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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ist Macht eine Krankheit?



Lee
07.09.2003, 05:02
Krankheit
morbus nosos pathoslateinisch Morbus, griechisch Nosos, Pathos

Störung der Lebensvorgänge in einzelnen Organen oder dem gesamten Organismus, die sich durch subjektiv empfundene oder objektiv feststellbare körperliche, seelische oder geistige Veränderungen ausdrückt.
Wissen.de

Das Problem dabei ist vielleicht der jeweilige, persönliche "Krankheitsbegriff".
In mehreren Gesprächen zum Thema Krankheit hab ich oft die Meinung gehört, dass die Krankheit nicht unbedingt das ist, woran man leidet - sondern in "manchen Fällen" (?) lediglich ein Anzeiger dafür, dass mit einem irgendwas nicht in Ordnung ist.
So betrachtet, macht mir meine Fragestellung ein kleines Problem...^^ *Blahblahblahhh...*

Wenn ich das deutsche Wort "Macht" nehme, kann ich es von "machen" herleiten. Wenn jemand also die Initiative ergreift, übt er automatisch Macht aus. Da es aber nun mal unterschiedliche Charaktere gibt (von "Ich mach das!" über "Verantwortung? Nö... muss nicht sein..." bis zu "Lass das besser jemand anderen machen, ich kann sowas eh nicht."), muss so eine Machtergreifung ja nicht unbedingt falsch, schlecht oder gar verwerflich motiviert sein.
Aber was den "Machttrieb" angeht, so wird der vermutlich auch so unterschiedlich ausgeprägt sein, wie andere Eigenarten oder Fähigkeiten auch...



Macht

die Summe von Mitteln und Fähigkeiten, eigene Absichten durchzusetzen...
Wissen.de

Wenn diese "eigenen Absichten" z. B. dem Allgemeinwohl dienlich sind und ein gewisser Vorteil ohne einen derartigen "Machthaber" nicht erreicht würde, dann wäre wohl von einem "Segen" die Rede...
Andererseits würde man den Machtausübenden im gegenteiligen Fall als Despoten oder so beschimpfen...

Dennoch wäre Macht und besonders die Gier die Macht zu behalten eine menschliche geistige Krankeit, genau wie Schizophrenie, Depressionen etc..

Was ist eure Meinung dazu?

Lysandros
07.09.2003, 05:20
Meiner Meinung nach, hast du deinen Standpunkt, warum du Macht als Krankheit bezeichnest, nicht sehr gut erläutert. Also meine Frage wäre nun, warum soll Macht eine Krankheit, wie Schizophrenie, Depressionen etc. sein? Ich verstehe den Zusammenhang überhaupt nicht.

Hyperion
07.09.2003, 05:31
Ah, toll! Soziobioloige! :A

Da wird es vielleicht wieder zu richtigen Diskussionen kommen. :)

Original geschrieben von Lee
Dennoch wäre Macht und besonders die Gier die Macht zu behalten eine menschliche geistige Krankeit...

Mit Sicherheit nicht "menschlich". Machtmissbrauch ist IMO (und nicht nur meiner Meinung nach) menschlich sondern natürlich.

Macht führt automatisch zu Machtmissbrauch. Selbst das Behalten der Macht ist im Grunde genommen Machtmissbrauch.

Beispiel Wolf:
Das Alphatier wird immer (aus gutem Grund http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_057.gif ) versuchen, seine Macht zu behalten. Er wird gegen seine Gegner innerhalb der Gruppe kämpfen, damit er weiterhin das Alphatier ist.
Das Tier hat eben nur sein durch die Evolution erhaltenes Verhalten und kann nicht selbständig handeln. Deshalb unterscheidet die Natur weder gut noch böse.

Wir Menschen können jedoch Verhalten und Handeln. Unser Handeln können wir selber beeinflussen. Dadurch haben wir ein soziales Denken aufgebaut und wir unterscheiden gut und böse. Da wir unser Handeln bewusst sind, können (leider nicht müssen) wir Machtmissbrauch vermeiden. Aber dies ist nicht immer der Fall.
Oder glaubt ihr, ein Vorgesetzter wechselt seinen Posten mit einem Untergebenen, weil dieser besser ist? Treten Politiker zurück, weil sie jemanden gefunden haben, der ihre Arbeit besser erledigt? etc.
Nein, im Gegenteil! Eigene Fehler werden kaum zugestanden, was auch natürlich ist. In der Natur darf niemand Schwäche zeigen.

Als Krankheit kann man dies also nicht bezeichnen, wenn man nicht gleich der Meinung ist, die ganze Natur sei krank.

Fazit: Machtmissbrauch bei Menschen ist keine Krankheit sondern ein Relikt aus unseren Vorfahren, den Menschenaffen. Die Gesellschaftsstruktur hat sich in den letzten paar 1000 Jahren nur so schnell entwickelt, dass das Individuum geistig nicht nachkommen konnte und deswegen teilweise noch als "Höhlenmensch" bezeichnet werden kann.

@Lee
Bist du aufgrund den heutigen Meldungen aus Israel/Palästina auf das Thema gekommen? Oder nur so?

Truth Hurts
07.09.2003, 05:32
Genau wie Krankheiten zerstört die Macht deine Seele und verändert einfach dein ganzes Leben, meistens im negativen Sinne. sie lässt dich denken, dass du etwas Besseres bist, dass du die Macht behalten musst und zerstört somit deinen Charakter, sowie AIDS dein Immunsystem zerstört.

Die meisten Menschen werden durch Macht gierig, egoistisch und arrogant. Sie verändert einen von Grund auf, und man kann sich auch kaum dagegen wehren. Natürlich muss das nicht bei jedem Menschen zu treffen, aber es gibt genug Beispiele dafür zu nennen.


Meinst du das damit, Lee?

Lee
07.09.2003, 06:14
Original geschrieben von Lysandros
Meiner Meinung nach, hast du deinen Standpunkt, warum du Macht als Krankheit bezeichnest, nicht sehr gut erläutert.

Krankeit= Störung der Lebensvorgänge in einzelnen Organen.

Stell dir nun die Menschheit als einzelnen Organismus vor.
Wäre dann nicht ein Mensch(in dem Fall eine Teil der Organismus.) eine gefährdung des selben, wie vielleicht Krebs(im Grunde das Verflangen der Zelle nicht sterben zu wollen und sich zu vermehren) eine gefährdung der Menschen wäre.

Es gab schon häufig Fälle wo das verlangen einzelner Menschen das Ende von ganzen Staaten bedeutet hat.(beliebtes Beispiel Nero)


, warum soll Macht eine Krankheit, wie Schizophrenie, Depressionen etc. sein?
Weil der Verlangen nach Macht den Organismus(die Gesellschaft oder auch den einzelnen Menschen) vernichten kann.
Vielleicht ein Beispiel:
Es gibt Work Acholics, Personen die 24 Stunden am Tag arbeiten, um mit dem Ziel mehr Anerkennung, Geld oder Macht im Endeffekt zu bekommen.
Dabei kann es passieren das sie ihren eigenen Körper zerstören, genau wie Leute mit Depressionen die sich zum Schluß selber umbringen.



Als Krankheit kann man dies also nicht bezeichnen, wenn man nicht gleich der Meinung ist, die ganze Natur sei krank.
Krankeiten sind also kein Teil der Natur?;)



Fazit: Machtmissbrauch bei Menschen ist keine Krankheit sondern ein Relikt aus unseren Vorfahren, den Menschenaffen.

Nochmal, Fettleibigkeit und im "Grunde" auch das älter werden, sind auch nur ein paar der Relikte aus unserer Zeit als Menschenaffen und wir könnten sie aus der heutigen Sicht auch als Krankeit bezeichen, weil sie uns mehr schaden als nützen.
Ich meine wir könnten alle Krankheiten "survival of the fittest" als Relikt bezeichen.

Ich meine nur, das wir als heutige Gesellschaft ebenfalls die Gier nach Macht und seine Sympthome als Krankheit bezeichnen könnten.


@Lee
Bist du aufgrund den heutigen Meldungen aus Israel/Palästina auf das Thema gekommen? Oder nur so?
Nein, wieso?


Meinst du das damit, Lee?
Ja.^^

Hyperion
07.09.2003, 07:01
Original geschrieben von Lee
Krankeit= Störung der Lebensvorgänge in einzelnen Organen.

Es kommt eben darauf an, wie man Macht definiert.
Da nicht jeder 24h arbeiten muss, um an Macht zu gelangen, haben einige keine Störung der Lebensvorgänge, nur weil sie an mehr Macht kommen wollen.


Krankeiten sind also kein Teil der Natur? ;)

Reine Definitionssache. Die Menschein konnte sich zum Teil von der Natur abkoppeln (natürlich nicht ganz, da wir immer noch essen, drinken, schlafen, etc. müssen. ;) ). Dadruch haben wir einige naturbedingte Probleme lösen können; z.B. Witterung, Nahrungssuche, etc.
Dafür gab es neue (gesellschaftliche) Probleme. So gibt es in der Natur keine eigentlichen Stresssymptome wie wir es aus der Arbeitswelt kennen. Klar, die Auswirkungen sind köperlich bemerkbar, aber nicht wegen irgendwelcher Naturgesetzen.

Als eigentliche Krankheit definiere ich Auswirkungen auf den Körper, die aus natürlichen Eregern (Viren, Bakterien) erzeugt werden und durch Heilmittel (sofern vorhanden) behoben werden können.

Was du als "menschliche geistige Krankheiten" definierst, sehe ich als Auswirkungen auf den Körper, die durch Selbstreflektion des Menschen behoben werden können.
Beispiel Macht:
Wenn einem den naturgebenen Machtmissbrauch bewusst wird, kann sein Handeln danach ausrichten. Leider tut er es eben nicht, weil er seine Vorteile nicht aufgeben will. Ich finde es aber eine Ausrede, wenn ein "Machtbesitzer" dann sagt, "ich bin krank und kann wegen fehlender Heilmethoden nicht kuriert werden." Genauso ist es, wenn er sagt, "Machtmissbrauch ist naturgegeben", aber verheimlicht, dass er sehr wohl dank Selbstreflektion etwas dagegen tun könnte.


Nochmal, Fettleibigkeit und im "Grunde" auch das älter werden, sind auch nur ein paar der Relikte aus unserer Zeit als Menschenaffen und wir könnten sie aus der heutigen Sicht auch als Krankeit bezeichen, weil sie uns mehr schaden als nützen.

Altern ist keine Krankheit, sondern eines der Naturgesetze, von denen wir uns eben nicht abkoppeln konnten.

Fettleibigkeit: Ist ähnlich ein Relikt aus "alten Tagen". In der Natur gibt es eben kaum zu viel Nahrung. Und wenn ja, dann essen die Tiere etwas mehr, um für schlechte Zeit vorgesorgt zu sein (die meist auch kommen, da die Natur niemals im Gleichgewicht war). Da es einigen Menschen in den Industrieländern nicht bewusst ist, dass solche Nahrungsüberschüsse keine Ausnahme ist, essen diese (unbewusst) zu viel. Dies kann man auch nur "heilen", wenn dieser Person sein Handeln bewusst wird. Tabletten, die irgendwie den Appetit stillen sollen, sind nur Symptombekämpfung.
Das Gegenteil ist jedoch Magersucht:
Diese "geistige Krankheit" ist in dieser Zeit aufgetreten und gibt es in der Natur nicht. Auch hier fehlt die nötige Selbstreflektion, welches der Person erkennen lässt, wie schlecht ihr Handeln ist.


Ich meine wir könnten alle Krankheiten "survival of the fittest" als Relikt bezeichen.

Hmm... Ich verstehe den Satz nicht ganz. Ist aber auch spät. Vielleicht komme ich mogern darauf, was du meinst und antworte dann darauf.


Nein, wieso?

War nur so eine Vermutung...

Lysandros
09.09.2003, 03:10
Original geschrieben von Lee

Weil der Verlangen nach Macht den Organismus(die Gesellschaft oder auch den einzelnen Menschen) vernichten kann.
Vielleicht ein Beispiel:
Es gibt Work Acholics, Personen die 24 Stunden am Tag arbeiten, um mit dem Ziel mehr Anerkennung, Geld oder Macht im Endeffekt zu bekommen.
Dabei kann es passieren das sie ihren eigenen Körper zerstören, genau wie Leute mit Depressionen die sich zum Schluß selber umbringen.


Die Betonung liegt hier auf vernichten kann; das Machtstreben dient auch dem einzelnen Individuum seinen Stellenwert zu erhöhen und damit ebenfalls eine größere Chance zum Überleben zu haben. Die Natur erfindet nichts ohne Grund und deswegen würde ich nicht sagen, dass Macht eine Krankheit ist.

Rübe
09.09.2003, 06:27
Ich glaube es wurde schon erwähnt, dass Macht (bzw. Machausübung) keine rein menschliche Eigenschaft ist. Macht ist IMHO das Erkennen und Ausüben eines Bestimmten Potentials andere DInge zu beeinflussen. Zum Beispiel: Wenn du Gemüse kochst (klingt jetzt seltsam, aber ich hab mir schon einige Gedanken über dies gemacht) ist das im Grunde gar nicht nötig (iss deine Karotten roh!), aber weil wir das Potential zum Kochen erkannt haben, nutzen wir unsere "Macht" über das Essen und beeinflussen es. Das geschieht IMHO automatisch (ich sehe jetzt mal von gewissem moralischen Denken ab). Macht ist keine Krankheit sondern viel eher ein Programm wie der Fortpflanzungstrieb, der Überlebenssinn ect. da sie so oder so irgendwann bei jedem von uns zur Debatte steht (genau wie die Fortpflanzung) und es kaum Möglichkeiten gibt, sich ihr zu entziehen (ich bin Realist: Das Gute im Menschen existiert nunmal nicht und jeder ist ein Egoist...)