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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Underground-Games



Mznbio
09.06.2023, 03:47
Hi.
Ich denke in letzter Zeit viel über den Zustand der Szene der nicht kommerziell orientierten Hobbyentwickler (seien es Menschen die mit eigenen Engines arbeiten, Menschen die fertige benutzen, Modder, oder die Nutzer der diversen "Maker"-Programme) nach.
Meiner Meinung nach gibt es viele Menschen die in diesem Bereich aktiv sind, die entsprechenden Szenen sind aber auf diverse kleinere Foren verteilt - da mittlerweile viele kommerzielle Anbieter im Indiebereich aktiv sind, ist es für Hobbyisten schwierig Sichtbarkeit zu erhalten. Die alten, kleineren Communities sterben - so meine Betrachtung - langsam aus.

Wäre es für euch attraktiv in einem gemeinsamen (dann wohl englischen) Kommunikationskanal mit (nicht kommerziell orientierten) Entwicklern von Videospielen die auch mit anderen System arbeiten aktiv zu werden? Und wenn ja - welche Software erscheint euch für einen derartigen Kommunikationskanal geeignet?

Grüße
Mznbio

Maturion
12.06.2023, 19:26
Nunja, es gibt ja schon genug englische Maker-Webseiten, die sich teils auch für Indieentwicklung im Allgemeinen geöffnet haben. Discord ist heute wohl die Plattform der Wahl, aber ich glaube auch da wird es wahrscheinlich ebenfalls genug Server geben. Zumindest in den klassischen Maker-Foren sehe ich nicht, dass unkommerzielle Projekte gegenüber kommerziellen Projekten untergehen. Ich fürchte, wenn man hier noch mal ganz scharf trennt, zwischen kommerziell und unkommerziell, spaltet man die ohnehin schon kleine Community weiter. Außerdem glaube ich, dass viele kommerzielle Projekte zwar nominell Geld kosten, aber in der Praxis wahrscheinlich nicht ansatzweise die Entwicklungskosten (Zeit ist auch Geld) reinspielen. Von daher mag jemand mit dem eigenen Projekt vielleicht Geld einnehmen, aber letztlich ist das ganze oft weiterhin ein Hobby, für das man nach jahrelanger Arbeit ein kleines bisschen Geld bekommt.

Mznbio
12.06.2023, 22:45
Hi Maturion,
bin - zugegeben - seit einigen Jahren nichtmehr im Bereich der "Maker"-Programme aktiv gewesen. Beim Browsen hatte ich schon eher den Eindruck dass die diversen Communities etwas im eigenen Saft schmoren, aber vielleicht täusche ich mich da auch. Ein Projekt bei dem nie die (realistische) Erwartung besteht dass eine nennenswerte Summe eingespielt wird ist nach meiner Auffassung nicht kommerziell, denn die Entwickler würden wohl wesentlich mehr verdienen wenn sie in dieser Zeit arbeiten (oder sich mit einem Hut in eine Fußgängerzone stellen) würden. Die meisten Hobbydevs mit denen ich mich unterhalten habe schreiben mit ihren Projekten defacto (ohne die Zeit einzurechnen) rote Zahlen. Anders sieht es aus wenn im Vorfeld nennenswerte Summen investiert und (mit Gewinn) wieder eingespielt werden sollen, ein Publisher mit im Spiel ist oder ein größeres Budget für Marketing eingesetzt wird. Ich glaube Dir dass das bei den Makertiteln derzeit kein größeres Problem ist - im allgemeinen Indiebereich aber durchaus (zumindest aus der Perspektive derjenigen die nicht-kommerzielle Titel spielen, entwickeln und besprechen wollen).

Der anvisierte Kommunikationskanal wäre kein Ersatz für bestehende Communityinfrastrukturen - eher ein Ort um sich gegenseitig zu finden, sich mit anderen zu vernetzen, Feedback zu Projekten auszutauschen, Kooperationen zu planen etc. - Dinge die in vielen der geschrumpften oder kleinen Communities schwer oder garnicht möglich sind.

Für den Anfang habe ich ein Subboard auf Lemmy für diesen Zweck eröffnet; viel ist noch nicht los, aber vielleicht bekommen wir ja etwas hin.
https://lemmy.ml/c/undergroundgaming

sorata08
14.06.2023, 07:48
Beim Browsen hatte ich schon eher den Eindruck dass die diversen Communities etwas im eigenen Saft schmoren, aber vielleicht täusche ich mich da auch.

Verbindungsmöglichkeiten - gemeinsame Aktionen, Projekte, Wettbewerbe oder auch einfach nur der gemeinsame Austausch - laufen da eher über Plattformen wie Discord ab. Da gibt es also schon durchaus einen Austausch zwischen Communities.


Ein Projekt bei dem nie die (realistische) Erwartung besteht dass eine nennenswerte Summe eingespielt wird ist nach meiner Auffassung nicht kommerziell, denn die Entwickler würden wohl wesentlich mehr verdienen wenn sie in dieser Zeit arbeiten (oder sich mit einem Hut in eine Fußgängerzone stellen) würden.

Was du persönlich als "kommerziell" auffasst, ist aber für die (lizenz-)rechtliche Definition unerheblich. Verlangst du Geld für dein Werk oder bekommst welches durch Werbung, Spenden etc. dann ist es kommerziell - weil damit erstmal die Absicht zur Gewinnerzielung im Raum steht.
Ob man tatsächlich Gewinn macht oder wie man das vielleicht für das Finanzamt anders deklariert, ist dann nochmal ein anderes Thema.


Der anvisierte Kommunikationskanal wäre kein Ersatz für bestehende Communityinfrastrukturen - eher ein Ort um sich gegenseitig zu finden, sich mit anderen zu vernetzen, Feedback zu Projekten auszutauschen, Kooperationen zu planen etc. - Dinge die in vielen der geschrumpften oder kleinen Communities schwer oder garnicht möglich sind.

Warum dann nicht einfach einen Discord-Server aufmachen oder einem für solche Themen beitreten, um gleichgesinnte zu finden?

MfG Schilderich
Team FervorCraft

Mznbio
14.06.2023, 17:24
Hi.

Um kurz den Duden zu zitieren:
Bedeutungen, "Kommerziell":
a) den Handel betreffend, geschäftlich
b) Geschäftsinteressen wahrnehmend, auf Gewinn bedacht

nach keiner der beiden Varianten wäre ein kostenpflichtiges Spiel zwangsläufig kommerziell. Sehe hier aber durchaus Raum für Diskussionen ;).

Bin kein Fan von Discord und bin eher auf offenen Plattformen unterwegs, wenn es Dinge in die Richtung gibt schaue ich sie mir aber gerne an. Kannst Du mir derartige kollaborative Discord-Server empfehlen?
Nebenbei: Ich habe tatsächlich eine in die Richtung adressierte Lemmy-Instanz aufgemacht: https://lemmy.ml/c/undergroundgaming ; derzeit noch eher mäßiger Betrieb.

La Cipolla
14.06.2023, 17:32
Bei "kommerziell" wirst du in der Maker-Szene eigentlich immer die Definition "es macht Geld" antreffen, weil es für so viele Aspekte entscheidend ist: Darf ich Ressource XY benutzen? Muss ich mich mit Lizenzen u.ä. auseinandersetzen? Muss ich Steuern abdrücken? Etc. Und als Erweiterung natürlich, weil kommerzielle Maker-Spiele (gerade auch hier) lange skeptisch gesehen wurden. Das ist aber nicht mehr so, kann ich freudig berichten, ich habe für meins keinen einzigen (!) negativen Kommentar bekommen. =]

Mznbio
14.06.2023, 17:47
Hi.
Ich sehe, für euch stehen hier primär die lizensrechtlichen fragen im Vordergrund; die spielten bei uns in der Form keine Rolle da unsere Spiele entweder selbstgemachte Grafiken oder CC-By-SA 4.0-Assets nutzten.
Daher noch kurz Ausdrücklich: Die Lizenzrechtliche Definition steht hier nicht im Vordergrund, es geht um die kommerzielle Ausrichtung - insbesondere ob das Spiel an die Bedürfnisse des Marktes angepasst ist, oder so umgesetzt wurde wie die Entwickler_innen es für richtig erachtet haben.

Dein Spiel klingt - den Reviews nach - übrigens nett ;).

sorata08
14.06.2023, 18:15
Bei "kommerziell" wirst du in der Maker-Szene eigentlich immer die Definition "es macht Geld" antreffen, weil es für so viele Aspekte entscheidend ist: Darf ich Ressource XY benutzen? Muss ich mich mit Lizenzen u.ä. auseinandersetzen? Muss ich Steuern abdrücken? Etc. Und als Erweiterung natürlich, weil kommerzielle Maker-Spiele (gerade auch hier) lange skeptisch gesehen wurden.
This. Mir ging es auch eher darum, dass Lizenzinhaber*innen so eine persönliche Definition nicht zwangsläufig teilen werden, egal wie wenig Gewinn man tatsächlich macht.
Und da geht ja nicht mal nur um große Firmen, sondern auch simple Freelance-Künslter/-Programmierer*innen, die für kommeziellen Gebrauch ihres Contents andere Konditionen haben. Da fände ich es als Entwickler albern, die Kommerzialität abzustreiten, nur weil ich rein realistisch rote Zahlen schreibe. xD


Bin kein Fan von Discord und bin eher auf offenen Plattformen unterwegs, wenn es Dinge in die Richtung gibt schaue ich sie mir aber gerne an. Kannst Du mir derartige kollaborative Discord-Server empfehlen?
Pauschal würde ich das Gamedev Café (https://discord.gg/NmSSzwb), das rmarchiv & makerpendium (https://discord.gg/YZDK5fS) und auch Indie World Order (https://discord.gg/vXD5sGw).
Ob die deinen Vorstellungen oder Erwartungen entsprechen können - auch im Hinblick auf das Manifest auf deiner verlinkten Seite - musst du dann natürlich schauen.
Kreative Zusammenarbeit und Austausch für Freiwillige ist aber in allen Fällen gegeben. °^°


MfG Schilderich
Team FervorCraft

Edit:

Daher noch kurz Ausdrücklich: Die Lizenzrechtliche Definition steht hier nicht im Vordergrund, es geht um die kommerzielle Ausrichtung - insbesondere ob das Spiel an die Bedürfnisse des Marktes angepasst ist, oder so umgesetzt wurde wie die Entwickler_innen es für richtig erachtet haben.
Aaaah... :D
Dann reden wir hier eher von "Markt-/Mainstream-orientiert"?
Da findest du in der Makerszene - abgesehen von Accessibility - eigentlich kaum etwas. Alleine schon von der Entwicklungsdauer unserer Spiele sind wir sehr... unprofitabel. xD

Mznbio
14.06.2023, 23:26
Danke für die Invites :).


Aaaah...
Dann reden wir hier eher von "Markt-/Mainstream-orientiert"?
Da findest du in der Makerszene - abgesehen von Accessibility - eigentlich kaum etwas. Alleine schon von der Entwicklungsdauer unserer Spiele sind wir sehr... unprofitabel. xD

Genau!
Davon ging ich schon beinahe aus - wer den RPG-Maker benutzt jagt in der Regel keine Milliarden ;).
Ich versuche derzeit derartige Szenen zu finden und zu vernetzen; schon vor ein paar Monaten habe ich angefangen aktiv nach ambitionierten Hobbyprojekten zu suchen und sie zu reviewen. Z.T. finde ich tolle Sachen, der Aufwand ist aber relativ hoch - eben weil es bisher kaum relevante Vernetzungspunkte gibt.