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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Cuzco] #makejrpggreatagain Challenge 2018 (8 Spiele) Jetzt mit Abschluss-Fazit



Cuzco
25.01.2018, 11:11
--> Zum Abschlussfazit (https://www.multimediaxis.de/threads/144811-Cuzco-makejrpggreatagain-Challenge-2018-%288-Spiele%29-Jetzt-mit-Abschluss-Fazit?p=3385047&viewfull=1#post3385047)

Hallo Community,

wie ich mich gestern bereits erkundigt habe, würde ich dieses Jahr auch gerne mal bei solch einer Challenge mitmachen. Ich finde es einfach spannend, sich über Spiele dieses Genres auszutauschen. Da ich in den letzten Jahren kaum das gekommen bin zu spielen, stapeln sich jetzt die Titel. Ich habe dieses Jahr vor, mal wieder regelmäßiger zu spielen (weil ich auch einen regelmäßigeren Tagesablauf haben werde) und von daher mache ich mit.

Ich habe mich ausschließlich für Spiele entschieden, die ich noch nicht oder nicht in dieser Form (z.B. Remake) durchgespielt habe. Ich komme pro Woche etwas 10 Stunden zum Spielen - vorrangig vorm Schlafengehen, daher müssten sich 12 Spiele machen lassen. Aber mal schauen. Ich habe letztendlich 20 Spiele ausgegraben, die mich interessieren würden. Davon 8 auf der "Ersatzbank" geparkt und die 12 für mich interessantesten in die Top Twelve Liste gepackt. Einzige Ausnahme ist Xenoblade, das ich schon letztes Jahr begonnen habe, aber das aufgrund seiner horrenden Durchspielzeit von weit über 100 Stunden auch zum Großteil in diesem Jahr liegt.

Dazu kommt noch, dass ich über das Genre intensiv nachgedacht habe. Ich denke, dass sich das Genre langsam erholt und es immer wieder außerordentliche Titel gibt. Da die reine Anzahl an erschienenen Spielen jedoch ein Vielfaches der der PS1/PS2-Ära übersteigt, drängt sich einem das Gefühl auf, dass die Spiele immer minderwertiger werden. Ob es stimmt, lässt sich nur durch das Spielen herausfinden. Ich bin gespannt, zu welchem Ergebnis ich gelange.

Von daher: #letsmakejrpgreatagain

24493



Titel
System
Erscheinungsjahr
Drahtzieher
Fertiger
begonnen
durchgespielt
Spieldauer
Einschätzung
Wertung


The Legend of Heroes - Trails of Cold Steel
VITA
2016
NIS America
Nihon Falcom
20.11.2018
13.12.2018
78:19
➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut
➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ gut
Review (https://www.multimediaxis.de/threads/144811-Cuzco-makejrpggreatagain-Challenge-2018-%287-min-12-14%29?p=3381967&viewfull=1#post3381967)


Xenoblade Chronicles 2
NSW
2017
Big N
Monolith
1.12.2017
15.3.2018
133:00
➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ hervorragend
➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ hervorragend
Review (https://www.multimediaxis.de/threads/144811-Cuzco-makejrpggreatagain-Challenge-2018-%284-13%29?p=3364954&viewfull=1#post3364954)


Lost Sphear
NSW
2018
Square Enix
Tokyo RPG Factory
23.1.2018
4.2.2018
37:00
➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay
➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉+ okay, Tendenz gut
Review (https://www.multimediaxis.de/threads/144811-Cuzco-makejrpggreatagain-Challenge-2018-%281-12%29?p=3362294&viewfull=1#post3362294)


Secret of Mana Remake
VITA
2018
Square Enix
SE/ Squaresoft
15.2.2018
9.3.2018
23:38
➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut
➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ durchwachsen
Review (https://www.multimediaxis.de/threads/144811-Cuzco-makejrpggreatagain-Challenge-2018-%282-13%29?p=3364649&viewfull=1#post3364649)


Rogue Galaxy
PS4 VC
2015 (2007)
Sony
Level-5



➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ hervorragend



Ni No Kuni II: Revenant Kingdom
PS4
2018
Bandai Namco
Level-5
23.3.2018
25.6.2018 (96 Talente)
74:20
➊➋➌➍➎➏➐➑➒➓ legendär
➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉+ gut, Tendenz sehr gut
Review (https://www.multimediaxis.de/threads/144811-Cuzco-makejrpggreatagain-Challenge-2018-%286-13%29?p=3371418&viewfull=1#post3371418)


Dark Chronicle
PS4 VC
2016 (2003)
Sony
Level-5



➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut



Star Ocean - The Last Hope 4K
PS4
2017 (2009)
Square Enix
tri-Ace
20.2.2018
-
06:41
➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut



Dragon Quest VII - Fragmente der Vergangenheit
N3DS
2016 (2000)
Square Enix
Enix
25.6.2018
-
18:24
➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut



Dragon Quest V - Hand der Himmelsbraut
NDS
2009 (1992)
Square Enix
Enix



➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ gut



Suikoden III
PS4 VC
2015 (2002)
Konami
Konami



➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ hervorragend



Radiant Historia: Perfect Chronology
N3DS
2018
Deep Silver
Atlus
12.3.2018
6.4.2018
31:02
➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut
➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉+ gut, Tendenz sehr gut
Review (https://www.multimediaxis.de/threads/144811-Cuzco-makejrpggreatagain-Challenge-2018-%285-13%29?p=3366133&viewfull=1#post3366133)


Project Octopath Traveler
NSW
2018
Square Enix
Acquire
13.7.2018
-
20:53
➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut
wird fortgesetzt, nachdem die Schnellreise jetzt auch in Dungeons möglich ist.


Adventures of Mana
VITA
2016
Square Enix
Square Enix
23.1.2018
15.2.2018
12:30
➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ gut
➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ durchwachsen
Review (https://www.multimediaxis.de/threads/144811-Cuzco-makejrpggreatagain-Challenge-2018-%282-13%29?p=3362974&viewfull=1#post3362974)


Dragon Quest XI - Streiter des Schicksals
PS4
2018
Square Enix
Square Enix
14.9.2018
31.10.2018
78:19
➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ hervorragend
➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut
Review (https://www.multimediaxis.de/threads/144811-Cuzco-makejrpggreatagain-Challenge-2018-%287-min-12-14%29?p=3379309&viewfull=1#post3379309)





Titel
System
Erscheinungsjahr
Drahtzieher
Fertiger
begonnen
durchgespielt
Spieldauer
Einschätzung
Wertung


Ever Oasis
N3DS
2017
Big N
Grezzo



➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay



Shiness: The Lightning Kingdom
PS4
2017
Focus Home Interactive
Enigami



➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay



Skies of Arcadia Legends
NGC
2003
Sega
Overworks



➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ hervorragend



EarthBound
SNES mini
1995
Big N
HAL Laboratory



➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut



Adventures of Mana
VITA
2016
Square Enix
Square Enix
23.1.2018
15.2.2018
12:30
➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ gut
➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ durchwachsen
Review (https://www.multimediaxis.de/threads/144811-Cuzco-makejrpggreatagain-Challenge-2018-%282-13%29?p=3362974&viewfull=1#post3362974)


Monster Hunter Stories
N3DS
2017
Capcom
Capcom



➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay



Tales of Graces
PS3
2012
Bandai Namco
Bandai Namco



➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ gut



Lufia - Curse of the Sinistrals
NDS
2010
Natsume
Neverland Company



➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ gut






Normale Noten
➊➋➌➍➎➏➐➑➒➓ legendär
➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ hervorragend
➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut
➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ gut
➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay
➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ durchwachsen
Unterirdische Noten:
➊➋➌➍➄➅➆➇➈➉ Spiel artet in "Arbeit" aus ohne Spaß zu machen
➊➋➌➃➄➅➆➇➈➉ gravierende Mängel
➊➋➂➃➄➅➆➇➈➉ unspielbare Passagen
➊➁➂➃➄➅➆➇➈➉ Spiel stürzt immer wieder an der gleichen Stelle ab
➀➁➂➃➄➅➆➇➈➉ Spiel startet gar nicht

Nayuta
26.01.2018, 08:45
Star Ocean 4 ist ein Titel den ich auf meiner (unveröffentlichten) Ersatzbank der abgebrochenen Spiele habe. Ich kann mich nur noch an "anstrengende" Dialoge erinnern, daher wundert mich deine Einschätzung etwas. Weißt du bereits was da auf dich zukommt?^^

Winyett Grayanus
26.01.2018, 09:08
Star Ocean 4 ist schon ein gutes Spiel, hat nur mit Edgie und Reimi zwei Charaktere zum Abgewöhnen.:gah2:

Ὀρφεύς
26.01.2018, 09:26
Favorit dieser Challenge: Rogue Galaxy.:A
Richtig geiles JRPG von Level-5 mit unverbrauchten Setting, wo man endlich mehrere Planeten besucht und nicht das halbe Spiel auf einen mittelalterlichen Planet festsitzt.
Solche JRPGs gibt es viel zu selten.

Cuzco
26.01.2018, 12:02
Star Ocean 4 ist ein Titel den ich auf meiner (unveröffentlichten) Ersatzbank der abgebrochenen Spiele habe. Ich kann mich nur noch an "anstrengende" Dialoge erinnern, daher wundert mich deine Einschätzung etwas. Weißt du bereits was da auf dich zukommt?^^
Mal schauen. Die Einschätzung is ja nur ne Einschätzung. Kann sein, dass ich das Spiel dann auch nicht so gut finde. Ich habe halt noch keines der Spiele durchgespielt (außer das Original von Secret of Mana), daher bin ich selbst neugierig, wie es letztelendes dann aussieht. Bei Star Ocean kenne ich - aufgrund der damaligen Xbox 360-Exklusivität nur Teil 2,3 und 5. Ich fand Teil 3 insgesamt recht gut, Teil 2 spitze, Teil 5 nun ja... Wir werden sehen.


Favorit dieser Challenge: Rogue Galaxy.
Richtig geiles JRPG von Level-5 mit mit unverbrauchten Setting, wo man endlich mehrere Planeten besucht und nicht das halbe Spiel auf einen mittelalterlichen Planet festsitzt.
Solche JRPGs gibt es viel zu selten.
Da bin ich auch schon richtig gespannt. Das wollte ich immer schon zu PS2-Zeiten unbedingt spielen, aber mangels Internetversand bin ich nie an ein Exemplar gekommen. Es war überall ausverkauft und von daher habe ich gleich zugeschlagen, als es für die PS4 rauskam, allerdings habe ich es aufgrund Zeitmangels bis heute nicht gespielt. Traumhaft scheint es zu sein. Vor allem liebe ich den Stil auf fliegenden Galeeren durch's All zu fliegen. Ich werde dann umfassend darüber berichten. Neben Ni No Kuni auch mein Favorit.

La Cipolla
26.01.2018, 12:20
Erwarte bloß nicht zu viel von Rogue Galaxy. Ich habe selten ein Spiel durchgespielt, das mich nach den ersten drei großartigen Stunden abwechselnd so gelangweilt, so sehr genervt und so wütend gemacht hat. :| Wenn man seine Erwartungen in Zaum hält, kann man aber durchaus Spaß an den positiven Aspekten haben. Heute würde ich es trotz allem nicht mehr mit der Kneifzange anfassen.

Lynx
26.01.2018, 12:40
Star Ocean 4 ist ein wenig mein "Guilty Pleasure" Spiel. Ich weiß irgendwo, dass es gerade charakter- und dialogtechnisch nicht wirklich gut ist, aber ich liebe es einfach total. :D Ich mag es mehr als Star Ocean 3, obwohl das wahrscheinlich in so gut wie allen Belangen besser ist.
Deshalb hoffe ich, dass deine Einschätzung dann auch mit deinem Erlebnis zusammenpasst - auch wenn für das Spielerlebnis vielleicht besser wäre, wenn du eher was Schlechtes erwartest.^^

Cuzco
26.01.2018, 16:21
Ich mach mich auf alle Fälle jetzt heute wieder an Lost Sphear. Bisher war's jetzt eher nicht so spannend. Aber wenn man einigen im Forum hier Glauben schenken darf, wird die zweite Hälfte mit Sicherheit besser. Und es spielt sich va. "flott"; was schon mal ein großer Vorteil gegenüber vielen aktuellen Spielen ist. :)

Narcissu
26.01.2018, 19:09
Toll, dass du dabei bist! Und ziemlich gute Spieleauswahl, würde ich sagen!

Cuzco
26.01.2018, 22:25
Danke Dir! :) Mal schauen, ob ich überhaupt ein Spiel schaffe. An XB2 beiß ich mir grade die Zähne aus. Aber jetzt nehme ich zur Entspannung auf jeden Fall Lost Sphear in Angriff. Ich bin schon gespannt, wie es sich entwickelt.

Cuzco
05.02.2018, 11:26
Endlich ist es so weit. Nach rund 37 Stunden habe ich das „Fin“ des Spiels erreicht. Lost Sphear ist damit ein ganzes Stück länger als erwartet und angekündigt. Ich kann nicht mal sagen, dass ich sonderlich getrödelt hätte sowie mich angestellt habe.

Lediglich zweimal ereilte mich das „Game Over“ im Laufe des Spiels. Großartige Nebenaufgaben existieren auch nicht – man folgt, ganz erfrischend, einfach einem roten Handlungsfaden, weiß immer, welcher Schritt als nächstes zu tun ist und Grinden ist auch nicht notwendig. Dafür ist der Umfang ganz ordentlich. Auch wenn man bedenkt, dass „Lost Sphear“ Spielen aus der SNES-Ära nacheifert. Diese Spiele brauchten auch nur in den seltensten Fällen 40 Stunden oder länger. Eigentlich fällt mir nur Final Fantasy VI ein, das rund 40 Stunden „gedauert“ hat. Ansonsten haben die längeren JRPGS rund 25 Stunden (Lufia 2, Chrono Trigger) Umfang und die meisten rund 15-20 Stunden (Secret of Mana, Secret of Evermore, Final Fantasy IV, Terranigma und Co.). Dadurch, dass Lost Sphear sich als Vertreter (oder Verblasser) dieser Ära sieht, ist der Umfang wirklich ordentlich. Die Spielewelt ist zwar winzig, aber die Handlung dauert recht lange. Ob das allerdings so gut ist, versuche ich in diesem Review zu erörtern.

Was ebenfalls in der Tradition älterer JRPGs steht, ist die grundsätzliche Ausrichtung der Story. Denn ganz traditionell für dieses Genre verfolgt man im Spiel mehrere Ziele und ahnt am Anfang nichts von der eigentlichen Aufgabe.

Der junge Kanata lebt zusammen mit seinen Freunden Lumina und Locke als Waise in der Obhut einer alten Dame in der beschaulichen Kleinstadt Elgarth. Diese gehört wie ¾ des gesamten Planeten „Gaiterra“ zum Kaiserreich Gigante. Doch eines Tages geschehen seltsame Dinge. Während die Helden auf einem naheliegenden Hügel spielen, fallen Monster in die Stadt ein. Zu allem Überfluss verschwindet auch noch ein Großteil der Stadt. Dieses Verschwinden äußert sich dadurch, dass die Silhouette des verschwundenen Gebäudes, Gegenstands oder der Person in gleißendem Licht erstrahlt. Durch Träume erfährt Kanata, dass er der Auserwählte ist, der „Verlorenes“ wiederherzustellen vermag. Dafür muss er Erinnerungen sammeln, die er durch das Besiegen von Monstern oder durch das Befragen von Angehörigen bekommt. Er kann dann einfach diese „Erinnerungen“ in „Gefühle“ verwandeln und je nach Stärke dieser lässt er die entsprechenden „Verlorenen“ wieder auftauchen.

Das Militär beschäftigt sich auch mit dem Verschwinden und macht die einfallenden Monsterhorden dafür verantwortlich. Letztendlich trifft Kanata auf einen der höheren Offiziere, Galdra, welcher die Helden in seine Obhut nimmt, da er von Kanatas Macht erfährt. Der Offizier scheint sehr pflichtbewusst und höflich. Daraufhin stellt Kanata im Dienste des Imperiums Dinge wieder her und begleitet das Militär bei einem Einsatz, Ruinen einer vergangenen Zivilisation zu ergründen. Dabei stößt die Gruppe auf antike Rüstungen, sogenannte Vulco-Suits. Diese Kampfanzüge sind von zentraler Bedeutung. Bei einem weiteren Auftrag infiltriert er mit dem Militär zusammen einen Berg, in dem ein Volk lebt, das die Gabe hat, mit Monstern zu sprechen. Dieses Volk wird unter anderem von den Helden gefangengenommen.


Kanata und Konsorten wechseln im Spiel mehrmals die Seiten. Mal bei den Rebellen und dann wieder beim Imperium... Um was es genau geht und wieso die Dinge verschwinden, stellt sich erst kurz vor der Spielhälfte heraus. Im Anschluss hagelt es im Stundentakt neue Enthüllungen, die aus der anfänglichen Feld-, Wald- und Wiesenhandlung ein bedeutungsschwangeres Epos über die Rettung der Welt machen sollen. Dabei nimmt das Spiel keine Rücksicht auf eine stimmige Logik, sondern haut einen Hammer nach dem nächsten raus – stellenweise unzusammenhängend. So überladen durch Pseudotiefgründigkeit wirkt die Handlung am Ende des Spiels reichlich komplex und kompliziert. Wenn jemand einem die Geschichte so erzählen würde, dann würde man ihm sagen, er habe wohl zu viel Fantasie.

Hinzu kommt, dass die Dialoge so unbeholfen und die Charaktere so inkonsistent sind, dass sich der Verdacht erhärtet, es seien nicht nur viele Autoren beteiligt, sondern diese hätten auch nicht miteinander kommuniziert und jeder habe seinen Teil der Story isoliert von den anderen geschrieben.

Die Story beginnt unglaublich lame. Die ersten fünf Stunden erinnern eher an Golden Sun und wirken generisch – als hätte man hier ein Demo-RPG aus dem Baukasten. Glücklicherweise hält dieser Umstand eben nur die ersten fünf Stunden, danach wird das Spiel sehr abwechslungsreich und motiviert bis zum Schluss. Allerdings wirkt der Weg dorthin sehr in die Länge gezogen. Es hätte nicht geschadet, das Ende ein wenig zu straffen. Man möchte endlich wissen wie es ausgeht, doch bei jeder Gelegenheit muss man noch das und das erledigen und Umwege in Kauf nehmen, um das Ziel endlich zu erreichen.

Die Figuren sind leider teilweise überhaupt nicht nachvollziehbar. Zwar hat jeder Charakter zahlreiche Dialoge, die ihn betreffen, aber die Motivationen und Handlungen wirken arg aufgesetzt. Zumindest scheinen einige nicht auf den Mund gefallen zu sein. Was mir gut gefällt ist, dass man sich zumindest bemüht hat, jedem Charakter eine eigenständige Persönlichkeit zu verpassen. So ist auch Kanata kein stummer Protagonist. Ich mag stumme Protagonisten nur in Ausnahmefällen. In handlungsintensiven Spielen mit vorgefertigter Geschichte haben sie nichts verloren. Daher ist auch Chrono Trigger nicht optimal. Aber da ist bei Lost Sphear alles so weit in Ordnung, Kanata redet.

Die Motivationen der Helden sind wie bereits gesagt, schwer nachzuvollziehen. Das liegt vor allem an den fehlenden Konzepten und der sprunghaften Erzählweise, aber auch stellenweise an den unbeholfenen Dialogen. Selbst hochrangige Vertreter des Imperiums führen sich auf wie kleine Kinder. Selbst bei ernsten Themen wie die grenzenlose Macht gehen die Dialoge teilweise auf „Mutter-Vater-Kind“-Niveau. Dabei liegt das nicht an der Übersetzung. Man kann das Spiel auf Englisch umstellen, aber die Dialoge werden dadurch nicht besser. Daher ist der Übersetzerin bis auf einige kleine Anrede-Fauxpas (sie mischt die Anreden der Figuren ständig zwischen Du, Sie und Ihr und es ist vollkommen willkürlich ob Kanata den Kaiser mit Du anspricht oder die Cousine des Premierministers ihren Cousin mit Sie) eine an sich gelungene deutsche Lokalisation ohne grobe Schnitzer gelungen. Wie erinnern uns mit Schrecken an die deutsche Übersetzung von Final Fantasy VII auf der Playstation...


Im Gegensatz zu vielen „modernen“ JRPGs ist Lost Sphear angenehm flott. Es gibt keine Nebenmissionen, man folgt stringent der Handlung und hat kaum Variationsmöglichkeiten. Das sehe ich aber auch irgendwie als Vorteil – denn es gibt kaum Längen. Am meisten nervt dieses unendlich lange Hinauszögern mancher Ziele. So muss man, um mit dem Luftschiff zu einem sehr weit entfernten Punkt zu kommen, noch zwei Reaktoren anwerfen und den Brennstoff dafür besorgen und nebenbei auch noch ein ganzes verschwundenes Königreich wieder auftauchen lassen, um an den zweiten Reaktor zu kommen, damit wiederum das Schiff sein Upgrade erfährt. Aber immerhin geschieht selbst das motivierend und unterhaltsam.

Unterhaltsam sind auch die Dungeons. Diese sind zwar sehr einfach, aber durchweg charmant in Szene gesetzt und werden durch interessante Spielmechaniken aufgewertet. So können bestimmt Teile des Wegs oder Räume zum Beispiel „verloren“ und müssen zurückgeholt werden oder Durchgänge müssen weggesprengt werden. Es gibt auch Fallen und Rätsel. Leider wirkt das alles jedoch ziemlich einfach. Man hätte diese Mittel konsequenter einsetzen können. Nichtsdestotrotz sind die Dungeons niemals Schläuche und bieten genug Freiraum, um Geheimnisse zu erkunden.

Das Kampfsystem ist schön flott und recht variabel. Dadurch, dass man die Figuren auch bewegen kann und der Winkel sowie die Position von Angreifern und Angegriffenen wichtig ist, gewinnt es an taktischer Tiefe. Zudem gibt es auch noch einen Vulco-Suit-Kampfmodus sowie einen Haufen Fertigkeiten und etliche Fertigkeiten mit taktischen und kombinatorischen Möglichkeiten innerhalb der Gruppe. Oder das Setsuna-System, das beim geschickten Kämpfen für zusätzlichen Schaden sorgen kann. Auch die Gegner kennen eine Vielzahl von Angriffen und gerade Endgegner erfordern verschiedene Manöver und zeigen sich abwechslungsreich. Dadurch, dass die Gegner an der Oberfläche sichtbar sind und es keine Zufallskämpfe gibt, ist es auch möglich, sich beim Laufen durch die Dungeons an die Gegner von hinten ranzuschleichen. Dabei bekommt man die Initiative im Kampf sowie einen Setsuna-Punkt, durch den man schon mehr Schaden machen kann.

Aufgewertet wird das Kampfsystem nicht nur durch das schlaue Waffen-, Rüstungs- und Fertigkeiten (Spiritnit)-Management, sondern auch durch das Erschaffen von Artefakten auf der Weltkarte. Es gibt immer wieder verloren gegangene Bereiche auf der Weltkarte. Wenn man diese mit Erinnerungen wiederherstellt, darf man zusätzlich ein Artefakt erschaffen. Dabei handelt es sich um ein Gebäude, das einen globalen oder lokalen (auf den Kontinent begrenzten) Vorteil für das Spiel bietet. Und zwar ganz automatisch. Ein Artefakt ist notwendig, um die Lebenspunkte der Gegner beim Angriff zu sehen; ein anderes erwirkt jede Runde automatischen Angriff auf die Feinde; ein weiteres steigert die Abwehr und noch eines die Treffsicherheit. Es gibt viele verschiedene Artefakte – mehr als man bauen kann. Man muss sich also entscheiden, welche Vorteile man im Kampf nutzen und auf welche man verzichten möchte. Um neue Artefakte generieren zu können, muss man sich Wissen darüber aneignen. Dieses findet man versteckt in der ganzen Spielewelt. Man hat also viele taktische Möglichkeiten und gerade das wertet das Spiel ungeheuer auf. Artefakte sind auch mächtige Waffen und können entscheidende Vorteile im Kampf verschaffen.

Insgesamt ist das Gameplay schlau und durchdacht. Es motiviert auch, da quasi kein Grinden notwenig ist. Wenn man unterwegs keinen Kampf auslässt, reicht die Erfahrung locker aus, um alle Kämpfe zu gewinnen. Durch die zahlreichen Modifikationen durch Artefakte, Spiritnite, Rüstungssteigerung und sogar Essen (vgl. Gegenstände in Xenoblade 2) hat man auch unzählige Möglichkeiten, etwas anzupassen. Und das ist auch noch ganz unterhaltsam.


Kommen wir nun zu einem der größten Kritikpunkte des Spiels. So schön und flüssig das Gameplay auch sein mag, so uninspiriert und undurchdacht ist die Spielwelt. Neben der wirren Story und den ebenso wirren Figuren bedingt durch die wirren Dialoge ist die Spielewelt der größte Kritikpunkt. Erst einmal fühlt sie sich ausgesprochen winzig an und alles wirkt zusammenhangslos und inkonsistent. Am besten gelungen ist die imperiale Hauptstadt „Watt“, die eine Mischung aus Ruhrpott und viktorianischem London ist. Hier sorgt die Industrialisierung für dichten Qualm, sodass die schicken Häuserfassaden erleuchtet werden müssen. Es gibt Telefonzellen – die werden nie angesprochen – aber es stehen überall welche rum. Wenn man Glück hat, findet man sogar immer noch etwas Kleingeld darin. Ansonsten sind die anderen Orte ohne großen Wiedererkennungswert. Als hätte man sich bei der Entwicklung ausschließlich auf die imperiale Hauptstadt konzentriert und den Designern aufgetragen: Da machste mal noch nen Dorf, da nen Wald, da noch nen Wald und da nen Höhle oder meinetwegen Ruinen, aber irgendwas halt einfach...

Leider merkt man diese gleichgültig gestaltete Welt beim Spielen deutlich. Auch wenn man ein Artefakt hinsetzt, so ist das ein wunderschönes Gebäude, aber vollkommen ohne Geschichte. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass die Spielewelt austauschbar ist. Was schade ist. Alleine durch eine etwas stimmungsvollere Handlung, mehreren Geheimnissen oder einer besseren Integration wäre das gelungen.

Man hätte es doch so machen können wie bei Michael Endes Land "Phantasien". Jeden Ort mit einem Geheimnis oder einer Hintergrund-Geschichte ausstatten. Und alles besonders machen.
Das ist im Spiel genau einmal gelungen und sorgte zugleich für die stimmungsvollste Passage in Lost Sphear. Ziemlich in der Hälfte des Spiels kommen die Helden in eine Kleinstadt namens „Wyllia“. Diese müssen sie passieren, um weiterzukommen. Dazu müssen sie eine Brücke überqueren, die aber gerade gebaut wird und erst am nächsten Tag vollendet werden soll. Also übernachten die Helden und als sie zur Brücke kommen ist nichts passiert. Sie pöbeln den Handwerker an, der sich an die Helden jedoch nicht erinnern kann. Als sich andere Ereignisse des Vortags wiederholen wird die Gruppe stutzig. Sie müssen herausfinden, was mit der Stadt passiert ist, da sie auch sonst selbst nicht mehr weiter kommen. Die Geschichte rund um Wyllia ist außerordentlich stimmungsvoll und erinnert an eine schön erzählte Dragonquest-Episode. Schade dass es nur so wenige wirklich schön erzählte Stellen gibt.


Um es gleich vorwegzunehmen: Lost Sphear ist spatanisch. Sehr spatanisch. Die Grafik ist zwar nicht schlecht, aber stellenweise sehr detailarm. Dazu kommen stellenweise verwaschene Texturen und Ruckler, die bei dieser Technik (feste isometrische Perspektive, wenig Details) eigentlich nicht sein müssten. Ich habe allerdings auch im Abspann „unity“ gelesen, daher wundern mich die Ruckler nicht mehr.

Was jedoch schade ist, dass man wirklich sehr spatanisch unterwegs war, was Animationen betrifft. Ausblicke gibt es ja noch einige, aber wenn irgendetwas passiert oder Gefahr im Verzug ist, wirkt das ganze doch reichlich steif. Es gibt auch kaum Rückblenden. Erzählt wird ausschließlich in Textboxen. So existiert nicht mal (japanische) Sprachausgabe (außer die Hand voll Schlachtrufe im Kampf). Natürlich kann man das mit „retro“ rechtfertigen. Es ist aber bezeichnend, dass „Octopath Traveller“ deutlich beeindruckender in Szene gesetzt wurde.

Und ein SNES-Spiel will es ja auch nicht sein. Sonst hätte man dem Spiel keine (statische) 3D-Grafik spendiert. Es wäre auch okay, wenn das Spiel deutlich günstiger wäre, aber Lost Sphear ist ein Vollpreistitel.

Die Musik hat sich deutlich an den SNES- und Playstation-JPRGs orientiert. Allerdings fehlt auch der Musik etwas, das dem ganzen Spiel fehlt – Seele! Tatsächlich passt die Musik sehr gut zu den Schauplätzen – denn ihr fehlt es leider auch an Substanz und ikonischen Motiven. Dabei ist sie nicht schlecht, aber leider sehr einfach und die Arrangements sind ausgesprochen blockhaft und nicht verspielt. Insgesamt dominieren die ruhigeren Töne, aber das ganze klingt ein wenig zu sehr nach Fließband, zu sehr nach Archiv- oder Layoutmusik. Relativ schön sind hingegen die beiden Weltkartenthemen und die Titelmelodie. Richtig gelungen finde ich das "Mondkessel"-Thema. Insgesamt keine schlechte Leistung aber relativ langweilig.


Das Spiel will wie ein glorreiches SNES-Spiel sein - verliert sich aber in viel zu vielen Dingen. Die Spiele früher, nehme man mal Terranigma, hatten die ganze Zeit eine eigene Atmosphäre und eine ausgesprochen eigenwillige Spielwelt. Lost Sphear ist eher etwas beliebig zusammengewürfeltes. Wobei es von mir trotzdem empfohlen wird:

Ich muss zugeben, dass ich damals, als ich den Trailer das erste Mal gesehen habe, sehr viel erwartet habe. Eine stimmungsvolle unheilvolle Geschichte – ähnlich wie „Die Unendliche Geschichte“ oder „Momo“. Die Thematik traf es ja vollkommen. Dann kam die Demo und meine Erwartungen wurden gebremst – wie bei einer Gefahrenbremsung. Das war einfach ein generisches und unspiriertes Stück Software – total zusammenhanglos. Und dann habe ich im Vorfeld einige Kritiken gelesen – diese schrieben teilweise von einer „tollen“ Geschichte. Also hab ich’s mir geholt und meine Erwartungen waren „okay“. Da es hieß, es würde nur so 20 Stunden dauern, erwartete ich eine ganz entspannte Rollenspielkost, aber nichts Weltbewegendes.

Letztenendes wurden meine Erwartungen leicht übertroffen. Lost Sphear ist wirklich okay und punktet vor allem dadurch, dass es das Spiel wirklich schafft ausreichend zu motivieren. Bedingt durch seinen abwechslungsreichen und flotten Spielstil und seine ausgefeilte aber einfache Spielmechanik bin ich in der Versuchung das Spiel „gut“ zu bewerten.

Ich kann es auf jeden Fall für jeden der eine Switch hat, empfehlen. Es wird nicht grandios sein, aber durch seine unkomplizierte und stringente Art ist es „ideal zum Snacken“. Zu Hause am Fernseher festgekettet an der PS4 würde ich mir einen Kauf allerdings gut überlegen. Wobei ich auch bestimmt 2/3 am Fernseher gespielt habe.

Durch die unbeholfene Erzählung, was vor allem an den Dialogen liegt und die total verworrene Pseudotiefgründigkeit am Ende, die das Spiel aufgrund seines austauschbaren Settings eigentlich nicht verträgt, bin ich hingegen versucht, das Spiel mit „durchwachsen“ zu bewerten. Im Grunde ist die Handlung jedoch gar nicht mal so schlecht. Es gibt sehr wohl spannende Passagen. Wenn das Writing besser gewesen wäre, wäre Lost Sphear tatsächlich gut geworden – und das trotz austauschbarer Spielewelt. So ist es ein Spiel mit viel Potenzial, das zu „gut“ tendiert. Also „okay“ mit Tendenz zu gut.

WERTUNG:

Handlung, Charaktere und Dialoge: ➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ durchwachsen: Handlung abwechslungsreich, Writing hat mir aber gar nicht gefallen - Dialoge unbeholfen, teils flach und unglaubwürdig.
Gameplay und Kampfsystem: ➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut: Das geht zwar noch mehr - aber im Grunde ist die Spielbarkeit 1a und viele taktische Möglichkeiten um das ganze Spiel durch zu motivieren.
Spielwelt und Atmosphäre: ➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ durchwachsen: Austauschbares Setting generiert austauschbare Atmosphäre. Die Spielwelt ist zudem sehr überschaubar. Der Umfang ist aber ordentlich.
Technik und Präsentation: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay: Stellenweise sehr schön gezeichnet. Aber die ganze Zeit die gleiche Perspektive und minimale Animationen.
Musik: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay: Austauschbar, aber sehr passend. Teilweise gute Ideen (Mondkessel-Thema).

Gesamtwertung: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉+ Okay mit Tendenz zu gut!

Rusk
05.02.2018, 12:36
@ Wegen der Wyllia Quest:
Ich war damals auch ziemlich überrascht, dass Lost Sphear plötzlich auch so kann, hätte ich nicht gedacht. Weiß noch, ich hätte am Liebsten den Handwerker eine aufs Maul geben wollen. Erst im Gasthaus hab ich dann geschnallt was Sache ist. Auch wenns recht kurz war, ich fands unterhaltsam. Da gebe ich recht, mehr solcher Momente hätte das Spiel gut getan.

Ach und bitte nimm doch ein anderes Wertungssystem, mit den Smileys kennt sich doch kein Mensch aus (und ja ich sehe dein Wertungsschema). Entgegen deines Reviews sieht das nämlich nicht professionell aus. ;) Aber ansonsten schön struktuiert.

Cuzco
05.02.2018, 18:29
Hey Rusk, vielen Dank für Dein Feedback. Mein Review ist auch sehr lange geworden. Habe das heute vormittag auf vier Stunden Zugfahrt geschrieben. Die Formatierung ist dabei natürlich wichtig, damit es übersichtlich bleibt. Ich werde mir auch mal was überlegen wegen der Wertung. Das stimmt schon, die Smilies sehen jetzt nicht so geil aus und sind zudem auch noch etwas unübersichtlich. Leider kenne ich mich in diesem Forum nicht so aus. Ich würde gerne Sterne machen, habe aber leider keine Ahnung wie. Vielleicht sollte ich einfach Zahlen nehmen. 1-10 oder so.

Ave
05.02.2018, 19:01
Für Sterne kopierst du einfach das Symbol in den Text. Leerer Stern: ☆ Voller Stern: ★

Und dann einfach die Anzahl voller Sterne mit der der leeren abgleichen: ★★★☆☆

:)

Rusk
05.02.2018, 20:00
Die Länge wirst du sicherlich auch noch hinkriegen, durch die Spoilertags täuscht das etwas. Und die Sterne von Aves sind wirklich viel besser als die Smiley, man kann sich darunter gleich mehr vorstellen und auch Vergleiche mit den anderen Challengern machen.
Und du kannst eig. jede Art von Symbol nehmen, was in der Ascii Tabelle vorkommt. Guck mal hier (http://nt-schulze.de/services/gut-zu-wissen/sonderzeichen-und-ascii-codes/), vielleicht findest du ja etwas anderes, was dich besser anspricht.

Cuzco
05.02.2018, 20:20
Stimmt, danke Leute, manchmal ist man einfach betriebsblind. Ich habe momentan keine externe Tastatur und mit der internen vom Laptop kann man nicht alle Zeichen abbilden (mangels Ziffernblock). Daher habe ich gerätselt wie man den Ziffernblock emuliert und wie man das wohl eingibt, um an bestimmte ASCII-Zeichen zu kommen...

Aber... man muss sie ja einfach nur aus einem anderen Text herauskopieren.

Das ist super - ich stell auf Sterne um! :)

EDIT: Ich nehme jetzt Knödel, um mich etwas abzugrenzen. ;)


Normale Noten
➊➋➌➍➎➏➐➑➒➓ legendär
➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ hervorragend
➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut
➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ gut
➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay
➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ durchwachsen
Unterirdische Noten:
➊➋➌➍➄➅➆➇➈➉ Spiel artet in "Arbeit" aus ohne Spaß zu machen
➊➋➌➃➄➅➆➇➈➉ gravierende Mängel
➊➋➂➃➄➅➆➇➈➉ unspielbare Passagen
➊➁➂➃➄➅➆➇➈➉ Spiel stürzt immer wieder an der gleichen Stelle ab
➀➁➂➃➄➅➆➇➈➉ Spiel startet gar nicht

Sylverthas
05.02.2018, 23:17
Die Länge wirst du sicherlich auch noch hinkriegen, durch die Spoilertags täuscht das etwas.
Mach ihm doch keine falschen Hoffnungen! Hat bei mir auch nie geklappt :(
Habe prinzipiell nichts gegen etwas längere Berichte, wenns denn passt. Aber gut, das kommt von jemandem, der nen Beitrag mit über 900 Wörtern für ein einstündiges Game gemacht hat ^_O

@Cuzco: Was Du zu Kanata schreibst... ich bin gerade nicht mal sicher, ob ich den tatsächlich nem stummen Prota vorziehen würde. Bin zwar noch nicht durch, also kann durchaus sein, dass da noch ganz viele tolle Ereignisse mit dem kommen, aber zumindest den Anfang über macht sein Charakter... naja, gar nichts her? Also, ich hatte den als sozial zurückgeblieben bezeichnet, aber das stimmt ja auch nicht. Ich weiß nicht, was das fürn Typ sein soll. Nicht mal 0815-Klische-Held trifft hier zu, weil er dafür irgendwie zu wenig Drive hat. Ich weiß eigentlich nicht mal, warum er in der Handlung überhaupt was macht. Irgendwas vages mit seiner Mutter, was mal ganz selten aufkommt, damit er nicht komplett motivationslos rüberkommt?
Aber das hat ja mit dem restlichen Mist eigentlich gar nix zu tun *g*

Glücklicherweise ist Locke hier im Spiel, so kann Kanata wenigstens nicht der schlechteste Charakter sein :D

Rusk
06.02.2018, 12:46
Das neue Wertungsschema ist schon eindeutig besser, darunter kann man sich schon mehr vorstellen. :A

Cuzco
06.02.2018, 23:49
@Cuzco: Was Du zu Kanata schreibst... ich bin gerade nicht mal sicher, ob ich den tatsächlich nem stummen Prota vorziehen würde. Bin zwar noch nicht durch, also kann durchaus sein, dass da noch ganz viele tolle Ereignisse mit dem kommen, aber zumindest den Anfang über macht sein Charakter... naja, gar nichts her? Also, ich hatte den als sozial zurückgeblieben bezeichnet, aber das stimmt ja auch nicht. Ich weiß nicht, was das fürn Typ sein soll. Nicht mal 0815-Klische-Held trifft hier zu, weil er dafür irgendwie zu wenig Drive hat. Ich weiß eigentlich nicht mal, warum er in der Handlung überhaupt was macht. Irgendwas vages mit (...)
Aber das hat ja mit dem restlichen Mist eigentlich gar nix zu tun *g*

Kanata wird im Laufe des Spiels schon etwas besser beleuchtet und entfaltet auch so etwas wie eine "Persönlichkeit". Daher finde ich es ja auch so gut, dass er nicht stumm geworden ist. Aber in gewisser Weise handelt er etwas umnachvollziehbar. Auch diverse Enthüllungen scheinen ihn nicht zu schocken. Dabei wird es ein Ereignis geben, das normalerweise jeden aus der Bahn hauen würde und ihn zumindest minutenlang jammern lassen müsste oder ihn in eine tiefe Depression stürzen würde. Nicht so Kanata, der nimmt das erstaunlich sportlich und ja, es hat was mit seiner Mutter zu tun - so viel sei verraten.
Er verändert sich eigentlich auch nicht. Irgendwann in der zweiten Hälfte des Spiels musste ich schmunzeln, weil es hieß "der frühere Kanata" hätte sich da so und so verhalten, aber jetzt ist sich der "neue Kanata seiner Macht bewusst und handelt ganz anders". Aber er handelt eigentlich immer genau so noch wie gehabt. Nur ganz am Schluss ist er nicht mehr so versöhnlich, lieb und kommunikationsbereit, als er den flehenden feststeckenden Schurken einfach so eiskalt ohne mit der Wimper zu zucken abmurkst.


Das neue Wertungsschema ist schon eindeutig besser, darunter kann man sich schon mehr vorstellen.

Danke Dir! :)

Cuzco
15.02.2018, 16:32
In den letzten zwei bis drei Wochen habe ich immer mal wieder einen kleinen Teil des Seinen Densetsu Remakes "Adventures of Mana" gespielt und habe heute früh nach dem Aufstehen pünktlich zum Erscheinen vom Secret of Mana Remake 2018 das Spiel abgeschlossen. Auch wenn es wahrscheinlich jeder der Anwesenden hier weiß: "Adventures of Mana" ist das Remake des ersten Teils der Seiken Densetsu Reihe. Ursprünglich war das 1991 für den alten Gameboy erschienene Seiken Densetsu als Spin-Off zu Final Fantasy entwickelt, sollte im gleichen Universum spielen - nur das Kampfsystem war nicht rundenbasiert, sondern in Echtzeit ausgefertigt wie bei Zelda. Anders als die Final Fantasy Legend-Spiele für den Gameboy, die eben nichts mit Final Fantasy gemein hatten als den Namen aufgrund eines besseren Marketings in den USA, gibt es in der Welt von Seiken Densetsu auch Chocobos, Potions und Äther. Zumindest noch in diesem Ableger. Der Nachfolger ist des uns allen bekannte Secret of Mana, das ein komplett eigenständiges Universum etablierte, allerdings mit einigen Parallelen zum Vorgänger. Die wichtigste Parallele ist dabei der Mana-Baum, der in allen acht bis heute erschienenen Hauptteilen der Seiken-Densetsu-Serie die wichtigste Rolle spielt. Er, auch bekannt als Weltenbaum, als Yggdrasil, ist der Ursprung allen Lebens in der jeweiligen Spielewelten, die wie bei Final Fantasy nur lose mit den anderen Ablegern zu tun haben.

Neben diesem Remake gibt es die klassische Schwarz-Weiß-Version für den Gameboy, die ich immer noch besitze, aber bestimmt schon seit Mitte der 90er nicht mehr angerührt habe. Sie hatte als einige der wenigen Spiele von damals einen komplett deutschen Bildschirmtext. Witzigerweise ist das Remake, obwohl erschienen für Android, iOS und VITA, nur in Englisch. Dann gab es noch ein Reboot für den Gameboy Advance, das ich mir gebraucht geholt hatte. "Sword of Mana" erzählt die gleiche Geschichte wie das Original, hat jedoch deutlich mehr Charaktere, eine etwas andere Handlung und eine wunderschöne Zeichentrick-Grafik, während das Original nur eine Figur bietet, die zwar an einigen Stellen begleitet wird, aber bei der sich die komplette Geschichte in der Schwarz-Weiß-Welt auf das Wesentlichste beschränkt. Dialoge sind in wenigen Sätzen abgehandelt, es gibt keine Nebenaufgaben und es ist ziemlich straight forward. Genauso wie dieses Remake. Adventures of Mana ist eine nahezu Eins-zu-Eins-Umsetzung des alten Gameboy-Spiels, featured exakt dieselbe Spielwelt, dieselben Dialoge, dieselben Gegner und dasselbe Kampfsystem wie das Gameboy-Original. Ist also (fast) quasi das gleiche Spiel, sieht nur anders aus und hört sich anders an, sofern man nicht den Retro-Sound auswählt.

Der Dunkle Lord, Regent des Kaiserreichs Glaive unterhält zu seinem Vergnügen einen Gladiatorenkader. Auch der Held, Sumo, dessen Name ich so doof fand, dass ich ihn Mock genannt habe, muss zum Vergnügen des Kaisers täglich in der Arena sein Leben im Kampf gegen finstere Kreaturen riskieren. Als einer seiner Mitstreiter tödlich verwundet wird, gibt der dem Helden den Hinweis, dass immer nach einer Runde das Tor nach draußen aufbleibt und er soll Bogard bei den Wasserfällen über seinen Tod benachrichtigen. Gesagt, getan. Held flüchtet, belauscht den Kaiser und dem Hofmagier Julius in der Nähe der Burg, wird aber erwischt und von der Klippe gestürzt. Er rappelt sich auf, rettet auf seinem Weg eine Frau, deren Bodyguard im Kampf gegen Monster umkommt, und zusammen suchen sie Bogard bei den Wasserfällen auf. Die Frau entpuppt sich als Fuji, die noch eine sehr wichtige Rolle spielen wird. Zusammen sollen sie sich in die Großstadt Wendel zu einem Weisen namens Cibba durchschlagen, um weitere Anweisungen zu erhalten. Auf dem Weg dahin erleben sie Abenteuer, u.a. geraten sie in die Villa eines Vampirs, aus der sie entkommen müssen und und und. In Wendel angekommen wird Fuji schließlich vom Kaiserreich entführt und der Held muss sie befreien. Er erlebt eine Odyssee durch die Spielewelt, bekommt immer mächtigere Waffen und sogar einen Chocobogefährten. Letztendlich muss der Held beim großen ShowDown Fuji vor dem Hofmagier beschützen, der sich die Macht des Mana-Baums einverleiben will...


So spannend der Handlungsrahmen jetzt auch klingen mag, aber die Dialoge, das Setting und die Charaktere sind von 1991. Dafür sind sie nicht mal schlecht, allerdings wird alles relativ unspektakulär in wenigen Dialogzeilen abgefrühstückt. Dabei sind die Dialoge nicht mal schlecht geschrieben, aber ein Dialog beschränkt sich auf gerade mal 4-6 Textboxen. Insgesamt ist alles wohl sehr generisch. Wobei die einzelnen Figuren, wenn sie mal was sagen, sogar mehr Persönlichkeit offenbaren als in manchem modernen Spiel. Es passiert sogar einiges an Handlung und die 10 bis 12 Stunden Spielzeit erscheinen voller als man denkt. Aber beim Reboot "Sword of Mana" für den Gameboy Advance hat man richtig viele Dialoge und eine besondere Geschichte entwickelt. Hier übernimmt man bloß stur das Gameboy-Original von 1991.


Der wohl größte Kritikpunkt ist das Gameplay. Auch hier hat man am Original de facto NICHTS geändert. Das Original spielte sich flott und direkt, war aber auch sehr simpel und redundant. Man muss immer die gleichen Einbildschirmräume durchkämmen. Rätsel gibt es insgesamt ca. drei im ganzen Spiel. Der Rest besteht daraus sich durch die - nicht gerade kleinen - Dungeons zu crawlen, die Orientierung zu behalten und dabei entweder eine Wand mit Riss mit einem Pickel einzuschlagen oder eine verschlossene Tür mit einem Dietrichbund zu öffnen. Auch die Gegner können nicht wirklich viel. Die meisten bewegen sich uninspiriert über den Bildschirm. Ein paar können springen oder sich an eine andere Stelle des Raumes warpen und sind daher besonders schwer zu treffen. Da es immer die gleichen Sachen sind, wird man dem ganzen schnell überdrüssig, weshalb man sich nicht motiviert fühlt, besonders lang zu spielen. Man spielt also eine halbe Stunde, bis es wieder anfängt zu langweilen und legt es danach weg.

Positiv hervorheben möchte ich die große Anzahl an sammelbaren Waffen. Durch das neuartige Ringmenü löst man das alte schwerfällige Listenmenü der Schwarzweiß-Version ab und das Spielen geht wesentlich flotter. Man hat auch nur 16 Plätze für Items und muss sich daher genau überlegen, was man an Gegenständen mitnimmt und was man verkauft. Spaß-Tatsache (neudeutsch "Fun-Fact"): Man kann insgesamt ein Vermögen von maximal 65335 Goldstücken anhäufen. Auch das wurde wohl aus der Gameboy-Version übernommen, dann weiß man gleich wieviel Bit im Speicher der Cartridge dafür reserviert wurde.

Was sich verschlechtert hat ist das Kämpfen selbst. Wie beim Gameboy hat man die Spielwelt in exakt dieselben Planquadrate eingeteilt. Wenn man über den Rand weitergeht, lädt der neue Ausschnitt. So ist das hier auch - doch mit dem Unterschied, dass die Planquadrate nicht einen Bildschirm, sondern weniger füllen. Man kann sich also über einen scrollenden Untergrund bewegen, der jedoch immer nur ca. 2 Bildschirme der VITA groß ist. Dadurch leidet die Übersichtlichkeit. Beim Gameboy war alles schnell und einfach überschaubar, bei der VITA-Version ist es megaunübersichtlich. Dazu kommt, dass die Gegner erst spawnen, wenn man den Bildausschnitt betritt, was dazu führt, dass man nicht selten in sie hineinläuft. Muss man dann auch noch Rätsel lösen und einen Gegner z.B. mittels Eiszauber in einen Schneemann verwandeln, um ihn auf einen Schalter zu schieben, damit ein Tor offenbleibt, ist das Chaos perfekt und das kann schon mal eine Viertelstunde dauern. Diese Verschlimmbesserung bremst das ansonsten flotte Spieltempo etwas aus und sorgt für eine Schwerfälligkeit, die aufgrund des simplen Gameplay eigentlich nicht sein dürfte.


Die Grafik ist zwar 3D, aber äußerst generisch und alles sieht gleich aus. Im Gegensatz zu Spielen wie Secret of Mana oder Seiken Densetsu 3, des Reboots "Sword of Mana" oder gar das ausgesprochen kinderbuchhaft illustrierte "Legend of Mana" ist daran gar nichts zu sehen, was die Mana-Serie ausmacht. Ich würde sogar sagen, es ist noch spartanischer als die Gameboy-Version.

Genauso generisch wie die Grafik ist auch die Spielwelt und die Atmosphäre. Atmosphäre kommt keine auf. Die Spielwelt ist nicht mal schlecht, aber die ganzen kleinen Subplots bekommen zu wenig Raum, um sich zu entfalten.


Die Technik ist durchweg ordentlich. Aber das Spiel sieht nicht aus wie ein "Mana"-Spiel, dazu fehlen einfach die verspielten Artworks. Es sieht aus, wie ein Everyday-Smartphone-Classic-Fantasy-RPG. Im Grunde hat man ja auch nur die Gameboy-Grafik verdreidimensionalisiert. Was beim Gameboy ja noch ein gewisses Maß an Abstraktion, Vorstellungsvermögen und Fantasie erfordert, kann bei der heutigen Technik einfach nicht als Ausrede gelten. Das ganze ist generisch und wirkt im höchsten Maße reduziert - aus dem Levelbaukasten von nebenan. Die Gegner sind dabei noch etwas besser, hier hat man die typischen Manawelt-Figuren. Auch bei den Soundeffekten greift man teilweise auf die Original-Sounds der Gameboy-Version zurück. Das gilt nicht für die Musik.

Bei der Musik ist ein kleines Wunder gelungen. Obwohl das Original wohl eher zu den einfacheren nicht memorierbaren Chiptune-Soundtracks gehört, bietet dieses Remake einen wunderschönen stimmungsvollen Soundtrack, der zwar nicht viele Stücke aufweist und äußerst knapp bemessen ist, aber wundervoll klingt. Man kann im Spiel auch den Original-Soundtrack auswählen, aufgrund des hervorragend gelungenen Remake-Soundtracks wäre dies jedoch schade. Denn man hat sich extra die Mühe gemacht, ein kleines Ensemble mit zwei Geigen, einer Bratsche, einem Cello, Flöte, Oboe, Klarinette, Gitarre, Harfe, Bass, Klavier und Schlagzeug mit der Einspielung des Soundtracks zu betrauen. Die Arrangements sind dabei äußerst klug geschrieben, sehr differenziert und machen die Musik zu einem Vergnügen. Da wo die Chiptunes nur genervt hätten, hört man den sanften Klängen des Ensembles sogar gerne zu. Wie immer - der Ton macht die Musik. Und die ist die größte Stärke des Remakes.


Wie schon gesagt. Man kann dieses Spiel spielen, jedoch nicht sehr lange am Stück. Das sich ständig wiederholende Gameplay, die zwar teils sich sehr verzeigenden aber immer mit den gleichen Räumen gefüllten Dungeons und die immer gleichen Aufgaben machen das Spiel nicht unbedingt zu einer Spielspaßgranate. Dem entgegen steht ein recht flottes straight forward Gameplay und ein vernünftiges Pacing, das aber aufgrund der trägen Mechanik des Remakes nicht so richtig in Schwung kommt. Es ist nichts besser als bei der Gameboy-Version mit Ausnahme der Musik. Doch die Musik alleine macht noch kein gutes Spiel. Die Atmosphäre ist nicht wirklich vorhanden. Normalerweise ist die Grafik dafür kein Maßstab. Aber generische Grafik UND kaum Dialoge ist dann doch ein bisschen zu wenig.

Wer also wissen will, wie die Mana-Reihe so angefangen hat und möglichst das originale Spielgefühl erleben möchte, der kann sich dieses Spiel für's Handy oder die VITA holen. Mangels erhältlichem Gameboy-Original die wohl einfachste Lösung.

Allerdings motiviert das Spiel trotzdem ab und zu zum Weiterspielen. Doch ein unterhaltsames mitreißendes Abenteuer braucht niemand erwarten. Da man das Spiel auf jeden Fall zwischendurch mal immer wieder spielen kann, finde ich es durchwachsen.

WERTUNG:

Handlung, Charaktere und Dialoge: ➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ durchwachsen: Handlung abwechslungsreich, Writing quasi nicht vorhanden - Charaktere wären gar nicht mal so schlecht.
Gameplay und Kampfsystem: ➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ durchwachsen: Vom Remake ausgebremster Spielfluss, Kampfsystem simpel, immer wieder und wieder die gleichen Zimmer in den teils ausschweifenden Dungeons
Spielwelt und Atmosphäre: ➊➋➌➍➄➅➆➇➈➉ mit Mängeln: Dadurch, dass das Spiel so alt ist, hätte man etwas mehr bringen müssen, als nur eine generische Überholung. Zumindest ist die Spielwelt relativ in Ordnung. Und es gibt einen Chocobo.
Technik und Präsentation: ➊➋➌➍➄➅➆➇➈➉ mit Mängeln: Durch das Spawnen der Gegner bei Betreten des Bildschirms und das langsame Tempo des Ablebens derselben ist der Spielfluss gestört. Technisch insgesamt ordentlich, aber sieht aus wie RPG-Baukasten-Grafik.
Musik: ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉+ gut, Tendenz sehr gut: Erstaunlich schön. Gute Arrangements mit einem Ensemble eingespielt - macht an sich alles richtig. Ist mit rund 18 Tracks für ein RPG nur leider etwas wenig.

Gesamtwertung: ➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ Durchwachsen

Cuzco
21.02.2018, 16:48
Da ich nun wieder ziemlich viel unterwegs arbeiten muss, komme ich fast nur noch zum mobilen Spielen. Das ist auch einer der Gründe, wieso die Mehrheit meiner Liste mobile Titel (inkl. Switch-Spiele) umfasst. Aktuell klammere ich mich daher an meinem Secret-Of-Mana-Remake für die VITA fest, was mir mittlerweile nicht mehr soooo gut gefällt. Irgendwie wirkt das Remake anders, außerdem scheint es eine ganze Spur schwieriger und mühsamer als das Original zu sein. Und so scheiße auch die deutsche SNES-Übersetzung gewesen sein mag, aber irgendwie begeistert mich diese Version nicht. Nicht nur dass der (etablierte) Pogopuschel jetzt "Mümmler"heißt, sondern auch dass das Quelltopf, das Mühldorf und - ganz schlimm - der Elfenteich aus dem Vokabular getilgt werden. Die "Lindenstraße" okay... Aber Gaias Nabel klingt eigentlich... naja,... Ist wohl Gewöhnungssache. Die ganze märchenhaft-niedliche Stimmung ist dahin. Die Musik ist auch weit vom Original-Soundtrack entfernt, wie ich bereits im Thread zum Spiel geschrieben habe, inklusive Beispiel. Es geht doch nicht, dass man jeden Kack-NPC-Hund vertont, aber die Musik einfach mal schnell in Fruity-Loops durchschleift.... :(:(:(:(:( Und langsam dämmert es mir, dass dieses Remake doch ein wenig uninspiriert ist. Letzten Endes ist das ein Eins-zu-eins-Ramake. Aber man hätte da so viel mehr machen können - siehe das Remake von Wonderboy: The Dragon's Trap. Das hat so eine magische neue handgezeichnete und fantasievolle Grafik, eine sensationelle Neuinterpretation des alten Chip-Tune-Soundtracks, verzaubert mit seiner Stimmung und ist trotzdem noch Eins zu Eins! Bei Secret-of-Mana bin ich kurz davor, das Remake uninteressant und lieblos (und somit deutlich schlechter als das Original) zu finden. Und das ist bei so einem grandiosen Ausgangsmaterial wie dem Original schon eine echte Leistung, $quare €nix! >:( Ach ja: Und 30 Euro kostet der Spaß ja auch noch.

Gestern Abend wollte ich hingegen wieder eine gemütliche Runde Kingdom Come:Deliverance spielen, allerdings lässt sich das Spiel für mich aufgrund eines sehr anhänglichen NPCs nicht fortsetzen. Dadurch ist es nicht mehr möglich, meinen Helden schlafen zu legen oder Dialoge zu führen, weil sie ständig abgebrochen werden. Durch Googeln erfuhr ich, dass ich entweder noch mal ganz von vorne anfange oder einen entsprechenden Patch abwarte. Ich hab mich dann für letzteres entschieden und Star Ocean IV - The Last Hope gestartet. Das Spiel war an diesem Abend wohl auch meine letzte Hoffnung. Obwohl mich Kingdom Come: Deliverance bisher am meisten in seinen Bann gezogen hat und das - meiner Meinung nach - stärkste Rollenspiel der letzten Jahre ist. Aber nun zu Star Ocean IV - The Last Hope: Im Grunde beginnt es wie jedes Star Ocean. Insgesamt finde ich die Reihe schon spannend (insbesondere Teil 2 und 3). Man wird erst mal mit Fragen über Fragen bombardiert und bisher macht es neugierig. Vor allem das Volk der Eldarianer interessiert mich. Man kann ja im Menü einiges nachlesen usw. Ansonsten scheinen die Figuren allerdings wieder die üblichen Klischees zu sein, was ich schade finde. Das Writing von Star Ocean 3 war ja ziemlich gut, daher hoffe ich noch auf einige interessante zwischenmenschliche Dinge. Der junge Edlarianer, der die Gruppe begleitet, Faize, könnte sich vielleicht noch als interessanter Charakter offenbaren.

Das Kampfsystem funktioniert nicht immer zuverlässig, aber ansonsten scheint es reibungslos zu funktionieren. Da ich kein Risiko eingehen möchte, irgendwo hängenzubleiben, hab ich mich für den einfachsten Schwierigkeitsgrad entschieden (da man diese nicht im Laufe des Spiels ändern kann). Die Gegenden sind für meinen Geschmack etwas zu verwinkelt und zu vollgestopft mit Gegnern. Das Problem ist, dass sich immer noch Kampfarenen aufbauen und das dauert. Und das nervt. Vor allem weil man wieder mega viel kämpfen muss. Dennoch: Ein Totalausfall wie Teil V scheint Teil IV nicht zu sein. Insgesamt wirkt die Story recht interessant - ich hoffe sehr, dass es nicht zu einem langweiligen und langwierigen Dungeons-Abgrasen verkommt.

Immer noch nicht weitergespielt habe ich das zu 90% durche Xenoblade 2. Da der Patch mit dem leichteren Schwierigkeitsgrad auf sich warten lässt. Ich weiß auch nicht, was ich konkret falsch mache, dass ich einfach hängen bleibe. Ich habe das Spiel eigentlich begriffen, scheine aber zu viel Pech mit den Gegnern zu haben. Wie schon gesagt, Jin macht nur noch seine HP-Fessel und zieht zu viel ab. Bei YT-Videos, die diesen Kampf gewinnen, macht er das nicht halb so oft. Ebenso der YETI - der Kampf gegen diesen ist richtig verbuggt. Nach gefühlten 20 erfolglosen Versuchen ist dann auch der Pro Controller geflogen. Wie schon bei Malos zuvor. Ich musste über eine Woche grinden, um stark genug zu sein. Ich nehme mal an, das hängt auch ein wenig mit dem Zufallsgenerator zusammen und dass ich wohl in einem ungünstigen Moment in diesen Kampf eingestiegen bin und das nun bei jedem neuen Versuch auch immer so bleibt. Man kann ja in den Code nicht reinschauen. Anders kann ich mir dieses fast unspielbare Kampfverhalten nicht erklären. Daher warte ich den Patch ab, um das Spiel endlich abschließen zu können.

Ich finde es halt mega schade, dass so richtig tolle Spiele wie Xenoblade 2 oder eben neuerdings Kingdom Come: Deliverance so verbuggt/ unbalanciert sind, dass man die Freude an ihnen verliert. Und so geht es nicht nur mir: Etliche Freunde hassen Xenoblade 2 wegen seines Schwierigkeitsgrades und wegen seiner "improvisierten Wege". Und bei dem neuesten West-RPG aus dem Hause Warhorse gibt es etliche spielbrechende Bugs, die auch noch rein zufällig auftreten. Mit etwas besserer Balance und einem faireren Spielsystem (Xenoblade 2) bzw. ohne Bugs, die zur Unspielbarkeit führen (Kingdom Come: Deliverance) wären beide Spiele für mich wohl die besten Rollenspiele der letzten Jahre. Warum ist das so? Hängt das wohl damit zusammen, dass vor kurzem bekannt wurde, dass das Team von Xenoblade 2 in nur zwei Jahren und gerade mit nur 40 Mitarbeitern dieses Riesenspiel aus dem Boden gestampft haben und das Warhorse eigentlich ein Indie-Entwickler wäre, der jetzt ein Spiel im AAA-Gewand gemacht hat, aber sich an der Cry-Engine hoffnungslos die Zähne ausgebissen hat (weil zu kleines Studio). Ich schätze da ist was dran!

Cuzco
09.03.2018, 12:04
Heute früh habe ich mir direkt nach dem Aufstehen die VITA geschnappt und hiermit die nächste Episode in meiner Challenge (erfolgreich) beendet. Das Secret of Mana Remake kann ich nun auch endlich abhaken. Das Original war der Nachfolger von Mystik Quest/ Seinen Densetsu/ Final Fantasy Adventure. Wie ich bereits im Test zu "Adventures of Mana" erwähnt habe, handelte es sich dabei um ein Spin-Off der Final Fantasy Serie. Secret of Mana zeigt jedoch, dass nun aus den Seiken Densetsu Ablegern eine eigenständige Serie geschaffen wurde. War Mystik Quest noch ein 1992 erschienenes Action RPG für den Gameboy, so erschien Secret of Mana anno 1993 bzw. 1994 in Europa auf der damals technisch noch führenden Plattform SNES. Und es war (und ist) eines meiner absoluten Lieblingsspiele, denn es bietet nicht nur ein - für damalige Verhältnisse - sehr buntes und abwechslungsreiches Spielerlebnis und eine märchenhafte atmosphärische Geschichte, sondern bot auch die Möglichkeit mit bis zu drei Spielern gemeinsam in das Abenteuer zu ziehen.

Dabei war die Entstehung des Spiels von etlichen Schwierigkeiten begleitet. Denn ursprünglich sollte Secret of Mana noch viel größer werden und mehr Kapitel bieten. Dazu entwarf man das Land Mana - eine sehr umfangreiche Spielwelt, die eine komplette Open World sein sollte. Grund dafür war, dass das Spiel für das CD-Laufwerk des Super Nintendo entwickelt wurde. Aber wie wir wissen, ist diese Erweiterung nicht erschienen. Also hatte Squaresoft, der Entwickler, ein großes teueres Spiel entwickelt, dass er jetzt allerdings nicht veröffentlichen konnte. Daher ging man her, setzte den Rotstift an und kürzte das Projekt - laut einigen Quellen - um rund die Hälfte, damit eine Veröffentlichung auf Cartridge möglich wurde. Fertig war Secret of Mana, bei dem nun viele Oberwelt-Gebiete entfernt wurden, was dazu führte, dass man sehr häufig auf Sackgassen und isolierte Orte trifft, die man nur per Kanone (Schnellreise) oder Drache (Luftschiff) erreicht. Gerade im späteren Verlauf fehlt Oberwelt. Laut einigen Quellen wurden bereits fertige Gebiete in andere Spiele übernommen wie Chrono Trigger oder dem meiner Meinung nach äußerst grandiosen Nachfolger Seiken Densetsu 3 bzw. Secret of Mana 2. Beide Spiele haben es allerdings nicht nach Europa geschafft.

Trotz dieser Kürzungen war für mich Secret of Mana damals wie eine Offenbarung. Es konnte Atmosphäre erzeugen und es ist auch heute noch immer ein wunderbares Spiel. Das liegt nicht nur an dem genialen Drei-Spieler-Modus, sondern auch an seiner Spielwelt, Atmosphäre und seinem speziellen Märchen-Feeling. Das Art Design sah im Pixel-Look des SNES fantastisch aus. Auch wenn die deutsche Übersetzung damals äußerst polarisierend gewesen ist, so hat sie dennoch der Atmosphäre nicht geschadet, was an vielen kleinen wohlklingenden Details lag. Die Terminologie und die Namen wie Quelldorf, Nebelvulkan, der Elfenteich oder die Wüste El Sandalar unterstrichen das märchenhaft naive Gefühl, welches das Spiel vermittelte. Und Lindenstraße schauende Goblins finde ich witzig und nicht unbedingt so schlimm. Auch der Pogopuschel hat sich etabliert. Solche Detailsachen sind doch nett... aber es gab auch die berühmtberüchtigte "Horrorwindel" - an solchen Stellen meinte es die Übersetzung dann doch zu gut. ;)

Das Remake gab mir nun die Möglichkeit, nun auch unterwegs in das nahezu unveränderte Spielgeschehen von damals einzutauchen. Ich war ziemlich gehypet und holte mir den Titel für meine VITA. Es sollte das Spiel auf ein aktuelles Niveau heben und naja... Man sollte meinen, dass Remakes normalerweise nicht schlechter als das Original sein können, aber... Lest selbst...

Randi (der Junge) ist ein Waisenknabe, der in Potos Village (Quelldorf) wohlbehütet aufwächst. Die einzige Sorge des Dorfes scheint es zu sein, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. Eines Tages erkunden Randi und zwei andere Jungen aus dem Dorf die Wasserfälle, trotz des Verbotes der Erwachsenen weil sie mysteriösen Stimmen auf den Grund gehen wollen. Ungeschickt wie er nun mal ist, fällt Randi von einem überquerten Baumstamm in eine Wasserbank. Er durchquert das knietiefe Wasser und findet schließlich einen Stein, in dem ein halb verrostetes Schwert steckt. Dann hört er auch noch eine Stimme. Sie gebietet ihm das Schwert heraus zu ziehen. Da er sich durch Dickicht schlagen muss, um wieder in das Dorf zu gelangen, beschließt er es kurzerhand zu wagen. Er wird geblendet, begegnet dem Geist eines Ritters, der ihm offenbart, dass ihm wohl nun das größte Abenteuer seines Lebens bevorsteht.

Irritiert bahnt sich der Junge erst einmal den Weg zurück nach Potos Village (zum Quelldorf) und verteidigt sich mit der neu erworbenen Waffe gegen angreifende Mümmler (Pogopuschel). Zurück im Dorf erfährt er von einem Gast, der aus der weit entfernten Republik Tasnica angereist ist, namentlich Gemma (Victor). Als er zum Ältesten des Dorfes aufbricht, tut sich plötzlich eine Erdhöhle auf und verschlingt den Jungen. Dieser wird vollkommen überrascht von einem riesigen Wesen angegriffen, gegen das er sich mit seinem Schwert erfolgreich zur Wehr setzt. Später gesteht der Junge dann vor dem Ältestenrat, das Schwert an sich genommen zu haben. Laut den Dörflern habe das einen Fluch ausgelöst. Kurzerhand verstoßen sie den Jungen und verbannen ihn aus dem Dorf. Auf Geheis Gemmas bricht der traumatisierte Jugendliche erst einmal zum Wasserpalast auf, wo er von der wahren Bedeutung seiner Waffe erfährt.

Letzten Endes muss er nun dafür sorgen, das Land Mana wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Seit Jahrzehnten schon versucht ein kriegerisches Kaiserreich die Vorherrschaft im Land Mana zu erreichen. Es gibt nicht viele Reiche die ihm was entgegen zu setzen haben. Für die Machtergreifung manipulieren sie sogar die Mana-Kraft, der spirituelle Lebenssaft. Der Junge muss dabei das Schwert an insgesamt acht Manasamen aufladen, um ihm seine ursprüngliche Macht wiederzugeben. B
Dabei schließen sich ihm ein Mädchen und eine Elfe (Koboldin) an. Mit ihnen erlebt er zahlreiche Abenteuer: Er hilft im Zwergendorf dem Schmied, er rettet einen Drachen vor einer Giftschlange aus einer Höhle und bringt ihn nach Matango (Trüffeldorf), dessen Bewohner nicht entfernt an Toad aus Super Mario erinnern. Er bringt einer Wüstenoase das Wasser zurück, rettet den Weihnachtsmann aus dem Eispalast, macht eine Infiltration auf einem Sandschiff, spioniert im Kaiserreich und legt unzählige Prüfungen des Sehers Lunar ab. In insgesamt rund 17 Kapiteln findet er den Pfad zum Manabaum und erfährt alles über seine Herkunft. Zu guter letzt muss er sich dem größenwahnsinnig gewordenen Magier des Kaiserreichs Thanatos (Tantalus) stellen, der mit einer Geheimwaffe versucht, die Welt zu erpressen.

Kommen wir nun zum ersten Kritikpunkt: Die Handlung entspricht 1:1 dem Original auf dem SNES. Man hat nichts geändert, nichts erweitert, keine Logiksachen irgendwie verbessert. Es gibt zwar slightly mehr Dialoge und die Figuren werden etwas besser beleuchtet, aber im Grunde hat man das Spiel nur grafisch und akustisch überarbeitet. Das sorgt dafür, dass es sich - nach aktuellen Maßstäben - um ein eher kurzes Vergnügen handelt. Zwischen 20 und 30 Stunden werdet Ihr darin versenken. Die Charaktere glänzten in der SNES-Version nicht unbedingt durch Tiefe. Allerdings entschädigte das märchenhafte Setting. Die Figuren waren schlecht beleuchtet und sehr farblos. Das ist für mich auch einer der größten Kritikpunkte des Originals. Aber so hat es sich das Remake schließlich zur Aufgabe gemacht, den Figuren doch etwas Persönlichkeit zu schenken. Die Dialoge in den (gefühlt fünf) "Cutscenes" im Spiel sind nach wie vor sehr kurz und spartanisch gehalten - so wie im Original auch. Allerdings gibt es vor jedem Schlafengehen ein Betthupferl: Immer wenn die Gruppe in der Herberge absteigt, gibt es ein random Gespräch, in dem die eindimensionalen, aber überzeichneten Persönlichkeiten zur Geltung kommen: Randi ist passiv und naiv, das Mädchen einfältig und arrogant und die Koboldin frech und naseweis. Allerdings ist das alles etwas unzusammenhängend hängend und zwar nett zu lesen, aber doch äußerst oberflächlich. Schade: Gerade im Remake hätte ich mir gewünscht die "Cutscenes" auszudehnen und die Geschichte komplexer zu fassen. Die Gasthausgespräche wirken eher uninspiriert und gezwungen und sind kein Ersatz für eine vernünftige Erzählung. Man hätte es ja nicht so aufblähen müssen wie in Lost Sphear, aber ich hätte mir grundsätzlich schon gut geschriebene Persönlichkeiten des Dreigespanns gewünscht.

Daneben ist auch die Übersetzung uninspiriert und wirkt halbgar. Gerade was die Terminologie der Ortschaften (dazu komme ich noch im Abschnitt "Spielwelt und Atmosphäre") betrifft. Im Grunde wurde sich bei den Dialogen sehr an der englischen Fassung entlang geklammert. Die Übersetzerin hat beinahe stur Wort für Wort übersetzt. Und das ist das Problem: Es gibt quasi keinen Wortwitz. Dieser beschränkt sich komplett auf die wenig gelungenen Gasthausszenen. Auch wirken die Dialoge wie aus dem Dialogsetzkasten - sehr generisch und voll mit Allgemeinplätzen. Das Spiel hat somit wenig eigenes. Es gibt keine Ideolekte bei den Figuren - alle reden gleich. Dies ist allerdings nicht rein ein Problem mit der deutschen Übersetzung. Bereits der englische Text ist nicht besonders prickelnd. Dass dennoch alles so übersetzt wurde, als könnte jeder alles sagen, ist ein ziemlicher Minuspunkt. Ich will der Übersetzerin keinen Vorwurf machen. Sie hält sich strikt an die englische Vorgabe, die auch nicht besser ist oder mehr Persönlichkeit bietet. Im Original war das zum Teil sogar - trotz schlechter Übersetzung - besser gelöst.

Mykonid wurde kritisch... verfehlt. Gefallener Paladin wurde kritisch... verfehlt. Verfehlt, verfehlt, verfehlt! Damit könnte man das Kampfsystem des Remakes wohl am besten beschreiben: Es besteht quasi darin, Gegner gezielt zu verf... äh anzugreifen. Ich habe das Original eingelegt und drei Stunden mit meiner Schwester gespielt, um zu sehen, ob das wirklich auch im Original so war, dass man im Normalfall daneben schlägt. Selbst wenn man ser genau den Gegner ins Schwarze trifft, im Remake heißt es in vier von fünf Fällen "verfehlt". Im Original ist die Ausweichrate der Gegner hingegen äußerst niedrig. Man trifft dort fast immer.

Ich weiß nicht warum. Man hat das Kampfsystem mit allen Schwächen, Problemen und all seiner Trägheit des Originals übernommen, aber dann noch zusätzlich die Parierrate der Gegner hochgeschraubt. Warum? Gleichsam wird man nun von Fernkampf-Gegnern zuverlässiger und auch in einer höheren Frequenz als im Original getroffen, sodass man nicht mal mehr voran kommt. Das Spiel wird dadurch natürlich nicht schwieriger, aber nerviger. Das Spiel ist sehr grindlastig und Grinden (also Leveln, um Erfahrung zu gewinnen und stärker zu werden) dauert somit noch länger.

Ebenso nerviger wurde es durch das "neue" Ringmenü. Ja, "neues" Ringmenü. Das sieht jetzt erst mal so aus wie im Original. Aber wenn ich im Original das Menü der Koboldin oder des Mädchens aufgerufen habe, um beispielsweise zu zaubern, erschien das auch immer auch da, wo das Mädchen und Koboldin gestanden sind. Und es hat sich auch zuverlässig die letzte Einstellung gemerkt, sodass ich den letzten Zauber gleich wieder verwenden konnte und nicht noch einmal alle Ringe durchschalten musste. Beim Remake: Die Ringe, auch die der Mitstreiter erscheinen nun alle (!) in der Bildschirmmitte. Man sieht nicht gleich, welcher Ring es ist. Da die Ringe sich die letzte Position nur für wenige Sekunden merken und dann wieder in die Ausgangsposition schalten, muss ich jeden Ring erst einmal bis zu den Zaubern vorschalten, um dann zu sehen, ob es sich um die Koboldin und das Mädchen handelt. Das kostet Zeit. Manchmal lässt sich der Ring eines Gefährten auch einfach durch Hufall nicht aufrufen. Das ganze ist dadurch so sperrig, dass ich zwei bis drei Minuten lang einen bestimmten Zauber suche. Merke ich dann, dass sich der Ring eines Gefährten nicht aufrufen lässt, muss ich das ganze Ringmenü schließen, um es dann nach zwei Stunden erneut zu öffnen und das ganze Spielchen von vorne zu beginnen. Also noch mal alles suchen.

Oder dass die Anzeige im Rüstungsladen fehlt. So sieht man nicht, ob die neue Rüstung tatsächlich stärker als die, die man gerade anhat, ist. Dafür muss man den Rüstungsgegenstand erst einmal kaufen.

Das Gameplay im Original ist schon relativ träge, aber man kann es noch aushalten. Es ist spaßig genug. Durch die (unfreiwilligen) Anpassungen ist das Remake jedoch so benutzerunfreundlich und sperrig geworden, dass dies der Motivation weiterzuspielen aktiv schadet. Es ist einfach lästig und genau das Spielsystem, auf das Secret of Mana immer schon mehr Wert als auf andere Ding wie z.B. Story gelegt hat, sorgt für Frust. Nicht weil es schwer ist, aber weil einfach alles so... Das ist, wie wenn man versucht mit Boxhandschuhen zu kalligrafieren, also Schönschrift zu schreiben.

Auch hier ist das Original tatsächlich besser. Und das, obwohl die Übersetzung sehr frei ist. Obwohl die Grafik pixelig ist. Obwohl die Musik MIDI ist. Obwohl es weniger Dialog gibt. Der Charme ist einfach weg. Vieles wird auch die Übersetzung oder allgemein die Texte und die Terminologie versauen. Klar, die deutsche Originalübersetzung der Club Nintendo Redaktion hatte etwas trashiges. Aber auch etwas märchenhaftes: Ich erkläre das mal so: Viele Orte hatten keine Fantasienamen. Potos Village hieß Quelldorf. Ein anderer nichts sagender Phantasiename bezeichnet das Mühldorf von früher. Im Spiel sind viele NPCs einfach Bauern. Sie nennen die Dinge beim Namen. Im Mühldorf hat einfach jedes Haus ein Mühlrad - daher Mühldorf. Das Quelldorf liegt in der Nähe von Quellen. Das repräsentiert den märchenhaften Charakter viel mehr. Auch der Elfenteich, der jetzt nach dem englischen "Gaia's navel" "Gaias Nabel" getauft wurde, ist zwar verständlich, wenn man sich die Karte von oben ansieht, aber märchenhaft verklärt ist das nicht. Auch das Kaisserreich Imperium und den Kaiser Imperator zu nennen - also so viele Fremdwörter zu nehmen - nimmt dem Spiel Atmosphäre. Das ganze ist ein relativ filigranes Konstrukt, das von seiner Märchenhaftigkeit lebte. Ich kann da keine komplexe Fantasy-Terminologie nehmen, das verträgt es nicht. Das Spiel ist im Grunde naiv - das ist auch ok. Aber so passt es nicht mehr zusammen.

Problem Nummero 2 ist der Artstyle. Die Manaspiele haben (fast) alle eine relativ verspielte Zeichentrick-Grafik. Alles sieht eher aus wie ein Kinderbuch. Hier jedoch wurde die alte Pixelgrafik in eine sterile und unspektakuläre und sehr detailarme 3D-Smartphone-Grafik überführt. Im Grunde gleicht die Perspektive dem Original - sieht jetzt nur alles hochpoliert aus. Wenn man sich schon nicht die Mühe machen möchte und eine richtige fantasievolle Third-Person-3D-Umgebung zu programmieren, dann hätte man doch wenigstens einen verspielteren Artstyle wählen können und das ganze wie bei Legend of Mana oder Sword of Mana oder Children of Mana aussehen lassen können. So hat das Siel keine Identität. Das Remake von "Wonder Boy Dragons Trap" zeigt doch eindrucksvoll, was ein kleines Team an Atmosphäre und Wiedererkennungswert dank des Art-Designs herausholen kann. Secret of Mana wirkt generisch, identitätslos und steril. Es hat null Eigenständigkeit. Und das ist schade. Nimmt man die ganzen Nachfolger hat man einen grandiosen Artstyle (SD3, LoM, etc.). Der ist zwar verspielt und alles sieht zu recht putzig aus. Aber diese Spiele sind Märchen. Dieses Remake hingegen lässt nichts davon erahnen. Es ist einfach lieblos. Der Soundtrack teilt das Problem mit der Grafik: Dieser wurde sozusagen inkonsistent kaputt arrangiert. Wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.

Problem Nummero 3: Am eigentlichen Handlungsfaden hat man nichts geändert. Das ist zwar einerseits löblich, aber ich hätte mir gewünscht, dass hier einfach mehr passiert. Das Pacing eines frühen SNES-Spiels ist nicht mehr zeitgemäß. Und da das filigrane Gesamtwerk des Super Nintendo Originals hier so empfindlich gestört wurde, hätte man zumindest eine wesentlich bessere und überarbeitete Narration erwarten können. Aber nein.

In den vorherigen Rubriken habe ich es schon geschrieben. Technisch ist es einfach unspektakulär. Es ist nicht retro, hat aber auch keinen Wiedererkennungswert. Dazu kommt noch dass das Gameplay durch Bedienmängel einfach massiv hinter dem Original zurücksteckt. Das ganze ist ein zäher Brei. Es sieht unglaublich steril aus.

Dann kommt dazu, dass man sich zwar die Mühe gemacht hat, ALLE Dialoge mit Sprachausgabe zu versehen, aber in den (sehr sehr wenigen) "Cutscenes" bewegen die teilweise auch hässlichen Figuren nicht ihren Mund wenn sie sprechen. So schwer ist das doch auch nicht. Es muss ja nicht lippensynchron sein, aber so ist es einfach befremdlich. Zudem schwankt die Qualität der Sprecher von heftigem Over-Acting bis hin zu abgelesen. Selbst die Protagonisten wirken oft gelangweilt. An anderen Stellen wirken die Texte wie ein schlechtes Laienschauspiel - so viel Schauspiel wie möglich. Auf japanisch habe ich es trotzdem nur kurz eingestellt. Das wirkt auch extrem drüber und das macht mich nämlich nervös.

Mir ist das Spiel zudem insgesamt vier mal abgestürzt. Ist jetzt nicht schlimm wegen des Quicksaves, der nach jedem Bildschirmwechsel den Spielfortschritt aufnimmt. Allerdings scheint es bei mir noch recht selten abgestürzt zu sein. Man liest bei manchen über 20 Abstürze und selbst das sei noch optimistisch.

Dazu kommt, dass auch die Gebiete bis zum Bildschirmwechsel sehr klein sind und die Ladezeiten zwischen den Bildschirmen sehr lang. Was die Größe der Gebiete anbelangt, so hat sich das Remake strikt an das Original gehalten. Die Ladezeiten von teilweise 10 Sekunden sind nicht so geil. Hier hätte man im Remake auch deutlich mehr machen können. Im Grunde sieht das Spiel wirklich tilebasiert aus. Da hätte man etwas viel verspielteres erwarten können. Selbst einige Texturen sind stellenweise unscharf. Also technisch nicht die 30 Euro wert - und ich denke auch ein Smartphone-Port wäre von diesem Spiel ein leichtes.

Um die Musik ist es echt schade. Im Abspann habe ich Tokyo Symphony Orchestra gelesen und eine Handvoll echter Instrumente wie Violine und Viola. Aber trotzdem klingt die Neufassung nach Plastik - zumindest an sehr vielen Stellen. Ich nehme mal an, dass der Großteil dennoch mit der hauseigenen Fruity Loops Library entstanden ist. Oft habe ich auf den klassischen Wavetable-basierten Soundtrack vom Super Nintendo umgestellt, da viele Musikstücke da einfach viel besser klingen. Das Spiel hat ja auch alles aus dem SNES-Soundchip rausgeholt und bot stellenweise einen legendären Soundtrack. Das Field-Thema klingt auf dem SNES total märchenhaft während es in der mit u.a. mit Akkordeon eingespielten Neufassung einfach seine ganze Magie verliert. Bei der Imperiums-Stadtmusik hab ich mich gefragt, ob sie mich verarschen wollen. Die "eiert" plötzlich so komisch. Hier hat man wohl einen starken Chorus-Effekt auf die Aufnahme gelegt und mit dieser dann in ein Treppenhaus beschallt und das dann aufgenommen. Genauso klingt's! Dann passen zum Teil die Arrangements nicht mehr. Es werden fragwürdige Instrumente eingesetzt und alles klingt nach JPOP. :eek: Es gibt wenig rühmliche Ausnahmen: Das Nebelvulkan/ reines Land - Thema klingt richtig gut. Das wurde sehr klassisch mit echten Instrumenten eingespielt und ist damit schöner und besser als das Original.

Insgesamt hat mich das Remake doch recht enttäuscht. Dadurch merkt man erst, wie empfindlich so ein Klassiker wie Secret of Mana ist. Ein Spiel ist immer ein Gesamtkunstwerk aus verschiedenen Komponenten. Wenn dabei einzelne Komponenten für ein Remake nur leicht geändert werden und das Spiel funktioniert nicht mehr, dann ist das Original in diesem Hinblick sehr empfindlich. Ich konnte es nur durchspielen, weil ich mit dem Spiel einigermaßen nostalgisch bin. Aber ich würde das Original jederzeit vorziehen. Allerdings habe ich das nicht mobil und ich habe momentan wenig Zeit es zu Hause vor dem Fernseher zu spielen.

Für ein Remake hätten sie sich mehr ins Zeug legen müssen. Es hätte wohl mehr Sinn gemacht, ein eigenständiges Spiel zu entwickeln. Vielleicht ein Reboot oder ein neuer Teil der Mana-Reihe... Denn das Original, das ich auch nach heutigem Standpunkt immer noch mit 8 von 10 Punkten bewerten würde, ist ja nicht aus der Welt. Sollte diese Switch-Compilation mit den drei ersten Seiken-Densetsu-Teilen für die Switch erscheinen, wäre diese auf jeden Fall vorzuziehen. Denn in dem Bundle ist der noch um Welten bessere dritte Teil dabei, der auch heute noch super funktioniert. Ich habe diesen per Emulator und Fanübersetzung durchgespielt und finde, dass es sich bei dem Spiel um das mit Abstand beste SNES-Action-RPG handelt. Aber was kriegen wir: Ein halbgares Remake des zweiten Teils, der eh schon erschienen ist.
Vor allem ist der Preis von 30, respektive 40 Euro viel zu hoch dafür.

WERTUNG:

Handlung, Charaktere und Dialoge: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay: Bunte abwechslungsreiche Handlung, kaum Persönlichkeiten der Charaktere, Dialoge eher Beiwerk
Gameplay und Kampfsystem: ➊➋➌➃➄➅➆➇➈➉ gravierende Mängel: Teilweise richtig mühsame Bedienung. Sehr träger Spielverlauf. Im Original war das noch spaßig, da es besser funktioniert hatte. Hier macht es keinen Spaß mehr.
Spielwelt und Atmosphäre: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay: Im Grunde eine vielfältige und besondere Märchenwelt. Wird durch den sterilen Artstyle und die lieblose Terminologie kaputt gemacht.
Technik und Präsentation: ➊➋➌➍➄➅➆➇➈➉ mit Mängeln: Die Baukastengrafik, verwaschene Texturen und gelegentliche Abstürze.
Musik: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay: Man kann's auf Original-Sound umstellen. Dann ist die Musik sogar sehr gut. Die neuen Arrangements finde ich aber - bis auf wenige Ausnahmen - furchtbar. Nagt dann etwas an der Atmosphäre.

Gesamtwertung: ➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ Durchwachsen

Ὀρφεύς
13.03.2018, 21:56
Und was macht Xenoblade Chronicles 2?;)

Cuzco
15.03.2018, 12:32
Hey, erst so spät gelesen. Ich hab's grade eben durch. Ich schau, dass ich heute Abend mein Review reinstelle. Schreibe schon seit einigen Tagen dran, aber bin leider noch nicht fertig. Nach sehr genauen 133 Stunden 0 Minuten und 14 Sekunden habe ich das Spiel mit Level 73 und gut einer Million Geld abgeschlossen und dabei fast alle Nebenquests gelöst.

Mein genauer möglichst nachvollziehbarer Blick auf das Meisterwerk kommt wahrscheinlich heute Abend.

Gala
15.03.2018, 12:38
Das ist vielleicht das Review, dass mich dieses Jahr am Meisten interessiert. Schön das das Update geholfen hat.

Cuzco
15.03.2018, 21:09
Das ist vielleicht das Review, dass mich dieses Jahr am Meisten interessiert. Schön das das Update geholfen hat.
Danke. Das freut mich sehr. :) Ich hab mir jetzt auch sehr viel Mühe bei dem Review gegeben und es dieses Mal sogar bebildert. ;)

Die Nintendo Switch hat das Spielejahr 2017 entscheidend geprägt. So hat die Konsole im Releasejahr nicht nur ein stabiles Line-Up bekommen, sondern es waren für mich auch noch die drei besten Spiele des Jahres 2017 dabei. Und das obwohl uns das Jahr so viele hervorragende Spiele auch auf anderen Plattformen bzw. Multiplattform beschert hat wie kein anderes: Horizon Zero Dawn, Persona 5 (das ich noch nicht gespielt habe, aber ich hab's mittlerweile rumliegen), das wundervolle Wonderboy-Remake, Rime (ich liebe es einfach), Sonic Mania, Uncharted: Lost Legency, Cuphead (das ich mir aber nur als Videos im Internet anschaue - das macht schon genug Spaß), Southpark 2 und natürlich Metroid: Samus Returns für den 3DS.

Die Switch hingegen prahlt auch noch mal mit dem für mich besten Spiel - zumindest von der Immersion und dem Spielgefühl: Zelda - Breath of the Wild und hat nebenbei mit Snipperclips auch noch eines der süßesten Partyspiele dabei, die es gibt. Der neue Partyprügler Arms und das unglaublich spaßige und abwechslungsreiche Splatoon 2 gehören zwar nicht zu den besten Spielen des Jahres, aber sind jeden Cent wert. Platz 2 geht hingegen an Mario Odyssee, das gelinde gesagt so viel Spaß und Spielfreude macht wie alle Vorgänger zusammen. Und wat is denn nu mein Spiel des Jahres 2017 Platz 3? Hmmm...: Es ist definitiv für die Switch. Fire Emblem Warriors? Kann ich nicht sagen - habe es mir zwar für 25 Euro geholt (Special Edition auf Amazon), aber noch nicht eingelegt. Mario + Rabbids Kingdom Battle? Nope. Pokemon Tekken? Mag ich nicht. Mario Kart? Mag ich, aber ist nur ein Remaster... Es ist tatsächlich - the one and only - Xenoblade 2. Ich finde das sogar Spiel so gut, dass es sich ein Jahr früher sogar mit Uncharted 4 um den ersten Platz geprügelt hätte.

Warum das so ist und warum es doch nicht ganz so gut ist wie Mario oder Zelda oder auch der erste Xenoblade-Teil, werde ich nun in folgendem Review versuchen zu erörtern.

Dazu sei zu sagen, dass es sich um das größte Spiel handelt, welches das Studio "Monolith Software" jemals hervorgebracht hat. Interessanterweise wurde das Spiel auch erst im Januar 2017 angekündigt und erschien ohne Verschiebung am 1. Dezember 2017. Wir erinnern uns, dass der Vorgänger Xenoblade Chronicles X für die Wii U bereits Anfang 2013 vorgestellt wurde und erst knapp drei Jahre später - auch schon am Ende des Wii-U-Lebenszyklus erschien. Xenoblade Chronicles 2 hingegen wurde ein knappes Jahr vor dem Release angekündigt und erschien ziemlich am Anfang des Switch-Lebenszyklus. Und das auch noch, obwohl 2/3 der Monolith-Belegschaft bei Zelda mitgeholfen haben, was dazu geführt hat, dass an Xenoblade 2 die meiste Zeit gerade mal 40 Entwickler gearbeitet haben. Und trotzdem wurde das riesige Spiel mit dem enormen Umfang in Rekordzeit entwickelt. Gerade einmal gut zwei Jahre hat die Entstehung dieses Titanen gedauert. Wenn man als Gegenbeispiel Final Fantasy XV nimmt, ist das schon auffällig schnell. Jetzt kann man natürlich sagen, dass die Geschwindigkeit zu Lasten der Qualität geht... Eventuell eine kleinere Spielwelt, weniger detaillierte Grafik... Aber das ist hier nicht der Fall. Die weniger detaillierte Grafik ist eher den niedriger aufgelösten Texturen zuzuschreiben, die wiederum der schwächeren Hardware geschuldet sind. Warum Xenoblade 2 trotzdem mit Final Fantasy XV den Boden aufwischt - ich komme zum Review:



https://i.imgur.com/xFVIfm7.jpgNopon sind geschickte Händler, aber nicht die Wohlfahrt!
https://i.imgur.com/uwg5rbT.jpgTitanenschiffe ermöglichen die Reise zwischen den verschiedenen Ländern.








https://i.imgur.com/uSSc2Hz.jpgHier legt gerade ein Titanenschiff an einem der zahllosen Wolkenhäfen an.
https://i.imgur.com/Q4NU40l.jpgDie niedlichen Nopon sind ganz schön geldgierig.


Alrest - Weit und breit nur ein riesiger Ozean, komplett aus Wolken. Das so genannte Wolkenmeer bedeckt den ganzen Planeten. Dabei werden die Wolken nach unten immer dichter, weshalb man in ihnen tauchen kann - wie in normalem Wasser. Ab und zu gleitet mal ein Titan vorbei. Titanen: das sind riesige Wesen, die an verschiedene wilde Tiere erinnern. Sie sind jedoch ganz friedlich und beherbergen auf ihrem Körper - der aus Erdreich zu bestehen scheint - Pflanzen, Tiere und Menschen. Es gibt diese Titanen in verschiedenen Größen: Kleinere Titanen bieten gerade mal Platz für eine Hütte und wenige Bewohner. Sie werden auch gerne als Schiffe verwendet, um zwischen den verschiedenen großen Titanen hin und her zu reisen. Die großen fassen die Fläche eines ganzen Kontinents. Auf diesen befinden sich neben großen Städten auch weitläufige Landschaften mit vielen wilden Tieren, Wäldern, Steppen oder Wüsten. Es gibt mehrere Nationen, die den Lebensraum der Titanen unter sich aufteilen. Insgesamt gibt es aber zwei führende Militärmächte, die in Alrest den Ton angeben: Das Kaiserreich Mor Ardain und das Königreich Uraya. Und wie sollte es auch anders sein - sind sich beide Länder nicht freundlich gesinnt. Es gibt zwar nicht direkt Krieg, aber...

Fern von dem ganzen Trubel lebt der junge Bergungstaucher Rex auf Azurda, einem der kleineren Titanen. Er nennt diesen liebevoll Opa, ist er doch in der Einsamkeit des riesigen Wolkenmeers der einzige Gesprächspartner. Opa ist auch so etwas wie Rex Mentor und Aufpasser. Wieso Rex mit seinen nur 15 (?) Jahren fern seiner Heimat, dem Dorf Fonsett auf den Leftherischen Inseln, einem Archipel aus vielen kleineren Titanen, nach im Wolkenmeer versunkenen Schätzen sucht, erfahren wir relativ früh. Nach einem erfolgreichen Tauchgang verkauft er das Bergungsgut in der naheliegenden Argentum Handelsgilde, die von einem Volk kleiner sonderbarer, aber intelligenter Wesen, die an zu großgeratene Nagetiere erinnern, den Nopon, geführt wird. Diese äußerst geschickten kleinen Händler lassen keine Möglichkeit aus, um Rex herunterzuhandeln. Denn diese Wesen nutzen zwar Kindersprache und geben sich als äußerst niedlich - eine weitere Eigenschaft ist jedoch die unfassbare Gier der Nopon. Umso mehr überrascht es Rex, dass er vom Geschäftsführer der Gilde, Bana zu einem Bergungstaucher-Auftrag angeheuert wird. Für ein kleines Vermögen von insgesamt 200000 Goldstücken soll er eine Gruppe von Meistern begleiten, um ein bestimmtes Schiffswrack zu finden. Er schickt sofort die Hälfte des Goldes in die Heimat, um die Dorfbewohner in Fonsett zu unterstützen.

Ach ja: Die Welt Arrest hat neben den Titanen eine weitere Besonderheit. So existieren zudem besondere mehr oder weniger menschliche Wesen, die Klingen. Diese entspringen so genannten Kernkristallen. Kommt ein besonders begabter Mensch mit der Meister-Fähigkeit in Kontakt mit so einem Kristall wird die in ihm schlummernde Klinge gerufen und resoniert mit dem Menschen. Dieser wird dann zum Meister dieser Klinge. Die Klinge beschützt ihren Menschen und unterstützt ihn mit einer Art magischem Band, dem Ätherstrom im Kampf. In der Vergangenheit wurden unter anderem etliche Kriege mit Armeen an Klingen geführt.

Rex lernt die Meister und ihre Klingen kennen. Sie stellen sich als skeptisch heraus, obwohl Rex trotz seines jungen Alters ein hervorragender Bergungstaucher ist und sie nehmen ihn auf die Mission mit. An Bord des Schiffes lernt er Nia kennen. Diese scheint in etwa sein Alter zu teilen und ist eine ziemliche Zicke. Ihre Klinge ist Dromarch, ein riesiger weiser Tiger, der jedoch besonders höflich und freundlich ist. Rex selbst ist natürlich kein Meister und hat keine Klinge. An Bord lernt er jedoch Nia besser kennen und die beiden unterhalten sich schließlich auch tiefgründiger. Das Bergungstaucherschiff Mahlstrom nimmt Kurs in Richtung des alten Schiffswracks und es stellt sich heraus, dass Rex aufgrund seiner Abstammung fähig ist, Türen am Wrack zu öffnen. Er wird dabei aber ungewollt in eine ziemlich große Sache hineingezogen. Einer der Auftraggeber ermordet den Jungen schließlich, doch dieser wird von einem der Meister - sehr zum Entsetzen von Nia und Dromarch - ermordet. Durch eine versiegelte Klinge, die Aegis, wird er jedoch wieder zum Leben erweckt und kann seitdem auch mit Klingen resonieren.

In der Mitte von Alrest - unerreichbar für die Bewohner - befindet sich der Weltenbaum. In der Baumkrone soll der Architekt wohnen, der die ganze Welt geformt hat. Viele Bewohner Alrests glauben an ihn. Und an ein verheißungsvolles Land in der Baumkrone namens Elysium. Die Aegis, auch Pyra genannt, bittet Rex als Gefallen für die Lebensrettung, sie nach Elysium zu bringen. Also beschließt dieser - koste es was es wolle - Pyra nach Elysium zu geleiten. Dabei steht ihm ein riesiges Abenteuer bevor, bei dem er (fast) alle Titanen in Alrest zu sehen bekommt und in die verschiedensten Machenschaften der Großreiche, aber auch in die der Handelsgilde verwickelt wird. Mit der Zeit schließen sich ihm neue Gefährten an und auch immer mehr Klingen kommen hinzu. Auch Nia und Dromach. Und Rex muss stark sein! Sehr stark sogar!




https://i.imgur.com/3UpsTJE.jpgDie reden so niedlich daher. Aber es geht nur um Reichtum!
https://i.imgur.com/H3HBJAX.jpgTora, seine Klinge Poppi und Rex (in Fachkreisen auch als "Rex-Rex" bekannt) ;)


Die Handlung nimmt während der Geschehnisse immer wieder Fahrt auf. Besonders erwähnenswert finde ich den unglaublich starken Einstieg. Das komplette Kapitel 1 ist nicht nur äußerst spannend geschrieben, sondern macht auch sehr neugierig. Die Ereignisse überschlagen sich recht häufig im Spiel, auch wenn es zwischendrin immer wieder Kapitel gibt, die einen Gang zurückschalten und eher ruhiger sind. Dennoch ist die Fülle an Handlung und an interessanten Ereignissen kaum zu überbieten. Das Spiel bietet im Kompletten alleine in der Haupthandlung so viel Content wie Final Fantasy XV zweimal samt allen Nebenaufgaben. Dabei ist die Geschichte grob in 10 sehr unterschiedlich lange Kapitel aufgeteilt, die jeweils einen bestimmten Aspekt der Spielwelt näherbringen und sich auch die Zeit nehmen, diesen eingehend zu beleuchten.

Die Charaktere sind dabei natürlich der wichtigste Schlüssel zur Handlung. Dabei zeichnen die Figuren in Xenoblade 2 ein leicht ambivalentes Bild. Im Grunde ist es erst einmal sehr löblich, dass das erste Mal seit Final Fantasy IX sich ein japanischer Entwickler mal wieder die Zeit genommen hat, die Figuren transparent darzustellen und ihnen (fast) alle Geheimnisse zu entlocken. Rex ist eine meiner Lieblingsfiguren. Man merkt wie der Junge seine Unsicherheit kaschiert und warum er wie handelt. Er wirkt sehr natürlich und ist für mich ein Paradebeispiel einer tiefgründigen Hauptfigur. Trotz seines jugendlichen Leichtsinns - oberflächlich ist was anders. Denn seine Motivation wird ausgesprochen gut dargestellt. Ebenso wie Nia - die zwar extrem oft - gerade am Anfang - zickt, aber deren Verhalten enorm viel Aufschluss über ihre Vergangenheit gibt. Die Charaktere sind aber teilweise auch extrem speziell und typisch Japan - also Anime/Manga-Klischee-Figuren. Zumindest auf dem ersten Blick. Beispiel Tora - ein Nopon, der nicht die über die Meisterfähigkeit verfügt und dank seines Forschergeistes eine künstliche Klinge, eine Art Roboter baut - namens Poppi. Die Roboterdame ist sehr speziell und das Gespann aus Tora + Poppi aus "europäischer" Sicht ist am Anfang ziemlich weird. Ebenso kommt im späteren Verlauf Zeke zur Gruppe, der sie am Anfang mehrmals überfällt. Er wirkt besonders lächerlich und tollpatschig und kämpft wie Dragon Ball Z Horribly Gone Wrong. Und seine Sprüche nerven. So'n richtiger Klischee-Anime-Nervensägen-Charakter. (meine Meinung!)

ALLERDINGS - beschränken sich Tora und Poppi sowie Zeke nicht nur auf wenige Auftritte, in denen ihr Verhalten nervt, sondern nach und nach blättern sich ihre Persönlichkeiten auf wie ein Buch und man bekommt einen detaillierten Einblick über ihre Motivationen. Im späteren Spielverlauf konnte ich auch diese Figuren, die ebenfalls mit einer unglaublichen Komplexität gesegnet sind, ins Herz schließen. Selbst für einzelne Klingen, die am Anfang wie Anime-Klischee-Charaktere wirken, nimmt sich das Spiel im Verlauf einmal die Zeit, diese genauer zu erläutern. Und siehe da - mit Erfolg,

was auch an den hervorragend inszenierten Dialogen liegt. Die deutsche Übersetzung ist dabei tadellos und fantasievoll und setzt der englischen Synchronisation noch einen drauf. Oft haben die deutschen Texte noch mehr Inhalt, sind besser formuliert und geben den Figuren noch mehr Persönlichkeit, als die englische Version. Diese ist jedoch auch keineswegs schlecht. Also die englische Wortwahl. Die Dialoge insgesamt sind stellenweise kitschig und pathetisch, aber immer nachvollziehbar und die Art der Dialogführung wirkt sehr natürlich. Die Persönlichkeiten sind hervorragend ins Szene gesetzt. Das einzige, was wirklich stört, ist, dass es einige wenige Anime-Kampfszenen gibt, gerade in der Mitte des Spiels. Dabei wird in Dragonball-Z-Manier außerhalb der eigentlichen Kämpfe noch weitergekämpft und es gibt die typischen Animesprüche und Moves. Sicherlich - für Fans von japanischen kampflastigen Anime-Serien nicht schlecht. Aber Xenoblade Chronicles 1 kam auch ohne diese etwas übertriebenen Szene aus. Gerade die Bösewichte, die Torna, sind sehr klischeehaft. Das hat der erste Teil wirklich besser hinbekommen. Auch für dieses Spiel wäre es nicht notwendig gewesen so viel billige Anime-Action einzufügen. Das macht das Spiel in meinen Augen von der Erzählung her schlechter als den ersten Teil und das obwohl mir die Figuren alá Rex und Co. hier eigentlich besser gefallen haben als Shulk und Co.

Ansonsten ist und bleibt Xenoblade 2 aber ganz großes Kino. Mir persönlich ist es manchmal halt einfach ein bisschen zu Billig-Anime. Das ist der größte Kritikpunkt. Ansonsten ist die sehr lange Handlung nämlich durch die Bank weg sehr stark, entwickelt sich auch gut und hält die Spannung. Fast so wie im ersten Teil. Gegen Ende werden die Hintergründe auch sehr komplex - fast so wie im ersten Teil. Und auch wenn es erst einmal sehr nach steampunkiger Fantasy aussieht, auch dieses Spiel lässt die dystopische Science Fiction nicht aus - fast so wie im ersten Teil.



https://i.imgur.com/vIQUhZS.jpgBei Söldneraufträgen werden Gruppen bis zu sechs Klingen zusammengestellt.
https://i.imgur.com/ICtPtAh.jpgDas Kampfsystem wirkt im Vergleich zum Vorgänger sehr aufgeräumt.


Kompex ist bei diesem Spiel nicht nur die Handlung, sondern auch gleich... das ganze Spiel. Angefangen vom Kampfsystem über das Missionsmanagement, dem Wirtschaftssystem und der Söldnersimulation. Gleichzeitig offenbart die ungeheure Komplexität natürlich auch Schwächen. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Ich mach's mal chronologisch.

Das Kampfsystem ist - bis auf die Tatsache, dass viele Gegner einfach sehr sehr robust sind - ungeheuer gehaltvoll und richtig gelungen. In den ersten beiden Kapiteln wundert sich der Spieler zwar noch etwas, weil es sich spielt wie eine stark vereinfachte Version von Xenoblade 1. Es gibt nicht mal besondere Kommandos. Doch sobald Rex ein Meister ist, kommt eigentlich laufend etwas dazu. Angefangen von Spezialangriffen, die neben dem Autoangriff richtig getimet werden müssen über Klingen-Kombos bis hin zum Versiegeln bei bestimmten Kombis verschiedener Elemente bei den Klingenkombos hin zu den bei gefüllter Gruppenleiste mächtigen Spezialangriffketten. Und die Verlängerung dieser wenn man die vorher getätigten Versiegelungen durch Klingenkombos mit den richtigen Spezialangriffen bricht. Später im Spiel bekommen Poppi und Pyra weitere Formen die man dann auch einmal aufrufen kann und bei denen alle Angriffe automatisch mächtiger sind. Und kurz vor Schluss wird einem dann noch die Möglichkeit geboten mit zwei bestimmten Klingen bei Rex einen sog. Dreifachangriff zu beschwören, der noch mächtiger ist, als alle Klingenkombos zusammen...

Es macht einfach ungeheueren Spaß, die verschiedenen Klingen - im Laufe des Spiels kommen immer mehr und mehr dazu bis zu 40 Klingen pro Charakter - zu nutzen, verschiedene Kombos auszuprobieren und bei verschiedenen Gegnern so auch Attacken und negative Effekte zu versiegeln. Und diese Versiegelungen dann in unterschiedlichen elementaren Kettenreaktionen zu brechen und dabei bis zu 2 Millionen Hitpoints Schaden zu machen. Wer am Anfang denkt, das Kampfsystem sei öde und böte kaum strategische Möglichkeiten, der wird sich im fortgeschrittenen Spiel anschauen. Hier kann man so viel experimentieren und es hat dadurch einen guten Grund, dass selbst kleine Gegner über 100000 Hiotpoints haben und eine Zeit lang dauern - man kann hier seine Kombos im normalen Kampf ausprobieren und schärfen. Anders hat man bei einigen Endgegnern nämlich keine Chance. Man wird gezwungen sich in das komplexe Fertigkeitensystem einzuarbeiten. Doch das Kampfsystem ist nur ein kleiner Teil. Wie bereits gesagt, kann man Unmengen an Klingen finden und mit diesen resonieren.

Dann gibt es ebenfalls für jede Klinge noch die Talentbäume. Bestimmte Talente werden gebraucht um beispielsweise in Missionen zu buddeln, Schlösser zu knacken, giftigen Nebel zu vertreiben und und und... Es gibt eine unvorstellbar hohe Zahl an Talenten. Dafür benötigt man ebenfalls eine ganze Armada an Klingen. Danach müssen die Talente aber im Talentbaum erst freigeschaltet werden. Dazu ist man gezwungen, den Talentbaum aufzurufen und sich die Anforderung des freizuschaltenden Talentes durchzulesen. Manchmal muss man, um das spezifische Talent freizuschalten, nur eine Runde kämpfen oder man muss eine bestimmte Quest lösen oder man füttert die Klinge mit ihrem Lieblings-Item (so was wie die gekochten Sachen bei den Tales-Of-Spielen), wo es neben Grundnahrungsmitteln, Fisch, Fleisch, Gemüse, Desserts oder Getränke auch Bücher, Brettspiele, Stoffe, Musikinstrumente und und und gibt... Oder man schickt die Klinge auf eine Söldner-Mission...

Söldnermissionen lassen bestimmte Klingen für die Dauer von 20 Minuten bis zu 2 Stunden an Aufträgen teilnehmen. Diese laufen automatisch im Hintergrund ab - während man ganz normal weiterspielt. Die teilnehmenden Klingen sind dann für diese Dauer zwar aus dem Spiel und es kann nicht mit diesen gekämpft oder ihre Talente verwendet werden, aber sie bringen nach Abschluss der Mission wertvolle Gegenstände, Gold und Erfahrung mit. Dabei können bestimmte Aufträge nur von bestimmten Klingen mit den entsprechenden Fertigkeiten absolviert werden. Sind dann weitere optionalen Talente freigeschaltet, so verkürzt sich die Dauer der Söldneraufträge teils erheblich. Je mehr Aufträge während des Spiels absolviert werden, desto mehr wird auch die Söldnerbasis aufgestockt, was dazu führt, dass man beispielsweise mehr Klingen führen kann oder sich mehrere Söldneraufträge gleichzeitig absolvieren lassen.

Man kann dann übrigens auch noch Bergungstauchen mit Rex, um Schüttgut aus dem Wolkenmeer zu ziehen, dass dann für den Bau von Waffen, für den Handel oder für Fähigkeiten bei Klingen oder Rüstungen dient und und und...

Dazu kommt ein gewaltiger Packen an Nebenaufgaben - wie man sie schon aus den Vorgängern kennt. Die meisten Nebenaufgaben erzählen kleine Geschichten. Die Qualität ist dabei ok. Manchmal kommen hahnebüchene Sachen bei rum - im großen und ganzen reicht auch hier die Questqualität nicht ganz an The Witcher 3, Kingdom Come: Deliverance oder Skyrim heran. Aber - Hand auf's Herz - hier haben sich die Entwickler dennoch einiges einfallen lassen, um die Aufgaben abwechslungsreich und zum Teil recht spaßig zu gestalten. So muss man nicht nur stur Gegner besiegen, Leute retten oder Gegenstände besorgen, sondern oft wird das in eine größere Handlung eingebunden, man muss Leute befragen, bestimmte Sölnderaufträge an Land ziehen und häufig muss man auch hier die Spezialtalente der Klingen nutzen um beispielsweise etwas zu untersuchen.

Auch sehr positiv ist hervorzuheben, dass man nicht nur durch Grinden levelt, sondern durch Sölnderaufträge und Nebenmissionen. Bei der Übernachtung im Gasthaus, kann man sich die erworbenen Bonus-EP gutschreiben lassen und kann sich die Stufe frei auswählen. Man kann dort sogar zurückleveln, was aber in Anbetracht des etwas hohen Schwierigkeitsgrades keine so gute Idee ist. Übrigens: Wenn man auch normale Gegner mit fetten Spezialangriffen besiegt, hagelt es vielfache Erfahrungspunkte. Wer nur auf den Autoangriff, selbst bei schwachen Gegnern vertraut, der bekommt nicht viel Erfahrung und muss mehr kämpfen. Wer hingegen ständig ausprobiert und starke Spezialangriffe auch bei konventionellen Gegner vollführt, der wird mit einem Vielfachen an Erfahrung belohnt. An sich eine gute Sache.

Was stört dann jetzt eigentlich an dem Gameplay: Nun ja - so komplex und variantenreich es ist, umso mehr muss man sich einarbeiten. Und das dauert erst einmal eine ganze Weile. Dabei wirkt es nicht zu 100% ausgereift. Bei vielen Dingen lassen einen die Entwickler auch alleine und man muss selbstständig recherchieren oder durch Ausprobieren auf die Lösung kommen. Das ist nicht nur bei den grundlegenden Spielsystemen so, sondern auch ständig in verschiedenen Missionen. Wenn man die Entstehungsgeschichte des Spiels kennt, kann man den Entwicklern dafür auch nicht böse sein. Wer kann schon mit 40 Leuten ein derartiges Spiel in nur zwei Jahren zaubern? Man merkt an vielen Stellen, dass viele Ideen nicht zu Ende gedacht sind. Rex ist eben nicht Link, der mal jeden Berg erklettern kann. Aber viele Verstecke sind unmöglich platziert, so als wollten es die Entwickler, dass man diese nur durch Zufall finden soll. Der Kompass hilft einem nicht weiter - er besteht nur aus einer Meter- und Richtungsangabe und zeigt nicht den tatsächlich zu laufenden Weg an, sondern stur die Luftlinie. Zu allem Überfluss kommt bei mehr Zielen hinzu, dass man auch mehrere Kompasse angezeigt bekommt, die teilweise übereinander liegen, sodass man die Entfernungen nicht mehr lesen kann. Und das wurde bisher auch nicht gepatcht.

Die Balance des Schwierigkeitsgrades ist das nächste Manko. Die Entwickler haben allerdings durch einen Patch mit einem einfachen Schwierigkeitsgrad für Ausgleich gesorgt. Jetzt kann man im Spiel jederzeit die Schwierigkeit ändern. Dabei ist der normale Schwierigkeitsgrad der Ursprüngliche. Ich finde das sehr gut, dass ich jederzeit wechseln kann. Denn auf leicht halten die meisten Gegner fast nichts mehr aus. Das sorgt dann dafür, dass ich weniger Erfahrung bekomme, weil ich nicht mehr dazu komme, die Angriffskette zu vollenden. Daher bietet es sich an, nur vor Kämpfen, die man partout nicht schaffen will, den Schwierigkeitsgrad auf leicht und danach wieder auf normal zu stellen.

Alles in allem ist das Gameplay fantastisch, hat aber nicht übersehbare Schwächen. Ich denke mal, dass das mit der knappen Entwicklungszeit einhergeht und das Spiel an vielen Stellen noch poliert hätte werden können. Dennoch ist es jetzt nicht irgendwie unspielbar. Es nervt nur, manchmal einfach minutenlang durch die Gegend zu laufen, bis man den von den Entwicklern sehr gut versteckten Geheimgang durch Zufall findet oder durch einen beherzten Sprung an die richtige Stelle weiterzukommen, zumal es ja Fallschaden gibt. Es nervt auch stundenlang ineinander verschachtelte Sidequests zu lösen um bestimmte teilweise storyrelevante Fähigkeiten von Klingen freizuschalten. Gleichsam wird man jedoch durch eine unheimliche Motivation am Spiel gehalten. Es macht einfach viel Spaß und durch die Komplexität ist die Immersion geradezu fantastisch. Ein Lösungsbuch hätte Xenoblade 2 hingegen auch nicht geschadet. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass dieses Spiel ein Lösungsbuch am Dringendsten gebrauchen könnte. Nicht Mario, auch nicht Zelda... nein Xenoblade 2. Weil bei manchen Dingen muss man einfach wissen, wie die Entwickler das gemeint haben. ;)



https://i.imgur.com/qb1HoTT.jpgEs wird immer die ganze aktive Gruppe samt aktiver Klinge im Feld-Modus angezeigt.
https://i.imgur.com/cnLe7tY.jpgDie Gruppe unterwegs auf den Leftherischen Inseln.


Was für die Handlung gilt, gilt auch für die Spielwelt. Das ganze Konstrukt Arrest ist unglaublich gelungen. Wie in den beiden Vorgängern sind die Gebiete weitläufig und voll mit den seltsamsten Lebewesen. Vor allem hat jeder Titan seine eigene Flora und Fauna. So ist Gormott mit Wiesen und Wäldern bewachsen und die Stadt der katzenartigen Gormotti Torigoth verwendet viel Holz. Auf Mor Adain dem Kaiserreichs-Titanen ist eher alles etwas karger. Die Stadt ist aus Metall und besteht zum Großteil aus Maschinen. Der ganze Titan ist mit alten Industrieanlagen übersät. Uraya hingegen ist ein walartiger Titan, in dessen Inneren sich die Welt befindet. In einer großen Höhle mit dem Blasloch für das Sonnenlicht befindet sich die aus Stein erbaute - sehr urige Stadt - Fonsa Myma, aber zum Beispiel auch das Söldnerdorf Garfont. Der Titan Temperantia ist gar nicht besiedelt. Nur karges Ödland. Die leftherischen Inseln sind hingegen ein Archipel aus vielen kleinen Titanen mit dem Dorf Fonsett - was nahezu paradiesisch aussieht. Und das isolierte Königreich Tantal mit der Hauptstadt Theosoir ist zwar deutlich kleiner, aber nicht minder vollgestopft. Es gibt also unglaublich viel zu entdecken. Zwar hätten noch mehr Bewohner ausserhalb der Städte (so viele sind es nämlich gar nicht) ihre Häuser haben können und etwas verstreuter sein können, aber trotzdem strotzen die Titanen vor Geheimnissen und man freut sich immer, einen neuen Reisepunkt entdecken zu können. Und tatsächlich, es sind nur acht Ortschaften. Das stört auch nicht, dass es so wenige sind, da man sich in diesen recht lange aufhält. Die Hauptstädte sind dabei alle sehr groß und laden zum Erkunden ein.

Daher ist die Atmosphäre auch besonders. Ich finde Alrest insgesamt erfrischender als Bionis und Mechonis aus dem ersten Teil. Wenn auch nicht ganz so wunderschön und gelungen wie den Planeten Mira aus dem Vorgänger. Die Spielatmosphäre ist jedoch in diesem Spiel besonders. Man merkt jedem Land die Unterschiede, die eigenen Probleme, die eigene Architektur und die eigene Einstellung an. Was teilweise auch durch die Musik passiert. Es gibt auch so etwas wie die geistliche Hauptstadt der Welt - Indol. Dort werden Kriegsflüchtlinge in Zelten auf dem Marktplatz untergebracht und die dortige Diskussion in der Bevölkerung kommt einem sehr bekannt vor.

Die Atmosphäre wird natürlich auch durch die Charaktere getragen. Dadurch dass sie so tiefgründig sind und nachvollziehbar handeln wird das ganze Spiel sehr sehr mitreißend. Auch der Schluss, vor allem das letzte Kapitel ist sehr mitreißend und das Geschehen ist in aller Komplexität trotzdem nach wie vor sehr atmosphärisch erzählt. Die Figuren handeln wie man es in ihrer Lage erwartet. Nicht wie in anderen Spielen - Lost Sphear *hust* - wo die Figuren in emotionalen Situationen einfach die kalte Schulter zeigen. Also einfach ein mitreißendes Meisterwerk.



https://i.imgur.com/qNU8okr.jpgIm Handheldmodus ist das Spiel schon sehr verwaschen und kribbelig.
https://i.imgur.com/rYtZrBg.jpgDie beiden Figuren wurden von Nomura designt. Sie sehen ganz anders aus, als die Hauptfiguren.


Da bei Beginn der Entwicklung die technische Spezifikation der Switch noch gar nicht bekannt war und das Spiel nach nicht mal einem Jahr nach Release der Konsole erschienen ist, hat es schon mit einigen technischen Problemen zu kämpfen. Ich hätte mir gut vorstellen können, dass die Grafik-Wiedergabe besser ausfallen könnte. So unterpowert - wie manche behaupten - ist die Switch ja nicht. Sie kann - entsprechende Rechentricks vorausgesetzt - an der Grafikqualität der ersten Xbox One kratzen - also im docked Mode. Das ist in Anbetracht der Größe des Gerätes sensationell. Allerdings müssen die Spiele ja auch noch im Mobilmodus mit 40% der Leistung zurechtkommen und das scheint bei allen Spielen (außer Mario) den Entwicklern immer noch Schwierigkeiten zu bereiten. Tatsächlich sieht man Xenoblade den Unterschied sehr stark an. Im docked Modus läuft das Spiel bei variabler Auflösung und skaliert munter zwischen 720p und 900p (in Cutcscenes und fixed Kamera Einstellungen und einigen Kämpfen) hin und her und läuft fast konstant mit 30 Bildern pro Sekunde. Spielt man Xenoblade im Handheld-Modus ändert sich weder die Wiedergabe der Schatten noch der Weitsicht, auch die Texturen werden nicht gröber. Dafür läuft das Spiel auf 480p und skaliert auf die 720p des Handheld-Bildschirms hoch. Das sieht aus, als hätte man einen Unschärfefilter auf das Bild gelegt und die Farben sind auch nicht mehr bunt, sondern wirken ausgewaschen. Außerdem flimmerte trotzdem und ruckelt gelegentlich. Kein anderes Switchspiel fällt im Handheld-Modus dermaßen ab. Nur das Menü sieht halt normal aus.

Man darf aber nicht vergessen, was für ein Spiel man da unterwegs dabei hat. Mit welcher Technik und welchen Möglichkeiten Xenoblade 2 aufwartet. Es ist ja ein großes Konsolenspiel und dafür ist die Möglichkeit, es in Bahn, Bett und Bus zu spielen sensationell. Daher bewerte ich die Technik nur im docked Mode. Ich habe das Spiel auch die meiste Zeit im docked Mode gespielt. Solch ein Kaliber Spiel spielt man vor dem großen Bildschirm. Und da sieht die Technik ganz anders aus. Wie bereits gesagt, Full HD is nicht. Auch ist die Grafikpracht wechselnd. In den Cutscenes, die ja auch - bis auf wenige Ausnahmen - in Echtzeit berechnet werden, ist die Grafikwiedergabe hervorragend. Es flimmert nichts, die Auflösung wirkt gestochen scharf, Licht und Schatten sind toll. Sobald man dann unterwegs ist, ist jedoch je nach Titan die Grafikwiedergabe unterschiedlich. Die Auflösung bewegt sich hierbei bei meist 720p und Kantenflimmern ist gut sichtbar. Aber Gegner ploppen nicht allzu spät auf und sind bereits in einiger Entfernung gut sichtbar. Das war im Vorgänger anders. Zudem ist das Design der Spielwelt erstklassig und die meisten Landschaften sind eine Augenweide. Es sind also nur kleinere technische Mängel, die aber durch das hervorragende Art-Design sowie die alles in allem vernünftige Technik wettgemacht werden. Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass die Switch das noch besser hinbekommen könnte.

Zur Präsentation: Viele bemängeln das Figuren-Design. Ich fand es am Anfang auch gewöhnungsbedürftig, aber es ist sehr fantasievoll und Figuren besitzen ein großes Repertoire an Mimik und Gestik - selbst die Nebencharaktere in Cutscenes. Alles in allem gefallen mir die Charaktermodelle sogar ziemlich gut. Was vielleicht für einige ein wenig das Gesamtbild trübt - allerdings für mich nicht - ist, dass man hier wohl verschiedene Stile von Figuren vogelwild durcheinanderklatscht. Nun ja, die Torna-Gruppen-Leute entstammen tatsächlich der Zeichenfeder von Nomura - ja, der Square-Enix-Nomura, während wohl einige der Klingen stilistisch an Amano-Charaktere (Percival) erinnern. Dennoch - die Welt von Xenoblade ist so vielfältig und bunt, dass die verschiedenen Stile hier eher weniger stören, sondern im Gegenteil auch ganz gut passen.

Schon im Vorgänger sowie im ersten Teil lag auf der Musik ein besonderes Augenmerk. Allerdings so aufwendig wie hier, wurde eine Spielmusik selten produziert. Ein rund 70 Personen starkes Orchester, ein knapp 60 Personen starker Chor aus Bratislava, dazu noch der irische Kammerchor Anúna, eine Band usw. Da haben rund 200 Personen an der Musik mitgewirkt. Doch der Bombast kann ja auch nach hinten losgehen. Die Musik kann auch kitschig und breiig geraten...

Allerdings kann ich beruhigen: Denn es gab schon mal eine ganze Litanei an Komponisten: Drei hauptamtliche und zwei nebenamtliche haben dabei ein musikalisches Meisterwerk geschaffen, das jedes der vielen Instrumente wert war. Die Melodien sind unglaublich schön und die Arrangements machen richtig Spaß. Insbesondere bewundere ich den Mut, auch mal reine A cappella Chorstücke einzubauen. Das Indoline Praetorium Stück - interpretiert von Anúna - ist unfassbar schön. Die Landschaft in Gormott ist nicht nur eine Augenweide, sondern das begleitende Musikstück eine Ohrenweide. Der Soundtrack ist unglaublich emotional, atmosphärisch, vielfältig und toppt alles, was bisher in einem JRPG zu hören war (mit Ausnahme von FF IX). Kein Wunder also, dass der Chef-Komponist Yasunori Mitsuda bei Erhalt der Audiospuren einiger Aufnahmen vor Freude in Tränen ausgebrochen ist.

Mir lag dieses Spiel tatsächlich am Herzen, so dass ich ach weit über 130 Stunden darin versenkt habe. Es ist definitiv das beste JRPG der letzten Jahre. Es ist zwar schon noch einen Schritt davon entfernt, als legendär durchzugehen, aber eben genauso weit ist dieses hervorragende Rollenspiel von sehr gut entfernt. Aufgrund seiner Inkonsistenzen in der Charakterdarstellung (etwas nervigerer Anime-hafter Ton) gefällt mir aber Teil 1 noch etwas besser. Auch wenn die Figuren nicht so viel hergeben - aufgrund des wenigeren Kitsches ist Xenoblade 1 vom narrativen Standpunkt her auch für Xenoblade 2 noch unerreichbar. Und das obwohl die Spielwelt und die Charaktere vielfältiger ausfallen. Ein weiterer Punkt ist die Ungeschliffenheit. Xenoblade 2 spielt sich wie ein Rohdiamant. Es gibt einfach unausgeglichene Stellen und teilweise merkwürdige Designentscheidungen.

Dennoch: Monolith hat hier wieder ein Exempel statuiert. Nämlich, dass sie bei fesselnden mitreißenden und tiefgründigen Rollenspielen immer noch die Nase vorne haben. Zudem hat das ganze Spiel genügend Umfang, um auch weit über 100 Stunden zu motivieren und erstklassig zu unterhalten. Ein Spiel mit dieser Atmosphäre kann ich guten Gewissens jedem Rollenspieler ans Herz legen. Ich hatte auf jeden Fall eine schöne Zeit und da ja im Herbst noch eine Erweiterung aussteht (und das bei der Länge!) werde ich mich bald gerne weiter auf dieses Spiel stürzen. Jetzt kann aber erst einmal Ni No Kuni 2: Revenant Kingdom kommen. Dem traue ich es sogar zu, Xenoblade 2 vom Thron des besten JRPGs der letzten Jahre zu stürzen. :D

WERTUNG:

Handlung, Charaktere und Dialoge: ➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ hervorragend: Liebgewonnene Figuren, hervorragend geschriebene Dialoge, tiefgründige und fesselnde Handlung. Leider stellenweise etwas zu anime-esk geschrieben.
Gameplay und Kampfsystem:➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut: Überladenes Gameplay, das aber über die lange Spieldauer rettet und den vollen Einsatz des Spielers verlangt. Hie und da etwas schlampige Programmierung und Schwächen im Missions-Design.
Spielwelt und Atmosphäre: ➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ hervorragend: Mitreißende Atmosphäre, sehr originelle Spielwelt. Die Orte haben alle spannende Hintergründe. Gleichzeitig wird man nicht mit politischen Verwicklungen erschlagen.
Technik und Präsentation: ➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut: Wunderschöne, sehr detaillierte Landschaften, toller Artstyle, tolle Figuren. Unsaubere Grafikwiedergabe in der Open World. Sprachausgabe auf Schottisch hätte nicht sein müssen, Englisch wäre auch schön gewesen.
Musik: ➊➋➌➍➎➏➐➑➒➓ legendär: Besser geht's fast nicht. Die Musik ist unfassbar schön. Bis auf ganz wenige Ausnahmen. Zudem eine richtig aufwendige Musikproduktion.

Gesamtwertung: ➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ Hervorragend
Mitreißendes Meisterwerk mit kleinen Schwächen, einem gigantischen Umfang und einem grandiosen Soundtrack.
https://i.imgur.com/sB0Hlmd.jpg

Ὀρφεύς
18.03.2018, 10:43
Gerade einmal gut zwei Jahre hat die Entstehung dieses Titanen gedauert. Wenn man als Gegenbeispiel Final Fantasy XV nimmt, ist das schon auffällig schnell. Jetzt kann man natürlich sagen, dass die Geschwindigkeit zu Lasten der Qualität geht... Eventuell eine kleinere Spielwelt, weniger detaillierte Grafik... Aber das ist hier nicht der Fall.

Nur so zur Info, aber laut Wikipedia und ein Interview mit Tetsuya Takahashi & Yasunori Mitsuda in der Famitsu, hat man die Entwicklung von XC2 bereits im Sommer 2014 gestartet.
Komme somit noch immer auf 3,5 Jahre, was im XC2 Thread glaub ich bereits erwähnt wurde oder übersehe ich hier etwas?


Er wirkt sehr natürlich und ist für mich ein Paradebeispiel einer tiefgründigen Hauptfigur. Trotz seines jugendlichen Leichtsinns - oberflächlich ist was anders. Denn seine Motivation wird ausgesprochen gut dargestellt. Ebenso wie Nia - die zwar extrem oft - gerade am Anfang - zickt, aber deren Verhalten enorm viel Aufschluss über ihre Vergangenheit gibt. Die Charaktere sind aber teilweise auch extrem speziell und typisch Japan - also Anime/Manga-Klischee-Figuren.

Im späteren Spielverlauf konnte ich auch diese Figuren, die ebenfalls mit einer unglaublichen Komplexität gesegnet sind, ins Herz schließen. Selbst für einzelne Klingen, die am Anfang wie Anime-Klischee-Charaktere wirken, nimmt sich das Spiel im Verlauf einmal die Zeit, diese genauer zu erläutern. Und siehe da - mit Erfolg.

Immer wieder interessant wie stark Meinungen auseinander gehen können.
Mir waren die eben aufgrund der zahlreichen Klischees zu flach.
The Witcher und Diivinity: Original Sin 2 entsprechen da eher meinen Geschmack oder um Fair zu bleiben, Tales of Berseria (mit Vorbehalt).


Ansonsten ist und bleibt Xenoblade 2 aber ganz großes Kino. Mir persönlich ist es manchmal halt einfach ein bisschen zu Billig-Anime. Das ist der größte Kritikpunkt. Ansonsten ist die sehr lange Handlung nämlich durch die Bank weg sehr stark, entwickelt sich auch gut und hält die Spannung. Fast so wie im ersten Teil. Gegen Ende werden die Hintergründe auch sehr komplex - fast so wie im ersten Teil. Und auch wenn es erst einmal sehr nach steampunkiger Fantasy aussieht, auch dieses Spiel lässt die dystopische Science Fiction nicht aus - fast so wie im ersten Teil.

Leider zu sehr Teil 1, welche mir damals wie heute unheimlich gut gefällt und zeigt wie stark Monolith Soft abgefahrene Geschichten erzählen kann.
Hätte mir hier einen eigenständigeren Weg gewünscht und wirkte auf mich das Ende wie eine Kopie von Xenoblade.


Die Qualität ist dabei ok. Manchmal kommen hahnebüchene Sachen bei rum - im großen und ganzen reicht auch hier die Questqualität nicht ganz an The Witcher 3, Kingdom Come: Deliverance oder Skyrim heran. Aber - Hand auf's Herz - hier haben sich die Entwickler dennoch einiges einfallen lassen, um die Aufgaben abwechslungsreich und zum Teil recht spaßig zu gestalten. So muss man nicht nur stur Gegner besiegen, Leute retten oder Gegenstände besorgen, sondern oft wird das in eine größere Handlung eingebunden, man muss Leute befragen, bestimmte Sölnderaufträge an Land ziehen und häufig muss man auch hier die Spezialtalente der Klingen nutzen um beispielsweise etwas zu untersuchen.

Im nachhinein betrachtet muss ich gestehen, dass die Questqualität grundsolide ist.
Die heben sich echt ab von den einfachen "Hey, da ist ein Monster töte es"-Quest ohne viel Hintergrund, denn diese paar Sätze mehr, wo deren Probleme ein wenig Einblick erhalten, werten all das schon ein wenig auf, selbst wenn noch reichlich Luft nach oben gewesen wäre.


Was für die Handlung gilt, gilt auch für die Spielwelt. Das ganze Konstrukt Arrest ist unglaublich gelungen. Wie in den beiden Vorgängern sind die Gebiete weitläufig und voll mit den seltsamsten Lebewesen. Vor allem hat jeder Titan seine eigene Flora und Fauna.

Großes und recht schönes Spiel, wovon mir Gormott am besten gefallen hat.
Die anderen Titanen konnten mich dann nicht mehr ganz so sehr packen und empfinde die beiden Vorgänger hier ein wenig stärker.


Die Melodien sind unglaublich schön und die Arrangements machen richtig Spaß. Insbesondere bewundere ich den Mut, auch mal reine A cappella Chorstücke einzubauen. Das Indoline Praetorium Stück - interpretiert von Anúna - ist unfassbar schön. Die Landschaft in Gormott ist nicht nur eine Augenweide, sondern das begleitende Musikstück eine Ohrenweide. Der Soundtrack ist unglaublich emotional, atmosphärisch, vielfältig und toppt alles, was bisher in einem JRPG zu hören war.

Jepp, der Soundtrack ist klasse.
(Irgendwo müssen wir ja übereinstimmen)


Jetzt kann aber erst einmal Ni No Kuni 2: Revenant Kingdom kommen. Dem traue ich es sogar zu, Xenoblade 2 vom Thron des besten JRPGs der letzten Jahre zu stürzen. :D

Das wird spannend.
Meinungen, Reviews, Verkaufszahlen usw. hin oder her, aber weder Persona 5 noch Xenoblade Chroicles 2 konnten mich persönlich so begeistern wie ich erhofft habe und zähle deren Vorgänger zu den gelungensten JRPGs überhaupt und mit Ni No Kuni 2 folgt hier die Nummer 3 im Bunde.
Meine Erwartungen sind enorm, der erste Teil war klasse und jetzt heißt es hoffen.;)


Gesamtwertung: ➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ Hervorragend

Wäre bei mir eine 5-6 von 10 geworden.
Was mir glaub ich am meisten missfällt (um das irgendwie auf einen Punkt zu reduzieren) ist der Stilbruch zu allen anderen Xeno-Games.
Halt abgedrehte Science-Fiction mit meist glaubwürdigen Charakteren und unheimlich gut geschrieben Geschichten, die ihren Anfang damals mit dem grandiosen Xenogears fand.

Cuzco
18.03.2018, 15:19
Hey Ὀρφεύς,

vielen Dank für das Feedback. Endlich diskutiert mal jemand mit mir über das Spiel. :)


Nur so zur Info, aber laut Wikipedia und ein Interview mit Tetsuya Takahashi & Yasunori Mitsuda in der Famitsu, hat man die Entwicklung von XC2 bereits im Sommer 2014 gestartet.
Komme somit noch immer auf 3,5 Jahre, was im XC2 Thread glaub ich bereits erwähnt wurde oder übersehe ich hier etwas?
Ups... Ja, stimmt. Ich hatte in verschiedenen News und Reviews gelesen, dass die Entwicklung nur 2 Jahre gedauert hat, da man erst Mitte-Ende 2015 mit der Programmierung begonnen hat. Tatsächlich ist die Planung ja schon 2014 gestartet und... man hat ziemlich viel Code von Xenoblade Chronicles X wieder verwendet. Die zwei Jahre betrifft wohl die Netto-Entwicklungszeit. Dennoch: Nach wie vor unglaublich rasant wie ich finde. Auch mit 40 Mitarbeitern... Gut man muss fairerweise sagen, an FF XV könnte einige Jahre sogar nur 1 (!) Mitarbeiter gewerkelt haben... ;) Auf jeden Fall wirst Du mir sicher zustimmen, dass bei dem Spiel sicher nicht getrödelt wurde.


Immer wieder interessant wie stark Meinungen auseinander gehen können.
Mir waren die eben aufgrund der zahlreichen Klischees zu flach.
The Witcher und Diivinity: Original Sin 2 entsprechen da eher meinen Geschmack oder um Fair zu bleiben, Tales of Berseria (mit Vorbehalt).
Geralt und Konsortien sind natürlich eine etwas andere Liga. Aber ich muss zugeben, dass trotz einiger sehr klischeehafter Szenen die Xenoblade-2-Charaktere eine unglaublich starke Persönlichkeit bewahren. Flach erscheinen die überhaupt nicht. Bereits im ersten Kapitel, wo Rex Nia kennenlernt und Nia sich zur "Zusammenarbeit" entschließt, ahnt man bereits, dass deutlich mehr hinter den Figuren steckt, als man erwarten kann. Sie sind eben nicht die 0815-Klischee-Anime-Charaktere, auch wenn die einleitenden Szenen bspw. bei Zeke oder Poppi daraufhin deuten.

Ich finde die Figuren haben eine unglaubliche Tiefe - und alle haben Motivationen. Ich meine - sogar die Klingen. Dromarch ist beispielsweise einer meiner absoluten Lieblingscharaktere. Immer höflich, freundlich, aber nicht weise. Auch wenn das Klischee daraufhin deutet. Dromarch überlegt genauso und gibt - weil er sehr ehrlich ist - erstaunlich häufig zu, dass er nichts weiß. Das ändert jedoch nichts an seiner unglaublich sympathischen und freundlichen Art. Dromarch ist unvoreingenommen und hat keine Vorurteile - das macht er immer sehr deutlich: Auch wenn Rex beim ersten Zusammentreffen, wo er mit Nia in Banas Büro aneinandergerät, erst mal ängstlich zurückweicht, dass der Tiger ihm jetzt vielleicht gleich böse sein könnte und dann kommt: "Entschuldige das Verhalten meiner Herrin. Sie ist manchmal etwas..." Und Rex sieht ihn ungläubig an, dass er ihm freundlich gesinnt ist... Es gibt so viele Szenen in denen die Charaktere deutlicher und mehr handeln als es Klischees tun würden.

Und dann kommt natürlich auch noch der wirklich, wirklich gelungene Humor dazu. Die Figuren pflegen damit einen ganz natürlichen Umgang und die kleinen Absurditäten machen sie umso menschlicher. Auch dass Brigid und Morag auf Rex wegen dem zerstörten Wassertank rumhacken, ist definitiv etwas ganz natürliches. Ausgenommen sind davon natürlich die peinlichen Klischeeeinlagen von Zeke am Anfang oder von Poppi horribly gone wrong usw. Aber selbst Tora ist ein starker Charakter, der - nopontypisch - auch einige (schlitzohrige) Tricks auf Lager hat, z.B. um die Teile für Poppi zusammenzubekommen. Wo er dann die "Liste" aufstellt...

In diesem Fall kann ich leider nicht mit Dir übereinstimmen. Ich gebe zu, dass manche Szenen und Figuren unglücklich eingeführt werden, aber Xenoblade Chronicles 2 hat einen der stärksten Casts der Rollenspiele der letzten 10 Jahre.


Leider zu sehr Teil 1, welche mir damals wie heute unheimlich gut gefällt und zeigt wie stark Monolith Soft abgefahrene Geschichten erzählen kann.
Hätte mir hier einen eigenständigeren Weg gewünscht und wirkte auf mich das Ende wie eine Kopie von Xenoblade.
Ich muss auch zugeben, dass ich Teil 1 ein klitzeklein wenig besser finde, weil es insgesamt besser erzählt ist und sich keine größeren Peinlichkeiten erlaubt. Der erste Teil ist im gesamten runder und stimmiger und daher auch besser. Die "Kopie" am Schluss empfand ich jetzt jedoch nicht so. Ich finde, gerade das Ende war noch einmal sehr mitreißend. Denn die doch sehr nahegebrachte Spielwelt wurde einem deutlich mehr noch ans Herz geklammert als in den Vorgängern. Xenoblade 1 hatte eher das Problem, dass die emotionale Verbindung zur Spielwelt nicht so groß war. Es gab auch weniger Städte und weniger ikonische Orte und weniger Story bezogen auf die Spielwelt. Es war alles irgendwie leerer. Alrest ist bunter. Alleine in der Handelsgilde Argentum ist mehr buntes Treiben los als auf dem kompletten Titanen Bionis.


Im nachhinein betrachtet muss ich gestehen, dass die Questqualität grundsolide ist.
Die heben sich echt ab von den einfachen "Hey, da ist ein Monster töte es"-Quest ohne viel Hintergrund, denn diese paar Sätze mehr, wo deren Probleme ein wenig Einblick erhalten, werten all das schon ein wenig auf, selbst wenn noch reichlich Luft nach oben gewesen wäre.

Agree!


Großes und recht schönes Spiel, wovon mir Gormott am besten gefallen hat.
Die anderen Titanen konnten mich dann nicht mehr ganz so sehr packen und empfinde die beiden Vorgänger hier ein wenig stärker.
Agree, aber mir haben auch die leftherischen Inseln mit dem Dorf Fonsett und Uraya sehr gefallen. Mor Ardain war irgendwie das nördliche Ruhrgebiet von Alrest - muss es auch geben. Die Städte sind halt unglaublich abwechslungsreich. Torigoth wirkt jetzt eher kleinstädtisch - dagegen sind Fonsa Myma und Alva Cavanich Metropolen. Aber das macht es grade aus. Aber: Mira aus dem Vorgänger X ist insgesamt aber ein schönerer Planet, allerdings halt ohne Zivilisation. Daher halten sich die beiden Spiele die Waage. Xenoblade 1 hingegen fand ich etwas trister - wobei das eher auf die Möglichkeiten der Zivilisationen und weniger auf die Landschaft zutrifft.


Das wird spannend.
Meinungen, Reviews, Verkaufszahlen usw. hin oder her, aber weder Persona 5 noch Xenoblade Chroicles 2 konnten mich persönlich so begeistern wie ich erhofft habe und zähle deren Vorgänger zu den gelungensten JRPGs überhaupt und mit Ni No Kuni 2 folgt hier die Nummer 3 im Bunde.
Meine Erwartungen sind enorm, der erste Teil war klasse und jetzt heißt es hoffen.

Meine auch. Und wie. Teil 1 war ein unglaublich schönes Märchen zum Abtauchen und - wenn ich es recht überlege - auf der PS3 mein absolutes Lieblingsspiel. Daher hat Ni No Kuni 2 mit Erwartungen zu kämpfen, die es nur schwer erfüllen können wird. Aber wer weiß. Jetzt heißt es hoffen.
Persona 5 habe ich mir als Schnäppchen geholt, aber noch nicht ausgepackt. Ich werde erst Kingdom Come: Deliverance durchspielen - das habe ich bereits begonnen und ich bin - bis auf die erzwungene Spielpause wegen eines blöden Bugs - auch schon ganz scharf - es weiterzuspielen. Der Patch 1.05 lädt gerade. (Mit nur 20 (!) GB einer der kleineren Patches ;)) Und nächste Woche kommt dann Ni No Kuni... :D


Wäre bei mir eine 5-6 von 10 geworden.
Was mir glaub ich am meisten missfällt (um das irgendwie auf einen Punkt zu reduzieren) ist der Stilbruch zu allen anderen Xeno-Games.
Halt abgedrehte Science-Fiction mit meist glaubwürdigen Charakteren und unheimlich gut geschrieben Geschichten, die ihren Anfang damals mit dem grandiosen Xenogears fand.
Ne, dafür finde ich es wirklich zu gut. Du doch auch? Wenigstens 7 müsste doch drin sein, oder? 6 ist so Lost Sphear. 5 ist so Secret of Mana Remake... Ich muss zugeben. Ich hab die Xenosaga-Reihe stinklangweilig gefunden. Konnte mich irgendwie von der Story her überhaupt nicht fesseln. Die Charaktere waren mir persönlich auch zu kalt. Xenogears fand ich auch richtig gehend anstrengend (obwohl das jetzt auch schon 15 Jährchen her ist). So richtig vom Hocker riss mich erst Xenoblade Chronicles. Daraus folgt: Meine persönliche Bestenliste:
1. Xenoblade Chronicles
2. Xenobalde Chronicles 2
3. Xenoblade Chronicles X
3. Xenogears
5. Xenosaga Episode 1-3 (in veränderlichen Anteilen ;))

@Allgemein: Ich spiele jetzt vor dem Schlafengehen auch an dem Radiant Historia weiter. Es ist bisher normal unterhaltend. Die Spielwelt und die Charaktere gefallen mir so mittelmäßig und ich bin gespannt, ob das Spiel noch immersiver wird. Fies finde ich, dass es hier bezahlbaren Download-Content gibt - teilweise Fähigkeiten freischaltet (schneller Leveln, mehr Geld, usw.) und das für ein altes Spiel, dem man das Alter ansieht und das nicht einmal 3D kann... :-O

Ὀρφεύς
22.03.2018, 14:10
In diesem Fall kann ich leider nicht mit Dir übereinstimmen. Ich gebe zu, dass manche Szenen und Figuren unglücklich eingeführt werden, aber Xenoblade Chronicles 2 hat einen der stärksten Casts der Rollenspiele der letzten 10 Jahre.

Das ist völlig legitim, jeder wie er mag.;)
Mich haben die halt kein bisschen angesprochen, aber bin eben nicht der größte Freund für solche Charaktere bzw. einer solchen Darstellung wie in XBC2.


Die "Kopie" am Schluss empfand ich jetzt jedoch nicht so. Ich finde, gerade das Ende war noch einmal sehr mitreißend.

Das Ende war für mich einer der Gründe, weshalb ich XBC2 unbedingt beenden wollte, ansonsten hätte ich es sicherlich für einige Wochen/Monate pausiert.
Habe nämlich genau solch eine spannende Wendung erwartet wie im ersten Teil und gehofft, dass somit das Spiel nochmals aufgewertet wird, aber leider wurde ich enttäuscht.


Agree, aber mir haben auch die leftherischen Inseln mit dem Dorf Fonsett.

Stimmt, die Inseln waren ebenfalls richtig cool.


Meine auch. Und wie. Teil 1 war ein unglaublich schönes Märchen zum Abtauchen und - wenn ich es recht überlege - auf der PS3 mein absolutes Lieblingsspiel. Daher hat Ni No Kuni 2 mit Erwartungen zu kämpfen, die es nur schwer erfüllen können wird. Aber wer weiß. Jetzt heißt es hoffen.
Persona 5 habe ich mir als Schnäppchen geholt, aber noch nicht ausgepackt. Ich werde erst Kingdom Come: Deliverance durchspielen - das habe ich bereits begonnen und ich bin - bis auf die erzwungene Spielpause wegen eines blöden Bugs - auch schon ganz scharf - es weiterzuspielen. Der Patch 1.05 lädt gerade. (Mit nur 20 (!) GB einer der kleineren Patches ;)) Und nächste Woche kommt dann Ni No Kuni... :D

Ni No Kuni 2 muss begeistern, eine ähnliche Erfahrung wie mit Persona 5 und Xenoblade Chronicles 2 wäre für mich richtig bitter.
Und jetzt weiß ich wieder, warum ich Kingdom Come: Deliverance aus meiner RPG-Challenge geschmissen habe.


Ne, dafür finde ich es wirklich zu gut. Du doch auch? Wenigstens 7 müsste doch drin sein, oder? 6 ist so Lost Sphear. 5 ist so Secret of Mana Remake... Ich muss zugeben. Ich hab die Xenosaga-Reihe stinklangweilig gefunden. Konnte mich irgendwie von der Story her überhaupt nicht fesseln. Die Charaktere waren mir persönlich auch zu kalt. Xenogears fand ich auch richtig gehend anstrengend (obwohl das jetzt auch schon 15 Jährchen her ist). So richtig vom Hocker riss mich erst Xenoblade Chronicles.

Klares nein.:p
Würde eher 5 statt 6 Punkte vergeben, denn unterm Strich war ich maßlos enttäuscht.
Was Xenogears und Xenosaga betrifft, vermutlich würden die mich vom Gameplay her heute vielmehr langweilen, aber damals kannte ich nicht besonders viele JRPGs und hatte aufgrund dessen nicht viel zum vergleichen.
Die Xenoblade Spiele haben rein vom Spielspaß her schon die Nase vorn und meine Reihenfolge würde wie folgt ausschauen:

1. Xenogears
2. Xenoblade Chronicles
3. Xenosaga 3
4. Xenoblade Chronicles X
5. Xenosaga 2
6. Xenosaga 1
7. Xenobalde Chronicles 2

Und was ich mir von Monolith Soft wünschen würde wäre ein Baten Kaitos 3.
Baten Kaitos Origins hat es meiner Meinung nach besser als alle anderen Games von denen verstanden eine solch perfekte Symbiose aus Story und Gameplay zu erschaffen, aber vielleicht ist Soma Bringer besser?

Cuzco
22.03.2018, 21:59
Mich haben die halt kein bisschen angesprochen, aber bin eben nicht der größte Freund für solche Charaktere bzw. einer solchen Darstellung wie in XBC2.
Mir war die Darstellung ein bisschen zu TV-Serien-Anime-mäßig. Das finde ich auch einen Schwachpunkt. Allerdings wurde das mit der Zeit besser, sogar bei Zeke.


Habe nämlich genau solch eine spannende Wendung erwartet wie im ersten Teil und gehofft, dass somit das Spiel nochmals aufgewertet wird, aber leider wurde ich enttäuscht.
Ich fand das Ende schon sehr schön. Die Wendung war jetzt für sich genommen nicht mega spannend, aber auch nur deswegen, weil viele Geschichten in letzter Zeit genau eine solche Auflösung bieten. Dennoch fand ich es wunderschön erzählt. Eine Spaßtatsache (fun fact): Witzig fand ich auch den Namen Klaus.. Das ist mal wieder ein typisches Anime-Klischee, da die ja auf alles was deutsch und/oder gothic ist sehr abfahren. Ich meine, ich musste auch laut lachen, als ich das erst Mal die japanischen Original-Xenosaga-Cover sah mit den Untertiteln "Der Wille zur Macht", "Jenseits von Gut und Böse" und "Also sprach Zarathustra". Ich dachte zuvor immer, die Spiele heißen nur im deutschen so. :D


Ni No Kuni 2 muss begeistern, eine ähnliche Erfahrung wie mit Persona 5 und Xenoblade Chronicles 2 wäre für mich richtig bitter.
Und jetzt weiß ich wieder, warum ich Kingdom Come: Deliverance aus meiner RPG-Challenge geschmissen habe.
Du hattest Kingdom Come in Deiner (J)RPG-Challenge. Okay... Das ist das unjapanischste Spiel, das ich seit langem auf meiner PS4 habe. Ich muss auch sagen, es gefällt mir (nach 16 Spielstunden) wirklich gut. Die Immersion ist toll, die Charaktere sind schön erzählt und es ist sehr interessant, sich durch das Spiel zu schlagen. Es hat auch seine Schattenseiten: Man muss auch (fast) nie kämpfen und das tut man besser auch nie, denn es steuert sich so, als würde man mit Boxhandschuhen sticken. Und dann sind da auch noch immer mal wieder tolle Bugs, die einen öfters mal einen alten Spielstand laden lassen, wo man dann bis zu zwei Stunden Spielfortschritt verliert, da man ja auch nicht selber speichern kann...

Persona 5 war eines der meist gehyptesten Spiele und ein must play. Sogar ich habe mir (sehr billig) die CD gekauft, obwohl ich solche Spiele eigentlich insgesamt nicht so mag. Allerdings habe ich's noch kein einziges Mal gespielt. Nur meint jeder, der es schon mal gespielt hat, dass es das wert wäre. Du bist bisher der einzige, von dem ich gelesen habe, dass er enttäuscht ist.

Ni No Kuni geht morgen los. Ich bin schon sehr gespannt und freue mich riesig auf das Spiel. Teil 1 war ein so schönes Märchen und Teil 2 soll sogar noch besser sein (was in einigen Belangen auch gar nicht so schwer ist). Ich bin gespannt.


Klares nein.
Würde eher 5 statt 6 Punkte vergeben, denn unterm Strich war ich maßlos enttäuscht.
Was Xenogears und Xenosaga betrifft, vermutlich würden die mich vom Gameplay her heute vielmehr langweilen, aber damals kannte ich nicht besonders viele JRPGs und hatte aufgrund dessen nicht viel zum vergleichen.
Die Xenoblade Spiele haben rein vom Spielspaß her schon die Nase vorn und meine Reihenfolge würde wie folgt ausschauen:

1. Xenogears
2. Xenoblade Chronicles
3. Xenosaga 3
4. Xenoblade Chronicles X
5. Xenosaga 2
6. Xenosaga 1
7. Xenobalde Chronicles 2

Und was ich mir von Monolith Soft wünschen würde wäre ein Baten Kaitos 3.
Baten Kaitos Origins hat es meiner Meinung nach besser als alle anderen Games von denen verstanden eine solch perfekte Symbiose aus Story und Gameplay zu erschaffen, aber vielleicht ist Soma Bringer besser?
Da kommen wir nicht zusammen. Da divergieren unsere Meinungen wohl deutlich auseinander. Für mich war Xenoblade 2 eher ein Schritt in die Richtung #makejrpggreatagain und ist für mich definitiv ein Ausnahmespiel, was ich von den Xenosaga-Teilen nicht behaupten kann. Die sind mir einerseits zu langweilig und andererseits (etwas) zu dystopisch-düster, um wirklich mitreißend zu sein. Nicht falsch verstehen - es gibt auch düstere mitreißende Geschichten, aber Xenosaga war so... sachlich, so brief, so... neutral-negativ... Die Xenoblade-Teile (auch X) fühlen sich da ganz anders an. Xenogears ist wahrscheinlich irgendwo in der Mitte. Habe ich auf jeden Fall als recht guten Vertreter in Erinnerung. Da war eher das Gameplay nix. Bei den Xenosaga-Spielen leider auch nicht.

Baten Kaitos habe ich nie gespielt. Ich kenn's auch nicht so gut. Ich glaube, die gab's mal für den Gamecube, oder? Ist mehr ne klassische Fantasywelt, oder? Aber vielleicht hast Du ja Glück mit dem nächsten Spiel von Monolith. Das soll ja in die Richtung "klassische" Fantasy gehen. Es gibt ja Screenshots und Stellenanzeigen, die von einem "fantasy-based" Spiel sprechen. Vielleicht mehr ein Spiel nach Baten Kaitos... Lohnt sich eigentlich die Gamecube-Teile nachzuholen?

Ὀρφεύς
23.03.2018, 14:05
Du hattest Kingdom Come in Deiner (J)RPG-Challenge. Okay... Das ist das unjapanischste Spiel, das ich seit langem auf meiner PS4 habe. Ich muss auch sagen, es gefällt mir (nach 16 Spielstunden) wirklich gut. Die Immersion ist toll, die Charaktere sind schön erzählt und es ist sehr interessant, sich durch das Spiel zu schlagen. Es hat auch seine Schattenseiten: Man muss auch (fast) nie kämpfen und das tut man besser auch nie, denn es steuert sich so, als würde man mit Boxhandschuhen sticken. Und dann sind da auch noch immer mal wieder tolle Bugs, die einen öfters mal einen alten Spielstand laden lassen, wo man dann bis zu zwei Stunden Spielfortschritt verliert, da man ja auch nicht selber speichern kann...

Bei mir nur RPG-Challenge, das J kann man ganz weglassen oder extra klein scheiben.:D
Wäre Kingdom Come nicht total verbuggt hätte ich direkt zum Release damit angefangen.


Persona 5 war eines der meist gehyptesten Spiele und ein must play. Sogar ich habe mir (sehr billig) die CD gekauft, obwohl ich solche Spiele eigentlich insgesamt nicht so mag. Allerdings habe ich's noch kein einziges Mal gespielt. Nur meint jeder, der es schon mal gespielt hat, dass es das wert wäre. Du bist bisher der einzige, von dem ich gelesen habe, dass er enttäuscht ist.

Bin halt pingelig, aber habe hier (https://www.multimediaxis.de/threads/144151-My-little-%28JRPG%29-Diary-10-10-Xenoblade-Chronicles-2-Fazit?p=3343362&viewfull=1#post3343362) damals meine Meinung abgelassen.
Jetzt, fast ein Jahr später würde ich kurz und knapp sagen, Persona 5 zieht sich viel zu sehr und bleibt im direkten Vergleich zu seinen Vorgängern recht oberflächlich.


Ni No Kuni geht morgen los. Ich bin schon sehr gespannt und freue mich riesig auf das Spiel. Teil 1 war ein so schönes Märchen und Teil 2 soll sogar noch besser sein (was in einigen Belangen auch gar nicht so schwer ist). Ich bin gespannt.

Märchen trifft es gut und erwarte genau das.;)


Die sind mir einerseits zu langweilig und andererseits (etwas) zu dystopisch-düster, um wirklich mitreißend zu sein. Nicht falsch verstehen - es gibt auch düstere mitreißende Geschichten, aber Xenosaga war so... sachlich, so brief, so... neutral-negativ...

Und genau das liebe ich so an Xenogears/saga.
Knallharter Science-Fiction (wovon es viel zu wenige RPGs gibt), wo eine Geschichte erzählt wird, die ein alle paar Stunden die Kinnlade runterklappen lässt.
In dieser Reihe passt XBC2 für mich irgendwie nicht richtig rein.


Baten Kaitos habe ich nie gespielt. Ich kenn's auch nicht so gut. Ich glaube, die gab's mal für den Gamecube, oder? Ist mehr ne klassische Fantasywelt, oder? Aber vielleicht hast Du ja Glück mit dem nächsten Spiel von Monolith. Das soll ja in die Richtung "klassische" Fantasy gehen. Es gibt ja Screenshots und Stellenanzeigen, die von einem "fantasy-based" Spiel sprechen. Vielleicht mehr ein Spiel nach Baten Kaitos... Lohnt sich eigentlich die Gamecube-Teile nachzuholen?

Wenn man fliegende Inseln unter klassische Fantasywelt packen möchte, dann ja.
Baten Kaitos hat mir damals sehr gut gefallen, aber Baten Kaitos Origins ist nochmals eine ganze Ecke besser.
Neben Shadow Hearts: Covenant eines der spannendsten JRPGs der PS2/GC-Ära.

Cuzco
23.03.2018, 22:34
Und genau das liebe ich so an Xenogears/saga.
Knallharter Science-Fiction (wovon es viel zu wenige RPGs gibt), wo eine Geschichte erzählt wird, die ein alle paar Stunden die Kinnlade runterklappen lässt.
In dieser Reihe passt XBC2 für mich irgendwie nicht richtig rein.
Das stimmt. Xenoblade 2 ist zwar auch sehr spannend und toll erzählt, aber so richtig brainfuck - nein... nicht mal das Ende. Da bist Du dann wohl wirklich mit Xenosaga in Deinem Element. Die Geschichte und die verschiedenen Handlungsstränge sind ja auch komplex ausgearbeitet und nichts ist wie es scheint...

Das hat mir übrigens heute im Zug auch Radiant Ystoria gezeigt. Durch die sieben Stunden lange Zugfahrt bin ich echt weit gekommen und ich finde es auch erstaunlich, wie wandelbar und durchkonstruiert die Geschichte ist und die ständigen "Was-wäre-wenn"-Sachen. Mittlerweile gefällt es mir echt gut. Allerdings ist es von den Charakteren her eher konventionellerer Anime, mit ebenfalls Klischeefiguren ala Welch... Allerdings sind die Figuren trotz der (wirklich) guten Dialoge noch ein wenig blass, weil die Handlung sich überwiegend auf die Politik und die Zeitreisemechanik konzentriert. Also wäre das wahrscheinlich eher Dein Fall als eben Xenoblade 2?


Wenn man fliegende Inseln unter klassische Fantasywelt packen möchte, dann ja.
Baten Kaitos hat mir damals sehr gut gefallen, aber Baten Kaitos Origins ist nochmals eine ganze Ecke besser.
Neben Shadow Hearts: Covenant eines der spannendsten JRPGs der PS2/GC-Ära.
Okay, Shadow Hearts Covenant war tatsächlich mein Lieblings-RPG auf der PS2. Ich fand es unglaublich spannend und fesselnd und es war einfach awesome... Radiata Stories fand ich auch irgendwie ganz toll - das war mehr so der King of Queens der JRPGs. Ansonsten habe ich die Spiele aus der Epoche noch sehr genossen (sogar Final Fantasy X und XII), da es auch recht viele interessante Spiele gab (z.B. Arc: Twilight of the Spirits). Aber nachzuholen habe ich auch einiges (Dark Chronicle und Rogue Galaxy habe ich auf der Liste). Baten Kaitos klingt von der Welt her auch interessant. Aber Wolkenmeere haben wir ja auch in diversen Super Mario RPGs, Final Fantasy XII und ach ja: Xenoblade 2. :D

Nayuta
24.03.2018, 14:53
Aber Wolkenmeere haben wir ja auch in diversen Super Mario RPGs, Final Fantasy XII und ach ja: Xenoblade 2.
Zumal das in Baten Kaitos auch nicht sonderlich spektakulär umgesetzt wurde. Die Inseln sind alle auf einem Kartenbildschirm platziert. Ein paar Animationen wurden darunter gelegt, ansonsten hätte es auch eine reine 2D Übersichtskarte sein können. Dann doch lieber Skies of Arcadia, in dem man mit seinen Luftschiffen durch die heftigsten Gewitter fliegen darf. :D



Radiant Ystoria
Ist das der neuste Teil von Ys? :p

Sylverthas
24.03.2018, 15:34
Die Melodien sind unglaublich schön und die Arrangements machen richtig Spaß. Insbesondere bewundere ich den Mut, auch mal reine A cappella Chorstücke einzubauen. Das Indoline Praetorium Stück - interpretiert von Anúna - ist unfassbar schön. Die Landschaft in Gormott ist nicht nur eine Augenweide, sondern das begleitende Musikstück eine Ohrenweide. Der Soundtrack ist unglaublich emotional, atmosphärisch, vielfältig und toppt alles, was bisher in einem JRPG zu hören war.Gab auch im Era Forum nen Thread dazu, der den OST von dem Spiel extrem gelobt hat. Aber auch nach dem Anhören vieler Tracks, die gelobt wurden - ich fand den OST von diesem Spiel insgesamt nur ganz gut. Also, ein paar Stücke, wie das von Gormott, welches Du erwähnst, sind richtig gut. Eigentlich ähnlich wie bei Xenoblade 1, wo mir auch das Theme vom ersten Gebiet ziemlich gefallen hat, ich aber den OST insgesamt nur in Ordnung fand. Klar, ein paar richtig gute Stücke gibts, aber wenig hat sich bei mir so eingebrannt wie manche Tracks aus Xenoblade Chronicles X - obwohl ich das Spiel ja noch nicht mal durchgespielt hatte *g*

Ist sicherlich kein schlechter OST, aber viele Stücke waren dann doch nicht besonders interessant und relativer Standardkram. Manche Kampfthemes hatten definitiv was, gerade in den Cutscenes. Zumindest kann ich sagen, dass kaum was hängengeblieben ist und ich auch beim erneuten Anhören des OSTs die Stücke kaum zuordnen konnte. Und so~ lange war das Durchspielen da noch nicht her.


Er wirkt sehr natürlich und ist für mich ein Paradebeispiel einer tiefgründigen Hauptfigur. Trotz seines jugendlichen Leichtsinns - oberflächlich ist was anders. Denn seine Motivation wird ausgesprochen gut dargestellt.
Hmmm... Rex ist doch ziemlich flach? Also, recht gewöhnlicher Shounen Hauptcharakter: willensstark, hat mal ne kleine Krise, die er aber schnell überwindet, eine Grundmotivation, die eigentlich gleich bleibt, starker Gerechtigkeitssinn, mutig, vorlaut, denkt häufig nicht nach und stürmt einfach in die Schlacht, usw.

Die interessantesten Charaktere waren nicht mal in der Hauptgruppe, denn von der Vergangenheit von den Torna Leuten hätte ich gerne mehr gesehen - generell fand ich die Einbindung der Vergangenheit eher schlecht als recht in die Story. Ich hatte selten ein Gefühl, dass es mich besonders schert, was in der Vergangenheit passiert ist, da hätte man viel feinfühliger vorgehen müssen. Und insbesondere nicht kurz vor Spielende die gesamten Backgrounds der Torna Mitglieder reindrücken, weil man total vergessen hat die während des Spiels besser aufzubauen.

Mir hat XC2 zwar nicht besonders gefallen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass es einfach nicht mehr so viele J-RPGs gibt und man vielleicht nicht immer mit früheren Größen vergleichen sollte und dass es einfach nicht so viele J-RPGs gibt, welche auch noch eine größere und offene Spielwelt bieten, ist das Game ganz gut. Gelangweilt war ich zumindest von der Geschichte und den Charakteren nicht. Zumindest, wenn man mit dem Fanservice und Anime Klischees leben kann *g*

Cuzco
26.03.2018, 17:17
Gab auch im Era Forum nen Thread dazu, der den OST von dem Spiel extrem gelobt hat. Aber auch nach dem Anhören vieler Tracks, die gelobt wurden - ich fand den OST von diesem Spiel insgesamt nur ganz gut. Also, ein paar Stücke, wie das von Gormott, welches Du erwähnst, sind richtig gut. Eigentlich ähnlich wie bei Xenoblade 1, wo mir auch das Theme vom ersten Gebiet ziemlich gefallen hat, ich aber den OST insgesamt nur in Ordnung fand. Klar, ein paar richtig gute Stücke gibts, aber wenig hat sich bei mir so eingebrannt wie manche Tracks aus Xenoblade Chronicles X - obwohl ich das Spiel ja noch nicht mal durchgespielt hatte *g*

Ist sicherlich kein schlechter OST, aber viele Stücke waren dann doch nicht besonders interessant und relativer Standardkram. Manche Kampfthemes hatten definitiv was, gerade in den Cutscenes. Zumindest kann ich sagen, dass kaum was hängengeblieben ist und ich auch beim erneuten Anhören des OSTs die Stücke kaum zuordnen konnte. Und so~ lange war das Durchspielen da noch nicht her.
Naja, das geht mir genau anders rum. Gerade der Xenoblade 2-Soundtrack besticht durch seine Vielfalt und daher prägt sich die Musik bei mir definitiv ein. Ich habe mich schon beim Mitsingen und Mitsammen der stellenweise sehr sehr sehr eingängigen Melodien erwischt. Allerdings machen nicht nur die Melodien, sondern auch die Arrangements Spaß. Ich finde, dieses Spiel hat eine sehr einzigartige musikalische Sprache, sei es durch die Verwendung von Chören, dem Orchester oder den Folklore-Instrumenten.

Bei den Umgebungsmusiken ist es nicht nur Gormott, sondern auch vieles andere. Auch die Agentum AG Trade Guild - Musik ist unglaublich schön von der Ausrichtung. Ich höre das Stück unglaublich gerne. Es hat so viele Facetten obwohl monothematisch. Die Dramaturgie wird gekonnt gesteigert und ein Loop dauert da auch schon mal. gute drei Minuten. Das erinnert von der Art her etwas an den FF XII-Soundtrack (den ich übrigens auch sehr genial finde - allerdings nur in der Einspielung mit Orchester - als MIDI wirkt der eher passiv). Dann Torigoth, der ziemlich nach David Wise klingt. (Ja, Tropical Freeze: Windmill Hills - Ich nehme mal an, dass der Komponist oder zumindest der Arrangeur dieses Stück im Ohr gehabt haben muss!!!). Durch die leicht folkloristischere Ausrichtung unterstreicht er nicht nur das Windmühlen-Setting und die clanmäßige Gesellschaftsstruktur der Gormotti - er unterhält auch mit cleveren Themen, die ineinandergreifen, die von einer sehr einfachen, fast schon archaischen Harmonik geprägt wird. Gehen wir weiter nach Uraya... Hier haben wir ein tatsächlich ein eher monotones Landschaftsthema, das von Holzbläsern dominiert wird und sehr zart klingt. Es passt perfekt zu den Farben des Titanen. Die Monotonie, die in dem Höhlentitan vorherrscht, wird hier durch die Musik perfekt unterstrichen - es ist immer wieder das gleiche Thema, das aber durch ein ständig wechselndes und sich steigerndes Arrangement bei Laune hält. Garfont Village hat ein Folksong-Thema, das wie ein klassischer Song aufgebaut ist und ist einfach nur schön. Ein echter Hinhörer ist auch die Musik in Fonsa Myma. Sie erinnert zwar an alte SNES-Castle Themes oder an Schloss Lindblum, trifft den Nerv der wie aus Fels gehauenen Stadt aber weitestgehend. Auch Mor Ardain hat durch sein blechbläserhaftes Arrangement ein deutlich eigene Sprache. Durch die "sanft" schmetternden Hörner am Anfang bekommt dieses Militär-Industriemacht-Raffinerie-Titan-Dingens eine eigene musikalische Identität. Die Nummer hätte auch ohne das Schlagzeug (und den leichten Prog-Metal-Anteil) funktioniert. Dann die reinen Chorstücke - insbesondere Indol. Einfach nur unglaublich schön. Und bei den Stücken in Genbu (diesem Eistitanen) ist auch die nächtliche Musik, die in der Regel schwächer ist, als die Musik am Tag, sehr sehr geil und auch sehr einprägsam... Ich könnte ewig so weiter machen.

Weniger gefallen haben mir natürlich auch ein paar Stücke. Ich fand zum einen das Weltenbaum-Thema ein wenig zu sehr "Star Ocean". Es war so ne Mischung aus JPop und Anime-Bar-Piano-Jazz... Oder die Musik die bei Jin in den Zwischensequenzen läuft, wo er kämpft. Die klingt auch eher nach - Mist, da muss ja noch Musik hin. Ich nehm' schnell mal was aus der Schublade. Das Motiv von Malos finde ich hingegen sehr gelungen. Und auch das Musikstück, das auf den leftherischen Inseln außerhalb von Fonsett läuft plätschert eher inspiriert, passt aber irgendwie trotzdem dazu...

Im Großen und Ganzen ist der Xenoblade OST für mich schon der beste und einprägsamste Soundtrack auf der Switch und einer der besten Soundtracks in einem Rollenspiel. Er ermöglicht die emotionale Bindung zum Spiel viel stärker als beispielsweise die Musik in Lost Sphear. Ich würde ihn fast auf eine Stufe mit FF IX stellen. Der Mario Soundtrack ist natürlich auch schön, aber er hat nicht ganz so viel zu bieten, wie Xenoblade 2. Und Zelda hat nunja wenig Soundtrack... Hier hat Xenoblade 2 wirklich mal die Nase vorn.


Hmmm... Rex ist doch ziemlich flach? Also, recht gewöhnlicher Shounen Hauptcharakter: willensstark, hat mal ne kleine Krise, die er aber schnell überwindet, eine Grundmotivation, die eigentlich gleich bleibt, starker Gerechtigkeitssinn, mutig, vorlaut, denkt häufig nicht nach und stürmt einfach in die Schlacht, usw.
Ich bin kein Fan von konventionellen Shounen Animes. Ich finde aber das Rex in der Tat - wie er gestrickt ist - sich von 0815-Anime-Helden stark unterscheidet. Das ist vielleicht auch die Art, wie er dargestellt ist. Wenn er in der ersten Szene ein wenig unbeholfen die Kiste öffnet und nebenbei seinem Opa schlaumeierisch erzählt, dass er das für das Geld tut usw. Und immer seine Bergungstaucherweisheiten auspackt, wo immer es geht und das sogar in sehr ernsten Lagen wie vorm Architekten: "Was tust du mit Malos?" - "Ich weiß nicht. Wahrscheinlich erst mal eine reinhauen und dann einen saufen gehen!"... und das dann auch mit einer Bergungstaucherweisheit zu rechtfertigen - finde ich... sehr menschlich. Rex IST ein naiver Charakter, aber es gehört schon sehr viel narratives Geschick dazu, einen naiven Charakter auch so in Szene zu setzen ohne dass es unnatürlich wirkt. Rex funktioniert ausgesprochen gut.


Die interessantesten Charaktere waren nicht mal in der Hauptgruppe, denn von der Vergangenheit von den Torna Leuten hätte ich gerne mehr gesehen - generell fand ich die Einbindung der Vergangenheit eher schlecht als recht in die Story. Ich hatte selten ein Gefühl, dass es mich besonders schert, was in der Vergangenheit passiert ist, da hätte man viel feinfühliger vorgehen müssen. Und insbesondere nicht kurz vor Spielende die gesamten Backgrounds der Torna Mitglieder reindrücken, weil man total vergessen hat die während des Spiels besser aufzubauen.

Da geb ich Dir recht. Das hätte man definitiv besser und vor allem gleichmäßiger im Spiel verteilen können. Aber zumindest kam es vor. Im Gegensatz zu einigen Square Enix-RPGs, die einem das schuldig bleiben.


Zumindest, wenn man mit dem Fanservice und Anime Klischees leben kann *g*
Ich weiß nicht. Ich fand zwar die Einführungen einiger Figuren (Poppi, Zeke) sehr anime-klischeehaft, aber das sind sie nicht geblieben. Es ist den Entwicklern gelungen, den Charakteren alle einen Charme zu verpassen. Genau das ist es letztendlich auch, warum mich die Geschichte von Xenoblade 2 so mitgerissen hat. Wären die Figuren so geblieben, wie sie am Anfang ausgesehen haben, dann hätte ich Xenoblade 2 wahrscheinlich in der Atelier-Rororu-Hentai-Shounen-Anime-Wat-weiß-ich-Fanservice-Kiste verbucht. Aber das passiert hier gerade nicht. Nach wie vor finde ich aber auch den ersten Teil (also Xenoblade 1 für die Wii) etwas runder. Er setzt die Geschichte einfach besser um.

PS: Ach ja. Die Spaßtatsache zum Vergleichen:

https://www.youtube.com/watch?v=df3EuehvvNY

https://www.youtube.com/watch?v=U1vsBsCoK_I

Cuzco
03.04.2018, 18:17
Bin jetzt vor allem im mobilem "Radiant Historia" weiter. Da bin ich nicht an den Fernseher gekettet. Ni No Kuni 2 werde ich wohl jetzt Stück für Stück weiterspielen. Leider ist es nicht protabel und nicht für die Switch. Habe dafür mit einem Kumpel vier Wochen die PS4 getauscht, da das Spiel auf meiner leider nicht richtig läuft. Star Ocean 4 langweilt mittlerweile leider etwas. Es kann mich nicht mehr bei Laune halten.

Besitze jetzt auch alle Spiele auf meiner Liste JRPG-Liste und ich liege - glaube ich - gar nicht mal schlecht in der Zeit. Könnte also bis Ende des Jahres hinkommen. Bin ja gespannt wieviele Stunden ich dann insgesamt gespielt habe. So viel wie bisher habe ich wahrscheinlich noch nie gespielt.

Cuzco
06.04.2018, 23:58
Dieses Spiel hat sozusagen Geheimtipp-Status. Denn es handelt sich hier um ein Remaster eines sieben Jahre alten Nintendo DS-Spieles. Und es erschien nicht in Europa. Nur leider wurde mir damals schmerzlich bewusst, dass der DS wie auch der 3DS ein Region Lock hat. Daher habe ich die DS-Variante wieder verkauft. Es galt damals aber als Non-Plus-Ultra mit verschiedenen Zeitachsen und ineinander verschachtelten Handlungen - das Inception der Videospiel-Welt sozusagen. Es wurde auch von Spielemagazinen wie 4Players extrem gut bewertet und daher habe ich mich natürlich gefreut, als das 3DS-Remaster auch für Europa bestätigt wurde. Und daher landete es auch auf meiner Challenge. Da das Spiel extrem gehypt wurde, habe ich meine allgemein eher niedrigen Erwartungen auf "sehr gut" angesetzt. Und da ich in letzter Zeit viel unterwegs war, habe ich das Spiel auch gleich in Angriff genommen und heute vormittag hatte ich es durch.

Auf dem Kontinent Vanqueur breitet sich unaufhaltsam die Wüste aus. Sie nimmt den Bewohnern Lebensräume und Ackerflächen. Die Länder versanden zunehmend - zurückzuführen sei das auf das Schwinden der Lebensenergie aus der Erde - genannt - wie sollte es auch anders sein - Mana. Auf Vanqueur befinden sich drei Großreiche: Das technisch anmutende Alistel, das mittelalterliche Granorg und das Wüsten-Königreich Cygnus. Fernab existieren noch zwei kleinere Völker, die Satyros und die Gutrals - das sind humanoide sogenannten "Biestartige". Dabei gibt es einen Ressourcenkrieg zwischen Alistel und Granorg. Beide Reiche halten sich von ihrer Militärmacht die Waage. Unsere Geschichte beginnt in Alistel. Das Land wird trotz seiner Hochtechnisierung von einem Propheten regiert, der allerdings die Öffentlichkeit meidet und seine Weisungen durch General Hugo vom Militär verbreitet. Das Militär hat auch großen Einfluss auf die Politik - schließlich ist ja auch Krieg. Neben der eigentlich Streitmacht gibt es noch den Geheimdienst, in dem besonders begabte Soldaten dienen - so auch der Held dieser Geschichte - Stocke. Er hat anfangs ein gutes Verhältnis zum Kommandanten Heiss. Dieser schickt ihn auch prompt auf eine Mission einen Informanten abzuholen und nach Alistel City zu eskortieren. Er bekommt dabei zwei neue Adjutanten, die sich als hervorragende Kämpfer herausstellen, an die Seite gestellt, Raynie und Marco. Diese beiden werden im Verlauf auch zu den besten Freunden.

Es gibt aber auch noch Rosch - der beste Freund von Stocke, der nach wie vor im Militär dient und dort zum Major erhoben wird. Er ist nicht so glücklich darüber, dass sein Kamerad Stocke im Geheimdienst ist. Durch eine Kriegsverletzung hat Rosch auch seinen linken Arm eingebüßt. Dafür hat er jetzt eine voll funktionierende Prothese mit der besten Technik des Landes. Im Laufe der Handlung wechselt Stocke mit Gefährten mehrmals die Seiten, also mal Militär, mal Geheimdienst, mal anderes Land...

Stocke bekommt am Anfang seiner Reise von Heiss ein Buch. Als er in Lebensgefahr gerät offenbart sich ihm dieses. Es handelt sich dabei um ein magisches Buch, die "Weiße Chronik", mit der man im Stande ist, die Geschichte umzuschreiben. So kann man durch eine parallele Historie und verzweigte Geschehnisse Ereignisse beeinflussen und Handlungsstränge trennen und wieder zusammenführen. Wenn dann in dem einen Zeitstrang etwas geschieht, beeinflusst dies wiederum den anderen. Dadurch schlüpft Stocke, der Gebieter der Weißen Chronik des Öfteren, wenn er mal nicht weiter kommt, einfach wieder in sein Buch, reist in eine andere Zeit und eine andere Realität und beeinflusst damit die Ereignisse in dem aktuellen Zeitstrang, um weiter zu kommen. Durch die Geschehnisse und die verschiedenen "Was-wäre-Wenn"-Option schafft er es immer wieder, die Geschehnisse so zu beeinflussen, dass sich für ihn alles zum Guten kehrt... Dennoch gibt es verschiedene Bedrohungen, welche die Zeitmanipulation negativ beeinflussen: So gibt es einen Gegenspieler - der Gebieter der Schwarzen Chronik als auch die immer weiter fortschreitende Dessertifikation. Und warum hat Heiss ihm das Buch überhaupt überlassen. Es gibt viele Geheimnisse zu entdecken und deckt nach und nach parallele Zeitstränge und auch mögliche alternative Zeiten auf. Das ganze spinnt ein äußerst raffiniertes Handlungskonstrukt.

Das Spiel ist ausgesprochen handlungsintensiv. Es gibt sehr viele Ereignisse und Wendungen. Dabei sind die Wege strikt vorgegeben. Zwar suggeriert eine grobe Entscheidungsfreiheit an relevanten Punkten eine Nichtlinearität, aber diese führen bei einer nicht vorgesehenen Entscheidung nur in Handlungs-Sackgassen, die in zwei bis drei Minuten abgehandelt werden. Im Grunde ist also alles sehr linear. Hinzu kommt, dass die Handlung zwar sehr komplex ist, sich aber durch äußere Faktoren entwickelt. Die Protagonisten reagieren oft nur, tragen fast nie zu einer entscheidenen Wendung bei. Man hat das Gefühl, die Charaktere seien nur Marionetten in einem Spinnennetz. Dennoch ist die Handlung großartig gewebt. Sie kommt tatsächlich ohne grobe Lücken und Ligikfehler aus und erfordert aufgrund ihrer Komplexität und ineinander verschachtelte Ereignisse große Aufmerksamkeit. Ich habe tatsächlich anstelle von Ni No Kuni die letzten Abende dieses Spiel fertiggespielt, da man nämlich hier sehr schnell den Überblick über die Handlung verliert. Und das ist bei einer solch weitverzweigten Handlung fatal. Daher empfehle ich, nicht zu lange Pausen (zum Beispiel mehrere Wochen) zu machen, da sehr viele Details sehr wichtig für das Verstehen und das Fortkommen sind.

Die Handlung ist wie schon gesagt sehr geprägt von den äußeren Umständen. Während in den meisten Rollenspielen die Ereignisse mehr von den Figuren und deren Beziehung untereinander vorangetrieben werden, hat man hier den Fall, dass die Charaktere nur auf die äußeren Umstände reagieren. Diese werden allerdings durch die (fest vorgegeben) Zeitstrangmanipulationen der Gebieter der zwei Chroniken beeinflusst. Leider sind die Charaktere auch sehr klischeehaft gebaut. Trotz seiner eher erwachseneren Auslegung trifft sich hier der ganze Anime-Zirkus. Zwar machen die Figuren schon was her - sind recht gut geschrieben, aber aus irgendeinem Grund springt hier der Funke nicht über. Während ich die Figuren in Xenoblade 2 bspw. sehr plastisch fand und mitfühlen konnte, wirken die Figuren hier steif. Es fehlt so ein wenig die Sympathie und die Empathie. Das ist sehr schade, da man irgendwie das Gefühl hat, mit sehr durchschnittlichen Bekannten mitzuziehen. Die klassischen Typen sind alle vereint - vom loyalen Gefährten, über die echauffierende Dame, bis hin zum Kind, das einen Narren an dem Haupthelden gefressen hat. Ich finde die Figuren insgesamt nicht schlecht, weil sie handeln auch recht natürlich und nachvollziehbar, aber es fehlt irgendwie der.... Charme!

Dafür sind die Dialoge aber trotzdem gelungen. Es fehlt zwar die Identifikation, doch die Dialoge sind ausgesprochen gut geschrieben. Die Figuren werden nämlich so gut wie nicht überzeichnet. Die Gespräche dauern zwar lange, man hat aber das Gefühl, dass alles relevant ist. Nicht so wie bei Golden Sun, wo die Texte nur da sind, damit Texte da sind. Auch haben die Figuren in Radiant Historie immer noch deutlich mehr Charisma, als die Langweiler aus Camelot GBA-RPG. Zudem kristallisieren sich definitiv charakterliche Züge und Beziehungen untereinander heraus. Das liegt auch zum Teil an den echt guten Sprechern. Es sind alle (!) Dialoge vertont, aber nicht alle Gesprächspartner. Kleinere Rollen haben nur die Textbox, während die größeren Rollen, auch im gleichen Gespräch ganz normal synchronisiert sind. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber gar nicht mal so schlimm, da 90% der Textboxen von den größeren Rollen stammen und man daher recht selten einem stummen Gesprächspartner lauscht.

Dazu sei übrigens zu sagen - das Spiel nicht auf Deutsch übersetzt. Das finde ich persönlich nicht schlimm, da ich sehr gut Englisch kann. Von daher werte ich es auch nicht ab! Allerdings hinterlässt es einen fahlen Beigeschmack: Das Spiel ist ein Vollpreistitel, allerdings ein Remaster, das bis auf wenige Ausnahmen grafisch nicht besser aussieht als das Nintendo DS-Original und kein 3D kann und an sich auch kaum erweitert wurde und bei dem man für Echtgeld noch DLCs kaufen kann... Wie schon gesagt, ich finde das nicht schlimm, aber es macht nicht unbedingt einen guten Eindruck.

Das Gameplay ist mehr Visual Novel als Rollenspiel. Es gibt ein Kampfsystem mit insgesamt interessantem Ansatz, aber der Haupt-Fokus liegt definitiv auf der Geschichte. Es ist eben unglaublich spannend durch die verschiedenen möglichen Zeitstränge zu springen und die Handlung wie ein Puzzlespiel zusammen zu setzen. Allerdings ist das auch ein Manko. Wie bereits geschrieben, passiert es schon relativ häufig, dass eine Entscheidung in eine Handlungssackgasse führt. Das ist nicht schlimm - man steigt einfach wieder davor ein und entscheidet sich für die andere Option. Oft wirkt dies aber uninspiriert. Wirklich selten passiert es mal, dass einen die Handlung länger mit dem "falschen" Weg auf die Folter spannt. Daher ist das Gameplay sehr linear, wirkt aber durch die äußerst raffiniert verwobene Handlung nicht so.

Zudem sollte man den Überblick über die Handlung behalten. Es gibt in den Dungeons keine nennenswerten Rätsel (dieses Fässergeschiebe und -gesprenge ist wirklich in keinster Weise irgendwie als Rätsel zu bezeichnen!) - die einzige Sache wo man im Spiel seine grauen Zellen benötigt ist, bestimmt Ereignisse in einer anderen Zeit zu beeinflussen. Daher sollte man sich den Handlungsverlauf gut einprägen. Mit fortschreitendem Spiel hat man bis zu 400 Möglichkeiten an verschiedenen Punkten der Handlung wieder einzusteigen und Dinge zu beeinflussen. Kommt man bspw. nicht in eine Burg hinein, weil die Mitglieder des Widerstandes eliminiert werden, sollte man sich gemerkt haben, dass einer der Widerstandskämpfer die ganze Zeit von einem mächtigen Schwert schwärmt. Also reist man zu einem Kampf zurück, in dem man das Schwert als Lost bekommt und dann reist man an die Stelle, wo einem der Typ mit dem Schwert eine Frikadelle ans Ohr labert. Daraufhin kann man ihm das gute Stück überreichen und wenn man dann wieder nach vorne in die Zeit reist kommt man auch ins Schloss... Solche Rätsel gibt es später ständig und es ist sehr viel Textverstehen und Grübelei notwendig. Das finde ich sehr sehr cool und frisch!

Das Kampfsystem wirkt anfangs auch erfrischend. Es läuft rundenbasiert ab und ist sehr taktisch. Die Gegner bewegen sich nämlich auf einer drei mal drei Matrix. Die Helden am rechten Bildschirmrand haben verschiedene Attacken die dann nur bestimmte Reihen in der Matrix treffen oder auch bestimmt Muster wie die Ecken oder Kreuze. Das wirkt gerade am Anfang ausgesprochen frisch, aber es wiederholt sich schon beim zweiten Kampf. Und nach einer Weile läuft jeder Kampf gleich ab. Man braucht nur eine Strategie: "Magic Rise" - "Heat Blade" - "G-Thunder" oder - wenn die Gegner günstig stehen - "Cross Thunder". Nur bei wenigen Gegnern ist die Strategie zu ändern oder die Kämpfe laufen interessanter ab. Insgesamt ist das nicht sooooo pralle. Die Möglichkeiten sind doch arg eingeschränkt und Kämpfen in diesem Spiel echt fad. Schade!

Aber nicht das Kampfsystem ist der wunde Punkt. Sondern die Spielewelt. Das ganze Spiel spielt auf Vanqueur. Das ist nur ein Kontinent. Gut, jetzt werden einige sagen, dass Witcher auch nur auf einem Kontinent spielt und Kingdom Come: Deliverance nur in einer Provinz. Das mag sein - allerdings ist Vanqueur winzigst. Es gibt insgesamt sechs Ortschaften (drei Städte, drei Dörfer), fünf Großlandschaften (die aus nur wenigen Bildschirmen bestehen), die winzige Sandfestung, die kurze Almamine sowie viereinhalb Dungeons... Gut, Größe ist nicht alles. Allerdings sind alle Gebiete generisch. Wirklich generisch. Alistel City ist die Standard-Steampunk-Moloch-Stadt, Granorg City ist eine extrem leere Burgstadt mit einer riesigen Verteidigungsanlage und vier Fachwerkhäuschen... Skalla und Cygnus sind naja... Es wirkt wirklich alles sehr uninspiriert. Insgesamt haben die Schauplätze nichts was sie besonders macht. Gut, es gibt noch den Regenwald - der sieht zumindest exotischer aus. Aber ansonsten ist alles sehr generisch aus dem RPG-Baukasten.

Auch sehr negativ ist, dass es nur eine Hand voll verschiedener Gegnertypen gibt. Um etwas Abwechslung in das Spiel zu bringen werden bei stärkeren Gegnern einfach umgefärbte Modelle bereits gesehener Gegner gezeigt.

Zudem hat das Spiel aufgrund seiner kleinen Spielwelt mit den wenigen Schauplätzen ein ziemlich krasses Backtracking. In der Hügelebene südlich von Alistel City verbringt man das gefühlte erste Drittel des Spieles, man durchquert sie auch im späteren Verlauf immer und immer wieder - insgesamt fünf (!) Mal. Im zweiten Drittel findet man sich dann meist in der Großen Prärie bei Alistel wieder, die man auch immer und immer durchquert. Von der Sandfestung, in der man gefühlt die Hälfte des Spiels verbringt, fange ich erst gar nicht an, zu reden. Auch drei der Ortschaften betritt man immer und immer wieder. Man lernt Granorg wie seine Westentasche kennen. Der Nachteil liegt auf der Hand - so megaviel Backtracking ist enorm anstrengend und nagt an der Atmosphäre!

Auch das hätte man sich von einem Vollpreisspiel besser wünschen dürfen. Klar - es ist ein Remaster, aber es sieht immer noch genauso aus wie das Nintendo DS-Original. Die 3D-Hintergründe "schwimmen", die Figurensprites sind grob. Einzig und allein die Gesichter, die während der Dialoge eingeblendet werden, sind jetzt hochauflösender und größer. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen. Zumindest, dass das Scrolling der Hintergründe sauber - ohne das "Wackeln" - funktionieren könnte. Im Grunde sieht das Spiel eher wie ein Indie-Spiel aus und nicht wie ein Vollpreistitel eines namhaften Herstellers wie Atlus.

Passt eigentlich. Unterstreicht das Geschehen sehr stimmungsvoll und rettet ein wenig die Atmosphäre. Leider bleibt nichts hängen. Es fehlt auch hier so ein wenig der Charme. Es gibt keine wirklich grandiosen Stücke und auch nix was hängen bleibt. Da man sich sehr sehr oft in der gleichen Gegend aufhält, ist es bei auch positiv. Die Musik stört an keiner einzigen Stelle.

Grundsätzlich kann ich das Spiel weiterempfehlen, da es schon etwas Besonderes ist. Es ist wie ein Geschichtsbuch, in dem man forscht. Die Handlung bleibt sehr spannend und auch einigermaßen originell. Dennoch bleibt das ganze trotz seiner Originalität eine eher trockene Angelegenheit. Man darf kein mitreißendes emotionales Meisterwerk erwarten, sondern eher eine Puzzlehandlung, die man Stück für Stück zusammensetzen darf. Emotional wird Radiant Historia wirklich nur ganz am Schluss. Alles andere - sowohl die Spielwelt und die Figuren - wirken nur zweckdienlich um eine der raffiniertesten Handlungen zu präsentieren, die sich Autoren von Videospielen je ausgedacht haben.

Aufgrund des enormen Backtrackings und der wenigen Atmosphäre kann ich hier kein "sehr gut" mehr vergeben, auch wenn es zu "sehr gut" tendiert. Wenn man noch bessere Figuren und eine deutlich immersivere Spielwelt gehabt hätte, dann wäre dieses Spiel sicherlich ein Meisterwerk geworden. So ist es ein handwerklich äußerst sauberes und erfrischendes Zeitreiseabenteuer, das aber viel Potenzial verschenkt. Zudem ist es ziemlich unverschämt für dieses einfache Remaster, das nicht mal in 3D ist, geschweige denn eine deutsche Übersetzung an Bord hat, nicht nur den Vollpreis abzugreifen, sondern auch kostenpflichtig Download-Content anzubieten um das ohnehin recht umfangreiche Spiel noch weiter zu erweitern.

WERTUNG:

Handlung, Charaktere und Dialoge: ➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut: Die Handlung ist wirklich raffiniert und motiviert. Sie weckt den Entdeckergeist und spornt an, alle Puzzleteile zusammenzufügen. Auch die Dialoge sind mehr als nur zweckdienlich. Leider besitzen die Charaktere zu wenig Charme.
Gameplay und Kampfsystem:➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay: Das Kampfsystem kann nicht lange motivieren. Das Gameplay, vor allem mit dem Zeitreisebuch ist in Ordnung.
Spielwelt und Atmosphäre: ➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ durchwachsen: Backtracking und die viel zu generische Spielwelt machen die Atmosphäre hinüber.
Technik und Präsentation: ➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ durchwachsen: Keine 3D-Wiedergabe. Optik wie bei Breath of Fire 3 für die Playstation.
Musik: ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ gut: Passt immer gut dazu. Fehlt nur leider das Alleinstellungsmerkmal.

Gesamtwertung: ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉+ Gut, Tendenz sehr gut
Nicht das erhoffte perfekte RPG, aber eine unglaublich motivierende und raffinierte Zeitreise.

dasDull
07.04.2018, 11:59
Der DS hat eigentlich kein Region Lock. Ich habe da einige US-Spiele drauf gespielt.

Dein Review deckt sich größtenteils mit meinen Eindrücken, wobei ich von einigen Aspekten wie Backtracking oder dem lahmen Kampfgameplay stärker angenervt war.

La Cipolla
07.04.2018, 12:07
Jup, hab's sogar auf meinem deutschen 3DS gespielt. ^^

Edit: Hab gerade noch mal nachgeschlagen. 3DS-Spiele sind wohl tatsächlich region locked, aber DS kann man überall spielen. Good to know, ich war immer selbstverständlich davon ausgegangen, dass das bei 3DS-Spielen auch noch geht. ^_~

Cuzco
07.04.2018, 12:52
Ich habe leider Radiant Historia nicht auf meinem 3DS (XL) starten können. Das Spiel wurde vom System nicht erkannt. Hatte ich es beim Einschalten noch im Schacht, hat mir das System sogar eine Fehlermeldung ausgespuckt. Das gleiche war übrigens auch mit Revenant Wings. Diese beiden Spiele hatte ich auch als US-Version sehr günstig gekauft, daher dachte ich erst, sie seien kaputt. Dann hab ich aber noch nen Käufer gefunden, der gemeint hat, die Spiele würden auf seinem USA-DSi ganz normal laufen.

Dieser Region Lock hat mich auch dazu gebracht auf einem Flohmarkt Dragon Quest V - Die Hand der Himmelsbraut für 50 (!) Euro zu kaufen - nur das Spiel ohne Verpackung. Denn die europäische Version ist sehr selten und das Spiel kostet mittlerweile auf Ebay über 100 Euro - aufgrund ihrer Seltenheit. Die US-Version hingegen bekommt man auch neu für 20 Dollar.

Kleiner Schwank zum Region-Lock:
Ich bin aber froh, dass die modernen Videospielsysteme gar kein Region Lock mehr haben. Habe damals meine PS2 umbauen lassen (Mod-Chip), Radiata Stories und Suikoden 3 zu spielen. Beide Spiele wurden einfach nicht in Europa herausgebracht. Ich habe die PS2 damals leider auch als Musik-CD-Player verwendet, weil sie an der Heimkinoanlage hing. Der Tod der Konsole kam dank einer Un-CD. Die PS2 war zwar für Audio-CDs spezifiziert, aber die kopiergeschützten CDs galten nicht als RedBook-konforme Audio-CDs. Das Nachfolge-Modell hatte dann natürlich keinen Mod-Chip mehr, weshalb ich Suikoden 3 nicht durchgespielt habe. Aber dafür landet es jetzt in dieser JRPG-Challenge - da ich es als Download auf der PS3 habe und ganz legal spielen darf...

Ansonsten denke ich, dass meine Kritik in Bezug auf Radiant Historia sich tatsächlich mit den Meinungen vieler deckt. Ich habe erst nach Abschluss des Reviews gestern Abend noch in den anderen Threads gewühlt. So 7 von 10 Punkten hat es relativ häufig. Ich finde das ganz interessant, denn schließlich wurde das Spiel sehr stark gehypet und hat auch zum Teil deutlich bessere Kritiken in der Presse bekommen. 4Players hat dem Spiel 87 Punkte gegeben, das ist besser als Horizon Zero Dawn... :O

Ich habe dem Spiel den Zusatz Tendenz sehr gut dann auch noch dazu gegeben (also > 7 < 7,5) , da ich "Lost Sphear" ja quasi mit 6, Tendenz gut (also > 6 < 6,5) bewertet hatte. Ich finde allerdings Radiant Historia schon mindestens zwei Klassen besser. Lost Sphear war mein erstes Review und ich habe es sehr wohlwollend bewertet, Mühe hat der Entwickler sich ja gegeben und eine interessante Thematik ausgewählt. Nur die Umsetzung... Radiant Historia ist trotzdem in meinen Augen ein wirklich gutes Spiel, das aber nicht mitreißend oder genial ist wie ein Chronologisch Trigger. Aktuell würde ich auch nur ganz wenigen Spielen ein 10/10, also eine legendäre Wertung verpassen. Mir fallen gerade auch nur Chrono Trigger, Final Fantasy IX und Donkey Kong Country 2 ein. Das sind und bleiben wohl die besten Spiele, die ich jemals gespielt habe. Ganz nah dran sind dann allerdings auch einige Spiele wie Breath of the Wild, Super Mario World/Odyssey/64 und mindestens 20 Ausnahmetitel, die ich jetzt vergessen habe.

Cuzco
26.06.2018, 12:23
Sehnsüchtig habe ich auf den zweiten Teil von Ni No Kuni gewartet – ich konnte es gar nicht erwarten. Tatsächlich hatte ich, nachdem der erste Ausflug ins Reich der Feen und Legenden fünf Jahre zuvor so fesselnd und bezaubernd in Szene gesetzt wurde, ein kleines Meisterwerk erwartet.

Ni No Kuni – Der Fluch der weißen Königin erschien 2013 für die Playstation 3. Dieses Rollenspiel bot einige Besonderheiten. So war die Zeichentrickmanufaktur Studio Ghibli maßgeblich an der Entwicklung beteiligt. Das Spiel erschien auch in zwei Varianten, wobei eine Variante eine gedruckte, rund 400 Seiten starke Enzyklopädie enthält, die über die Spielwelt, die Gegner und die Zauber berichtet. Genau ein gedrucktes Exemplar dieses Magical Companion fällt auch dem Protagonisten dieses Spiels in die Hände, dem 13jährigen Oliver. Dieser lebt mit seiner Mutter in der fiktiven US-amerikanischen Kleinstadt Motorville in den 1950er Jahren. Durch sich überschlagende Ereignisse und den Tod seiner Mutter kann er zwischen der Realwelt und der Fantasiewelt hin und herreisen. Er erfährt, dass es in jeder Welt Seelenpartner gibt. Geht es dem einen schlecht, so wirkt sich das auch auf den anderen aus. Daher reist Oli erst einmal zwischen den beiden Welten, um den Bewohner in Motorville zu helfen, indem er die Probleme der Seelenpartner in der Fantasiewelt löst.

An seiner Seite ist eine Fee namens Tröpfchen/ Mr. Drippy. Dieser erinnert jedoch eher an einen Kobold und hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Zusammen erleben die beiden höchst verrückte Abenteuer in dem Fantasieland. Dabei passieren viele teils verrückte und skurrile Dinge und die seltsamen Bewohner erinnern ein wenig an die fantasischen Figuren aus der Unendlichen Geschichte. Am Ende spitzt sich das Spiel in einem Showdown zu, der eine relativ überraschende und dennoch zu tiefst berührende Handlung besitzt. Das Spiel war ausgesprochen schön, die Musik und die Grafik toll.

Eine weitere Besonderheit ist das Spielsystem. So ist es hier so, dass man die Fabeltiere, die zugleich auch Gegner sind, einfängt und diese sammelt und – genau wie bei Pokémon – mit diesen gegen die anderen kämpft. Man kann sie auch entwickeln. Anders als bei Pokémon sind diese Fantasiewesen aber nicht unbedingt Selbstzweck. Also es gibt keine Arenakämpfe usw. Sie sind eher die „Tiere“ der Fantasiewelt. So gibt das Buch über die gesamte Tierwelt Auskunft. Alleine dieses Sammeln motivierte schon ungeheuer. Allerdings waren die vielen verrückten und liebenswerten Details der Spielwelt sowie die mitreißende Handlung für mich der eigentliche Grund, wieso ich dieses Spiel so lieb gewonnen habe.

Fünf Jahre hat es also gedauert – und endlich hält man den zweiten Teil in Händen. Diesmal für die PS4. Das bedeutet schon mal bessere Grafik. Ansonsten hat sich aber auch sehr viel getan. Sowohl Kampfsystem, Charaktere und Spielwelt sowie selbst die kleinen Details sind ganz anders und haben bis auf den Namen, einige Ortsnamen (z.B.„Ding Dong Dell“) und dem Katzenvolk nichts mehr gemeinsam. Also eine ganz lose Verbindung, wie bei der Final-Fantasy-Serie. Doch irgendwie scheint das Spiel diesmal nicht so recht zünden zu wollen. Obwohl es auch ungeheuer Spaß gemacht hat, war es irgendwie... unbefriedigend. Das liegt vor allem an dem, was ich Euch in dem Review zu berichten habe.






https://i.imgur.com/fRhCZkZ.jpgKönig Leopold, der Vater des Protagonisten Evan. Das auslösende Ereignis der Story ist der Putsch dieses Machthabers.
https://i.imgur.com/bIqxN9S.jpgEvan - der Held des Abenteuers. Ex-Prinz von Ding Dong Dell gründet sein eigenes kleines Königreich.





Wir schreiben das Jahr 20XX. Der Präsident Roland Crane eines Landes, wahrscheinlich die Vereinigten Staaten, wird gerade zu einem Gipfeltreffen über eine der Brooklyn Bridge sehr ähnlich anmutenden Brücke chauffiert. Vollkommen überraschend wird ein Angriff gestartet. Er sieht gerade noch Nuklearraketen einschlagen, da wird auch schon alles weiß um ihn herum.
Dass er plötzlich in einem Märchenschloss steht - und das auch noch gut 30 Jahre jünger - hätte er sich nicht träumen lassen können. Leider zu einem vollkommen ungünstigen Zeitpunkt. Er steht im Gemach des jungen Prinzen Evan Pettiwhisker Tildrum, ein Junge mit Katzenohren, dessen Vater, der Herrscher des Königreiches Ding Dong Dell einem Putsch des Ministers Mausinger zum Opfer fällt. Roland bleibt keine Zeit sich an seine neue Lebensrealität zu gewöhnen. Er muss fliehen und zwar sofort. Mit dem Jungen und seiner Amme schlägt er sich zu Katzalisation durch. Die Amme wird tödlich verwundet und am Schluss entkommen Roland und Evan.
Da beide ehemalige „Staatsmänner“ waren, fassen sie den Entschluss, ein eigenes Königreich zu gründen. Das ist in der Fantasiewelt, in der Roland gelandet ist, nämlich ganz einfach: Man muss nur ein Bündnis mit einem Wächter (mächtiges Geisterwesen) schließen. Und fertig. Also machen sich die beiden schnurstracks in Richtung Windschlangenklippen auf, wo so ein Wächter leben soll. Evan hat dabei die Vision, dass in dem von ihm regierten Land alle Menschen glücklich und frei leben dürfen und nicht verfolgt werden.

Im Laufe des Abenteuers stoßen immer mehr Leute zur Gruppe. Angefangen von dem Luftpiraten Zoran samt Tochter, der von Evan stark beeindruckt ist bis hin zur ersten Ingenieurin des Landes Mechbaum, das an sich nur ein riesiges Unternehmen ist. Nebenbei regiert Evan sein Land Minapolis oder Evanmore, das immer mehr Einwohner bekommt. Um sich an Mausinger zu rächen, will er ein Bündnis mit allen anderen Nationen schließen. Im Laufe des ganzen Abenteuers erscheint jedoch noch ein anderer Bösewicht, Doloran, der die magischen Bande zwischen den einzelnen Wächtern und den Herrschern der Länder zu rauben scheint. Was hat es damit auf sich? Wird auch ein Bündnis mit Mausinger, dem Verräter, Putschisten und Mörder seines Vaters schließen?

Auf dem Weg gibt es neben Minapolis aka Evanmore noch die Städte Goldorado (eine Art Glückspiel-Shanghai), Hydropolis (eine venezianisch anmutende Wasserstadt), Mechbaum (eine hochtechnologisierte Industriestadt) und Ding Ding Dell (eine Märchenstadt mit humanoiden Katzen und Mäusen). Recht viel mehr ist da tatsächlich nicht mehr – lediglich ein paar kleinere Orte wie das Luftpiratenversteck oder die Schiffswerft.




https://i.imgur.com/Wg2jF0s.jpgDie Mitstreiter von Evan: Hier einmal die kompletten Spielercharaktere gemeinsam.


Der Vorgänger hatte viel Charme, was seine verrückten Einfälle betraf. So gab es eine Stadt, in die man sich nur mit Badeklamotten Zutritt verschaffen konnte, da diese den Dresscode bestimmten. Oder die Feen wurden in einer großen Fee aufgezogen, samt Kindergarten und Schule... Auch Ni No Kuni 2 hat diese verrückten und auch unglaublich charmanten märchenhaften Momente, zumindest zwei davon. Leider schwankt die Handlung zwischen originell und belanglos hin und her. Es gibt tatsächlich mehrere Momente, die mit generischster RPG-Kost recht langweilig sind. Denn Evan muss mit seinem Hofstaat die verschiedenen Länder besuchen und mit diesen „Aldavans Abkommen“ schließen – ein Friedensvertrag. Gerade die Mitte des Spiels gestaltet sich sehr formelhaft. Bestes Beispiel für Hydropolis: Die Wasserstadt an sich sieht sehr schön aus. Man reist also hin, redet ein wenig mit der Bevölkerung und wird nach einiger Zeit empfangen. Dann bekommt man den Kanzler Leander an die Seite gestellt und muss durch einen äußerst langwierigen Dungeon, um ein Problem zu lösen. Am Ende schließt sich Leander, der Vertraute der Königin von Hydropolis an, der fortan in Evans Team kämpft. Genau so ähnlich passiert das dann in Mechbaum. Hier ist der Generaldirektor des Landes ein ziemliches Arschloch geworden und zusammen mit Suzie, der ersten Ingenieurin bringt man ihn wieder zur Vernunft, nachdem man vier Speicherkarten mit Videos in dem Fabrik-Dungeon besorgt hat.

In Hydropolis machen sich die Entwickler noch nicht einmal die Mühe, die Geschehnisse mit vernünftigen Cutscenes zu erklären. Da läuft einfach nur der Dialog runter. Das ist in Mechbaum etwas besser gelöst. Allerdings entfalten die beiden Figuren keine richtigen Charaktere. Sie sind nicht einmal besonders klischeehaft, sie sind einfach nichts. Es würde nicht auffallen, wenn die nachträglich ins Team aufgenommenen Mitglieder nicht da wären. Leander ist zwar ein super Kämpfer, aber für die Handlung trägt er nichts bei.

Auch lästig sind viele Einschübe, bei denen man gezwungen ist, zusammenhangslose Nebenaufgaben zu absolvieren, damit man weiterkommt. An einer Stelle möchte eine Archivarin von Euch Zutaten für einen Lippenstift haben, damit sie Euch Büchereiausweise ausstellt. Zähneknirschend akzeptiert Ihr und seid erst mal mehrere Stunden unterwegs, da die Zutaten für den Lippenstift etwas seltener sind. Diese Aufgaben dienen zwar nur dazu, Euch mit dem Nebenaufgaben-System vetraut zu machen, aber das hätte man auch deutlich eleganter in das Spiel integrieren können.

Auf der anderen Seite bietet das Spiel jedoch auch die aus dem Vorgänger bekannten skurrilen und definitiv starken Momente, was die Handlung betrifft. Allerdings viel seltener. Ein richtig starkes Kapitel ist das in Goldorado, welches das erste Land ist, mit dem Evan das Abkommen schließen möchte. In diesem Land leben hundeartige Wesen, die Wauz. Das herrlich skurrile an diesen ist, dass sie über sehr viele Dinge den Zufall entscheiden lassen. Also eine Münze werfen oder würfeln. Mit dem großen Cubicus, einem Riesenwürfel wird zum Beispiel immer der aktuelle Steuersatz festgelegt. Daher haben sie auch das Kasino und an jeder Ecke Glücksspiel. Regiert wird die Stadt vom großen Orakelkönig Sixtinius. Und natürlich muss man für eine Audienz bei diesem erst mal mit den Wachen würfeln. Dabei verfällt Evan in die Spielsucht und merkt nicht, dass die Würfel gezinkt sind. So bekommt er letztenendes einen Krähdit, da er sich mit 10 Millionen Gulden verschuldet, die er natürlich nicht begleichen kann. Der Krähdit ist ein Vogel, der ihn die ganze Zeit erinnert, dass er noch Schulden hat und ihm nicht mehr von der Seite weicht. Bei Recherchen im Kasino holt sich der Luftpirat Zoran, der auch zu Eurer Gruppe gehört, auch einen Krähdit. Er gibt zu, schwach geworden zu sein. An dieser Stelle sind die Figuren und die Dialoge super und man bekommt wirklich Handlung geboten. Wie werden Evan und Zoran ihren Krähdit also los? Und wie wird eine Audienz bei Sixtinius möglich? Und wo werden die gezinkten Würfel hergestellt?

Auch gegen Ende wird es noch mal richtig spannend. Im Vorfeld der Verhandlungen mit Mausinger in Ding Dong Dell gibt es einen Verrat. Jemand läuft über und sorgt für einige Verwirrung beim Spieler. Diese starken und sorgfältig erzählten Momente retten die Handlung des Spiels letzten Endes aus der Belanglosigkeit. Leider gibt es eben auch viel unmotiviert erzähltes. Am Anfang muss Evan ja seinen Pakt mit einem Wächter schließen, um König werden zu dürfen. Dazu muss er auf Luftpiraten-Terrain. Dabei werden Roland und er geschnappt und sollen sofort erschossen werden. Durch Flehen werden sie dem Luftpiratenkapitän Zoran vorgeführt, der sie wiederum sofort erschießen lassen möchte. Nur wird in diesem Moment die Tochter von Monstern entführt und Roland und Zoran bieten sich an, sie zurückzuholen, um verschont zu bleiben. Natürlich gelingt alles und Zoran schließt sich samt Tochter sofort der aktiven Gruppe an und sie gründen alle zusammen Evans Königreich.

Viele Stellen werden total überhastet erzählt, die Charaktere haben keine Zeit sich zu entfalten. Es wirkt alles, als würden die Autoren eine Checkliste abhandeln und systematisch die Ereignisse herunter erzählen. Das ist leider oft so. Das märchenhafte, naive Entdecken wie noch bei Ni No Kuni 1 scheidet aus. Es ist alles gewöhnlich. Hinzu kommt, dass jetzt auch der Plot-Twist am Ende nicht so spannend ist. Tatsächlich wirkt das Spiel nach Abschluss arg vorhersehbar. Es gibt keinen wirklich tieferen Sinn und auch nichts, was emotional besonders mitreißend wäre. Klar ist das Leitmotiv, Einheit und Frieden wieder her zu stellen. Aber das hätte man deutlich eindringlicher erzählen können. Man wird lediglich am Ende mit der wahren Bedeutung Roland überrascht – 20 Minuten vor Schluss. Während Zidane in FF IX den wahren Zweck seiner Existenz rund 5 Stunden vor dem finalen Showdown erfährt und erst mal längere Zeit down ist. Oder Cloud in FF VII eine längere Zeit nach den Ereignissen im Krater nicht mehr in der Gruppe ist und später dann im Rollstuhl wieder auftaucht. Auch der erste Teil von Ni No Kuni ist in der Regel besser, als der kleine Oli eben einige bittere Pillen in Bezug auf die Suche nach seiner Mutter schlucken muss und man merkt, was die Autoren ihm eigentlich für eine schwere Bürde zumuten.

Die Charaktere sind in der Regel auch zu wenig beleuchtet. Leander hat gar keine Persönlichkeit und Suzie ist ein Standardcharakter, die nicht wirklich eine Entwicklung durchmacht und kaum mehr als eine handelnde Statistin ist. Zoran und Shanty sind dabei etwas besser geraten. Sie haben zumindest im gemeinsamen Dialog mit Evan noch einige charakterlichen Dinge. Allerdings kommen auch sie nicht wirklich vor. Es geht nie um die beiden. Am ehesten wird Zoran noch bei seiner Spielsucht in Goldorado charakterisiert oder als er bei dem Verrat den Verräter am liebsten einen Kopf kürzer machen möchte. Shanty sorgt hingegen vor allem für Lacher aufgrund ihrer holprigen Rechtschreibung in Beiträgen des sozialen Netzwerks Mechbook. Bleiben also nur Evan und Roland. Die beiden werden sich im Laufe der Story sehr vertraut. Allerdings fehlen auch hier längere, klärende Dialoge. Diese existieren nur in Ansätzen.

Allerdings ist die Story immer noch um Galaxien besser als z.B. bei Lost Sphear. Auch wenn hier und da das Writing etwas generisch ist, so ist die Story doch immer noch gut geschrieben. Die Dialoge sind dabei ein Hauptgrund. Die Figuren sind schön überzeichnet und die Dialoge bringen die Figuren gut rüber. Dabei fehlt die Sprachausgabe fast immer. Das ist aber auch ein Vorteil. Denn die Untertitel erzählen etwas ganz anderes was in den vertonten Zwischensequenzen gesagt wird. Teilweise sind Dinge einfach komplett falsch übersetzt und die Handlung divergiert sogar. Das ist auch genau das Problem. Dialoge und Sprachausgabe passen überhaupt nicht zusammen. Daher umso besser, dass es fast keine Sprachausgabe gibt.

Insgesamt kommt das Spiel gerade in Bezug auf Handlung, Charaktere und Dialoge ziemlich unfertig rüber. Man hat immer wieder das Gefühl, dass hier ein deutlich spannenderes Abenteuer geplant war – mit mehr Verstrickungen und auch dem ein oder anderen Kapitel mehr. Vielleicht sogar noch ein oder zwei Charakteren mehr.




https://i.imgur.com/MAEHa4U.jpgDer größte Kriegstreiber in der Spielwelt ist der friedliebende König Evan.
https://i.imgur.com/UlfCcEt.jpgIhr müsst in regelmäßigen Abständen die Steuerkasse leeren. Je mehr Bewohner, desto mehr Kohle.


Der Hauptgrund, warum das Spiel so unfassbar viel Spaß macht ist das abwechslungsreiche Gameplay. Die Story, Handlung und Charaktere haben große Schwächen. Das Gameplay ist hingegen so abwechslungsreich, dass es fast darüber hinwegtäuschen kann. Wie genial wäre das Spiel erst mit einer guten Story und tollen Charakteren? Immerhin gibt es eine Weltkarte (großes Plus!).

Das flotte Kampfsystem ist ein motivierender Faktor. Es ist in Echtzeit und gegenüber vergleichbaren Systemen wie z.B. bei den Tales-Of deutlich schneller. Es ist komplett actionorientiert, d.h. man spielt wirklich in Echtzeit, weicht sogar gegnerischen Angriffen aus und blockt in Echtzeit. Es gibt vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Drei Nahkampfwaffen, zwischen denen man hin und her wechseln kann und die man durch Angreifen auflädt, was wiederum für stärkere Spezialangriffe sorgt. Magie legt man auf Hotkeys und kann sie ganz unkompliziert raushauen. Jeder Charakter hat zudem eine Fernkampfwaffe, die beim Schießen magische Energie verbraucht. Drischt man dann wieder mit den Nahkampfwaffen auf die Gegner ein, so lädt man auch die Magie wieder auf. Oder man nutzt einen Heiltrank. Gegenstände sind pro Kampf auf eine bestimmt Zahl limitiert, was einen dazu zwingen soll, ökonomisch zu kämpfen. Und dann gibt es da noch die Gnuffies. Das sind kleine Elementargeister, die durch das Kampffeld wuseln. Man kann bis zu vier dieser kleinen Wesen ausrüsten. Von Zeit zu Zeit bieten sie ihre Hilfe an. Dann muss man auf sie zu rennen und ihnen den Befehl für einen Angriff, einen Bannkreis oder einen Heilungskreis geben. Wer sich dann in dem Kreis aufhält erhält Lebensenergie zurück.

Die Gegner tauchen entweder auf der Weltkarte auf. Berührt man diese, wird eine Ad-Hoc-Kampf-Arena aufgebaut. In Dungeons hingegen kämpft man direkt – ohne dass sich erst mühsam eine Arena aufbauen muss. Das geht vor allen Dingen schnell. Ja, dieses Kampfsystem ist ungeheuer flott, aber nicht unbedingt fordernd. Doch um dem entgegen zu wirken, haben die Entwickler eine Vielzahl an besessenen Monstern eingebaut. Besiegt man diese, so bekommt man richtig viele Belohnungen. Oder man kloppt sich mit einem normalen Gegner, der 10 Stufen über einem ist. Diese lassen sich immer noch gut besiegen. Bei besessenen Monstern sollte man hingegen nur die nehmen, die etwas schwächer als man selbst ist, denn ein Angriff sorgt sonst oftmals für die sofortige Auslöschung der gesamten Heldentruppe.

Im Laufe des Spiels kann man einige Vorteile für den Kampf gewinnen. Das geht von mehr Erfahrungspunkten über mehr Gulden bis hin zu stärkerer Abwehr oder Resistenz. Eine Möglichkeit ist die Forschung im eigenen Königreich. Denn sobald Evan sein Land Evanmore oder Minapolis gegründet hat, spielt ihr in Ni No Kuni eine Mischung aus Anno, Siedler und Sim Kingdom. Das ganze zeigt das märchenhafte Land als Übersichtskarte. Hier könnt Ihr nun frohen Herzens bauen, erweitern, Leute beschäftigen oder sogar mit den Bewohnern quatschen. Wichtig ist dabei im eigentlichen Spiel, Bewohner anzuwerben. Denn je mehr Bewohner Ihr habt, desto mehr Geld bekommt Ihr in Eure Staatskasse. Auch braucht Ihr bestimmte Bewohner, die ein Talent für einige Forschungen haben. Zum Beispiel Magiebegabte, um im Magischen Institut neue Zauber zu erforschen. Die Forschungen laufen dabei einige Zeit, können durch den Einsatz von Geld oder einer forschungsbeschleunigenden Forschung beschleunigt werden. Auch bringen einige Bewohner ihr Militärbataillon mit.

Denn neben der Aufbausimulation gibt es auch eine Kriegssimulation. Das greift recht weit. Denn obwohl Evan sich sehnsüchtig Frieden für sein Königreich wünscht, ist er der größte Kriegstreiber in der gesamten Fantasiewelt. Mindestens 20 bis 30 Einsätze gilt es zu absolvieren. Gekämpft wird gegen Räuberrebellen, gegen andere Königreiche, gegen Chinkillas oder gegen Drachen und andere Monster. Dabei habt Ihr bis zu 30 Bataillone, von denen Ihr vier Stück auswählen könnt, die dann an Evans Seite kämpfen. So gibt es verschiedene Kategorien – Schwertsoldaten, Hammerwerfer, Speerkämpfer, Bollwerke, Schützen und Magier. Sie alle haben Stärken gegenüber bestimmten Kategorien, genauso aber auch Schwächen dadurch. Daher ist ein Blick auf die Einsatzkarte vor Beginn einer Schlacht nützlich. Zudem könnt Ihr durch entsprechende Forschung die Schlachten sehr einfach werden lassen und auch locker noch gegnerische Truppenlevel, die 10 über Eurem liegen, bezwingen. Manchmal ist auch das Kampfziel nicht immer, die Gegner alle zu besiegen. Mal müsst Ihr eine fremde Truppe eskortieren oder Eure Basis verteidigen. Dabei bietet das Kriegssystem taktisch viele Möglichkeiten und wird nicht langweilig. Es ist ebenso flott wie das Kampfsystem, nur das die Bewegungsgeschwindigkeit der Truppen natürlich nicht so schnell vonstatten gehen kann. Eine Sache gefällt mir allerdings gar nicht. Das System wird sehr schnell unübersichtlich, da man im Getummel oft nicht seine eigenen Soldaten von den gegnerischen unterscheiden kann, was die Positionierung, die ja sehr wichtig für den Erfolg eines Bataillons ist, erschwert.
Ansonsten bietet das Spiel noch etliche Details. Es gibt sehr viele Nebenmissionen und teilweise sind diese auch notwendig, um in der Haupthandlung weiter zu kommen. Es macht aber auch richtig Spaß, seinem Königreich beim Wachsen zuzusehen und Bewohner anzuwerben. Leider ist das manchmal auch ziemlich schwierig. Oft fehlt ein Material, dass man aber auch in keinem Geschäft bekommt. Das eigene Geschäft hat zwar je nach Ausbaustufe einen akzeptablen Fundus, aber bestimmte Gegenstände findet man nur äußerst selten an bestimmten Orten. Das bedeutet, dass man, möchte man ein Talent zeitnah anwerben, erst einmal richtig viel Zeit in der Beschaffung der einen Sache draufgeht. Knapp 200 verschiedene Rohstoffe gibt es. Diese werden nach Wertigkeit logischerweise immer seltener. Später habt Ihr im Königreich aber selbst die Möglichkeit, diese in bestimmten Einrichtungen wie Bauernhöfen, Händlerbasaren oder Bergwerken herstellen bzw. erhandeln zu lassen. Nur oft benötigt man bestimmte seltene Dinge eher. Diese bekommt Ihr dann aber später im Spiel in rauen Mengen. Aber zu dem Zeitpunkt, wo man sie braucht, läuft man erst mal ewig in der Gegend umher. Das nervt!

Die Spielewelt ist eigentlich recht klein. Ähnlich wie schon im ersten Teil gibt es nur vier bzw. fünf Reiche und ein Luftpiratenversteck. Zudem erstrecken sich teilweise komplett leere Landstriche über die Karte. Es gibt auf dem Ostkontinent eine Wüste und eine Eiswelt – das befindet sich NICHTS. Nichts. Gar nichts. Zwar befindet sich in der Eiswelt ein gigantisches Flugzeugwrack, aber was es damit auf sich hat, wird nicht geklärt. Man kann es quasi nur anschauen. Ähnlich ist es mit der Wüste. Es gibt einige Tempel, eine unbewohnte Oase und Sand. Die Reiche hingegen unterscheiden sich stark voneinander. So ist Ding Dong Dell das Märchenkönigreich par excellence, während Goldorado eine Art Shanghai mit viel Glücksspiel und Vergnügungen ist. Hydropolis ist eine mediterrane Wasserstadt und Mechbaum ein technologisiertes Steampunk-Hochhaus. Man hat also Abwechslung, auch wenn es neben Minapolis nur vier Ortschaften gibt. Dabei gefällt mir vor allem Goldorado. Hier ist noch richtig Leben in der Bude. Mechbaum ist recht schnell erkundet. Die größte Stadt Hydropolis ist hingegen seltsam leer. Es sind nur wenige Leute auf den Straßen und diese wirken verloren.

Das nächste, was an der Spielwelt wirklich stört, ist, dass die Reiche kaum Hintergründe haben. Tatsächlich ist Ding Dong Dell mit seiner Spannung zwischen den Katzen und Mäusen noch am nachvollziehbarsten. Bei Hydropolis wird hingegen eine weit hergeholte Tatsache drübergestülpt und Mechbaum ist nur einfach ganz schnell aus dem Boden gestampft worden. Es fehlt irgendwie die Glaubwürdigkeit. So hatten die Reiche im ersten Ni No Kuni noch etwas zauberhaftes. Das fehlt hier einfach.


Das Spiel sieht bis auf wenige Ausnahmen insgesamt wunderschön aus. Es kann schon fast mit einigen AAA-Titeln mithalten. Das Art-Design in den Städten ist grandios. Alles wirkt verspielt und von den Farben her ist es relativ bunt. Kamen im ersten Teil noch gezeichnete Zwischensequenzen zum Tragen, wird hier alles in Echtzeit berechnet. Das ist jedoch überhaupt nicht schlimm, da es super funktioniert und die Figuren fast wie gezeichnet wirken.

Leider ist die Grafikwiedergabe nicht so sauber. Man merkt oftmals Flimmertexturen und Flimmerkanten. Stellenweise tut es in den Augen weh. Die Weltkarte sieht dabei richtig scheiße aus. Das meine ich ernst. So was habe ich auf der PS4 noch nicht gesehen. Grobe Texturen ohne Filter lassen diese wie ein hochskaliertes PS2-Spiel wirken. Dazu kommt noch, dass das Spiel vor allem auf Weltkarte fast unspielbar wird. Die Framerate ist das ganze Spiel über nicht konstant, aber auf der Weltkarte stürzt sie in den einstelligen Bereich ab.

Immer wieder setzt in dem Spiel Bild oder Ton aus. In Kämpfen passiert das zum Glück selten, aber wenn man durch eine Stadt läuft, scheint das Spiel mit dem Nachladen nicht hinterherzukommen. Anders als bei Xenoblade 2 werden hier keine Texturen sichtbar nachgeladen, dafür ruckelt das Spiel und bleibt zwischendrin auch mal eine Sekunden hängen, bis die PS4 hinterherkommt.

Joe Hisaishi, der John Williams des Anime, hat wie auch im Vorgänger, auch dieses mal wieder die Musik geschrieben. Das ist natürlich ein Grund zur Freude. Der Vorgänger hatte nicht zuletzt durch seine wunderschönen Melodien und seine sehr gefühlvollen Arrangements sich den Studio Ghibli Charme bewahrt. Umso erfreulicher ist es, Hisaishi auch wieder im Nachfolger an Bord zu haben. Irgendwie beschleicht mich jedoch das Gefühl, dass dieses Spiel einen sehr harten Sparkurs gefahren hat. Das merkt man nicht zuletzt an der Musik.

Positiv ist natürlich wieder die Qualität hervorzuheben. Hier wird einem ein in der Regel mit Orchester eingespielter Score präsentiert, der auch qualitativ auf einem sehr hohen Level ist. Einem Level-5 sozusagen. Kleiner Scherz am Rande! Was jedoch hier auffällt ist, dass das Gefühlvolle dem Bombast ein wenig gewichen ist.
Dafür gibt es verschiedene Gründe. Ich nehme einmal an, dass hier wirklich gespart wurde und daher viele Musikstücke einfach häufiger verwendet wurden. Denn der Score umfasst gefühlt gerade mal 15 Stücke. Es ist wirklich auffällig wie häufig sich einige Themen wiederholen. Das Hauptthema für alle Karten und das Königreich zu nehmen sorgt dafür, dass man es wahrscheinlich in 50% des Spiels hört und man wird ihm daher überdrüssig, da es auch in vielen Zwischensequenzen anklingt. Dann gibt es nur zwei Dungeonthemen, die auch mal in Zwischensequenzen anklingen. Dadurch hat man das Gefühl, dass die Musik nicht zum Geschehen passt und einige Sachen erscheinen überdramatisiert.

Alles in allem: Der Soundtrack ist schon echt schön, bis auf die Fabrik (Wie man sowas abliefern kann, entzieht sich echt meiner Kenntnis!) – aber es fehlt die Vielfalt. Hier wurde vom Arrangeur auch eine ganz neutrale Orchestration gewählt, damit die Musik möglichst überall dazu passt. Zudem ist die Vielfalt an musikalischen Themen und Motiven deutlich eingeschränkt. Das ist sehr schade. Dadurch wirkt die Musik nicht mehr so emotional und lässt eigentlich die Eigenständigkeit vermissen.

Gerade das Magische, das Entdecken, der ungewöhnliche Charme des Vorgängers – alles was Ni No Kuni so ausgemacht hat, fehlt hier. Hier scheint es, dass wirklich an Story und Writing gespart wurde. Das kann natürlich sein, denn eine Handlung will immer auch in Szene gesetzt sein.

Mich hat dieses Spiel dahingehend maßlos enttäuscht. Hatte ich doch so viel mehr erwartet. Allerdings soll das nicht zu einer Abwertung führen. Würde ich Ni No Kuni 2 in Bezug auf seinen Vorgänger bewerten, würde ich ihm nämlich nur 5 oder 6 Punkte geben. Dass das Spiel dennoch gut ist – an der Grenze zum sehr gut – liegt daran, dass es als Spiel sehr abwechslungsreich und fesselnd ist, was nicht an der Story oder den Charakteren, sehr wohl aber an dem hochmotivierenden Gameplay liegt.

Manchmal denkt man sich aber: Wieso gibt es kein Spiel, das beides kann? Gameplay und Story? Hier ist das Gameplay mal wirklich ausgesprochen gelungen. Dennoch ist die Atmosphäre und das Spielerlebnis sehr an Spielwelt und Charaktere geknüpft und dabei äußert das Spiel unverholen seine Schwächen. Es wirkt überhastet fertig gestellt und als hätte man die Hälfte der Story gecancelt (was auch die zwei leeren Regionen erklären könnte). Von daher muss sich das für mich meisterwartete Spiel des Jahres 2018 gefallen lassen, dass ich es eben nur „gut“ finde. Mit Tendenz zu „sehr gut“.

WERTUNG:

Handlung, Charaktere und Dialoge: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay: Wenig bis gar keine Charakterentwicklung, vernünftig geschriebene Dialoge, Handlung sehr überhastet und ohne Beiwerk.
Gameplay und Kampfsystem: ➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ hervorragend: Vielfältiges und abwechlsungsreiches Gameplay. Motivierende Rekrutierungsoption mit kleinen Schwächen.
Spielwelt und Atmosphäre: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay: Atmosphäre aufgrund von hastiger Story und sehr leerer Spielwelt ausbaufähig. Ansonsten tolle Schauplätze.
Technik und Präsentation: ➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut: Tolles Art-Design, vor allem in Städten. Sehr schöne Grafik, aber lausige Performace und stellenweise Grafikfehler.
Musik: ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ gut: Qualität der gebotenen Musik ist über jeden Zweifel erhaben. Leider wiederholt sich alles sehr häufig und es gibt insgesamt deutlich zu wenig verschiedene Musik.

Gesamtwertung: ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉+ Gut, mit Tendenz zu sehr gut
Leider kein Paradebeispiel für mitreißendes Story-Telling, aber für abwechslungsreiches Gameplay.
https://i.imgur.com/Jl47vxf.jpg[/QUOTE]

Nayuta
26.06.2018, 14:46
Leider ist die Grafikwiedergabe nicht so sauber. Man merkt oftmals Flimmertexturen und Flimmerkanten. Stellenweise tut es in den Augen weh. Die Weltkarte sieht dabei richtig scheiße aus. Das meine ich ernst. So was habe ich auf der PS4 noch nicht gesehen. Grobe Texturen ohne Filter lassen diese wie ein hochskaliertes PS2-Spiel wirken. Dazu kommt noch, dass das Spiel vor allem auf Weltkarte fast unspielbar wird. Die Framerate ist das ganze Spiel über nicht konstant, aber auf der Weltkarte stürzt sie in den einstelligen Bereich ab.

Immer wieder setzt in dem Spiel Bild oder Ton aus. In Kämpfen passiert das zum Glück selten, aber wenn man durch eine Stadt läuft, scheint das Spiel mit dem Nachladen nicht hinterherzukommen. Anders als bei Xenoblade 2 werden hier keine Texturen sichtbar nachgeladen, dafür ruckelt das Spiel und bleibt zwischendrin auch mal eine Sekunden hängen, bis die PS4 hinterherkommt.
Hast du immer noch ein Problem mit deiner Playstation 4? Was du da aufzählst hatte ich auf meiner normalen Playstation 4 nämlich nie. Ja das Spiel hat eine instabile Framerate und ruckelt immer wieder etwas, aber vom einstelligen Bereich war es bei mir immer weit entfernt. Auch Hänger kenne ich von meinem Spielerlebnis nicht. Lediglich dass die Musik zwei/drei Mal ganz kurz ausfällt ist auch bei mir vorgekommen.
Die Grafik auf der Weltkarte finde ich ebenfalls gelungen und ich denke du übertreibst etwas. Wenn du hochskalierte Playstation 2 Spiele sehen willst dann schau dir die aktuellen Tales-Teile an, Ni No Kuni 2 ist da qualitativ, auch auf der Weltkarte, noch mal ein paar Stufen drüber. Ich würde hier eher die generischen und auch grafisch anspruchslosen Wald-, Höhlen- und Gruftdungeons monieren. :)


Es wirkt überhastet fertig gestellt und als hätte man die Hälfte der Story gecancelt (was auch die zwei leeren Regionen erklären könnte).
Man braucht ja immerhin noch Platz für die beiden geplanten Erweiterungen. :D


Das flotte Kampfsystem ist ein motivierender Faktor. Es ist in Echtzeit und gegenüber vergleichbaren Systemen wie z.B. bei den Tales-Of deutlich schneller.
Hm das kann ich nicht so unterschreiben. Sehe ich gerade an Tales of Zestiria. Da mache ich blitzschnell einen Schritt um den Gegner herum um ihn zu flankieren, haue ihm eine Kombo an verbundenen Verborgene-Artes um die Ohren, setze einen Punkt der Stoßanzeige ein um sofort einer weitere Kombo zu starten und vernichte ihn schließlich mit einem mystischen Arte. In Ni No Kuni 2 hingegen haue ich dem Gegner eine Spezialattacke um die Ohren und muss dann erst mal eine Weile an ihm kleben und normal auf ihn einprügeln damit ich wieder genug Magiepunkte für eine weitere Spezialattacke bekomme. Auf mich wirkt das Kampfsystem in Ni No Kuni 2 wesentlich statischer und behäbiger als in den Tales-Spielen. Das schlimmste ist aber, dass es von Anfang des Spiels bis zum Ende hin gleich bleibt, während die Kampfsysteme in den Tales-Spielen anfangs zwar wirklich noch etwas eingeschränkt wirken, sie aber spätestens nach der Hälfte der Spielzeit und darüber hinaus mit all den verschiedenen hinzugekommenen Fähigkeiten richtig abgehen.


Denn sobald Evan sein Land Evanmore oder Minapolis gegründet hat, spielt ihr in Ni No Kuni eine Mischung aus Anno, Siedler und Sim Kingdom.
Eigentlich spielt man ja eher ein "Klicke die vordefinierte Stelle an um darauf ein vordefiniertes Gebäude zu errichten und sammle genug Geld um auf der nächsten vordefinierten Stelle das nächste vordefinierte Gebäude zu errichten." :D Finde die Idee bzw. das Angebot dieser Städteaufbau-Simulation zwar nett, aber es ist so unfassbar flach umgesetzt dass es nicht viel mehr ist als der Rest des Spiels, nämlich stupide Checklisten abarbeiten.

Cuzco
26.06.2018, 21:18
Hallo! :)

Hast du immer noch ein Problem mit deiner Playstation 4? Was du da aufzählst hatte ich auf meiner normalen Playstation 4 nämlich nie. Ja das Spiel hat eine instabile Framerate und ruckelt immer wieder etwas, aber vom einstelligen Bereich war es bei mir immer weit entfernt. Auch Hänger kenne ich von meinem Spielerlebnis nicht. Lediglich dass die Musik zwei/drei Mal ganz kurz ausfällt ist auch bei mir vorgekommen.
Die Grafik auf der Weltkarte finde ich ebenfalls gelungen und ich denke du übertreibst etwas. Wenn du hochskalierte Playstation 2 Spiele sehen willst dann schau dir die aktuellen Tales-Teile an, Ni No Kuni 2 ist da qualitativ, auch auf der Weltkarte, noch mal ein paar Stufen drüber. Ich würde hier eher die generischen und auch grafisch anspruchslosen Wald-, Höhlen- und Gruftdungeons monieren.
Tatsächlich habe ich es wieder mit meiner eigenen PS4 (allererstes Modell) gespielt, nachdem das Update 1.02 dafür gesorgt hat, dass die Steuerung ganz normal läuft. Auf der von meinem Kumpel ruckelte das Spiel jedoch ähnlich. Die Wälder und die Höhlen-Dungeons bauen übrigens auch ständig das Bild neu auf. Das mit den hochskalierten Spielen fiel mir aufgrund dieser Insel der Geister auf. Das sieht leider wirklich 1:1 wie bei einem Mobile-Spiel aus. Das Kantenflimmern gerade auf der Karte mit dieser hässlichen lila Textur ließ mich an die PS2 denken. In den einstelligen Bereich gingen die Frames auch nur da, wenn ich mich auf der Weltkarte befinde. Ansonsten lief das Spiel ausreichend, wenn auch immer wieder mit Aussetzern und heftigen Rucklern. Die Grafik ist halt extrem unterschiedlich. In den Siedlungen sieht diese einfach fantastisch aus, während sie in den Dungeons sehr generisch daher kommt. Die einzigen Ausnahmen sind wohl die Fabrik, die Windschlangenklippen und das Ding am Ende.


Man braucht ja immerhin noch Platz für die beiden geplanten Erweiterungen.
Stimmt, da kommt ja noch was.


Hm das kann ich nicht so unterschreiben. Sehe ich gerade an Tales of Zestiria. Da mache ich blitzschnell einen Schritt um den Gegner herum um ihn zu flankieren, haue ihm eine Kombo an verbundenen Verborgene-Artes um die Ohren, setze einen Punkt der Stoßanzeige ein um sofort einer weitere Kombo zu starten und vernichte ihn schließlich mit einem mystischen Arte. In Ni No Kuni 2 hingegen haue ich dem Gegner eine Spezialattacke um die Ohren und muss dann erst mal eine Weile an ihm kleben und normal auf ihn einprügeln damit ich wieder genug Magiepunkte für eine weitere Spezialattacke bekomme. Auf mich wirkt das Kampfsystem in Ni No Kuni 2 wesentlich statischer und behäbiger als in den Tales-Spielen. Das schlimmste ist aber, dass es von Anfang des Spiels bis zum Ende hin gleich bleibt, während die Kampfsysteme in den Tales-Spielen anfangs zwar wirklich noch etwas eingeschränkt wirken, sie aber spätestens nach der Hälfte der Spielzeit und darüber hinaus mit all den verschiedenen hinzugekommenen Fähigkeiten richtig abgehen.
Ich hatte das Kampfsystem echt besser gefunden, gerade weil man von Anfang an aus den vollen schöpfen kann. Wo ich Dir recht gebe ist, dass nicht mehr viel dazu kommt. Die Magieforschung ermöglicht einige wenige Zauber-Upgrades, die nicht unbedingt prickelnd sind. Ich finde das System halt von der Geschwindigkeit her recht gut. Bei Tales haben mich die Kämpfe stellenweise einfach mehr genervt. Bei Ni No Kuni habe ich aber das Gefühl, dass sie echt gut von der Hand gehen. Wenn ich mal gleich wieder einen Spezialangriff haben oder schießen wollte, habe ich halt schnell ein Aromatöpfchen verdrückt. Und ich finde die Anzahl an Aktionen und Abwechslung nicht schlecht. Viele Gegner erfordern unterschiedliche Taktiken. Bei Tales (gerade Zestiria/ Berseria und Xillia) ging irgendwie immer alles gleich. Bei Ni No Kuni musste ich mir hingegen manchmal wirklich was einfallen lassen.
Was mich am ehesten gestört hat, ist die Tatsache, dass es recht wenige Gegnertypen gibt. Viele Gegner wiederholen sich von der Optik her. Das hab ich in meinem Review vergessen zu erwähnen. Das gleiche Problem hat Tales aber auch.


Eigentlich spielt man ja eher ein "Klicke die vordefinierte Stelle an um darauf ein vordefiniertes Gebäude zu errichten und sammle genug Geld um auf der nächsten vordefinierten Stelle das nächste vordefinierte Gebäude zu errichten." Finde die Idee bzw. das Angebot dieser Städteaufbau-Simulation zwar nett, aber es ist so unfassbar flach umgesetzt dass es nicht viel mehr ist als der Rest des Spiels, nämlich stupide Checklisten abarbeiten.
Stimmt, die stark eingeschränkte Platzierung von Gebäuden hat mich auch gestört. Im Nachhinein ist das Spiel aber so überladen, dass jetzt eine konsequentere Umsetzung der Königreich-Simulation zu noch mehr Dingen geführt hätte, um die man sich kümmern hätte müssen. Alleine die ganzen Bewohner zu sammeln und die richtigen Leute in die richtigen Wirtschaftsgebäude zu stecken, damit die richtigen Gegenstände im Materiallager abgeholt werden können, erfordert doch schon einiges an Planung. Insofern fand ich den Königreich-Modus genau richtig.

Insgesamt ist das Spiel aber tatsächlich zu viel Abarbeiten von Checklisten. Da geb ich Dir recht. Ich hab bei dem Spiel nämlich sogar mitgeschrieben. Heute machste das, morgen das... Tja, das ist wohl auch etwas, was das Spielerlebnis ein wenig trübt und "ubisoftisiert", um Klunky zu zitieren. Weil auch in Ni No Kuni läuft man stur Marken auf einer Karte hinterher - genau wie es bei Ubisoftspielen fast aller Marken der Fall ist. Die große Ausnahme: Traumräume.

Nayuta
27.06.2018, 16:25
Weil auch in Ni No Kuni läuft man stur Marken auf einer Karte hinterher - genau wie es bei Ubisoftspielen fast aller Marken der Fall ist. Die große Ausnahme: Traumräume.
Selbst da haste mit den entsprechenden Upgrades durch Forschungen nach einiger Zeit ein ganzes Bündel an Markern um die Spielfigur herum kleben. :D

Cuzco
27.06.2018, 19:53
Selbst da haste mit den entsprechenden Upgrades durch Forschungen nach einiger Zeit ein ganzes Bündel an Markern um die Spielfigur herum kleben.
Stimmt. :D Ich habe aber tatsächlich nie im Traumlabor geforscht. Ich finde es auch nicht besonders sinnvoll. Das kostet nur Ressourcen und die Hälfte der Schatzkisten kann man eh nicht öffnen, weil die Traumkugeln fehlen.

Nayuta
28.06.2018, 15:52
Naja die Forschung da bringt Einfluss und somit wird mehr Geld generiert welches die Staatskassen schneller füllt um es dann wieder in neue Investitionen zu stecken, von daher schon nicht ganz unnütz. Bevor ich alle meine Arbeiter auf dem Feld rumlümmeln lasse um Ressourcen zu generieren stelle ich die entsprechenden Spezialisten lieber in ihre bevorzugten Fertigungsstätten bis alles fertig erforscht ist.
Und mit zunehmender Forschung in den Traumlaboren wird man auch mit viel mehr Traumkugeln überschüttet, so dass man schon mal die ein oder andere blaue Truhe mehr öffnen kann. Ob es sich wirklich auszahlt ist die andere Frage. Auf den kürzlich neu hinzugekommenen, höheren Schwierigkeitsgraden könnte die bessere Ausrüstung sicher nützlich sein, auf dem Standardschwierigkeitsgrad braucht man die aber nicht wirklich.

BTW was ich vergessen habe zu erwähnen:

Viele Gegner erfordern unterschiedliche Taktiken. Bei Tales (gerade Zestiria/ Berseria und Xillia) ging irgendwie immer alles gleich. Bei Ni No Kuni musste ich mir hingegen manchmal wirklich was einfallen lassen.
Ich gebe dir Recht dass die Gegner, vor allem die Bosse und gefährlichen Monster ein vielseitigeres Bewegungsrepertoire besitzen als die Gegner in den Tales-Spielen. Manchmal wird das sogar ad absurdum geführt wenn eine Chimä(h)re mal wieder ununterbrochen über das Schlachtfeld hüpft und ich mich frage ob das Spiel mich gerade verarschen will. :D

Cuzco
13.07.2018, 13:06
So ist das. Habe jetzt die Anforderungen etwas überarbeitet. Ich habe jetzt in meiner To-Playlist 14 (!) Spiele stehen, da ich Octopus Traveller (eigentlich Octopath Traveler - aber das wird immer rot unterstrichen!!!) auf jeden Fall mit aufnehme, da ich es spiele und eigentlich am Anfang des Jahres, als ich mit der Challenge begonnen habe, schlicht vergessen habe.

Ich weiß auch nicht, ob ich mit allen 14 (!) Spielen hinkomme, weil ich ja nicht so viel Zeit habe und JRPG-Spiele auch (für gewöhnlich) etwas länger dauern. Ich setze mir mal als Marke bis zum 31. Dezember 12 (!) Spiele zu schaffen. Das war der ursprüngliche Plan. Anlässlich des Secret of Mana - Remakes habe ich schon Adventures of Mana aus meiner Ersatzspiele-Liste mit gespielt. Daher wollte ich ursprünglich 13 (!) Spiele schaffen. Naja, jetzt mal schauen.

Cuzco
31.10.2018, 23:33
Die Dragon Quest Serie ist ähnlich wie bei Final Fantasy eine lose zusammenhängende Rollenspielserie, die in Europa aber noch nicht so lang bekannt und auch kein großer Deal ist. Aber wenn man jemanden fragt, dann hat man den Namen zumindest schon einmal gehört. In Japan ist Dragon Quest hingegen schon etwas ganz anderes. Da kennt wirklich jeder die Abenteuer seit dem legendären Einstand 1986 für das Famicom, bei dem sich der legendäre Held Loto aufmachte, um die Welt vor dem finsteren Dracolord zu retten. Es war das erste eigentliche JRPG - noch vor Final Fantasy. Das sorgt dafür, dass das Dragon Quest Universum den Japanern sehr, sehr vertraut ist. Stammtischgespräche drehen sich um die Spiele, jeder redet über den neuesten Ableger, es gibt eigene Geschäfte, die ausschließlich Dragon Quest Merchandise anbieten, haufenweise Werbe-Deals und sogar Personen des öffentlichen Leben besprechen die Spiele in Interviews, etc. Aber schließlich gehören Videospiele ja zum Kulturgut - was die ganzen "Freaks" wohl erklären dürfte.

Der erste in Europa erschienene Teil war Dragon Quest 8 vor 14 Jahren auf der Playstation 2 - kurz nachdem Enix und Squaresoft sich zusammengeschlossen haben. Als direkter Nachfolger erschien dann ein Ableger für den Nintendo DS, dann ein reiner Online-Ableger - ähnlich wie es bei den Final-Fantasy-Hauptteilen passiert ist. Dazwischen wurden aber die alten Teile remastered und erschienen allesamt im Westen. Die Nintendo-DS-Neuauflagen von Teil 4 bis 6 gab es sogar auf Deutsch - Teil 7 wurde dann für den 3DS portiert und ist auch ein Teil meiner Challenge. Die ersten drei Teile erschienen wohl für den GBA und für das Handy. Auf alle Fälle ist bei Dragon Quest ebenfalls der Portierung-/Remake-Wahn der letzten zehn Jahre zu spüren, wobei ohne diesen es viele Teile nicht nach Deutschland geschafft hätten.

Was alle Dragon-Quest-Spielen neben serientypischen Elementen wie dem Charakterdesign von Dragonball-Schöpfer Akira Toriyama verbindet sind jeweils exakt gleich designten Gegner, einige Hauptteile spielen in derselben Welt und die Spiele sind grundsätzlich sehr sehr konservativ, was Rahmenhandlung, Spielzuschnitt/ Pacing und Kampfsystem betrifft.

Dragon Quest 11 - Streiter des Schicksals erschien 2017 für die Playstation 4 in Japan nach fünfjähriger Entwicklungszeit und räumte sogar die perfekte Wertung bei der Kritikerzeitschrift Famitsu (10/10/10/10) ab. Ein richtiges Highlight also - sowie bei uns im "Westen" Witcher 3. 2 Millionen Spiele gingen an den ersten beiden Tagen über die Ladentheke, wobei man hier sagen muss, dass auch eine 3DS-Version erschien. Und da die Japaner ja am liebsten on the go spielen waren knapp 60% aller Verkäufe für den 3DS. Nach Europa geschafft hat es nur die PS4-Version ein Jahr später, die dann aber verkaufszahlen-technisch richtig gut dabei war. Über die 3DS-Version erlaube ich mir kein Urteil, da diese nicht bei uns erscheint und auch nicht aus dem Japanischen übersetzt wird. Diese Version scheint jedoch eine etwas andere Geschichte zu erzählen und ist technisch natürlich entsprechend "abgespeckt".

Dragon Quest 11 - Viele halten es für ein Low-Budget-Final-Fantasy. Das Spiel hat im Japanischen noch nicht mal Sprachausgabe. Diese wurde eigens für den Release im Westen hinzugefügt. Das war wohl schon bei Dragon Quest VIII so. Wer jetzt jedoch denkt, dass das Spiel einfach nur da ist, um mit Shōnen-Fanatikern den schnellen Euro, Dollar oder Yen zu machen, der irrt. Im Gegensatz zu den überdrehten Atelier-Spielen oder sonstigen Otaku-affinen Produktionen zeichnet sich der neueste Ableger von einer besonderen Qualität aus. Das was Ni No Kuni 2 nicht war, scheint Dragon Quest XI jetzt aufzufüllen. Dabei hatte ich die Befürchtung, dass sich die fast schon übertrieben konservative Machart auf die Erzählung in Bezug auf mehr Langeweile auswirkt, doch das ist nicht passiert. Es wurden auch einige Dinge modernisiert. Zum Beispiel die Optik - und diese ist über jeden Zweifel erhaben. Es handelt sich zwar nicht um Triple-A-Grafik Ala Witcher 3 oder Red Dead Redemption 2, aber dennoch um eine Spitzengrafik sowie filmreifen Cutscenes und... Am besten, Ihr lest alles weitere im Test! ;)




https://i.imgur.com/nGW023s.jpgSo bunt wie die Helden aussehen, sind auch ihre Charaktere. Liebevoll gezeichnet vom Dragonball-Zeichner Akira Toriyama








https://i.imgur.com/UzksJFz.jpgDer Weltenbaum Yggdrasil ist der Ursprung des Lebens in Erdria.
https://i.imgur.com/oORkQHw.jpgGemeinsam reist die bunte Truppe durch Erdria.



Schon immer wacht über die fantastische Welt von Erdria Yggdrasil, der Weltenbaum. Er ist der Ursprung allen Lebens in dieser Welt. Jedes Blatt, das er trägt, so heißt es, steht für ein Menschenleben. Verstirbt der jeweilige Mensch, so wirft der Baum dieses Blatt ab und die Seele kehrt zu ihm zurück, um später wiedergeboren zu werden. Yggdrasil schwebt für die Menschheit unerreichbar weit über der Welt, ist aber von einigen Berggipfeln und exponierten Lagen aus gut zu erkennen. Im Laufe der Geschichte spielt der Weltenbaum noch eine wichtige Rolle. Es ist sozusagen - wie immer - eine Weltrettungsgeschichte. So viel kann ich vorwegnehmen, weil das überrascht sicher keinen.

Das Spiel beginnt Dragon-Quest-typisch sehr unspektakulär und brav. Unser namenloser stummer Held, von nun an Siegfried genannt, wird volljährig und darf zusammen mit seiner Jugendfreundin Gemma das erste Mal alleine den Hausberg der kleinen Ortschaft Cobblestone erklimmen. Das ist sozusagen das Ritual des Erwachsenwerdens. Auf dem Weg gibt es das ein oder andere Ungeheuer, derer sich jedoch Beide mit Leichtigkeit erwehren. Als sie auf dem Gipfel ankommen, wird Gemma jedoch von einem übergroßen Raubvogel gepackt und in die Luft gezerrt. Doch da entfesselt Siegfried eine ihm bisher unbekannte Macht. Das Mal auf seiner Hand beginnt zu leuchten und er schafft es mit den Superkräften, den Vogel zu bezwingen und seine Freundin zu retten. Im Dorf sind alle ganz aufgeregt. Schließlich sei Siegfried als Findelkind aufgenommen und hier großgezogen worden. Seine Ziehmutter und der Dorfvorsteher wussten jedoch aus einem Brief, der mit dem Baby damals gefunden wurde, dass es sich bei Siegfried wohl um den "Lichtbringer" handeln musste. Einem vom Weltenbaum auserwählten, der über besondere Kräfte verfügt, um dem Fürst der Finsternis Paroli bieten zu können.

Im Dorf wird ihm seine Verantwortung als Auserwählter offenbart. Als nächster Schritt soll er zur Hauptstadt des Reiches Heliodor reisen, um den König zu informieren. Dieser wüsste wie weiter zu verfahren sei. So stand es auch in dem Brief. Also macht sich Siegfried auf, in die Hauptstadt zu reiten und bekommt auch sein treues Pferd an die Seite, das er ab diesem Moment jederzeit rufen kann. Doch der Empfang in der Hauptstadt fällt nicht sehr herzlich aus. Der "Lichtbringer" findet sich nach seiner Verhaftung in einem dunklen Kerkerverlies wieder. Den Grund für die Festnahme erfährt er nicht, aber er scheint wohl irgendwie als Vorbote der Finsternis dafür zu sorgen, dieser den Weg zu ebnen. Zudem wird er von den Heliodorianern als "Spross der Finsternis" bezeichnet.

Im Kerker sitzt auch ein einfacher Straßendieb namens Erik. In einem Gespräch schildert ihm Siegfried das Geschehene. Als Erik "Lichtbringer" hört, erinnert er sich an einen Auftrag, dem ihm ein Seher vor langer Zeit gab. Er solle dem Lichtbringer helfen. Kurzentschlossen wendet Erik eine List an und Siegfried und ihm gelingt die Flucht durch die drachenverseuchte Kanalisation. Ab jetzt nimmt die Handlung Fahrt auf und das Spiel beginnt richtig Spaß zu machen. Die Flucht ist vor dem Drachen ist filmreif. Wähnen sich die beiden Flüchtenden in Sicherheit, kommen ihnen plötzlich heliodorische Soldaten entgegen. Es bleibt bis zur letzten Sekunde spannend.

Im weiteren Verlauf schließen sich die Beiden zusammen und es beginnt eine Odyssee komplett über Erdria, da sie nicht wissen, was zu tun ist. Sie kommen zu Siegfrieds mittlerweile zerstörtem Heimatdorf und ziehen weiter in andere Reiche wie dem Wüstenstaat Gallopolis mit seinem besonders naiven Prinzen. Siegfried muss für ihn einen Reiterwettkampf gewinnen - getarnt in der Rüstung des Prinzen, da dieser in Wirklichkeit ein Feigling und ein Nichtsnutz ist. Den Helden schließen sich auf der Reise noch viele weitere Mitstreiter an: Der sichtlich tuntige Paradiesvogel Sylvando, ein Schausteller auf Reisen, überrascht immer wieder durch seine vernünftigen Ideen und fünf Sekunden später wieder durch seine Exzentrik. Außerdem ist er Kapitän des Schiffes "Pusteblume", das unsere Helden über die Meere befördert. Dann gibt es da das Zauberinnen-Zwillingsschwester-Duo Serena und Veronika, von denen die eine jedoch viel jünger ist als die andere ist. Die beiden könnten verschiedener nicht sein - von unverschämt vorlaut bis hin zu fast schon unverschämt ruhig. Der liebevolle Magier Rab und die toughe Kämpferin Jade treffen in einem Wettkampf auf das Team.

Im Laufe der Handlung werden die Ziele immer klarer. Wie andere Dragon Quests ist auch Teil XI episodisch organisiert. Das heißt, jede Ortschaft und jeder Zwischenstopp hat seine eigene kleine Geschichte, die aber mit der Rahmenhandlung zusammenhängt. Diese ist in Dragon Quest 11 jedoch stärker und verbindet die Ereignisse besser als in den Vorgängern. Zumindest bis dann etwa in der Mitte des Spiels das vollkommene Chaos hereinbricht und der Fürst der Schatten Mordegon bezwungen werden muss. Es passieren ständig unerwartete Wendungen und sehr viel Überraschendes. Das macht das Spielerlebnis auch über eine Dauer von 80 Stunden hinweg sehr attraktiv.



https://i.imgur.com/zZuN0Hb.jpgSiegfried und Erik auf der Flucht.
https://i.imgur.com/pT716Uw.jpgPrinz Faris von Gallopolis wirft sich den Helden zu Füßen.




https://i.imgur.com/TPafy5y.jpgErik, Serena, Veronika und Siegfried in Gondolia. (von links)
https://i.imgur.com/3Sgeget.jpgSylvando (2. von links) mag der exzentrischste Charakter sein, aber er ist auch ein sehr trickreicher Kämpfer.







https://i.imgur.com/wQr8xGt.jpgSolche Szenen bringen mich beim Spielen regelmäßig zum Schmunzeln.
https://i.imgur.com/DBFCKsi.jpgDie Handlung bleibt spannend. Man ist immer mal wieder auf der Flucht.


Ich habe es bereits im Abschnitt "Worum es geht" geschrieben, dass das Spiel durch eine unfassbar abwechslungsreiche Handlung glänzt und auch die verschiedenen Charaktere angeteasert. Ich gehe deshalb nicht mehr zu sehr ins Detail.

Die Handlung erweist sich in der ersten Spielehälfte zwar als sehr episodisch, aber man hat nicht das Gefühl, wie z.B. bei Dragon Quest VII, dass man nur Ort für Ort abklappert und deren Probleme löst. Denn die Handlung wird nicht nur durch die Episoden getragen, sondern vor allem von den wirklich gelungenen Charakteren, die meist einen Bezug zu der jeweiligen Episode herstellen.

Gleichzeitig sind die Helden auch charaktertechnisch sehr schön gezeichnet. Man erfährt im Laufe der einzelnen Abschnitte ziemlich viel über ihre Schicksale. Einige der Figuren wachsen einem sogar ans Herz und die Truppe ist sehr sympathisch. Klar, es sind Zeichentrickfiguren, die einerseits sehr stereotyp erscheinen. Das liegt an der angenehm hohen Überzeichnung, die aber für die Würze in den (größtenteils) ausgezeichneten Dialogen sorgt. Außerdem sind die Stereotypen gar nicht so stark festzumachen, denn jeder der acht... äh sieben Protagonisten macht eine Entwicklung durch und handelt nachvollziehbar. Das hat mich auch überrascht, aber den Figuren wird sehr viel Platz eingeräumt. Was ein wenig schwächer ist, sind die Beziehungen der einzelnen Protagonisten untereinander. Da hätte man mehr machen können. In Final Fantasy IX zum Beispiel geht jeder Protagonist (mit Ausnahme von Mahagon und Quina) mit den anderen auf ihre/seine Weise um. Beispiel: Steiner behandelt Zidane am Anfang wie Dreck, die Prinzessin mit Fürsorge und Vivi mit Respekt. Solch komplexen zwischenmenschlichen Konstrukte gibt es in Dragon Quest 11 leider nicht. Gut, bei Final Fantasy IX geht die Charakterzeichnung noch wesentlich stärker in die Tiefe und es gibt deutlich weniger Stereotypen. Dennoch hatte ich aber irgendwie das Gefühl, dass jeder miteinander gleich umgeht. Manchmal eckt Veronika an, besonders mit Erik, aber in gewisserweise spielen alle Charaktere emsig ihre Rollen.

Das liegt mitunter aber am stummen Protagonist. Siegfried spricht nämlich gar nicht, nur in einigen Rückblenden als Kind. Das macht die Einschätzung äußerst schwierig. Sein Charakter formt sich durch den Umgang der anderen mit ihm. Tatsächlich kam es mir dadurch so vor, dass ich mich mit ihm identifizierte und mich in ihn hineinfühlte. Normalerweise kann ich das mit stummen Protagonisten nicht. Aber da ständig irgendjemand aus der Gruppe mit Siegfried gesprochen hat, kam er mir irgendwie stark umsorgt vor und dadurch formte sich so etwas wie ein Charakter - wie meine eigene Persönlichkeit in das Spiel hinein. Bei den anderen Dragon Quest Spielen hat das nie funktioniert.

Das liegt mitunter vielleicht am Dialog. Dieser ist sehr spritzig geschrieben, sowohl die englische Sprachfassung, als auch die Übersetzung. Allerdings hat die Übersetzung eine Eigenheit - nämlich das Namenschaos. Die Übersetzer halten sich zwar sehr an die englische Dialogvorgabe und übersetzen diese fantastisch genau. Auch Wortwitze werden absolut sinngemäß übertragen und machen im Deutschen auch wahre Freude. Dialekte und Redensarten sind ebenfalls sehr gut getroffen. So gibt es ein Dorf in dem die Bewohner in Gedichtform sprechen. Es ist an ein japanisches Gebirgsdorf angelehnt - also ist auch die Gedichtform japanisch, nämlich im Haiku. Und genau dieses Haiku verwenden sie auch im deutschen. Mit derselben rätselhaften Bildsprache. Wie schon gesagt: Die Namen sind das Problem. Diese haben sie teilweise extrem geändert, sodass man oft verwirrt ist. Da so gut wie alle Dialoge vertont sind, gewöhnt man sich an die englischen Bezeichnungen. Diese hätte man im Deutschen beibehalten sollen. Nicht nur, dass "Dundrasil" und "Arboria" atmosphärischer klingen als "Eschenburg" und "Antiquia", sondern es ist schlicht verwirrend, wenn man das gehörte Wort behält (so wie ich), aber dann auf der Karte den Ort nicht finden kann, weil der ganz anders heißt. Außerdem finde ich, "Rionaldo" passt halt nicht so gut auf den exzentrischen tuntigen Gaukler wie "Sylvando", was mir etwas das Spielerlebnis verhagelt hat. Ich denke mal, das hängt damit zusammen, dass die Originalversion keine Sprachausgabe hatte und die Übersetzer vielleicht nicht wussten, dass das Spiel synchronisiert wurde. Sonst hätte man die Terminologie bestimmt beibehalten. Wobei die Übersetzung schon so wirkt, als hätte man den Text direkt aus dem Englischen übertragen.





https://i.imgur.com/Lqq3hRL.jpgDas Kampfsystem ist klassisch rundenbasiert. Man wählt seine Attacke aus, dann zieht der Gegner.
https://i.imgur.com/mxixlqz.jpgDie pfiffige Schmiede ermöglicht umfangreiches Herstellen von Waffen und Rüstung.


Im Grunde gibt es da wenig zu sagen, außer, dass das Gameplay nicht so erfrischend ist wie die Handlung. Das Spiel kann vor allem mit seiner Handlung punkten, obwohl die Geschichte selbst total einfallslos und schon tausendmal da gewesen ist. Genauso ist es mit dem Gameplay. Hier wurde das absolut standardmäßigste JRPG-Kampfsystem etabliert, das man sich vorstellen kann. Es gibt Magiepunkte und Erfahrungspunkte und Ausrüstung bufft die Stati. Allerdings hat man das einfache rundenbasierte System um einige nette Dinge erweitert: So gibt es einige Komboattacken, die als Limit-Breaks genutzt werden. Zwar ist das auch nicht neu, denn das gab es schon als Zornpunktsystem in Lufia 2, aber es gibt eine Besonderheit: Je mehr Helden in diesem Zustand (DQ nennt das "Kräftigung") sind, umso mehr verschiedene Kombinationen sind möglich. Angriffe werden dabei immer mächtiger - mit vier gleichzeitig gekräftigten Helden lässt sich ordentlich Schaden machen.

Positiv ist auch, dass es keine Zufallskämpfe gibt (ausser auf hoher See) und man in den Gegner hineinlaufen muss. Dann startet der Rundenkampf. Leider gibt es wenig Abwechslung und Variation. Immerhin können neue Spezialfähigkeiten mit Talentpunkten (nicht Erfahrungspunkten, diese leveln von alleine) auf einem Spielbrett erworben werden. Die Ausstattung der Helden kann sich sehen lassen. Neben dem Fähigkeiten-Spielbrett, kann man auch Ausrüstung schmieden. Dafür hat man - ähnlich wie beim Alchemiekessel in Dragon Quest VIII - eine Kompaktschmiede im Gepäck. Aus Fachbüchern sammelt man "Rezepte" für neue Waffen und Rüstung und darf dann - Vorhandensein der benötigten Materialien ist Voraussetzung - in einem taktischen kleinen Minispiel selber schmieden. Schön ist auch, dass sich mit der Zeit auch die Schmiedefähigkeiten entwickeln. Die Schmiede kann man immer am Lagerfeuer auspacken. Zeltplätze sind dabei in den meisten Gegenden zu finden und ermöglichen neben Speichern, Schmieden und Regenerieren auch die Schnellreise. In den Ortschaften kann man übernachten, einkaufen, speichern. Letzteres geht nur an bestimmten Plätzen. Es kann nicht überall gespeichert werden.

Der größte Schwachpunkt am Gameplay ist aber nicht das - immerhin gepflegte - Kampfsystem, sondern die einfallslosen Dungeons. Wenn diese nicht gesprintet sind wie bei der Drachenverfolgungsjagd, arten diese in Arbeit aus. Es gibt das, was die Fachpresse als kleinere Rätsel beschreibt, also quasi keine Rätsel. Man läuft nur gelegentlich in den ein oder anderen Gegner und kämpft so ein wenig. Aber meistens ist der Aufbau sehr repetitiv. Da hätte man sich deutlich mehr einfallen lassen können. Für mich hatten einige Dungeons schon echt eher den Charakter von Arbeit als von Unterhaltung. Das einzige, was etwas Abwechslung in das Ganze bringt, ist, dass man in jedem zweiten Dungeon ein Reittier findet, welches auch einzigartige Möglichkeiten der Erkundung bietet. Es ist halt ein sehr konservatives Design. Nichtsdestotrotz schafft es das Spiel durch seine Handlung und durch das Verbessern von Ausrüstung und Fertigkeiten zu motivieren.

Ich erwähne die Nebenaufgaben nur am Rande. Es gibt - für heutige Verhältnisse - relativ wenige Nebenaufgaben. Dafür fallen diese gar nicht so schlecht aus. Einfache Hol- und Bringdienste gibt es zwar - meist hat man sich tatsächlich etwas einfallen lassen, was die Aufgabe von Standardkram unterscheidet.



https://i.imgur.com/ysiw5BJ.jpgMan kann auf verschiedenen Reittieren die Dungeons erkunden. Das lockert den sonst so starren Aufbau etwas auf.
https://i.imgur.com/uVci1e3.jpgEs gibt auch ein Kasino-Minispiel. Zwei Typen Spielautomat, Black Jack oder Roulette. Ein typisches JRPG-Klischee.







https://i.imgur.com/UpNqTtA.jpgDie Welt ist richtig lebendig. Ab und an trifft man auch auf Wildtiere.
https://i.imgur.com/dtRy92Q.jpgDie wunderschönen teils malerischen Gegenden sind sehr abwechslungsreich gestaltet - auch in der Farbwahl.


Die Technik ist richtig gut. Das Spiel wurde mit Hilfe der Unreal Engine 4 zusammengeklopft, was sich aber glücklicherweise kaum negativ auswirkt. Die Technik sieht sehr ordentlich aus. Die Präsentation ist malerisch, detailreich und die Performance ordentlich. Nur beim Laufen durch die schönen felsigen Abschnitte fallen Grafikfehler auf. Dabei werden entfernte Texturen nachgeladen und ruckartig auf die Objekte übergestülpt, weshalb die Landschaft in Bewegung ein wenig nach Wackelpeter aussieht. Zudem sind die Ladezeiten für ein JRPG richtig krass lang. Es ist kein Open World Spiel. Das heißt, wenn man das Gebiet wechselt, gibt es einen Ladebildschirm - ähnlich wie bei der Schnellreise. Das kann zum Teil bis zu 40 Sekunden dauern - und das obwohl die Gebiete relativ klein sind. Zweimal ist mir zudem der Bildschirm schwarz geblieben, sodass ich das Spiel verlassen musste und einmal hab ich 1 1/2 Stunden Spielfortschritt verloren, da das Autospeichern nur sporadisch passiert.

Ansonsten - die Spielwelt hat ihren Charme. Überall laufen Rehen, Hirschen, Kaninchen oder Ratten umher. Vögel und Fische säumen die Lüfte bzw. Bäche. Die Farben sind super gewählt, die Entwickler spielen mit den verschiedenen Schattierungen. Teilweise fällt ein akuter Farbtemperaturwechsel wie beim RPG-Maker auf. Wenn man beispielsweise nachts in eine Hütte eindringt, dann wird die Farbtemperatur plötzlich ruckartig sehr warm. Das fand ich etwas ungeschickt. Ansonsten sieht das Spiel wie ein richtig schön gezeichneter Anime aus.

Von der akustischen Seite her ist das Spiel ein zweischneidiges Schwert. Die Sprachausgabe ist richtig gut gelungen. Ich habe in einem Spiel selten solche guten Sprecher gehört. Dazu kommt, dass jede Cutscene vertont ist. Die unvertonten Feldgespräche kann man an einer Hand abzählen. Was viel mehr den Gesamteindruck des kompletten Spiels nach unten zieht und schließlich zur Abwertung von einer 8+ zu einer 8 beigetragen hat, ist die unfassbar schlechte Musik. Erst einmal wiederholt sich alles sehr häufig. Das Feldthema wird in jedem der zahlreichen Gebiete gespielt, sei es nun eine Schneelandschaft oder eine Wüste. Auch das Dungeon-Thema ist überall zu hören, egal ob Burg oder Höhle. Nur zwei Stunden Soundtrack für ein 80 Stunden Spiel ist zugegeben nicht gerade viel. Da beginnen die zahlreichen Wiederholungen sehr schnell zu nerven - nicht nur deswegen. Musikalisch gesehen wäre die Musik eigentlich ganz schön, aber sie klingt scheiße. Einfach richtig scheiße. Die Musik ist für Orchester konzipiert, aber eingespielt mit der eingebauten MIDI-Wiedergabe eines Windows-95-Notebooks. Die Frage: Warum ist das so? Das hat nichts mehr mit Retro zu tun. Auf dem SNES klangen die Soundtracks schöner, weil man da noch mit dem Soundchip gespielt hat. Aber hier: Das klingt wie billiges Plastik. Vor allem: Es gibt die Musik ja auch vernünftig produziert. Eingespielt mit dem Tokyo Metropolitan Orchestra. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht zu den im Spiel eingesetzten MIDI-Layout-Tracks.

Es ist halt paradox. Spiel sieht "premium" aus, aber hört sich nicht "premium" an. Das hat auch nix mit Retro zu tun. Wirklich nicht. Die Grafik ist nämlich 2018. Die Musik ist Yamaha Portatone 1 von 1996.Für 50 Mark im Wühlkorb bei Kik.

So sehr ich das Spiel auch ins Herz schließen konnte, aber hervorragend ist es nicht. Nicht einmal fast. Es reicht "nur" für ein glattes "sehr gut". Das liegt an der schlampigen Musik. Das Storytelling hingegen ist sehr schön, auch die Charaktere charmant und die Dialoge erfrischend. Doch natürlich bleibt im Hinblick "mitreißendes Spielerlebnis" und Spieltiefe Final Fantasy IX das Maß aller Dinge. Ich habe extra mein iPad wieder aufgeladen (eine Stunde hat's gedauert bis es anging) und mir einige Ausschnitte aus FF IX noch mal zu Gemüte geführt. Das ist doch noch mal was ganz was anderes. Nichtsdestotrotz ist Dragon Quest 11 - Streiter des Schicksals ein schönes Fantasy-Märchen als Anime-Film - mit ein paar typischen Klischees. Es hat auch einige tiefergreifenden und schicksalshaften Wendungen, die das ganze Team auf den Kopf stellen und - was ich beeindruckend fand - einen sehr differenzierten Umgang mit dem Thema Tod eines Gefährten. Das trotz seines schwachen und langweiligen Dungeons-Designs äußerst motivierende und echt gut erzählte Spiel ist in meinen Augen momentan das beste Dragon Quest und eines der besten JRPGs der letzten Jahre. Auch diese typischen Animu...mumu-Sachen wie die einschlägigen Heftchen und Oh La La... haben mich jetzt nicht so gestört. Ich fand das ganz amüsant. Auch die Speedlines, die teilweise in den Cutscenes animetypisch auftauchten fand ich nicht zu häufig oder übertrieben eingesetzt. Daher - wirklich cool. Außerdem: Mit rund 80 Stunden und wirklich vielen Schauplätzen bietet es zudem einen richtig dicken Umfang. Daher meine Empfehlung.


https://i.imgur.com/WIGmTjB.jpgRichtig witzig sind auch die Namen der Gegner. Bei jedem zweiten musste ich loslachen.
https://i.imgur.com/9bZAh0H.jpgAltissia lässt grüßen.




WERTUNG:

Handlung, Charaktere und Dialoge: ➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ hervorragend: Abwechslungsreiche Figuren, zum Teil rührende Schicksale, leider stummer Protagonist, wendungsreiche Handlung trotz Einheitsbrei-Geschichte
Gameplay und Kampfsystem: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay: Sehr konservatives, wenig abwechslungsreiches Kampfsystem, dafür viele interessante Nebenaufgaben, nettes Schmiede-Feature, leider sehr fade Dungeons
Spielwelt und Atmosphäre: ➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut: Sehr detaillierte Landschaften, tolle Städte und Umgebungen, richtig schönes klassisches Klischee-Fantasy-Zeichentrick-Abenteuer
Technik und Präsentation: ➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut: Tolle Zeichentrick-Grafik, überzeugendes Motion Capture, viele Details wie wilde Tiere, ordentliche Performance, ab und an Grafikfehler (Unreal4-typische grobe Texturfehler beim Nachladen), filmreife Synchronisation und hervorragende Sprecher
Musik: ➊➋➌➃➄➅➆➇➈➉ gravierende Mängel: Die meisten NES-Spiele klingen schöner, zudem viel zu wenig Musik für so ein großes Spiel

Gesamtwertung: ➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut
Ein charmantes Spiel wie alte schöne Fantasy-Animes. Für die konservative Rahmenhandlung wurde hier handlungs- und figurentechnisch alles Machbare herausgeholt. Nur die Musik kann man wegschmeißen. Dies führt schließlich zur deutlichsten Abwertung dieses Fast-Meisterwerkes.



https://i.imgur.com/0EZB3V5.jpgSiegfried erkundet die Gebiete und weiten Landschaften auf seinem großen Abenteuer.
https://i.imgur.com/ykyMjwQ.jpgAuch Pferde spielen eine zentrale Rolle und sind richtig gut in Szene gesetzt.

Cuzco
04.12.2018, 08:35
Da mich die Erkältung plagt - die ich jetzt im Bett auskurieren muss, da ich am Wochenende wieder arbeiten muss - komme ich jetzt in Trails of the Cold Steel - The Legend of Heroes super voran. Habe schon das dritte Kapitel beendet und ja... denke, ich packe dieses Spiel als letztes Spiel dieses Jahres in der Challenge.

Ich bin dann wahrscheinlich bei 8 Spielen - leider komme ich eben oft nicht dazu, weshalb ich die Challenge nicht schaffen werde. Dennoch werde ich nach meinen acht durchgespielten und mindestens drei weiteren angespielten Titeln eine Erörterung darüber abliefern, ob die JRPGs wirklich "Great again" werden und was das Genre aktuell so bietet. Mittlerweile scheint jedoch die Kluft zwischen Ost und West - vor allem im Spielerischen -. ziemlich auseinaderzubrechen und es gibt auch Gründe, warum ich ein Red Dead Redemption 2 deutlich besser genieße als z.B. ein Dragon Quest XI und ich mich auf ein Cyberpunk wesentlich mehr freue als auf ein neues Tales-Of. Aber dazu würde ich dann in meinem Abschlussbericht kommen, sobald ich Trails of the Cold Steel durch habe. Nur so viel sei dazu gesagt: Trails of the Cold Steel mochte ich am Anfang überhaupt nicht. Ich musste mich zwingen weiterzuspielen. Aktuell würde ich mich allerdings von dieser Tatsache distanzieren und sagen, dass das Spiel langsam anfängt, mir zu gefallen. Aber dazu mehr in meinem Abschlussbericht. Be prepared!

Cuzco
14.12.2018, 00:32
Zu den Nischen-JRPGs allgemein:

Viele JRPGs führen im Westen, also bei uns in Europa als auch in Amerika, eher ein Nischendasein. Das war schon immer so. Aber sind diese Spiele vor einer Dekade oftmals erst gar nicht erschienen – vor zwei Dekaden noch nicht mal die Blockbuster – so bringen spezialisierte Publisher wie NIS America mittlerweile jeden noch so kleinen Scheiß in die hiesigen Gefilde. Sowohl der Digitalmarkt als auch die wesentlich stärker verbreiteten Videospiele machen es möglich.

Gerade wegen Spieleperlen wie Chrono Trigger und Cross, Radiata Stories oder Suikoden 3 hätte ich mir so einen Service schon vor 15 bis 20 Jahren gewünscht. Auch weil Spiele-Konsolen damals noch region-locked, also regionalcodebeschränkt, waren und ich als Jugendlicher nur mit erheblichen Mühen solche Spiele spielen konnte. Ich weiß noch als ich wütend 50 Mark auf den Tisch beim Zoll geknallt habe, nur um Chrono Trigger, das mich mit Versand schon 120 Mark gekostet hat, mitnehmen zu dürfen. Und dann brauchte ich noch das Action Replay 2, damit das Spiel überhaupt lief. Der Playstation 2 musste ich sogar einen Mod-Chip auflöten...

Heute sind weder Mod-Chip noch der Zoll das Problem. Das einzige richtige Problem ist die Sprache. Seiken Densetsu 3 – eines der allerbesten SNES-Spiele – hat keine lateinischen Buchstaben gesehen und war außerhalb Japans nicht verfügbar. Ich kann halt kein Japanisch. Die meisten anderen auch nicht, auch wenn es in diesem Forum Freaks gibt, die diese Sprache tatsächlich gelernt haben, um ihre Spiele als auch Mangas und Anime in der Originalsprache genießen zu können. Bis auf wenige Ausnahmen ist das aber nicht mehr nötig, da mittlerweile einfach fast jedes japanische Machwerk eine englische Übersetzung bekommt.


Zum „The Legend of Heroes“-Franchise:

So auch das Spiel, um das es hier gehen soll: The Legend of Heroes – Trails of the Cold Steel oder Sen No Kiseki im Original. Aufgrund seiner schieren Textmenge von einer Million Wörter (das entspricht allen (!) sieben Harry-Potter-Bänden im englischen Original) mussten sich die Übersetzer über zwei Jahre Zeit lassen und so erschien dieser Kiseki-Ableger mit zwei Jahren Verspätung im Jahr 2015 in den USA und Europa. Textlastige Rollenspiele wie die Playstation-Final Fantasies haben dazu im Vergleich nur ein Drittel dieser Textmenge. Bei so viel Text kann man natürlich auf eine deutsche Übersetzung keinesfalls Anpruch erheben. Daher sollte das Englisch natürlich sitzen. Ich sehe dabei kein Problem, denn Englisch ist mittlerweile die verbreitetste Fremdsprache und bin sehr froh, dass ich dieses Spiel in einer für mich verständlichen Sprache serviert bekomme (gut, es ist mit Einschränkungen meine zweite Muttersprache).

In Japan sind die Spiele der Kiseki-Reihe des kleinen Studios Nihon Falcom relativ populär. Ungefähr so wie die Tales-Of-Reihe. So verkaufte sich der hier besprochene erste Teil der Sen No Kiseki-Unterreihe für PS3 und Playstation Vita insgesamt 150000 Mal in der ersten Woche und fuhr insgesamt 700 Millionen Yen Gewinn ein. Ein recht erfolgreiches Spiel. Allerdings hat man auch bewusst Last-Gen-Plattformen und die mobile VITA gewählt, da die PS4 in Japan nicht so verbreitet ist und somit die Hardwarebasis kleiner wäre. Für die noch weiter verbreitete PSP hat die Vorgänger-Reihe Sora no Kiseki (The Legend of Heroes – Trails in the Sky) auch bereits im Westen für ein Nischenspiel beachtliche Erfolge verbuchen können. So hat sich auch hier der US-Publisher XSeed Games erbarmt und diesen Wälzer ins Englische übertragen.

Die ganze Serie Kiseki – also The Legend of Heroes besitzt wie Final Fantasy oder Dragon Warrior schon sehr tiefe Wurzeln in der Videospielgeschichte. Diese reichen bis ins Jahr 1984 und dem für verschiedene PC-Systeme erschienenem Dragon Slayer (doragon sureiyā ;)) zurück. In dem für heutige Verhältnisse lächerlichen Hack’n Slay spielt man den Prinzen eines Königreichs, das von wilden Kreaturen überfallen wird. In dem sehr rudimentären Abenteuer gilt es, den Grund für die Überfälle herauszufinden. Dabei hat man immer sein treues Haus(!) im Gepäck, das man an jeder Stelle abreißen und wiederaufbauen kann. Es gibt sogar NPCs – für einen frühen Vertreter gar nicht so schlecht. Über die Jahre haben sich immer aufwendigere Spieleserien herausgeschält, die damit im Entferntesten nichts mehr zu tun haben – unter anderem die „The Legend of Heroes“-Reihe sowie die „Y’s“-Spiele (von denen ich bisher komplett verschont geblieben bin).

Die Unterreihe Trails of der The Legend of Heroes-Reihe spielt ausschließlich in der gleichen Spielwelt – dem Kontinent Zemuria. Es gibt bisher drei Ableger. Diese betrachten jeweils die Abenteuer aus der Sicht eines der auf Zemuria verorteten Ländern. Die Ableger sind mehrteilig. So besteht Trails of Zero (PSP) aus zwei Teilen, Trails of the Sky (PSP) aus drei und Trails of the Cold Steel, dessen ersten Teil ich mir hier zur Brust nehme, sogar aus vier Spielen. Alle drei Ableger spielen zeitlich recht nah beieinander und beleuchten die Geschehnisse aus Sicht einer jeweils gleichen Heldengruppe aus den Ländern Crossbell, Liberl oder Erebonia.


Zum „Trails of the Cold Steel“-Ableger:

Von der Trails of the Cold Steel-Spielen sind bisher erst die ersten beiden Ableger im Westen und in Englisch erschienen. Teil 3 und der Abschluss Teil 4 kamen bisher nur in Japan auf der PS4 auf dem Markt und dieser auch erst vor drei Monaten. Wenn man zwei Jahre Übersetzungszeit einberechnet, kommt Teil 3 wahrscheinlich frühestens kommenden Herbst. Ich habe mich jetzt auf jeden Fall mal mit Teil 1 ausgiebig befasst. Dieser wird als Geheimtipp gehandelt und gilt als Auftakt zu einer der angeblich besterzähltesten und storylastigsten RPGs. Ob er mich – guter Ruf hin oder her – persönlich tatsächlich so überzeugt hat und welche Kritikpunkte dieses doch mit allen Mitteln sehr „japanische“ Spiel aufweist, hoffe ich mit dem folgenden Review darlegen zu können. Auf jeden Fall war ich sehr, sehr neugierig auf dieses Spiel, weil es die Referenz laut einigen Forenmitgliedern im Storytelling darstellen soll.


https://i.imgur.com/cwedGE4.jpgDeutsch ist nicht jedermanns Sache, auch nicht in Erebonia. Da liefert Claire lieber gleich noch ne Übersetzung mit.^^
https://i.imgur.com/cjNsXJo.jpgDenglisch ist ein verbreiteter Dialekt in Erebonia. Sei prepared! Du won't get it!




Elevator-Pitch:

Adeliger Ziehsohn reift in reformpädagogischer Militärakademie mit unverzichtbaren Klassenkameraden zum Helden, bekämpft Terroristen und schaltet ultimative Angriffskraft frei. Auf monatlichen Exkursionen in einem auf den Kopf gestellten Fantasy-Kaiserreich lernen die Klassenmitglieder sich kennen und lieben und halten zusammen wie Pech und Schwefel.


Etwas genauer:

Im Kaiserreich Erebonia, dem Haupt-Schauplatz von Trails of the Cold Steel, sind unsichere Zeiten ausgebrochen. So gründete sich die politische Stabilität in der Vergangenheit auf ein antiquiertes Ständesystem, welches zwischen Adel und Bürgertum unterschiedet. Doch die Bürger werden immer einflussreicher. Vom Kaiser wurde sogar ein Bürgerlicher als Reichskanzler berufen. Dieser regiert mit eiserner Hand und versucht, den Fortschritt im Land zu forcieren. Daher hat er auch den Spitznamen „Blut- und Eisen-Kanzler“.

Obwohl Adelige und Bürger immer noch strikt getrennt werden, gibt es im Herzen des Reiches eine besondere Schule – die Thors Militärakademie, eine zweijährige Eliteuniversität für sowohl Adelige als auch Bürger. Die Absolventen gehen auch nicht alle zum Militär, abgehende Bewerber werden zum Beispiel aufgrund der hochwertigen Ausbildung gerne in Führungspositionen genommen. Adelige und Bürger werden allerdings in getrennte Klassen gesteckt. Das ändert sich, als Rean Schwarzer, der Ziehsohn eines kleinadeligen Barons, nach bestandener Aufnahmeprüfung in der Akademie sein Quartier bezieht. Er landet zusammen mit acht weiteren Jugendlichen aus beiden Ständen in dem neuen Studienprogramm der Akadmie – der Klasse VII.

Klasse VII bekommt es dabei nicht nur mit dem üblichen Lehrplan zu tun. Ihr Pensum wird nämlich auch noch mit diversen Spezialitäten gespickt. Einerseits erforscht die größte Rüstungsfirma einige Neuentwicklungen wie das ARCUS an der Klasse – eine befremdliche Mischung aus Energiespeicher für Spezialangriffe und Smartphone. Andererseits wird ihre Teamdynamik und Erfahrung in reformpädagogischen und nicht ungefährlichen Exkursionen auf die Probe gestellt. Als Klassenleiterin bekommen sie die etwas verpeilte, aber äußerst engagierte Mitzwanzigerin Sara Valestein vorgesetzt, die sich jedoch stets kooperativ und im besten Interesse um ihre Schützlinge kümmert.

Im Laufe des halben Jahres, welches das Spiel behandelt, wachsen die Klassenmitglieder immer mehr zusammen und werden schließlich Freunde für’s Leben. Allerdings verändern sich auch die äußeren Umstände. Die friedlichen Zeiten am Anfang werden von bürgerkriegsähnlichen Zuständen, Bedrohungen durch die angrenzenden Länder Crossbell und Calvard sowie durch terroristische Aktivitäten getrübt.

Das Spiel endet in einem Cliffhanger. Die Kleinstadt Trista, die die Akadmie beherbergt wird sogar vom feindlichen Lager heimgesucht. Eigentlich ein Hort der Sicherheit – vom alten Schulgebäude mal abgesehen. Die Ereignisse überschlagen sich – nichts ist so wie es scheint.



Die Handlung im Spiel verfolgt keine klare Linie. Es handelt mehr oder weniger chronologisch die einzelnen Etappen der Klasse VII ab. In der Regel beleuchtet das Spiel immer drei Schultage und eine mehrtägige Exkursion pro Monat. Die Schulzeit gliedert sich dabei in Unterricht, Freizeit und Prüfung. Die Exkursionen sind Erkundungstouren, bei denen die Klasse in zwei Gruppen in alle möglichen Regionen des Kaiserreichs geschickt wird. Diese „Forschungsreisen“ sind sehr ereignisreich und mit der Zeit entwickelt sich so etwas wie ein roter Faden im Laufe des Abenteuers.

Das Spiel konstruiert dabei eine Mischung aus Missions-Design und Story-Telling. So bekommt man immer wieder Aufträge, von denen einige freiwillig und andere Pflicht sind. Wenn die Pflichtaufträge erfüllt werden, schreitet meist auch die Handlung voran. Ich habe fast 80 Stunden für das Spiel benötigt – davon entfällt locker die Hälfte der Zeit auf Lesen der ausufernden Dialoge.

Dabei ist die Dramaturgie des Spiels höchst eigenartig. Klassische Spannungsbögen gibt es nicht. Ich finde diesen Schritt einerseits mutig – da die Handlung somit unvorhersehbarer ausfällt. Gleichsam merkt man aber auch an allen Ecken und Enden, dass die Dramaturgie nicht funktioniert. Das liegt an dem höchst sprunghaften Wechselspiel zwischen Spannung und Belanglosigkeit. Ich finde es zwar ausgesprochen gut, dass man bis zwei Stunden vor Abspann immer noch nicht weiß, gegen wen man jetzt eigentlich kämpft und die wichtigsten Fragen noch nicht geklärt werden. Aber wenn ich eine Handlung charakterbezogen erzähle und dann das Konstrukt mit ereignisbezogenen Handlungssträngen einreiße, dann frage ich mich... wieso?

Im Klartext: Das Spiel beginnt schwach und belanglos. Man wird erst einmal vorsichtig an den Schulalltag herangeführt und auch die erste Exkursion in eine Kleinstadt lässt einen noch ziemlich kalt. Die Charaktere der Klasse sind zwar überzeichnet, bleiben aber noch weitestgehend blass. Die ganze erste Exkursion hat nur den Zweck eine Nebenfigur einzuführen – nämlich Claire Rievelt von der Eisenbahnmiliz. Die Gruppe selbst ist noch relativ neutral. Ab diesen Moment habe ich mir gedacht, es kriegt mich nicht. Das Ganze ist stinklangweilig und nur ausufernd lang gezogen – so wie die Dialoge bei Golden Sun, die ja auch ohne „echte“ Persönlichkeiten auftrumpfen.

Doch weit gefehlt: Denn schon die nächsten freien Tage werden ereignisreicher und der Konflikt zwischen einem adeligen und einem bürgerlichen Klassenmitglied wird in die Mitte gerückt. Schließlich geht es auf eine Exkursion in die bei adeligen beliebte Provinzhauptstadt Bareahard. Und zwar mit den beiden sich zankenden Schülern Jusis Albarea und Machias Regnitz. Wir erfahren, dass der Adelige Jusis Albarea der Sohn des Provinzherzogs ist – und seine Differenzen mit dessen Governance hat. Schließlich wird der bürgerliche Student Machias aufgrund eines Zufalls von den Wachen verhaftet und wer rettet ihn – Jusis. Die beiden werden allerdings nicht die besten Freunde. Ab da hatte mich die Story.

Im weiteren Verlauf wird die Handlung sogar richtig stark – auch wenn man immer noch über die einzelnen Hintergründe und Verwicklungen im Dunkeln gelassen wird. Man erlebt aber nun hautnah die Entwicklung der einzelnen Charaktere mit und wie sie sich Stück für Stück zusammenraufen. Auch die Fragen, die aufgeworfen werden, sind durchweg spannend. Man möchte mehr erfahren und näher an den Charakteren dran bleiben...

Die Charaktere sind dabei klassisch anime-mäßig überzeichnet. Man darf aber auch nicht vergessen, dass es sich um 17jährige und teils jüngere Protagonisten handelt, die sich auch wirklich so verhalten. Es gibt nur immer wieder animumumumu-mäßige „RTR fatatsu“ doyōbi yaoi hentai – Themen, die in meinen Augen zu japanisch, also zu überdreht wirken. Das beginnt schon mit der ersten Kennenlern-Klassenlehrerstunde im alten Schulgebäude, als Sara ihre Schützlinge mit einer Falltür überrascht und der Hauptprotagonist Rean seine Nase versehentlich im Dekolleté seiner Mitschülerin Alisa Reinford versenkt. Die Gute reagiert natürlich entsprechend sauer und der Vorfall ist ab sofort Thema verschiedener Anspielungen. Das mag ja noch ganz witzig sein (so wie die einschlägigen Heftchen, die Bodo/Rabert oder Hendrik in Dragon Quest XI lesen; das fand ich auch witzig) – es geht noch um ein Vielfaches perverser oder einfach nur blöd – Auftritt Towa*hust* oder Verhalten von Angelica Rogner.... Wer jedoch auf diesen kruden Klamauk steht und wer weiß, dass die Rean Schwarzer eine Karriere als... Haremsführer mit den eigentlich gleichwertigen weiblichen Mitstreiterinnen bevorsteht (allerdings erst in Teil IV – hab ich mir sagen lassen), der wird sicherlich Gefallen an diesem – in meinen Augen – blödsinnigen waifu-Quatsch haben. Wo dann auch entsprechende Darstellungen der weiblichen Spielfiguren auftauchen. Aber gut, die kommen ja eh alle ins Harem! Pffft! So ein Schmarrn! Das ergibt nämlich wirklich keinen Sinn und es macht die Immersion mit den Figuren kaputt und die bisweilen eigentlich sehr gut.

Denn man lernt Rean wirklich gut kennen und die Identifikation mit ihm fällt erstaunlich intensiv aus. Ich mochte Kapitel 2 bis 5 richtig gerne. Die Handlung wurde spannend, die Exkursionen haben immer mehr spannende Fragen aufgeworfen und die Figuren fingen an, mir richtig gut zu gefallen. Die Dialoge sind nämlich richtig gut geschrieben und die Figuren handeln anders als zum Beispiel in einem Lost Sphear absolut nachvollziehbar und natürlich. Bis Kapitel 5. In diesem Stadium hätte ich dem Spiel sogar eine 8+ (sehr gut mit Tendenz zu hervorragend) reingedrückt. Ich begann auch, die Nebenfiguren, die oftmals eine ähnlich detaillierte Zeichnung wie die Klassenkameraden bekommen haben, richtig zu mögen. Vor allem die quasi laissez-faire Klassenlehrerin Sara Valestein, die zwar weiß wie man richtig feiert und die wohl auch schon ein kleines Alkoholproblem hat, aber die sich ebenfalls zusammenreißen kann und jede Menge Lebenserfahrung mitbringt.

Doch dann reißen die Skript-Writer ihr mühsam aufgebautes handlungstechnisch durchaus beachtliches Konstrukt wieder ein. Plötzlich ist nichts mehr wie es scheint. Nicht falsch verstehen: Ich finde es cool, dass Klasse VII einen Maulwurf an Bord hat, aber dann der emotional heftige Mecha-Kampf? Total aus dem Zusammenhang gerissen tauchen plötzlich überall Mechas auf – von Terroristen geführt. Einem stellen sich die Klasse VII in den Weg und sie besiegen diesen. So zehn windige halbstarke Studenten gegen einen 80-Tonnen gepanzerten bis unter die Zähne bewaffneten Stahl-Mecha!

Auch das Pacing reißt aus der Handlung. Vor jedem Kampf wird erst mal eine halbe Stunde Small-Talk geführt. Das kennen wir von Shōnen wie Dragon Ball Z. Da werden erst einmal eine halbe Stunde lang Drohungen ausgetauscht, bis Son Goku Gogeta in 10 Sekunden Standbild mit Speedlines endlich zum finalen Smash ausholt und seinen Gegner zweihundertfünfzig Kilometer in die Prairie bugsiert. Wenn eine Truppe Terroristen eigentlich fliehen müsste und dann aber noch zwanzig (!) Minuten (!!) etwas labert, bevor sie mich angreifen, damit ja auch noch die Eisenbahnmiliz die Flucht bezeugen kann, dann... naja... Ist halt meine Meinung. Ich komme darauf nicht klar. Und genau diese Momente ruinieren die größtenteils sehr überzeugende Handlung, die sich überwiegend natürlich und toll personalisierten Charaktere und die durchaus spannenden und immersiven Momente. Aaaaaaargh!!!


Spaß-Tatsache: Deutsch gewollt, aber nicht gekonnt:

Das ganze Spiel ist komplett in Englisch. Das ganze Spiel? Nein, nicht ganz! Eine kleine Nomenklatur leistet dem Englischen erbittert Widerstand. Da die Japaner ja total wild auf deutsche Begriffe sind (auch ein typisches Mangaka-Animumumumumu-Klischee, aber es stimmt zum Teil wirklich), kann man auch hier immer wieder deutsche Wörter finden. Das geht bei Eigennamen los, was ja noch vertretbar ist („Master Klaus“), über Hotelnamen („Der Himmel“) bis hin zu Kriegsgerät (Panzer „Achtzehn“, Mechas „Panzer Soldats“, etc.). Am unsinnigsten find ich die Radiosendung, die Sonntagabend um neun Uhr auf Radio Trista läuft: Abend Time – „after the word for ‚evening’.“. Das klingt wie Deutsch gewollt, aber nicht gekonnt.


Die Hörspiel-CD für japanische Special-Edition-Käufer:

Zwischen Kapitel 6 und 7 gibt es noch ein nicht unerhebliches Abenteuer bei dem der Hauptheld Rean nach Hause zu seinen Eltern zurückkehrt – samt seiner Klasse – und einfach mal zwei Tage Ferien machen will. Doch auch hier passieren einige zur Handlung des Spiels wichtige Ereignisse und es ist auch wichtig, um Reans familiären Hintergrund etwas kennenzulernen. Doch diese zwei Tage tauchen im Spiel nicht auf. Nur die Käufer der japanischen Special-Edition bekommen ein rund 50minütiges Hörspiel dazu. Netterweise ist auf der offiziellen Homepage trailsofthecoldsteel.com eine Übersetzung zum Nachlesen. Ich würde allen Spielern empfehlen, dieses doch recht interessante Handlungsfragment nach Abschluss von Kapitel 6 im Spiel zu lesen.



https://i.imgur.com/xAS95UF.jpgIn der Regel werden die Helden auf ihren Exkursionen immer gut bekocht. Unsere verwöhnten Studenten bekommen in der Kaserne aber echtes wehrhaftes Futter für echte Soldaten.
https://i.imgur.com/4fFALBE.jpgDa fällt das Dekolleté auf die Nase...




Nachdem ich mich sehr ausführlich über die Story, Handlung und Charaktere ausgelassen habe, kommen wir nun zu einem etwas objektiveren Punkt. Kurz vorweg: Kampfsystem hui, Gameplay pfui.

Fangen wir mal mit der gameplaytechnischen Stärke an – dem Kampfsystem: Ich habe selten ein reines rundenbasiertes Kampfsystem ausprobiert, das ich als so gelungen bezeichne. Es ist komplett taktisch, also Zeitdruck und Reaktion fällt komplett weg (bis auf eine kleine Ausnahme). Dabei ist das besondere, dass es auch die Position der Figuren im Feld einbezieht. So gibt es Charaktere mit Distanzwaffen, die von weiter weg zielen können und somit Nahangriffen entgehen können. Bestimmte „Zauber“ haben eine Reichweite. Bei Angriffszaubern kann es passieren, dass die Gegner zu weit auseinander stehen, um alle zu erwischen. Bei Heilzaubern kann es wiederum passieren, dass sich nicht alle Teammitglieder in Reichweite befinden.

Zudem gibt es nicht nur die Zauber, die in das jeweilige ARCUS eines Kämpfers in Form von kleinen Edelsteinen bestückt werden, sondern auch noch zusätzliche charakterspezifische Spezialfähigkeiten, die Kunstfertigkeiten. Diese verbrauchen Kunstpunkte, die sich nicht so einfach wieder aufladen lassen. So gibt zwar Heiltränke um das Mana für die normalen ARCUS-Zauber wieder aufzufüllen, Kunstpunkte lassen sich jedoch nur durch Angriffe oder Boosts in Kampfrunden sowie spezielle Ereignisse wieder aufladen und auch nicht komplett, sondern nur sporadisch. Zudem hängt der mächtige individuelle Spezialangriff einer Figur da dran. Je mehr Kunstpunkte man „opfert“, desto stärker fällt die Attacke aus. Zudem wird das Maximum der Kunstpunkte mit Stufenaufstieg nicht wachsen. So bleibt es das ganze Spiel bei 200.

Außerdem gibt es noch die ebenfalls sehr starken Kampfverbindungen zwischen den Teammitgliedern. Immer zwei Helden formen eine Kampfverbindung – bei einem kritischen Treffer darf so der andere auch noch außer der Reihe zuschlagen. Somit stärkt man auch die Verbindung der einzelnen Helden untereinander, was wiederum bei ansteigenden Freundschaftsstufen dafür sorgt, dass man nun auch Angriffe auf seinen Partner abblockt oder diesen außer der Reihe heilt, wenn der mal auf die Mütze bekommt.

Es gibt zudem jede Menge an Entwicklungen. Die ARCUS-Edelsteine heißen Quartz und können gefunden oder in speziellen Geschäften aus Sepithen synthetisiert werden. Sepithe sind Minerale, die man so gut wie überall findet und als Kampfbonus erhält. Die Verbindungen zu Freunden zu stärken lohnt sich ebenfalls. Am besten geht das, wenn man mit den entsprechenden Teamkameraden an seinen freien Tagen Zeit verbringt.

Die Kämpfe sind dabei zum Teil fordernd und erfordern oft vielfache unterschiedliche Ansätze. Dabei kann man sich richtig schön ausprobieren. Auch wenn einen die Endgegner manchmal ins Schwitzen bringen, übermäßig schwer sind sie nicht zu besiegen (Schwierigkeitsgrad: normal). Aber es macht definitiv Spaß.

Was keinen Spaß macht und damit komme ich auch schon zu den Schwächen: Das Spiel ist unfassbar formelhaft konstruiert. Das ist zwar an Schul- und freien Tagen gar nicht schlecht, aber man bekommt einen Zettel in die Hand gedrückt und muss die Aufgaben abarbeiten. Natürlich gibt es viele Anfragen, die nicht Pflicht sind, aber man arbeitet sie trotzdem gleich ab, da sie nach dem Tag i.d.R. sofort verfallen und oft unverzichtbare Belohnungen bereithalten. Das macht keinen Spaß, vor allem weil die meisten Nicht-Pflicht-Aufgaben belanglos sind. Auch die darin eingebundenen Dialoge sind... nicht der Rede wert, aber sie dauern immer recht lange.

Man ist in dem Spiel auch immer an die Orte gebunden, an denen man sich gerade aufhält. Groß erkunden ist da nicht. Aus handlungslogischer Sicht ist das auch gerechtfertigt. An Schultagen befindet man sich nur in der Akademie und die Exkursionsorte liegen oft mehrere Stunden Zugfahrt entfernt. Man fährt auch zu dem meisten „Ausflugszielen“ mit der Eisenbahn, später chartert man auch mal ein Luftschiff oder Rean fährt mit dem Motorrad in die von Trista nur 30 Kilometer entfernte Hauptstadt, um Kostüme für einen Auftritt bei einer Schneiderei abzuholen. Man nie die Kontrolle über irgendein Gefährt und wird bis zum Abschluss der jeweiligen Handlung an dem jeweiligen Ort festgesetzt.

Noch schlimmer ist das redundante Dungeon-Design. Damit unterscheidet es sich auch nicht von den meisten anderen JRPGs. Das Problem – zum Beispiel auch bei Dragon Quest VII und XI oder Octopath Traveler oder auch vielen Tales-Spielen sind die rätsel- und ereignislosen Dungeons. Trails of the Cold Steel treibt es damit auf die Spitze. Sieben Mal muss man durch das alte Schulhaus spazieren, weil sich jeden Monat eine neue Etage öffnet, die man als Klasse VII erkunden darf respektive muss.

Die Dungeons dienen nur dem Selbstzweck durchlaufen und kämpfen. Dafür hat man auch die entsprechenden Landstraßen und Umgebungen von Städten. Manch ein Dungeon hat ein verwirrenderes Layout oder es gibt genau zwei Typen von Schalterrätseln. In zwei Dungeons gibt es mal Handlung – ansonsten ist die alte JRPG-Krankheit des redundanten und höchst einfallslosen Dungeon-Designs auch hier allgegenwärtig. Der letzte Dungeon im Spiel dauert über zwei Stunden und führt im Grunde nur ein, dass die Schalter nur noch von bestimmten Personen aus der Gruppe bedient werden können. Ich empfand ihn als Strafe – zu langwierig, zu fad und ohne einen Bezug zur Handlung.



https://i.imgur.com/fSLk482.jpgWenn man sämtliche Aufgaben löst, bekommt man am Ende jedes Kapitels die Bestnote 1+. Ich habe meistens "nur" eine 2 geschafft, weil es wohl auch manchmal versteckte Aufgaben gibt.




Ein echtes Lob muss ich der Spielewelt aussprechen. Zemuria ist mit all seinen Ländern und Konflikten wirklich außergewöhnlich detailliert erdacht und auch glaubhaft. Die Geschichte und der politische Hintergrund der einzelnen Länder ist auch wirklich interessant. Die beiden Großmächte Erebonia und Calvard sind sich spinnefeind und als Puffer dient das kleine autonome Crossbell, das sandwichmäßig zwischen den beiden großen Ländern eingekesselt ist. Es hat keinen souveränen Status und die beiden anderen Länder erheben Anspruch als Schutzmacht. Somit ist Crossbell quasi der Waffenstillstandspuffer. Doch gerade von da geht eine besondere Gefahr aus – und eine Krise bricht über Erebonia herein, als das kleine Land auf einmal überraschend seine Unabhängigkeit erklärt.

Die Städte sind sehr abwechslungsreich und bringen auch alle ein bestimmtes Flair mit. Das adelige Bareahard sieht aus wie eine Mischung aus der Wiener Innenstadt und der Winkelgasse. Das verträumte Legram an einem See in den Highlands ist ständig zur Hälfte im Nebel. Daraus erhebt sich ein schottisch anmutendes Städtchen mit dem verwinkelten Schloss Lohengrin(!) am anderen Ufer des Sees. Die Grafik sieht zwar nicht gut aus, aber die Architektur und das Stadtlayout sind schlüssig. Die Hauptstadt des Kaiserreichs hat einen Hauch des viktorianischen Londons mit unterschiedlichen Stadtvierteln. So wohnt auch der musikverliebte Elliot, einer von Reans ersten Freunden in der Akademie, in der Bratschenstraße. Bei sich zu Hause in eben dieser Straße erklärt der junge Geigenvirtuose den anderen auch, dass er eigentlich an der hiesigen Musikhochschule studieren wollte. Sein Vater, ein General, habe ihm das jedoch ausgeredet und ihn gezwungen auf eine Militärakademie zu gehen. Elliot habe sich daraufhin schlau gemacht und sich für Thors entschieden, da diese Hochschule zumindest noch Musikkurse im Curriculum stehen hat. Genau dieses Durchdachte und diese Immersion der Orte und der Bezug zu den Leben der einzelnen Figuren macht sehr viel von der Spielatmosphäre aus. Erebonia ist wirklich zum Greifen!




https://i.imgur.com/tmsJHzx.jpgMan bereist auch die äußersten Gebiete des Kaiserreichs oder hier sogar das Nachbarland Nord Highlands. Aufgrund der weiten Landschaft bewegt man sich hier zu Pferde.
https://i.imgur.com/EdKwYZy.jpgTiefgehende Gespräche unter freiem Sternen-Himmel. Das gibt es nicht nur einmal.




Die Präsentation des Spiels ist eine Mischung aus langweilig und unspektakulär. Die Grafik wirkt angestaubt – was vor allem an der geringen Farbsättigung der Umgebungstexturen und dem blassen Look der NPCs liegt. Zwar sind einige Figuren echt unverwechselbar und schön gestaltet, doch viele NPCs sehen aus wie aus einem anderen Spiel. Während die Hauptfiguren sich zwar nicht durch die Gewandung (sie tragen alle Schuluniform) aber durch ihre Gesichter abheben wirken manche NPCs wie Copy-Pastes aus PSOne-Spielen. Dennoch sind in der Grafik einige hübsche Elemente versteckt. Schade ist jedoch, dass gerade in Innenräumen die Inneneinrichtungen wenig phantasievoll und einfach trist gestaltet sind. Es sieht irgendwie alles immer gleich aus. Jedes Zimmer der Studenten ist exakt gleich eingerichtet und jede Wohnung in den Städten sieht gleich aus. Als wäre das Spiel von 2004 – es ist aber von 2013.

Das Spiel wirkt nicht sonderlich schick – auch die Technik ist nicht sauber. Manchmal fällt die Framerate auf gefühlt zwei Bilder pro Sekunde. An anderen Stellen – wo auch viel los ist – läuft es hingegen erstaunlich flüssig. Man kann an allen Stellen im Spiel die Kamera frei rotieren. Es ist daher merkwürdig, dass gerade in vorgerechneten Cut-Scenes die Bildrate übertrieben häufig stockt, wo sie bei freier Kamera in Gegenden mit vielen Objekten und Effekten erstaunlich stabil bleibt.

Dann wären da noch die langen Laahdezeiten. Alleine einen Kampf auf der Karte aufzurufen dauert und dauert. Das Kämpfen selbst geht flott. Aber man überlegt sich schon zwei mal ob man bestimmte Gegner angreift, weil das Laden des Kampfes und danach wieder das Laden des Feldes in Summe genauso lange dauern wie der Kampf selbst. Auch ob man Häuser in einer Stadt betritt, wenn dies nicht unbedingt notwendig ist, überlegt man sich zweimal. Während das Laden des Hauses oft nur fünf Sekunden dauert, dauert das Verlassen so um die 20.

Ach ja: Und die Sprachausgabe wirkt sehr unvollständig. Es ist zwar verständlich, dass ein Eine-Million-Wörter-Skript gar nicht vollständig vertont werden kann, aber dass man in manchen Dialogen nur einen Teil der Gesprächspartner vertont hat, da komme ich nicht drauf klar. Am allerwenigsten, dass in den meisten, auch emotionalen Dialogen, in denen Rean vorkommt, dieser nicht vertont ist, sein Gegenüber allerdings schon. Oder dass ein Satz gesprochen wird, der nächste wieder nicht und der übernächste wieder doch. Es wirkt willkürlich was vertont wurde. Lieber einen kompletten Dialog ganz (!) vertonen und einen anderen dafür weglassen, bevor man immer nur die Hälfte an Sprachsamples serviert bekommt.



Definitiv auch ein leichter Pluspunkt ist die – wenn auch sehr animemäßige Musik. Es ist aber auch ein Animerollenspiel. Ich persönlich bin jetzt vor allem vom Stil her nicht so überzeugt, auch wenn die Komponisten des Spiels es besser verstanden haben wie man mit einem virtuellen Orchester arbeitet als der Herr Sugiyama und man immerhin die Unterstützung von ein paar echten Streichinstrumenten sowie E-Gitarre und Schlagzeug in Anspruch nimmt.

Mir gefallen manche Motive ganz gut und die Musik wiederholt sich nicht allzu oft. Manchmal passt sie aber nicht. Sie wirkt manchmal out of place und stellenweise ist sie schon arg J-POP-lastig. Der letzte Dungeon erinnert zum Beispiel an die furchtbar nervigen Star Ocean-Dungeon-Themes gemischt mit einer Prise Future Trance.

Weniger Kitsch hätte der Musik sicher enorm gutgetan. Oder gleich vollkommen opulent aufdrehen wie bei Xenoblade Chronicles 2. Das hätte das ganze "auf-ge-epischt". Insgesamt find ich sie aber gut. Es sind einige schöne Stücke darunter und man merkt, dass das definitiv engagierte Komponisten sind, die ihr Handwerk verstehen. Nur ist die Musik in diesem Spiel wie so vieles andere auch: zu japanisch!



Nach so viel Hype bin ich doch ein wenig ernüchtert. Gerade von Kapitel 2 bis Kapitel 5 war es wirklich so, dass ich richtig begeistert wurde. Es war nicht perfekt und das fade Dungeon- und redundante Missions-Design tut sein Übriges, aber es hat mich mit seiner Story definitiv in den Bann gezogen. Ich finde nur, dass die Dialoge wirklich zu ausschweifend sind und es definitiv auch kürzer gegangen wäre. Auch so dass man nichts vermisst. Zudem wurden teilweise die falschen Entscheidungen getroffen, welche Szenen man zeigt und welche man nur kurz zusammenfassend abhandelt. Da wirkt stellenweise die Dramaturgie etwas durcheinander. Richtig hanebüchen wird dann der Schluss. Man hat im Verlaufe der nicht immer ganz stringenten Handlung viele Fragen aufgeworfen und viele Fässer aufgemacht und reißt dann alles nieder. Ich mag ja unvorhersehbare Wendungen, aber wenn es dann total chaotisch wird und der ohnehin kaum vorhandene rote Faden dann komplett verschwindet, dann finde ich das sehr schade.

Ja gut, es ist halt einfach unbestreitbar so: Trails of the Cold Steel ist ein Anime! Ein richtiger Anime! Und dann muss es halt so übertriebene Anime-Klischees abdecken. Wobei: Andere reine Animespiele wie Ni No Kuni EINS oder bei Filmen sämtliche Studio Ghibli-Langfilm-Erzeugnisse machen es vor, dass japanische Dinge nicht dieses Überdrehte haben müssen. Mittlerweile glaube ich, dass die seriösen Ghiblifilme nur für den Westen gezeichnet wurden.

Dann kommt noch dazu, dass das ohnehin sehr überdrehte Ende ja nur ein Auftakt zu einer sehr langen Spielereihe mit drei weiteren Spielen ist. Ich frage mich auch, ob es danach reicht, den zweiten Teil zu spielen oder ob der wieder mit einem Cliffhanger endet. Weil Teil 3 bisher nicht in Englisch verfügbar ist und ich kein Japanisch kann. Oder ob sich das dedizierte Spielen des zweiten Teiles lohnt? Wenn der die zumindest die Handlungsstränge vom ersten Teil zu einem vernünftigen Ende bringt ohne übertriebene Mecha- und Waifu-Action? Weil dieser Harem-Blödsinn soll ja erst auf den Playstation 4-Teilen kommen.

Irgendwie bin ich von diesem an sich doch immer noch guten Spiel enttäuscht. Es war stellenweise so richtig fesselnd (Bareahard, Nord Highlands, Hauptstadt, Legram). Es ist auf keinen Fall so schlecht wie ein Lost Sphear. Es spielt noch zwei Ligen drüber. Und es ist nur deswegen schlechter weg gekommen als Ni No Kuni 2, weil es vom Gameplay her recht fade ist. Handlungsorientiertes Dungeon Design zeigt schon Final Fantasy VII und VIII wo immer was los ist. XV hat es perfektioniert, aber dafür genug andere Baustellen. The Legend of Heroes könnte so viel besser sein, aber ich bereue es trotzdem nicht. Es ist für mich immer noch ein gutes Spiel. Einfach nur gut.


Handlung, Charaktere und Dialoge: ➊➋➌➍➎➏ ➐➇➈➉ gut: Sehr starker Mittelteil, sehr detailliert ausgearbeitete Figuren, Entwicklung der Persönlichkeiten vorhanden, gut geschriebene Dialoge – oft nur zu ausufernd, gerade vor Kämpfen sinnlos, stelleweise zu aufgedrehte und überladene Ereignisse

Gameplay und Kampfsystem: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay: Wie in den meisten JRPGs redundantes Dungeon-Design, hervorragende Charakterentwicklung, abwechslungsreiches taktisches Kämpfen

Spielwelt und Atmosphäre: ➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉+ sehr gut, Tendenz hervorragend: Sehr überzeugende, natürlich gewachsene Spielwelt, abwechslungsreiche Orte, tolle Erlebnisse auf Exkursion mit Klasse VII

Technik und Präsentation: ➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ durchwachsen: wirkt sehr angestaubt und etwas lieblos, zudem Performance-Einbußen, insbesondere bei Cut-Scenes

Musik: ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ gut: Teilweise richtig schöne Nummern, aber stellenweise auch etwas schrill.


Gesamtwertung: ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ Gut
Insgesamt ein sehr textlastiger spielbarer Animefilm mit überzeugendem Kampfsystem, redundantem Dungeon Design, einem außergewöhnlichen Fokus auf die Charaktere und dem etwas anderen Schulalltag.




https://i.imgur.com/ibs6iMX.jpgDie Klassenlehrerin Sara Valestein ist nicht gerade ein Vorbild für ihre Studenten. Sie bietet diesen sogar öfter einen Drink an, obwohl sie noch minderjährig sind. Na dann, prost!

~Jack~
14.12.2018, 01:20
Die The Legend of Heroes-Reihe spielt ausschließlich in der gleichen Spielwelt – dem Kontinent Zemuria.
Einzig und allein die Trails Reihe spielt explizit in der selben Welt. Die Dragon Slayer und Gagharv Teile tun es nicht. Für letzteres gibt es höchstens Hinweise, dass sie in der selben Welt spielen könnten.


Alle drei Ableger spielen zur gleichen Zeit
Trails in the Sky spielt vor allen andern Teilen, und Cold Steel 2 ist der letzte Teil der sich mit der Crossbell Reihe überschneidet.


Ich frage mich auch, ob es danach reicht, den zweiten Teil zu spielen oder ob der wieder mit einem Cliffhanger endet.
Teil 2 funktioniert perfekt als vorübergehender Abschluss der Reihe. Die Mecha-Action tritt allerdings noch sehr viel mehr in den Vordergrund. Was anderes hätte nach dem Ende des Vorgängers auch keinen Sinn gemacht. Wenn dich der erste Teil nicht vollends überzeugen konnte, dann wird Teil 2 das aber vermutlich ebenfalls nicht. Läuft vom Spielverlauf her zwar ein bisschen anders ab, und hat auch ein etwas besseres Pacing zu bieten, aber sonst gibt es größtenteils nur gameplaytechnische Änderungen. Und eins der wichtigsten Story-Elemente kommt (vermutlich aus Budget-Gründen) nicht so gut rüber wie es nötig gewesen wäre. Während mich das Ende des ersten Teils nicht gestört hat (außer diesem Mecha-Kampf den ich nicht wirklich hinbekommen habe), ist der zweite außerdem ein bisschen problematisch, wegen etwas das sich mehrfach in Folge wiederholt. Dürfte recht offensichtlich sein was ich meine wenn man das erlebt.

Mir haben die Spiele aber beide gut gefallen. Sind sicher nicht perfekt, aber einige deiner Kritik-Punkte haben mich in keinster Weise gestört. Und gegen den Harem hätte ich auch nichts einzuwenden :p Obwohl ich gern den Rest der Reihe spielen würde, ist es momentan aber vermutlich besser, dass es die noch nicht auf Englisch gibt. Die sollen immerhin einiges aus den vorherigen Teilen spoilern. Bleibt also noch ein bisschen Zeit um die Crossbell Übersetzungen zu verfeinern damit ich mir die vor Cold Steel 3 und 4 zu Gemüte führen kann.

Für die beste Spielerfahrung sollte man das aber echt auf dem PC spielen. Nicht nur weil die Performance sehr viel besser zu sein scheint, sondern weil auch nochmal einiges mehr synchronisiert wurde. Letzteres gibt es ansonsten wohl nur in der PS4 Fassung.

Cuzco
14.12.2018, 01:42
Einzig und allein die Trails Reihe spielt explizit in der selben Welt. Die Dragon Slayer und Gagharv Teile tun es nicht. Für letzteres gibt es höchstens Hinweise, dass sie in der selben Welt spielen könnte
Stimmt, das hat die Recherche nicht 100% wiedergegeben. Ich meinte aber tatsächlich auch nur das Trails-Franchise.


Trails in the Sky spielt vor allen andern Teilen, und Cold Steel 2 ist der letzte Teil der sich mit der Crossbell Reihe überschneidet.
Ich werde das in meinem Review noch einmal präzisieren. Dass die Teile quasi zeitlich nah beieinander liegen. Die genauen Kalender-Daten aus Zemuria habe ich jetzt nicht nachgeschlagen.


Teil 2 funktioniert perfekt als vorübergehender Abschluss der Reihe. Die Mecha-Action tritt allerdings noch sehr viel mehr in den Vordergrund. Was anderes hätte nach dem Ende des Vorgängers auch keinen Sinn gemacht. Wenn dich der erste Teil nicht vollends überzeugen konnte, dann wird Teil 2 das aber vermutlich ebenfalls nicht. Läuft vom Spielverlauf her zwar ein bisschen anders ab, und hat auch ein etwas besseres Pacing, aber sonst gibt es größtenteils nur gameplaytechnische Änderungen. Und eins der wichtigsten Story-Elemente kommt (vermutlich aus Budget-Gründen) nicht so gut rüber wie es nötig gewesen wäre.
Jetzt ist halt die Frage... So schlecht fand ich das Spiel jetzt auch nicht. Ich fand es wie schon gesagt unterm Strich genau gut. Wie schon gesagt, mittendrin war ich regelrecht begeistert. Mir haben auch die Figuren gefallen. Allerdings fand ich die Sache mit Crow schon sehr stark konstruiert. Und dass er einfach so Osborne abknallt. Und die Sache, dass die ganze Klasse sich den Mechas in den Weg stellt. Und insgesamt hat die Geschichte an Substanz verloren und an Glaubwürdigkeit. Trotzdem - wenn Teil 2 so eine Art vorübergehender Abschluss wäre und Teil 3 und 4 neue Ereignisse behandeln, dann wäre er vielleicht eine Überlegung wert.


Mir haben die Spiele aber beide gut gefallen. Sind sicher nicht perfekt, aber einige deiner Kritik-Punkte haben mich in keinster Weise gestört. Und gegen den Harem hätte ich auch nichts einzuwenden Obwohl ich gern den Rest der Reihe spielen würde, ist momentan aber vermutlich besser, dass es die noch nicht auf Englisch gibt. Die sollen immerhin einiges aus den vorherigen Teilen spoilern. Bleibt also noch ein bisschen Zeit um die Crossbell Übersetzungen zu verfeinern damit ich die mir vor Cold Steel 3 und 4 zu Gemüte führen kann.
Also die Harem-Geschichte geht für mich gar nicht. Rean ist überzeugter Idealist, die Mädchen sind alle sehr individuell und unterschiedlich. Das passt nicht, dass Rean jetzt der Pascha ist und einen Harem unterhält. Klar, er kommt manchmal irgendwie wie ein Schürzenjäger rüber, aber nicht wie ein Pascha. Junge, Junge! Außerdem sind die Mädels doch nicht so hirnverbrannt: Laura, Fie, Alisa... ok, Alisa vielleicht schon... Emma ist mehr oder weniger eine jüngere Barbara Blocksberg. Das passt einfach nicht, wenn die im Harem... Ich komm darauf nicht klar. -_-':wat::confused::hehe:
Das ganze ist nur waifu-Fan-Service. Da kriegst du ja Samenstau...

Aber jetzt mal wat ganz was anderes: Die Crossbell-Teile sind ja allesamt für die PSP erschienen. Aber nur in Japan, oder? Nur die Liberl-Teile sind so weit ich weiß hier in Europa erschienen und die gibt's auch auf Steam, oder? Behandeln die Liberl-Teile die Bracer. Und gibt es eine Möglichkeit eine adäquate Zusammenfassung zu lesen. Ich finde die Hintergrundgeschichten dieser Spielwelt durchaus interessant. Die Crossbell-Teile wären auch interessant aufgrund der Geschehnisse in Erebonia.

Und der Neugierde halber: Spielst Du die Crossbell-Teile und kannst Du Japanisch?

Danke Dir übrigens für die detaillierten Anmerkungen und für das Gegenlesen des Reviews. :)

~Jack~
14.12.2018, 02:29
Also die Harem-Geschichte geht für mich gar nicht. Rean ist überzeugter Idealist, die Mädchen sind alle sehr individuell und unterschiedlich. Das passt nicht, dass Rean jetzt der Pascha ist und einen Harem unterhält. Klar, er kommt manchmal irgendwie wie ein Schürzenjäger rüber, aber nicht wie ein Pascha. Junge, Junge! Außerdem sind die Mädels doch nicht so hirnverbrannt: Laura, Fie, Alisa... ok, Alisa vielleicht schon... Emma ist mehr oder weniger eine jüngere Barbara Blocksberg. Das passt einfach nicht, wenn die im Harem... Ich komm darauf nicht klar. -_-':wat::confused::hehe:
Also ich weiß ja nicht wie sich das noch entwickelt, aber in dem was ich gespielt habe gibt es ja keinen Harem. Und storytechnisch würde der auch nicht wirklich Sinn machen. Aber bei der Auswahl hätte nichts dagegen gehabt mehrere Mädels gleichzeitig zu daten :hehe: Dann müsste ich das auch nicht mehrmals spielen um alle Gespräche zu sehen zu bekommen! Was ich bei JRPGs ja eh nicht mache, auch wenn ich eventuell die PC Fassungen nochmal spielen will. Hab den ersten ja nur auf Vita gespielt und erst den zweiten auf Konsole.


Aber jetzt mal wat ganz was anderes: Die Crossbell-Teile sind ja allesamt für die PSP erschienen. Aber nur in Japan, oder? Nur die Liberl-Teile sind so weit ich weiß hier in Europa erschienen und die gibt's auch auf Steam, oder? Behandeln die Liberl-Teile die Bracer. Und gibt es eine Möglichkeit eine adäquate Zusammenfassung zu lesen. Ich finde die Hintergrundgeschichten dieser Spielwelt durchaus interessant. Die Crossbell-Teile wären auch interessant aufgrund der Geschehnisse in Erebonia.
In Trails in the Sky spielt man Mitglieder der Bracer Gilde, ja. Wenn du die aus irgendeinem Grund nicht spielen kannst, dann scheinen aber diese Text LPs ganz gut geeignet zu sein.

https://lparchive.org/The-Legend-of-Heroes-Trails-in-the-Sky/
https://lparchive.org/The-Legend-of-Heroes-Trails-in-the-Sky-SC/
https://lparchive.org/Trails-in-the-Sky-the-3rd/ - Das ist übrigens hauptsächlich ein Dungeon Crawler, auch wenn es durchaus noch einiges an Story gibt.

Ich würde aber schon empfehlen die tatsächlich zu spielen, auch wenn das Pacing furchtbar langsam ist, was sich zumindest mit dem Turbo Modus der PC Fassung etwas ausgleichen lässt. Storytechnisch finden einige die ja besser als Cold Steel. Mir hat das Persona-artige Beziehungssystem aber ein bisschen mehr zugesagt. Auch wenn man dadurch halt beim ersten Mal einige Gespräche verpassen kann, was in Trails in the Sky nicht der Fall ist.


Und der Neugierde halber: Spielst Du die Crossbell-Teile und kannst Du Japanisch?
Nein. Deswegen hab ich doch gesagt, dass es vermutlich besser ist, dass Cold Steel 3 und 4 noch nicht übersetzt sind. Weil es gibt zwar spielbare Fanübersetzungen der Crossbell Teile, da fehlt aber noch einiges an Editing. Soll zwar verständlich sein, aber ich warte lieber noch.

Cuzco
14.12.2018, 12:32
In Trails in the Sky spielt man Mitglieder der Bracer Gilde, ja. Wenn du die aus irgendeinem Grund nicht spielen kannst, dann scheinen aber diese Text LPs ganz gut geeignet zu sein.

https://lparchive.org/The-Legend-of-...ls-in-the-Sky/
https://lparchive.org/The-Legend-of-...in-the-Sky-SC/
https://lparchive.org/Trails-in-the-Sky-the-3rd/ - Das ist übrigens hauptsächlich ein Dungeon Crawler, auch wenn es durchaus noch einiges an Story gibt.

Ich würde aber schon empfehlen die tatsächlich zu spielen, auch wenn das Pacing furchtbar langsam ist, was sich zumindest mit dem Turbo Modus der PC Fassung etwas ausgleichen lässt. Storytechnisch finden einige die ja besser als Cold Steel. Mir hat das Persona-artige Beziehungssystem aber ein bisschen mehr zugesagt. Auch wenn man dadurch halt beim ersten Mal einige Gespräche verpassen kann, was in Trails in the Sky nicht der Fall ist.
Ich merke nur einfach, dass ich die Zeit nicht habe. Die Spiele dauern schrecklich lange. Die VITA hatte ich halt immer im Bett mit - habe teilweise bis 2 gespielt und bin dann mit der VITA im Bett eingeschlafen. ;)
Einen PC habe ich gar nicht, wobei ich das ganze wahrscheinlich auf dem Mac emulieren könnte aufgrund der doch sehr niedrigen Systemanforderungen. Die Spiele sind aber noch verhältnismäßig teuer und da mich die Hintergrundgeschichte einfach interessiert, werde ich mir bei gegebener Zeit gerne mal die Let's Plays durchlesen. Vielen lieben Dank für die Links. :)

Übrigens würden mich die Crossbell-Teile auch interessieren. Läuft das dann so, dass man die Fanübersetzung parallel am Bildschirm oder auf dem Zettel mitliest oder kann man sie gar ins Spiel patchen, falls es die Crossbell-Serie auch für PC gibt?


Nein. Deswegen hab ich doch gesagt, dass es vermutlich besser ist, dass Cold Steel 3 und 4 noch nicht übersetzt sind. Weil es gibt zwar spielbare Fanübersetzungen der Crossbell Teile, da fehlt aber noch einiges an Editing. Soll zwar verständlich sein, aber ich warte lieber noch.
Ah, alles klar. Ich habe verstanden. :)

~Jack~
14.12.2018, 13:00
Ich merke nur einfach, dass ich die Zeit nicht habe. Die Spiele dauern schrecklich lange.
Da wäre es halt praktisch die PC Fassungen spielen zu können, da die mittlerweile allesamt einen Turbo Modus besitzen. Das selbe gilt für Cold Steel. Keine Ahnung wieviel Zeit man damit tatsächlich sparen kann, aber es dürfte vor allem für Trails in the Sky extrem praktisch sein.


Übrigens würden mich die Crossbell-Teile auch interessieren. Läuft das dann so, dass man die Fanübersetzung parallel am Bildschirm oder auf dem Zettel mitliest oder kann man sie gar ins Spiel patchen, falls es die Crossbell-Serie auch für PC gibt?
Eine Fanübersetzung die nur in Form von Text und nicht als Patch existiert würde ich mir gar nicht antun. Also ja, die kann man auf dem PC spielen. Und auf einer PSP.
Und Trails from Zero ist momentan zu irgendwas über 75% editiert. Also dauert das hoffentlich nicht mehr so extrem lange. Der Nachfolger würde dann aber natürlich noch ne ganze Weile dauern. Also mal schauen ob die vor dem Release von Cold Steel 3 oder 4 fertig sind :D

Winyett Grayanus
14.12.2018, 21:33
Schöner Einblick am Anfang, war interessant zu lesen. Ich möchte trotzdem noch ein paar Kommentare loswerden.



Heute sind weder Mod-Chip noch der Zoll das Problem.
Gerade auf den Zoll bezogen wäre das wunderschön. Ich war übrigens erst letzte Woche wieder beim Zoll...


Aufgrund seiner schieren Textmenge von einer Million Wörter (das entspricht allen (!) sieben Harry-Potter-Bänden im englischen Original) mussten sich die Übersetzer über zwei Jahre Zeit lassen und so erschien dieser Kiseki-Ableger mit zwei Jahren Verspätung im Jahr 2015 in den USA und Europa. Textlastige Rollenspiele wie die Playstation-Final Fantasies haben dazu im Vergleich nur ein Drittel dieser Textmenge. Bei so viel Text kann man natürlich auf eine deutsche Übersetzung keinesfalls Anpruch erheben. Daher sollte das Englisch natürlich sitzen. Ich sehe dabei kein Problem, denn Englisch ist mittlerweile die verbreitetste Fremdsprache und bin sehr froh, dass ich dieses Spiel in einer für mich verständlichen Sprache serviert bekomme (gut, es ist mit Einschränkungen meine zweite Muttersprache).
Wer behauptet denn das? Das klingt nach einem ziemlichen Mythos, zumal die Skripte, die Teil 4 beilagen (für die Teile 1-3) auch zusammen nicht ansatzweise Harry-Potter-Umfang erreichen. Das klingt für mich eher so, als wollten Übersetzer damit mal wieder ihre vermeintlich ach-so-schwere Arbeit überhöhen, ich glaube jedenfalls kein Wort davon.
Wenn man mich fragt, haben die Dialoge in allen Sen-Spielen eine ganz normale Länge (wobei es natürlich leider auch Abweichungen nach unten gibt, gerade heutzutage).


sowie die „Y’s“-Spiele (von denen ich bisher komplett verschont geblieben bin).
Ich habe länger die Finger davon gelassen, finde aber mittlerweile, dass sich die Ys-Reihe auch lohnt (sie ist nur etwas anderes).


gilt als Auftakt zu einer der angeblich besterzähltesten und storylastigsten RPGs
Das ist ein Werbeversprechen von Falcom und steht auch so auf den Hüllen ("Story RPG" - was auch immer das sein soll. Wahrscheinlich hat die Behauptung dort ihren Ursprung, wobei man immerhin nicht abstreiten kann, dass die Spiele jeweils eine gute Geschichte erzählen und die Charaktere brauchbar sind. Klischees und Sexismus mal außen vor.


Zu den Crossbell-Spielen: Ich habe diese Spiele nicht übersetzt gespielt, aber mal in die Übersetzung reingeschaut (es gibt einiges bei Youtube). Wer es spielen will, hat definitiv keinen Grund mehr, zu warten, denn die Übersetzungen sind solide und komplett. Auch offizielle Übersetzungen sind oft unschön und weisen Fehler auf.

Cuzco
15.12.2018, 00:45
Schöner Einblick am Anfang, war interessant zu lesen. Ich möchte trotzdem noch ein paar Kommentare loswerden.
Danke. :)

Gerade auf den Zoll bezogen wäre das wunderschön. Ich war übrigens erst letzte Woche wieder beim Zoll...
Oh je, du Armer. Ja klar, manche Spiele gibt es in Europa einfach nicht. Ich hoffe, Du kommst da gut weg. Einmal haben sie sogar ein Spiel von mir vernichtet: Ich hatte Suikoden 3 bei einem Händler bestellt. Anscheinend wurde da irgendetwas in der Kennzeichnung falsch eingetragen, weshalb ich nur per Brief informiert wurde. Ein Kumpel aus Kanada hat mir das Spiel dann damals gebrannt und den DVD-Rohling als Brief geschickt. Kam unversehrt an. Seitdem war ich nicht mehr beim Zoll - Radiata Stories, diesmal das Original, habe ich auch per Briefpost aus Kanada erhalten.


Wer behauptet denn das? Das klingt nach einem ziemlichen Mythos, zumal die Skripte, die Teil 4 beilagen (für die Teile 1-3) auch zusammen nicht ansatzweise Harry-Potter-Umfang erreichen. Das klingt für mich eher so, als wollten Übersetzer damit mal wieder ihre vermeintlich ach-so-schwere Arbeit überhöhen, ich glaube jedenfalls kein Wort davon.
Wenn man mich fragt, haben die Dialoge in allen Sen-Spielen eine ganz normale Länge (wobei es natürlich leider auch Abweichungen nach unten gibt, gerade heutzutage).
Da gibt es tatsächlich eine Quelle zu: https://gaming.fandom.com/wiki/List_of_longest_video_game_scripts
Da befindet sich Cold Steel in der Word-Count-Tabelle im Bereich mit den ganzen Ein-Millionen-Wörtern-Spielen. Das kann auch schon sein. Die Dialoge fühlen sich auch exorbitant lange an und haben bestimmt die halbe Spielzeit eingenommen. Teil 2 scheint übrigens minimal weniger Wörter zu haben.

Zudem scheint Japanisch nicht unbedingt einfach zu übersetzen zu sein. Ein Kumpel von mir ist Japaner und er hat mir erklärt, dass, wenn man Japanisch direkt übersetzt, klingt es extrem "geschwollen" und sehr weltfremd. Viele Ausdrücke sind teils komplett entrückt vom eigentlichen pragmatischen Sprachgebrauch. Daher ist eine Übersetzung wesentlich eine Neuinterpretation. Das macht das Japanische besonders perfide. Während es sich in andere asiatische Sprachen wie in das Koreanische noch verhältnismäßig leicht übertragen lässt (weil die sich ähnlich "gewählt" ausdrücken), ist es sehr aufwendig, japanische Texte in westliche Sprachen zu fassen. Auch Anreden müssen anders gefasst werden, da sie oft gesellschaftlich bedingt ausfallen - vgl. die senpai-Problematika (Du warst schon vorher da oder so). Daher kann ich mir schon vorstellen, dass dieses Spiel für die beiden Übersetzer richtig viel Arbeit war. Zudem sind ja noch die ganzen deutschen Begriffe drin. Ich bewundere daher auch jeden, der diese Sprache lernt. In den westlichen Sprachen ist der Sprachgebrauch recht ähnlich (romanisch, slawisch, germanisch).


Ich habe länger die Finger davon gelassen, finde aber mittlerweile, dass sich die Ys-Reihe auch lohnt (sie ist nur etwas anderes).
Ich weiß bis jetzt nur, dass es diese Serie gibt. :D


Das ist ein Werbeversprechen von Falcom und steht auch so auf den Hüllen ("Story RPG" - was auch immer das sein soll. Wahrscheinlich hat die Behauptung dort ihren Ursprung, wobei man immerhin nicht abstreiten kann, dass die Spiele jeweils eine gute Geschichte erzählen und die Charaktere brauchbar sind. Klischees und Sexismus mal außen vor.

Das definitiv. Es sind fast schon Visual Novels. "Story RPG" trifft eigentlich den Nagel auf den Kopf.


Zu den Crossbell-Spielen: Ich habe diese Spiele nicht übersetzt gespielt, aber mal in die Übersetzung reingeschaut (es gibt einiges bei Youtube). Wer es spielen will, hat definitiv keinen Grund mehr, zu warten, denn die Übersetzungen sind solide und komplett. Auch offizielle Übersetzungen sind oft unschön und weisen Fehler auf.
Vielleicht schaue ich mir die auch noch mal an. V.a. weil die ja parallel zu den Sen-Spielen spielen. ;)

one-cool
19.12.2018, 11:46
Da gibt es tatsächlich eine Quelle zu: https://gaming.fandom.com/wiki/List_of_longest_video_game_scripts
Da befindet sich Cold Steel in der Word-Count-Tabelle im Bereich mit den ganzen Ein-Millionen-Wörtern-Spielen. Das kann auch schon sein. Die Dialoge fühlen sich auch exorbitant lange an und haben bestimmt die halbe Spielzeit eingenommen. Teil 2 scheint übrigens minimal weniger Wörter zu haben.
Ui, danke für die Liste, ich bin massiv überrascht. Hätte ich so nicht erwartet.
Aber wirkt immer noch weitaus größer, als ich dachte, Zeichen - Wörtern ist ja ne massive Veränderung :o

Cuzco
20.12.2018, 11:48
Ui, danke für die Liste, ich bin massiv überrascht. Hätte ich so nicht erwartet.
Aber wirkt immer noch weitaus größer, als ich dachte, Zeichen - Wörtern ist ja ne massive Veränderung
Jo, man kann auch nicht 100% von Schriftzeichen auf Wörter schließen. Aber dass Trails of the Cold Steel ungefähr dreimal so viel Text haben soll wie Final Fantasy VII hat, würde ich so unterschreiben.

Ich werde in den kommenden Tagen mein Abschluss-Fazit für meine diesjährige JRPG-Challenge schreiben und erwarte darauf dann eine muntere Diskussion.

Be prepared!

Shieru
20.12.2018, 12:01
Wenn man den alten Standard von "20% längere Texte" nimmt, und die durchschnittliche Länge englischer Wörter berücksichtigt (6.08), dann haben wir für Cold Stee 2 ca. 735.000 Wörter (wenn man sagt "OK, aber da sind Leerzeichen nicht berücksichtigt" und auf 7.08 aufstockt immer noch 631.000 Wörter). Zum Vergleich: Order of the Phoenix (längstes Harry-Potter-Buch) hatte 257.000 Wörter. Nun kann man sich natürlich drum streiten, wie viel zur Main Story gehört, und wie viel NPC-Fluff ist, aber das gehört dann schon eher in die Kategorie "Individuelles Spielerlebnis" - bei einem Buch hat man in der Regel nicht die Wahl, Teile des Skripts zu überspringen. :D

Cuzco
02.01.2019, 13:43
Das Abschlussfazit für 2018 kommt sehr sehr bald. Ich schreibe schon fleißig daran. Bin auch gerade dabei, die Challenge für das aktuelle Jahr zusammenzustellen. War nur mega viel los jetzt zwischen den Jahren bei mir inklusive ne vielversprechende CD-Produktion (Anfrage kam sehr plötzlich). Aber ab morgen bin ich auch wieder für da. :D

Cuzco
30.01.2019, 21:57
MAKE JRPG Great again? – ein Essay zur Platzierung des japanischen Rollenspiels in der aktuellen Videospiellandschaft

Endlich ist es soweit. Aufgrund momentanem Bewerbungschaos und damit verbundener Planungsunsicherheit, kann ich meine Abhandlung mit Schlussfazit nach der JRPG Challenge 2018 erst jetzt stellen. Ich bitte dies zu entschuldigen und hoffe nach wie vor auf eine angeregte Diskussion in diesem Thread, da es einige Schlussfolgerungen gibt, die ich nun nach der Challenge und den Erfahrungen der letzten Jahre zu Papier bringen kann. Ich versuche hierbei auch, mich kurz zu halten – also in etwa 3500 Wörtern Essay.


1. Das japanische Rollenspiel – ein Auslaufmodell?

Noch zur Playstation-2-Zeit konnte ich das japanische Rollenspiel als mein Lieblings-Genre betrachten. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass ich viel jünger war, aber auch daran, dass ich gut erzählte Geschichten in Videospielen bevorzuge – damals vor allem in Fantasy Genre. Und da konnten europäische Rollenspiele den Japanern bei weitem nicht das Wasser reichen. Entweder waren diese Spiele sehr auf Action (Diablo-Reihe) oder ausladende Welten (Gothic) bedacht. Aber das größte Problem war das Storytelling – bedingt durch ein nicht vorhandenes Charakterdesign. Die Rahmenhandlung war sehr spärlich und das Quest-Design repetitiv (= „Da sind ein paar Räuber, die überfallen immer die Dorfbewohner., Räuchere sie aus!“ – über „Kaufe mir im nächsten Dorf einen Bogen und bring ihn mir!“ – bis hin zu „Suche meine verlorene Ziege!“). Es gibt keine Geschichte hinter den Quest-NPCs, auch keine Persönlichkeiten und die Figuren sahen auch meistens alle gleich aus. Zwar hat man die Dialoge meistens mit sehr blumiger Sprache eingefärbt, um eine Atmosphäre zu schaffen. Aber erzählerisch haben die zwischenmenschlichen Konflikte als Triebfeder zur Handlung gefehlt.

Nicht so die japanischen Rollenspiele. Sie hatten zwar in der Regel keinen frei erstellbaren Helden, dafür erzählen sie seit ihrer Zeit auf dem Super Nintendo abwechslungsreiche und mitreißende Geschichten und das im Rahmen ihrer Möglichkeiten sehr gekonnt: Kefkas Verrat am Kaiser und die neue Weltordnung und ganze Espersache in Final Fantasy VI; Maxims und Selans Selbstopfer in Lufia 2, um die Todesfestung kontrolliert abstürzen zu lassen oder als Ark in Terranigma herausfindet, dass er nur eine Kopie des Lichtkriegers ist... Da hat man in Rollenspielen aus Europa und Amerika als emotionalen Höhepunkt noch den Stall ausgemistet - vorzugsweise durch Kampfhandlungen.

Mitte bis Ende der 90er entwickelte sich das japanische Rollenspiel zum narrativen Spielegenre Nummer 1. JRPGs entwachsen der Nische und Spiele wie die Final Fantasy Reihe werden das erste Mal in Europa auf den Markt geworfen. Gerade Final Fantasy VII schaffte es, auch die Europäer in seinen Bann zu ziehen und das Genre zählte dann auch zum Mainstream. Klar, die Playstation 1 und der PC ermöglichten es erstmals, dass Spiele eine cineastische Erfahrung boten und die Handlung im Umfang eines Buchs wurde fast wie im Film in Szene gesetzt. Es gab zwar immer noch Entscheidungen bestimmte Titel nicht in Europa zu veröffentlichen, aber die USA bekamen beinahe jedes Rollenspiel aus Fernost. Viele bedeutende Serien entstanden damals – wie Grandia, Wild Arms oder Suikoden. Auch die Tales Serie – noch ein Ausläufer des SNES-Zeitalters – ist bis heute vor allem eine wirtschaftlich rentable Serie und elf der 17 (!) Ableger schafften es sogar nach Europa – zehn davon sogar mit deutschen Texten.

Jedes Spiel hatte eine besondere Geschichte zu erzählen. Zwar gab es hie und da schon Gemeinsamkeiten, doch die meisten Spiele hatten noch einen kreativen Umgang. Und eine glaubwürdige Spielewelt: Bei Final Fantasy VII, VIII und IX machten die Entwickler sich sogar die Mühe den Alltag der Spielewelten zu beleuchten. So gibt es in FF VII einen riesigen Vergnügungspark bei denen sich die Charaktere in verschiedenen Situationen näher kommen – als Abwechslung zur Action oder der schwerverdaulichen Lebensstrom-Philosophie. Apropos Philosophie: So galt es zwar in jedem Final Fantasy oder Tales-Of die Welt zu retten, aber andere Spiele wie Shadow Hearts beschränkten sich auf die eher persönlichen Themen ihrer Protagonisten oder experimentierten mit neuen Erzählansätzen...

Doch mit dem Ruhm war es auch irgendwann mal vorbei. Zwar rettete sich dieses Genre noch in der PS2-Zeit sehr erfolgreich. Die meisten Spiele wurden sogar ins Deutsche lokalisiert, ein paar erhielten sogar deutsche Sprecher wie Ark – Twilight of the Spirits oder die ersten beiden Kingdom Hearts-Ableger. Doch spätestens mit PS3, Xbox 360 und Wii verschwand das Genre natürlich abseits der großen Spieleserien wie Final Fantasy wieder in der Nische. Diese Schlussfolgerung ziehe ich vor allem daraus, dass abseits der bereits etablierten Spieleserien wie eben Final Fantasy fast keine neuen IPs mehr erscheinen (Sakaguchis Xbox- und Wii-Spiele mal ausgenommen), was während der PS2-Ära ständig der Fall war. Was war passiert? Und sollte es so weiter gehen?

In den letzten drei Jahren erscheinen wieder verstärkt JRPGs – mit dem kleinen Unterschied, dass ein Groß meist ziemlich nischige Titel sind (wie diese „Atelier Kulleraugen-Übertrieben-Blow-Up-The-House-Because-Of-Being-An-Alchemist“ oder Shounen-Waifu-Zicke-Zacke-Hühnerkacke) und diese von hauptsächlich kleinen Publishern wie Nippon Ichi Software America unlokalisiert dem europäischen Markt überlassen werden. Die Verkaufszahlen gelten dabei als solide. „Man kann davon leben“. Aber reich wird man damit nicht. Dann gibt es Spiele die wie ein Paukenschlag – tung! – 5 Millionen Verkäufe erzielen, z.B. Final Fantasy XV wegen des Namens. Oder Remakes früherer Spiele wie Secret of Mana über dessen Qualität ich hier keine Worte verlieren möchte. Und es gibt als Ausnahme wieder ganz wenige unabhängige Millionenseller wie Xenoblade Chronicles 2. Der Markt scheint sich wieder etwas zu erholen. Doch trotzdem ist das gemeine JRPG gegenüber dem Mainstream etwas abgehängt. Und zwar nicht nur in den Verkaufszahlen, sondern auch in spielerischen Aspekten.


2. Storytelling und erzählerische Immersion in West-Rollenspielen

Welche Rollenspiele sind am besten erzählt? In welchen finden sich die stärksten Charaktere und spannendsten Handlungen. Ich würde diese Frage aktuell mit „The Witcher 3“ beantworten, aber auch mit „Kingdom Come: Deliverance“ (wo man das sich gedachte Spiel vom tatsächlichen Ergebnis trennen muss), der Bioshock- als auch der Dishonored- als auch der Mass-Effect-Reihe und natürlich Biowares One-Hit-Wonder „Dragon Age: Origins“. Was fällt auf?

Ja, es sind alles Spiele aus dem Westen. Die die Stärken von japanischen Rollenspielen aufgegriffen haben und konsequent weiter entwickelt haben. Beispiel Witcher 3: Ich habe eine ziemlich unique Story mit sehr persönlichen Schicksalen und tragfähigen Persönlichkeiten in einer glaubwürdigen Spielewelt. Zudem ist jede Quest mit einer tiefgründigen Hintergrundgeschichte ausgestattet und die NPCs kehren teilweise wieder und bestimmte Quests wirken sich auch auf den Handlungsverlauf aus. Dazu kommt, dass man nicht mehr durch Zufallskämpfe aus dem Geschehen gerissen wird und auch die Kämpfe nicht rundenweise in eigenen Kampfarenen bestritten werden müssen. Man läuft durch das Spiel in Echtzeit und Bedrohungen und Kämpfe laufen „nebenbei“ ab – alles verschmilzt zu einem gesamten Spielerlebnis. Und das ist natürlich nicht nur im Witcher so, sondern auch in anderen Spielen.

Nicht umsonst ist mein Lieblingsspiel der kompletten Konsolengeneration bisher Uncharted 4. Klar, die Story ist jetzt dort nicht so philosophisch wie sie beispielsweise in einem Lost Sphear gemeint war. Aber Uncharted 4 ist durch seine Charaktere, spannende Handlung und die spielerische Abwechslung und seinen zugegeben echten Charme einfach unschlagbar – für mich und für viele andere westliche Spieler. Wieso Uncharted 4? Das hängt damit zusammen, dass ich ein glühender Verfechter des Abenteuer-Genres bin. Genauso könnte hier auch Red Dead Redemption 2 oder Horizon – Zero Dawn stehen. Je nachdem, welches Genre man präferiert. Aber mit dem Vergleich genau dieser (nicht Rollen-)Spiele offenbaren sich die Schwächen des JRPG-Genres am meisten. Dabei stehen die PS1-JRPGs den heutigen westlichen AAA-Produktionen gar nicht in so vielen Dingen nach.

Um wieder ein Beispiel für ein Spiel zu bringen, das einen echt abholen kann, wäre Final Fantasy VII zu nennen. Die spielerische Abwechslung ist hier nach wie vor enorm und die auch Story, Charaktere und Handlung tragen. Im ersten Drittel befindet man sich hauptsächlich in den Marginalbezirken der Metropole Midgar. Dort gibt es verschiedene Sektoren, die je nach Wohlstand entweder aus verklinkerten Altbauten oder zusammengenagelten Bretterbuden besteht. Man lernt in einem relativ gemächlichen Tempo die Situation der Protagonisten und auch der Bevölkerung kennen, schleicht sich in ein Bordell, um den Besitzer zu erpressen oder jagt mit seiner Umweltschutzorganisation Avalanche die umstrittenen Mako-Reaktoren in die Luft, um die Welt zu retten.
Im Hintergrund entwickelt sich langsam die Rahmenhandlung und man erfährt einiges übewr die Schicksale der Protagonisten. Im Grunde hat man aber – trotz linearem Spielprinzip – immer das Gefühl, die Handlung durch die Spielfiguren selbst mitzutragen. Am Ende steht eine spektakuläre Flucht aus der Stadt und die Spielewelt öffnet sich. Immer wieder gibt es handlungstechnische Verschnaufpausen wie den Vergnügungspark und erst gegen Ende offenbart sich das wahre Ziel des Spiels.
Das ist auch im Nachfolger so und im Nachfolger des Nachfolgers erst recht – dabei aber noch zusätzlich in „schön“. Diese drei Spiele holen den Spieler ab. Kämpfe betrachte ich dabei als notwendiges Übel, aber diese bieten aufgrund der dominanten Story einerseits ein strategisches Gegengewicht und kommen andererseits auch nicht ununterbrochen vor.

Teil 10 konnte dann den hohen Erwartungen nach Teil IX nicht mehr ganz gerecht werden – ist aber auch noch meilenweit davon entfernt ein schlechtes Spiel zu sein. Allerdings zeichnen sich hier schon erste Probleme des Genres ab. Anstelle eines nicht vorhersehbaren Spielzieles, vielen Verschnaufpausen und dem Spielaufbau wie ein Buch wurden die japanischen Rollenspiele ab der sechsten Konsolengeneration (Playstation 2 und Konsorten) mehr zu einem Filmerlebnis. Das eigentliche Ziel war relativ schnell festgelegt (Sin aufhalten), es ist alles ein langer Weg ohne großartige Verschnaufpausen (die Städte sind Durchgangsstation und nicht mehr handlungsrelevant) und das ganze Spielerlebnis wird dadurch spürbar linear. Die Charaktere und ihr Handeln hat keinen direkten Einfluss mehr auf die Handlung.

Das ist nicht nur das Problem von Final Fantasy, sondern von vielen Spielen wie bei den Xenosaga-Spielen, wenngleich nicht allen – (Tales of the Abyss ist da z.B. eine rühmliche Ausnahme.) Perfektioniert hat diese ruhelose aneinandergereihte Acttion dann aber Final Fantasy XIII. Auch wenn es immer wieder Enthüllungen und Geheimnisse zu lüften gibt, aber das Spiel gibt einem das Gefühl, dass man es in einem Zuge durchspielen soll. Bei Final Fantasy VII war man mal im Cosmo Canyon und konnte nach der Episode – die einen etwas von der Hauptgeschichte abgelenkt hat – wieder entspannt in die eigentliche Hatz auf Sepiroth zurückkehren. Bei XIII hängt man eigentlich ständig in der Luft. Und das wird bei den meisten Spielen heutzutage eigentlich nicht besser.

Rühmliche Ausnahmen: Ni No Kuni Eins hatte noch die Möglichkeit während der Reise immer mal wieder nach Motorville zurückzukehren oder bei den Trails of Cold Steel-Spielen darf man neben Heimatbasis (Akademie, Courageos) auch noch richtig nachforschen darf, wer denn eigentlich jetzt was vorhat, was im Grunde die Spannung trotz peinlich übertriebener Mecha-Action trägt. Aber genauso hat man oft genug belanglose Heldenreisen, vor allem in Lost Sphear, Tales of Xillia 2 oder Grandia 2 und selbst im ersten Teil von Dragon Quest XI – wobei das Spiel ab der zweiten Hälfte so richtig einen Zahn zulegt und die klassische, immer gleich aufgebaute Formel, abschüttelt.


3. Spielerisches Abstellgleis

Neben einer oft immer gleich aufgebauten Handlung und einer langen Reise kranken JRPGs – vor allem neuere Vertreter – aber vor allem an einem: Spielerische Abwechslung. Das fehlt einigen Vertretern komplett. Den größten Nachteil macht mangelndes Leveldesign aus:

Während Witcher 3 und Kingdom Come vor allem in realistischen Umgebungen spielen und somit wesentlich intuitiver und spontaner in der Abenteuergestaltung sind, da sie keinen Wert auf die Unterscheidung zwischen Verließ und Oberwelt legen, macht beinahe jedes JRPG den gleichen Fehler.

Schlimmstes Beispiel, welches mir gerade einfällt: Grandia 2. Man kommt in ein Dorf, muss dort das Problem lösen und spielt ein nebenan liegendes Labyrinth. Zwar gibt es auch hier einen Plottwist am Ende, aber naja... Dazu kommt, dass die Dungeons alle ähnlich aufgebaut sind. Man läuft durch – metzelt einen Obermotz und kommt dann als Retter wieder heraus und darf dann weiter in das nächste Dorf ziehen. Allerdings sind die Probleme der Dörfer meist ohne Bewandtnis für die Helden oder die Handlung. Dieses Problem haben deutlich mehr Spiele. Dragon Quest 11 zum Beispiel.

Doch das Schlimmste daran ist, dass die Dungeons alle ohne Abwechslung sind. Man muss einfach ein Ziel in dem Dungeon erreichen und sich durchkämpfen. Und das immer und immer wieder. Es gibt keine Rätsel, keine Begleiter, keine unvorhergesehenen Überraschungen. Die Dungeons sind nicht in die Story eingebunden. Und das Design stinklangweilig. Man läuft nur durch und kämpft. Gelegentlich gibt es vielleicht mal ein Schalterrätsel. Bei Dragon Quest 11 hat man – gerade wegen der langweiligen Dungeons – verschiedene Reittiere eingesetzt, die man benutzen kann, um andere Etagen zu erreichen oder Wassergräben zu überwinden. Doch auch hier: Immer das gleiche. Vom ersten Dungeon bis zum Schloss von Mordegan. Nur an ganz wenigen Stellen gibt es Abwechslung: Und zwar, wenn man mit seinem stummen Helden Siegfried und Erik aus dem Schloss flüchtet und sich dann vor Rittern und einem schießwütigen Drachen in Acht nehmen muss. Oder bei Ni No Kuni 2, wo man auf Rätsel vollkommen verzichtet – nur in dem Mechbaum-Dungeon nicht – wobei das Rätsel eher richtiggehend nervt. Und selbst das storytechnisch abwechslungsreiche Trail of Cold Steel hat immer den gleichen Dungeonaufbau mit minimalen Variationen in Schalterrätseln für Dumme. Nicht nur im alten Schulhaus.

Witzigerweise waren die Dungeons früher deutlich besser in die Handlung integriert und boten spielerische Abwechslung. Um wieder einmal die PS1-Final Fantasies zu nennen: Man hatte immer irgendwelche zusätzlichen Bedingungen, als einfach ein Ziel zu erreichen und einen Endgegner zu besiegen. So stürmte man in FF VIII eine Raketenbasis mit ungewissem Ausgang, muss in FF VII an einer Militärparade teilnehmen, musste in Final Fantasy IX aus einem verhexten Wald entkommen... Alle Dungeons waren in die Handlung eingebaut und es geschahen handlungsrelevante Dinge. Man musste nicht nur ein Ziel erreichen und gegen einen Endgegner kämpfen, sondern bestimmte Aufgaben erfüllen. Teilweise änderten sich ständig die Rätsel und man kam in bestimmten Räumen ein paar Mal vorbei oder man teilte die Gruppe und untersuchte zwei unterschiedliche Teile. Oder man wusste gar nicht was jetzt los war – wie im Zinnengebirge in FF IX. In FF X wurde das ganze Konzept dann mehr oder weniger über den Haufen geworfen, in Teil XII lief man sich nur noch kämpfend durch. FF XIII war dann ein einziges Dungeon – also das ganze Spiel.

Auch bei Retro-Stil-Spielen wie Octopath Traveler oder Lost Sphear sind die Dungeons ein schlechter Witz. Einfach ein paar verzweigte Gänge mit Kämpfen – ohne Abwechslung und Handlungsrelevanz. Wie die Nebenaufgaben in früheren West-RPGs der Machart Gothic. Langweilig. Ununterhaltsam. Da sind Spiele, die einen hanldungstechnisch durch das Konstrukt führen, schon von Vorteil. Wie die Assassins Creed-Reihe, die neben ihrer gut erzählten Story Abwechslung in die Missionen bringt. Zwar gibt es hier nicht unbedingt eine Heldenparty mit der man sich auf lange Sicht „unterhalten“ kann und teilweise ist die Handlung schon arg konstruiert, aber moderne JRPGs wirken vom Stil her schon wesentlich altbackener. Und weniger dynamisch.


4. Final Fantasy XV – Fast ein Schritt in die richtige Richtung

Während sich sehr viele JRPGs auf diesen altbackenen Mechaniken ausruhen (Tales-Of *hust), gibt es immer wieder Bestrebungen, JRPGs zeitgemäßer werden zu lassen. Und somit dynamischer. Ein Spiel, dass sich sehr ambitioniert an das herangewagt hat, ist Final Fantasy XV. Und ja, es hätte diesen Schritt schaffen können – zumindest mit den Ideen, die es mitgebracht hat. Die Story wäre nicht schlecht gewesen – auch wenn es sich hier wieder um einen langen linearen Weg gehandelt hat. Aber man hätte die ganzen Hintergründe aus Film und Anime ins Spiel integrieren müssen PLUS einfach mehr Handlung schreiben. So hätte es in Altissia und Tenebrae deutlich mehr Nebenereignis bedurft. Und Luna und Noctis hätten zusammen was erleben müssen – vielleicht hätte Noctis sie sogar vor Ravus in Altissia retten sollen, was dann zu einer Verfolgungsjagd durch die Grachten und Kanäle der wunderhübschen aber bumsleeren Lagunenstadt geführt hätte... So unfassbar viel verschenktes Potenzial, vor allem sind die Gebiete ja fertig. Und die Figuren und das Writing sind – bis auf die Nebenaufgaben, die man sich besser komplett gespart hätte – exzellent. Dialoge sind spitze und die Protagonisten nahbar, nachvollziehbar und liebenswert.

Das Kampfsystem wäre auch nicht schlecht – wenn man sich die Mühe gemacht hätte und den Spieler anders da herangeführt hätte – nicht über ein Kampftutorium während der Installation, das einfach durch Textboxen alles erklärt. Gut gewesen wäre so was wie in Kingdom Come, wo man mit verschiedenen Figuren trainiert z.B. und somit jede Finte und Möglichkeit nach und nach erarbeitet.
Vor allem gelungen sind die Dungeons in Final Fantasy XV: Jeder Dungeon hat eine andere Thematik, die Jungs sind ständig am Quasseln und man hat das Gefühl einer richtigen Herausforderung. Am Anfang muss man mit Taschenlampen ein altes Königsgrab mit Kasematten erkunden und hat teilweise das Gefühl eines angenehmen Horror-Adventures der Marke Resident Evil.

Außerdem bricht nach einem Plottwist im letzten Viertel des Spiels die postapokalyptische Epoche der ewigen Nacht an und man geht mit gealterten Protagonisten in das belagerte Insomnia... So viele – wirklich geniale Ideen. Richtig gute Dialog-Regie, tolle Figuren, eine sehr eigene, da an den mittleren Westen des USA angelehnte Spielewelt. So unfassbar viel Potenzial... Und dann sooooo verkackt. Nicht falsch verstehen: FF XV ist beileibe kein schlechtes Spiel und spielt immer noch ein paar Ligen über Lost Sphear oder FF XIII, aber es gibt so viele Dinge, die einfach mal... fehlen. Dazu kommt auch noch, dass sie die einzigen für mich relevanten Story-DLCs gecancelt wurden, namentlich die Episode Lunafreya und Episode Noctis. Diese hätten mich halt wirklich interessiert. Aber nein, nach den eher actionlastigen DLCs der drei Mitstreiter und Ardyn zieht man den Stecker! Wieso gerade jetzt?


5. Sind JRPGs jetzt „Great Again“?

Im Moment sind JRPGs in meinen Augen noch weit davon entfernt, um ihren früheren Stellenwert als Triple-A-Narrations-Genre zurückzuerobern. Das liegt an den erörterten Unzulänglichkeiten. Wenn man das Genre mit Spielen wie einem „Witcher 3“ vergleicht, dann sind JRPG-Spiele zu altbacken und zu undynamisch. Es gibt zwar Bestrebungen, das zu ändern und tatsächlich wenige Titel, die ich sogar als zeitgemäß erachten würde. Xenoblade 2 ist so ein Ausreißer. Es bringt zwar ein sehr klischeehaftes Shounen-Animekostüm mit, aber es modernisiert behutsam einiges Altbackenes wie das Missions-Design, hat eine glaubwürdige Spielwelt, sehr gute Charaktere und Dialoge und erfüllt den Tatbestand eines kleinen Meisterwerks. Einzig und alleine das letzte Drittel des Spiels (ab dem Baum) läuft wieder linear und der Schluss erweist sich stellenweise als vorhersehbar. So wie die letzten zwei Drittel in FF X. Dennoch ist die Charakterzeichnung so gut und das spielerische Design bringt einiges an Abwechslung mit (Nebenaufgaben größtenteils nicht) sowie die toll erzählte Geschichte und die erstklassige Spielwelt... Für mich der beste Vertreter des Genres der letzten Jahre und zusammen mit Zelda mein Lieblingsspiel für die Switch.

Doch andere moderne Titel haben nicht ganz diese Qualitäten. Zu FF XV habe ich mich ja schon ausgelassen. Bei den angefangenen Spielen wie Star Ocean 4 und 5 muss ich leider sagen, dass ich sie sehr langweilig finde. Dragon Quest VII auf dem 3DS motiviert mich auch kaum zum Weiterspielen. Und dann bin ich doch in meiner Challenge bei den abgeschlossenen Spielen öfter mal enttäuscht worden. Gerade wenn man dann noch Spiele wie Read Dead Redemption 2 oder Horizon Zero Dawn oder Kingdom Come spielen kann, merkt man, dass japanische Rollenspiele meistens einfach nicht die Strahlkraft entfachen wie westliche narrative Spiele. Auch die beiden Southpark-Spiele sorgten für durchweg super Unterhaltung und hatten einfach spielerisch viel mehr Abwechslung zu bieten.

Es ist aber nicht alles schlecht. Bei Dragon Quest XI konnte mich der starke Anfang sowie der Plottwist ab der zweiten Hälfte und die wirklich guten Charaktere sowie das konsequent klassische Zeichentrick-Setting in seinen Bann ziehen. Den Inception-mäßigen Ansatz des White Chronicle in Radiant Historia empfand ich als spannende Spielerei, der die mittelmäßige Handlung ganz gut umrahmt. Ni No Kuni 2 war für mich in erster Linie kein Rollenspiel, aber bot dafür Befriedigung für den Sammeltrieb. Octopath Traveler lässt sich immer mal wieder kurz spielen, auch wenn es komplett zusammenhangslos und teilweise unmotivierend vor sich hinplätschert. Und Trails of Cold Steel ist der Auftakt zu einer sehr interessanten Spielereihe, die mich tatsächlich – vor allem aufgrund der vielen nahegehenden Charaktere – dazu bringt, das Spiel weiterzuverfolgen und den zweiten Teil immer besser zu finden. Dialoge und Figuren sind exzellent und der zweite Teil bügelt bereits vieles, was mir am Vorgänger noch missfallen hat, aus.


6. Ausblick

Ich werde auch 2019 wieder in eine Challenge starten, da es doch noch einige Spiele im JRPG-Genre gibt, die mich interessieren und über die ich mir meinen Überblick über das Genre erweitern kann. So habe ich noch nie ein Kingdom Hearts gespielt. Auch noch nie ein Persona, obwohl ich die CD von Teil 5 für die PS4 besitze. Ich werde in den nächsten Wochen meinen 2019er-Thread eröffnen. Bis dahin hoffe ich auf angeregte Diskussionen über das Genre und mein Essay in diesem Thread. Ich denke, dass ich zumindest genug Einblick in die Materie gesammelt habe, um das Genre größtenteils als solches beurteilen zu können. Außerdem habe ich mich über viele Dinge erkundigt und recherchiert unter anderem auch die Verkaufszahlen.

Ich glaube daher nicht, dass ich mit meiner Meinung alleine dastehe. Ich hätte wahrscheinlich gar kein JRPG angerührt, wenn ich dieses Genre nicht seit dem Super Nintendo kennen würde. Aufgrund seiner angestaubten Natur. Außerhalb Japans sieht man das auch an den Verkaufszahlen, dass das Genre bis auf einige Leuchttürme wie Final Fantasy in einer Nische sein Dasein fristet. Natürlich gibt es immer wieder Anstalten das zu ändern. Ich zocke gerade fleißig Vesperia (welches mich nach 12 Stunden im Moment noch maßlos enttäuscht und nicht das laut Werbung „Tales mit der besten Story“ erhoffte geniale neue Switch-JRPG ist) und Cold Steel 2 (das ich nach abgeschlossenem Intermission Chapter nun wirklich sehr mitreißend finde – trotz übertrieben japanischer Mecha-Action und Dragonball-Z-artigen Drohgebärden vor jedem Bossfight). Und Kingdom Hearts und Persona 5 sind auch vorgemerkt. Damit sollte mein Überblick wachsen. Mein Bewertungssystem werde ich erhalten und zudem noch einige Titel aus 2018 in 2019 mitnehmen.
Schließen möchte ich mit einigen Bewertungen von JRPG-Spielen, die ich in den letzten Jahren durchgespielt habe – inklusive denen aus der aktuellen Challenge.



Die Referenz:

Final Fantasy IX (2000) – PS1, iOS, PS4, PC, Android, Switch ➊➋➌➍➎➏➐➑➒➓ legendär:
Einfach unbeschreiblich schönes Spielerlebnis mit enormer Spieltiefe, starken Figuren und einer der liebevollsten Spielewelten überhaupt.

Die neuen JRPGs:

Eigene Erwartungen in etwa erfüllt:

Tales of Zestiria (2015) – PS4 ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ gut:
Solides Abenteuer mit überdurchschnittlicher Story, die sich sehr viel Zeit lässt, bis sie in Fahrt kommt und einer Geschichte über Freundschaft mit guten Charakteren.

Tales of Berseria (2017) – PS4 ➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut:
Kurzweiliger als Zestiria, etwas spannendere Haupthandlung und endlich mal abwechlsungsreichere Dungeons. Starke Protagonistin, Rache als Motiv (:A).

Tales of Xillia (2013) – PS3 ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉+ gut, Tendenz sehr gut:
Kein weltbewegender Plot, dennoch für einige Überraschungen und spannende Geheimnisse gut unterhalten. Spielerisch eher fade, relativ kurz.

Miitopia (2017) – 3DS ➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉+ durchwachsen, Tendenz okay:
Zu erwartendes Ergebnis. Das Spiel lief oft einfach nur so nebenbei und war immer mal wieder für einen Lacher gut. Es spielte sich fast von alleine und war sehr seicht. Aber für das was es ist ganz nett. Macht in der U-Bahn Spaß.

Xenoblade Chronicles 2 (2017) – Switch ➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ hervorragend:
Mitreißendes Meisterwerk mit kleinen Schwächen, einem gigantischen Umfang und einem grandiosen Soundtrack.

Lost Sphear (2018) – Switch, PS4 ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉+ okay, Tendenz gut:
Unbeholfenes Storytelling, rudimentäres Level-Design. Dennoch relativ verträglich, da abwechslungsreich in Handlung und flott spielbar – abwechslungsreiches Kampfsystem. Die pseudo-philosophische total verunglückte Story und die schlecht geschriebenen Dialoge gewinnen aber keinen Blumentopf.

Radiant Historia_ Perfect Chronology (2018) – 3DS ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉+ gut, Tendenz sehr gut:
Nicht das erhoffte perfekte RPG, aber eine unglaublich motivierende und raffinierte Zeitreise.

Dragon Quest XI – Streiter des Schicksals (2018) – PS4, PC ➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut:
Ein charmantes Spiel wie alte schöne Fantasy-Animes. Für die konservative Rahmenhandlung wurde hier handlungs- und figurentechnisch alles Machbare herausgeholt. Dungeons sind in der Regel stinklangweilig. Und die Musik kann man wegschmeißen. Dies führt schließlich zur deutlichsten Abwertung dieses Fast-Meisterwerkes.

Bravely Default (2012) – 3DS ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉+ okay, Tendenz gut:
Zähes Spiel, etwas langweilige Figuren, aber sehr schöne Spielwelt. Sehr konservatives an die alten FF-Teile erinnerndes Spiel. Nichts besonders.

Bravely Second: End Layer (2016) – 3DS ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉+ okay, Tendenz gut:
Zähes Spiel, bessere Figuren als im Vorgänger, sehr schöne Spielwelt. Immer noch sehr konservatives an die alten FF-Teile erinnerndes Spiel. Nichts besonders.

The Legend of Heroes – Trails of Cold Steel (2015) – PS3, VITA ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ gut:
Insgesamt ein sehr textlastiger spielbarer Animefilm mit überzeugendem Kampfsystem, redundantem Dungeon Design, einem außergewöhnlichen Fokus auf die Charaktere und dem etwas anderen Schulalltag.


Eigene Erwartungen nicht erfüllt:

Final Fantasy XV (2016) – PS4, XBoxOne, PC ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ gut:
Sympathischer Roadtrip, bei dem einfach mal die Hälfte fehlt. Und das nach über 10 Jahren Entwicklungsdauer!

Xenoblade Chronicles X (2015) – Wii U ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉+ okay, Tendenz gut:
Viel zu wenig Story auf viel zu viel Spiel. Viel viel zu schwierig.

Pandora’s Tower (2012) – Wii ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay:
Untypisches JRPG. Insgesamt eher durch sein Level-Design und durch minimale Abwechslung in den verschiedenen Türmen ein fast reiner Dungeon Crawler. Die Rahmenhandlung entwickelt sich frei zum Verhalten des Protagonisten.

Secret of Mana Remake (2018) – VITA, PS4, PC ➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ durchwachsen:
Ausgesprochen schlampiges Remake des zeitlosen Klassikers.

Adventure of Mana (2016) – VITA ➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ durchwachsen:
Annähernde 1:1-Umsetzung von Mystic Quest für den Gameboy. Leider kaum verändert und um einige spielerische Unzulänglichkeiten ergänzt. Grafik wie von einem Billig-Smartphone-Spiel.

Ni No Kuni 2 (2018) – PS4 ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉+ gut, Tendenz sehr gut:
Leider kein Paradebeispiel für mitreißendes Story-Telling, aber für abwechslungsreiches Gameplay. (Meine Enttäuschung des Jahres)



Eigene Erwartungen übertroffen:

Tales of the Abyss (2006, 2013) – 3DS ➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉+ sehr gut, Tendenz hervorragend:
Richtig gut erzählte und abwechslungsreiche, wenn auch an den Haaren herbeigezogene Geschichte. Mit Abstand das beste Tales-Of. Geniale Charaktere, schon alleine Colonel Jade Curtiss (:bogart:).

Xenoblade Chronicles (2010) – Wii ➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ hervorragend:
Total interessantes Spiel mit faszinierender Spielwelt und wendungsreicher Handlung. Musik und Level-Design vom Feinsten.

The Last Story (2011) – Wii ➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉+ hervorragend, Tendenz legendär:
Abwechslungsreiches und sehr atmosphärisches Meisterwerk aus der Feder von Hironobu Sakaguchi. Mitreißende Charaktere und beste Unterhaltung bis zum Schluss des etwas zu kurz geratenen Abenteuers.

Ni No Kuni (2013) – PS3 ➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ hervorragend:
Unfassbar schönes und mitreißendes sowie sehr trauriges Meisterwerk mit interessanter Sammelmechanik, sehr detaillierter Spielewelt und schön anzuschauendem Almanach.



Spiele für die JRPG-Challenge 2019:

Neue Titel:

Tales of Vesperia: Definitive Edition (SWI)
Tales of Hearts R (VITA)
Trails of the Cold Steel 2 (VITA)
Town (SWI) – Gamefreak
Pokemon Switch (SWI)
Persona 5 (PS4)
The Last Remnant Remastered (PS4)
Kingdom Hearts 3 (PS4)
FF Crystal Chronicles (SWI)


Nicht gespielte Titel aus 2018:

Rogue Galaxy (PS4)
Dark Chronicle (PS4)
Dragon Quest 5 – Hand der Himmelsbraut (DS)


Noch nicht abgeschlossene Titel aus 2018:

Star Ocean – The Last Hope 4k// 6:41 – vsl. Noch ca. 32 Stunden (PS4)
Dragon Quest VII – Fragmente der Vergangenheit// 20:58 – vsl. Noch ca. 70 Stunden (3DS)
Octopath Traveler // 21:36 – vsl. Noch 25 Stunden (SWI)

Ὀρφεύς
31.01.2019, 20:41
Trotz deiner berechtigten Kritik am Genre finde ich im Vergleich dazu deine Wertungen ziemlich positiv.
Wie würde bei dir denn eine 1/10 ausschauen?

Wenn ich nämlich mein Regelsystem meiner Challenge hervorkrame, dann wäre ich bereits mit ein Sehr Gut für ein JRPG außerordentlich zufrieden.
Verdient hat sich das zuletzt ein Shin Megami Tensei 4: Apocalypse und das war Anfang 2017.
Zelda: Breath of the Wild, würde in der selben Wertung fallen, aber betrachte Zelda einfach nicht als JRPG und Kandidaten wie Nier: Automata oder Yo-Kai Watch finde ich zwar echt gut, aber im nachhinein haben die extrem viele Schwächen, weswegen höchstens ein Gut+ drin ist.

Und das WRPGs die Stärken von japanischen Rollenspielen aufgegriffen und konsequent weiter entwickelt haben, halte ich für ein böses Gerücht.:p
Baldur’s Gate 2 soll bereits damals im Jahre 2000 ein Meilenstein im Genre gewesen sein (aber habe das selber noch nicht gezockt).
Würde viel mehr von einer anderen Stilrichtung sprechen.
Gerade Divinity: Original Sin hat mir diesen Monat mehr als deutlich gezeigt, wie unterschiedlich sich beide Typen spielen können.
Der Ansatz ist halt ein ganz anderer im Sinne von einer viel offeneren, komplexeren Welt (ähnlich wie in The Witcher 3 oder Dragon Age: Origins), wo man in jeder Richtung die Handlung vorantreiben kann und sich nicht gezwungen sieht, genau jetzt einen bestimmten Ort aufsuchen zu müssen.
Wie dabei die Rahmenhandlung und die Charaktere ausfallen ist für mich ein anderes Thema.
Da könnte ich beide Richtungen gleichermaßen kritisieren und kommt halt auf den persönlichen Geschmack an.
Denn vielleicht suche ich lieber eine Ziege in einem WRPG, als den x-ten magischen Stein in einem JRPG?;)
Punkte, weswegen mir zumindest WRPG lieber sind ist, weil ich in vielen JRPGs genug von vielen Klischees, leer gefegten Dungeons, anspruchsloses Gameplay und dieses unerträglich laute und bunte mit extra viel Zucker obendrauf hab, was für meinen Geschmack viel zu oft vorkommt.
Denn wenn ich ein RPG über Freundschaft spielen möchte, dann starte ich lieber The Witcher 3 und verfolge die Beziehung zwischen Geralt, Zoltan & Rittersporn, anstatt die der Maikäfertruppe aus Tales of Graces.
Und bevor mir die Ohren bluten, wenn in einem JRPG übertriebener Pathos den Spieler zwingen möchte, dass es genau jetzt emotional sein soll, versinke ich lieber in gut geschriebenen Textboxen à la Torment: Tides of Numenera.

Kurz und bündig: Jedem das Seine, was jetzt nicht als Kritik an dich zu verstehen ist, sondern wollte das nur mal so loswerden.
Und trotzdem möchte ich wieder mehr JRPGs wie die älteren SMT-Spiele oder Shadow Hearts.

Cuzco
31.01.2019, 22:27
Hey,

im Grunde genommen sind wir ja in den meisten Belangen einer Meinung:


Punkte, weswegen mir zumindest WRPG lieber sind ist, weil ich in vielen JRPGs genug von vielen Klischees, leer gefegten Dungeons, anspruchsloses Gameplay und dieses unerträglich laute und bunte mit extra viel Zucker obendrauf hab, was für meinen Geschmack viel zu oft vorkommt. (Hervorhebungen von mir)
Genau das fasst die meisten meiner Kritikpunkte sehr treffend zusammen. Das ist das auch, was ich eben an dem Genre generell auszusetzen habe und was West-RPGs halt mittlerweile einfach deutlich besser machen. Die "vielen Klischees" und "das unerträglich laute und Bunte mit extra viel Zucker" ist dieses überdrehte japanische Gerumhampel, was einem diese peinlichen Fremdschäm-Momente beschert. Anspruchsloses Gameplay sowie die "leer gefegten Dungeons" - das sind genau die Probleme, die die meisten modernen JRPGs haben. Sie treten da einfach spielerisch auf der Stelle. Ich spiele gerade Tales of VEsperia und finde es besonders dreist, dass die Dungeons immer nur irgendwelche verzweigten Areale sind, durch die man nur laufen und kämpfen muss - ziemlich monoton. Und das ist nicht nur in den Tales-Spielen so, sondern auch im neuen Dragon Quest, Lost Sphear, Trails of Cold Steel oder Ni No Kuni 2. Ein Witcher 3 bietet dahingehend Abwechslung, weil man trotz einer gefühlt freien Erkundung und der eigenen Entscheidung wohin man geht trotzdem einer stringenten, sehr tiergehenden Handlung folgt. Und Geralt und Konsorten sind für mich ebenfalls besser und glaubwürdiger gespriptet, als die motivationsschwangeren und bunten Tales-Of-Gruppen, die immer wieder dieselben Klischees bedienen. Spiel ein, Spiel aus. Oder Nathan Drake und sein Bruder, Scully etc. aus den Uncharted-Spielen. Die sind für mich viel greifbarer und interessanter...

Also hier kommen wir definitiv zusammen, daher verstehe ich Deine Aussage nicht ganz:


Kurz und bündig: Jedem das Seine, was jetzt nicht als Kritik an dich zu verstehen ist, sondern wollte das nur mal so loswerden.
Weil wir haben da ähnliche Kritikpunkte und Meinungen.

Das einzige, was wohl divergiert sind vielleicht Meinungen zu einzelnen Spielen bezüglich des Wertungssystems. Dazu muss ich mich wohl kurz erklären.


Trotz deiner berechtigten Kritik am Genre finde ich im Vergleich dazu deine Wertungen ziemlich positiv.
Wie würde bei dir denn eine 1/10 ausschauen?
Ich hatte tatsächlich einen Wertungsschlüssel festgelegt, der auch grobe Bugs und nicht spielbare Passagen mit beinhaltet. Dinge, die jedes Spiel kaputt machen. 1 von 10 heißt tatsächlich, dass das Spiel immer an der gleichen Stelle abstürzt und es somit nicht zu Ende spielbar ist. Aber tatsächlich sind einige Wertungen wirklich - auch für meine Begriffe - zu positiv ausgefallen. Namentlich "Lost Sphear" und "Ni No Kuni 2", die ich im Nachhinein wirklich gerne um 1 abgewertet hätte. Lost Sphear ist eine storytechnische Katastrophe. Es ist so schlecht geschrieben und hat im Grunde auch nur "leergefegte Dungeons" ohne Gehalt. Mehr als 5/10 hat es eigentlich nicht verdient. Ich habe es halt als erstes Spiel überhaupt bewertet und habe nun alle Kritiken an diesem Spiel ausgerichtet.
Beispiel Tales-Of-Spiele. Zestiria, Berserkia und Xillia finde ich so weit okay - sie sind sehr solide - haben relativ viele Story-Szenen und machen im Grunde innerhalb der Kritikpunkte des Genres nicht alles falsch. Sozusagen das Assassin's Creed der JRPGs. Xillia 2 habe ich dann nach ein paar Stunden weggelegt, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Abyss hingegen hat zwar auch sehr klischeebeladene Figuren und macht sich Sachen wie Klonen etc. sehr einfach, geht aber mit den Charakteren einen eher unkonventionelleren Weg. Schließlich ist die Hauptfigur Luke ein Riesen Arschloch, der aber seine Rechnung noch bekommt und es gibt durchweg intelligente Mitstreiter, die eine gewisse Dynamik in der Gruppe entstehen lassen (ja, der Colonel Jade Curtiss zum Beispiel). Zudem ist die Spielwelt und die Geschichte besser. Aktuell spiele ich gerade Tales-Of-Vesperia, wo ich zugeben muss, dass es mich überhaupt nicht motiviert. Ich kann weder den Charakteren etwas abgewinnen, noch der arg "konventionellen" Handlung und auch hier sind leergefegte Dungeons an der Tagesordnung. Das Kämpfen ist sehr monoton und naja... Da kann mich gerade Trails of Cold Steel 2 deutlich mehr begeistern, wobei es da auch immer wieder störende Animeklischees gibt, die ich versuche, einfach außen vor zu lassen. Bei Xenoblade 2 hat das trotz Poppi und den Torna ganz gut geklappt...

Aber im Grunde geht es darum, wie im Vergleich dazu westliche Spiele abschneiden müssten. Witcher 3 würde von mir die vollen 10 Knödel bekommen, weil es wirklich außergewöhnlich atmosphärisch und mitreißend ist. Uncharted 4 wohl auch. Da können nur ganz ganz wenige JRPGs mithalten. Aber es stimmt schon: Die Wertungen sehen positiver aus.

Man darf aber nicht vergessen, dass die Spiele, die ich mit 8 oder mehr bewertet habe, mir wirklich gefallen haben. Selbst Dragon Quest XI - spielerisch eine anspruchslose zähe Suppe - hatte zumindest einen etwas erwachseneren Ansatz, was die Klischee-Charaktere betrifft und wurde wirklich mitreißend erzählt. Xenoblade 2 fand ich auch ein ausgesprochen tolles Gesamtkunstwerk - wenn man die Animeklischees wegstecken kann. Das ist mir da recht gut gelungen. Und das waren auch schon die einzigen beiden Spiele mit 8 oder mehr Punkte in den Challenge von 2018. Des Weiteren von den neuen Vertretern sind es nur "Tales of the Abyss" (den Grund habe ich schon genannt), "Last Story" (was sich auch nach West-Rollenspiel angefühlt hat und sehr viele Parallelen damit aufweist), "Ni No Kuni Eins" und "Xenoblade Eins". Und "Tales of Berseria" war für ein Tales-Spiel ziemlich abwechslungsreich und hatte auch eine eher ungewöhnliche Story. So weit ich mich erinnern konnte, war nicht einmal der Cast so klischeebeladen...

Also ja, es gibt für mich schon einige wirklich gute JRPGs. Die meisten Spiele erfüllen aber dennoch die Kritikpunkte und sind daher keine spielerische Konkurrenz zu Witcher, Dragon Age Eins oder Horizon.

Zelda Breath of the Wild würde ich übrigens nicht als JRPG bezeichnen. Es ist entweder ein fernöstliches WRPG, aber ohne (!) Story oder ein Action Adventure. Aus irgendeinem komischen Grund mochte ich aber gerade dieses Spiel richtig gerne. 100% bin ich mir nicht klar wieso, aber das Spiel hat mich in seinen Bann gezogen.

Cuzco
25.03.2019, 14:47
Ich komme gerade bei Trails of Cold Steel 2 nicht weiter. Das hatte ich noch nie. Hänge beim Endgegner vom 17. Dezember fest. Nach einer Weile ändert sich plötzlich die Musik und alle Züge meiner Gruppe fallen weg. Dann darf nur noch der Gegner angreifen - bis meine Gruppe besiegt ist. Ich habe schon Videos gekuckt, da war das nicht so - gleichzeitig auch einen Walktrough konsultiert. Keine Ahnung, da ging es normal.

Daher tippe ich entweder auf einen bösen Bug oder dass ich irgendetwas grundsätzlich falsch gemacht habe. DAS NÄCHSTE MAL SPIELE ICH NUR NOCH AUF "LEICHT". Das ist echt nervenaufreibend!