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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tom Sharpe - "Touhuwabohu" Leseprobe



Chipmunk
28.10.2003, 01:21
Tom Sharpe
Seine Bücher zeichnen sich vor allem durch einen sehr
bösen Humor aus.
So übt ein bzw. ein verklemmter Berufsschullehrer den Mord
an seiner Frau an einer Gummipuppe und als seine Frau spontan
zu einem Selbstfindungstrip aufbricht ist er auf einmal
der Hauptverdächtige in einem Mordfall der nie statt-
gefunden hat.
Anbei eine Leseprobe aus Tohuwabohu. In Südafrika
versuchen hochgradig inkompetente Beamten den
Mord aus Leidenschaft, einer weißen Lady an ihrem
Zulu-Koch zu vertuschen. In der Leseprobe soll der
psychopathische Wachtmeister Els eine Dankesrede
halten, da den vermeintlichen Täter verhaftet hat
als dafür einen Scheck bekommt und offiziell zum Henker
ernannt wird. Kurz zuvor hat er in verbittertem Zweikampf
einen Hund getötet den er bei einem Präparator
austopfen lassen will (nur ausser dem Kommandanten
weiss das leider keiner :D )

Els nahm den Scheck und machte kehrt, um wieder
auf seinen Platz zurückzugehen.
"Na, Gott sei Dank", entfuhr es dem Kommandanten,
aber im nächsten Augenblick ertönten von allen Seiten die
Rufe "Eine Rede! Eine Rede! Du mußt eine Rede halten!"
und "Erzähl uns, wie du den Scheißkerl kaltmachst!" und
Els, der verlegen am Rande des Podiums rumstand, war endlich
soweit, daß er was sagte.
"Also", sagte er zögernd, als das Geschrei verstummt war,
"ich nehme an, ihr wollt alle wissen, was ich mit dem Geld
mache."
Er hielt inne, und der Kommandant schloß die Augen.
"Also, vor allem werde ich mich erstmal an meinen Dobermann
ranmachen."
Das Publikum brüllte vor Begeisterung, und der Kommandant
machte einen Moment die Augen auf, um zu sehen, wie
der Polizeikommissar die Sache aufgenommen hatte.
Der Kommissar lachte kein bißchen.
"Das ist ein Hund, Sir.", flüsterte ihm der Kommandant
eilig zu.
"Ich weiß, daß das ein Hund ist. Ich weiß, was ein Dobermann
ist", sagte der Polizeikommissar eisig, und ehe der
Kommandant ihm die wahre Natur von Elséns Planen erklären
konnte, hatte der Wachtmeister weitergeredet.
"Das ist ´n dicker schwarzer Kerl", sagte Els " und nun ist er
schon ein paar Wochen tot, es wird also nicht das reine
Vergnügen werden."
Das Publikum war entzückt. Schreien und Stiefelgetrampel
begrüßten Elsens Mitteilungen.
"Ist es bei ihren Männern etwa gebräuchlich, sich an
Hunde ranzumachen?“ fragte der Kommissar den Kommandanten.
„Er benutzt den Ausdruck nicht in seiner nicht in seiner ursprünglichen
Bedeutung, Sir.“ Sagte der Kommandant verzeifelt.
„Das ist mir vollkommen klar“, sagte der Kommissar.
„Ich weiß genau, was er meint.“
„Ich glaube nicht, Sir“, begann der Kommandant, aber Els
hatte wieder zu sprechen angefangen, und der Kommandant
mußte still sein.
„Er ist irgendwie steif“, sagte Els „und deswegen ist es
schwierig, in ihn reinzukommen.“
„Sie müssen ihn zum Schweigen bringen“, schrie der
Kommissar Kommandant van Heerden an, während die
Halle sich vor hysterischem Gelächter bog.
„Verstehen Sie doch, Sir“ schrie der Kommandant zurück.
„Er tötete den Hund und...“
„Das überrascht mich überhaupt nicht. Ein Jammer, daß er
sich nicht selber dabei umgebracht hat.“
In der Halle um sie herum tobte ein Höllenspektakel.
Wachtmeister Els begriff nicht, über was von dem, was er
Gesagt hatte, die Leute so lachten.
„Lacht doch ruhig“, brüllte er über den Lärm weg, „lacht
doch ruhig, verflucht nochmal, aber ich wette, ihr habt keinen
Hund mit Stammbaum. Mein Hund hatte einen
ganz besonderen Baum...“ Der Rest des Satzes ging in Gelächter unter.
„Ich bleibe doch hier nicht sitzen und höre mir noch mehr
von diesem Dreck an“, schrie der Kommissar.
„Warten Sie doch mal einen Moment, Sir“, brüllte der
Kommandant zurück, „ich kann Ihnen erklären, was er sagen
wollte. Er will den Hund zu einem Präparator bringen.“
Aber der Kommissar war bereits von seinem Platz aufgestanden
und hatte das Podium verlassen.
„Verdammt widerlich“, sagte er zu seinem Adjutanten,
als er in seinen Wagen stieg. „Der Kerl ist ja ein Sexualungeheuer.“
In der Halle hatte Els die Bühne verlassen und erklärte gerade
Einem Zivilbeamten in der ersten Reihe, daß er sich
gleich an ihn ranmache, wenn er nicht aufhöre zu lachen. Auf
dem Podium hatte Kommandant van Heerden seinen dritten
Herzanfall erlitten.