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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Aschländer



weuze
29.05.2020, 02:09
HalloHallo :)

Ich weiss nicht so ganz sicher wo ich sowas hinparken soll, das ist nicht wirklich ein RP mit gebautem Chara, sondern eher eine (fortlaufende) Geschichte. Die ich so zur wuasi eigenen Entspannung runterschreibe. Weder in den Fanfic-Thread, noch in den normalen RPG-Thread passt das wirklich.

Wenn ihr, Mods, meint zu glauben wo das hier am besten hinpasst, dann bitte verschieben ;) Aber bitte nicht in den allgemeinen RPG-Thread, sonst ist die Geschichte am Ende auseinandergerissen, das wär ein bisschen blöd.

weuze
29.05.2020, 03:56
Der wütende Aschesturm peitschte den Teppich, welcher als Eingang der Yurte fungierte und normalerweise Staub, Kälte und Ungeziefer draußen hielt, wild herum. Ein Argonier mühte sich sichtlich damit ab den eigentlich sehr starr gewobenen Stoff gleich hinter sich wieder so zu befestigen, dass nicht noch mehr Sand und Ascheflocken von draußen hereingetragen wurden.
"Ein grausiger Sturm... Die Guar sind versorgt." Sagte der Argonier, nachdem er den Teppich endlich wieder an Ort und Stelle gebändigt hatte und sich in den Innenraum der Yurte umdrehte. Es war auf den ersten Blick ein Zelt, wie man es von den Aschländern eigentlich traditionell gewohnt war: Das Konstruck selbst war aus großen, sehr schweren Lederplanen in dunklen Braun- und Schwarztönen, in der Mitte stacken zwei massive Holzstangen im Boden und trugen das Dach. Dazwischen prasselte ein kleines Feuer in einem Ring aus bröseligen Felsbrocken wie sie im Aschland zu Hauf herumlagen. In anderen, nicht so trockenen Regionen der Insel hätte eine simple Mulde im Boden gereicht, im Aschland war aber alles derart staubtrocken, dass auch nur kleinste Verwehungen von Glut nicht riskiert werden durften. Gegenüber des Zelteingangs stand ein niedriger Tisch auf einem sehr großen, rostbraunen Teppich aus Wolle - ein klares Zeichen für den Wohlstand der sich in diesem Besitz spiegelte. Wolle oder ähnlich feine Stoffe waren auf Vvardenfell, einer geographischen Ecke, die eigentlich für Lederhandwerk gekannt wurde, die Ausnahme und musste normalerweise importiert werden. Links und rechts lagen jeweils eine sehr dicke Schlafmatte auf einer isolierenden Ledermatte auf dem Boden. Abseits des Feuers über welchem ein massiver Messingtopf an einem Haken hing, wurde der Raum von zwei Papierlaternen beläuchtet; nicht die extravaganten, die oft bei Ashkans gesehen werden konnten, sondern schlichte Lichtspender mit ganz leichtem Blauton im Papier. Normalerweise wäre von draußen noch das sanfte Klimpern eines hölzernen Windspiels zu hören, allerdings wäre diese banale Zierde dem Sturm zum Opfer gefallen weshalb es schon vor Stunden, als das Zelt erst halb aufgebaut gewesen war, bereits schon wieder abgehängt worden war.
Der Kessel verbarg seinen Inhalt unter einem Deckel, der Geruch war jedoch unverkennbar! Kerem Aspartames Eintopf aus Fleischresten der vortägigen Schlachtung eines alten Guars aus der Karavane. Die besten Stücke waren gut verpackt und aufbewahrt um sie in drei Tagen - wenn es das Wetter denn zulassen würde - auf dem Markt in Ald'Ruhn zu verkaufen. Die weniger besonderen Schnitte und das, was da jetzt wohlwollend als Reste umschrieben, in dem Topf vor sich hinbrodelte, stellten die Rationen von der sich die Karavane in den nächsten knapp eineinhalb Wochen ernähren würde bis sie endlich Ald Velothi erreichten.
Kerem saß bereits bequem auf dem Boden an dem niedrigen Tisch. Vor sich eine kleine Schüssel aus grün gebranntem Ton. Ihm gegenüber war ebenfalls ein Gedeck hergerichtet. Die Schüssel des Argoniers hatte allerdings eine wilde Mischung aus blau und rot - ein bisschen wie der geschuppte Kopf des Argoniers, der sich jetzt die Beinschienen aus Chitin abschnallte und neben sich an den Eingang legte. Daneben lehnte er seinen Holzstab aus einem Holz von dem nur er wusste woher es gekommen war. Der Stab hatte schon einiges mit- und überlebt, es war außerordentlich stabil. Kerem glaubte insgeheim, dass sein Freund irgendwoher den Ast eines Histbaumes nach Morrowind geschmuggelt hatte. Der Argonier streifte sich die grobe Weste aus Leder und Fell ab. Dabei versuchte er so wenig Staub wie möglich im Raum zu verteilen. Erst jetzt zeigte sich die ganze Pracht des gehörnten Kopfes. Kerem gehörte unter den Dunmern schon eher zu den betagteren, auch wenn einige der uralten Tempeldiener oder auch einige Telvanni ihn noch als Jungspund bezeichnen würden - und damit auch irgendwie Recht hätten - so zählte der Dunmer mit Lebensjahren im dreistelligen Bereich schon zu Individuen die die meisten anderen Völker Tamriels an Lebensspanne bereits weit hinter sich gelassen hatte. Wie alt der Argonier aber war konnte Kerem höchstens erahnen. Oft kam es ihm so vor als wäre die tatsächliche Farbe der Schuppen in dessen Gesicht nur noch ein blasses Abbild einstiger Jugend. Die Hörner, obwohl prachtvoll einmalig gekräuselt, zeigten ebenfalls den einen und anderen Sprung und an der Spitze hatten sie längst nicht die scharfe Rundung anderer, deutlich junger Argonier. Doch die Bewegungen verrieten eine innere Gespanntheit, die dem optischen Alter deutlich widersprach. Zudem leuchteten die Farben der Schuppen am Kopf an seltenen Tagen auf als wäre der Argonier gerade erst geschlüpft - Kerem konnte sich in all den Jahren die sie beide jetzt diese Karavane durch Vvardenfell führten, nie einen Reim auf die Ursprünge dieser gelegentlichen Anflüge plötzlicher Jugend machen. Aber wie bei so vielen anderen Gelegenheiten hatten sich beide nie viel daraus gemacht sich gegenseitig nach solchen Details zu fragen. Der Argonier war ohnehin oft am Rande zur Grießgrämigkeit unterwegs und zog es vor das durchaus freundschaftliche Band zwischen ihnen beiden als selbstverständlich gegeben zu erachten - diese Auffassung allein gäbe in einem Land wie Morrowind schon genug Anlass zu spitzfindigen Fragen und Diskussionen: Ein Argonier, der das Privileg genießt nicht nur keine Sklavenfesseln zu tragen, sondern auch noch zusammen mit einem Dunmer auf gleicher Stufe eine Karavane zu betreiben und im selben Zelt wie der Elf zu schlafen. Aber auch das gehörte zu den vielen alten Hüten die sich Kerem gelegentlich aufsetzen lassen musste wenn er unterwegs auf "echte" Aschländer traf und ihm bisweilen schon abgesprochen wurde seine Yurte eine Yurte zu nennen nur weil er die tragbare Karavanenbehausung nicht nach streng traditioneller Art aufbauet. Zudem war er in den Augen einiger nichteinmal ein echter Aschländer. In solchen Augenblicken konnte Kerem lange und breit erklären dass seine Familie aus der Region zwischen Molag Mar und Vivec stammt. Ein richtiger Aschländer habe sich anders zu gebaren, und mit dieser sehr allgemein gehaltenen Ablehnung mancher seiner Landsleute war vor allem der offene Umgang mit dem Argonier gemeint.
Kerem winkte seinem schuppigen Begleiter: "Komm, setz dich Tarotaro."
Der Argonier kam der Aufforderung nach und setzte sich Kerem gegenüber. Der Dunmer blickte ihn unter einer markanten Stirnpartie heraus mit den mattroten Augen an. Das Gesicht des Dunkelelfen war schmal und die Haut hatte stellenweise durchaus Ähnlichkeit mit blau gefärbtem Leder. Genau wie der Oberkörper des Argoniers, war auch Kerem in ein einfaches rotes Hemd gekleidet - unter der schützenden Kutte wie sie Tarotaro nach dem Eintreten abgelegt hatte. Kerems Hände waren aus der Sicht des Argoniers unglaublich drahtig, Eine Eigenheit die bei Elfen und Menschen durchaus oft zu beobachten ist, welche das Schuppentier aber niemals begreifen können würde. Seine Hände waren von feinen Schuppen bedeckt - im Notfall gepanzert wie die Stahlfaust eines Ritters, im Alltag schützend, aber filigran wie die Hände einer jungen Schneiderin. Von dem strammen aber sonst eher gewöhnlichen Gesichtszug Kerems einmal abgesehen, waren die weit auslaufenden Elfenohren des Fuhrmanns ähnlich wie die Hornzier Tarotaros eine echte Auffälligkeit. Dolchlang, leicht gebogen nach hinten, liefen die Ohren spitz zu, wie die Schwerter die sie beide vor vielen Jahren mal für einen Rothwardonen quer durch die Westspalte transportiert hatten. Dazu noch der sagenhafte Irokesenschnitt der leuchtend roten Haare. Nach vorn ausladend wie der Helmbusch eines Ordinators, nach hinten stark abfallend am Hinterkopf rasiert.
Kerem saß auf seinen Füßen, Tarotaro im Schneidersitz. "Möchtest du?" Kerem deutete auf den Topf.
"Sicher, danke!"
"Ich würde ja sagen wir könnten einen Krug Greef aufmachen, aber ich trau diesen zwei Söldnern nicht ganz über den Weg... sie sind mir ehrlich zu sehr... Nord." sagte Kerem als er ihnen beiden aus dem Topf schöpfte. War der Duft des Eintopfs zuvor höchstens unterschwellig, so breitete sich jetzt der Geruch von zartem Fleisch und verschiedenem Wurzelgemüe in Brühe im Zelt aus.
"Was hast du gegen die beiden?"
"Wo liegen sie denn jetzt?"
"Sie haben sich ihr kleines Rundzelt direkt neben uns aufgebaut. Ich hätte sie auch noch zu uns gebeten, Gastfreundschaft und so, aber der Sturm ist wirklich gräßlich und es reicht wenn einer hier noch Staub und Asche hereinträgt. Zumal wir heute schon weit hinter unserem Zeitplan herhinken wegen des Wetters."
Das war Tarotaro. Im Regelfall war der Argonier nicht zwingend gesprächig, eher auf Fakten und das Wesentliche konzentriert, gepaart mit kurzem, aber präzisem Austausch. Wenn es aber darum ging den Zeitplan und ihre Position als Karavane auf selbigem zu kommentieren, hatte der Argonier plötzlich eine sehr lockere Zunge - kam dann noch eine unplanmäßige Verzögerung hinzu, was in etwa bei jedem zweiten Auftrag der Fall war, hatte der Argonier aus heiterem Himmel Gesrpächsbedarf wie sonst nie. Kerem hatte in den letzten 25 Jahren gelernt auf derlei grobe Kommentare nicht zu sehr einzugehen. meistens mündete das darin, dass sie sich beide zwei Tage nicht mehr anschauen würden und dieser Mangel an Absprache würde unweigerlich zu noch mehr Unplanmäßigkeiten führen.
"Ich werde jedenfalls froh sein, wenn wir die zwei Söldner in Ald'Ruhn wieder los sind."

weuze
09.06.2020, 01:35
Als Kerem die Augen öffnete fiel ihm auch direkt auf dass das Heulen des peitschenden Windes von draußen nachgelassen hatte. Noch in seinen Unterkleidern stemmte er sich von der Matratze auf dem Boden hoch und rieb sich die Augen. Der Sturm schien vorrüber. Nach zwei langen Tagen in denen zumindest er und Tarotaro keinen Fuß vor das Zelt gesetzt hatten, schien das grobe Wetter endlich an ihnen vorbeigezogen zu sein. Der Dunmer blinzelte durch die dicke Zeltplane über sich. Der Schein der Sonne war mehr zu erahnen als tatsächlich zu sehen, danach war er noch nicht ganz vom Ende des Unwetters überzeugt. Aschestürme kamen nicht selten in Schüben. Vorsichtshalber band sich Kerem die Mund- und Nasenmaske um, die normalerweise die untere Hälfte des Visiers seines Netchlederhelms ausmachten. Sofern man bei diesem Rüstungsteil, typisch für Vvardenfell, überhaupt von einem Visier sprechen konnte. Eine Haube aus gekochtem Leder mit bizarren Auswüchsen die an Hörner erinnerten dabei aber lediglich dafür gedacht waren die Elfenohren der Aschländer vor dem Staub und Sand zu schützen - kein Vergleich, auch nicht mit der elaborierten Brille welche jeden Aschländer auch im dicksten Gestöber noch sehen ließ, zu einem massiven Gah-Julan oder geschlossenen Ebenerzhelm.
Nur einen Spalt weit zog Kerem die Plane auf, welche den Eingang des Zeltes verschloss. Mit einem Auge lugte er hinaus, damit rechnend, dass eine steife Briese doch noch Asche und Staub in das Zelt drückte wo er und der Argonier die letzten beiden Tage alles getan hatten um möglichst alle Ritzen und besonders den Eingang dicht und die Wüste draußen zu halten. Vor dem Zelt blickte er jetzt in die ersten Strahlen der gerade über den zackigen Südhängen des Roten Bergs aufsteigenden Sonne an einem strahlend blauen Himmel. Eine willkommene Abwechslung. Das Aschland wartete sonst eher mit einem grauen Himmel auf. Vor dem Zelt breitete sich eine aalglatte Fläche aus Sand, Staub, Asche und anderem feingeschliffenen Unrat aus. Die Nordsöldner hatten also genauso wenig wie sie einen Fuß vor das Zelt gesetzt. Zwischen den Zelten hatten es sich die Guar bequem gemacht. Sie hatten sich typischerweise einfach von dem Sturm einwehen lassen. Fünf kleine Hügel an deren Kamm die auf den Rücken der Tiere sitzenden Knochenplatten und die Oberseite der runden Köpfe mit den Nüstern herausschauten, sonst aber nicht weiter auffielen, waren zwischen den beiden Unterkünften entstanden.
Aber kaum hatte Kerem seinen Kopf aus dem Zelt gestreckt, erbebte einer der Hügel. Das leittier der Karavane, sein Guar, erhob sich schüttelnd. Das Ungetüm ließ es sich nicht nehmen seinen Reiter direkt zu begrüßen. Normalerweise hätte so eine Begrüßung mindestens ein bisschen Zunge erfordert, aber Kerem war etwas schneller und über der Schwelle des Zeltes hatte der Guat nichts verloren - normalerweise. Aber wenn der Dunmer schon nicht herauskommen wollte, musste der Guar eben anderweitig zeigen, dass er nur noch darauf wartete ihren Weg endlich fortsetzen zu können. Der große runde Kopf schob die Eingangsplane samt dem Dunmer rückwärts in das Zelt, gefolgt von dem niederfrequenten Knattern das man als von Guar wohlbekanntes, zufriedenes Schnurren bezeichnen konnte. Kerem war gerade im Begriff mit einem Schmunzeln die Schnautze seines Reittiers zu tätscheln, als er hinter sich die krächzende Stimme des Argoniers vernahm: "Hast du deinem Leittier imernoch nicht beigebracht dass es hier im Zelt erstens nichts zu suchen hat und zum anderen sich nicht aufführen soll wie ein Hund?"
"Nein, das ist ein bisschen wie mit dir, da versuche ich auch seit mindestens 15 Jahren vergeblich ein bisschen Humor abzuringen..."
"Andere hätten es schon nach drei Tagen bleiben lassen, aber ja, wenn ich so viel Lebenszeit zu vergeuden hätte wie ein Dunmer, würde ich wohl auch derartige Langzeitexperimente verfolgen."
Jetzt musste Kerem doch schmunzeln während der Argonier sich die Netchbeinschienen anschnallte und sich an ihm und dem Leittier vorbei nach draußen drückte. Der Argonier hatte keinen Humor, genau genommen hatte er überhaupt keinen Sinn dafür etwas abseits von blanken Fakten und eindeutigen Aussagen zu kommunizieren, wobei er aber kaum eine Gelegenheit ausließ irgendwo Sarkasmus, Hohn und Spott unterzubringen sofern er damit irgendwen, meistens Kerem, treffen konnte. Dem Dunmer wurde vor Jahren einmal von Surane auf einer Mission in Tel Vos eine hohe Begabung zum Schwätzer bescheinigt als er für eine einfache aber wichtige Auskunft über Stunden hinweg eine Telvanni belagerte nur um kurz darauf selbige Information derart zu verdrehen dass er und seine Komplizin Hals über Kopf aus der Stadt flüchten mussten. Nur wenige Tage später stand dann Tarotaro eines Morgens mit einem Empfehlungsschreiben von Neunzeh vor ihm. Kerem war damals direkt klar gewesen, dass er bei der Annahme seines neuen, zukünftigen Partners eigentlich keine echte Wahl hatte. Der wohl hauptsächliche Grund warum er damals nicht direkt seinen Hut nehmen musste war wohl der, dass der alte zuckersüchtige Krauskopf nur noch auf eine Gelegenheit wartete - mittlerweile seit Jahren - ihn irgendwo gewinnbringend als Aschländer einzusetzen. Ihnen war allen Klar, dass Kerem genauso Aschländer war wie Tarotaro eine ernsthafte Verbindung nach Schwarzmarsch pflegte, also im Grund kaum bis gar nicht. Seither verkehrten sie beide mit der Karavane zwischen Kuul und Vivec - seit über 20 Jahren. Meistens mit dem sagenhaften Dauerbrennerauftrag, interessante Informationen jeder Art aufzuschnappen. Kerem konnte sich unterm Strich aber kaum beschweren. Andere hatten es da deutlich stressiger und vor allem öfter wechselnde Aufgaben.
"Das Wetter ist stabil, wir sollten demnächst weiter." Sagte Tarotaro mit einem kurzen Blick in den Himmel. Der Argonier ließ diese Information mehr beiläufig fallen, aber Kerem wusste, dass der Argonier das Abflauen des Sturms schon seit mindestens einigen Stunden fühlen musste. "Sind unsere beiden Eismänner auch schon auf den Füßen?" Fragte Kerem mit der Gewissheit, dass egal welche Antwort der Sumpfbewohner auf seine Frage geben würde, sie der Wahrheit entsprach. "Sie sind wach aber noch nicht ganz auf den Beinen, die beiden haben die meiste Zeit damit verbracht ihren Metvorrat zu verköstigen." Der Argonier hatte ein Siatuationsbewusstsein wie es Kerem in seinem langen Leben noch sonst nirgends gesehen hatte. Natürlich war irgendwie Magie im Spiel, aber Fakt war dass der Argonier Dinge spürte und wusste die allen anderen erst deutlich später oder gar nicht aufgingen. Wahrscheinlich war auch genau das der Grund warum Kerem diesen humorlosen Boltzen zugestellt bekommen hatte. Oft war Tarotaro einfach nur anstrengend, aber in den paar wenigen Aufträgen abseits der Karavane, die die beiden zusammen erledigt hatten, war der Schuppenträger wertvoller als jeder Magier und jede noch so feine Ausrüstung die er hätte bekommen können - man musste nur zu verhindern wissen, dass er mit seiner Vorliebe für klare Fakten und der systematischen Verweigerung von Charme und Rhetorik, auf Mission mit potentiellen Informationsgebern sprach. Wobei das an dieser Stelle vielleicht etwas überzogen wirkt. Tarotaro war ein sarkastischer, dwemer Klotz, aber nicht dumm. Er wusste sehrwohl, dass zu seinen Aufgaben nicht das Beschaffen von Informationen zählte... eher sah er sich in der Position zu verhindern dass Kerem sich in Kleinigkeiten und zu lockerer Disziplin verlor - mal davon abgesehen, dass der Dunmer gelegentlich sehenden Auges in Löcher und Fallen laufen würde.
Der Abbruch des Lager nahm noch den ganzen restlichen Vormittag in Anspruch und die Sonne hatte den Zenit bereits überschritten als alle endlich wieder auf den Guar saßen und die Karavane sich wieder im gemächlichen Schritttempo der zweibeinigen Großechsen weiter nach Norden schob. An der Spitze ritten Kerem und Tarotaro, dazwischen lief ein Guar, schwer beladen mit Waren, am Ende folgten die beiden Söldner jeweils auf einm Guar sitzend zwischen ihrem eigenen Hab und Gut und weiteren Waren. Schon beim Abbau der Yurte war Kerem der gespannte Hals des Argoniers, wohl das einzige Körperteil an dem man ernsthaft etwas wie Muskelbewegung unter den Schuppen erkennen konnte, aufgefallen. Jetzt da sie ein bisschen Abstand zu den beiden Nord hatten, fragte er den Argonier: "Was hast du? Ist das Wetter doch nicht stabil?" Keine Wolke weit und breit am Himmel, zugegeben, ein seltener Anblick im westlichen Aschland, aber im Vergleich zum Osten und der Amur hinter der Azuraküste sicherlich gewöhnlicher als die roten Peststürme oder die von der Asche in der Luft schmierigen Regengüsse. Der Argonier blickte Kerem nur wortlos an. Natürlich war die Frage nach dem Wetter sinnfrei. Tarotaro war soetwas wie ein besserer Wetterfrosch. "Ich weiss es noch nicht, irgendetwas passt nicht." Antwortete der Argonier. Klar hätte Kerem jetzt nachfragen können was es für ein Problem gab, aber genauso wie es an der Feinfühligkeit der großen, Leder tragenden Eidechse fast nie einen Zweifel gab, hatte es auch keinen Zweck ihn nach so einer Antwort um mehr Details zu bitten. Kerem musste wohl selbst deutlich aufmerksamer sein bis sie in Ald'Ruhn waren. Immerhin konnte er die beiden Söldner ausschließen, Mit ihnen waren sie jetzt schon einige Tage unterwegs und bevor der Aschesturm den Argonier dazu zwang sich über ihre so unausweichliche Verspätung mit ihrer Lieferung an Fellen in Ald'Ruhn zu echauffieren, war der Argonier seit Caldera vergleichsweise entspannt gewesen.

weuze
23.06.2020, 01:11
Die Sonne senkte sich bereits im Westen über der Inneren See als links über der Straße die ersten entfernten Zinnen der Legionsfestung nahe Ald'Ruhn aus der Bergkette stachen. Es würde nicht mehr weit sein und bis die Sonne ganz hinter dem Horizont verschwunden sein würde, würden Kerem und Tarotaro hoffentlich in einer der zahlreichen Schenken der Redoranstadt sitzen und vor sich die leeren Krüge stapeln. Also nicht dass der Argonier viel trank, aber dann und wann ließen sich beide zu einem Gelage hinreißen, vor allem dann wenn die letzte Etappe derart zäh war wie in diesem Fall. Beim Aufbruch nach dem Sturm hatte das Wetter tatsächlich gehalten und eigentlich war es - von der Verzögerung an sich mal abgesehen - ein recht entspannter Ritt gewesen. Doch die scharfen Züge um die Augen des Echsenmanns hatten sich über die ganzen letzten beiden Tagen gehalten. Kerem war seinerseits wachsam gewesen, aber ihm wäre nicht wirklich etwas aufgefallen. Die beiden Nord hatten nicht viel bemerkt oder überhaupt gefragt. Sie waren einfach nur anwesend und haben ihre Arbeit ernstgenommen, jedenfalls so ernst man seine Arbeit als Söldner nehmen kann, wenn man gerade nicht sein Leben zwischen potentielle Angreifer und der zu beschütztenden Person wirft. Unterm Strich haben die beiden Herren einfach nur Geld verschlungen und Kerem fragte sich ernsthaft warum man in Balmora so sehr darauf bestanden hatte das sie die Karawane begleiten.
Gähnend langsam zogen die Festungsmauern an ihnen vorrüber wärend sich in kurzer Entfernung über einigen Staubhügeln und gezackten Felsen, abgeschliffen vom Wind, die Türme der Stadt erhoben und gerade noch im Licht der letzten Sonnenstrahlen aufglühten. Sobald die Sonne nur noch einen trüben orangenen Schimmer über den Himmel schicken konnte, wurde es schnell kalt zwischen den Bergen und Hügelketten. in einem weiten Bogen kehrten sie an einem Wegweiser vorbei nach rechts einer breiten Straße folgend hinauf zum Stadttor. Die verschwenderisch breite Straße hier war gepflastert, aber der Sturm vor wenigen Tagen hatte wohl nicht nur sie erwischt und aufgehalten, sondern den gesamten Verkehr im Aschland ausgebremst. Das Pflaster war normalerweise von zahlreichen im und vor dem Tor kampierenden oder durchreisenden Fuhrleuten, Händlern und Karawanen sauber gefegt. Doch jetzt waren von einem vielleicht zwei Schritt breiten, freien Pfad im Staub, nur vereinzelte Spuren über die Straße verteilt im fein verwehten Sand zu sehen.
Ald'Ruhn schlief nie. Der letzte schimmer der Sonne war vom Himmel verschwunden und die ersten hellen Sterne begannen am Himmel zu funkeln. Hinter dem breiten, offenen Tor zwischen den zwei schlanken Türmen im unvergleichlichen Stil der Dunkelelfen, leuchteten die breiten Hauptstraßen und Gassen in warmen Lichtern auf. Orange, rot und rost waren die vorherrschenden Farben, dazwischen funkelten auch blaue und grüne Laternen an den Ständen, die offensichtlich nicht ganz zum Kulturkreis der Redoran gehörten aber dennoch willkommen waren. Redoran ist ein stolzes Fürstenhaus, bisweilen etwas engstirnig und vielleicht auch umständlich traditionsverhaftet, aber dennoch weltoffen. Händler aus Argonia oder Elsweyr wurden nicht verwiesen. Vielliecht herrschte bei Kontrollen durch die Stadtwachen und andere dunmerische Offizielle ein unterschwelliger Rassismus, den die Elfen auch in den nächsten 5000 Jahren nicht ablegen würden können, aber im Vergleich zu den Telvanni oder den Fürsten auf dem Festland waren die Redoran recht tolerant - mehr störte da eher die Präsenz der imperialen Truppen überall auf der Westhälfte Vvardenfells.
Vor der Taverne Die Ratte und der Topf bezahlte Tarotaro zähneknirschend die Söldner und beendete mit einem festen Handschlag deren Auftrag. Die Taverne war am unteren Ende einer der beiden hauptsraßen, die sich vom Tor kommend mitten in der Stadt zwischen Skar und dem Tempel aufgabelten und wie zwei große Adern auch in der Nacht Leben in alle Teile und verwinkelte Gassen der Stadt spülten. Auch nachts war der Markt entlang dieser Straßen gut belebt, wenn auch mehr Alkohol ausgeschenkt wurde als Aschekartoffeln verkauft. Ald'Ruhn war ein leuchtendes Juwel inmitten der unwirtlichen Aschewüste.
"So wie du dreinschaust, werden wir unsere Lieferung heute nicht mehr zum Ziel bringen?" Fragte Tarotaro als er sich von den zwei Nord abwandte die sich beeilten den Sold so zügig wie möglich irgendwo in Flüssiges einzutauschen.
"So sehr ich auch hin und wieder ein Auge auf unsere Geschäfte habe, so sehr treibt es mich jetzt nach drinnen. Wir haben unfreiwillig fast doppelt so lange auf der staubigen Straße verbracht als mir lieb ist und obwohl ich unsere Yurte wirklich sehr schätze, so gerne schlafe ich regelmäßig in einem normalen, gepolsterten Bett." Erwiederte Kerem während er einen Guar an einem Pflock neben der Taverne festmachte.
Tarotaro half ihm dabei. Die Guar konnten sie ohne weitere Sorgen über Nacht stehen lassen. In anderen Städten wie etwa Vivec oder Balmora hätte Kerem einen der Söldner abgestellt um die Tire und ihre Ladung zu bewachen, aber zum einen war die Dichte der Wachen hier zu hoch und zum anderen war er wenigstens ein bisschen ein bekanntes Gesicht in dieser Taverne. Die Diebesgilde hatte eine unterschwellige Ahnung dass er irgendwie mit dem Kaiserreich in Verbindung stand, das allein wäre eigentlich genug, aber auch dass Kerem ein regelmäßiger Kunde hier war, reichte den Berufseinbrechern aus um ihn zumindest weitestgehend unbehelligt zu lassen. Sie kannten seine Tiere und ließen die Finger davon. Die Wache draußen sorgte dafür dass sich sonst kein Strolch an den gutmütigen Lasttieren zu schaffen machte.
Als sie die Guare ordnungsgemäß geparkt hatten, klopfte sich Kerem den Staub vom Mantel und strich von Helm und Staubmaske zerkneutsche Haare und Gesicht in eine mehr oder minder wach wirkende Gestik zurück. Bevor er jedoch einen Schritt auf die Tavernentür zutun konnte, hielt ihn Tarotaro nochmal an der Schulter zurück. Er flüsterte ihm etwas zu während er unauffällig langsam an seinem dunkelhäutigen Freund vorbei zur Tür ging: "Ich habe unseren Verfolger gesehen, zumindest einen. Auf einem der Wachtürme am Tor schaut uns ein Schatten nach. Dreh dich nicht um, geh einfach in die Taverne!"
Die letzte Bemerkung hätte sich der Argonier eigentlich sparen können, aber so war er nunmal. Also hatte die mannsgroße Eidechse endlich einen Blick auf 'das was nicht stimmt' seit rund zwei Tagen erhaschen können. Nunja, ein Schatten folgte Kerem bereits sein Leben lang... er musste beinahe lachen bei diesem selbstironischen Gedanken. Aber er wusste wenn Tarotaro in dieser Richtung eine Bedrohung spürte und Sätze sagte wie 'hier stimmt etwas nicht' hatte er meistens Recht damit - so vergleichsweise selten das in der Vergangenheit auch vorgekommen war.
Wortlos aber einhellig beschlossen sie sich von ihrem normalen Ablauf nicht weiter abbringen zu lassen und betraten die Taverne. Anders als die Ratstaverne und Ald Skar war Die Ratte und der Topf eine recht lebhafte Schenke. Hier wurde gelacht, aus dem Kellergewölbe ertönte Musik nach oben und neben dem Geruch nach Hochprozentigem und einfachen Speisen, wärmte ein rotbraunes Licht die erschöpfte Seele und die dazugehörenden Kohletöpfe in der Mitte der Räume den Leib. Mit einem großen Becher Mazte setzten sich die beiden in eine Ecke und verfolgten für eine Weile wortlos das Geschehen ehe Kerem nochmal aufstand und für sie beide eine große Aschekartoffe zum Teilen und eine kleine Schüssel Skattel zum Eintunken besorgte. Sie aßen langsam und genossen es - sogar Tarotaro zeigte sich minimal erleichtert - die Zeit nicht an ein Feuer, an eine Raubtirsichere Unterbringung der Guar oder die Winddichte der Yurte denken zu müssen. Kerem war dies mit eine der liebsten Belohnungen zwischen den langen Routen, die sie mit der Karawane zurücklegten. Nachdem sie gegessen hatten organisierte Tarotaro ein Zimmer. Es war nur eins, dafür hatte es aber einen eigenen Waschzuber, der auch prompt von einem Raumdiener gefüllt wurde. Die hohe Luftfeuchte im Raum würde in der Nacht eine willkommene Abwechslung zum sonst so trockenen Klima des Aschlandes darstellen. Würde er den Argonier danach fragen, würde ihn dieser anfahren und steif behaupten es wäre reiner Zufall dass sie gerade ein Zimmer mit Badewanne bekommen hätten. Aber Kerem kannten den Schuppenträger schon zu lange. Wenn es die Möglichkeit gab nach einem langen Marsch durch die Asche ein Bad zu kriegen, war der Argonier nur schwer aufzuhalten. Selbst seine sonst so hohe Objektivität stand dabei oft hinter dem eigenen Vorteil, auch nur ein paar Spritzer Wasser auf den Schuppenpanzer zu bekommen, zurück. Kerem ließ ihn ohne großen Kommentar gewähren und nach einer knappen Stunde des Wartens, immernoch mit Staub und Sand in jeder Ritze der Ledermontur und jedem Spalt der Kleidung auf der Haut scheuernd, im Schankraum, kam der Argonier zurück. Er leuchtete förmlich in der schlichten, roten Tunika und der rotbraunen Hose. "Fertig?" Fragte der Dunmer. Tarotaro nickte nur und versuchte dabei nicht offensichtlich zufrieden zu wirken. Bis Kerem selbst im Zuber saß um sich endlich den vom Schweiß an jeder unmöglichen Stelle des Körpers verklebten Sand abzuschruppen, hatte eine Magd wenigstens einen Teil des Wassers gewechselt sodass er nicht Gefahr laufen würde sich mit übrigen Schuppen im Schwamm noch die Haut zu ritzen. Die etwas eigentümliche Netchlederrüstung der Dunmer war dazu konzipiert Staub und Sand von der Haut fern zu halten. Aber Kerem stellte immer wieder fest, das er entweder nur minderwertige Qualität hatte oder irgendetwas anderes falsch machte - er würde sich vielleicht demnächst mindestens einen neuen Helm zulegen damit zumindest seine Augen und die Frisur nicht mehr so leiden würden müssen.
Der Dunmer war deutlich schneller fertig als der Argonier und saß nur kurze Zeit später wieder neben dem Sumpfmann im Schankraum, ähnlich gekleidet um sich zusammen mit Tarotaro als allgemeine Fuhrleute auszuweisen ohne dass jemand weiter danach fragen müsste. Sie tranken noch ein wenig und ließen sich beide, ohne dabei viele Worte zu wechseln, von der beschwingenden, aber dabei gemütlichen Atmosphäre mitnehmen und die beanspruchten Glieder baumeln. Die ausgelassene Stimmung würde noch lange nach ihnen anhalten, doch da der morgige Tag wieder mit viel Arbeit aufwarten würde, gingen beide schon relativ bald zurück in das bezahlte Zimmer. Wie Kerem, und vermutlich noch mehr Tarotaro, gehofft hatte, hatte sich die Feuchte aus dem Zuber im ganzen Raum niedergelegt und würde ihn so relativ kühl halten und die Lungen etwas von der kratzenden Luft dort draußen kurieren.
"Vielleicht sollten wir wirklich ein bisschen vorbereitet schlafen..." Sagte Tarotaro während er sich bis auf die Unterbuchse auszog und seine Hand zielsicher in seinen Gepäckhaufen steckte. Der Dunmer schnaufte angesichts der Tatsache, dass die bevorstehende Nacht wohl doch nicht gänzlich sorgenfrei ablaufen würde. Während der Argonier bereits damit begann die aus seinem Hab und Gut geangelte Armbrust zu spannen und einen Bolzen einzulegen, zögerte Kerem noch. Aber er beugte sich schließlich wiedereinmal der Einschätzung des Argoniers und kramte ebenfalls seine Armbrust aus seiner Ausrüstung um sie gespannt und geladen neben sein Bett zu stellen. Der Argonier würde, wie üblich, auf dem Boden schlafen. Das gab Kerem die Sicherheit mehr oder mindert tief zu schlafen. Sollte sich irgendwie Tumult anbahnen, würde der Argonier das über Vibrationen im Fußboden spüren - von seinem allgemein sehr guten Spürsinn für vorausliegende Gefahren mal abgesehen.