NeoInferno
17.12.2003, 20:53
Hi,
ich habe eigentlich noch nie Texte verfasst, aber heute war ich irgendwie in melanchonischer Stimmung und habe gleich, keine Ahnung wieso, eine kleine Geschichte geschrieben. :)
Zwar passt er thematisch nicht zu RPGs aber sowas gab es hier ja schon öfters.
Viel Spaß beim Lesen.
Das alte Haus
Dort steht es, das alte Haus. Zwischen zwei großen, schwarzen Bäumen, im Winter blätterlos, im Frühling voller Leben, steht es, im Schatten der Bäume, und selbst nur noch ein Schatten. Der abgebröckelte Putz hat eine leere, brüchige Wand offenbart, vereinzelt mit Schmierereien bedeckt erzählt sie eine Geschichte. Längst hat auch das Dach den Kampf gegen die Zeit verloren, durchlöchert und schmutzig fristet es ein trostloses Dasein, welchen sich nichteinmal mehr die Vögel annehmen wollen.
Die Fenster, teils vernagelt, teils zubetoniert, einst stolz verzierte Öffnungen die sich einladend den anderen Häusern präsentierten, nichts weiter als seelenlose bedrohlich klaffende Wunden.
Wo früher Wärme war ist jetzt Kälte, wo früher Menschen ausgelassen sangen und tanzten nagen jetzt Ratten an vermodernden Holzpfählen. Ein Raum düsterer als der andere. Je tiefer man sich hinein begibt, desto weniger Licht findet den Weg durch das zersetzte Mauerwerk und das durchlöcherte Dach in das Gebäude.
Draußen fahren schon die Baufahrzeuge um es abzureißen. Einst seinen Zweck wohl erfüllend ist es nun nutzlos geworden. Teile des Dachs mussten bereits weichen, und zum ersten Mal treffen Sonnenstrahlen auf einen kleinen, verwahrlosten Theatersaal.
Die rot gestrichenen Wände haben jeglichen Ausdruck verloren, der Boden platzt an einigen Stellen auf und die Bühne ist nicht mehr als solche zu erkennen.
Ein Lichtstrahl fällt auf ein unscheinbares Vogelnest, das versteckt in einer Mauerspalte drei kleinen Spatzen Zuflucht gewährt. Aneinander, nebeneinander und übereinander schlafen sie, wohl behütet von ihrem warmen Federkleid.
Das Leben nimmt seinen Lauf. Das Haus wird abgerissen, die Vögel, wenn sie noch rechtzeitig fliehen können, suchen sich einen neuen Unterschlupf. Das Gelände wird bearbeitet, vielleicht für ein neues Haus.
Doch eines Tages wird auch das neue Haus sich seiner Bestimmung nicht entziehen können.
Niemand kann das.
ich habe eigentlich noch nie Texte verfasst, aber heute war ich irgendwie in melanchonischer Stimmung und habe gleich, keine Ahnung wieso, eine kleine Geschichte geschrieben. :)
Zwar passt er thematisch nicht zu RPGs aber sowas gab es hier ja schon öfters.
Viel Spaß beim Lesen.
Das alte Haus
Dort steht es, das alte Haus. Zwischen zwei großen, schwarzen Bäumen, im Winter blätterlos, im Frühling voller Leben, steht es, im Schatten der Bäume, und selbst nur noch ein Schatten. Der abgebröckelte Putz hat eine leere, brüchige Wand offenbart, vereinzelt mit Schmierereien bedeckt erzählt sie eine Geschichte. Längst hat auch das Dach den Kampf gegen die Zeit verloren, durchlöchert und schmutzig fristet es ein trostloses Dasein, welchen sich nichteinmal mehr die Vögel annehmen wollen.
Die Fenster, teils vernagelt, teils zubetoniert, einst stolz verzierte Öffnungen die sich einladend den anderen Häusern präsentierten, nichts weiter als seelenlose bedrohlich klaffende Wunden.
Wo früher Wärme war ist jetzt Kälte, wo früher Menschen ausgelassen sangen und tanzten nagen jetzt Ratten an vermodernden Holzpfählen. Ein Raum düsterer als der andere. Je tiefer man sich hinein begibt, desto weniger Licht findet den Weg durch das zersetzte Mauerwerk und das durchlöcherte Dach in das Gebäude.
Draußen fahren schon die Baufahrzeuge um es abzureißen. Einst seinen Zweck wohl erfüllend ist es nun nutzlos geworden. Teile des Dachs mussten bereits weichen, und zum ersten Mal treffen Sonnenstrahlen auf einen kleinen, verwahrlosten Theatersaal.
Die rot gestrichenen Wände haben jeglichen Ausdruck verloren, der Boden platzt an einigen Stellen auf und die Bühne ist nicht mehr als solche zu erkennen.
Ein Lichtstrahl fällt auf ein unscheinbares Vogelnest, das versteckt in einer Mauerspalte drei kleinen Spatzen Zuflucht gewährt. Aneinander, nebeneinander und übereinander schlafen sie, wohl behütet von ihrem warmen Federkleid.
Das Leben nimmt seinen Lauf. Das Haus wird abgerissen, die Vögel, wenn sie noch rechtzeitig fliehen können, suchen sich einen neuen Unterschlupf. Das Gelände wird bearbeitet, vielleicht für ein neues Haus.
Doch eines Tages wird auch das neue Haus sich seiner Bestimmung nicht entziehen können.
Niemand kann das.