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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wir alle spielen Theater



Pyrus
28.10.2003, 01:05
Heute bin ich auf diese Theorie gestossen, die besagt, dass der Mensch in jeder Situation eine bestimmte Rolle spielt. Also egal, ob ich jetzt mit meinen Freunden rede, mit einer Verkäuferin, mit einem Theologieprofessor usw., ich spiele immer eine gewisse Rolle und in jeder Situation wieder eine andere. Die Rolle des Freundes, des Kunden, des Studenten...

Wie meine Rolle aussieht, hängt von den anderen Personen, dem Raum in dem ich mich befinde und der Zeit ab. Und natürlich von dem, wie ich meine eigene Person sehe, von meinem Selbstbild.

Dass es tatsächlich so sein könnte, erkenne ich, wenn sich zwei Rollen überschneiden sollten. Wenn ich mit einem guten Freund rede und mein Telefon läutet und ein Mädchen ruft an, das mir auch sehr wichtig ist, so werde ich mit diesem Mädchen anders reden als davor noch mit dem Freund und wenn ich mit dem Telefon nicht aus dem Raum kann und mein Freund mir zuhört, so wird mir das sehr peinlich sein und den Freund wird es wahrscheinlich befremden.

Stimmt ihr dieser Theorie zu (wenn ja, weshalb?) oder welche triftigen Gründe gibt es, um zu zeigen, dass die Theorie Fehler enthält? Es ist schon ein Schlag ins Gesicht sowas gesagt zu bekommen, dass man immer Rollen spielt, doch scheint es mir bisher doch plausibel.

AvaVII
28.10.2003, 01:11
Deine selbst erarbeitete Theorie ist seit Jahren in der Soziologie schon längst belegt...
auch die Kultur schlägt schon lange darauf an siehe -> Jekyll & Hyde Musicals oder Literatur..

der Mensch ist nur dann er selbst, wenn er sich komplett unbeobachtet und alleine fühlt.. und was macht man dann? - Essen, schlafen, grübeln, popeln, pupsen, "an sich selbst rumfummeln" etc pp

ansonsten haben wir viele soziale Rollen, die möglichst nicht durcheinandergeraten sollten.

Pyrus
28.10.2003, 01:19
Die Theorie ist nicht von mir selbst erarbeitet, ich sagte ja, ich sei nur darauf gestossen. (Und zwar in einem Seminar der praktischen Theologie)
Naja, wollte halt einmal hören, was ihr so dazu denkt.

Noch zu dem:

der Mensch ist nur dann er selbst, wenn er sich komplett unbeobachtet und alleine fühlt.. und was macht man dann? - Essen, schlafen, grübeln, popeln, pupsen, "an sich selbst rumfummeln" etc pp
Dem kann ich nicht ganz zustimmen. Denn ein gläubiger Mensch kann als eine Gegenüberrolle auch die von Gott haben, die dann immer gegenwärtig ist. Ist dieser Mensch nie sich selbst? Ist die Persönlichkeit des Menschen nicht so zu definieren, wie er sich in all seinen Rollen verhält? Denn nicht jeder Mensch spielt dieselbe Rolle gleich wie ich.
Man könnte auch sagen, dass das Überich allgegenwärtig ist und auch eine Art Rolle einnimmt.

Muhrray
28.10.2003, 01:32
Yup, hab ich gerade als topic an der Uni.

Das ganze nennt sich da Selbstinszenierung!
Wo spiele ich wann welche Rolle im Alltag: ich denke wir tun das alle und es ist auch gut so. Auf der einen Seite gibt es uns die Möglichkeit unterschiedliche Seiten von uns geheim halten zu können, Dinge einfach zu verbergen und gekonnt zu überspielen, auf der anderen Seite ist es auch bedenklich, dass du heutzutage ohne Kontrolle (fast als Reflex) dich selbst inszenierst und vielleicht manchmal unter all den rollen vergeblich danach suchst, wer du eigentlich selber bist.
Die Ironie ist, dass du es fast sinnbildlich auf das Theater übertragen kannst: du kostümierst dich mit deinen Klamotten, Mädchen schminken sich, und dann gehen wir alle raus auf die große Bühne,unsere Welt, um unsere Rolle zu spielen (Student, verständnisvoller Freund, hilfesuchender Kunde). Sieht man es ganz klein sind schon viele unserer Bewegungen inszeniert (eine Rolle). Und selbst wenn du sagst "Ich bin immer ich selbst und spiele keine Rolle", spielst du schon wieder eine Rolle. Ganz einfach. Ich stimme der Theorie (die es wirklich schon sehr lange gibt) also völlig zu.

"Der Mensch is nur da ganz Mensch, wo er spielt!"
(Schiller)

jabbabba
28.10.2003, 01:56
ist schon was dranne an der theorie, deswegen versuche ich auch nie eine bestimmte rolle zu spielen. ich finde es einfach affig wenn man sich in jeder situation verstellen muss nur um irgendwie gut rüber zu kommen. was stören mich die anderen ich bin einfach so wie ich sein will egal wie die anderen reagieren, ich denke das ist die beste lösung . wer sich verstellen muss ist einfach nur dumm.

[KC]Cunner
28.10.2003, 02:18
@jabbaba: du MUSST es nicht, du TUST es. Es ist ganz natürlich, dass der Mensch so handelt. Genaz einfach, weil seine Umwelt auch nicht immer gleich ist. Bildlich gesprochen, streichelt man ja auhc nicht den geifernden Wolf, sondern das Kaninchen. Vor dem Wolf rennt man weg, oder versucht ihn zu kloppen oder sonst wie zu besänftigen (jaja meinetwegen auch durch Streicheln). Andere Situationen erfordern eben anderes Verhalten. Es ist klar, das man sich nicht grundlegend ändern ´muss, manche ändern ihre Rolle eben mehr, andere weniger, was es auch so schwer macht, Menschen richtig einzuschätzen.
Es kommt bei diesem Rollenspiel aber auf die Intention an, mit der man sich verstellt. Tut man dies, um beiden Seiten eine einfachere und erfolgreichere Kommunikation zu ermöglichen, so ist das imo OK, man spielt nur einen anderen Aspekt seiner selbst aus. Allerdings vorgetäuschtes, geheucheltes Verstellen ist absolut verwerflich. Nur um den eigenen Vorteil bedacht ist imo die Grenze des tatsächlichen "selbstseins" überschritten - in diesem Moment spielt man tatsächlich jemand völlig anderen.

Zum Thema allein sein steht auch ein interessantes Kapitel i Hagakure:
ein wahrhaft aufrichtiger und reiner Mensch verhält sich in Einsamkeit so, wie sich auch sonst bemühen würde, zu verhalten. Ein schwacher Charakter nutzt hingegen die unbeobachteten Momente für persönliche Laster. (alles frei und aus dem GEdächtnis wiedergegeben.)

Yuna
28.10.2003, 02:37
Klar spielt jeder so seine Rolle und jeder spielt auch verschiedene Rollen ich seh das schon lange so °~°'''
ich verhalte mich ja automatisch bei jedem Menschen ein wenig anders, wie schon gesagt wurde, Trotzdem verstelle ich mich nicht. Denn ich bin wie ich bin mit verschiedenen facetten ^^

Aber da ich nicht nachgaukeln will, was die anderen sagen, wars das für mich an der Stelle ( obwohl ich mir die anderen Posts eigentlich gar nicht durchgelesen habe sondern höchstens überflogen XDD). Wollte nur kurz mein Statement dazu abgeben ^^

Cyaz

flow
28.10.2003, 03:17
Man spielt seine Rolle ebn, egal ob man es will oder nicht.
Meistens um besser in der Öffentlichkeit zu stehen oder anerkannt zu werden, wiederum um seine Meinung entscheident zu vertreten.

Aber ich bleibe lieber ich selbst und hab eben meine Meinung.

Edit @Pyrus: Kein Kommentar bitte:rolleyes:

Pyrus
28.10.2003, 04:25
Original geschrieben von [KC]Cunner
Vor dem Wolf rennt man weg, oder versucht ihn zu kloppen oder sonst wie zu besänftigen

http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/2/smiliez.de_2124.gif Ich musste so lachen, dass mir jetzt der Hals weh tut... Wer hat lust von Cunner besänftigt zu werden? Ich nicht mehr, nach der ersten Möglichkeit jemanden zu besänftigen, die ihm einfällt.

@flowster: Weshalb soll ich keinen Kommentar zu deinem Post abgeben? Sorry, das raff ich jetzt absolut nicht. Naja, ich sag mal nix zu deinem Post, aber sag mir doch bitte noch, weshalb gerade ICH nix dazu schreiben soll.


Das mit der Rolle hat ja sehr viel mit Anpassung zu tun, oder besser gesagt: man handelt immer so, wie man es für angebracht betrachtet. Die Faktoren sind dabei eben jene, die ich schon einmal genannt habe: "Wie meine Rolle aussieht, hängt von den anderen Personen, dem Raum in dem ich mich befinde und der Zeit ab. Und natürlich von dem, wie ich meine eigene Person sehe, von meinem Selbstbild." Ich werde also versuchen so zu handeln, dass es allen Aspekten so gut wie möglich entspricht. Ist die Zeit knapp, werde ich mich kurz fassen, ist mein Gegenüber eine hübsche Frau, so werde ich mich darum bemühen freundlich zu sein. Es kann aber auch sein, dass ich mich nur wenig anpasse, da es nicht mit meinem Selbstbild zu vereinbaren wäre. Die angebrachte Rolle wäre also dann also weniger angepasst.

flow
28.10.2003, 22:36
@Pyrus:
Da es mir oft vorgekommen ist, dass du meine Post auf irgend eine Weise runtermachst.Ist dir vielleicht nicht so vorgekommen oder es ist dir nicht weiter aufgefallen, aber eben mir.
Und daher hab ich schon vorher gesagt du sollest es lassen.

cojonesDelToro
29.10.2003, 05:26
Geiles Thema Pyrus!
muss dir voll und ganz zustimmen! ich bin auch der meinung dass jeder und vor allem in fast jeder situation theater spielt! ich selber merke das vor allem in der schule! in deutsch zum beispiel reagiere ich auf die frage ob es einen gott gibt anders als im reli unterricht! jedoch hängt auch mein generreles befinden davon ab wie ich agiere bzw. spiele!
eine these , die ich als beweis darlegen möchte ist folgende:
leute die sich einfach so geben wie sie sind , die ganz natürlich sind und allen sagen was sie denken und fühlen , ohne sich zu verstecken , haben es oft schwerer zu leuten kontak aufzunehmen alls leute , die krampfhaft versuchen so zu sein wie alle anderen und damit meistens auch theater spielen! das anpassen einer person an den mainstream ist ja eine art theater spielen! man verkleidet sich ( mit klammoten die man vielleicht gar nicht mag ) um leuten zu gefallen! eben wie ein schauspieler!
aber ich denke dass dieses verhalten tief in der menhsclichen seele verankert ist! die leute haben vielleicht teilweise sogar angst sich so zu geben wie sie wirklich sind , da das theaterspielen alles viel leichter macht!
naja das war so meine meinung dazu , ein echt spannendes thema!

Ps naja viel davon wurde ja vorher auch schon gesagt , hatte das aber nicht durchgelesen! sorry wenn ichn paar sachen wiederholt hab!

mogajon
29.10.2003, 13:57
Die Frage ist eigentlich: Wer spielt heutzutage keine Rolle mehr?
Jeder Mensch versucht sich den anderen so zu präsentieren wie er glaubt das sie ihn sehen wollen. Manche Menschen verlieren dabei ihr wirkliches Ich. Wann hat das eigentlich angefangen mit diesem "Rollenspiel"? Steinzeit? Mittelalter?

Gruß an alle FF-Zocker

PS: Wie fügt man ne Grafik ein? :confused:

Pyrus
29.10.2003, 16:52
Ich glaube die letzten beiden hier haben nicht ganz verstanden worauf ich hinauswollte. Es geht nicht darum, dass man sich verstellt, dass man nicht "sich selbst" ist und sich selbst entfremdet um bei anderen Menschen besser dazustehen. Es geht darum, dass man die Welt als eine Bühne betrachten kann, auf der Theater gespielt wird. Niemand kann nicht mitspielen. Manche spielen vielleicht oft einen alternativen Typen, doch damit vertreten sie eine nicht minder wichtige Rolle im ganzen Theaterstück. Mit diesem Topic wollte ich nicht der Gesellschaft oder unserer Kultur Unechtheit unterstellen, sondern lediglich auf eine Eigenschaft jedes Menschen in jeder Zeit und jeder Kultur ansprechen.

@mogajon: Um ein Bild im Forum darzustellen, muss besagtes Bild im Internet sein. Einfügen kannst du es mit dem Code [*img]url vom Bild[*/img] (wobei du die Sterne im Code entfernen musst, die habe ich nur hineingesetzt, damit das Forum den Code nicht automatisch umwandelt).