wollte es so. Ich will es so! Und tief in dir sagt deine Stimme das sieh es auch will. Hörst du es nicht Katsuragi? Lilith weint... sie hat genau wie du genug von diesen ständigen Konflikten zwischen Mensch und Engel. Was wäre wenn wir alle eins wären? Eine Persönlichkeit. Kein Leid. Kein Armut mehr. Alle wohlbehütet und zufrieden. Das ist PERFEKT, das ist unser Ziel“ sprach der menschliche Engel mit behebender Stimme aus. „Ich bezweifle... das die Engel so wie du denken...“ keuchte Misato mit ihrer letzten Kraftreserven. Kaworu drückte ihren Körper mit solcher Gewalt gegen die Steinwand, das man es knirschen hörte. „Du zweifelst? Bald bist du eine Gläubige! Aber dazu muss ich dich jetzt töten Misato Katsuragi“ flüsterte er ihr beschwörend in die Ohren. „Hör auf Kaworu!! Ich bitte dich, lass sie in Ruhe!“ schrie eine aufgebrachte Stimme hinter ihnen. „Tokimi, du kannst mich nicht aufhalten. Sie weiß zuviel. Dafür gibt es nur eine Strafe. Den Tod! Ich werde das jüngste Gericht bei dieser jungen Dame nur beschleunigen!“ rief der Engel lachend aus. Seine Augen glühten Feuerrot und sein Mund hatte sich zu einer hysterischen Fratze verzogen. Misato spürte wie sie der Lebensatem verließ. Ihre Sinne schwanden dahin. Es gab noch soviel was sie gerne verändert hätte. Sie hatte vor etwas Weltbewegendes für diesen sterbenden Planeten zu tun. All dies wurde ihr nun verwehrt. Mit zitternden Fingern griff sie unter ihre Taile und zog den Halfter einer Waffe hervor. Kaworu achtete nicht auf ihre ruhigen Bewegungen. Mit seinen Fingerkuppen strich er ihr sanft über das Gesicht. „Meine kleine Katsuragi...das du heute schon stirbst!“ meinte der Junge kopfschüttelnd. Die Kommandantin blickte ihm verschwommen in die Augen. Mit einem Blick auf Tokimi röchelte sie schließlich: „Tut mir Leid“. Im nächsten Augenblick hörte man eine Schusswaffe knallen. Einmal. Zweimal. Und noch ein drittes Mal. Kaworu zuckte verwirrt zusammen und beugte sich schmerzhaft über seinen Brustkorb. Er konnte seine und Shinjis Schreie deutlich vernehmen. Sein Würgegriff löste sich, er ließ von ihr ab. Stattdessen riss er sich sein Blutverschmiertes Hemd von Leib und keuchte wie ein gepeinigtes Tier. Tokimi war sogleich von Panik ergriffen zu ihm hergeeilt und beobachtete seine augenblickliche Lage. Seine rechte Hand stützte sich an der Wand, an der eine lange Blutfontäne heruntertröpfelte. „Das sieht schlecht aus... Es hatte einen Nachteil mich so menschlich zu generieren...“ keuchte der Junge mit leiser Stimme. „Meine Kräfte schwinden... Tokimi! Du hast meine Erlaubnis zu gehen...“ murmelte Kaworu müde aus. „Ich soll dich in deinem jetzigen Zustand alleine lassen? Das könnte ich nicht einmal dir zumuten!“ meinte sie mit Tränen in den Augen. Beide blickten zu Misato die in die Knie gefallen war und sich nicht mehr rührte. „Armes Mädchen...“ flüsterte er bemitleidend. Tokimi blickte ihm ungläubig in die Augen. „Was ist los mit dir? Du scheinst gar nicht mehr du selbst zu sein!“. Der menschliche Engel blickte ausweichend zur Seite. Eine seltsam melancholische Stimmung schien durch seine Gemüter zu fahren. „Ist das Shinji...? Was will er mir mitteilen?“ dachte Kaworu mit verschwommenen Blicken. Seine Augen konnten nicht mehr viel sehen. Um sich herum nahm der Junge nichts mehr wahr. „Du musst sofort gehen!“. Kaworu schob Tokimi von sich fort und wies auf den Fahrstuhl. „Tabris...ich...wir sind sehr schwer verletzt, aber die Wunden fangen schon an zu verheilen. Verschwinde solange ich noch klar denken kann. Der Engel in mir wäre nicht so barmherzig. Du bedeutest mir sehr viel. Ich will nicht das er dich findet!“. „Aber was ist mit dir?“ entgegnete sie ihm ängstlich. Kaworu lächelte müde. „Ich kann nur durch ein auserwähltes Kind vernichtet werden, genau wie alle anderen Engel. Wenn es anders wäre hätte ich mich schon längst getötet...und nun geh! Versteck dich in der Stadt, dort wo man dich nicht finden kann!“ schrie Kaworu energisch aus. Seine Augen begannen erneut zu flackern. Von heftigen Ängsten verfolgt rannte Tokimi den Gang entlang und verschwand hinter der nächsten Abbiegung.

Mithrandir Moon
26.01.2003, 01:58
Kapitel.11 Vergissmeinnicht oder „Spiegeltrauma“

„Es ist schon nach 8.00. Ich sollte aufstehen“. Shinji richtete seinen Oberkörper benommen in die Höhe und sah sich in dem, durch das Morgenlicht erhellte Zimmer, um. Vor seinem Schoß weilte Asuka die zufrieden ihren Kopf auf seine Beine gelegt hatte. Sein Blick wanderte durch das Zimmer. Er konnte Rei nicht finden. Wahrscheinlich war sie wiedereinmal unterwegs. Wohin? Das hatte Shinji noch nie interessiert. Er hatte es einfach so hingenommen wie es schon immer gewesen war. Shinji bewegte seinen rechten Arm. Er bemerkte das der lange Schlauch einer Infusion an ihm feststeckte. Seiner Lunge schien es schon viel besser zu gehen, bis jetzt hatte der Junge anscheinend einen recht ruhigen Schlaf verbracht. Schweigend blickte er auf Soryu, die leise vor sich hin stöhnte und mit ihren Tränen seine Bettdecke bewässerte. Seine Hände waren kreidebleich. Das war aber schon immer so gewesen und er machte sich nichts daraus. Es klopfte leise an der Tür. Die Krankenschwester betrat den Raum und reichte ihm seine täglichen Medikamente. „Du musst wissen, das du wirklich ausgesprochen nette Freunde hast!“ sprach sie freundlich auf den Jungen ein. „Dieses Mädchen hat die ganze Nacht neben deinem Bett geweilt, vielleicht solltest du ihr einestages dafür danken?“. Shinji nickte und brachte ein halbherziges Lächeln über sein Gesicht. Als die Schwester wieder gegangen war dachte der Junge über einiges nach. Vielleicht hatte er sein ganzes Leben in einer Art Scheinwelt verbracht oder viel ihm erst jetzt auf was für gute Freunde er eigentlich besaß? Er hatte sich stets von den anderen abgekapselt um nicht verletzt zu werden. Dabei hatte er sich innerlich zurückgezogen und sogar noch mehr verletzt. Sein ganzes kaputtes Leben war durch einen falschen Eindruck entstanden. Aber hier war nun Schluss! Er konnte ganz neu anfangen wenn er wollte. Mit Rei oder Asuka glücklich werden und eine Zukunft aufbauen. Endlich etwas erreichen und Wert sein. Shinji ließ seinen Kopf wieder nach hinten sinken. Für ein paar Stunden konnte er noch ausruhen. Asuka murmelte schlafend einige Worte vor sich hin. Shinji beugte sich nach vorne um sie besser zu verstehen. „Mmm...Shinji...ich will ein Kind von dir... und gib mir einen Kuss...“. Sein Gesicht errötete sich wieder einmal. Konnte Soryu an nichts anderes mehr denken? Und warum wollte sie unbedingt ein Kind? Shinji schüttelte sich verwirrt. Ein weiteres Mal öffnete sich die Zimmertüre. Dieses mal war es Rei Ayanami die den Raum betrat. „Rei!“ Shinji setzte sich erfreut in seinem Bett auf. „Endlich weiß ich wie ich mein Leben gestalten werde! Es ist unsere Zukunft! Du wirst mit einbezogen sein!“ rief der Junge strahlend aus. Seine Freundin sah Anteilnahmelos an ihm vorbei. Shinji stockte verwirrt. Ohne ein weiteres Wort warf sie ihn seinem EVA.01 Kampfanzug auf die Bettkante und kehrte ihm anschließend den Rücken zu. Shinji riss entsetzt seine beiden Augen auf. Er konnte ihn wieder riechen, diesen Duft nach Blut. „Du wirst wieder kämpfen müssen! Zieh dich um und komm mit!“ erklärte Rei kurz angebunden. Shinji war im ersten Moment wie gelähmt. „Ich...NEIN!“ rief er aufgebracht aus. „Hast du eine andere Wahl? Erinnere dich Shinji. Hattest du jemals freie Entscheidungen zu treffen? Wir Leben um die EVA´s zu steuern. Wir beschützen unsere Mitmenschen da draußen!“ gab sie ernst zu verstehen. Seine Hände verkrampften sich. Wütend riss sich Shinji die Infusion vom Arm und stieß dabei den Nachtisch seines Krankenzimmers um. „Ich will das nicht mehr tun... ich muss wieder töten...warum Rei?“ schluchzte der Junge bitter. „Wir müssen es tun Shinji! Auch Soryu! Alle anderen Children trifft das selbe Schicksal. Gerade bei dir sollte man eine Ausnahme machen? Das ist Egoistisch von dir!“ erwiderte sie kühl. „NEIN! ICH WILL NICHT!“ schrie der Junge von Sinnen und strampelte wie wild in seinem Bett. Rei schüttelte traurig den Kopf. Dann ging sie mit schnellen Schritten auf ihn zu und gab ihm eine heftige Ohrfeige ins Gesicht. „Hast du dich genug ausgetobt? Dann können wir ja gehen!“ Shinji wimmerte getroffen vor sich hin. Die Zukunft die er sich nun so sehr wünschte zerfloss vor seinen Augen wie Wasser. Alle seine Träume zerstört. War dies nicht viel egoistischer? Schweigend erhob er sich von seinem Bett und ging hinter die Umkleidekabine. Asuka die inzwischen aufgewacht war, konnte sich gar nicht erklären warum die beiden plötzlich kein Wort mehr miteinander sprachen. Als Shinji die Synapsen am Anzug betätigte konnte er es wieder fühlen. Diese Gelüste. Diese unendliche Gier nach dem Blut und der Zerstörung. Wie viele Sünden würde er noch begehen?

Neo Tokyo3, später Nachmittag um 16.00. Es herrschte reges Treiben in den unterirdischen Hallen des Militärs. Eine junge Frau gefolgt von drei Kindern bahnten sich den Weg durch heftiges Panzergeröll und Restorierungsarbeiten. Hinter einer gewaltigen Türe verstummte der Lärm. Misato Katsuragi verschloss sie mit ihrer ID-Karte von ihnen und wandte sich dann an die Children. „Rei...Asuka...Shinji..es ist lange her!“ fing die Sub Kommandantin freundschaftlich an. Sie wollte die Atmosphäre etwas auflockern. „Ja...du sagst es! Ich wollte dich eigentlich für den Rest meines Lebens meiden. Das hat sich wohl anders ergeben“ antwortete ihr Shinji finster. „Wir müssen sie nur töten was? Kleinigkeit für jemanden wie mich!“ ertönte Asukas Stimme in der weiten Halle. „Ich habe sie mitgebracht, wie versprochen Misato! Aber bevor ich mich in meinen EVA begebe, sage mir eines. Wirst du uns gehen lassen wenn dieser Krieg gewonnen ist? Wir wollen alle einen Neuanfang machen“ flüsterte Rei mit leiser Stimme. Misato blickte ernst in die Runde. „Es wird nie wieder so sein wie früher...“. „Das wissen wir!“ entgegnete Rei standhaft. „Und wir sind auch bereit unser Leben für diese Sache zu geben. Die Menschheit darf nicht untergehen. Dafür kämpfen wir!“. Asuka zwickte Shinji in die Elle. „Und danach verdrücken wir uns mal schnell hinter die Toiletten, nicht wahr?“. Der Junge verdrängte spezifische Gefühle und versuchte möglichst gelassen zu wirken. Diese blauen Handschuhe hatte er seit Jahren nicht mehr getragen. Sie brannten wie verrückt an den Fingern. „Gut! Diese Sache wäre also geregelt! Wisst ihr mit wem ihr es zu tun bekommt?“ erkundigte sich die Sub Kommandantin. Stillschweigen brach unter den Kindern aus. „Insgesamt sind es 3 Engel die ihr bekämpfen müsst! TELU, ESTER und MARDUKE. Alle sind einzigartig und verfügen über die unterschiedlichsten Tötungswaffen, achtet also gut auf mögliche Fallen“ warnte Misato vor. Rei stockte unschlüssig. „Sind das alle?“. Misato wandte sich von den Children ab. „Es gibt da noch jemanden, sozusagen von altem Eisen, aber immer noch Brandgefährlich!“. Shinji blickte getroffen zu Seite. „Du meinst Nagisa, nicht wahr?“ flüsterte der Junge mühsam. Asuka sah erschrocken auf. „Ja, du hast Recht, es ist Kaworu unserer damaliger fünfter Pilot“ schloss Misato mit geschlossenen Augen ab. „Schon gut. Das ist kein Problem für mich. Er wird es nicht mal merken wenn ich ihn vernichte!“ sprach Shinji mit zusammengebissenen Zähnen. „Das ist nicht so einfach!“ meinte Misato nachdenklich. „TABRIS verfügt seid seiner letzten Schande durch dich Shinji, über einen eigenen Evangelion. Des weiteren befürchte ich das er einige Artefakte, die zur völligen Optimierung der Menschheit nötig sind, in seinen Besitz gebracht hat, darunter auch der berüchtigte Speer des Loginus! Es wird schwer ihm die Stirn zu bieten“. Rei blickte ungläubig zu Misato. „Er hat den Speer des Loginus? Die einzige Waffe die durch das AT-Feld der Engel und EVA´s geworfen werden kann? Fraglich ob sich dieser Speer mit einem Engel identifizieren würde“. Shinji blickte zu Soryu die ihn Siegessicher anlächelte. „Wir schaffen es!“ rief sie triumphierend aus. „Ja...“ antwortete er ihr verlegen. „Wir schaffen es!“. Die Sub Kommandantin hatte inzwischen eine geologische Karte auf einem ihrer PC´s zum Vorschein gebracht und erläuterte den Children nun ihre Stellungspositionen. „Vom Norden Yokohamas her, stößt TELU auf uns zu. Rei, du übernimmst ihn! Aus dem Westen Kiotos wird ESTER erscheinen. Er gehört dir Asuka! Südlich von Tokyo3 nimmt MARDUKE kurs auf uns. Du wirst ihn vernichten Shinji! Das wäre zunächst alles. Über TABRIS habe ich keine Daten. Ihr müsst einfach die Augen offen halten. Ich wünsche euch noch alles gute für den Kampf!“ beendete Misato die Besprechung. Die Kinder reichten sich noch einmal gegenseitig die Hand und stürmten dann auf ihre Kampfroboter zu. „Ach und Shinji!“ rief sie ihm noch hinterher. Der Junge blieb stehen und wandte sich aufmerksam um. „Sei nicht nett zu deinen Gegnern! Ein EVA-Pilot darf keine Gefühle zeigen!“. Das Third Children nickte stumm und begab sich in die Luke der Zugangskapsel. Durch einen Knopfdruck verriegelte Misato die Kapseln und begann mit dem Synchronisieren. „Jetzt könnte ich dich gut gebrauchen Ritsuko...“ murmelte sie leise.

Dunkelheit und der Geruch nach verwestem Fleisch umfingen ihn als Shinji dort in seinem EVA saß. Wie lange war es her seit er das letzte Mal Hand an diese Maschine gelegt hatte? Durch ihn wurde EVA.01 eine Tötungswaffe. Viele Menschen starben durch sein falsches Handeln. Auch wenn es sich nur um Augenblicke gehandelt hatte, keinem Ort sah Shinji mit soviel Abscheu entgegen wie diesem hier. Zu viele Erinnerungen an ihn und seine Eltern hausten hier. Eine Funknachricht von Misato erschien auf dem Display. Sie begannen nun mit der Einspeisung des LCL. Shinji zog mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Augen zusammen. Es brannte furchtbar zwischen den Pupillen. Von dem Geruch nach Blut wurde ihm schlecht. Die gelbe Flüssigkeit drang ihm in die Nase. Er musste atmen. Nach einer Weile ließen die Koordinationsprobleme nach, er konnte wieder klar sehen. Mit seiner rechten Hand schaltete er die Bild- und Tonverbindungen zu EVA.00 und EVA0.2 frei. Sofort war Asuka in der Leitung. Ihr Gesicht blickte zornig über den Bildschirm. „Wieso hat das so lange gedauert? Ich dachte schon du wärst zusammengebrochen ehe der Kampf überhaupt angefangen hätte!“ Shinji lächelte sie an. „Ich habe etwas länger mit dem Synchronisieren gebraucht als ihr beide. Es ist alles in Ordnung!“. Sofort änderten sich ihre Gesichtszüge. „Macht ja nix Shinji... ich bin immer für dich da, ok?“ flüsterte ihm Soryu liebevoll zu. Rei erschien ebenfalls in der Leitung. „Gleich starten wir! Geht es dir auch wirklich gut Shinji...? Ich mache mir etwas Sorgen um dich“ meinte Rei nachdenklich. „Ich sagte schon, es ist alles im grünen Bereich bei mir! Kein Grund zur Besorgnis!“ winkte er verächtlich ab. Dann beendete er das Gespräch und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Sauerstoffblasen bahnten sich ihren Weg nach oben und zerplatzten dort. Seine Gedanken kreisten im Moment um seinen Vater, Gendo Ikari. Schon immer hatte man ihn als kaltherzige, verantwortungslose und überhebliche Person beschrieben. Ihr Verhältnis war nie das beste gewesen. Bei Gesprächen überschritten sie nie die fünf Minuten Grenze. Seltsam. Für Shinji wurde es langsam kalt in seinem EVA. Er fror. Warum hatte man gerade ihn Ausgewählt um der Beschützer der Welt zu sein? Im Grunde wusste er warum, aber das wollte er nicht wahrhaben. Nun ging es um seine Zukunft. Shinji lächelte kalt. Das war ein Egoistischer Gedanke. Es ging um die Zukunft aller Menschen, nicht nur um seine. Der Boden unter seinen Füßen begann zu ruckeln. Die Abschussrampen machten sich fertig. Es schien schon irgendwie seltsam, das die EVA´s diese Jahrtausende ohne schwerwiegendere Schäden überwunden hatten. Hinterher musste er Misato unbedingt fragen wie man sie so lange aufbewahrt hatte. Ein gewaltiger Stoß beförderte sein Kinn senkrecht nach oben. Sein Hals fühlte sich steif an. Die Abschussrampen waren dabei ihre Pflicht zu tun. Ein gewaltiger Druck presste seinen Körper zusammen. Dann, wie bei einem Höhenunterschied oder Luftdruck, dehnte sich sein Körper wieder aus.

Als er wieder freie Sicht bekam, bemerkte Shinji das er durch die Luft gestoßen wurde. Der Boden unter seinen Augen erschien so mickrig. Schnell gewann er aber wieder an Gewalt, denn der Luftdruck verschaffte EVA01 einen harten Aufprall auf dem Boden. Staubige Luft wurde vor seinen Augen aufgewirbelt. Shinji hielt sich reflexartig die Hände vor das Gesicht und hustete, obwohl ihn die Kelle gar nicht reizte. EVA schien wieder eins mit ihm geworden zu sein. Er konnte gehen, rennen und auch töten. Seine schnelle Reaktionsrate war für ein Child nicht ungewöhnlich. Er war dazu geboren diese Monster zu steuern und obwohl es ihm nicht gefiel musste er seine Arbeit erledigen. „Was ist eigentlich Freiheit? Hatte ich so etwas überhaupt schon einmal? Vielleicht wäre mein ganzes Leben anders verlaufen, wenn man mir nur mehr Spielraum gegeben hätte!“. Shinjis Gedankenströme fluteten das LCL in seinem Blut. Seine Hände zitterten. Dieser Drang alles Lebende zu vernichten kam erneut in ihm herauf. Reis sanfte Gesichtszüge erschienen auf seinem Display. „Du hast die Verbindungen getrennt. Ich hätte dir helfen können...“ beharrte das junge Mädchen besorgt. Shinji blickte getroffen zur Seite. So sollte sie ihn nicht sehen. Schwach, ängstlich und zerbrechlich. „Mit mir ist alles in Ordnung, nun geh endlich auf deinen Posten, sonst verpasst du deinen Gegner noch!“ meinte der Junge mit ernstem Gesicht. Er wollte sich nichts anmerken lassen, aber sein Körper war äußerst nervös. Sein Atem hatte sich mit dem von EVA01 angepasst, es drückte ihm trotz allem wie ein riesiger Betonklotz auf seinen Lungenflügeln. Mit einer raschen Handbewegung schaltet er das Radar auf Automatische Zielerfassung und späte erwartungsvoll in die Ferne. Die Sonne begann gerade unter den Firmament der Berge zu verschwinden. Ihre letzten Strahlen ließen die Gegend rund um Neo Tokio noch einmal verdächtig aufblitzen. Es schien jedoch alles ruhig zu sein. Shinji nutzte die überflüssige Zeit zum nachdenken. Des öfteren blickte er auf seine digitale Armbanduhr. Schon halb sieben. Asuka schaltete sich in seinen Kanal dazwischen. „Langsam frag ich mich ob sie überhaupt noch kommen...“ murmelte sie irritiert. „Vielleicht war alles nur ein Schwindel? Wahrscheinlich wollten sie testen ob wir wirklich mitmachen würden“. Shinji schüttelte abwehrend seinen Kopf. „Es muss schon stimmen, sonst hätte die Regierung es nicht riskiert die EVA´s wieder zu reaktivieren. Warten wir noch!“ teilte er seinen Freundinnen mit. Rei nickte schweigsam und schaltete sich wieder auf den Stand-by Modus. Asuka tat das gleich, jedoch unter nörgeln. Sie wollte endlich wieder Aktion erleben. Shinji brachte ein gezwungenes Lächeln zustande. Asuka besaß schon immer einen sehr ausgeprägten Charakter der sich besonders im Kampf schon des öfteren als nützlich erwiesen hatte. Eine Nachricht erschien auf dem Display. Der Computer hatte Probleme sie in eine für die Menschen verständliche Sprache umzusetzen. Der Junge grübelte eine Weile, dabei bemerkte er den stetig anwachsenden Schatten im Norden. Der Junge wurde stutzig. Plötzlich spiegelte sich ein grelles Licht in seinem Visier, und sein EVA fuhr reflexartig zurück. Keinen Moment zu früh, denn von oben ergoss sich so eben ein Hagel von Prog Messern über ihn. Hektisch sprang der Junge einige Schritte zurück und hielt sich ängstlich die Hände vor das Gesicht. Ein dünner Strich schoss über seinen Kopf hinweg, landete einige Meter vor ihm und nahm die Gestalt eines mächtigen Engels an. Shinji stockte der Atem. Ihm kam es vor wie eine Ewigkeit und die Sekunden verstrichen für ihn wie Stunden. Seltsam das sich auch der Engel nicht mehr von der Stelle bewegte. „Er wartet, aber auf was?“ murmelte der Junge unruhig. „Er will meine Reaktion beobachten, ist es das? Engel sind lernfähig. Diese Informationen haben wir schon seit dem Third Impact! Was mag er tun, wenn ich mich nicht bewege?“. Einige Minuten vergingen. Asuka und Rei schalteten sich fast gleichzeitig in den Kanal dazwischen. Er hatte Probleme alles aufzufassen was sie in ihrem hysterischem Ton von sich gaben. „Shinji! Vernichte ihn! Greif endlich an! Du musst ihm zuvorkommen!“ rief Asuka hektisch aus. „Nun mach schon!“ drängte auch Rei. „Wenn du ihn nicht zuerst angreifst wird er dich erbarmungslos töten!“. Ihre Stimme war fast dem weinen nahe. „Es tut mir Leid Rei...“ flüsterte der Junge bitter. Sowie er gesprochen hatte durchtrennte er sämtliche Sprachverbindungen und schaltete in den Stand-by Modus um. Der Engel zeigte keinerlei Veränderung. Wie ein Fels in der Brandung schien er durch EVA01 hindurch zu starren. Shinjis Finger zuckten unruhig hin und her. Diese Anspannung war das schlimmste was er durchmachen musste. Gerade wegen dieser ständigen Nervosität hatte er seinen Job als EVA-Pilot in den Sand gesetzt. Sein wahrer Beweggrund war dies aber nicht gewesen. Es waren die Menschen und die Umgebung um ihn herum gewesen die der Junge nicht mehr ertragen konnte. Seine rechte Wimper begann unmerklich zu zucken. Plötzlich verwandelte sich der scheinbare Fels in der Brandung zu einer gewaltigen Welle stürmischer Angriffe. Der Engel wurde aktiv. Der rechte Arme dieser Killermaschine wuchs über sich hinaus und schnellte mit einer nahezu tödlichen Geschwindigkeit auf EVA01 zu. Im selben Moment wurde die Notleitung in EVA01 aktiviert und Kommandant Katsuragis Stimme erklang vor den Augen des Third Children wie ein schallendes Echo. „SHINJI! Besinn dich endlich, wach auf aus deiner Traumwelt und tauche ein in die Realität! Sonst wirst du sterben! Bitte Shinji!!!“ schluchzte ihre Stimme laut auf. Seine Augen weiteten sich zu einem entsetzten Blick. Seine Reaktion war die eines verstörten Kindes. Seine Hände fielen schlaf nach unten, er hatte keine Kraft mehr. Shinji wollte nicht mehr. „Ist dies das Ende...?“ dachte der Junge schweigsam. Ein scharfer Schmerz durchfuhr seine Lunge. Im nächstem Moment hatte er das Gefühl sein ganzer Körper würde explodieren. Schreiend vor Schmerzen fiel der Junge in die Knie und umklammerte mit einem schmerzverzehrtem Gesicht den langen Arm der sich durch seine Schutzrüstung und die inneren Synapsen gebohrt hatte. Dann wurde es still. Sein Kopf sank schlaf nach vorne, die Haare fielen ihm ins Gesicht und bedeckten seine Augen. Einzig sein stiller Atem war noch zu vernehmen aber auch dieser wurde stetig unregelmäßiger bis er schließlich gänzlich versagte.

Misato wurde kreidebleich im Gesicht. „Los! Beatmet ihn sofort mit LCL, sonst stirbt er uns noch weg! So ein IDIOT! Schnell gebt ihm einen Stromschlag 2 Grades und reguliert seinen Puls! Wir...“ Sie wollte mit ihren Worten fortfahren als ihr von hinten eine Hand auf die Schulter gelegt wurde. Tränen ließen die restlichen Ereignisse vor ihren Augen verschwimmen. „Das hat doch keinen Sinn mehr Misato....“ murmelte ihr der erste Offizier mitfühlend zu. Sie hörte ihn schon gar nicht mehr.

Rei und Asuka waren von den Sachen die in den letzten Sekunden vergangen waren noch völlig schockiert. Soryu betätigte mit einer raschen Fingerbewegung den Knopf zur Sprachverständigung. Kein Geräusch erklang. Der Klang ihrer Lieblingsstimme blieb aus. Verärgert schlug sie immer wieder auf den Tasten herum. Nichts geschah. Jetzt schnürten sich die Tränen an ihrer Kehle empor. „Shinji...nein! Das kann nicht sein...“ stammelte sie am Boden zerstört. Rei sagte nichts dazu. Sie konnte nicht, die Tränen um das geschehene hatten sie in einen Trance ähnlichen Zustand versetzt. Das er nun Tod war. Einfach so, ohne das er sich vorher von ihr verabschieden konnte. Die Welt ist manchmal grausam und hatte besonders ihnen schon oft übel mitgespielt. Aber das sie ihr einfach Shinji aus den Händen gerissen hatte. Das konnte Ayanami nicht verkraften. Asuka schluchzte heulend vor sich hin und ihre Ängste um Shinji verwandelten sich in einen erbitterten Schrei als Misato ihnen alles über den Sprachkanal mitteilte. „Du Mörder!!!“ schrie Asuka wütend aus. Wie ein Blitz nahm sie Anlauf auf den Engel und wollte ihn mit ihrem Prog Messer durchtrennen. Ein plötzlicher Gegenstoß schleuderte sie jedoch einige Meter von ihrem Ziel hinfort. „Verdammt ESTHER! Jetzt sind sie zu zweit, aber ich mache euch beide fertig!“ keuchte Soryu mit einer verzweifelten Stimme die sich mit Rachegelüsten vermischte. MARDUKE ließ sich nicht ablenken. Obwohl der Pilot von EVA01 kein Lebenszeichen mehr von sich gab ließ der Engel nicht von ihm ab. Immer wieder schlug er mit seinen mächtigen Pranken auf ihn ein und der Körper von EVA01 glich nun mehr einem Trümmerfeld. Rei wollte ihm diesen letzten Triumph nicht gönnen. Wenn sie schon nicht mit Shinji eine gemeinsame Zukunft aufbauen konnte, so wollte sie doch wenigstens mit ihm sterben. Das aufblitzen einer Strahlenkanone verleitete sie jedoch dazu sich zuerst mit ihrem eigentlichem Ziel zu befassen. Die Vernichtung ihres Engels.

Mithrandir Moon
26.01.2003, 01:58
Kapitel.12 Grenzenloser Zorn oder „Die Kindlosen Children“

„Es ist dunkel.... habe ich Angst? Nein... dies ist nichts ungewöhnliches für mich. Es war schon immer dunkel. Mein ganzes Leben lang. Gefühle. Leben. Mutter sagte sie haben eine wichtige Bedeutung, ich sollte sie akzeptieren und lieben lernen. Lieben sie denn mich? Wurde ich jemals geliebt? Ich weiß es nicht mehr. Alles verschwimmt vor meinen Augen. Das Licht. Die Hoffung. Zurück bleibt nur die Dunkelheit. Etwas tut weh. Es schmerzt mich. Ist es vielleicht Sie? Was möchte sie mir mitteilen? Die Welt der Lebenden nicht zu verlassen! War ich denn jemals am Leben? Einer von ihnen zu sein verspricht keine Ehre. Menschen sind wie Raubtiere. Sie plündern, sie streiten, löschen sich gegenseitig aus oder verwischen ihre eigene Existenz. Hat es überhaupt einen Wert in diese schmerzhafte Realität herabzugleiten. Kriege, Vernichtung. Ist man da nicht lieber dem Tode näher als dem Leben? Habe ich etwas zu verlieren....? Ja. Ich habe etwas woran ich fest hänge. Seltsam das gerade diese Person meine Gefühle erwidert und mich nicht aussondert. Aber die Menschheit ist so nahe am Rande des Verderbens. Jetzt verstehe ich die Engel. Sie wollen unseren Konflikt beenden. Sollten wir ihnen nicht lieber helfen anstatt uns dagegen zu wehren?“

„Ich friere....“

„Du frierst? Seit wann brauchen wir beide Wärme und Geborgenheit, das ist nicht mehr notwendig. Die Dunkelheit war stets mein bester Freund. Die Einsamkeit mein Vertrauen. Soll ich mir das nehmen lassen? Du denkst Egoistisch.

„Nein!“

Ich musste lernen die Menschen zu akzeptieren so wie sie sind. In meinem inneren jedoch habe ich geschrieen. Es waren wohl Hunderte von Stimmen die gegen mich sprachen. Wäre es nicht recht ihnen das hundertfach zurück zu zahlen?

„Wie kannst du so denken...“

Es sind unsere Gedanken Shinji. Wurden wir jemals geliebt? Du verstehst was wir meinen, du willst es nur nicht wahrhaben. Öffne endlich deine Augen. Mutter wollte es schon immer.

„Mutter wollte gar nichts!“

Doch, sie wollte das wir verstehen.

„verstehen....?“

Alle Menschen sind finster. Aber einige von ihnen werden von einer dunkleren Aura umgeben als andere. Es fällt kein Licht ohne Schatten und kein Schatten ohne Licht. Wir müssen dem allem ein Ende setzten. Lass dein wahres Ego in deine Seele!

„Hör auf!“

Läufst du schon wieder weg? Wollten wir nicht eine ganz neue Persönlichkeit entwickeln? Das geht nicht solange du deiner Realität aus dem Wege gehst.

„Ich laufe nicht weg...! Ich... bin doch nur einsam...“

Ich spüre die Aura. Bald ist es soweit. Jetzt musst du einsehen das das Leben nichts weiter als der Band eines Buches ist, und unser Kapitel wollen wir jetzt schließen. Für immer.

„Hast du mir zugehört? Ich rede mit dir!“

Hahaha...

„Hilfe...Hört mich jemand? Irgendjemand? Ich will nicht sterben... nicht jetzt...“

Kaworu Nagisa stand am Fenster des Regierungsgebäudes von Tokyo2 und blickte zufrieden auf das geschehne. Die EVA´s waren alle in einen tödlichen Kampf mit seinen Gefährten verwickelt, nun konnte sie nichts mehr aufhalten. Finstere Blicke fielen auf die Weinflasche direkt neben ihm. Ohne lange zu zögern goss sich der Junge ein Glas Sake ein. Eine Eingebung. Es klirrte verdächtig auf dem Boden. Der letzte Engel war zusammengebrochen und wühlte mit seinen Fingern in den Glassplittern umher. Seine Augen funkelten argwöhnisch. Leise kicherte er vor sich hin. „Du gibst nicht auf Shinji...? Du willst dich gegen mich stellen. Dem Tod entrinnen. Ich spüre deine Aura. Sie ist stark. Deine Werte sind höher als sonst. Ich kann jedoch allein durch meinen Willen jeden Wert erreichen!“. Der Junge schien sich eine Weile selbst zuzuhören. „Was sagst du da....?“. Kaworu erhob sich langsam. Schweigend blickte er wieder zum Fenster hinaus. Für MARDUKE war es jetzt zu spät...

Mit zusammengebissenen Zähnen hielt Asuka dem Gegendruck stand. Der Engel, ihr Ziel ESTHER war plötzlich vor ihren Augen erschienen. Mit einer brutalen Armbewegung hatte er den rechten Arm von EVA02 ergriffen und presste unbarmherzig dagegen. Soryu hielt dem ungeheueren Druck tapfer und unter Schweißtränen stand. Nun gab es für sie nichts mehr wichtiges was sie zu beschützen hatte. Sie hatte kläglich versagt was Shinji betraf. Hilflos hatte sie dabei zusehen müssen wie der Engel den Piloten und das Entry Plug Systems seines Benutzers völlig zerstört hatte. Diese Gedanken jagten ihr erneut die Tränen in die Augen. Zornige Blicke waren aus ihrem Gesicht zu entnehmen. Ihr Hände zitterten wie Wild. Diesem Engel würde sie nicht mehr lange Wiederstand leisten können. Der Engel schien sie mit seinen Augen zu fixieren. Sein ganzer Körper bestand aus mehren Häuten die nur schwer zu durchdringen waren. Asuka war schon von Anfang an bewusst gewesen das sie diesen Kampf unmöglich gewinnen konnte. Selbst ihr Prog Messer konnte nicht durch diese stabile Engelshaut durchdringen. Aus Verzweiflung über die Ereignisse die ihre Seele schwer getroffen hatten hatte sie dieses Wagnis in den Wind geschlagen. ESTHER erhöhte den Druck seines Armes und riss der Pilotin emotionslos den rechten Arm von EVA02 ab. Ein Schwall Blut überflutete den Schauplatz. „BAKA!!!! Du kriegst mich NICHT!!!!!!!!!“ schrie Soryu hysterisch aus und öffnete angriffslustig ihren Mund. Blaues Engelsblut spritze ihr ins Gesicht. Mit aller Kraft hatte EVA02 dem Engel die halbe Schädeldecke abgebissen. Ein gellender Mädchenschrei ertönte in der Luft. Er wurde begleitet von einem erstickenden Gurgeln das sich mit dem Blut des Engels vermischte. Völlig am Ende fiel die Pilotin von EVA02 in sich zusammen und hatte ihre Knie eng um ihren Körper umschlungen. Der Engel ergriff sie am Hals und zog sie in die Höhe. Soryu spürte das der Boden unter ihr kleiner wurde und ihr Körper leichter. „Schau nicht in Meine Seele....bitte schau nicht in meine Seele...“ flüsterte das psychisch am Boden zerstörte Mädchen kaum hörbar. Kalt wie ein Stück Felsen hielt der Engel ihr seine mächtige Strahlenkanone vor den Bauch. Einige Schüsse erhallten die Gegend. Die Schreie des Mädchens wurden lauter. „Wo ist Ayanami wenn man sie mal braucht? Shinji...Ich....“ brachte Asuka mit leiser Stimme hervor. Ihr Mund verzog sich zu einem lächeln. Ab diesem Moment überschlugen sich die Ereignisse um das Geschehen.

Marduke der einige Zeitlang unschlüssig über dem leblosen Körper von EVA01 verharrt hatte empfing nun neue Befehle. TABRIS Befehl, den Entry Plug vollständig zu zerstören war doch ausgeführt worden, warum kam jetzt derselbe Befehl ein zweites Mal? Das Denkvermögen das Engels wurde extrem irritiert. Sie waren keine höheren Lebensformen, sondern lediglich die Vollstrecker um das Schicksal der Menschheit. So eine Geste zu verarbeiten wiedersprach dem Engel. Zielstrebig näherte er sich dem Entry Plug System in das er seine Arme gebohrt hatte. Plötzlich zuckte sein Körper zusammen. Ein Lebenszeichen? Aber die menschliche Form war schon zerstört. Er hatte keine Zeit länger darüber nachzudenken. Im gleichen Augenblick lösten sich sämtlichen Synapsen um EVA01 und dessen rechter Arm verwandelte sich in eine Klinge die den Engel vom Arm seitwärts bis zum Rücken aufschlitzte. Sofort errichtete der Engel das AT- Feld um sich. Auf so einen Amoklauf war er nicht vorbereitet gewesen. Erschrocken drehte Asuka ihren Kopf nach rechts und hämmerte wie wild gegen ihre Steuerpult. Shinjis EVA war noch am Leben! Bedeutete das etwa auch das der Junge selbst noch lebte?

Kommandant Katsuragi blickte ungläubig auf. „Alle Synchronwerte stehen auf dem absolutem Nullpunkt, eine Reaktivierung der Synapsen ist völlig unmöglich!“ rief der erste Offizier atemlos aus. Wie in Trance versuchte das Team die Ursache für diesen ungewöhnlichen Energieschwankungen herauszufinden. Misato murmelte unverständliche Worte vor sich hin. Ihre Hände zitterten und sie hatte Probleme ihr Bewusstsein aufrecht zu erhalten. Ihr Hals schmerzte wieder, sie müsste würgen.

„Es tut noch weh...“

„Das ist nicht wahr...“ stockte einer der Wissenschaftler völlig entgeistert aus. „Sein EVA überragt einen Synchronwert von 400%!“. „Bei diesen Werten löst sich die menschliche Masse vollständig auf und verschmilzt mit dem Piloten! Bei unseren Tests haben wir uns nicht mal über 200% gewagt...“ setzte ein anderer Forscher fassungslos dazu. Misatos Mundwinkel verzog sich zu einem Lächeln. „Was sollen wir tun Frau Kommandantin?“. „Sprachübertragung zu EVA01 frei schalten!“ entgegnete ihnen Misato mit ruhiger Stimme. „Aber Misato! Bei einem Synchronwert von über 400% haben wir nur noch LCL am anderen Ende der Leitung. Das ist völlig Sinnlos“ meinte der erste Offizier unsicher. „Den Sprachkanal einschalten, SOFORT! Das ist ein Befehl eurer Vorgesetzten. Ich trage die Verantwortung!“ zischte sie zornig aus. Misato hatte sich in den Kopf gesetzt herauszufinden wer oder was nun im Begriff war EVA01 zu steuern. Ein lautes Rauschen erklang. Zuerst war nichts als stille und ein leises Atmen zu hören. Misato hielt sich das Hörgerät an ihre Ohren. „Shinji-kun...kannst du mich hören? Ich bin es... Misato Katsuragi! Antworte bitte wenn du es bist!“ sprach sie laut und deutlich durch die Sprachverständigung. Nichts. Kein Laut oder Ton drang durch den Kanal. Aber die Atmung verstärkte sich. Sie versuchte es ein zweites mal. Dieses mal lauter.

„Du willst mit mir reden....?“

Erschrocken fuhr Misato einige Meter vom Steuerpult zurück. Sie hatte eben Shinjis Stimme gehört. „Ist alles in Ordnung?“ meinte der erste Offizier besorgt. Misato blickte ihm in die Augen. Er schien nichts dergleichen gehört zu haben. War diese Stimme nur Einbildung gewesen? Sie musste es rausfinden. „Schaltet bitte auf Bildkontakt ins Entry Plug von EVA01...“ rief sie mit zitternder Stimme aus. Man konnte ihr leicht anmerken das sie sich fürchtete. Noch eine Veränderung in ihrem Leben. Als ob es nicht schon gereicht hätte das Kaji sie verlassen hatte, nun musste man ihr auch noch Shinji entreißen. Sie hatte es ihm zwar nie gesagt, aber er war ihr Lieblingskind von den Children. „10sek. bis zum Eintreffen der ersten Bilder“ fuhr der Bildschirm fort. Das laute rauschen verwandelte sich plötzlich in eine Stimme. „Misato...ich lebe noch...“ zischte eine schwache Stimme im Flüsterton. Vor Freude liefen ihr Dutzende von kleinen Tränen über das Gesicht. „Shinji-kun! Du lebst... das ist so schön. Wir dachten alle du wärst uns aus den Fingern entronnen... Shinji ich...“. Die restlichen Worte die sie in ihrem freudigen Sturm von sich geben wollte verstummten als sie die Bilder erreichten. Stillschweigen und absolute Fassungslosigkeit breitete sich unter den Wissenschaftlern aus.

„Mir ist so kalt...“

Totenstille. Sekunden verstrichen in denen sich niemand bewegen oder den anderen selbst wahrnehmen konnte. Misatos Augen weiteten sich zu einem entsetzten Blick als sie mit ihren feuchten Augen in die Kapsel blicken konnte. Shinji hatte sich mit einer Hand am Steuerpult abgestützt, sein rechter Arm blutete stark und an seiner Stirn schien die rote Flüssigkeit gar nicht mehr aufzuhören sich ihren Weg nach unten zu bahnen. Die Haare waren ihm schlaff nach vorne gefallen und so konnte man nicht in sein Gesicht sehen. Dies war auch besser so, denn sein Gesichtsausdruck hätte Misato alles andere als beruhigt. Shinji lächelte. Es war kein normales Lächeln, oder ein Gesichtsausdruck von Freude oder Zufriedenheit. Es war eine eiskalte Gestik seiner Gesichtszüge sowie Shinji sie selbst noch nicht gekannt hatte. Aber war er das wirklich? Diese jämmerlich zugerichtete Gestalt die trotz all der furchterregenden Ereignisse noch am Leben war. Ein Teil von seinem Mageninhalt schwebte durch das LCL hindurch. Der erste Offizier verbarg die Hände vor seinem Mund und bekam ein giftgrünes Gesicht. Einer der Forscher wagte es sich diesem Schauspiel zu entziehen wandte sich an die Kommandantin. „Frau Katsuragi! Die Lebenserhaltungswerte dieses Jungen sind wiederhergestellt!“. Sein Blick schien jedoch beängstigend und sein äußerliches Verhalten ließ auf nichts positives hindeuten. „Was ist es Professor? Ist er verseucht oder infiziert worden?“. „Nein! Es ist seltsam, seine Werte sind absolut überdurchschnittlich. Und sie steigen weiter. Bald kann der Junge diesen Energieschub nicht mehr in sich absorbieren und dann wird diese Energie freigesetzt werden!“
Misato ließ ihren Kopf nach unten sinken und blickte auf den kalten Boden, auf dem schon so viele lebenswichtige Entscheidungen getroffen worden waren. „ Er ist kalt....“ murmelte sie abwesend. Die Forscher tauschten fragende Blick aus. „Frau Katsuragi... er wird ohne hin sterben. Selbst wenn die Energie nachlassen würde, es wird ihm auf jeden Fall sein Leben kosten!“. Mit einem zornigen Gesichtsausdruck schlug die Kommandantin gegen das Steuerpult und fiel weinend in sich zusammen. Der erste Offizier Matsuko Mashiro beugte sich besorgt zu ihr hinunter. „Wir hätten ihm helfen können.......“ flüsterte sie kaum verständlich. „Misato....“ Seine Hand strich sanft über die ihre. „Das haben wir getan. Wir taten alles in unserer Macht stehende um sein Leben zu retten. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis ihn der Tod überkommt. Du musst das akzeptieren“. Ihre Augen wurden noch glasiger und die Umgebung um sie herum tauchte unter in einem Meer aus salziger Flüssigkeit. „Ich bin an allem Schuld....“ raunte sie hysterisch vor sich hin. „NEIN!“ Ihre Augen kniffen sich zusammen, langsam erhob sie sich aus ihrer apathischen Stellung und griff wütend nach dem Mikrophon. „Ich lasse dich nicht sterben... Du musst kämpfen Shinji! Für dein Leben! Deine Zukunft! Für irgendetwas.....aber nicht so....!“ flüsterte sie durch den Sprachkanal. Außer dem stetigem Rauschen bekam sie jedoch keine Antwort oder ein Lebenszeichen. „SHINJI!! VERDAMMT NOCHMAL SEI NICHT SO FEIGE!!!!! ICH WILL DICH WIEDER ATMEN HÖREN SHINJI!!! VOR DEM LEBEN DAVON ZU LAUFEN IST JA SO EINFACH!! SEI STARK!! REI UND ASUKA BRAUCHEN DICH! ICH SCHWÖRE BEI GOTT DAS ICH DICH HASSEN WERDE IKARI SHINJI, WENN DU DICH NICHT DER HERAUSFORDERUNG NAMENS LEBEN STELLEN WILLST!!!“

„......dann hasse mich.......“

„DU WARST EINE ABSOLUTE ENTTÄUSCHUNG!! ICH DACHTE IMMER DU BIST MUTIG UND HAST GENUG SELBSTVERTRAUEN UM ZU LEBEN! DU BIST NUR EIN TROTZIGES KIND IN MEINEN AUGEN! VERSCHWINDE DOCH.........

„Ich wollte niemanden verletzen! Ich bin Einsam, das ist alles.....“

Flashback

„Stimmt es das du dich gestern wieder draußen herumgetrieben hast, anstatt zu lernen?“

„Ja“

„Warum hast du das getan?“

„Ich wollte allein sein“

„Das übliche also, wann änderst du dich endlich Shinji? Ich habe es satt dir immer nachrennen!

„War das alles?...“

Flashback

Horchend hob Misato ihren Kopf etwas in die Höhe. Weinte er etwa? „Shinji-kun, hörst du mich? Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht verletzen. Mit deiner Einstellung verletzt du aber uns alle. Bitte wach endlich auf! Ich vertraue auf deinen Geist und nicht auf das was mir mein Forscherteam sagt!“

„Wie kann man jemandem wie mir noch sein Vertrauen schenken?“

Flashback

„Shinji! Töte mich bitte.....mein Freund!“

„NEIN! Kaworu-kun..... warum?“

„Der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen. Dieser Planet muss weiterleben. Shinji! Ich liebe dich, mehr als einen einfachen Freund, du bedeutest mir alles“

„Warum Kaworu-kun....? Warum lässt du mich im Stich? ICH KANN DICH NICHT TÖTEN!!!

„Du musst es tun Shinji!“

„NEIN!“

„Bitte tu mir diesen letzen Gefallen. Mein Zweck ist erfüllt“

„Ich kann nicht....“

„Doch, du kannst es!“

„Nein......nein......“

„DOCH!“

„NEIN!“

„DOCH!“

„NEIN!“

Flashback

„Ich habe es getan, ich habe ihn getötet!...warum?....“. Shinji schluchzte leise im Entry Plug vor sich hin. All seinen Kummer, seine Bedürfnisse, seinen Ängsten wurden hier frei Raum verschafft. Er begann zu verstehen warum er immer Abscheu vor diesem Ort hatte dessen Blutgeruch niemals wich. Shinji hasste EVA01. Und er hasste seinen Vater Gendo Ikari. Aber am meisten verabscheute er sich selbst. Seine Hände zitterten. Ein leises Lächeln überkam seinen Mundwinkel. „Meine Hände...ihr wollt auch nicht mehr kämpfen?...Ich kann euch gut verstehen. Ich muss diesen Konflikt alleine beenden!“ entschloss der Junge mit finsteren Blicken auf den wehrlosen Engel den er bis lange mit seiner rechten Hand in der Luft umher geschwenkt hatte. „Shinji-kun? Du bist wieder bei Bewusstsein?...schnell! Reiß dem Engel seine S2 Maschine aus dem Körper sonst regeneriert er sich!!“ fasste sich Misato, die bislang schweigend neben dem Hauptbildschirm gestanden hatte. Der Junge schien sie nicht wahrzunehmen. „Ihr Engel...“ flüsterte Shinji lächelnd. „Du hast Angst, nicht wahr?... Ich kann dich verstehen...“. Mit diesen Worten zerquetschte EVA01 dem Engel die Halsadern und warf den abgetrennten Kopf in einen rauschenden Bach dessen Flusszweige sich den Weg durch Tokyo2 bahnten. Schweigend betrachteten die Wissenschaftler wie EVA01 sich auch des zweiten und dritten Engels entledigte indem er einfach ihr AT-Feld zeriss und ihre Körper mit bloßen Armen durchbohrte. Wäre Shinjis Synchronwert nicht so hoch gestiegen hätte er nie solche beträchtliche Schäden anrichten können. Aber bei einen mentalen Wert über 200% erwies sich selbst der Arm von EVA01 als tödliche Sense die alles und jeden nieder fegte der Shinji im Wege stand. Fassungslos blickte Rei Ayanami, die inzwischen wieder aus ihren traumatischen Bewusstsein erwacht war, wie ihr geliebter Shinji sein Leben für die anderen Menschen riskierte. So etwas hatte er doch noch nie getan. Warum tat er es jetzt? Plötzlich musste sie lächeln. Ihr wurde bewusst das nicht nur die Engel stetig dazu lernten, sondern auch die Piloten. Hatte er etwa letztendlich begriffen das die wahre Stärke aus dem Herzen kommt und nicht aus der Entscheidung heraus „NEIN!“ zu sagen? Als schließlich der letzte Engel das Lebenslicht ausgehaucht hatte, hielt Shinji seinen EVA plötzlich an und beendete sämtliche Verbindungen mit der Synchronisation zu dem menschlichem Körper. Das Entry Plug schoß mit einem lauten zischen aus den Fugen und Shinji öffnete die glühendheiße Kapsel mit seinen bloßen Händen. Auf den Boden angelangt sah der Junge noch einmal zu seinem EVA hinauf und nickte Rei lächelnd zu. „Was willst du tun Shinji?“ rief sie ihm mit besorgter und ängstlicher Stimme hinterher. „Das wofür ich geboren wurde. Es ist meine Bestimmung und ich bin die ganzen Jahre davor davon gelaufen. Heute nicht. Ab hier wird der Schlussstrich gezogen!“ entgegnete ihr Shinji mit einem erwachsenen Blick. „Warte bitte hier. Ich bin bald zurück!“. Dies hörte sich nicht nur an wie ein Versprechen. Es war auch eines. Rei lächelte ihm sehnsüchtig hinterher als sie ihren Freund davongehen sah. Gerne hätte sie ihm geholfen. Aber das war eine Sache zwischen Kaworu und ihm. Oder war es nicht viel eher eine Sache zwischen seinem Unterbewusstsein und der Realität?...

Mithrandir Moon
26.01.2003, 01:59
Kapitel.13 Der weiße Tod oder „Ich weiß es jetzt für immer...“

„So hast du mich doch gefunden...“ meinte Kaworu Nagisa lächelnd. „Ja...“ erwiderte Shinji leise. Er war bereit seinem Schmerz endgültig eine Ende zu setzen. Er konnte Kaworu vernichten, dann würde ihn seine Vergangenheit fortan in Ruhe lassen, nicht jedoch der Schmerz. Stumm blickte das Third Children auf den kalten Marmorboden unter ihnen. Waren seine Gefühle in Wahrheit etwa genauso eiskalt, spielte er das etwa alles nur vor? Fragend blickte er auf Kaworu, der sich nicht von seiner Stelle auf der Fensterbank gerührt hatte. Die beiden befanden sich in einem altem verlassenem Gebäude, genau wie Rei einst, die dort ihre Tage verlebt hatte. Die Sonne strahlte ihm auf das Gesicht und der grauhaarige Junge lächelte zufrieden. Für einen Augenblick sah Shinji in ihm wieder seinen alten Freund und EVA-Piloten Kaworu-kun, so friedlich schien er mit seiner Umgebung vertraut. „Du versuchst mich zu verwirren...“ brach Shinji schließlich das Schweigen. Das ehemalige Sixth Children fuhr sich lächelnd mit seinen Händen durch die Haare und sprach: „Magst du das denn nicht?“. Shinji blickte getroffen auf die Seite. „Nein...es macht mir Angst!“. „Schade...“ entgegnete ihm der Junge mit einer ruhigen Stimme. Eine Weile standen die beiden sich gegenüber und ein erneutes Schweigen legte sich über den Raum.

„Deine Augen haben sich verändert Shinji-kun. Sie tragen eine fremde Eigenschaft in ihnen, die du dir erst vor kurzem angeeignet hast. Möchtest du sie mit mir teilen?“. Shinji fixierte ihn mit einem rachesüchtigen Blick. „Natürlich...“ Der letzte Engel schnaubte verächtlich. „Hältst du mich noch immer für einen Feind nur weil ich den Engeln damals den Weg geebnet habe und es jetzt wieder tue?“. Seine Augen weiteten sich. „Viele Menschen sind euretwegen nicht mehr am Leben!“ ergänzte Shinji mit einem wütenden Blick auf den Engel. „Was spielt das jetzt noch für eine Rolle? Um das große ganze zu erhalten müssen manchmal kleinere Opfer gebracht werden, das lässt sich nicht vermeiden. Aber nichts wurde umsonst gegeben. Eurer Rasse wollten wir zu einer höheren Spezies weiterentwickeln, sowie Vater ADAM und Mutter EVA es einst erbracht hatten. Doch das Kind der beiden, die verbannte LILIS stellte sich plötzlich gegen uns und so mussten wir etwas unternehmen. Du, Sohn der Lilim, kannst das nicht verstehen, denn du bist Mensch! Ich jedoch bin zur Hälfte Engel und zu einem Viertel Mensch“ Shinji schwieg. Warum war alles so schwer? Er konnte Kaworu jetzt einfach töten, völlig schutzlos saß er nur wenige Zentimeter von ihm entfernt auf der Fensterbank und lauschte den Gezwitscher der Vögel, dem Rauschen des Flusses das in seinen Ohren wiederhallte und eine unbekannte Zufriedenheit in seinem Gemüt hervorrief. „Warum bist du hier?“ Jetzt sah ihm Kaworu genau in die Augen, seine Blicken drangen tief durch Shinjis Körper und suchten nach seiner Seele, die als einzige die Antwort auf seine Fragen wusste. „Ich bin hier um meine wahre Bestimmung zu finden. Dazu muss ich aber erst das mir aufgetragene erfüllen“. Eine Flamme der Hoffnung schien sich auf dem Gesicht des Engels auszubreiten. „Du bist hier um dich mit mir zu vereinen Lilim?“. Shinji schüttelte wehmütig den Kopf. „Ich verstehe.....“ flüsterte Kaworu mit einem mitleidigem Blick auf seinen Freund. Betreten starrte der Junge zum Fenster hinaus. Für Shinji war das die Gelegenheit. Er spürte das Messer zwischen seiner Handfläche. Jeder Moment konnte entscheidend sein. Sein Griff schloss sich krampfhaft um die Waffe und seine Blicke wurde düster. Kaworu schien seine Gedanken zu erraten, obwohl er das gar nicht nötig hatte. „Dann erfülle dein Schicksal und Töte mich! Es ist vielleicht der einzige Weg die Menschheit noch zu retten. Aber Shinji...glaube nicht das du so den Schmerz in deinem Herzen tötest!“. „Du sollst endlich schweigen!!“ Wütend stürmte der Junge mit dem Messer in der Hand vorwärts und hieb unerbittlich auf den Jungen ein, der einst sein bester Freund gewesen war. Ehe die scharfe Klinge den letzten Engel erreichen konnte, konterte dieser den Stich mit einer Ohrfeige, die Shinji das Gleichgewicht kostete und ihn hart zu Boden warf. Kaworu schnaubte lachend. Seine Augen bekamen wieder diesen unerbittlichen Blick nach dem Blute und der Zerstörung. Angriffsbereit sprang Shinji wieder auf und schnappte sich sofort wieder das Messer, dessen Klinge nun völlig stumpf war. Mit einem Schrei der Verzweiflung pirschte er erneut vorwärts um seinem Rivalen endlich aus dem Weg zu räumen. Kaworu wollte ausweichen, aber diesmal war Shinji um eine Sekunde schneller. Noch während sich der kalte Stahl in das warme Fleisch bohrte schossen Shinji unbehagliche Gedanken durch den Kopf. „Ich töte nicht ihn...ich töte meine Angst und meinen Schmerz...“ Geistig abwesend ließ der Junge das Messer sinken, ein großer Fehler! Noch ehe sich Shinji versah wurde er von einer gewaltigen Kraft gepackt und durch das Fenster geschleudert.

Im fallen konnte der Junge noch nach einer Rinne greifen, rutschte jedoch sofort ab und wurde weiter in die Tiefe gerissen. Sie befanden sich 2 Stockwerke über dem Boden, er würde sofort Tod sein wenn er auf dem Boden aufschlagen würde. Mit aller Kraft schürfte Shinji verzweifelt mit seinen Händen an der Hauswand abwärts, erreichte damit jedoch nur eine geringfügige Abbremsung seiner Fallgeschwindigkeit. Der schwarze Boden kam bedrohlich näher. Gab es denn absolut keine Hoffnung mehr? „Asuka...“ raunte der Junge mit schwacher Stimme. „Ich wollte dir dasselbe sagen wie Rei...warum habe ich nicht?....“

Seine Worte wurden unterbrochen als plötzlich EVA01 durch die Felswand berstete und seinen Körper mit der rechten Hand auffing. Beschützend hielt er die andere Hand über seinem Gesicht ausgestreckt um die herabfallenden Steinbrocken abzuwehren. „EVA01...Mutter...“ flüsterte der Junge sprachlos. Der EVA blieb noch einige Minuten in Abwehr Position ehe er mit in die Hocke ging um seinem Herrn und Meister einen ungefährlichen Abstieg zu ermöglichen. Shinji wischte sich gerührt einige Tränen aus dem Gesicht. „Misato meinte einmal es ist schlecht zu weinen... Ich werde es auf später verschieben...“ Der Junge blickte zum Fenster hoch aus dem ihn Kaworu mit einer kalten Gestik geschleudert hatte. Aus Kaworus Augen konnte man Wut und Zorn herauslesen. Dann verschwand er in der Dunkelheit des Gebäudes, sicher war er auf den Weg um sein angefangenes Werk zu vollenden. Nein! Shinji würde schneller sein als er. Vorsichtig tastete er sich den Weg nach unten und lief einem beleuchteten Gang entlang. Von der anderen Seite her konnte er das Tageslicht erblicken. Es war schwach, aber es war da. Ein dunkler Schatten und die Umrisse von seinem Gegenspieler hüllten das Licht plötzlich in schwarze Finsternis. TABRIS trat ins Licht und lächelte den Lilim an. Sein Gesichtsausdruck war kalt. „Es ist vorbei...“ sprach Shinji nach Worten suchend. „Ja...“ erwiderte der Engel emotionslos. „Warum musste eure Rasse über das unser Schicksal entscheiden? Sind wir wirklich wie Kinder?...“ Kaworu blickte Shinji lachend in die Augen. „Du bist so dumm...“. „Warum?“ drängte das Third Children und ignorierte die Verspottungen gegen die Menschheit. „Ihr seid Lilim. Ihr könnt nicht über eure eigene Existenz entscheiden. Ihr seid zu erpicht darauf euch gegenseitig Leid und Verderben anzutun. Ich sehe aus eurer Rasse keinen Nutzen mehr für uns Engel. Um mein wahres Ziel zu erreichen muss ich mit LILIM und ADAM verschmelzen um die Ultimative Optimierung unserer Seelen hervorzurufen. Das ist PERFEKT. Das ist unser Ziel! Ich weiß...du wirst mich nie verstehen...“ erklärte Tabris überraschend ruhig. „Das kann ich nicht akzeptieren...Solange ich es in die Hand habe das für uns vorbestimmte Schicksal zu verändern, werde ich niemals aufgeben!“ antwortete Shinji mit ernster Stimme. Eine letzte Frist des Schweigens fuhr über den Schauplatz von Hass und Zerstörung hinweg. „Gut...“ murmelte Kaworu lachend. „Wirklich gut...“ Aus seiner Tasche zog er ein flaches Gefäß hervor und warf es einige Meter vor Shinji und ihm selbst auf den Boden. „Du amüsierst mich! Deshalb will ich dir eine Chance geben dich und deine Gottverdammte Welt vor unseren Plänen zu beschützen!“ Mit seiner rechten Hand deutete er auf das Gefäß auf dem Boden hin. „Das ist ADAM, der erste Mensch. Ich habe ihn immer bei mir. Er gibt mir Kraft und Hoffnung. Gleichzeitig ist er aber auch der Schlüssel für die Perfektion der Menschheit. Sollte dir etwas daran liegen die Welt zu erhalten, die du so sehr liebst, dann reagiere jetzt!“ rief Tabris kichernd aus. Shinji stockte plötzlich in seinem Ehrgeiz. Er sah nicht mehr so selbstsicher aus wie zu Anfang. Jetzt ging es nicht nur um sein Leben, jetzt ging es um alles. „Ach und Shinji?...“ Der Junge hob horchend seinen Kopf in die Höhe. „Du hast mich sehr enttäuscht“ Das Third Children blickte zur Seite. „Ja...du mich auch!“. Mit diesen Worten stürmte er vorwärts, setzte alles auf eine Karte und griff nach dem Gefäß. Ein Stück kaltes Metall presste sich gegen seine Stirn als er sich erheben wollte. „Du bist ja nur ein Mensch...“ flüsterte Kaworu mit einem Lächeln um seinen Mundwinkel. Im gleichen Moment erhallte ein Schuss in der Luft. Fassungslos musste Shinji mit ansehen wie Kaworu nach hinten gezogen wurde, gefolgt von einem Schwall roten Blutes. „Und du bist ja nur ein Engel...“ raunte Tokemi die die ganze Zeit neben ihn gestanden hatte ohne das er es bemerkt hatte. Erschöpft viel sie auf die Knie und sackte langsam wie ein sterbendes Kind in sich zusammen. Shinji saß sofort neben ihr und stützte ihren Kopf mit seinen Händen. Ihre blauen Augen wurden glasig und ein zufriedenes Lächeln breitete sich um ihren Mundwinkel aus. „Warum........??....“ flüsterte er mit Tränen in den Augen die alles um ihn herum ins verschwommene zogen. „Um die zu beschützen die du Liebst....“ antwortete ihm Tokemi mit einem schwachen Lächeln. Shinji schüttelte unglaubwürdig und in tiefer Trauer den Kopf. „Geboren wurde ich aus TABRIS Genen, wir sind ein und die selbe Macht. Wir teilen uns die gleiche Seele und nehmen alles um uns herum gleichermaßen wahr. Auch euch Menschen, die wir die ganze Zeit über beobachtet haben. Es ist noch nicht zu spät die Vereinigung zu Verhindern Shinji...-kun...!“ keuchte das junge Mädchen leise. Jedes Wort aus ihrem Mund erschien Shinji wie ein Dolchstoß in sein Herz. Ihr Zustand war erbärmlich, lange würde sie nicht mehr durchhalten. „Ich...du darfst nicht....“ stammelte er hilflos und schüttelte den verletzten Körper immer wieder. „Sterben...? Das ist gar nicht schlimm Shinji...es ist die Vorstufe zu etwas höherem. Ich werde das Leben von einem anderen Standpunkt aus weiterverfolgen. Shinji-kun...da ist noch etwas..“ Der Junge mit dem Messer lauschte unter Tränen den letzten Worten dieser Person die ihm das Leben gerettet hatte und nun wegen ihm im sterben lag. „Ich...“ Tokemi ergriff zärtlich seine beiden Hände und zog sein Gesicht näher zu dem ihrem heran. Shinji konnte ihren kalten Atem spüren der ihm schwach durch die Haare wehte. „Shinji-kun... ich... Liebe dich...als ich noch ein Teil meiner Traumvorstellung wahr konnten wir das nicht tun, es galt als unanständig...“ Tokemi kicherte melancholisch. „Aber hier und jetzt...in diesem Körper...“ Shinji nickte mit einem traurigem Lächeln. Vorsichtig näherte er sich ihrem Gesicht und beide gaben sich einen zärtlichen Kuss. „Shinji-kun...ein letzter Wunsch...“ stöhnte der gefallene Engel mit seinen letzten Kraftreserven. „Alles...was du möchtest...“ raunte er ihr leise zu. Er konnte nicht mehr lauter reden, die Tränen schnürten ihm die Kehle zu und sein kleines Herz war nahe daran zu zerbrechen. Tokemi lächelte ihn an, voller Liebe und Glückseeligkeit. „Ich bitte dich Shinji-kun...mein Freund...“


mein Freund....


„Bitte Töte mich!“


Töte mich!


„Ich...“ Shinji kniff seine Augen zusammen und verdrängte die alten Erinnerungen. Tokemi ergriff seine Hand und schmiegte sie sanft an ihre Wange. „Töte den Engel der die Menschheit zu vernichten droht...bitte! LILITH und du...ihr seid die letzte Hoffnung die eurer Welt noch bleibt. Du musst TABRIS vernichten, dann wird es auch dir besser gehen. Ich verspreche es dir...du kannst mir vertrauen..“. Shinji schüttelte sie schluchzend an der Schulter. „Aber du bist TABRIS...du bist Kaworu...gegen wem erhebe ich dann meine Hand? Ich bin ein Sünder...“ flüsterte er schwächlich. „Du erhebst deine Hand gegen dich selbst. Vernichte mich... und damit die Brut der Verderbnis für eure Welt! Du musst AZRAEL töten...“ Müde schloss der gefallene Engel seine Augen und hauchte seine Seele aus. Shinji betrachtete ihren toten Körper noch eine Weile. „Erst im Schlaf sieht der Mensch wie ein wahrer Engel aus...das Leben ist ein Traum in einem Traum der nie zuende geht und wenn wir am nächsten Morgen erwachen beginnt ein weiteres Kapitel dieser vordefinierten Theatervorstellung!“ dachte sich der Junge im stillen. Shinji blickte vorsichtig auf den hinteren Teil des unbeleuchteten Ganges in dem er Kaworu das letzte mal erblickt hatte. Dort! In der hintersten Ecke des Ganges saß der letzte Engel und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hand vor den Brustkorb. Als Shinji auf ihn zuging hob er seinen Kopf in die Höhe. Seine Blicke waren Hassverzehrt und Verzweifelt. „Du hast mein Lebenswerk zerstört Lilim! Dafür werde ich dich vernichten! Ihr alle müsst sterben! Ihr Menschen verdient keine weiteres Leben...ihr sollt sterben und dabei elendig zugrunde gehen, Leiden sollt ihr!“ rief AZRAEL unter hysterischem Gekreische aus. „Du warst einmal mein Freund... aber dieser Körper scheint wohl nur noch eine Leblose Hülle zu sein die von einem Größenwahnsinnigen Engel beherrscht wird! Am liebsten würde ich dich verschonen, das wäre für dich die bei weitem schlimmste Strafe die es gibt. Du bist jedoch zu gefährlich! Ich hoffe du verstehst das...“ antwortete ihm Shinij mit einem Mitleidigen Blick. „HAHAHA....“ Lachend sprang der Engel unter Mobilisierung seiner restlichen Kräfte auf die Beine und ergriff Shinji am Hals. Ehe er in erwürgen konnte bohrte sich eine kalte Klinge durch sein Herz. Kaworu senkte seinen Kopf zu Boden und kicherte leise vor sich hin. Shinji blickte ihm ernst ins Gesicht. Eine Zeitlang verharrten die beiden in dieser Haltung. „Deine Abwehr Shinji...“ murmelte Kaworu belustigt. „Ist einsame Spitze!“. Verwirrt zuckte der Junge seine Augenbrauen und wich einige Meter zurück. „Ich hoffe du nimmst mir mein Verhalten nicht übel. Ich habe die Menschheit und dich getestet! Ich fragte mich schon immer was du tun würdest wenn es zur alles entscheidenen Schlacht kommen würde. Du hast dein Leben für andere aufs Spiel gesetzt und als es wirklich darauf ankam hast du nicht gezögert und mich entschlossen angegriffen, wohl wissend das du eigentlich nicht den Hauch einer Chance gegen mich hättest. Du hast es für Rei und Asuka getan!“ Shinji schluckte als sich die Augen des letzten Engels befeuchteten und einige Tränen an seinen Wangen herunterliefen. „Rei-chan... wäre sicher sehr stolz auf dich! Wenn sie wüsste was aus dem kleinen Shinji geworden ist, dem sie mit soviel Liebe großgezogen hat!“. „Toh-san!“ rief Shinji überrascht aus. Das waren die Worte seines Vaters aus Kaworus Mund gewesen. „Shinji...“ flüsterte Kaworu andächtig. „Ich habe dir viel schlechtes angetan, aber es war nötig um dir die Begriffe „Hass“ und „Vergeltung“ beizubringen. Nun kennst du das Geheimnis von uns Engeln...kannst du mir verzeihen?“


kannst du mir Verzeihen?


„Ich bin kein kleines Kind mehr...wie du selbst gesagt hast“ erwiderte Shinji kalt. „Kannst du mir verzeihen? Oder anders gesagt...kannst du uns verzeihen?“ fragte der Engel noch einmal. Diese Sätze verhallten in Shinjis Kopf und schienen vor jeder Person die selben Zeilen zu fragen. „Gomen...“ Shinji lächelte egoistisch. „Das ist nun mal mein Leben! Und ich bestimme wem ich Verzeihe und wer sterben muss...“


Dann ist die Welt........?


„Nicht heute...“ erriet Shinji seine Gedanken. „Es ist wohl besser wenn du jetzt gehst!“. „Ja, wenn es dein Wunsch ist!“ entgegnete ihm Kaworu lächelnd. Shinji lächelte zurück. „Richte Tokemi bitte aus das es mir Leid tut...“ sprach der letzte Engel mit leiser Stimme aus. „Sie wird dir verzeihen...die Frage ist aber eher ob du dir selbst verzeihen kannst...?“ meinte das Third Children ernst. Ich werde wohl müssen, schließlich bin ich ein Engel!“. Beide lachten.

Eine gelungene Vorstellung, findest du nicht?

Als Shinji die Augen öffnete lag er neben Rei im Bett. Beide hatten sich tief unter der Bettdecke verkrochen und Sie schlummerte sanft in seinen Armen. „Wenn es anders gekommen wäre...“ dachte er in Gedanken versunken. Verliebt blickte er ihr in die Augen. „Aber ich habe es doch niemals anders gewollt. Ich bin zufrieden mit meinem Leben. Mit Rei-chan. Endlich ist meine Seele geheilt!“ Rei öffnete verschlafen ihre Augen und Shinji gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. „Glück ist...“ flüsterte Shinji ihr leise zu. „Der Bezug zu Leben!“ antwortete sie lächelnd. Beide teilten sich einen langen und romantischen Kuss. „Meine wahre Bestimmung ist es mein Glück mit demjenigen zu teilen der mir am wichtigsten ist...“ „Ich glaube ich habe diese Person gefunden“ Müde aber glücklich schloss er wieder seine Augen und fühlte sich zum ersten Mal in seinem Leben geborgen ,und nicht mehr verstoßen, sondern benötigt. Rei-chan brauchte ihn. Asuka-chan brauchte ihn auch. „Und Toh-san...“ dachte Shinji nachdenklich. „Ich denke er hätte mich auch gebraucht!“. Der Junge versank in einen tiefen Schlaf. Er träumte einen Traum.

„Ja! Wenn doch nur alles so gekommen wäre wie in diesem Theaterstück der Träume... Aber sag mir Kaworu-kun... Was ist dein Bezug zum Leben?“


„Die Träume anderer zu durchwandern und nach der versteckten Hoffnung zu finden, die in jedem von uns liegt und dahinschlummert, bis zu dem Tag an dem sie geweckt wird!“


„Was passiert jetzt mit den Menschen? Du hast mir ein damals ein Versprechen gegeben...“


„Pssst...Der Traum ist noch nicht zuende! Gedulde dich...“


Ein halbes Jahr später. Die Menschheit existierte weiter, das hatte sie 3 Kindern zu verdanken, denen kein Opfer zu groß gewesen war ihren Planeten zu beschützten. Misato Katsuragi war kurz nach den Ereignissen in Rente gegangen, wahrscheinlich war ihr der Stress und das ständige Misstrauen beim Militär zu viel gewesen. Nun pflanzte und hegte sie jeden Tag ein Melonenfeld. Eine alte Erinnerung an einen guten Freund, meinte sie wenn man sie darauf ansprach. Shinji, Asuka und Rei besuchten sie so oft wie möglich. Längst hatten sie ihr alles vergeben und die 4 waren zusammen fast wie eine glückliche Familie. Shinji und Rei hatten ihre gemeinsame Beziehung fortgesetzt da sie schon lange festgestellt hatten das sie ohne einander nicht mehr Leben konnten. Asuka war nicht neidisch. Höchstens etwas Sehnsüchtig nach Ihm, wenn sie hin und wieder das glückliche Paar auf den Straßen begleitete. Einige Monate nach den Ereignissen steckte Shinji seiner Lebensgefährtin Rei Ayanami den Verlobungsring an den Finger. Wenig später sollten sie heiraten. Rei hatte sich nun völlig verändert. Das stille und mysteriöse Mädchen das sie einmal war hatte sich endgültig von ihr getrennt. Aber in Wahrheit war es Lilith die sanft und ohne einen Mucks aus ihrem Körper entglitt und sich in der Luft auflöste. Rei brauchte sie nun nicht mehr. Das Mädchen hatte einen Selbstbewussten Ehemann gefunden der sie auch niemals an anderen Frauen verraten würde. Das Leben ging weiter. Shinji sah Kaworu niemals mehr wieder, aber er wusste das er eine Auge über die Menschheit hielt, vor allem seine schützenden Hände über Ihn und Rei Ayanami ausgestreckt hatte. So lebte er das Leben seiner Träume...


„Ein schöner Traum...“


„Es ist dein Traum Shinji! Und es ist dein innigster Wunsch.“


„Du hast mich ganz schon reingelegt in diesem Traum!“


„Es war nötig um dir die Augen zu öffnen. Shinji?... Was liebst du alles an dieser Welt?“


„Ich liebe meine Freunde. Sie sind das wichtigste für mich im ganzen Universum! Und ich Liebe dich. Was ist mit dir Kaworu-kun?“


„Du weißt es Shinji-kun^_^ komm! Lass uns diese Welt formen! Ich helfe dir dabei“


„Großes Ehrenwort?...“


„Großes Ehrenwort!“


Epilog:

Ich hoffe meine Fan Fic über ein alternatives Ende und eine Fortsetzung zu „The End of Evangelion“ war einigermaßen verständlich und hat euch gefallen! Ich habe versucht möglichst frei zu schreiben und mich nicht an Fakten oder Ereignissen zu halten die einen besonderen Aufschluss über das doch ziemlich konfuse Ende geben. Für alle die es nicht verstanden haben. Diese Geschichte war eine Traumvorstellung von Shinji und spielt direkt nach dem Ende der Welt (The End of Evangelion) Kaworu zeigt ihm einen Traum damit Shinji sich besser in der neuenstehenden Welt zurecht finden kann. Die eigentliche Realität spielt erst nach meiner Story weiter. Aber das entzieht sich meinen Kenntnissen. Weitere Eva Fics sind in Vorbereitung (allerdings nicht über The End of Evangelion)



Ende -^_^-

Laguna

Mithrandir Moon
26.01.2003, 02:01
Mithrandir: Wow.... geil :D, einfach nur extrem geil!!!! Außerdem ne schöne Alternative zum richtigen Ende ;).

XTRMNTR2K: Was soll ich noch mehr sagen? Genau das denke ich auch. Direkt unheimlich, wie gut du das geschrieben hast! :A :A :A Dafür gibt es die seltene Auszeichnung
"3 von 2 Daumen hoch" ! :D

Tritoch: Ich finde es einfach super :A :A :A :A
Und ich finde das es einfach ein super Ende hat
;)