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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Sky] Two tales - one fate



Glannaragh
09.03.2017, 16:06
Es schreiben:
Van Tommels mit Kayét Chievas (http://www.multimediaxis.de/threads/138198-Sky-Charaktervorstellungen?p=3338870&viewfull=1#post3338870)
Glannaragh mit Neria Eraishah (http://www.multimediaxis.de/threads/138198-Sky-Charaktervorstellungen?p=3338872&viewfull=1#post3338872)

Zuflucht bei Falkreath

Direkt hinter der Pforte führten einige ausgetretene Stufen ein Stück abwärts. Das Licht hier war schummerig, und Neria stützte sich kurz an der Wand ab, während körperlose Worte in ihrem Kopf nachhallten. War das wirklich die Tür gewesen, die gesprochen hatte? Oder doch eher jemand... oder etwas ganz anderes?
'Anders' als alles, was sie bisher gekannt hatte, war dies hier jetzt schon. Die Dunkle Bruderschaft war etwas, das in ihrer Welt bisher allenfalls in Schauermärchen aufgetaucht war, und plötzlich befand sie sich mittendrin. Neria folgte den Stufen, die schließlich in einer Mischung aus Kammer und Hohle endeten. Vielleicht war die Behausung ursprünglich mal ein Grabmal gewesen. Die Wände wiesen an einigen Stellen Steinmetzarbeiten auf, die sie für rituelle Verzierungen hielt.

Eine große Frau kam auf sie zu, so typisch Nord, wie man sein konnte. Sie war athletisch gebaut, und ihr ganzes Auftreten strahlte pure Selbstsicherheit aus. Das lange blonde Haar hatte sie zu einer praktischen Frisur geflochten, und noch zeigten sich keine grauen Strähnen darin – vielleicht war das der Grund, weshalb sie auf den ersten Blick jünger wirkte, als sie wohl war.
Die Selbstsicherheit kam nicht von ungefähr – sie stellte sich Neria schlicht als Astrid vor, und ließ keinen Zweifel daran, dass sie als Matrone der Zuflucht hier das Sagen hatte. Neria, die ihren Kopf recht weit in den Nacken legen musste, um Astrid überhaupt ins Gesicht schauen zu können, hatte nicht die Absicht, diesbezüglich eine Diskussion anzufangen.
Ohne sich weiter mit Vorgeplänkel aufzuhalten, nahm Astrid die Dunkelelfin beim Arm und führte sie herum: an der Stirnseite des Raums, in dem sie sich befanden, führten wiederum einige Stufen abwärts, wonach sich der enge Gang zu einer riesigen, teils natürlichen Halle öffnete.
Es hätte beinahe friedlich wirken können, bis auf ein Fenster aus buntem Glas im oberen Teil des Saals, in welches ein schauriges Totenkopfmotiv eingelassen war. Neria fand es trotzdem recht ästhetisch. Die andere Besonderheit, die das Auge des Betrachters unweigerlich auf sich zog, war eine glatt geschliffene Granitwand, in die exotische Runen eingeritzt waren. Auf Nachfrage wusste aber auch Astrid nichts dazu zu sagen, außer, dass dieses Ding schon immer hier gestanden hatte.

„Es ist gut, dich hierzuhaben“, sagte die blonde Nord schließlich. „Neuzugänge kommen eher... sporadisch hierher, und die meisten bleiben nicht lange.“ Sie warf Neria einen seltsamen Blick zu. „Wenn du verstehst, was ich meine. Bei dir habe ich ein bisschen mehr Hoffnung – zumindest denkst du auf eine vielversprechende Weise. Was den Rest betrifft, so bist du zumindest klein genug, um rasch durch enge Spalten verschwinden zu können.“
Neria überlegte kurz, ob sie antworten sollte, sagte dann aber: „Woher wisst Ihr denn, wie ich denke?“ Sie musste schließlich wissen, wie es hier lief, und so etwas fand man am Besten durch direkte Fragen heraus.
„Unser... sagen wir, 'Abgesandter' hat dich mitten im Nirgendwo von Cyrodiil aufgespürt, da wird es wohl ein Leichtes für ihn gewesen sein, mich zu finden und mir mitzuteilen, wie du dich bei dem kleinen Test geschlagen hast, denkst du nicht?“
„So betrachtet...“, lenkte Neria ein. „Wer war er?“
„Alles zu seiner Zeit. Erstmal solltest du ein paar andere Leute kennenlernen.“

Sie gingen weiter; die Anführerin stellte sie einigen weiteren Mitgliedern der Bruderschaft vor. Keiner von ihnen war „normal“, oder jedenfalls in einem Sinne anormal, dass sie außerhalb dieses Refugiums niemals von der Gemeinschaft geduldet worden wären. Abgesehen von der Schattenschuppe vielleicht. Ansonsten gab es einen Werwolf, ein Kind, das eigentlich ein ziemlich alter Vampir war und zwei Magier mit scharfem Verstand und noch schärferen Zungen. Vor allem den mürrischen alten Krex mochte Neria auf Anhieb. Am wenigsten sonderbar wirkte auf den ersten Blick noch ein alternder Rothwardone – jedenfalls bis zu dem Moment, an dem er sich von seinem Platz am Feuer erhob, um sie zu begrüßen. Was genau es war, das ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließ, konnte Neria gar nicht genau sagen. Aber sie überlegte, dass es wohl ein interessanter Anblick sein musste, Nazir einmal in Aktion zu erleben.

Als Astrid sie eine Empore hinaufführte, wirkte die Matrone etwas entspannter, sogar fast zufrieden. Ihr Frischling schien zumindest vorerst keine Probleme mit ihrer ganz speziellen Truppe zu haben, im Gegensatz zu so manch anderem tragischen Fall. Neria nahm es einfach hin, gemischt mit mildem Interesse. Außerdem: Die Neue hatte einige Fragen gestellt, aber mit keinem Wort versucht, ihre Tat zu rechtfertigen oder zu erklären, wie es sonst häufig vorkam, sowohl bei Kunden als auch bei Rekruten. Astrid hoffte, dass das so blieb, denn in dem Fall könnte sie sich viele ermüdende Diskussionen sparen.

„Wo bin ich hier eigentlich?“, fragte Neria noch. Die Frage war zwar naheliegend, hatte aber keine wirklich hohe Priorität für die Dunkelelfin. Vor allem war sie in relativer Sicherheit, und das war für den Augenblick gut genug.
„In Himmelsrand, in der Nähe von Falkreath, antwortete Astrid. Den Ort, an dem du aufgewacht bist, nennen wir einfach nur 'Ruine am Wegesrand'. Weil sie nun mal genau das ist. Eine Ruine am Wegesrand, eben.“ Neria nickte. Himmelsrand war ohnehin ihr Ziel gewesen.

Astrid war oben auf der Empore zwischen mehreren Betten und Nachtschränken stehen geblieben. „So“, verkündete sie und deutete auf eine der Kojen. „Hier wohnst du, ebenso wie die meisten anderen Mitglieder dieser Zuflucht. Manche haben sich ihre eigene Nische gesucht, aber die musst du dir erst verdienen. Die meisten Leute hier hast du bereits kennengelernt, der Rest wird sich dir sicher früher oder später noch persönlich vorstellen. Im Schrank findest du angemessene Kleidung.“ Damit verließ Astrid sie und gab Neria die Gelegenheit, überhaupt erst einmal richtig anzukommen.
Sie ließ sich auf ihr Bett plumpsen und atmete erst einmal tief durch. So viele Eindrücke, so viel war geschehen. Und niemand behandelte sie wie Abschaum, weil sie ein Aschlandmädchen war.

Van Tommels
09.03.2017, 18:31
Während Kayét auf dem Boden in einem abgelegenen Teil der Niederlassung saß und dabei zusah, wie Lis (die Riesenspinne der Bruderschaft, mit welcher sich der Säbelzahntiger kurioserweise blendend verstand) zusammen mit Scimitar gerade ein riesiges Stück Fleisch zerlegte, dachte er mit nachdenklicher Miene über die letzten Wochen nach.
Es erschien ihm auf eine gewisse Art und Weise ziemlich surreal - seit dem ersten Tag war er ein Teil dieser...Familie geworden und fühlte sich von Anfang an so als ob er endlich nach Hause gefunden hätte. Das Training war hart, härter als er es sich vorgestellt hatte. Natürlich kam ihm seine Physis dabei entgegen, aber verständlicherweise würden sich die Ausbilder der Bruderschaft niemals anmerken lassen, wenn er etwas gut gemacht oder die Anforderungen übertroffen hatte - das Höchste der Gefühle war bis jetzt ein anerkennenden Nicken gewesen, und dabei war es bisher auch geblieben (auch wenn ihm dies gerade von Nazir sehr viel bedeutet hatte). Aber was soll's, Kayét reichte dies; er strengte sich an, strebte stetig nach vorn und hatte mittlerweile bald den ersten eigenen Auftrag vor Augen. Es gab also nichts, worüber er sich beklagen konnte oder was ihm fehlte.

Nichts?
Nein, das war nicht ganz richtig.

Zum einen war da die Tatsache, dass er seinen beiden...Schätzchen seit ihrer Anwerbung in Solitude nicht mehr über den Weg gelaufen war. Vielleicht machte er sich etwas vor oder auch zum Trottel, aber irgendwie hatte er das Bedürfnis, ihnen zu danken. Dafür, dass er von ihnen auf den seiner Meinung nach richtigen Weg geführt hatte - heraus aus der Einsamkeit und Verzweiflung, direkt hinein in ein neues Leben. Aufmerksam hatte der Redguard die Augen und vor allem Ohren offengehalten, aber niemandes Stimme in der Niederlassung erinnerte ihn an die beiden Frauen. Vermutlich waren sie in einer anderen Unterkunft tätig oder hatten eine längere Reise oder Auftrag zu erledigen. Kayét fragte nicht danach, ehrlicherweise hatte er sich dies noch nicht getraut, und ohnehin rechnete er nicht mit einer aufrichtigen Antwort; wenn er denn überhaupt eine bekommen würde. Wie auch immer, er würde sie irgendwann wiedertreffen. Dessen war er sich sicher.

Abgesehen davon gab Kayét noch eine andere Sache zu denken, und unbewusst ließ er seine Gedanken zu dem inzwischen wieder einmal leere Nachlager neben dem seinen schweifen. Seit Anfang seines neuen Lebens und dem Beginn des Trainings und der Vorbereitung auf seinen ersten Auftrag hatte der Rothwardone bereits zwei weitere Anwärter 'überlebt', und dies konnte durchaus die Frage aufwerfen ob der Weg im Dienste der Mutter ihm nur einfach so leicht fiel oder er schlicht und einfach nur verdammtes Glück bis hierher gehabt hatte.
Der Erste war ein Kaiserlicher gewesen, eigentlich ein fitter und auch recht sympathischer Typ, aber dies bewahrte ihn nicht vor dem Unfall beim Klettertraining - ein kleiner loser Stein, eine leicht verzögerte Reaktion beim drohenden Fall und unglaubliches Pech beim Aufschlag auf die nur wenige Meter unter sich befindlichen Wasserfläche, all dies in Kombination führten zu einem gebrochenen Genick und ein paar Stunden großer Trauer in der Niederlassung der Dark Brotherhood.
Seine Nachfolgerin war eine Ork gewesen; eine sehr...grobschlächtige Frau, das ließ sich nicht anders beschreiben. Kayét war der Meinung gewesen, dass sie in der Kriegergilde wohl besser aufgehoben wäre, aber auch der Weg roher Gewalt war anscheinend bei entsprechenden Talent kein Hindernis für ein Leben mit der Dark Brotherhood - siehe Arnbjorn, ein gewalttätiger Nord und Ausbilder für das körperliche Training. Dennoch, woran es bei der grünhäutigen Matrone mit den exorbitanten Hauern scheiterte konnte Kayét erst einmal nur vermuten, denn von heute auf morgen war ihr Schlafplatz wie leergefegt und sie verschwunden. Wie als hätte die Orkfrau niemals existiert. Kayét hatte nachgefragt, jedoch entweder nur einen verständnislosen Blick oder auch ein bedeutsames Kopfschütteln geerntet - was ihm Antwort genug war. Man hatte sich ihrer entledigt, mit ziemlicher Sicherheit aus Vertrauensgründen. War sie eine Spionin? Hatte sie sich abfällig über die Dark Brotherhood oder gar die Mutter geäußert? Befehle verweigert? Was auch immer es war, das Resultat wäre stets dasselbe, und so verschwendete der Redguard keinen weiteren Gedanken mehr an das Schicksal seiner ehemaligen Leidensgenossin und richtete den Blick nach vorn.

Seufzend und umständlich erhob sich Kayét und warf noch einen Blick auf das ziemlich ungleiche Pärchen vor sich, welches soeben gemeinschaftlich ein großes Stück Fleisch aus dem riesigen Brocken heraustrennte.
"Kannst ja nachkommen wenn...ihr fertig seid", sprach er zu dem weißen Ungetüm und der riesigen Spinne, aber Scimitar & Lis schienen sich davon nicht stören zu lassen, und damit wandte sich der Redguard ab und begab sich in Richtung der Unterkünfte (wollte man diese Höhle mit Betten so nennen).

An einem der grob behauenen Eingänge lief er dann auch schon direkt Astrid in die Arme.
"Ah, Kayét. Falls du dich die letzte Zeit allein gefühlt hast - das ist jetzt vorbei", meinte sie mit einem Augenzwinkern und ließ den Redguard einfach stehen um in Richtung der Werkstätten davonzueilen.
Auch wenn die Nord mehr als nur ein paar Ränge über ihm stand, sie bemühte sich innerhalb ihrer Niederlassung um eine möglichst flache Befehlsstruktur, auch was den Umgang miteinander anging; vielleicht war genau das der Grund, warum sich Kayét vorkam wie...in einer Familie.
Es war nicht schwer zu erraten, was diese Aussage zu bedeuten hatte; es gab also einen neuen Anwärter. Oder Anwärterin. Wie auch immer, inzwischen hatte sich Kayét daran gewöhnt, keine Überraschungen mehr zu erwarten, und so schlenderte er zu seinem Nachtlager....um daraufhin dennoch überrascht zu werden.

Zugegeben, in seinen Augen war es alles andere als schwer, die bullige Orkfrau zu übertrumpfen wenn es um's Aussehen ging, aber das war nun wirklich eine Wendung wie sie Kayet nicht erwartet hatte. Die zierliche Dunkelelfe mit den Kurven an der richtigen Stelle saß etwas verloren auf ihrem Bett und wusste ganz offensichtlich nicht so recht, wie sie ihr zukünftiges Nachtlager bewerten sollte, so zumindest der Eindruck des Redguard. Von all seinen....'Bettnachbarn' war sie nun wirklich mit Abstand die Ansehnlichste, und kaum dass er näher kam wandte sie den Kopf herum und wache, blutrote Augen trafen auf die Grauen von Kayét. Außergewöhnlich, zumindest die Farbe in dieser Intensität.
"Was ist die Musik des Lebens?", nahm er seine neue (Bett)Nachbarin mit der Türlosung auf die Schippe und ließ sich ihr direkt gegenüber seinerseits auf das weiche Tierfell fallen um sie im Anschluss offen anzublicken.
"Ich bin Kayét", sagte er im Anschluss und beobachtete Nerias Reaktion auf seine Wenigkeit - spontane Sympathie konnte schließlich auch eine Einbahnstraße sein.

Glannaragh
16.03.2017, 17:24
[Neria]
"Stille", antwortete Neria, ohne zweimal darüber nachzudenken. "Und wenn du nur wüsstest, wie wahr das ist, mein... Bruder." Sie erwiederte das Lächeln: "Ich bin Neria", zögerte kurz und setzte dann hinzu: "Eraishah."
Sie musterte den durchtrainiert aussehenden Mann und überlegte, was sie sonst noch sagen sollte, ohne wie eine plappernde Gans zu wirken. Kayét machte den Eindruck, als habe er ein echtes Interesse an ihr, das über unverbindliche Höflichkeit hinausging, da wollte sie ihn andererseits auch nicht wortkarg abspeisen. "Und gerade angekommen. Leider kenne ich mich also noch gar nicht aus. Und du? Bist du schon lange hier?"

[Kayét]
Aufmerksam verfolgte der Redguard Neria mit den Augen während sie sich vorstellte - sogar mit Nachnamen - was ihm doch glatt ein Lächeln auf die Lippen zwang. Sehr höflich, grinste er in sich hinein und lauschte ihren weiteren Ausführungen, welche jedoch keinerlei Überraschungen bereit hielten. Wobei...wieso sollten sie auch?
"Ja und nein", antwortete Kayét der Dunkelelfe und machte ein nachdenkliches Gesicht dabei. "Für die Leute hier in der Niederlassung sind die paar Wochen kaum der Rede wert, ich jedoch würde schon sagen dass ich bereits lang hier bin. Alles Ansichtssache", und er lachte leise dabei auf und ließ den Blick dabei durch den Raum schweifen.
"Alle guten Dingen sind drei, nicht wahr? Also hoffen wir das beste...", und im selben Moment bereute Kayét diese Bemerkung auch schon wieder. 'Seine' neue Gefährtin war gerade mal ein paar Minuten hier, da musste er ihr nun wirklich nicht gleich auf die Nase binden dass das Bett, auf welchem sie soeben saß, gefühlt noch nicht einmal kalt geworden war. "Vergiss es", schob er auf ihren fragenden Blick rasch nach und wechselte das Thema in der Hoffnung, sie würde nicht nachbohren.
"Wo genau kommst du denn her?", und Kayét rutschte dabei zu seinem Holzschränkchen herüber und fing an, darin herumzukramen, während er auf eine Antwort wartete.

[Neria]
"Äh..." Neria brauchte einen Moment. "Cyrodiil." Das war vielleicht ein bisschen knapp. "Aber das ist vorbei. Zumindest hoffe ich das."
Sie machte eine kurze Pause. "Kayét, das ist alles noch etwas überwältigend gerade, und ich bin nicht so gut solchen Gesprächen. Du weißt schon: Wer bist du, woher kommst du, was machst du so und so weiter. Ich will nicht unhöflich sein, aber... es fühlt sich alles so surreal an."
Sie warf ihm einen unsicheren Blick zu, und fuhr dann fort: "Ich habe... gestern, glaub ich, jemanden erschlagen. Dann bin ich abgehauen und war davon ausgegangen, für eine sehr lange Zeit entweder auf der Flucht zu sein oder am nächsten Galgen zu enden. Und jetzt bin ich hier, und keiner ist geschockt. Im Gegenteil - es war mein Zugang zu einem ganz neuen Leben. Keine Ahnung, wie es bei dir war, aber der Kerl, der mich hierher gebracht hat, ließ mich ein zweites Mal töten, und es war... einfach. Fast so, wie ein Schaf zu schlachten. Ich musste kaum darüber nachdenken."
In Nerias Augen blitzte kurz eine alte Wut auf, und in ihre Stimme schlich sich ein fauchender Unterton: "Bisher war nie gut genug, was ich tat. Oder was ich war. Wenn ich gewusst hätte, was geschehen würde, dann hätte ich dieses verfluchte Weib früher abgemurkst."
Sie sah Kayét an, mit einem fast trotzigen Ausdruck im Gesicht. "Es ist also gefährlich, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Nun, das ist keine wirklich große Überraschung. Astrid machte eine ähnliche Andeutung wie du gerade, aber ich habe nicht vor, es zu verbocken!"
Neria wurde wieder ruhiger, und ihr Blick wanderte etwas unstet durch den Raum. Sie schämte sich ein wenig für ihren Ausbruch. "Ich war... nichts, Kayét. Jetzt hat mir die Dunkle Bruderschaft eine Chance gegeben. Ich will nicht an Cyrodiil denken. Ich will... irgendwo hingehören, und wenn es gefährlich ist, dann ist das so. Ergibt mein Gerede überhaupt irgendeinen Sinn für dich?"

[Kayét]
Ok, dieser Ausbruch kam nun wirklich überraschend für den Redguard, und sogleich stellte er seine Kramerei in der Schublade ein und wandte sich wieder vollumfänglich Neria zu. Das was sie erzählte erinnerte ihn wage an seine ersten Tage hier in der Niederlassung, auch wenn Kayét rückblickend betrachtet zugeben musste, sich in diesem Maße nie solche Gedanken darum gemacht zu haben. Im Grunde waren sie beide auf derselben Wellenlänge, zumindest nahm er dies an, sie hatten wohl ganz einfach nur völlig andere Wege, damit umzugehen.
Inständig hoffte der Rothwardone, dass sein Gegenüber keinen Nervenzusammenbruch erlitt, aber so schnell sie sich in Rage geredet hatte, so geschwind beruhigte sie sich auch schon wieder.
"Ich hab auch nicht angenommen, dass du es verbockst", nahm Kayét den Gesprächsfaden wieder auf und nickte in Richtung des Bettes, auf welchem Neria saß, bevor er fortfuhr. "Im Gegenteil...wäre schön wenn du länger bleiben könntest", und er zwinkerte ihr lächelnd zu, legte die Füße hoch und breitete sich mit auf den Bauch gefalteten Händen auf seinem Nachlager aus.
"Ist ohnehin nicht wichtig, woher du kommst oder was du getan hast - genauso wenig wie bei mir. Entschuldige bitte die Frage", und dabei drehte Kayét den Kopf zur Seite und schaute Neria wieder direkt an. Er hatte sich bemüht, möglichst ruhig zu sein, aber ganz offensichtlich bestand durchaus die Möglichkeit, dass sein Gegenüber diese...'übertriebene' Ruhe auf die Palme treiben würde.
Zeit, ihr zuvor zu kommen.
"Aber um deine Frage zu beantworten: Ja, das ergibt alles Sinn. Für mich zumindest. Und auch für dich in Kürze, da bin ich mir sicher. Wenn du noch etwas wissen willst, über den Ort, die Leute, dann frag ruhig; im Gegensatz zu mir hast du jetzt wenigstens jemand, mit dem du am ersten Tag reden kannst", und Kayét grinste wissend und dachte dabei zurück an seine Ankunft in der Niederlassung mit Scimitar. Zuhören konnte die riesige Katze hervorragend, aber die Antworten blieb das Tier ihm stets schuldig.

[Neria]
Sie seufzte kurz und nickte dankbar, dass Kayét das Thema fallen ließ. Dann wandte sie sich ihrerseits ihrem kleinen Schrank zu, worin sie die Rüstung fand, von der Astrid gesprochen hatte. Sie war nicht anders als jene, welche sie bereits an anderen Leuten hier gesehen hatte, inklusive ihres Bettnachbarn - funktionell und elegant. Neria überlegte, dass es wohl das Edelste war, das sie je besessen hatte (abgesehen von Junias Ring vielleicht). Sie schaute von dem Kleidungsstück auf Kayét, der sich auf seinem Lager fläzte, zurück zu dem Kleidungsstück, zuckte die Achseln und begann, sich umzuziehen. Das Gewicht der Rüstung war leicht und dabei angenehm, und die verstärkten Teile stützten an den richtigen Stellen.
Jemand, fuhr es Neria durch den Kopf, als sie ein paar Riemen einstellte, um die Passform zu verbessern, kümmert sich um mich.
Der Gedanke war neu, und noch wusste sie nicht so genau, was sie damit anfangen sollte. Aber trotz allen finsteren Andeutungen bezüglich ihrer eventuell kurzen Zukunft bei der Bruderschaft, empfand sie im Moment vor allem Dankbarkeit.
Damit wandte sie sich wieder Kayét zu: "Eine Frage hab ich tatsächlich noch: Kannst du mir zeigen, wo ich hier etwas zu Essen finde?"

[Kayet]
Der Redguard nahm das Nicken von Neria wohlwollend zur Kenntnis, und damit war das Gespräch vorerst beendet. Noch mehr nachzubohren würde wenig Sinn ergeben, daher schaute Kayét noch einen Moment dabei zu wie die Dunkelelfe ihr Schränkchen durchsuchte und blickte dann an die grob gearbeitete Decke des Ruheraums. Er würde schon noch früh genug mehr von ihr erfahren, da war er sich sicher.
Aus dem Augenwinkel registrierte er dann Nerias Fund - ihre neue Rüstung; und auch dass sie sich ganz offensichtlich keinerlei Gedanken darum machte was das Umziehen anging. Immerhin, das sprach dafür, dass sie sich hier sicher fühlte. In diesem Moment danke Kayét seiner äußerst ausgeprägten peripheren Sicht, denn diese Rückseite zu verpassen wäre wirklich unglaublich schade gewesen.
Nicht schlecht, dachte er sich (eine gewaltige Untertreibung), und ein mildes Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
Im Anschluss wandte sich dann das neue Mitglied der Bruderschaft wieder ihm zu, und der Redguard schwang die Beine über die Bettkante und erhob sich rasch.
"Kein Problem", und er deutete auf einen der Ausgänge des Raumes um im Anschluss Neria in ihrer neuen Kleidung kurz zu mustern. Die Rüstung stand ihr wirklich ausgezeichnet, dennoch verkniff er sich einen Kommentar, trat an ihr vorbei und bedeutete Neria mit einer Geste, ihm zu folgen.

[Neria]
Kayét führte sie wieder eine Etage tiefer in den etwas grottenartig anmutenden Raum, an dessen einem Ende ein Feuer in einer Kochstelle vor sich hin glimmte. Das alles machte den Raum trotz seiner Größe sehr gemütlich. Vorräte wurden in einer kleinen Seitenkammer aufbewahrt, und Neria empfand es als angenehme Abwechslung, dass sie sich einfach bedienen durfte. Die Bedürfnisse der unterschiedlichen Bewohner dieser Zuflucht waren ohnehin viel zu verschieden, als dass es sich gelohnt hätte, feste Pläne oder Zeiten festzusetzen.
Neria stellte fest, dass sie noch hungriger und vor allem durstiger war, als sie bisher gedacht hatte. Wie lange bin ich eigentlich ohnmächtig gewesen? Einen halben Tag nur, oder zwei? Wie lange hat es wohl gedauert, meinen Kadaver von Cyrodiil bis hierher zu schaffen, vor allem, ohne Aufmerksamkeit zu erregen? Und wie ging das vonstatten? Nicht zu vergessen der wichtigste Teil der Frage: Wie lange wird es dauern, bis ich auch dazu imstande bin, Leute einfach verschwinden zu lassen? Ist das wohl sehr schwierig, oder muss man einfach nur den Trick dahinter kennen?
Irgendwann war Neria satt und zufrieden, und sie sah wieder Kayét an. Eigentlich war sie auch hundemüde, andererseits brennend neugierig auf ihr neues Zuhause. DIe Entscheidung, ob sie zuerst noch eine kleine Erkundung auf eigende Faust vornehmen oder sich in ihre Koje verkriechen sollte, war alles andere als leicht.

[Kayét]
Gesprächig war Neria während des Essens nicht gerade, aber das sah der Redguard nicht so eng - sie würde schon noch früh genug ein wenig...lockerer werden, spätestens dann wenn sie die neugewonnenen Eindrücke mit ein wenig Ruhe verarbeitet hatte. Im Gegensatz zu der Dunkelelfe wusste Kayét, was sie nach ein wenig Schlaf erwarten würde, und so nahm er ihr die Entscheidung mehr oder weniger ab.
"Vielleicht sollten wir uns ein wenig ausruhen", und nickte in Richtung des Ruheraums. Neria schien darüber alles andere als unglücklich zu sein, und damit erhoben sie sich und machten sich auf den Rückweg zu ihrem Nachtlager in der Niederlassung.
Um daraufhin eine kleine...oder wohl eher ziemlich große Überraschung zu erleben.

Kayét hatte die Dunmerin ein paar Meter vorausgehen lassen, und so war auch sie es welche den Neuankömmling zuerst bemerkte. Die große, weiße Raubkatze hatte sich mitten auf ihrem Bett gemütlich zusammengerollt, und so döste Scimitar mit halb geschlossenen Augen und den Kopf auf die mächtigen Tatzen gelegt vor sich hin und nahm von Neria und Kayét augenmerklich gar keine Notiz. Da sie leicht vor ihm ging, konnte sich der Redguard den Gesichtsausdruck seiner Begleiterin nur vorstellen, und dennoch musste er sich den Anflug eines Grinsens mühsam verkneifen. Seinen tierischen Gefährten hatte Kayét vollkommen vergessen, und dadurch, dass das Nachbarbett bis heute eine zeitlang nicht belegt gewesen war, hatte Scimitar es sich inzwischen als Schlafplatz auserkoren.
"Das könnte eng werden", konnte sich Kayét einen Kommentar schließlich doch nicht verkneifen und zuckte amüsiert mit den Schultern.

Van Tommels
30.03.2017, 17:38
[Neria]
Ausruhen klang eigentlich ganz gut, und so folgte sie Kayét, der wohl beschlossen hatte, sich ihrer als Grünschnabel ein wenig anzunehmen. Sie tappste die Stufen zum Schlafsaal wieder hinauf und blieb wie angewurzelt stehen, als sie der riesigen Schneesäbelzahnkatze in ihrem Bett gewahr wurde.
Genau genommen war es ein Kater. Sie erkannte es an dem wuchtigen, massiven Kopf, der von einem beeindruckenden Fellkragen umsäumt wurde und den es jetzt gerade hob. Das Tier sah sie ein wenig verpennt und mit mildem Interesse an, bevor es seine Aufmerksamkeit Kayét zuwandte, der sich irgendwo hinter ihr befand.
Da sich das Tier friedlich verhielt und auch sonst niemand in hektische Aktivität ausbrach, weil es sich in der Zuflucht befand, ging Neria nach dem ersten kurzen Schreck (oder eher Überraschung) davon aus, dass die Kreatur zahm sein musste. Sie entspannte sich schnell wieder.
"Das könnte eng werden", hörte sie da auch schon Kayéts trockenen Kommentar.
Neria trat einen Schritt zur Seite und wandte sich halb um, so dass sie sowohl Redguard als auch Säbelzahn halbwegs im Blick behalten konnte. Einen Moment lang suchte sie nach Worten, und brachte schließlich ein "Aber zumindest nicht kalt" heraus.
Ein weiterer Moment verstrich. "Er ist wirklich schön. Aber... er liegt in meinem Bett." Sie sah wieder Kayét an. "Ähm... wie kriege ich ihn jetzt da raus? Der wiegt mindestens hundertfünfzig Pfund."

[Kayét]
Auch der Redguard war ein wenig von Scimitar überrascht worden - aber nicht etwa weil er diesen Anblick nicht gewohnt war. Vielmehr haderte er im Stillen mit sich dass er den Riesenkater schlichtweg vergessen hatte, beziehungsweise sein Nachtlager. Aber gut, das Ganze versprach eine lustige Szene zu werden, und dementsprechend nahm Kayét dies mit Humor.
Die Dunkelelfe hatte sich inzwischen entsprechend zwischen ihnen beiden platziert und blickte sie beide mit einem großen Fragezeichen im Gesicht an. Ahnte sie etwa, dass das Tier zu ihm gehörte? Oder nahm Neria einfach an dass er schon wissen würde, wie das Ungetüm aus dem Bett zu bekommen war, schließlich schlief Kayét jede Nacht neben ihm.
"Ihn fragen?", frotzelte er grinsend und machte zunächst keinerlei Anstalten, etwas gegen diesen Zustand zu unternehmen. Stattdessen schlenderte er in einer unglaublichen Seelenruhe zu Nerias Bett und griff sich Scimitars buschigen Schwanz, welcher entspannt herunterhing und bis auf den Boden reichte. Spielerisch zog Kayét daran, aber Scimitar rührte sich noch immer nicht; nicht einmal die kleinste Reaktion zeigte das Tier und döste stattdessen einfach weiter. Mit bewusst ratloser Miene blickte Kayét zu Neria, welcher wohl auch nichts besseres einfiel und sich wohl bereits darum Gedanken machte wo sie die Nacht verbringen sollte, aber soweit wollte es der Redguard dann doch nicht treiben. Stattdessen legte er nun beide Hände auf den Rumpf der weißen Säbelzahnkatze und begann, sacht zu schieben. Dies provozierte endlich eine Reaktion von Scimitar - wollte man das Kopfheben, das mächtige Gähnen (welches einem Blick in eine zahnbewehrte Hölle gleichkam) und den fragenden Gesichtsausdruck in Richtung Kayét so beschreiben.
"Guck nicht so blöd", murmelte der Redguard halblaut, und schob nun sich vom Boden abdrückend das weiße Monster unter Aufbietung aller Kräfte von Nerias Bett herunter. Katzengleich landete Scimitar natürlich auf den Pfoten und schenkte Kayét nun einen verständnislosen Blick (wollte man dies in seine Augen hineininterpretieren), drehte den Kop im Anschluss zu Neria und von da zu Kayéts Bett.
"Denk nichtmal dran!", lenkte der Redguard die Aufmerksamkeit des Katers auf sich, und wie von Zauberhand (zumindest musste dies auf Neria so wirken) wandte sich Scimitar nach einer Gedenksekunde ab und fläzte sich stattdessen vor das Fußende von Kayéts Nachtlager.
"Er heißt Scimitar", sagte Kayét schnell bevor Neria überhaupt etwas fragen konnte. Ihn kannte die Dunmerin ganz offensichtlich noch nicht, und Kayét fragte sich in diesem Moment, ob dies auch für Lis galt.
Das dürfte ebenso lustig werden.

[Neria]
"Scimitar", murmelte sie und lächelte, als sich die Erkenntnis langsam verfestigte, dass sie von Redguard und Raubkatze soeben veräppelt worden war. Sie ging in die Hocke und streckte eine Hand aus, um den Säbelzahnkater daran schnuppern zu lassen. Offenbar roch sie nicht mehr genug nach Schaf, um allzu interessant zu sein, und schon kurz darauf ließ sich das Tier von Neria den massigen Kopf kraulen.

Langsam erhob sie sich wieder, sah Kayét an und grinste schief "Ihr zwei Schurken." Sie schüttelte die Decke ihres Bettes aus, weiße Haare flogen. "Ich geh schlafen. Gute Nacht, Kayét." Mit diesen Worten legte sie die Rüstung ab und stellte fest, dass es recht schnell ging, das Material leistete keinen großen Widerstand. Dann schlüpfte sie unter die Decke und war eingeschlafen, kaum dass ihr Kopf das Kissen berührte.

[Kayét]
Ein wenig...enttäuscht war Kayét nun doch, als sich Scimitar ohne überhaupt eine Reaktion zu zeigen von Neria kraulen ließ. Zweifellos wäre die Reaktion des Riesenkaters eine andere gewesen wenn die Dunkelelfe sich ihm mit negativen Absichten genähert hätte, aber so vollkommen teilnahmslos war die Situation nur noch halb so lustig.
Ich hätte ihn nicht füttern dürfen, dann wär er viel aktiver gewesen, aber großartig darüber nachzudenken hatte der Rothwardon nicht mehr, denn kurz darauf verabschiedete Neria sich im übertragenen Sinne und war auch schon ins Reich der Träume abgedriftet.

Verwirrt betrachtete Kayét die schlafende Dunmerin und ging ebenfalls zu seinem Bett herüber, Neria nicht aus den Augen lassend. Tat sie nur so, oder war sie wirklich so müde dass sie ohne mit der Wimper zu zucken einschlief? An einem ihr völlig fremden Ort? Während sich der Redguard seinerseits langsam aus der leichten Lederrüstung schälte beobachtete er die schlafende Frau genaustens auf der Suche nach einer Regung, aber tatsächlich - sie schlief. Das war neu und definitiv....anders, zumindest wenn er sie mit ihren Vorgängern verglich. Sorgfältig legte er die Rüstung auf dem kleinen Tischchen neben seinem Schlafplatz ab und ließ sich nun ebenfalls darauf nieder. Hier unten neigte man dazu, das Zeitgefühl zu verlieren, zumindest wenn man neu in der Niederlassung war. Kurz überlegte Kayét; das nächste (und für Neria erste) Training würde bald anstehen, und beim Gedanken daran wie dies bei ihm gewesen war musste er zwangsläufig schmunzeln während er auf den sich im stillen Schlaf ganz sacht bewegenden Körper von Neria schaute.
"Das dürfte interessant werden", murmelte er leise und war kurz darauf in einen erholsamen, aber bewusst leichten Schlaf gefallen - aus gutem Grund, wie sich wenige Stunden später herausstellen sollte.

Glannaragh
23.06.2017, 21:37
[Neria]
Neria schlief tatsächlich tief und fest. Vielleicht waren es die vielen neuen Eindrücke, die auf sie eingestürzt waren, vielleicht auch die späten Nachwirkungen der Droge, welche ihr verpasst worden war, jedenfalls hatte tiefe Erschöpfung sie übermannt, die sie trotz ihrer Aufregung ins Reich der Träume geschickt hatte.
Aber plötzlich war etwas falsch, und sie riss erschrocken die Augen auf, als ihr Körper registrierte, dass ihm die Luft knapp wurde. Sie wand sich, noch halb im Schlaf, bevor sie begriff, dass scharfer Stahl an ihrer Kehle kratzte. Daraufhin erstarrte die Dunkelelfin, und der Griff einer behandschuhten Hand um Mund und Nase wurde leichter.
"Guten Morgen, Prinzessin."
Nerias Blick klärte sich, und sie starrte direkt in ein dunkles, bärtiges Gesicht. Ein schiefes Grinsen teilte Nazirs Lippen, und er nahm zunächst den Dolch, danach seine Hand von ihr und betrachtete sie für eine, wie es Neria vorkam, recht lange Weile. Was wohl hinter seiner Stirn vorgehen mochte, das konnte die Dunkelelfin nicht zu sagen. Die Augen des älteren Mannes waren unmöglich zu lesen.
"Nun steht schon auf", brummte der Redguard. "Und seid froh, dass Ihr dazu noch in der Lage seid. Wäre ich ein Feind gewesen, dann würdet Ihr jetzt schon in Sithis' kalten Armen liegen."
Er richtete sich auf und sagte, ohne sich umzudrehen: "Und du glotz nicht so blöd, Kayét. Du auch. Hoch mit dir."
Neria wuchtete sich von ihrem Lager hoch und griff nach ihren Klamotten. Während sie sich ankleidete, spürte sie Nazirs Augen deutlich auf sich ruhen, aber sie blieb ruhig, als sie das noch unvertraute Leder richtete und die Schnallen festzurrte. Erst, als sie damit fertig war, wagte sie es, den Blick wieder auf den älteren der beiden Rothwardonen zu richten.

[Kayét]
Früher hatte sich Kayét so gut wie nie auf seine innere Uhr verlassen können – wie oft war er selbst zu seiner Soldatenzeit in Hammerfell zu spät aus dem Bett gekommen während die anderen Rekruten bereits hergerichtet und gestriegelt vor ihren gemachten Nachtlagern standen? Unzählige Male.
Heute jedoch war alles anders. In der Bruderschaft lernte man die eigene Aufmerksamkeit zu schärfen und seinen Instinkten zu vertrauen. Dies kostete einiges an Überwindung und Training, aber nun wollte der Redguard diese Fähigkeit nicht mehr missen.
Die Folge dessen: Just in dem Moment, als Nazir den Schlafraum betrat, schlug Kayét die Augen auf und richtete sich geräuschlos auf. Der alte Veteran würdigte seinen Kameraden im Geiste jedoch keines Blickes, sondern hatte stattdessen nur Augen für Neria, welche seelenruhig vor sich hinschlummerte. Ein verschlagenes Lächeln schlich sich auf das Gesicht des alten Rothwardonen, und kurz darauf zog dieser seinen Dolch und machte sich (wie schon an Kayéts ersten Tag) einen Spaß daraus, der Bruderschafts-Anwärterin den Schreck ihres noch jungen, neuen Lebens zu verpassen. Kayét grinste in sich hinein, während er die Szene beobachtete, und prompt schlugen Nazirs im Hinterkopf befindlichen Augen zu. Wie macht der das, fragte sich Kayét und legte geschwind und mit routinierten Bewegungen seine Lederrüstung an.

„Beim nächsten Mal darf's ruhig etwas schneller gehen“, bemerkte Nazir im Anschluss trocken als sich Neria ihm zuwandte; dabei warf er einen Seitenblick auf Kayét, welcher bereits aufgrund seiner Routine weit vor der Dunmerin fertig angekleidet war. Ein kurzes Handzeichen folgte, und damit drehte sich der Rothwardone auf dem Absatz herum und ging, mit Neria & Kayét im Schlepptau, in Richtung des Wasserfalls davon.

Das Rauschen des Wassers hielt sich überraschenderweise trotz der Größe des Wasserfalls angenehm im Hintergrund, und so bot sich hier im Zentrum der Niederlassung ein geeigneter Trainingsort. Aus dem Augenwinkel erspähte Kayét den Argonier Veezara, welcher etwas abseits im Schatten auf einem Stein saß und das kleine Grüppchen beobachtete. Bei diesen Schuppenwesen konnte man sich nie so recht sicher sein, aber der Rothwardon glaubte, ein Lächeln entdeckt zu haben – woher auch immer dieses begründet war.
„Nun...", lenkte Nazir die Aufmerksamkeit seiner 'Zöglinge' wieder auf seine Wenigkeit, und dabei verschränkte er die Arme und ging ein paar Schritte auf und ab, "...ich bin gespannt, was das schläfrige Schneekätzchen so drauf hat", und dabei nickte der alte Rothwardone in Kayéts Richtung und bedeutete diesem, sich bereit zu machen. Die fragenden Blicke der beiden schienen ihm ganz und gar nicht zu gefallen, und daraufhin bellte er harsch: "Na los doch!", und die Geste in Richtung der Dunmerin war im Grunde unmissverständlich - Angriff.

[Neria]
Na los doch!
Neria hatte sich nach dem ungewöhnlichen Weckritual gerade wieder so weit sortiert, dass sie einigermaßen geradeaus denken konnte. Nazir kümmerte das offenbar nicht weiter; Schonung war von dem alten Haudegen also eher nicht zu erwarten. Sie fühlte sich trotzdem ertappt, als er sie so plötzlich anblaffte, und schaute perplex von ihm zu Kayét und wieder zurück. Dann begriff sie, und schluckte einmal. Kayét war sehr viel größer und stärker als sie, und für einen kleinen Moment kam sich Neria ziemlich verloren vor.
In Nazirs Augen erschien ein gefährliches Blitzen, ein deutlicher Hinweis, dass sich seine Geduld rapide dem Ende näherte - es katapultierte sie augenblicklich aus ihrer Verwirrung, und ansatzlos wirbelte Neria herum und schlug mit der Rechten nach Kayéts Magengrube.

[Kayét]
Wäre er ebenso wie Neria neu in der Niederlassung gewesen, er hätte den Angriff nicht vorhersehen können und hätte ihn gegebenenfalls ohne mit der Wimper zu zucken erwidert; so aber wusste Kayét um die Lektion, welche sie hier von Nazir vermittelt bekamen. Er selbst hatte diesen Test damals nicht bestanden, wie auch sämtliche Anwärter vor und jene nach ihm - und die Dunmerin machte hierbei keine Ausnahme. Dies war nicht schlimm, ganz im Gegenteil. Es gehörte einfach zum Erfahrungsschatz dazu und war von dem alten Rothwardonen beabsichtigt, bei dieser Prüfung zu versagen und sprichwörtlich baden zu gehen.
Ebenso blitzschnell wie die Dunkelelfe (und sie war wirklich verdammt schnell) fing Kayét den Schlag von Neria mit beiden Händen ab, packte sie am Handgelenk und nutzte ihren Schwung der Vorwärtsbewegung eiskalt aus. Gewandt trat er einen Schritt zur Seite und zog ruckartig an ihrem Arm, um sie damit in hohen Bogen in das klare Wasser der Grotte zu befördern. Mit einem lauten Platschen tauchte sie ein, und Kayét glaubte im Augenwinkel zu erkennen, dass das Grinsen von Veezara ein wenig breiter wurde. Auch dieser kannte verständlicherweise die Prozedur, und diese amüsierte ihn sichtlich.
Als Neria wieder aus dem Wasser auftauchte und zu ihnen aufschaute (Kayét glaubte eine Mischung von Enttäuschung, Wut und Scham in ihrem Blick zu erkennen), trat Nazir mit immer noch verschränkten Armen an das Ufer und erhob die Stimme.
"Die fünfte Regel der Dunklen Bruderschaft: Attackiere oder töte niemals einen deiner dunklen Brüder oder Schwestern", donnerte Nazir, ging dann aber auf die Knie und reichte der Dunkelelfe die Hand, um sie aus dem Wasser zu ziehen. "Vergiss das nie", funkelte er sie an, klang aber schon ein wenig versöhnlicher.

[Neria]
Neria hatte nicht wirklich erwartet, dass ihre Attacke durchkommen würde, aber Kayét reagierte noch schneller, als sie gedacht hatte. Gerade noch rechtzeitig spannte sie sämtliche Muskeln an, andernfalls hätte ihr Gegner ihr wohl entweder das Handgelenk gebrochen oder die Schulter ausgekugelt - vielleicht auch beides.
Viel Zeit, um die Situation zu analysieren, blieb Neria jedoch nicht - ehe sie sichs versah, flog sie durch die Luft. Gleich darauf presste ihr eiskaltes Wasser die Luft aus den Lungen. Sie verlor sofort die Orientierung, sah nur noch Luftblasen und ruderte panisch mit Armen und Beinen, dann durchstieß ihr Kopf die Wasseroberfläche und sie konnte wieder atmen. Ihr erster Impuls war, irgendjemandem die Zähne einzuschlagen - sei es Kayét, Nazir oder Veezara mit seinem dämlichen Grinsen.
Das Verlangen verging sofort, als Nazir sie mit tiefer, autoritätsgeladener Stimme zurechtwies. Neria war nicht daran gewöhnt, dass jemand ihr auf solch eine direkte Art Lektionen erteilte. Aber hier und jetzt, in dieser würdelosen Situation und Wasser tretend, begriff sie instinktiv, wie wertvoll diese Demütigung war, die Nazir ihr durch Kayéts Zutun zugefügt hatte.

Der alte Rothwardone musste das Verstehen in ihren Augen gesehen haben, denn er reichte ihr die Hand und zog sie ohne weitere Umschweife aus dem See. Die Elfin hielt seinen Blick nur einen Moment lang, bevor sie beschämt zu Boden blickte.
"Verstanden", sagte sie nur.
"Gut." Für Nazir war die Episode offensichtlich beendet. "Du bist schnell, Schneekatze. Aber ungeschickt. Du hast wohl begriffen, dass du mit roher Kraft nichts erreichen kannst, und deshalb auf Geschwindigkeit setzen musst."
Neria blickte vorsichtig auf. Sah von Nazir zu Kayéts beeindruckender Gestalt und wieder zurück. "Der haut mich doch sonst um, ohne zweimal drüber nachzudenken."
"Richtig." Nazir zog die Brauen zusammen und fuhr mit strenger Stimme fort: "Tut er aber auch, wenn du nicht lernst, trotz Schnelligkeit kontrolliert zu handeln. Du hast eben nicht einmal hingesehen, sondern einfach nur grob in die Richtung geschlagen. So wird das niemals was - deine Aufgabe: Lernen, wie du zielgerichtet handelst. Und du lernst es besser schnell, oder deine Zukunft wird recht überschaubar." Er machte eine Pause. "Willst du dich abtrocknen gehen?"
Neria schüttelte den Kopf. "Nicht nötig."
Das entlockte ihrem Ausbilder ein kleines Lächeln, offenbar war er zufrieden mit ihrer Antwort. "Dann versuch es noch einmal."
Sie sah ihn verwirrt an. "Ich dachte, ich darf nicht..."
"Du solltest nur begreifen, dass du deinen Geschwistern nicht ernsthaft schaden darfst. Ich hoffe, das hast du jetzt gefressen."
Sie nickte.
"Also quatsch nicht, und übe." Er wandte den Kopf. "Kayét. Du weißt ebenfalls, wie es läuft. Spiel sie nicht kaputt."

Spiel sie nicht kaputt... äffte Neria Nazir in Gedanken nach. Damit war wohl klar, an welcher Stelle der Rangordnung sie hier stand. Am meisten fuchste sie, dass er damit recht hatte. Dann riss sie sich zusammen und fixierte wiederum Kayét...

[Kayét]
Er wusste, was in Nerias Kopf vorging - dieses Gefühl der Niederlage hatten die Anwärter vor ihm, er selbst und alle anderen die nach ihnen beiden kommen würden zu ertragen. Die Dunkelelfe hingegen schien das Ganze jedoch noch etwas 'persönlicher' zu nehmen als es sonst üblich war, ihr Blick sprach dementsprechend Bände als sie seine Wenigkeit fixierte und sich wohl in diesem Moment überlegte, wie sie Kayét überrumpeln konnte. Etwas...animalisches blitze in ihren Augen, und auch Nazir schien das Ganze mit geübter Routine eines Veteranen bemerkt zu haben.

"Diese Unbeherrschtheit gefällt mir gar nicht, Kätzchen", schaltete er sich ein und trat zwischen Neria und Kayét, um die Augen der Dunkelelfe einzufangen und sich dann im Anschluss zu Kayét herumzudrehen.
"Ich denke, deine Abwehr ist ein guter Anfang für unser Training", lächelte Nazir plötzlich trocken und trat ein paar Schritte auf sein Gegenüber zu bis er an derselben Position wie Neria kurz zuvor stand.
"Dein Fehler neben dem ziellosen Angriff war es, die Reaktion von Kayéts zu ignorieren. Es wäre bestimmt ein toller Schlag geworden, aber auf Bauchhöhe hat er natürlich den kürzesten Weg um dich mit seinen Händen zu blocken. Was also tun? Ihm die Nase brechen?", und dabei blickte er prüfend Kayét neben sich an, der aber dem Blick seines Ausbilders gerade so standhielt.
"Nein, den Angriff führe ich genauso aus wie du, Schneekatze; mit einem kleinen Unterschied", und mit einem leichten Kopfnicken bedeutete er Neria und Kayét, sich bereit zu machen; erstere zum Beobachten, zweiterer zur Abwehr. Was Nazir beabsichtigte, war offensichtlich: Alternativen aufzeigen und damit Neria klar machen, dass Fehler zum Lernen dazugehörten - und natürlich ihre Stimmung abzukühlen.
Das wird jetzt wohl nicht so einfach, schoss es Kayét durch den Kopf, als er sah, wie sein Ausbilder sich vorbereitete. Und er sollte recht behalten.

Blitzschnell kam die rechte Hand von Nazir vorgeschossen und zielte dabei auf seinen Bauch, und abermals versuchte Kayét, das Handgelenk zu greifen und sich dabei zur Seite wegzudrehen. Dieses Mal jedoch misslang das Ganze kläglich. Statt der Faust griff er in die offene Hand von Nazir, welche ihn wiederrum packte und plötzlich an sich zog, seine seitliche Drehbewegung und den Schwung des Gegeners ausnutzend. Mit dem Oberkörper prallte Kayét mit Wucht gegen Nazirs vorgeschobene Schulter, sodass ihm die Luft aus den Lungen gedrückt wurde, und zeitgleich ließ Nazir seine Hand auch schon wieder los, woraufhin Kayét zurückgeworfen wurde und mit einem dumpfen Knall rücklings auf dem harten Steinboden der Niederlassung landete.
Als wäre nichts gewesen drehte sich Nazir nun wieder zu Neria herum, während Kayét für den Moment erst einmal liegen blieb und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Die Stimme des Ausbilders hörte er jedoch ausgezeichnet, als dieser das Wort ergriff.

"Den Unterschied hast du hoffentlich gesehen, Schneekatze. Keine Faust, sondern die offene Hand. Kraft brauchst du dafür ebenfalls keine, letztendlich hat sich mein Gegner durch seinen eigenen Schwung ausgeschaltete. Aber denk dran, nicht jeder Gegner ist so dumm wie der gute Kayét...", und damit drehte er sich wieder zu dem am Boden liegenden Anwärter der Bruderschaft herum und ging auf ihn zu, um ihm die Hand zum Aufstehen zu reichen.
"Zweimal derselbe Trick? Dafür solltest du eigentlich auch baden gehen, du Schwachkopf", war Nazirs trockener Kommentar und damit zog er Kayét mit spielender Leichtigkeit auf die Beine und winkte zeitgleich Neria herbei. Jetzt war sie wohl an der Reihe, und der Redguard holte noch einmal tief Luft und ging in eine Abwehrhaltung.
"Jetzt will ich zur Abwechslung mal einen vernünftigen Angriff sehen", gab Nazir, neben ihnen mit verschränkten Armen stehend, seine Anweisung in Richtung der Dunmerin und beobachtete das Ganze mit Argusaugen.

[Neria]
Neria wusste leider gar nicht, was Nazir unter einem 'vernünftigen Angriff' verstand, abgesehen von dem, den er selbst gerade ausgeführt hatte. Sie probierte zunächst einmal, sein Bewegungsmuster zu reproduzieren, sehr viel langsamer, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Kayét gab ihr die Chance, ließ sie den Griff und den Stoß ausführen, rollte sich ab und kam, wie es schien, mühelos wieder auf die Beine. Sie übten es ein paar mal, während Neria fieberhaft überlegte, wie sie ihren Lehrer zufriedenstellen könnte. Es durfte keine weitere Verzweifelungstat sein, denn dann wäre Nazir vermutlich geplatzt.
So versuchte sie beim nächsten Durchgang, den Bewegungsablauf etwas abzuändern: Wieder fasste sie mit der einen Hand in Kayéts, mit der anderen jedoch in seine Armbeuge und schickte sich an, mit einem schnellen Schritt hinter ihn zu kommen und ihm dabei den Arm auf den Rücken zu drehen.

[Kayét]
Mit Nerias mehr oder weniger vorhersehbaren Angriff (schließlich war ihm klar dass die Dunmerin irgendwann einen Ausfall wagen würde; nichts anderes hatte der alte Redguard angeordnet) sah sich Kayét in einer moralischen Zwickmühle, die ihn mehr zusetzte als er sich in den paar Millisekunden Gedenkzeit eingestehen konnte.
Spiel sie nicht kaputt, hallte Nazirs Stimme in seinem Schädel nach. Was war damit gemeint? Der Dunmerin ein Erfolgserlebnis einräumen? Für einen Außenstehenden mochte ihr Angriff clever wirken, aber für den durch die Soldatenakademie Hammerfells im Nahkampf geformten Kayét war dies schlichtweg zu....einfach. Schon im Ansatz erkannte er, was Neria beabsichtigte, und er musste in Bruchteilen von Sekunden entscheiden, ob er es einfach geschehen lassen oder sich entsprechend wehren wollte.
Allein sein Ego nahm ihm die Entscheidung ab, gepaart mit den Reflexen und instinktiven Reaktionen eines geübten Nahkämpfers.
Trocken und vollkommen ansatzlos schlug er mit der freien Hand auf den Arm seiner Kontrahentin und löste somit die zusätzliche Verbindung, dachte aber zeitgleich gar nicht daran, Nerias Hand loszulassen; im Gegenteil, Kayét bog diese ihr entgegen und verstärkte sogar den Griff. Den Schwung ihrer angedachten Drehbewegung ausnutzend zwang Kayét seine Gegnerin damit in die gewünschte Richtung, ließ Neria über sein bewusst stehengelassenes Bein stolpern und drehte ihr im Fallen unsanft nun ihrerseits den Arm auf den Rücken. Dumpf machte die Dunkelelfe eine Bauchlandung auf dem harten Steinboden, und Kayét ging ihr hinterher auf die Knie und hielt ihren Arm fixiert und schickte sich an, mit der anderen Hand auf ihr Schulterblatt zu drücken, um sie entgültig außer Gefecht zu setzen.

"Das reicht!", donnerte plötzlich Nazirs Stimme durch die Höhle, und schlagartig hielt Kayét inne und blickte auf. Hatte er es jetzt übertrieben? In Nazirs vernarbten Gesicht war keinerlei Emotion zu erkennen, und sekundenlang blieb die Szenerie vollkommen starr
"Veezara fragt nach dir, Kayét", und der alte Redguard kam auf sie beide zu. Also doch zuviel, schoss es Kayét durch den Kopf und er ließ von Neria ab. Nazir kniete sich nun seinerseits auf den Boden und warf Kayét einen Blick der Kategorie 'Wie, du bist noch hier?' zu, und Kayét nickte nur knapp und machte sich geschwind in Richtung des Argoniers davon.

Nazir unterdessen packte ohne Umschweife Nerias Hand und zog sie mit sich auf die Beine; seinem erfahrenen Blick entging nicht was sich in dem Kopf der Dunkelelfe jetzt gerade abspielte, und mit fester Stimme riss er sie aus ihren Gedanken.
"Dein Kopf ist nicht frei, Schneekatze. Wir sind hier, um zu lernen, und dazu gehört neben dem Umgang mit der Niederlage auch das Einstudieren gewisser Bewegungsabläufe. Hör auf, zu improvisieren, sondern übe, bis der Ablauf dir in Fleisch und Blut übergegangen ist - erst dann kannst du beginnen, ihn zu erweitern". Ein Seitenblick zu Kayét, welcher sich soeben mit dem Argonier unterhielt, folgte, dann fuhr Nazir mit gedämpfter Stimme fort.
"Auch wenn die Bruderschaft unser Leben ist, jeder von uns hatte eine Geschichte. Und du, Schneekatze, hast gerade ein Puzzelteil deines Gefährten kennengelernt. Wenn du denkst, dies haben ich oder wir ihm beigebracht, dann irrst du. Umso....beachtlicher, dass du ihn gleich am ersten Tag seine Fähigkeiten abforderst; das hat noch keiner geschafft", und nun schlich sich doch glatt ein anerkennendes Lächeln auf das Gesicht des alten Kriegers.

Kayét unterdessen war bei Veezara angekommen und wurde sogleich freundlich begrüßt.
"Sie macht dir wohl Angst?", zischelte der Argonier süffisant und wippte auf seinem Stein hin und her während er mit dem Dolch in seinen Klauen herumspielte.
Verständnislos blickte der Redguard sein Gegenüber an; gegen diese Echsenwesen hatte Kayét im Grunde eine natürliche, seine Vergangenheit betreffende Abneigung, hier in der Bruderschaft war dies jedoch etwas anderes - er war ein Bruder, und so behandelte er ihn auch.
"Nein, wie kommst du darauf....", wich er aus, aber es klang alles andere als überzeugend. Im Nachhinein kam ihm seine Reakton einfach nur übertrieben und unnötig vor.
"Ich sehe, beobachte und verstehe, mein Bruder", war die knappe Antwort von Veezara, und die Reptilienaugen ruhten amüsiert auf seinem Gegenüber, bevor er nachschob: "Auch wenn das schwimmende Kätzchen wirklich ziemlich lustig war", und damit widmete sich der Argonier wieder der Alibi-Pflege seiner Waffen, während Kayét schwieg, Neria & Nazir von Weitem beobachtete und auf die Fortsetzung des Trainings wartete.

Van Tommels
30.07.2017, 09:57
[Neria]
Nicht nur nass und gedemütigt, sondern jetzt auch noch großzügig mit dem Staub des Höhlenbodens gepudert, ließ sich Neria von Nazir auf die Füße helfen und hörte sich seine Predigt an. Das kleine Lob am Ende nahm der Ansprache ein wenig die Schärfe, und so war sie schließlich bereit, sich ihre Unzulänglichkeiten auch selbst einzugestehen. Vorsichtig sah sie zu ihrem Lehrmeister auf und sagte leise und ein wenig unsicher: "Das war ohnehin alles, was mir eingefallen wäre..."

Nazir nahm ihre Worte mit ruhigem Gesicht auf. Er hatte die Dunkelelfin in den Dreck getreten und ihr ihren Platz gezeigt; jetzt konnte er damit anfangen, sie aufbauen.
Der Bericht des Anwerbers über die Entschlossenheit, mit der sie vor dessen Augen Sithis' Werk getan hatte, hatte in der Zuflucht recht schnell die Runde gemacht und ließ Nazir ein wenig Hoffnung schöpfen, dass er nach den vielen Fehlschlägen der jüngeren Vergangenheit hier eine Anwärterin vor sich hatte, die es schaffen könnte. Wenn sie nur lernte, ihr hitziges Temperament zu beherrschen und nicht vor lauter Nervosität gleich mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.
Das wird ein harter Brocken. Und ich werde langsam zu alt für solche Sachen... Er schob den Gedanken fort und warf einen Seitenblick auf Kayét, bevor er sich wieder auf Neria konzentrierte. Diesen wütenden jungen Mann bekam er schließlich auch so nach und nach zurechtgebogen, da würde ihm das wohl gerade noch bei der sehr viel handlicheren Mer gelingen. Eigentlich sind sich die beiden gar nicht so unähnlich, überlegte Nazir weiter. Die nächsten Tage mochten zeigen, ob sich mit dieser Erkenntnis etwas anfangen ließ.

Etwas verspätet aufgrund seiner Gedankengänge reagierte er auf Nerias Antwort: "Wie gesagt: Übe die Bewegungen. Sie mögen dir einzeln noch nicht sehr effektiv erscheinen, aber irgendwann wird der Punkt kommen, an dem sich alles zusammenfügt. Und dann -erst dann- kannst du anfangen, spontan zu reagieren. Improvisation ist eine Sache, die viel Übung erfordert."
Er wandte sich wieder Kayét und dem Argonier zu: "Veezara! Bist du endlich fertig mit quasseln? Ich werde nicht jünger, und wir haben hier noch zu tun."

[Kayét]
Das Echsenwesen lehnte sich ob der derben Ansprache Nazirs lässig zurück und drehte den Kopf in Richtung Kayét.
"Worauf wartest du noch? Lass den alten Mann nicht warten", und Veezara bleckte die nadelspitzen Zähne zu einem Grinsen, was der Rothwardon mit einem kaum wahrnehmbaren und knappen Nicken quittierte. Jeder hier in der Niederlassung bediente sich eines anderen Umgangstones, an welchen man sich mehr oder weniger schnell gewöhnte.

"In die Grundstellung - und diesmal keine Alleingänge, sonst vergess ich mich", brummte Nazir schroff als Kayét wieder zu ihnen gestoßen war und belegte die beiden Anwärter gleichermaßen mit einem belehrend-tadelnden Blick. Kein Wort wurde noch zu dem Zwischenfall (wollte man ihn als solchen bezeichnen) verloren, und schon griff Nerias Hand wieder in die des Redguard, um die Bewegungsabläufe zu verinnerlichen...

...einige Zeit später...

Mit verschränkten Armen und schon recht zufrieden wirkenden Gesichtsausdruck blickte Nazir auf die zwei schwer atmenden Personen vor sich. In den letzten Stunden hatten Neria und Kayét die angesprochenen Bewegungsabläufe wieder und wieder geübt, neue waren hinzugekommen, einige hatte der alte Rothwardon ihnen ausgetrieben und mit manch einer Kampftechnik mittendrin einfach überrascht. Er wusste, Erfolgserlebnisse waren wichtig, aber gleichermaßen musste auf eine gewisse Erdung geachtet werden, um keine sich selbst überschätzenden Meuchelmörder heranzuziehen - deren Überlebensrate tendierte stets gegen Null, und der Verlust von Schwestern und Brüdern war selbst für einen abgehärteten Veteranen wie Nazir nie einfach zu verdauen.
"Genug erstmal", durchschnitt seine Stimme die Konzentration der beiden Trainierenden. "Nach der Pause machen wir weiter", und damit wandte sich Nazir einfach ab und ließ Neria und Kayét einfach stehen. Weder gab es eine Zeit- noch eine Ortsangabe, aber Kayét wusste, dass sie beide es schon mitbekommen würde. Das Training würde sie finden.

Mit einem Schulterzucken entspannte sich Kayét und blickte Neria fragend an.
"Ich würde sagen, wir essen etwas. Was hälst du davon, raus zu gehen?", und mit einem Nicken wies der Redguard hinter die Dunmerin in Richtung Ausgang, wo sich der weiße Säbelzahntiger Scimitar von ihnen unbemerkt niedergelassen hatte und herüberschaute.

[Neria]
Erschöpft blickte Neria zu Kayét auf. "Raus klingt gut", antwortete sie und rang sich ein schiefes Lächeln ab, während sie versuchte, notdürftig den Staub von ihrer Rüstung zu klopfen. Wasser, Dreck, und Leder, das bedeutete: putzen. Zumindest wusste sie bereits, wie sie ihren ersten richtigen Abend in der Zuflucht verbringen würde.
Sie schloss sich Kayét an und ging mit ihm Richtung Ausgang, wobei ihr Scimitar auffiel, der sich seinem zweibeinigen Freund wieder angeschlossen hatte. Neria fand es erstaunlich, wie es dem Kater gelungen war, sich unbemerkt in ihre Nähe zu schleichen. Schließlich war die imposante Katze normalerweise schwer zu übersehen. Scimitar hielt sich an Kayét und ignorierte die Elfin demonstrativ; vielleicht war er immer noch beleidigt darüber, dass sie ihm seinen Schlafplatz streitig gemacht hatte.
"Laufen die Tage hier immer so ab, Kayét?" fragte sie.
Einerseits hatte Neria eine gewisse Ahnung, dass ihre unmittelbare Zukunft recht anstrengend werden würde, andererseits fühlte sie sich tief im Innern zufriedener, als dies auf Vidresis Hof jemals der Fall gewesen war. Nazir triezte sie zwar fürchterlich, aber dahinter stand echtes Interesse an ihr und der Wille, sein Wissen zu vermitteln. Vor zwanzig Minuten hatte sie den alten Rothwardonen zwar gehasst, im Stillen verflucht und zum Sharmat gewünscht, aber jetzt, nachdem die Schmerzen in ihren Muskeln langsam nachgelassen hatten, merkte sie, wie sehr ihr das Training gefallen hatte. Wie gut es war, dass jemand sie herausforderte. In diesem Moment, wo sie dreckverschmiert und durchgeschwitzt hinter ihrem Partner hertrottete, wuchs ihr Vertrauen in die Dunkle Bruderschaft ein weiteres kleines Stück.

[Kayét]
"Nicht alle", antwortete Kayét mit einem schiefen Lächeln, bevor er nach einer kleinen Pause nachsetzte.
"Manche sind noch schlimmer", und mit diesen Worten legte er die Hand auf die schwere Steintür der Niederlassung, welche daraufhin lautlos zur Seite klappte und den Weg nach draußen freigab. Er wollte Neria weder veralbern noch unnötig Angst machen, denn tatsächlich war das Training von Nazir zwar hart, aber keinesfalls das Ende der Fahnenstange; hier in der Niederlassung gab es schließlich noch ganz andere Kaliber, und dabei musste Kayét zwangsläufig an Arnbjorn denken, welcher in seinen Trainingsmethoden einen groben Hinkelstein wie ein filigranes Kunstwerk aussehen ließ.

Draußen vor der Bruderschaft zeigte sich nun für Neria, wie das Leben in der Bruderschaft das Zeitgefühl beeinträchtigte, denn was sie hier empfing war keineswegs die Abenddämmerung, sondern am Horizont kündigte sich stattdessen durch rötlichen Schein in leicht nebliger, kühler Luft der nächste Morgen in Skyrim an. Der Rothwardon hatte sich daran gewöhnt, nicht mehr zu wissen in welcher Zeit er gerade lebte, denn seine neue Familie bestimmte den Tagesablauf. Tag und Nacht war irrelevant geworden, zumindest in der schutzbietenden Gemäuern und Höhlen der Niederlassung.
Während Kayét zu dem pechschwarzen, kleinen See in der Nähe schlenderte bog Scimitar in Richtung eines nahen Baumes ab und schaute kurz zu der Dunmerin herüber, wie als wolle er feststellen wo sich die Nachtlagerdiebin gerade befand. Der Blick des Katers richtete sich kurz darauf nach oben, zeitgleich kauerte er sich zusammen und spannte sichtlich die Muskeln an, und explosionsartig schnellte er wie von einem Katapult abgeschossen nach oben und schlug seine langen, messerscharfen Krallen in die grobe Rinde des Baumes. Diverse Kratzspuren zeigten, dass Scimitar dies nicht zum ersten Mal tat, und kurz darauf entzog er sich kletternd auch schon sämtlichen Blicken; lediglich ein gelegendliches Rascheln der Blätter in der Baumkrone zeugte noch von seiner Anwesenheit.

Für Kayét war dies ganz offensichtlich nichts Neues, denn er ließ sich am Rande des Gewässers auf dem Boden nieder und holte das mitgebrachte Brot und das gebratene Horkerfleisch hervor, welches er von drinnen mitgenommen hatte. Gerade nach dem Training kam es darauf an, nicht zu hungern, zeitgleich jedoch vor der nächsten Einheit nicht unnötig den Magen zu füllen. Das kalorienreiche Fleisch der nördlichen Meeresbewohner kam da gerade recht. Mit einem kleinen Messer schnitt Kayét sich jeweils eine Scheibe ab und reichte den reichlichen Rest im Anschluss zu Neria herüber.
"Entschuldige nochmal für vorhin", sagte der Rothwardon zwischen zwei Bissen mit ruhiger Stimme und hoffte, dass man ihm die stolzbedingte nötige Überwindung zum Aussprechen dieser Worte nicht anmerkte. Wir sind eine Familie, hier ist kein Platz für solche unnötigen Aktionen, rief er sich dabei in Gedanken zur Räson und biss ein weiteres Stück seiner Mahlzeit ab.

[Neria]
"Nicht alle. Manche sind noch schlimmer."
Neria rang sich auf Kayéts Antwort hin ein gequältes Grinsen ab. Die ersten Wochen in der Zuflucht würden ziemlich hart werden.
Ein Schwall kalter Luft fegte ihre Gedanken für einen Moment beiseite, Als ihr Begleiter die Dunkle Tür öffnete (die sich jetzt betont unschuldig wie eine ganz normale Tür verhielt) - der frühe Morgen und der Nebel tauchten die Landschaft, die sich vor ihnen ausbreitete, in ein unwirkliches Licht, ließen den Tau auf den Blättern mal silbern, mal rötlich schimmern.
Für Neria wirkte all das sehr exotisch - Himmelsrand war ganz anders als das Herzland, aber auch anders als Bruma. Die Luft erschien ihr klarer, weniger von Zivilisation verklebt als in Cyrodiil. Vielleicht war das nur eine Einbildung, aber wenn, dann eine, mit der die junge Dunkelelfin gut leben konnte. Es gefiel ihr hier. Aber ziemlich kühl ist es schon...

Nachdem sie versonnen Scimitar beobachtet hatte, der ihr offenbar noch immer nicht ganz verziehen hatte und jetzt, so hätte es zumindest gewirkt, wenn der Kater denken würde wie ein Mensch oder Mer, sicherstellen wollte, dass sie nicht noch einmal versuchte ihm einen seiner angestammten Plätze streitig zu machen, setzte sich Neria zu Kayét an den kleinen Tümpel neben dem Eingang. Von Scimitar war nichts mehr zu bemerken außer ein gelegentliches Rascheln der Blätter - in den Katakomben wirkte sein weißes Fell mit den Streifen sehr auffällig, aber in der Natur tarnte es ihn fast perfekt.

Das Wasser, welches im Tümpel stand, war tintenschwarz und bewegte sich nicht. Neugierig beugte sich Neria vor, um zu sehen, wie ihr Spiegelbild wohl aussähe nach all den Strapazen - und war dann doch milde überrascht: der schwarze Spiegel vertiefte jeden Schatten in ihrem Gesicht, und so wirkte es, als blicke sie ihrem eigenen Totenschädel entgegen. Neria empfand das als durchaus passend, einzig das Arrangement aus Nachtschattenblüten, die sich ebenfalls im Wasser spiegelten, fand sie ein wenig zu übertrieben dramatisch.
Sie verkniff sich gerade ein Grinsen wegen der Blüten, als Kayét ihr etwas zu essen reichte und sie kurz darauf plötzlich ansprach:
'Entschuldige nochmal für vorhin.'
"Hm?" Sie brauchte einen Moment, aber dann blitzte ein breites, ehrliches Lächeln in ihrem Gesicht auf. "Wofür denn? Dass du besser kämpfen kannst als ich?"
Einem Impuls folgend legte Neria eine Hand auf Kayéts Schulter und drückte sie leicht. "Alles gut. Ich habe heute viel von dir gelernt, und ich möchte gar nicht, dass mich jemand schont. Zumindest..." fügte sie nach einer kurzen Pause und mit einem Augenzwinkern hinzu: "...jetzt noch nicht. Wie es damit heute Abend aussieht, das weiß ich noch nicht."

[Kayét]
Leicht drehte Kayét den Kopf in Nerias Richtung und schielte mit halben Auge auf die Hand, welche auf seiner Schulter ruhte. Diese Geste war ungewohnt, zumindest dafür dass die Dunmerin gerade mal einen Tag in der Bruderschaft weilte und sie sich genau genommen gar nicht kannten. Ungewohnt, aber keineswegs unangenehm.
'Wofür denn?'
Beinahe hätte der Redguard darauf mit 'Dass ich dir nicht die Schulter gebrochen habe' geantwortet, was auch ohne Nazirs Einschreiten zweifellos passiert wäre. Aber Neria schien sich dessen gar nicht bewusst zu sein, wozu sie also mit der Nase darauf stoßen? So entschied Kayét, diese rhetorische Frage und auch das 'Lob' mit einem leichten Schulterzucken und Lächeln abzutun und biss stattdessen ein weiteres Stück von seiner Mahlzeit ab.

Ein Schatten flog in diesem Moment über die am Ufer sitzenden Bruderschaftsanwärter hinweg, als Scimitar mit einem gewaltigen Satz die Baumkrone wechselte und mit lautem Geraschel sein Ziel erfolgreich erreichte. Für seinen massig wirkenden Körper war er ziemlich gewandt und Kayét staunte ein ums andere mal zu welchen akrobatischen Höchstleistungen der weiße Säbelzahntiger fähig war.
"Heute Abend?" und Kayét nickte in Richtung der Morgendämmerung, welche langsam aber stetig über den Himmel kroch und sich immer weiter ausbreitete. Gemessen an der Zeit, die sie beide schon in das Training investiert hatten, würden sie spätestens nachmittags ins Bett fallen.
"Kommt ganz darauf an, was der alte Mann noch mit uns vorhat", und verstohlen blickte sich Kayét bei diesen Worten um, denn bei Nazir konnte man nie wissen ob er nicht doch gerade hinter einem stand. Glücklicherweise war dies nicht der Fall, und so entspannte sich der Redguard wieder ein wenig und richtete den Blick stattdessen nach oben auf die raschelnde Baumkrone.
"Welches Training liegt dir denn besser als der Nahkampf?", fragte er seine Sitznachbarin mit einem betont schelmischen Grinsen und Unterton, nicht dass sie diese kleine Frotzelei noch ernst nehmen würde. Aber es steckte nicht nur der Schalk hinter seiner Frage; es konnte doch nicht schaden, wenn er ein wenig mehr über seine neue 'Schwester' herausfinden würde, und die Wahl ihrer Waffe wäre bereits ein guter Anfang um sie einzuordnen.

[Neria]
Neria hatte wirklich keine Ahnung, wie schwer Kayét sie um ein Haar verletzt hätte. Aber sie spürte sein kurzes Zögern, vielleicht Unbehagen, und nahm ihre Hand von seiner Schulter fort.
"Nun, was man so 'Abend' nennt", antwortete sie mit einem Augenzwinkern. "Ich gestehe, in diesen Katakomben habe ich überhaupt kein Zeitgefühl." Sie wandte sich wieder dem Teich zu - das Ding war wirklich nur ein winziger Tümpel, aber sie liebte ihn jetzt schon. Das stille, finstere Wasser beruhigte sie und half ihr, sich zu fokussieren. Neria wusste schon jetzt, dass sie hier viel Zeit verbringen würde.
"Der Bogen", sagte sie nach einer kurzen Pause. "Damit bin ich recht gut." Sie zögerte ein weiteres Mal, bevor sie fortfuhr: "Zumindest... reicht es für Goblins und Kobolde. Auf dem Hof, wo ich vorher gelebt habe, war ich die Beste damit. Ich will aber nicht angeben - hier bei der Bruderschaft wird es viele Leute geben, die mich mühelos darin übertrumpfen können."
Neria wusste, dass sie unsicher wirkte. Auf Hlans Hof hätte sie sich das niemals anmerken lassen, aus Angst, dass sie durch jemand anderen ersetzt werden könnte, der sich besser zu verkaufen wusste. Aber hier, so viel hatte sie begriffen, brachte es nichts so zu tun, als sei sie besser, als sie wirklich war. Nazir hatte ihr das in nur wenigen Stunden ausgetrieben, hatte all ihre Unzulänglichkeiten gnadenlos seziert, nur um dann damit zu beginnen, ihre Fehler abzustellen. Es war eine harte und schmerzhafte Schule, aber Neria wusste instinktiv, dass es das wert war.
Wir machen dich schneller, stärker und besser. Das war es, was ihr geheimnisvoller Anwerber versprochen hatte, und auf die Einlösung dieses Versprechens hatte sie nicht lange warten müssen.

Sie blickte auf den Rest des Horkerfleischs, das Kayét ihr gegeben hatte. Etwa zwei Drittel davon hatte sie bereits hungrig heruntergeschlungen, und jetzt ging es ihr besser. Sie wollte sich aber auch nicht vollstopfen; wer wusste schon, welche Herausforderung als nächstes anstünde - und dann wäre es nicht gut, aufgrund eines übervollen Magens unbeweglich zu sein.
"Scimitar!", rief sie halblaut und blickte zu der Baumkrone hinauf, in welcher der Säbelzahn gerade herumrumorte. Die Blätter wurden still, als der große Kater seinen Namen vernahm. Viel mehr als aufmerksam gespitzte Ohren konnte die Dunkelelfin nicht von ihm sehen, aber sie wusste ungefähr, wo er war. Also holte sie aus und warf den Rest des Horkers in seine Richtung, mit der leisen Hoffnung, dass die Raubkatze ihr Friedensangebot annehmen würde.

[Kayét]
Die Dunmerin sprach das aus was er schon seit dem ersten Tag seiner Ankunft selbst festgestellt hatte - das Zeitgefühl ging einem in der Niederlassung vollkommen ab, aber einen besonders hohen Stellenwert räumte Kayét diesen Umstand keineswegs ein. Wenn Training war, dann war Training, wenn sie schliefen, dann schliefen sie - unabhängig davon, ob Tag oder Nacht.

"Mit dem Bogen richte ich wahrscheinlich mehr Schaden an wenn ich dich damit bewerfe als dass ich schieße", grinste der Redguard zur Antwort und fingerte dabei unbewusst an dem Lederband an seinem Handgelenk herum. Diesen Spruch hatte er damals in Hammerfell immer wieder zu hören bekommen; es war zwar nicht so dass er mit dieser Waffe gar nicht umgehen konnte, diesbezüglich rückte sich Kayét in ein schlechteres Licht als es eigentlich nötig gewesen wäre. Aber ein Virtuose mit dem Bogen war er nun wahrlich nicht, davon konnten Gabriella und Veezara definitiv ein Lied singen und es blind bezeugen. Schnell wischte er die Erinnerungen an seinen Vater beiseite und konzentrierte sich wieder auf Neria, welche seiner Meinung nach soeben mit Sicherheit bewusst tiefstapelte - denn umsonst saßen sie beide nicht hier am See; jeder in der Bruderschaft war für sich genommen ein Individuum und tat sich mit mindestens (irgend)einer Spezialität hervor, und davon waren die Anwärter nicht ausgenommen. Bogenschießen also, und irgendwie passte dies in Kayéts Augen tatsächlich am besten zu der zierlichen Dunmerin. Das konnte jedoch wohl kaum schon alles gewesen sein, und für einen Moment grübelte Kayét weiter. Sie hatte auf einen Hof gelebt. Als Dienstmädchen? Wohl kaum, wenn sie Bogenschießen konnte. Wie eine Söldnerin wirkte Neria jedoch ebenfalls nicht.

Ihre Stimme riss ihn aus den Gedanken, und gerade noch sah er die Pranke von Scimitar aus dem Blättergestrüpp hervorschnellen und das Horkerfleisch mit den messerscharfen Krallen im Flug packen. In Sekundenbruchteilen waren das Stück und die Pfote von dem Säbelzahntiger auch schon wieder verschwunden und man hörte es nur noch mehr in der Baumkrone rascheln, ganz offensichtlich verzehrte der gestreifte Riesenkater gerade das von Neria zugeworfene 'Friedensangebot'.
"Mach ihn nur noch dicker", bemerkte er schelmisch in Richtung Neria, und im Anschluss rappelte sich der Redguard auf und reichte der Dunmerin die Hand um sie ebenfalls auf die Beine zu ziehen.