Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bekehrung zum Nicht-Bekehren
In einer Unterhaltung mit einer Bekannten haben wir uns irgendwann auf das heikle Gebiet der Religion begeben. Hängen geblieben sind wir beim Thema "Bekehrungen".
Diese Person hat sich stark dagegen ausgesprochen, dass man eine andere Person, die mit ihrem Glauben zufrieden ist, zum eigenen bekehren darf. Ihre Argumente basierten vor allem auf ihrer Liebe zur Toleranz, welche sie im ganzen Gespräch immer wieder durchscheinen liess. Natürlich versuchte sie mich von ihrem Standpunkt zu überzeugen.
Komme ich mir zurecht verarscht vor?
Ich wäre echt froh, wenn mir jemand gute Gründe nennen kann, weshalb ich mir nicht verarscht vorkommen soll.
Ich meide solche Gespräche meistens, du kannst nichts an der Meinung der anderen Person ändern, genau so wenig wie sie an deiner. Man sollte sich wohl einfach um den eigenen Glauben/Nicht-Glauben kümmern, ich denke mal, niemand möchte von anderen Leuten überredet werden, anders zu sein :confused:
Ihr findet vielleicht beide tolle Argumente, aber im Endeffekt ist doch jeder mit seiner eigenen Meinung zufrieden (das hab ich gelernt, als ich mich gegen die XBox ausgesprochen habe , diesen blöden Kasten, diesen . . . :D )
Ich liebe Menschen, die Wasser predigen und Wein trinken:D
Glaube ist IMO etwas irreales, eine Art Wahnsinn, den man Freiwillig annimmt. Es wäre dumm, jemand anderen zu überzeugen auch Wahnsinnig zu werden nur damit man sich nicht so einsam fühlt.
Bekehrungsversuche und Diskussionen werden fruchtlos bleiben, da der Verstand in Fragen des Glauben ohne Probleme sowohl die verneinende als auch die bejahende Position einnehmen kann - machmal sogar beide gleichzeitig in derselben Person. Das einzige wahrnehmbare Ergebniss ist Doppezüngigkeit und Unaufrichtigkeit.
Diese Teilung von Handeln und Glauben tritt besonders gerne bei Diskussionen oder Bekehrungsversuchen auf. Die nette Person muss einerseits seinen Standpunkt der Toleranz aus ganzem Herzen bejahen, um überzeugend zu wirken und er muss ihn auch aus ganzem Herzen verneinen um überhaupt ein Streitgespräch über Glauben starten zu können. Des weiteren muss er sogar noch seinen Glauben selbst verneinen, um vernünftiges Argumentieren möglich zu machen. Glaube und Vernunft sind nicht vereinbar, in einem Streitgespräch muss man einen der beiden Opfern und die Meisten entscheiden sich für den Glauben. Das Ergebniss ist diese Asynchronität, an der du dich gestoßen hast.
Wenn man diese Asynchronität vermeinden will, aber trotzdem überzeugend für seinen Glauben sprechen möchte, so bleibt einem IMO nichts anderes übrig als diesen nach bestem Vermögen zu leben anstatt darüber zu reden. Der größte Teil aller Gläubigen scheitert daran und ergeht sich lieber in gefinkelten und fruchtlosen Diskussionen.
Hippokrates
08.12.2003, 03:57
Einerseits kommst du dir zu Recht verarscht vor.
Andererseits sehe ich einen Unterschied zwischen Überzeugen von einer Meinung und bekehren zu einem Glauben.
Dabei liegt der Unterschied jedoch allein im Maßstab.
Ich bin übrigens auch gegen das Bekehren. Dabei geht man nämlich immer davon aus, dass man selbst Recht hat.
Das darf man ja selbst gerne glauben, da es aber in Glaubensfragen nicht stimmen kann sollte man sich IMHO vom Bekehren fernhalten.
Dennoch kann das natürlich jeder gerne machen wenn er denn meint, denn wie immer in Religionsfragen gibt es keine wirklichen Argumente, die dagegen sprechen.
Schattenläufer
08.12.2003, 04:14
Ich würde nicht unbedingt sagen, dass du dich verarscht fühlen solltest; es scheint auf den ersten Blick so, als würde sie wirklich "Wasser predigen und Wein trinken", aber im Grunde waren es zwei verschiedene Dinge. Ihr spracht von Glauben, von Religion. Überzeugen wollte sie sich jedoch nicht von ihrer Religion, sondern von ihrem Standpunkt. Das ist schon was anderes.
Meine Freundin hat mir mal erzählt, dass sie Missionarin werden will - ich weiß nich, sie hat das so charmant rübergebracht, dass ich nich mal widersprechen konnte :D
Allerdings konnte ich ihr klar machen, dass ich Atheist bin und auch bleiben will... ich denke es geht ihr vor allem darum, Sektenangehörige oder so wieder von ihrem Glauben abzubringen, und da kann man ja wohl wirklich nix gegen sagen. Da scheiß ich auf Toleranz, Sekten gehören zerstört ^_^
Ich kann wiedermal nicht pennen...
@Ianus: Danke für deine Antwort, vor allem die Beschreibung der Teilung von Handeln und Glauben hat mir viel gebracht.
Könntest du mir bitte noch näher erläutern, weshalb man seinen Glauben verneinen muss, um über ihn diskutieren zu können? Und wie würde dein Model aussehen, wenn die missionierende Person nichts von Toleranz hält? (oder soll ich sagen, dass die Person ehrlich genug ist, um zuzugeben, dass der Mensch gar nicht tolerant sein kann und es auch nie sein will?)
@Hippokrates: Wo ist für dich die Grenze zwischen einer "Glaubensfrage" und einem "Wissen", das stark genug ist, um darüber mit anderen diskutieren zu können? Reicht das "Wissen", dass Toleranz richtig ist aus, um andere davon überzeugen zu dürfen? Muss nicht jeder selbst entscheiden, was er anderen zumuten kann und ob er sich an diese Regel, die ich soeben aufgestellt habe, halten will?
@Schattenläufer: An dich richte ich eigentlich die gleiche Frage wie an Hippokrates: Wie unterscheiden sich Standpunkt und Glaube? Und wer macht diese Unterscheidung? Eine aussenstehende Person, durch ihre Subjektivität oder die glaubende und standpunkt vertretende Person selbst durch ihre Subjektivität?
Danke schonmal für alle Antworten, alle die noch nichts gesagt haben, sind herzlich dazu eingeladen. Ich hoffe, dass mir der Thread weiterhilft um klarer zu sehen. (Ihr dürft mich also sozusagen bekehren :ugly: )
Hippokrates
08.12.2003, 20:09
Tja, ich sehe die Grenze bei mehr oder weniger empirischen Daten.
Zum Beispiel kann man feststellen, dass Toleranz wichtig für das Zusammenleben der Menschen ist. Man könnte ja auch einfach alle Minderheiten auf Dauer unterdrücken. Das funktioniert auch, aber nicht so gut.
Ob es aber einen Gott gibt sollte für unsere Gesellschaft eigentlich keine Rolle spielen, denn er hat keinen messbaren Effekt auf sie.
Cyberwoolf
09.12.2003, 02:27
Jeder muss seine Entscheidungen für sich treffen, aber man kann andere auch auf solche Sachen Aufmerksam machen. Wer sich bekehren lässt hatte dann wohl noch nicht den richtigen Glauben gefunden! Außerdem wird die Frage des Glaubens stark durch das soziale Umfeld beeinflusst. Wenige die in einer christlichen Familie aufgewachsen sind, probieren selbst neue Glaubensrichtungen aus.
Sowieso ist das Thema Glauben heutzutage stark überholt, da viele sich vom Glauben abwenden. Ich selbst halte den Glauben für sehr wichtig, möchte aber ermahnen nicht für ihn, sondern mit ihm zu leben.
LoveBuzz
12.12.2003, 19:34
Original geschrieben von Pyrus
Danke schonmal für alle Antworten, alle die noch nichts gesagt haben, sind herzlich dazu eingeladen.
Ok! :3 Ich versuch´s. Ihr habt ja schon so was tölles geschrieben.
Hmm, also, ich denke schon, dass man eine andere Person sogar zu dem eigenen Glauben bekehren darf.
Es ist ja eine andere Sache, ob sich die andere Person davon dann wirklich bekehren lässt oder nicht.
In der Religion gibt es so viele, verschiedene Glaubensmöglichkeiten (die einem ja irgendwie auch in erster Linie von den Eltern aufgezwungen wurden), da ist es schon irgendwie grausam zu wissen, wenn man realistisch ist, dass der eigene Glaube nicht wirklich richtig sein- oder stimmen MUSS.
Es ist ja irgendwie so, dass man sich so Gründe aufstellt, weswegen man z.B. nicht töten darf, weswegen man keine Angst vor dem Tod zu haben brauch oder durch die man über Trauer und Verzweiflung hin weg getröstet wird.
Das sind eben so Dinge, die das Leben doch nur noch verbessern können.
Aber eigentlich ist das sowieso alles egal.
Man wird sowieso ständig von anderen beinflusst. http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/smilie_06.gif
Wenn man aber vom eigenen Glauben oder von einem Standpunkt, stark genug überzeugt ist, lässt man sich die Meinung anderer auch nicht weiter aufdrängen.
oder so...
Finde solche Typen die einem ihren Glauben aufdrücken wollen grauenhaft.
Als hätten sie der Weishit letzten Schluss, die große wahrheit gepachtet.
Das erinnert mich immer an die achsonetten Christen die irgendwelche"Wilden" zum Rechten Glauben leiten müssen.
Wer weiss denn wirklich ob man beim richtigen Glauben ist?
Gibt es überhaupt Gott/Götter?
Sollte nicht jeder so leben das er am ende sagen kann er hat nichts bereut und er würde wenn er könnte alles noch einmal leben?
Glaube ich schweife wieder ab....
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